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Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. geschützt. NutzungnurzuprivatenZwecken.DieWeiterverbreitung Dieses Dokumentisturheberrechtlich Fokussiert Clear Skies eine schnellereBeantwortungIhresSchreibens.Dieeinzelnen AdressensindaufderSeite17zufinden. Fachgruppe, etc.).BittenutzenSiediesesAngebot,denndies ermöglichtunseineffektiveres Arbeitenund Weiterhin könnenabsofortthemenabhängigeE-Mail-Adressenangebotenwerden(Redaktion,Anzeigen, porto) bezogenwerden. gramm kannüberdasInternetoderbeiderRedaktion(gegen Einsendungvon2Diskettenund3,–Rück- tungsprogramm geschrieben.Esbeinhaltetdiegesamtedem vergangenen HeftbeigelegteTabelle. DasPro- Für dasFachgruppen-Projekt„Deep-SkyinLeoMinor“wurde vonCarstenMooseinGalaxien-Verwal- gewirkt habenundinsbesondereanDirkPanczykfürdieZusendung derDeep-SkyShareware. auch indiesemBereichaufIhreregeTeilnahme undIhreIdeen.Dankanalle,diebereitsimVorfeld mit- „Verspätung“ zuhören?).DieInternet-Adresselautet:http://www.naa.net/deepsky Die seiteinigerZeitangekündigtenSeitenimInternetsindnunendlicherreichbar(dawardochdasWort Beobachtungen undBilderschmälerndieAttraktivitätderObjekteSaison. achtungen zusenden;daskannleiderschonspätsein.DenEffekt sehenSieindieserAusgabe:weniger Leser dringenderwünscht!BittewartenSienicht,bisdasnächsteHefterschienenist,umunsIhreBeob- sehen wirdiesinkendenTeilnehmerzahlen beidenObjektenderSaison.HieristaktiveBeteiligungaller gen zuversorgen. DieseAufforderung giltauchweiterhinfürdienächstenHefte.EinwenigmitSorge In diesemHeftsehenSiedieFrüchteunseresAufrufesvomletztenHerbst,interstellarummitIhrenBeiträ- gessen). sein: wendenSiesichbitteperPost,FAX oderE-Mailandenis-Abo-Service(BitteRückportonichtver- ter unbegründet:alleHeftewerdenzumselbenZeitpunktversendet.Solltedennochetwasschiefgelaufen gebracht. DieBefürchtungvielerLeser„vergessen“ zuwerden,istDank derAboverwaltungaufCompu- hörer greifenwollen.Besorgte AnrufeinderRedaktionhabennochkeinHeftschnelleraufdenWeg Bitte bedenkenSiediesbeimnächstenMal,wennungeduldigaufIhrHeftwartenundzumTelefon- Qualität zulassenwürden. und bringeneinHeftliebermalpaarTage zuspätalsdaßwirAbstricheininhaltlicherundformaler Wir stellenanunsselbst undaninterstellarumhoheAnforderungen–sicherlichimSinneunsererLeser „pfriemeln“. nisieren, Hefteeintüten,undvorallemviellästigesnervenaufreibendesKleingefiesel,dassogenannte Korrektur lesen,WWW-Seiteneinrichten,Anfragenbeantworten,Adressaufkleberdrucken,Versand orga- Satz undLayout,Werbekunden betreuen,Kontoführung,Abonnentenverwaltung,KontaktzurDruckerei, Artikel redigieren,Literaturrecherchieren,KontaktmitAutorenhalten,Fotosscannen,Bildbearbeitung, interstellarum-machen istmitallerleiArbeitenverbunden:Inhaltzusammenstellen,Bilderauswählen, sals, wiez.B.abstürzendeFestplattenoderstreikendeDruckmaschinensollgarnichtgesprochenwerden. sich KleinigkeitenzuzeitraubendenProblemenauswachsenkönnen.Von bösartigenEinfällendesSchick- dann eineszumanderen;werselbstfürseinenVerein inderFreizeiteineZeitschriftredigiert,weiß,wie Solch eineArbeitseinstellungkönnensichProfisnichtleisten,wiralsAmateureaberschon.Undsokommt und abankannesauchvorkommen,daßPrivatleben,StudiumoderBeobachtenvorgehen. Nebenbei istzuerwähnen,daßdieHerstellungderZeitschriftnichtunsereeinzigeBeschäftigungdarstellt gäbe esdieseZeitschriftnicht. eine Aufwandsentschädigung.OhneeinergroßenZahlanPersonen,dienachdieserPhilosophietätigsind, Amateurzeitschrift: vonAmateurenfürAmateure.NiemandbekommtseinegeleisteteArbeitLohnoder Interesse undSpaßanderSachezutun,ohneBezahlunginFreizeit.interstellarumisteinereine Inhalt undAufmachungnatürlichauchalsAmateuregutaussehenwollen.Amateurseinheißt:etwasaus Scheinbar vonvielenvergessen wird:interstellarumistkeineprofessionelle Zeitschrift,auchwennwirvon bringen, derauchaufdemTitelblatt steht.Warum dieseärgerliche Verspätung? stellarum gebrachtwird.Bisheristesunsleiderniegelungen,einHeftwirklichindemMonatherauszu- „Verspätung“ ist Liebe Beobachterinnen,liebeBeobachter, das Wort, dasimmerwieder–eigentlichjedesmal –negativinZusammenhangmitinter- Jürgen Lamprecht,Jürgen Ronald C.Stoyan, VeitKlaus . Wie immerhoffen wir Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

2 interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. interstellarum Mai 1996 Nummer 7 Magazin für Deep-Sky Beobachter

PRAXIS Punkt, Punkt, Komma, Strich 8 Galaxien der Lokalen Gruppe – Teil II 10 Visuelle Schlüsselerlebnisse 13 Galaxienhaufen visuell – Teil II 16 Galaxien um M 13 22 Tour d’Abell 26 Deep-Sky aus der Stadt 30 Deep-Sky – Erfahrungen in Großstädten 34 Deep-Sky in der Stadt OBJEKTE DER SAISON Vorschau auf 1996/97 41 Objekte im Frühling 1996 42

DER STARHOPPER -Hop in Ophiuchus 55

DEEP-SKY FOTOGRAFIE Objekte für lange Brennweiten: M 63 60

Galaxien der Lokalen Gruppe INSTRUMENTARIUM Ein Elektronisches Beobachtungsbuch 62 Astro-Kamera mit Klarglassucher 64

DEEP-SKY CCD Deep-Sky CCD in Namibia 65

BÜCHER UND SOFTWARE Jupiter – die Zweite 69

Galaxienhaufen visuell RUBRIKEN OBJEKTE DER SAISON Fokussiert 1 B 72 42 Inhalt 3 NGC 6058 44 Das Streulicht 4 NGC 5634 46 Beobachterforum 4 ΟΣ 288 48 Kosmische Begegnungen 24 50 VdS-Nachrichten 39 NGC 4169, 4173–5 52 Termine, Errata, Vorschau 70 Kleinanzeigen 71 Inserenten, Impressum 72

Deep-Sky CCD in Namibia

Titelbild: Die Galaxie M 63 im Sternbild Jagdhunde. Aufnahme von Eric Recurt im Mai 1994 mit dem 1060/4000-Newton der Sternwarte Puimichel auf TP 4415 hyp. Weitere Informationen sind ab Seite 60 zu finden. Links: Vier Mal M 51: fotografisch, zeichnerisch und zwei Mal digital. Genauere Daten auf Seite 4

interstellarum 2/96 3 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. BBEOBACHTERFORUMEOBACHTERFORUM

Was für eine Schande! Und das alles bloß Cirrusnebel im 2,4-Zöller wegen dieses schmutzigen Schneeballs. Tausen- de von Deep-Sky-Beobachtern haben sich von Im Beobachterforum in interstellarum 5 berichtete Markus Beckers ihm verführen lassen und schöne Neumond- von einer erfolgreichen Sichtung des Cirrusnebels mit seinem 3-zölli- nächte sinnlos vergeudet. Wie kann man nur so gen Fluorit-Refraktor unter dunklem spanischen Himmel. Daß dies blöd sein, im Liegestuhl nächtelang einem auch unter hiesigen Bedingungen mit noch etwas kleinerer und einfa- Schneeball zusehen, wie er an einem vorbei- cherer Optik möglich ist zeigt folgende Beobachtung: Der östliche fliegt? Wenn der kosmische Störenfried keinen (NGC6992/ 6995) und westliche Bogen (NGC6960) des Cirrus-Nebels so hellen Schweif gehabt hätte, wäre ich jetzt waren in meinem Refraktor 60/420 bei 14facher Vergrößerung und wenigstens mit meinen Galaxien in UHC-Filter schwach, aber deutlich sichtbar. Beobachtet wurde im und Bootes durch. Doch anstatt auf diese Randbereich einer 12000 Einwohner zählenden Ortschaft mit entspre- Anmaßung an Helligkeit und Zirkumpolarität chender Lichtverschmutzung bei einer Grenzgröße von knapp 5m,3. mit der kurzfristigen Verlagerung des Beobach- Dirk Panczyk tungsplatzes nach – sagen wir – Neuseeland oder so zu reagieren, was machen sie alle: gaf- Visuelle Spektroskopie Planetarischer Nebel fen und photographieren wie die Wilden. Was Beobachter Planetarischer Nebel kennen soll das? So kriegen sie nie alle NGC-Objekte das Problem: Man hat einen PN mit oder Planetarischen Nebel. Es mangelt wohl hoher Flächenhelligkeit vor sich und hier noch an der richtigen Einstellung zum Hob- kann den Zentralstern nicht sehen; zum by! Hört mal: Ihr seid Deep-Sky-Beobachter. Beispiel bei NGC 6543. Hier bietet ein Da gibt es kein Pardon. Wer die besten Nächte Blaze-Gitter Abhilfe; es kann wie ein im Jahr wegen dieses japanischen Angriffs auf Filter ins Okular geschraubt werden und die Netzhaut sausen läßt, braucht sich gar nicht zeigt dem monochromatischen Bild des mehr im Virgohaufen blicken zu lassen. PN überlagert das feine kontiniuerliche Aber das schärfste kommt ja noch: Erreicht Spektrum des Zentralsterns (vgl. Abb.). NGC 6543 im 14" mit einem Blaze-Gitter bei 200× mich doch kürzlich eine Unverschämtheit eines Nebel, bei denen diese Technik mit unserer Leser. Ein Sonderheft will er. Mit dem Erfolg am 14" bei 200× angewandt wurde, sind IC 4593 (Her), NGC Thema „Hyakutake“. Ja, ist der denn verrückt 6210 (Her) und der gezeigte NGC 6543 (Dra). Interessant ist, daß auf geworden?! Bei uns kommen keine Schneebälle diese Weise Zentralsterne in kompakten Nebeln gesehen werden kön- und sonstige Lichtquellen aus dem Sonnensy- nen, die ohne Gitter nicht zu beobachten sind. Das Gitter dient weiter- stem ‘rein. Wo kommen wir denn da hin. Am hin natürlich auch zur Identifikation von stellaren PN in dichten Stern- Ende gewöhnt man sich noch an das Ganze. feldern, sollte aber nicht bei sehr schwachen PN angewandt werden Doch schon droht die nächste Gefahr aus dem (PN mind. 2m heller als stellare Grenzgröße). -rcs All: Wachsame Deep-Sky-Agenten haben aus sicherer Quelle in Erfahrung bringen können, Digitized Sky Survey daß im nächsten Jahr ein ähnlich unwillkomme- Seit kurzem ist der Digitized Sky Survey (siehe is 4 S. 26) über das ner Gast am Neumondhimmel auftauchen soll. Internet auch unter folgenden Adressen bei der ESO/ST-ECF (Europe- Der einzige Lichtblick ist, daß dieser neue an Southern Observatory/Space Telescope-European Coordinating Komplize von Hyakutake nicht ganz so hell Facility) bzw. dem CADC (Canadian Astronomy Data Centre) zu werden soll. Trotzdem werden diesem penetrant erreichen: http://arch-http.hq.eso.org/cgi-bin/dss bzw.: http://cadc ausgasenden Objekt wohl wieder die Unerfah- www.dao.nrc.ca/dss/dss.html -jl renen und Leichtsinnigen unter uns Deep-Sky- Beobachtern auf den Leim gehen. Staubemp- findliche Beobachter werden gebeten aus Bildunterschrift zu Seite 2: gesundheitlichen Gründen Mundschutz zu tra- Vier Mal M 51: fotografisch, zeichnerisch und zwei Mal digital. gen, während der Kometenschweif sichtbar ist. Links oben: CCD-Aufnahme von Axel Martin mit einem 12" ,5- Schlechte Zeiten also stehen ins Haus. Die Newton und einer Starlight press-Kamera.X Rechts oben: Foto Fachgruppenleitung hat deshalb als weitere von Bernd Bleiziffer mit einem 8"-SCT aus Solingen heraus !);( 120 Vorsichtsmaßnahme einen „Comet-Protection- min belichtet auf TP 2415 hyp. bei f/11, 12fache Nachvergröße- Kit“ entwickelt. Er enthält neben dem erprobten rung. Mehr ist in diesem Gerät nicht drin! ieD Supernova 1994 I „Visual Field Reducer“ aus zwei parallel orien- ist im 300 s vorbelichteten Kern sichtbar. Links unten: Zeichnung von Ronald Stoyan mit einem 14"-Newton bei 111× und 200× in tierten Klopapierrollen auch einen „Anti-Swan- Kreben. Rechts unten: CCD-Aufnahme von Klaus Rüpplein mit Band-Filter“. Er kann gegen 300,– DM in Brief- einem 11"-SCT und einer Starlight-SX Kamera; 3 ×325 s belichtet. marken bei der Fachgruppe angefordert werden. Dieses Bild entstand nur drei Monate, nachdem der Bildautor sei- Damit wir auch morgen noch ungestört beob- ne erste CCD-Kamera gekauft hatte. achten können. -kv

4 interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. BBEOBACHTERFORUMEOBACHTERFORUM

Mit dieser Rubrik möchten wir alle aktiven Beobachter einladen, aktuelle Probleme der Theorie und Praxis zur Diskussion zu stellen und an der Fachgruppenkommunikation aktiv teilzunehmen. Das Beobachterforum soll durch informative Kurzbeiträge einen lebhaften Erfahrungsaustausch anregen. Wir möchten alle Leser aufrufen, dieses Forum aktiv zu nutzen. Kurze Beobach- tungsberichte, Projektvorstellungen und Ergänzungen zu interstellarum haben hier genauso Platz wie sachbezogene Kritik und fachliche Anmerkungen. Oder beobachten Sie überhaupt nicht...?!

IC 4677 – Galaxie oder PN-Knoten? Stellt man in modernen Computerprogram- men die Umgebung des Planetarischen Nebels NGC 6543 ein, so zeigen diese eine Ost-West elongierte Galaxie nur 2' westlich NGC 6543 des PN an: IC 4677. Der interessierte Beob- achter findet dieses Objekt auch in neuesten Katalogen als Galaxie klassifiziert an, die Helligkeit wird mit 15m angegeben. Die Wahrheit allerdings kommt schnell bei einer ICIC 46774677 visuellen Beobachtung ans Licht: NGC 6543 wird wie viele PN von einem großen leucht- schwachen Halo umgeben, etwa 6' im Durchmesser. Auf guten Fotografien, wie der NGC 6552 nebenstehenden von Georg Reus, erkennt man just 2' westlich des hellen Zentralnebels einen Ost-West elongierten Knoten der fila- mentartigen Halomaterie: IC 4677. Die visu- elle Beobachtung bestätigt den Befund: im 14" bei 200× ist ohne Filter nichts, mit einem NGC 6543 mit hellem elongierten Haloknoten IC 4677 und der Galaxie NGC [OIII]-Linienfilter aber ein kleiner, deutlich 6552, fast exakt am ekliptikalen Nordpol. Foto von Georg Reus mit einem 14"- elongierter Nebelbarren zu sehen. IC 4677 SCT bei 2,5 m Brennweite. Komposit aus einer 120min und einer 210 min an ist also ein Fehler im RC3, dem derzeit aktu- verschiedenen Tagen auf TP2415 hyp. belichteten Aufnahme; 9fache Nach- ellen Galaxienkatalog. -rcs vergrößerung.

Die Sternkartenbeleuchtung dann die Feder so groß sein, daß sie lan- werden, da eine LED bei 3 Volt Da selbstverständlich nicht jeder Astro- ge genug gezogen werden kann, um wie- Betriebsspannung einen Vorwiderstand nom auch ein Elektriker ist, möchte ich der Kontakt herzustellen. Die elegante- mit 56 oder 68 Ohm benötigt, siehe ein paar Tips für eine günstige Sternkar- ste Lösung mit dem geringsten Strom- Schaltbild. Vor dem Einbau ist die rich- tenbeleuchtung geben: Eine Taschen- verbrauch ist mit Sicherheit eine helle tige Polung der LED zusammen mit dem lampe vorne mit einer roten Folie zukle- Leuchtdiode (LED). Dabei hat sich eine Vorwiderstand auszuprobieren! Findet ben ist wohl die schlechteste Methode, gelbe LED vom Typ 20 mA, 250 mcd, man keine geeignete 3 Volt-Taschenlam- da die gleiche Energie verbraucht wird klar, 5 mm im Durchmesser, manchmal pe, bei der die zwei Bauteile direkt wie für den normalen hellen Einsatz der auch superhell genannt, am besten anstelle des Birnchens eingelötet werden Taschenlampe. Wesentlich günstiger für bewährt; Preis: ca. 1,– DM. Leider muß können, muß man den Glaskörper des die Lebensdauer der Batterien ist es, das nun mit einem Lötkolben gearbeitet Birnchens mit einer Zange zerstören und Birnchen nur mit der halben Spannung den Widerstand zusammen mit der LED (Volt) oder gegebenfalls noch weniger in den übrig gebliebenen Sockel löten. zu betreiben. Hierzu gibt es zwei Mög- R=56 Ohm, ¼ Watt Bitte schnell löten, damit die LED nicht lichkeiten: Hat man eine 3 Volt-Taschen- überhitzt wird! Mit einem solchen lampe, kauft man im Radiogeschäft ein „Glühwürmchen“ und einem guten Ster- natlas haben meine Frau und ich sogar passendes 6 Volt-Birnchen, natürlich mit 3 Volt LED GL5GB einer niedrigen Stromstärke (0,1–0,3 mit zwei fast leeren Batterien schon Ampere), evtl. paßt auch ein Fahr- manche klare Nacht in anderen Galaxien radrücklichtbirnchen. Zweite Möglich- visuell verbracht. keit: bei einer 3 Volt-Taschenlampe läßt Dieter Kremb man eine Batterie weg. Allerdings muß

interstellarum 2/96 5 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. BBEOBACHTERFORUMEOBACHTERFORUM

Meine Lieblingsgruppe Flächenhelligkeit und kein Zentrum. de, Dover Publications, New York 1966 Durch einen Artikel in „Sky & Telesco- Meine Beschreibung stimmt ganz gut Tirion, Sky Atlas 2000.0, Laminated Desk pe“ [1] und durch Band 5 „Clusters of mit [3] überein. Genaueste Daten sind Edition, Sky Publishing Co., Cambridge, “ der Webb Society [2] wurde aus [4] und [5] zu entnehmen. Massachusetts 1981 Dr. Wilfried Heise ich auf NGC 5353 und ihre Begleiter Webb Society Deep-Sky Observers aufmerksam. Besonders reizvoll ist es, Handbooks, Enslow Publishers, Hillside, alle Objekte im Gesichtsfeld eines WW- Literatur: [1] Sky and Telescope, März 1988, New Jersey. Volume4: Galaxies (1981). Okulars zu sehen. Die Gruppe verträgt Volume 5: Groups of Galaxies (1982) sehr hohe Vergrößerungen (270×) und p. 332 ist auch unter eher mäßigen Bedingun- [2] Webb Society Deep Sky Observers Luginbuhl/Skiff, Observing Handbook gen zu sehen. Handbook, Vol. 5, Enslow Publishers, and Catalogue of Deep-Sky Objects, Mit meinem 14,5-Zöller ist NGC New Jersey 1982, p.213 Cambridge University Press, Cambridge 5353 am hellsten; NGC 5354 ist etwas [3] Luginbuhl/Skiff, Observing Handbook 1989 and Catalogue of Deep-Sky Objects, lichtschwächer. Beide haben einen ellip- Tirion/Rappaport/Lovi, Uranometria Cambridge University Press, Cam- tischen Umriß und eine hohe Flächen- 2000.0 Vol. I und II helligkeit. Den beiden folgt, wesentlich bridge 1989, p. 52 Cragin/Lucyk/Rappaport, The Deep Sky lichtschwächer und kleiner, NGC 5355 [4] Sandage/Bedke, The Carnegie Atlas Field Guide to Uranometria 2000.0, Will- nach. Nur der Kern und die innerste Zen- of Galaxies, Washington 1994, p. 89 mann-Bell Inc., Richmond, Virginia 1987 tralzone heben sich gerade noch vom [5] Hickson, Atlas of Compact Groups of und 1993 Himmelshintergrund ab. Zum Schluß Galaxies, Amsterdam 1994, p. 68 folgt NGC 5358. Sie ist zwar etwas hel- Sandage/Bedke, The Carnegie Atlas of ler als NGC 5355, weist aber keine Literatur für „-Freaks“: Galaxies Vol. I und II, Carnegie Instituti- erkennbare Struktur auf. Die größte Mac Robert, Star Hopping for Backyard on of Washington Publication 1994 Galaxie der Gruppe ist NGC 5350. Sie Astronomers Sky Publishing Co., Cam- Hickson, Atlas of Compact Groups of liegt nördlich von NGC 5353, hat bei bridge, Massachusetts 1993 Galaxies, Overseas Publishers Ass., ovalem Umriß aber eine viel geringere Burnham’s Calestial Handbook, 3 Bän- Amsterdam 1994

Die Große Sagittariuswolke im Feldstecher

Mit einem 11×80-Feldstecher von Australien aus gelang Andreas Alzner diese wunderschöne Zeichnung der Milchstraßenre- gion im Grenzbereich der Sternbilder Sagittarius und Scorpius. Die meisten der gesehenen Dunkelnebel tragen keine Katalog- bezeichnung.

X

Cr 351 Tr 31 Ru 131

W NGC 6451

γ Sgr

6 interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. BBEOBACHTERFORUMEOBACHTERFORUM

Die Gravitationslinse lich dieser Galaxiengruppe befindet sich zum Beobachten wirklich „harter Q0957+561 – ein Versuch das in interstellarum angesprochene Objekte“ anregen kann. Allerdings habe Aufgrund eines Artikels in interstella- Sternmuster, das auch sofort aufgefun- ich aus meiner persönlichen Erfahrung rum 3 (Gravitationslinse visuell) ver- den wurde. Alle sechs Sterne (der bei der Beobachtung des Doppelquasars m suchte ich mich auch einmal an diesem schwächste 15 , 4) waren bei 312facher den Eindruck, daß Q0957+561 zu hart besonderen Objekt. Als Beobachtungs- Vergrößerung indirekt aber deutlich zu für einen Zwölfeinhalbzöller ist. Der instrument diente mir mein 317/1500- erkennen. Wenige Bogenminuten west- Doppelquasar war wirklich brutal Newton (Dobson). Ausgangspunkt ist lich dieser Gruppe befindet sich der schwer im 14-Zöller bei nahezu idealen die Galaxie NGC 3079. Bei 200facher Doppelquasar. Doch alles fixieren bei Bedingungen. Ich habe drei Beobach- Vergrößerung zeigt sie sich als einpräg- Vergrößerungen zwischen 200 und 300- tern Q0957+561 in einem 20" unter m same, helle, in Nord-Süd Richtung aus- fach brachte dieses für mein Teleskop 6 ,8-Himmel gezeigt, nur einer konnte gerichtete Edge-On-Galaxie, nördlich extrem lichtschwache Objekt nicht auf meine Beobachtung nachvollziehen! von drei helleren Sternen. Die Galaxie die Netzhaut. Für diese Nacht blieb es Dabei fand ich ihn im 20" besonders NGC 3073 ist westlich von NGC 3079 beim Versuch, der mit Sicherheit nicht leicht nach meinen Erfahrungen mit 14", m als runder schwacher Lichtfleck indirekt mein letzter gewesen ist. Klaus Wenzel sogar der 17 ,3-Stern war schön zu m zu sehen. Nordöstlich von NGC 3073 sehen ... Wenn schon die 15 -Sterne des (westlich von NGC 3079) ist das schwa- Es ist sehr ermunternd und schön zu „M 29-Sternmusters“ nur indirekt gese- che Glimmen von MCG+9-17-9 (13m,8; hören, daß man mit interstellarum-Ver- hen werden, besteht bei Q0957+561 nie 0,8'× 0,4') indirekt zu erkennen. Nörd- öffentlichungen auch andere Beobachter und nimmer eine Chance. -rcs

CCD mit Normal- und Teleobjektiv

Auch mit einem Normalobjektiv oder kleinen Teles ist CCD möglich! Aufnahmen von Ulrich Schmidt mit einer ST-5 Kamera: NGC 7000 (50mm-Objektiv, 3×300 s belichtet, UHC-Filter), M 31 (135mm-Tele, 120 s belichtet), M 20 (500 mm Tele, 8×300 s belichtet, H-α Filter).

interstellarum 2/96 7 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. PRAXIS I Punkt, Punkt, Komma, Strich … Markus Beckers

eim Beobachten von Deep-Sky- auch der Fotoplatte keine Konkurrenz ausprobieren, sonst kann es schnell pas- Objekten kommt sicherlich machen. Um die Positonierung von Ster- sieren, daß der ins Okular geholte Han- Bjedem, früher oder später, einmal nen zu üben, bietet sich die Zeichnung telnebel größer wird als er eigentlich der Wunsch das Gesehene auch irgend- eines (natürlich offenen) Sternhaufens werden sollte. Zuletzt sollte man noch wie zu verewigen. Wer sich an die an. Man sollte sich übrigens nicht von die Daten des benutzen Teleskops und Astrophotographie nicht herantraut, oder Fotos in die Irre leiten lassen, was Okulars auf dem Rand oder der Rücksei- auch nicht das nötige Kleingeld für eine Details angeht die man gesehen oder te der Zeichnung festhalten, damit man Startausrüstung hat, dem kann ich nur auch nicht gesehen hat. Das Beste ist, jederzeit einen Vergleich zu später empfehlen es doch einmal mit dem zuerst zu zeichnen, und dann mit Fotos gemachten Zeichnungen anstellen kann. Zeichnen zu versuchen. Benötigt werden zu vergleichen. In der warmen Stube Vom Radiergummi ist hier absichtlich lediglich Papier, Bleistift (ich benutze kann dann die Reinzeichnung (mein kein Gebrauch gemacht worden. Man Härte HB), ein weißer „Buntstift“ und Positiv), auf schwarzer Pappe oder sollte versuchen so genau zu arbeiten, schwarze Pappe oder Papier. Die Vor- Papier, erfolgen. Man sollte dies aller- daß man ohne Radierer auskommt, denn zeichnung des Objektes (mein Negativ) dings noch am gleichen Abend machen, ein mit Radiergummi bearbeitetes Blatt am Fernrohr führe ich mit Bleistift auf denn man möchte das Gesehene ja so sieht i.d.R. unsauber aus. Wer nun Inter- weißem Papier aus, natürlich unter dem zeichen wie man es beobachtet hat, ohne esse am Zeichnen von Deep-Sky-Objek- Licht einer roten Taschenlampe. Ich zie- Details zu vergessen oder gar hinzuzufü- ten gefunden hat, soll es ruhig einmal in he dies dem direkten Zeichnen auf gen. Je feiner übrigens das schwarze der nächsten klaren Nacht versuchen; schwarzem Papier vor. Aber hier muß Papier strukturiert ist, umso genauer den Stolz auf die erste geglückte Zeich- jeder für sich entscheiden, was leichter kann man die Helligkeitsabstufung des nung wird man so schnell nicht verges- fällt. Man sollte zu Beginn die Zeich- Objektes mit dem weißen „Buntstift“ sen … viel Erfolg dabei! nungen nicht zu groß ausführen, da man nachempfinden. Das Verschmieren der in kleinerem Maßstab die Proportionen Striche mit dem Finger, um eine noch Markus Beckers besser im Griff hat. Vorzugsweise zeich- realistischere Helligkeitsabstufung zu Gietherstr. 116 ne ich in einem Kreis (10–15 cm); dies erlangen, sollte man erst nach einigem 47877 Willich-Anrath entspricht dem Anblick im Okular und üben und nur bei größeren Zeichnungen erfordert somit kein zusätzliches Umdenken. Dem Anfänger unter den Zeichnern würde ich dazu raten, die ersten Objekte mit kleineren Optiken zu zeichnen, sonst könnte die Detailfülle beim Zeichnen überfordern. Zuerst soll- te man sich in der Technik üben. Zu Beginn umfahre ich die Kontour des beobachteten Deep-Sky-Objektes und mache mich dann an die Details. Man sollte den Bleistift in möglichst flachem Winkel zum Papier halten und nur durch die Anzahl der Striche, nicht durch die Härte des ausgeübten Drucks auf den Stift, die hellen und dunkleren Teile des Ojektes nachahmen. Um die Zeichnung so real wie möglich aussehen zu lassen sollte man auch in der Umgebung ste- hende Sterne mit einzeichnen. Hierbei gehe ich von außen nach innen vor, wobei auch hier die Darstellung im Kreis wieder Vorteile beim Positionieren der Sterne bringt. Stellt man sich die Begrenzung des Kreises als Zifferblatt vor, muß man die Sternpositionen nur M 27, 70/630 mm noch Uhrzeiten zuordnen. Zwar hat man 17,5mm Okular so keine hundertprozentige Positionie- UHC rung vorgenommen, aber man will ja

8 interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Galaxien der Lokalen Gruppe – Teil 2 Klaus Veit

inige Leser werden sich sicher von Karachentsev und Tikhonov (1993) wurde natürlich nichts erkannt. Dabei noch an den ersten Teil dieses 6,2 Millionen Lichtjahre (MLj) entfernt wurde Regulus bei höherer Vergröße- EArtikels in interstellarum 5 erin- und somit nicht mehr zur Lokalen Grup- rung außerhalb des Feldes plaziert. And- nern, wo eindrucksvolle Aufnahmen von pe zu rechnen. Wahrscheinlich gehört reas Alzner sieht bei 74× im 14" einen Gruppenmitgliedern des Herbst- und dieses Objekt zur in interstellarum 5 kontrastarmen Nebel, den er eindeutig Winterhimmels bewundert werden erwähnten Maffei-Gruppe. Trotzdem Leo I zuordnet. konnten. Auch diesmal haben wir wie- handelt es sich bei dieser irregulären Die Sextans-Zwerggalaxie (Sextans der viele Fotos und CCD-Bilder von Galaxie um ein interessantes Objekt für A) ist das derzeit bekannte schwächste unseren aktiven Lesern erhalten. An die- größere Öffnungen (etwa ab 10–14"), da Objekt aller Gruppenmitglieder. Wohl ser Stelle sei allen Einsendern sehr herz- man auf dem POSS-Rot (DSS) zwei ist von dieser keine visuelle Beobach- lich gedankt, ohne die dieser Artikel schwache knotenartige Verdichtungen in tung zu erwarten, jedoch von einem nicht möglich gewesen wäre. Im zweiten 2',5 Abstand erkennt, die in N-S-Rich- anderen Objekt in Sextans, von dem spä- Teil geht es um Frühlings- und Somme- tung orientiert sind. Leider liegt von die- ter die Rede sein wird. Mit 4,2 MLj robjekte, die noch nicht besprochen wor- sem Objekt keine Beobachtung vor. (Aparicio und Rodriguez-Ulloa 1992) ist den sind. Desweiteren wird am Ende Bei Leo A sieht es schon besser aus. sie zwar im Bereich der Lokalen Grup- noch einmal auf ein paar andere nahe Bereits im 8"-Newton ist das Objekt ein- pe, dynamisch gesehen jedoch ist es auf- Galaxien im Bereich der Lokalen Grup- deutig bei 48× und 75× zu sehen als grund von Geschwindigkeitsbetrachtun- pe hingewiesen. natürlich formloses und diffuses Etwas gen unsicher, ob diese elliptische Zwerg- In [1] hat Sidney van den Bergh Infor- von weniger als 5' Ausdehnung. Die galaxie zur Lokalen Gruppe gehört. mationen zu vielen Objekten im Bereich Entfernung beträgt nach Demers et al. Leo II ist ebenfalls eine Zwerggalaxie der Lokalen Gruppe in übersichtlicher (1984) 7,5 MLj. Die Messung der Bewe- vom elliptischen Typ. Während Andreas und komprimierter Form zusammenge- gung des Objekts läßt jedoch auf eine Alzner mit einem 14"-Newton keine stellt. Dort stößt man auch auf ziemlich eindeutige Zugehörigkeit schließen. Sichtung gelingt, beschreibt Dieter aktuelle Entfernungsangaben. Leider Leo I ist dadurch ausgezeichnet, daß Kremb den visuellen Eindruck dieses waren diese Informationen bei der sie direkt neben Regulus steht (vgl. Foto Objekts in einem 200/1300 SCT bei Erstellung der beiden Diagramme in Teil von Uwe Wohlrab in interstellarum 3). bester Sicht im Rheintal nach Regen wie 1 nicht verfügbar. Ich werde bei den fol- Daher ist sie sehr schwierig zu beobach- folgt: „Bei 50× und systematischem genden Objekten nur Werte aus dieser ten. Eine Feldblende kann hilfreich sein. Suchen nach der Uranometria konnte die Quelle angeben, die alle Hinweise auf Im 18"-Newton Max Lammerers (Köttel Galaxie an der eingezeichneten Stelle die Originalveröffentlichungen enthält. bei Lichtenfels) kann eine große ovale bei indirektem Sehen als flächiger, Aufhellung erkannt werden, die sich bei strukturloser Fleck mit Sicherheit gese- Frühlings- und Sommerobjekte Bewegen des Tubus mitbewegt. Von hen werden, allerdings an der Wahrneh- UGCA 86 ist nach neuen Messungen Strukturen dieser irregulären Galaxie mungsgrenze. Sie machte einen ähnli-

Leo I und Regulus. Links: Foto von Bernd Flach-Wilken mit einer FFC 294/940 und UV-Filter; 40 min auf TP 2415 hyp belichtet. Rechts: CCD-Aufnahme von Bernd Koch und Stefan Korth mit einem 11"-SCT bei f/4.8, 1,4 min. belichtet mit einer Starlight Xpress-Kamera.

10 interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Leo II. Foto der Interessengemeinschaft Astrofotografie Bochum (IAB) mit einer 344/1375-Schmidtkamera bei f/4,5; 90 min belichtet auf dem Hohen List (Eifel) mit TP4415 hyp. Rechts: Eine 20fache Nachvergrößerung, um die Einzelsterne aufzulösen.

chen Eindruck wie ein sehr schwacher, Cepheiden als Entfernungsindikatoren Objekte einzig und allein von der Trans- kleinerer Gasnebel. Der Versuch, mit zu finden [2]. Es wurde ein einziger pas- parenz und der Austrittspupille (AP) des 148× Details aufzuspüren, war leider sender Cepheid gefunden, der eine Ent- Beobachters abhängen. Ich rufe jeden, erfolglos; bei dieser Vergrößerung war fernung von 7,3 MLj mit einem Fehler der über halbwegs guten Himmel und die Galaxie eigentlich nicht mehr zu von ±0,8 MLj lieferte. Damit unterschei- ein Gerät mit großer AP verfügt, diese erkennen.“ Diese Beobachtung ist ver- det sich diese Angabe wesentlich von schwachen Objekte in unvoreingenom- wunderlich angesichts der hier gezeigten früheren Werten. Es scheint als müßte mener Weise zu beobachten. Fotos von Leo II. Leider ist mir in inter- das ganze Spiel mit Entfernungen und Die Randpartien – machbare stellarum 5 in der Tabelle bei Leo II ein dynamischen Modellrechnungen noch Objekte? äußerst schwerwiegender Fehler in der einmal aufgerollt werden. Visuell kann Entfernungsangabe unterlaufen. Es muß mit 8" nur etwas vermutet werden, mit An dieser Stelle möchte ich auf einige 0,6 statt 4,0 MLj heißen. Dadurch sind 14" jedoch kann Ronald C. Stoyan das reizvolle hellere und schwächere Objek- auch die beiden Diagramme stark ver- Objekt sogar mit Bleistift und Papier te im Nahbereich der Lokalen Gruppe fälscht. festhalten. Auf dem POSS-Rot (DSS) hinweisen, auf die ich in [1] gestoßen Von GR 8 wurden bis 1994 Aufnah- sind mehrere Sternentstehungsgebiete bin. Die Angabe aller Daten, wie Entfer- men mit verschiedensten Telskopen sichtbar, verwunderlich bei einer gas- nung usw., würde den Rahmen dieser gemacht, darunter auch dem HST, um freien Galaxie. kurzen Aufzählung sprengen. Ich möch- Jetzt kommen wir zu den te hiermit nur eine Zusammenstellung Objekten, deretwegen ich möglicher Ziele geben und eine kurze eigentlich zu diesem Artikel Beschreibung im Falle einer Sichtung motiviert wurde: Ursa Minor meinerseits. und Draco Dwarf. In Urano- Da ist zunächst SDIG, keine CCD- metria 2000.0 erscheinen sie Kamera, sondern ESO 349-31, eine als große Ovale, genaue Hel- Zwerggalaxie irregulären Typs, die ligkeitsangaben sind rar, aber wahrscheinlich zur Sculptorgruppe man hört immer wieder von gehört. Die Abkürzung steht für Sichtungen mit 20" aufwärts. Sculptor Dwarf Irregular Galaxy. Auf POSS-Rot (DSS) und Bei And IV handelt es sich nach POSS-Blau (Mikrofiche) ist Jones (1993) um eine Sternwolke in M von Draco Dwarf nichts zu 31. sehen! Tom Polakis spricht in NGC 1560 und NGC 1569 gehören [3] von einer Beobachtung bei- wahrscheinlich zur Maffeigruppe, im 8" der Objekte mit 13" Öffnung, ist die erste schwierig, an der Wahr- die ich leider noch nicht nach- nehmungsgrenze, ohne Elongation, die vollziehen konnte. Er sieht zweite bei hoher Vergrößerung gut von aber nur die hellen Zentralbe- einem hellen Stern getrennt, auch noch GR 8, im Feld mit der schönen Edge-On NGC 4866. reiche. Meiner Meinung nach bei 75×, ein heller Kern wurde vermutet. Zeichnung von R.C.Stoyan mit einem 14"-Newton sollte die Sichtung solcher UGCA 92 befindet sich nahe IC 342, bei 81fach in Kreben.

interstellarum 2/96 11 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Links: NGC 6822 (Mosaikbild von Barnard’s Galaxy, Sagittarius). CCD-Aufnahme von Bernd Koch in Namibia mit einem 11"-SCT bei f/4,8; Belichtungszeit: 6 x 82 s = 8m 12 s (Nord) und 6 x 82 s = 8m 12s (Süd); Beobachtungsort: Farm Tivoli, Namibia. Markiert sind die hell- sten HII-Regionen in der Galaxie, die auch visuell gesehen werden können.

zu deren Gruppe sie wohl auch zusammen mit anderen bereits erwähnten Objekten wie Maf- fei I usw. gehört. Sextans B oder UGC 5373 ist eigentlich recht hell für eine UGC-Galaxie. Im 8"- Newton sieht man bei 75× eine fast runde Auf- hellung südlich einer gebogenen langen Stern- kette, im NO sehr heller Stern, Objekt selbst ziemlich gleichmäßig hell, nach außen hin leicht schwächer werdend, bei 200×/120× fast nichts mehr zu sehen. Sie bildet nach Sandage und Carlson (1991) mit Sextans A ein physika- lisches Paar. Ein Foto dieses Objekts findet man in [4]. Interessant ist MCG+06-45-001, da es sich nach Shore und Sage (1990) um eine stark geschwächte HII-Region handelt, obwohl sie einmal als Gruppenmitglied im Gespräch war. Zwerggalaxien – Ausblick Weitere Vorschläge für schwache Galaxien bieten sich in den Objekten Holmberg I bis IX, die als Zwerggalaxien hauptsächlich zur M 81/82-Gruppe gehören und bei uns optimal kulminieren. Unter gutem Himmel sollten ein paar dieser Exoten wohl machbar sein, wie sich kürzlich in Kreben bestätigte. Zwei Tatsachen wurden wohl in diesem Arti- kel deutlich: Erstens: In unserer galaktischen Heimat existieren viele unscheinbare Objekte, von denen die einige visuell unmachbar, ande- re wieder erstaunlich einfach zu beobachten sind. Zweitens: Welche Objekte letztendlich zur Lokalen Gruppe gerechnet werden müssen, kann erst nach aufwendigen Messungen von Geschwindigkeit, Distanz und einigen Compu- Oben: Zwerggalaxie Leo II. CCD-Aufnah- tersimulationen mit Sicherheit gesagt werden. me von Bernd Koch Unsere Lokale Gruppe gleicht daher einem und Stefan Korth mit Mückenschwarm, aus dem auf kosmischer einem 11"-SCT bei Zeitskala immer wieder Objekte entweichen, f/5, 11 min belichtet neue dazukommen und andere unbeeindruckt mit einer Starlight vorüber ziehen. Und wir sind mittendrin ... Xpress-Kamera.

Links: IC 5152 im Literatur: , eine Galaxie der Lokalen Gruppe [1] van den Bergh, S., 1993, AJ, 107, 1328 am Südhimmel. Foto [2] Toltstoy, E., Saha, A., Hoessel, J. G., Dani- von P. Riepe, H. Tom- elson, G., AJ, 109, 579 sik, S. Binnewies und [3] Polakis, T., Deep Sky #36, 12 B. Schröter mit einer [4] Smith, D. H., S&T, March 1985, 216 143/500-FFC; 78 min auf Ektar 100 (hyp.) belichtet in Namibia.

12 interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Visuelle Schlüsselerlebnisse Peter Riepe, Stefan Binnewies, Harald Tomsik

ir Astrofotografen sind von mit dem „Keyhole-Nebel“ beim Stern η nur unvollständig wiedergeben, visuell Natur aus eher skeptisch, Car kam dermaßen auffallend zur Gel- aber mühelos verarbeitet werden kann, Wwenn es um den visuellen tung, daß wir stark an unsere Fotografi- ist der Kontrastumfang eines Kugelhau- Nachweis lichtschwacher Deep-Sky- en erinnert wurden. Am inneren, westli- fens. Wir nahmen sowohl zarteste Stern- Objekte geht. Zu tief sitzt der Stachel der chen Rand des zentralen Nebelteils tra- chen in den Randzonen wahr, gleichzei- Überzeugung, daß schwächste Details ten einige dunkle Einschnürungen her- tig aber auch das milchig leuchtende nur durch ausgiebiges Photonensam- vor. Allerdings war von der kräftig roten Haufenzentrum. Gott sei Dank fehlte der meln auf einem hochempfindlichen Film Farbe des Hα-Lichtes auch nicht andeu- bekannte fotografische Überbelich- oder CCD-Chip real erfaßbar sind. Der tungsweise eine Spur zu erkennen. Statt- tungseffekt, der die Sterne im Zentrum Umgang mit Belichtungszeiten im Stun- dessen herrschte ein diffuses Graugrün so häßlich zuschmiert und die Objekt- denbereich hat uns gelehrt, wie schwie- vor. Als nordwestliches Anhängsel mitte ausbrennen läßt. rig lichtschwache Galaxienarme oder hoben sich die hellsten Teile einer rund- war dank der 280 mm Öffnung bis ins Nebelfilamente zu dokumentieren sind. lichen Nebelstruktur ab, die uns von Zentrum aufgelöst! Dieser Umstand ver- Daß auch visuelle Beobachtungen ver- früheren Farbdias her bekannt war und langte nach höherer Vergrößerung. Über gleichbarer Tiefe möglich sein sollen, sich als Gasblase NGC 3324 mit ca. 15' 20 mm und 10 mm tasteten wir uns bis daran gab es für uns bisher immer ärgste scheinbarem Durchmesser entpuppte. an 7,5 mm Okularbrennweite heran. Und Zweifel. Dabei ist es ganz simpel, die Insgesamt hinterließ der Eta-Carinae- selbst bei dieser 370fachen Vergröße- Hemmschwelle zu überwinden und sich Nebel mit seinen vielen chaotischen rung konnte bei recht gutem Seeing von einmal an die Grenzen des visuell Erfaß- Filamenten und zahlreichen Dunkelwol- einer „leeren Vergrößerung“ absolut kei- baren heranzuwagen. Nimm Dir dazu ken einen phantastischen Eindruck. ne Rede sein. ein lichtstarkes Teleskop und benutze Schwenk hinüber zum prächtigen Wir blieben im Centaurus. Es war kei- Deine Augen als Instant-Kamera. Im Kugelsternhaufen Omega Centauri, der ne Schwierigkeit, zum nächsten „Knül- wahrsten Sinne des Wortes: Du wirst hoch am südwestlichen Abendhimmel ler“ hinüberzuwechseln. Beim Schwenk schon sehen! neben der Milchstraße stand, mühelos nach Norden zeigte unser 7×42-Feldste- erkennbar für das bloße Auge. Schnell cher in 4°,5 Abstand von Omega Centau- Als wir im Juli 1995 wieder auf der war er ins Blickfeld geholt. Die unglaub- ri die Galaxie NGC 5128, auch als Farm Tivoli in Namibia weilten, passier- liche Sternenfülle verdichtete sich zum Radiogalaxie bekannt. Bei- te uns während einer wunderbar klaren Zentrum hin merklich und bildete dabei de Objekte lagen im Gesichtsfeld präch- Nacht das Mißgeschick, daß böige Win- eine leicht ovale Form. Was Fotografien tig nebeneinander. Der Anblick von de das Celestron 11 auf der Atlux-Mon- tierung schüttelten. Wenn die Sterne um mehrere Bogensekunden zappeln, be- deutet das für jede Aufnahme einen Ver- lust an Auflösung. Also wurde das Foto- grafieren bei 2 m Brennweite im f/7- Fokus abgeblasen. Stattdessen einigten wir uns auf ein „visuelles Notpro- gramm“, denn selbst stärkerer Wind läßt visuelle Beobachtungen ohne weiteres zu, wenn Weitwinkelokulare mit kleiner Vergrößerung verwendet werden. Neue Situation: wir konnten uns die Objekte, die fotografiert werden sollten, auch ein- mal in Ruhe im Teleskop anschauen. Darum – Shapley weg, hat kein’ Zweck! Lieber die vollen 2,8 m Primärbrennwei- te bei f/10 genutzt! Das 2-Zoll Plössl- Okular sorgte mit seiner 56fachen Ver- größerung für ein angemessen großes Gesichtsfeld. Und bei 5 mm Austrittspu- pille war die Lichtstärke für Deep-Sky- Beobachtungen fast ideal. Was anschauen? Natürlich zuerst den großen Eta-Carinae-Nebel, das Parade- Abb.1: Edge-on-Galaxie NGC 4945 im Centaurus (21. Juli 1993, Farm Tivoli, Namibia). objekt der Milchstraße im Gebiet Cen- 11"-SCT mit Shapleylinse bei f/7 (f = 2 m), Belichtung 60 min auf Kodak Ektar 100 taurus-Crux-Carina. Die Zentralpartie (hyp). Foto: P. Riepe, S. Binnewies, D. Sporenberg.

interstellarum 2/96 13 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Centaurus A im C 11 verschlug uns die Sprache, unsere gemeinsame Unterhal- tung reduzierte sich spontan auf verbale Kurzfloskeln wie: „Boooh“ oder „Ich auch ‘mal!“ Was lebhaft in Erinnerung blieb, war ein rundliches, diffus leuch- tendes Objekt, ähnlich einem nicht auf- gelösten hellen Kugelsternhaufen. Das bekannte dunkle Staubband wirkte in seiner Mitte weniger dunkel. Darin waren zwei feine helle Streifen von wenigen Bogensekunden Dicke zu erkennen, Lücken im Staubband, durch die das Licht der Galaxie nach außen dringt. Was niemand von uns vorher gesehen hatte: Das Staubband zeigte im östlichen Verlauf sogar außerhalb des hellen Galaxienkörpers eine deutliche Verbreiterung mit leichtem Knick nach Norden. Dies war uns bis dato nur von ganz tiefen Fotos her bekannt. Erstaun- lich, welch schwache Details das Auge zu erfassen vermag, wenn der Himmel nur dunkel genug ist und das Teleskop hinreichend Öffnung besitzt! Nun erhob sich die Frage, ob wir wohl auch NGC 4945 aufspüren könnten, die Edge-on-Galaxie ganz in der Nähe von Omega Centauri. Eine dumme Frage! Mit Hilfe des Tirion Sky Atlas 2000 war die Position schnell gefunden. Und schon im Feldstecher gab sich das 15'× 2',5 messende Objekt zweifelsfrei zu er- kennen. Das C 11 war dann eine Offen- barung! Auf samtschwarzem Unter- grund hob sich die Galaxie kräftig ab, unterbrochen von dunklen Einbettungen staubförmiger Materie (Abb.1). Die äußersten Enden dieser Spindel ver- Abb.2: Gasnebel IC 4628 beim Sternhaufen H 12 im südlichen Skorpion (19. Juli 1995, schmolzen sanft mit dem Himmelshin- Farm Tivoli, Namibia). FFC 1:3.5/500mm, Belichtung 45 Minuten auf TP 2415 (hyp). tergrund. Foto: P. Riepe, S. Binnewies, H. Tomsik, B. Schröter. Vor Fahrtbeginn hatten wir eine Liste interessanter, aber weniger bekannter zwei Objekte: NGC 4350 und NGC westliche und eine südöstliche Hälfte Deep-Sky-Objekte zusammengestellt, 4350 A ließen sich als Mitglieder einer zweiteilt. Die erste, vom heißen O7- mag die im Verlaufe des 14tägigen Aufent- kleinen Galaxienkette – allerdings nur Stern 9 Sgr (6 ) angeregt, schien uns haltes unbedingt fotografiert werden bei indirekter Sichtweise – als extrem heller als die zweite. Der gesamte sollten. Unter ihnen waren auch Motive lichtschwache Fleckchen erkennen, völ- Nebelkomplex war immer wieder von mit hohem Schwierigkeitsgrad. Neues lig strukturlos. Die Fotos, die wir einen versprenkelten kleinen Dunkelwolken Zielobjekt wurde der Centaurus-Gala- Tag später von dieser Kette machten, durchsetzt. NGC 6530, offener Stern- xienhaufen, der sich mit Zentrum bei waren übrigens auch nicht viel umwer- haufen und anregendes Zentrum des R.A.= 12h 40min und Dec. = – 40° über fender. gesamten Lagunen-Nebels, beherrschte ein Gebiet von etwa 5°×2° in Ost-West- Nach diesem „visuellen Kratzen am mit seinen zahlreichen locker angeord- Richtung erstreckt. Im Feldstecher war Untergrund“ waren wieder hellere Obj- neten B-Sternen siebter Größe den Nor- absolut nichts zu entdecken. Nach etwas ekte gefragt. Der Sagittarius mit dem dostteil von M 8. mühsamerer Suche hatten wir unter Milchstraßenzentrum prangte in Zenit- Wechsel zum benachbarten Trifid- Zuhilfenahme eines detailreichen Him- nähe, knapp nördlich davon stand als Nebel M 20. Die zwei rundlichen Nebel- melsatlas mit dem C 11 Erfolg: Wo laut deutlicher Lichtklecks der galaktische teile waren bestens erkennbar, einmal „Uranometria II“ viele kleine Galaxien Nebel M 8. Der Anblick dieses Objektes der nördliche Teil, der als typischer blau- von 1' bis 3' Ausdehnung und scheinba- war geradezu umwerfend. Kontrastreich er Reflexionsnebel bekannt ist, aber ren Helligkeiten zwischen 12 und 13mag trat das seltsamerweise als „Lagune“ auch der südliche und auf Farbaufnah- stehen, fanden wir visuell tatsächlich bezeichnete Staubband hervor, welches men rot leuchtende Emissionsnebel. den Nebel gewissermaßen in eine nord- Deutlich traten hier die kräftigen Staub-

14 interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. bänder hervor, die vom Nebelzentrum Dann stellten wir endlich den lang radial nach außen verlaufen. Sie teilen erwarteten Helixnebel NGC 7293 ein. dieses Nebelgebiet in drei markante Seg- Das ca. 15' große Objekt schien recht mente auf (Namensgebung: Trifid- kontrastarm zum Untergrund, weniger Nebel = dreigeteilter Nebel). hell als erwartet. Von der fotografisch Von M 20 ging es direkt in den südli- bekannten Ringstruktur mit der auffälli- chen Skorpion, wo wir die sternhaufen- gen zentralen Höhle war nichts zu sehen. reiche Gegend um den Skorpionstachel Das ist aber durchaus verständlich, denn absuchten. Zwischen den beiden weiten erstens leuchtet die Nebelschale über- Doppelsternen µ und ζ Sco befinden wiegend im Wasserstofflicht. Und im sich die kompakten, stark konzentrierten Gegensatz zum Colorfilm sieht das offenen Haufen NGC 6231 und NGC menschliche Auge nachts keine Hα- 6242. Zwischen ihnen liegt H 12, ein Strahlung, sondern nur das etwa dreimal sehr lockerer Haufen, an dessen Nord- schwächere blaue Hβ-Licht. Zweitens ostflanke der helle, etwa 40' große Emis- Abb.3: „Saturn-Nebel“ NGC 7009 im wird das Nebelzentrum vom blaugrünen sionsnebel IC4628 anschließt (Abb. 2). Aquarius (18. Juli 1995, Farm Tivoli, Licht des Sauerstoffs dominiert, für das Der Anblick im Plössl-Okular zeigte ein Namibia). 11"-SCT, f = 2,8 m, Belichtung nur wenige Farbfilme genügend sensibi- recht weites Nebelfeld, das seinerseits 30 min auf gehypertem Kodak Ektar lisiert sind. Das Auge jedoch ist beim am Nordostrand noch ein kleines, nebe- 100. Foto: H. Tomsik, P. Riepe, S. Binne- nächtlichen Sehen in diesem Spektralbe- wies, B. Schröter. liges Anhängsel freigab. Im Gegensatz reich höchst empfindlich. zu M 20 oder M 8 waren in IC 4628 aber kreisrund bei etwa 70" scheinbarem Man sollte es nicht für möglich hal- keinerlei Strukturen erkennbar. Seltsam Durchmesser. ten, daß auch sehr schwache Planetari- ist, daß dieser auffällige Nebel im Tirion Als der Wassermann hoch genug sche Nebel dem Auge zugänglich sind. Sky Atlas 2000 nur als kleines Objekt stand, machten wir uns auf die Suche Offenbar lag es an der grünen OIII- markiert ist. Darüberhinaus ist seine nach dem „Saturn-Nebel“ NGC 7009. Emission, daß wir bei der Suche nach Position in Stunde falsch: statt 16h 52min Wer in diesem PN ein lichtschwaches NGC 246 im Cetus sofort Erfolg melden müßte es 16h 57 min heißen. Merkwürdig Objekt vermutet hatte, sah sich konnten. Klar war die Kontur einer ist auch, daß dieses prächtige Objekt in getäuscht. Beim Anblick der kleinen nahezu geschlossenen Schale erkennbar, Burnham’s Celestial Handbook nur als Scheibe von ungefähr 30" Abmessung die wir auf einer Palomar-Aufnahme in schwacher Nebel bezeichnet wird, wel- und hoher Flächenhelligkeit wechselten Burnham’s Celestial Handbook bestätigt cher den Sternhaufen H 12 einschließt. wir das 50 mm-Okular sofort gegen das sahen. Dieser Sichtungserfolg verleitete 20 mm-Okular. Mit Erfolg! Wir möchten uns, noch einmal wegzuschwenken in Von den großen H II-Regionen zu den die Vermutung von Th. Jäger in inter- das markante Sternbild Grus. Hier befin- kleinen Planetarischen Nebeln. Unser stellarum 4, S. 33, klar bestätigen: An det sich der noch schwächere Planetari- Zielkatalog enthielt ein paar Foto- den Seiten ließen sich eindeutig die klei- sche Nebel IC 5148-50 befindet Objekte, die wir für beobachtenswert nen, knotenähnlichen Verdickungen aus- (Abb. 4). Das 120" große Scheibchen hielten. Den Anfang machte NGC 6302 machen, die einen Ring in Kantenstel- war eindeutig zu sehen. Der Kontrast im Skorpion, nur etwa 4° nordöstlich lung suggerieren und so dem Objekt eine zum Himmelshintergrund war jedoch von der H 12-Region entfernt. Auch gewisse Ähnlichkeit mit dem Planeten sehr niedrig, mit einem O-III-Filter wäre unter dem Namen „Bug-Nebel“ bekannt, Saturn verleihen (Abb. 3). mehr zu entdecken gewesen. ähnelt dieses ca. 90"×45" große Objekt mit seinen Schmetterlingsflügeln einem Die herrlichen Planetarischen Nebel bipolaren Nebel. Einige Filamente wei- ließen uns an den folgenden Abenden sen radial nach außen. NGC 6302 fiel keine Ruhe mehr. Wir konnten mehrere uns durch seine hohe Flächenhelligkeit der visuell aufgespürten Objekte auf auf, die ihn auch zum geeigneten Foto- gehyperten Farbnegtivfilm Kodak Ektar Motiv für lange Brennweiten macht. 100 zu bannen. Alles, was wir bei der Unsere Farbaufnahmen zeigen das visuellen Beobachtung bereits an Objekt knallrot. Objektdetails wahrgenommen hatten, Während zwei von uns den Wind als wurde durch die Fotos bestätigt. Und willkommenen Anlaß nahmen, zur mit- daraus erwuchs in unseren Köpfen eine ternächtlichen Stunde in Morpheus’Ar- neue Erkenntnis: das Auge ist ein über- me zu sinken, hielten zwei Unentwegte raschend guter Strahlungsempfänger! aus, um noch weitere Planetarische Nebel zu beobachten. Im Lupus interes- sierte uns die Sichtbarkeit von IC 4406. Abb.4: Im Sternbild Grus steht der Pla- Peter Riepe, Alte Ümminger Str. 24, Dieses kleine Objekt war mühelos sicht- netarische Nebel IC 5148-50 (21. 7 1993, 44892 Bochum; bar. Seine asymmetrische Gestalt von Farm Tivoli, Namibia). 11"-SCT bei f/7, Stefan Binnewies, Sechs-Brüder-Str. 8, etwa 40"×25" erinnerte an M 76 im Per- (f =2 m), 90 min auf hypersensibilisier- 44793 Bochum; seus. Äußerst schwach dagegen wirkte tem Kodak Ektar 100 belichtet. Foto: S. Dr. Harald Tomsik, Haselnußweg 15, Shapley 1 im Sternbild Norma, nahezu Binnewies, P. Riepe, D. Sporenberg. 45770 Marl-Sinsen;

interstellarum 2/96 15 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Galaxienhaufen visuell Teil 2 – A 1656 Andreas Domenico, Ronald Stoyan, Klaus Veit

m zweiten Teil unseres visuellen gohaufens. Bis zu etwa 18m enthält der Instrument: 457/1850-Newton Surveys heller Galaxienhaufen wird Comahaufen weit über 1000 Galaxien, Vergrößerung: 123×, 154× Imit dem Abell 1656 etwa 130 sind bis 16m, 0 photographisch Erfaßte Galaxien: 92 der reichhaltigste und überwältigendste hell (~15mv) und damit mit einem 14"- Galaxienjagdgrund für visuelle Beob- Teleskop erfaßbar, entsprechend mehr Die zwei hellsten Objekte NGC 4889 achter angegangen. mit größeren Öffnungen. Im folgenden und NGC 4874 sind von einem Halo Den meisten visuellen Beobachtern ist werden visuelle Beobachtungen von schwächerer Galaxien umgeben. Östlich der Virgohaufen wohlbekannt, da er Klaus Veit und Andreas Domenico davon befindet sich ein ca. 15' großer schon mit kleinen optischen Mitteln tabellarisch vorgestellt. Die Identifikati- Bereich auffälliger „Galaxienleere“. Die zugänglich ist (vgl. [1]). Tiefer einzu- on mit den gelabelten Fotos geschieht Ränder dieser Leerzone werden von dringen erfordert neben geeigneten durch eine Numerierung aller gesehenen zahlreichen aneinandergereihten Galaxi- Instrumenten (minimal acht Zoll Öff- Objekte in der Reihenfolge ihrer visuel- en gebildet. Ich hatte dabei fast das nung) auch eine gründliche Kenntnis des len Helligkeit. -rcs Gefühl, visuell eine Art Wabenstruktur „Jagdgrundes“. Im Jahre 1957 veröffent- im Galaxienhaufen zu beobachten! lichte George O. Abell eine Liste von Visuelle Beobachtung mit 8" Ungewöhnlich viele face-on- und ovale Galaxienhaufen, die 2712 Objekte ent- Beobachter: Klaus Veit Galaxien, nur sehr wenige edge-on. hielt [2]. Abells Ziel war es, durch kon- Beobachtungsort: Kreben Zahlreiche stellar-diffuse Objekte > 15m. sequente Untersuchung der Galaxien- Visuelle Grenzgröße: 6m,5 Andreas Domenico haufen eine Möglichkeit zu finden, ihre Instrument: 200/1200-Newton Entfernung und damit auch die der Hau- Vergrößerung: 200× Planetarischer Nebel am galakti- fengalaxien bestimmen zu können. Erfaßte Galaxien: 23 schen Nordpol – PK 49+88.1 Abell nahm als „distance factor“ die scheinbare Helligkeit der zehnthellsten Lediglich die größeren Objekte ab 1–2' Ein sehr interessantes Extra für den Galaxie im Haufen, die nun relativ zu Größe vertragen kleinere Vergrößerung Beobachter des Comahaufens ist ein den Werten anderer Haufen die Entfer- als die standardmäßig verwandten 200×. kleiner schwacher Planetarischer Nebel, nung angeben sollte. Die Entfernungs- Die kleinen schwachen Objekte hinge- der vor den Galaxien im Südteil des gruppen 1, 2 und 3 nach Abell entspre- gen müssen so hoch vergrößert werden, Haufens steht (vgl. Foto). Dieser PN chen einer Helligkeit (photographisch) damit einerseits der Hintergrund gehört natürlich nicht zum Comahaufen, von < 14m, 0, < 14m, 8 und < 15m, 6 der schwächer wird, und andererseits die sondern steht in ungeheuer kürzerer Ent- zehnthellsten Galaxie im Haufen. Abell Objekte von einem Stern unterschieden fernung noch in unserer eigenen Gala- gab darüberhinaus auch einen „richness werden können. Man darf sich nicht vor- xie. PK 49+88.1 (= H 4-1) wurde 1951 m factor“ an, der die Zahl der Galaxien von stellen, daß die Beobachtung gerade der von Haro entdeckt. Der PN ist 15 ,0 der Helligkeit der dritthellsten Galaxie schwächeren Objekte besonders einfach schwach und hat einen Durchmesser von abwärts bis 2m unter diesen Wert angibt. ist. Oft ist längeres konzentriertes indi- 2",7. Die visuelle Beobachtung mit dem „Richness Group“ 0 bedeutet, daß sich rektes Sehen über einen Zeitraum von 14" gestaltete sich sehr schwierig, bei nur 50 Galaxien in diesem Intervall 1–2 Minuten nötig. Fehlende Feldsterne hoher Vergrößerung kann ein diffuser befinden, bei einem Wert von 1 sind es zur Orientierung erschweren die Sich- stellarer Fleck erahnt werden. Der Zen- m schon 80, bei 2 130 usw. A 1656 ist mit tung erheblich. Ohne Kenntnis der Posi- tralstern ist nur 19 ,5 hell, also keine einem distance factor von 1 einer der tion der Objekte ist Beobachten mit 8" Chance auf eine visuelle Beobachtung nahsten Galaxienhaufen, die richness Öffnung bei diesen schwachen Galaxien [4]. -rcs class beträgt 2 und deutet schon die fast unmöglich. Deshalb wurden zum große Zahl an reichen Galaxienfeldern Aufsuchen Karten des Programms Literatur: an. Zum Vergleich dazu seien hier noch Megastar, E. L. B. Software 1994, ver- [1] Veit: Virgohaufen im 2,5-Zöller, in die Daten von A 347 gegeben, der in Teil wendet. Da jedoch auch die Daten, die interstellarum 3 (2/95) 1 behandelt worden war [3]: distance diesem Programm zugrundeliegen, bei [2] Abell: The Distribution of Rich Clu- class 1, richness class 0. gewissen Objekten Fehler aufweisen sters of Galaxies, in Ap.J.Suppl. 3, Der Comahaufen ist nur eine deutli- (siehe auch NGC 4854), ist es ratsam, pp. 211– 288 che Verdickung im Netz der Galaxien- ein gutes Foto zu verwenden. Lohn der [3] Stoyan, Veit: Galaxienhaufen visuell, haufen. Eine Galaxienbrücke verbindet anstrengenden Suche ist, wenn blickwei- Teil 1 – A 347, in interstellarum 5 ihn mit dem etwa gleichweit entfernten se mehrere schwache Objekte gleichzei- (4/95) (etwa 400 MLj) A 1367 in Leo. A 1656 tig sichtbar werden. -kv [4] ESO-Catalogue of Galactic Planetary Nebulae, Strasbourg 1992 wird von zwei hellen Objekten domi- Visuelle Beobachtung mit 18" niert, NGC 4874 und NGC 4889. Beide [5] Whiston: Clusters of Galaxies, Webb Galaxien sind schon in einem Vierzöller Beobachter: Andreas Domenico Society Deep-Sky Observer´s Hand- Beobachtungsort: Neutsch book 5, Hillside 1982 sichtbar und sind so die einfachsten m Galaxienhaufenobjekte jenseits des Vir- Visuelle Grenzgr.: 6 ,5

16 interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Abell 1656. Zeichnung von Andreas Domenico mit einem 18"-Newton. Identifikation der einzelnen Objekte mit den Beobach- tungsnotizen ist durch Vergleich mit dem Detailfoto möglich.

So sind wir zu erreichen ... interstellarum Redaktion Fachgruppe Visuelle Deep-Sky Beobachtung Schriftlich: Ronald C.Stoyan, Am Hasengarten 11, Schriftlich: Ronald C.Stoyan, Am Hasengarten 11, 91074 Herzogenaurach 91074 Herzogenaurach E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] internet: http://www.naa.net/deepsky/is_home.htm internet: http://www.naa.net/deepsky Telefon: 0911/ 341541 (Jürgen Lamprecht) Fachgruppe Astrofotografie Abo-Service/Probehefte/Adressenänderungen Schriftlich: Peter Riepe, Alte Ümminger Str. 24, Schriftlich: Klaus Veit, Schafhofstr. 6, 90556 Cadolzburg 44892 Bochum E-Mail: [email protected] FAX: 0911/ 52 37 91 Fachgruppe CCD Technik Kleinanzeigen/Kommerzielle Werbung Schriftlich: Christian Ziethen, Rheinhessenstr. 4, 55545 Bad Kreuznach Schriftlich: Klaus Veit, Schafhofstr. 6, 90556 Cadolzburg E-Mail: [email protected] Deep-Sky Liste Telefon: 0911/ 341541 (Jürgen Lamprecht) Schriftlich: Dieter Putz, Georg-Kellner-Str. 10, FAX: 0911/ 52 37 91 D-92253 Schnaittenbach Bankverbindung E-Mail: [email protected] Jürgen Lamprecht, Stadtsparkasse Nürnberg, Deep-Sky im Internet BLZ: 760 501 01, Konto-Nr: 2 764 423 E-Mail: [email protected]

interstellarum 2/96 17 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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Abell 1656. Foto von Bernd Schatzmann mit dem XXVV der Sternwarte Puimichel in Südfrankreich; XXYY belichtet auf TP2415 hyp, XXYYfache Nachvergrößerung. Markiert sind die von Klaus Veit und Andreas Domenico beobachteten Galaxien nach den Identifikationsnummern in Helligkeitsreihenfolge (siehe gegenüberliegende Tabelle). Identifikation der Galaxien von Ronald Stoyan.

18 interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Nr. Name vis. Hell. Beschreib. im 18" Beschreibung im 8" Erläuterung der Abkürzungen: 1 NGC 4889 11,5 d, sh, el O-W, sk h, e, auffällig 2 NGC 4874 11,6 d, sh, r, zv e, r, zv, auffällig d direkt sichtbar sk sehr klein 3NGC 4921 12,1 d, sh, r, zv groß, schwach, igeringe nur indirektFlächenhell.,st stellarm 4 NGC 4839 12,1 e, groß sichtbar r rund 5 NGC 4911 12,7 d, h, r, zv e, h, k, helles Sternpaar im W hilfreich e einfach el elongiert 6 NGC 4926 13,0 d, h, el, zv k, sicher gesehen h hell sk stellarer Kern 7 NGC 4895 13,2 d, h, r, zv m, el N-S-Richtung ganz kurz erahnt s schwach zv zentrale 8 IC 4051 13,2 d, h, k, diff, sk schwierig mangels Feldstern, eindeutig, sk sh sehr hell Verdichtung 9 NGC 4860 13,5 d, h, k, r k, m m mittelschwer diff diffuse 10 NGC 4864 13,5 d, h, r, zv Begl von NGC 4874, s, sk ss sehr schwach Erscheinung 11 NGC 4898 13,5 d, h, k, r, zv Begl von NGC 4889, s, sk, fast st k klein *Stern 12 NGC 4907 13,5 d, h, k, r, 10 m SSW k, s, s SW * * fl flächig 13NGC 485313,6 ss, k, fl 14 NGC 4865 13,6 d, h, k, r, 7 m * SO k, m Helligkeitsangaben aus dem RC3 und 15 NGC 4881 13,6 d, h, k, r, zv, 8 m * WSW k, m m 16 NGC 4908 13,6 d, h, k, r, zv schwierig mangels Feldstern, e, sk PGC. p- und b-Helligkeiten sind ca. 1 17 NGC 4840 13,7 s, sk, fl schwächer als v-Helligkeiten. „Wb" sind 18 NGC 4869 13,7 d, e, r, zv Begl von NGC 4874, s, sk die Nummern nach [5], nur für sehr 19 NGC 492313,7 d, h, k, r, zv ss, Begl von NGC 4921schwache Objekte zur Referenz ange- 20 NGC 4886 13,8 d, h, k, r, sk geben. Einige Galaxien, besonders von 21 NGC 4854 13,9 sehr unsicher 1 ss, k, fl, Fehler in Karte 2 Beobachtungen mit dem 8", liegen 22 IC 4045 13,9 d, e, diffus nicht gesehen außerhalb des Bildfeldes des Fotos. Ihre 23IC 3946 14,0 d, e, k, r sk, fl, m Identifikation kann anhand üblicher 24 NGC 487314,0 d, e, k, r, s,zv sk, Begl von NGC 4874 Computerprogramme (Megastar, Guide, The Sky) erfolgen. 1wahrsch. durch Fehler im GSC falsche Stelle beobachtet 2 ist identisch mit NO GSC-Nonstar

Nr. Name Helligkeit Beschreibung im 18" Nr. Name Helligkeit Beschreibung im 18" 25 MCG+5-31-46 14.1v d, s, st 61 IC 3959 15.3b d, e, k, sk, diff 26 NGC 4871 14.1v d, e, k, r, zv 62 PGC 44679 15.3v i, ss, st 27 NGC 4906 14.1v d, e, el 63PGC 44723 15.3vi, ss, st 28 NGC 4919 14.1v d, e, k, r, d, sk 64 PGC 44809 15.3v ? i, s, st 29 NGC 4850 14.2v d, e, k, sk, diffus 65 IC 3947 15.5p d, s, k, el 30 IC 4042 14.2v d, e, k, r, sk, diff 66 PGC 44602 15.5v i, s, diffus 31 IC 3949 14.3v i, e, el NO-SW 67 PGC 44740 15.5v i, ss, st 32 NGC 4872 14.3v d, e, st 68 MCG+5-31-63 15.6 i, s, diffus 33 NGC 4883 14.3v d, e, k, r, s 69 PGC 44707 15.6v i, s, diffus 34 IC 4041 14.3v d, e, k, zv 70 PGC 44815 15.6v i, ss, st 35 IC 3955 14.4v d, e, sk, zv, diff 71 CGCG 160-240 15.7 i, s, diffus 36 NGC 4867 14.4v d, e, k, r, zv 72 CGCG 160-251 15.7 i, s, diffus 37 IC 3973 14.4v d, e, diff 73MCG+5-31-9615.7 i, ss, st 38 PGC 44644 14.4v i, ss, st [=Wb 474] 74 CGCG 160-86 15.7p i, s, diffus 39 NGC 4876 14.4v d, e, k, r, sk 75 PGC 44597 15.7v i, s, diffus 40 IC 3998 14.5v ?=PGC 44652 (Wb 458); i,s,sk, st 76 IC 3957 15.8b i, s, sk, diff 41 MCG+5-31-57 14.6v sehr unsicher 77 IC 3963 15.8p d, s, k, sk, diff 42 IC 3976 14.6v ? i, ss, st 78 KUG 1258+279B 16.0 i, s, diffus 43NGC 4875 14.6v i, e, k, sk 79 NGC 4895A 16.0b i, s, diff 44 IC 4026 14.6v d, e, diffus 80 PGC 44573—- i, m-Sternss, NO st, 8 45 CGCG 160-261 14.6v d, e, diffus 81 PGC 44596 —- i, s, diffus 46 NGC 4927 14.7p d, e, el, sk, diff 82 PGC 44608 —- sehr unsicher 47 IC 4040 14.8v i, e, diff 83PGC 44652 —- i, ss, diffus, [=Wb 469] 48 IC 3960 14.9v d, s, diff 84 PGC 44704 —- i, s, diff 49 PGC 44616 14.9v d, e, diffus, 7 m -Stern WNW 85 PGC 44709 —- i, ss, st 50 IC 4012 14.9v i, ss, st 86 PGC 44710 —- i, ss, st 51 CGCG 160-101 15.1p d, s, st 87 PGC 44773—- sehr unsicher 52 CGCG 160-100 15.1p ? i, s, diff 88 PGC 44821 —- i, s, diffus 53IC 4011 15.1v i, s, e, diff 89 PGC 44879 —- i, s, st 54 NGC 4894 15.1v i, s, e, diff 90 anonyme Gx —- i, s, sk, st [=Wb 458] 55 NGC 4851 15.2 ? =MCG+5-31-57; d, e, k, sk, diff 91 anonyme Gx —- i, ss, st [=Wb 198] 56 MCG+5-31-74 15.2 d, e, k, st 92 anonyme Gx —- sehr unsicher [=Wb 348] 57 CGCG 160-214 15.2p d, e, st 93anonyme Gx —- sehr unsicher [=Wb 358] 58 NGC 4926A 15.2p d, k, el 94 anonyme Gx —- i, s, diffus [=Wb 96] 59 NGC 4858 15.2v d, e, r, zv 95 Galaxie ? —- i, s, diffus 60 PGC 44656 15.2v st [=Wb 461]

interstellarum 2/96 19 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

20 interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Die Galaxien um M 13 Klaus Wenzel

ls ich am 1.3.1996 abends mit mei- nem 150 mm-Newton den Planeti- oden Irene (14) in den Zwillingen A NGC 6207 beobachtete, fiel mir die gute Transparenz und das gute Seeing der Atmosphäre auf. Daß der Mond vier Tage vor Vollmond stand, war an eine sinnvolle Deep-Sky Beobachtung nicht zu denken. Deshalb beschloß ich, es in den frühen Morgenstun- den zu versuchen. Morgens um ca. 5 Uhr übernahm mein IC 4617 Sohn Andreas (9 Monate) das Wecken. Ein Blick aus dem Fenster sagte mir, daß sich an den guten Bedingungen nichts geändert hat- te. Schnell etwas Warmes anziehen und hoch zu meiner Dachsternwarte. Dort warte- te bereits mein 12",5-Dobson auf mich. Die Grenzgröße lag bei ca. 6m. Daß das Stern- bild Herkules günstig stand, stellte ich zunächst den altbekannten Kugelhaufen M 13 ein. Er bot in meinem 4,8er Nagler einen gigantischen Anblick, bis ins Zentrum in einzelne Sterne aufgelöst. Von M 13 war es nicht allzuweit zur Galaxien NGC 6207; sie war hell und deutlich erkennbar mit einer Verdichtung im Zentrum. Die Galaxie bietet einen etwas länglichen Anblick. In der Nähe des Zentrums fällt ein hellerer Stern auf, der leicht für eine Supernova gehalten werden könnte. Auf halbem Weg zwischen M 13 und NGC 6207 befindet sich die schwache Gala- xien IC 4617. Doch alle Bemühungen mit Vegrößerungen von 100 bis 300fach nutzten nichts, sie blieb mir verborgen, was bei einer Helligkeit von ca. 15m auch zu verste- hen ist. Als nächstes versuchte ich mich an NGC 6196, die mit einer Helligkeit von 12m,9 deutlich einfacher sein müßte. Nach längerem Suchen konnte ich bei 200facher M 13 und umgebende Galaxien. Foto von Franz Klauser. Vergrößerung indirekt aber deutlich einen schwachen Nebelschimmer erkennen. Die benachbarte Galaxie NGC 6197 war nicht Galaxien um M 13 zu erkennen. Bei einer visuellen Helligkeit Name R.A. Dec. Hell. (v) Fl.hell. von 14m,5 ist dies ebenfalls nicht verwunder- lich. M 13 16h 41,7min 36° 28' 5m,7 — Ein kurzer Schwenk nach Westen brachte 6207 16h 43,1min 36° 50' 11m,6 12m,8 mich in das Feld von NGC 6194, die mir IC 4617 16h 42,1min 36° 41' 15m — sofort als deutlich abgegrenzter Nebelfleck 6196 16h 37,9min 36° 04' 12m,9 13m,1 ins Auge stach. Die Galaxie bildet mit zwei 6197 16h 38,0min 36° 00' 14m,5 12m,5 helleren Sternen ein Dreieck, was das Auf- 6194 16h 36,6min 36° 11' 13m,6 12m,1 suchen deutlich erleichtert. Daß die Galaxie 6185 16h 33,2min 35° 20' 13m,3 12m,9 m NGC 6194 bei einer Helligkeit von 13 ,6 6177 16h 30,6min 35° 04' 13m,6 14m,0 leichter aufgefunden wurde als NGC 6196 6179 16h 30,7min 35° 07' 14m,9 9m,8 dürfte in der größeren Flächenhelligkeit CGCG 197-002 16h 40,1min 37° 11' 13m,8 13m,0 begründet liegen. Ein knappes Grad Rich- (=MCG+6-37-2) tung Süd-Westen bringt einem zur Galaxie

22 interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. NGC 6185, die ebenfalls sofort als deut- licher diffuser Nebelfleck erkannt werden konnte. Am nördlichen Rand des Nebel- flecks befindet sich ein Stern ca. 11–12m. Etwas schwerer machte es mir die Gala- xie NGC 6177, deren Position sich etwa ein halbes Grad südwestlich von NGC 6185 befindet. Ich konnte NGC 6177 indirekt aber deutlich als blassen Nebel- fleck ausmachen. Die benachbarte Gala- xie NGC 6179 mit einer Helligkeit von 14m,9 konnte ich nicht sehen. Die letzte Station an diesem Morgen sollte die schwache Galaxie CGCG 197- 002 nördlich von M 13 sein. Das Stern- feld ausgehend von M 13 über NGC 6207, die als gute Anhaltspunkte dienten, war schnell eingestellt. Doch so leicht wie ihre Vorgänger machte sie es mir nicht. Erst nach genauem Anpeilen ihrer Position zu benachbarten Sternen konnte CGCG 197-002 indirekt als kleines ver- waschenes blasses Etwas bei 200facher Vergrößerung erkannt werden. Um ca. 5.50 Uhr schloß ich mein Schiebefenster, da im Südosten die Morgendämmerung einsetzte. An diesem Morgen hatte ich nur ca. eine dreiviertel Stunde Beobach- tungszeit, doch man sieht, daß es sich bei guten Bedingungen durchaus lohnen kann, früh aufzustehen. Noch ein Wort zu meiner Sternwarte: Sie befindet sich am südlichen Ortsrand von Wenigumstadt am Rande des Oden- waldes. Die Grenzgröße liegt in einer guten Nacht bei ca. 6m. Da die Sternwar- te unter dem Dach des Wohnhauses (großes Schiebefenster) untergebracht ist, erspare ich mir den lästigen Auf- und Abbau der Fernrohre und es sind auch kurzfristige Beobachtungen möglich. Die manchmal auftretenden lokalen Seeing- probleme nehme ich dabei gerne in Kauf. Die Instrumente (drei Newtons mit 6", 8" und 12",5 Öffnung und ein Doppelrefrak- tor 60 und 75 mm Öffnung) sind auf Rol- len gelagert und werden zum Beobachten jeweils unter das Schiebefenster gefah- ren. Klaus Wenzel Hamoirstr. 8 63762 Gross-Ostheim

Hinweis: Im GSC, den die üblichen Compu- ter-Sternkartenprogramme verwenden, ist ein Fehler in der Gruppe um 6196: die GSC-Galaxie NGC 6199 ist ein Stern an der Stelle des „Nonexistent“-Eintrags; die als NGC 6199 gelabelte Galaxie ist tatsächlich NGC 6197! Außerdem zeigt der GSC IC 4617 als Nonstar ohne Label. -rcs

interstellarum 2/96 23 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Kosmische Begegnungen

it dieser Ausgabe erfolgt ein Zusätzlich ist zu jedem Deep-Sky Wechsel in der Betreuung der Objekt ein Link zu einer Aufnahme MRubrik „Kosmische Begeg- gesetzt (z.B. können bequem DSS-Bil- nungen“. An dieser Stelle deshalb einen der abgerufen werden). herzlichen Dank an Dieter Putz, der die- Grundlagen für seine Berechnungen se Rubrik initiiert und bislang inne hatte sind zum einen der NGC-/IC-Katalog – er ist natürlich weiterhin für die Erstel- und zum anderen die Datei astorb.dat lung der is-Aufsuchkarten und die Deep- von Ted Bowell, welche die Bahnele- Sky Liste zuständig. mente der Kleinplaneten enthält. Begrüßen möchten wir nun einen neu- Kriterien bei der Auswahl der Klein- en redaktionellen Mitarbeiter: Andreas planeten sind dabei: Mindestens 30° Doppler von der Berliner Archenhold- Elongation zur Sonne, Maximal 10' Sternwarte. Er wird künftig diese Rubrik Elongation zum Objekt und eine Hellig- m NGC 784

betreuen. keit von über 16 . Die Angaben gelten DSS: 10'×10' Bereits seit einiger Zeit veröffentlicht dabei für Frankfurt am Main. Berechnet er regelmäßig aktuelle Konjunktionen werden die Begegnungen mit einem Begegnungen, da die Vorbei-/Durch- im Internet: In Astronomie-Newsgroups, Apple Quadra 630/PPC. gänge in sehr geringen Abständen erfol- per E-Mail und auch im WWW unter der Im folgenden nun eine Tabelle mit gen. Eine Garantie für die Richtigkeit Adresse http://www.tu-chemnitz.de/~smo einer kleinen Auswahl an Begegnungen der Berechnungen kann natürlich nicht /mpngcic/mpngcic_ ger.html der kommenden 3 Monate. Trotz der gegeben werden, da Ausgangsdaten Dort sind auch genauere Beschreibun- geringen Helligkeit der Asteroiden han- bzw. Software fehlerbehaftet sein kön- gen zu den Vorbeigängen zu finden. delt es sich hier um sehr interessante nen. -Red

Deep-Sky Objekt (2000.0) Asteroid (2000.0) Position

Date (UT) Name R.A. Dec. Type Hell. Size Nummer R.A. Dec. Hell. Dist Pos d m h min h min ° ' mag ' h min ° ' mag ' °

05.07 1:41 NGC 192 0:39,3 + 0:51 Gx 14,0 2,3 275 0:39,0 + 0:51 14,7 0,7 13 29.07 1:38 IC 348 3:44,5 +32:17 C+N 7,3 10,0 1719 3:43,9 +32:21 15,9 4,6 26 29.07 22:25 NGC 6590 18:17,0 –19:53 C+N – 4,0 4407 18:16,9 –19:54 16,0 1,9 176 29.07 22:25 NGC 6595 18:17,0 –19:53 OC 7,0 11,0 4407 18:16,9 –19:54 16,0 1,9 176

20.08 21:31 NGC 2175 6:09,8 +20:19 OC 6,8 18,0 1991NS 6:09,1 +20:15 15,9 3,6 183 22.08 2:14 NGC 6553 18:09,3 –25:54 Gb 8,3 8,1 1976YR2 18:09,0 –25:55 15,9 1,3 170 25.08 2:15 NGC 1499 4:00,7 +36:37 Nb – 145 436 4:00,1 +36:36 15,5 1,2 227 29.08 23:11 NGC 1579 4:30,2 +35:16 Nb – 12,0 516 4:30,2 +35:11 14,5 5,4 216 30.08 0:06 NGC 2168 6:08,9 +24:20 OC 5,1 28,0 243 6:08,1 +24:24 15,5 4,8 0 04.09 4:01 NGC 784 2:01,3 +28:50 Gx 11,8 6,2 602 2:00,9 +28:50 12,3 2,1 90 04.09 20:43 IC 1336 20:55,1 –18:04 Gx 15,0 0,6 1252 20:54,9 –18:03 15,3 0,3 58 09.09 23:56 NGC 2168 6:08,9 +24:20 OC 5,1 28,0 235 6:08,0 +24:27 14,7 8,0 8 16.09 1:22 IC 1553 0:32,7 –25:35 Gx 14,0 1,0 1042 0:32,1 –25:35 14,2 0,4 192 18.09 4:23 NGC 194 0:39,3 + 3:02 Gx 12,1 1,9 443 0:39,0 + 3:02 13,2 0,8 32 21.09 0:12 NGC 1055 2:41,8 + 0:26 Gx 10,6 7,6 740 2:41,0 + 0:26 14,3 0,8 46 27.09 3:33 NGC 941 2:28,5 – 1:09 Gx 12,4 2,8 892 2:28,1 – 1:09 14,7 0,7 240

Digitized Sky Survey The Digitized Sky Surveys were produced at the Space Telescope Science Institute under U.S. Government grant NAG W-2166. The images of these surveys are based on pho- tographic data obtained using the Oschin Schmidt Telescope on Palomar Mountain and the UK Schmidt Telescope. The plates were processed into the present compressed digital form with the permission of these institutions. The National Geographic Society - Palomar Observatory Sky Atlas (POSS-I) was made by the California Institute of Technology with grants from the National Geographic Society. The Second Palomar Observatory Sky Survey (POSS-II) was made by the California Institute of Technology with funds from the National Science Foundation, the National Geo- graphic Society, the Sloan Foundation, the Samuel Oschin Foundation, and the Eastman Kodak Corporation. The Oschin Schmidt Telescope is operated by the California Institute of Technology and Palomar Observatory. The UK Schmidt Telescope was operated by the Royal Observatory Edinburgh, with funding from the UK Science and Engineering Research Council (later the UK Particle Phy- sics and Astronomy Research Council), until 1988 June, and thereafter by the Anglo-Australian Observatory. The blue plates of the southern Sky Atlas and its Equatorial Exten- sion (together known as the SERC-J), as well as the Equatorial Red (ER), and the Second Epoch [red] Survey (SES) were all taken with the UK Schmidt.

24 interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Tour d’Abell Andreas Domenico

er bedeutendste Katalog von der farbig oder von einem nebelhaften Vier schwache PN nach Zeichnun- Planetarischen Nebeln ist der Schimmer umgeben. Für Detailbeobach- gen von Andreas Domenico mit DCGPN von L. Perek und L. tungen erfordern sie oftmals längere einem 12"-Newton: PK 303+40.1 Kohoutek (Catalogue of Galactic Plane- Brennweiten oder hohe bis sehr hohe (A 35) bei 52 und 66fach mit [OIII]- tary Nebulae) aus dem Jahre 1967. In Vergrößerungen (HP, VHP), d.h. 200× Filter, PK 164+31.1 (JE 1) bei 52 und ihm sind 1036 gesicherte und vermutete bis 600×, in einigen Fällen sogar bis 66fach mit [OIII]-Filter, PK 198-6.1 PN nach galaktischen Koordinaten ver- über 700× – immer unter Berücksichti- (A12) bei 283fach mit UHC-Filter zeichnet. Zusammen mit diversen gung der Luftunruhe und der minimalen und PK 197-14.1 (A10) bei 150× und Zusatzkatalogen ersetzt der CGPN die sinnvollen Austrittspupille (AP). Die 233× mit [OIII]-Filter. zahllosen Listen einzelner Beobachter, zweite Kategorie von PN umfaßt die die jahrzehntelang für Verwirrung bei großflächigen Objekte, die bis 10', vertragen keine sonderlich hohen den Berufs- und Amateurastronomen annähernd Vollmonddurchmesser oder Vergrößerungen. Zum Auffinden sind sorgten. Hinzu kam 1992 der ESO Cata- sogar darüber erreichen, wie z.B. der lichtsstarke Finder (es gibt keine logue of Galactic Planetary Nebulae [1], berühmte Helix-Nebel NGC 7293 im „Sucher“…) oder LP-Gesichtsfelder der im Prinzip eine Erweiterung des Wassermann. Für diese braucht man (>1°) anzuraten. Erfahrungsgemäß lei- CGPN darstellt und 1143 Objekte bein- zumeist die instrumentelle Hardware stet das [OIII]-Filter gerade bei großer haltet. Die Nomenklatur wurde weitge- von Gasnebel-Beobachtungen, sprich AP sehr gute Dienste. Dennoch ist ent- hend beibehalten, nur mit genaueren RFT’s oder mit UHC- bzw. [OIII]-Fil- spanntes Sehen genauso wichtig wie Zahlen. So sprang das Objekt PK 359- tern bestückte Großfeldstecher. Aller- eine gute Adaption. Es kann durchaus 6.1 von der letzten Seite des CGPN dings sind bei einer ganzen Reihe von eine halbe Stunde oder länger dauern, durch die neue Bezeichnung PN G PN die Emissionslinien des zweifach bis man ein Objekt auch wahrnimmt. Es 000.0-06.8 an die Spitze des ESO-Kata- ionisierten Sauerstoffs [OIII] relativ ist daher ratsam, sich durch häufigeren logs. Verständlicherweise werden in den schwach ausgeprägt. Hier wird man mit Okularwechsel der eindeutigen Sichtung meisten neueren Atlanten und Objektka- einem Schmalbandfilter bessere Ergeb- zu vergewissern. Die helleren Abell- talogen der Einfachheit halber nach wie nisse erzielen als mit dem entsprechen- Objekte können bei größeren Öffnungen vor die PK-Nummern verwendet. den Linienfilter. auch ohne Filter gesehen werden. Begibt man sich auf den Pfad der Besonders die Objektliste von George Ich habe eine kleine Auswahl im Lau- visuellen PN-Beobachtung, wird man Abell hält für visuelle Beobachter eine fe mehrerer Nächte (November 93– rasch feststellen, daß diese Objekte sehr Anzahl von interessanten, aber nicht März 94) bei fst 5m, 7 bis 6m, 3 mit 8" f/5 verschiedenartig sein können. Sie lassen immer ganz einfachen PN bereit. Abell bzw. 12" f/7 beobachtet: sich in zwei Kategorien einteilen. Zur 21 (PK 205+14.1), den „Medusa- A 10, Ori, (Kohoutek 1-7), stellt zu- ersten zählen die Objekte mit Durch- Nebel“, haben wir in interstellarum [7] sammen mit A 12 bei einem Durchmes- messern < 50" und entsprechend hohen schon kennengelernt. Das Gros der ser von 0',6 gegenüber den meisten hier Flächenhelligkeiten. Sie erscheinen in Objekte zählt zur zweiten Kategorie, beschriebenen PN eine Ausnahme dar kleineren Instrumenten oder bei gerin- d.h. sie sind recht großflächig und „ent- und ist ein typisches HP-Objekt. Man gen Vergrößerungen (LP) nahezu stellar tarnen“ sich erst auf dem zweiten oder sollte sich keinesfalls von der in [2] oder als kleine Scheibchen, hin und wie- dritten Blick aus der Schwärze des angegebenen Gesamthelligkeit ab- Nachthimmels. Für eine schrecken lassen. Die Lichtintensität erfolgreiche „Erstbeobach- dieses PN entspricht zwar der eines tung“ sind daher vernünftige Sterns 14. Größe, jedoch ergibt seine Sternkarten und Kataloge zu kompakte Größe eine relativ hohe empfehlen. Das Spitzenmate- Flächenhelligkeit, wodurch er bei 12" rial aus Richmond – sprich Öffnung auch schon ohne Filter aufge- Uranometria 2000.0 und funden werden konnte. Mit [OIII]-Filter DSFG [2] – steht auch hier erschien er bei 150× und 233× als ein außer Konkurrenz. Darüber- ovaler, in der Mitte hellerer Lichtfleck. hinaus erlauben Computer- Noch höhere Vergrößerungen sind programme wie z.B. THESKY durchaus möglich. oder GUIDE eine wesentlich A 12, Ori, wird man im U2000.0 ver- größere Flexibilität im Kar- geblich suchen, er steht auch nicht in [2], tenmaßstab. Für den Anfang vielleicht wurde er von den Autoren als wird es sinnvoll sein, sich auf „zu harte Nuß“ beurteilt. Ich stieß erst solche Nebel zu beschränken, durch einen Bericht von „Urvater“ Wal- die sich in der Nähe von hel- ter Scott Houston in [3] auf dieses leren Objekten befinden. Objekt. GUIDE 4.0 gibt als Helligkeit Solche ausgedehnten PN, vor 13m, 9 an, wobei das Programm bei PK 197-14.1 ( A 10) allem die „ganz fetten“ über

26 interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. DSS

PK 198-6.1 (A 12) DSS PK 303+40.1 (A 35)

schwächeren PN sehr zurückhaltend mit A 31, Cnc, liegt etwa 1° südöstlich zunehmender Öffnung steigt der visuelle Beobachtungsdaten ist; insbesondere von M 67 – gewissermaßen von den Eindruck geradezu exponentiell an. Um wird nicht zwischen visueller und photo- Abell-Zwergen zu den Abell-Riesen. kein falsches Bild aufkommen zu lassen: graphischer Helligkeit unterschieden. Dieser Gigant, noch ausgedehnter als Er setzt einen dunklen Himmel (fst [4] nennt dagegen als Gesamthelligkeit der Helix-Nebel, liegt etwa 1° SO von >6m) voraus. Aber im 12" mit [OIII] war 12m,1 und als Flächenhelligkeit 11m,0. M 67. Die Beobachtung läßt sich am das Objekt bei 52× und 66× als leicht Mit Sicherheit ist A 12 für Photographen besten folgendermaßen umschreiben: elongierter Nebelschimmer, dessen auf- eine Herausforderung, denn er befindet Man verteile eine Gesamthelligkeit von gehellter Rand im Südwesten von einem sich nur 1' WNW von µ Ori – dem 12m, 2 auf eine Fläche von mehr als 16' auffälligen Stern flankiert wird [6]. nächsthelleren Stern NNO von Betei- und überprüfe, was davon selbst bei gut- A 35, Hya, ist ebenfalls ein LP- geuze. Auf langbelichteten Aufnahmen er Durchsicht noch übrig bleibt. Im 8" Objekt, das auch in Süddeutschland „ertrinkt“ der kleine Nebel meist hoff- mit [OIII] konnte ich nur einen vier kaum höher als 17° über den Horizont nungslos im Lichtsaum des 4m,1 hellen Bogenminuten großen Teil des PN – ver- steigt und daher nur bei guter Transpa- Sterns [1]. Das CCD-Image in [4] zeigt mutlich den hellsten – indirekt und renz des Himmels (kein Dunst) ange- den PN sehr viel deutlicher. Aber ein- blickweise als einen formlosen Schim- gangen werden sollte. Dann aber müßte deutig im Vorteil ist hier wieder die visu- mer sehen, der einen helleren Stern er dank eines hellen Sterns (9m), der von elle Beobachtung: Sofern die Bedingun- umgibt. Also lediglich ein Bruchteil des dem Nebel selbst eingeschlossen wird, gen HP zulassen, um das Objekt vom gesamten Nebeldurchmessers. Nicht relativ leicht zu finden sein. Dieser PN Strahlenkranz des Sterns zu trennen, viel, aber immerhin. Das Objekt ist in zeigt eindrucksvoll den Unterschied zeigt er sich als ein rundes Fleckchen – [2] als Sh 2-290 verzeichnet. zwischen visueller Beobachtung und also als klassischer „Planetarischer“ Ne- A 33, Hya, gehört zu meinen Lieb- Photographie. Aufnahmen im Licht der bel. Es versteht sich, daß der Stern lingsobjekten. Die Hydra ist eine Fund- Hα-Linie (z.B. POSS-Rot) zeigen zwei außerhalb des Gesichtsfeldes bleiben grube für Planetarische Nebel, jedoch schwache parallele Nebelbänder von sollte. Die Wahrnehmung von A 12 steht haben sie meist eine ziemlich niedrige etwa 8'–10' Länge knapp südlich des und fällt mit dem Seeing. Das winzige Deklination und geben daher stets nur hellen Sterns, während visuell im 12" farblose Scheibchen zeigte sich im 12" ein kurzes Gastspiel am mitteleuropäi- mit [OIII] bei 52× ein völlig anderes schon bei 283× mit UHC-Filter. Mich schen Himmel. Dabei steht A 33 noch Bild zu sehen war: Ein kleiner ovaler würde sehr interessieren, wie andere vergleichsweise hoch und zeigt sich in Schimmer um den Stern herum, der im Beobachter das Objekt sehen. [Anm. d. mittelgroßen Teleskopen als gleichmäßi- Westen etwas heller zu sein schien und Red.: A 12 ist OdS im Februar 1997] ges Scheibchen ohne Zentralstern. Mit bei indirektem Sehen jeweils für einige

Objekt R.A. (2000.0) Dec. Größe Hell.vis U2000

A 10 (PK 197-14.1) 05 31.8 +06° 56' 35" 14m, 7 180 A 12 (PK 198-6.1) 06 02.4 +09° 39' 37" 12,0 181 A 31 (PK 219+31.1) 08 54.2 +08° 55' 980" 12,2 187 A 33 (PK 238+34.1) 09 39.1 -02° 48' 268" 12,4 233 A 35 (PK 303+40.1) 12 53.7 -22° 52' 709" 12,7 329 A 36 (PK 318+41.1) 13 40.6 -19° 53' 370" 11,8 331 JE 1 (PK 164+31.1) 07 57.8 +53° 25' 399" 12,1 43 Jn 1 (PK 104-29.1) 23 35.9 +30° 28' 332" 12,1 124

interstellarum 2/96 27 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. zwei schwache Aufhel- gens: Wie in [4] nachzulesen ist, haben lungen. Sie nahmen an, amerikanische Stargazer einen neuen daß es sich dabei um „Katalog“ ins Leben gerufen, den die beiden elliptischen AINTNO (Association of Invisible Galaxien handelt, Objects and Things Nobody Observes). obwohl diese sich 30' Dieser beinhaltet neben Sternflecken auf südlich befinden! Rigel auch Planetarische Nebel im Tatsächlich hatten sie M 81… zwei helle Knoten in Andreas Domenico der ringförmigen Am blauen Stein 4 Nebelhülle eines noch 64295 Darmstadt unbekannten Planetari- schen Nebels entdeckt Literatur: und die Galaxien, die [1] ESO-Catalogue of Galactic Planetary auf den relativ kurzbe- Nebulae, Strasbourg 1992 lichteten Aufnahmen [2] Cragin, Lucyk, Rappaport: The Deep nahezu stellar erschei- Sky Field Guide to Uranometria nen, völlig übersehen. 2000.0, Richmond 1993 Fortan wurden sowohl [3] Sky & Telescope, 3/1988, S. 338 PK 164+31.1 (JE 1) die Galaxien als auch [4] Polakis: Hunting Down Abell Planeta- der PN jahrelang als ries, Sky & Telescope, 5/1994, S. 106 NGC 2474-5 bezeich- [5] Hynes: Planetary Nebulae, Rich- Augenblicke gehalten werden konnte. net – ein ausgesprochen hartnäckiger Irr- mond 1991 Dieses Phänomen, wenn Objekte in [6] Reus, Stoyan: Bildatlas heller Plane- tum. Aber damit der Verwirrungen nicht tarischer Nebel – Teil I, interstellarum unterschiedlichen Spektralbereichen genug: Häufig wurde dieser Nebel ein- völlig verschieden aussehen, gibt immer 6, S. 13 fach „Jones 1“ genannt, nach einem der [7] Stoyan et al.: PK 205+14.1, Objekte wieder zu Diskussionen Anlaß und beiden „Entdecker“ vom Harvard Obser- der Saison, interstellarum 6, S. 54 zweifellos stellt A 35 einen Extremfall vatory. Das hat immer wieder zu Ver- [8] Stoyan et al.: PK 104-29.1, Objekte dar. wechslungen mit dem „echten“ Jones 1 der Saison, interstellarum 1, S. 51 A 36, Vir, steht auch recht tief am geführt, einem bekannten PN im Pega- Himmel. Mit einer großen Portion beob- sus [8] – benannt nach seinem Erstbeob- achterischem Geschick und Selbstver- achter, der mit dem oben genannten trauen – neben Hoffnung und Geduld die nicht identisch ist. Dazu kommt noch, wichtigsten Tugenden des Deep-Sky- daß beide Objekte von nahezu zwillings- Beobachters – ist dieser Nebel schon im haftem Aussehen 8" indirekt als eine konturlose Aufhel- sind, was auch mit m lung um einen Zentalstern (11 ) sicht- Amateurmitteln bar. Der schönste Anblick war bei 50× relativ leicht fest- (5 mm AP) mit [OIII]-Filter. zustellen ist. Sie JE 1, Lyn, ist kein Abell sondern ein sind in Größe und Jones-Emberson, aber abschließend Helligkeit ver- trotzdem einer Erwähnung wert – sozu- gleichbar, erschei- sagen als Bonus. Dieser PN kann unter nen leicht oval mit guten Bedingungen im 8" bei LP als ein zwei helleren Ver- schwacher geteilter Nebelschimmer mit dichtungen am zwei helleren Verdichtungen gesehen Rand. [2] unter- werden. Wer den Sky Catalogue 2000.0 scheidet die beiden aufschlägt, wird unter der entsprechen- als JE 1 und JN 1, den Eintragung einen seltsamen Hinweis während in [1] bei- finden: „not NGC 2474-5“. Der Grund de als „JnEr 1“ und für diesen Zusatz ist mit einer netten „Jn 1“ bezeichnet Verwechslungsgeschichte verbunden: werden. Für Jones- Vater und Sohn Herschel entdeckten Emberson 1 kur- eine kleine Galaxie der 12. Größe im siert auch noch die Sternbild Luchs. Später fand William Bezeichnung Vo- Parsons, der alte Earl of Rosse, nur 0',4 rontsov-Velyami- davon entfernt eine weitere. Unter den lov 47 (V-V 47). Nummern 2474 und 2475 wurden beide Man hat also die Galaxien von Dreyer in den NGC über- freie Wahl. Wie nommen. 1939 bemerkten zwei Astro- wär’s mit den PK- nomen am Harvard Observatory auf Nummern? Übri- Photographien dieser Himmelregion

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interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Deep Sky aus der Stadt Andreas Domenico

ie Frage nach dem optimalen Mißverständnissen vorzubeugen sei Begleitgalaxie von NGC 6692, die ich Beobachtungsort, dem „obser- erwähnt, daß ich hier mit „Stadt“ natür- später als MCG+6-41-17 identifizieren Dvation site“ schlechthin, bewegt lich nicht die Frankfurter Zeil, die Düs- konnte. Sie war derart auffällig, daß ich wie kaum eine andere die Gemüter der seldorfer Kö oder den Hamburger mich wundere, sie nicht schon früher beobachtenden Amateurastronomen. Sie Fischmarkt meine, sondern im engeren gesehen zu haben [2]. Der zweite Stan- hat sich als eine sehr persönliche heraus- Sinne die nähere Umgebung von Städten dort setzt sogar noch eins drauf; er befin- gestellt, wie so vieles in unserem Hob- oder deren Randzonen. So mancher det sich in der äußerst dünn besiedelten by – die Qualität des Instruments, die schon soll Erstaunliches zustande Gegend um Würzberg/Breitenbuch, der maximale sinnvolle Austrittspupille gebracht haben, in Stadtnähe. „verlängerte Rücken“ dieses Planeten, oder das Für und Wider von Okularen Mein Wohnort ist Darmstadt, also im sozusagen. Hier sind Nächte mit alpinen und Nebelfiltern. Die Wahl des geeignet- Rhein-Main-Gebiet; eine der lichtver- 6m,8 keine Seltenheit. Allerdings nimmt sten Beobachtungsplatzes ist, soviel schmutztesten Gegenden der Erde, wie die Fahrt zu diesem abgelegenen und steht fest, von den persönlichen ich fast meine. Glücklicherweise geht friedlichen Ort satte eineinhalb Stunden Ansprüchen des Beobachters abhängig, diese „Natriumhochdrucksuppe“, die in Anspruch. und die sind oftmals recht hoch. Dunkel auszulöffeln man hier auf Gedeih und Die Stadtbeobachtungen wurden hin- muß er sein, fern von jeglicher Lichtver- Verderb genötigt wird, nahezu fließend gegen an einem Ort gemacht, der mir schmutzung, möglichst auf dem Lande (sic!) in eine der dunkelsten Gebiete lediglich eine „Reisezeit“ von nachweis- oder, besser noch, unter einem klaren Deutschlands, den Odenwald, über. In lich gemessenen 10,2 Sekunden abver- Hochgebirgshimmel. Aber welche Mög- südöstlicher Richtung wartet diese wun- langt – vom Balkon meiner Wohnung lichkeiten haben diejenigen, die ihr Tele- derschöne Landschaft schon nach 30 am südlichen Stadtrand von Darmstadt. skop in der Nähe von Großstädten auf- Minuten Fahrtzeit mit einer ganzen Hier hält sich die Lichtverschmutzung stellen? Wie heißt es so schön in der Anzahl exzellenter „sites“ auf, wovon im Vergleich zu anderen Stadtteilen in Werbung: Deutschland ist klein, der ich auf zweien gewissermaßen meine Grenzen. Freundlicherweise wird die Himmel ist hell… „Duftmarke“ hinterlassen habe. Der Straßenbeleuchtung vom hiesigen Ver- Es steht außer Frage, daß die Beob- erste liegt in der Nähe der „Häuser“ sorgungsunternehmen nach Mitternacht achtungsliste unter Stadtbedingungen Neutsch (Ortschaft wäre übertrieben) aus Kostengründen auf „Sparflamme“ den nach Extremleistungen dürstenden und erlaubt an bis zu fünfzig Nächten im geschaltet, d. h. um ein Drittel reduziert, „Schwachlichtspechtlern“ die Tränen in Jahr eine schier unerschöpfliche Vielfalt wodurch der milchstraßenlose Himmel die Augen treibt, da sie kaum über die von Beobachtungen. So konnte ich hier ein wenig dunkler wird. Für meinen Bal- auserlesene Schar der helleren Himmels- am denkwürdigen vergangenen 20. kon bedeutet das bestenfalls eine Grenz- objekte hinausgeht. Darüberhinaus kann Oktober mit einem Achtzöller bei fst größe um 5m, in seltenen Ausnahmefäl- man geteilter Meinung sein, ob solche 6m,6 (Pol) meine „Lyra-Durchmuste- len bis 5m,2. Also ein typischer „poor Beobachtungen in Punkto Ästhetik und rung“ um ein halbes Dutzend Objekte sky“, wie es im Fachjargon heißt. Unter Genuß zufriedenstellend sind. Um erweitern. Am interessantesten war eine diesem Limit – wenn man feststellt, daß

M 51. Zeichnungen von Andreas Domenico mit einem 8"-Newton, links aus der Stadt mit 83×, rechts vom Land bei 111×.

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NGC 6992-5. Zeichnungen von Andreas Domenico mit einem 8"-Newton; links aus der Stadt bei 41×, rechts vom Land mit 28,5×. Beidesmal wurde ein [OIII]-Linienfilter benutzt.

sogar die allerhellsten Objekte nach chen. Der Leser möge sein Augenmerk Wenn überhaupt, zeichneten sich wegen einem Nebelfilter schreien – sollte man vor allem auf die Unterschiede in der des aufgehellten Himmels nur die helle- gar nicht erst beginnen. Filter lindern Wahrnehmung von Details richten. Alle ren „Fetzen“ des SNR gegen den Him- zwar die Symptome der „Krankheit“ Beobachtungen mit 8" f/5-Newton: melshintergrund ab. Aber immerhin war Lichtverschmutzung, aber gute Durch- selbst unter derart lausigen Verhältnis- M 51, Whirlpool-Galaxie sicht und hohe Grenzgröße sind einfach sen der Sichelbogen bei 52 Cyg andeu- durch nichts zu ersetzen. Die, wie mir viele beipflichten werden, tungsweise und indirekt zu erkennen, Was die Auswahl des Instruments schönste Galaxie des Himmels verliert was durchaus zugunsten der Stadtbeob- betrifft, habe ich bei Stadtbeobachtun- unter Großstadtbedingungen alles, was achtung (oder zugunsten des Linienfil- gen mit einer kleineren oder mittleren dieses Objekt so reizvoll macht. Von der ters?) gewertet werden kann. Der Öffnung bessere Ergebnisse erzielt. beeindruckenden Spiralstruktur, die auf Anblick war ernüchternd, aber nicht ent- Jeder Beobachter weiß, daß er unter dem Land bei 111× sogar direkt zu sehen mutigend. Der Crescent-Nebel NGC ländlichen Bedingungen die verbleiben- war, bleibt nichts. Lediglich die Kernbe- 6888 war hingegen nicht sichtbar [3]. de Hintergrundhelligkeit durch höhere reiche von M 51 und der Nachbargala- NGC 7662, Blue Snowball Vergrößerungen reduzieren kann. Je- xie NGC 5195 sind als diffuse und zum doch setzt das von der Stadt produzierte Zentrum hin leicht heller werdende Der Planetarische Nebel in Andromeda Seeing mit zunehmender Öffnung die Schimmer erkennbar. Die angenehmste gehört zu meinen Lieblingsobjekten, da sinnvolle Maximalvergrößerung emp- Vergrößerung war 83×, wobei das Wort er im 8" und 12" unter einem sehr guten findlich herab. Umgekehrt erlaubt die „angenehm“ in diesem Zusammenhang Himmel und bei extremer Vergrößerung kleinere Öffnung höhere Vergrößerun- relativ ist. eine deutliche Doppelringstruktur mit einem dunklen inneren Bereich zeigt. In gen bei Luftunruhe. Ein größeres Pro- NGC 6992-5, Cirrusnebel blem stellt die unzureichende Dunkel- Stadtnähe ist an High Power oder Very Wiederholte Versuche, dieses herrliche adaption dar, da der Himmel auch nach High Power nicht zu denken, der Kon- Objekt aus der Stadt heraus zu beobach- dem Ende der astronomischen Dämme- trast kann schließlich nur noch abneh- ten, führten stets zu dem gleichen rung eine hohe Helligkeit beibehält. Die men. Somit zeigte der PN im 8" trotz ernüchternden Resultat: Hier entscheidet bittere Konsequenz davon ist, daß ich Filtereinsatz keinerlei Strukturen. Bei das [OIII]-Linenfilter unbestechlich die maximale sinnvolle Austrittspupille 100× und 142× war indirekt ein kleiner zwischen Sehen und Nichtsehen. Da die von 7–8 mm nicht nutzen kann. Mit an- diffuser, kreisrunder Nebelfleck zu maximal mögliche AP auf 5 mm (V= m deren Worten: Keine Chance für schwä- sehen, der Zentralstern (12 ,5) überhaupt 41×) reduziert werden mußte, blieb der chere großflächige Nebel, wenn sie nicht nicht. Die in Neutsch mit dem 12" und visuelle Eindruck kläglich, verglichen von vornherein unter den Tisch fallen. [OIII]-Filter angefertigte Vergleichs- mit der überwältigenden Detailfülle, die Ich habe drei ausgewählte „showpie- zeichnung (bis 583×) spricht Bände. der Ostteil des Cirrusnebels der selben ces“ aus der Stadt heraus beobachtet und Detailbeobachtungen bei derart hohen Fernrohr/Filter-Kombination auf dem mit Beobachtungen, die in Neutsch bei Vergrößerungen erfordern nunmal eine Land (bei 7 mm AP, 28,5×) offenbart. fst 6m,4 (Pol) gemacht wurden, vergli- exzellente Transparenz des Himmels.

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NGC 7662. Zeichnungen von Andreas Domenico. Links mit einem 8"-Newton aus der Stadt bei 100× und 142× mit [OIII]-Filter, rechts mit einem 12"-Newton bei 380× und 583× und [OIII]-Filter.

Fazit für mich als engagierteren Beobachter uns nicht die Möglichkeit und oftmals Man kann sicherlich allem skeptisch kann es aus eben jenen Gründen der auch nicht die Zeit, um größere Fahrt- gegenüberstehen, aber hinsichtlich der Ästhetik und des Genusses keine Alter- strecken zu dunklen Beobachtungsplät- oben genannten Kriterien habe ich etwas native zu den Bedingungen in ländlichen zen auf sich zu nehmen. Hier hat es sich hochgeschraubtere Ansprüche. Dem Gebieten oder im Hochgebirge geben. als sinnvoll erwiesen, sich anderen Grenzgrößenwahn anheimgefallen? Ja, Das bringt keineswegs nur Positives mit Beobachtern anzuschließen. Man muß durchaus. Natürlich ist eine Beobach- sich, zumal man für alles andere verdor- sich nur einmal umschauen, oftmals fin- tung unter Stadtbedingungen noch ben ist, sobald man einmal unter einem den sich gute Beobachtungsbedingun- immer besser als überhaupt keine, aber 7m-Himmel beobachtet hat. gen schon 20, 30 Kilometer jenseits der Selbstverständlich haben viele von Stadtgrenzen, wovon auch die großarti- gen Beobachtungen aus Kreben zeugen, von denen öfters in interstellarum zu lesen ist. Aber offenbar gerät hier wieder ein- mal die teuflische Frage der Beweisnot ins kosmische Getriebe. Einem „erfahre- nen Amateurastronomen“, der partout nicht glauben wollte, daß man Stephan’s Quintet im Achtzöller sehen kann, muß- te ich jüngst mit der berühmten „Römi- schen Regel“ antworten: „Derjenige, der sagt ,Es geht nicht‘, soll den nicht stören, der es gerade tut“. Insofern sprach mir das „Streulicht“ in der vorletzten Ausgabe wahrlich aus dem Herzen. Aber das ist wohl wieder eine persönliche Frage, so wie die, ob man bei der Beobachtung aus der Stadt oder aus Stadtnähe auf seine Kosten kommt. Für mich selbst muß ich diese Frage entschieden verneinen.

Literatur: [1] Scagell: Observer’s Guide – City Astronomy, Sky Publishing, Cambrid- ge [2] Domenico: Galaxienjagd in der Leier, interstellarum 4 (3/95) [3] Stoyan: Supernova-Reste visuell – Teil 2, interstellarum 4 (3/95) [4] Burnham: Burnham’s Celestial Hand- book, Dover Publications, New York

32 interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Deep-Sky – Erfahrungen in Großstädten Deep-Sky in Leipzig Uwe Pilz

s wird gemeinhin angenommen, möglich. Die Blendung kann Deep-Sky-Beobachtungen seien jedoch verhindert werden, Enur weit entfernt von Großstädten wenn man sich ein dunkles möglich. Berichte über „kristallklare Tuch über den Kopf hängt, wie Alpenhimmel“ oder Exkursionen zu es früher die Photographen Südseeinseln verstärken dieses Vorurteil. taten – das wirkt Wunder. Ich möchte einmal das Gegenteil tun – Das Auffinden der Objekte nämlich die Leser zu ermuntern, es gera- ist von der Stadt aus meist de in Stadtnähe mit Deep-Sky zu versu- schwieriger, da dunklere Ster- chen. Der unschätzbare Vorteil ist der ne nicht sicher im Telrad- viel geringere Aufwand, vom Garten Sucher zu identifizieren sind. oder Balkon aus zu beobachten. Darüber Aus diesem Grunde sind Auf- hinaus gibt es gerade im Winter Abende suchkarten unentbehrlich. Ich mit wenigen Stunden klaren Wetters, die benutze Karten der Größe eigentlich nur in unmittelbarer Nähe des 10°×10°, welche ich sowohl Wohnortes nutzbar sind. seitenrichtig und spiegelver- Es war für mich überraschend, welch kehrt (Zenitprisma!) herstelle. große Auswahl an lohnenden Objekten Es hat sich bewährt, Sterne bis Zeichnung von Uwe Pilz: Der Sternhaufen ein Beobachtungsstandort am Stadtrand zur 12. Größe einzuzeichnen, NGC 6800 mit einem 150/1500-Maksutov. von Leipzig bietet. Insgesamt kann man da im Instrument dann doch sagen, daß sich auch schwächere Kugel- sehr viele Sterne erscheinen. Bei beson- Nova Cas 95: Mit Hilfe der Aufsuchkar- sternhaufen und Offene Sternhaufen ders schwierig zu findenden Objekten, ten vom Stamford-Observatorium leicht erfolgreich aus der Stadt beobachten las- welche in sternarmen Gebieten liegen, und sicher identifizierbar. Vgl. Zeich- sen. Planetarische Nebel sind immer bereite ich eine Aufsuchstrategie vor, nung. einen Versuch wert, während schwäche- wobei ich die Teilkreise benutze. OC NGC 6800: Ästhetisch sehr anspre- re Galaxien wegen der geringen Ober- Abschließend möchte ich einige Aus- chend, außerordentlich sternreich. S. flächenhelligkeit meist nicht zu sehen züge aus meinem Beobachtungsbuch Zeichnung. m sind. Reflexionsnebel und Supernova- vorstellen. Alle nachstehenden Beobach- OC NGC 7789, 6 ,7: Ca. 100 schwache reste bleiben bis auf wenige Ausnahmen tungen wurden 8 km vom Stadtzentrum Sterne, keine merkliche Konzentration jedoch eine Domäne für Beobachter Leipzigs gemacht. Vielleicht fühlt sich zum Zentrum, ausgedehnt. m außerhalb der Städte. dadurch ja doch der eine oder andere OC NGC 1528, 6 ,4: Längliche Form, Ein erhebliches Problem stellt der Ein- ermutigt, es selbst einmal zu versuchen – einige auffallend helle Sterne im nördli- fluß der zahlreichen sichtbaren Licht- auch unter weniger günstigen Bedingun- chen Teil. quellen dar. Eine vollständige Dunkelad- gen. Gx M 74, PN M 76: Trotz mehrfacher Versuche unter guten Bedingungen nicht aptation ist von hier aus ohnehin nicht Beispielbeobachtungen sichtbar. m mit einem 150/1500-Maksu- SNR M 1, 8 ,4: Bei 50× auffällig. Unre- tov (und 20×80-Feldstecher) gelmäßige Form gut sichtbar, unregel- mäßiger zerklüfteter Rand zu erahnen. Gx M 94, 8m,2: Auffällig, hell. OC 1193, 12m,6: Im 20×80 Fernglas Ausgedehnte Spiralstruktur. blickweise zu erahnen. In der Mitte sehr viel heller. OC NGC 752, 5m,7: Nimmt fast das Gx M 51, 8m,4: Schwer zu fin- $$ gesamte Gesichtsfeld ein, sehr zerstreut, den, dann aber klar sichtbar mittelhelle Sterne. Eindrucksvoller im (50×). Auf den ersten Blick 20×80 Fernglas. nur zwei graue Flecke, später PN NGC 2392, 8m,6: Bei 50× deutlich etwas Detail, insbesondere ' sichtbar, „geisterhafter Fleck“. Bei 150× indirekt. Keine Spiralstruktur Zentralstern und etwas Struktur wahr- sichtbar. Südliches Zentrum nehmbar. scheint etwas heller zu sein. GN M 78: Bei 94× unregelmäßige Form PN M 27 (Hantelnebel) 7m,3: indirekt zu sehen. Sehr hell und auffällig, am OC+GN NCG 2264: OC bei 50× sehr besten bei 50×. auffällg, groß. GN zu erahnen. GC M 15, 6m,4: Am besten bei Nova Cas 1995 am 18.9.1995. Zeichnung von 150×, Kernbereich sehr hell, Uwe Pilz, Kieler Str. 63, 04357 Leipzig Uwe Pilz mit einem 150/1500-Maksutov. ausgedehnter Halo.

34 interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Deep-Sky in KölnKöln der PNs eingeschränkt, aber immer noch sehr erfolgreich möglich, diese Objekte Horst Schoch sollten meiner Erfahrung nach immer wieder probiert werden. Die insinstrumentelletrumentelle AusstattungAusstat tung: DoppelsterneDoppelsterne tr trennen!ennen! Gasnebel Die geringsten Einschränkungen in der Der große Orionnebel bietet selbst in der ls Beobachtungsinstrument dient Stadt (neben Sonne, Mond und Planeten) Stadt einen unvergleichlichen Anblick! mir seit Jahren ein sogenanntes sind nach meinen Erfahrungen in der Das dürfte vor allen Dingen daran liegen, „Rich-Field-Instrument“, ein 3",1 A Doppelsterntrennung möglich. Eines daß er auf Grund seiner großen Flächen- Refraktor mit 400 mm Brennweite. Die meiner Lieblingsgebiete, obwohl mein helligkeit sehr hohe Vergrößerungen für die Deep-Sky Beobachtung so wichti- Instrument ja nun gar nicht für solche zuläßt, und dabei wird der Himmelshin- gen Filter sind: ein Lumicon Deep-Sky; Unternehmen geeignet erscheint. Ein tergrund sowieso abgedunkelt. Mit ein Celestron LPR und ein Lumicon erster Test hat mir gezeigt: die sogenann- V=100× bietet er mit und ohne Filter [OIII]-Filter. ten „Testobjekte“ für den Dreizöller sind einen phantastischen Anblick, und viele Ein ersterers ter VergleichVer gleich ausnahmslos leicht zu „knacken“, Zeta der in interstellarum 5 beschriebenen Aquarii, Epsilon und Epsilon in der Gerade bei der Deep-Sky Beobachtung 1 2 Objekte können gesehen werden. Leier, Epsilon Bootis, Beta Orionis sind einige Abstriche in der Großstadt zu M 16 zeigt ohne Filter gerade mal den (Rigel) usw. sind problemlos zu splitten. machen. Auf dem Land war es mir früher Sternhaufen, mit LPR-Filter ist der Nebel Bewaffnet mit dem Uranometria-Atlas relativ leicht möglich, z.B. den Cirrus- selbst aber schon zu sehen. Erstaunlicher- und den von mir darin in mühseliger Nebel selbst mit „Pickerings triangular weise zeigt er mit 12,5 mm Okular und Arbeit eingetragenen Doppelsternen, wie wisp“ zu sehen. An einigen Tagen war Deep-Sky Filter noch den besten sie z.B. in Burnham’s Celestial Hand- dieser Liebling unter meinen Beobach- Anblick. Hier hilft das [OIII]-Filter prak- book verzeichnet sind, habe ich bereits tungszielen sogar ganz ohne Filter indi- tisch nicht. über vierhundert dieser zum Teil pracht- rekt deutlich sichtbar. Mit [OIII]-Filter M 17: Ohne Filter ist er mit V=13× vollen Objekte erfolgreich trennen kön- steigerte sich der Kontrast und damit die – infolge der tiefen Lage und der Licht- nen. Erstaunlicherweise ist die Luftruhe Detailerkennbarkeit gewaltig: einen sol- verschmutzung – nicht zu sehen, aber keineswegs so schlecht, wie befürchtet, chen Anblick hätte ich vor zwanzig Jah- schon mit dem LPR-Filter ändert sich Beugungsringe sind ein allnächtlicher ren, als es diese Filter noch nicht gab, für das, nun ist sogar schon die charakteristi- Anblick. Also hier kein wesentlicher Ver- ausgeschlossen gehalten! sche Form auszumachen. Eine solche lust. In der Großstadt ist dieses Objekt nun Wirkung des LPR-Filters habe ich früher in meinem Instrument nicht mehr erreich- PlanetarischePlanetarische NebelNebel nicht bemerken können, in der Stadt zeigt es so richtig, was es kann! Mit V=27× ist bar. Selbst bei recht guten Bedingungen Erstaunlicherweise ist auch hier der Stan- dieser Nebel ohne Filter ebenfalls nicht (und dazu zählt „leider“ schon eine dortnachteil Stadt zu verschmerzen. M zu sehen, mit LPR aber indirekt deutlich. erreichbare Grenzgröße für das bloße 57, der bekannte Ringnebel, ist auch hier Grandios wird sein Anblick aber mit dem Auge mit ca. 4m,7) ist von dem Pracht- als Ring zu erkennen, bei Vergrößerun- [OIII]-Filter: die „Omegaform“ ist ein- stück nichts zu sehen. Andere Nebel sind gen ab 67× und vor allen Dingen bei wandfrei zu erkennen! davon glücklicherweise nicht so stark Benutzung eines [OIII]-Filters. Hier muß betroffen. Die wohl größte Einbuße bei ich leider der Behauptung in interstella- Sternhaufen den Deep-Sky Objekten ist bei den Gala- rum 5, S. 21, „Welcher Filter für welchen Die helleren Kugelsternhaufen sind im xien zu verzeichnen, M 31 und M 51 mit Nebel?“ heftigst widersprechen. Auch Ganzen recht ordentlich im Vergleich zu viel Mühe, sind – erst mal – der traurige bei bescheidenen 3" Öffnung ist die früheren Beobachtungen zu sehen. Aller- Rest. Waren früher die beiden Begleiter Anwendung eines[OIII]-Filters sehr sinn- dings ist es viel schwerer und zum Teil des Andromedanebel eine „leichte Beu- voll. Das gilt nicht nur für die Paradeob- unmöglich geworden, die schwächeren te“, so kann ich sie mir jetzt abschmin- jekte, wie z.B. M 27, dem Hantelnebel, Exemplare einzufangen. Das liegt sicher- ken, M 31 ist zwar noch immer recht der wesentlich größer erscheint, und fast lich am deutlichen Verlust an Grenz- groß, aber irgendwie verwaschen und plastisch vor den Sternen zu schweben größe. Gleiches gilt auch für die offenen nicht so kontrastreich. Vor einigen Jahren scheint, daß gilt auch für die NGC-PNs, Sternhaufen, die nun oft nicht mehr so habe ich mit meinem Zeiss 8×30 in Tau- die zum Teil auch recht hell sind. Nur ein spektakulär aussehen wie früher. M 36 ist tenburg in einer superklaren Nacht mehr weiteres Beispiel: NGC 2392, der immer noch ein großartiger Anblick, M sehen können, als hier mit dem lichtstar- berühmte „Eskimonebel“ in den Zwillin- 38 ist zwar sehr groß, aber schon recht ken RFT. gen: ohne Filter schon relativ leicht mit blaß. Eine vergleichende Beobachtung Visuell erreiche ich mit dem Fernrohr V=27× als etwas defokussiert wirkendes mit verschiedenen Vergrößerungen und in etwa die Grenzgröße 10m,5, was Sternchen in unmittelbarer Nachbar- damit auch unterschiedlichen Gesichts- immerhin einen Verlust von ca. 1m,5 im schaft eines visuell etwas helleren Stern- feldern lohnt sich auch hier. NGC 1907 Vergleich zu früher ausmacht. chens gelegen. Mit LPR-Filter wird der ist immerhin auch in der Stadt mit klei- Trotz aller genannten Nachteile möchte PN praktisch genauso hell wie der Nach- nem Instrument zu sehen. Zwar sind die ich alle Sternfreundinnen und -freunde, barstern – mit dem [OIII]-Filter wird Zeiten weit entfernt, in denen ein NGC die in stark lichtverschmutzten Regionen NGC 2392 deutlich heller als dieser, er 188 erfolgreich gesehen werden konnte, leben, nachhaltig ermuntern, ihre Geräte wird sogar zum hellsten Objekt im aber man sollte durchaus auch die Stern- nicht wegzupacken, oder gar das Hobby Gesichtsfeld! Die Aufzählung ließe sich haufen in der Stadt mit auf sein Beobach- aufzugeben. Dazu gibt es wirklich keinen noch fortsetzen, es soll hier aber jetzt tungsprogramm nehmen. Grund. Deep-Sky heißt auch: genügen. Natürlich ist die Beobachtung H. Schoch, Overbeckstr. 51, 50823 Köln

interstellarum 2/96 35 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Nachrichten • 4. Folge • Ausgabe Mai 1996

VdS im WWW Hyakutake-Jahrbuch

Die VdS ist weiter im WWW unter http://www.uni- Die VdS beabsichtigt Ende des Jahres ein Jahrbuch mit essen.de/initiative/vds/index.html vertreten. Die Seiten vielen Photos von Hyakutake herauszubringen. In dem sind kontinuierlich ausgebaut worden. Für jede Fach- Jahrbuch soll auch auf Hale-Bopp eingegangen werden. gruppe existiert inzwischen eine eigene Seite. Die Links Gesucht wird dazu ein VdS-Mitglied, das sich als eine zu den Fachgruppenseiten im anderen Netz sind auch Art Hauptredakteur für die Ausgabe 1996 betätigt. Die eingebaut. Die VdS-Seiten wurden schon einige Hun- Tätigkeit umfasst in erster Linie die inhaltliche Gliede- derte Male abgerufen und sind auf etwa 20 anderen Sei- rung, Autorenbetreuung (d.h. der Hauptredakteur muß ten im Netz mit einem Link vertreten. nicht – sofern er dies nicht möchte – selbst Artikel Besonderen Erfolg hatten die Hyakutake-Seiten der schreiben) und die grobe Layoutkonzeption. Mit der VdS unter http://www.rat.de/hyakutake/index.hmtl. Die- endgültigen Gestaltung wird ein Grafik-/Designbüro se Seite erschien als VdS-Hinweis zum aktuellen beauftragt. Welches VdS-Mitglied fühlt sich angespro- Kometenereignis in der Öffentlichkeit auf etlichen chen? Nachrichtenseiten und auch physikalisch orientierten Servern. Die Seiten sind mit einigen MB’s Bildern von Sonnenfinsternis VdS-Mitgliedern versehen worden und werden das auch noch bis Ende des Jahres versehen werden. An- Für die partielle Sonnenfinsternis plant die VdS zentra- schließend werden diese Seiten auch auf CD veröffent- le Aktivitäten, auch über die Presse. Wir werden Sie licht werden (im Rahmen einer allgemeinen astronomi- rechtzeitig informieren. Eine Präsenz zur Sonnenfin- schen CD-Serie). sternis im WWW wird es auch geben. Ab Sommer wird es dann auch eine Seite Hale-Bopp geben, vermutlich unter http://www.rat.de/hale-bopp Telefonischer Ansagedienst /index.html Da die VdS nicht genügend Geld hat, müs- sen die Kometenseiten auf diesem Server liegen (gratis, Zum Zeitpunkt der Hyakutake- Annäherung wurde der bzw. über meinen privaten Userbeitrag bei der telefonische Ansagedienst der VdS unter (0581)72033 www.rat.de finanziert), der leider öfters einige Stunden bis zu 300× am Tag angerufen. Danach flaute das Auf- am Tag nicht erreichbar ist. Die Kosten für eine kommen wieder auf durchschnittliche 20–30 Anrufe ja www.vds.de oder www.vds.com würden sich auf 1–2 Tag ab. In Arbeit ist, den Ansagedienst von einem sim- TDM im Jahr belaufen. Vielleicht gibt es einen Sponsor plen Anrufbeantworter mit maximal 2 min 30 s Dauer dafür? auf einen Computer zu übertragen, der beliebig lange Ansagen erlaubt (natürlich wie bisher mit Telefon VdS in der Presse anzuhören) und mit Hilfe der schon verbreiteten Piep- stöne die Abfrage weiterer Informationen, auch das Hyakutake und die im April stattfindende Mondfinster- sogenannte Fax-Polling. Im Ansagedienst unter nis haben die VdS auch ein wenig in der Presse bekannt (0581)72033 wird darauf hingewiesen werden! gemacht. Ich und andere VdS-Vorstandsmitglieder, sowie Fachgruppenleiter haben diverse Presseintervie- Redaktioneller Hinweis ws im Radio und für Zeitungen und Nachrichtenagentu- Die Beiträge der VdS-Nachrichten geben nicht in allen ren gegeben. Die VdS wird versuchen diese Präsenz zu Fällen die Meinung der Redaktion dieser Zeitschrift halten und auszubauen. Dies erfordert aber noch eine wieder. Redaktion: Menge Arbeit, wo wir auch gerne Unterstützung haben möchten. Jost Jahn, Neustädter Straße 11, 29389 Bodenteich.

CCD-Techniker!

Die Jupitersektion des Arbeitskreis Planetenbeobachter, deren Leiter der Unterzeichnete ist, möchte alle CCD- ler dringend aufrufen, Ihre Bilder zur Auswertung zur Verfügung zu stellen. Jede Aufnahme – sofern sie gut doku- mentiert ist (Uhrzeit mindestens minutengenau!) – enthält viele wertvolle Daten, die einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der atmosphärischen Zirkulation ermöglichen. Deshalb: Disketten nicht in die Schublade, sondern an den Auswerter! Ronald C. Stoyan, Am Hasengarten 11, D-91074 Herzogenaurach

interstellarum 2/96 39 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

40 interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt.INSTRUMENTARIUM Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. OSBJEKTE DER AISON DSOMai 1996

n den Objekten der Saison werden werden visuelle Beschreibungen, Fotos, wird. Die Verfahrensweise ist diesselbe nach dem Vorbild der amerikani- CCD-Aufnahmen und Zeichnungen. wie sonst in den Objekten der Saison. Ischen Deep-Sky Zeitschrift The Generell werden alle eingehenden visu- Einsendeschluß für „Deep-Sky in Leo Observer’s Guide zu bestimmten Objek- ellen Beschreibungen veröffentlicht Minor“ ist der 1.April 1997. ten des Deep-Sky die Beobachtungen der sowie eine Auswahl der bildlichen Dar- Bitte schicken Sie uns die eingesand- Leser veröffentlicht. Es ist ganz einfach, stellungen. Besonders berücksichtigt ten Bilder nicht als Computerausdrucke sich an diesem Projekt zu beteiligen: In werden dabei Beobachtungen mit klei- oder Maschinenkopien. Vermeiden Sie jeder Ausgabe geben wir eine Auswahl nen Geräten und Ergebnisse von Anfän- bei den visuellen Beschreibungen Anga- von Objekten aus allen Typenbereichen gern. ben wie „oben“ oder „rechts“, geben Sie an, die zum Erscheinungstermin des Hef- Wenn Sie aber Lust haben, am Mor- die Himmelsrichtungen an. Alle Be- tes optimal am Abendhimmel beobacht- genhimmel zu beobachten, und die für schreibungen geben den besten Anblick bar sind. Sie finden diese Objekte als frühere Hefte angegebenen Objekte ein- wieder, den der jeweilige Beobachter mit untersten Block in der Tabelle. Die reichen möchten, so können Sie uns dazu seinen angegebenen Mitteln unter sei- Beobachtungen dieser Objekte, die Sie in Ihre Ergebnisse bis zu den angegebenen nem Himmel erreichen konnte. Versu- den folgenden Wochen machen, können Redaktionsschluß-Daten einsenden. Be- chen Sie zu allen Beobachtungen die Sie für die zur selben Jahreszeit im näch- achten Sie bitte, daß im Mai 1997 das visuelle Grenzgröße anzugeben, beson- sten Jahr folgende Ausgabe an die Projekt „Deep-Sky in Leo Minor“ statt ders wenn sie nicht bei den üblichen Ver- Redaktion einreichen. Veröffentlicht der üblichen sechs Objekte veröffentlicht hältnissen von 5m,5 bis 6m,5 liegt.

Vorschau auf 1996/97 Name R.A. (2000.0) Dec. Con. Helligk. Größe Typ U2000 Aug 96 OC NGC 7128 21 44.0 +53° 43' Cyg 9,7 3,1' I 3 m 57 OC NGC 7127 21 43.9 +54° 37' Cyg 10,0 2,8' IV 1 p 57 Gb NGC 6934 20 34.2 +07° 24' Del 8,7 5,9' VIII 209 PN NGC 7008 21 00.6 +54° 33' Cyg 10,7 83" — 56 GN S 112 20 33.9 +45° 39' Cyg — 10'×5' EN 85 DS 1 Del 20 30,3 +10° 54' Del 6,1/8,1 1",0 / 349° — 209 Gx NGC 6928 + Begl. 20 32.8 +09° 56' Del 12,2 2,0'×0,6' SB(s)ab 209 Nov 96 OC NGC 281 00 52,8 +56° 37' Cas 7,4p 4' — 36 Gb NGC 288 00 52,8 –26° 35' Scl 8,1 14' X 307 Gx NGC 253 00 47,6 –25° 17' Scl 7,6 30'×7' SABc: 307 PN NGC 1360 03 33,3 –25° 51' For 9,4 390" 3 312 GN NGC 281 00 52,8 +56° 37' Cas — 35'×30' EN 36 DS β 1 (AB) 00 52,8 +56° 37' Cas 7,8/9,8 1",5 / 83° — 36 (AC) /8,8 4",0 / 135° — 36 (AD) /9,3 9",3 / 194° — 36 (AE) /12,0 17" / 334° — 36 Feb 97 OC NGC 2467 07 52,4 – 26° 23' Pup 7,1p 14' — 320 GC Pal 2 04 46,1 +31° 23' Aur 13,0 1,9' IX 96 Gx NGC 2276/2300 07 32,0 +85° 43' Cep 11,0/11,4 3'×2,5' SA/SABc 1 PN PK 198-6.1 06 02,4 + 9° 39' Ori 12,0 37" — 181 GN NGC 2467 07 52,4 – 26° 23' Pup — 42'×22' EN 320 DS 12 Lyn (AB) 06 46,2 +59° 27' Lyn 5,4/6,0 1",7 / 71° — 42 (AC) /7,3 8",7 /308° — 42 Mai 97

Projekt: Deep-Sky in Leo Minor

Redaktionsschluß der jeweiligen Ausgaben: August: 1.7., November: 1.10., Februar: 1.1.1997, Mai: 1.4.

interstellarum 2/96 41 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Objekte der Saison Galaktischer Nebel

Name R.A. (2000) Dec. Con Größe Opazität U 2000 B 72 17 h 23,5 min – 23° 38' Oph 40' 6 Seite 338

he Snake – unter diesem als Pfeifennebel viel bekannter; ein rung – ich würde ihn in der Schwierigkeit von Namen ist der Dunkelnebel aus den Objekten B 77, B 78, B 65–7 Mitteleuropa mit dem Pferdekopfnebel B 33 TBarnard 72 eines der bekannte- und B 59 zusammengesetztes großes vergleichen. Das Problem für europäische sten Objekte des Sommerhimmels. Dunkelfeld. Unter dunklem südlichen Beobachter ist seine Stellung tief im Süden. Die Region um τ Oph gehört zu den Sternhimmel ist die Pfeife eine der Nur mit exzellenter Horizontsicht, wie man dramatischsten visuellen Eindrücken markantesten Dunkelwolken mit sie im Hochgebirge antrifft, hat man eine des gesamten Sternhimmels: wild bloßem Auge; unübertroffen der reelle Chance. Für den Erfolg bei der visuel- durcheinandergewirbelt sind pech- Genuß, mit einem lichtstarken Feld- len Beobachtung sind mit zunehmender schwarze Dunkelwolken und glitzern- stecher oder RFT seinen Verlauf Wichtigkeit Öffnung, Austrittspupille und de Sternfelder. Ihren Höhepunkt fin- abzufahren. Gesichtsfeld verantwortlich. Mit 40 Bogen- det diese Region in einem giganti- Am Nordwestende des Pfeifen- minuten vom Kopf bis zum Schwanz der schen, fast 10° großen „Celestial Hor- kopfes sieht man auf tiefen Aufnah- Schlange ist B 72 einer der kleineren Dunkel- se“, das auf tief belichteten Weitwin- men ein kleines S-förmiges geboge- nebel, man kann ihn also auch bei größerer kelaufnahmen des südlichen Ophiu- nes Dunkelstück: Die Schlange B 72. Öffnung noch schön im Gesichtsfeld unter- chus erscheint. Den Vorderfuß dieses Dieser „S-Nebel“ gehört nicht zu den bringen; minimal 1½° sind aber auf jeden Fall himmlischen Pferdes, graziös abge- am deutlichsten sichtbaren Dunkelne- gefordert. Der einfachste Nebelteil ist der winkelt, bildet B 63; der Kopf ist B 64 beln, fällt aber durch seine markante nach Süden weisende Bogen der Schlange; und B 259, der Hals B 270/268. Die Form auf. Für den visuellen Beobach- die gesamte S-Form auf einmal zu erkennen Hinterbeine des Pferdes sind jedoch ter ist S 72 wirklich eine Herausforde- gehört zu den schwierigsten Übungen des Deep-Sky Beobachters. Nur wenig südlich und im gleichen Gesichtsfeld stehen die drei kleinen Dunkel- nebel B 68–70, zum Teil deutlich einfacher als die Schlange zu sehen. Wer zum Astrour- laub in die Alpen fährt oder gar einmal das Glück hat, die Ophiuchus-Milchstraße im Zenit zu erleben, der sollte sich an B 72 ver- suchen! -rcs

Beobachtungen

120/1020-Refraktor: Sehr schwierig; nur die erste Wölbung nach unten (von Osten her) kann eindeutig gesehen werden: ein dunkler kleiner Batzen; schwacher Feldstern unmit- telbar westlich dieses Knotens; Schwanz der Schlange unmöglich. 4,7 mm AP, 1½° Gesichtsfeld; Beobachtung in Osttirol auf 2000m Höhe. Ronald Stoyan 200/1200-Newton: bei 75× den Scheitel des südlichen Bogens als länglichen dunklen Sack erkannt, der nördliche Bogen kann nicht eindeutig vom Sternhintergrund unterschie- den werden. Klaus Veit 360/1780-Newton: Nebel in ganzer Form und Struktur zu sehen; dunkelste Teile Umkehrung im Süden und das Kopfende; Verbindungen zwischen diesen Dunkelkernen angedeutet. Der Schwanz der Schlange win- det sich bei einem Sternpaar aus der dunklen Höhle des Pipe-Nebels. 8 mm AP, 1½° Ge- sichtsfeld; Beobachtung in den Tiroler Hoch- alpen auf 2800 m Höhe. Ronald Stoyan

42 interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Seite 40: Dunkelwolke B 72, aufgenommen am 24.7.1995 in Namibia mit Refraktor 150/1120 mm. Auf 120er Kodak Ektacolor Pro Gold 400 wurde ab 21:19 UT 75 min belichtet. Das 6×7-Color- negativ wurde bei hoher Auflösung als GIF-Datei einges- cannt, so daß Bildbearbeitung am PC möglich wurde. Foto: B. Schröter, S. Binnewies, P. Riepe und H. Tomsik. Dank an Bernd Koch fürs Scannen. Seite 42: Dunkelwolke B 72 im Ophiuchus (Ausschnittsvergrößerung), aufgenommen am 16.7.1993 um 22:12 UT mit Schmidtkame- ra 1:1,65/225 mm. Belichtung 60 min auf TP 2415 (hyp), Filter Wratten 92. Foto: D. Sporenberg, S. Binnewies, P. Riepe. Rechts: The Snake visuell. Zeichnung von Ronald Stoyan mit einem 14"-Newton bei 45fach unter Alpenhimmel. Unten: B 72, aufgenommen mit langer Brennweite auf Farm Tivo- li/Namibia: Aufnahme vom 15.7.1993; mit einem Celestron 11 (f/7) wurde ab 22:35 UT 90 min auf Kodak Ektar 100 (hyp) belichtet. Foto: P. Riepe, S. Binnewies und D. Sporenberg.

interstellarum 2/96 43 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Objekte der Saison Planetarischer Nebel

Name R.A. (2000) Dec. Con Typ Größe Helligkeit Zentralstern U 2000 NGC 6058 16 h 04,4 min +40° 40' Her 3 + 2 23" 12 m, 9 13m, 6 S. 79

as Sternbild Hercules ist dem system. Sein Spektrum zeigt ein deutli- visuellen Beobachter nicht cheres Übergewicht an [OIII]-Emissi- Dunbedingt von seinen Planeta- on, als es zu erwarten wäre; die Linien rischen Nebeln her bekannt. Es gibt des doppelt ionisierten Sauerstoffs sind aber dennoch ein halbes dutzend – zum fast vier Mal so stark wie Hα. Dies und Teil sehr schwacher – für den Amateur die geringe Flächenhelligkeit machen interessanter Objekte. Neben NGC NGC 6058 zu einem guten Beispiel für 6210, der schon im Feldstecher aufge- den Einsatz eines [OIII]-Linienfilters. funden werden kann, ist der bekannte- Ohne Filter jedoch sollten vor allem ste darunter NGC 6058. Dieser PN ist Besitzer größerer Fernrohre die Beob- eine von Wilhelm Herschels Ent- achtung des Zentralsterns versuchen. deckungen, der ihn als Nummer 637 in Es bleibt noch abschließend hinzuzu- seiner Klasse „Very faint nebulae“ ein- fügen, daß die Ausdehnungsgeschwin- stufte. 1918 wurde von Curtis die wah- digkeit der Nebelhülle, gemessen im re Natur als Planetarischer Nebel Licht der [OIII]-Linien, mit 27,5 km/s erkannt. NGC 6058 befindet sich in angegeben wird. -rcs DSS etwa 3,5 kpc Entfernung vom Sonnen-

Beobachtungen

100/600-Refraktor: zunächst bei 60fach nicht entdeckt; erst (nicht ganz sicher, sehr schwer scharf zu stellen, evtl. Zentral- nach Parallelbeobachtung im Achtzöller aufgefallen; bis stern?). Bernd Augustin 200fach gut, jedoch ohne innere Helligkeitsunterschiede. 200/1200-Newton: bei 200× ein runder, diffuser Nebel mit Bernd Augustin indirekt sichtbarem Zentralstern, [OIII] bringt nichts, bildet 120/1020-Refraktor: klein; länglich SO-NW, keine gleich- auffälliges gleichschenkliges Dreieck mit zwei Uranometria- mäßige Helligkeit. UHC. Ronald Stoyan sternen. Klaus Veit 200/800-Newton: fst 6m, 0; steht etwas dezentriert in einem fast 200/1200-Newton: fst: 6m,0, bei 133× ein kleiner, diffuser gleichseitigen Sterndreieck; unauffällig, bei 80× erst beim Nebel. Zentralstern nicht zu sehen. Ohne Filter. Vorsicht: Posi- zweiten Blick als flächiges Objekt erkannt; bei 286× und 417× tion in GSC-Sternkartenprogrammen möglicherweise nicht innerhalb der Fläche Bereich erhöhter Helligkeit gesehen ganz korrekt. Jürgen Lamprecht 200/2000-SCT: bei 50× nicht gesehen; ab 80× bei genauem Hinsehen ein winziger blasser Fleck, an der Grenze der Sicht- barkeit; UHC und [OIII]-Filter brachten keinen Gewinn. Am besten bei 160× ohne Filter, direkt sichtbar, aber ohne Details und äußerst schwach. Beobachtet auf 1000 m Höhe. Günter Jenner 254/2500-SCT: Sehr kleiner schwacher Planetarischer Nebel; am besten ohne Filter zu beobachten; der Zentralstern mit 13m, 6 ist nur bei sehr gutem Seeing zu sehen; der Nebel zeigt sich ansonsten als strukturloses Scheibchen. Matthias Stürner 254/2500-SCT: fst 5m, 8 (UMi); direkt zu sehen; diffuser run- der Fleck; sehr schwach, ohne Details; klein; liegt in schönem Sternfeld. Harald Osmers 305/2100-Newton: V = 66×, auffälliges Objekt, rund, bei 150× leicht oval. Zentralstern gut sichtbar, Nebelhülle gemott- led, im N und S heller, sieht aus wie ein „Auge“. Andreas Domenico 360/1780-Newton: klein, hell; Nord-Süd Elongation, oval; Ringförmigkeit angedeutet; besonders Kappen an den Ovalen- NGC 6058. Zeichnung von Matthias Stürner mit den heller; westlicher Nebelrand diffus; Zentralstern v.a. ohne einem 10"-SCT bei 201fach. Filter auffällig. UHC. Ronald Stoyan

44 interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Rechts: Zeichnung von Harald Osmers mit einem 10"-SCT bei 100facher Vergrößerung. Mitte Links: Zeichnung von Andreas Domenico mit einem 12"-Newton bei 150- und 239facher Vergrößerung. Mitte Rechts: Zeichnung von Ronald Stoyan mit einem 14"-Newton bei 200fach und UHC-Filter. Unten Links: Foto von Georg Reus mit einem 14" -SCT bei 4 m Brenn- weite, 120 min belichtet auf TP2415 hyp; 36fache Nach- vergrößerung. Unten Rechts: CCD-Aufnahme von Wolfgang Wiedemann mit einem 8"- SCT bei f/7 und insgesamt 21 min belichtet.

interstellarum 2/96 45 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Objekte der Saison Kugelsternhaufen

Name R.A. (2000) Dec. Con Typ Größe Helligkeit Br* U 2000 NGC 5634 14h 29,6 min – 5° 59' Vir IV 4',9 9 m, 4 – S. 242

er das einzige jungfräuliche Deep-Sky genaue Helligkeitsangaben über den hell- Objekt dar, welches keine Galaxie ist. sten Haufenstern zu finden sind. Immer- Von Sir William Herschel noch als hin berichten die Amerikanischen Beob- „Heller Nebel“ identifiziert, wurde achter Tom Polakis und Steve Coe in [2] bereits von seinem Sohn John seine wah- von einer teilweisen Auflösung in Einzel- re Natur erkannt. Er schrieb: „Ein hüb- sterne bei 13 Zoll Öffnung – wenn auch scher kleiner gedrängter Kugelsternhau- in der selben Quelle ein 16" Besitzer mit fen. Ich kann die Sterne kaum wahrneh- den Worten „... does not resolve at any men, sie sind 19. Größe und schwächer. magnification.“ zitiert wird. Bekannt ist Der Durchmesser des Haufens beträgt 80 jedoch die Helligkeit des „Horizon- Bogensekunden“. [1] talastes“ in seinem Farb-Helligkeits-Dia- Heute – etwa eineinhalb Jahrhunderte gramm: Sie beträgt 17m,8. Somit besitzen später – liegen genauere Angaben vor: etliche Sterne eine scheinbare Helligkeit

DSS Mit NGC 5634 haben wir einen sehr typi- von über 17m – Sir John Herschel lag hier GC 5634, auch bekannt als H(I) schen – beinahe den Durchschnittshaufen wohl etwas mit seiner Schätzung dane- 70, d.h. Eintrag Nummer 70 in schlechthin vor uns: Seine absolute Hel- ben ... -jl m NHerschels Katalog, liegt einfach ligkeit beträgt –7 ,7, seine Entfernung zu finden exakt in der Mitte von ι und µ beträgt 80000 Lj, der Radius knapp 60 Lj, Literatur: Vir. Er formt dabei ein Dreieck mit den die Metallizität [Fe/H] entspricht –1,82. [1] Meyer, Wolfgang: Sternhaufen und Sternen 104 (6m, 2) und 106 Vir (5m, 7). Leider gab es bis heute keine umfas- Nebel – Teil 2, Veröffentlichung der Wil- Beide Sterne sind unter guten Bedingun- sende Einzeluntersuchung dieses Hau- helm-Foerster-Sternwarte gen bereits mit bloßem Auge sichtbar. fens, und so läßt es sich auch erklären, [2] The Observer’s Guide No. 20 „Deep- Sieht man von Doppelsternen ab, stellt daß in der Literatur noch nicht einmal Sky in – Part 2“, May& June 1990

Beobachtungen

50/1200-Newton (Off-Axis-Blende): den interessante Umgebung, Helligkeits- nicht aufgelöst; Mitte kaum heller; Rand fst 6m, 0 (Virgo), V=92×. Bereits bei die- zunahme nur Mitte hin. Jürgen Lamp- etwas diffus. Harald Osmers ser Öffnung indirekt als kleiner Fleck zu recht 254/2500-SCT: Ein kleiner Kugelstern- sehen. Jürgen Lamprecht 200/1200-Newton: bei 200× nicht auf- haufen mit relativ hoher Oberflächenhel- 63/840-Refraktor: rund, sehr klein und gelöst, rund, reizvoller Anblick mit ligkeit. Auch bei 201× gelang es mir schwach, nur indirekt sichtbar, nicht auf- Feldsternen. Klaus Veit nicht, Einzelsterne zu erkennen, er gelöst, 84× bei schlechtem Himmel, erscheint lediglich etwas körnig. Auffal- 250/1200-Newton: fst 6m, 3; bei 133× etwas größer als Jupiter. Klaus Veit lend sind die beiden hellen Sterne in je 2' erscheint ein einige Bogenminuten Abstand, der hellere besitzt eine intensiv 100/600-Refraktor: fst 6m, 0; sieht eher großer runder Nebel in einem schönen orange Farbe. Matthias Stürner wie ein PN aus, auch bei 125× keine Sterndreieck aus 9m, 5, 10m, 5 und 11m,5 Einzelsterne; auffälliger Stern in enger hellen Sternen; beste Detailwahrneh- Nachbarschaft. Bernd Augustin mung bei 308× in sehr feinem Seeing (Arktur steht in völlig ruhigem Licht am 120/1020-Refraktor: fst 6m, 4 (Zenit); Himmel): Am ehesten die breit konzen- schöner Anblick; helles einfaches trierte Zentralregion erscheint mit indi- Objekt eingerahmt zwischen Sternen: rektem Sehen grieselig, aber einzelne östlich ein heller, nordwestlich ein sehr Sterne sind nicht stetig auszumachen; viel schwächerer und etwas weiter süd- blickweise erscheint ein sternartiges westlich ein mittelheller Stern; Kugel- Zentrum; der Helligkeitsabfall scheint sternhaufen unregelmäßig und asymme- mir zum Nordwesten hin am abruptesten trisch, keine starke Helligkeitskonzen- – gegenüber des hellsten der drei Sterne. tration zur Mitte hin; keinerlei Zeichen Bernd Schatzmann von Auflösung oder Granularität. 170×. Ronald Stoyan 254/2500-SCT: fst 5m,8 (UMi); direkt zu sehen, direkt neben gelb-orange-farbe- 200/1200-Newton: fst 6m, 0 (Virgo), bei NGC 5634. Zeichnung von Matthias nen Stern 9. Größe; eingerahmt in recht- 92× nicht aufgelöst, rund, Feldsterne bil- Stürner mit einem 10"-SCT bei 201fach. winkligem Dreieck aus 9–10m Sternen;

46 interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Oben: NGC 5634. Aufnahme von Bernd Schatzmann mit einem 250/1200-Newton und Korrektor; 20 min belichtet auf TP2415 hyp; Ausschnittvergrößerung 10fach vom Negativ. Rechts: Kugelsternhaufen NGC 5634 im Sternbild Virgo, aufgenommen am 10.3.96 von Wolfgang Wiede- mann mit seiner ST-7 am 8"-SCT bei f/5. Gesamt- belichtung 15 min ab 2:44 MEZ. Unten: NGC 5634. Zeichnung von Harald Osmers mit einem 10"-SCT bei 100×.

interstellarum 2/96 47 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Objekte der Saison Doppelstern

Name R.A. (2000.0) Dec. m1 / Spek m2 Abstand Pos.winkel U2000 ΟΣ 288 14 h 53,4 min +15° 43' 6 m,9 / F9V 7 m,5 1",25 (1996) 167° S. 198

ür diesen hellen, 1842 in Pulkowa Beide Bahnen sind in der Abbildung Interessant: W.Struve machte seinen von Otto Struve entdeckten Dop- gezeigt. Welche trifft zu? Zulevic berühmten Doppelsternsurvey Novem- Fpelstern liegen zwei Bahnen vor: errechnet aus seinen Elementen eine ber 1824 bis Februar 1827, mit Sicher- Gesamtmasse von 2,83 Sonnenmassen, heit hat er den hellen Stern am Dorpater D.J. Zulevic 1994 Heintz eine von 2,5 Sonnenmassen. Las- 9,6 Zoll-Fraunhofer-Refraktor geprüft. (letzte verwendete Messung 1989.45): sen wir Heintz in seiner Veröffentli- Hätte er ihn entdecken können? P = 210,37 a = 0",960 i = 135,1 chung zu Wort kommen: Knoten = 3,5 T = 1828,80 e = 0,810 Zulevic’ Bahn gibt: „Eine längere Periode, aber die gleiche omega = 0,0 equ. 2000 Exzentrizität ergibt sich aus der Revisi- 1825,5 67°,4 0",19 Ephemeride: on meiner alten Bahn (1956), welche 1826,5 49,0 0,18 1996.0 166°,7 1",25 nun 0",2 abweicht. Heintz hingegen: 1998.0 165,9 1,21 Die Bahn ist immer noch provisorisch, 1825,5 5°,7 0",46 2000.0 165,0 1,17 da die früheren Beobachtungen zu wenig 1826,5 2,8 0,44 W.D. Heintz 1988 aussagekräftig sind, die exzellente Kon- (letzte verwendete Messung 1986.88): sistenz der letzten Messungen hilft nicht Allerdings hat Struve nach eigener Aus- P = 262 a = 1", 199 i = 111.5 viel. Wie gewöhnlich habe ich die von O. sage bis 400 Sterne pro Stunde angese- Knoten = 13,3 T = 1828,0 e = 0,60 Struve seinen Messungen angebrachten hen, kann die Duplizität auch für den omega =37,0 equ. 2000 Korrekturen halbiert.“ Fall von Heintz’ Bahn übersehen haben. -alz Ephemeride: Die letzten Speckle-Messungen sind: 1996 166°,9 1",20 1988,16 169°,6 1",350 McAl 1998 166,1 1,17 1990,26 170,8 1,294 Har 2000 165,2 1,14 1991,32 169,1 1,311 Har

48 interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

OΣ 288 = ADS 9425 - Bootes Beobachtungen 100/600-Refraktor: nicht getrennt, ab 125fach jedoch etwas längliches Ausse- hen. Bernd Augustin 1928 120/1020-Refraktor: kein leichtes 1949 Objekt; deutlich bei 170× und sicher bei 255× getrennt mit deutlichem Dunkelsteg 1911 dazwischen; beide Sterne etwa Nord-Süd ausgerichtet, der nördliche davon deutlich 1965 heller. Ronald Stoyan 1896 200/800-Newton: bei 167fach und höher gut getrennt. Bernd Augustin 1980 1885 360/1780-Newton: 4 Messungen mit dem 360 mm Newton in den Jahren 1994 1987 und 1995 ergaben: 1994,94 166°,8 1",17 dm=0,6 4n, Alz 1990 1995,47 und 1995,49 war der Stern mit einer 100mm Offaxis-Blende noch zu trennen. Andreas Alzner

1863

1."0

1846

Osten

Π Zul Zulevic 1994 Meßpunkt

Heintz

Π Hei Zulevic Heintz 1988

interstellarum 2/96 49 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Objekte der Saison Quasar

Name R.A. (2000) Dec. Con Typ Größe Helligk. U 2000

h min s m 3C 273 12 29 6,8 +2° 3' 6" Vir – <1" 12 ,8var S. 238

it 3C 273 haben wir den hell- Raum erzeugt wird. Man stellt sich wesentlicher Fakten muß lückenhaft sten Quasar mit einer Rotver- Quasare als helle aktive Galaxienkerne bleiben. Das Rätsel der Quasare, ihre Mschiebung z = 0,158 [1] in die vor, die – wir blicken ja Milliarden von Energieerzeugung und die Herkunft Objekte der Saison aufgenommen. Qua- Jahren in die Vergangenheit – bei der ihrer überaus großen Rotverschiebung si-stellare Objekte, kurz Quasare, sind Entstehung der Galaxien eine entschei- sind immer wieder Thema in Diskussio- die fernsten Objekte, die wir beobachten dende Rolle gespielt haben. Quasare nen um die Urknalltheorie. können. Die Rotverschiebung kommt sind eng verwandt mit den Seyfert-Gala- Der visuelle Beobachter wird bei dabei durch die, wie man derzeit xien [2], die auch aktive Kerne besitzen 3C273 allerdings nicht mehr als einen annimmt, große Fluchtgeschwindigkeit und Emissionslinien im Spektrum Stern, ein stellares Objekt also, erken- von bis zu 80% der Lichtgeschwindig- haben. Quasare kann man manchmal nen. -kv keit zustande. Durch die Hubble-Bezie- doppelt sehen [3], wenn im Vordergrund hung zwischen Fluchtgeschwindigkeit eine massive Galaxie steht, an der die Literatur: und Entfernung kommt man auf eine Lichtstrahlen des dahinterstehenden [1] Mitton, S. (Hg.), Cambridge Enzyklo- Entfernung in der Größenordnung von Objekts wie durch eine Linse gebrochen pädie der Astronomie, Orbis Verlag für Publizistik GmbH, München 1989 109 und mehr Lichtjahren. Daraus resul- werden. Leider ist es hier nicht möglich, tiert die riesige Leuchtkraft dieser alle Details über Quasare darzulegen. [2] Veit, K, interstellarum 5, 5 Objekte, die sozusagen auf engstem Selbst eine kurze Zusammenfassung [3] Stoyan, R. C., interstellarum 3, 12

70/1200-Newton (Off-Axis-Blende): Bei exakter Kenntnis spannende Beobachtung – angesichts der ganz anderen Natur der Position und unter guten Bedingungen (>6m, 0 in Virgo) des Objekts … Bernd Schatzmann kann der Quasar indirekt zeitweise gesehen, jedoch nicht stän- 254/2500-SCT: An und für sich ein recht unscheinbares Licht- dig gehalten werden; V = 92×. Jürgen Lamprecht pünktchen; denkt man jedoch beim Betrachten daran, daß man 120/1020-Refraktor: Nach längerem Hinschauen mit direk- dabei 3 Milliarden Jahre in die Vergangenheit blickt, kann tem Sehen geradeso zu sehen; Stern daneben schwer indirekt; einem schon etwas schwindlig werden. 3C 273 dürfte wohl 102×. Ronald Stoyan somit das „deepste“-Sky-Objekt für einen Zehnzöller sein. Mit Hilfe einer guten Karte (z.B. in Burnhams Celestial Hand- 200/1200-Newton: direkt zu sehen, sehr einfach, 170×, stellar. book) leicht zu identifizieren; 125×. Matthias Stürner Klaus Veit 333/1500-Newton: fst 5m, 3; Schwacher Lichtpunkt. Im Ge- 200/1200-Newton: fst 5m, 0 (Mond); der Quasar ist direkt als sichtsfeld jedoch noch schwächere Sterne sichtbar. Mit Kar- sternförmiges Objekt zu erkennen. Westlich von 3C 273 ist ein koschka-Aufsuchkarte relativ leicht zu finden. Der besondere Stern 13m, 5 indirekt noch sichtbar; 160×. Klaus Wenzel Reiz dieses unscheinbaren Objekts liegt nicht in seinem Aus- 250/1200-Newton: Der Quasar erscheint bei 171× als purer sehen, sondern in der immensen Entfernung. 100×. Dirk Pan- Stern von 13m, 0 Helligkeit – am 14.4.1996 geschätzt nach der czyk Vergleichssternkarte in Sky & Telescope 3/88. Trotzdem eine

50 interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Rechts: 3C 273. Umgebungsfoto von Bernd Schatzmann mit einem 250/1200- Newton mit Korrektor; 7 min belichtet auf TP2415 hyp; 10fache Vergröße- rung vom Negativ.

Gegenüberliegende Seite:

Links: 3C 273. Zeichnung von Matthias Stürner mit einem 10"-SCT bei 125fach.

Rechts: Der hellste Quasar des Himmels. Zeichnung von Ronald Stoyan mit einem 4",7-Refraktor bei 102- facher Vergrößerung. Man beachte den schwachen Stern neben dem Quasar.

interstellarum 2/96 51 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Objekte der Saison Galaxien

Name R.A. (2000) Dec. Con Typ Größe Helligkeit Flächenhell. U 2000 NGC 4169 12 h 12,3 min +29° 11' Com S0 1',8 ×0',9 12 m,2 12m,6/o' S. 107 NGC 4174 12 h 12,4 min +29° 09' Com S? 0',8 ×0',3 13 m,3 11m,5/o' S. 107 NGC 4173 12 h 12,4 min +29° 12' Com SBd 5',0×0',7 13 m,0 14m,3/o' S. 107 NGC 4175 12 h 12,5 min +29° 10' Com S 1',8 ×0',4 13 m,2 12m,7/o' S. 107

m Jahre 1981 stellte Paul Hickson in la“ trägt. In der Tat bilden die Objekte Galaxien. Viele Objekte aus dem [1] der Öffentlichkeit seine systema- annähernd rechte Winkel untereinander. Hickson-Katalog tragen eine Arp-Num- Itische Suche auf dem POSS nach NGC 4173 fällt aufgrund ihrer geringen mer, d.h. sie sind in irgendeiner Weise Galaxiengruppen vor. Kriterien für die Flächenhelligkeit etwas aus der Reihe, „pekuliär“ aufgrund von Wechselwir- Aufnahme in den aus dieser Suche resul- während die anderen drei in etwa vom kungsprozessen. Eine schöne Auswahl tierenden Katalog waren die Anzahl der gleichen Schwierigkeitsgrad sind. Man an Fotos von wechselwirkenden Galaxi- Objekte in der Gruppe (mindestens vier überzeuge sich davon anhand obiger en liefert [4]. Hickson 61 hingegen zeigt Mitglieder), sowie ein Isolationskriteri- Tabelle, deren Helligkeitsdaten aus [2] auf dem POSS keine Spur von Interakti- um und ein Kompaktheitskriterium, die entnommen sind, der Rest ist aus [3]. on. beide die Aufnahme von Galaxienhau- Was waren nun die Ergebnisse Vom Beobachterstandpunkt aus ist es fen verhindern sollten. Für den Amateur Hicksons detaillierter Suche? Unter spannend, ob solche Wechselwirkungs- ergibt sich aus diesem Katalog eine anderem zeigte es sich, daß kompakte phänomene auch mit Amateurmitteln zu interessante Fundgrube von reizvollen Gruppen ein Defizit an schwachen Gala- sehen sind. Andererseits bieten kompak- Galaxiengruppen. So trägt Stephan’s xien aufweisen, wenn man die Dichte te Gruppen gerade für das beschränkte Quintet die Hickson-Nr. 92, während der schwachen Galaxien in Haufen oder Gesichtsfeld von CCD-Kameras ideale Copeland’s Septet als 57. Eintrag im freistehender Objekte zum Vergleich Voraussetzungen. -kv Hickson-Katalog zu finden ist. Der Ori- heranzieht. Erstaunlicherweise fand man ginalartikel bietet für alle 100 gefunde- keinen Zusammenhang zwischen der Literatur: nen Galaxiengruppen schematische Auf- Helligkeit der hellsten Gruppengalaxie [1] Hickson, P. 1981, AJ 255, 382 suchkärtchen zur leichteren Identifikati- und der Galaxiendichte der Gruppe. In [2] Cragin, Lucyk, Rappaport, The Deep on auf dem POSS. Unsere NGC 4169- kompakten Gruppen sind weniger Spi- Sky Field Guide to Uranometria Gruppe Hickson 61 wird im angelsächsi- ralgalaxien zu finden als außerhalb. 2000.0 schen Raum auch „The Box“ genannt Wichtig sind diese Ergebnisse vor allem [3] The Arizona Database Project, Inc., [3], nicht zu verwechseln mit NGC für die Frage, wie solche Gruppen ent- The Arizona Database, 1987-1993 6445, einem Planetarischen Nebel, der stehen. Immer wieder stößt man in die- [4] Ferris, T., Galaxies, Sierra Club ebenfalls die Bezeichnung „Box Nebu- sen Gruppen auf Interaktion zwischen Books, San Francisco 1980

Die Galaxiengruppe um NGC 4169. Zeichnungen von Andreas Domenico mit einem 12"-Newton bei 105- und 175fach. Links: Übersichtszeichnung: Links unten die Galaxie UGC 7221, in der Mitte unten MCG+5-29-35, rechts oben UGC 7190. Rechts: Detailzeichnung des NGC 4169-Gruppe. Die Daten sind dieselben wie auf der Übersichtszeichnung.

52 interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Die NGC 4169-Gruppe. Zeichnung von Matthias Stürner mit NGC 4169 und 4174. Zeichnung von Bernd Augustin mit einem einem 10"-SCT bei 125fach. 8"-Newton bei 285facher Vergrößerung.

100/600-Refraktor: fst 6m, 0; zunächst nicht gesehen, erst aber schwach. Die zweite Begleitgalaxie nur indirekt und nur nach Parallelbeobachtung mit größerem Gerät; Begleitgalaxie blickweise zu sehen, teilweise auch eine Ost-West Elongation; (4174) an der Wahrnehmungsgrenze. 125×, 214×. Bernd 139×. Harald Osmers Augustin 254/2500-SCT: eine hochinteressante Galaxiengruppe, beste- 120/1020-Refraktor: fst 6m, 4 (Zenit); schwierige Galaxien- hend aus vier rechteckig angeordneten Galaxien. Deren hell- gruppe für den Fünfzöller; 4169 ist bei weitem die hellste ste, 4169, ist gut zu erkennen, rund und besitzt einen sternarti- Galaxie der Gruppe, kompakt, rundlich, heller Kern; sehr viel gen Kern. 4174 und 4175 sind nur mit indirektem Sehen zu schwächer sind 4174 und 4175, beide klein, schwach, rund- sehen, wobei 4174 ebenfalls rund und 4175 etwas länglich lich; bei 4175 Elongation angedeutet; UGC 7190 in der Nähe erscheint. 4173 ist zwar heller als die beiden vorherigen, sichtbar, schwach, relativ groß, ohne zentrale Aufhellung. jedoch dank einer extrem niedrigen Flächenhelligkeit von 102×. Ronald Stoyan 14m, 3 mit indirektem Sehen nur mit großer Mühe zu erahnen 200/800-Newton: fst 6m, 0; nicht gleich gesehen, man muß sich und erscheint länglich, in einer Linie mit 4175; 125×. Matthias erst einsehen; bei 167fach entdeckt; bei höherer Vergrößerung Stürner (285×) mit Begleitgalaxie 4174, danach auch mit schwächerer 305/2100-Newton: Sehr schöne Gruppe, ein „Galaxy-Hop“ Vergrößerung kein Problem mehr. Bernd Augustin vom hellen NGC 4136 entfernt. NGC 4169: Bereits bei 66× 200/1200-Newton: fst 6m, 2; V = 133×. 4169 ist indirekt gut zu direkt sichtbar, hell, oval mit nahezu stellarem Zentrum. NGC sehen, rund, heller fast punktförmiger Kern. 4174 deutlich 4173: Laut Deep Sky Field Guide unmittelbar NNO von 4169, schwächer, 4175 noch schwächer, bei beiden kann die sehr schwach, nur nach längerem Hinsehen indirekt als nebli- Form/Elongation nicht erkannt werden. 4173 kann nicht sicher ger Schimmer erkennbar, keine Form, kein Zentrum. Eine wei- gesehen werden. Zusammen im Gesichtsfeld: UGC 7190: nur tere extrem schwache Aufhellung war ca. 1' N von 4169 blick- indirekt zu sehen, direkt neben einem schwachen Stern. Wei- weise wahrzunehmen, jedoch nicht Anhand des DSFG zu tere interessante Galaxien in der Umgebung. Jürgen Lamp- identifizieren. Könnte es sich dabei um NGC 4170 oder 4171 recht handeln? NGC 4174: ziemlich hell, knapp SO von 4169, auf- fälliges Zentrum, Rand indirekt sichtbar, elongiert NO-SW. 200/1200-Newton: NGC 4169 ziemlich hell mit hellerem NGC 4175: NO von 4174, in Helligkeit vergleichbar, jedoch Zentrum, NGC 4174 sehr klein, NGC 4175 leicht elongiert, deutlich edge-on, Elongation NW-SO, zentrale Aufhellung. NGC 4173 sehr schwach, viel schwächer als die anderen drei UGC 7190: ca. 15' WSW der Galaxiengruppe, aber bei 175× Objekte, aber starke Elongation dennoch sichtbar, NGC 4173 noch im Gesichtsfeld, eindeutig, nahezu sternförmig mit diffu- ist am besten sichtbar, wenn man auf die helle NGC 4169 sem Rand. UGC 7221: ca. 20' SO, bei 175× knapp am Gesicht- blickt, Grenzgröße mit bloßem Auge im Zenit 6m,8! Klaus Veit feldrand, eindeutig. MCG+5-29-35: Im DSFG aufgeführt und 200/1200-Newton: fst 6m, 2; 4169 bei 80× indirekt ein matter unerwartet hell, als uniformer Schimmer 10' W von UGC 7221 Fleck; 4174 mit 120× indirekt schwierig – ziemlich klein; indirekt sichtbar. Andreas Domenico 4175 bei 120× indirekt schwierig – nur blickweise als ein sehr 317/1500-Newton: fst ca. 6m, 0; 4169 ist direkt als schwacher schwaches längliches Objekt. Herbert Zellhuber Nebelfleck sichtbar; die Galaxie bildet mit mit den schwäche- 254/2500-SCT: fst 5m, 8 (UMi); 4169 ist direkt zu sehen und ren indirekt sichtbaren 4175 und 4174 ein markantes Dreieck. die deutlichste der drei Galaxien; diffuser Fleck, teilweise hel- Die im gleichen Feld stehenden 4173 und UGC 7190 konnten ler Kern sichtbar. Die südliche der Begleitgalaxien (= 4174) ist nicht sicher identifiziert werden; 200×. Klaus Wenzel nach längerem Hinsehen indirekt ständig zu sehen; deutlich

interstellarum 2/96 53 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Oben links: Zeichnung von Klaus Veit mit einem 8"-Newton bei 200×. Oben rechts: Die Amerikaner nennen die Galaxiengruppe NGC 4169, 4173, 4174 und 4175 im Sternbild wegen ihrer viereckigen Anordnung auch “the box“. Aufnahme vom 1.2.96 mit 450 mm-Newton f/4,5 und OES LcCCD 11N, Belichtung 5×6 min. Foto: H. Tomsik, S. Binnewies und P. Riepe.

Links: Aufnahme von Wolfgang Greulich mit einem 8"-SCT und einer Starlight Xpress-CCD-Kamera. Unten: Die NGC 4169-Gruppe. CCD-Aufnahme von Rainer Sparenberg mit einer ST-7 Kamera und einem 11"-SCT bei f/5; 5×6 min belichtet.

4173

4169 4175

4174

Oben links: NGC 4169 mit Begleitern. Zeichnung von Harald Osmers mit einem 10"-SCT bei 139×. Oben rechts: Wolfgang Wiedemann nahm am 10.3.96 mit seiner ST-7 die Galaxiengruppe um NGC 4169 auf. Aufnahmein- strument war ein 8"-SCT bei f/5. Ab 1:56 Uhr MEZ entstand ein Komposit mit einer Gesamtbelichtungszeit von 25 Minuten.

54 interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

CCD-Aufnahme von Bernd Flach-Wilken mit einem 300/6000-Schiefspiegler bei f=3600mm; mit einer ST-6 Kamera 3 × 5 Minuten

SkSkyytourtour inin OphiuchusOphiuchus Thomas Jäger

Nächte können die kommenden Som- nen in bestimmten Jahren natürlich mersternbilder Schlangenträger (Ophiu- Schwankungen bezüglich der Helligkeit chus), Skorpion und Schütze nur in auftreten. Allgemein gilt die nachfolgen- einem kurzen Zeitraum am Abendhim- de Tabelle, welche die „weißen Nächte“ mel beobachtet werden. Je nach geogra- in Abhängigkeit der nördlichen Breite phischer Breite des Beobachtungsstan- angibt. Sie wurde dem „Handbuch für ie Wintersternbilder ziehen sich dorts wird es teilweise gar nicht mehr Sternfreude“ von G. D. Roth entnom- nun endgültig vom Nachthim- richtig dunkel. Es herrscht selbst dann men, welches eines der besten Nach- mel zurück und überlassen den D um Mitternacht noch astronomische schlagewerk für den Amateurastrono- Frühlings- und Sommersternbildern Dämmerung. Von astronomischer Däm- men ist [4]. ihren Platz. Die Sommermilchstraße merung spricht man, wenn die Sonne kündigt sich im Osten bereits an und die nicht tiefer als 18° unter dem Horizont +49° Breite vom 11.6. bis 3.7. Beobachtungsnächte werden von der steht. Die Zeit der sogenannten „weißen +52° Breite vom 21.5. bis 23.7. Temperatur wieder angenehmer. Nach Nächte“ ist gekommen. Die geographi- +55° Breite vom 9.5. bis 5.8. dem grandiosen Schauspiel von Komet sche Grenze hierfür liegt bei 49° nördli- +58° Breite vom 29.4. bis 15.8. Hyakutake, der allen Sternfreunden für cher Breite. Die Grenze ist überraschend lange Zeit in Erinnerung bleiben wird, scharf, so daß ein Beobachter auf 48° Für den Beobachter ergeben sich also wollen wir uns die Wartezeit bis zum von der Mitternachtsdämmerung nichts bald wieder lange Wartezeiten bis es nächsten Kometen Hale-Bopp mit Deep- mehr mitbekommt. Durch den unter- richtig, oder halbwegs dunkel wird. Die Sky-Beobachtung vertreiben. schiedlichen Atmosphärenzustand kön- lästige Sommerzeit tut ihr übriges. Durch die immer kürzer werdenden

interstellarum 2/96 55 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Ser Aql

Oph

Sco Sgr

Übersichtskarte am 1. Mai 3h30m, 1. Juni 1h30m, 1. Juli 23h30m, 1. August 21h30m Skytour in Ophiuchus Die Skytour des heutigen Abends führt uns zum Ophiuchus, dem Schlangenträ- ger. Der Schlangenträger ist eine gutes Beispiel wie man zuerst am Sternenhim- mel irgendwelche sinnvollen oder auch bizarren Sternkonstellationen einer Gestalt zugeordnet hat, ohne bereits an eine bestimmte Sage zu denken. Wie man sich früher den Schlangenträger und die Schlange vorgestellt hat, ist in der Abbildung 1 zu sehen. Im Laufe des Abends werden wir fünf Deep-Sky Objekte im Ophiuchus aufsu- chen. Keines ist schwächer als die neun- te Größenklasse. In der Übersichtskarte wollen wir als erstes die Konturen des Schlangenträgers genau am Himmel wiederfinden. Das anschließende Wech- seln zur Aufsuchkarte ist durch die Ster- ne β, γ, 67 Oph und 68 Oph besonders einfach. Das erste Objekt ist der offene Stern- haufen IC 4665. Er steht etwa 1°,3 nor- döstlich vom Stern β Oph, der mit 2m,8 leicht mit dem bloßen Auge zu sehen ist. Der Sternhaufen selbst ist mit 4m,2 sehr hell und besteht aus rund 30 Sternen, die über ein Gebiet von über einem Grad Abb.1 Bildnis des Schlangenträgers angeleht an eine Pergamenthandschrift verstreut sind. Der Haufen ist dadurch des Al-Sufi nicht besonders konzentriert. Durch die

56 interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Helligkeit und Größe ist IC 4665 beson- Jahre 2024 mit einer Distanz von 6",8. ders für die Beobachtung mit dem Feld- Genaue Bahnbeobachtungen haben stecher geeignet, aber auch in Telesko- ergeben, daß womöglich noch ein dritter pen mit einem großen wahren Gesichts- Körper vorhanden ist, der optisch noch feld kann man den Haufencharakter nicht entdeckt wurde. erkennen. Hier ist es ausnahmsweise Der Höhepunkt unseres Starhops ist umgekehrt: je kleiner das Teleskop, Barnards Star. Er wird in der deut- desto besser der Anblick. Manche Stern- schen Literatur auch als Barnards Pfeil- freude meinen sogar, daß IC 4665 im stern bezeichnet. Er gehört zum zweit- 6×30 Sucher am besten aussieht. An nächsten Sternensystem und ist mit einer extrem guten Beobachtungsplätzen wur- Distanz von 5,96 Lj der fünft näheste de der Sternhaufen auch schon mit Stern zur Erde. Nur α, β und Proxima bloßem Auge gesehen. Centaurus liegen vor Barnards Star. Unser nächstes Objekt ist der wunder- Edward Emerson Barnard hat ihn foto- schöne Doppelstern 70 Oph. Er liegt grafisch im Jahre 1916 entdeckt, also unmittelbar östlich neben derjenigen nur ein Jahr nachdem Proxima Cen ent- Sternkonstellation, mit der wir von der deckt wurde. Aufgefallen war der Stern EdwardEdward EmersonEmerson BarnardBarnard Übersichts- zur Aufsuchkarte gefunden durch die große Eigenbewegung, was haben. Zur Beobachtung wählen wir die generell ein Zeichen für nahe Sterne ist. Vergrößerung gerade so hoch, daß wir In der englischsprachigen Literatur fin- mit dem Sucher zu 67 Oph und schließ- den Doppelstern vollständig trennen det man daher auch den Spitznamen lich zu 66 Oph, der in dieser Karte ent- können. So kommt der schöne Farbkon- „Runaway Star“. Barnards Star ist somit halten ist. So sollte es möglich sein trast zwischen den Komponenten gut zur der nächste Stern, den man von unserem Barnard Star genau zu lokalisieren. Sie Geltung. Der Hauptstern erscheint gelb, Beobachtungsstandort erreichen kann. werden überrascht sein, wieviel Spaß es der Begleiter rot. 70 Oph ist ein sehr Er ist ein roter Zwergstern vom Typ dM5 macht einfach nur einen „einfachen interessantes System. Die Umlaufzeit mit einer Masse von 0,16 Sonnenmas- Stern“ zu beobachten. Macht man jedes der Sterne um ihren gemeinsamen sen. Seine Oberflächentemperatur be- Jahr eine sehr genau Detailzeichnung Schwerpunkt beträgt nur 88 Jahre. Der trägt 3200 K. Zum Aufsuchen dieses mit der höchst möglichen Vergrößerung, minimale Abstand war im Jahre 1989 9m,5 Sterns ist die separate Aufsuchkarte so ist man in der Lage, im Laufe der Jah- nur 1",5. Das nächste Maximum ist im gedacht. Vom Stern 70 Oph gelangt man re die Eigenbewegung zu dokumentie-

1996 1991

Barnards Pfeilstern zieht durch den Sternhimmel. Komposit aus zwei Aufnahmen von Bernd Schatzmann vom 11.7.1991 und 14.4.1996. Belichtung beidesmal auf TP2415 hyp, das erste Mal 15 min, 1996 10 min; 10fache Vergrößerung vom Negativ.

interstellarum 2/96 57 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. ren. Sie beträgt rund 10",3 pro Jahr. Mit großem Interesse habe ich den Artikel der Amateurastronomen Erwin Heiser und Reinhard Schröder in Sterne und Weltraum 5/96 gele- sen. Sie haben die Eigenbewegung von Barnards Star mit einem 60 cm Cassegrain-Teleskop und einer CCD-Kamera gemessen und eine Eigenbewegung von – 0",0515 pro Jahr in Rektaszension und 10",367 pro Jahr in Deklination ermittelt. Weiterhin konnten sie eine Parallaxe von 0",568 ermitteln, was einer Entfernung von 5,7 Lj entspricht. Eine bemerkenswerte Leistung. Um unser nächstes Objekt, den Planetarischen Nebel NGC 6572 zu finden, müssen wir unser Teleskop auf den N Stern 71 Oph richten. Er befindet sich im oberen Teil der Aufsuchkarte. Der Nebel kann dann entweder durch Star- hopping, oder durch die Differenzkoordinatenmethode auf- gefunden werden. Mit niedriger Vergrößerung wird zuerst der Stern 71 Oph im Okular zentriert, danach wird das Teleskop 2° nach Süden und rund 4m nach Osten geschwenkt. Der planetarische Nebel ist sehr klein und im Okular dann womöglich noch sternförmig. Zum genauen Aufsuchen hält man am besten nach einem grünen Stern- chen Ausschau. Hat man einen Kandidaten gefunden, wird sofort höher vergrößert um die Suche zu bestätigen. Aber 66 keine Angst, NGC 6572 ist ein durchaus helles und einfa- ches Objekt. Einzigartig ist seine satte grüne Farbe. Er ist Oben: Aufsuchkarte für Barnads Star. Eingezeichnet ist die der- wohl der farbigste aller PNs. Die Form ist nahezu kreisrund zeit aktuelle Position. Der Pfeil zeigt die Bewegung in 20 Jahren. und die Helligkeit ist ziemlich gleich verteilt. Der Zentral- stern hat 11m und ist extrem schwer zu sehen. Nebelfilter sind bei NGC 6572 nur in sehr lichtverschmutzten Gegen- den notwendig. Das letzte Objekt des heutigen Abends, der offene Stern- haufen NGC 6633, liegt rund 3°,8 östlich von NGC 6572. Wir finden ihn einfach mit dem Sucherfernrohr. Er ist mit 4m,6 sehr hell. Der Sternhaufen besitzt ca. 30 Sterne und ist sehr locker konzentriert. Häufig wird NGC 6633 als ein sogenanntes „missing “ bezeichnet. Es gibt viele Messier-Sternhaufen, die bei weitem unauffälliger sind als NGC 6633. Wahrscheinlich ist er von Charles Mes- sier übersehen worden. Eine weitere Deutung wäre, daß Messier den Sternhaufen tatsächlich auflösen konnte und ihn folglich nicht in seine Liste eingetragen hat. Vielleicht NGC 6572. Aufnahme von Georg Reus mit einem 14"-SCT bei kann ein fachkundiger Leser Licht ins Dunkel der „mis- f = 4 m. 3 min belichtet auf TPh 2415. 25× Vergrößerung. sing Messier objects“ bringen. Zum Beobachten der fünf Objekte des Starhoppers soll- Literatur: ten Sie gut einen halben Beobachtungsabend veranschla- [1] George R. Kepple & G. W. Sanner: The Observers Guide, gen. Ich denke, es lohnt sich. Zwei Sternhaufen, die schon Issue NO.2, Natrona Heights, 1987 mit einem Sucher gut zu sehen sind, der nächste Stern am [2] Emil Bonanno: MegaStar Deep-Sky Atlas V1.5 CD, E.L.B. Software, Houston, Texas 1994 Nordhimmel, und noch ein extrem farbiger planetarischer [3] Erwin Heiser und Reinhard Schröder: Eigenbewegung und Nebel. Vergessen Sie aber nicht nach dem Starhopper, Parallaxe von Barnards Pfeilstern, Sterne und Weltraum 5/96 schon heute den Kometen Hale-Bopp zu beobachten. Seine [4] Günter D. Roth (Hrsg.): Handbuch für Sternfreunde, Wegwei- Bahn geht bereits durch die Übersichtskarte hindurch. ser für die praktische astronomische Arbeit, 4. Auflage, Band Clear Skies 1, Springer-Verlag, Seite 444

Objekt Typ R.A. Dec. Helligk. Größe/Abstand Sonstiges Teleskop NGC 6633 OC 18h 24,7min +6° 34' 4m, 6 20' Cr 380 Feldstecher NGC 6572 PN 18h 12,1min +6° 51' 8m,1 16,0"×13" grün 10 cm 70 Oph DS 18h 05,5min +2° 30' 4m,2/6m, 0 >2" gelb&rot 10 cm Barnard Star St 17h 57,8min +4° 40' 9m, 5 d= 5,96 Lj 6 cm IC 4665 OC 17h 46,3min +5° 43' 4m,2 70' Cr 349 Feldstecher

58 interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. β 1° IC 4665 γ 66 67 68 1° N 70 2° 72 71 1° NGC 6572 NGC 6633 1°

interstellarum 2/96 59 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt.DSOEEP- Nutzung KY nur zu privaten NLINE Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. DSFEEP- KY OTOGRAFIE Objekte fürD lange S CCDBrennweiten: Die Galaxie M 63 Peter Riepe und Stefan Binnewies

m Dezember 1994 führte uns ein M 63 im Sternbild Jagdhunde wurde ten älteren Palomar-Fotos ist hier erheb- Besuch zu Dany Cardoen, der sich in 1779 von P. Mechain entdeckt. In den lich mehr Deckung vorhanden. Der Idem kleinen südfranzösischen Ort USA ist sie auch als „Sonnenblumen- Galaxienkörper reicht sehr weit nach Puimichel seinen Lebenstraum erfüllt- Galaxie“ bekannt. Sie stellt eine Spirale außen, deutlich bis jenseits des 8m-Vor- hat: eine gut eingerichtete Sternwarte vom Typ Sb+II dar, das heißt: a) Laut dergrundsterns. Auf dem Originalnega- [1]. Hier können Amateure gegen finan- Hubble-Klassifikation ist M 63 eine tiv betragen die Abmessungen bis in die zielle Beteiligung an verschiedenen Te- Galaxie zwischen den Typen Sb und Sc. schwächsten Ausläufer etwa 13 mm. Bei leskopen arbeiten. Hauptgerät ist ein b) Gemäß der van-den-Berg’schen Klas- der Aufnahmebrennweite von 4 m ent- 1 m-Newtonreflektor, der überwiegend sifikation gehört sie zu den hellen Rie- spricht das einem scheinbaren Durch- fotografisch genutzt wird (Mittelformat sengalaxien der Klasse II [2]. M 63 zählt messer von 11'. Tab. 1 zeigt, daß der und CCD). Bei Durchsicht des Fotoar- mit ca. 115 Milliarden Sonnenmassen scheinbare Durchmesser in verschiede- chivs war Dany gern bereit, einige schö- bereits zu den größeren Objekten [3]. nen Quellen verschieden groß angege- ne Abzüge für Publikationszwecke zur Bei 2m Brennweite und kräftiger Durch- ben wird. Dies ist eine Frage des Verfügung zu stellen. Darunter war auch belichtung erreicht die große Achse auf Deckungsgrades der ausgemessenen Ne- ein Foto von M 63, welches nun Ti- dem Negativ immerhin eine Länge um 6 gative. Legt man alte Original-Surveys telbild dieser interstellarum-Ausgabe mm. Die scheinbare visuelle Helligkeit wie z.B. den POSS zugrunde, so ergeben wurde. von 8m, 6 macht M 63 außerdem zu sich relativ kleine scheinbare Durchmes- Angesichts der Spitzenqualität dieses einem Objekt von recht hoher Flächen- ser. Wie jedoch der bekannte Astrofoto- Astrofotos kam uns der Gedanke, mit M helligkeit. Daher wird sie zum interes- graf David Malin vom Anglo-Australi- 63 eine neue Serie in interstellarum zu santen Motiv für die langbrennweitige schen Observatorium gezeigt hat, wer- eröffnen. Im Mittelpunkt steht jeweils Deep-Sky Fotografie. Ideal zur Beob- den durch intensive Bildbearbeitung ein interessantes Deep-Sky-Objekt, das achtung ist der Zeitraum März–Mai. schwächste, weit nach außen reichende in verschiedenen langbrennweitigen Anfang April kulminiert M 63 gegen Ausläufer der Spiralarme sichtbar [4]. Aufnahmen vorgestellt wird. Diese Serie Mitternacht in Zenitnähe. So sind die Ausmaße einer Galaxie in wird mehr oder weniger regelmäßig fort- Schauen wir uns zunächst das Titel- der Regel doch größer, als der erste gesetzt, abhängig vom Vorrat an geeig- foto genauer an: eine wirkliche Meister- Blick aufs Negativ glauben macht. neten Bildvorlagen. leistung! Im Vergleich zu den publizier- Das Erscheinungsbild führte dazu, daß M 63 zum Repräsentanten einer ganzen Klasse wurde, der „multiple-arm spirals“ (= vielarmige Spiralen). Diese sind dadurch gekennzeichnet, daß sich zahlreiche fragmentierte Spiralarme um eine sehr helle Kernregion wickeln. Innerhalb der Arme sind etliche Knoten auszumachen – teils Sternwolken, teils größere HII-Regionen – vgl. auch [6]. Da M 63 mit etwa 10 Mpc aber bereits ziemlich weit entfernt ist, sind feinere Details – zumindest mit Teleskopen bis 1 m Öffnung – nicht auflösbar. Auf dem Titelbild hebt sich als markantes Band kontrastreich der dunkle Staubgürtel vor dem unteren, südlichen Galaxienrand ab. Selbst moderne großteleskopische Fotos zeigen kaum mehr an Deckung. Die Aufnahmen von B. Flach-Wilken und B. Koch zählen zum Optimum des- sen, was mit Amateur-Fernrohren von 12 bis 14 Zoll Öffnung erreichbar ist. Abb.1: Am 21.3.1995 fotografierte B. Flach-Wilken (Wirges) mit seiner CCD-Kamera Zwar besitzt M 63 auf beiden Bildern ST-6 die „Sonnenblumen-Galaxie“. Belichtung 3 x 5 Minuten. nicht mehr als 7' scheinbaren Durchmes-

60 interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Abb.2: M 63, Fokalaufnahme vom 20.4.1992 mit einem 14"-SCT. Bernd Koch (Solingen) belichtete 120 min auf TP 2415 hyp.

ser, aber das ist bei unserem aufgehellten die Hauptebene der Galaxie gegen die Sombrero-Galaxie M 104 gleichen. Ein heimischen Himmel auch nicht anders Sehlinie verkippt ist. Offenbar reicht ähnliches Erscheinungsbild wie M 63 zu erwarten. Mißt man auf allen hier diese Neigung schon aus, um bei M 63 bietet übrigens die Galaxie NGC 7331 vorgestellten Fotos die Längen von den dichten Staubgürtel in der galakti- im Pegasus, die bei etwa 17° Neigung großer und kleiner Galaxienachse a bzw. schen Ebene auszumachen, der eigent- am Südrand ein noch markanteres b, so ergibt sich unter der Voraussetzung lich erst bei Edge-on-Spiralen so typisch Staubband aufweist. kreisrunder Galaxiengestalt ein Achsen- in Erscheinung tritt. Man stelle sich vor, verhältnis b/a = 0,5 = sin α. Hieraus folgt die Neigung könnte noch weiter verrin- Literatur: ein Neigungswinkel von α = 30°, um den gert werden, und schon würde M 63 der [1] P. Riepe: Puimichel – Ein außerge- wöhnliches Observatorium; SuW 35, Galaxie Con. Helligk. Achsen (') R.A. (2000) Dec. 50 (1/96) mag a × b h min ° ' [2] A. Hirshfeld, R.W. Sinnot: Sky Cata- logue 2000; Sky Publishing Corpora- M 63 CVn 8,6 12,3×7,6 13 15,8 +42 02 [2] tion, Cambridge 1985 ≈109×4, 13 15,8 +42 02 [3] [3] R. Burnham: Burnham’s Celestial 9,5 10×5 13 15,8 +42 02 [5] Handbook; Dover Public. 1978 NGC 0448 Pis 10,3 5,2×4,1 01 21,8 +05 15 [4] D. Malin, P. Murdin: Colours Of The NGC 2336 Cam 10,5 6,9×4,0 07 27,1 +80 11 ; Cambridge University Press NGC 2276 Cep 11,4 2,6×2,5 07 27,4 +85 45 1984 NGC 2841 UMa 9,3 8,1×3,8 09 22,0 +50 58 [5] A. Becvar: Atlas of the Heavens II, NGC 3486 LMi 10,3 6,9×5,4 11 00,4 +28 58 Catalogue 1950; Sky Publishing Cor- NGC 3521 Leo8,9 9,5×5,0 11 05,8 – 00 02 poration, Cambridge 1964 NGC 3953 UMa 10,0 6,6×3,6 11 53,8 +52 20 [6] A. Sandage, J. Bedke: Atlas of Gala- NGC 4145 CVn 11,0 5,8×4,4 12 10,0 +39 53 xies; NASA-Publikation, Washington NGC 4501 Com 9,5 6,9×3,9 12 32,0 +14 25 1988 NGC 4559 Com 9,9 10,5×4,9 12 36,0 +27 58 NGC 5300 Vir 12,3 3,9 ×2,7 13 48,3 +03 57 Tabelle 1: Daten zur Galaxie M 63 und NGC 6015 Dra 11,2 5,4×2,3 15 51,4 +62 19 zu weiteren „multiple-arm spirals“ für NGC 6118 Ser 12,3 4,7×2,3 16 21,8 – 02 17 den Beobachter auf der nördlichen Erd- NGC 6643 Dra 11,1 3,9×2,1 18 19,8 +74 34 halbkugel. Daten sofern nicht anders angegeben aus [2,3].

interstellarum 2/96 61 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Ein elektronisches Beobachtungsbuch Dirk Panczyk

ls ich vor einigen Jahren mit der visuellen Deep-Sky-Beobach- Atung begonnen habe, wurden von mir nur spärliche Notizen zu Papier gebracht: Neben dem Namen des beob- achteten Objekts wurden lediglich der Ort, das Datum, das Instrument, die Ver- größerung und evtl. verwendete Filter stichpunktartig aufgelistet. Eine visuelle Beschreibung fehlte völlig. So entstand im Laufe der Zeit eine unsortierte Lose- Blatt-Sammlung mit wenig aussagekräf- tigen Informationen. Später wurde mir klar, daß eine detaillierte Beschreibung des visuellen Eindrucks in Textform unbedingt erforderlich ist. Dies bietet zum einen die Möglichkeit, die eigenen Beobachtungen mit denen anderer Ama- teure zu vergleichen, und zum anderen Abb. 1: Beobachtungs-Statistik die im Laufe der Zeit bei geänderten Bedingungen (z.B. Änderung des Instru- de Programme. Im Folgenden stelle ich ters, sowie der Positionswinkel in Grad. mentariums, Wechsel des Beobach- meine Anwendung und die damit mögli- Zur Zeit sind in dieser Datenbank nur tungsplatzes, wachsende Erfahrung) chen Auswertungen vor. solche Objekte hinterlegt, die ich beob- achtet habe. Der Messierkatalog ist gemachten Beobachtungen einander Beobachtungs-Statistik gegenüberzustellen. Hieraus können jedoch komplett enthalten. Ich habe bis- Jede Beobachtungsnacht wird mit eini- her leider nur knapp 80 Messierobjekte interessante Schlußfolgerungen gezogen gen allgemeinen Informationen festge- werden. Die visuelle Beschreibung ist gesehen. Jedes Frühjahr führe ich, ent- halten. Hierzu gehören: Datum, Ort, sprechendes Wetter vorausgesetzt, mit für mich also genauso wichtig wie für Uhrzeit von bis in UTC, Bewölkung, andere Amateure Zeichnungen, Fotos einigen Kollegen von der Volksstern- Luftfeuchtigkeit, Temperatur, Wind, drei warte Hagen einen Messiermarathon oder CCD-Bilder. Es mußte also ein Bemerkungszeilen, mit bloßem Auge Weg gefunden werden, diese Informa- durch. Hierzu drucke ich aus dieser sichtbare Objekte, die visuelle Grenz- Datenbank eine Beobachtungsliste aller tionen in komfortabler Form zu verwal- größe im Zenit und ggf. die Namen von ten. Hierfür kam nach kurzen Überle- M-Objekte, sortiert nach Rektaszension, Mitbeobachtern. Ein Beispiel zeigt aus. Natürlich besteht auch die Möglich- gungen nur eine Datenbank auf dem hei- Abbildung 1. Aus diesen Daten können mischen PC in Frage, da sie viele Vortei- keit, komplette Objektkataloge, wie z.B. rückblickend interessante Informationen den NGC oder den IC, in diese Daten- le gegenüber der herkömmlichen Papier- ermittelt werden: Wie oft und wie lange version hat. bank zu übernehmen. Diese Kataloge habe ich im letzten Jahr beobachtet? Wie stehen auf astronomischen CD-ROMs Allgemeines zur Datenbank waren die durchschnittlichen Bedingun- (z.B. von Daniel Roth) und an anderen Verwendet habe ich eine Standard- gen an den einzelnen Beobachtungsor- Stellen im ASCII-Format zur Verfü- Datenbank, die unter dem DOS- ten? gung. Das von mir verwendete Daten- Betriebssystem läuft und die Möglich- Objekt-Verzeichnis bankprogramm verfügt über eine ent- keit bietet, eigene Anwendungen damit In dieser Datenbank sind die wichtigsten sprechende Import-Funktion. Es lassen aufzubauen. Die eigentliche Arbeit Daten der beobachteten Deep-Sky- sich dann zahlreiche interessante Aus- beschränkt sich hier im wesentlichen auf Objekte hinterlegt (siehe Abb. 2): Name wertungen anstellen: Anzeigen aller die Definition der benötigten Eingabe- des Objekts (NGC, IC, PK, usw.), ggf. Objekte eines bestimmten Typs in einem felder, sowie die Gestaltung der Bild- sonstige Bezeichnungen, Eigenname, bestimmten Sternbild; Anzeigen aller schirmmasken und Drucklisten. Die Rektaszension, Deklination, die Epoche Objekte bis zu einer bestimmten Hellig- gesamten Datenverwaltungs-Funktionen der Koordinaten, Sternbild, Größe des keit, usw. So lassen sich z.B. Objekte für wie Anzeigen, Suchen, Erfassen, Sortie- Objekts, Helligkeit, der Objekttyp, die eine geplante Beobachtungsnacht sehr ren, Drucken, usw., sind ja bereits Form, Entfernung, falls bekannt, sowie einfach selektieren und für die Verwen- Bestandteil des Datenbankprogramms. die Kartennummer in den Atlanten dung am Teleskop ausdrucken. Bei die- Für jeden Rechner, ganz gleich ob SkyAtlas 2000.0, Atlas für Himmelsbe- sen Abfragen kann man alle Bildschirm- Macintosh, Atari oder PC gibt es solche obachter (Karkoschka) und Uranome- felder miteinander verknüpfen und integrierten Datenbankanwendungen. tria. Bei Doppelsternen werden zusätz- damit im Prinzip beliebige Recherchen Für den PC sind dies z.B. DBASE, lich noch angegeben: der Abstand beider anstellen. Die Ausgaben lassen sich FOXPRO und ACCESS. Auch im Shar- Komponeneten in Bogensekunden, die nach den verschiedensten Kriterien sor- eware-Bereich findet man entsprechen- Spektralklassen, Helligkeit des Beglei- tieren und auf dem Monitor oder als

62 interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Öffnung, Vergrößerung, Filter, Grenz- größe auf Objekthöhe, Sichtbarkeit, Anmerkung, Charakter (nur bei auflös- baren offenen Sternhaufen) und Farben (nur bei Doppelsternen). Da für die Fel- der Instrument, Filter, Sichtbarkeit, Anmerkung und Charakter normierte Eingabewerte erforderlich sind, habe ich für jedes eine Prüftabelle vorgesehen, welche die zulässigen Werte enthält. Fehleingaben werden so weitgehend vermieden. Das „Durchstöbern“ der Beobachtungsdatenbank ist auf vielfälti- ge Weise möglich. So kann man z.B. alle Beobachtungen eines bestimmten Ob- jekts auf Tastendruck abfragen und einen Vergleich von älteren und neueren Aufzeichnungen durchführen oder eine Hitliste erstellen, die zeigt, welche Abb. 2: Objekt-Verzeichnis Objekte in den letzten Jahren wie oft Ausdruck darstellen. Unterstützt werden wird bei der Erfassung gegen die beobachtet wurden. Es macht sehr viel diese Auswertungen durch die standardi- Objekt-Datenbank abgeglichen. Bei Spaß, bei schlechtem Wetter ältere sierte Datenbank-Abfragesprache „SQL“. einer Übereinstimmung werden oben Beobachtungen zu sichten oder sie mit Eine interessante Statistik soll nicht rechts die Felder „sonstige Bezeichnung, denen anderer Amateure zu vergleichen. unerwähnt bleiben: Die graphische Dar- Eigenname, Typ und Sternbild“ aus dem Für die Abfragetechnik gilt das bereits stellung der Verteilung bestimmter Objektverzeichnis zur Information ein- oben erwähnte. Auch bei der Einsen- Objekttypen in einem Koordinatensy- geblendet. Weitere Felder der Maske dung von Beobachtungen der „Objekte stem, bestehend aus Rektaszension und „Visuelle Beobachtungen“ sind: Datum, der Saison“ oder für die Deep-Sky-Liste Deklination. So kann man z.B. die Ver- Uhrzeit in UTC, Ort, Hinweis, ob eine ist diese Datenbank sehr hilfreich. Auf teilung der offenen Sternhaufen und hel- Skizze angefertigt wurde, 2 Zeilen für Knopfdruck werden mit Hilfe einer ein- len Nebel entlang des galaktischen besondere Beobachtungsbedingungen, malig definierten Druckmaske die Beob- Äquators, oder die haloförmige Anord- Instrument, Okular, Vergrößerung, wah- achtungen im richtigen Format zu Papier nung der Kugelsternhaufen rund um das res Gesichtsfeld, Filter und Sonstiges, gebracht. galaktische Zentrum sehr schön nach- wie z.B. die Verwendung einer Barlow- vollziehen. Das Programm unterstützt linse. Für die visuelle Beschreibung ste- Schlußbemerkungen alle gängigen statistischen Grafikforma- hen 5 Zeilen á 65 Buchstaben zur Verfü- Es ist geplant, die von der Benutzerober- te wie Streupunkte, Linien, Kuchen, gung. Dies reicht meiner Meinung nach fläche etwas antiquierte DOS-Daten- Balken, usw. Als Beispiel ist in Abb. 3 vollkommen aus. Erst kürzlich hinzuge- bank in nächster Zeit in ein WINDOWS- die Verteilung der etwa 30 offenen nommen habe ich in den unteren beiden orientiertes System, wie z.B. ACCESS, Sternhaufen aus der Messier-Liste dar- Zeilen die Beobachtungs-Informationen, zu überführen. Dies ist Dank spezieller gestellt. Besser wäre es natürlich, auf die für das Projekt „Deep-Sky-Liste“ der Export-Funktionen für die Daten kein eine größere Datenmenge, wie z.B. den VdS-Fachgruppe Deep-Sky benötigt allzu großer Aufwand. In einem solchen NGC-Katalog, zurückzugreifen. Die werden. Hierzu zählen u.a.: Instrument, System könnte man den einzelnen Schmetterlingsform ist dennoch schon recht gut zu erkennen. (Anmerkung zur Grafik: Auf der Hochachse ist die Deklination in Grad und auf der Quer- achse die Rektaszension aufgetragen. Bei letzterer bedeutet 0,0 = 0 Uhr und 1,0 = 24 Uhr. Jeder der kleinen Kreise steht für ein Objekt.) Visuelle Beobachtungen Diese Datenbank bildet das Herzstück meines elektronischen Beobachtungsbu- ches. Hier werden alle Deep-Sky-Beob- achtungen im Detail registriert (siehe Abb. 4). Am Okular werden die Be- schreibungen zunächst auf ein Diktier- gerät gesprochen und später in aller Ruhe am PC erfaßt. Der Hauptindex der Abb. 3: Verteilung offener Datenbank ist der Objektname. Dieser Sternhaufen der Messierliste

interstellarum 2/96 63 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Datensätzen auch digitalisierte Fotos oder Zeichnungen zuordnen, welche die Anwendung noch interessanter machen würden. Ich hoffe, mit diesem Artikel den Computer-interessierten Deep-Sky- Beobachtern einen Anreiz für den Auf- bau einer eigenen Beobachtungsdaten- bank gegeben zu haben und wünsche für die Durchführung viel Erfolg!

Dirk Panczyk Unterm Ried 77b 58579 Schalksmühle

Rechts: Abb. 4, Visuelle Beobachtungen

Astro-Kamera mit Klarglassucher Georg Reus

er mit der Kamera am Te- also in Richtung Spiegel. Die Lupe für der Sternwarte ebenfalls auf diese ver- leskop Langzeitaufnahmen den Sucher kann von einem alten Feld- zichtet werden. Bevor mit den Fotoar- Wmacht, weiß wie schwer es stecher genommen werden, oder ein beiten begonnen wird, werden an der sein kann, über die meist vorhandene altes Okular usw. Eine 6fache Vergröße- Sucherlupe, gleichmäßig verteilt, vier Mattscheibe im Sucher der Kamera das rung dürfte ausreichend sein. Für die Markierungen angebracht, nebenan mit oft schwache Bild zu fokussieren. Zwar Lupe konnte eine kleine Aluplatte einem Fixpunkt. Zunächst wird das ist die Messerschneidemethode sehr genommen werden, wobei links und Fadenkreuz mit der Sucherlupe unscharf genau, aber umständlich; ich möchte rechts je eine kleine Schiene gefräst eingestellt. Mit dem Kameraobjektiv sagen teilweise oder größtenteils un- wurde. Die Sucherlupe kann sehr leicht wird die Scharfeinstellung auf der Mar- möglich. Es muß die Frage gestellt wer- auf die Kamera gesetzt und entnommnen kierung des Zeitungsstreifen vorgenom- den: wie bewerkstellige ich die Messer- werden. Die kleine Aluplatte und men, damit folgt die 1. Aufnahme. Vor schneidemethode wenn ein Bild bereits Sucherlupe wurde mit einem in der der nächsten Aufnahme wird die Sucher- in der Kamera vorhanden ist. Installation üblichen Gewinde, Steigung lupe um eine viertel Umdrehung, im Vor etwa 10 Jahren habe ich meine etwa 1,4mm, zur Dioptrieneinstellung Uhrzeigersinn weitergedreht. Das Ka- Canon F1 mit einer Klarglasscheibe aus- versehen. Der Bau eines Kameraaufsat- meraobjektiv wird erneut scharf einge- gestattet, die Sucherlupe wurde mit einer zes für die Sucherlupe wird immer stellt, nun kann die 2. Aufnahme Dioptrieneinstellung versehen. Der unterschiedlich sein, was schon von der gemacht werden. Nach den oben Umbau des Suchers erfordert eine vorhandenen Lupe abhängt. Nachdem erwähnten Vorgang gehen wir zur 3. und Kamera mit auswechselbarem Sucher. alles so gut gelang, wird die Justierung 4. Aufnahme über. Um das Scharfein- Beim Umbau des Suchers muß unbe- der Sucherlupe auf die Film- und Suche- stellen zu erleichtern, wird das Objektiv dingt darauf geachtet werden, daß keine rebene so gut wie möglich vorgenom- abgeblendet. Jede Aufnahme erfolgt mit Verwechslung vorkommt. Zunächst wird men. Da sich das Auge täuschen läßt, total offener Blende. Beim Betrachten der Sucheraufsatz entfernt. Im Sucher- aber nicht der Film, wird diese Arbeit des Films kann nun leicht festgestellt schacht befindet sich eine Linse, die auf fotografischem Weg durchgeführt. werden, welches Negativ mit der Schär- etwa 2fach vergrößert und die Matt- Ein schmaler Zeitungsstreifen mit etwa fe am nächsten zur Markierung liegt. scheibe; diese wird gegen eine Klarglas- 10cm Breite und 30cm Länge wird mit Die Sucherlupe wird auf die entspre- scheibe ausgetauscht. Geschäfte für einer Steigung von 30 bis 45 Grad auf- chenden Position gebracht und fixiert. Laborbedarf, oder der Optiker werden gebaut. In einem Abstand von 1m bis Erst wenn ein neues Augenglas benötigt Klarglasscheiben haben, wobei der letz- 1,5m wird die Kamera zur optischen wird, verstellen wir die Lupe geringfü- tere die folgenden Arbeiten ausführen Achse des Zeitungsstreifen gegen- gig. Nach 10jähriger Erfahrung kann ich wird. Zuerst wird die Klarglasscheibe übergestellt. Um die Arbeiten zu erleich- wirklich sagen, daß sich der Umbau mit gleicher Dicke wie die im Sucher tern, wird der Zeitungsstreifen in der gelohnt und hundertprozentig bewährt befindliche Mattscheibe auf dessen For- Bildmitte, auf dem immer die Scharfein- hat. Alle andere Vorschlage wären nur mat zugeschnitten. In der Mitte der Klar- stellung erfolgt, mit Kugelschreiber ein notdürftiger Ersatz. Es darf aber kei- glasscheibe wird ein Fadenkreuz einge- markiert. Feinste Markierungen erleich- neswegs vergessen werden, daß sich der ritzt oder eingraviert. Beim Einbau der tern den genannten Vorgang. Wenn der Brennpunkt des Teleskops bei langer Klarglasscheibe muß darauf geachtet Brillenträger die Justierung der Sucher- Belichtungszeit verschieben kann. werden, daß das Fadenkreuz unten liegt, lupe ohne Augenglas vornimmt, kann in

64 interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt.DSFEEP- Nutzung KY nur OTOGRAFIE zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. DEEP- S KY CCD TTDeep-Sky-CCD in Namibia Bernd Koch

Sämtliche Aufnahmen der folgen- den Seiten entstanden auf der Farm Tivoli in Namibia mit einem Motivationstraining Nachteile gegenüber einer Hütte mit 11"-SCT bei f/4,8 auf einer Atlux- n der letzten Ausgabe von interstel- abfahrbahrem Dach: Der enge Kuppel- Montierung. Als CCD-Kamera larum präsentierten Stefan Korth und spalt begrenzt den sichtbaren Himmels- fand eine Starlight XPress Ver- wendung (512×256 Pixel, 4,35×6,4 ich Ergebnisse mit der Starlight ausschnitt, so daß die Übersicht verloren I mm2). Bildautor: Bernd Koch Xpress CCD-Kamera, die unter lichtver- geht und Weitwinkelaufnahmen unmög- seuchtem Solinger Stadthimmel an mei- lich sind. Und da sich noch jede Menge nem stationär montierten Celestron 14 Abwärme produzierende Geräte in der gesagt, dann würde mir die praktische gewonnen wurden. In einer 2 m-Kuppel Kuppel befinden (Steuergeräte, beheizte Astronomie keinen Spaß mehr machen. lebt es sich recht angenehm, wenn auch Taukappe, Computer, CCD-Kamera), Irgendwie fühle ich mich der Population eng: Man ist wind- und feuchtigskeitsge- leidet auch das Seeing ein wenig, so daß von Beobachtern zugehörig, die trotz schützt, Garten- und Balkonbeleuchtung hochaufgelöste Planetenaufnahmen Internet noch den „direkten“ Kontakt zu des Nachbarn sind perfekt abgeschirmt, schwierig sind. Abhilfe würde schaffen, den Sternen braucht. Nichts gegen die so daß die Dunkeladaption in der Kuppel alle Geräte ins Haus zu verfrachten und neuen Kommunikationsformen, die ich besser ist als draußen. Aber es gibt auch das Teleskop fernzusteuern – nur, offen selbst intensiv zur Vorbereitung von Astroaufnahmen nutze – nur: Sie können die direkte Erfahrung am Teleskop nicht ersetzen. Wenn ich Vor- und Nachteile gegenüber abwäge, habe ich es zu Hau- se doch ganz gut. Also, was treibt mich dennoch von Zeit zu Zeit an, meine Astrosachen zu packen, auf Flugreise zu gehen und ohne Multimediaanschluß ein paar Wochen auf einer abgeschiedenen Farm in Afrika zu verbringen? Nach numehr vier Exkursionen nach Namibia in den letzten elf Jahren habe ich die schönsten Deep-Sky-Objekte sowohl auf Film als auch CCD gebannt. Viele Objekte sind ausgereizt, das eine oder andere könnte ich noch besser machen, denn die Technik schreitet unaufhaltbar fort. Doch die persönliche Verbesserung der Ergebnisse ist nur ein kleiner Teil meiner Motivation. Besonders interstel- M 83: Belichtungszeit: 2×164 s = 328 s larum-Lesern dürfte klar sein, worum es

interstellarum 2/96 65 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Juni/Juli findet dann die Umstellung auf eine kühle Winterwetterlage mit West- wind und meist wolkenlosem Himmel statt. Nach Tageshöchstwerten um 20 °C kann im Juli die Temperatur nachts bis auf ca. –6 °C abfallen. Die relative Luft- feuchtigkeit tendiert dabei üblicherweise gegen Null. Der tagsüber aufgrund der Thermik auffrischende Wind flaut nach Sonnenuntergang wieder ab, so daß in den Nachtstunden in der Regel – wenn überhaupt – nur ein laues Lüftchen weht. Nur wenige Nächte fallen durch starken Wind für die langbrennweitige Astrofo- tografie aus. Im August/September stellt sich das Wetter wieder um, und Wolken ziehen aus nordöstlicher Richtung über die Buschsteppe. Gelegentlich fallen ein paar Regentropfen – es ist die „kleine Shapley 1, PN mit ausgeprägter Schalenstruktur (Durchmesser der Schale ca. 70") Regenzeit“. und Halo (Durchmesser ca. 120"): Belichtungszeit: 4 ×5 min 28 s = 21 min 52 s Das Klima ändert sich weltweit, und davon ist auch das südwestliche Afrika eigentlich geht: Das Spüren einer tiefen hatte auf dem Rückflug von Namibia betroffen. Konnte man vor 15 Jahren Verbundenheit mit dem Kosmos, die ausgiebig Zeit zum Schmökern. Schon noch sichere Wetterprognosen für die man besonders intensiv unter einem nach wenigen Seiten war mir klar, daß Monate Mai bis September abgeben, absolut dunklen Sternenhimmel erlebt. ich die Beschreibung und die fast 40 scheint das Wetter in manchen Jahren Und den habe ich in Namibia zu schät- Jahre alten Fotografien der Landschaften Kapriolen zu schlagen. Völlig unerwar- zen gelernt. mit eigenen Eindrücken gut vergleichen tet waren beispielsweise die heftigen konnte. Es stellte sich im nachhinein Regenfälle im Mai 1995, die unsere Rei- Sterne über der Steppe heraus, daß Cuno Hoffmeister auf seiner segruppe (Heinz Deininger, Michael Seit der Unabhängigkeit 1990 erlebt zweiten Reise nach Südwestafrika im Busse) die Hälfte der Astronächte koste- Namibia einen ansteigenden Strom deut- Januar und Februar 1953 mit seinen ten. Und noch zwei Nächte lang nach scher Amateurastronomen, die das Land Teleskopen u.a. auf der Farm Dornfon- dem Gewitter war die Luftfeuchtigkeit individuell oder in kleinen Reisengrup- tein weilte, einer Nachbarfarm der Farm so hoch, daß das Tauwasser am Teleskop pen erkunden. Noch vor zwanzig Jahren Tivoli, auf der ich schon dreimal zu Gast herablief. Nur zögerlich trocknete die hatten Astroexkursionen außerhalb Eu- war ... Luft in den folgenden Tagen ab. Deshalb ropas den Hauch des Exklusiven oder sollte man den alten, langjährigen Wet- blieben den Profis vorbehalten. In guter Reiseplanung Namibia terstatistiken nicht mehr blindlings ver- Erinnerung dürften die eindrucksvollen Die beste Reisezeit sind wegen der Wet- trauen kann und sich aktuelle Wetterin- Südhimmelsaufnahmen von Hans Veh- tersicherheit die Monate Juni und Juli. formationen beschaffen muß. renberg sein, der in den siebziger Jahren Nach Ende der „Regenzeit“ im März/ Viele Gästefarmen haben sich auf die Südafrika und „Südwest“ häufig bereiste April kann der Mai noch wolkig sein, im speziellen Bedürfnisse der Amateuras- und am Boyden-Observatorium bzw. auf der Beobachtungsstation des MPI Hei- delberg auf dem Gamsberg Platte um Platte den kompletten Südhimmel ab- lichtete. Einer der ersten europäischen professionellen Astronomen in Namibia war Cuno Hoffmeister aus dem thüringi- schen Sonneberg. Ihm ist eine intensive Durchmusterung des Südhimmels in be- zug auf veränderliche Sterne zu verdan- ken. Als einer der wenigen Profis hat auch Hoffmeister sein Leben lang die Liebe zur Amateurastronomie beibehal- ten und faßte seine Reiseerlebnisse in dem 1954 bei F.A. Brockhaus, Leipzig, veröffentlichten Buch „Sterne über der Steppe“ zusammen. Für mich schließt sich hier der Kreis: Ich bekam das Buch 1992 kurz vor meinem Abflug von Son- ja Enke (Leiterin der Cuno-Hoffmeister- Sternwarte Windhoek) geschenkt und NGC 1097: Belichtungszeit: 8 ×1 min 22 s = 10 min 56 s

66 interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. ein aufwendiges Unterfangen. Teleskop, Montierung und Zubehör müssen in das Fluggepäck passen, sofern sie nicht per See- oder Luftfracht vorab geschickt worden sind. Fehlt ein entscheidendes Teil, so ist die ganze Exkursion gefähr- det, denn anders als hier bei uns kann man nicht alles in Windhoek kaufen, einmal abgesehen davon, daß man sich auf einer einsamen Farm rund 200 km Kilometer von der Stadt entfernt befin- det. Ein brillianter Sternenhimmel mit einer den Himmel von Horizont zu Hori- zont überspannenden Milchstraße hat eben seinen Preis … Neuland betrat ich bei der Planung, eine CCD-Ausrüstung mitzunehmen. Zwar sparte ich mir das Astrokamera- gehäuse und das Mitschleppen spezieller NGC 3372, Eta Carinae Nebel: Belichtungszeit: 5 min 28 s Filme, dafür hatte ich aber wesentlich

tronomen eingestellt. Für aktuelle Infor- mationen bzgl. geeigneter Unterkunfts- adressen sollte man mit Sonja Enke, P.O. Box 5198, Windhoek, Namibia (Tel: 00264/61/238982, Fax: 238850) Kon- takt aufnehmen. Nach Windhoek gelangt man mit der Air Namibia in einem rund neunstündigen Direktflug von Frankfurt aus. Deutlich preisgünstiger ist die Char- tergesellschaft LTU, die Windhoek von Düsseldorf via München anfliegt. Der Flug Frankfurt–Johannesburg mit der südafrikanischen SAA und dann weiter nach Windhoek ist mittlerweile weder zeitlich noch preislich eine Alternative. CCD unterwegs Die Planung einer Astroexkursion nach Namibia ist für sich genommen schon NGC 4945 (Centaurus): Belichtungszeit: 6 × 1 min 22 s = 8 min 12 s

mehr empfindliche Elektronik im Gepäck. Nach ein paar Monaten Einge- wöhnungszeit in der Handhabung der Starlight Xpress CCD-Kamera entschied ich mich Ende 1994 dafür, auf der für Mai 1995 geplanten nächsten Astroex- kursion nach Namibia langbrennweitige Aufnahmen nur mit der CCD-Kamera zu machen. Betrieben wurde die Kamera über ein 486 DX-2/66 MHz-Notebook mit 250 MB Festplatte und Dual-Scan Color LCD-Display. Der Anschluß erfolgte über eine ISA-Bus-Steckkarte in einer kompakten Docking Station. Zur Sicherung der Daten diente ein kom- paktes externes 3,5"-magnetooptisches Laufwerk (z.B. Fujitsu) mit Wechselme- Kometarische Globule CG 1 (Puppis) innerhalb des Gumnebels. Der Globulen- dien (à 230 MB). Da Computer und evtl. schweif zeigt radial vom Zentrum des Gumnebels weg, in dem sich leuchtkräftige CCD-Kamera vor Stößen gut geschützt Sterne befinden. Deren starker Sternenwinderzeugt den ca. 25' (10 Lj) langen werden mußten, schied der Transport im Schweif: Belichtungszeit: 5 min 28 s

interstellarum 2/96 67 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. jeden Tropfen Regen dankbar, der auf das trockene Buschland fällt … Als Teleskop kam im Mai 1995 ein Celestron 11 auf einer Vixen Atlux- Montierung zum Einsatz (Abb. 1). In der Regel habe ich mit dem Focal Redu- cer/Corrector bei verkürzter Brennweite gearbeitet. Bedingt durch die nachfol- gende lange bauliche Anordnung von Reducer/Corrector,Off-Axis-System Ra- dial Guider und Flip-Mirror reduzierte sich die Brennweite von 2,8 m auf ca. 1,3 m, was zu einer angenehmen Verbes- serung des Öffnungsverhältnisses von f/10 auf f/4,8 führte. Als problematisch erwies sich diese Anordnung in bezug auf die Leitsternsuche im Off-Axis-Oku- lar. Bei Fokalaufnahmen (2,8 m Brenn- weite) ohne Shapley-Linse konnte bei jedem Objekt ein ausreichend heller NGC 4038 A+B (Mosaikbild der „Antennen“). Leitstern gefunden werden – jedoch Belichtungszeit: jeweils 6 × 1 min 22 s = 8 min 12 s nicht, wenn der Reducer/Corrector auf f/4,8 davorgesetzt wurde, denn dieser Koffer aus. Also wurde alles im Flug- verwöhnten Namibia bietet sich die Nut- schattete das Off-Axis-Prisma zu stark zeughandgepäck mitgenommen. Da gab zung der Solarnergie geradezu an. Viele ab. Testläufe zu Hause deuteten das Pro- es beim Einchecken bei der Air Namibia Farmer rüsten mittlerweile auf Solaran- blem zwar schon an, nur führte ich dies und beim Bestieg des Flugzeugs nur eines: Zusammenreißen, freundlich lä- cheln und sich die 25 kg Handgepäck (inkl. Fototasche) tunlichst nicht anmer- ken lassen. Bislang kam mir nicht zu Ohren, daß irgendjemand Ärger mit dem namibischen Zoll am Flughafen Wind- hoek bekommen hätte – wer aber auf Nummer sicher gehen möchte, beschafft sich vor der Reise ein Carnet, auf dem alle Teile mit Seriennummer aufgeführt sind. Eine aufwendige Angelegenheit, die ich mir aus Bequemlichkeit selbst immer erspart habe. Ein wichtiger Punkt ist die geplante Energieversorgung von Teleskop, Computer und CCD-Kamera. Da es auf dem Farmland kein öffentli- ches Energieversorgungsnetz gibt, sind die Farmer auf sich selbst gestellt. Immer noch üblich ist die Stromerzeu- gung mit einem Dieselgenerator, der NGC 6164-5 (Norma), Bipolarer (?) Nebel, dessen beide „Kanten“ sehr intensiv Batterien auflädt. Das Stromnetz auf im Hα-Licht leuchten: Belichtungszeit: 14 × 1 min 22 s = 19 min 8 s einer Farm stellt in der Regel 36V (!) Gleichspannung zur Verfügung: Ein lagen um, die rund 4 kW Leistung brin- im wesentlichen auf den hellen Stadt- großes Problem, wenn man darauf nicht gen und eine Spannung von 220V/50 Hz himmel zurück. Ein Irrtum, der sich fatal vorbereitet ist, wie es mir seinerzeit zur Verfügung stellen. Mit einem geeig- hätte auswirken können. Gelöst wurde 1986 auf der ersten Exkursion wider- neten Stecker, der statt eines Euro- das Problem, indem bei f/4,8 viele kurz- fuhr. Glücklicherweise sind im deut- steckers an einer mitzunehmenden belichtete Einzelaufnahmen angefertigt schen Elektronikfachhandel Wandler Steckerleiste angeschraubt wird, können und später addiert wurden. Die Nach- von 32– 40 V DC auf 12 V DC erhält- alle Geräte wie zu Hause betrieben wer- führung lies bei f 1,3 m eine Belich- lich. Alternativ läßt man sich auf der den. Man sollte sich bei dem Farmer also = tungszeit von bis zu 2 Minuten ohne Farm eine Autobatterie aufladen und vor der Reise genau informieren – viel- Nachführkontrolle zu, wobei das Signal- betreibt das Teleskop mit 12 V (sofern leicht auch über das Wetter. Doch Vor- Rausch-Verhältnis jeweils ausreichend möglich). Mir liegen allerdings keine sicht: Wenn man den Farmer am Telefon war. Wer also an einem C 11 oder C 14 Erfahrungen vor, ob auch eine komplet- fragt, ob das Wetter zur Zeit „gut“ sei, mit einem Off-Axis-System und Sha- te CCD-Einrichtung mit einer Autobat- könnte ein knappes „Ja“ mißverständlich pley-Linse arbeiten möchte, sollte unbe- terie betrieben werden kann. Im sonnen- sein, denn Farmer sind für Wolken und

68 interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. dingt auf den Giant Easy Guider von lich wird. Zu Hause belichte ich Serien mit einem Tuch abgedeckt wurde, damit Lumicon zurückgreifen, bei dem die von jeweils zehn Flat-Fields gegen die sich die Glühwendel nicht abbildete. Die Leitsternsuche aufgrund eines größeren beleuchtete Kuppelwand die gemittelt damit erzeugten Flat-Fields waren in und abschattungsfreien Off-Axis-Pris- werden – nicht immer ideal, aber die ein- bezug auf die kleine Chipfläche mas (fast) immer erfolgreich ist. zige Lösung in einer engen Kuppel. Ein (4,35mm × 6,4 mm) ausreichend flach. Die Aufnahme des eingestellten Him- nach der Datenreduktion ggf. verblei- Fazit melsobjekts und des Dunkelbilds unter- bender Helligkeitsgradient kann mittels schied sich nicht von der Vorgehenswei- einer aus dem Originalbild zu erzeugen- Die mobile Astrofotografie mit einer se in meiner heimatlichen Kuppel. Ein den unscharfen Maske (Weichzeichnung CCD-Kamera erfordert eine Umstellung größeres Problem war das Aufnehmen mit Gauss-Filter) subtrahiert werden. bzw. Erweiterung der Ausrüstung, die geeigneter Flat-Fields. In Profisternwar- Mitten im Gelände ist das Flatten bis ins kleinste Detail sorgfältig geplant ten werden Flats für die gesamte Beob- schwieriger. Am besten deckt man die und getestet werden muß. Von der einfa- achtungsnacht in der Dämmerung gegen Eintrittsöffnung des Teleskops mit ei- chen Handhabung einer ungekühlten den Himmel (Sky-Flats) oder gegen eine nem Diffusor ab und beleuchtet die volle Kleinbildkamera mit CCD-Sensor und beleuchtete Fläche im Gebäude (Dome- Öffnung beispielsweise mit einem Strah- großem Bildspeicher sind wir wohl noch Flats) aufgenommen. Sky-Flats scheiden ler. Als Diffusor diente in Namibia ein ein paar Jährchen entfernt … im Amateurlager aus, da der CCD-Kopf weißer Kopfkissenbezug, der über das in der Regel von Aufnahme zu Aufnah- Teleskop gestülpt und glattgezogen wur- Anschrift des Autors me eine andere Position bzgl. der Fokal- de. Beleuchtet wurde die Fläche mit Bernd Koch, Birkenstr. 4, ebene des Teleskops einnimmt, so daß einer Taschenlampe aus ca. 30 cm Ent- 42799 Leichlingen jedesmal ein neues Flat-Field erforder- fernung, wobei die Lampe selbst noch e-mail:[email protected]

Jupiter – die Zweite Jürgen Lamprecht

nd wieder steht man als Soft- aber nur für die unter DOS/Windo- waretester verzweifelt vor einem ws und OS/2 lauffähige Software. UBerg von knapp 700 Millionen Hier stoßen wir auch auf die zweite astronomischer Bytes – die Rede ist von wesentliche Neuerung: Wurden der neuesten Astro-Softwaresammlung bislang neben PC-Anwendern nur aus dem Hause Roth EDV: der CD-ROM Besitzer von Atari-Rechnern mit Jupiter 2. Verzweifelt deshalb, weil bei Software versorgt, so sind jetzt solchen Datenmengen nur sehr schwer auch Programme für Amiga- auf Details eingegangen werden kann /Macintosh-Rechner und für das Abb. 1: Benutzerfreundliches Menu und es leider nur bei einem groben Linux-Betriebsystem zu finden. Überblick bleiben kann. Wie gewohnt findet man kaum sowie einem Messier-Album. Das Konzept der Jupiter 2 entspricht eine astronomische Fragestellung zu der Hier noch vier kleine DOS/Windows- dem der bereits in den Jahren 94–95 ver- es kein Programm gäbe – wenn auch die Programmen, die beim Durchstöbern ins öffentlichten zwei CD-ROMs: Eine Zahl der Ephemeriden- und Planetari- Auge gefallen sind: Mischung aus Programmen, Bildern und umsprogramme überwiegt, ist es eine • SuW-Sucher, nützliches kleines Pro- Text-Informationen zu vielen Gebieten recht ausgewogene Mischung, gepaart gramm, das die Inhaltsverzeichnisse der von Astronomie und Raumfahrt. mit einer Reihe sehr nützlicher Utilities Jahre 1981–1994 der Zeitschrift Sterne Das erfreuliche dabei ist, daß es – wie (Bildbetrachter, Bild-Konvertierer, …) und Weltraum beinhaltet. im Werbeprospekt nachzulesen – prak- Für Deep-Sky Beobachter erfreulich • Charm, Hypertext zum Thema Elemen- tisch keine Überschneidungen mit den wurden diesmal wieder Astro-Kataloge tarteilchenphysik – ansprechende Auf- beiden bisher erschienenen Sammlungen aufgenommen. So sind z.B. folgende arbeitung eines eher trockenen Themas. gibt. Dennoch aber wird manches ver- Galaxien-Kataloge zu finden: Abell und • Newt 2.0, Sie möchten einen Newton traut vorkommen: Dies liegt daran, daß Zwicky, Nearby Galaxy Catalog, Third selbstbauen? Dann ist diese Software es sich dabei nicht selten um Updates Reference Catalog (RC3) und der Revi- genau das Richtige! bereits früher veröffentlichter Program- sed Shapley-Ames Catalog of Bright • DeepSky, verwaltet Deep-Sky Kataloge me handelt. Galaxies, weiterhin Tabellen zu Kugel- und hilft beim Führen des Beobachtungs- Doch nun zu den Neuerungen: Am sternhaufen, Planetarischen Nebeln, Su- Logbuches. angenehmsten aufgefallen ist der beque- pernovae, Doppelsternen ... Die Daten „Online-Astronomen“ stehen sicher me Weg die Software per Mausklick von liegen wie üblich im ASCII-Format vor vor der Entscheidung sich die CD zu einem Menu aus starten zu können (Abb. und müssen deshalb in Datenbankpro- kaufen oder die Software bzw. Daten aus 1), ohne sie permanent installieren zu gramme importiert werden. den Netzen zu holen. Doch bei einem müssen (In diesem Menu ist dabei zu Neu ist auch der Hypertext Einblick, Preis von nur knapp fünfzig Mark fällt jedem Programm eine Kurzbeschreibung mit aktuellen Themen wie z.B. Hale- die Entscheidung vermutlich nicht son- zu finden). Diese Möglichkeit besteht Bopp und der Saturn-Ringkantenstellung derlich schwer.

interstellarum 2/96 69 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Vorschau interstellarum Nr. 8 • Bildatlas heller Planetari- scher Nebel • Kleines Einmaleins der visuellen Beobachtungs- techniken • Eine Nacht im Hochgebirge • Sierra Nevada visuell • Star-Hop in Sagitta und Termine Vulpecula • Novareste visuell 28.9.– 29.9. • Wem gelingt das ideale Astro-Fest Sittensen 1996 Spiegelteleskop? Info: Horst Grimm, Zum Fahrenholz 8, und vieles mehr ... 27419 Sittensen

22.6. 5. NAA- Sonnwend-Starparty in Kreben Regionales Beobachtertreffen am NAA- Beobachtungsplatz, nur bei gutem Wetter ab 21 Uhr. Infos gegen frankierten DIN A5-Rückumschlag bei der Redaktion.

27.9.–29.9. 6.9.– 8.9. Gemeinsame Tagung: BAV (FG Veränderliche)Veränderlich 3. Schwäbisches Amateur- und FG Spektroskopie in Nürnberg. und Fernrohrtreffen (SAFT) Tagungsgebühr 20,– DM. Infos bei NAA e.V., Info gegen 2,–DM Rückporto: c/o E. Wunder, Volkssternwarte Nürnberg, Astr. Ver. Albstadt, Hartmannstr. 140, Regiomontanusweg 1, 90491 Nürnberg 72458 Albstadt, Tel./Fax: 07431/72881

13.9.–15.9. 13.9.–15.9.9 –15 9 12.12 InternationalesI te atio ales TeleskoptreffenTeleskopt effe (ITT)(ITT 8th Swiss Starparty Infos von Wolfgang Ransburg, Infos bei: Peter Stuessi, Breitenried, Wasserburger Landstr. 18A, CH-8342 Wernetshausen 81825 München, Tel./Fax 089/425531 Terminankündigungen werden dankbar entgegengenommen. Änderungen und Irrtümer vorbehalten Terminankündigungen

Errata: interstellarum Nr. 6 Seite 2: Das Gebiet um NGC 1999 wurde falsch gelabelt. Wir geben hier noch einmal den fragwürdigen Ausschnitt mit den richtigen Labels wieder. NGC 1999 Seite 15: Im „Bildatlas heller Planetarischer Nebel“ sind die Unterschriften der Zeichnungen von IC 418 und NGC 2022 miteinander vertauscht. IC 418 wurde also mit einem 4",7-Refraktor bei 255× ohne Filter gezeichnet, während bei NGC HH-1 2022 ein 14" bei 200× mit [OIII]-Filter zum Einsatz kam. -rcs

Galaxien in Leo Minor-Tabelle: Die Namen der ersten beiden aufgeführten Gala- IC 430 xien lauten richtig: MCG+06-22-069 statt „33“ und MCG+06-22-073 statt „333“

70 interstellarum 2/96 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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ISSN 0946-9915 Mai 1996 Nummer 7 Redaktionsschluß dieser Ausgabe:1.4.1996 Redaktionsschluß der nächsten Ausgabe: 1.7.1996 Impressum Herausgeber: Fachgruppe Visuelle Deep-Sky-Beobachtung der Vereinigung der Sternfreunde e.V. (VdS) in Zusammenarbeit mit den Fachgruppen Astrofotografie und CCD- Technik Geschäftsstelle der VdS: Michael Möller, Steiluferallee 7, 23669 Timmendorfer Strand Redaktion: Jürgen Lamprecht (-jl), Ronald C. Stoyan (-rcs), Klaus Veit (-kv) Anschrift: Redaktion interstellarum, R.C.Stoyan, Am Hasengarten 11, 91074 Herzogenaurach NEU! E-Mail: [email protected] Abo-Service/Probehefte/Adressenänderungen: Klaus Veit, Schafhofstr. 6, 90556 Cadolzburg NEU! E-Mail: [email protected] NEU! FAX: 0911 / 523791 Redaktionelle Mitarbeit: Dr. Andreas Alzner -alz (Doppelsterne – Objekte der Saison), Thomas Jäger -tj (Der Starhopper), Dieter Putz -dp (Aufsuchkarten) Fachgruppe Astrofotografie (Peter Riepe), Fachgruppe CCD-Technik (Christian Ziethen). Herstellung: Satz, Bildbearbeitung und Gestaltung: Jürgen Lamprecht EDV-Unterstützung: Matthias Gräter Texterfassung: Stephan Schurig Scanner von: ComServe Harald Kerscher Titel-Repro: -jl Druck: CopyLand, Auflage: 1300 Exemplare Internet-Adresse: http://www.naa.net/deepsky Erscheinungsweise: Vierteljährlich im Eigenverlag; jeweils im Februar, Mai, August und November. Manuskripte, Beiträge, Fotos, etc.: Texte können auf 3,5"-MSDOS-Disketten in üblichen Textformaten ohne For- matierung und Layout eingeschickt werden (bitte Ausdruck beilegen). Fotos senden Sie uns bitte als s/w-Abzüge nicht größer als DIN A4. Auf Wunsch senden wir Ihre Aufnahmen gerne zurück. CCD-Bilder und Graphiken können auf Diskette in den üblichen Graphik-Formaten übermittelt werden. Zeich- nungen, Skizzen und Diagramme bitte nicht fotokopiert oder gerastert. Wir behalten uns vor, bei der Bearbeitung am Bildschirm einzelne Randparti- en einer Aufnahme abzuschneiden und diese zu verkleinern/vergrößern. Tex- te werden generell von der Redaktion nicht gekürzt. Mit dem Einsenden gibt der Autor sein Einverständnis zum Abdruck in interstellarum. Copyright und V.i.S.d.P. bei den jeweiligen Autoren. Die Texte geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder! Anzeigen: Private Kleinanzeigen werden kostenlos veröffentlicht. Für Gewerbliche Anzeigen fordern Sie bitte unsere aktuelle Preisliste an. Zum Inserenten Erscheinungstermin dieser Ausgabe gilt Preisliste 3. NEU! E-Mail: [email protected] APM M. Ludes ...... 21 Erich Reitemann Ingenieurbüro – Bezug: Astro-Film Janus ...... 23 Software ...... 51 interstellarum erscheint zum Selbstkostenpreis. Ein Einzelheft von interstella- Astro-Optik Keller ...... 20 Grab Astro Tech ...... 25 rum kostet 6,–DM (10,–DM im europ. Ausland). Ein Jahres-Abo umfaßt vier Astro-Service Copernicus Erfurt . .36 Intercon Spacetec ...... 9 Ausgaben zum Preis von 24,–DM (40,–DM im europ. Ausland) inkl. Versand- astro-shop im Planet. Hamburg . .37 Optische und elektronische Systeme kosten und kann zu jedem Zeitpunkt beginnen. Ein neuabgeschlossenes Abonnement verlängert sich automatisch und kann bis spätestens 2 Wochen Astrocom GmbH ...... U3 GmbH ...... 48 nach Erhalt der letzten Ausgabe des Abonnements gekündigt werden. AstronomischeInstrumenteThiele .38 Optische Systeme und digitale Bild- Baader Planetarium GmbH . . . . .U2 verarbeitung ...... 29, 33 Bankverbindung: Jürgen Lamprecht, Stadtsparkasse Nürnberg, CopyLand ...... 72 Vehrenberg KG ...... U4 BLZ: 760 501 01, Konto-Nr.: 2 764 423

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