Anmerkungen der Herausgeber

Stereoskop und Stereographie (1859)

1 In der Antike war von Leukipp (um 450 v. Chr.) über Demokrit (460- 371 v. Chr.) bis Epikur (gest. ca. 270 v. Chr.) die Th eorie verbreitet, dass beim Sehvorgang der Gegenstand im Auge einen materiellen Abdruck hinterlässt. Die vom Auge empfangenen Aussonderungen der Dinge bezeichnete man als „eidola“. Dieser Streuungstheorie stand die Projektionstheorie, etwa der pythagoräischen Schule, gegenüber, nach der das Auge die Umwelt mithilfe von Sehstrahlen abtastet. Vgl. dazu allg. Ralph Köhnen, Das optische Wissen. Mediologische Studien zu einer Geschichte des Sehens, München: Wilhelm Fink, 2009, bes. S. 48-51, sowie Lukrez [Titus Lucretius Carus], Von der Natur [De rerum natu- ra], übers. von Hermann Diels, mit einer Einf. und Erl. von Ernst Günther Schmidt, München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1991, Viertes Buch, S. 181-234, und dort v.a. den Abschnitt „Bilderlehre“, S. 183-185. 2 Exuviae: fossile Überreste. 3 Laputa ist eine fl iegende, von ihren Bewohnern steuerbare Insel, die im dritten Teil von Jonathan Swifts satirischem Roman Gullivers Reisen (1726) beschrieben wird. Die hochgebildeten Laputaner geben sich ganz ihrer Leidenschaft für die wissenschaftliche Forschung hin, die sie jedoch ohne Rücksicht auf einen realen praktischen Nutzen verfolgen. Zu Beginn des fünften Kapitels erwähnt Gulliver einen Mann, der an der Großen Akademie (einem fi ktionalen Gegenpart zur Royal Society in London) bereits seit acht Jahren versucht, Sonnenstrahlen aus Gur- ken zu extrahieren und in Gefäßen einzufangen, um auf diese Weise bei schlechtem Wetter die Gärten des Statthalters mit Licht zu versorgen. Der betreff ende Forscher hoff t, in weiteren acht Jahren sein Ziel zu erreichen. Vgl. Jonathan Swift, Gullivers Reisen, übers. von Franz Rot- tenkamp, vervollst. und bearb. von Roland Arnold, mit einem Vorwort von Hermann Hesse, Frankfurt a.M.: Insel, 1984, S. 253f. 106 ANMERKUNGEN DER HERAUSGEBER

4 Das 1807 im 2. Arrondissement von Paris eröff nete Th éâtre des Variétés war im 19. Jahrhundert v.a. für musikalisches Unterhaltungstheater berühmt. Mit „Victoria“ bezieht sich Holmes aller Wahrscheinlichkeit nach auf das seit 1833 sog. Royal Victorian Th eatre in London. 5 Das in seinen späteren Jahren mehrfach umbenannte Knickerbocker, or New-York Monthly Magazine („Knickerbocker“ steht umgangsspr. für „New Yorker“) existierte von 1833 bis 1865. Ab 1834 wurde es von Lewis Gaylord Clark herausgegeben, dem es gelang, mehrere pro- minente amerikanische Schriftsteller und Dichter als Stammautoren zu gewinnen, darunter , , und Henry Wadsworth Longfellow. Auch Holmes gehörte zum erweiterten Kreis regelmäßiger Beiträger. Holmes’ Verbundenheit mit dem Magazin und dessen Herausgeber zeigt sich darin, dass er mehrere Originalbeiträge beisteuerte und umgekehrt Clark seine Werke wiederholt lobend erwähnte. Darüber hinaus stiftete Holmes ein Gedicht für einen zur Unterstützung Clarks entstandenen Band mit dem Titel Th e Knickerbocker Gallery. A Testimonial to the Edi- tor of Magazine from Its Contributors (New York: Samuel Hueston, 1855). 6 Das Manuskript von Holmes’ Bostoner Vortrag wurde von Lewis Gay- lord Clark in sein „Editor’s Table“ eingearbeitet, mit dem jede Ausgabe des Knickerbocker, or New-York Monthly Magazine traditionell endete – allerdings stellte Clark seinem längeren Zitat aus dem Vortrag die (wahrscheinlich scherzhafte) Bemerkung voran, dieses basiere auf der „phonetischen“ Mitschrift eines Zuhörers. In der von Clark wiedergege- benen Passage resümiert Holmes zunächst die „Geschichte von dem Prinzen und der Fee Perî Banû“ aus Tausendundeine Nacht (siehe Anm. 7 unten), um dann – wie auch im vorliegenden Text – die im Märchen beschriebenen wunderbaren Gegenstände mit Erfi ndungen des 19. Jahrhunderts zu vergleichen: Telegraphie, Eisenbahn und Chloroform. Der Ausschnitt endet mit den Worten: „How strange that civilization should call out, as palpable realities of our own every-day existence, the creations which were the idle dreams of storytellers on the banks of the Bosphorus and the Euphrates!“ Zit n. [Lewis Gaylord Clark,] „Editor’s Table“, in: Knickerbocker 33:5 (May 1849), S. 452-470; hier: S. 461f. Unter dem Titel „Romance and Reality“ wurde die entsprechende Pas- sage dann auch im Western Literary Messenger 12:5 (July 1849), S. 199, abgedruckt.