Esports Stellungnahme Mousesports
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mousesports Ltd. • An der Spreeschanze 10 • 13599 Berlin Jan Dominicus mousesports Ltd. Abgeordnetenhaus Berlin Ausschuss für Sport An der Spreeschanze 10 Niederkirchenerstraße 5 13599 Berlin 10117 Berlin Deutschland E-Mail: [email protected] Web: http://www.mousesports.com/ Datum: 26.05.2016 Stellungnahme: „Esports - Sportart anerkennen, fördern und Chancen erkennen“ Sehr geehrte Damen und Herren, als professionelles Esports-Team wird uns von Fans, Interessierten und vor allem der Presse seit Jahren die Frage gestellt: Ist das eigentlich Sport was ihr macht? Wir haben uns diese Frage häufig selber gestellt und sind lange zu dem Schluss gekommen: Ist das überhaupt entscheidend für uns? Sollten wir mit den Leistungen, die unsere Spieler erbringen und mit den Zuschauern, die diese würdigen, nicht so selbstbewusst sein zu sagen: Wir sind etwas eigenes, etwas, dass sicher viele Elemente des klassischen Sports verkörpert, aber gleichzeitig viele Eigenschaften besitzt, die mit der Definition von Sport im Sinne des Gesetzes auf den ersten Blick nicht vereinbar sind. Unsere Einstellung, dass Esports in keine klassische Definition passt, hat sich bis heute nicht geändert, doch mit der weiter fortschreitenden Popularität und Professionalisierung, stößt auch der Esports in Bereiche vor, in denen sowohl spielerisch, wirtschaftlich als auch gesellschaftlich eine Unterstützung und Förderung durch die Politik sinnvoll und gerechtfertigt erscheint. Unsere Spieler befinden sich im Esports in einem Wettkampf mit Mannschaften aus der ganzen Welt, die täglich an kleinsten Details arbeiten um ihre Leistung zu optimieren. So ist das Training von Profi-Esportlern nicht vergleichbar mit der Freizeitbeschäftigung Videospielen. Trainings sind genau geplant, zielorientiert und beschäftigen sich im täglichen Wechsel mit verschiedenen Facetten des Spiels. So spielt neben genauen Kenntnissen der Spiel-Mechanik selbstverständlich strategisches Denken, Hand-Auge-Koordination und das Zusammenspiel der Mitglieder eine entscheidende Rolle. Eine einfaches wiederholtes Spielen eines Esports-Titels ist dabei weder gewünscht noch erfolgsversprechend. Spieler gehen in Absprache mit Trainern dabei methodisch vor und bereiten sich individuell auf Spielfeld und Gegner vor. Ein Training von Esports-Mannschaften ist also durchaus mit der Vorbereitung im klassischen Sport vergleichbar. mousesports Ltd. • An der Spreeschanze 10 • 13599 Berlin Abgeordnetenhaus Berlin Ausschuss für Sport An der Spreeschanze 10 Niederkirchenerstraße 5 13599 Berlin 10117 Berlin Deutschland E-Mail: [email protected] Web: http://www.mousesports.com/ Datum: 26.05.2016 Erfolg hängt dabei ganz entscheidend von der Kommunikation der Team-Mitglieder ab. So ist für jede Mannschaft ein kontinuierlicher Austausch entscheidend. Zwar kann diese Kommunikation auch über Programme und daher online stattfinden, für ein optimales Training ist jedoch eine gemeinsame Vorbereitung in einem Trainingszentrum von großem Vorteil. Durch das im Gutachten des WPD des Abgeordnetenhauses von Berlin zum Thema Esports beschriebene Urteil, welches Trainingsstätten für Esports mit Spielhallen gleichsetzt, ist die Gaming-Cafe-Kultur in Deutschland praktisch nicht existent. Im Vergleich dazu haben sich derartige Cafés in anderen Ländern als populärer Treffpunkt für Menschen aller Generationen etabliert. Ein Punkt, der im Gutachten zum Thema Esports häufig erwähnt wurde, ist das Bestehen eines Verbandes. Hier gibt es im Esports eine Menge Nachholbedarf. Soweit es mir bekannt ist, gibt es weder auf Landes- noch auf Bundes-Ebene Verbände, die mit gemeinnützigen Verbänden etablierter Sportarten vergleichbar sind. Es fehlt die Motivation der Aktiven durch einen Verband ein allgemeingültiges Regelwerk und Ligen-System zu erschaffen. Diese Funktion ist im Esports durch den Herausgeber des Titels oder privatwirtschaftliche Unternehmen oft vorgegeben. So können Mannschaften in allen bekannten Esports-Spielen problemlos, häufig mit einem kurzen Knopfdruck, Gegner finden und sich im Wettkampf messen. Ein Regelwerk wird häufig von privaten Turnierveranstaltern gestellt und unterscheidet sich von Turnier zu Turnier. Durch das Fehlen eines Dachverbandes gibt es im Esports keine anerkannten Europa oder Weltmeisterschaft. Oft beanspruchen mehrere Anbieter diese Titel für sich. Vergleichbar mit dem Box-Sport. Zum einen ist dieser Zustand für Freizeitspieler sehr komfortabel, da Mannschaften sich online schnell zusammenfinden und gemeinsam spielen und trainieren können, zum anderen sind die Mannschaften oft nur lose Zusammenschlüsse, die sich schnell wieder neu orientieren. Dies bringt für uns als Profi-Mannschaft den Nachteil, dass eine gezielte Nachwuchsförderung nur schwer möglich ist. Tatsächlich ist die Schwelle vom ambitionierten Freizeit-Spieler zum Profi sehr hoch und die Durchlässigkeit in die höchsten Ligen vergleichsweise gering. 2 mousesports Ltd. • An der Spreeschanze 10 • 13599 Berlin Jan Dominicus mousesports Ltd. Abgeordnetenhaus Berlin Ausschuss für Sport An der Spreeschanze 10 Niederkirchenerstraße 5 13599 Berlin 10117 Berlin Deutschland E-Mail: [email protected] Web: http://www.mousesports.com/ Datum: 26.05.2016 Eine große Schwierigkeit bei der Diskussion ob Esport nun Sport ist oder nicht, sehe ich in der Abgrenzung zwischen Videospielern, die lediglich zur Entspannung und Vergnügen spielen und ambitionierten Mannschaftsspielern, die mit dem Ziel Wettkämpfe zu bestreiten und zu gewinnen antreten. Ob man als Fußballer in der Bundesliga, der Kreisliga oder auf der Wiese mit Freunden spielt, so betreibt man immer den Sport Fußball. Beim Esports scheint mir diese Eigenschaft nur bedingt gegeben. Ein Großteil der Spieler, die mit Leidenschaft trainieren und sich gezielt verbessern möchten, bieten sicherlich viele Argumente die sie durchaus zum Sportler machen. Während andere die nur am Abend mit Freunden eine Partie zum Abschalten spielen wohl nicht unter diesen Begriff fallen. Die Grenze zu ziehen, wo fängt Esport an und wo hört Spielen zur reinen Unterhaltung auf, dürfte sich als schwierig erweisen. Abschließend möchte ich noch einmal auf den aktuellen Stand der Epsorts-Industrie in Deutschland eingehen, welche sich im weltweiten Vergleich als einer stärksten Standorte etabliert hat. Mit den Riot-Studios, LCS-Mannschaften, World Finals, Freaks4U als einer der größten Agenturen und mousesports als Profi-Mannschaft ist Berlin einer der bedeutendsten Standorte im Esports geworden. Gemeinsam mit dem Standort Köln (Turtle Entertainment, ESL ONE, SK Gaming) hat sich Deutschland eine führende Position in diesem rasant wachsenden Markt erarbeitet. Die Debatte ob Esports ein Sport ist und in dieser Form förderungswürdig, ist in anderen Ländern bereits offen geführt worden. Mit dem Ergebnis, dass beispielsweise in den USA inzwischen Athleten-Visa an Esportler vergeben werden und auch in Frankreich inzwischen Eskortier als Sportler gelten. Um den Status als eines der führenden Länder in der Esports-Branche weiter auszubauen, halte ich es daher für sinnvoll auch in der Politik offen über „Esports - Sportart anerkennen, fördern und Chancen erkennen“, zu sprechen und gemeinsam Möglichkeiten zu finden, die diesen Teil der Jugendkultur bestmöglich fördern. Mit freundlichen Grüßen Jan Dominicus 3.