Carl Ludwig Fernow Suche Nach Einer Idealen Ästhetik Jena/Paris 2010

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Carl Ludwig Fernow Suche Nach Einer Idealen Ästhetik Jena/Paris 2010 Kunst als höhere Natur - Carl Ludwig Fernow Suche nach einer idealen Ästhetik von Béatrice Deffner Jena/Paris 2010 DISSERTATION zur Erlangung des akademischen Grades Doctor philosophiae (Dr. phil.) vorgelegt dem Rat der Philosophischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena in Cotutelle mit der Université de la Sorbonne-Paris IV Datum der Verteidigung: 6. Juli 2009 GUTACHTER Prof. Elisabeth Décultot/ École normale supérieure - Paris Prof. Roland Krebs/ Université de la Sorbonne - Paris IV Prof. Klaus Manger/ Friedrich - Schiller - Universität Jena Prof. Dieter Burdorf/ Universität Leipzig 3 In Erinnerung an meine Eltern . „Die Beschäftigung mit dem Schönen und der Kunst, die uns in eine ideelle Welt erhebt, darf uns für die wirkliche nicht versteinern“ (Carl Ludwig Fernow, Römische Studien III, Vorwort) 4 DANK An dieser Stelle möchte ich mich bei all denjenigen bedanken, die mich in meinem Dissertationsvorhaben unterstützt haben. Mein besonderer Dank gilt zunächst Herrn Professor Roland Krebs , dem die Arbeit betreuenden Professor an der Université de la Sorbonne - Paris IV , nicht nur für die wissenschaftliche Unterstützung, sondern auch für die mir gewidmete Zeit. Ebenso möchte ich mich bei Herrn Professor Klaus Manger von der Friedrich-Schiller Universität in Jena für die fachliche Betreuung im Rahmen der Cotutelle und die angenehme Zusammenarbeit recht herzlich bedanken. Ein weiteres Dankeschön richte ich an Frau Professor Elisabeth Décultot , von der École normale supérieure - Paris , Frau Professor Françoise Knopper von der Université Toulouse II , sowie Herrn Prof. Dieter Burdorf von der Universität Leipzig . Ein grand merci gilt auch Christelle Bony , Lehrerin am Collège Robespierre in Saint-Pol-sur- Mer , für die mir entgegengebrachte Geduld bezüglich der Zweitlektüre, und vor allem für Ihre langjährige Freundschaft. Ebenfalls recht herzlich bedanken möchte ich mich bei meiner Tante Frau Irmgard Buisson für die moralische Unterstützung. Und - last but not least - möchte ich meiner Dankbarkeit gegenüber der Assoziation Pierre Grappin und, insbesondere, Mme Pierre Grappin , Ausdruck verleihen, für das mir gewährte Stipendium im Rahmen eines Kurzforschungsaufenthaltes, wobei ich gleichzeitig das Engagement dieser Assoziation für die Entwicklung des Fachbereichs Germanistik in Frankreich hervorheben möchte. Merci mille fois . 5 INHALT Siglen .................................................................................................................................................6 Einführung ………………………………………………………………………………................8 I. Die klassische These oder Inspirationen klassizistischer Homonomie : Fernow in Kontinuität und Abgrenzung zum klassischen Kunstideal 1. Kant: „welch ein schöpferischer Reichtum von Ideen“ .………………….........................23 2. Schiller: „dem Labirinte schöner Erscheinungen“ …………………………………........44 3. Fernows Winckelmann: „stille, ruhige Größe“ .……………………………………........62 II. Die kunsttheoretische Antithese oder die Kritik künstlerischer Heteronomie : Kritik der akademischen Kunstindustrie und Entwurf eines neuen Künstlerideals 1. Ludovico Ariosto: „der Götliche“ ………………………………………………………..78 2. Asmus Jakob Carstens: „das zur schönen Kunst geborene Genie“ ……………………...90 3. Antonio Canova: „Canova’s gefälliger, schmeichelnder Reiz“ ………………………...113 III. Die moderne Synthese oder das Prinzip ästhetischer Autonomie : Die Ansätze einer ‘idealen’ Ästhetik 1. Über das Kunstschöne: „den höchsten Zweck der Kunst“ …………………..….............127 2. Über das Charakteristische: „oder die Wahrheit der Darstellung“ …………….............136 3. Über die Begeisterung des Künstlers: „jenes göttlichen Anhauches“ …………………..148 IV. Schluss: Das Idealbild der Antike - Ein Utopieraum der Moderne?................................160 Bibliographie…………………………………………………………………………….163 6 SIGLEN 1. WERKE FERNOWS RS Römische Studien , 3 Bd., Gessner, Zürich, 1806. ARIOST Leben und Werk Ariosto’s des Götlichen , Gessner, Zürich, 1809. CARSTENS Leben des Künstlers Asmus Jakob Carstens , Hartknoch, Leipzig, 1806. CANOVA Über den Künstler Canova und seine Werke , Gessner, Zürich, 1806. 2. HÄUFIG IM VERLAUFE DER ARBEIT ZITIERTE AUTOREN UND WERKE KU Kant, Critik der Urtheilskraft , Preu βische Akademie der Wissenschaften, Berlin, 1790. JS Johanna Schopenhauer, Carl Ludwig Fernow’s Leben , Cotta, Tübingen, 1810. IF Irmgard Fernow, Carl Ludwig Fernow als Ästhetiker - ein Vergleich mit der Kritik der Urteilskraft , Mayr, Würzburg, 1936 [Diss. Univ. Friedrich Wilhelm, Bonn, 1935]. HE Herbert von Einem, Carl Ludwig Fernow - Eine Studie zum deutschen Klassizismus , Deutscher Verein für Kunstgeschichte (Hg.), Bd. III, Berlin, 1935. HT Harald Tausch, Entfernung der Antike - Carl Ludwig Fernow im Kontext der Kunsttheorie um 1800 , Niemeyer, Tübingen, 1998. 3. KOLLEKTIVSCHRIFTEN VRW Von Rom nach Weimar - Carl Ludwig Fernow , Harald Tausch u. Michael Knoche (Hg.), Narr, Tübingen, 1998. KAW Kunst als Wissenschaft - Carl Ludwig Fernow, ein Begründer der Kunstgeschichte , Reinhard Wegner (Hg.), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2005. 4. MAGAZINE und JOURNALE NTM Neuer Teutscher Merkur , C. M. Wieland (Hg.), Weimar, [1790-1810]. JDM Journal des Luxus und der Moden , Friedrich Justin Bertuch, Weimar, [1787-1812]. NDM Neues deutsches Magazin , C.U.D. Eggers, Hamburg (1791), Altona (ab 1792), [1791-1800]. 7 Darüber hinaus ist die Verwendung des Sperrdrucks systematisch für die Markierung von Wortzusammensetzungen, Spezialausdrücken und Titeln fremdsprachiger Werke, auch innerhalb von Zitaten. Die Anführungszeichen werden grundsätzlich gebraucht für die Unterstreichung bestimmter Ausdrücke und Eigennamen im laufenden Text, sowie für die Abgrenzung von Zitaten . Um darüber hinaus irritierende Anhäufungen von Satzzeichen zu vermeiden, werden einfache Anführungsstriche oder eine Auseinanderschreibung der Buchstaben in kurzen, bereits durch Anführungszeichen hervorgehobenen Zitatpassagen zur Markierung verwendet. Die fremdsprachige Schreibweise wird, gegebenenfalls, direkt im Anschluss und in Klammern gesetzt, angegeben. Bezüglich einer detaillierten Bibliographie möchten wir den interessierten Leser an den entsprechenden Anhang am Ende der vorliegenden Arbeit verweisen. Die Übersetzung erfolgt generell in Sperrdruck und mit Anführungszeichen versehen, direkt im Anschluss an das Zitat oder, gegebenenfalls, am Seitenende. Ohne andere Angabe ist der Autor der vorliegenden Arbeit auch der Urheber aller Übersetzungen fremdsprachiger Ausdrücke und der sinngemäßen Wiedergabe von Zitaten, die folglich unter dem Vorbehalt der Richtigstellung erfolgt. 8 EINFÜHRUNG Um den wissenschaftlichen Ausgangspunkt der vorliegenden Untersuchung zur Genese von Fernows kunsttheoretischen Ideen zu legitimieren, wollen wir unsere Reflexion um drei Themenkomplexe zentrieren: 1. Das Verhältnis Subjekt-Objekt : d. h. die Wechselbeziehung zwischen Darstellendem und Dargestellten in der Kunst. So werden wir uns primär der Frage zuwenden, inwiefern sich Fernow von dem klassischen Prinzip der Gleichstellung zwischen Subjekt-Objekt ( Mimesis ) zugunsten der Aufwertung der künstlerischen Freiheit ( ästhetische Autonomie ) distanziert. 2. Die unitas diversitatis : d. h. die Einheit in der Vielfalt, oder die Multiperspektivität des literarischen Tableaus, 1 dessen sich auch Fernow in seiner Carstens-Monographie bedient, um, seinem humanistischem Geschichtsverständnis entsprechend, konkret aufzuzeigen, wie jener „ward, was er geworden .“2 3. Die ideelle Diversität : so offeriert sich zur Bearbeitung des vorliegenden Sujets nicht ein einzelner Themenaspekt, sondern vielmehr ein breites Spektrum potentieller Forschungsachsen, von denen wir im Verlauf unserer Arbeit Kenntnis genommen haben, die aber den uns hier vorgegebenen Rahmen sprengen würden, so dass wir deren genauere Ergründung künftigen Studien überlassen möchten. 3 1 Annette Graczyk: Das literarische Tableau zwischen Kunst und Wissenschaft , Fink, München, 2004. 2 Siehe: Carstens, Leben und Werke . Von K . L . Fernow , H. Riegel (Hg.), Hannover, 1867, S. 185: „In dem Leben eines Künstlers von so entschiedenen Anlagen und so durchaus eigener, trotz den ungünstigesten Umständen glücklich durchgeführter Selbstbildung ist nichts merkwürdiger, als zu sehen, wie er ward, was er geworden .“ 3 Oder mit den Worten des Kunsttheoretikers Pierre Francastel ausgedrückt: «J’ai cru qu’on ne pourrait comprendre le passé qu’à travers le présent, et réciproquement [...] je souhaite qu’on se souvienne toujours qu’à travers l’art contemporain, c’est la Renaissance que j’ai voulu saisir», in: Peinture et société [1965], zit. nach Daniel Lagoutte in: Introduction à l’histoire de l’art , Hachette, Paris, 1997, S. 121. 9 Für das Wirken Fernows als Kunsttheoretiker im Spiegel seiner Zeitgenossen ist vor allem der zeitliche Kontext von Bedeutung. Vorab ist zu bemerken, dass das Ideal antiker Kunst als eine der Konstanten des ästhetischen Diskurses um 1800 betrachtet werden kann. Jenes kulturelle Phänomen wird obgleich von mehreren Faktoren historischer wie soziokultureller Art bedingt, generell auf eine Krise in der Kunst 4 zurückgeführt, die sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts manifestiert und traditionell vor allem den romantischen Einflüssen zugeschrieben wird; diese Tatsache ist bekannt. Um nun besser die geschichtlichen Hintergründe einschätzen zu können, die zu jenem Classic Revival 5 geführt haben, erscheint uns ein kurzer geschichtlicher Überblick als geeignet. Die sogenannte ästhetische Reflexion verfügt im Okzident über eine lange
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