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form ZEITSCHRIFT DES VEREINS FÜRPla PFAHLBAU UND HEIMATKUNDEtt E.V. AUSGABE 3/1994 DIE ZEIT VON 1936–1940: EIN PFAHLBAUDORF ENTSTEHT 80 Vorwort Inhalt Liebes Mitglied, Die frühen lieber Leser dieser Zeitschrift, Reichenauer Klosterbauten Alfons Zettler.......................................................2 derAusbaudesMuseumsinUnteruhldingenistinvollemGange.IndenPfahl- bauhäusernsinddieEinrichtungenmittlerweileergänztundaktualisiert,inden Die Pfahlbauten von ArchivenschreitetdieInventarisierungdesSammlungsguteszügigvoran.Im Unteruhldingen Versuchsgarten,wirdgegenwärtigdiezweitePflanzphasevorbereitet.Auf Teil 3: Die Zeit von 1936 – 1940 demehemaligenParkplatzgeländewächstderneueMuseumsbaumitdenRäum- Gunter Schöbel.....................................................9 lichkeitenfürdieSammlungen,dieMitarbeiterundnichtzuletztfürdenzu- künftigenBesucherheran. Der besondere Brief ............................36 MitdemneuenMuseumsführer,derLehrerhandreichungfürSchülerprojekte undderneuenPlattformsindindiesemJahrdreiVeröffentlichungenerschie- Ein bronzezeitlicher Strand nen.DiesisteinGrunddafür,daßdieneuesteAusgabederVereinszeitschrift bei Ludwigshafen erstamJahresendevorgelegtwerdenkann.HerzlichenDankallenandieser (Bodenseekreis, Überlinger See) ArbeitBeteiligten! Wolfgang Ostendorp, Christiane Froböse ........37 DasneueHeftenthältBerichtezudenneuestenForschungenamBodensee,in Oberschwaben,aberauchzurArbeitinderSchweizundinÖsterreich,die Exotische Feuersteingeräte fürunsundunsereVereinszielevongroßemInteressesind.DerBogenderBei- am Bodensee trägespanntsichvondermittlerenSteinzeitüberdasMittelalterbishinzum GeschehenimMuseum,dassowohlausaktuellerSichtalsauchrückblickend Helmut Schlichtherle ........................................46 fürdenZeitraumvon1936–1940beleuchtetwurde.DieBearbeitungder DreißigerJahrewarschwierig,daQuellenmaterialausdieserZeitoftnurschwer Aktuelles aus der Archäologie .....54 zugänglichist,abererstdiegenaueDarstellungderEreignissedasVerstehen undeineNachvollziehbarkeitderVorgängeindieserZeitmöglichmacht. Vereinsnachrichten...............................66 NachdemErscheinenderdrittenPlattformmöchtenwirunsGedankenüber dieFormunsererZeitschriftmachenundmitIhnendenweiterenWegbestim- Pfahlbau-Sommertheater .................73 men.DadiePlattforminersterLinieeineVereinszeitschriftist,würdenwir unssehrfreuen,wennSiesich,liebeLeser,mitKritikoderVerbesserungsvor- schlägenbeiderRedaktionmeldenwürden. Mit Freude und Erfolg für Verein und Museum WirwünschenIhnenausdemPfahlbaumuseuminUnteruhldingenvielFreude Zum 70. Geburtstag von H.-E. Wende..............74 beimLesen. Die Erweiterung des Pfahlbau- museums in Unteruhldingen...........76 Dr.GunterSchöbel wiss.LeiterPfahlbaumuseum 1 Die frühen Reichenauer Klosterbauten Alfons Zettler Reichenau,sonderninderletztenGründungPirmins, Diesallesistheutenochso,mußaberimfrühen Eskonntezwarnurein inHornbachinderPfalz,verfaßtwurde.Pirmin Mittelaltervielextremergewesensein,weildamals vergleichsweisekleiner hebtsegnendseineRechte,SchlangenundKröten, dieMittelwasserständedesBodenseesummehr AusschnittdieserKon- diePlagederInsel,stürzensichinpanischerAngst alseinenMeterhöherlagenalsheute.Wasaberdie ventsgebäude,indenen indieFluten.AbernichtdasSüdufer,wiehiersug- archäologischeErforschungderKlosterbautenbe- dieMöncheabgeschlos- geriertwird,sonderneinewindgeschützteBucht trifft,wirktesichdieStandortwahlderKlostergrün- senvonderAußenwelt, amGnadenseeaufdergegenüberliegendenSeiteder derundschließlichBischofJacobFuggersNeubau inKlausur,lebten,unter- InselwähltendieerstenMönchealsStandortfür indenJahren1605bis1611andergegenüberlie- suchtwerden,dochge- ihrKloster.DieBuchtbotdenidealenHafen,und gendenFlankedesMünstersgünstigaus:Diemit- schahdassehrgründ- vonhierauserreichtemanaufkürzestemWege telalterlichenBaurestebliebenimgroßenundganzen lich.Dabeifandensich dieKernbesitzungen,vondenendieAbteiaufder ungestört,wurdendurchAuffüllungendesGeländes unterdenerwähnten anfänglichunbesiedeltenInselversorgtwurde. gegendenSeehinsogarnochzusätzlichgeschützt. Fundamenten,dieEmil DiealteKlausur,umdieesimfolgendengehenwird, EsergibtsichdaherdiePerspektive,daßdurchbe- Reisserangetroffenund schloßnördlichandasMünsteran,woaufdem harrlicheBodenforschungauflängereSichteinrecht alsRestederKirchen- Fugger-BildeinausgedehnterBaumgartenerkenn- vollständigesBildvondenfrühenBautendesInsel- bautenausderGrün- barist. klosters,javondergesamtenAnlagezugewinnen dungszeitdesKlosters seinwird. um724angesprochen SogrenztendieGebäudederMöncheganzähnlich hatte,ältereBaureste, wiedieurgeschichtlichenUferrandsiedlungenun- BereitsdasfrühmittelalterlicheKlosterwareine nämlichPfostenstümpfe mittelbarandenSee–einenEindruckdavonmag ausgedehnteAnlage,vonderbislangnurbeschei- undLehmfußböden– dieältesteAnsichtderReichenau,eineFederzeich- deneAusschnittearchäologischerforschtsind.In beidesuntrüglicheZei- nungausderMittedes16.Jahrhundertsgeben denJahren1929bis1941hatEmilReisser,derChef chenfürHolzbauten. (Abb.2).SieistbislangdaseinzigeBild,dasaus desdamaligenBadischenBezirksbauamtszuKon- derZeitvordemAbbruchdesmittelalterlichen stanz,immerhinetwadieHälftedesMünsterinnern Auchwennvondiesem Klostersbekanntwurde.DieSchiffekonntendirekt ausgegraben.UnterdemNordseitenschifffander ältestenKlosterbaubis- imKlosteranlanden.FreilichhattedieseDisposi- alsältestegemauerteBauteneinelanggestreckte,in hernureinkleinerAus- tionderGründerväterauchNachteile:Dennördli- zweiBauetappenerrichteteSaalkirchemiteingezo- schnittansLichtgekom- chenTeilendesKlosters,dasinsgesamtunterder genemRechteckchor(Abb.3).IhrenWestteilhielt men ist,erlaubendie kritischen400-Meter-Linielag,drohteHochwasser, erfürdieKirche,diederKlostergründerPirmin gefundenenRestepräzi- dasGeländewarschattigundfeucht. (Abt724-727)erbauthätte,währenderdenOst- seAussagenüberdie teildemAbtbischofArnefridvonReichenau/ Zeitstellungundüber Konstanz(736-746)zuschrieb.Neuerliche dieDispositionder archäologischeUntersuchungendesLandes- Räumlichkeiten.Die denkmalamtsindenJahren1980bis HolzpfostensteckteninquadratischenGruben,die Abb. 3: Abb. 1: Zum Thema führt am besten das bekannte Tafel bild 1984,überdiehiervorallemberichtet ReihenbildenundsodieehemaligenWandfluchten Modell (Reichenauer Fuggerbild im Münster, welches die Insel im Glanz des 900- werdensoll,betrafendenWest- anzeigen.WirhabeneinigeGrubenimVerlaufder Heimatmuseum)mit jährigen Jubiläums der Gründung zeigt (Abb. 1). flügeldesAltenKlostersan Untersuchungen„geschnitten“,wiemanimFach- Kirchenbauten 8. Jh., Der Maler gibt die zum Konstanzer Priorat herab- derNordflankedes jargonsagt,unddabeifestgestellt,daßsichsogar Teilausschnitt mit gesunkene Abtei in der Pracht der großzügigen Münsters. dieStümpfederHolzpfostenrechtguterhalten Innenhof. Neu bauten des Fürstbischofs Fugger um 1624 wie- haben–offenbardeshalb,weilimUferbereichdes der und stellt gleichzeitig die Grün dung des GnadenseeseinhoherGrundwasserstandvorherrscht Abb. 4: Klosters im Jahre 724 durch den Wanderbischof (Abb.4).Unterhalbdes(freilichauchineinemge- Schnitt durch eine Pirmin dar. wissenRahmenschwankenden)Grundwasserspie- Pfostengrube. Abb. 2: Federzeichnung gelshabendieeichenenPfostenüber1200Jahre PirminnähertsichderInselvomSchweizerUfer der Reichenau imBodenüberdauertundkonntendendrochronolo- her.DieseDarstellungentsprichtdenAngabender (seitenverkehrt!). gisch,dasheißtmitHilfeeinerAnalysederJahr- legendärenPirminsvita–diefreilichnichtin ringe,datiertwerden.DerjüngstePfostenführte 2 3 zumDatum722miteinerToleranzvonplus/minus Darausfolgt:DasersteKlosterwaroffenbarauf nebeneinertäglichenBrotrationaucheinbestimm- zehnJahren,unddamitsindwirdemtradierten einebeträchtlicheAnzahlvonMönchenzugeschnit- tesMaßWeinoderersatzweiseBierzugeteilt.Es GründungsdatumderReichenau–alsodemJahr ten–mankannunterBerücksichtigungderaus istklar,daßdieLagerungvonHolzfässern indem 724–rechtnahe.AnderePfostenresteerbrachten dem9.JahrhundertüberliefertenZahlenwohlvon lateinischCellariumgenannten„Klosterkeller“keine Daten,dieerheblichfrüherliegen,beispielsweise einemhalbenHundertBrüdernausgehen.Fürdas nennenswertenBodenbefundehinterließ.Manwird 552n. Chr.und616n. Chr.Dennochistvomjüng- 9.JahrhundertverfügenwirüberMönchslisten,die sichdieFässeraufHolzgestellengelagertdenken stenDatumauszugehen,denndieHölzerstammen zeigen,wiederKonventvonca.80Köpfenumdas müssen,so,wiedasheutenochinGroßkellereien jasichtlichausdergleichenKonstruktion.Für Jahr800auf130Möncheum855anwuchs.Und traditionellenZuschnittsüblichist. dieGenauigkeitundVerläßlichkeitderDatenist unserenBaubefundenentsprichtes,wennderspät- weitervonBedeutung,daßdasHolzzurechtecki- mittelalterliche ChronistderReichenau,derRadolf- ZwischenKlosterkellerundKirchezeigtderKloster- genPfostenverarbeitetwordenist.Dabeifielendie zellerKaplanGallusÖhem,zuberichtenweiß, planeinenschmalenundlanggestreckten,beinahe äußerenJahrringe,dieeinjahrgenauesDatumlie- PirminhabevierzigMönche,„zwayerminderoder schlauchartigenRaum,vondemwirebenfallseinen fernkönnten,demBeilzumOpfer,sodaßman mer“,wieeswörtlichheißt,aufdieInselgeführt. AbschnittgefundenhabenundderalsPforteder einegewisseToleranzeinkalkulierenmuß.Doch Klausuranzusprechenseinwird.NachAusweisdes erlaubendieDendrodatenjedenfalls,denHolzbau DerBefundplangibt,wiegesagt,aufdenersten PlaneswarenhierSitzbänkeentlangderWände indieersteHälftedes8.Jahrhundertszusetzen. Blickzuerkennen,daßschondasersteReichen- vorgesehen–ebenfallseinMobiliar,dasdemAr- auerHolzklosterdemspätergängigenBautypim chäologenkaumSpurenhinterläßt,wennessich WiediesererstehölzerneKlosterbauaussah,läßt ganzenfolgte(Abb.5).DieaufgedecktenPfosten nichtumfestgemauerteEinrichtungenhandelte.