Protokoll-Nr. 18/55

18. Wahlperiode Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung

Wortprotokoll der 55. Sitzung

Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung Berlin, den 14. Dezember 2016, 18:00 Uhr Paul-Löbe-Haus E.700

Vorsitz: , MdB

Tagesordnung - Öffentliche Anhörung

Tagesordnungspunkt 1 Seite 3

Öffentliches Fachgespräch „Fairtrade und Nachhaltigkeit - Schülerinnen und Schüler im Dialog mit der Politik“

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Mitglieder des Ausschusses Ordentliche Mitglieder Stellvertretende Mitglieder CDU/CSU Bilger, Steffen Beermann, Maik Helfrich, Mark Benning, Sybille Jung, Andreas Heiderich, Helmut Kruse, Rüdiger Hirte, Christian Lenz, Dr. Andreas Pätzold, Dr. Martin Marschall, Matern von Pols, Eckhard Radomski, Kerstin Weiler, Dr. h.c. Albert Stein, Peter Zech, Tobias SPD Castellucci, Dr. Lars Lotze, Hiltrud Esken, Saskia Pilger, Detlev Pflugradt, Jeannine Rebmann, Stefan Träger, Carsten Strässer, Christoph Westphal, Bernd Thews, Michael DIE LINKE. Leidig, Sabine Groth, Annette Menz, Birgit Möhring, Cornelia BÜNDNIS 90/DIE Walter-Rosenheimer, Beate Ebner, Harald GRÜNEN Wilms, Dr. Valerie Meiwald, Peter

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Vor Eintritt in die Tagesordnung zum Weltfrauentag durchgeführt. Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Aus Uetersen begrüße ich herzlich die Schüler des Jugendliche, liebe Kinder, liebe Gäste. Ich darf Sie Ludwig-Meyn-Gymnasiums. Das sind Kelly, sehr herzlich zu unserer heutigen Sitzung des Par- Rabea, Janne und als Begleitung Kristina Laue. Die lamentarischen Beirates für nachhaltige Entwick- Schule beschäftigt sich schon lange mit dem lung begrüßen. Wir führen heute ein Fachge- Thema „Fairer Handel“. Es gibt hierzu schon seit spräch zum Thema „Fairtrade und Nachhaltigkeit 2009, also seit sieben Jahren, eine Arbeitsgruppe - Schülerinnen und Schüler im Dialog mit der Po- an der Schule. litik“. Und dann begrüße ich herzlich von der Maria- Ich möchte darauf hinweisen, dass wir von der Montessori-Gesamtschule aus Düsseldorf Miko, heutigen Sitzung ein Wortprotokoll erstellen. Auf Kasimir, Jeanine und als Begleitung Bernd Kowol, Bitten einer Schülerin werden wir darin nur den die oben als Verstärkung die weiteren Schülerin- Vornamen der Schüler nennen. nen und Schüler dabei hat. Die Schule hat den Helfer-Herzen-Preis von dm-drogeriemarkt und Zunächst möchte ich die im Vorfeld aufgeworfene Partnern wie UNESCO, NABU und dem Deut- Frage beantworten, ob es sich um ein öffentliches schen Kinderschutzbund verliehen bekommen. Gespräch handelt. Es heißt: „öffentliches Fachge- Sie engagiert sich seit langem für das Thema spräch zum Thema Fairtrade“, somit ist die „Faire Schokolade“ und wird jetzt über einen För- Öffentlichkeit eingeladen. Ich darf daher oben, derverein auch Mitglied im „Forum Nachhaltiger neben den Klassen hier unten, die Vertreter der Kakao“. Die Schule – ich glaube auch mit Kasimir Montessori-Schule aus Düsseldorf begrüßen. Man – war schon einmal da. Die anderen sind das erste hat sich jedoch darauf verständigt, dass während Mal zu Gast. der Sitzung keine Film- und Bildaufnahmen ge- macht werden. Stattdessen haben wir am Anfang Schließlich darf ich herzlich die Kolleginnen und ein gemeinsames Foto gemacht. Kollegen begrüßen. Es sind Vertreter aller Bundes- tagsfraktionen und des Nachhaltigkeitsbeirates da. Ich möchte von dem Gymnasium in Grafing Als Vertreter des Bundeskanzleramtes ist zudem Annika, Clara, Yankuam und als Begleitung Herr Dr. Bauernfeind anwesend. Er ist der Mann Christine Niedermayer sehr herzlich begrüßen. für Nachhaltigkeit der Bundeskanzlerin und leitet Die Schule ist mit dem Titel „Umweltschule in das entsprechende Referat im Bundeskanzleramt. Europa / Internationale Agenda-21-Schule“ von Außerdem sind Mitarbeiter und Referenten aus der bayerischen Staatsministerin für Umwelt und vielen Bereichen des Bundestages hier. Verbraucherschutz ausgezeichnet worden. Sie ver- kauft die faire „Gute Schokolade“, hat bereits hun- dert Bäume gepflanzt und engagiert sich auf diese Tagesordnungspunkt 1 Weise. Öffentliches Fachgespräch „Fairtrade und Nach- Zudem begrüße ich herzlich die Schüler des haltigkeit - Schülerinnen und Schüler im Dialog Stein-Gymnasiums aus Stein. Das sind Lorenz, mit der Politik“ Kathrin und als Begleitung Renate Burger. Sie las- Vorsitzender: Wir knüpfen heute an das Gespräch sen sich gerade zur "Fairtrade-School", also als vom 8. Oktober 2014 zum Thema „Nachhaltigkeit, Schule, die sich für fairen Handel engagiert, zerti- Schokolade und Kinder“ an und wollen fragen, fizieren. Sie haben zum Beispiel einen Verkaufs- wie die Gedanken und Initiativen, die dort ge- stand mit Fairtrade-Produkten und eine eigene nannt wurden, weitergekommen sind. Was ist im Unterrichtsreihe zum Thema „Fairtrade und Scho- Gange zum Thema „Nachhaltigkeit“? Wir wollen kolade“ durchgeführt. heute über faire Schokolade, aber auch über faire Von den Berufsbildenden Schulen Sophie Scholl Textilien, faire Produkte, sowie Fairtrade insge- aus Bremerhaven darf ich Kevin, Hanna, Jamie- samt sprechen. Außerdem wollen wir gerne von Lee und als Begleitung Claudia Kroeber begrüßen. euch hören, was in den Schulen gemacht wird Sie ist die erste Fairtrade-Schule im Land Bremen und was eure Erwartungen an die Politik sind. und hat beispielsweise die Aktion „Faire Rosen“ Anschließend möchten wir mit euch diskutieren.

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Die Ergebnisse werden wir in unsere Arbeit ein- den Klimaschutz“. In den zwei Jahren, in denen er fließen lassen. existiert, haben wir bereits ziemlich viel gemacht. Zum Beispiel haben wir hundert Tannen im Gra- Es gab seit der letzten Sitzung vielfältige Aktivitä- finger Stadtwald gepflanzt, denn Bäume speichern ten sowohl des Nachhaltigkeitsbeirates als auch CO2. Tannen halten im Gegensatz zu Fichten den der Bundesregierung. Wir haben im Jahr 2015 vor Klimawandel besser aus. Wir sind zu unserem allem international einen riesigen Durchbruch er- Landrat gefahren und haben darum gebeten, im reicht. In New York fand die große Nachhaltig- Landkreis für Schulen und in der Verwaltung keitskonferenz statt, an der sich alle Staaten der Recyclingpapier zu verwenden. Denn dafür Welt beteiligt haben. Dort wurde zum ersten Mal müssen keine Bäume gefällt werden und man ein Weltzukunftsvertrag vereinbart, in dem sich kann CO2 einsparen. alle Staaten der Welt verpflichten, Nachhaltig- keitsziele umzusetzen. Die Verpflichtung ist das Wir haben schon ziemlich viel „Gute Schokolade“ eine, die Umsetzung ist das andere. Wir wollen verkauft, genau 1 300 Tafeln. Für fünf Tafeln deshalb nach dem Fortschritt fragen und danach, Schokolade pflanzt Plant-for-the Planet einen was wir in Deutschland dazu beitragen können. Baum. So haben wir, wenn man die Spenden mitrechnet, 390 Bäume gepflanzt. Die „Gute Scho- Jede Schule hat jetzt fünf bis sechs Minuten Rede- kolade“ ist deswegen so gut, weil sie klimaneutral zeit für die Eingangsstatements. Es beginnt das hergestellt wird und der Hersteller Bäume pflan- Gymnasium aus Grafing. zen lässt. Sie ist auch fair, das heißt, die Kinder Annika und Clara (Gymnasium Grafing): Hallo, der Kakaobauern können die Schule besuchen ich bin Clara, 12 Jahre alt und komme vom Gym- und müssen keine Sklavenarbeit leisten wie viele nasium Grafing. Kinder anderer Kakaobauern. Zudem bekommen Ich heiße Annika, bin auch 12 und besuche die Kakaobauern einen angemessenen Lohn. dieselbe siebente Klasse am Gymnasium Grafing. Ich denke, jeder klimabewusste Mensch hat eine Grafing liegt ungefähr 20 Kilometer von München Liste von Dingen, warum er die Umwelt schützen entfernt. Vor etwa zwei Jahren hat unsere Schule will und sich für Gerechtigkeit einsetzt. Meine beschlossen, mehr für den Umweltschutz zu tun. Freundin und ich haben auch ganz viele Gründe. Eine 14-jährige Schülerin ist neu an unsere Schule Aber jeder von uns hat seine zwei wichtigsten gekommen. Sie war Klimabotschafterin von Plant- herausgesucht. Mein erster wichtigster Grund ist, for-the-Planet und ist zu unserem Direktor gegan- dass die Tiere sterben, wenn der Urwald abge- gen, um ihn zu fragen, warum in Sachen Umwelt- holzt wird. Mein zweiter wichtigster Grund ist, schutz bei uns so wenig passiert. Das ist ihm dann dass die Menschen wegen des Holzes aus dem Ur- auch aufgefallen. Daraufhin hat er eine Plant-for- wald vertrieben werden. the-Planet-Akademie veranstalten lassen. Meine Freundin erzählt gleich etwas zu unserer Plant- Ich liebe Tiere und ich will um jeden Preis ver- for-the-Planet-Akademie, aber vorher stelle ich hindern, dass diese getötet werden. Mit einem das Programm kurz vor. Plant-for-the-Planet Grund ist es ja einigermaßen akzeptabel, aber wurde vor etwa zehn Jahren von dem damals 9- ohne Grund nicht. Wenn die Bäume abgeholzt jährigen Felix Finkbeiner gegründet und wird von werden und damit den Tieren der Lebensraum ge- der UNO als wichtiger Beitrag angesehen, um den nommen wird und sie auch manchmal einfach Menschen klar zu machen, dass wir gerade unser von den Maschinen überfahren werden, ist das Klima ruinieren und dass es nur eine Welt gibt, einfach nur ungerecht, unfair und dumm. Mich auf der wir leben können. faszinieren die Bäume und ich liebe die Natur. Ich kann einfach nicht fassen wie unschuldig und Bei der Plant-for-the-Planet-Akademie lernten un- wehrlos die Bäume im Krieg gegen die Menschen gefähr fünfzig Schülerinnen und Schüler erstens, sind. Sie können sich ja nicht gegen die Menschen wie die Klimakrise entsteht und welche fatalen wehren, aber trotzdem fällen die Menschen sie. Folgen sie hat. Zweitens lernten sie, wie Kinder selbst aktiv werden und die Klimakrise und die Wir brauchen die Erwachsenen auf unserer Seite. Ungerechtigkeit bekämpfen können. Wir Kinder haben zwar schon eine Menge er- reicht, aber wir brauchen Erwachsene, um noch Außerdem haben wir den Wahlkurs „Aktionen für

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mehr zu erreichen. Und deshalb haben wir uns Kathrin. Ich gehe in die achte Klasse des Gymna- heute an Sie gewandt, weil Sie uns helfen können. siums Stein bei Nürnberg. Ich übernehme den Teil von Steffi, die krank ist und heute leider nicht da- Wir haben Bäume gepflanzt. Und jetzt stelle ich bei sein kann. Ihnen eine Frage: Wer von Ihnen hat schon Bäume gepflanzt? Es reicht aber auch, wenn Sie die „Gute Alles fing mit dem P-Seminar vor zwei Jahren an. Schokolade“ essen. Wir selbst haben Bäume ge- Das Ziel dieses P-Seminars war, Fairtrade-School pflanzt, mit unseren Händen und indirekt durch zu werden. Das haben wir am 25. Februar 2016 er- den Schokoladenverkauf. Für fünf verkaufte Ta- reicht. Die erste Aktion war der Verkauf von fair feln wird ein Baum gepflanzt und jede Tafel kos- gehandelten Schokonikoläusen. Danach haben wir tet einen Euro. Das heißt, wer keinen Bock hat einen regelmäßigen Pausenverkauf gestartet, der Bäume zu pflanzen, kann auch einfach Schoko- einmal pro Woche in der Aula stattfindet. Dieses lade essen. Was mich am meisten schockiert hat: wurde uns vereinfacht, da die Verkaufsstelle für Es braucht mehr als einhundert Jahre bis so ein ganz Nordbayern nur 15 Kilometer von uns weg Baum groß wird und dann wird er in Nullkomma- war. Zuerst haben wir eine kleine Umkleide für nichts abgeholzt. Schiedsrichter als Lagerraum genutzt, da wir kein anderes Zimmer mehr frei hatten. Wir mussten Wir haben erfahren, dass es Unternehmen gibt, jede Pause in die Halle rennen und unsere Pro- die im Urwald alte Bäume abholzen und nach dukte zur Aula tragen. Mittlerweile haben wir ei- Deutschland verkaufen, obwohl das strengstens nen eigenen kleinen Schrank mit Rollen und ei- verboten ist. Erstens werden diese Bäume von den nem Schloss, den wir in einem Zimmer direkt vor Landbesitzern gestohlen, die keine Grundbuchein- der Aula aufstellen. Wir haben auch ein faires träge haben und somit nicht nachweisen können, Frühstück organisiert und bieten bei jeder Schul- dass die Bäume ihnen gehören. Zweitens werden veranstaltung fairen Kaffee an. Im Lehrerzimmer, sie den Urwaldbewohnern gestohlen, die den bei Fortbildungen und in der Verwaltung wird Wald zum Leben brauchen. All diese Menschen ausschließlich fairer Kaffee getrunken. Außerdem verlieren ihre Lebensgrundlage und das ist bieten wir bei jeder Veranstaltung neben dem Kaf- schrecklich, weil einige deshalb sterben, andere fee faire Sachen wie Tee, Schokolade oder Knab- werden einfach umgebracht. Und die Bäume bersachen an. sollen das Klima eigentlich schützen, werden aber trotzdem abgeholzt. Daher stellt sich mir die Als ich in der sechsten Klasse war, haben ältere Frage: Was passiert mit dem Unternehmer, der Schüler eine Unterrichtsstunde zu den Themen illegal geschlagenes Holz in Deutschland „Kakao und fairer Handel“ vorbereitet. Dabei soll- verkauft? Die Antwort ist: Lächerlich wenig. Denn ten wir uns zum Beispiel vorstellen, dass wir ein erstens gibt es zu wenig Kontrollen und zweitens Kind sind, das auf einer Plantage arbeiten muss. zu geringe Strafen. Das bestehende Holzhandels- Das tolle ist, dass jeder, egal aus welcher Klasse, Sicherungs-Gesetz ist keine wirkliche Ab- so gut mithilft wie er kann. Als das P-Seminar die schreckung für die Unternehmen und die Wald- Schule verlassen hat, lief der faire Verkauf diebe lachen sich ins Fäustchen. trotzdem weiter, weil die Schüler von dieser Idee so begeistert waren, dass sie weitergemacht haben. Wir wollen erstens häufige und strenge Kontrollen und zweitens hohe Geld- und Gefängnisstrafen für Auf der diesjährigen Consumenta hatten wir einen die Unternehmer, die Holz aus illegal gerodetem Stand, an dem wir unsere Schule präsentiert und Wald nach Deutschland einführen. Damit es sich die Leute über das Thema „fairer Handel und überhaupt nicht mehr lohnt, solche Gemeinheiten Fairtrade-School“ informiert haben. Natürlich ha- und schändlichen Geschäfte mit Mensch und Na- ben wir dort auch unsere Produkte verkauft. Auch tur zu machen. an vielen Events, die die Stadt Stein organisiert, verkaufen wir unsere Produkte. Der Gewinn des Vorsitzender: Vielen Dank. Damit sind ganz wich- ersten P-Seminars waren 750 Euro. Mit diesem tige Fragen angesprochen, die wir nach den Ein- Geld unterstützen wir Rafael aus Indonesien. Er gangsstatements aufgreifen werden. Damit kom- ist 12 Jahre alt. men wir zum Gymnasium Stein. Kathrin (Gymnasium Stein): Hallo, ich bin

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Natürlich gab es auch kleine Auseinandersetzun- muss noch aufgezeigt werden, was sie heute mit gen zum Beispiel mit dem Hausmeister, weil er ihrem Konsum jetzt und später bewirken können. keine fair gehandelten Schokoriegel verkaufen Genau das ist der Schwerpunkt unserer Fairtrade- wollte. Uns ist bewusst, dass wir allein nicht viel Arbeit an der Schule: Informationen über den fai- verändern können. Aber kleine Schritte sind bes- ren Handel und dessen Auswirkungen vor allem ser als keine. in den unteren Klassen weitergeben und den Schülern aufzeigen, dass man entgegen der heuti- Lorenz (Gymnasium Stein): Ich gehe in die Q-11 gen Einstellung auch als einzelner, kleiner Konsu- des Gymnasiums Stein. Kathrin hat Ihnen ja ge- ment die Kette anstoßen und Veränderungen rade etwas über das Schülerengagement an unse- schaffen kann. rer Schule erzählt. Jetzt komme ich zum allgemei- nen Schülerengagement, warum es so wichtig für Kathrin (Gymnasium Stein): Wir haben eine die nachhaltige Entwicklung ist und wie man das kleine Umfrage mit Schülern gemacht, warum sie Engagement auf die allgemeinen Entwicklungs- sich engagieren. Viele sagen, dass es einfach Spaß ziele beziehen kann. macht, sich zusammen für eine gute Sache einzu- setzen. Zudem ist es ein tolles Gefühl, anderen zu Wir haben uns in der Vorbereitung sechs Ziele helfen. Wir können uns auch nicht vorstellen, so herausgearbeitet, die unserer Meinung nach wich- hart wie die Kinder dort zu arbeiten. Die meisten tig sind und von Schülern am ehesten beeinflusst sind ja in unserem Alter. Das finden wir unge- werden können. Wir haben aus diesen Zielen eine recht. Außerdem ist es toll, selbst mal etwas ent- Kette erstellt. Die Kette beginnt mit dem kriti- scheiden und organisieren zu können. Es ist auch schen Konsum, denn dieser geht uns alle etwas schön zu sehen, dass wir etwas bewirken können. an. Jeder, egal ob jung oder alt, ist Konsument. Doch unsere ganze Motivation reicht nicht, wenn Schüler sind zudem die Entscheidungsträger von wir nicht die nötigen Mittel bekommen. morgen. Das bedeutet, dass es die jetzigen Schüler sind, welche später kritischen Konsum praktizie- Lorenz (Gymnasium Stein): Deshalb haben wir ei- ren könnten. Allerdings nur unter einer Bedin- nige Forderungen: Schulen, die sich im fairen gung: Wenn sie jetzt in jungen Jahren für dieses Handel engagieren, müssen zusätzliche finanzielle Thema sensibilisiert werden. Und das sollte bzw. Unterstützung bekommen, zum Beispiel für An- muss der jungen Generation in der Schule vermit- schaffungen, Lehrerstunden oder Einladungen telt werden. Denn dieses Ziel, der kritische Kon- von Experten. sum, steht ganz am Anfang unserer Kette und Kathrin (Gymnasium Stein): Es sollen jährlich re- kann viel bewirken. Nachhaltiger Konsum bedeu- gionale Treffen eingeführt werden, bei denen sich tet, dass der Produzent einen fairen Lohn bezahlt Fairtrade-Schüler mit Experten und auch Politi- bekommt. Es ist genau dieses Geld, welches dann kern austauschen. fast automatisch zur Erfüllung vieler weiterer Ent- wicklungsziele führt. Ein fairer Lohn ermöglicht Lorenz (Gymnasium Stein): Schülerinnen und es dem Produzenten, seine Kinder in die Schule Schüler, die sich an der Schule für fairen Handel zu schicken. Er kann sich Medikamente leisten engagieren, sollen zum Beispiel durch Zertifikate und er kann sich und seine Familie ernähren. offiziell von der Bundesrepublik gewürdigt wer- Dadurch kann folglich die Armut bekämpft wer- den. den. Außerdem werden im fairen Handel auch So- Kathrin (Gymnasium Stein): Die Bedeutung des zialprämien gezahlt. Mit diesen können je nach fairen Handels muss zum Beispiel durch Werbe- Bedarf Schulen, Krankenstationen, Kanalisationen plakate oder Broschüren verstärkt in die Öffent- und vieles mehr errichtet werden. Ganz am Ende lichkeit getragen werden. unserer Kette steht dann das Ziel der Verringe- rung der Ungleichheit zwischen den Ländern. Sol- Lorenz (Gymnasium Stein): Wir sind Fairtrade- che Ungleichheiten existieren heutzutage vor al- School, unser Landkreis nennt sich ein Fairtrade- lem in den angesprochenen Feldern. Landkreis. Warum kann Deutschland nicht Fairt- rade-Country werden? Aber was hat diese Kette nun mit Schülerengage- ment zu tun? Schüler sind wie gesagt die Konsu- Vorsitzender: Herzlichen Dank. Carsten Träger menten von morgen und stehen am Anfang. Ihnen

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wird nachher besonders auf diese Fragen einge- Gymnasium aus Uetersen. hen. Und damit sind wir bei der Schule aus Bre- Rabea (Ludwig-Meyn-Gymnasium, Uetersen): Wir merhaven. sind aus der Fair-Trade Arbeitsgemeinschaft des Hanna (Berufsbildende Schule Sophie Scholl, Ludwig-Meyn-Gymnasiums aus Uetersen in Bremerhaven): Hallo, mein Name ist Hanna und Schleswig-Hollstein. Die Arbeitsgemeinschaft mit dabei sind Kevin und Jamie. Wir besuchen existiert an unserer Schule seit 2009. Wir sind alle drei die 13. Klasse der Berufsbildenden eine Schülergruppe, die sich mit dem Thema Schule Sophie Scholl in Bremerhaven und ma- „Fair-Trade“ auseinandersetzt und immer wieder chen im nächsten Frühjahr unser Abitur. Wir ar- neue Projekte entwickelt, um das Thema inner- beiten zusammen in unserem Fairtrade-Team und außerschulisch weiter zu tragen. Nachdem SophieFair, das seit November 2014 existiert. Un- wir jahrelang Umweltschule und Zukunftsschule sere Schwerpunkte liegen in der Öffentlichkeitsar- sind, sind wir seit 2015 auch offiziell Fairtrade- beit und verschiedenen Aktionen. Unser Ziel ist Schule. es, Fairtrade der breiten Bevölkerung zu vermit- Wir haben auch einen mobilen Verkaufsstand an teln und vor allem, wie auch schon erwähnt unserer Schule, bei dem wir einmal wöchentlich wurde, gerade die neue Generation als Konsumen- in der Pause Süßigkeiten, Chips und andere Sa- ten von morgen zu überzeugen, zu begeistern und chen verkaufen. Wir haben mittlerweile ein ziem- dazu zu bringen, Fairtrade zu verstehen. lich großes Angebot und probieren immer neue Wir haben verschiedene Aktionen durchgeführt, Produkte aus. Bisher haben wir einen Weltladen wie zum Beispiel unsere Rosenaktion am Welt- in der Nähe unterstützt, aber seit er geschlossen frauentag. Wir haben Rosen gebunden, sind in die hat, beziehen wir unsere Produkte direkt von el Klassen gegangen und haben von Fairtrade berich- puente. tet. Alle Frauen haben dann eine kleine Rose von Ein weiteres Projekt sind die Schul-Shirts, die wir uns überreicht bekommen. Des Weiteren sind wir jetzt auch tragen. Diese sind seit 2009 fair gehan- oft auf den fairen Regional- und Bauernmärkten in delt und aus Biobaumwolle hergestellt. Mittler- Bremerhaven mit verschiedenen Ständen vertre- weile haben wir nicht nur T-Shirts in vielen Far- ten. Hierzu gibt es von unserer Schule eine Schü- ben, sondern auch Sweatshirts, Jacken und Pullo- lerfirma, die Needles heißt. Sie stellt verschiedene ver. Gerade haben wir zum Beispiel den Auftrag Produkte her, wie zum Beispiel diese kleinen von unserem Chor bekommen, diesem einheitli- Schlampermäppchen, Topflappen aus den Hosen- che T-Shirts zu beschaffen. Zudem versuchen wir taschen alter Herrenjeans oder Schlüsselanhänger. unsere Reichweite zu erhöhen. Dabei sind wir Außerdem fließen in allen Jahrgangsstufen auf nicht auf große Gewinne aus, sondern eher darauf, Fairtrade und Nachhaltigkeit basierende Themen dass es bei schülerfreundlichen Preisen bleibt. in die Unterrichtseinheiten ein. Dabei wird auch immer wieder die Ressourcenfrage gestellt und ge- Außerdem haben wir im Lehrerzimmer und auch klärt. in der Cafeteria fair gehandelten Kaffee. Das Thema „Fair-Trade“ wird natürlich auch im Un- Die letzte Aktion war die faire Weihnachtsbäcke- terricht aller Jahrgangsstufen behandelt, aus dem rei im Dezember 2016. Dort wurden mehrere dann wiederum Projekte hervorgehen. Wie zum kleine Tütchen mit Keksen aus fairen Zutaten ge- Beispiel das Projekt „Fair Fashion“, das sich ein backen und verkauft. Oberstufenkurs überlegt hat und bei dem es ver- Unsere Hoffnung und unsere Vorstellung führen stärkt um fair gehandelte Kleidung ging. Daraus wir jetzt noch nicht ganz aus. Aber wir finden ist in den letzten Jahren unser Goldshop, der Se- auch, dass es mehr Zusammenarbeit zwischen cond-Hand-Laden der Schule, entstanden. Auch Schülereinrichtungen oder uns und der Politik auf dort haben wir einen kleinen Stand mit unseren kommunaler Ebene geben sollte. Wir bedanken Produkten. uns herzlich, heute hier sein zu dürfen. Kelly (Ludwig-Meyn-Gymnasium, Uetersen): Wir Vorsitzender: Vielen Dank. Frau Menz wird nach- sind aber nicht nur regulär an der Schule tätig, her in besonderer Weise auf diese Fragen einge- sondern auch bei Schulveranstaltungen und Ähn- hen. Und somit kommen wir zum Ludwig-Meyn- lichem immer mit dem Stand dabei. Zum Beispiel

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bieten wir unsere Produkte auch beim Tag der of- vorstellen. fenen Tür, beim Elternsprechtag oder beim Band- Kasimir (Maria-Montessori-Gesamtschule, Düssel- Abend an. Darüber hinaus haben wir weitere Pro- dorf): Ich bin Kasimir und 12 Jahre alt. Ich bin von jekte wie die „Faire Woche“, die man hier in den der Maria-Montessori-Gesamtschule und schon Bildern sieht. Mit der haben wir unsere Zertifizie- lange in der AG. rung zur Fairtrade-Schule gefeiert. In der Fair- Trade-Woche gab es eine Tombola und einen täg- Miko (Maria-Montessori-Gesamtschule, Düssel- lichen Verkauf. Darüber hinaus veranstalten wir dorf): Ich bin Miko, 12 Jahre alt und auch schon jährlich einen Adventsverkauf in den lokalen Kir- lange dabei. chen und im Kloster in Uetersen. Dort sind wir in Jeanine (Maria-Montessori-Gesamtschule, Düssel- Kooperation mit den Konfirmanden tätig und ver- dorf): Ich bin 22 Jahre alt, wirke bei dem Schoko- kaufen bei Seniorenfeiern oder nach dem Gottes- fair-Projekt seit zwei bis drei Jahren mit und gehe dienst unsere Produkte. Bei diesen Veranstaltun- zum Wilhelm-Heinrich-Riehl-Kolleg. gen haben wir eine größere Bandbreite an Produk- ten mit Wein und Honig. Miko, Jeanine, Kasimir (Maria-Montessori-Ge- samtschule, Düsseldorf): Ich fange direkt mit dem Letztes Jahr waren wir zum ersten Mal beim Stadt- Thema „Was ist unsere Motivation?“ an. Im Me- werkelauf in unserer Nachbarstadt Tornesch da- dien-Wahlpflichtunterricht stießen zwei Schüler bei. Dort haben wir mit der Aktion „Run for Refu- auf das Video Schuften für Schokolade. Dieses Vi- gees“ Spenden gesammelt und mit dem Erlös ein deo fanden sie schrecklich. Wir zeigen aus diesem Adventsbacken mit unserer Deutsch-als-Zweit- Video jetzt einen kleinen Ausschnitt. sprache-Klasse veranstaltet. Dieses Jahr haben wir mit den fünften Klassen ein Ostereiersuchen ge- (Videosequenz) macht und einen fairen Preis an die Klasse mit (Audiosequenz) den meisten Ostereiern vergeben. Eine Schülerin aus unserer AG wurde einmal ge- Zu unserer Motivation kann man sagen, dass es fragt, warum sie bei Schokofair mitmacht: „Wenn das Wissen ist, dass wir mit unserer Arbeit kleine ich auf den Kakaoplantagen arbeiten müsste, Schritte hin zu einer gerechteren Welt tätigen. würde ich mir wünschen, dass sich irgendwo auf Aber nicht nur das: Wir sehen auch durch unsere der Welt jemand für mich einsetzt.“ Aktionen, wie der Flüchtlingsaktion, was für ei- nen Unterschied man lokal und direkt mit dem Schokolade schmeckt ja jedem gut, aber Kasimir Engagement machen kann. aus unserer AG kam auf eine besondere Idee: „Ich möchte, dass mir Schokolade auch emotional Was wir uns wünschen würden? Auf diesem Bild gut schmeckt.“ sieht man das Gründungstreffen unseres Schulte- ams für die Fairtrade-Schule. Wir sind auch rela- Wir unterstützen den fairen Handel und arbeiten tiv vollzählig mit der AG hier. Das Problem ist, auch intensiv mit Fair-Trade zusammen, weil sie dass wir nur sechs Personen sind. Wir wünschen sich besonders für die Rechte der Kinder einset- uns Nachkömmlinge, weil wir jetzt Abitur ma- zen und sie vor Kinderarbeit schützen. chen. Außerdem wünschen wir uns eine Aus- Wir machen viele Aktionen, sammeln Unterschrif- tauschmöglichkeit für unsere Ideen mit anderen ten und verkaufen faire Schokolade in unserer Fairtrade-Schulen. Vielen Dank. Schule, bei Infoständen, in der Stadt und vor Su- Vorsitzender: Dankeschön. Frau Dr. Wilms wird permärkten. Wir bekommen dafür immer wieder auf dieses Anliegen besonders eingehen. Und jetzt positives Feedback von Anderen. darf ich der Maria-Montessori-Gesamtschule aus (Audiosequenz) Düsseldorf das Wort geben. Für viele ist das Thema wichtig. Jeder faire Ein- Miko (Maria-Montessori-Gesamtschule, Düssel- kauf hilft gegen Armut und Ausbeutung der Ka- dorf): Vielen Dank für die Einladung. Ich möchte kaobauern und ihrer Kinder. Jeder faire Einkauf Sie herzlich im Namen des Schokofair-Projektes hilft auch, dass Kinder zur Schule gehen können begrüßen, was sich besonders für Kinderrechte im und nicht nur schuften müssen. Kakaosektor einsetzt. Wir wollen uns erst einmal

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Unsere Frage: Geht der mit gutem Bei- fenbeinküste oder Ghana. Und wir arbeiten uner- spiel voran? Faire Produkte in Kantinen, Restau- müdlich. Auf diesem Foto hier bei der Überrei- rants usw.? Kauft der Bundestag auch fair ein? chung der Zukunftscharta unterstützte uns . Als wir den Fairtrade-Award gewannen, Warum ist uns unsere Arbeit wichtig? Wir sind unterstützten uns Anke Engelke und Inka Bause. stolz darauf, UNICEF Junior Botschafter Deutsch- Als Botschafter trafen wir Altkanzler Helmut lands zu sein. Unser Job ist es, den Kindern eine Schmidt und Dirk Nowitzki, die unser Projekt Stimme zu geben, die keine haben. Das geht eben beide intensiv unterstützen wollen. Hier seht ihr nur gemeinsam und aus diesem Grund sind wir uns noch einmal mit Marie-Jeanne Kombo, eine hier. Auch Prominente unterstützen uns und ge- Gewerkschafterin aus der Elfenbeinküste. Sie ist ben uns gute Tipps, wie zum Beispiel Wolfgang unsere Informationsquelle direkt vor Ort. Sie bat Niedecken. uns dringend, weiter Druck auf die Schokofirmen (Videosequenz) zu machen, weil die Kinderarbeit in der Elfen- beinküste wieder zugenommen hat. Wie kann uns die Politik unterstützen? Die Politik sollte uns ernst nehmen, ihr Wort halten und sie Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. sollten nicht nur reden, sondern sie müssen auch Vorsitzender: Wir bedanken uns herzlich für den handeln. Vortrag, das Nachfragen und das Engagement bei (Audiosequenz) allen Schülerinnen, Schülern und bei allen Schu- Was heißt das konkret? Schon vor zwei Jahren for- len, die hier sind. Im Übrigen auch bei viel mehr derten wir im Bundestag den Schoko-TÜV. Schulen, Schülerinnen und Schülern in ganz Schoko-TÜV, was heißt das genau? Schokofirmen Deutschland, die sich an anderen Schulen dafür müssen alle ihre Lieferketten kennen und offenle- einsetzen. gen. Wenn deutsche Firmen im Ausland bei der Und jetzt würden wir die aufgeworfenen Fragen Verletzung von Kinderrechten erwischt werden, nach und nach in derselben Reihenfolge abarbei- dann kann man sie endlich bestrafen. Bisher kann ten. Als erster hat das Wort. man nur sagen: Bitte hört auf damit! Mehr nicht. Abg. Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Danke für Bisher kann man die Firmen nicht bestrafen. eure Darstellung. Ihr habt die Wichtigkeit des „Ferrero — Justiz ermittelt wegen Kinderarbeit bei Waldes und der Natur insgesamt als Lebensraum Überraschungseiern.“ für Tiere und auch als Sinnbegriff für Nachhaltig- keit aufgezeigt. Der Begriff der Nachhaltigkeit Mit dem Schoko-TÜV wäre das nicht passiert. kommt in Deutschland aus der Forstwirtschaft. Auch Experten sehen das so. Das bedeutet, dass man den Wald so bewirtschaf- Der Politiker Andreas Jung machte einen guten tet, dass man nicht mehr Holz verbraucht, als auf Vorschlag wie uns die Politik unterstützen kann. natürliche Weise nachwächst. Das wird bei uns auch so gemacht und der Großteil des in Deutsch- (Videosequenz) land verbrauchten Holzes wird auch hier produ- (Audiosequenz) ziert. Aber ihr habt natürlich Recht, Deutschland Und haben sie ihre Hausaufgaben gemacht? Was importiert auch Holz. Darauf komme ich gleich zu hat der Bundestag in den zwei Jahren beraten und sprechen. Gerade der gesetzeswidrige Einschlag entschieden? Kommt der Schoko-TÜV als Gesetz von Bäumen trägt insbesondere in tropischen Ent- zum Schutz der Kinder durch? wicklungsländern maßgeblich zur Schädigung der Wälder und Entwaldung bei. Das führt zum Ver- Zur Frage, was bedeuten uns die globalen Ziele? lust biologischer Vielfalt, zu Armut und trägt zum Eigentlich sind alle 17 globalen Ziele für uns Klimawandel bei. wichtig und werden von uns aktiv unterstützt. Wer gegen die Armut der Bauern etwas macht, Es ist so, dass ein nicht unerheblicher Teil des in- verhindert Kinderarbeit und unterstützt Bildung ternational gehandelten Holzes aus illegalen Quel- und Schule. Wir machen auch Partnerschaften. len stammt. Das habt ihr gerade beschrieben. Des- Wir wünschen uns eine Partnerschule in der El- sen Anteil macht am weltweiten Handel Schät- zungen zu folge circa 7 bis 15 Prozent aus. In

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Deutschland ist der Anteil niedriger. Da geht man ausschaut. Ich muss sagen, ich bin schwer beein- von 2 bis 5 Prozent aus, aber das ist natürlich druckt. Das, was bereits alles passiert, ist eine noch zu viel. Die europäische Union ist hier be- große Leistung und das wollen wir heute würdi- reits aktiv geworden. Es gibt eine EU-Holzhan- gen. Ihr habt einen Vorbildcharakter und es sollen delsverordnung und in Deutschland gibt es ein möglichst viele inspiriert werden, euch nachzuei- Holzhandels-Sicherungs-Gesetz. Aber ein Gesetz fern. muss auch umgesetzt und kontrolliert werden. Uns Politikern wird immer vorgeworfen, dass wir Dazu habt ihr gesagt, dass in Deutschland zu we- viel versprechen. Deswegen möchte ich versu- nig gemacht wird. Das ist auch in der Presse diese chen, das Thema besonders seriös zu behandeln. Woche aufgeschlagen. Ich kann jetzt schon ver- Du hast finanzielle Unterstützung angesprochen. künden, dass die Mittel für Kontrollen im nächs- Das Fair-Trade Thema wird bereits mit Haushalts- ten Jahr aufgestockt werden. Es wird mehr Men- mitteln des Bundes unterstützt, in diesem Fall schen geben, die die Unternehmen kontrollieren, vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zu- damit die Bestimmungen, welche in die richtige sammenarbeit und Entwicklung. Wir als Vertreter Richtung gehen, tatsächlich umgesetzt werden. der Fraktionen sollten schauen, ob man eine Eva- Damit dann diejenigen, die nicht den Bestimmun- luierung des Mittelabflusses macht und ob es Be- gen gemäß handeln, auch bestraft werden. Und darf gibt, diese Mittel aufzustocken. Von euch ich kann euch zusagen, dass ich persönlich mit habe ich das jetzt mitgenommen, aber wir müssen dem zuständigen Minister sprechen werde und uns natürlich informieren und die Möglichkeiten ihn bitte, dass er auch darstellt, was gemacht prüfen. wird, um die Kontrollen effektiv zu gestalten. Ich habe vorhin von Vorbildcharakter gesprochen, Der Bundestag hat sich bereits Vergabekriterien denn ich glaube Fair-Trade hat viel damit zu tun. gesetzt. Alle Möbel, die ihr hier seht, wurden aus Möglichst viele Menschen müssen aus sich heraus nachhaltigem Holz hergestellt, möglichst aus hei- den Anspruch entwickeln, fair produzierte Pro- mischen Hölzern. Darauf legen der Bundestag und dukte zu konsumieren. Es ist das Eine, dass wir auch die Verwaltung sehr großen Wert. Am Ende als Politik die richtigen Rahmenbedingungen muss man natürlich darauf hinweisen, dass es schaffen, das Andere ist, dass es sich herumspre- besser ist, wenn der Verbraucher keine tropischen chen muss und eine Bewegung entsteht. Deswe- Hölzer kauft, sondern Hölzer, die in Deutschland gen ist es besonders gut, dass ihr schon an den dem Wald entnommen wurden. Denn bei uns in Schulen damit anfangt. Ihr habt es selber gesagt: Deutschland gelten sehr strenge Richtlinien. Ab- Ihr seid die Konsumenten von morgen. schließend nehme ich gerne noch das Beispiel mit, dass wir die „Gute Schokolade“, essen müs- Wenn du sagst, es soll die Vernetzung gefördert sen, damit die Aufforstung funktioniert und in werden, dann glaube ich, sollten wir das auf der Deutschland aber gerade auch in Entwicklungs- kommunalen Ebene anstoßen. Es ist schwierig als ländern neue Wälder entstehen. Gesetzgeber zu verordnen: „Vernetzt euch!“. Was wir aber machen können, ist, dass jeder Abgeord- Also kurz zusammengefasst. Ich hake beim Minis- nete mit seinen zuständigen Kommunalpolitikern ter nach und es steht schon fest, dass die Mittel vor Ort spricht, denn die sind näher an den Schu- für die Kontrollen aufgestockt werden. len dran. Für eine kraftvolle Bewegung ist es viel Vorsitzender: Danke Andreas Lenz. Nun hat Cars- besser, wenn das im Umkreis passiert, als wenn ten Träger das Wort. ihr euch über die Bundesländer verteilt vernetzt, was man natürlich auch machen kann. Abg. Carsten Träger (SPD): Vielen Dank. Ich möchte erst einmal voranstellen, dass ich es toll Zu der Frage nach Deutschland als Fair-Trade finde, dass wir heute dieses Format haben. Das ist Country kann ich sagen: Klar, das ist gut und das im Bundestag nicht so üblich. Wir laden uns oft sollten wir werden. Ich glaube Andreas Jung wird Experten ein, die uns – meistens sind es Wissen- noch etwas dazu sagen, dass wir die SDGs gerade schaftler oder Vertreter von großen Fachverbän- in unsere deutsche Nachhaltigkeitsstrategie ein- den – kompetent beraten. Aber uns ging es heute bauen. Das ist ein hoch abstrakter Prozess. Anfang darum, dass wir von euch lernen, wie es konkret nächsten Jahres wird der zweite Entwurf vorliegen

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und im Kabinett beschlossen. Aber die Gedanken, nur auf Freiwilligkeit basieren kann. Wenn wir die wir uns hier machen, sind eben nur das Eine, das alle wollen, dann ist das die eine Seite, aber es kommt darauf an, dass es gelebt wird. Darum trotzdem müssen wir die Politik - also uns - ein ist das, was bei euch passiert, ganz wichtig und bisschen dazu treiben, ein paar Sachen gesetzlich zwar gerade im jugendlichen Schüleralter. Also zu regeln und dann dafür sorgen, dass diese Ge- noch einmal ein großes Dankeschön. setze auch umgesetzt werden. Ich glaube, da ha- ben wir noch jede Menge Arbeit vor uns. Vorsitzender: Dankeschön Carsten Träger. Als nächste ist Frau Menz an der Reihe. Vorsitzender: Dann darf ich das Wort an Valerie Wilms geben. Abg. Birgit Menz (DIE LINKE.): Vielen Dank an euch alle. Ich bin erstaunt in welcher Vielfalt ihr Abg. Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- an diesem Thema arbeitet. Es bleibt nicht nur an NEN): Vielen Dank an euch alle, dass ihr das hier der Schokolade hängen, sondern es geht von Bäu- auf euch genommen habt und auch einmal von men bis zum Recyceln von Gegenständen. Ihr mancher Verdrossenheit berichtet, weil bestimmte zeigt, dass man nicht nur durch die Fair-Trade- Sachen einfach nicht so schnell gehen. Das ist ein Produkte aufmerksam machen kann, sondern Problem, das wir in der Politik manchmal haben. auch durch unser eigenes Verhalten. Wie gehen Wir haben durchaus gute Ideen, die sich an vielen wir mit den Gegenständen um, die wir kaufen? Stellen mit dem decken, was von euch kommt. Setzen wir diese wieder in den Kreislauf ein, um Aber so etwas dann in ein Gesetzgebungsverfah- dadurch Ressourcen zu sparen, die woanders wie- ren umzusetzen und die entsprechenden Schritte der dringender gebraucht werden? Es gibt die ver- zu tun, kann eine Legislaturperiode erfordern oder schiedensten Schienen, wie man gerechten Han- sogar etwas länger. del in dieser Welt herstellen kann, aber das kann Ich gehe mal darauf ein, was meine Schülerinnen man eben nicht alleine machen. Was mich bei aus Uetersen gesagt haben. Ihr fragt euch, wo der dem Besuch an eurer Schule ein bisschen nach- Nachwuchs bleibt, wenn ihr wegen eures Abiturs denklich gemacht hat, ist, dass die Politik vor Ort aufhört. Der Austausch, der heute mit der Politik gar nicht wahrnimmt, was die Schulen mit ihren stattfindet, ist vielleicht ein ganz guter Anreiz da- Fair-Trade-Gruppen leisten. Die angesprochenen für, dass der ein oder andere ermuntert wird mit- Nachwuchsprobleme entstehen auch, weil die Ar- zumachen. Heute habt ihr zudem die Gelegenheit beit der Schüler nicht die richtige Wertschätzung zum Austausch mit anderen Fairtrade-Schulen, findet. Immerhin sind es ihre Aktivitäten vor Ort, denn auch das war euer Wunsch. Ich könnte mir die andere Kinder darauf aufmerksam machen, durchaus vorstellen, solche Sachen weiter in Gang was Fair-Trade bedeutet. Was heißt Kinderarbeit zu setzen, wenn wir dann in der nächsten Wahl- in anderen Ländern? Was heißt es Ressourcen zu periode noch einmal alle mit dabei sind. verbrauchen, die knapp sind und was bedeutet das für die Zukunft? Dies wiederum anderen Kin- Was die Frage nach Deutschland als Fair-Trade- dern mit einfachen Worten klar zu machen, nicht Country betrifft, sage ich: Gern, ich bin mit dabei. im Frontalunterricht, sondern von Schüler zu Aber ich sage, wenn wir so etwas machen wollen, Schüler, führt dazu, dass es wesentlich besser auf- erfordert das Zeit. Bei der Deutschen Nachhaltig- genommen wird. Also wenn ich das zu meiner keitsstrategie hat es beispielsweise von 1992 bis Schulzeit gehabt hätte, wäre ich vielleicht eher 2003 gedauert, bis wir überhaupt eine erste Fas- hier gelandet. Ich finde das ganz toll und ich sung hatten. Das sind zwölf Jahre. Herr Bauern- werde versuchen innerhalb meines Wahlkreises feind sitzt da hinten und kommt irgendwann mit und in Bremerhaven, die lokale Politik ein biss- der aktuellen Nachhaltigkeitsstrategie vom Kanz- chen näher an euch heranzubringen. Damit ihr leramt. An deren Überarbeitung sitzen wir auch mehr Möglichkeiten habt und vor allem eine ge- schon wieder eine ganze Weile. Ihr seht, es sind wisse Wertschätzung erhaltet. Auch bei den teil- immer etwas längere Prozesse und insofern ist es weise angesprochenen finanziellen Problemen, wichtig, dass ihr nicht den Mut verliert und Nach- muss man sehen, wie man das miteinander ma- wuchs generiert. chen kann. Und was die tatsächliche Beschaffung betrifft: Ich muss auch sagen, dass ein fairer Handel nicht Wenn man heute mit offenen Augen durch die

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Landschaft geht, und ich bin durchaus Kundin bei den Fuhrpark des Bundestages geht. Dahingehend diesen Discountern, dann sieht man, dass man haben wir in den letzten Jahren viel erreicht. Vale- auch da ohne Probleme fair gehandelte Produkte rie Wilms hatte angesprochen, dass die Vergabe- bekommt. Und die schmecken lecker, was ich zu- kriterien überarbeitet wurden, sodass die Möglich- mindest für die Schokolade sagen kann. Da ist keiten hierfür besser sind. Zum Beispiel hat man, heute eine ganze Menge möglich. als im Plenarsaal die Pulte neu mit Leder überzo- gen wurden, darauf geachtet, dass es sich um Le- Was die Arbeit des Bundestages betrifft: Wir sind der handelt, das einen geringen Gehalt an Biozi- dabei, etwas bezüglich der Berichtspflicht von den und Schwermetallen aufweist. Bei den Mö- großen Unternehmen in Gang zu setzen. Wirt- beln schauen wir, aus welchen Hölzern diese sind schaftsprüfer sollen nicht nur kontrollieren, wie und bei den Autos, dass diese wenig CO2 aussto- es in dem Unternehmen beim Jahresabschluss ßen. Es ist also sehr viel in Bewegung und der finanziell aussieht, sondern zusätzlich ökologi- Bundestag versucht, bei seinem eigenen Handeln sche und soziale Aspekte berücksichtigen. Das Vorbild zu sein. Da ist niemand perfekt und auch kommt in Gang. Der Streit ist nur: Was ist ein gro- niemand am Ziel angekommen. Aber gerade als ßes Unternehmen? Wen trifft das? Das ist noch Nachhaltigkeitsbeirat konnten wir viel anstoßen. nicht endgültig geregelt, aber vielleicht schaffen wir es bis zum Ende der Wahlperiode. Zu eurer Frage nach den Hausaufgaben: Ich habe bereits im Vorgespräch zugegeben, dass der Ter- Jetzt zu dem, was den Bundestag selber betrifft. Es min zur Hausaufgabenkontrolle zu spät ist. Er fin- ist gelungen, gewisse Änderungen vorzunehmen. det heute nicht nach einem Jahr, sondern erst Aber im öffentlichen Bereich können wir nicht nach zwei Jahren statt. Dafür bitte ich um Ver- einfach sagen, wir bestellen bei dem Fair-Trade- ständnis. Ich habe vorhin versucht, es zu erklären, Handel XYZ, sondern es muss immer nachgewie- aber es gibt keine Ausreden. Es ist ein Jahr zu sen werden, dass wir niemanden bevorzugt oder spät. benachteiligt haben. Da gibt es sogenannte Verga- beverfahren. Jetzt gibt es immerhin die Möglich- Nun zu der Frage, was wir erreicht haben: Wir ha- keit, dass wir in die Vergabeverfahren soziale und ben es uns als Nachhaltigkeitsbeirat sehr zu unse- umweltbezogene Aspekte mit aufnehmen. Das war rer Aufgabe gemacht, dieses Thema voranzubrin- früher überhaupt nicht möglich und da sind wir gen. Wir haben dazu als Abgeordnete des Beirats einen ganzen Schritt weiter gekommen. Ich habe Gespräche geführt. Es ist vorhin in diesem Film in meinen sieben Jahren, die ich jetzt hier bin, ge- gesagt worden, dass nur 1 Prozent der in Deutsch- lernt, dass man mit super Engagement beginnt land gehandelten Schokolade fair gehandelt sei. und am liebsten alles gleich im nächsten Jahr um- Nach den Zahlen, die uns vorliegen, ist es gelun- setzen möchte. Jetzt bin ich froh, dass ich nach gen, in den letzten Jahren ganz erhebliche Fort- sieben Jahren sagen kann: Das war gar nicht so schritte zu erzielen. Demnach lag der Anteil von schlecht. Mit stetem Tropfen haben wir in be- fair gehandelter Schokolade in Deutschland 2011 stimmten Bereichen etwas hinbekommen. Meine bei 3 Prozent und liegt nun bei 36 Prozent. Das ist Feststellung ist, dass die Gesellschaft meistens schon ein Fortschritt. Aber das reicht uns noch weiter ist, als wir es in der hauptamtlichen Politik nicht und deshalb wollen wir weitermachen. sind und insofern schadet ein bisschen Anschie- Bezüglich des Vorschlags, die Steuer umzusetzen, ben nichts. Vielen Dank. gibt es einen Punkt, der dagegen spricht. Ich habe Vorsitzender: Vielen Dank Valerie Wilms. Ich darf es vorher schon kurz erläutert, aber weil sich auch zunächst in dem einen Punkt an das anknüpfen, andere für faire Schokolade einsetzen, will ich es was Sie gerade gesagt haben und damit auf die noch einmal wiederholen. Was man verhindern Frage zu sprechen kommen, was der Bundestag muss, ist, dass man hier Geld einsammelt, es aber selbst macht. Wir als Nachhaltigkeitsbeirat haben nicht dort ankommt, wo es ankommen soll. Unser uns auf die Fahne geschrieben und drängen im- Ziel ist ja, dass es den Kindern besser geht, sie mer wieder darauf, dass im Bundestag selbst die nicht arbeiten müssen und in die Schule gehen Nachhaltigkeitskriterien umgesetzt werden. Das können. Bei manchen Regierungen in den be- betrifft alle Bereiche, egal ob es um die Bestellung troffenen Ländern in Afrika haben wir das Prob- von Textilien und technischen Geräten oder um lem, dass das Geld möglicherweise abgeschöpft

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wird. Deshalb versucht man durch vielfältige Ini- bis man alle gewonnen hat. So ist es auch im Par- tiativen dafür zu sorgen, dass es dort, wo es ge- lament und auf internationaler Ebene nicht immer braucht wird, ankommt. Aus diesem Grund arbei- einfach, sofort Mehrheiten zu organisieren. Wir tet zum Beispiel die internationale Kakaoorganisa- unterstützen jedoch diesen Weg. tion an einem Fonds, der wirklich den Kindern Jetzt würde ich abseits einer festgelegten Reihen- und vor allem ihrer Bildung zu Gute kommt. folge einfach um Wortmeldungen, Fragen und An- Was die Frage der Lieferketten angeht, ist es so, merkungen bitten. dass die Politik, also die Bundesregierung und wir Miko (Maria-Montessori-Gesamtschule, Düssel- im Parlament, daran arbeiten. Es wird aber auch dorf): Sind Sie persönlich für den Schoko-TÜV international daran gearbeitet. Das war beim G 7 oder was sagen Sie dazu? Gipfel in Elmau im letzten Jahr ein wichtiges Thema. 2017 hat die Bundesregierung die Präsi- Yankuam (Gymnasium Grafing): Ich hatte nicht dentschaft beim G 20 Gipfel, also bei einem Gipfel die Chance mich vorzustellen. Ich heiße Yankuam der 20 wichtigsten Volkswirtschaften der Welt. und gehe auf die gleiche Schule wie meine Mit- Wir haben die Hoffnung, dass es auch dort wieder schülerinnen. Ich komme aus Ecuador und bin gelingt, einen Schritt voranzukommen. So sehr halb Deutscher und halb Ecuadorianer. Zur Hälfte wir auch Vorreiter sein wollen, sehen wir, dass bin ich auch Indianer. Tatsächlich bin ich im wir bei rein nationalen Maßnahmen in internatio- Dschungel geboren und aufgewachsen. Ich werde nalen Fragen an Grenzen stoßen. Deshalb versu- nicht mein Engagement vorstellen, sondern die chen wir mit den Partnern international Schritt von uns als Schule formulierte Forderung bzw. für Schritt weiterzukommen. Wie Valerie Wilms den Antrag, den wir gern stellen möchten. Diesen gerade gesagt hat: „Steter Tropfen höhlt den würde ich jetzt gleich austeilen. Uns geht es spezi- Stein“. fisch darum, dass der unfaire Handel mit Raub- holz stärker bekämpft und das bestehende Holz- Es gibt das „Forum Nachhaltiger Kakao“. Ihr grün- handels-Sicherungs-Gesetz reformiert wird, so- det an eurer Schule zum Beispiel einen Förderver- dass es keine Schlupflöcher mehr gibt. Das wäre ein, um dort mitwirken zu können. Dieses Forum unserer Schule wichtig. hat schon viel in Bewegung gebracht. Dessen Mit- glieder haben nach eigenen Angaben bereits Hanna (Berufsbildende Schule Sophie Scholl, 49 Prozent fair gehandelte Schokolade. Aber auch Bremerhaven): Wir würden uns wünschen, dass das ist noch nicht genug, denn wir wollen, dass es es mehr Mittel aus der Politik für das Engagement am Ende nur noch fair gehandelte Schokolade für fairen Handel gibt, was eben schon von Frau gibt. Ihr seht also, dass weder wir noch die Politik Menz angesprochen wurde. In diesem Zusammen- insgesamt untätig geblieben sind. hang wünschen wir uns gerade an unserer Schule mehr Unterstützung durch die Presse bei unseren Carsten Träger hat es angesprochen. Wir konnten Aktionen, weil wir da bedauerlicherweise im letzten Jahr erreichen, dass ein Weltzukunfts- schlechte Erfahrungen gemacht haben. Das könnte vertrag unterzeichnet wurde, in dem sich alle vielleicht über die Pressestelle des Magistrats ge- Staaten der Welt verpflichtet haben, Fragen wie leitet werden. Gerade zu unserer relativ großen Bildung für Kinder und Nachhaltigkeit insgesamt und sehr gut organisierten Feier anlässlich unse- voranzubringen. Wir Deutschen handeln hier als rer Auszeichnung zur Fairtrade-School, hatten wir Vorreiter und waren die Ersten, die auf dem High viele Zeitungen und Prominente eingeladen. Un- Level Political Forum in New York ihren Bericht sere leitende Lehrerin hat auch vieles geschrieben vorgestellt haben. Herr Bauernfeind hat für die und dort hingeschickt. Aber gekommen ist fast Bundesregierung die Aufgabe, alles, was dort be- niemand. Das ist einfach sehr schade, weil es schlossen wurde, in die Nachhaltigkeitsstrategie diese geringe Wertschätzung zeigt, die hier schon der Bundesregierung zu übersetzen. Auch wenn angesprochen wurde. Und diese geringe Wert- wir auf vielen Ebenen arbeiten, geht es nie so schätzung resultiert letztendlich aus dem Desinte- schnell, wie wir es uns wünschen. Es ist wie an resse, das zu der fehlenden Aufmerksamkeit führt. euren Schulen. Erst engagieren sich nur sechs für So ist es schwer, die ganze Masse zu erreichen. Nachhaltigkeit, dann sind es vielleicht zwölf und Dadurch ist es uns auch unmöglich, die zweite schließlich werden es noch mehr. Aber es dauert

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Generation aufzustellen. Wir vier machen unser in jedes Land der Welt schicken, um in den Unter- Abitur und sind danach weg, was genau das glei- nehmen nachzuschauen. Deshalb werden wir es che Problem ist, wie ihr es auch habt. Wenn es nur durch internationale Kooperation schaffen keine Unterstützung aus der Presse für die Arbeit und das ist genau das Ziel, das die Bundesregie- zu Fair-Trade oder Nachhaltigkeit gibt, erfährt es rung mit ihren Initiativen verfolgt. auch keiner. Ohne ausreichende Wertschätzung Vor Elmau hat die Kanzlerin eine Initiative zu Lie- haben auch relativ wenig Schüler das Interesse, ferketten gemacht. Das wird erneut gemacht, da- dafür einzustehen oder daran mitzuwirken. mit die Lieferketten erst einmal transparent und Kelly (Ludwig-Meyn-Gymnasium, Uetersen): Ich durch Reportagen öffentlich werden. Anschlie- habe noch eine kleine Frage oder eine Anmerkung ßend geht es darum, dem einen Riegel vorzuschie- zu dem Thema „Schoko-TÜV“ und „Richtlinien“. ben. Ich kann nicht versprechen, dass wir ein Ge- Bei uns in der Gegend hat gerade ein Primark er- setz machen, mit dem Strafen eingeführt werden. öffnet, bei dem allgemein bekannt ist, dass dort Aber ich kann zusagen, dass wir das, was wir tun nicht nur Kinderarbeit stattfindet, sondern die Ar- können, tun, um Partnerschaften auszubauen, Lie- beiter auch generell unter unmenschlichen Bedin- ferketten offen zu legen und allgemein die Dinge gungen arbeiten. Dementsprechend glauben wir, voranzubringen. Außerdem müssen die Normen, dass es nicht reicht, nur für Aufklärung zu sorgen. die es ja gibt, eingehalten werden. Es gibt die Ar- Es reicht nicht im ZDF immer nur Reportagen, beitsnorm ILO für gute Arbeit und die UN-Norm 45 Min oder wie sie alle heißen, zu zeigen. Es gegen Kinderarbeit. Es geht nur um die Frage, auf müssen Gesetze und Richtlinien vorliegen. Daher welchem Weg wir die Einhaltung erreichen. Ich sollten Marken wie Primark oder andere, bei de- kann zusagen, dass wir uns dafür engagieren, aber nen die schlechten Bedingungen allgemein be- nicht, dass wir dann und dann dieses oder jenes kannt sind, gebremst werden. Gesetz machen. Vorsitzender: Weil ich unterstelle, dass nicht alle Yankuam (Gymnasium Grafing): Sie hatten gerade in dem Thema so tief drin sind, und du es auch gesagt, dass Sie als Land an nationale Grenzen sto- gerade angesprochen hast, bitte ich Miko noch ßen, wenn es darum geht, wie man das regeln und einmal darzustellen, was der Schoko-TÜV ist. kontrollieren soll. Vielleicht kann man es anders Was würde das heißen? Was sind eure Vorstellun- betrachten und die Unternehmen, die faire Kakao- gen? Wie sollte das funktionieren? bohnen verkaufen, gezielt unterstützen und somit andere Unternehmen, die nicht fair handeln, mo- Miko (Maria-Montessori-Gesamtschule, Düssel- tivieren sich anzuschließen. Die Bundesrepublik dorf): Der Schoko-TÜV ist letztendlich die Idee, Deutschland nimmt dann nur von solchen Bauern dass eine Firma ihre Lieferkette nachweisen muss. Kakaolieferungen an. Das wäre meiner Meinung Das heißt, wenn beispielsweise Mars von der nach eine gute Lösung. Es ist selbstverständlich, Plantage XY den Kakao bezieht und ein Prüfer dass man nicht jede Kakaobohne überprüfen herausfindet, dass dort Kinderarbeit stattfindet, kann. Aber man kann das Ganze auch aus einer bekommt Mars dafür eine Strafe; wie beispiels- anderen Perspektive betrachten und dann wäre weise einen Produktionsstopp oder eine hohe das Problem auch gar nicht so schwer zu lösen, Geldstrafe. Sie sollen merken, dass es sich nicht finde ich. lohnt und sie damit gegen Gesetze verstoßen. Sie sollen damit aufhören und nur noch Fair-Trade- Vorsitzender: Ich will noch einmal auf das zu- Kakao kaufen. rückkommen, was ich vorhin gesagt habe. Es wird an einem Fonds gearbeitet, mit dem man gezielt Vorsitzender: Im Ziel sind wir uns alle einig, dass solche positiven Entwicklungen unterstützen will. es keine Kinderarbeit geben darf. Die Frage ist, Ich bin der Meinung, dass dieser von den Firmen, wie wir dieses Ziel erreichen. Wir merken, wie die davon profitieren, finanziert werden sollte. wir als nationaler Gesetzgeber bei internationalen Dann könnte man solch einen Gedanken umset- Sachverhalten an Grenzen stoßen. Die erste Vo- zen. raussetzung ist nämlich, dass wir genau wissen, wie in jedem Land produziert wird. Wir können Weitere Wortmeldungen? Zu der Frage, die sich ja aber keine Prüfer der deutschen Bundesregierung eigentlich an den Magistrat richtet, hatte Frau

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Menz vorher schon etwas gesagt. Wollen Sie noch Botschaftern Deutschland gewählt wurden, haben einmal konkret darauf eingehen? wir Dirk Nowitzki und andere durch Zufall in Frankfurt getroffen, da sie auch UNICEF Abg. Birgit Menz (DIE LINKE.): Das Problem feh- unterstützt haben. lenden Nachwuchses und mangelnder Wertschät- zung existiert anscheinend überall. Ich werde ver- Abg. Kerstin Radomski (CDU/CSU): Ich hätte eine suchen, etwas für Bremerhaven zu tun. Die Schü- Frage an die Düsseldorfer Schule, weil ich euch ja lerinnen und Schüler haben das Problem, dass sie noch von dem letzten Treffen kenne und ihr jetzt sich mit den Dingen beschäftigen, es aber außer plötzlich aus zwei Schulen besteht. Mich würde den Mitschülern keiner mitbekommt. Sie erfüllen interessieren, Jeanine, ob die Kooperation auf dein sogar die großen Kriterien, die an Fairtrade-Schu- Düsseldorfer Berufskolleg erweitert wurde oder len gestellt werden und für die hohe Maßstäbe wie das zusammenhängt, dass du dazu gestoßen gelten. Aber davon weiß niemand, es sei denn bist. man sucht speziell im Internet. Nicht jeder kommt Jeanine (Maria-Montessori-Schule Düsseldorf): heute Abend auf die Idee und schaut im Internet Mich hat die Sache von Anfang an interessiert. welche Schulen alles Fairtrade-Schule sind. Um Schokofair wollte ich schon immer unterstützen. das zu ändern, braucht man die Öffentlichkeit Deshalb habe ich auch direkt mit meinem Direktor und die werden sie nicht allein erreichen. Die gesprochen. Da ich auch SV-Sprecherin und Se- Schüler benötigen unsere Unterstützung und zwar mestersprecherin bin, fand ich es eine gute Idee, nicht nur an den Schulen, die wir kennen. Wir das in meiner Schule einzubringen. Es war an- müssen die Reporter auch darauf hinweisen, fangs ein kleiner Kampf. Allerdings hat sich das selbst auf die Suche zu gehen. Ich würde auch da- Ganze gelohnt und seit dem 9. Dezember besteht rum bitten, dass wir den Kreis erneuern und öff- eine Partnerschaft. Diese besteht hauptsächlich nen. darin, dass meine Mitschüler Schokofair unter- Ich weiß nicht, ob die Schülerinnen und Schüler stützen und umgekehrt. Und wir wollen natürlich heute Nacht im selben Hotel untergebracht sind. unser Sortiment nach und nach gegen nachhaltige Sie sind ja auch hergekommen, um sich unterei- Produkte austauschen, was nicht nur auf die nander auszutauschen. Vielleicht haben sie noch Schokolade bezogen ist. Fragen, die sie sich gegenseitig gerne stellen wür- Vorsitzender: Vielen Dank. Gibt es weitere Fra- den. Ich hätte zum Beispiel eine Frage an euch: gen? Wie seid ihr denn an die ganzen Promis gekom- men? Das ist es, was in anderen Schulen gerade Lorenz (Stein-Gymnasium): Ich habe noch eine fehlt. Frage an die Schüler aus Uetersen, da wir zurzeit für das Seminar neue Projekte suchen. Wie auf- Kasimir (Maria-Montessori-Schule Düsseldorf): wendig war es, die Aktion mit den T-Shirts und Wir kommen meistens mehr oder weniger durch Pullis zu organisieren? Könnte man das in den an- Zufälle an Prominente. Zum Beispiel war es bei derthalb Jahren, in denen wir das Seminar haben, Sarah Conner so, dass sie damals für „Dein Ge- schaffen oder hat das länger gedauert? sicht für kinder Schokolade“ geworben hat. Sie hat gesagt, sie wusste nicht, dass in dieser Scho- Rabea (Ludwig-Meyn-Gymnasium Uetersen): Wir kolade Kinderarbeit steckt. Die Kampagne wurde beziehen die Sachen von einer Firma namens daraufhin abgebrochen. So ist sie auf unsere Seite Spreeprint. Es ist schon ein organisatorischer Auf- gekommen. Wir gehen nicht gezielt vor oder su- wand, weil wir das als AG allein organisieren. Wir chen uns jemanden heraus, um konkret auf ihn teilen Zettel aus, auf denen die Bestellungen ange- zuzugehen. kreuzt werden. Diese müssen rechtzeitig wieder abgegeben und danach ausgewertet werden, was Miko (Maria-Montessori-Schule Düsseldorf): natürlich mit einem erweiterten Sortiment mit Wenn wir Preise gewinnen oder sonst Kampagnen verschiedenen Farben und Größen immer kompli- haben und wir dort durch Zufall einen Prominen- zierter wird. Das ist immer ein kleines Chaos. ten treffen, fragen wir ihn schon mal: „Können Dann kommt die Ware an und muss den Klassen wir ein Foto mit Ihnen machen oder könnten Sie zugeteilt und von uns wieder ausgeteilt werden. uns unterstützen?“ Als wir zu UNICEF Junior

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An den bezahlten T-Shirts machen wir keinen Ge- nicht zum Leben. Außerdem sollte man in der winn. Es hat natürlich mit einem kleineren Auf- Textilbranche nicht unbedingt davon ausgehen, wand angefangen. Zu Anfang hatten wir nur T- dass die hochpreisigen Sachen unbedingt die Bes- Shirts in einer Farbe. Dann ist es gewachsen und ten sind. Man muss dafür einen besseren Blick be- so wächst natürlich auch der organisatorische kommen. Am Ende ist KiK nicht schlechter als Aufwand. Gucci, weil die beiden das Gleiche in der gleichen Firma machen, nur der eine „taggt“ einen anderen Clara (Gymnasium Grafing): Ich habe noch eine Preis drauf. Es ist oft so, dass teure Firmen für Frage an alle Abgeordneten. Wären Sie bereit, sich sich in Anspruch nehmen, dass alles besser sei. Es dafür einzusetzen, dass beim Holzhandel nicht besteht kein großer Unterschied zwischen einem nur mehr Kontrollen durchgeführt, sondern auch teuren Produkt, bei dem der Näher 18 Cent be- die Strafen vergrößert werden? kommt, und einem billigen Produkt, bei dem er 17 Jeanine (Maria-Montessori-Gesamtschule Düssel- Cent bekommt. Das ist das große Problem, das dorf): Meine Frage richtet sich an Sie, Herr Jung. man auch angehen muss. Sie haben eben gesagt, dass wenn wir über einen Vorsitzender: Es sind ähnliche Fragen, die hier Schoko-TÜV sprechen und ein Gesetz erlassen angesprochen wurden. Das zeigt, wie schwierig es wollen, dieses expandieren muss und global sein ist, weil es um Schokolade, Textilien und letztlich soll. Ich finde, das ist auf jeden Fall eine sehr gute um alle Produkte geht. Deshalb will ich nochmal Idee. Allerdings muss man in Betracht ziehen, sagen, wie ich unsere Rolle als Deutsche verstehe. dass es dadurch erstens noch länger dauern Selbstverständlich entspricht es der Auffassung würde. Das heißt, es würde einfach immer so wei- aller hier, dass wir eine Verantwortung haben, ter gehen und sich immer weiter in die Zukunft was in unserem Land konsumiert wird. Dies se- verschieben. Und zweitens würde Deutschland in hen wir auch als nationale Politiker. Wir müssen Sachen Entscheidungen oder Gesetz nicht mehr uns die Frage stellen, was das für Auswirkungen die Oberhand behalten. Andere Länder würden hat. Natürlich ist es auch die Verantwortung der dann auch mitwirken. Wir wüssten nicht genau, Konsumenten, weil es für ein Unternehmen die was passieren würde und was genau wir machen größte Strafe ist, wenn ein Kunde sich für ein an- könnten. Ich finde, wir sollten als Deutsche wirk- deres, ein fair gehandeltes Produkt entscheidet. lich bei uns selbst anfangen. Und deshalb finde Daher nochmal ausdrücklich ein Dankeschön an ich, dass der Schoko-TÜV hier in Deutschland als euch alle, weil ich finde, dass das ein wichtiger erstes eingesetzt werden sollte. Beitrag zur Bewusstseinsbildung ist. Dabei belasse Miko (Maria-Montessori-Gesamtschule Düssel- ich es aber nicht. Es ist auch eine Aufgabe für die dorf): Ich wollte etwas zum Thema „Partner- Politik. Die Frage ist nur, mit welchem Instrument schule“ sagen. Wir haben nicht nur die Partner- wir unser Ziel erreichen. Es wäre falsch, zu war- schule in Wuppertal, sondern auch noch eine im ten bis der Letzte mitmacht. Dann besteht nämlich Saarland und eine in Melle. Die sind durch Zufall wirklich die Gefahr, dass man am Ende nichts er- auf unser Projekt gestoßen und haben sich danach reicht. Deshalb sehen wir uns als Deutsche gerade für uns interessiert und gesagt, dass sie uns unter- bei Konferenzen, wie der Nachhaltigkeitskonfe- stützen wollen. Aus der Gesamtschule in Melle renz im Jahr 2015 in New York, in einer drängen- sind heute auch welche mit dabei. den Rolle. Wir wollen zeigen, wie die Umsetzung geht, mit Ländern Partnerschaften aufbauen und Kevin (Berufsbildende Schule Sophie Scholl, Bre- in der Sache insgesamt vorankommen. Wir neh- merhaven): Ich bin von der Berufsbildenden men von diesem Gespräch heute nochmal mit, das Schule und aus dem Textilbereich. Ich finde, dass ihr darauf drängt, dass scharfe Regelungen auf den es im Textilbereich ein größeres Thema sein muss, Weg gebracht werden. dass man zeigt, wie es bei Mittelständischen Un- ternehmen wie Marc Cain, Glööckler und Co aus Wir müssen dahin kommen, dass Kinderarbeit Deutschland aussieht. Die fertigen vielleicht in weltweit geächtet wird und Firmen, die mit sol- Europa, doch wenn sie dies zum Beispiel in Ru- cher Arbeit Geschäfte machen, damit nicht durch- mänien tun, zahlen sie dort zwar den Mindest- kommen. Das sehe ich als unseren Auftrag an. Im lohn, aber der Mindestlohn reicht in den Ländern Beirat werden wir die Diskussion weiterführen

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und darauf drängen, mit alledem, was wir natio- Die brauchen wir als Politiker um zu sehen, dass nal machen können, Schritt für Schritt voranzu- es eine kritische Öffentlichkeit gibt, die unser kommen. Wir sind da auf derselben Seite. Wenn Handeln begleitet. man, wie wir in Deutschland, über zehn Jahre den Die Frage nach dem Holz ist noch offen geblieben. Nachhaltigkeitsbeirat hat, merkt man, dass man Herr Andreas Lenz hat vorher schon etwas dazu nicht immer so schnell das erreicht, was man gesagt. Carsten Träger hat damit das letzte Wort. möchte. So geht es euch ja auch. Wir haben in vie- len Dingen Fortschritte gemacht, auch beim Abg. Carsten Träger (SPD): Das letzte Wort kurz Thema Schokolade. Ich habe vorhin gesagt, dass vor dem Büfett ist immer schwierig. Clara, du hast wir, nicht wir als Politik, sondern wir insgesamt uns alle angesprochen mit der Frage, ob die in Deutschland, den Anteil der fair gehandelten anwesenden Abgeordneten strenge Strafen für Schokolade schon steigern konnten. Das Ziel illegale Holzeinfuhren unterstützen würden. Ich muss sein, dass es am Ende nur noch faire Scho- werde mich kurz fassen. Die Antwort ist: Ja. kolade gibt. Wir werden in dieser Legislaturperi- [Alle Abgeordneten, persönlich ode nicht mehr viele Gesetze beschließen können, angesprochen, signalisieren ihre Zu- da es nur noch knapp ein halbes Jahr ist. Manche stimmung.] Dinge sind aber noch möglich. Dann werden die Parteien Wahlprogramme aufstellen, die ihr euch Vorsitzender: Die offizielle Sitzung ist damit zu sicherlich auch kritisch anschauen werdet. Dabei Ende. Wir laden draußen noch zu einem Aus- ermuntere ich euch, auf die Parteien im Vorfeld tausch ein. An dieser Stelle allen Beteiligten ein zuzugehen und Vorschläge zu machen. Wir herzliches Dankeschön für das Engagement, für schauen dann, was wir in den nächsten vier Jah- das Kommen und für die Diskussion. ren machen können, anknüpfend an das, was wir vielleicht in dieser Periode noch schaffen. Ich möchte mich für die kritischen Fragen bedanken.

Schluss der Sitzung: 19:43 Uhr

Andreas Jung, MdB Vorsitzender

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