Geodätisch. Frei. Beruflich.

43. Jahrgang 2017

ISSN 0342-6165

Zeitschrift des Bundes der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure e.V. | www.bdvi-forum.de HEFT 4/2017

Gut bedacht Gedanken zum Abstandsflächenrecht

Gut erzählt Auswertung statistischer ÖbVI-Daten

Gut beschrieben Acht Seiten

zum Behördenalltag DPAG PVSt G 50591 »Entgelt bezahlt« BDVI BDVI bezahlt« »Entgelt 50591 G PVSt DPAG                             

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43. Jahrgang, 2017, Heft 4

EDITORIAL Es war einmal …

… ein Bauherr, der war über sein Bauvorhaben arm geworden, aber er hatte ei- versprochen hast.« Die Beamtin erschrak und ne hübsche Tochter. Nun traf es sich, dass er mit der Unteren Bauaufsicht zu bot dem Männchen alle Vorzüge des Staats- sprechen kam, und um sich ein Ansehen zu geben, sagte er: »Ich habe eine Toch- dienstes an: aber das Männ chen sprach: »Nein, ter, die kann alle Ihre Auflagen erfüllen.« Die Behörde sprach zum Bauherrn: etwas Lebendes ist mir lieber als alle Verbe am - »Das ist eine Kunst, die mir wohl gefällt. Bring sie morgen in mein Amt, da will tungen der Welt.« Da fing die Oberinspektorin ich sie auf die Probe stellen.« Als nun das Mädchen zum Amt gebracht ward, so an zu jammern und zu weinen, dass das führte man es in eine Kammer, die ganz voll Bauanträge lag, gab ihr Laptop Männchen Mitleiden mit ihr hatte: »Drei Tage will ich dir Zeit lassen«, sprach und Smartphone und sprach: »Jetzt mache dich an die Arbeit, und wenn du es, »wenn du bis dahin meinen Beruf weißt, so sollst du dein Kind behalten.« diese Nacht durch bis morgen früh diese Anträge nicht zur Genehmigungsreife geführt hast, so wird deines Vaters Antrag abgelehnt.« Da saß nun die arme Nun besann sich die Oberinspektorin die ganze Nacht über auf alle bauver- Bauherrentochter und verstand gar nichts davon, wie man Anträge genehmi- wandten Berufe, die sie jemals gehört hatte. Als am andern Tag das Männchen gungsfähig machen konnte, und sie fing zu weinen an. Da ging auf einmal kam, fing sie an mit Architekt, Abwasseringenieur und Heizungs- und Sani - die Türe auf und trat ein kleines Männchen herein und sprach: »Guten Abend, tärfachmann und sagte alle Berufe, die sie wusste, nach der Reihe her, aber Jungfer Bauherrin, warum weint Ihr so sehr?« – »Ach«, antwortete das Mäd- bei jedem sprach das Männlein: »Das bin ich nicht.« Den zweiten Tag ließ sie chen, »ich soll Bauanträge genehmigen und verstehe das nicht.« Sprach das in der Bauherrenschaft herumfragen, wie die Leute da genannt würden, und Männchen: »Ich helfe dir!«, setzte sich vor den Laptop und, tipp tipp tipp, sagte dem Männlein die ungewöhnlichsten und seltsamsten Namen vor: »Bist waren die Anträge für die Baulasteneintragungen wegen der überstehenden du vielleicht Prüfstatiker oder Baugrundgutachter oder Elektrofuzzi?« Aber Abstandsflächen fertig und gesiegelt. Bei Sonnenaufgang kam schon das Bau- es antwortete immer: »Das bin ich nicht!« amt, und als es die Formulare erblickte, erstaunte es und freute sich, aber sein Herz ward nur noch antragsgieriger. Es ließ die Bauherrentochter in eine an- Den dritten Tag kam ein Bote und erzählte: »Neue Berufe habe ich keinen ein- dere Kammer voll Anträge bringen, die noch viel größer war, und befahl ihr, zigen finden können, aber wie ich an einen hohen Berg um die Waldecke kam, das auch in einer Nacht zu bearbeiten. Das Mädchen wusste sich nicht zu helfen wo Fuchs und Has sich gute Nacht sagen, so sah ich da ein kleines Büro, und und weinte, da ging abermals die Türe auf, und das Männchen erschien und vor dem Büro brannte ein Feuer, und um das Feuer sprang ein Männchen, sprach: »Ich helfe dir«, und fing wieder an zu tippen und hatte bis zum Morgen hüpfte auf einem Bein und schrie: alle Vereinigungsvoranfragen beim Grundbuchamt gestellt, die entsprechen- »Heute mess ich, den Anträge beglaubigt und anschließend die Verschmelzungen angestoßen. Morgen stress ich, Das Amt freute sich über die Maßen bei dem Anblick, war aber noch immer Übermorgen hol ich der Oberinspektorin ihr Kind; nicht der Auflagen satt, sondern ließ die Bauherrentochter in eine noch größe - Keinem kommt es in den Sinn, re Kammer voll von Anträgen bringen und sprach: »Die musst du noch in dieser Dass ich Siegelstilzchen bin!« Nacht bearbeiten. Gelingt dir’s aber, so sollst du eine von uns und als Sach- bearbeiterin im gehobenen Dienst verbeamtet werden.« Als das Mädchen allein Da könnt ihr denken, wie die Beamtin war, als sie den Beruf hörte, und als bald war, kam das Männlein zum dritten Mal wieder und sprach: »Zweimal habe hernach das Männlein hereintrat und fragte: »Nun, Frau Oberinspektorin, was ich dir umsonst geholfen, quasi als Kostenschätzung. Jetzt muss ich eine Ge- bin ich?«, fragte sie erst: »Bist du ein Deevauweechen?« – »Nein.« – »Bist du bühr nehmen. Was gibst du mir, wenn ich dir noch diesmal die Anträge be- ein Vaudeevauchen?« – »Nein.« – »Bist du etwa ein Siegelstilzchen?« arbeite?« – »Ich habe nichts, was ich geben könnte«, antwortete das Mädchen. »So versprich mir, wenn du Beamtin bist, dein erstes Kind dem Freien Beruf »Das hat dir der Berufsverband gesagt, das hat dir der BDVI gesagt«, schrie zu widmen.« – »Hä?«, dachte die Bauherrentochter. Sie versprach also dem das Männlein und stieß vor Freude mit dem rechten Fuß tief in die Erde und Männ chen, was es verlangte, und das Männchen bearbeitete dafür noch ein- hüpfte und sang und sprang und das Kind der Oberinspektorin ging, von so mal fristgerecht alles kurz und klein. Und als am Morgen das Amt kam und viel Enthusiasmus angetan, trotzdem zum Berufseinsteigerseminar nach Köln alles fand, wie es gewünscht hatte, so hielt es Verbeamtung mit ihr, und die und wurde ÖbVI und ward glücklich bis an sein Berufslebensende. schöne Bau herrentochter ward eine schöne Oberinspektorin. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann erfreuen sie sich noch heute daran, Über ein Jahr brachte sie ein Kind zur Welt und dachte gar nicht mehr an das dass endlich ein Konzept zur Nachwuchsgewinnung gefunden wurde, das wirk- Männchen. Da trat es plötzlich in ihr Büro und sprach: »Nun gib mir, was du lich funktioniert.

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4 IN DIESEM HEFT

43. Jahrgang, 2017, Heft 4

Benchmarkanalyse 4

Ist es nicht schön?! Endlich mal eine Statistik nur über ÖbVI. Wo man doch sonst so auf Zahlen und Tabellen steht. Küffer und Dr. Gladitz haben alle Büros des BDVI gezählt, gemessen, gewogen und IN DIESEM HEFT ausgewertet. Heraus kommt eine Analyse des deutschen ÖbVI- Büros. Man lese und vergleiche sich. Und lese – in Bezug auf den Datenschutz – auch schnell noch mal bei Holthausen nach. Aber FORUM keine Angst: Passt schon! PS: Benchmark ist kein Landstrich im westlichen Brandenburg, Editorial son dern das englische Wort für Vergleichsmaßstab. Echt?? Si! Andreas Bandow 1

Liegenschaftskataster in dauernder Abmagerungskur Otmar Schuster 13

Ein ganz normaler Tag im Geodatenservice Stefanie Locke, Frank Netzband 40

Nachrufe 48

Der Potsdamer Schwerewert als weltweites Referenzsystem Fokus: Erde – Kapitel 2 Johannes Leicht 49 Dachüberstand 14 Jobbörse 60 Das Abstandsflächenrecht ist ein weites Feld. Eigentlich ist damit Veranstaltungskalender 61 alles gesagt und jedes weitere Wort dazu wäre nur redundant oder irreführend oder gar beides. Und trotzdem gibt es Menschen wie Impressum 68 Reichert, die es schaffen, das Abstandsflächenrecht in Tranchen zu zerlegen und jedes Fitzelchen einzeln zu betrachten. Hier in VERBAND al ler Ausführlichkeit das Ding mit dem Dachüberstand. Lesen Sie, lernen Sie, wenden Sie an. Und … ja! Es bleibt dabei: Das Abstands- BDVI-Benchmark 2017 flächenrecht ist ein weites Feld. Johannes Gladitz, Maike Küffer, Martina Wolkowa-Norda 4

Arbeitssicherheit und Arbeitsschutz Europa 29 im ÖbVI-Büro Fachtagung der BDVI-Landesgruppe Baden-Württemberg Im aktuell mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten Werk Holger Mengesdorf 56 »Die Hauptstadt« von Robert Menasse geht es u. a. um ein Schwein, welches Brüssel in Atem hält. Dass auch der BDVI gut beraten ist, »Bei uns ist noch nie etwas passiert!« sich auf europäischer Bühne sehen zu lassen, ist seit Langem klar. BDVI unterstützt seine Mitglieder: Jacubeit, jüngst in entsprechende Zuständigkeit gewählt, berichtet Arbeitsschutz im ÖbVI-Büro über Aktuelles und Gewesenes. Informativ! Und vor allem: gänz- Frank Hotz 58 lich schweinefrei.

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4 IN DIESEM HEFT

Datenschutz 34

Wissen Sie, was Pseudonymi sierung ist? Nein? Dann empfiehlt FORUM Ihnen die Lektüre des Beitrags von Dr. Holthausen zum Da tenschutz. Es ist erstaunlich, was man darf und was nicht. Und dass man wahr - scheinlich vieles von dem, was man nicht darf, gar nicht weiß … Nach Holthausen sollten Sie diesbe- züglich jedoch schlauer sein. Und, ja, wenn Sie bei Pseudonymi - sierung an Heino oder Rex Gildo denken, dann liegen Sie gar nicht so falsch. Obwohl … heißt Heino nicht wirklich Heino?!? Es ist denkbar, dass Dr. Holthausen bei Bedarf auch darüber Auskunft geben kann. Aber nicht hier.

Ein Tag im Geodatenservice 40 RECHT Kann es etwas Spannenderes geben als einen Bericht über einen Tag in der Amtsstube eines Katasteramtes – auch wenn es sich (Un)begrenzte Dachüberstände noch so hippe und flippige Namen gibt wie z. B. Geodatenservice- und Abstandsflächen Front-Office? Darauf kann es nur eine Antwort geben: Natürlich Mit Abstand betrachtet nicht! Liest man den Beitrag von Locke und Netzband, versteht Frank Reichert 14 man auch, warum. Da ist nichts verstaubt und nichts hölzern. Mö- gen sich andere Ämter eine Scheibe davon abschneiden – aber Neue Regeln zum Datenschutz bitte jedes Amt nur eine. Rüdiger Holthausen 34

REPORT Geschichte 49 Den Blick nach vorn schärfen »Damals war’s« Teil zwei. Wie der Potsdamer Schwerewert seinen Jahreshauptversammlung der Landesgruppe Sachsen des BDVI Weg in die Welt schaffte, welche von beiden Aussagen die größere Katrin Mißbach 26 Lüge ist: dass die Erde eine Kugel sei oder eine Scheibe, und was Robert Helmert genau mit einem Relativpendelapparat veran stal - INTERNATIONAL tet hat, schreibt Dr. Leicht in seiner kleinen Serie dem Eine Woche für Europa Leser mundgerecht zusam - BDVI empfängt europäische Berufskollegen men. Wer Schweremes sung Thomas Jacubeit 29 bislang mit dem morgend- lichen traurigen Schritt auf TECHNIK die Personenwaage gleich- setzte, ist zum Konsum die- Cyberrisiken im Vermessungsbüro ses Beitrags geradezu ver - Das richtige Krisenmanagement macht den Unterschied pflichtet. Alle anderen dür - Daniel Jerlich 54 fen aber auch. Fakultativ sozusagen. MOSAIK 63

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4 VERBAND

BDVI- Benchmark 2017

JOHANNES GLADITZ

MAIKE KÜFFER

MARTINA WOLKOWA-NORDA

| BERLIN

ie Arbeit des BDVI der letzten Jahre war äußerst vielschichtig, sei es auf europäischer, DBundes- oder Landesebene. Als Beispiele können die Novellierung der HOAI, Änderungen der Gebührenordnungen und Vermessungsgesetze in den Bundesländern genannt werden. Bei den unterschiedlichsten Diskussionen auf allen Ebenen ist eine verlässliche Datenbasis für Argu- mentationen gegenüber Politik und Verwaltung heute wichtiger denn je zuvor. Zudem stellen sich viele ÖbVI die Fragen: Wie sieht es bei den Kollegen aus und wie steht mein Büro wirtschaftlich und strukturell im Vergleich zu anderen da? Wie stehen die Chancen?

Dank der seit 2002 regelmäßigen Umfragen des BDVI liegt eine Nachfolgend werden einige Er kennt nisse aus der Benchmark- Datenbasis mit relativ gesicherten Zahlen zu Beschäftigten- analyse 2017 präsentiert. struktur, Umsatzzahlen und zu den Tätigkeitsbereichen der ÖbVI-Büros vor. Diese mündete u. a. in der Erstellung des Bu- Die Online-Umfrage fand im Zeitraum vom 23. März bis 20. April ches »Statistische Daten für Vermessungsbüros« und half auch 2017 statt. Es wurden 862 aktive ÖbVI-Büros aus Deutschland bei der Absicherung der Daten für die Aktualisierung des Son- per E-Mail eingeladen. Insgesamt haben sich 366 Büros (42,5 %) derhefts Bürobewertung. an der Umfrage beteiligt, von denen 330 für die Analyse ver- wendet werden konnten. Im Hinblick auf die Beteiligung der Die diesjährige Online-Umfrage des BDVI zu den Benchmarks wur - Bundesländer und die Ortsgröße der Bürostandorte konnte die de, anders als in den Vorjahren, erstmals vom Statistik-Service gewonnene Stichprobe als repräsentativ für die Grundgesamt- Dr. Gladitz durchgeführt. heit aller aktiven ÖbVI-Büros in Deutschland angesehen werden.

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Es ist eine flächendeckende Verteilung der ÖbVI sowohl in Im Durchschnitt haben die Büros 8,5 Stellen, von denen 7,5 Großstädten als auch in kleinen Gemeinden gegeben. Jeder Vollzeitstellen sind. Der Median liegt bei 6,3 Stellen insgesamt. vierte ÖbVI ist in einer Großstadt (über 100.000 Einwohner) Bei der Bürogröße gibt es signifikante regionale Unterschie - tätig. 36,9 % der ÖbVI-Büros liegen in kleinen Orten (bis de: Ost: 6,4 (5,9); West: 9,0 (7,2); Stadtstaaten: 16,6 (12,0) 25.000 Einwohnern). Die Verteilung der Ortsgröße des Büro- (in Klammern die Mediane). Die Bürogröße hängt von der standortes entspricht etwa der Verteilung der Vorjahre. Ortsgröße des Bürostandortes ab. Tendenziell gilt: Je größer der Ort, desto größer das Büro.

Abbildung 1 Anzahl Abbildung 2 90 30 % 80 70 25 % 60 50 20 % 40 30 15 % 20 10 10 % 0 bis 11- 26- 51- 101- 251- über 5 % 10 25 50 100 250 500 500

0 % <= > > > > > > Abbildung 1 | Ortsgrößenverteilung (in Tsd. Einwohner) 2 2-4 4-7 7-10 10-15 15-20 20 der Bürostandorte

Abbildung 2 | Verteilung der Bürogrößen insgesamt (Summe Voll- und Teilzeitstellen, klassiert) Tabelle 1

Ortsgröße Anzahl % (in Tsd. Einw.) Tabelle 2

bis 10 43 13,0 Bürogröße: Anzahl % Kumulierte 11 bis 25 79 23,9 Stellen %

26 bis 50 81 24,5 <= 2 33 10,0 10,0

51 bis 100 39 11,8 > 2 bis 4 70 21,2 31,2

101 bis 250 35 10,6 > 4 bis 7 84 25,5 56,7

251 bis 500 16 4,8 > 7 bis 10 57 17,3 73,9

über 500 37 11,2 > 10 bis 15 48 14,5 88,5

Gesamt 330 100 > 15 bis 20 20 6,1 94,5 > 20 18 5,5 100,0

Tabelle 1 | Lage der Büros nach Ortsgrößenklassen Gesamt 330 100

Tabelle 2 | Verteilung der Stellenanzahl pro Büro

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Die Bürostruktur hat sich gegenüber den Erhebungen ver- gangener Jahre kaum verändert. Im Durchschnitt betragen die Stellenzahlen pro Büro: ÖbVI: 1,3; Assessoren: 0,2; Ver- messungsingenieure: 2,1; Techniker: 4,2; Messgehilfen: 0,8; Azubis: 0,9; Verwaltung: 0,7.

Tabelle 3

Büro- Ingenieure/ Mess- größe: N Büros ÖbVI Assessoren Bachelor/ Techniker gehilfen Azubis Verwaltung Summe Stellen Master <= 2 33 1,0 0,1 0,2 0,6 0,2 0,1 0,1 2,3 > 2 bis 4 70 1,1 0,0 0,6 1,7 0,4 0,2 0,4 4,4 > 4 bis 7 84 1,1 0,1 1,3 3,0 0,6 0,5 0,6 7,2 > 7 bis 10 57 1,3 0,2 2,1 4,5 0,8 0,9 0,8 10,6 > 10 bis 15 48 1,5 0,3 2,5 6,5 1,3 1,3 1,1 14,5 > 15 bis 20 20 1,8 0,2 4,3 8,8 1,0 2,1 1,4 19,6 > 20 18 2,1 0,7 11,0 13,9 2,7 3,8 2,0 36,2 Gesamt 330 1,3 0,2 2,1 4,2 0,8 0,9 0,7 10,2

Tabelle 3 | Bürostruktur 2016 und Bürogröße

Auf 10 ÖbVI kamen im Durchschnitt 1,2 Assessoren, im Os- ten 1 Assessor, im Westen 1,2 und in den Stadtstaaten (Berlin, Bremen und Hamburg) 2,2 Assessoren.

Die Bürostruktur hängt von der Bürogröße ab. Die größeren Büros bilden anteilig mehr aus und der Anteil der Vermes- sungsingenieure ist höher. Die Anzahl der ÖbVI pro Büro nimmt mit der Bürogröße leicht zu, jedoch nicht in dem Maße, wie das Büro wächst. Auch die großen Büros haben kaum mehr als zwei ÖbVI.

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Abbildung 3 100 % Verwaltung Azubis Messgehilfen Techniker 80 % Ingenieure/ Bachelor/Master Assessoren 60 % ÖbVI

40 %

20 %

0 % <= 2 > 2-4 > 4-7 > 7-10 > 10-15 > 15-20 > 20 Gesamt

Abbildung 3 | Bürostruktur anteilig nach Bürogröße

Vergleicht man die Entwicklung der Bürostruktur im Zeitver- lauf unter Verwendung der Umfrage von 2016, so ist die Büro- struktur über die Jahre sehr stabil und es gibt kaum Verände - rungen.

Tabelle 4

Jahr Fallzahl ÖbVI Assessoren Ingenieure Techniker Mess- Azubis Verwaltung Summe Büros gehilfen

2013* 188 1,2 0,2 2,0 4,3 0,9 0,8 0,8 10,3

2014* 188 1,3 0,2 2,0 4,5 0,9 0,9 0,9 10,6

2015* 188 1,3 0,2 2,1 4,5 1,0 1,0 0,9 10,7

2016 330 1,3 0,2 2,1 4,2 0,9 0,9 0,7 10,2 * 2016 rückwirkend abgefragt

Tabelle 4 | Entwicklung der Bürostruktur im Zeitverlauf

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4 VERBAND

Bei der Verteilung der Stellen auf Abbildung 4 die Tätigkeitsbereiche entfällt et- 100 % Sonstiges wa die Hälfte der Stellen auf den Bereich Kataster/hoheitliche Mes- GIS sung, gefolgt von der Ingenieur- Boden- vermessung, für die etwa 36 % der ordnung Stellen eingesetzt sind. Auch hier 80 % Wert- hängt die Aufteilung von der Bü- ermittlung rogröße ab. Bei den sehr großen Ingenieur- Büros mit über 20 Stellen über- vermessung steigt der Anteil für die Ingenieur- 60 % Kataster/ vermessung mit 45 % den Anteil, hoheitl. Messung der im Bereich Ka taster/hoheit li che Messung eingesetzt ist, der hier nur 35 % ausmacht. Auch regional 40 % gibt es Unterschiede. Im Osten ist der Anteil der Stellen für Kataster/ hoheitliche Messung mit 53 % am höchs ten gegenüber nur 38 % in 20 % den Stadtstaaten. Bei Letzteren ar - beiten etwa 5 % im Bereich Wert- ermittlung. Im Osten ist das weni - ger als 1 %. Dafür sind im Osten 0 % etwa 4 % mit der Bo den ordnung <= 2 > 2-4 > 4-7 > 7-10 > 10-15 > 15-20 > 20 Gesamt beschäftigt, in den Stadtstaaten weniger als 1 %.

Abbildung 4 | Anteilige Aufteilung der Stellen (in %) auf die Arbeitsbereiche nach Bürogröße

Die folgende Tabelle enthält die in Abbildung 4 dargestellten Anteile als Prozente.

Tabelle 5

Bürogröße: N Kataster/ho- Ingenieur- Wert- Boden- GIS Sonstiges Stellen Büros heitl. Messung vermessung ermittlung ordnung <= 2 33 56,4 38,5 1,1 0,8 1,2 2,0 > 2 bis 4 70 57,8 33,8 1,7 1,3 0,6 4,9 > 4 bis 7 84 57,8 33,3 0,5 2,0 1,4 4,9 > 7 bis 10 57 55,9 34,4 1,1 2,1 1,7 4,8 > 10 bis 15 48 50,6 32,8 2,3 3,3 3,0 8,0 > 15 bis 20 20 46,5 34,1 1,5 4,9 4,7 8,3 > 20 18 35,1 45,1 3,6 2,8 4,6 8,8 Gesamt 330 49,5 36,2 1,9 2,8 2,9 6,8

Tabelle 5 | Anteilige Aufteilung der Stellen (in %) auf die Arbeitsbereiche nach Bürogröße

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4 VERBAND

Das Ergebnis pro ÖbVI (Nettoumsatz minus Kosten) hängt stark von der Bürogröße ab. Über alle Büros beträgt das Ergebnis im Mittel (Median) 88.000 Euro pro ÖbVI. Über die Spanne der Bürogrößen streut das Ergebnis jedoch von 37.000 Euro bei Büros mit bis zu zwei Stellen bis 191.000 Eu - ro bei großen Büros mit mehr als 20 Stellen.

Tabelle 6

Bürogröße: Gültige MW unteres Median oberes IQR* Stellen N Quartil Quartil <= 2 25 105,1 22,0 37,0 106,0 84,0 > 2 bis 4 49 68,4 29,0 65,0 97,0 68,0 > 4 bis 7 69 80,7 40,0 76,0 120,0 80,0 > 7 bis 10 44 123,4 61,0 106,5 196,5 135,5 > 10 bis 15 42 146,2 60,0 130,8 230,0 170,0 > 15 bis 20 16 151,4 40,8 144,3 232,0 191,3 > 20 13 178,3 45,3 191,0 387,5 342,3 Gesamt 258 108,0 37,0 88,0 147,0 110,0

Tabelle 6 | Ergebnis pro ÖbVI in Tsd. Euro nach Bürogröße

Der Anteil der Personalkosten am Nettoumsatz liegt bei durch - schnittlich 51 %. Dieser Anteil steigt jedoch mit der Büro- größe. Bei den Personalkosten sollte der Unternehmerlohn nicht mit eingerechnet werden. Bei den inhabergeführten kleineren Büros wird ein Großteil des Umsatzes jedoch von den ÖbVI selber erwirtschaftet, die aber bei den Personal - kosten nicht zu Buche schlagen. Regional gibt es kaum Un- terschiede beim Anteil an Personalkosten.

Tabelle 7

Bürogröße: Gültige MW unteres Median oberes IQR* Stellen N Quartil Quartil <= 2 25 36,3 21,1 36,2 54,0 32,9 > 2 bis 4 49 45,0 35,0 40,9 54,1 19,1 > 4 bis 7 69 51,5 42,5 51,1 60,0 17,5 > 7 bis 10 44 51,0 45,2 49,5 57,7 12,5 > 10 bis 15 42 56,8 45,8 56,5 64,3 18,5 > 15 bis 20 16 59,3 51,3 58,2 69,4 18,1 > 20 13 61,5 54,9 58,2 68,7 13,8 Gesamt 258 50,5 40,0 51,0 60,0 20,0

* IQR = Interquartile Range (Abstand zwischen oberem und unterem Quartil) Tabelle 7 | Anteil Personalkosten am Nettoumsatz (in %) 9 nach Bürogröße 4 VERBAND

Bei dem Beitrag der einzelnen Tätigkeitsfelder zum Netto- umsatz ergibt sich insgesamt ein ähnliches Bild wie bei der Aufteilung der Stellen. Im Bereich Kataster/hoheitliche Mes- sung werden durchschnittlich 62 % des Nettoumsatzes er- wirtschaftet und halb so viel im Bereich Ingenieurvermes- sung. Der Rest verteilt sich auf die Bereiche Wertermittlung, Bodenordnung, GIS und Sonstiges. Die kleineren Büros ma- chen anteilig mehr Umsatz im Bereich Kataster/hoheitliche Messung als die großen Büros.

Tabelle 8

Bürogröße: Gültige Kataster/ho- Ingenieur- Wert- Boden- GIS Sonstiges Stellen N heitl. Messung vermessung ermittlung ordnung <= 2 25 63,2 34,1 1,4 0,0 0,0 1,2 > 2 bis 4 51 70,5 25,5 1,9 0,4 0,2 1,5 > 4 bis 7 73 66,6 28,9 0,4 1,3 0,7 2,1 > 7 bis 10 44 61,1 32,7 0,8 2,0 2,3 1,1 > 10 bis 15 42 56,3 33,4 1,3 3,6 2,5 3,0 > 15 bis 20 16 51,9 34,8 0,8 4,0 4,8 3,8 > 20 13 41,8 44,1 0,8 3,3 2,2 7,8 Gesamt 264 62,4 31,2 1,0 1,8 1,4 2,2

Tabelle 8 | Anteile der Tätigkeitsbereiche (in %) am Nettoumsatz 2016 nach Bürogröße

Mit Auftraggebern aus dem Inland erwirtschaften die ÖbVI- Büros 99 % aller Umsätze, dabei 30 % mit gewerblichen, 43 % mit privaten und 27 % mit öffentlichen Auftraggebern. Bei den kleineren Büros dominieren die Aufträge aus dem privaten Bereich, bei den großen die gewerblichen Aufträge. Bei den öffentlichen Aufträgen kommen die Büros mittlerer Größe eher zum Zuge als die kleinen und großen Büros. Es gibt in der Auftraggeberstruktur regionale Unterschiede. Büros aus dem Osten machen 31 % des Nettoumsatzes mit öffentlichen Aufträgen, bei Büros in den Stadtstaaten be- trägt dieser Anteil nur 14 %. Umge kehrt ist es bei den ge - werblichen Aufträgen. Hiermit verdienen die Büros in den Stadtstaaten 42 % des Nettoumsatzes, Büros aus dem Os- ten nur 25 %.

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4 VERBAND

Tabelle 9

Bürogröße: Gültige Gewerblich Privat Öffentlich Ausland Sonstiges Stellen N Inland Inland Inland <= 2 25 28,2 49,2 21,8 0,2 0,6 > 2 bis 4 51 26,7 47,6 25,1 0,2 0,4 > 4 bis 7 73 27,3 42,5 29,2 0,3 0,7 > 7 bis 10 44 29,3 42,2 28,0 0,3 0,2 > 10 bis 15 42 33,7 38,1 27,1 0,4 0,7 > 15 bis 20 16 39,6 35,2 24,3 0,4 0,6 > 20 13 43,5 33,9 21,4 1,0 0,2 Gesamt 264 30,2 42,5 26,5 0,3 0,5

Tabelle 9 | Anteile der Auftraggeber am Nettoumsatz 2016 nach Bürogröße (in %)

Abbildung 5 100 % Sonstiges Öffentlich 80 % Privat

60 % Gewerblich

40 %

20 %

0 % <= 2 > 2-4 > 4-7 > 7-10 > 10-15 > 15-20 > 20 Gesamt

Abbildung 5 | Aufteilung der Nettoumsätze (in %) auf die Auftraggeber nach Bürogröße

Abbildung 6 30 % 28 % 26 % 24 % 22 % 20 % <= > > > > > > 2 2-4 4-7 7-10 10-15 15-20 20

Abbildung 6 | Anteilige Nettoumsätze (in %) bei öffentlichen Auftraggebern nach Bürogröße 11

4 VERBAND

Bei der erwarteten Entwicklung in den nächsten zwei Jahren hat sich die Einschätzung der vergangenen Jahre kaum ver- ändert und kann als verhalten optimistisch charakterisiert werden. Fast drei Viertel aller Büros (74 %) erwarten keine Veränderungen, 17 % sehen eine Verbesserung und nur 9 % erwarten für ihr Büro eine Verschlechterung. Die größeren Büros blicken etwas optimistischer in die Zukunft als die kleineren. Das koinzidiert mit einem größeren Anteil an Auf- trägen aus dem gewerblichen Bereich.

Tabelle 10

Bürogröße: Gesamt besser gleichbleibend schlechter Stellen Anzahl Zeilen % Anzahl Zeilen % Anzahl Zeilen % Anzahl Zeilen % <= 2 24 100,0 6 25,0 16 66,7 2 8,3 > 2 bis 4 50 100,0 6 12,0 37 74,0 7 14,0 > 4 bis 7 67 100,0 7 10,4 52 77,6 8 11,9 > 7 bis 10 45 100,0 6 13,3 39 86,7 0 0,0 > 10 bis 15 38 100,0 9 23,7 25 65,8 4 10,5 > 15 bis 20 15 100,0 5 33,3 10 66,7 0 0,0 > 20 14 100,0 4 28,6 9 64,3 1 7,1 Gesamt 253 100,0 43 17,0 188 74,3 22 8,7

Tabelle 10 | Zukunftsaussichten nach Bürogröße (Einschätzung für die nächsten zwei Jahre)

Dr. Johannes Gladitz Statistik-Service Dr. Gladitz [email protected]

Maike Küffer Statistik-Service Dr. Gladitz [email protected]

Der BDVI möchte sich an dieser Stelle bei allen, die an Martina Wolkowa-Norda der Benchmarkumfrage und -analyse mitgewirkt ha- BDVI-Geschäftsstellenleiterin ben, ganz herzlich bedanken. Für Rückfragen steht die [email protected] BDVI-Geschäftsstelle zur Verfügung.

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4 FORUM Liegenschaftskataster in dauernder Abmagerungskur

Klammheimlich ändern die leitenden Köpfe des NRW-Liegen- Dazu gibt es keine politischen Vorgaben, es sind vielmehr die sich schaftskatasters die Kommentierung der Kostenordnung (Verm- aus der fehlerhaften Beschreibung der Aufgabe des Vermessungs- WertGebO) in einem entscheidenden Punkt betreffend die Ge- wesens ergebenden Abgrenzungs- und Rückbildungsprozesse. wässermessung. Die dort angesprochene »Gewässermessung« falle nach der neuen Legaldefinition einer Liegenschaftsvermessung Dabei wäre in Deutschland ein WEG-Kataster (international 3-D- (§ 14 Abs.1 VermKatG NRW) nicht mehr unter diesen Begriff. Die Kataster) dringend erforderlich. Auch die kommunalen Aus- Gewässermessung (Flurstückslinie = bewegliche Grenze) diene gleichs flächenkataster sind durchweg in einem schlimmen Zu- weder der Feststellung oder Abmarkung noch der Koordinie - stand und rufen geradezu nach einem Rahmen im Liegenschafts - rung von Grundstücksgrenzen. Für die Abrechnung könne die kataster. VermWertGebO keine Grundlage sein. Diese Aufgaben werden über kurz oder lang von anderen Spar - Das bedeutet für den Öffentlich bestellten Vermessungsingenieur ten betreut werden, in denen weitsichtigere Leute an der Spitze gleichzeitig, dass seine Beurkundungsfunktion in puncto Ge- stehen. wässermessung eingeschränkt wird.

Damit entfernt sich das amtliche Vermessungswesen immer mehr von seiner Aufgabe, Ordnung im Eigentum zu schaffen, und Dr.-Ing. Otmar Schuster verliert sich in Nebenbegriffen wie »Feststellung«, »Abmarkung« BDVI-Ehrenpräsident und »Koordinierung«. [email protected]

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Mit Abstand betrachtet

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(Un)begrenzte Dachüberstände und Abstandsflächen

FRANK REICHERT | MAHLOW

or die Gebäudeaußenwände tretende Bauteile lösen unter bestimmten Voraussetzungen keine VAbstandsflächen aus. Seit in der Musterbauordnung 2002 die früheren Zulässigkeits merkmale für diese Ausnahmeregelung ersatzlos gestrichen wurden, ist es an dieser Stelle mit der viel beschworenen Einheitlichkeit im Abstandsflächenrecht vorbei. Die infolge der fehlenden Maßober- grenze zu beobachtende inhomogene Rechtsanwendung ist Anlass für eine Auseinandersetzung mit der abstandsflächenrechtlichen Vergünstigung für Dachüberstände.

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MBO 1981 / MBO 1997 schen vortretenden Bauteilen und der Fallgruppe der vor die Außenwand gesetzten Vorbauten vorgenommen. Während für Früher war die Welt noch in Ordnung! In Übereinstimmung mit die in § 6 Abs. 6 Nr. 2 genannten Vorbauten nach wie vor kon - den seinerzeitigen Musterbauordnungen vom 11. Dezember 1981 krete Maßvorgaben hinsichtlich ihres Vortretens greifen, wer- (MBO 1981) und vom 5. Dezember 1997 (MBO 1997) sahen die den für die unter § 6 Abs. 6 Nr. 1 begriffenen Bauteile (Dach - Landesbauordnungen nahezu einheitlich feste Maßvorgaben überstände und Gesimse) keinerlei Höchstmaße mehr genannt. für die Anrechnung von Dachüberständen vor. Vor die Außen- Ebenfalls abweichend von der bisherigen Regelung wird zudem wand tretende Bauteile wie Gesimse, Dachvorsprünge, Blumen - auf die Festlegung eines maximalen Grenzabstands verzichtet, fenster und Hauseingangstreppen blieben bei der Bemessung der bislang 2,00 m betrug. der Abstandsflächen immer dann außer Betracht, wenn sie nicht mehr als 1,50 m vortraten und mindestens 2,00 m von den Nach- bargrenzen entfernt waren. Die Regelung war eindeutig und je- Bei der Bemessung der Abstandsflächen bleiben der wusste, woran er war. Klare Schranken und Begrenzungen außer Betracht sorgten für sichere Rechtsanwendung. 1 | vor die Außenwand vortretende Bauteile wie Gesimse und Dachüberstände, Inhaltliche Abweichungen gegenüber dem Muster ergaben sich 2 | Vorbauten, wenn sie in den Landesbauordnungen meist dadurch, dass neben die Tie- a | insgesamt nicht mehr als ein Drittel der Breite fenbegrenzung als zusätzliche Anforderung trat, dass es sich im der jeweiligen Außenwand in Anspruch nehmen, Verhältnis zur zugehörigen Außenwand ausdrücklich um unter - b | nicht mehr als 1,50 m vor diese Außenwand geordnete Bauteile handeln musste (z. B. NBauO 1986, BayBO vortreten und 1997, BbgBO 2003; bis heute: BauO NRW, HBO, LBO BW). c | mindestens 2,00 m von der gegenüberliegen- den Nachbargrenze entfernt bleiben, In Berlin wurde hingegen die ursprüngliche Bestimmung, dass 3 | bei Gebäuden an der Grundstücksgrenze die vorspringende Bauteile den erforderlichen Grenzabstand bis zu Seitenwände von Vorbauten und Dachaufbauten, einem Drittel, höchstens jedoch um 1,50 m unterschreiten dür- auch wenn sie nicht an der Grundstücksgrenze fen (§ 7 Abs. 3 BauO Bln 1971), mit der Neufassung vom 28. Fe- errichtet werden. bruar 1985 zunächst gänzlich fallen gelassen, bevor dann zu - min dest mit dem Siebenten Gesetz zur Änderung der BauO Bln § 6 Abs. 6 MBO 2002, zuletzt geändert durch vom 19. Oktober 1995 u. a. »zum Schutz nachbarlicher Belange« Beschluss der Bauministerkonferenz vom 13. Mai 2016 ein maximaler Grenzabstand von 2,00 m eingeführt wurde (AH- Drs. 12/5688, S. 8).

MUSTERTREUE Vor die Außenwand vortretende Bauteile wie Gesimse, Dachvorsprünge, Blumenfenster, Hauseingangstreppen Nur langsam fand die Neuregelung Widerhall bei den Landes- und deren Überdachungen und Vorbauten, wie Erker gesetzgebern. In den letzten 15 Jahren haben Bayern, Berlin, und Balkone, bleiben bei der Bemessung der Abstands- Brandenburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und flächen außer Betracht, wenn sie nicht mehr als 1,5 m Thüringen nach und nach die Regelung des § 6 Abs. 6 Nr. 1 MBO vortreten. Von den Nachbargrenzen müssen sie min- 2002 übernommen, Hamburg mit der expliziten Beschränkung destens 2 m entfernt bleiben. auf untergeordnete Bauteile. § 6 Abs. 7 MBO 1997 Die Rechtsangleichung ist dabei nicht immer geradlinig verlau- fen. Brandenburg hatte zunächst die entgegengesetzte Richtung eingeschlagen. Wegen der Verkürzung der Abstandsflächen auf MBO 2002 0,50 m wollte man Vorbauten und Bauteile nicht mehr im bis- herigen Ausmaß zulassen (LT-Drs. 3/5160), sodass Pfeiler, Ge- Mit der Neufassung der Musterbauordnung vom 1. November simse, Dachüberstände und andere untergeordnete Bauteile statt 2002 (MBO 2002) wurden die bislang im Wesentlichen unver - 1,50 m nun nur noch 1,00 m vor die Außenwand treten durften, ändert gebliebenen Abstandsregelungen umfassend überarbei- um keine Abstandsflächen auszulösen (§ 6 Abs. 7 BbgBO 2003). tet und insbesondere in den Bemessungsvorschriften geändert. Erst mit der Novelle 2016 übernahm man schließlich die Rege - Bei den für die Abstandsflächenberechnung unbeachtlichen Bau - lung der Musterbauordnung und verzichtete ganz auf Maßvor- teilen und Vorbauten wurde eine deutlichere Abgrenzung zwi- gaben für Dachüberstände.

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PRIVILEGIERUNGSTATBESTÄNDE FÜR ABSTANDSFLÄCHENRECHTLICH UNBEACHTLICHE BAUTEILE/DACHÜBERSTÄNDE

Bundesland Rechtsvorschrift Tiefen- Grenz- Unter- Anpassung begrenzung abstand ordnung an MBO 2002

Musterbauordnung § 6 Abs. 6 Nr. 1 MBO 2002 – – –

§ 6 Abs. 7 MBO 1997 1,50 m 2,00 m –

Baden-Württemberg § 5 Abs. 6 Nr. 1 LBO 1,50 m 2,00 m x

Bayern Art. 6 Abs. 8 Nr. 1 BayBO – – – 14.08.2007

Berlin § 6 Abs. 6 Nr. 1 BauO Bln – – – 17.06.2016

Brandenburg § 6 Abs. 6 Nr. 1 BbgBO – – – 19.05.2016

Bremen § 6 Abs. 6 Nr. 1 BremLBO – – – 06.10.2009

Hamburg § 6 Abs. 6 Nr. 1 HBauO – – x 14.12.2005

Hessen § 6 Abs. 6 HBO 1,50 m 2,00 m x

Mecklenburg-Vorpommern § 6 Abs. 6 Nr. 1 LBauO M-V – – – 18.04.2006

Niedersachsen § 5 Abs. 3 Nr. 1 NBauO 0,50 m – –

Nordrhein-Westfalen § 6 Abs. 7 Nr. 2 BauO NRW 1,60 m 2,00 m x

Rheinland-Pfalz § 8 Abs. 5 S. 2 LBauO 1,50 m 2,00 m –

Saarland § 6 Abs. 6 Nr. 1 LBO 0,50 m – –

Sachsen § 6 Abs. 6 Nr. 1 SächsBO – – – 28.05.2004

Sachsen-Anhalt § 6 Abs. 6 Nr. 1 BauO LSA 0,80 m – –

Schleswig-Holstein § 6 Abs. 6 Nr. 1 LBO 1,50 m 2,00 m –

Thüringen § 6 Abs. 6 Nr. 1 ThürBO – – – 16.03.2004

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TRADITIONSBEWUSSTSEIN flächenrechts nicht erreicht habe, indem mit den neuen Rege- lungen längst geklärte Fragen erneut aufgeworfen werden. In der anderen Hälfte der Bundesländer herrscht indessen ab- standsflächenrechtliche Tradition. Die empfohlene Reduzierung Und so behielten die Länder Baden-Württemberg, Hessen und der materiellen Regelungsdichte für privilegierte Dachüber- Schleswig-Holstein in bewusster Abgrenzung zur MBO 2002 die stände fand wenig Anklang. Auch wenn man vor 15 Jahren die etablierten Höchstmaße von 1,50 m für das Hervortreten und Neufassung der Musterbauordnung mehrheitlich mitgetragen 2,00 m für den Grenzabstand bei. In Nordrhein-Westfalen er- hatte, hielt und hält man im eigenen Lande dann lieber doch höhte man den zulässigen Dachüberstand noch auf 1,60 m, wäh- an Altbewährtem fest. rend man in Niedersachsen und Schleswig-Holstein die Grenze bei 0,50 m zog. In Sachsen-Anhalt sah der Regierungsentwurf Es konnte nicht verborgen bleiben, dass die unkritische Über- für die 2013 novellierte BauO LSA ursprünglich die mustertreue nahme der MBO-Regelung keineswegs ohne Missbilligung von- Umsetzung vor (LT-Drs. 6/1805); aber die Ingenieurkammer sorg- stattenging. So hat Andreas Dhom in seiner Kommentierung te mit Unterstützung des BDVI im parlamentarischen Verfahren des Art. 6 BayBO mehr als deutlich zum Ausdruck gebracht, dass dafür, dass für privilegierte Dachüberstände ein Grenzmaß von es u. a. wegen der zusätzlichen Verschattung aus nachbarrecht- 0,80 m eingeführt wurde. licher Sicht unvertretbar erscheine, dass der Gesetzgeber für Dachüberstände nicht einmal die für Vorbauten geltende Tiefe von mindestens 1,50 m beibehalten hat (Simon/Busse, 93. EL Ja- UNEINHEITLICHE RECHTSANWENDUNG nuar 2009, Art. 6, Rn. 410). Überdies könne es nur als Versehen gewertet werden, dass selbst der bisher geforderte Mindest - Infolge der konträren Rezeption der Musterbauordnung ist das abstand zur Grenze von 2,00 m nicht mehr festgelegt ist (Rn. deutsche Abstandsflächenrecht in dieser Detailfrage regelrecht 408). In ähnliche Richtung zielt die allgemeine Kritik von Ger- zweigeteilt. Doch besteht die Differenz nicht etwa zwischen hard Boeddinghaus (2007, Umschlagtext), dass die Novellierung Bundesländern mit Maßvorgabe für Dachüberstände und sol- der BayBO 2008 die angestrebte Vereinfachung des Abstands- chen ohne Tiefenbegrenzung. Der Dualismus äußert sich viel-

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mehr darin, dass neben die Bundesländer mit konkreter Geset - RECHTSETZUNG DURCH zes regelung jene mit »inoffiziellen« Beschränkungen treten. VERWALTUNGSVORSCHRIFTEN?

Die Oberste Baubehörde im Bayerischen Innenministerium ver- Wie kommen all diese zwar praktikablen, aber im Detail doch fügte in den Vollzugshinweisen zur BayBO 2008 am 13. Dezem- ganz unterschiedlichen »amtlichen« Auslegungen und Ergän- ber 2007 unter Ziff. 6.8.1: »Abstandsflächenirrelevant ist ein Dach - zun gen ein und derselben Regelung zustande? War man sich überstand grundsätzlich immer dann, wenn er orts- oder land- bei der Übernahme des Musterrechts nicht der damit verbunde- schaftsüblich ist. Unabhängig davon darf der Dachüberstand nen Konsequenzen bewusst und versucht nun nachzusteuern? keine eigenständige Funktion (z. B. Überdachung eines Kraft- Oder soll auf diese Weise der jeweiligen authentischen Interpre - fahrzeugstellplatzes) haben.« In den von gleicher Stelle verant - tationen des Musterrechts zum Durchbruch verholfen werden? worteten »Fragen und Antworten« zur Auslegung der Bayeri- schen Bauordnung (Stand 8. August 2017) wird weitergehend Offenkundig fehlt nach der Übernahme des Musterrechts ein ausgeführt, dass »nur der baukonstruktiv erforderliche oder der gesetzlicher Orientierungsrahmen für privilegierte Dachüber- baugestalterisch ortsübliche« Dachüberstand ohne eigene Ab- stände, der die rechtssichere Anwendung gewährleisten würde. standsfläche zulässig sei. Die noch in der Begründung zum Diskussionsentwurf vom 10. No- vember 2000 zum Ausdruck kommende Zielsetzung, dass die An die bayerischen Hinweise angelehnt formulieren die Hand- Neufassung des § 6 Abs. 6 MBO der Rechtsklarheit und besseren lungsempfehlungen zum Vollzug der LBauO M-V 2006 in Nr. Ablesbarkeit dienen soll, wurde erkennbar nicht verwirklicht. 6.61 (Stand Februar 2013), dass ein Dachüberstand nicht ab- Um Vollzugsproblemen wegen fehlender Zulässigkeitsmerkmale standsflächenrelevant ist, wenn er ortsbildprägend ist, ergänzt für Dachüberstände vorzubeugen, schuf man allem Anschein um die lapidare Feststellung: »Vortretende Bauteile haben Ge- nach in bester Absicht selbst gesetzte Leitlinien, die die aufge - staltungs- oder Gliederungsfunktion.« In der bauaufsichtlichen rissenen Lücken schnell wieder schließen sollten. Praxis folgert man daraus, dass privilegierte Dachüberstände ausschließlich Gestaltungs- und Wetterschutzfunktionen ha- Als »Binnenrecht« wenden sich die Verwaltungsvorschriften, Voll - ben dürften und ortsbildprägend sein müssten. Soll ein größer- zugshinweise und Handlungsempfehlungen in ihrer abstrakt-ge - er Dachüberstand als maximal 0,50 m als ortsüblich anerkan- nerellen Wirkung grundsätzlich nicht an die Entwurfsverfasser nt werden, wäre dies durch eine Umgebungsanalyse nachzu - oder die Bauenden, sondern unmittelbar an die Bauge nehmi- weisen. gungsbehörden, die als nachgeordnete und damit weisungsab- hängige Behörden zur Beachtung der Verfügungen verpflichtet Nr. 6.6.1 VollzBekThürBO vom 3. April 2014 stellt gleichfalls auf sind. Ungeachtet ihrer fehlenden allgemeinverbindlichen Außen - die Gestaltungsfunktion ab, differenziert aber deutlicher hin- wirkung und der Beschränkung auf den verwaltungsinternen sichtlich der Ortsüblichkeit: »In Abhängigkeit von Gebäudehöhe Bereich erlangen die Verwaltungsvorschriften infolge der ad- und lokaler Bautradition können Dachüberstände von über 0,7 ministrativen Selbstbindung zugleich mittelbare Bedeutung für m auch andere funktionelle Eigenschaften haben und sind dann das Außenrechtsverhältnis. Sie verwirklichen das selbstverständ- abstandsflächenrechtlich wie Vorbauten nach Nr. 2 zu behan- liche Recht der Exekutive, ein konsistentes Verwaltungshandeln deln.« Ähnlich, allerdings mit einer großzügigeren Maßvorga - zu gewährleisten, sind aber grundsätzlich nicht autorisiert, über be, bestimmt Nr. 6.6.1 VwVSächsBO vom 18. März 2005, dass den Gesetzeswortlaut hinausgehendes materielles Bauord nungs - Dachüberstände von über 1,50 m abstandsflächenrechtlich be- recht zu schaffen, so dass letztlich ihre Durchsetzbarkeit durch achtlich sind, wenn sie andere funktionale Eigenschaften ha- die Rechtsprechung fraglich bleibt (Dhom in Simon/Busse 2017, ben, d. h. selbständig nutzbar sind. Art. 6, Rn. 413, 418).

In Berlin hatte man bei der Anlehnung an das Musterrechts laut Begründung zum Bauvereinfachungsgesetz vom 29. September BAUTEILE IM GESETZESWORTLAUT 2005 gleichfalls auf die (orts-)übliche und erforderliche Schutz- funktion beschränkte Dachüberstände im Kopf, die je nach Ge- Die Musterbauordnung und die mit ihr korrespondierenden Lan- bäudedimension von 0,3 bis 1,0 m Tiefe auskragen dürften (AH- desbauordnungen definieren die vor die Außenwand vortre- Drs. 15/3926). In Hamburg wiederum, wo die Musterregelung tenden Bauteile anhand der beispielhaften Nennung von Ge- allerdings um die zusätzliche rechtliche Anforderung der Un- simsen und Dachüberständen. Diese nicht abschließenden Auf - terordnung ergänzt ist, sehen die »FAQ zu § 6 HBauO« (Stand zählung verdeutlicht, dass damit keine eigenständig benutz- 1. Dezember 2014) der Behörde für Stadtentwicklung und Um - baren Teile der Außenwand oder des Gebäudes angesprochen welt vor, dass nur Dachüberstände bis maximal 0,5 m bei der sind (OVG Mecklenburg-Vorpommern, Urteil vom 4. Dezember Bemessung der Abstandsflächen außer Betracht bleiben. 2013, 3 L 143/10). Aus dem Begriffsmerkmal des vortretenden

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Bauteils folgt zudem, dass es sich insoweit um aus Baustoffen GESETZESBEGRÜNDUNGEN hergestellte Bauprodukte handeln muss, die dem Gebäude, vor dessen Außenwand sie treten, als unselbstständige Bestandteile Auch in den einschlägigen Gesetzesbegründungen finden For- konstruktiv und baulich zugeordnet sind. Das heißt, sie müssen derungen nach einer quantitativen Unterordnung von Dach- nach ihrer Funktion dem Gebäude bzw. der Wand selbst dienen überständen keine Stütze. Denn diese rekurrieren zumeist wort- (Otto 2016, Rn. 342; Reimus/Semter/Langer 2017, § 6, Rn. 50). wörtlich auf die Begründung zur MBO 2002 und beschränken Im Umkehrschluss kann die abstandsflächenrechtliche Privile- sich bezüglich der privilegierten Bauteile auf die Feststellung, gierung nicht auf Bauteile angewandt werden, denen eine ei- dass die neu formulierte Regelung in Nr. 1 nunmehr »u. a. ge- gene, neue Funktion zukommt, die der Hauptbaukörper bisher nerell Dachüberstände in den Abstandsflächen« zulässt. Durch nicht hatte oder deren Zweck darin besteht, Wohn- und Nutz- diese unmissverständliche Wortwahl lassen die amtlichen Be- flächen zu erweitern oder zu erschließen (OVG Schleswig-Hol- gründungen keine Zweifel daran aufkommen, dass eine maß - stein, Beschluss vom 12. Dezember 2014, 1 LA 57/14). Eine funk- liche Unterordnung wie in der Altregelung nicht mehr in Be- tionale Unterordnung von Dachüberständen in der Art und Wei- tracht kommt. Deutlicher als mit dem Terminus »generell« kann se, dass diese neben der Hauptfunktion nicht auch noch einen man kaum ausdrücken, dass eine Bestimmung allgemein und Zusatzzweck wie die Überdachung darunterliegender Balkone ohne Einschränkungen grundsätzlich anzuwenden sein soll. erfüllen dürften, kann aus dem Wortlaut aber nicht abgeleitet werden (VG München, Beschluss vom 18. August 2015, 11 SN Hinzu tritt, dass in keiner der Begründungen darauf hingewiesen 15.3045). wurde, dass die Neuregelung für den Bauenden zu einer erheb- lichen Verschlechterung gegenüber der bisherigen Rechtslage Ebenso wenig bietet der reine Gesetzeswortlaut Anhaltspunk- führt, was der Fall wäre, wenn die zuvor geltende Tiefenbe schrän- te für eine Orientierung zulässiger Dachüberstände an der orts - kung von z. B. 1,50 m durch eine unbestimmte Unterordnungs - üblichen Baustruktur. Insbesondere stellt die Vorschrift nach forderung verkürzt würde. Dagegen stellt die amtliche Begrün- ihrem Wortlaut keine belastbare Rechtsgrundlage dar, um im dung zur BayBO 2008 ausdrücklich klar, dass mit der Neurege - Ein zelfall von der ortstypischen Bauweise abweichende und orts- lung keine Verschärfung des materiellen Zulässigkeitsmaßstabs gestalterisch nicht vertretbare Dachüberstände zu verhindern im Verhältnis zur früheren Rechtslage verbunden sei (LT-Drs. (Dhom 2017, Art. 6, Rn. 416). Hier können allenfalls die vor Ver- 15/7161, S. 43). unstaltung des Straßen- und Ortsbilds schützenden Mindest- standards nach § 9 MBO greifen, soweit nicht zum Schutz des Ortsbilds in kommunalen Gestaltungssatzungen nach § 86 MBO ÖFFNUNGSKLAUSEL besondere Anforderungen für Dachüberstände festge schrieben sind. Angesichts der auf die Fachkommission Bauaufsicht der Bau- ministerkonferenz »outgesourcten« Fortentwicklung des Bau - Schließlich lässt sich aus der konkreten Formulierung von § 6 ordnungsrechts kommt man nicht umhin, zusätzlich zu den län- Abs. 6 Nr. 1 MBO und seinen landesrechtlichen Entsprechungen derspezifischen Gesetzesbegründungen auch die zur Muster- auch nicht die Schlussfolgerung ziehen, dass es für die abstands - bauordnung ergangenen administrativen Materialien als Aus- flächenrechtliche Privilegierung von Dachüberständen auf das legungshilfe heranzuziehen. Merkmal der quantitativen Unterordnung ankäme. Zwar han- delt es sich bei vortretenden Bauteilen wie Gesimsen und ver- Dabei stellt sich heraus, dass die Begründung zur Musterbau- gleichbaren plastischen Fassadendetails um relativ unbedeuten- ordnung, Stand November 2002, die generelle Zulassung von de und insofern untergeordnete Bestandteile der Außenwand, Dachüberständen als abdingbare Musterregelegung begriffen doch trifft dies für die gleichrangig als Regelbeispiel genann - hat und insoweit ausführt, dass »sich aufgrund landesspezifi- ten Dachüberstände gerade nicht zu. Im Gegensatz zu Gesim- scher Besonderheiten die Erforderlich keit einer Größenbegren- sen und ähnlichen Gliederungselementen sind Dachüberstände zung ergeben« kann. Auf diese Weise wird den Bundesländern durchaus auch als weit ausladende Bauteile vorstellbar. Wäre eine Möglichkeit an die Hand gegeben, bei einer streng am eine Maßbegrenzung auch für Dachüberstände gewollt gewe- Muster ausgerichteten Umsetzung der Regelung dennoch an sen, hätte es im Sinne der mit der MBO-Novellierung 2002 ver- einer Größenbegrenzung festzuhalten. Dazu genügt, wie dies folgten Zielsetzung der rechtssicheren Anwendbarkeit dieser in § 6 Abs. 6 Nr. 1 BauO LSA verwirklicht ist, ein minimaler Zu- Vorschrift nahegelegen, dies auch ausdrücklich zu regeln. Dies satz: »Bei der Bemessung der Abstandsflächen bleiben außer Be- gilt erst recht, nachdem gleichzeitig der frühere Idiom des Dach - tracht […] vor die Außenwand vortretende Bauteile wie Gesimse vorsprungs durch den schon nach seinem Wortsinn weitrei- und Dachüberstände bis zu 0,80 m.« Musste den Landesgesetz- chenderen Begriff des Dachüberstands ersetzt wurde. gebern die Öffnungsklausel der MBO 2002 be kannt sein, wurde aber gleichwohl keine Begrenzung von Dach überständen vorge-

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sehen, kann nur davon ausgegangen werden, dass die generelle 2016 »in beliebigem Maße vortreten« können, was neben der ent- Außerachtlassung von Dachüberständen gewollt war. fallenen maßlichen Begrenzung des Vortretens auch der »nicht nachvollziehbaren Streichung« des Tatbestandsmerkmals der Unterordnung geschuldet sei. Vortretende Bauteile bräuchten KOMMENTARLITERATUR demnach nicht »nach Gestalt und Größe in Bezug auf die Au- ßenwand bzw. das Dach unbedeutend« zu sein, sondern könn ten Die neueren Kommentare richten sich weitgehend konsequent »durchaus ins Gewicht fallen« und »die Erscheinung der Außen- am Gesetz aus und gelangen so im Großen und Ganzen zu kei- wand oder des Dachs prägen« (Otto 2016, Rn. 342). Die ein- nen anderen Erkenntnissen. Gerhard Boeddinghaus äußert sich heitliche Erläuterung des Abstands flächenrechts für Berlin und vor dem Hintergrund der Neufassung der BayBO 2008 unmiss- Brandenburg von Otto, Rolf Kemper und Patrick Schulz ergänzt, verständlich, dass Dachüberstände nach der Aufhebung der dass »durch eine über den Wortlaut des Gesetzes hinausgehende Höchst maße auch dann außer Betracht bleiben, »wenn sie weit Auslegung des Begriffs des vortretenden Bauteils« weder von vor die Außenwand vortreten (wie namentlich in Oberbayern der Verwaltung noch von den Gerichten Maßobergrenzen be- üblich)« (Boeddinghaus 2008, Rn. 357). Ähnlich kommentiert stimmt werden können, wenn sich der Gesetzgeber bewusst ei- Ruben Langer (Reimus/Semtner/Langer 2017, § 6, Rn. 49), dass ner Regelung enthalten hat (Otto/Kemper/Schulz 2017, Rn. 227). hervortretende Bauteile abweichend von der bisherigen (bran- denburgischen) Regelung nunmehr »nicht nur dann privilegiert« Diese Auffassung wurde im Übrigen schon vor 30 Jahren von werden, wenn sie weniger als 1,00 m vortreten, sodass sie »auch Karsten-Michael Ortloff zum damals bereits ohne Maßbegren- nicht mehr einen Mindestabstand von 2,00 m von den Nach- zungen für vortretende Bauteile ausgestalteten § 6 Abs. 7 BauO bargrenzen oder von den Abstandsflächen anderer Gebäude Bln 1985 geteilt. Da § 6 Abs. 7 Satz 1 MBO 1981 die Vorsprünge einzuhalten« brauchen. auf solche begrenzt, die nicht mehr als 1,50 m vortreten, liege die Interpretation nahe, dass der Berliner Gesetzgeber hierauf Christian-W. Otto wird noch deutlicher, wenn er feststellt, dass bewusst verzichtet hat. Weder der Wortlaut noch der Sinn und Bauteile infolge der insoweit mustertreuen Novelle der BbgBO Zweck der Vorschrift ließen durch Auslegung eine Festlegung

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auf ein Höchstmaß zu (Ortloff 1987, Rn. 165). Jedoch würden eine weiter gehende Lösung entscheiden könnte, ohne damit sich Begrenzungen des Maßes unmittelbar aus der Funktion der schützenswerte Nutzungsinteressen einseitig hintanzustellen. Bauteile ergeben (Ortloff 1987, Rn. 165, Anm. 4). Als Regelfall Dessen ungeachtet entschied sich dieser jedoch in der NBauO könne ein Vortreten bis zu 1,50 m angenommen werden (Ort- 2012 dafür, die in der Rechtsprechung entwickelte Auslegung loff/Korbmacher 1999, Rn. 146, Anm. 3). zu übernehmen und den erforderlichen Abstand explizit auf 0,50 m festzusetzen (LT-Drs. 16/3195, S. 72). Vor dem Hintergrund der in amtlichen Handlungsempfehlun- gen und Richtlinien zum Ausdruck kommenden abweichenden Aus Bayern liegt dagegen obergerichtliche Rechtsprechung für Auslegungen kann es nicht verwundern, dass »halbamtliche« das Abstandsprivileg im Wortlaut der MBO 2002 vor. Im Be- Kommentierungen ein differenzierteres Bild vermitteln. So merkt schluss des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs (BayVGH) vom etwa Jens Meißner in seinem Kommentar zur Thüringer Bau- 28. Juni 2011 (2 ZB 09.1641) ging es um einen nach altem Recht ordnung bedachtsam an, dass Dachüberstände zwar generell des Art. 6 Abs. 8 Nr. 1 BayBO 2008 mit 1,50 m insoweit unterge - zulässig seien, bei gemessen an der Ortsüblichkeit übergroßen ordneten Dachüberstand, dessen Bauausführung nach Ansicht Dachüberständen aber die Bildung einer fiktiven Wand erforder - des Klägers abweichend von den genehmigten Plänen erfolgt lich sein werde (Meißner 2014, § 6, Rn. 24). sein soll. Der BayVGH führte dazu aus, dass dies nach Art. 6 Abs. 8 Nr. 1 BayBO 2008 nicht mehr relevant sei, da Dachüber- Der Kommentar zur BayBO von Paul Molodovsky, Gabriele Fa- stände nunmehr unabhängig von deren Tiefe bei der Bemessung mers und Timm Waldmann geht dagegen weit über die Zielvor- der Abstandsflächen außer Betracht blieben und die behaup- gaben der bayerischen Vollzugshinweise hinaus, wenn er vom tete planabweichende Bauausführung somit materiell legal sei. privilegierten orts- oder landschaftsüblichen Dachüberstand oh- Generell ist festzustellen, dass die bayerischen Verwaltungs- ne »eigenständige – über die Gestaltung hinausgehende – Funk- gerichte Dachüberstände bis zu 1,50 m grundsätzlich nicht be- tion« unter Berufung auf eine Entscheidung des OVG Lüneburg anstanden, selbst wenn diese im Nebenzweck Balkone über- aus dem Jahr 2007 zusätz lich verlangt, dass dieser nicht tiefer als decken (z. B. VG München, Beschluss vom 18. August 2015, 0,50 m ist (Molodovsky/Famers/Waldmann 2017, Art. 6, Rn. 239). M 11 SN 15.3045).

RECHTSPRECHUNG ÜBERGROSSE DACHÜBERSTÄNDE

Mit Urteil vom 5. September 2007 (1 LB 43/07) hatte das OVG Zum Umgang mit übergroßen Dachüberständen hatte die älte- Lüneburg die umstrittene Frage, wann ein Dachvorsprung im re Kommentarliteratur einhellig die Auffassung vertreten, dass Sinne des § 7b Abs. 1 Satz 2 NBauO 1986 als untergeordnet an- bei Überschreitung der Maßobergrenzen die jeweiligen Bauteile zusehen ist, dahin gehend entschieden, dass dies nur dann (noch) (oder Vorbauten) voll und nicht etwa in einer entsprechend ver- der Fall sei, wenn er (einschließlich Regenrinne etc.) maximal minderten Tiefe bei der Ermittlung der Abstandsflächen zu be- 0,50 m tief ist. Auf die der MBO 2002 verpflichteten landesge- rücksichtigen sind (Boeddinghaus 1999, Rn. 169; Boeddinghaus setzlichen Bestimmungen ist diese für das frühere niedersäch- 2007, Rn. 362; daran anschließend Radeisen 2017, Rn. 499). sische Landesrecht getroffene Entscheidung jedoch nicht über- tragbar (so auch Otto/Kemper/Schulz 2017, Rn. 227, Anm. 299). Die Fragestellung erfordert jedoch eine differenziertere Be trach- Dem Urteil lagen gänzlich andere rechtliche Rahmenbedingun- tung. Zwar mit Blick auf Vorbauten, jedoch auf Bauteile wie Dach - gen zugrunde, die das Gericht auch deutlich herausstellt. So überstände übertragbar, hat der VGH Baden-Württemberg mit geht es namentlich davon aus, dass der damals zur Debatte ste- Urteil vom 10. Oktober 2002 (5 S 1655/01) ausgeführt, dass bei hende »Dachvorsprung« schon dem Wortsinn nach in seinen Di- Vorbauten wie Balkonen, welche »die kumulativen Maße des mensionen hinter einem »Dachüberstand« zurückbleibt: »Der § 5 Abs. 6 Nr. 2 LBO nicht einhalten«, die also mehr als 1,50 m Dachvorsprung darf nur ein Vorsprung und kein Dachüberstand vortreten und gleichzeitig von Nachbargrenzen weniger als sein« (zit. nach juris, Rn. 52). Und schließlich hat sich das Gericht 2,00 m entfernt bleiben, Abstandsflächen vor den Außenwän- insbesondere aus dem damals gesetzlich verankerten Erforder- den liegen (zit. nach juris, Rn. 20). nis der Unterordnung veranlasst gesehen, die höchstzulässige Ausladung (einschließlich Regenrinne und anderer vergleich- Nicht wesentlich anders betrachtet der BayVGH diese Konstel- barer Teile) mit 0,50 m zu bestimmen, nicht ohne jedoch darauf lation und resümiert in seinem (noch zur Altregelung ergan- hinzuweisen, dass in anderen Bundesländern vielfach Dachvor- genen) Beschluss vom 29. November 2006 (1 CS 06.2717), dass sprünge/-überstände größerer Tiefe gestattet seien. In diesem die Abstandsflächen für die Außenwandteile eines Bauteils bzw. Zusammenhang gab das Gericht dem niedersächsischen Gesetz- Vorbaus gesondert zu berechnen sind, wenn eine der gesetz - geber mit auf den Weg, dass es sich voraussichtlich auch für lichen Voraussetzungen nicht erfüllt ist. Für den Fall, dass die

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Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt FAQ zurr HBauO Amt für Bauordnung und Hochbau Seite 9

Wie werden Dachüberstände größer 50 cm bei derr Bemessung der Abstandsflächen berücksichtigt?1

Auch bei größeren Dachüberständen können 50 cm eines Dachüberstandes, gerechnet von der Traufe, bei der Bemessung derr Abstandsflächen außerr Betracht bleiben.

Beispiel: Bei einem Dachüberstand von 80 cm bleiben nach Abzug der ersten 50 cm noch 30 cm Dachüberstand über. Für die Bemessung der Abstandsfläche ist der Schnittpunkt der Außenwand mit der Dachhaut in die Achse der abzuziehenden 50 cm zu verschieben. Von dieser gedachten Außenwand ist die Abstandsfläche zu bemessen (siehe Bild).

Stand 01.12.2014

»Voraussetzungen nicht vollständig erfüllt« sind, hält der flächenrechtlich ungünstiger behandelt wird als eine näher an BayVGH im weiteren Beschluss vom 30. April 2007 (1 CS 06.3335) der Grenze stehende Wand mit einem von der Grenze gleich im Grundsatz daran fest, schränkt jedoch an entscheidender weit entfernten, aber höchstens 1,50 m vortretenden Bauteil Stelle erheblich ein: »Ist der Tatbestand des Art. 6 Abs. 3 Satz 7 bzw. Vorbau«. BayBO […] nur deswegen nicht erfüllt, weil der (unter geordne - te und einen Grenzabstand von 2,00 m wahrende) Bau teil/Vorbau Da dieser Rechtsmeinung noch die zur MBO 1997 vergleich ba - mehr als 1,50 m vorspringt, dann ist die ›fiktive‹ Wand nicht in re Altregelung zugrunde liegt, ist die Anwendung auf das gelten - der Flucht der Außenkante des Bauteils/Vorbaus anzuordnen, de Recht nicht ohne Tücken, soweit für Dachüberstände keine sondern an der Stelle, ab der der Bauteil/Vorbau nur noch 1,50 m Privilegierungsmaße mehr festgelegt sind. Es wird nachvollzieh - vorspringt« (zit. nach juris, Rn. 21). bar, warum Dhom den Verzicht auf den bisher geforderten Grenz - abstand so scharf kritisierte und gleichzeitig darauf bestand, Mit anderen Worten: Ist der 2,00 m-Abstand von der Grund- dass dieser aus nachbarrechtlichen Gründen nach wie vor nicht stücksgrenze nicht gewahrt, sind für die Bemessung der Ab- unterschritten werden dürfte (Simon/Busse 2017, § 6, Rn. 409, standsflächen die Außenkanten maß geblich. Sind dagegen al - 411). Denn nur so bleibt die Rechtsauffassung des BayVGH für lein die privilegierten Höchstmaße des Bauteils überschritten, die sich im jeweiligen konkreten Einzelfall ergebenden Maßober - wird die entsprechend zurückversetzte vertikale Bezugsebene grenzen sinngemäß anwendbar (Simon/Busse 2017, § 6, Rn. 419). maßgeblich. Das Gericht hat überzeugend damit argumentiert, Dass dies funktioniert, zeigen neuere Entscheidungen, die auch dass diese Interpretation erforderlich sei, »um die Ungereimtheit in der veränderten Rechtslage an dem vom BayVGH aufge zeig - zu vermeiden, dass eine von der Grenze weiter entfernte, den ten Weg festhalten (z. B. VG Augsburg, Beschluss vom 20. März Nach barn mithin weniger stark belastende Außenwand mit ei- 2013, Au 4 S 13.318). nem mehr als 1,50 m vortretenden Bauteil bzw. Vorbau abstands-

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Inzwischen hat sich die neuere Rechtsauffassung etabliert und In Berlin hatte man diesen z. B. 1995 ausdrücklich auch »aus Eingang in die einschlägigen Kommentare gefunden. Verwiesen Gründen des Brandschutzes« eingeführt und auf 2,00 m be- sei hier für Baden-Württemberg auf Schlotterbeck/Busch (2011, grenzt (7. ÄndG BauO Bln, AH-Drs. 12/5688, S. 8). Vor diesem Rn. 168), für Bayern auf Simon/Busse (2017, § 6, Rn. 419) und Hintergrund erstaunt es, dass zwei Jahrzehnte später die Strei- Dirnber ger (2011, Rn. 276) sowie auf die insoweit überein stim - chung ebendieser Regelung aus der BauO Bln damit begründet menden Kommentare für Brandenburg, Thüringen, Sachsen und wurde, dass bei Dachüberständen kein entsprechender Regelungs - Sachsen-Anhalt (Jäde/Dirnberger/Förster u. a. 2017, § 6, Rn. 165; bedarf besteht, »weil das Brandwanderfordernis (unter 2,50 m Jäde/Dirnberger/Michel u. a. 2017, § 6, Rn. 197; Jäde/Dirn berger/ Abstand zur Grundstücksgrenze) grundstücksnahen Dach über- Böhme u. a. 2017, § 6, Rn. 160; Jäde/Dirnberger/Bauer u. a. 2017, ständen entgegensteht« (3. ÄndG BauO Bln, AH-Drs. 17/2713, § 6, Rn. 165). Auch findet sich die Sichtweise in amt lichen Hand - S. 49). reichungen, etwa den Hamburger »FAQ zu § 6 HBauO« (s. Ab- bildung S. 23). Allerdings schließt es das Brandwanderfordernis nicht gänzlich aus, dass Bauteile über die Brandwand ragen und einen gerin- geren Abstand zur Grundstücksgrenze haben. Denn bei Gebäu- AUSSCHLUSSKRITERIEN den der Gebäudeklassen 1 bis 3 sind Brandwände nur bis unter die Dachhaut zu führen, wobei verbleibende Hohlräume voll- Je weiter ein Dachüberstand vor die Außenwand ragt, umso mehr ständig mit nicht brennbaren Baustoffen auszufüllen sind (§ 30 wird es statisch erforderlich, dass ein solches Dach zusätzliche Abs. 5 BauO Bln / MBO). Ist zudem wegen ausreichendem Grenz- Stützpfosten, Säulen, Pfeiler, Seitenwände oder Ähnliches er- abstand gar keine Brandwand erforderlich, können Dachüber - halten muss, um die größere Ausladung abzufangen. Die Privi- stände auch den Abstand von 2,50 m zur Grundstücksgrenze legierung als Dachüberstand geht dadurch verloren, sodass die unterschreiten. Sie sind dann so auszubilden, dass eine Brand- Bauteile selbst abstandsflächenpflichtig werden und sodann ausbreitung auf und in diesen Bauteilen ausreichend lang be- nach den allgemeinen Regeln des Abstandsflächenrechts zu be- grenzt ist, es sei denn, dass ein Abstand von mindestens 5,00 m handeln sind. zu bestehenden oder nach den baurechtlichen Vorschriften zu- lässigen künftigen Gebäuden gesichert ist (Nr. 6.6.1 VollzBek- Bei verlängerten Dächern, die von Pfeilern oder Säulen unter- ThürBO vom 3. April 2014). stützt werden, gilt die von den Stützelementen begrenzte ver- tikale Fläche als neue »fiktive Außenwand«, die mit ihrer Wand- Schließlich ist bei grenznahen Bauteilen darauf zu achten, dass höhe und -länge zu berücksichtigen ist (Dhom in Simon/Busse, die Dachüberstände nicht in die lichte Breite und Höhe not- § 6, Rn. 423). Nichts anderes gilt, wenn ein Dachüberstand kon- wendiger Zu- oder Durchfahrten für die Feuerwehr hineinra- struktiv oder baugestalterisch mit einem darunterliegenden gen (§ 5 MBO; Richtlinien über Flächen für die Feuerwehr). Balkon verbunden ist, sodass er mit diesem eine funktionale Einheit bildet. FAZIT Gleichfalls nicht mit der Funktion eines vortretenden Bauteils vereinbar ist, wenn ein Dachüberstand vorrangig den Zweck er- Im Ergebnis lassen die im Rahmen dieses Beitrags verdeutlichten füllt, nicht unmittelbar der Hauptnutzung des Gebäudes zu- abstandsrechtlichen Anwendungsprobleme infolge fehlender ordenbare Nutzungen zu überdecken. Durch das Vortreten des Maßvorgaben eigentlich nur den Schluss zu, die Unklarheiten Bauteils darf kein Ersatzdach ausgebildet werden, das primär in der rechtlichen Behandlung von vortretenden Gebäudeteilen als separate Überdachung der vor einer Außenwand liegenden zu bereinigen. Wie wäre es, wenn die Musterbauordnung eine Stellplätze oder Lagerflächen dient (Otto/Kemper/Schulz, Rn. 228; Begrenzung von 1,00 m vorsähe und den Ländern in der Öffnungs - Dhom in Simon/Busse, § 6, Rn. 422). klausel eine Abweichung bis zu 0,50 m nach oben oder unten anheimstellen würde?

BRANDSCHUTZ Dann wäre die ganze Bandbreite der bestehenden Regelungen und Auslegungen erfasst und außerdem gewährleistet, dass die Zu guter Letzt sind bei Dachüberständen neben den allgemeinen Landesgesetzgeber vor der Umset zung in ihr Landesrecht ge- Abstandsflächenregelungen noch die besonderen Brandschutz- nau bedenken, welche absolute Obergrenze künftig gelten soll. bestimmungen für Dächer (§ 30 Abs. 5, § 32 MBO) zu beachten. Eine Überlegung wäre es mit Sicherheit wert, wenn daraus am Diesem Zweck diente gleichermaßen der zuvor normierte Min- Ende eine rechtssichere Handhabung folgt. destabstand von vortretenden Bauteilen zu den Grundstücks- grenzen.

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Literatur Boeddinghaus, Gerhard: Abstandsflächen im Bauordnungsrecht Otto, Christian-W.: Brandenburgische Bauordnung 2016, Bayern, 2. Aufl., Heidelberg: Rehm 2007. Kommentar für die Praxis, 4. Aufl., : Saxonia 2016. Boeddinghaus, Gerhard: Abstandsflächen im Bauordnungsrecht Otto, Christian-W. / Kemper, Rolf / Schulz, Patrick: Abstandsflächen- Sachsen, 1. Aufl., München, Berlin: Rehm 1999. recht für Berlin und Brandenburg, Dresden: Saxonia 2017. Dirnberger, Franz: Das Abstandsflächenrecht in Bayern, Radeisen, Marita: Abstandflächen im Bauordnungsrecht 3. Aufl., Stuttgart: Boorberg 2015. in Nordrhein-Westfalen, 4. Aufl., Heidelberg: Rehm 2017. Jäde, Henning / Dirnberger, Franz / Förster, Jan-Dirk u. a.: Bauordnungs - Reimus, Volker / Semtner, Matthias / Langer, Ruben: recht Brandenburg, 68. Aktualisierung, Heidelberg: Rehm 2017. Die neue Brandenburgische Bauordnung, Handkommentar, Jäde, Henning / Dirnberger, Franz / Böhme, Günter u. a.: Bauordnungs - 4. Aufl., Heidelberg: Rehm 2017. recht Sachsen, 75. Aktualisierung, Heidelberg: Rehm 2017. Schlotterbeck, Karlheinz / Busch, Manfred: Abstandsflächenrecht Jäde, Henning / Dirnberger, Franz / Bauer, Karl u. a.: Bauordnungsrecht in Baden-Württemberg, 2. Aufl., Stuttgart: Boorberg 2011. Sachsen-Anhalt, 65. Aktualisierung, Heidelberg: Rehm 2017. Simon, Alfons (vorm. Hrsg.)/Busse, Jürgen (Hrsg.); Dhom, Andreas Jäde, Henning / Dirnberger, Franz / Michel, Thomas u. a.: Bauordnungs - (Bearb. Art. 6): Bayerische Bauordnung, 125. Ergänzungslieferung, recht Thüringen, 64. Aktualisierung, Heidelberg: Rehm 2017. München: C. H. Beck 2017 (Art. 6 Abs. 8 Stand 93. Ergänzungs- Meißner, Jens: Thüringer Bauordnung, mit Vollzugsbekanntmachung, lieferung Januar 2009). 4. Aufl. Stuttgart: Deutscher Gemeindeverlag 2014. Molodovsky, Paul / Famers, Gabriele / Waldmann, Timm: Bayerische Bauordnung, Kommentar mit einer Sammlung baurechtlicher Vorschriften, 125. Aktualisierung, Heidelberg: Rehm 2017. Ortloff, Karsten-Michael: Das Abstandsflächenrecht der Berliner Bau- Dipl.-Ing. Frank Reichert ordnung, Kommentar, 1. Aufl., Berlin: Grundeigentum-Verlag 1987. BDVI-Geschäftsstellenleiter Branden- Ortloff, Karsten-Michael / Korbmacher, Andreas: Das Abstands- burg, Meckl.-Vorp., Sachsen-Anhalt flächenrecht der Berliner Bauordnung, Kommentar, 3. Aufl., [email protected] Berlin: Grundeigentum-Verlag 1999.

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4 REPORT

Jahreshauptversammlung der Landesgruppe Sachsen des BDVI

Den Blick nach vorn schärfen

KATRIN MISSBACH | KAMENZ

m 3. November 2017 brachte die Jahreshauptversammlung der Landesgruppe Sachsen A des BDVI im Schlosshotel Pillnitz wieder Mitglieder und Gäste zusammen, darunter die Mitglieder des Sächsischen Landtags Marko Schiemann und Frank Heidan, den Staatsminister des Innern Markus Ulbig und weitere Vertreter des Sächsischen Staatsministeriums des Innern, des Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft, des Staatsbetriebs GeoSN, der Ver- messungs- und Flurbereinigungsverwaltung der Landkreise und kreisfreien Städte, der Ingenieur - kammer Sachsen, Vertreter aus Forschung und Lehre sowie befreundeter Verbände.

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4 REPORT

Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke v. l.: Peter Boxberger, Michael Zurhorst, Staatsminister Markus Ulbig, Wolfgang Heide, MdL Marko Schiemann

Dr. Norman Franchi

In seiner Begrüßungsansprache lobte der Vorsitzende Peter des Jahresberichtes der OECD überhaupt Freiberufler zu dem Boxberger die fachliche Zusammenarbeit mit dem Staats minis - Thema angehört werden. Dadurch besteht die Chance, dass sich te rium des Innern, mit dem jüngst die Novelle des Vermessungs - der für unsere Bundesregierung wichtige Bericht nicht auf sta- kostenrechts gemeinsam erfolgreich beraten wurde. Bei der tistische Analysen aus makroökonomischen Daten beschränkt. Sicherung des Berufsnachwuchses sei man ein gutes Stück voran- Um die Rechtsstellung der ÖbVI europafest zu gestalten, ent- gekommen und komme Schritt für Schritt dem erklärten Ziel, wickelt der BDVI ein Zukunftsmodell für den Berufsstand. Im für die Zukunft bedarfsgerecht ausbilden zu können, näher. In Zentrum steht die Frage nach dem Mehrwert der ÖbVI für die drän gen den Fragen zum anwendbaren Vermessungsrecht durch Gesellschaft und warum das nur in einer gewissen regulierten die Ausgestaltung von Verwaltungsverfahrensvereinfach ungen Art und Weise geht. bei Katastervermessungen sei man auf der Zielgeraden. Peter Box berger hofft auf die Fortsetzung der erfolgreichen Arbeit Der Staatsminister des Innern Markus Ulbig betonte in seinem und versicherte, dass die freiberuflich tätigen Vermessungs inge - Grußwort, dass qualitativ hochwertige Vermessung die Grund- nieure mit dem BDVI weiterhin für ein hochwertiges Leistungs- lage jedes geordneten Staatswesens sei. Sie bleibe für den Frei - versprechen einstehen und als verlässlicher Partner für die staat Sachsen auch in Zukunft unentbehrlich, weil nur eine zu- Landespolitik sowie die beteiligten Ministerial- und Fachver- verlässige Vermessung von Grund und Boden Sicherheit und waltungen zur Verfügung stehen. Ordnung garantiere und weil präzise Geodaten das Rückgrat unserer wirtschaftlichen Prosperität seien. Wichtig sei die Fort- Der Präsident des BDVI, Michael Zurhorst, berichtete in seinem setzung der Digitalisierung, bei der das Vermessungs- und Geo- Grußwort vom Bestreben der EU-Kommission zur Deregulierung informationswesen seit jeher zu den Vorreitern gehöre. Ausbau- u. a. der Freien Berufe. Erstmals scheint es nun auf Initiative fähig sieht Staatsminister Ulbig das Angebot an »vollelektro- des BDVI zu gelingen, dass im Rahmen des jährlichen Reviews nischen« Verwaltungsverfahren mit dem Ziel einer modern und

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4 REPORT

v. l.: Gabriele Bothe, Mattias Wende, Steffen Oertelt, MdL Marko Schiemann, Andreas Kirchner

effizient arbeitenden Verwaltung, die Zeit, Porto und Papier spa - in vielen Bereichen deutlich verbessern kann und damit zur Lö- re. Er rief die ÖbVI auf, sich hierbei aktiv einzubringen. Erfreut sung gesellschaftlicher Herausforderungen beiträgt. Zu seiner zeigten sich die Zuhörer über seine Zusicherung, weiterhin auf Vision des taktilen Internets gehören z. B. voll automatisiertes eine Anschubfinanzierung für die Verbesserung des Liegen- Fahren im Straßenverkehr, robotergestützte Telechirurgie und schaftskatasters zu dringen. neuartige Lern- und Trainingsmethoden, die sich durch haptisch- taktiles Feedback auszeichnen. Mit einem Landmaschinenher- Im Fokus des Vortrags von Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke, steller wird die nötige Leistungsfähigkeit von M2M-Funktech- emeritierter Professor der Hochschule für Wirtschaft und Tech- nologien erforscht, die ohne Netz eines Mobilfunkbetreibers nik des Saarlandes und Pressesprecher des Europäischen Instituts erfolgreich kommunizieren. So könne Farming 4.0 mit draht- für Klima und Energie (EIKE e. V.), standen die Energiewende und los vernetzten und smart agierenden Landmaschinen realisiert der Klimawandel. Er berichtete über den natürlichen Klima wan- werden. Auf einem Testfeld eines prototypischen Funksystems del und die wiederkehrenden Temperaturschwankungen. Wis- konnten Übertragungslatenzen von 2 bis 4 ms sowie Reich- senschaftliche Ergebnisse hätten eine zyklische Erderwärmung weiten von bis zu 3,4 km erzielt werden. In einem nächsten und Erdabkühlung aufgezeigt. Der Klimawandel habe demnach Schritt werden die Standardisierung sowie weitere Versuche mit also schon vor dem Menschen existiert und werde nicht durch anderen potenziellen Technologien vorbereitet. ihn verursacht. Die Rede vom »Klimaschutz« sei wissenschaftlich unbegründet und die Annahme, der vom Menschen generierte Zur Mitgliederversammlung am Nachmittag standen die Tä-

CO2-Ausstoß für diesen verantwortlich, abwegig, so Lüdecke. tigkeitsberichte und aktuelle berufspolitische Fragen mit den Der emeritierte Physikprofessor erläuterte die Ziele der Energie - Schwerpunkten Amtsverwalterschaft, Verwaltungsverfahrens- wende und deren Hauptmängel anhand maßgebender Kriterien erleichterungen bei Katastervermessungen und Kostenrecht auf zur sachlichen Beurteilung von »erneuerbaren Energien« sowie der Tagesordnung. Den Berichten folgte die turnusmäßige Wahl deren Kosten. Er sprach sich gegen Windkraftwerke aus, da diese des Vorsitzenden und des Vorstandes. Peter Boxberger wurde ein - eine Gefahr für Tiere und somit auch die Umwelt darstellten stimmig für weitere drei Jahre als Vorsitzender wieder gewählt. und seiner Theorie nach schädliche Schallwellen ausstrahlen. Außerdem wurden Katja Kießling, Hubert Mütze, Steffen Oertelt, Die Nutzung von Wind, Sonne und Energiemais sei, wie Lüdecke Rigo Ossig, Andreas Pippig und Uwe Petschinka in den Vorstand ausführte, in einer modernen Industrienation wirtschaftlich und sowie Andreas Schlegel zum Schatzmeister gewählt. für die Umwelt unvertretbar. Besonderer Dank gilt Andreas Lantzsch für die bisherige Mit - Dr. Norman Franchi vom 5G Lab der TU Dresden in- arbeit im Vorstand. Die vielfältigen Themen der ereignisreichen formierte eindrucksvoll über das Internet der Zukunft und die Jahreshauptversammlung lieferten genügend Gesprächsstoff neueste Generation Mobilfunk. Er arbeitet in einem interdis zi - für die Abendveranstaltung mit kulinarischen Köstlichkeiten plinären Team mit mehr als 500 Wissenschaftlern, um Schlüssel- und einem kulturellen Programm zum Ausklang. technologien für die fünfte Generation des Mobilfunks (5G) und ihre Applikationen zu erforschen. Das Team entwickelt mathe- matische Modelle, mit denen reale Rahmenbedingungen simu- liert werden und Ergebnisse in Sekundenschnelle ermöglicht wer- den können. Ziel sei es, Ausfallsicherheiten von über 99,999 % Dipl.-Ing. Katrin Mißbach sowie eine Latenz in 5G und im taktilen Internet von einer Mil- Geschäftsstelle der BDVI-Landes- lisekunde zu erreichen, erklärte Franchi. Anhand beein druckender gruppe Sachsen und Thüringen Praxisbeispiele stellte er dar, wie die Echt zeit fähig keit der draht- [email protected] losen Kommunikation die Wirklichkeitsnähe der Anwendungen

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BDVI empfängt europäische Berufskollegen

Geodätische Expertise aus 26 Ländern Eine Woche für Europa

THOMAS JACUBEIT | FALKENSEE

icht nur wegen der für Europa schwierigen Zeiten mit Brexit, einem nach Unabhängigkeit Nstrebenden Katalonien oder autoritären Tendenzen in den Visegrad-Staaten ist die inter- nationale Zusammenarbeit mit unseren Partnern in Europa und darüber hinaus für den BDVI ausgesprochen wichtig. Unser Blick geht immer öfter Richtung Brüssel, von wo es regelmäßig Vorstöße gibt, den Freien Beruf in Deutschland am Reißbrett zu reglementieren und immer stär- ker zu regulieren. Dies spiegelt sich auch in der Gremienarbeit des BDVI wider, Europa ist nicht nur für das Präsidium, den Hauptvorstand oder unsere Kommission Europa ein Dauerthema.

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4 INTERNATIONAL

BERICHT ÜBER DIE Die enge Vernetzung mit unseren Partnern in Europa zeigte sich in besonders gebündelter Form Ende Sep- CLGE-GENERALVERSAMMLUNG 2017 tember in Berlin und . Die Woche begann mit einer Sitzung des Standard Setting Committee (SSC) IN POTSDAM für den International Land Measurement Standard (ILMS) in Berlin. MAURICE BARBIERI | CLGE-PRÄSIDENT Im SSC arbeiten Vertreter aus Europa, Ozeanien, In- dien/Südostasien und Südafrika an einem internatio- Nach dem traditionellen »Ice-Breaker« wurde am 29. und nalen Standard, durch den der Grundstücksver kehr 30. September die zweite CLGE-Generalversammlung 2017 erleichtert bzw. ermöglicht werden soll, da es in vie- von unseren deutschen Kollegen in Potsdam ausgerichtet. len Ländern nicht registrierte Grundstücke gibt. Dis- Mehr als 60 Delegierte aus 26 Ländern waren anwesend. kutiert wurde in Berlin zunächst ein Papier mit dem Als Höhepunkt müssen wir erwähnen, dass die Ukraine als Titel »Fit for Purpose«, welches im nächsten Jahr zum 39. Mitglied unseres Vereins aufgenommen wurde. FIG-Kongress in Istanbul fertiggestellt werden soll. Ein Zwischenergebnis ist nun die klare Definition, was Unser Zwischenbericht zeigt, dass die vier Ziele unseres Vereins, ILMS ist und was es nicht ist. Sichtbarkeit, Einfluss, Erneuerung, Mitgliederzufriedenheit, bis jetzt ziemlich gut erfüllt sind. Der Vorsitzende des CLGE und die Auf Anregung des BDVI fand das Treffen im Vorfeld deutsche Delegation berichten über das am Donnerstag abge- der INTERGEO® statt und bot so auch Gelegenheit haltene CLGE-Seminar zu Copernicus und Open Data. zum Besuch dieser internationalen Leitmesse. Über das gesamte Vorhaben wird in einem gesonderten Ar- Im administrativen Teil erhielten wir einen Überblick über die tikel noch ausführlicher berichtet werden. aktuellen Projekte des CLGE: Im Anschluss war der BDVI Ausrichter des Kongres - Blueparking.eu: Nach Belgien, Kroatien und Estland haben ses und der Generalversammlung (GA) unseres eu- Frankreich und Deutschland beschlossen, dem Projekt ropäischen Dachverbands, des Council of European beizutreten. Geodetic Surveyors (CLGE), in Potsdam, zu dem über 60 Delegierte aus 26 Nationen angereist waren. Er Dynamic Professional Knowledge Base (DPKB): bot die Plattform zur Diskussion einer großen Band- Die Betei ligung der FIG YSEN an der Finalisierung brachte breite europäischer Fachthemen. gute Beispiele aus Griechenland, Serbien und Russland. In Albanien läuft der Prozess weiter. Im Vorfeld der CLGE-GA kam die Interest Group of Publicly Appointed and Regulated Liberal Surveyors euREAL und IPMS (International Property Measurement (IG-PARLS) des CLGE zusammen, in der die freiberuf- Standards Coalition): Derzeit wird die endgültige Version lichen und mit öffentlichen Vermessungsaufgaben von IPMS Industrial Buildings veröffentlicht. Die Händler- beliehenen Vermessungsingenieure organisiert sind. befragung wird im ersten Quartal 2018 veröffentlicht. Auf den Bericht von Jean-Yves Pirlot zur IG-PARLS- Die Zusammenarbeit mit CEN entwickelt sich. IPMS wurde Sitzung sei hier ausdrücklich verwiesen. von CEN als Verbindungsorganisation akzeptiert. Maurice Barbieri erläutert den laufenden Prozess der Vorstands - Eine Besonderheit der CLGE-GA war in diesem Jahr erneuerung. Fünf Vermessungsingenieure sind im Vorstand. sicherlich, dass ein Teil des Kongresses in den öffent- Der neue Vorstandsausschuss wird seine Arbeit im Januar li chen Kongress der INTERGEO® integriert wurde. Ge- 2018 aufnehmen. meinsam mit dem DVW boten BDVI und CLGE zwei gut besuchte Panels zu den Themen »Open Data« und Duncan Moss von ILMS (International Land Measurement »Copernicus« an. Im Rahmen der INTERGEO® fand Standards) hält eine kurze Präsentation über die Interna- auch die traditionelle Verleihung des Students’ Con- tional Land Measurement Standards Coalition. Er berichtet test Award an drei junge Nachwuchsforscher durch von der Arbeit des Ausschusses zur Setzung von Standards den CLGE statt. (SSC) und legt das Dokument vor, das während des letzten SSC-Treffens, das parallel zur INTERGEO® stattfand, erstellt In Potsdam stimmten sich die Delegierten beim abend - wurde. lichen »Ice-Breaker« auf die eigentliche CLGE-GA ein, weiter auf der nächsen Seite

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CLGE-Präsident Maurice Barbieri und BDVI-Präsident Michael Zurhorst

Fortsetzung von Seite 31 die vom 29. bis 30. September stattfand. An dieser Stelle sei auf den Bericht des CLGE-Präsidenten Am Freitagnachmittag hatten wir zwei Plenarseminare: GSA- Maurice Barbieri verwiesen. Ein gemeinsamer Be- GNSS-Präsentationen von SOGEI (Roberto Capua) und Teria (Paul such des Helmholtz-Zentrums Potsdam (Deutsches Chambon), moderiert von Alina Hriscu, CLGE, und »Education- GeoForschungsZentrum) bot einen Einblick in die University Clusters and MOOCS«, moderiert von Joep Crompvoets, aktuelle geodätische Spitzenforschung in Potsdam EuroSDR. Während dieser Workshops hatten die Zuhörer die und einen Blick zurück in die Historie der Geodäsie. Möglichkeit, mit einem interaktiven Tool auf ihren Smartphones Die nächste Tagung soll 2018 im Kosovo statt- zu interagieren. finden. Die Workshops am Samstag fanden zu folgenden Themen statt: Ich hoffe, dass die internationalen Gäste am Ende »Die sich verändernde Rolle des Vermessungsingenieurs in Eu- dieser Woche fachlich und persönlich einiges mit ropa« (Steven Cairns, LGS), »ILMS und die Nachhaltigkeit in ›Fit nach Hause nehmen konnten und sich einige Ideen for Purpose‹« (Maurice Barbieri) und »Europäische Anforderun - für die Zusammenarbeit für unseren Berufsstand gen an Vermessungsingenieure« (Vladimir Tikhonov). in Europa weiterentwickeln. Für mich als Gast- geber waren es eindrucksvolle Tage. Die symbolische Übergabe der Attribute für die nächste Ge- neralversammlung in Pristina wird unter dem Beifall der zu- Ohne die monatelange Vorbereitung unserer Ge - friedenen CLGE-Delegationen vorgenommen. Die Versammlung schäftsstelle in Berlin hätten diese Woche und ins- fand am Samstag mit einem sehr schönen Besuch des Leibniz- besondere die CLGE-GA gewiss nicht in dieser gu - Instituts für Astrophysik in Potsdam ihren Abschluss. Vielen Dank ten Qualität abgehalten werden können, wofür ich an unsere deutschen Kollegen für die Organisation dieser sehr mich an dieser Stelle ausdrücklich bedanke. schönen Generalversammlung sowie der Nebenveranstaltungen.

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Thomas Jacubeit moderierte das Panel zu »Copernicus«

BERICHT ZUM IG-PARLS-TREFFEN

JEAN-YVES PIRLOT | DELEGIERTER FÜR BELGIEN UND CLGE-IG-PARLS EXECUTIVE DIRECTOR

Nach mehreren Jahren unter Clemens Kiepke hat Vladimir Krupa aus Kroatien den Vorsitz der Interessenvertretung der Öffentlich bestellten und reglementierten freien Vermessungsingenieure übernommen. Diese Interessenvertretung ist vollständig in den Council of European Geodetic Surveyors (CLGE) integriert.

Derzeit umfasst die Interessenvertretung Österreich, Belgien, Bulgarien, Kroatien, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Luxemburg und die Schweiz. Slowenien hat den Status eines Beobachters, soll aber 2018 als Vollmitglied aufgenom- men werden. Es ist bemerkenswert, dass zahlreiche andere Verbände der Interessenvertretung beitreten könnten, da der Beruf in vielen europäischen Ländern reglementiert ist.

Parallel zur Generalversammlung von CLGE hat IG-PARLS am Wie üblich, haben die Generalversammlungen eine sehr straffe 28. September 2017 eine seiner beiden Jahrestagungen in Pots- Tagesordnung, besonders wenn sie während der INTERGEO®- dam organisiert. Das Treffen bot Gelegenheit zu interessanten Woche organisiert werden, und zusätzlich ein CLGE-Seminar Gesprächen und zur Vorbereitung sehr relevanter kurzfristiger in die INTERGEO®-Konferenz eingebettet wird. Daher war die Handlungen. Das Treffen in Potsdam war von einer Vorstands- effiziente Vorbereitung in Slowenien mehr als willkommen. An- sitzung vorbereitet worden, die im Juli in Slowenien in der Nähe gesichts der Tatsache, dass die Generalversammlung am Don- von Ljubljana stattgefunden hatte. nerstagmorgen gestrafft werden musste, wurden die Delegier-

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ten gebeten, am Vortag an einem Arbeitsessen teilzunehmen. Generalversammlung von Potsdam hat Österreich, Rumänien Dies war das erste Mal, dass eine solche Begegnung für struk- und der Slowakei die Gelegenheit gegeben, den Kodex feier- turelle Fachgespräche genutzt wurde – normalerweise sind diese lich zu unterzeichnen. Andere werden sicherlich in Zukunft noch Diskussionen fachlicher Natur, aber in einem weniger formellen folgen. Rahmen –, und es war ein großer Erfolg. CLGE arbeitet an der Erneuerung der Website, auch die Unter- Beim Treffen in Deutschland wurde die aktuelle FIG-Policy seite von IG-PARLS wird bei dieser Gelegenheit verbessert wer- mit dem Titel »Fit for Purpose« diskutiert. Die Delegierten sind den. Deshalb wurde ein neues Projekt ins Leben gerufen, um sicherlich für diesen FfP-Ansatz, wie er von FIG etabliert und ein paar grundlegende Dokumente zu verfassen, die die Posi- weithin gefördert wird. Sie möchten jedoch auf der wichtigen tion von CLGE im Bereich der öffentlichen Ernennung und der Rolle bestehen, die der Vermessungsingenieur zu erfüllen hat. berufsständischen Reglementierung beschreiben.

Daher wurde das Konzept »Sustainable Fit for Purpose« ins Le- Diese Dokumente werden nützlich sein für die ständige Fort- ben gerufen. IG-PARLS wird einen Runden Tisch in Paris ver- bildung geodätischer Vermessungsingenieure, für wahrschein- anstalten, um wichtige Leistungsindikatoren im Zusammenhang lich kommende Taskforces von IG-PARLS in verschiedenen Teilen mit erfolgreichen FfP-Implementierungen zu diskutieren. Dieser Europas und für die Erneuerung der Website. Runde Tisch wird von dem französischen Mitglied von IG-PARLS, dem Ordre des Géomètres-Experts (OGE), am 29. Januar 2018 Eine weitere Entscheidung während des Treffens war der Vor- durchgeführt werden. schlag von IG-PARLS, eine aktivere Rolle im CLGE Students’ Con- test zu spielen. Es ist beabsichtigt, die Teilnahme der Vermes- Der Runde Tisch sollte es uns ermöglichen, ein Papier über den sungsingenieure und von Wissenschaftlern verwandter Dis- SFfP-Ansatz zu verfassen, bei dem der Vermessungsingenieur ziplinen anzustoßen. eine zentrale Rolle spielen wird. Dieses Papier wird wahrschein- lich während der Land- und Armutskonferenz der Weltbank in Während der abschließenden Tischrunde haben mehrere De- Washington vorgestellt werden. Mit diesem Schritt will CLGE legierte Reformen im Bereich ihrer Regulierung erwähnt. Dies den Vermessungsingenieur wieder ins Bewusstsein rufen. gilt innerhalb von IG-PARLS (BE, HR, SI), aber auch außerhalb (GR, MK, RU, RO, …) wurden begonnene oder erfolgreich abge- Ein weiteres Ergebnis des Runden Tisches von Paris wird eine schlossene Gesetzgebungsinitiativen erwähnt. neue Positionierung von CLGE innerhalb der FIG-Kommission 7 zum Kataster sein. Es ist unerlässlich, dass der Europäische Sach- Es ist sehr erfreulich, dass in vielen Fällen die Unterstützung verständige und insbesondere der Europäische Vermessungs- durch CLGE anerkannt und sogar in den Gesetzestexten erwähnt ingenieur ein aktiver Teil dieser Kommission sind. wird. Dies ist auch deshalb möglich, weil es ein sehr gutes Ver- ständnis zwischen Vladimir Krupa und seinem Team und dem Eines der wichtigsten Ergebnisse des Vorsitzes von Clemens Vorstand von CLGE unter der Leitung von Maurice Barbieri Kiepke war der »Code of Professional Qualifications of Property gibt. Surveyors«. Dies ist eine modernisierte und aktualisierte Version des historischen »Accord Multilatéral« von Geometer Europas Dieser Kurzbericht ist Anlass, Thomas Jacubeit, Niklas Möring und CLGE aus dem Jahr 2003. Seither haben sich CLGE und Geo- und Daniela Mebert für die hervorragende Vorbereitung des meter Europas zusammengeschlossen und die oben genannte Potsdamer Treffens zu danken. Unser Dank geht auch an Präsi- Interessenvertretung gegründet. Die öffentliche Ernen nung von dent Michael Zurhorst und die Leiterin der BDVI-Niederlassung Vermessungsingenieuren ist einer der Eckpfeiler dieses Kodex Martina Wolkowa-Norda für ihr langjähriges Engagement und und weitgehend vom deutschen Modell des ÖbVI inspiriert. Die ihre wertvolle Unterstützung.

Thomas Jacubeit BDVI-Vizepräsident [email protected]

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Neue Regeln zum Datenschutz

RÜDIGER HOLTHAUSEN |

KÖLN

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m 25. Mai 2018 beginnt eine neue Zeitrechnung im Datenschutz. Mit diesem Tag Atritt die EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) in den EU-Mitgliedstaaten in Kraft und ist dann unmittelbar geltendes Recht. Gleichzeitig tritt das Bundesgesetz zur Anpassung des Datenschutzrechts an die DSGVO und zur Umsetzung der entspre - chenden EU-Richtlinie (Datenschutz-Anpassungs- und Umsetzungsgesetz − DSAnpUG- EU, BGBl. 2017 I, 2097) und damit eine vollständige Neufassung des Bundesdatenschutz - gesetzes (BDSG) in Kraft. Eine Übergangsregelung existiert nicht. Daher sind sämtliche Regelungen der DSGVO sowie des BDSG ab dem 25. Mai 2018 unmittelbar wirksam und zu beachten.

Hier ist ein erster Überblick über die Regelungen unter besonderer Berücksichtigung des Beschäftigtendatenschutzes zu geben.

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1 | Der Datenschutz ist ab 25. Mai 2018 von einem Nebeneinan- der der DSGVO und des BDSG geprägt. Dazu kommen für Behörden – wie z. B. für Öffentlich bestellte Vermessungs- ingenieure im Rahmen ihrer hoheitlichen Tätigkeiten − die Landesdatenschutzgesetze, die an die DSGVO bisher noch nicht angepasst sind, diese Anpassung muss aber ebenfalls bis zum 25. Mai 2018 erfolgen.

Die DSGVO enthält viele zwingende und vom nationalen Gesetzgeber zu erfüllende Regelungsaufträge. Der DSGVO widersprechendes nationales Datenschutzrecht ist aufzu - heben. Ferner beinhaltet die DSGVO aber auch eine Vielzahl von Öffnungsklauseln, die den EU-Mitgliedstaaten Gestal- tungsspielraum eröffnet, der allerdings den Mitgliedstaaten lediglich erlaubt, die Regelungen der DSGVO zu kon kre ti- sieren; der materielle Schutzstandard darf hierdurch nicht verändert werden.

Die DSGVO regelt vor allem die Rechtsgrundlagen der Da- ten verarbeitung, die Betroffenenrechte sowie die Pflichten der Verantwortlichen.

2 | Auch nach der DSGVO ist die Datenverarbeitung – wie schon f | Die Verarbeitung ist zur Wahrung der berechtigten In- nach der bisherigen Rechtslage − nur zulässig, wenn es die teressen des Verantwortlichen oder eines Dritten erfor- DSGVO oder ein anderes Gesetz ausdrücklich erlaubt (so- derlich, sofern nicht die Interessen oder Grundrechte genanntes Verbot mit Erlaubnisvorbehalt). Die wichtigsten oder Grundfreiheiten der betroffenen Personen, die den Erlaubnistatbestände regelt Art. 6 DSGVO. Schutz personenbezogener Daten erfordern, überwie - gen, insbesondere dann, wenn es sich bei der betroffe- Danach ist die Verarbeitung nur rechtmäßig, wenn mindes- nen Person um ein Kind handelt (das gilt nicht für die tens eine der nachstehenden Bedingungen erfüllt ist: von Behörden in Erfüllung ihrer Aufgaben vorgenom - mene Verarbeitung). a | Die betroffene Person hat ihre Einwilligung in die Ver- arbeitung der sie betreffenden personenbezogenen Da - Art. 9 DSGVO behandelt besondere Kategorien von Daten, ten für einen oder mehrere bestimmte Zwecke gegeben. nämlich die Verarbeitung personenbezogener Daten, aus de- nen die rassische und ethnische Herkunft, politische Meinun- b | Die Verarbeitung ist für die Erfüllung eines Vertrags, des - gen, religiöse oder weltanschauliche Überzeugungen oder sen Vertragspartei die betroffene Person ist, oder zur die Gewerkschaftszugehörigkeit hervorgehen, sowie die Ver- Durchführung vorvertraglicher Maßnahmen erforder- arbeitung von genetischen Daten, biometrischen Daten, Ge - lich, die auf Anfrage der betroffenen Person erfolgen. sundheitsdaten, Daten zum Sexualleben oder der sexuellen Orientierung einer natürlichen Person. Diese Daten dürfen c | Die Verarbeitung ist zur Erfüllung einer rechtlichen Ver- grundsätzlich nicht verarbeitet werden, es sei denn, die be- pflichtung erforderlich, der der Verantwortliche unter- troffene Person hat in die Verarbeitung für festgelegte Zwe - liegt. cke ausdrücklich eingewilligt oder die Verarbeitung ist zur Geltendmachung und Abwehr von Rechten und Ansprüchen d | Die Verarbeitung ist erforderlich, um lebenswichtige In- erforderlich. teressen der betroffenen Personen oder einer anderen natürlichen Person zu schützen. 3 | Die Art. 13 und 14 DSGVO beinhalten für Unternehmen um- fangreiche Informationspflichten, sofern Daten beim Be- e | Die Verarbeitung ist für die Wahrnehmung einer Auf- troffenen oder bei Dritten (dies wäre etwa die Schufa) erho- gabe erforderlich, die im öffentlichen Interesse liegt ben werden, es sei denn, die betroffene Person verfügt be - oder in Ausübung öffentlicher Gewalt erfolgt, die dem reits über diese Informationen. Als derartige Informationen Verantwortlichen übertragen wurde. müssen grundsätzlich mitgeteilt werden:

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Name und Kontaktdaten des Verantwortlichen, Ausübung des Rechts auf freie Meinungsäußerung und Kontaktdaten des Datenschutzbeauftragten, Information, die Zwecke, für die die personenbezogenen Daten ver- Datenspeicherung in Erfüllung einer rechtlichen Ver- arbeitet werden sollen, sowie die Rechtsgrundlage für die pflichtung, Verarbeitung, Geltendmachung, Ausübung, Verteidigung von Rechts- die Darstellung der berechtigten Interessen, wenn die ansprüchen. Datenverarbeitung auf dem Tatbestand der Interessen- abwägung nach Art. 6 Abs. 1 f DSGVO beruht, Parallel hierzu sieht Art. 16 DSGVO das Recht der Betroffe- die Dauer, für die die personenbezogenen Daten ge spei- nen vor, von dem Verantwortlichen unverzüglich die Be- chert werden, rich tigung sie betreffender unrichtiger personenbezoge ner eine Belehrung über die Betroffenenrechte (insbesondere Da ten oder die Vervollständigung unvollständiger Daten zu Recht auf Auskunft, Berichtigung, Löschung). verlangen.

Betroffene haben nach Art. 15 DSGVO ein umfangreiches 5 | Die Art. 24 und 25 DSGVO regeln die Verpflichtung der Ver - Auskunftsrecht über antwortlichen, geeignete technische und organisatorische Maßnahmen zur Gewährleistung von Datenschutz und Da- a | die Verarbeitungszwecke, tensicherheit zu veranlassen. Welche Maßnahmen das im Einzelnen sind, hängt von der Art, von dem Umfang, von den b | die Kategorien personenbezogener Daten, die verarbei- Umständen und den Zwecken der Verarbeitung sowie der tet werden, unterschiedlichen Eintrittswahrscheinlichkeit und Schwere der Risiken für die Rechte und Freiheiten natürlicher Perso- c | die Empfänger oder Kategorien von Empfängern, ge - nen ab. Art. 25 Abs. 3 DSGVO hebt das Prinzip der Daten- genüber denen die personenbezogenen Daten offen- minimierung – also das Erfordernis, so wenige Daten wie gelegt worden sind oder noch offengelegt werden, mög lich zu erheben – sowie das Prinzip der Pseudonymisie - rung (= die Verarbeitung personenbezogener Daten in ei - d | falls möglich, die geplante Dauer, für die die personen- ner Weise, dass die personenbezogenen Daten ohne Hin zu- bezogenen Daten gespeichert werden, ziehung zusätzlicher Informationen nicht mehr einer spe- zifischen betroffenen Person zugeordnet werden können, e | das Bestehen eines Rechts auf Berichtigung oder Lö- sofern diese zusätzlichen Informationen gesondert aufbe- schung der Daten, wahrt werden und technischen und organisatorischen Maß- nahmen unterliegen, die gewährleisten, dass die personen- f | das Bestehen eines Beschwerderechts bei einer Auf- bezogenen Daten nicht einer identifizierten oder identifi - sichtsbehörde. zierbaren na türlichen Person zugewiesen werden, Art. 4 Nr. 5 DSGVO) hervor. Nach Art. 15 Abs. 3 DSGVO muss der Verantwortliche eine Kopie der personenbezogenen Daten, die Gegenstand der Ver- Art. 30 DSGVO verpflichtet jeden Verantwortlichen, ein Ver- arbeitung sind, zur Verfügung stellen. Beantragt der Betroffe - zeichnis aller Verarbeitungstätigkeiten zu führen, also eine ne die Informationen elektronisch, kann auch der Verant wort - Dokumentation sämtlicher Verfahren, bei denen personen- liche die Informationen elektronisch zur Verfügung stellen. bezogene Daten verarbeitet werden. Das gilt allerdings nicht für Unternehmen, die weniger als 250 Mitarbeiter beschäf- 4 | Art. 17 DSGVO regelt das »Recht auf Vergessenwerden« in tigen, sofern die von ihnen vorgenommene Verarbeitung der Weise, dass es den Betroffenen das Recht auf Löschung nicht ein Risiko für die Rechte und Freiheiten der betroffe- der eigenen Daten einräumt, wenn insbesondere nen Personen enthält oder die Verarbeitung nicht nur ge- legentlich erfolgt. die personenbezogenen Daten für die Zwecke, für die sie erhoben wurden, nicht mehr notwendig sind, Nach Art. 33 DSGVO muss der Verantwortliche im Falle ei- die betroffene Person ihre Einwilligung widerrufen hat, ner Verletzung des Schutzes personenbezogener Daten un- die personenbezogenen Daten unrechtmäßig verarbei - verzüglich und möglichst binnen 72 Stunden nachdem ihm tet wurden. die Verletzung bekannt wurde, diese der zuständigen Auf- sichtsbehörde melden, es sei denn, die Verletzung des Schut - Ein Recht auf Löschung besteht insbesondere dann nicht, zes führt voraussichtlich nicht zu einem Risiko für die Rechte wenn die Datenverarbeitung erforderlich ist zur und Freiheiten natürlicher Personen.

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Nach Art. 37 DSGVO müssen Unternehmen einen betrieb - einem Dateisystem gespeichert sind oder gespeichert wer- lichen Datenschutzbeauftragten unter den dort näher ge- den sollen. Davon betroffen sind z. B. auch unsystematische nannten Voraussetzungen benennen. Diese Gründe erwei- und spontane Datenerhebungen, etwa im Rahmen von Be- tert § 38 DSAnpUG-EU dahin, dass ein betrieblicher Daten- werbungsgesprächen. schutzbeauftragter zu benennen ist, wenn in der Regel min- destens zehn Personen ständig mit der automatisierten Ver- § 26 Abs. 3 BDSG (neu) trifft Regelungen zum Umgang mit arbeitung personenbezogener Daten beschäftigt sind. der Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezoge- ner Daten (hierzu oben Ziff. 2). Die Verarbeitung dieser Da- 6 | Bei Verstößen gegen die in Art. 83 Abs. 4 DSGVO genann - ten ist zulässig, wenn sie zur Ausübung von Rechten oder ten Bestimmungen – also bei Verstößen leichterer Art – ist zur Erfüllung von rechtlichen Pflichten aus dem Arbeits- eine Geldbuße von bis zu 10 Millionen Euro oder im Fall ei - recht, dem Recht der sozialen Sicherheit und des Sozial- nes Unternehmens von bis zu 2 % seines gesamten weltweit schutzes erforderlich ist und kein Grund zu der Annahme erzielten Jahresumsatzes möglich. Bei Verstößen gegen die besteht, dass das schutzwürdige Interesse der betroffenen in Art. 83 Abs. 5 DSGVO genannten Regelungen – also bei Personen an dem Ausschluss der Verarbeitung überwiegt. Verstößen schwererer Art – kann die Geldbuße bis zu 20 Mil- lionen Euro oder im Fall eines Unternehmens bis zu 4 % des Jedoch ist der Arbeitgeber nach §§ 26 Abs. 3 Satz 3, 22 gesamten weltweit erzielten Jahresumsatzes betragen. Abs. 2 BDSG (neu) dazu verpflichtet, »angemessene und spe- zifische Maßnahmen zur Wahrung der Interessen der Be- 7 | Art. 88 DSGVO regelt den Beschäftigtendatenschutz in Form troffenen vorzusehen«. einer Öffnungsklausel für den nationalen Gesetzgeber. Da- von hat der Bundesgesetzgeber mit § 26 BDSG (neu) Ge- Erfolgt die Verarbeitung personenbezogener Daten von Be - brauch gemacht. schäftigten auf der Grundlage einer Einwilligung, ist zu- nächst § 51 Abs. 2 BDSG (neu) zu beachten: Danach können personenbezogene Daten von Beschäftig - ten verarbeitet werden, wenn das erforderlich ist »Erfolgt die Einwilligung der betroffenen Personen durch eine schriftliche Erklärung, die noch andere Sachver- für die Entscheidung über die Begründung eines Beschäf- halte betrifft, muss das Ersuchen um Einwilligung in tigungsverhältnisses oder ver ständlicher und leicht zugänglicher Form in einer nach Begründung des Beschäftigungsverhältnisses für klaren und einfachen Sprache so erfolgen, dass es von dessen Durchführung oder Beendigung oder den anderen Sachverhalten klar zu unterscheiden ist.« zur Ausübung der Erfüllung der sich aus einem Gesetz oder einem Tarifvertrag, einer Betriebs- oder Dienst ver - § 26 Abs. 2 BDSG (neu) sieht grundsätzlich Schriftform für einbarung ergebenden Rechte und Pflichten der Interes- die Einwilligungserklärung vor. senvertretung der Beschäftigten. Zur Vermeidung von Risiken, dass etwa diese Voraussetzun- Zur Aufdeckung von Straftaten dürfen personenbezogene gen bei einer Einwilligungsklausel in einem längeren Arbeits - Daten von Beschäftigten dann verarbeitet werden, wenn vertrag nicht klar von den anderen Sachverhalten zu unter- scheiden sind, empfiehlt es sich zukünftig, die Einwilligung zu dokumentierende tatsächliche Anhaltspunkte den Ver- in die Verarbeitung personenbezogener Daten mit einer ge- dacht begründen, dass die betroffene Person im Be schäf - sonderten Erklärung des Beschäftigten einzuholen. Das Glei - tigungsverhältnis eine Straftat begangen hat, che gilt für Einladungen zu Bewerbungsgesprächen. Hierbei die Verarbeitung zur Aufdeckung erforderlich ist und muss die Einwilligungserklärung die betroffenen personen - das schutzwürdige Interesse des Beschäftigten an dem bezogenen Daten und den Verwendungszweck ausdrück- Ausschluss der Verarbeitung nicht überwiegt, insbeson- lich benennen. dere Art und Ausmaß im Hinblick auf den Anlass nicht unverhältnismäßig sind. Der Betroffene hat das Recht, seine Einwilligung jederzeit zu widerrufen, hiervon ist der Betroffene vor Abgabe sei ner Den Begriff des Beschäftigten definiert § 26 Abs. 8 BDSG Erklärung in Kenntnis zu setzen (§ 51 Abs. 3 BDSG neu). Nach (neu). Betroffen hiervon sind nun auch Leiharbeitnehmer. § 51 Abs. 4 BDSG (neu) ist die Einwilligung nur wirksam, wenn Die Regelungen zum Beschäftigtendatenschutz gelten nach sie freiwillig erfolgt ist. Für dieses Merkmal der Freiwillig - § 26 Abs. 7 BDSG (neu) auch, wenn personenbezogene Da- keit im Beschäftigungsverhältnis enthält § 26 Abs. 2 BDSG ten von Beschäftigten verarbeitet werden, ohne dass sie in (neu) eine spezielle Regelung:

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Erwägungsgrund 171 DSGVO regelt, dass die Einwilligung nicht erneut eingeholt werden muss, wenn die Art der be - reits erteilten Einwilligung den Bedingungen der DSGVO entspricht.

Nach Erwägungsgrund 42 DSGVO sollte eine vom Verant- wortlichen vorformulierte Einwilligungserklärung in ver- ständlicher und leicht zugänglicher Form in einer klaren und einfachen Sprache zur Verfügung gestellt werden, und sie sollte keine missbräuchlichen Klauseln beinhalten. Die be- troffene Person sollte mindestens wissen, wer der Verant- wortliche ist und für welche Zwecke ihre personenbezoge- nen Daten verarbeitet werden sollen.

Da aber die Informationspflichten nach Art. 13 DSGVO (dazu oben Ziff. 3) über den vorgenannten Kern-Informations- gehalt hinausgehen und unklar ist, ob Erwägungsgrund 171 so zu verstehen ist, dass für bereits bestehende Einwilligun- »Erfolgt die Verarbeitung personenbezogener Daten von gen der in Erwägungsgrund 42 aufgeführte Mindestinhalt Beschäftigten auf der Grundlage einer Einwilligung, so der Einwilligung ausreicht, sollten vorsorglich zum 25. Mai sind für die Beurteilung der Freiwilligkeit der Einwilli- 2018 bereits bestehende Einwilligungen aktualisiert wer- gung insbesondere die im Beschäftigungsverhältnis be - den. stehende Abhängigkeit der beschäftigten Person sowie die Umstände, unter denen die Einwilligung erteilt wor- Das Nebeneinander von Datenschutz-Grundverordnung und den ist, zu berücksichtigen. Freiwilligkeit kann insbe- Bundesdatenschutzgesetz (sowie zukünftig für Behörden zu- sondere vorliegen, wenn für die beschäftigte Person ein sätzlich die Beachtung der Landesdatenschutzgesetze) führt rechtlicher oder wirtschaftlicher Vorteil erreicht wird im Einzelfall zu einem Prüfungsmechanismus, der eigentlich oder Arbeitgeber und beschäftigte Person gleichgela - kaum anders zu bewältigen ist, als dass die jeweiligen Texte gerte Interessen verfolgen. Die Einwilligung bedarf der parallel zu betrachten sind, um feststellen zu können, was Schriftform, soweit nicht wegen besonderer Umstände die DSGVO vorschreibt und ob dazu das BDSG (oder das je- eine andere Form angemessen ist …« weilige Landesdatenschutzgesetz) eine Spezialregelung ent- hält. Eine Erleichterung in der alltäglichen Rechtsanwen dung Derartige Besonderheiten in Bezug auf die Form der Ein- ist damit sicherlich nicht verbunden. Insbesondere aber willigung können z. B. bei der Nutzung des Internets im Rah- müssen Verantwortliche – also vor allem Unternehmen und men eines Bewerbungsverfahrens gegeben sein. In einem Behörden (zur Definition des Verantwortlichen Art. 4 Nr. 7 solchen Fall kann – das regelt Erwägungsgrund 32 DSGVO DSGVO) – bis zum 25. Mai 2018 ihre Datenverarbeitungs - ausdrücklich – die Einwilligung auch durch »Anklicken eines vorgänge auf Vereinbarkeit mit den Vorgaben der DSGVO Kästchens beim Besuch einer Internetseite« erteilt werden. und des BDSG, gegebenenfalls auch in Bezug auf das je- Was ist aber nun unter dem Kriterium eines rechtlichen oder weilige Landesdatenschutzgesetz, prüfen. wirtschaftlichen Vorteils oder der Verfolgung gleich gelager - ter Interessen von Arbeitgeber und Beschäftigten zu ver- stehen? Die Begründung zum Gesetzentwurf nennt als Bei- spiele für die Erreichung eines Vorteils die Einführung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements zur Gesundheits- förderung und die Erlaubnis zur Privatnutzung der betrieb - lichen IT-Systeme. Für die Verfolgung gleich gerichteter In- teressen nennt die Gesetzesbegründung beispielhaft die Auf- nahme von Name und Geburtsdatum in eine Geburtstags- liste oder die Nutzung von Fotos für das Intranet, bei der Dr. Rüdiger Holthausen Arbeitgeber und Beschäftigte im Sinne eines betrieblichen BDVI-Justiziar Miteinanders zusammenwirken (BT-Drucksache 18/11325, [email protected] S. 97).

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Dieser Text erschien erstmals in der Zeitschrift »Vermessung Brandenburg«, Ausgabe 1/2017 und erscheint mit freund- licher Genehmigung der Schriftleitung.

Und warum druckt FORUM ihn erneut ab? Deshalb: Ein recht trockenes Thema auf diese Art und Weise darzustellen zeugt von Schreibtalent und von Schreibfreude. Die ansonsten in Fachgazetten streng verpönte Ich-Form, verbunden mit dem Sidekick »Chef« spricht den Leser von der ersten Zeile an und nimmt ihn mit auf einen, man vermutet es nicht! unterhaltsamen Gang durch die Behördenstube.

So macht Fachjournalismus auch dem Leser Spaß!

Abbildung 1 | Kundenbüro der Katasterbehörde im Landkreis Oberhavel Ein ganz normaler Tag im Geodatenservice

STEFANIE LOCKE, FRANK NETZBAND | ORANIENBURG

ir schreiben Freitag, den 20. Januar des Jahres 2017, und ich bin selbst an allem schuld. W Warum habe ich die Frage meines Chefs, was mir die letzte Ausgabe der »Vermessung Brandenburg« denn als Sachbearbeiterin an der Basis im Front-Office für meine tägliche Arbeit gebracht habe, auch ehrlich beantwortet.

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Die Zeitschrift »Vermessung Brandenburg« an sich ist ja großartig. Informativ, lesenswert und viel interessanter geschrieben als die kaum noch zu überblickende Fülle an Arbeitspapie ren, Ar- beitsgruppenprotokollen, Runderlassen und sonstigen Verlautbarungen, die im Laufe der Jah- re über meinen Schreibtisch wanderten. Nur, es fehlt etwas. Eine Rubrik, in der sich die Kollegen an der Basis wiederfinden, in der Arbeitsabläufe geschil dert und vielleicht hinterfragt werden. Eine Domäne, in wel cher man liest, wie die Sach- bearbeiter in anderen Katasterbehörden und im Freien Beruf mit den Herausforderungen des All - tags um gehen. Das habe ich laut ausgesprochen. Die Folgen waren absehbar. Und so sitze ich nun hier im Kundenbüro der Katasterbehör de im Landkreis Oberhavel und schreibe auf, was den Tag über passiert. Was mich tröstet, ist, dass ich dem Chef das Versprechen abgerungen habe, da- für zu sorgen, dass dieser Erfahrungsbericht aus dem Alltag nicht der einzige bleibt. Und es ist mir völlig egal, wie er dieses Versprechen einlöst. Abbildung 2 | Kennzahlenanalyse 2016 des Produktes Liegenschaftskataster im Landkreis Oberhavel Den Arbeitstag beginne ich mit den unerledigt gebliebenen schriftlichen Anträgen des Vorta - ges, einem Griff ins Ausgabefach des Telefaxgerätes und einem Kollegen von der unteren Bauaufsichtsbehörde würden aller dings Blick ins Geodaten-E-Mail-Postfach. Wir haben uns im Rahmen gern wieder die schwarz-weiße Variante aus alten Zeiten zurück - der hiesigen haushalts rechtlichen Produktplanung das Ziel ge - haben, da viele Bauwillige den Unterschied zwischen der tatsäch- stellt, alle einfachen Aus künfte innerhalb von zwei Arbeits tagen lich von einem Landvermesser in der Natur vorgefundenen und zu ertei len, und der erste Schritt zum Erreichen dieses manch- anschließend vom Innendienst kartentechnisch großzügig ge- mal nicht ganz anspruchs losen Ziels ist die ordentliche Regis - neralisierten Nutzung einerseits und der in der Hand der je - trierung des An tra ges. weiligen Gemeinde liegenden rechtlich zulässigen Nut zung an- dererseits nicht kennen. Die knapp 4.000 hier in der Kennzahlenanalyse des Produktes Liegenschaftskataster des Jahres 2016 pauschal und ein wenig Die rötliche Färbung der Wohnbauflächen auf unseren Auszü- irreführend als einfach bezeichneten Auskünfte (Abbildung 2) gen aus der Liegenschaftskarte gilt vielen Unkundigen quasi als sind einer meiner Jobs. »Einfach« bedeutet bei uns lediglich, dass Ga rant für die Baugenehmigung. Und dann fällt es dem Bear - sie keinen mehrstufigen Prüf- und Verifizierungsprozess mit Be - bei ter dieser Baugenehmigung oftmals schwer zu erklären, dass teiligung mehrerer Sachbearbeiter durchlaufen müssen, wie es Au ßen bereich, Brandschutz, Umwelt und manchmal sogar vom beispielsweise bei der Übernahme einer beigebrachten Vermes - Aussterben bedrohte nistende Vögel dem Vorhaben entgegen- sungsschrift erforderlich ist, und daher relativ zeitnah erledigt stehen. Im Zuge des Personalabbaus der letzten Jahre konnten werden können. In der Hauptsache sind es Auszüge aus der Lie- wir glücklicherweise ein paar Kollegen aus Vermessung und Ka- genschaftskarte auf fälschungsgeschützten Vordrucken und, taster in der Baugenehmigungsbehörde unterbringen. Seither nicht ganz so häufig, Flurstücks- und Eigentumsnachweise. Al- sind Vorhaben ohne zuvor festgestellte Grenzen oder gar ohne les, was kein standardisierter Auszug ist, fällt nicht mehr unter Amtlichen Lageplan selten geworden. den Begriff »einfache Auskünfte«. Wenn wir die beantragten Auszüge auf dem vom Landesbetrieb LGB gegen einen kleinen Im Gegenzug bringt mein Chef von der allmorgendlichen Füh- Unkosten beitrag bereitgestellten Urkundenpapier ausfertigen, rungsrunde in unserem ziemlich groß gewordenen Fachbe - gelten sie automatisch als beglaubigt. reich Bauordnung und Ka taster auch mal Änderungswünsche der rechtlichen Bauaufsicht für die tatsächliche Nutzung und Seit wir im Zuge der ALKIS®-Einführung begonnen haben, far- Prioritäten für die Bildung von Baugrundstücken mit. Von der big zu drucken, sind es fast schon richtige Kunstwerke. Unsere engen Zusammenarbeit profitieren wir alle.

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die Grundstücksbeschreibung wie- der einmal »links hinten am Feld- weg, ganz rechts an der alten Eiche« lautet. Die in jedem Einzelfall er- forderliche Abwägung zwi schen dem universellen (dem wissen - schaft lichen, statistischen, his to - ri schen, wirtschaftlichen, schu li - schen, ideellen und rein persön- lichen) berechtigten Interesse des Antragstellers und dem Recht des Betroffenen auf Schutz sei ner Daten fällt mir auch nach Jahren der Praxis immer noch schwer. Bei Einzelauskünften erwarte ich je- doch eine plausible Darlegung des berech tig ten Interesses des An- tragstellers, aus der kein Nachteil Abbildung 3 | Beschwerde betreffs Datenabgabe für den Eigentümer der jeweiligen Liegenschaft ersichtlich ist.

Insgesamt hat der Bedarf an analogen Auszügen aber abgenom - Bei Abgabe größerer Datenmengen auf elektronischem Wege men. Wo wir 2006 noch 3.187 Auszüge aus der Liegen schafts - kommt zur Frage des berechtigten Interesses noch die Komple- karte verkauft haben, waren es 2016 nur noch 1.542. Der digi- xität des aktuellen Entgeltverzeichnisses hinzu. Welches Ent- tale Datentransfer dagegen hat massiv zugelegt. Im bisher er- gelt letzt endlich zu erheben ist, wissen wir erst dann, wenn wir folgreichsten Jahr 2015 haben wir 15.224.868 Objek te abge - die Objekte im Bereitstellungsgebiet gezählt haben, der Auftrag geben. Wenn ich bedenke, dass wir nur knapp über 200.000 an sich also fertig abgearbeitet ist. Vorherige Kostenschätzun- Flurstücke im Landkreis haben, ist das schon eine erstaunliche gen sind damit illusorisch. Unsere Kollegen im Nachbarland Ber- Leistung. Eine Erklärung liegt in inzwischen überwundenen Pro- lin haben es da mit ihrer Strategie der offenen Daten deutlich blemen mit der nutzerbezogenen Bestandsdaten aktualisierung einfacher. Mit den Jahren stellt sich jedoch auch bei größeren (NBA). Dabei werden für regelmäßige Nutzer nach einer einma - Da tenabgaben eine gewisse Erfahrung ein. Eine Jagdgenossen- ligen vollständigen Erstabgabe des Gebietes nur noch die im schaft beispielsweise ist gesetzlich verpflichtet, ein Jagdkatas- Bezugszeitraum veränderten Objekte bereitge stellt. ter zu führen, und braucht dafür die Daten des Liegenschafts- katasters. Landwirtschaftliche Betriebe benötigen für das von Im Jahr 2015 mussten wir aufgrund einer Modellschwäche für der Europäischen Kommission eingeführte Integrierte Verwal- nahezu all unsere Kunden mehrmals vollständige Erstabgaben tungs- und Kontrollsystem (InVeKos) zumindest die Grundrisse zur Verfügung stellen. Für die Statistik war das großartig; die der genutzten Flurstücke. Die unteren, mittleren, oberen und Betroffenen waren nicht ganz so begeistert. Da es im Jahr 2016 obersten Behörden verschiedenster Art sind für ihre räumlich nur noch 1.645.234 abgegebene Objekte waren, haben wir das verknüpften Fachdaten ohnehin auf unsere Geobasisinforma- Schlimmste wohl überstanden. Das wirklich Inte ressante bei den tionen angewiesen. einfachen Auskünften sind ohnehin die Geschichten, welche die Kunden mir, manchmal erst nach freundlicher Aufforderung, Wir wollen, dass unsere amtlichen Daten genutzt werden, und erzählen. Und ich muss fragen. Den Personalausweis lasse ich mir tun einiges dafür. Wobei die Bundes- und Landesbehörden und bei der Laufkundschaft ohnehin vorlegen. Die Daten des Liegen - auch andere landkreisübergreifend tätige Stellen in den letzten schaftskatasters, wir sprechen hier gern ganz unbescheiden von Jahren zum Landesbetrieb LGB abgewandert sind. Das macht den Geobasisinformationen, sind zwar gemäß dem Selbstver- auch Sinn, da es für diese bequemer ist, nur bei einer Stelle im ständnis eines öffentlichen Verzeich nisses allen bereitzustellen; Land Daten bestellen zu müssen. Uns bleiben die kreisangehö- uneingeschränkt gilt dies jedoch nur für Daten ohne direkten rigen Gemeinden und diverse Zweckverbände. Um die kümmern Personenbezug. Ansonsten ist das Vorliegen eines berechtigten wir uns dafür ganz besonders. Im Gegenzug bekommen wir von Interesses erforderlich, welches der Kunde darlegen muss. Die den Gemeinden auf Wunsch aktuelle Eigentümeradressen, tä- Betonung liegt hier auf »darlegen«, ich bin schließlich kein De- tige Mithilfe bei der Aktualisie rung der tatsächlichen Nutzung tektiv. Obwohl ich mir manchmal wünsche, einer zu sein, wenn und schnelle Hinweise auf abgerissene Gebäude.

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Die mit dem Wegfall der bishe - rigen großzügigen Rabatte ver- bundene Neufassung des Vermes - sungs entgeltverzeichnisses zum Jahresbeginn positiv zu vermit- teln, war nicht einfach. Aber für solche Unwägbarkeiten habe ich ja schließlich einen Chef, der sich um die Kundenpflege sorgt. Zu sätz - liche Arbeit haben uns in letzter Zeit einige Immobilienmakler be - reitet. Der Beruf hat unbestreitbar seine Daseinsberechtigung, den- noch fordern wir aufgrund aktu- eller Erfahrungen die Bestätigung eines konkre ten Kaufinteresses des dortigen Kunden. Hintergrund sind Beschwerden wie diese hier bei mir im Posteingangskorb (Abbildung 3).

Ich verstehe, dass Grundstücks- eigentümer mit der Zeit genervt Abbildung 4 | Flurkartenantrag sind, wenn sich immer wieder Kauf- interessenten bei ihnen melden. Die Nachfrage nach bezahlbaren Baugrundstücken ist jedoch heitskatasters finden, für das uns benannte Grundstück auf und unverändert hoch und wenn die jungen Familien mit kleinen die Kollegen dort vergleichen in ihrer Datenbank, ob für eine Kindern auf dem Arm hoffnungsvoll bei mir im Büro stehen, dieser wechselnden Grundstücksbezeichnungen ein Anspruch mit glänzenden Augen von ihrem zukünftigen eigenen Heim nach dem Vermögensgesetz vorliegt. im grünen Landkreis Oberhavel träumen und nur noch den un- bekannten Eigentümer der Baulücke, welche sie sich am Woch- Das gehört normalerweise nicht zu meinem Job und nach der enende ausgeguckt haben, vom Verkauf überzeugen müssen, mittelfristigen Planung meines Chefs dürfte es derartige Auf- dann weiß zumindest ich, wofür der Stress sich lohnt. Und auch träge auch gar nicht mehr geben, da seit dem 1. Januar 2017 meinen Chef habe ich noch nie klagen hören, wenn er die an- eine Genehmigung nach der Grundstücksverkehrsordnung nur gegriffenen Vorgänge überprüfen und die Beschwerdeführer dann noch not wen dig sein sollte, wenn im Grundbuch ein ent- besänftigen muss. sprechen der Anmeldevermerk seitens des zuständigen Landes- amtes zur Regelung offener Vermögensfragen eingetragen ist. Der erste Auftrag des Tages ist unspektakulär (Abbildung 4). Der An tragsteller, ein netter älterer Herr, kennt uns aus jahrzehnte - Aufgrund erheblicher Bearbeitungsrückstände bei der Ermitt lung langer Zusammenarbeit, hat freundlicherweise eine Vollmacht der grundbuchmäßigen Bezeichnungen der mit Restitutions- des Grundstückseigentümers beigefügt und das berechtigte In- ansprüchen belasteten Flächen beim Bundesamt für zentrale teresse ergibt sich schon aus dem Antragsschreiben. Zehn Mi- Dienste und offene Vermögensfragen wird die Änderung der nuten Arbeit, ein Kostenbescheid über 20 Euro zuzüglich Um- Grundstücks ver kehrs ordnung nun jedoch erst zum 1. Juli 2018 satzsteuer und weiter geht es mit dem nächsten Vorgang. in Kraft treten. Und da die Planstelle für die Grundstücksrück - verfolgungen im Vertrauen auf die Gültigkeit der im Gesetz zur Dieser gestaltet sich schon kniffliger und zählt auch nicht mehr Einführung eines Datenbankgrundbuches festgelegten ursprüng- als innerhalb von zwei Tagen zu bearbeitende einfache Aus kunft. lichen Frist längst gestrichen wurde, müssen wir die nächsten Die auch bei uns im Fachbereich angesiedelte für die Grund- anderthalb Jahre irgendwie improvisieren. stücksverkehrsgenehmigung nach der Grund stücksver kehrsord - nung zuständige Stelle möchte auf dem kurzen Dienst weg ganz Zunächst mal hat sich mein Chef zur Unterstützung einen Stu- dringend eine Eigentümerrückverfolgung zurück bis ins Jahr denten der Geoinformationstechnologie gesucht, welcher ge- 1933. Wir schreiben dabei alle Informationen, die sich in den gen ein Honorar hier ein paar Stunden in der Woche arbeitet. verschiedenen Büchern des preußischen Katas ters und des Ein- Was der nicht schafft, wird so gut wie möglich auf uns in der

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Abbildung 5 | Projektdeckblatt Fehlerberichtigung im Liegenschaftskataster Abbildung 6 | Dienstbarkeit

Gruppe Geodatenservice verteilt. Mit derartigen Werkverträ- auf, werte diese sachverständig aus und notiere die originären gen haben wir in den letzten Jahren gute Erfahrungen gemacht. Entstehungsmaße. Zu der Gebühr für den Flurkartenauszug Die Studenten verdienen bei uns in Anlehnung an die tarif- kommt hier noch eine halbe Stunde Arbeitszeit hinzu und ich bin rechtliche Einstufung der Tätigkeit deutlich mehr als den ge- ganz zufrieden mit mir. Allerdings fällt mir auf, dass in unserer setzlichen Mindestlohn, sammeln Praxiserfahrungen und wir Liegenschaftskarte ein mit bloßem Auge kaum zu erkennender bekommen zu der geschuldeten Leistung auch noch frische Im- Knick verzeichnet ist, welchen es gemäß den maßgeblichen Ver- pulse aus der wissenschaftlichen Hochschulwelt. messungsrissen gar nicht gibt. Fehlerhafte Daten des Liegen- schaftskatasters sind zu berichtigen, so steht es schwarz auf weiß Die Grundstücksrückverfolgung dauert ein wenig länger, da das im Brandenburgischen Vermessungsgesetz ge schrie ben. Also ma - Ursprungsgrundstück seit 1933 mehrfach geteilt wurde und es chen wir das. Für derartige Fälle haben wir im Amt vor einigen diverse Eigentümerwechsel gab. Jahren ein passendes Formular entwickelt (Abbildung 5).

Inzwischen ist es 9:00 Uhr geworden und der erste persönliche Ich stufe den vermutlichen Fehler zunächst mal als Zeichenun - Kunde des Tages steht vor der Tür. Er benötigt einen Flurkarten- genauigkeit ein, lege Flurkarte und Vermessungsrisse dazu und auszug mit Grenzmaßen für eine Bauvoranfrage. Da niemand gebe alles an den Fachdienst Vermessung weiter, der sich im sonst wartet, verspreche ich ihm eine E-Mail für den Nachmit- Rah men der allgemeinen Verbesserung der geometrischen Ge - tag, rufe die zugehörigen Fortführungsrisse aus der Datenbank nauigkeit der Liegenschafts karte auch um die Fehlerbereini gung

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kümmert. Der Kunde be kommt vor- ab seine E-Mail und das Original geht in die Ausgangspost.

Als Nächstes möchte eines der für unseren Katasterbezirk zustän di- gen Grundbuchämter wissen, un- ter welcher Bezeichnung eine in einer Eintragung aus dem Jahr 1867 beschriebene Parzelle heute geführt wird. Ich habe Glück, das Abbildung 7 | Grundbucheintragung Grundstück ist bis auf die Katas- ter- und Grundbuchangabe unver - ändert geblieben und der Recher - cheaufwand hält sich in Grenzen. Es gab schon Anfragen, wo das Ur- sprungsgrundstück vielfach zer- legt wurde, diese Teilstücke dann alle den Eigentümer wechselten und das Grundbuchamt am Ende fünf eng beschrie bene Seiten be - kam.

Der folgende Antrag schlägt etwas aus dem Rahmen, ist aber letzt end - lich auch nur Routine (Abbildung 6). Eine kreisangehörige Stadt möchte einen Teil eines mit einer Dienstbarkeit belasteten Grund- stückes lastenfrei veräußern und sich den Aufwand zur Einholung der dafür grundbuchrechtlich er- forderli chen Löschungsbewilligung Abbildung 8 | Änderungsvorlage ersparen. Dem Vernehmen nach hat das mit unverhältnismäßigem Aufwand zu tun, bei der begünstigten GmbH jemanden zu fin- lung nahe, da er sich im Notarvertrag verpflichtet hat, es lasten- den, der bereit ist, eine solche herauszugeben. Der Sachverhalt frei zu übergeben, und ursprünglich auch dachte, das zustän- an sich ist übersichtlich und eindeutig. Uns liegt die ursprüng- dige Grundbuchamt würde den Eintrag als offensichtlich un- liche Eintragungsbewilligung vor, aus welcher der Umring der sinnig (es handelt sich um Wald und seit Menschengedenken tatsächlich belasteten Grundstücksfläche klar hervorgeht, und standen dort weder Zaun noch Schornstein) von Amts wegen wir dürfen gemäß Beurkundungsgesetz in Verbindung mit dem löschen. »Offensichtlich unsinnig« ist jedoch für die Grundbuch- Brandenburgischen Vermessungsgesetz Tatbestände, welche ver waltung aus gutem Grund kein fassbares Kriterium, daher durch vermessungstechnische Ermittlungen an Grund und Bo- schickte der zuständige Rechtspfleger den Herrn zu uns, um den festgestellt werden, mit öffentlichem Glauben beurkunden. ein Unschädlichkeitszeugnis nach dem Brandenburgischen Ein- Da ich für ein eigenes Siegel im Landkreis Oberhavel nicht hoch führungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch zu erwirken. genug in der Hierarchie stehe, bereite ich die Bescheinigung zur Erstreckung eines Rechtes nach §§ 1018 ff. BGB für das Trenn- Mit einem derartigen Zeugnis kann die dem Gesetzgeber so - stück 1 aus dem Teilungsentwurf nur unterschriftsreif vor und wohl als pragmatisch als auch im Grundstücksrecht kenntnis- lege sie meinem Chef in die Mappe. reich be kannte örtlich zuständige Katasterbehörde (so ähnlich stand es in der ursprünglichen Gesetzesbegründung aus dem Deutlich aufwendiger sind demgegenüber Vorgänge wie dieser Jahr 1996) bescheinigen, dass dem Berechtigten durch den (Abbildung 7). Der Verkäufer des Grundstückes ist der Verzweif - Wegfall eines im Grundbuch eingetragenen Rechtes kein wirt-

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Abbildung 9 | Ergänzungskarte

schaftlicher Schaden entsteht. Das Zeugnis ersetzt nach Erlan- Verkehrsinformationsdatenbank. Da wir als zentrale Beschaf - gen der Bestandskraft die Löschungsbewilligung des tatsächlich fungsstelle für Karten und Geoinformationen im Landkreis fun - Berechtigten. Da es hier zumindest formell um einen Eingriff gieren, landen auch solche Anfragen bei mir. ins Eigentum geht, schreibt mein Chef diese Zeugnisse selbst. So ist zumindest seine Begründung. Ich glaube, er behält ein- Vor der Mittagspause starte ich noch eine Fortführung im ALKIS®- fach die interessantesten Fälle für sich. Datenbestand, um diesen bezüglich der Gebäudenutzung mit der Wirklichkeit in Übereinstimmung zu bringen (Abbildung 8). Gemeinsam finden wir in der längst archivierten Gebäude steuer - Dies gehört nicht zwingend zu den Arbeitsaufgaben unseres rolle die zugehörigen Gebäudebeschreibungen und mit den Geodatenservice. Ich möchte jedoch all das, was ich 2012 in dortigen Parzellen angaben auch die tatsächlich gemeinten den wochenlangen Schulungen zur ALKIS®-Einführung verin- Grundstücke. Und da der Eigentümer des Waldgrundstückes aus nerlicht habe, nicht völlig verlernen und habe den Chef daher tatsächlichen Gründen die schon im vorvorigen Jahrhundert gebeten, mir die auf den örtlichen Erhebungen des Gebietstopo - abgebrochenen Scheidewände und Schornsteine nicht unter- grafen beruhenden nicht grundbuchrelevanten Fortfüh rungen halten kann, steht der Erteilung des beantragten Unschädlich - zu überlassen. Diese Aktualisierungen des Datenbestandes von keitszeugnisses auch nichts im Wege. Amts wegen sind im Vergleich zur Automatisierten Liegen- schaftskarte (ALK) deutlich zeitraubender geworden, da aus- Im Laufe des Vormittages verkaufe ich noch zwei topografische nahmslos der komplette Ereignisbaum abgearbeitet werden Karten, dazu einige weitere Auszüge aus dem Liegenschafts- muss. Hier hoffe ich auf die in diesem Jahr noch anstehende kataster und erkläre einem skeptischen Bauherrn, dass er für Evaluierung der Geschäftsprozesse. sein geplantes Vorhaben bei uns im Landkreis einen Amtlichen Lageplan nach der Bauvorlagenverordnung brauchen wird. Zwi- Bevor ich mich in den meiner Meinung nach wohlverdienten schendurch kommt noch ein Anruf aus dem Büro des Dezernen- Feierabend verabschiede, kontrolliere ich noch die sachgemäße ten. Dieser möchte eine Karte der Straßenbauwerke Ost aus der Erfassung eines Stapels Ergänzungskarten.

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Im Arbeitsprogramm der Vermessungsverwaltung hat die digitale Erfassung aller vor handenen Gebrauchs - akten eine hohe Priorität und folgerichtig hat mein Chef dieses Thema zum Ge genstand meiner Zielver - einbarung zum Leistungsentgelt ge macht. Ich war ziemlich erstaunt, als sich letztes Jahr im Zuge der De- finition des Begriffes »Gebrauchsakten« herauskris tal- lisierte, wie viel Arbeit noch vor uns liegt.

Die Gebrauchsakten sind der für die Durchführung ei- ner Lie genschaftsvermessung zu beurteilende Kataster - nachweis und dieser soll bis zum Ende des Jahres 2018 vollständig digital erfasst im künftigen Bereitstel lungs - portal verfügbar sein. Das Scannen der Karten und seit dem Jahreswechsel auch der alten Grenznie der schrif- ten haben wir frühzeitig an einen externen Dienst- leister ausgelagert. Die Qualitätsprüfung und die Ver - knüpfung der Digitalisate mit den zugehörigen Flur - stücken bleiben jedoch bei uns und der 31. Dezember 2018 rückt immer näher. Schaffen werden wir es natürlich.

Diese Ergänzungskarte hier entstammt dem Preußi schen Katas ter (Abbildung 9). Die Geometrie und manchmal auch die Maß zahlen eines Vermessungs auftrages wur- den auf einer gesonderten Karte dokumentiert, welche dann zur Fortführung der Reinkarte diente. Somit soll- te es zu jeder Ergänzungskarte einen im System schon erfassten ganz normalen Vermes sungs riss geben, an den man die Ergänzungskarte als weitere Anlage an- hängen kann. Für diese Vorgehensweise haben zumin- Abbildung 10 | Leseübung am Originaltext dest wir uns entschieden. In der Praxis gestaltet es sich deutlich schwieriger, da die vor 1896 gefertigten Ver- messungsakten nur rudimentär erhalten sind und es bis etwa beitsalltages in der Katasterbehörde ist ein Experiment und kann 1920 üblich war, mehrere Vermessungen eines Rechnungsjahres fortgesetzt werden oder auch nicht. Ganz wie es Ihnen gefällt. auf einer Ergänzungs karte zu dokumentieren. Diese Ergänzungs - Lassen Sie es uns wissen. karte aus dem Jahr 1868 musste daher als eigenständiger Riss Quelle Archiv der Katasterbehörde im Landkreis Oberhavel erfasst werden. Den Stapel hier kann ich ohne Anstände durch- winken.

Und jetzt fällt mir auch noch meine Hausaufgabe aus dem ges - trigen Seminar zum Lesen altdeutscher Schrift ein (Abbildung Stefanie Locke 10). Sie, verehrte Leserinnen und Leser der Zeitschrift, dürfen Katasterbehörde im Landkreis Oberhavel gern mitmachen. [email protected]

NACHWORT

Uns hat das Schreiben Freude gemacht. Beim zeitlichen Ein- Frank Netzband gang der Beispielanträge haben wir ein wenig geschummelt. Katasterbehörde im Landkreis Oberhavel Aber nur ganz wenig, ehrlich. Die betont persönliche Schil de - [email protected] rung der Kleinigkeiten und Nebensächlichkeiten des harten Ar-

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Nachruf Nachruf

Die BDVI-Landesgruppe Schleswig-Holstein Der Bund der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure trauert um nimmt Abschied von DIPL.-ING. DIPL.-ING. KARL WOLFGANG PAULUS ALEXANDER GÄRTNER ÖFFENTLICH BESTELLTER VERMESSUNGSINGENIEUR ÖFFENTLICH BESTELLTER IN RUHPOLDING VERMESSUNGSINGENIEUR A. D. GEBOREN AM 2. JULI 1935 GEBOREN AM 14. MÄRZ 1929 VERSTORBEN AM 18. SEPTEMBER 2017 VERSTORBEN AM 17. SEPTEMBER 2017 Wir sind über den Verlust tief betroffen. Den Angehörigen sprechen Wir sind zutiefst betroffen vom Tod unseres wir unser tief empfundenes Beileid aus. hochgeschätzten Kollegen. Wir werden sein Andenken in Ehren halten. In aufrichtiger Verbundenheit

Thore Overath, Dipl.-Ing. Heinz-Erich Rader, Vorsitzender der BDVI-Landesgruppe Schleswig-Holstein Vorsitzender der BDVI-Landesgruppe Rheinland-Pfalz

Nachruf Nachruf Der Bund der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure trauert um Die Landesgruppe Baden-Württemberg nimmt Abschied von ihrem hochgeschätzten Kollegen DIPL.-ING. DIPL.-ING. KARL-HEINZ SEEHASE

GÜNTHER HESS ÖFFENTLICH BESTELLTER VERMESSUNGSINGENIEUR A. D. IN NEUBRANDENBURG ÖFFENTLICH BESTELLTER VERMESSUNGSINGENIEUR I. R. GEBOREN AM 14. AUGUST 1947 VERSTORBEN AM 11. NOVEMBER 2017 GEBOREN AM 17. NOVEMBER 1930 VERSTORBEN AM 18. OKTOBER 2017 Der BDVI verliert mit Herrn Seehase einen tüchtigen und hoch geschätzten Kollegen. Herr Seehase hat als Mitglied Wir betrauern den Tod unseres Kollegen zutiefst und der ersten Stunde seine enge Verbundenheit mit dem werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Berufsstand jederzeit gelebt und war uns Vorbild.

Im stillen Gedenken Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Unser Mitgefühl gilt seinen Angehörigen. Landesgruppe Baden-Württemberg, der Vorstand Dipl.-Ing. Frank Wagner, Vorsitzender der Landesgruppe Mecklenburg-Vorpommern

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Fokus: Erde – Kapitel 2 Der Potsdamer Schwerewert als weltweites Referenzsystem

chon im ersten Kapitel der Reihe »Fokus: Erde« in der letzten FORUM-Ausgabe wies der Autor SDr. Leicht auf die zunehmende Bedeutung des Königlich-Preußischen Geodätischen Instituts in Potsdam hin. Dies stand nicht zuletzt im Zusammenhang mit den technischen Fortschritten zur Ermittlung der Schwerkraft. In Kapitel 2 gibt Dr. Leicht daher einen guten Überblick zur Entwick- lung der Schweremessung von der frühen Erkenntnis, dass die Erde weder Scheibe noch Kugel ist, bis zur Bedeutung des Potsdamer Schwerewertes bis weit in das 20. Jahrhundert hinein.

JOHANNES LEICHT |

POTSDAM

Abbildung 1 | Der Reversionspendel apparat der Europäischen 49 Gradmessung, hergestellt von A. Repsold & Söhne, Hamburg, 1869 4 FORUM

Bereits Mitte des 18. Jahrhunderts hatten große Vermessungs- Grad messung (ab 1867: Europäische Gradmessung) gefertigt und projekte ergeben, dass die Erde keine gleichförmige Kugel ist. kam auf zehn Messstationen in Preußen und Sachsen zum Ein- Wissenschaftler entdeckten, dass unser Planet aufgrund seiner satz. In der Praxis hat er sich aber nicht bewährt. Beim Schwin- Eigenrotation an den Polen um etwas mehr als 20 km abgeplat- gen des Pendels übertrug sich die Schwingung zu sehr auf das tet ist und daher die Erde in ihrer Form einer Orange gleicht. Gestell, welches zudem nicht stabil genug war. Wissenschaftlich Dieser Form kommt das sogenannte Rotationsellipsoid nahe. Es brauchbare Ergebnisse konnten damit nicht erzielt werden. Die dient daher bis heute in fast allen Vermessungen als Referenz, geplanten Pendelmessungen, mit welchen die Zentralkommis- also als mathematische »einfache« Rechengrundlage, um die sion der Europäischen Gradmessung das 1870 in Berlin gegrün- Ergebnisse der Vermessungen überhaupt darstellen zu können. dete Königlich-Preußische Geodätische Institut beauftragt hat- te, wurden wegen mangelnder Genauigkeit der vorhandenen Die tatsächliche Form der Erde ist aber wesentlich komplexer. Sie Apparate daher zunächst zurückgestellt. |2| ist abhängig von der Erdanziehungskraft oder auch Gravi ta tions - kraft. Denn aufgrund der Massenunterschiede im Erd inneren Auf der 4. Allgemeinen Konferenz der Europäischen Gradmes- ist die massenabhängige Anziehungskraft auf der Erdoberfläche sung 1874 verständigten sich die Wissenschaftler daher auf ein nicht überall gleich. Ein Kilogramm wiegt nicht überall genau anderes Vorgehen. Als beste Lösung favorisierten sie die abso - ein Kilogramm. Die auf das Schwerefeld bezogene unregelmäßi - lute Bestimmung der Erdschwere unter Berücksichtigung aller ge Erdfigur nennt man seit den 1860er-Jahren Geoid. Wenn die möglichen Fehlerkorrekturen mit verbesserten Reversionspen - Erde nur mit Wasser bedeckt wäre, würde die Meeresoberfläche deln an einigen wenigen Standorten. An diese Stationen sollten aufgrund der unterschiedlich wirkenden Erd anziehungskraft dann durch relative Messungen mittels transportabler Pendel- exakt diese Form des Geoids annehmen. apparaturen weitere Stationen angeschlossen werden, um so ein Netz von aufeinander bezogenen Schwerewerten aufzubauen. Schon vor über 300 Jahren hatte der britische Physiker Isaac Newton (1642-1726) entdeckt, dass über die Bestimmung der Mit der Realisierung dauerte es allerdings nochmals mehr als Intensität der Erdanziehungskraft an verschiedenen Orten der 20 Jahre. Der nach dem Tod von Johann Jacob Baeyer (1794- Welt Rückschlüsse auf die Figur der Erde möglich sind. Wissen- 1885) zum Direktor des Geodätischen Instituts ernannte Fried- schaftlich kann die Erdschwere sowohl durch astronomisch- rich Robert Helmert (1843-1917) verfolgte mit dem gerade in geodätische Messungen von Lotabweichungen als auch durch Planung befindlichen Bau des neuen Forschungskomplexes auf physikalische Messungen mithilfe eines Pendels erfolgen, wie dem Potsdamer Telegrafenberg u. a. das Ziel, ideale räumliche sie u. a. Newton durchgeführt hatte. Die Beobachtung der Bedingungen für die absolute Bestimmung der Intensität der Schwingungsdauer eines Pendels ist die älteste Methode für Schwerkraft zu schaffen. Mit dem verantwortlichen Architek- die Messung der Erdanziehungskraft, auch Schwerkraft oder ten Paul Emmanuel Spieker (1826-1896) konzipierte er ein welt - Erdbeschleunigung genannt. Das Messprinzip klingt an und für weit einzigartiges Laboratorium, in dem der absolute Wert der sich leicht verständlich: Die Schwingungsdauer eines Pendels Schwerebeschleunigung in aufwendigen Pendelexperimenten ist nur abhängig von der Länge des Pendels und der Größe der so exakt wie möglich ermittelt werden sollte. |3| Herzstück des Erdanziehungskraft am Ort des Pendelns. Kennt der Beobachter 1892 errichteten Institutsneubaus auf dem Potsdamer Telegra- also die Länge eines frei schwingenden Pendels und misst die fenberg bildeten zwei im Erdgeschoss befindliche außerge wöhn - Dauer seiner Schwingung, so kann er aus diesen Daten den lo- lich konstruierte Messräumlichkeiten: der Komparator-Saal und kalen Wert für die Erdbeschleunigung errechnen. Das Verfahren der Pendelsaal. Beide wurden bautechnisch unabhängig vom klingt scheinbar einfach. In der Praxis waren Pendelexperimente Gesamtgebäude gegründet, damit keinerlei Erschütterung die aber sehr aufwendig und fehleranfällig. Fehler quellen wie ver- Messergebnisse verfälschen konnte. Ferner verfügten sie über schiedene Reibungswiderstände oder Mitschwing effekte muss - eine extra für diesen Zweck entwickelte Heizungsanlage, die mit - ten genau bestimmt und in der Berechnung be rücksichtigt wer- tels eines ausgeklügelten thermischen Systems von Belüftungs - den. Auch die Länge des Pendels musste bei den jeweils vorherr - röhren, Hohlräumen und Luftregulierungsklappen die Tempera - schenden Umgebungstemperaturen exakt bestimmt werden, turverhältnisse in den Räumen kontrollierbar machte. Wäh rend um nur einige Herausforderungen an den wissenschaftlichen im Komparator-Saal vor allem Maßstäbe geprüft und geeicht Anspruch auf Exaktheit zu benennen. |1| wurden, sollte im Pendelsaal der Absolutwert der Erdschwere exakt ausgependelt werden. Der in Abbildung 1 gezeigte Pendelapparat wurde 1869 in der tra ditionsreichen Hamburger Instrumentenwerkstatt von A. Rep- Solche absoluten Messungen der Erdbeschleunigung mit Pen- sold & Söhne gefertigt. Er ist eines der ersten Exemplare, mit de- deln waren sehr aufwendig. Alle potenziellen Fehlerquellen wie nen die Erdschwere systematisch ausgependelt werden sollte. Luftwiderstand, Reibungswiderstand der Aufhängung der Pen- Der transportable Apparat wurde extra für die Mitteleuropäische del, Asymmetrien des Pendels, Mitschwingen des Stativs und

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Abbildung 2 | Das neue Hauptgebäude des Königlich-Preußischen Geodätischen Instituts auf dem Potsdamer Telegrafenberg, um 1899

des Untergrundes, die unterschiedliche Länge des Pendels auf- gleichsberechnungen stand 1906 ein Ergebnis fest: Für den Ab- grund von Temperaturschwankungen oder auch die Gezeiten solutpfeiler im Pendelsaal mit den geografischen Koordina ten durch die Anziehungskraft des Mondes mussten wenn möglich 52° 22,86‘ nördlicher Breite und 13° 04,06‘ östlicher Länge und entweder vermieden oder ihr Einfluss auf die Messung exakt der Höhe von 87 m über Normalnull gilt für die Beschleunigung bestimmt werden. der Schwerkraft g = 9,81274 ± 0,003 m/s2. Nirgendwo sonst wur de dieser Wert damals so exakt ausgependelt. |5| Helmert begann bereits 1894 mit den ersten Voruntersuchun- gen zur absoluten Bestimmung der Schwere. |4| Die eigent - Durch diese einmalige exakte Bestimmung der absoluten Erd- lichen Hauptmessungen wurden vom Geodäten Friedrich Küh- schwere erhielten sämtliche Schweredifferenzmessungen end- nen (1858-1940) und dem Mathematiker Philipp Furtwängler lich einen verlässlichen Referenzwert, der 1909 auf der 16. All- (1869-1940) von 1898 bis 1904 durchgeführt. Für die Messun - gemeinen Konferenz der Internationalen Erdmessung als Welt- gen verwendeten sie fünf Reversionspendel aus Messing, die referenzwert anerkannt wurde. sich hauptsächlich hinsichtlich ihres Gewichts voneinander un- terschieden: Ein altes Sekundenpendel des Repsold‘schen Pen- Fortan wurden alle weiteren Schweremessungen in Relation zum delapparates von 1869 (5,57 kg), ein altes Sekundenpendel aus Potsdamer Wert durchgeführt. Damit vereinfachte sich das zeit- dem Observatorium Padua (5,87 kg), ein schweres (6,23 kg) und aufwendige Verfahren zur Bestimmung der Schwere beträcht- ein leichtes (2,86 kg) Sekundenpendel des Militärgeographi - lich. Mit kleinen transportablen Pendelapparaten registrierten schen Instituts Wien und ein neu angefertigtes Halbsekunden- die Wissenschaftler sowohl am Beobachtungsort als auch an pendel (3,53 kg), welches das Geodätische Institut 1892 erwor- der Hauptstation in Potsdam mit derselben Pendelausrüstung ben hatte. Ein Fadenpendel – ein 0,04 mm dicker Messingdraht die Erdschwere. Bei solchen relativen Messungen spielten also mit einem Messinggewicht von 40 g – diente ferner zur Kon- diejenigen Fehlerquellen keine Rolle, die sowohl Beobachtungs - trolle des Mitschwingens von Stativ und Pfeiler. ort als auch Bezugsbasis gleichermaßen betrafen. Etliche orts- und zeitabhängige Korrekturen konnten vernachlässigt werden, Nach einer Vielzahl von Einzelmessserien unter verschiedenen da nur die Schweredifferenz zur Bezugsbasis zu ermittelt wer- Bedingungen – z. B. wurde sowohl bei normalem Atmosphären - den brauchte. Bei gleicher Pendellänge konnte aus den kleinen druck als auch bei schwachem Vakuum gemessen – sowie einer Unterschieden der Schwingungsdauer die lokale Abweichung ganzen Reihe von notwendigen Fehlerkorrekturen und Aus- vom Absolutwert der Erdschwere ermittelt werden.

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Abbildung 3 | am Relativpendelapparat, 1910 Abbildung 4 | Kühnen/Furtwängler: Bestimmung der absoluten Größe der Schwerkraft mit Reversionspendeln, Berlin 1906

Um ein möglichst dichtes Netz von Schwerepunkten zu erhal- Quellen ten und damit auch genauere Aussagen über Form und Figur |1| Vgl. Wolfgang Torge: Geschichte der Geodäsie in Deutschland, 2. Aufl., der Erde treffen zu können, wurden Anfang des 20. Jahrhun- Berlin 2009, S. 241 ff. derts weltweit Schweremessungen durchgeführt. Während um |2| Von der Pendelmessung zur GRACE-Mission. Zur Geschichte 1900 in Europa rund 1.400 einzelne Schwerewerte vorlagen, hat - der Geodäsie auf dem Telegrafenberg in Potsdam, Begleitheft te sich deren Anzahl bereits bis 1910 mehr als verdoppelt. |6| zur Ausstellung anlässlich des 150. Jubiläums der Gründung der Viele Wissenschaftler kamen vor und nach ihren Reisen nach »Mitteleuropäischen Gradmessung«, hrsg. v. Deutschen Potsdam, um hier relative Anschlussmessungen durchzuführen, GeoForschungsZentrum GFZ, Potsdam 2013 sich in der Pendelmessmethode unterweisen zu lassen, ihre gra - [http://gfzpublic.gfz-potsdam.de/pubman/item/escidoc:272535], S. 34 ff. vimetrischen Messgeräte hier zu eichen oder auch um Pendel- |3| Johannes Leicht: Die Bestimmung der absoluten Erdschwere, in: apparate mitsamt den dazu notwendigen Geräten für ihre Ex- Fokus: Erde – Von der Erdvermessung zum System Erde, pedition zu leihen. Potsdam wurde daher auch als »Mekka der hrsg. vom Helmholtz-Zentrum Potsdam, Geodäten« bezeichnet. |7| Das Geodätische Institut galt als glo- Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ, Berlin 2017, S. 74-77. bales Zentrum der Geodäsie und der Potsdamer Schwerewert |4| Hier wie im Folgenden Joachim Höpfner: Absolute Bestimmung der bis 1971 offiziell als Weltreferenzwert. Schwere mit Reversionspendeln in Potsdam 1898-1904 und 1968-1969, in: Deutsche Gesellschaft für Chronometrie, Jahresschrift 2012, Bd. 51, S. 101-114. |5| Friedrich Kühnen und Philipp Furtwängler: Bestimmung der absoluten Größe der Schwerkraft zu Potsdam mit Reversionspendeln, Veröffent lichungen des Königl. Preuss. Geodät. Instituts, Neue Folge Nr. 27, Berlin 1906. |6| Emil Borraß: Bericht über die relativen Messungen der Schwerkraft 1808-1909, in: Verhandlungen der 16. Allgemeinen Konferenz der Dr. Johannes Leicht Internationalen Erdmessung, III. Teil, 1911. GeschichtsLotsen |7| Ernst Buschmann: Einst auf dem Potsdamer Telegrafenberg, in: [email protected] Vermessung Brandenburg, Nr. 2 (1996), S. 5-17, und Nr. 1 (1997), S. 50-62.

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4 FORUM

Abbildung 5 | Der in den 1880er-Jahren von Robert von Sterneck entwickelte transportable kleine Relativpendelapparat

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4 TECHNIK

Das richtige Krisenmanagement macht den Unterschied

Cyberrisiken im Vermessungsbüro

DANIEL JERLICH | UNTERHACHING BEI MÜNCHEN

achrichten über Cyberattacken finden wir heute praktisch täglich in unseren Medien. Längst Nberichtet die Presse aber nicht mehr nur über die »großen Fische«, sondern auch vermehrt von Angriffen auf kleinere Unternehmen, Selbstständige und Freiberufler.

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4 TECHNIK

Mittlerweile ist der sogenannte Cyber Crime auch bei Dienst- makler bieten individuelle Cyberversicherungen für Vermes- leistern und dem Freien Beruf angekommen. sungsbüros an.

Grundsätzlich muss jeder, der mit technischen, vertraulichen Die Versicherung springt dabei für Drittschäden und Eigenschä- oder sonstigen Daten arbeitet, damit rechnen, ins Visier von den ein. Damit sind also Datenschutzverletzungen einem Drit- kri minellen Angreifern zu geraten. Dabei sind allgemeine Kun - ten gegenüber genauso versichert wie der eigene Datenverlust dendaten genauso interessant wie z. B. detaillierte Bestands- oder die Kosten der hieraus folgenden Betriebsunterbrechung. oder Konstruktionspläne. Auch das von Hackern üblicherweise in Bitcoin geforderte Lö- segeld bei Netzwerksperrung lässt sich absichern. Möglich wird das auch durch die zunehmende Digitalisierung und die Vernetzung zwischen Ingenieuren und Auftraggebern Wichtigster Punkt bei der Auswahl des richtigen Cyberversiche - z. B. durch: rungsschutzes für ein Vermessungsbüro ist, welcher Anbieter Planwolken seinen Kunden am Ende des Tages nicht nur den »Schaden« Online-Ausschreibungsplattformen bezahlt, sondern in erster Linie für schnelles Handeln ein pro- Versand digitaler Pläne und Daten via E-Mail fessionelles Krisenmanagement an die Seite stellt. Direktzugriff auf Geodaten mit den Vermessungsinstrumenten auf der Baustelle Denn jede Cyberattacke stellt eine Krise dar, in welcher der rich - BIM (Building Information Modeling) tige und professionelle Umgang mit der ganz neuen Situation … entscheidend ist.

Die Wege der Angreifer sind vielfältig und vollständigen Schutz Ausgebildete Krisenberater helfen dabei, sich in einem Angriffs - vor Cyberattacken gibt es nicht! fall richtig zu verhalten, und übernehmen die Koordi nation auf dem Weg durch die Krise. Auf Cybervorfälle speziali sier te Rechts- Oft nutzen Hacker auch die »Not« der Betroffenen aus. So sen- anwälte bewerten die rechtliche Situation und über nehmen die den Angreifer schon seit vielen Monaten regelmäßig als Bewer - Korrespondenz mit Behörden und Dateninhabern. Der Einsatz bung um eine Stelle als Vermessungstechniker getarnte E-Mails von IT-Forensikern wiederum dient der rechtskonformen Un- ganz gezielt an Vermessungsbüros, die über ihre Internetseite tersuchung und Sicherung des »Tatorts« bzw. der infizierten IT- nach neuem Personal suchen. Wenn dann die in der Anlage bei- Systeme. gefügten Bewerbungsunterlagen geöffnet werden, nimmt das Unheil seinen Lauf. Die Systeme des Büros werden durch die Gute Cyberversicherungen haben für dieses Krisenmanagement versteckte Schadsoftware gesperrt und für das Passwort zur Rahmenabkommen abgeschlossen, welche jedem Kunden den Freigabe der Daten wird ein Lösegeld gefordert. umgehenden Zugang zu genau diesen Experten garantieren. Und das an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr. Ein Anruf bei der Die Nutzung einer Firewall, Virenscanner auf mobilen und sta- Hotline des Dienstleisters genügt und das Krisenmanagement- tionären Geräten und regelmäßige Softwareupdates sind zur team nimmt seine Arbeit auf! Absicherung der eigenen IT inzwischen selbstverständlich. In Anbetracht der wachsenden Gefahr durch Cyberattacken und Durch das Fehlverhalten eines Mitarbeiters, Social Engineering unabhängig davon, ob das Restrisiko eines Angriffs auf eine Ver- oder wenn der Virenscanner die neuste Schadsoftware noch nicht sicherungslösung transferiert wird oder nicht – die Bedrohung kennt, bleiben diese Standards meist aber völlig wirkungslos. durch Cyber Crime sollte bei jedem Unternehmen, Selbstständi - gen oder Freiberufler definitiv spätestens ab 2018 auf der Agen- In der Regel sind sich die Geschäftsführer oder Inhaber eines da ganz oben stehen! Denn mit der am 25. Mai 2018 in Kraft Vermessungsbüros über die möglichen Folgen eines Cyberan- tretenden neuen EU-Datenschutzrichtlinie drohen Unterneh men griffes noch gar nicht im Klaren. Gerade die wirtschaftlichen und Selbstständigen verschärfte Regeln und höhere Bußgelder Nachteile eines Betriebsstillstandes durch ein infiziertes Netz- bei Datenschutzverletzungen. werk oder die schadenersatzrechtlichen Folgen eines Hacker- angriffes werden häufig unterschätzt. Hinzu kommt meist auch ein nicht unerheblicher Imageschaden. Daniel Jerlich Prokurist und Spezialist für berufliche Das Risiko, Opfer eines Angriffes zu werden, kann dann z. B. auf Risiken von Vermessungsingenieuren eine spezielle Cyberversicherung transferiert werden. Einige [email protected] Ver sicherungsgesellschaften und spezialisierte Versicherungs-

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Fachtagung der BDVI-Landesgruppe Baden-Württemberg

Arbeitssicherheit und Arbeitsschutz im ÖbVI-Büro

HOLGER MENGESDORF | HEIDELBERG

ie Fachtagung der Landesgruppe Baden-Württemberg Ende November in Filderstadt stand Dganz unter dem Motto »Arbeitssicherheit und Arbeitsschutz im ÖbVI-Büro«.

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4 VERBAND

BDVI-Justiziar Dr. Rüdiger Holthausen warn - fahrenquelle), technische Schutzmaßnahmen (Trennung der te alle Teilnehmen den in seinem Eingangs- Gefahrenquelle vom Menschen), organisatorische Schutzmaß- vor trag, dass das Thema »schwere Kost« sei. nahmen (zeitweise Trennung der Gefahrenquelle vom Menschen), Sein Vergleich »Arbeitssicherheit ist wie kalte persönliche Schutzmaßnahmen (der Mensch schützt sich vor Füße« brachte alle Anwesenden zum Lachen, der Gefahrenquelle) und verhaltensbezogene Schutzmaßnah- bevor er den recht lichen Rah men aller wich- men (Schutz durch Wissen, Unterweisung und Training). Bei der tigen Gesetze und Verord nungen zeichnete: Gefährdungsbeurteilung müssen das Portfolio, die Arbeitsum- Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG), Arbeitssi cher - gebungen, die Branchen der Kunden und die Vermessungsge- heitsgesetz (ASiG), Ar beits stät tenverordnung räte/Arbeitsmittel des Büros berücksichtigt werden. Ab Juli 2018 (ArbStättV), Baustellenver ordnung (Bau - steht ein Kompetenzzentrum (KPZ) der VGB zur Verfügung, das stellV), Betriebssicherheitsver ord nung (Betr- bei allen relevanten Arbeitsschutzmaßnahmen mit Rat und Tat SichV) und Arbeits schutz ver ordnung zu künst- zur Seite steht. Vor allem Büros mit weniger als zehn Beschäf - licher optischer Strahlung (OStrV). Die wich- tigten können Aufgaben auf das KPZ übertragen, was eine Al- tigsten Paragrafen wurden angesprochen und ternative zum Unternehmermodell darstellen kann. vor allem die Gefähr dungs beurteilung wurde aus den Gesetzen hergeleitet. Neben der physischen Belastung kam im Vortrag von Philipp Hein zelmann (Heinzelmann GmbH – Ingenieurbüro für Arbeits - Überhaupt war die Gefährdungsbeurteilung sicherheit) die psychische Belastung am Arbeitsplatz zur Spra- ein immer wieder kehrendes Thema bei allen che. Dieser Bereich ist äußerst sensibel und wird deswegen oft weiteren Vorträgen: Eleanor Lang, Aufsichts - vernachlässigt – aber über 17 % der Krankheitsarten sind psy- person der VBG, übertrug die Gesetzesgrund - chische Erkrankungen mit oft längeren Ausfallzeiten. Unter der lagen in die Praxis. Schnell tauchte die Frage psychischen Belastung versteht man die Beurteilung der gesam - auf: Was ist denn eigentlich moderner Ar- ten äußeren Einflüsse am Arbeitsplatz und nicht die Ressourcen beitsschutz? der einzelnen Mitarbeiter. Auch hier muss man eine Gefähr dungs - beurteilung erstellen, die Kriterien entsprechen der oben ge - Eine Definition findet man im DGUV-Grund- nannten PDCA. Für die Beurteilung kommen in der Regel drei satz (S. 6): »Moderner Arbeitsschutz versteht sich als Dach für standardisierte Verfahren zum Einsatz: Mitarbeiterbefragung, systematisch geplante, umgesetzte und gesteuerte Maßnah- Beobachtungsinterviews und Analyse/Gruppenworkshops. men zur Gewähr leistung bzw. Verbesserung von Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten bei der Arbeit.« Auch hier wieder Dipl.-Ing. Detlev Klemm von Hessen Mobil – Vermessung Süd- ein zentraler Bestandteil: die Gefährdungsbeurteilung, die sich hessen – richtete seinen Fokus auf ein zentrales Arbeitsumfeld am besten mit dem PDCA (Plan-Do-Check-Act) umsetzen lässt: von ÖbVI: die Straßenbauvermessungen. Die Stufen der Absi che- Am Anfang steht die Planung und es muss bei jedem Schritt rung auf den verschiedenen Straßenarten (Autobahn, Landstraße dokumentiert werden. etc.) wurden besprochen, auch in Verbindung mit der zulässigen Warnkleidung und Absperrmaterialien (Schilder, Kegel etc.). Danach betrach tet man in nachstehender Reihenfolge folgende Bereiche: Abschließend fasste Frank Hotz, Geschäftsführer des auf Ar- beitssicherheit spezialisierten Jedermann-Verlags, die wichtigs - 1 | Tätigkeiten auswählen ten Aspekte zusammen und berichtete über die Aktivitäten des 2 | Gefährdungen/Belastungen ermitteln BDVI zum Arbeitsschutz: Der Verband erarbeitet für seine Mit- 3 | Risiko beurteilen glieder einen Leitfaden, der den Umgang mit dem Thema Ar- 4 | Schutzmaßnahmen festlegen beitsschutz erleichtern soll und als Grundlage für die Gefähr - 5 | Maßnahmen umsetzen dungsbeurteilungen dienen kann. Hier sei auf seinen gesonder- 6 | Wirksamkeit prüfen ten Beitrag auf Seite 58 verwiesen. 7 | Fortschreiben

Anschließend beginnt der Kreislauf wieder von vorn, da die Ge - Holger Mengesdorf fähr dungsbeurteilung immer wieder neu geprüft und verbessert Öffentlich bestellter werden muss. Vermessungsingenieur h.mengesdorf@ Es gibt verschiedene Vorgehensweisen bei der Vermeidung von foerderer-mengesdorf.de Gefahren: Substitution (Verringerung oder Vermeidung der Ge-

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4 VERBAND BDVI unterstützt seine Mitglieder: Arbeitsschutz im ÖbVI-Büro

»Bei uns ist noch nie etwas passiert!«

FRANK HOTZ | HEIDELBERG

o mancher Vermessungsingenieur wiegt sich in dieser trügerischen Sicherheit. Aber wenn in Seinem Unternehmen jahrelang kein Arbeitsunfall passiert ist, so beweist das nicht, dass kein Handlungsbedarf besteht. Das ist vielmehr ein Glücksfall, mit dessen Ende leider jederzeit ge- rechnet werden muss.

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Unabhängig von einem Unfallrisiko mehren Neben der moralischen Verantwortung (niemand möchte schuld sich beim BDVI seit einiger Zeit Anfragen sein, wenn einem Mitarbeiter etwas zustößt), haben Unterneh - nach Unterstützung in Arbeitsschutzfragen. mer und Führungskräfte eine juristische Verantwortung: Jedem Viele Auftraggeber (insbesondere Großunter - muss klar sein, dass im Falle eines Arbeitsunfalls mit erheblichem nehmen und die öffentliche Hand) legen ver- Personenschaden staatsanwaltschaftliche Ermittlungen aufge - stärkt Wert auf Auftragnehmer, die auch auf nommen werden. Ergeben diese, dass einfachste Überlegungen diesem Gebiet alle Pflich ten erfüllen und das außer Acht gelassen, z. B. keine Gefährdungsbeurteilungen er- nachweisen können. Ganz konkret muss eine stellt oder sicherheitswidrige Zustände toleriert wurden, so kann sachgerechte Gefährdungsbeurteilung vor- das für Unternehmer und Führungskräfte schwerwiegende Fol- gelegt werden. gen haben.

Auch wenn es selten zu Freiheitsstrafen wegen Organisations- GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNG – verschulden kommt, häufen sich in den letzten Jahren Verur- DAS ZENTRALE INSTRUMENT teilungen zu Geldstrafen für Führungskräfte und Unternehmer.

Mit Verabschiedung des Arbeitsschutz ge - Neben den gegebenenfalls strafrechtlichen Folgen sind auch set zes im Jahre 1996 wurde die Gefährdungs- die psychischen Belastungen eines solchen meist mehrjährigen beurteilung zum zentralen Instrument im Ar- Verfahrens nicht zu unterschätzen. Die Kosten eines Arbeits- beitsschutz: Sie ver pflichtet den Arbeitgeber, unfalls trägt der jeweilige Unfallversicherungsträger. In Ver- die Gefähr dungen und Belastungen seiner messungsbüros ist das typischerweise die Verwaltungsberufs- Mitarbeiter zu ermitteln und zu dokumen- genossenschaft. tieren. Hieraus leiten sich fast alle weiteren Arbeits schutzaufgaben ab. Ziel ist die Prä - Regressverfahren sind denkbar, in vielen Branchen (und bei an- ven tion von Arbeitsunfällen. Daher ist es mit deren Unfallversicherungsträgern) kam es bereits zu Verur tei lun - der Dokumentation nicht getan: Zur Risiko- gen in Regressverfahren mit bis zu siebenstelligen Forderungen. minderung sind Maßnahmen zu ergreifen und deren Wirksamkeit zu überprüfen. »MUST-HAVES«

PFLICHTENÜBERTRAGUNG ALS LÖSUNG? Das Risiko eines Arbeitsunfalls kann man nie ausschließen und eine zu 100 % rechtssichere Organisation wird es nicht geben. Der natürliche Reflex, unangenehme »Zusatzaufgaben« zu de- legieren, hilft hier nicht weiter. Führungskräfte, wie z. B. Mess- Welche Punkte aber auf jeden Fall erfüllt werden müssen, be- truppführer (auch solche, die nur vorübergehend weisungsbe - schreibt das neue Buch des BDVI: »Verantwortung im Arbeits- fugt sind), haben zwar (wie der Unternehmer) eine Garanten- schutz – Ein Leitfaden für Vermessungsbüros«. stellung und müssen dafür sorgen, dass eine Gefähr dungsbe - urteilung vorliegt, jedoch entbindet das den Unterneh mer nicht Der Leitfaden gibt praxisgerechte Hilfen zur Erstellung von Ge- von seiner Verantwortung. fährdungsbeurteilungen für Vermessungsbüros und unterstützt sie auch bei den Themen Betriebsanweisung und Unterweisung. Spätestens dann kommt die Frage nach einem Experten (hier z. B. einer externen Sicherheitsfachkraft) auf: Kann ich das nicht Das Buch erscheint im Frühjahr 2018 und wird allen BDVI-Mit- extern vergeben? Natürlich kann man einen Dienstleister mit gliedern automatisch zugeschickt. Diese Leistung ist durch Ihren der sicherheitstechnischen und arbeitsmedizinischen Betreu- BDVI-Mitgliedsbeitrag abgedeckt. ung beauftragen. Entgegen der landläufigen Meinung bleibt bei der juristischen Verantwortung alles beim Alten: Verantwort lich sind Führungskräfte und der Unternehmer.

WAS PASSIERT, WENN ETWAS PASSIERT? Frank Hotz Geschäftsführer Jedermann-Verlag Über ihre Verantwortung im Arbeitsschutz haben viele Füh rungs - [email protected] kräfte und Unternehmer keine konkrete Vorstellung.

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ANGEBOTE

PLZ-Bereich 3 PLZ-Bereich 4 PLZ-Bereich 6

Namhafte u. erfolgreiche Ingenieurgesellschaft sucht VERMESSUNGSTECHNIKER (M/W) VERMESSUNGSBÜRO DIPL.-ING. HERBERT HITZEL für die Leitung des Kompetenzbereiches Vermessung FÜR AUSSEN- UND INNENDIENST ÖFFENTLICH BESTELLTER VERMESSUNGINGENIEUR und Geo informatik am Standort Kassel Unser Büro hat zurzeit 8 Mitarbeiter und ist tätig im Raum sucht zum nächstmöglichen Termin VERMESSUNGSINGENIEUR (M/W) Grevenbroich und den daran anschließenden Kreisen. FÜR DIE POSITION DES GESCHÄFTSFÜHRERS Ihre Aufgaben eine/-n Vermessungsingenieur/-in (FH/TU) bzw. Ihre Qualifikationen Unterstützung und selbstständige Durchführung von Bachelor oder Master of Science für Geoinformatik Befähigung zur Erlangung der Zulassung als Ingenieurvermessung im Außendienst (im Messtrupp) und Vermessung Öffentlich bestellter Vermessungsingenieur und deren Bearbeitung im Innendienst Kenntnisse im Bau-, Liegenschafts- u. Grundbuchrecht Beschaffung von Unterlagen und deren Auswertung Ihre Aufgaben Führungspersönlichkeit (Katasterunterlagen, Pläne und Dateien) Durchführung von Kataster- und Ingenieurvermessungen mit unternehmerischen Qualitäten (Außen- und Innendienst) unter Einsatz modernster Repräsentationsfähigkeit, Kommunikationsstärke Ihre Perspektiven EDV-CAD-Geräte Hohe Einsatz- und Verantwortungsbereitschaft Raumaufmaß durch 3-D-Laserscanning oder mittels Flexibilität, Belastbarkeit, Loyalität und Integrität, softwaregestützter Distomataufnahme. Auswertung verhandlungssicheres Deutsch und Weiterverarbeitung der erfassten Daten Selbstständige Katastervermessung im Außendienst und eine/-n Vermessungstechniker/-in Es erwarten Sie Attraktiver Standort Ihr Profil Ihre Aufgaben Selbstständiges Arbeiten Abgeschlossene Ausbildung als Vermessungstechniker (m/w) Durchführung von Kataster- und Ingenieurvermessungen Hoher Gestaltungs- und Entscheidungsspielraum Erfahrungen in den Bereichen Liegenschafts-, mit Schwerpunkt Auswertung der Messergebnisse; Unbefristeter Arbeitsplatz Ingenieurvermessung (z. B. Grob- und Feinabsteckungen), Auftragsverwaltung und Angebotserstellung mit bester Zukunftsperspektive der topo gra fischen Vermessung und Attraktives Vergütungspaket der Messung zu Amtlichen Lageplänen Sicherer Umgang mit Trimble-Messgeräten, Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung unter Chiffre 6058 A Software wie GEOgraf, GEO8 und MS Office Ihre Qualifikation Interesse und Motivation auch für neue Dinge Eigeninitiative und Freude an selbstständiger Arbeit, Sorgfältige und präzise Arbeitsweise, idealerweise erste relevante Berufserfahrung und hohe Selbstorganisation, Kommunikationsstärke Bereitschaft, in einem Team zu arbeiten und das Interesse, im Team zu arbeiten Führerschein Klasse B von Vorteil Mein Angebot Ich biete Ihnen in meinem Büro eine herausfordernde Unser Angebot Tätigkeit mit guten Entwicklungsmöglichkeiten sowie Ein langfristiger und sicherer Arbeitsplatz eine leistungsgerechte Vergütung. Möglichkeiten zu Fortbildungen Ein gut ausgestattetes Arbeitsumfeld Ihre Bewerbung Familiäres Betriebsklima Für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Angemessene Vergütung Interessierte Bewerberinnen und Bewerber richten Ihre Bewerbungsunterlagen, gerne auch per E-Mail, an: Als tatkräftiger Vermessungstechniker (m/w), der mit seinem Einsatz und als Mensch überzeugt, stehen Ihnen bei uns alle Vermessungsbüro Hitzel Türen offen. Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann freuen wir Rheinstraße 12 | 63322 Rödermark uns auf Ihre schriftliche und aussagekräftige Bewerbung mit Tel. 06074/986 90 | Fax 06074/977 26 Anzeigenaufträge für Angebote Angabe des möglichen Eintrittstermins und Ihrer Gehaltsvor - [email protected] | www.vb-hitzel.de und Gesuche können Sie online unter stellungen. www.bdvi-forum.de aufgeben. Vermessungsbüro | ÖbVI Alexander Lamberty Nordstraße 40 | 41515 Grevenbroich | Tel. 02181/227 40 [email protected]

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PLZ-Bereich 7 ANWENDUNGSBERATER (M/W) ITWO CIVIL V ERANSTALTUNGSKALENDER Die RIB-Gruppe mit über 800 Mitarbeitern weltweit ist ein vielfältiges, dynamisch wachsendes Unternehmen mit star- ker internationaler Ausrichtung.

Ihre Aufgaben Aktuelle Termine Di.-Do., 12.-14. Juni 2018 Professionelle telefonische Beratung DVW-Seminare unserer Kunden in Zusammenhang mit Mittwoch, 14. Februar 2018 Hydrographie 2018 – Trend zu unserem Softwareprodukt iTWO civil/STRATIS BILDUNGSWERK VDV unbemannten Messsystemen Qualifizieren und Erfassen von Anfragen Ausbildung zum zertifizierten Ort: Lindau Bereitstellen von Lösungen Laserschutzbeauftragten nach OStrV Durchführen von Trainings, hauptsächlich online Ort: Berlin Di.-Do., 16.-18. Oktober 2018 Durchführen von Beratungen vor Ort bei unseren Kunden INTERGEO® 2018 Durchführen von Programmtests und Mo.-Di., 19.-20. Februar 2018 Ort: Frankfurt/Main enge Zusammenarbeit mit unserer Qualitätssicherung DVW-Seminare Dienstag, 13. November 2018 UAV 2018 – Vermessung mit BILDUNGSWERK VDV Ihr Profil unbemannten Flugsystemen Messen im Bauwesen 2018 Erfahrung als Anwender mit iTWO civil/STRATIS oder Ort: Hamburg Ort: Berlin vergleichbare Kenntnisse, idealerweise Vermessungs- techniker, Vermessungsingenieur/Bauingenieur o. Ä. Do.-Fr., 1.-2. März 2018 Versierter Umgang mit den Windows® Betriebssystemen BILDUNGSWERK VDV Starke IT-Affinität, Überzeugungskraft BAUABRECHNUNG sowie rhetorisches Geschick (28. Jahresseminar) Freude am Kundenkontakt Ort: Würzburg Stand: 5. Dezember 2017 Sehr gute Deutsch- sowie gute Englischkenntnisse Fr.-Sa., 2.-3. März 2018 Die Veranstaltungen werden teilweise Wir bieten BILDUNGSWERK VDV als Kooperations veranstaltungen Ein attraktives, internationales Kundenumfeld Gleisbau 2018 angeboten. Angegeben ist der jeweils in einem innovativen Bereich Ort: Berlin verantwortliche Veranstalter. Ein unbefristetes Arbeitsverhältnis mit spannenden Projekten Geschäftsstelle der Fundierte Einarbeitung in ein sympathisches Arbeits- GEODÄSIE-AKADEMIE umfeld mit kontinuierlichen Entwicklungsmöglichkeiten info@GEODÄSIE-AKADEMIE.de Zusätzliche Leistungen wie Fahrtkostenzuschuss etc. Finanziell solide Unternehmensgruppe mit zweistelligen Wachstumsraten

Be a part of RIB, let's keep running together! Weitere Infos: www.GEODÄSIE-AKADEMIE.de/Veranstaltungskalender Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung per E-Mail an [email protected]. Frau Constanze Slamanig steht Ihnen unter Tel. 0711/78 73-324 für weitere Auskünfte gerne zur Verfügung.

Kennziffer: 2017-abcivil-dgmbh

Bund der Öffentlich bestellten DVW – Gesellschaft für Geodäsie, Verband Deutscher Vermessungsingenieure e.V. Geoinformation und Landmanagement e.V. Vermessungsingenieure e.V.

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4 FORUM

VERANSTALTUNGSKALENDER

BDVI-GREMIEN, FACHSEMINARE / SYMPOSIEN / GEOINFORMATION 12. April 2018, Düsseldorf -KOMMISSIONEN UND WORKSHOPS / TAGUNGEN RECHTE UND BELASTUNGEN – -ARBEITSGRUPPEN 16. Februar 2018, Tübingen GRUNDLAGENSEMINAR VERMESSUNG GEODATENMANAGER/-IN: www.ikbaunrw.de 15. Januar 2018, Potsdam SEMINAR »EINFÜHRUNG BDVI-LANDESGRUPPE 11. Januar 2018, Oldenburg IN DIE FERNERKUNDUNG 2« 8. Mai 2018, Düsseldorf BRANDENBURG, GEODÄTISCHES KOLLOQUIUM www.uni-tuebingen.de/ GRUNDLAGEN DER MIET- SEMINAR »BAULASTEN« AN DER JADE HOCHSCHULE weiterbildung WERTERMITTLUNG IN www.bdvi.de 3Aktuelles 3Termine »INTEGRIERTE POSITIONIE- VERKEHRSWERT- UND RUNGSSYSTEME FÜR HYDRO- 22.-23. Februar 2018, Oldenburg MIETGUTACHTEN – 19. Januar 2018, Schwerin GRAPHISCHE ANWENDUNGEN« 5. OLDENBURGER BIM-TAG ANSPRUCH UND WIRKLICHKEIT NEUJAHRSEMPFANG www.jade-hs.de/geoinformation www.bim-baumeister- www.ikbaunrw.de BDVI-LANDESGRUPPE akademie.de MECKLENBURG-VORPOMMERN 18. Januar 2018, Bochum www.bdvi.de 3Aktuelles 3Termine »RECHTLICHE RAHMEN- 28. Juni 2018, Duisburg MESSEN / AUSSTELLUNGEN BEDINGUNGEN FÜR DEN BIM-BASISWISSEN FÜR 24. Januar 2018, Berlin EINSATZ VON UAV (DROHNEN) VERMESSUNGSINGENIEURE 1.-2. März 2018, Offenburg NEUJAHRSEMPFANG IM BEREICH GEODÄTISCHER www.ikbaunrw.de GEOTHERM – BDVI-LANDESGRUPPEN PROJEKTE« DER »DROHNEN- EXPO & CONGRESS BERLIN/BRANDENBURG FÜHRERSCHEIN« IST DA! www.geotherm-offenburg.de www.bdvi.de 3Aktuelles 3Termine www.vdv-online.de/uploads/ BODENORDNUNG / media/Einladung_Kolloquium- STADTUMBAU / 21.-24. März 2018, Bonn 26.-27. Januar 2018, Hamburg Januar2018.pdf WERTERMITTLUNG FOSSGIS-KONFERENZ 2018 SPITZENTREFFEN IG GEODÄSIE www.fossgis-konferenz.de/2018/ www.bdvi.de 3Aktuelles 3Termine 25. Januar 2018, 6. März 2018, Düsseldorf GEODÄTISCHES KOLLOQUIUM BASISWISSEN DER 26.-28. Oktober 2018, 22. März 2018, Berlin »CHANCEN BILDGEBENDER WERTERMITTLUNG Franfurt/Main 71. VERBÄNDEGESPRÄCH TOTALSTATIONEN IN DER www.ikbaunrw.de INTERGEO® 2018 www.bdvi.de 3Aktuelles 3Termine INDUSTRIELLEN MESSTECHNIK« www.intergeo.de www.gia.rwth-aachen.de/node/433 15. März 2018, Düsseldorf 22. März 2018, Paderborn NORMIERTE WERT - 8.-10. Oktober 2018, München JAHRESTAGUNG 7.-9. März 2018, München ERMITTLUNGSVERFAHREN – EXPO REAL 2018 BDVI-LANDESGRUPPE MÜNCHNER GI-RUNDE GRUNDLAGENSEMINAR TEIL 1 www.exporeal.de NORDRHEIN-WESTFALEN Kooperative Veranstaltung von: www.ikbaunrw.de www.bdvi.de 3Aktuelles 3Termine 66. Deutscher Kartographie Kongress der Deutschen 24.-26. Mai 2018, Lüneburg Gesellschaft für Kartographie BDVI-KONGRESS 2018 e. V. (DGfK) www.bdvi.de 3Aktuelles 3Termine 5. Münchner GI-Runde, Weitere umfangreiche Informationen zu Fort- und Weiter - Runder Tisch GIS e. V. (RT GIS) bildungen finden Sie u. a. auch unter den folgenden Links: 38. Wissenschaftlich-Technische Jahrestagung der Deutschen www.bdvi.de/de/aktuelles/termine | www.dvw.de/fortbildung | Gesellschaft für Photogrammetrie www.bw-vdv.de/bildungswerk-vdv |www.sprengnetter.de | www.pf.bgu.tum.de/pfgk18/ www.vhw.de | www.isw-isb.de

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Ausbildung/Nachwuchsförderung

ERFOLGREICHES BERUFS- tral waren die Zukunftsfähigkeit mit Blick deriert von Dr.-Ing. Hubertus Brauer, Dipl.- EINSTEIGERSEMINAR 2017 auf Europa, Aufgaben- und Tätigkeits- Ing. Torsten Hentschel und Rechtsanwalt felder, Auswirkungen europarechtlicher Dr. Rüdiger Holthausen. Auch dem Team Unter dem Motto »Deine BERUFung: ÖbVI« Fragen und konjunkturelle Entwicklungen. hat es Freude bereitet, sich den Fragen der trafen sich am 24./25. November in Frank- Das ABC der diskutierten Rechtsfragen Teilnehmer zu stellen. Der Kommentar ei- furt/Main 2017 junge Assessoren und Ver- erstreckte sich über Arbeitsrecht, Berufs- nes Teilnehmers »Schönes und informa- messungsingenieure, um sich auf Einla- recht, Gesellschaftsformen, Haftung, Wer - tives Seminar. Ich werde eine Weile zu tun dung des Bildungsinstituts des BDVI über bung, Versicherung bis zur persönlichen haben, um die umfangreichen Informa- Berufschancen zu informieren. Zukunftssicherung. tionen abzuarbeiten« wird für die Ver- anstalter Ansporn sein, zu gegebener Zeit Einige Teilnehmer hatten schon ihre Zu- Der zweite Tag stand unter der Überschrift für eine Wiederholung mit neuen Teil- lassung erlangt, andere standen in den »Der Weg ist das Ziel«. Hier standen The- nehmern und aktualisierten Themen zu »Startlöchern«. Die jüngste Teilnehmerin men wie der Arbeitsschutz, Bürobewer- sorgen. (vier Monate) nahm ohne Konkurrenz in tung, Kundenbindung, Mitarbeiterfüh rung der Obhut ihrer Eltern teil. und Qualitätsmanagement zur Debatte. Eine Darstellung von Berufspolitik, Kam- Dr.-Ing. Hubertus Brauer, Ratingen Der zweitägige Workshop war gefüllt mit mern und Verbänden bildete den Abschluss. BDVI-Ehrenmitglied Themen rund um den Freien Beruf. Zen- Die Themen wurden vorgestellt und mo-

BIM

BDVI-POSITIONSPAPIER Die BIM-Planungsphase »Null« wird bis- ZUR BEDEUTUNG lang kaum berücksichtigt: Wie passt das DER VERMESSUNG BEI BIM zu planende Objekt auf ein Grundstück und wie werden Anschlüsse (lage- und höhen- Der BDVI hat das Positionspapier zur »Be- mäßig) zum Bestand hergestellt? In wel- deutung der Vermessung für BIM: digita- chem Koordinatensystem 3-D arbeiten wir? les Planen und Bauen brauchen exakte Der BDVI will mit dem Papier besondere und fachlich bewertete Planungsgrund- Sensibilität erzeugen; das Papier ergänzt lagen« als Broschüre herausgegeben. Die damit den BIM-Leitfaden von DVW und Broschüre richtet sich speziell an Archi- Runder Tisch GIS (s. u.). tekten und Bauingenieure. www.bdvi.de/de/bdvi/themen-des-bdvi

LEITFADEN »GEODÄSIE UND BIM« ben über 50 Autoren aus Unternehmen, Behörden und wissenschaftlichen Insti- Der DVW und der Runde Tisch GIS haben tutionen ihr Wissen zusammengetragen. einen Leitfaden »Geodäsie und BIM« vor- Geodäten, GIS-Experten und Geoinforma- gestellt, der das Thema Building Informa - tiker erhalten so kompakte und praxis- tion Modeling ausführlich, logisch ge- nahe Informationen über ein Thema, das gliedert und vor allem mit Blick auf die die Baubranche in den kommenden Jah- sich entwickelnde Praxis als Handbuch ren vollständig verändern wird. und Nachschlagewerk aufgreift. https://rundertischgis.de/publikationen/ Das Papier wurde auf der INTERGEO® in leitfaeden.html#a_bim_geo Berlin vorgestellt, auf rund 180 Seiten ha-

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Aus den BDVI-Landesgruppen

SILBERNE EHRENNADEL seinen engagierten Einsatz für die Belan- FÜR MATTIAS WENDE ge der Landesgruppe Brandenburg hat der Verband Uwe Krause am 8. September Der BDVI hat Mattias Wende für sein 2017 mit der Silbernen Ehrennadel geehrt. außerordentliches Engagement für den Uwe Krause BDVI, den Freien Beruf des Öffentlich be- In seiner langjährigen Mitarbeit in der Bau- stellten Vermessungsingenieurs und für rechtskommission der Landesgruppe hat sein ehrenamtliches Engagement am 3. er maßgeblichen Anteil an der erfolgrei - Angesichts der grundlegenden Bedeutung, November 2017 die Silberne Ehrennadel chen Ausgestaltung des Amtlichen Lage- die der amtlichen Vermessung im Rahmen des Verbandes verliehen. In seiner über planes als Regelbauvorlage im Land Bran- einer verlässlichen und rechtssicheren Ei- 20-jährigen Mitarbeit im Be rufsbildungs- denburg. In der Nachwuchsförderung wirbt gentumssicherung zukommt, riet der Vor- und Prüfungsausschuss für die Ausbil- er seit vielen Jahren erfolgreich für unse- sitzende der BDVI-Landesgruppe Branden - dungsberufe Vermessungstechniker und ren Berufsstand und bildet selbst konti- burg, Michael Peter, zu mehr Selbstbe- Geomatiker im Freistaat Sachsen hat er nu ierlich Vermessungstechniker und Geo- wusstsein in der Kollegenschaft. einen maßgeblichen Anteil an der erfolg - matiker aus. In zahlreichen Forschungs- reichen Ausbildung von Berufsnachwuchs projekten hat er mit Universitäten und Vor dem Hintergrund des sich zunehmend für den Berufsstand der Öffentlich be- Fachhochschulen gemeinsame Projekte ab zeichnenden Fachkräftemangels leis- stellten Vermessungsingenieure. Er wirbt erfolgreich realisiert. teten auskömmliche und transparente seit vielen Jahren erfolgreich für unseren Kostenregelungen einen maßgeblichen Berufsstand und bildet selbst kontinuier- An teil, um jungen Nachwuchskräften nicht lich Vermessungstechniker aus. BDVI-FACHTAGUNG 2017 nur interessante Aufgabenfelder und eine IN WITTENBERGE zukunftsorientierte Ausrichtung des Be- rufs felds, sondern nicht zuletzt auch eine SILBERNE EHRENNADEL Am 8. und 9. September 2017 fand in Wit- attraktive Entlohnung bieten zu können. FÜR UWE KRAUSE tenberge die gemeinsame Fachtagung der Öffentlich bestellten Vermessungsinge- Ein ausführlicher Bericht mit zahlreichen Für sein außerordentliches Engagement nieure und der Vermessungs- und Katas - Fachvorträgen der Fachtagung ist unter für den BDVI und den Freien Beruf des Öf- terverwaltung des Landes Brandenburg www.bdvi-brandenburg.de/de/aktuelles/ fentlich bestellten Vermessungsingenieurs statt, zu deren 24. Auflage mehr als 175 fachtagung abrufbar. in der Bundesrepublik Deutschland sowie Teilnehmer angereist waren.

Michael Zurhorst, Peter Boxberger und der geehrte Mattias Wende (v. l.)

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Bäume leuchtend, Bäume blendend, Aber, Fürst, wenn Dir’s begegnet Der BDVI wünscht Ihnen und Ihren Überall das Süße spendend, Und ein Abend so Dich segnet, Familien ein frohes Weihnachtsfest In dem Glanze sich bewegend, Dass als Lichter, dass als Flammen und ein erfolgreiches Jahr 2018. Alt und junges Herz erregend – Vor Dir glänzten all zusammen Solch ein Fest ist uns bescheret, Alles, was Du ausgerichtet, Mancher Gaben Schmuck verehret; Alle, die sich Dir verpflichtet: Staunend schaun wir auf und nieder, Mit erhöhten Geistesblicken Hin und her und immer wieder. Fühltest herrliches Entzücken.

Johann Wolfgang von Goethe

Europa TASKFORCE FÜR SUBSIDIARITÄT, PROPORTIONALITÄT UND »WENIGER, ABER EFFIZIENTERES HANDELN«

Die Europäische Kommission hat eine neue Taskforce für Subsidiarität, Proportionali - tät und »Weniger, aber effizienteres Han- deln« eingesetzt.

Unter Leitung des Ersten Vizepräsidenten der Kommission Frans Timmermans soll die Taskforce bis Mitte Juli 2018 Empfehlun - gen zur besseren Anwendung der Grund - sätze der Subsidiarität und der Verhält- C. Kiepke und V. Kislow (Präsident der Nationalen Kammer der Katasteringenieure), nismäßigkeit erarbeiten sowie Vorschläge Prof. Dr. W. Bergmann (Vorstand Petersburger Dialog), unterbreiten, in welchen Bereichen den Prof. Dr. I. Maximzew (Rektor der Staatlichen Universität St. Petersburg) Mitgliedstaaten die Zuständigkeiten zu - rückübertragen werden könnten und in welcher Form die regionalen und lokalen ZUSAMMENARBEIT MIT sens und bei der Weiterentwicklung der Gebietskörperschaften besser in die Ge - RUSSISCHEN BERUFSKOLLEGEN Profession der freiberuflichen Vermes- staltung und Umsetzung der EU-Politik sungsingenieure stärker kooperieren. Da - einbezogen werden können. Der BDVI wird seine Zusammenarbeit mit zu gehören u. a. die Förderung des freien der »Selbstregulierenden Vereinigung der geodätischen Berufs in beiden Ländern, Die Taskforce soll ihre Arbeit am 1. Janu- Katasteringenieure« in Russland vertiefen. die Steigerung der Wahrnehmung des Be- ar 2018 aufnehmen. Bis dahin werden die Im Rahmen des 16. Petersburger Dialogs, rufsstandes und seiner Vorteile für Wirt- weiteren neun Mitglieder bestehend aus der am 23. und 24. November in Berlin schaft und Gesellschaft und der Schutz drei Mitgliedern nationaler Parlamente, stattfand, wurde eine entsprechende Ver - und die Weiterentwicklung der hohen aka- drei Mitgliedern aus dem Europäischen einbarung getroffen. demischen und professionellen Standards Parlament und drei Mitgliedern aus dem und Anforderungen im Sinne des »Code of Ausschuss der Regionen ernannt. Die beiden Assoziationen wollen auf dem Professional Qualifications« des CLGE. Gebiet der Geodäsie und des Katasterwe-

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Verbändeumschau

AHO für die neue Bundesregierung und die Höchstsätzen der HOAI und der Qualität HOAI spielen«, betonte MinDir Lothar Fehn der Planungsleistungen sowie der Schwie - AHO-HERBSTTAGUNG: EU-VERTRAGS- Krestas vom Bundesministerium für Um- rigkeit der entsprechenden Beweisführung VERLETZUNGSVERFAHREN, welt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicher- beim laufenden EU-Vertragsverletzungs- DIGITALISIERUNG UND BIM heit (BMUB). Es gehe nicht um eine von verfahren hin. Realistisch könne etwa En - oben verordnete, verpflichtende Anwen- de 2018 mit einem Urteil des Europäischen Mitten in einer Zeit intensiver politischer dung der BIM-Methode, sondern darum, in Gerichtshofs (EuGH) gerechnet werden. Verhandlungen über die Regierungsbildung Zukunft Effizienzpotenziale für Planungs- Die Bundesregierung werde vor dem EuGH nach der Bundestagswahl fand am 23. No- und Bauprozesse zu nutzen und dabei die HOAI weiterhin ohne Kompromisse vember 2017 die AHO-Herbsttagung un- schrittweise und praxisorientiert in den ver teidigen und alles daransetzen, um das ter dem Motto »EU-Vertragsverletzungs- geeigneten Fällen die digitale Planungs - Verfahren zu gewinnen. verfahren und die Zukunft der HOAI« statt. methode BIM zu implementieren. In die- sem Prozess legt das BMUB besonderen Anliegen des Berufsstandes sei es, wieder Wert auf die Beachtung der bewährten BFB ein einheitliches Bau- und Verkehrsminis - rechtlichen und organisatorischen Rah- terium zu bekommen, so AHO-Vorsitzen- menbedingungen, wie beispielsweise die ANTEIL DER FREIEN BERUFE der Erich Rippert. Unterstützung kam vom Trennung von Planung und Ausführung AM BIP STEIGT Sprecher der CSU-Landesgruppe für Wirt- und die »losweise« Vergabe unter Berück- schaft und Energie, Verkehr und digitale sichtigung der Interessen aller Projektbe- Das Institut für Freie Berufe Nürnberg (IFB) Infrastruktur, Karl Holmeier, MdB. Ange- teiligten, insbesondere der für Deutschland hat den Anteil der Freien Berufe am Brut- sichts der enormen Herausforderungen, typischen großen Anzahl kleiner und mitt- toinlandsprodukt (BIP) errechnet. Hierzu insbesondere im Infrastrukturausbau, sei- lerer Planungsbüros, so Fehn Krestas. erklärt BFB-Präsident Prof. Dr. Wolfgang en einerseits die entsprechenden finan- Ewer: »Der Anteil der Freien Berufe am BIP ziellen Rahmenbedingungen erforderlich, Der Leiter des Referats »Vertretung der steigt unvermindert an. Der jüngste Wert aber auch ausreichende Kapazitäten im Bundesrepublik Deutschland vor den eu- bezieht sich aufgrund statistischer Vor- Planungsbereich, so Holmeier. ropäischen Gerichten« im Bundesminis- und Nachlaufzeiten auf das Jahr 2015. Die terium für Wirtschaft und Energie, MinR Freien Berufe steuern 10,8 % oder 327 Mil - »Die zunehmende Digitalisierung des Pla- Thomas Henze, wies auf die Bedeutung liarden Euro zum BIP bei. Zum Vergleich: nungs- und Bauwesens systematisch wei- des Nachweises des Zusammenhangs zwi- 1950 war es 1,0 %, 1991 rund 6,7 % und terzuentwickeln wird eine wichtige Rolle schen den verbindlichen Mindest- und 2009 10,1 %.«

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Diese Zahl ist ein eindeutiges Indiz für im Indischen Ozean nach dem verheeren - die ausgeprägte Wirtschaftskraft der Frei - den Tsunami 2004 ist Dr. Jörn Lauterjung en Berufe. Davon profitieren der Standort am 3. November 2017 im Rahmen einer Deutschland und auch der europäische Festveranstaltung stellvertretend für sein Binnenmarkt. Die Nachfrage nach freibe - gesamtes Team vom Verband Deutscher ruflichen Dienstleistungen steigt erkenn- Hagen Graeff Vermessungsingenieure (VDV) mit dem bar weiter an. Die wissensbasierten Dienst - GOLDENEN LOT ausgezeichnet worden. leistungen haben ein unvermindert ho- hes Wachstumspotenzial. Das liegt auch Graeff wirkt im DVW seit über 40 Jahren Die Bundesregierung hatte der Helm holtz- darin begründet, dass die Freien Berufe in verschiedensten Funktionen, insbeson- Gemeinschaft Deutscher Forschungszen- Antworten auf die Fragen der Zukunft ge- dere als Präsident in den Jahren 2001 bis tren unter Federführung des Deutschen ben: Sie begleiten ihre Patienten, Mandan - 2008 und zuvor als Landesvereinsvorsit - GeoForschungsZentrums GFZ den Auftrag ten, Klienten und Kunden, gestalten den zender sowie als Kongressdirektor des zur Entwicklung eines Tsunami-Frühwarn- demografischen und gesellschaftli chen INTERGEO®-Vorläufers »Deutscher Geo- systems für den Indischen Ozean erteilt. Wandel und sind als Berater ein wichtiger dätentag« 1979 in Hamburg. Zum Projektkoordinator dieses »German- Partner der übrigen Wirtschaft. Die wach- Indonesian Tsunami Early Warning System sende volkswirtschaftliche Bedeutung Die Helmert-Gedenkmünze erinnert an (GITEWS)« wurde Dr. Jörn Lauterjung be- bestätigt: Das System »Freier Beruf« funk- Friedrich-Robert Helmert, einen der größ - stellt. tioniert. Damit die künftige Bundes regie - ten und einflussreichsten Geodäten aller rung die Weichen für die Freien Berufe po - Zeiten. Weil es kein funktionierendes Warnsystem litisch richtig stellen kann, braucht sie eine gegeben hatte, weder eingeübte Notfall - verlässliche Entscheidungsgrundlage. Sie pläne noch trainierte Katastrophenschüt - sollte deshalb den »Bericht zur Lage der VDV zer, rissen die Fluten die Menschen auch Freien Berufe« aktualisieren, stammt die Stunden nach dem ersten Beben ahnungs - letzte Bestandsaufnahme doch aus den GOLDENES LOT 2017 los in den Tod: Infolge der Naturkatastro - Jahren 2012/2013. Über die ökonomische FÜR DR. JÖRN LAUTERJUNG phe verloren mehr als 250.000 Menschen Statusanalyse hinaus sollte in dem Be- in 14 Ländern ihr Leben, 5 Millionen Men- richt analysiert werden, welche Rolle den Für seine herausragenden Aktivitäten im schen bedurften der sofortigen Hilfe und Freien Berufen in der Welt von morgen Rahmen der Projektkoordination zur Ent - 1,8 Millionen wurden obdachlos. zukommt, beispielsweise im Zeichen der wicklung eines Tsunami-Frühwarnsystems Digitalisierung, weil erst sie es sind, die jeden Bürger an Gütern wie Gesundheit, Recht und Freiheit teilhaben lassen.

DVW

HELMERT-GEDENKMÜNZE FÜR DVW-EHRENPRÄSIDENT HAGEN GRAEFF

Der DVW hat seinen Ehrenpräsidenten Ha - gen Graeff mit der höchsten Auszeichnung des DVW, der Helmert-Gedenkmünze, ge- ehrt.

Damit würdigt der DVW in dankbarer An- erkennung und Wertschätzung Graeffs unermüdlichen, prägenden Einsatz über Preisträger Dr. Jörn Lauterjung (Mitte) mit Jahrzehnte hinweg für den DVW und sei- VDV-Präsident Wilfried Grunau (rechts) ne herausragenden Verdienste um die Kon - und Laudator Hagen Graeff (links) gressmesse INTERGEO®.

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4 MOSAIK IMPRESSUM

HERAUSGEBER Bund der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure e. V. (BDVI) Luisenstraße 46, 10117 Berlin Telefon 030/240 83 83 Gut zu wissen Fax 030/240 83 859 SCHRIFTLEITUNG LEG DICH NIE MIT EINEM Dipl.-Ing. Andreas Bandow Dr.-Ing. Wolfgang Guske VERMESSER AN … Magdeburger Straße 14, 14806 Bad Belzig »Leg dich nie mit einem Vermesser an, wir Telefon 033841/799 779 Fax 033841/799 780 kennen Plätze, an denen dich keiner mehr [email protected] [email protected] findet.« Wer noch auf der Suche nach ei- REDAKTION nem humorigen Weihnachtsgeschenk ist: Martina Wolkowa-Norda Das T-Shirt ist in Variationen und ver- Dipl.-Ing. Martin Ullner Dipl.-Ing. Christoph König schiedenen Größen für etwa 20 Euro on- Niklas Möring

line erhältlich. REDAKTION MOSAIK Martina Wolkowa-Norda Luisenstraße 46, 10117 Berlin Ob das T-Shirt beim schwierigen Grenz- Telefon 030/240 83 83 termin, bei Streitschlichtungen oder der Fax 030/240 83 859 Aufsichtsbehörde getragen wird oder KONZEPT + GESTALTUNG Nolte | Kommunikation bes ser nicht, muss der oder die Beschenk- Gefunden bei www.fashionalarm.de Motzstraße 34, 10777 Berlin te letztlich aber selbst entscheiden … www.nolte-kommunikation.de FOTOGRAFIE Robert Lehmann Telefon 0177/378 28 16 www.lichtbilder-berlin.de

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