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Caroline Fetscher Das Paddock-Puzzle Folgende Titel sind u. a. in der Reihe »Psyche und Gesellschaf« erschienen: Thomas Auchter: Brennende Zeiten. Zur Psychoanalyse sozialer und politischer Kon- flikte. 2012. Hartmut Radebold (Hg.): Kindheiten im Zweiten Weltkrieg und ihre Folgen. 3. Aufl. 2012. Helmut Dahmer (Hg.): Analytische Sozialpsychologie. Texte aus den Jahren 1910–1980, 2 Bände. 2013. David Tuckett: Die verborgenen psychologischen Dimensionen der Finanzmärkte. Eine Einführung in die Theorie der emotionalen Finanzwirtschaft. 2013. Lea Schumacher, Oliver Decker (Hg.): Körperökonomien. Der Körper im Zeitalter seiner Handelbarkeit. 2014. Jan Lohl, Angela Moré (Hg.): Unbewusste Erbschaften des Nationalsozialismus. Psycho- analytische, sozialpsychologische und historische Studien. 2014. Burkard Sievers (Hg.): Sozioanalyse und psychosoziale Dynamik von Organisationen. 2015. Carlo Strenger: Die Angst vor der Bedeutungslosigkeit. Das Leben in der globalisierten Welt sinnvoll gestalten. 2016. Uli Reiter: Form und Funktion des Krankhaften. Pathologie als Modalmedium. 2016. Dieter Flader: Vom Mobbing bis zur Klimadebatte. Wie das Unbewusste soziales Han- deln bestimmt. 2016. Fritz Redlich: Hitler – Diagnose des destruktiven Propheten. 2016. Johann August Schülein: Gesellschaft und Subjektivität. Psychoanalytische Beiträge zur Soziologie. 2016. Tobias Grave, Oliver Decker, Hannes Gießler, Christoph Türcke (Hg.): Opfer. Kritische Theorie und Psychoanalytische Praxis. 2017. Felix Brauner: Mentalisieren und Fremdenfeindlichkeit. Psychoanalyse und Kritische Theorie im Paradigma der Intersubjektivität. 2018. Ulrich Bahrke, Rolf Haubl, Tomas Plänkers (Hg.): Utopisches Denken – Destruktivität – Demokratiefähigkeit. 100 Jahre »Russische Oktoberrevolution«. 2018. Bandy X. Lee (Hg.): Wie gefährlich ist Donald Trump? 27 Stellungnahmen aus Psychiatrie und Psychologie. 2018. Sascha Klotzbücher: Lange Schatten der Kulturrevolution. Eine transgenerationale Sicht auf Politik und Emotion in der Volksrepublik China. 2019. Oliver Decker, Christoph Türcke (Hg.): Ritual. Kritische Theorie und Psychoanalytische Praxis. 2019. Oliver Decker, Christoph Türcke (Hg.): Autoritarismus. Kritische Theorie und Psycho- analytische Praxis. 2019. Rolf Haubl, Hans-Jürgen Wirth (Hg.): Grenzerfahrungen. Migration, Flucht, Vertreibung und die deutschen Verhältnisse. 2019. Psyche und Gesellschaft Herausgegeben von Johann August Schülein und Hans-Jürgen Wirth Caroline Fetscher Das Paddock-Puzzle Zur Psychologie der Amoktat von Las Vegas Psychosozial-Verlag Für Geschwister. For Siblings. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Originalausgabe © 2021 Psychosozial-Verlag, Gießen E-Mail: [email protected] www.psychosozial-verlag.de Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Umschlagabbildung: The Las Vegas Sign, covered in flowers | CC BY-SA 4.0, Rmvisuals, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Lasvegassignflowers.jpg Umschlaggestaltung und Innenlayout nach Entwürfen von Hanspeter Ludwig, Wetzlar ISBN 978-3-8379-2995-9 (Print) ISBN 978-3-8379-7777-6 (E-Book-PDF) Inhalt 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 VORBEMERKUNG: Der Asteroid 9 11 Gründe, Abgründe und Hintergründe 12 des Attentats von Las Vegas 2017 13 14 EINLEITUNG: Wohin das Recht nicht reicht 15 15 Psychische Gewalt in der Kindheit 16 17 Kontextsabotage, Wahrheitsentzug, Lügenwolke 18 18 Die Paddocks: Eine Familie, ein Extremfall 23 19 20 KAPITEL 1: Das mangelnde Tatmotiv 29 21 Rätseln der Öffentlichkeit 22 »Die Gene«, »die Psychopathie« 30 23 »Das Böse« 35 24 Casino-These und Money Machine 40 25 Verschwörungserzählungen 45 26 Rechtsradikalismus und Xenophobie 48 27 Mutmaßungen eines Bruders 50 28 29 KAPITEL 2: Offizielle Ermittlungen 53 30 »No motive«: Die Berichte von Polizei und FBI 31 32 33 KAPITEL 3: Die Familiengeschichte 67 34 Versuch einer Rekonstruktion 35 Familie mit Vater: Stephen Paddocks drittes bis siebtes Lebensjahr 79 36 28. Juli 1960: Zusammenbruch der Familie 84 37 Leben in der Lügenwolke 86 38 5 Inhalt 1 1960: Gutachten des Gerichtspsychiaters zum Vater 89 2 1961: Umzug der Mutter mit den vier Söhnen 91 3 Familie Paddock in Sun Valley, Kalifornien 93 4 »Big Daddy« bricht aus, taucht ab – und als »Bingo Bruce« wieder auf 95 5 Stephen Paddocks Weg ins erwachsene Dasein 102 6 Zur Konstellation der Paddock-Brüder 105 7 Radiointerview mit Bruce Paddock: 8 »We all walked out of the house, there was nothing to discuss« 110 9 10 KAPITEL 4: Der Tag des Attentats 117 11 1. Oktober 2017, Las Vegas 12 13 Die Rolle des fiktiven Todes in der Lügenwolke 125 14 Eminem: »You’ll never find a motive« – Die geheime Lust der Hölle 128 15 16 KAPITEL 5: Spuren 135 17 Die jüngste Generation der Paddocks 18 Las Vegas, Filme, Familie und Bingo 138 19 Take Shelter 141 20 Ethisches: Warum die Neffen und die Nichte? 143 21 22 KAPITEL 6: Täter, Täterinnen und Taten 23 als Symptome der Gesellschaft 149 24 Plädoyer für eine psychologische Alphabetisierung 150 25 26 Anhang 157 27 Offizielle Berichte der Ermittlungsbehörden 157 28 Mediale Quellen 157 29 Abbildungsnachweise 158 30 Chronik einer Familie 159 31 32 Dank 163 33 34 35 36 37 38 6 »Tere is a crime here that goes beyond denunciation. Tere is a sorrow here that weeping cannot symbolize. Tere is a failure here that topples all our success.« John Steinbeck, Te Grapes of Wrath, 1939 VORBEMERKUNG: Der Asteroid 1 2 Gründe, Abgründe und Hintergründe 3 des Attentats von Las Vegas 2017 4 5 6 7 8 9 10 »Wir haben keine Ahnung, warum er das getan hat«, erklärte Eric Pad- 11 dock am Tag nachdem sein ältester Bruder, Stephen Paddock, in Las Vegas 12 einen Massenmord begangen hatte. Es sei, sagte Eric, »als wäre ein Aste- 13 roid auf die Familie gefallen«.1 Verstört und unter Schock stehend sprach 14 der jüngste von vier Brüdern in die Kameras amerikanischer Sender, die 15 den Vorgarten seines Hauses in Orlando, Florida, belagerten. Wie einen 16 Fremdkörper aus dem Weltall schien auch die Öfentlichkeit die Tat zu 17 sehen. Und wie ein fremdes Stück Gestein blieb das katastrophale Gesche- 18 hen am Ende aller Ermittlungen in der Landschaf ungeklärter Fälle liegen, 19 als ein abgespaltenes Stück »Nicht-Wir«. Diese Studie will versuchen, den 20 Ursachen der Tat auf die Spur zu kommen, und die Fremdheit, zumindest 21 teilweise, zu überwinden. 22 Warum sich einem Attentäter widmen? Warum die Geschichte eines 23 Zeitgenossen wie Stephen Paddock ergründen, der scheinbar aus dem 24 Nichts einen privaten Massenmord beging? Die Tat dieses wohlhabenden, 25 gesunden und unbescholtenen Rentners hinterließ mehr Tote und Ver- 26 letzte als jedes vorherige »mass shooting« in den Vereinigten Staaten. Ein 27 derart destruktiver Mensch ist doch, lässt sich einwenden, ein rarer Extrem- 28 fall. Welche Erkenntnis sollte daraus gewonnen werden? Weshalb wäre ein 29 solcher Täter der Mühe wert, zu versuchen, die Fäden seiner Lebensphasen 30 zu fnden und zu verknüpfen? 31 Treibendes Motiv, sich Stephen Paddock ausführlicher zu widmen, war 32 die behauptete Motivlosigkeit seiner Tat. Kein Täter fällt als Asteroid aus 33 34 1 Molina, Brett: Brother of man ID’d as Las Vegas shooter: ›Like an asteroid just fell on 35 top of our family‹. USA Today, 02.10.2017. https://eu.usatoday.com/story/news/nation/ 36 2017/10/02/brother-las-vegas-shooter-its-like-asteroid-just-fell-top-our-family/ 37 723108001 [08.10.2017]. 38 9 Vorbemerkung: Der Asteroid 1 heiterem Himmel, auch der hier betrachtete nicht. Anzunehmen ist viel- 2 mehr, dass Stephen Paddock etwas ausagierte und dass sich dafür ein Mo- 3 tivmosaik in seiner Biografe fnden ließe. Das »Nichts«, aus dem heraus 4 die Tat geschehen sein soll, musste sich in ein »Etwas« umwandeln lassen. 5 Keine Tat ist ohne Ursache, auch die irrationalste nicht. Und keine Gesell- 6 schaf sollte sich damit abfnden, dass ein solches Verbrechen ein Myste- 7 rium bleibt. Doch auch das interdisziplinäre Team des Behavioral Analysis 8 Unit beim FBI, das sich über Monate der psychologischen Suche nach Tat- 9 ursachen gewidmet hatte, gelangte zu keinem Schluss. Es erkannte: »no 10 single or clear motivating factor«.2 11 So kam der Fall zu den Akten. Der Täter blieb als Rätsel, unzugänglich 12 auch für die Anliegen der Prävention, die davon ausgeht, dass kein Fall los- 13 gelöst von der Gesellschaf ist, auch und gerade kein Extremfall. Stephen 14 Paddock war Teil einer Familie, und Symptom einer Familie. Seine Fami- 15 lie war Teil einer Gesellschaf, und Symptom einer Gesellschaf. Auf vieles, 16 was eine Gesellschaf zu verdrängen oder zu ignorieren beschließt, so die 17 Annahme, erlaubt ein solcher Fall Rückschlüsse. Für das Ignorieren wie- 18 derum scheint gerade die vermeintliche »Motivlosigkeit« ein Symptom. 19 Stephen Paddock ist der Täter von »One October«, wie der Tag der 20 Tat von 2017 inzwischen in den USA in Anlehnung an »Nine Eleven« 21 genannt wird, den 11. September 2001 mit dem Terrorangrif auf das 22 New Yorker World Trade Center. In der Nacht des 1. Oktober um kurz 23 nach zehn Uhr nachts beging Paddock ein Verbrechen, das die Öfentlich- 24 keit nicht nur in den USA, sondern auf allen Kontinenten erschütterte. 25 Aus zwei zerschlagenen Fenstern