Vortrag István Feld
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CASTRUM BENE 10. (2007) Stadt und Befestigungen Town and Fortifications 10. Castrum Bene Konferenz/Conference, 2007. Sibiu/Romania INHALT/ CONTENTS István Feld: Die befestigen Städte des Mittelalters in Ungarn – ein Überblick (mit Abb.) Artur Boguszewicz: Krieg und Propaganda. Burgen und Städte in Schlesien in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts (mit Abb.) Leszek Kajzer - Jan Salm: Die städtischen Befestigungen und Burgen im ehemaligen Deutschordensland Preussen (mit Abb.) Gintautas Zabiela: Double fortifications in Lithuania: fortifications of castles and cities (with Fig.) František Gabriel -Ivan Petřina -Kamil Podroužek: Die Befestigung der Siedlungsballung Valečov (mit Abb.) Vilém Knoll: Die Burgenpolitik der Stadt Eger im 14. und 15. Jahrhundert (mit Abb.) Josef Hložek: Vorburgen oder andere Versorgungen der Stadtburgen in Böhmen? (ohne Abb.) Günther Buchinger, Paul Mitchell, Doris Schön, Helga Schönfellner-Lechner: Die Baugeschichte der domus Gozzonis zu Krems an der Donau – Die sogenannte Gozzoburg: das Haus eines Stadtrichters aus dem 13. Jahrhundert (ohne Abb.) Katarina Predovnik: Ljubljana and its fortifications: three towns in one (with Fig.) András Végh: From Mediaeval Town to Ottoman Fortress. The Development of fortifications of Buda from the Foundation until the Ende of the 16th century (with Fig.) Lilla B. Benkhard – Klára Mentényi: Verteidigung einer westungarischen Kleinstadt (Kőszeg) im Mittelalter (mit Abb.) D. Gašaj – M. Ďurišová: The Results of archeological research town fortification in Košice (withaut Fig.) Adrian Andrei Rusu: Fortifications and Cities in Western Romania during the Thirteenth and Fourteenth Centuries (with Fig.) Radu Lupescu: The Medieval Fortifications of Cluj (Kolozsvár, Klausenburg) (with. Fig.) Mihaela Sanda Salontai: Die Stadtbefestigung von Sebeş (Mühlbach, Szászsebes) in Siebenbürgen (with Fig.) 1 István Feld Die befestigten Städte des Mittelalters in Ungarn – ein Überblick Die Problematik der mittelalterlichen Stadtbefestigungen stand bisher kaum im Vorfeld der Interesse der allgemeinen historischen, aber auch nicht der bauhistorischen oder der archäologischen Forschung in Ungarn. Dafür ist es typisch, dass sich die grösseren Zusammenfassungen der Ergebnissen der Mittelalterarchäologie des Landes so aus dem Jahre 19701, wie auch 20102 eigentlich nur mit den Stadtmaueren von denselben beiden Städten (Sopron und Kőszeg) beschäftigten. Einzeluntersuchungen stehen uns auch nicht in grosser Zahl zur Verfügung3 und die einzige zusammenfassende Arbeit befaßte sich nur mit den Fragen der (besser erhaltenen) spätmittelalterlichen Stadtmauern im Zusammenhang mit dem Auftreten und Auswirkung der Feuerwaffen4. Es steht uns also noch keine Chronologie über die Befestigungen der Städte zur Verfügung, ihre voraussetzbare Entwicklung ist noch nicht detalliert erforscht. So wurden in der bisherigen Literatur oft alle, chronologisch sonst recht unterschiedliche städtische Befestigungsbauten zusammen behandelt5. Es ist aber ausdrücklich zu betonen, dass es ein großer Unterschied zwischen den „echten” mittelalterlichen Befestigungen der (mehr oder weniger) bürgerlichen bzw. städtischen Bevölkerung und den Befestigungen der Zeit der osmanischen Eroberung der zentralen Gebiete des Königreiches vorhanden war! Nach der Schlacht bei Mohács (1526) wurden nähmlich fast alle grössere Siedlungen irgendwie befestigt. Aus dieser Situation ergibt sich die Tatsache, dass mein Aufsatz nur als ein Überblick, als eine Bestandsaufnahme der bisherigen Forschung zu bewerten ist, was sich bewusst nur auf das Gebiet des heutigen Ungarns erstreckt. Man sollte daher also keine Zusammenfassung, keine Auswertung der bisherigen Forschungen erwarten – es werden die Forschungssituation, gewisse Fragestellungen und dadurch indirekt die noch bevorstehenden Forschungsaufgaben präsentiert. Das Thema der Arbeit bilden ausserdem nur die Stadtbefestigungen, die eindeutig (oder mit großer Wahrscheinlichkeit) noch im Mittelalter entstanden sind, die Zweifelsfälle werde ich nur kurz erwähnen. Es werden im Folgenden die einzelnen Stadtbefestigungen nach Siedlungstypen geordnet und chronologisch behandelt, wobei auf die Städte Buda und Kőszeg, deren Befestigungen in diesem Band selbständige Referate gewidmet sind, nur kurz hingewiesen wird. Unter den königlichen Städten verfügten Pest und Esztergom wahrscheinlich schon vor dem Mongolensturm 1241/1242 über eine eigene Befestigung. Archäologische Angaben stehen uns aber nur im Falle der ersten Siedlung auf dem linken Donauufer zur Verfügung – die bis 1872 selbständige Pest besaß vielleicht die früheste, aus Stein gebaute Stadtmauer im 1 HOLL 1970. 402-405. 2 SZENDE 2010a. 149-150. Es ist auch charakteristisch, dass die Autorin dieses Aufsatztes in einer anderen Arbeit von ihr, wo sie sich mit den mittelalterlichen ungarischen Städten an der Donau befasst, nur im Falle der Stadt Pest überhaupt die Stadtbefestigungen erwähnt. Zuerst spricht sie über ein frühes – für uns nicht identizifierbares – „mit einer Palisade befestigte, flach liegendes Zentrum”, später weist kurz auf die spätmittelalterliche „Erweiterung” der Stadtmauer hin: SZENDE 2010b. 381., 388. 3 Zu Sopron siehe den Forschungsbericht von Imre Holl in vier Fortsetzungen: HOLL 1967-1973., zu Székesfehérvár: SIKLÓSI 1999., zu Buda: VÉGH 1997. 4 HOLL 1981. Die neuere Zusammenfassung des Themas im Lexikon für Kulturgeschichte von Gyula Siklósi (Magyar Művelődéstörténeti Lexikon XII. Budapest, 2011. 335-337.) ist selbst ein Beweis für die Notwendigkeit der weiteren Forschungen. 5 So z.B. bei dem Begründer der ungarischen wissenschaflichen Burgenforschung, bei László Gerő, der sonst in seiner Typologie keinen Unterschied zwischen königlichen bzw. Adelsburgen und Stadbefestigungen machte, siehe GERŐ 1955. Karte., sowie zuletzt CSORBA 1976. Abb. 90. 2 heutigen Ungarn. Schriftquellen kennen wir aber nicht über Steinbefestigungen dieser deutschen Gründungsstadt, die während des Mongolensturmes 1241 verwüstet wurde. Nach Chronisten hätten damals die Bürger nur Erdwälle und Graben errichtet, dann flüchteten sie vergebens in das Dominikanerkloster, wo sie sich aber auch nicht länger verteidigen konnnten.6 Aber während Kanalisations- und Wasserleitungsbauarbeiten fand man in der heutigen Innenstadt unter dem Strassenpflaster schon im 19. Jahrhundert längere Strecken die Grundbauten eines etwa 130 cm breiten Mauerzuges, der durch Fundmaterial in die 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert werden konnte. Das so umwehrte Gebiet war auf etwa 500x400 M Größe zu schätzen, Reste eines enzigen unsicheren (Tor)turmes sind nur bekannt. Die Donauseite der Siedlung war anscheinlich nicht mit Mauer befestigt (Abb.1.).7 Es steht heute aber noch offen, ob diese Stadtmauer überhaupt vollendet wurde. Sie war vielleicht noch im Bau, als die Mongolen kamen, oder wurde sie gleich nach ihrem Abzug errichtet, bevor der König Béla IV. die Bürger auf den Berg der gegenürberliegenden Budaer Seite übersiedeln liess, wodurch die spätmittelalterliche „Hauptstadt” des Königreiches, Buda entstand? Die Antwort ist auch dadurch erschwert, dass die Lokalisation des erwähnten Dominikanerklosters auch nicht gesichert ist, man sucht es allerdings ausserhalb – südlich – des Mauergürtels.8 Noch wichtiger war aber unten den frühen Städten des Königreiches Esztergom, wo schon im 12. Jahrhundert privilegierte, als latini genannte hospites lebten. Die hiesige Burg auf dem etwas nördlich liegenden Berg über die bürgerliche Siedlung diente bis zum 13. Jh. nicht nur als Sitz des Erzbischofes und des königlichen Gespans, sondern auch als ein wichtiger Aufenhaltsort des Herrschers9. Die Befestigungen der könliglichen Stadt wurden zuerst auch anläßlich des Mongoleneinfalles schriftlich erwähnt, die Siedlung wäre 1241 „cum fossatis, muris et turribus ligneis” befestigt. Es ist fraglich, ob das alleine – die Stadt wurde hier auch erobert – das Vorhandensein von einer echten steinernen Stadtbefestigung beweisen kann. Direkte Schriftquelle berichtet uns allerdings zuerst um 1290 über die Stadtmauer. Bestehende Mauer bzw. archäologische Angaben besitzen wir kaum, nur in Nordosten der heutigen Innenstadt ist ein etwa 50 M langer, aber nur 90 cm breiter, wahrscheinlich mittelalterlicher Mauerzug bekannt. Auch die Reste der westlich diesen anschliessenden, nördlichen St. Lorenz-Tores wurden freigelegt – und in der Strassenpflasterung markiert - aber die Ergebnisse der Forschung sind noch unpubliziert. Alle andere Detils und Bauten – Türme, Rondelle, weitere Stadttore – wurden nur anhand der vielen, aber nicht immer zuverlässigen Stichen der frühen Neuzeit rekonstruiert (Abb.2.) – die Ausdehnung des geschützten Gebietes ist auf 800x400 M zu schätzen – sie sind aber dadurch chronologisch nicht einzuordnen10. Die bischöftliche Stadt am Fusse des Burgberges – die ich später noch erwähnen werde – besass im 13. Jahrhundert wahrscheinlich noch keine Befestigungen11. 6 Über die Verwüstung der frühen Städte: CSORBA 1976. 354-355., SZENDE 2010b. 382., sowie BÓNA 1998. 57. 7 Darüber zuletzt: MELIS 1976. 313-321., 329-331., MELIS 1991., MELIS 1994-1995., mit der Hypothese einer frühen (unbeendeten?) selbständigen kleineren Befestigung um einen quadratischen Turmbau im Nordwesten des Gebietes. Siehe dazu: FELD 1999. 87., sowie neuerdings: MELIS 2002. 562. 8 Siehe dazu BÓNA 1998. 57-58. 9 Darüber zuletzt: FELD 2012. 164-165. 10 Die Rekonstruktion des Stadtgrundrisses: GEREVICH 1990. 29. Fig. 2. Sie diente als Grundlage auch für die archäologische Topographie, wo die Zusammenfassung der bisherigen Auffassungen