DIE HISTORISCHEN STADTKERNE IM FACHWERK5ECK Städtebauliche Entwicklung Und Stadtgestalt Im Wandel Der Jahrhunderte IMPRESSUM
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Duderstadt Einbeck Hann. Münden Northeim Osterode ELMAR ARNHOLD DIE HISTORISCHEN STADTKERNE IM FACHWERK5ECK Städtebauliche Entwicklung und Stadtgestalt im Wandel der Jahrhunderte IMPRESSUM Herausgeber: Geschäftsstelle Fachwerk5Eck Rathaus Northeim Scharnhorstplatz 1 37154 Northeim Tel.: 05551 / 96 63 71 Email: [email protected] www.fachwerk5eck.de Autor, Inhalt und Gestaltung: Dipl. Ing. Elmar Arnhold Arbeitsgemeinschaft gebautes Erbe www.gebauteserbe.de © Fachwerk5Eck 2017 Das interkommunale Projekt „Fachwerk5Eck“ wird 2014 bis 2017 vom Bundesbauministerium (BMUB) im Programm „Nationale Projekte des Städtebaus“ durch Bundesmittel finanziell gefördert. INHALT Stadtgründungen in Mitteleuropa 4 Historische Städte in Südniedersachsen 7 Duderstadt 12 Einbeck 22 Hann. Münden 32 Northeim 42 Osterode 52 Resümee 62 Glossar 63 DIE HISTORISCHEN STADTKERNE IM FACHWERK 5 ECK DUDERSTADT · E I N B E C K · HANN. MÜNDEN · N O R T H E I M · OSTERODE Bauliche Entwicklung und Stadtgestalt im Wandel der Jahrhunderte Beschrieben und dargestellt von Elmar Arnhold ZUR EINFÜHRUNG Das Fachwerk5Eck Kulturerbe-Leitbild des Fachwerk5Ecks Das Fachwerk5Eck wird von den Städten Duderstadt, Einbeck, Hann. In den fünf südniedersächsischen Münden, Northeim und Osterode Fachwerkstädten haben sich einzig- am Harz gebildet. Das innovative, artige Stadtgrundrisse und über fünf interkommunale Kooperationsprojekt Jahrhunderte Fachwerkbaukultur in wurde in das Programm „Nationale besonderer Dichte und Vielfalt erhal- Projekte des Städtebaus“ vom Bun- ten. Für die Menschen der Region ist desbauministerium (BMUM) aufge- die traditionell und handwerklich aus- nommen und wird durch Bundesmit- gerichtete Fachwerkbauweise Heimat tel finanziell gefördert. und Ort mit tiefen geschichtlichen Wurzeln. Dies ist uns zugleich Aufga- Ziel dieses partnerschaftlichen be und Verpflichtung, die Zeugnisse Projektes ist es, neue Impulse für Tou- der Vergangenheit und Geschichte zu rismus, Wirtschaft und vor allem auch erhalten, behutsam instand zu setzen für die Gestaltung und Belebung un- und attraktive, lebendige Altstädte mit serer Städte zu setzen. zeitgemäßer Nutzung zu gestalten. Auch die Schärfung des Bewusst- seins für das kulturelle Erbe ist eine zentrale Aufgabe der Partnerschaft. Hierfür wurde diese Broschüre er- stellt, in der unsere fünf Altstädte von der Stadtgründung bis in die Gegen- wart dargestellt werden. AG Kulturerbe: Jürgen Germerott, Stadt Duderstadt Gerald Strohmeier, Stadt Einbeck Burkhard Klapp, Stadt Hann. Münden David Junker, Osterode, Ritterhaus Stadt Osterode Geleitwort des Verfassers Mit dieser Broschüre präsentiert Der Verfasser hat sich der reizvollen Ein besonderer Dank gebührt dem das Kooperationsprojekt Fachwerk- Aufgabe, die vorliegende Publikation zu Luftbildfotografen Hajo Dietz und sei- 5Eck die historischen Stadtkerne von gestalten, gern zur Verfügung gestellt. ner Firma NürnbergLuftbild für die Be- Duderstadt, Einbeck, Hann. Münden, Eine Realisierung des Projekts wäre reitstellung der qualitativ hochwertigen Northeim und Osterode. Die Veröf- ohne die äußerst produktive Zusam- Luftaufnahmen. fentlichung will zum Verständnis der menarbeit mit den beteiligten Personen Entstehung und Entwicklung der fünf in den Behörden und Archiven der fünf Möge die Broschüre eine weite Stadtkerne beitragen, aber auch ei- Städte sowie in der Geschäftsstelle des Verbreitung finden und viele Men- nen Blick auf die hier erhaltenen Ar- Fachwerk5Ecks nicht möglich gewesen. schen zum Besuch der Städte des chitekturschätze werfen. Ihnen ist hier herzlich zu danken. Fachwerk5Ecks anregen. Northeim, ehemaliges Spital St. Spiritus 6 STADTBAUGESCHICHTE STADTGRÜNDUNGEN IN MITTELEUROPA Die frühesten Städte entstanden ab ca. 8000 v. Chr. im östlichen Mit- telmeerraum und auf dem Gebiet des heutigen Irak. In allen Hochkulturen der antiken Welt spielten Städte eine entscheidende Rolle – sei es in Ägypten, in Griechenland oder im Römischen Reich. Die Stadt war von Beginn an ein Tauschplatz von Waren und Ideen so- wie Schrittmacher der Innovation. Das Städtewesen im deutschspra- chigen Raum wurzelt in der Zeit des rö- mischen Imperiums. Die ältesten Städte in den von den Römern eroberten Ge- bieten im Donauraum und am Rhein gehen auf die Epoche um Christi Ge- burt zurück. Trier, Köln, Mainz, Augs- burg und Regensburg gehörten zu den Regensburg, mittelalterliche Stadt mit römischem Kern (Kastell „castra regina“). größten Römerstädten nördlich der Al- pen. Sie entstanden häufig in Zusam- menhang mit Militärstützpunkten der römischen Armee, den Kastellen. Ihre Grundrisse wurden, wie bei Stadtgrün- dungen in den römischen Provinzen üblich, zumeist regelmäßig mit recht- winkligen Straßennetzen angelegt. Mit dem Aufstieg des Christentums in der Spätantike entstanden auch in den Grenzen des heutigen Deutschland die ersten Bischofsitze. Diese siedelten sich seit dem 4. Jahrhundert vorwie- gend in den großen, oben genannten römischen Städten an. Sie sorgten auch in den Wirren der Völkerwande- rungszeit für eine gewisse Kontinuität, die in das frühe Mittelalter überleitete. Die klaren römerzeitlichen Straßen- raster wurden in der Regel durch un- regelmäßig erscheinende Wegenetze überformt. Die Einwohnerzahlen lagen noch lange deutlich unter denjenigen in der Blütezeit des Römerreichs. Nördlingen, Luftbild von Süden. Musterbeispiel für eine „gewachsene“ mittelalterliche Stadt. STADTBAUGESCHICHTE 7 Mit der Etablierung und Ausdeh- Stadtgründungen gingen zumeist nung des Fränkischen Reiches un- von den hochadligen Landesherren 200 ter Karl dem Großen kam es in den aus. Sie versprachen sich entspre- Jahrzehnten um 800 zur Eroberung chende Einkünfte aus den Abgaben, und Christianisierung des Landes bis die auf Gewerbe und Handel erho- n an die Elbe. Schon im 8. Jahrhundert ben wurden. Außerdem wurden Städ- e 150 g n hatten Missionare wie Bonifatius wei- te aus militärstrategischen Gründen u d n te Gebiete östlich des Rheins für das angelegt. Im Zuge der Eroberung und ü r g Christentum gewonnen. Kaiser Karl Kolonisierung weiter Gebiete östlich t d 100 a und seine Nachfolger aus den Herr- der Elbe entstanden so besonders im t S l scherhäusern der Karolinger und Otto- 13. Jahrhundert ebenfalls zahlreiche h a z nen gründeten neue Bischofssitze und neue Städte. n Klöster. Zu diesen gehörten Paderborn, Einer der bedeutendsten Stadtgrün- A 50 Minden, Hildesheim und Halberstadt der des Hochmittelalters war Heinrich sowie Kloster Corvey und das Damen- der Löwe, der im dritten Viertel des 12. stift Gandersheim. Damit trat auch das Jahrhunderts als Herzog von Sachsen 0 heutige Südniedersachsen in das Licht und Bayern zu den mächtigsten Fürsten 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 der durch Schriftquellen und bauliche des damaligen Heiligen Römischen 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 Zeugnisse überlieferten Geschichte. Reiches gehörte. Auch das heutige Hoch- Spät- Früh- Neuzeit Mit der Erhebung des Ottonen Südniedersachsen gehörte zum Macht- Mittelalter Neuzeit Heinrich I. zum König des ostfrän- bereich Heinrichs. Er ließ Braunschweig Stadtgründungen in Deutschland. kischen Reiches (919) entwickelte sich erweitern, zur Residenz ausbauen und der Harzraum zu einem Machtzentrum. betrieb u.a. die Neugründung von Lü- ran. Das oft bereits um 13. Jahrhundert Nun entstanden auch um den Harz beck, Hannover, Göttingen, Schwerin abgeschlossene Wachstum dieser frü- bedeutende Königspfalzen wie Gos- sowie von München. Während seiner hen Städte vollzog sich häufig mit unre- lar, Pöhlde und Grone bei Göttingen. Herrschaft erhielten auch die Städte gelmäßigen Straßennetzen. Planmäßig Im Umkreis geistlicher Einrichtungen des Fachwerk5Ecks ihre Konturen. Mit angelegte Stadtneugründungen oder wie den Bischofssitzen und im Vorfeld der Gründung von Hann. Münden im -erweiterungen zeigen dagegen meist von Burgen sowie Pfalzen entstanden Jahr 1183 entstand hier zudem das regelmäßige Grundrisse mit parallelen Siedlungen von Handwerkern und Musterbeispiel einer über regelmä- oder rechtwinkligen Straßenführungen. Kaufleuten – Orte mit frühstädtischen ßigem Grundriss angelegten Stadt. Dort sind auch die Marktplätze und Strukturen. Die Stadtgestalt spiegelt immer Standorte der Kirchenbauten überlegt Im 12. Jahrhundert begann eine Grundlagen und Entstehungsgeschich- in den Stadtgrundriss eingebunden. über 200 Jahre anhaltende Phase des te eines Ortes wider. Lassen die Römer- Hervorstechendes Merkmal der mit- Wachstums und der Neugründung von städte ihre antiken Kerne durchschei- telalterlichen Stadt ist ihre Befestigung. Städten. Die Ursache lag in einem nen, zeigen die frühen Bischofssitze ihre Sie schuf nicht nur eine strikte bauliche stetigen Bevölkerungswachstum, das ursprünglich ummauerten Dombezirke Trennung von Stadt und Land, sondern durch günstige äußere (auch klima- bis heute. Letztere wurden durch Markt- auch einen besonderen Rechtsraum. tische) Bedingungen ermöglicht wurde. siedlungen erweitert, wie in Münster, Bis in das 13. Jahrhundert bestanden Mit Neuerungen in der Landwirtschaft Minden oder Halberstadt noch sichtbar. die Stadtumwehrungen jedoch oftmals und guten Ernteerträgen konnte auch Auch die frühstädtischen Siedlungen im nur aus Wällen und Gräben. Das aus- die nicht mit Ackerbau und Viehzucht Umfeld von Herrscherhöfen und Burgen geklügelte System steinerner Stadtbefe- beschäftigte Stadtbevölkerung ernährt sowie an wichtigen Straßenkreuzungen stigungen mit Türmen und Toren ent- werden. Hinzu kam der Übergang zur und Flussübergängen wuchsen nun aus stand häufig erst im Spätmittelalter und Geldwirtschaft.