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S t a d t k i n o Z e i t u n g 441

KinoSommer 2007

8. Juni bis 29. Juli 2007 2_15.qxd 15.05.2007 13:20 Uhr Seite 2

Freitag, 8. Juni 2007 Samstag, 9. Juni 2007 Sonntag, 10. Juni 2007 Montag, 11. Juni 2007

Shadows 18.30 Forty Shades of Blue 18.00 The General 18.00 The Take 18.15

Schatten USA 2005. Der General Argentinien/Kanada 2004. USA 1959. Regie: Ira Sachs. Buch: Ira Sachs, USA 1926. Regie: Avi Lewis. Buch: Naomi Klein. Regie und Buch: John Cassavetes. Michael Rohatyn. Regie und Buch: Buster Keaton, Kamera: Mark Ellam Kamera: Erich Kollmar. Kamera: Julian Whatley. Clyde Bruckman. Kamera: J. Devereux 87 Minuten. A/d. Darsteller: Lelia Goldoni, Darsteller: Rip Torn, Dina Korzun, Jennings, Clyde Bruckman. Ben Carruthers, Hugh Hurd. Darren Burrows. Darsteller: Buster Keaton, Marion Die Arbeiter beginnen zurückzuschla- 87 Minuten. A/d. 107 Minuten. A/d. Mack, Glen Cavender. gen: Die Dokumentation The Take wid- 76 Minuten. met sich den prekären Effekten der Glo- Cassavetes‘ Debüt erzählt von zwei Brü- Alan James ist so etwas wie eine Le- balisierung und erzählt von einer dern, ihrer Schwester und ihren Freun- gende, seit Jahrzehnten schon produ- „Geben Sie mir eine Lokomotive, und Gruppe arbeitsloser Fabriksleute, die den: Sprunghaft geschnitten, die Kamera ziert er als Weißer schwarze Musik. Sein ich kann Ihnen Lacher garantieren.“ (B. sich ihre früheren Arbeitsplätze zurück- in freier Schärfenverlagerung und mit Haus in Memphis ist ein Beweis für sei- Keaton). Keaton ist Johnnie Gray, Lok- holen – und damit auch das Argentinien hyperrealistischen Dialogen. „Shadows nen Erfolg, seine Lebensgefährtin, die führer und Anti-Held, er liebt Annabelle nach dem Wirtschaftskollaps wieder zu is a realistic drama with hope – a hope- junge Russin Laura, ein weiterer. Als Lee und seine Lokomotive namens „Ge- beleben gedenken. Ein Partisanenfilm ful picture about a lower echelon of so- sein Sohn Laura kennenlernt, beginnt neral“. Als beide im amerikanischen von Avi Lewis und Naomi Klein, der ciety in the United States – how they live, eine Dreiecksgeschichte, bei der weniger Bürgerkrieg von Nordstaaten-Spionen gleichermaßen informieren wie inspirie- how they react. The people are hopeful. ein dramatisches Geschehen als viel- entführt werden, setzt er sich ihre Ret- ren will. They have some belief. I believe in peo- mehr die maßlose Traurigkeit der Prota- tung zum Ziel, nimmt die Verfolgung auf ple.“ (John Cassavetes) gonisten im Vordergrund steht. und entpuppt sich – ganz unverhofft – als Kriegsheld mit stoischer Miene.

Sans soleil 20.15 Clean 20.00 Before Night Falls 19.30 The Ice Storm 20.00 F/GB/Kanada 2004. Frankreich 1983. USA 2000. Der Eissturm. Regie und Buch: Olivier Assayas. Regie und Montage: Chris. Marker. Regie: Julian Schnabel. USA 1997. Kamera: Erik Gautier. Kamera: Sandor Krasna. Buch: Cunningham O’Keefe, Lázaro Regie: Ang Lee. Buch: James Shamus. Darsteller: Maggie Cheung, Nick Nolte. 100 Minuten. Gómez Carriles, Julian Schnabel. Kamera: . 110 Minuten. A/d. Vom Regisseur autorisierte deutsche Darsteller: , Andrea di Darsteller: Kevin Kline, Joan Allen, Fassung. Stefano, Olivier Martinez, Johnny Depp. Sigourney Weaver, Christina Ricci. Maggie Cheung als Popsängerin, die 132 Minuten. A/d. 114 Minuten. A/d. Ein besessener Reisender berichtet von nach dem durch Drogen verschuldeten Tod ihres Mannes mit ihrem Kind noch seinem Leben und den Bildern, Tönen Das Leben des kubanischen Schriftstel- Ang Lees Adaption von Rick Moodys einmal von vorn beginnen will; neben ihr und Ideen, die ihn nicht mehr verlassen. lers Reinaldo Arenas, der 1990 im New gleichnamigem Roman erforscht die Dy- Nick Nolte, der Vater des Verstorbenen, Ein Essayfilm, vielleicht der Essayfilm Yorker Exil an Aids erkrankt und Selbst- namiken zweier befreundeter mittel- der die Last der Trauer trägt und ihr schlechthin. „Er liebte die Zerbrechlich- mord beging: Regisseur Julian Schnabel ständischer US-Familien in den 70ern: nicht zutraut, dass sie für den kleinen keit dieser flüchtigen Momente, diese zeigt ihn als Künstler, der sich von der die Nachwehen der sexuellen Befreiung, Jungen sorgen kann. Clean ist eines die- Erinnerungen, die zu nichts anderem ge- Revolution zunächst viel erhofft, dann eheliche Zerwürfnisse bei der älteren, ser fast fahrig wirkenden, lässig hinge- dient hatten, als eben Erinnerungen zu als Homosexueller mit dem Gesetz in erstes Aufkeimen von Leidenschaften worfenen Dramen von Assayas, das sich hinterlassen. Er schrieb: Nach einigen Konflikt kommt und sich schließlich zum bei der jüngeren Generation – und ein fi- bei genauem Hinsehen als kompakte Reisen um die Welt interessiert mich nur entschiedenen Gegner Castros ent- naler, klirrender Eissturm als Bild der Auseinandersetzung mit Lebensentwür- noch das Banale.“ (Chris Marker) wickelt. Ein Bio-Pic, in dem Fantasie Stagnation. Lee, der Außenseiter, er- fen erweist. und Freizügigkeit mit einem repressiven weist sich hier erstmals auch als genuiner System konkurrieren. Anthropologe einer fremden Welt.

Le Mépris 22.00 Dolls 22.00 Me and You and Havanna, mi amor 22.00 Everyone We Know 22.00 Die Verachtung Japan 2002. Deutschland 2000. Frankreich 1963. Regie und Buch: Takeshi Kitano. USA 2005. Regie und Buch: Uli Gaulke. Regie und Buch: Jean-Luc Godard. Kamera: Katsumi Yanagishima. Regie und Buch: Miranda July. Kamera: Axel Schneppat. Darsteller: Brigitte Bardot, Michel Darsteller: Miho Kanno, Hidetoshi Kamera: Chuy Chavez. 80 Minuten. Spanisch/d. Piccoli, Fritz Lang. Nishijima, Tatsuya Mihashi. Darsteller : Miranda July, John Hawkes, 103 Minuten. F/d. 113 Minuten. J/d. Miles Thompson. Die Fernsehlandschaft Kubas hält nicht 90 Minuten. A/d. viel Auswahl bereit, um so beliebter ist Ein Filmemacher (Fritz Lang), der die Dolls erzählt davon, was Liebe mit die tägliche Telenovela, die eine Aus- Odyssey verfilmen will und dabei Ho- einem anzustellen vermag – in drei Ge- Der Künstlerin Miranda Julys Debüt als flucht ins Private erlaubt. So versam- mers Welt ganz nahe kommen will; ein schichten, die nicht gut enden: In der ers- Filmemacherin ist, trotz seiner verspon- meln sich allabendlich die Menschen in Produzent (Jack Palance), der nur mehr ten wurde eine Frau buchstäblich ver- nenen Charaktere, ein Film, der mit dem Havanna vor ihren – teilweise notdürftig Meerjungfrauen möchte; ein Autor (Mi- rückt und muss von ihrem Geliebten mit Zeitgeist harmoniert: In jeder ihrer Fi- reparierten – Fernsehgeräten, um an den chel Piccoli), der ob seiner Aufgaben un- einer Schnur festgehalten werden. Dann guren, die in exzentrischen erzähleri- Schicksalen der Serienhelden teilzuha- sicher ist, seine Frau (Brigitte Bardot), gibt es die einer Frau, die seit Jahr und schen Vignetten in der Suburbia um- ben. Uli Gaulkes Dokumentarfilm zeigt die für ihn nur noch Verachtung übrig Tag im Park auf ihren Mann wartet. Und kreist werden, gibt es eine Besonderheit die alltäglichen Dramen, die sich vor die- hat. Godard verfilmt Moravia, Coutard schließlich jene um einen Teeniestar, die zu entdecken. Der graue Alltag wird sen Bildschirmen abspielen. fotografiert gnadenlos schöne Panora- jeden Kontakt mit der Außenwelt kap- poetisch. Da, wo vorher kommunikative men, ein Film aus lauter uneinholbaren pen möchte. Künstlich, farbenfroh und Engpässe herrschten, tun sich Brücken Momenten. verspielt. auf: vom me zum you. 2_15.qxd 15.05.2007 13:20 Uhr Seite 3

Dienstag, 12. Juni 2007 Mittwoch, 13. Juni 2007 Donnerstag, 14. Juni 2007 Freitag, 15. Juni 2007

Caravaggio 18.30 The Navigators 18.15 Playtime 18.30 Operation Spring 18.15

Großbritannien 1986. GB/Deutschland/Spanien 2001. Tatis herrliche Zeiten Österreich 2005. Regie und Buch: Derek Jarman. Regie: Ken Loach. Buch: Rob Dawber. Frankreich 1967. Regie und Buch: Tristan Sindelgruber, Kamera: Gabriel Beristain. Kamera: Mike Eley, . Regie: Jacques Tati. Buch: Jacques Tati, Angelika Schuster. Darsteller: Nigel Terry, Sean Bean, Darsteller: Dean Andrews, Tom Craig, Jacques Lagrange. Kamera: Robert Angst. Garry Cooper, Tilda Swinton. Joe Duttine. Kamera: Jean Badal, Andréas Winding. 95 Minuten. 93 Minuten. E/d. 90 Minuten. E/d. Darsteller: Jacques Tati, Barbara Den- Originalfassung Deutsch/ nek, Rita Maiden. Englisch mit deutschen Untertiteln. Das ereignisreiche Leben des bedeuten- Die Effekte der Privatisierung der Bri- 126 Minuten. F/d. den Bildkünstlers der Renaissance, in- tish Rail thematisiert Ken Loach anhand Operation Spring liefert die Gegenan- terpretiert vom Briten Derek Jarman: In einer Gruppe von Gleisarbeitern in Monsieur Hulot, Alter Ego Tatis, verirrt sicht zu einem angeblichen „Polizeier- intensiven Rückblenden und Tableaux South Yorkshire Mitte der 90er-Jahre: sich in einer modernen Stadtlandschaft. folg“: Bei der titelgebenden Aktion wur- vivants, gesehen vom Sterbelager des Manche gehen auf Abfertigungsregelun- Zwischen Funktion und Gebrauch von den im Mai 1999 rund hundert Afrikaner Malers aus, widmet er sich Caravaggios gen ein, anderen bleibt nur noch der Weg Hightech-Glaspalästen, kaum unter- in ganz Österreich verhaftet, inkrimi- Homosexualität (vor allem der Bezie- zur Leiharbeitsagentur. Loach vermag scheidbaren Arbeits- und Freizeiträu- nierte Mitglieder eines Drogenrings. hung zum Modell Thomasoni), seiner die Auswirkungen neoliberaler Wirt- men tun sich beständig Lücken auf. Eine Grundlage der Fahndung war der erste anarchistischen Politik wie auch seiner schaftspolitik auf sehr konkrete Weise Symphonie (die auf Fünfband-Stereo „große Lauschangriff“. Er lieferte die revolutionären Ästhetik. Bilderreise ins anschaulich zu machen und meidet dabei aufgezeichnet wurde und in der Geräu- Indizien für eine Reihe von Justizver- Reich künstlerischer Produktion. Sentimentalitäten. sche über Worte stets Oberhand behal- fahren, die in diesem Film auf genaue ten) über den Aufstand der Dinge, ge- und unpolemische Weise regelrecht aus- dreht in monochromen Farben. einandergenommen werden.

Long Night’s Journey 20.15 Uzak 20.00 Secrets and Lies 20.45 Die innere Sicherheit 20.00 Into Day Türkei 2002. Lügen und Geheimnisse Deutschland 2000. USA 2000. Regie, Drehbuch, Kamera: Großbritannien 1995. Regie: Christian Petzold. Regie: Deborah Hoffman, Nuri Bilge Ceylan. Regie und Buch: Mike Leigh. Buch: Christian Petzold, Harun Farocki. Frances Reid. Darsteller: Muzaffer Özdemir, Kamera: Dick Pope. Kamera: Hans Fromm. Kamera: Ezra Jwili, Franes Reid. Mehmet Emin Toprak. Darsteller: Timothy Spall, Brenda Darsteller: Julia Hummer, Richy Müller, 94 Minuten. OF/d. 110 Minuten. Türkisch/d. Blethyn, Marianne Jean-Baptiste, Barbara Auer, Bilge Bingül. Phyllis Logan, Claire Rushbrook. 102 Minuten. Die südafrikanische „Wahrheits- und Nuri Bilge Ceylans dritter Film spielt fast 141 Minuten. E/d. Versöhnungskommission“ hatte die ausnahmslos in einem Istanbuler Appar- Christian Petzolds Die innere Sicherheit Aufgabe, über Amnestieanträge von tement, wo ein Fotograf seinen chaoti- Eine familiäre Gemeinschaft wird durch erzählt von einer Familie, die nicht zur Tätern Menschenrechtsverstöße in Süd- schen Cousin vom Lande zu Gast hat. das plötzliche Erscheinen eines neuen Ruhe kommen kann, weil sie vor der afrika zwischen 1960 und 1994 aufzurol- Der Film ist eine meditative Reflexion Mitglieds durcheinander gebracht: Hor- Vergangenheit davonläuft. Im Zentrum len. Ein Dokumentarfilm über eine be- einer schönen Idee: Er überlegt, wie di- tense will ihre leibliche Mutter kennen steht Jeanne (Julia Hummer), die sich sondere Form der Vergangenheitsbewäl- stanziert man sich von seinem eigenen lernen, nachdem ihre Adoptivmutter ge- nach einem Leben in Normalität sehnt. tigung, an deren Anfang der Akt des Leben fühlen kann, wenn man es an storben ist. Hortense ist eine Schwarze, Deutschland, durch das die Familie wie Aussprechens steht. Exemplarisch wer- einem anderen betrachtet. Und wie un- ihre Mutter gehört der weißen britischen in einem Roadmovie ungehindert drif- den vier Täter- und Opferkonstellatio- sicher man plötzlich wird, wenn man Unterschicht an: Die beiden kommen tet, ist ein kaltes Land mit satten Wiesen, nen in den Mittelpunkt gerückt. nicht mehr weiß, ob man das Richtige ge- sich, wider alle Hindernisse, rasch näher. durch die Polizisten Flüchtlingen hinter- macht hat. „Die Geschichten über das, was Leigh herjagen. Bestes deutsches Gegenwarts- seinen Schauspielern zumutet, erinnern kino. an die Erzählungen der Vorväter über die Fassbinder-Kommune. Ohne Dreh- buch wird wochenlang geprobt und im- provisiert, bis die Schauspieler gar nicht mehr anders können, als wahre Sätze zu sprechen, ihre eigenen. Während der Proben überwacht Leigh sogar die Ein- käufe seiner Schauspieler, mietet sie in den Sozialwohnungen ein, in denen sie hausen sollen, und ermuntert sie, den Geschlechtsverkehr, den das gemeinsam erarbeitete Drehbuch vorsieht, nicht bloß zu spielen. Die Geburtstagsfeier, Szép napok 22.00 Vivre sa vie 22.00 die Maurice in Lügen und Geheimnisse The Naked Kiss 22.00 für seine Nichte ausrichtet, ist auch des- Schöne Tage Die Geschichte der Nana S. halb so zum Fürchten, weil die Schau- USA 1964. Ungarn 2002. Frankreich 1962. spieler erst gar nicht wussten, welches Regie und Buch: Samuel Fuller. Regie: Kornél Mundruczó. Regie und Buch: Jean-Luc Godard. Geheimnis zur Torte gereicht werden Kamera: Stanley Cortez. Kamera: András Nagy. Kamera: Raoul Coutard. sollte. Mike Leigh betrachtet das, was er Darsteller: Constance Towers, Anthony Darsteller: Tamás Polgár, Orsi Tóth, Darsteller: Anna Karina, Sady Rebbot, so sorgfältig anrichtet, mit kaltem und Eisley, Michael Dante, Virginia Grey. Kata Wéber. André S. Labarthe, Brice Prain. ein wenig traurigem Kameraauge. Ja, sie 91 Minuten.A/d. 85 Minuten. Ungarisch/d. 85 Minuten. F/d. sind schon zum Fürchten, seine unseli- gen Existenzen, aber wo sonst bekäme Von der ersten Einstellung an, in der Der Mechaniker Peter, seine Schwester „Vivre sa vie besteht aus zwölf Kapiteln. man diese Menschen, seine Menschen zu eine Blondine (Constance Towers) mit Maria, die in einer Wäscherei arbeitet Sie erzählen die Geschichte von Nana sehen? Es gibt sie irgendwo, aber sonst der Handtasche ausholt, dann ihre und die junge Maya, die ihr Baby an (Anna Karina), einer jungen Frau, deren nicht im Film. Dass sie auch noch spre- Perücke verliert und dabei ihren kahlen Maria verkauft hat. Unsentimental und Schönheit, wie Patricia Highsmith sagen chen können, ungeschickt, verstümmelt, Schädel entblößt, ein Film der bösen unterkühlt ist der Blick, den Mundruczó würde, gefährlich ist – allerdings nur für verbittert, als wären der frühe Kroetz Überraschungen: Im Mittelpunkt steht auf seine Figuren und ihre Lebenswelt sie selbst. Alle möglichen Typen, Zuhäl- und der späte Beckett miteinander ins eine biedere US-Kleinstadt, die ihre Ge- wirft. Eine stille Entrücktheit herrscht ter wie Künstler, sehen in Nanas Er- Gespräch gekommen, das gehört zu den heimnisse hinter weißen Türen ver- hier vor, die mit farbdramaturgischen scheinung eine Verkörperung ihrer seltenen Wundern heute im Kino.“ steckt. Fuller reißt sukzessive die Fassa- Mitteln noch verstärkt wird: Blau in un- Träume. Das macht es Nana schwer, ihr (Willi Winkler) den herunter und stellt die Scheinheilig- terschiedlichsten Schattierungen domi- eigenes Leben zu leben.“ keit mit drastischen Mitteln zur Schau. niert, kontrapunktisch zur drückenden (Harun Farocki) Hitze der Vorstadt. 2_15.qxd 15.05.2007 13:20 Uhr Seite 4

Samstag, 16. Juni 2007 Sonntag, 17. Juni 2007 Montag, 18. Juni 2007 Dienstag, 19. Juni 2007

Être et avoir 18.15 The Night of the Hunter 18.30 The Great Dictator 18.30 Moolaadé 18.30

Sein und haben Die Nacht des Jägers Der große Diktator Senegal/Frankreich 2004. Frankreich 2002. USA 1955. USA 1940. Regie und Buch: Ousmane Sembène. Regie: Nicolas Philipert. Regie: Charles Laughton. Regie, Buch, Musik: Charles Chaplin. Kamera: Dominique Gentil. Kamera: Katell Djian, Laurent Didier, Buch: James Agee. Kamera: Karl Struss, Roland Titheroh. Darsteller: Fatoumata Coulibaly, Maï- Hugues Gémignani. Kamera: Stanley Cortez. Darsteller: Charles Chaplin, Paulette mouna Hélène Diarra, Salimata Traoré. 104 Minuten. F/d. Darsteller: Robert Mitchum, Shelley Goddard, Jack Oakie. 120 Minuten. OF/d. Winters, Lillian Gish, Evelyn Varden, 125 Minuten. A/d. Ein Lehrer und seine Herde aus zwölf Peter Graves. Aufstand gegen das Patriarchat: Sechs Dorfschulkindern in der Auvergne: 93 Minuten. A/d. Die erste Komödie über Adolf Hitler: Mädchen, denen die rituelle Beschnei- Mehr braucht es nicht, um einen der er- „Was das Komische an Hitler betrifft, dung droht, suchen bei einer Frau Zu- folgreichsten Dokumentarfilme der ver- Erste und einzige Regiearbeit des briti- möchte ich nur sagen, dass es, wenn wir flucht, die ihre Tochter vor dieser Maß- gangen Jahre zu drehen. Philibert ist ein schen Schauspielers Charles Laughton: nicht ab und zu über Hitler lachen kön- nahme bewahren konnte. Sie schützt sie Meister der Beobachtung zwischen- Als falscher und um so überzeugenderer nen, noch viel schlechter um uns bestellt mit einem Bann, dem Moolaadé. Schau- menschlicher Ausdrucksformen: Eine Wanderprediger zieht Robert Mitchum ist als wir glauben. Es ist gesund zu la- platz des Films ist ein kleines Dorf, das Gemeinschaft en miniature lässt sich in diesem vom deutschen Expressionis- chen, auch über die dunkelsten Dinge Sembène allerdings durchaus als Stell- hier studieren, in der Liebe, Zuneigung, mus beeinflussten Drama, das sich des Lebens, sogar über den Tod. (...) La- vertreter globaler Konflikte verstanden Respekt, Nachsicht und Fürsorge sehr immer wieder zu märchenhaften Allego- chen ist ein Stärkungsmittel, Lachen er- wissen will. unmittelbar nachvollziehbar werden. rien verdichtet, durchs Amerika der leichtert; Lachen ist eine Atempause, die Wirtschaftsdepression. Eine Faust für es ermöglicht, den Schmerz auszuhal- die Liebe, eine Faust für den Hass. ten.“ (Charlie Chaplin)

The Second Civil War 20.15 Permanent Vacation 20.15 Elsewhere (1-6) 20.45 Elsewhere (7-12) 20.45

Der zweite Bürgerkrieg Ferien auf Dauer Österreich 2001. Österreich 2001. USA 1997. USA 1980. Regie und Kamera: Regie und Kamera: Regie: Joe Dante. Buch: Martyn Burke. Regie und Buch: Jim Jarmusch. Kamera: Nikolaus Geyrhalter. Nikolaus Geyrhalter. Kamera: Mac Ahlberg. James A. Leibovitz, Tom DiCillo. 120 Minuten. OF/d. 120 Minuten. OF/d. Darsteller: Beau Bridges, Elizabeth Darsteller: Chris Parker, Leila Gastil, James Coburn, Denis Leary. John Lurie, Sara Driver. Nikolaus Geyrhalter hat in seinem Do- Elsewhere rührt an vielen Fragen des ف,Pena 97 Minuten. A/d. 77 Minuten. A/d. kumentarfilm Elsewhere zwölf entlegene Status quo menschlicher Lebensweisen, Regionen der Erde aufgesucht, jeden kann aber naturgemäß keinen dieser Politsatire vom Roger-Corman-Schüler „Permanent Vacation ist kein großer, Monat eine andere, und die dort leben- Aspekte erschöpfend behandeln. Es Joe Dante: Der populistische Gouver- aber doch ein wichtiger Film. Er zeigte den Menschen bei ihren alltäglichen Ver- geht Geyrhalter vor allem um ein im- neur von Idaho (Beau Bridges) schließt den Weg, auf dem das Underground- richtungen beobachtet. Zwanzig Minu- pressionistisches Sehen, eines, das das die Grenzen seines Staates, weil pakista- Kino sich ein größeres Publikum würde ten widmet sich der Film je einem Monat „Fremde“ nicht zum Spektakel erheben nische Flüchtlinge Einlass fordern. erschließen können. Der Schein des Do- – das ergibt eine insgesamt vierstündige will. Die Kamera gleicht dabei manch- Dante schießt sich vor allem auf die be- kumentarischen, die Ästhetik des Lako- Odyssee. Bereits der Titel deutet die Of- mal einem Monolithen, der ein Verhal- denklichen Verästelungen zwischen Po- nischen und Unbehauenen gehörten fenheit des Konzepts an: Anderswo be- ten herausfordert. Dann bleiben die ins- litik und Medien ein – und macht mit dazu genauso wie die existenzialistischen deutet in Elsewhere nicht die Beschrän- zenierten Momente der Porträtierten scharfsichtigem Humor darauf aufmerk- Sprüche und Lebensweisheiten, in kung auf indigene Völker, nicht auf eine auch nicht aus: In China stellt sich gar sam, wie wenig es mitunter braucht, um denen die Hauptfigur hier herumschlot- Welt, die sich nur über den Gegensatz einmal heraus, dass gerade niemand hin- eine kriegerische Auseinandersetzung tert wie in einem viel zu großen Anzug.“ zur westlichen bestimmen ließe. Es han- ter der Kamera steht. Es sind solche Stel- zu provozieren. (Ekkehard Knörer) delt sich eher um eine Spurensuche nach len, die Elsewhere vor dem starren Sub- autarken Lebensformen, jenseits, am jekt-Objekt-Verhältnis bewahren, das Rande, teilweise inmitten einer globalen klassischen ethnografischen Arbeiten Kultur. So folgen im ersten Teil denn oft zum Problem wurde. Geyrhalter auch auf einen finnischen Rentierzüch- greift nicht sichtbar in das Geschehen ter namibische Himba. Dann wird mit- ein, verzichtet auf jeden Kommentar – ten im Dschungel von Irian Jaya in In- aus den Interviewpassagen, den räumli- donesien ein Baum in etliche Teile zer- chen Beziehungen und der Dramaturgie legt und dient dem dort lebenden Volk der Montage (Wolfgang Widerhofer) als Grundlage für ein Baumhaus. Wie entscheidet sich der erzählerische Kurs. bereits in Geyrhalters früheren Filmen, Dieser lässt sich als einer der graduellen Das Jahr nach Dayton und Pripyat, ent- „Verschmutzung“, der Durchdringung faltet sich erst in der Dauer der Einstel- der porträtierten Kulturen mit westli- lungen das eigentliche Drama. Die stati- chem (Gedanken-)Gut verstehen: Down to the Bone 22.00 Out of the Past 22.00 schen, symmetrisch komponierten Bil- „Christmas-Drops“ über einer mikrone- der gewähren dem Raum und den Men- sischen Insel, Fischeinkäufe von Inuit im USA 2004. Goldenes Gift schen ein beträchtliches Maß an Zeit. Supermarkt, bis zu Native Americans, Regie: Debra Granik. USA 1947. Die Aufnahmen gleichen bisweilen Ta- deren Kultur zur tristen Folklore für Buch: Debra Granik, Richard Lieske. Regie: Jacques Tourneur. bleaus, die vor allem anderen an die Touristen verkümmert ist. Das „Em- Kamera: Michael McDonough. Buch: Geoffrey Homes, James M. Cain. Schaulust appellieren – nicht ganz pire“ wächst, oder wie es ein Tuareg ein- Darsteller: Vera Farmiga, Hugh Dillon, Kamera: Nicholas Musuraca. unähnlich der Landschaftsarchäologie mal ausdrückt: „So ist die Welt. Sie än- Clint Jordan. Darsteller: Robert Mitchum, Jane Greer, des US-Filmemachers James Benning, dert dauernd ihre Richtung.“ 104 Minuten. A/d. Kirk Douglas. wenngleich bei Geyrhalter stets der 96 Minuten. A/d. Mensch im Mittelpunkt steht. Irene, verheiratet, Mutter, Supermarkt- kassiererin, ist drogensüchtig. Als ihr das Robert Mitchum als Tankstellenbesitzer Geld ausgeht, versucht sie es mit Entzug, in der Provinz, der von den Schatten der später lässt sich das alte Leben nicht Vergangenheit eingeholt wird; Jane mehr mit den neuen Erfahrungen in Ein- Greer als ultimative femme fatale, die er klang bringen. Debra Granik entwirft in vergessen will, und Kirk Douglas als ihrem auf Video gedrehten Debüt das Spieler, der nicht vergessen kann. Ein zurückhaltende Porträt einer Frau, die absoluter Klassiker des Film-Noir, vom langsam aus allen Sicherheiten rutscht – Franzosen Jacques Tourneur mit Gran- und darüber ein differenziertes Bild dezza inszeniert und mit jener schick- prekärer Lebens- und Arbeitsverhält- salsschweren Ausweglosigkeit versehen, nisse. die typisch für die Entstehungszeit war. 2_15.qxd 15.05.2007 13:20 Uhr Seite 5

Mittwoch, 20. Juni 2007 Donnerstag, 21. Juni 2007 Freitag, 22. Juni 2007 Samstag, 23. Juni 2007

La voleuse 18.30 Svjedoci 18.15 The Tango Lesson 18.00 The Gold Rush 18.30 de Saint Lubin Die Zeugen GB 1997. Der Goldrausch Die Diebin von St. Lubin Kroatien 2003 Regie und Buch: Sally Potter. USA 1925. Frankreich 1999. Regie: Vinko Bre‚an. Kamera: Robby Müller. Regie: Charles Chaplin. Regie: Claire Devers. Buch: Vinko Bre‚an, Jurica Paviç. Darsteller: Sally Potter, Pablo Verón. Kamera: Roland Totheroh. Buch: Claire Devers, Jean-Louis Benoît. Kamera: ˝ivko Zalar. 100 Minuten. E/d. Darsteller: Charlie Chaplin, Mack Darsteller: Dominique Blanc, Denis Po- Darsteller: Leon Luçev, Alma Prica, Swain, Tom Murry. dalydès, Michelle Goddet. Mirjana Karanovic.´ Sally Potter, die Musikerin und Filme- 72 Minuten. A/deutsche Zwischentitel. 75 Minuten. F/d. 90 Minuten. Kroatisch/d. macherin, lernt den Tango und ent- wickelt eine Obsession für die Musik, Vom Goldrausch gepackt versucht ein Ein Film über das neue Prekariat: Eine Die Wahrheit verbirgt sich in Die Zeugen den Tanz und ihren Lehrer. Sie gibt ihr einsamer Tramp (Charlie Chaplin) junge Frau stiehlt Lebensmittel, wird hinter einem komplizierten Geflecht gegenwärtiges Filmprojekt auf, um sich neben vielen anderen in den unwirtli- dabei erwischt, dann freigesprochen, spezifischer Interessen einzelner Perso- nunmehr dieser Kunstform zu widmen. chen Bergen von Alaska sein Glück. und plötzlich wird die kleine Episode nen und Parteien. Ort der Handlung ist Ein prekäres Filmexperiment mit Selbst- Doch genau dieses will sich bei ihm nicht zum politischen Vorzeigefall. Claire De- eine kroatische Kleinstadt zum Zeit- erfahrung und Ausdruckstanz, in dem es so recht einstellen: Stattdessen gilt es, vers gelingt es auf spitzfindige Weise, punkt des Krieges gegen Restjugosla- unter anderem auch um die Analyse von gegen Schneestürme zu kämpfen, und gegen alle fragwürdige Romantisierun- wien. Am Anfang gibt es einen Toten, kreativen Arbeitskonstellationen zwi- alles, was ein alter Schuh so hergibt, wie gen und falschen Anteilnahmen das Por- der drei Soldaten in die Quere kam. schen Männern und Frauen geht. eine Delikatesse zu behandeln. Chaplins trät einer Widerspenstigen zu entwerfen. Seine Tochter ist Zeugin der Tat: Was aufwändigster und insofern auch teuer- Die Front National war beleidigt und mit ihr geschehen soll, wird zur dring- ster Film. setzte rechtliche Schritte in Gang. lichsten Frage des Films.

Il est plus facile 20.00 In the Mirror 20.00 Eat Drink Man Woman 19.45 Maria, llena eres de gracia 20.00 pour un chameau . . . of Maya Deren Taiwan/USA 1994. Maria voll der Gnade Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr... Österreich/Schweiz/D 2001. Regie: Ang Lee. USA 2003. Frankreich 2003. Regie und Buch: Martina Kudláçek. Buch: Hui-Ling Wang, Ang Lee, James Regie und Buch: Joshua Maston. Regie: Valéria Bruni-Tedeschi. Kamera: Wolfgang Lehner, Schamus. Kamera: Jong Lin. Kamera: Jim Denault. Buch: Valéria Bruni-Tedeschi, Noémie Stéphane Kuthy. Darsteller: Sihung Lung, Kuei-Mei Darsteller: Catalina Sandino Moreno, Lvovsky, Agnès de Sacy. 103 Minuten. OF/d. Yang, Chien-Lien Wu, Yu-Wen Wang. Yenny Paola Vega, Guilied López. Darsteller: Valéria Bruni-Tedeschi, Chi- 123 Minuten. Mandarin/d. 101 Minuten. A und Spanisch/d. ara Mastroianni, Jean-Hugues Anglade. Martina Kudláçek nähert sich der Fil- 110 Minuten. F/d. memacherin Maya Deren auf mehreren Ang Lees in Taiwan gefertigte Komödie Maria möchte weg von Kolumbien. Als Wegen an: Sie versteht es, die Aura der um einen Witwer – ehedem Meister der ihr der Job eines Drogenkuriers angebo- Federica, Tochter einer Industriellenfa- Figur Derens, die in ihren Arbeiten chinesischen Kochkunst – und seine drei ten wird, sieht sie ihre Gelegenheit ge- milie, hat zu viel Geld, um glücklich zu meist auch vor der Kamera stand, zu er- Töchter, der diese eigentlich lieber aus kommen. Joshua Marston setzt den gän- sein. Valéria Bruni-Tedeschi spielt sie in halten, und verliert sich dabei nicht in dem Haus wüsste, aber zu unterdrückt gigen Darstellungen von „drug-traf- ihrem Regiedebüt als rastloses Wesen, der Huldigung einer autonom agieren- und verstockt ist, um sich entsprechend ficking“ eine schonungslos realistische das noch Erlösung sucht. Familien(un)- den Ausnahmekünstlerin. Und sie dringt mitzuteilen. Das wöchentliche Sonntags- Sicht dieser Praxis entgegen: Vom le- glück, Beziehungsleid, Kinderspiel und zu den Grundlagen von Derens Werks essen wird so zum Symbol eines nicht bensgefährlichen Transport der Drogen Sehnsuchtsanfälle reihen sich in dynami- vor, zeichnet ihre konzentrierte, genaue mehr völlig intakten Familiensinns. Wel- im Magen, über die Angst, entdeckt zu scher Abfolge aneinander, mit besonde- Arbeitsweise nach. che Tochter wird bleiben, welche ihre ei- werden, bis zur Ankunft in einem frem- rem Augenmerk auf die sinnträchtigen genen Wege gehen? den Land, in dem die Frauen schnell in Nebensächlichkeiten des Lebens. Isolation geraten.

Duck Soup 22.00 Masculin – Féminin 22.00 Stranger than Paradise 22.00 Drugstore Cowboy 22.00

Die Marx Brothers im Krieg Masculin – Feminin oder: USA 1984. USA 1989. USA 1933. Die Kinder von Marx und Coca Cola Regie und Buch: Jim Jarmusch. Regie und Buch: Gus van Sant. Regie: Leo McCarey. Frankreich/Schweden 1965. Kamera: Tom DiCillo. Kamera: Robert D. Yeoman. Kamera: Henry Sharp. Regie und Buch: Jean-Luc Godard. Darsteller: John Lurie, Eszter Balint, Darsteller: Matt Dillon, Kelly Lynch, Darsteller: Groucho, Harpo, Chico und Kamera: Willy Kurant. Richard Edson. James LeGros. Zeppo Marx, Margaret Dumont. Darsteller: Jean-Pierre Léaud, Marlène 90 Minuten. A/d. 100 Minuten. A/d. 70 Minuten. A/d. Jobert. 106 Minuten. F/d. Nicht viel passiert in Stranger than Ein poetisches Outlaw-Roadmovie aus Groucho regiert über den Freistaat Fre- Paradise, das Wenige dafür auf beson- dem frühen Schaffen von Gus van Sant: edonia, als er den Botschafter des Nach- Godard, hier noch in seiner vorpoliti- ders einprägsame Weise: Die Ungarin Matt Dillon als Anführer einer Gruppe barlandes ohrfeigt, bricht der Krieg aus. schen Phase, offeriert „15 präzise Fak- Eva (Eszter Balint) kommt zu ihrem von Drogensüchtigen, die von Apparte- Chico und Harpo sind abwechselnd ten“ über die Kinder von Marx und Coca Cousin Willie (John Lurie) nach New ments in Motels wechseln, permanent Spion, Erdnussverkäufer, Kriegsmini- Cola: eine lose zusammenhängende York und bleibt länger als erwartet. Spä- auf der Suche nach neuem Stoff. Man ster oder Rekrutenwerber. Die Patholo- Serie von Beobachtungen, gegen die läh- ter fahren Willie und Edson zu ihr nach sieht sie bei Überfällen, wie sie high wer- gie des Krieges wird als anarchischer mende Passivität des Status quo gerich- Cleveland. Jarmusch verhandelt eines den, fernsehen, quatschen, warten. Der Slapstick aufgeführt. Gags und Gesangs- tet, das Leben in Paris im Jahr 1965 be- seiner bevorzugten Themen, das Prinzip Film scheint sich ihrem Zeitempfinden einlagen sind besser ins Geschehen ein- treffend. Parodistisches vermengt sich des Fremd-Seins, in diversen Aus- ganz anzupassen. Irgendwann taucht gefügt als in jeder anderen Arbeit der mit Scharfsichtigem, der Pessimismus führungen. Cool, langsam und von wun- William Burroughs in einem Hotelzim- Brüder. Go, and never darken my towels von JLG ist evident, aber nicht unum- derbar trockenem Witz. mer auf, der Hohepriester aller Junkies. again! stößlich. 2_15.qxd 15.05.2007 13:20 Uhr Seite 6

Sonntag, 24. Juni 2007 Montag, 25. Juni 2007 Dienstag, 26. Juni 2007 Mittwoch, 27. Juni 2007

Aprile 18.30 Klassenverhältnsse 18.30 Antigone 18.30 Gespenster 18.30

Italien/Frankreich 1998. BRD 1983. Deutschland/Frankreich 1991 Deutschland 2005. Regie und Buch: . Regie und Buch: Jean-Marie Straub, Regie und Buch: Jean-Marie Straub, Regie: Christian Petzold. Kamera: Giuseppe Lanci. Danièle Huillet. Kamera: William Lubt- Danièle Huillet. Buch: Christian Petzold, Harun Farocki. Darsteller: Nanni Moretti, Silvio Or- chansky. Kamera: Nicolas Eprendre, Irina und Kamera: Hans Fromm. lando, Daniele Luchetti. Darsteller: Christian Heinisch, Reinald William Lubtchansky. Darsteller: Julia Hummer, Sabine Timo- 78 Minuten. I/d. Schnell, Anna Schnell. Darsteller: Astrid Ofner, Ursula Ofner, teo, Marianne Basler, Benno Fürmann. 126 Minuten. Hans Diehl, Kurt Radeke. 85 Minuten. Ein Tagebuch-Film des umtriebigen 99 Minuten. Chronisten aus Italien, in dem es um Va- Wie immer greifen die Straubs auf einen Die scheue Nina, die ohne Eltern aufge- terfreuden, persönlichen Wandel, alba- existierenden Text zurück und konfron- Die Antigone von Sophokles in der wachsen ist, lernt Toni kennen, die sich nische Flüchtlinge und natürlich Berlus- tieren ihn mit ihrer Art des filmischen Übersetzung von Hölderlin, für die treiben lässt, ohne sich um Konsequen- coni geht: „Aprile ist ein heiterer Film Materialismus: In diesem Fall handelt es Bühne bearbeitet von Brecht: So lautet zen zu kümmern. Bei einem ihrer Streif- über einen Menschen, der, in allen sei- sich um Kafkas „Amerika“, wobei das die textliche Grundlage für den Film von züge treffen die Mädchen auf eine Frau, nen Schwierigkeiten, Momente großen Amerika des Films eher an ein Deutsch- Straub/Huillet, der im antiken Theater die in Nina ihre verlorene Tochter wie- Glücks erlebt. Aber ein »alles wird gut« land der damaligen Gegenwart erinnert. von Segesta auf Sizilien gedreht wurde. derzuerkennen glaubt – das Bild einer für die Post-Linke ist es auch nicht. Tief Die Frage nach Macht- und Klassenver- Die Sonne brennt auf die Erde hinab. Überwachungskamera ist die letzte Er- drinnen nämlich ist es auch ein Film des hältnissen in der Neuen Welt treibt Karl Sprache wird nicht in Bilder übersetzt, innerung an das entführte Kind, ein com- Abschieds, des Übergangs, des Zwei- Rossmann an – eine, die die Straubs hier sondern Bilder werden mit Sprache ge- putergeneriertes Foto ihre Hoffnung auf fels.“ (Georg Seeßlen) erstaunlich ungebrochen aufgreifen. füllt. Das Modellhafte der Tragödie steht ein Wiedersehen. im Zentrum.

Feux rouges 20.00 Le cercle rouge 20.45 Éloge de l’amour 20.15 8 Femmes 20.00

Schlußlichter Vier im roten Kreis Ode an die Liebe 8 Frauen Frankreich 2004. Frankreich/Italien 1970. Frankreich 2001. Frankreich/Italien 2002. Regie: Cédric Kahn. Regie und Buch: Jean-Pierre Melville. Regie und Buch: Jean-Luc Godard. Regie und Buch: François Ozon. Kamera: Patrick Blossier. Kamera: Henri Decae.: Kamera: Ch. Pollock, J. Hirsch. Darsteller: Catherine Deneuve, Isabelle Darsteller: Jean-Pierre Darroussin, Darsteller: Alain Delon, Gian Maria Darsteller: Bruno Putzulu, Cécile Camp, Huppert, Emmanuelle Béart, Fanny Carole Bouquet, Vincent Deniard. Volonté, Yves Montand. Jean Davy, Françoise Verny. Ardant, Danielle Darrieux. 106 Minuten. F/d. 135 Minuten. F/d. 98 Minuten. F/d. 108 Minuten. F/d.

Ehekrise in der Enge eines Autos. Man Von Le cercle rouge – 1970, drei Jahre Éloge de l’amour beginnt mit einem Vor- Acht Frauen, gespielt von Frankreichs steckt im Stau fest, Antoine wird immer vor seinem Tod gedreht – hat Jean- schlag von Edgar (Bruno Putzulu), der führenden Aktricen, stehen unter Ver- impulsiver, er überholt waghalsig. Dann Pierre Melville einmal gesagt, er sei eine die unterschiedlichen Stadien der Liebe dacht, einen Mann erstochen zu haben. verschwindet seine Frau beim Stopp bei Variation von 19 Standardsituationen, betrifft: Begegnung, körperliche Leiden- François Ozons in betont künstlichen einer Raststätte. Spätestens in diesem die sich schon in The Asphalt Jungle, die- schaft, Trennung und Wiederfinden. Settings platziertes Kriminalspiel, das Moment treten die generischen Züge sem Klassiker des Gangsterfilms, finden Diese Erfahrungen werden durch drei Anleihen an Agatha Christie nimmt, ist von Kahns Film – eine Adaption eines lassen. Den Fatalismus von Huston hat Paare zu jeweils unterschiedlichen Kreu- weniger an dramaturgischen Kniffen als Georges-Simenon-Romans – zutage. Mit Melville auch übernommen, aber dessen zungspunkten ihrer Leben reflektiert. an selbstbezüglichen Darstellungen in- dem Auftauchen eines Fremden wird er psychologisches Fundament fehlt ihm Wie immer geht es bei Godard aber auch teressiert: Man achte etwa auf Isabelle zum Neo-Noir, und aus Antoine ein gänzlich. Bei Melville setzt sich wie bei um noch mehr: etwa um Marketingme- Huppert als resches Dienstmädchen, die Held, der sich in dieser einen Nacht sei- allen Modernisten des Kinos die Ab- chanismen für kulturelle Produkte. hier in einer ihrer wenigen komischen ner sozialen Bande entledigt. straktion durch: Die Figuren bleiben rät- Rollen brilliert. selhaft bis undurchsichtig, ihr Handeln verleiht ihnen vielleicht Konturen, aber keine Tiefe. Le cercle rouge veranschaulicht, wie sich eine Gemeinschaft von Gangstern bil- det, wie sie im Detail einen Einbruch plant, dann durchführt und schließlich einem Flic (André ) in die Falle geht. Dafür, dass man den Plot in dieser Kürze wiedergeben kann, lässt sich Mel- ville fast unerhört viel Zeit. Allein die parallel montierte Eröffnungssequenz, die auf das Zusammentreffen zweier Buongiorno, notte 22.00 Fremder hinausläuft, das keine Straßen- Dongchun di rizi 22.00 Suicide Kings 22.00 sperre verhindern kann: Alain Delon Guten Tag, Nacht kommt aus dem Gefängnis frei, be- Wintertage, Frühlingstage USA 1997. Italien 2003. gleicht ein paar alte Rechnungen, China 1993. Regie: Peter O’Fallon. Reige, Buch: Marco Bellocchio. während Gian Maria Volonté quälend Regie und Buch: Wang Xiashuai. Buch: Josh McKinney, Wayne Rice, Kamera: Pasquale Mari. lange seine Flucht aus einem fahrenden Kamera: Wu Di, Liu Jie. Gina Goldman. Kamera: Chris Baffa. Darsteller: Roberto Herzlitzka, Maya Zug vorbereitet, die sich dann mit einem Darsteller: Liu Xiaodong, Yu Hong. Darsteller: Christopher Walken, Henry Sansam Luigi Lo Cascio. Mal, völlig abrupt vollzieht. Die Codes, 75 Minuten. Mandarin/d. Thomas, Sean Patrick Flanery, Jeremy 105 Minuten I/d. nach denen die Gangster operieren, sind Sisto, Denis Leary. bereits vertraut. Ebenso ihr Schicksal. Wang Xiashuai erzählt von einer Liebe, 108 Minuten. A/d. Marco Bellocchio betritt wieder einmal Dieses Vorwissen ermöglicht Melville die langsam erlischt: Xiaodong und Xia- heikles Terrain und wendet sich der Ent- eine Gelassenheit in der Inszenierung, ochun lieben einander seit ihrer Schul- Fünf Kids kidnappen einen Mafioso führung von Aldo Moro durch die Roten die sich in der Folge fast völlig auf die zeit, sie studieren Malerei in Peking, (Christopher Walken), der schon bessere Brigaden zu: Ein unauffälliges Paar mie- minutiöse Darstellung der Aktionen nach dem Abschluss bewohnen sie ein Tage gesehen hat, weil sie in einer ande- tet sich in eine Wohnung ein, alles ge- verlegt. kleines Zimmer in einem Studenten- ren Entführung professionelle Hilfe schieht ein wenig überhastet, weil man wohnheim, aber ihr Leben wird zuneh- brauchen. Peter O’ Fallons Gangsterfilm hier den entführten Politiker unterbrin- mend monotoner – die Leidenschaft ist surft auf der Welle, die Tarantino mit Re- gen wird. In einer Grauzone zwischen dahin. Ein tieftrauriger Schwarzweiß- servoir Dogs und Pulp Fiction losgetre- Realität und Fantasie stellt Bellocchio film, in dem die scheinbaren Notwendig- ten hat: Es wird viel mit Waffen herum- das Geschehen samt intensiven politi- keiten des Lebens den Idealismus der Ju- gefuchtelt, darüber geraten Standardsi- schen Verhandlungen nach – und meidet gend auslöschen. tuationen ein wenig in die Schräglage, die Gewalt. und mitten drinnen verleiht Walken dem Geschehen einen Schwerpunkt. 2_15.qxd 15.05.2007 13:20 Uhr Seite 7

Donnerstag, 28. Juni 2007 Freitag, 29. Juni 2007 Samstag, 30. Juni 2007 Sonntag, 1. Juli 2007

Metallica: 19.00 La messa è finita 18.30 Hamaca Paraguaya 18.15 Startup.com 18.15 Some Kind of Monster Die Messe ist aus Paraguayan Hammock USA 2001. Regie: Chris Hegedus, Jehane Noujaim. USA 2003. Italien 1985. F/Arg./NL/Paraguay/Sp/D/A 2006. Regie: Nanni Moretti. Regie und Buch: Paz Encina. Kamera: Jehane Noujaim. Regie: Bruce Sinofsky, Joe Berlinger. 103 Minuten. A/d. Kamera: Robert Richman, Wolfgang Buch: Nanni Moretti, Sandro Petraglia. Kamera: Willi Behnisch. Kamera: Franco Di Giacomo. Darsteller: Georgiona Genes, Ramon Held. Startup.com erzählt die Geschichte von 141 Minuten. A/d. Darsteller: Nanni Moretti, Margherita Del Rio. Lonzano, Ferruccio De Ceresa. 78 Minuten. Spanisch/d. Aufstieg und Fall eines Unternehmens, das paradigmatisch für die flexiblen Ent- Der Eindruck der Krise steht am Anfang 94 Minuten. I/d. Ein Mann und eine Frau in Unterhaltung würfe der New Economy ist. Was früher des Films, doch man vermutet, es geht im Jahrzehnte dauerte, geschieht hier in ge- Weiteren darum, wie diese überwunden Moretti als Priester am Rande Roms, der auf einer Hängematte: Der reduzierteste mit sich und der Welt hadert: Egal ob die Beitrag zur „New-Crowned-Hope“- rade mal zwei Jahren. „Der Schnitt ist wird. Die Strategien der Band, sich wie- nahtlos, das Drama durchgestaltet, und der zusammenzuraufen, um den Erfolg eigene Familie, der linksliberale Freun- Reihe stammt von der paraguayanischen deskreis oder die Kirche selbst – überall Regisseurin Paz Encina und ist zugleich der zentrale Charakter ist so genau ge- ein wenig zu verlängern, erinnern dann zeichnet, als handle es sich dabei um allerdings mehr an eine Reality-Soap – ortet er Missstände, vergisst darüber je- der erste Film aus diesem Land seit Jahr- doch, selbst ein Zeichen zu setzen und zehnten. Es herrscht das Jahr 1935, der Hollywoods bestes Fiction-Kino.“ ein müdes Gezanke und Gezeter in End- (Amy Taubin) losschleife, unter Arbeitszeiten, die von zieht sich zunehmend in sein eigenes Sohn des Paares ist im Krieg gefallen, die Therapeuten kontrolliert werden. James neurotisches Gedankengebäude zurück. Hündin bellt, der Himmel ist voller Hetfield – in Archivaufnahmen noch ein Wie immer bei Moretti geht es um eine grauer Wolken, aber die beiden reden grimmiger Langhaarproll – hat sich zum Variante von Selbsthinterfragung, die er- gegen alles Faktische an: Darin liegt ihre milden Frontman mit Studentenbrille starrte Verhältnisse aufbrechen will. letzte Hoffnung. gewandelt; Drummer Lars Ulrich spielt den Gegenpart, den manischen Stören- fried, während Gitarrist Kirk Hammett der etwas abgewandte Beobachter bleibt. Berlinger und Sinofsky müssen nur draufhalten, auf ein Real-Life-Bou- levardstück, in dem Türen zugeschmis- sen werden, Schreiduelle erfolgen, dann aber wieder alle artig zur Analyse gehen. Mittels lebenspraktischer Hilfsleistun- gen wird ein Monster in Bewegung ge- bracht, wieder profitabel gemacht – und aus dem destruktiven Zorn, der alles Le Garçu 20.15 The Apartment 19.45 Les amants réguliers 20.15 auseinander reißt, der heilige, der Ge- meinschaft schafft. „Was aber hier während 140 quälender Frankreich 1995. Das Appartement Frankreich 2005. Minuten den Mythos der Band nach den Regie: Maurice Pialat. USA 1960. Regie: Philippe Garrel. unseligen Napsterprozessen gegen Tau- Buch: Maurice Pialat, Sylvie Danton. Regie: Billy Wilder. Buch: Philippe Garrel, Arlette Lang- sende ihrer Fans möglicherweise unab- Darsteller: Gérard Depardieu, Buch: Billy Wilder, I.A.L. Diamond. mann, Marc Cholodenko. sichtlich endgültig demontiert, das ist Géraldine Pailhas, Antoine Pialat. Darsteller: , Shirley Kamera: William Lubtchansky. neben dem nicht enden wollenden ober- 100 Minuten. F/d. MacLaine, Fred MacMurray. Darsteller: Louis Garrel, Clotilde flächlichen Gefasel, speziell des Thera- 125 Minuten. A/d. Hesme. peuten bezüglich ,Kreativität’ und ,sich Ein Mann sieht sich durch den Tod sei- 178 Minuten. F/d. öffnen’, schlichtweg eines: die unvor- nes Vaters mit der eigenen Rolle ge- Wilders Arbeitsweltkomödie: Jack Lem- stellbare Langeweile der Protagonisten genüber seinem Kind konfrontiert. „Der mon spielt einen kleinen Angestellten, Junge Menschen mit langen Haaren in während der Studioarbeiten.“ Film ist [...] eine Interaktion von Bewe- der seine Wohnung immer wieder Vor- mäßig beleuchteten Zimmern. Es wird (Christian Schachinger) gungen, in der auf magische Weise in- gesetzten für ihre Seitensprünge zur Ver- geraucht, Opium aus Pfeifen, entspre- nerhalb ein und desselben Organismus fügung stellt, da er sich damit Karrie- chend gelöst sind die Körperhaltungen. der Tod, das Alter, die Enttäuschung der resprünge erhofft. Als die Frau, in die er François (Louis Garrel), der romanti- Lebensmitte, jugendliche Sexualität und selbst verliebt ist, deshalb in eine unan- sche Held des Films, ist ein Dichter. Er die Anmut der Kindheit stattfinden. We- genehme Lage gerät, setzt sein morali- möchte seine Gedichte aber nicht publi- nige Filme von Pialat sind so schmerz- scher Wandel ein. Das New Yorker Ge- zieren, denn das empfände er als Verrat. haft liebevoll, beharren so auf der schäftsleben als Gefälligkeitsbörse, von Ein anderer würde gerne Maler und An- Schönheit des Augenblicks.“ Wilder mit Schärfe ins Bild gerückt. streicher werden, eine politisch moti- (Kent Jones) vierte Wahl: Die seien nämlich die wah- ren Künstler. Die Szene, am Anfang von Philippe Garrels Les amants réguliers, nähert sich den Ereignisses des Jahres 1968 in Paris auf äußerst ungewöhnliche Weise an: ganz direkt und doch immer im reflexiven Modus. Zum einen trägt der Film offen autobiografische Züge: Garrel war selbst einer der Aktivisten auf den Pariser Straßen und filmte das Geschehen mit. Manches von dem Ma- terial, das zur Gänze verlorenging, hat Garrel aus der Erinnerung nachgestellt. Mehr als um eine Rekapitulation geht es Ken Park 21.30 Bianca 22.00 The Shop 22.00 ihm um eine Rekonstruktion. Deshalb Around the Corner ist auch kein Film über ‘68 daraus ge- USA 2002. Itallien 1984. worden. Zumindest nicht in dem Sinn, Regie und Kamera: Larry Clark, Ed Regie: Nanni Moretti. Rendezvous nach Ladenschluß wie sich Bernardo Bertolucci in The Lachman. Buch: Harmony Korine. Buch: Nanni Moretti, Sandro Petraglia. USA 1940. Dreamers (2003) die Zeit in Erinnerung Darsteller: James Ransone, Tiffany Kamera: Luciano Tovoli. Regie: Ernst Lubitsch. rief – als nostalgisch-dekorative Studie Limos, Stephen Jasso, James Bullard. Darsteller: Nanni Moretti, Laura Mo- Drehbuch: Miklós László, Samson der Enthemmung bourgeoiser Jugendli- 96 Minuten. A/d. rante, Roberto Vezzosi. Raphaelson, Ben Hecht (uncredited). cher. Dass Garrels Sohn Louis nun die 95 Minuten. I/d. Kamera: William H. Daniels. Hauptrolle in seinem und in Bertoluccis „Die Morbidität und Trostlosigkeit einer Darsteller: Margaret Sullavan, James Film spielt, mag man als Indiz dafür Welt, in der Erwachsene und Heran- Nanni Morettis dritter Film erzählt, we- Stewart, Joseph Schildkraut. sehen, dass Les amants réguliers dieses wachsende nur durch Missbrauch und niger zügellos als seine Vorgänger, von 99 Minuten. A/d. Bild korrigieren will. Auf den Kitsch von perverse Formen der Liebe in Kontakt Michele, einem Mathematikprofessor, The Dreamers antwortet er mit abstrak- treten, wird von Clark fast bis zur Satire der unlängst umgezogen ist und eine In The Shop Around the Corner ist ter Poesie. überdehnt. Doch gerade weil Absurdes neue Stelle angetreten hat: zu viele Ver- in den Augen von Mar- und Deformation in diesem kaliforni- änderungen, um sie alle bewältigen zu garet Sullavan ein pedantischer Arbeits- schen Sittenbild so völlig normal schei- können. Wie viele andere Figuren kollege, aber er ist auch der Mann ihrer nen, wird der Blick wieder frei für das Morettis plagen auch Michele neuroti- Träume, der ihr anonyme Liebesbriefe verschworene Zeichensystem der Ado- sche Zwangsvorstellungen. Aus Angst, schickt. Eine romantische Komödie, an- leszenz.“ (Katja Nicodemus) das Falsche zu tun, lässt er sich auf gar gesetzt im Budapest der 30er-Jahre, von nichts mehr ein – auch nicht auf seine Lubitsch mit viel Sinn für die kleineren Kollegin Bianca, in die er sogar verliebt Intrigen und Marotten des Personals wäre. eines Kleinhandelsbetriebes inszeniert. 2_15.qxd 15.05.2007 13:20 Uhr Seite 8

Montag, 2. Juli 2007 Dienstag, 3. Juli 2007 Mittwoch, 4. Juli 2007 Donnerstag, 5 Juli 2007

Mr. Death – The Rise 18.15 Lilja 4-ever 18.00 Novecento – Teil 1 19.00 Novecento – Teil 2 19.00 and Fall of Fred A. Leuchter Schweden 2002. 1900 – Gewalt, Macht, Leidenschaft 1900 – Kampf, Liebe, Hoffnung USA 1999. Regie und Buch: Lukas Moodysson. Italien/Frankreich/BRD 1976. Italien/Frankreich/BRD 1976. Regie und Buch: Errol Morris. Kamera: Ulf Brantas.° Regie: Bernardo Bertolucci. Regie: Bernardo Bertolucci. Kamera: Peter Donahue, Darsteller: Oksana Akinshina, Artyom Buch: Franco Arcalli, Bernardo und Buch: Franco Arcalli, Bernardo und Robert Richardson. Bogucharsky, Lyubov Agapova. Giuseppe Bertolucci. Giuseppe Bertolucci. 91 Minuten. A/d. 109 Minuten. OF/d. Kamera: . 154 Minuten. I/d. Darsteller: , Robert de Fred A. Leuchter, ein unscheinbar wir- „Mein Herz brennt” röhren Rammstein Niro, Gérard Depardieu, Dominique Der zweite Teil von Bertoluccis Ge- kender Mann mit dicken Brillen, ist Ex- gleich zu Beginn von Lukas Moodyssons Sanda, Donald Sutherland. schichtsgemälde beginnt in den 30er- perte für Exekutionsgeräte. Als Ver- Film, während man die junge Russin 162 Minuten. I/d. Jahren mit dem Aufstieg der Faschisten fechter der Todesstrafe will er Hinrich- Lilja rennen sieht. Das Rastlose wird ihr und kulminiert in den Befreiungsfeiern tungen „humaner“ gestalten. Er bastelt bleiben, zeigt diese Fallstudie doch, wie Bertoluccis Opus Magnum kam 1976 in im Jahr 1945 mit der Neuformierung der im Keller an elektrischen Stühlen, als sie Mutter, Freunde und ihre Wohnung die Kinos und führte zwei denkbar un- Landarbeiter als politischer Kraft. „No- Sachverständiger des Gerichts „beweist“ verliert, um schließlich als Prostituierte terschiedliche Schauspieler zusammen, vecento bedeutet wörtlich ,neunzehn- er im Prozess gegen einen Revisionisten, in Schweden zu enden. Den drastischen die damals noch am Anfang ihrer Kar- hundert’, gemeint ist aber das zwanzig- dass es in Auschwitz keine Gaskammern Naturalismus, mit dem auch Liljas kör- riere standen: Robert de Niro und Gér- ste Jahrhundert – eine Zeitallegorie, vor- gab. Das Porträt eines Toren, vom streit- perliche Qualen vermittelt werden, ard Depardieu. Sie spielen zwei Männer, und rückwärts blickend, die in sich sel- baren US-Dokumentaristen Errol Mor- durchbricht Moodysson stellenweise mit die am gleichen Tag zu Beginn des 20. ber Zeit kondensiert. Novecento ist Ber- ris. lichter Fantastik. Jahrhunderts in der Emiglia Romana ge- toluccis Versuch, ein repräsentatives boren sind, den weiteren Verlauf ihres Panorama des politischen Antagonismus Lebens aber gänzlich unterschiedliche der Moderne zu entwerfen... Die Zeit- Wege einschlagen. Depardieu kommt spanne in diesem Film umfasst ein aus bäuerlichen Verhältnissen, de Niro ganzes Menschenleben: Wir sehen ein ist der Sohn eines Großgrundbesitzers. schreiendes Baby und einen albernen Bertolucci ist vor allem an einer Ge- Greis. Welche Kräfte in den verfallenden schichte des Faschismus interessiert, der Körpern welche Spuren hinterließen, die Biografien seiner Protagonisten auf macht Bertolucci mit Mitteln der Mas- konträre Weise prägt. „Die Emilia, der ken deutlich. Der große politische Anta- Po, Landwirtschaft: Im Todesjahr Verdis gonismus ist übersetzt in den kleinen werden Olmo und Alfredo geboren. Der Körperantagonismus. Das Politische eine wird Landarbeiter und ist später fe- wird zwar reduziert, aber auf seine Kör- derführend bei der Absage an den Stali- perdimension geschraubt. Wie sich Kör- A Prairie Home 20.00 10e chambre – 20.00 nismus und der Öffnung der Kommuni- per unter dem Druck von Arbeit, Folter, stischen Partei Italiens für die Zukunft, Perversion und natürlichem Verfall de- Companion Instants d’audiences der andere wird Gutsherr. In der hei- formieren, wird in Bertoluccis Version matlichen Region treffen sich ihre Le- vom Triebschicksal als Klassenschicksal USA 2006. 10. Pariser Strafkammer – benswege immer wieder – dem Klassen- demonstriert. Novecento wurde von vie- Regie: . Buch: Garrison Momente von Verhandlungen kampf zum Trotz. Der Film verfolgt ihr len Kritikern bezichtigt, den ,histori- Keillor. Frankreich 2004. Schicksal vom Großen Landarbeiter- schen Kompromiss‘ des politischen Itali- Kamera: . Regie: Raymond Depardon. streik 1908 bis zur Befreiung vom Fa- ens zu verklären. Das war von Bertolucci Darsteller: Meryl Streep, Lily Tomlin, Kamera: Justine Bougade, Raymond schismus am 25. April 1945 und darüber beabsichtigt. Er wollte, mit allen ästheti- Woody Harrelson, Kevin Kline. Depardon, Fabienne Octobre. hinaus. Bertolucci thematisiert alle vier schen Mitteln, den 25. April 1945, den 105 Minuten. A/d. 105 Minuten. F/d. Jahreszeiten: Beginnend mit dem langen Tag der Befreiung vom Faschismus, als Sommer der Kindheit und Jugend, der utopischen Augenblick darstellen, in A Prairie Home Companion, Robert Im Schnellverfahren werden in einem von der Jahrhundertwende bis zum Aus- dem der Sozialismus sich seiner eigenen Altmans letzter Film, erstellt einen viel- Gericht kleine, meist unspektakuläre bruch des Ersten Weltkriegs dauert; Stärke bewusst werde und gegen die stimmigen Kosmos rund um die Auf- Vergehen verhandelt: Taschendieb- dann folgen Herbst und Winter, die Macht jenen Prozess führt, der sie ab- zeichnung der berühmten Radioshow stähle, Drogendelikte oder auch Varian- zwanzig Jahre Faschismus bedeuten. schafft. (Karsten Witte) von Garrison Keillor. Dass sie bald be- ten häuslicher Gewalt. Sie repräsentie- Am Ende steht der Frühling mit dem Tag endet werden soll, gibt dem Film seine ren den Alltag dieser Einrichtung. Dass der Befreiung. Der Rhythmus des Lan- nostalgische Note – geht es doch auch Raymond Depardon darin filmen durfte, des wird auch derjenige des Films.“ um Älterwerden und den Tod. Nichts- ist ein Präzedenzfall. Depardon interes- (Dietrich Kuhlbrodt) destotrotz: Eine vergnügliche Revue mit siert nicht nur das Prozesshafte, sondern einer unüberschaubaren Reihe aus Stars auch die Rolle der Einzelnen innerhalb in bester Spiellaune. der Gesellschaft.

Dead Man 22.00 À bout de souffle 22.00 Le fils 22.00 Career Girls 22.00

USA 1995. Außer Atem Der Sohn. England 1996. Regie und Buch: Jim Jarmusch. Frankreich 1960. Frankreich/Belgien 2002. Regie und Buch: Mike Leigh. Kamera: Robby Müller. Regie und Buch: Jean-Luc Godard. Regie und Buch: Jean-Pierre und Luc Kamera: Dick Pope. Darsteller: Johnny Depp, Robert Kamera: Raoul Coutard. Dardenne. Kamera: Alain Marcoen. Darsteller: Katrin Cartlidge, Lynda Mitchum, Gary Farmer. Darsteller: Jean-Paul Belmondo, Jean Darsteller: Olivier Gourmet, Morgan Steadman, Kate Byers, Mark Benton. 121 Minuten. A/d. Seberg, Jean-Pierre Melville. Marinne, Isabelle Soupart. 90 Minuten. E/d. 90 Minuten. F/d. 93 Minuten. F/d. Jim Jarmuschs Schwarz-Weiß-Western Mike Leigh erzählt von den Lebenswe- erzählt von einem langsamen Sterben: Jean-Paul Belmondo kratzt sich am Ohr Eine Dynamik aus Nähe und Distanz: gen zweier Freundinnen: Vor zehn Jah- Ein schüchterner Buchhalter (Johnny wie einst Humphrey Bogart, und die Der Tischler Olivier vermag Entfernun- ren, als Studentinnen, waren Hannah Depp) namens William Blake trifft, Nouvelle Vague kann beginnen. Go- gen zentimetergenau abzuschätzen. Ob und Annie noch ein Bündel an Ticks, nachdem er bei einem Shoot-out eine dards Regiedebüt ist eine verspielte er auch jene zu seinem neuen Lehrling Neurosen und anderen Unverträglich- tödliche Kugel abbekommen hat, auf Hommage an das US-amerikanische richtig berechnet, das verleiht dem Film keiten, jetzt machen sie selbstbewusst einen dicken Indianer namens Nobody: Genrekino der 30er- und 40er-Jahre – seine untergründige Spannung: Ein ver- ihren Weg durch das Arbeitsleben. Mit Der verwechselt ihn prompt mit dem und zugleich ein rotzig gesetzter Jump- gangenes Verbrechen verbindet die bei- der ihm eigenen Mischung aus sozialrea- Dichter gleichen Namens. Zur heulen- Cut weg vom Qualitätskino, das in den. Der materialistische Blick auf seine listischen und satirischen Ansätzen den Gitarre Neil Youngs imaginiert Jar- Frankreich die 50er-Jahre beherrschte. Figuren macht Le Fils nach Rosetta zu blickt Leigh auf seine Figuren, gleicher- musch den ultimativen Todestrip. Belmondo ist der Filou, der sich in Jean einer weiteren meisterhaften Studie maßen stimmig im Detail wie in der Be- Seberg verliebt, sie wird ihn verraten, menschlichen Verhaltens unter extre- schreibung des größeren Umfelds. immer und immer wieder. men Bedingungen. 2_15.qxd 15.05.2007 13:21 Uhr Seite 9

Freitag, 6. Juli 2007 Samstag, 7. Juli 2007 Sonntag, 8. Juli 2007 Montag, 9. Juli 2007

Vento di terra 18.15 Lucy 18.15 L’ultimo tango a Parigi 18.15 Unser täglich Brot 18.30

Italien 2004. Deutschland 2006. Der letzte Tango in Paris Österreich 2005. Regie und Buch: Vincenzo Marra. Regie: Henner Winckler. Buch: Henner Italien/Frankreich 1972. Regie und Kamera: Kamera: Mario Amura. Winckler, Stefan Kriekhaus. Kamera: Regie: Bernardo Bertolucci. Buch: Nikolaus Geyrhalter. Darsteller: Vincenzo Pacilli, Vincenza Christine A. Maier. Bernardo Bertolucci, Franco Arcalli. Buch: Wolfgang Widerhofer, Nikolaus Modica, Edoardo Melone. Darsteller: Kim Schnitzer, Gordon Kamera: Vittorio Storaro. Geyrhalter. 90 Minuten. I/d. Schmidt. Darsteller: Marlon Brando, Maria 92 Minuten. 92 Minuten. Schneider, Jean-Pierre Léaud. Vento di terra ist die äußerst nüchterne 129 Minuten. F, A/d. Odyssee in die schöne neue Welt der Veranschaulichung eines Verelendungs- Eine gewöhnliche Geschichte: Martha Nahrungsmittelindustrie: Nikolaus Geyr- szenarios am Rande von Neapel. Einer ist 18, verliebt in Gordon und hat ein Einer der Auftritte von Marlon Brando, halter zeigt Orte und Praktiken der Pro- Familie droht die Delogierung aus ihrer Baby. Nach einem Streit mit ihrer Mut- die wohl ewig währen: Nachdem seine duktion und verzichtet auf jeden übrigen Wohnung. Enzo, der Sohn, gerät fast ter zieht sie zu ihm, aber das Kleinfami- Frau Selbstmord begangen hat, wirft sich Kommentar. War We Feed the World das zwangsläufig auf die schiefe Bahn und liendasein gestaltet sich schwieriger als Paul in die Arme der erstbesten Unbe- Konsumententraining, ist Unser täglich wirkt an einem nächtlichen Raubüber- erwartet. Martha will leben wie die mei- kannten, die ihm über den Weg läuft, um Brot der Kirchgang, in dem uns in Zen- fall mit. Marra inszeniert diese Entwick- sten in ihrem Alter, hat aber Verpflich- seine Schuldgefühle zu narkotisieren. tralperspektiven das Totalitäre unserer lungen ganz ohne dramatisches Kalkül tungen, die das nicht zulassen. Winckler, Beginn einer amour fou, in der nicht nur Konsumgesellschaft vor Augen geführt und entgeht der Versuchung, an Enzo lose assoziiert mit der „Berliner Schule“, Butter gegen ihren eigentlichen Zweck wird. Sieht aus wie Sciencefiction, ist es ein Exempel zu statuieren. entwickelt sein Drama ganz nahe an sei- verwendet wird. Ein Film über Sexua- aber nicht. ner Protagonistin, analog zu ihrem Blick lität als Ventil für Trauer, als Metapher auf die Welt. jedwedes menschlichen Austauschs.

Coffee and Cigarettes 20.00 Depuis qu’Otar est parti 20.00 Moartea domnului 20.30 Dare mo shiranai – 20.15 Lazarescu Nobody Knows USA 2003. Seit Otar fort ist Regie und Buch: Jim Jarmusch. Frankreich 2003. Der Tod des Herrn Lazarescu Niemand weiß etwas Kamera: Frederick Elmes, Tom di Cillo, Regie: Julie Bertuccelli. Rumänien 2005. Japan 2004. Ellen Kuras, Robby Müller. Kamera: Christophe Pollock. Regie: Cristi Puiu. Regie und Buch: Kore-eda Hirokazu. Darsteller: , Iggy Pop, Darsteller: Esther Gorintin, Nino Buch: Cristi Puiu, Razvan Radulescu. Kamera: Yamazaki Yutaka. Cate Blanchett, RZA, Bill Murray. Khomassouridze, Dinara Droukarova. Kamera: Oleg Mutu. Darsteller: Yagira Yuya, Kitaura Ayu, 96 Minuten. OF/d. 100 Minuten. OF/d. Darsteller: Ion Fiscuteanu, Luminta Kimura Hiei. Gheorghiu, Gabriela Spahiu. 141 Minuten. J/d. Bill Murray, die Rapper RZA und GZA, Großmutter, Mutter, Tochter – drei Ge- 153 Minuten. Rumänisch/d. Iggy Pop und Tom Waits: Sie alle haben nerationen, die sich im gegenwärtigen Nobody Knows erzählt von einer heim- gemeinsam, an einer der elf Episoden Tiflis eine Wohnung teilen und eigensin- Es beginnt mit Magenkrämpfen und lichen Familie, die hinter verschlossenen von Jim Jarmuschs kurzweiligem Kaf- nig ihre Vorstellungen durchzusetzen Kopfschmerzen. Herr Lazarescu will Türen existiert. Dass niemand von ihr feetratschfilm mitzuwirken. Die Figuren versuchen, bilden das emotionale Zen- den Notdienst rufen, aber das ist im weiß, garantiert paradoxerweise auch sind hastig, unbeständig und gesprächig, trum von Julie Bertuccellis Debüt. Ihr Rumänien der Gegenwart nicht ganz ihren Zusammenhalt. Das liegt weniger permanent auf Urlaub – und eben nicht Blick reicht über Sozialrealismus hinaus. leicht. Wenn man durchkommt, wird an der Mutter, einer kindlichen Person sesshafter, als eine Zigarette und eine Warme Farben, ein feinsinniger Humor man gefragt, ob man trinke. Cristi Puiu mit schriller Stimme, die schnell an Be- Kaffee lang irgendwo Halt zu machen. und eine Spur von magischem Über- erzählt eine Fallgeschichte, deren Ende deutung verliert. Sie kehrt erst spät von Zum Teil improvisierte, zum Ende hin schwang verleihen Seit Otar fort ist mit- feststeht. In langen Einstellungen, die der Arbeit heim, bleibt bald tagelang stärker inszenierte Anekdoten des Ver- unter eine entrückte Stimmung: das Ver- dem Eindruck der permanenten Verzö- fort, bis sie irgendwann ganz verschwin- gänglichen. träumte eines sonnigen Nachmittags. gerung zuarbeiten – Lazarescu wird von det, weil sie einen neuen Mann gefunden einer Institution zu nächsten gereicht –, hat. Die Verantwortung wechselt zu wird das Drama eines alten Mannes und Akira, dem Zwölfjährigen, der von ihr eines maroden Gesundheitswesens aus- den Auftrag erhält, für den Haushalt und gebreitet. Puius beobachtender Blick er- seine jüngeren Geschwister zu sorgen. innert an Dokumentarfilme von Frede- Dem Film liegt eine wahre Begebenheit rick Wiseman oder Raymond Depardon. zugrunde, ein Sozialfall, der in Japan „Zu Beginn stellte ich mir die Frage: Wie durch die Medien ging. Regisseur Hiro- würde ,Emergency Room‘ auf Rumä- kazu Kore-eda dienen solche Ausfaller- nisch aussehen? In dieser Fernsehserie scheinungen als Ausgangspunkt seiner herrscht ein ständiges Kommen und Nahaufnahmen einer modernen Gesell- Gehen, die Choreographie der Charak- schaft. In Distance beschäftigte er sich tere ist spektakulär, aber ich kann ein- mit den Nachwirkungen des Giftgasan- schlags der Aum-Sekte, in After Life Weiningers Nacht 22.00 fach nicht daran glauben. In meinem The Moderns 21.45 Land agieren Ärzte und Pflegepersonal wird das Leben soeben Verstorbener in Zeitlupe, wie unter Valium, als ob die nach glücklichen, sinnstiftenden Mo- USA 1988. Österreich 1990. Leute noch 500 Jahre zu leben hätten. menten durchsucht. Aus der Beschäfti- Regie: . Regie und Buch: Paulus Manker. Ich hatte Lust, diese Welt zu erforschen, gung mit partikularen Ereignissen wird Buch: Alan Rudolph, Jon Bradshaw. Kamera: Walter Kindler. weil sie spannungsgeladenes Material in seinen Filmen die Diagnose eines um- Kamera: . Darsteller: Paulus Manker, Jakob liefert. Kurioserweise trägt die typisch fassenderen Systems. Nobody Knows Darsteller: Keith Carradine, Linda Flo- Scholz, Hilde Sochor. rumänische Langsamkeit zur Steigerung verhandelt nun keine traumatischen Fol- rentino, John Lone. 112 Minuten. der Spannung bei. gen mehr, der Film verlagert die Ausein- 126 Minuten. A/d. Herr Lazarescu ist ein halsstarriger andersetzung ins Prozesshafte und zeigt Die Geschichte um den jungen Wiener Mensch, einer von denen, die sich an fixe den Versuch, in einer Ausnahmesitua- Alan Rudolph reimaginiert das künstle- Philosophen Otto Weininger, der sich Ideen klammern und nicht weiter nach- tion Normalität zu wahren. Nicht das rische Tun und Dasein im Paris der 20er- wenige Monate nach seinem 23. Ge- fragen. Er ist an der Endstation ange- spektakuläre Drama einer sozialen Ver- Jahre und räsonniert auf spielerische, burtstag in Beethovens Sterbehaus ein- langt – in seiner Wohnung mit seinen wahrlosung steht damit im Mittelpunkt, bisweilen ironische Weise über den Zu- mietet, in Rückblenden sein Leben drei Katzen. Er fällt nicht seinem Schick- sondern die modellhafte Situation eines sammenhang von Leben, Kunst und Revue passieren lässt und mit einem Pi- sal zum Opfer, sondern stirbt, weil um Miteinanders von Kindern. Liebe. In den Cafés von Montmartre und stolenschuss Selbstmord begeht. Paulus ihn herum Gleichgültigkeit herrscht. Es dem Quartier Latin tummeln sich Ge- Manker spielt die Hauptrolle und insze- ist ein einsamer Tod, banal und bestür- stalten wie der erfolglose Maler Nick nierte nach einer Vorlage von Joshua zend zugleich.“ (Cristi Puiu) (Keith Carradine), der sich mit Karika- Sobol mit theaterhaftem Überschwang turen verdingt: die Attitüde zählt, nicht und körperlicher Verve. die Authentizität. 2_15.qxd 15.05.2007 13:21 Uhr Seite 10

Dienstag, 10. Juli 2007 Mittwoch, 11. Juli 2007 Donnerstag, 12. Juli 2007 Freitag, 13. Juli 2007

La seconda volta 18.30 Los muertos 18.30 Nue propriété 18.15 Underground 19.00

Das zweite Mal Argentinien 2004. Privatbesitz Jugoslawien/Frankreich 1995. Italien 1997. Regie und Buch: Lisandro Alonso. Frankreich/Belgien/Luxemburg 2006. Regie und Buch: Emir Kusturica. Regie: Mimmo Calopresti. Kamera: Cobi Migliora. Regie: Joachim Lafosse. Kamera: Vilko Filac. Buch: Heidrun Schleef, Francesco Darsteller: Argentino Vargas. Buch: Joachim Lafosse, François Pirot. Darsteller: Miki Manojlevic, Lazar Bruni, Mimmo Calopresti. 78 Minuten. Spanisch/d. Kamera: Hichame Alaouié. Ristovskij, Mirjana Jokovic. Kamera: Alessandro Pesci. Darsteller: Isabelle Huppert, Jérémie 169 Minuten. OF/d. Darsteller: Valéria Bruni-Tedeschi, Der zweite Film des argentinischen Rénier, Yannick Rénier, Cris Cuppens. Nanni Moretti, Valéria Milillo. „Wunderkinds“ Lisandro Alonso erzählt 90 Minuten. F/d. Mit Underground gewann Kusturica 80 Minuten. I/d. von einem Mann, der aus dem Gefäng- 1995 die Goldene Palme von Cannes. nis frei kommt und auf eine Reise auf- Ein Familiendrama in ungewöhnlicher Die Grundidee ist einfach und beste- Mimmo Caloprestis Debüt La seconda bricht, die ihn immer tiefer in den Besetzung: eine Mutter, die mit ihren chend zugleich: Ein Mann, der nach volta ist die Geschichte eines Univer- Dschungel führt. Über seine Motive lässt beiden erwachsenen Zwillingen in einem einer über Jahrzehnte lastenden politi- sitätsprofessors, der mit einer Kugel im uns Alonso lange Zeit im Unklaren, ge- Landhaus lebt, gespielt von Isabelle schen Verwirrung aus seinem unterirdi- Kopf lebt. Vor Jahren hat eine Terroris- nauso wie über die Hintergründe seiner Huppert sowie Jérémie und Yannick Re- schen Versteck steigt, erfährt, dass Ju- tin auf ihn geschossen. Eines Tages be- Tat. Was zählt, ist die Gegenwart: ein nier. Die Mutter will das Haus verkaufen goslawien, das Land, in dem er geboren gegnet er der Frau, die inzwischen eine Kino des genauen Hinsehens, der prak- und ein eigenständigeres Leben führen, wurde, nicht mehr existiert. Kusturicas Freigängerin aus der Haft ist, auf offener tischen Verrichtungen und der vom die Söhne legen sich quer. Was folgt, ist metaphorische Geschichte über das Straße. Ein aus präzisen Alltagsbeob- Dienst an der Handlung befreiten Zeit. ein meist in Plansequenzen ausgetra- traurige Schicksal seiner Heimat kulmi- achtungen gebauter Film über die Nor- gener Konflikt, in dem Intimität in Ter- niert in einem Satz: „Es gibt solange kei- malität nach dem Terror. ror übergeht. nen Krieg, bis ein Bruder den anderen tötet.“ Kusturicas Film wurde von un- terschiedlicher Seite proserbische Par- teinahme vorgeworfen, heute scheint es, als seien diese Debatten obsolet. Im Mit- telpunkt steht das Prinzip der politischen Irreführung, die eine ganze Gesellschaft auseinanderzutreiben vermag. „Er ist weder pro noch kontra, vielmehr eine Reflexion meiner eigenen Seele, meiner Ansichten, aber sicher keine Er- klärung der Vorgänge auf dem Balkan. Und wenn, dann nur in Ansätzen. Dann kommt dieser Finkielkraut und kräht Sobibor, 20.00 La maman et la putain 20.00 Welcome to L.A. 20.00 wie ein wildgewordenes Huhn. Der An- 14 octobre 1943, 16 heures griff war das Dümmste, was er machen Die Mama und die Hure Willkommen in Los Angeles konnte, denn der Film ist alles andere als Sobibor, 14. Oktober 1943, 16 Uhr Frankreich 1973. USA 1976. proserbisch. Er ist gegen den Krieg, Frankreich 2001. Regie und Buch: Jean Eustache. Regie und Buch: Alan Rudolph. gegen Manipulation. Und er hat der Ge- Regie und Buch: Claude Lanzmann. Kamera: Pierre Lhomme. Kamera: David Myers. schichte gegenüber eine gewisse ironi- Kamera: Caroline Champetier, Darsteller: Jean-Pierre Léaud, Berna- Darsteller: Keith Carradine, Sissy sche Distanz. Ich bin kein Patriot und ich Dominique Chapuis. dette Lafont, Françoise Lebrun, Isabelle Spacek, Geraldine Chaplin, Sally glaube nicht an ein multiethnisches Bos- 95 Minuten. OF/d. Weingarten. Kellerman. nien, dieser Traum ist ausgeträumt, es 218 Minuten. F/d. 106 Minuten. A/d. gibt nur ein aufgesplittertes Bosnien.“ Claude Lanzmann verhandelt den Auf- (Emir Kusturica) stand im Konzentrationslager Sobibor. Dreieinhalb Stunden Figuren dabei zu- Von Robert Altman produziertes Regie- „Dem Film gelingt es auch fast 60 Jahre zusehen, wie sie sich über Sex unterhal- debüt von Alan Rudolph, seinem ehe- später, alle eingefahrenen Vorstellungen ten, kann schnell einmal zu Langeweile maligen Assistenten: Keith Carradine zu vertreiben und einer Erinnerung auf- führen. Doch Jean Eustache gelingt das als junger Rockmusiker, der heim nach zuhelfen, die schon deshalb die wenig- Erstaunliche, einen Film ganz über un- L.A. kommt und dort durch die Straßen sten wollen, weil sie ihren Vorstellungen terschiedliche sexuelle Manöver und gondelt, auf der Suche nach schnellen von Glück, Unglück und den entschei- Abwehrmuster zu drehen – und dabei Affären. Rudolph inszeniert mit großem denden Zwischenlagen widerspricht. immer neue Facetten menschlicher Ver- Gleichmut, unterspielt dramatische Ein- Aber erst solche Erinnerung macht diese haltensweisen zu erschließen. Die Dia- schnitte und fertigt ein so gelassenes wie Vorstellungen tragfähig.“ loge sind zur Gänze realen Gesprächen stimmungsvolles Stadtporträt, in dem (Ilse Aichinger) entnommen, nichts an dem Film ist somit sich ein paar Lebenslinien kreuzen. improvisiert, alles Drehbuch. Die nach außen hin schillernden, scheinbar so li- beralen Beziehungsmuster offenbart Eustache als Posen, als erstarrte, leere Gesten. Alexandre (Jean-Pierre Léaud) wird als Opfer seines Chauvinismus ge- zeigt, Veronika (Françoise Lebrun) sieht sich nur aus den Augen der Männer, Marie (Bernadette Lafont) vermag auch nur Bruchteile ihrer Daseins unter Kon- trolle zu halten. Ohne diesen Film, schrieb Serge Daney einmal, wäre die 68er-Generation im Kino ohne Gesicht The Fortune Cookie 21.45 geblieben. Hiroshima mon amour 22.00 One, Two, Three 22.00 „Man darf sich nicht täuschen: Eustache Der Glückspilz hat – anders als Rohmer, bei dem die Frankreich/Japan 1959. Eins, zwei, drei USA 1966. Leute ja auch dauernd reden – außerge- Regie: Alain Resnais. Buch: Marguerite USA 1961. Regie: Billy Wilder. wöhnlich neurotische und widerspen- Duras. Kamera: Sacha Vierny, Taka- Regie: Billy Wilder. Buch: Billy Wilder, I.A.L. Diamond. stige Figuren, keine bourgeoisen Jeder- hashi Michio. Buch: Ferenc Molnár, Billy Wilder, Kamera: Toyomichi Kurita. männer. Sie sind Liebesräuber und Darsteller: Emanuelle Riva, Eiji Okada. I.A.L. Diamond. Darsteller: Jack Lemmon, Walter Straßenköter. Eustaches Figuren be- 90 Minuten. F/d. Darsteller: James Cagney, Lilo Pulver, Matthau, Ron Ritch, Judi West. kommen scharfsinnige und pointierte Horst Buchholz, Pamela Tiffin. 125 Minuten. A/d. Dialoge zugeschrieben, seine Menschen Nach einer Vorlage von Marguerite 105 Minuten. A/d. sind von Anfang an ,bigger than life‘. So Duras: Alain Resnais lässt einen japani- Welche Katastrophe größer ist: ein betritt Léaud in La maman die Cafes auf schen Mann und eine französische Frau Wilders Komödie vor dem Hintergrund Crash mit einem Football-Star oder die der Suche nach seinen Verabredungen in Hiroshima zusammenkommen. Sie des Mauerbaus in Berlin mit dem „Jung- Dauerpräsenz von Schwager Walter immer, als ginge er zum letzten Gunfight wurde als Kollaborateurin bestraft, weil kommunisten“ Horst Buchholz und Matthau, der den Leid geplagten Jack im OK Corral.“ (Dominik Graf) sie während des Krieges eine Affäre mit James Cagney als aufbrausendem Coca- Lemmon dazu überredet, einen kleinen einem deutschen Soldaten hatte. Sein Cola-Produzent. „Der hinterste Hinter- Versicherungsbetrug durchzuführen. ganzes Leben wurde von der Bombe grund von Wilders Film ist ein Einakter Eine der böseren Komödien Wilders, die überschattet. Der Film findet keine Ein- von Ferenc Molnár. Damit ist man sich das Thema der richtigen Inszenie- heit zwischen den beiden, sondern pro- gleichzeitig bei Wilders Wurzeln und bei rung ganz explizit stellt, zugleich der duziert laufend Gegensätze: die Haut, Lubitsch und beim Jewish Slapstick. Der erste Film der Paarung Lemmon/Matt- die Lust empfindet, trifft auf die ver- Film ist eine Berliner Plotte, eine dicke hau – und einer ihrer besten. brannte Haut des Schmerzes. Farce.“ (Frieda Grafe) 2_15.qxd 15.05.2007 13:21 Uhr Seite 11

Samstag, 14. Juli 2007 Sonntag, 15. Juli 2007 Montag, 16. Juli 2007 Dienstag, 17. Juli 2007

Life and Debt 18.15 The Piano 18.45 Notes on Marie Menken 18.15 Mystery Train 18.45

USA 2001. Das Piano Österreich 2006. USA 1989. Regie: Stephanie Black. Australien/Frankreich 1992. Regie, Buch, Kamera: Regie und Buch: Jim Jarmusch. Kamera: Malik Sayeed, Richard Lanna- Regie und Buch: Jane Campion. Martina Kudláçek. Kamera: Robby Müller. man, Alex Nepomniaschy. Kamera: Stuart Dryburgh. 97 Minuten. A/d. Darsteller: Masatoshi Nagase, 86 Minuten. A/d. Darsteller: Holly Hunter, Harvey Keitel, Nicoletta Braschi, Joe Strummer. Sam Neill, Anna Paquin. Maria Menken war eine zentrale Figur 112 Minuten. A/d. Am Beispiel der Karibikinsel Jamaika de- 120 Minuten. E/d. der amerikanischen Filmavantgarde der monstriert Stephanie Black in ihrem Do- 50er- und 60er-Jahre: In ihrem Tribute Drei merkwürdige Geschichten in tollen kumentarfilm, wie Dritte-Welt-Länder in Neuseeland im 19. Jahrhundert. Ada begibt sich Kudláçek auf eine Spurensu- Farben, rund um ein Hotel in Memphis: Abhängigkeit von wirtschaftlichen Groß- (Holly Hunter), die seit ihrem sechsten che, die sie zu Figuren der New Yorker ein japanisches Paar auf Pilgerreise zu mächten und multinationalen Konzernen Lebensjahr nicht mehr spricht, landet Kunstszene rund um Warhols „Factory“ Presleys Grab und den Sun-Studios; eine gebracht werden. Life and Debt nähert hier mit einem Piano und ihrer Tochter führt, aber auch in allerlei Archive. Italienerin, die mit dem Sarg ihres ver- sich seinem Ziel zunächst über die Per- Flora (Anna Paquin), um eine arran- Neben Ausschnitten aus ihren Filmar- storbenen Mannes reist und auf eine spektive der Touristen, die an den Rea- gierte Ehe einzugehen. Jane Campions beiten, Interviews und Archivmaterial Amerikanerin trifft, die von ihrem litäten der Einwohner vorbei in ihre vielbeachteter Film über die verbotene wird Menken auch über ihren Umgang Freund davonläuft; ein britischer hermetischen Hotelanlagen gebracht Romanze zwischen einer Stummen und mit optischen Reizen im Film manifest. „Elvis“, der mit Kanone und schwarzem werden, und wendet sich dann nach und dem Halb-Maori Baines (Harvey Kei- Freund glücklos durch die Straßen nach der Realität zu. tel), von Michael Nymans hypnotischem streift. Wie sich Menschen bewegen, und Score in Oscar-Höhen getragen. Bedeutungen verschieben.

Bamako 19.45 Night on Earth 21.00 Trilogie 1 – 20.00 Opening Night 21.00 Un couple épatant Frankreich/Mali 2006. USA 1991. USA 1977. Regie und Buch: Abderrahmane Sissako. Regie und Buch: Jim Jarmusch. Ein tolles Paar Regie und Buch: John Cassavetes. Kamera: Jacques Besse. Kamera: Frederick Elmes. Frankreich 2003. Kamera: Al Ruban. Darsteller: Aïssa Maïga, Tiécoura Traoré, Darsteller: Winona Ryder, Gena Row- Regie und Buch: Lucas Belvaux. Darsteller: Gena Rowlands, John Hélène Diarra. lands, Armin Müller-Stahl, Matti Pellon- Darsteller: Ornella Muti, François Cassavetes, Ben Gazzara. 118 Minuten. F und Bambara/d. pää, Roberto Benigni. Morel, Valérie Mariesse, Dominique 144 Minuten. A/d. 126 Minuten. OF/d. Blanc. In Bamako macht Afrika der Weltbank 97 Minuten. F/d. Opening Night rückt das Theater, den den Prozess, und zwar ganz wortwört- Jarmuschs Oden an die Nacht, wie Ort der physischen Präsenz des Körpers lich: Schauplatz ist ein Hinterhof eines immer im Modus einer unbestimmten Un couple épatant, der erste Teil von Bel- – das Schauspiel letztlich, um dessen Be- Dorfes in Mali, in dem Personen aus Bewegung: Jeder Teil dieses Episoden- vaux’ Trilogie, ist ein turbulentes komö- freiung es Cassavetes immer schon geht unterschiedlichen gesellschaftlichen films ist zugleich Hommage an eine Stadt diantisches Verwirrspiel, in dem Indizien – in den Mittelpunkt. Die Arbeit einer Schichten als Zeugen gegen die Globali- und einen Lieblingsregisseur. L.A. ver- laufend zu falschen Schlüssen führen: Schauspielerin, ihren Kampf mit der sierung geladen sind. Sissako bebildert weist etwa auf Cassavetes, New York auf eine Dynamik, die ein Ehepaar beinahe Rolle eines Stücks, ihre Identität als Star, keine Argumente, sondern bleibt dem Scorsese, Paris auf Claire Denis, Rom auseinandertreibt. Jeder verdächtigt hier die in der Annahme anderer Identitäten Prozess und seinen Teilnehmern ver- auf Fellini und Helsinki auf Kaurismäki. jeden, was in den an Lubitsch-Komödien besteht, ihr Verhalten bei der Suche pflichtet. Das drückt sein Misstrauen ge- Durch Zufallsbegegnungen im Taxi ver- erinnernden Wendungen unter anderem nach einem passenden, nach einem rich- genüber herkömmlichen Fiktionen aus, dichten sich Atmosphären, die anderen dazu führt, dass ein hypochondrischer tigen Ausdruck, der alle Personen um sie die er nebenbei mit einer Westernepi- Filmemachern erst gar nicht auffallen Ehemann sein Testament am Diktier- herum zu affizieren vermag – um all das sode ins Groteske verlängert. würden. Winona Ryder fährt eine Busi- gerät ständig ändern muss. geht es in diesem Film, und damit, of- nessfrau (Gena Rowlands) nach Beverly fensichtlicher als in anderen Arbeiten Hills und erzählt ihr, dass sie „a mecha- von Cassavetes, auch um die filmische nic“ werden will; Armin Müller-Stahl ist Verwandlung des Körpers. Die Kamera weder mit seinem Auto, der englischen tritt mit Myrtle (Gena Rowlands), der Sprache, noch mit Brooklyn vertraut; in zentralen Protagonistin, in ein Simulati- Paris steigt eine blinde Beatrice Dalle ins onsverhältnis: Sie betrachtet sie nicht Taxi zu, und in Rom ein Priester aus die- nur von außen, sondern sie agiert mit- sem nicht mehr aus; und in Helsinki unter selbst subjektiv, eignet sich gera- bringt der Fahrer betrunkene Arbeiter dezu ihre Welt an. Der Konflikt von nach Hause, von denen Aki der ärmste Myrtle, die am Tod eines jungen Fans la- ist: Er hat nicht nur seinen Job verloren. boriert, den sie indirekt mitverschuldet „Mir gefiel die Idee, einen Film aus Si- hat, wird sich auf vergleichbare Weise tuationen zu machen, die andere Filme zwischen einer realen und einer ima- Shortbus 22.00 sonst aussparen. Einer setzt sich ins Taxi, Chinese Box 21.45 ginären Welt vollziehen. Cassavetes ver- und steigt wieder aus. Von dem, was da- längert damit die Bühne in den Off- USA 2006. zwischen liegt, erfährt man nichts. Dabei USA/Hongkong/Frankreich 1997. Stage-Bereich, er verlängert den Gestus Regie und Buch: John Cameron befindet man sich an einem intimen Ort Regie: Wayne Wang. des Theaters und er zeigt den Prozess Mitchell. mit jemandem, den man nicht kennt. Buch: Jean-Claude Carrière, der Herstellung einer Rolle, die eigent- Kamera: Frank G. DeMarco. Man hat nichts in diese Beziehung inve- Larry Gross. Kamera : Vilko Filac. lich nur ins Leben gehört. Opening Night Darsteller: Sook-Yin Lee, Raphael stiert, man kann ganz ehrlich sein oder Darsteller: Jeremy Irons, Gong Li, ist ein Film über das Scheitern an der Im- Barker, Paul Dawson. auch nicht. Gena Rowlands zum Beispiel Maggie Cheung. provisation des Lebens. 102 Minuten. A/d. setzt sich manchmal ins Taxi und pro- 109 Minuten. OF/d. biert einen falschen Akzent aus. Sie kau- Für John Cameron Mitchell ist Sex die fen ihr das ab. Sie macht das als Schau- Wayne imaginiert in halb improvisierter Gerade zur Grundbefindlichkeit seiner spieltraining.“ (Jim Jarmusch) Manier metaphorische Geschichten Protagonisten – und so setzt er ihn in rund um die Übergabe Hongkongs an jeder Hinsicht explizit um. Es geht ihm China: Jeremy Irons spielt einen tod- allerdings weniger um einen skandalö- kranken britischen Korrespondenten, sen Mehrwert, sondern um die Frage, der sich nach Gong Li, der Herrin einer welche Vorstellungen von Freiheit sich eleganten Bar, verzehrt und gleicher- heute noch, zumal unter Menschen des maßen die Gangsterbraut Maggie New Yorker Undergrounds, an Sex Cheung verehrt. Die eine repräsentiert knüpfen lassen. Der Therapiefilm zur die Würde Chinas, die andere den Elan Orgasmusblockade. Hongkongs. 2_15.qxd 15.05.2007 13:21 Uhr Seite 12

Mittwoch, 18. Juli 2007 Donnerstag, 19. Juli 2007 Freitag, 20. Juli 2007 Samstag, 21. Juli 2007

The Second Civil War 18.15 The Killing 19.00 Belle toujours 18.30 A fost sau n-a fost? 18.45 of a Chinese Bookie Der zweite Bürgerkrieg Frankreich/Portugal 2006. 12:08 östlich von Bukarest USA 1997. Tod eines chinesischen Buchmachers Regie und Buch: Manoel de Oliveira. Rumänien 2006. Regie: Joe Dante. Buch: Martyn Burke. USA 1976. Kamera: Sabine Lancelin. Regie und Buch: Corneliu Porumboiu. Kamera: Mac Ahlberg. Regie und Buch: John Cassavetes. Darsteller: , Bulle Ogier, Darsteller: Mircea Andreescu, Teodor Darsteller: Beau Bridges, Elizabeth Leonor Baldaque. Corban, Ion Sapdaru. .Kamera: Frederick Elmes, Michael Ferris ف Pena, James Coburn, Denis Leary. Darsteller: Ben Gazzara, Azizi Johari. 70 Minuten. F/d. 89 Minuten. Rumänisch/d. 97 Minuten. A/d. 115 Minuten. A/d. Manoel de Oliveira hat mit 97 Jahren ein Um 12.08 Uhr soll Diktator Ceausescu ف Politsatire vom Roger-Corman-Schüler Cassavetes interessiert sich nicht für Nachspiel zu Bunuels Klassiker Belle de im Jahr 1989 versucht haben, Rumänien Joe Dante: Der populistische Gouver- Handlung, sondern für Performance: In jour gedreht. 38 Jahre sind seit damals zu verlassen – womit die Revolution be- neur von Idaho (Beau Bridges) schließt Killing of a Chinese Bookie, einem sei- vergangen. Catherine Deneuves Rolle siegelt war. Die Uhrzeit ist in Porum- die Grenzen seines Staates, weil pakista- ner schönsten Filme, wird das schon der Séverine hat Bulle Ogier übernom- boius Satire von großer Bedeutung: Im nische Flüchtlinge Einlass fordern. daran ersichtlich, wie er Gangster gegen men. Michel Piccoli spielt wieder Henri östlich von Bukarest gelegenen Vaslui Dante schießt sich vor allem auf die be- ihre generische Funktion einsetzt. Ben Husson. Der Film beginnt als verhinder- wurde womöglich nur träge auf die Frei- denklichen Verästelungen zwischen Po- Gazzara bekommt eine Kugel ab, weil er tes Zusammentreffen. Dann wird daraus heit gewartet, aber nichts dafür unter- litik und Medien ein – und macht mit ein loyaler Mann ist, aber Cassavetes eine Verfolgungsjagd. Am Ende sitzen nommen. Eine Fernsehsendung soll nun scharfsichtigem Humor darauf aufmerk- lässt ihn nicht gleich sterben: Er will wis- die beiden einander gegenüber, aber es Klarheit über die Verhältnisse bringen. sam, wie wenig es mitunter braucht, um sen, wie es sich mit einer Wunde leben fehlen ihnen die Worte. Ein makelloses Mit viel Sinn für komische Nebensäch- eine kriegerische Auseinandersetzung lässt. Noch einmal werden die Karten Konversationsstück über den Surrealis- lichkeiten hält Porumboiu seinen Lands- zu provozieren. neu gemischt. mus des Erinnerns. leuten den Spiegel vor.

Trilogie 2 – Cavale 20.00 Happiness 21.00 Trilogie 3 – Après la vie 19.45 Secret défense 20.30

Auf der Flucht USA 1998. Nach dem Leben Geheimsache Frankreich 2003. Regie und Buch: Todd Solondz. Frankreich 2003. Frankreich/Schweiz/Italien 1997. Regie und Buch: Lucas Belvaux. Kamera: . Regie, Buch: Lucas Belvaux. Regie: Jacques Rivette. Kamera: Pierre Milon. Darsteller: Jane Adams, Jon Lovitz, Kamera: Danielle Anezin. Buch: Pascal Bonitzer, Emanuelle Cuau. Darsteller: Catherine Frot, Lucas , Lara Flynn Darsteller: Dominique Blanc, Gilbert Kamera: William Lubtchansky. Belvaux, Gilbert Melki. Boyle, Louise Lasser, Ben Gazzara, Melki. Darsteller: Sandrine Bonnaire, Jerzy 115 Minuten. F/d. Dylan Baker, Cynthia Stevenson. 123 Minuten. F/d. Radziwilowicz, Grégoire Colin. 134 Minuten. A/d. 170 Minuten . F/d. In Cavale wendet sich der komische Der Polizist, den man schon aus den er- Blick des ersten Teils ins Thrillerhafte: Solondz’ zweiter Film geht davon aus, sten beiden Teilen der Trilogie kennt, be- „Jacques Rivette hat einen Genrefilm Der Terrorist Le Roux ist aus dem Ge- dass Unglück, Traurigkeit und Einsam- findet sich in Après la vie in einem mo- gemacht, einen Krimi, aber es ist uver- fängnis ausgebrochen und versucht, mit keit im gegenwärtigen Leben unumstöß- ralischen Dilemma: Um seiner morphi- kennbar ein Film von Rivette. Er beach- seiner einstigen Geliebten Kontakt auf- liche Realitäten sind. Jeder hat in diesem umsüchtigen Frau den nächsten Schuss tete zwar die Genre-Regeln, lässt diese zunehmen. Sie ist allerdings längst ver- Film mit seinem Dasein seine Not – oder zu sichern, ist er gezwungen, selbst das aber letztlich hinter sich und erschafft heiratet. Also entscheidet er sich, seinen sollte sie zumindest haben. Der Beginn Gesetz zu brechen. Das Melodram unter pure Kino-Magie. Eine moderne Orestie Kampf alleine weiterzuführen. Belvaux des Films, in dem es um eine Familie aus den drei Genres ist stärker als die ande- ist in der Handlung angedeutet. Orest spielt die Hauptrolle in diesem Teil – und New Jersey und drei Schwestern geht, ist ren Teile auf die Figuren konzentriert und seine Schwester Elektra rächen den ist auch für spannungsgeladene Aktions- noch von schmerzhafter Komik, allmäh- und lotet mit Sensibilität deren Ängste Tod ihres Vaters Agamemnon. Bei Ri- folgen bestens gewappnet. lich kippt die Perspektive aber immer und Begierden aus. vette entsteht durch ein Foto bei den Ge- stärker in Richtung Mitleid angesichts schwistern Sylvie und Paul der Verdacht, der Ausformungen zwischenmenschli- dass der Tod ihres Vaters beim Sturz aus cher Verzweiflung. Ein modernes Purga- einem Zug vor fünf Jahren kein Unfall torium. „Happiness kreist um das Leben war, sondern Mord. Sein damaliger dreier Schwestern in New Jersey, ihrer Freund und Partner Walser, der davon Familien, Freunde, Kollegen und Nach- profitiert hat, könnte ihn aus dem Zug barn. Zu Beginn trennt sich das noch bei gestoßen haben. (...) Je mehr man über ihren Eltern lebende, erfolglose Hip- die Personen und die Vorgeschichte der piemädchen Joy von ihrem Schwarm Tat erfährt, desto mehr lösen sich die Andy. Sie sitzen während einer quälend Gewissheiten auf. Das Spannungsver- langen Halbtotale in einem Restaurant hältnis zwischen Chaos und Ordnung, mit Hawaii-Dekoration, ihre Stimmen zwischen Form und Formlosigkeit, das überschlagen sich fast vor Hilflosigkeit, viele Filme Rivettes bestimmt, ist hier ein Gefühl der peinlichen Berührtheit auf eigenwillige Weise abgewandelt. City Lights 22.00 kommt auf. ,Is it someone else?’ fragt Down by Law 22.00 Denn eine Rachegeschichte ist geradezu Andy, der der Nichtraucherin Joy die der Inbegriff einer geradlinigen Aktion: Lichter der Großstadt Reproduktion eines kitschigen Aschen- USA 1986. Der Rächer hat sein Ziel, das er errei- USA 1930. bechers aus dem späten 19. Jahrhundert Regie und Buch: Jim Jarmusch. chen will. In Secret défense geht die ge- Regie und Buch: Charles Chaplin. schenken wollte. ,No, it's just you’, ant- Kamera: Robby Müller. rade Linie der Handlung nach Sylvies Kamera: Rollie Totheroh. wortet Joy und glaubt, ihm damit noch Darsteller: John Lurie, Roberto Benigni, Aktion in eine nach außen drehende Spi- Darsteller: Charlie Chaplin, Virginia einen Gefallen zu tun. Humanität und Tom Waits. rale über, die immer neue Geheimnisse Cherrill, Florence Lee. Demütigung liegen in Happiness nahe 106 Minuten. A/d. und Enthüllungen in ihrer Bewegung er- 87 Minuten. beieinander, und Solondz’ Drehbuch fasst und an die Spiralen denken lässt, bordet über vor derartigen Pointen. ,I Der ultimative US-Indie-Film, mit dem die als visuelles Symbol der Schwin- Als City Lights 1931 in die Kinos kam, am not laughing at you, I am laughing Jarmusch Kultstatus errungen hat: In delanfälle Hitchcocks Vertigo durchzie- galt der Stummfilm bereits als Anachro- with you,’ versucht Joys Schwester einer Gefängniszelle in New Orleans hen.“ (Karlheinz Oplustil) nismus: Chaplin erzählt noch einmal Helen sie später einmal zu trösten. ,I am werden ein desillusionierter Tom Waits vom Charlie, dem Tramp, und seiner not laughing,’ entgegnet Joy verdutzt und ein großspuriger Zuhälter John Liebe zu einem blinden Blumenmäd- nach einer Pause.“ (Tobias Nagl) Lurie zu einer Notgemeinschaft gezwun- chen. Sie hält ihn für reich, er setzt alles gen, die erst durch die Vermittlung von aufs Spiel, um Geld für eine Augenope- Roberto Benigni erträglich wird, der mit ration zu beschaffen. Komik und (Melo) Pidgin-Englisch, Kino-Erinnerungen Dramatik formen ein sich wechselseitig und Robert-Frost-Zitaten für Komik bedingendes Band. Am Ende einer der sorgt. „Ees a sad an’ beautiful world.“ ergreifendsten Momente der Filmge- schichte. 2_15.qxd 15.05.2007 13:21 Uhr Seite 13

Sonntag, 22. Juli 2007 Montag, 23. Juli 2007 Dienstag, 24. Juli 2007 Mittwoch, 25. Juli 2007

A Woman 18.30 Quei loro incontri 18.30 Laitakaupungin valot 18.30 S21 La Machine de mort 18.30 Under the Influence Khmère Rouge Jene ihre Begegnungen Lichter der Vorstadt. Eine Frau unter Einfluß Italien/Frankreich 2005. Finnland 2006. S21 Die Todesmaschine Khmère Rouge USA 1974. Regie und Buch: Jean-Marie Straub, Regie und Buch: Aki Kaurismäki. Kambodscha/Frankreich 2003. Regie und Buch: John Cassavetes. Danièle Huillet. Kamera: Timo Salminen. Regie und Buch: Rithy Panh. Kamera: Mitch Breit. Kamera: Renato Berta. Darsteller: Janne Hyytiäinen, Maria Kamera: Prum Mésar, Rithy Panh. Darsteller: Gena Rowlands, Peter Falk, Darsteller: Angela Nugara, Vittorio Järvenhelmi, Maria Heiskanen. 101 Minuten. Khmer/d. Matthew Cassel. Vigneri, Grazia Orsi. 80 Minuten. Finnisch/d. 146 Minuten. A/d. 68 Minuten. I/d. S21 La Machine de mort Khmère Rouge Kaurismäkis jüngste Eintragung ins Un- fragt nach Logistik und Systematik des Der einzige Film von Cassavetes, mit Jean-Marie Straub und Danièle Huillet glück erzählt von einem Nachtportier, Terrorregimes, das über zwei Millionen dem er zu Lebzeiten in seiner Heimat arbeiten in Jene ihre Begegnungen, wie der sich so sehr nach einer Frau sehnt, Menschen ermorden ließ: Mit zwei ein- einen kleinen Erfolg verbuchen konnte: schon in Von der Wolke zum Widerstand dass er alles andere zu übersehen be- stigen Gefangenen, darunter Vann Nath, Gena Rowlands und Peter Falk als Ehe- (Dalla nube alla resistenza, 1978), mit ginnt, als endlich eine auftaucht. Eine kehrt Rithy Panh zurück ins Lager S21, paar der unteren Mittelklasse, deren Texten des italienischen Schriftstellers Dreigroschenkriminalgeschichte wird und konfrontiert sie dort mit einigen Tä- Temperamente hochexplosiv sind. Er Cesare Pavese. Der Film besteht aus fünf von dem um Worte verlegensten Filme- tern von damals. Ein unzumutbarer Aus- kann den Dampf bei der Arbeit ablas- Einheiten, mit jeweils zwei Personen, die macher dieses Planeten zum Melodram gangspunkt, sollte man glauben. Doch sen, sie versucht es daheim. Was die ei- in freier Natur Texte deklamieren. der traurigen Epiphanien veredelt. Nur das leere Gebäude wird zum gespensti- genen vier Wänden zu einem unermess- Olympische Götter sprechen über die einmal lächelt der Protagonist, im Ge- schen Ort einer Vergegenwärtigung von lichen Spielgrund der seelischen Ver- Menschen, die sie um ihre Sterblichkeit fängnis gemeinsam mit seinen Kumpels. Geschichte. werfungen macht. beneiden, aber auch schmähen. „Mabel Longhetti in A Woman under the Influence begeht dieselbe ebenso unver- zeihliche wie unabwendbare Sünde. Immer wieder sagt sie, wie sehr sie die Menschen liebe, und verrät damit doch, dass sie nicht weiß, wie das geht. Um ihrem Mann zu zeigen, dass sie ihn liebt, drückt sie sich in so allgemeinen (und dabei ,übertriebenen‘) Zeichen von Freundlichkeit, Glück und Wohlbefin- den aus, dass ihre ,Krankheit‘ nur umso deutlicher werden muss. Auch hier ist die Mitte des Geschehens ein Zeichen Capturing the Friedmans 20.00 Ghost Dog – 20.00 Mies vailla menneisyyttä 20.15 des Todes: Mabel unternimmt einen symbolischen Selbsttötungsversuch; da- The Way of the Samurai nach, sollte man meinen, müsste doch USA 2003. Der Mann ohne Vergangenheit alles ganz anders werden. Aber es Regie: Andrew Jarecki. USA 1999. Finnland 2002. kommt nur eine erschöpfte Ruhe über Kamera: Adolfo Doring. Regie und Buch: Jim Jarmusch. Regie und Buch: Aki Kaurismäki. die beiden Menschen, deren Liebe an- 107 Minuten. A/d. Kamera: Robby Müller. Kamera: Timo Salminen. einander vorbeiströmt. Man macht den Darsteller: , John Darsteller: Markku Peltola, Kati Outi- Abwasch, man räumt auf, man wird zu Zu Beginn von Andrew Jareckis Aufse- Tormey, Cliff Gorman, Henry Silva. nen, Juhani Niemelä, Kaija Pakarinen. Bett gehen: All diese kleinen, unerträg- hen erregendem Dokumentarfilm be- 116 Minuten. A/d. 97 Minuten. Finnisch/d. lichen Dinge des Alltags erscheinen ginnt das FBI gegen Andrew Friedman, plötzlich auch wie ein kleiner Trost. Es wohlanständiger Lehrer und Oberhaupt Er nennt sich Ghost Dog, lebt alleine, Kaurismäki verbeugt sich auf seine gibt etwas, was noch schlimmer ist als das einer Mittelschichtsfamilie, zu ermitteln. kommuniziert über Brieftauben. Sein Weise vor dem Film noir und schenkt Leben, das ist der Tod.“ (Georg Seeßlen) Der Verdacht: Pädophilie. Eine Lawine bester Freund spricht ausschließlich einem Namenlosen, der seine Vergan- setzt sich in Gang, am Ende sitzen Vater Französisch, er gar nicht. Ghost Dog ist genheit verloren hat, eine zweite und Sohn, die sich beide sexueller Über- schwarz, hört Rap, ist Auftragskiller für Chance. Er richtet sich in einem Contai- griffe schuldig bekannt haben, im Ge- die italienische Mafia und hält sich dabei ner mit Meerblick ein, versucht, ins Ar- fängnis. Capturing the Friedmans rollt streng an den Verhaltenskodex der japa- beitsleben zurückzufinden und verliebt den spektakulären Fall neu auf und nischen Samurai. Auf den Einwand, nie- sich in eine Frau von der Heilsarmee. greift dabei auf das Filmmaterial der Fa- mand würde noch in einer alten Kultur Nach Wolken ziehen vorüber erzählt milie zurück. leben, entgegnet er nur: „Manchmal Kaurismäki hier ein weiteres Mal davon, schon“. Jarmuschs verspieltestes Genre- wie am Ende aller Hoffnungen das Crossover. Leben nochmals ganz anders beginnt.

Roberto Succo 21.00 Elephant 22.00 Permanent Vacation 22.00 The Ice Storm 22.00

Frankreich 2001. USA 2003. Ferien auf Dauer Der Eissturm. Regie und Buch: Cédric Kahn. Regie, Buch: Gus Van Sant. USA 1980. USA 1997. Kamera: Pascal Marti. Kamera: Harris Savides. Regie und Buch: Jim Jarmusch. Kamera: Regie: Ang Lee. Buch: James Shamus. Darsteller: Stefano Cassetti, Isild Le Darsteller: Alex Frost, Eric Deulen, James A. Leibovitz, Tom DiCillo. Kamera: Frederick Elmes. Besco, Patrick Dell’Isola, Vincent Dene- John Robinson, Elias McConnell. Darsteller: Chris Parker, Leila Gastil, Darsteller: Kevin Kline, Joan Allen, riaz. 81 Minuten. A/d. John Lurie, Sara Driver. Sigourney Weaver, Christina Ricci. 124 Minuten. F/d. 77 Minuten. A/d. 114 Minuten. A/d. Gus van Sant nimmt den Amoklauf auf Roberto Succo, realer Serienmörder aus der Columbine High School zum Anlass „Permanent Vacation ist kein großer, Ang Lees Adaption von Rick Moodys den 80er-Jahren, wird in Cédric Kahns für eine filmische Sonate über die un- aber doch ein wichtiger Film. Er zeigte gleichnamigem Roman erforscht die Dy- filmischer Bearbeitung des Falles zum durchdringlichen emotionalen Tiefen den Weg, auf dem das Underground- namiken zweier befreundeter mittel- Zentrum einer kühlen Analyse. Einer- von Jugendlichen: Die Kamera von Kino sich ein größeres Publikum würde ständischer US-Familien in den 70ern: seits folgt der Film der Blutspur des Tä- Harris Savides heftet sich an die Rücken erschließen können. Der Schein des Do- die Nachwehen der sexuellen Befreiung, ters im Stile eines Gangsterdramas, an- zahlreicher Protagonisten, die Chrono- kumentarischen, die Ästhetik des Lako- eheliche Zerwürfnisse bei der älteren, dererseits sind Szenen abstrakter Poli- logie des Geschehens wird mehrfach nischen und Unbehauenen gehörten erstes Aufkeimen von Leidenschaften zeiarbeit fast wie im Dokumentarfilm durchbrochen, die Motivationen für die dazu genauso wie die existenzialistischen bei der jüngeren Generation – und ein montiert: Im Kontrast der Ebenen ent- Tat bleiben allerdings völlig im Dunkeln. Sprüche und Lebensweisheiten, in finaler, klirrender Eissturm als Bild der steht ein beunruhigendes Gesellschafts- Gewalt bleibt ein Ausdruck unter vielen. denen die Hauptfigur hier herumschlot- Stagnation. Lee, der Außenseiter, er- bild. tert wie in einem viel zu großen Anzug.“ weist sich hier erstmals auch als genuiner (Ekkehard Knörer) Anthropologe einer fremden Welt. 2_15.qxd 15.05.2007 13:21 Uhr Seite 14

Donnerstag, 26. Juli 2007 Freitag, 27. Juli 2007 Samstag, 28. Juli 2007 Sonntag, 29. Juli 2007

Daratt 18.00 Notre Musique 18.30 Aus der Zeit 18.30 Iklimler 18.30

Trockenzeit Frankreich/Schweiz 2004. Österreich 2006. Türkei 2006. F/Belgien/Tschad/Österreich 2006. Regie und Buch: Jean-Luc Godard. Regie und Buch: Harald Friedl. Regie und Buch: Nuri Bilge Ceylan. Regie, Buch: Mahamat-Saleh Haroun. Kamera: Julien Hirsch. Kamera: Bernhard Pötscher. Kamera: Gökhan Tiryaki. Kamera: Abraham Haile Biru. Darsteller: Sarah Adler, Nade Dieu, 80 Minuten. Darsteller: Ebru Ceylan, Nuri Bilge Darsteller: Ali Bacha Barkaï, Youssouf Rony Kramer. Ceylan, Nazan Kesal. Djaoro, Aziza Hisseine. 80 Minuten. F/d. Ein österreichischer Dokumentarfilm 97 Minuten. Türkisch/d. 96 Minuten. F und Landessprachen/d. über die aussterbende Kultur des Klein- Jean-Luc Godard beginnt Notre Musique handels, bei dem jedem Kunden noch Ende einer Beziehung zwischen einem Die Geschichte einer Rache, die auf mit einem Besuch im Bildarchiv des Tö- besondere Aufmerksamkeit zuteil wird. Archäologen und einer TV-Produzentin. Komplikationen stößt: Ein junger Mann tens. Schließlich befinden wir uns in der „In Europa verschwinden immer mehr In exakt kadrierten Einstellungen lässt geht in die Stadt, um den Mörder seines Hölle – auf die, frei nach Dantes „Gött- alte Geschäfte, die in einer modernen Ceylan das Unbehagen an einer Ent- Vaters zu finden, doch anstatt ihn zu licher Komödie“, das Purgatorium und Shopping-Kultur, in der Geiz als geil ver- fremdung greifbar werden, das sich nicht töten, beginnt er, bei ihm zu arbeiten. das Paradies folgen. Godard reist nach kauft wird, keinen Platz haben. Aus der in Worte fassen lässt. „Der Mensch Mahamat-Saleh Haroun entwirft ein bei- Sarajewo, um einen Vortrag über das Zeit handelt von vier solchen Geschäften wurde dazu bestimmt, aus einfachen Be- nahe wortloses Drama, in dem die Kör- Verhältnis von Text und Bild zu halten. in Wien und den Menschen, die sie be- weggründen glücklich zu sein und aus per von Ablehnung, Zuwendung, Arg- Es geht um die Praxis von „Schuss/Ge- treiben.“ (Harald Friedl) noch einfacheren Gründen zum Un- wohn und mehr erzählen. Bei aller Re- genschuss“, aber eigentlich um das an- glücklichsein – genauso, wie er aus sim- duktion auch ein eminent politischer dere Bild, jenes, welches das Denken plen Gründen geboren wird und aus Film über die Möglichkeit von Versöh- erst möglich macht. noch banaleren sterben muss.“ nung. (Nuri Bilge Ceylan)

À nos amours 19.45 Sang Sattawat 20.00 Sanxia haoren 20.00 Good Night, 20.15 And Good Luck. Auf das, was wir lieben Still Life Frankreich 1983. /F/Österreich 2006. China 2006. USA 2005. Regie: Maurice Pialat. Regie, Buch: Apichatpong Weerasethakul. Regie und Buch: Zhang Ke Jia. Regie: George Clooney. Buch: George Kamera: Jacques Loiseleux. Kamera: . Kamera: Nelson Yu Lik-wai. Clooney, Grant Heslov. Darsteller: Sandrine Bonnaire, Maurice Darsteller: Nantarat Sawaddikul, Darsteller: Sanming Han, Hong Wei Darsteller: , George Pialat. Jaruchai Iamaram, Sophon Pukanok. Wang, Tao Zhao. Clooney, Robert Downey Jr. 102 Minuten. F/d. 105 Minuten. Thai/d. 108 Minuten. Mandarin/d. 90 Minuten. A/d. Ein Film wie ein Felsen, der alles unter Die erste Hälfte spielt in einem Kran- Still Life erzählt von einem Mann, der Ein elegant inszeniertes Medienkam- sich begräbt: À nos amours erzählt vom kenhaus im Dschungel, die zweite in seine Frau und Tochter sucht, und von merspiel von und mit George Clooney: sexuellen Coming-of-age von Suzanne einem der Großstadt. Bestimmte Szenen einer Frau, die nach ihrem Mann sucht. Mit den Worten „Good Night, and Good (Sandrine Bonnaire in ihrer allerersten spiegeln sich, wobei die Kameraper- Zwei Bewegungen, die an den Ufern des Luck“ verabschiedet sich der TV- Jour- Rolle) und der allmählichen Auflösung spektive verkehrt wird. Formen, Motive, Flusses Yangzi entlangführen, die durch nalist Edward R. Murrow (David Strat- ihrer Familie. So wie die Heldin immer Blicke lösen sich ab, eine Liebesge- den Bau des immensen Drei-Schluchten- hairn) am Ende jeder seiner Nachrich- promiskuöser und verwirrter wird, so schichte wiederholt sich, scheitert aber Damms bald überflutet werden. Zhang tenmagazine von seinem Publikum. bricht auch der Film zunehmend in Bil- beide Male. Der neueste Film von Ke Jias Film besticht nicht zuletzt durch Nachdem er sich in seiner Sendung mit der und Momente aus, die sich konven- Apichatpong Weerasethakul ist eine die Verbindung dieser Topografie mit Senator McCarthy und dessen „Kom- tionellen Erzählhaltungen versperren. Versuchsanordnung, in der Technologie einem menschlichen Drama, das im sich munistenjagd“ kritisch auseinandersetzt, Legendär ist jene Szene, in der Pialat als und Natur, Wissenschaft und spirituelle so rasant wandelnden China kaum auf- sieht es ganz danach aus, als würde er lange absenter Vater in den Film poltert. Verfahren keinen Gegensatz bilden. fällt. sich endgültig verabschieden müssen.

Some Like It Hot 21.45 2 ou 3 choses 22.00 Modern Times 22.00 Sans soleil 22.00 que je sais d’elle Manche mögen’s heiß USA 1936. Frankreich 1983. USA 1959. Zwei oder drei Dinge, die ich von ihr weiß Regie und Buch: Charles Chaplin. Regie und Montage: Chris. Marker. Regie: Billy Wilder. Frankreich 1966. Kamera: Roland Totheroh, Ira Morgan. Kamera: Sandor Krasna. Buch: Billy Wilder, I.A.L. Diamond. Regie und Buch: Jean-Luc Godard. Darsteller: Charlie Chaplin, Paulette 100 Minuten. Darsteller: Marilyn Monroe, Jack Lem- Kamera: Raoul Coutard. Goddard, Henry Bergman. Vom Regisseur autorisierte deutsche mon, Tony Curtis. Darsteller: Marina Vlady, Juliet Berto. 87 Minuten. A/d. Fassung. 120 Minuten. A/d. 90 Minuten. F/d. Das letzte Mal verkörpert Charlie Cha- Ein besessener Reisender berichtet von Josephine und Daphne (Lemmon/Cur- Ein Tag im Leben von Juliette, einer plin den Tramp, und da ist es nur folge- seinem Leben und den Bildern, Tönen tis), die jüngsten Mitglieder einer Da- Hausfrau, die sich tagsüber als Prostitu- richtig, dass er sich, Inbegriff humanisti- und Ideen, die ihn nicht mehr verlassen. menkapelle, bei der auch Sugar mit- ierte verdingt. Das Hauptwerk aus Go- scher Ideen, in die mechanisierten Ab- Ein Essayfilm, vielleicht der Essayfilm wirkt: Marilyn Monroe, das Waisenkind dards soziologischer Phase analysiert die läufe industrieller Produktion nicht ein- schlechthin. „Er liebte die Zerbrechlich- in Pumps und mit Flachmann im verführerische Kraft der Konsumgesell- fügen kann. Legendär die Szenen am För- keit dieser flüchtigen Momente, diese Strumpfband, bei deren Anblick sich schaft: „Über neue Wege der Kommuni- derband, wo die burleske Revolte die Erinnerungen, die zu nichts anderem ge- Brillengläser beschlagen. Die wohl kation, zu denen Godard Autobahnen routinierte Abfolge von Handgriffen dient hatten, als eben Erinnerungen zu berühmteste Crossdressing-Komödie und Fernseher gleichermaßen rechnet. durchbricht – und doch produktiv bleibt: hinterlassen. Er schrieb: Nach einigen überrascht stets aufs Neue mit ihren Mit Prostitution verbunden. Wie doku- Nun werden eben Gags am laufenden Reisen um die Welt interessiert mich nur wunderbaren Dialogen und Kalamitä- mentarische Techniken erst im Rahmen Band gefertigt. noch das Banale.“ (Chris Marker) ten. Schlusszeile: Nobody is perfect! von Fiktion eine vollständige Wahrheit entwickeln.“ (Frieda Grafe) 2_15.qxd 15.05.2007 13:21 Uhr Seite 15

Filmtitel original Down to the Bone 16. Juni Lilja 4-ever 3. Juli A Prairie Home Companion 2. Juli À bout de souffle 3. Juli Drugstore Cowboy 23. Juni Long Night’s Journey Into Day 12. Juni Quei loro incontri 23. Juli A fost sau-na fost ? – Duck Soup 20. Juni Lucy 7. Juli Roberto Succo 22. Juli 12:08 East of Bucharest 21. Juli Eat Drink Man Woman 22. Juni La maman et la putain 11. Juli S21 La Machine Les amants réguliers 1. Juli Elephant 23. Juli Maria, llena eres de gracia 23. Juni de mort Khmère Rouge 25. Juli À nos amours 26. Juli Éloge de l’amour 26. Juni Masculin-Féminin 21. Juni Sang Sattawat 27. Juli Antigone 26. Juni Elsewhere Teil 1-6 18. Juni Me and You and Sans soleil 8. Juni und 29. Juli The Apartment 30. Juni Elsewhere Teil 7-12 19. Juni Everyone We Know 10. Juni Sanxia haoren 28. Juli Après la vie (Trilogie 3) 20. Juli Être et avoir 16. Juni Le Mépris 8. Juni La seconda volta 10. Juli Aprile 24. Juni Feux rouges 24. Juni La messa è finita 29. Juni The Second Civil War 16. Juni und Aus der Zeit 28. Juli Le fils 4. Juli Metallica: 18. Juli Bamako 14. Juli The Fortune Cookie 10. Juli Some Kind of Monster 28. Juni Secret défense 21. Juli Before Night Falls 10. Juni Forty Shades of Blue 9. Juni Mies vailla menneisyyttä 25. Juli Secrets and Lies 14. Juni Belle toujours 20. Juli Le Garçu 29. Juni Moartea domnului Lazarescu 8. Juli Shadows 8. Juni Bianca 29. Juni The General 10. Juni The Moderns 6. Juli The Shop Around the Corner 30. Juni Buongiorno, notte 24. Juni Gespenster 27. Juni Modern Times 28. Juli Shortbus 14. Juli Capturing the Friedmans 23. Juli Ghost Dog – Moolaadé 19. Juni Sobibor, 14 octobre 1943, Caravaggio 12. Juni The Way of the Samurai 24. Juli Mr. Death, The Rise and Fall 16 heures 10. Juli Career Girls 5. Juli The Gold Rush 23. Juni of Fred A. Leuchter 2. Juli Some Like It Hot 26. Juli Cavale (Trilogie 2) 18. Juli Good Night, And Good Luck 29. Juli Los muertos 11. Juli Startup.com 1. Juli Le cercle rouge 25. Juni The Great Dictator 18. Juni Mystery Train 17. Juli Stranger than Paradise 22. Juni Chinese Box 16. Juli Hamaca paraguaya 30. Juni The Naked Kiss 15. Juni Suicide Kings 27. Juni City Lights 18. Juli Happiness 19. Juli The Navigators 13. Juni Svjedoci 21. Juni Clean 9. Juni Havanna, mi amor 11. Juni The Night of the Hunter 17. Juni Szép napok 12. Juni Coffee and Cigarettes 6. Juli Hiroshima mon amour 12. Juli Night on Earth 15. Juli The Take 11. Juni Un couple épatant (Trilogie 1) 16. Juli 8 Femmes 27. Juni 1900 – Teil 1 4. Juli The Tango Lesson 22. Juni Daratt 26. Juli The Ice Storm 11. Juni und 25. Juli 1900 – Teil 2 5. Juli L’ultimo tango a Parigi 8. Juli Dare mo shiranai – Iklimler 29. Juli Notes on Marie Menken 16. Juli Underground 13. Juli Nobody Knows 9. Juli Il est plus facile Notre Musique 27. Juli Unser täglich Brot 9. Juli Dead Man 2. Juli pour un chameau... 20. Juni Nue propriété 12. Juli Uzak 13. Juni Depuis qu’Otar est parti 7. Juli Die innere Sicherheit 15. Juni One, Two, Three 13. Juli Vento di terra 6. Juli 2 ou 3 choses que je sais d’elle 27. Juli In the Mirror of Maya Deren 21. Juni Opening Night 17. Juli Vivre sa vie 13. Juni 10e chambre – Ken Park 28. Juni Operation Spring 15. Juni La voleuse de Saint Lubin 20. Juni Instants d’audiences 3. Juli The Killing of a Chinese Bookie 19. Juli Out of the Past 17. Juni Weiningers Nacht 7. Juli Dolls 9. Juni Klassenverhältnisse 25. Juni Permanent Vacation 17. Juni u. 24. Juli Welcome to L.A. 12. Juli Dongchun di rizi 26. Juni Laitakaupungin valot 24. Juli The Piano 15. Juli A Woman Under the Influence 22. Juli Down by Law 20. Juli Life and Debt 14. Juli Playtime 14. Juni

Regisseure EUSTACHE Jean KUDLÁÇEK Martina PHILIBERT Nicolas ALONSO Lisandro La maman et la putain 11. Juli In the Mirror of Maya Deren 21. Juni Être et avoir 16. Juni Los muertos 11. Juli FRIEDL Harald Notes on Marie Menken 16. Juli PIALAT Maurice ALTMAN Robert Aus der Zeit 28. Juli KUSTURICA Emir À nos amours 26. Juli A Prairie Home Companion 2. Juli FULLER Samuel Underground 13. Juli Le Garçu 29. Juni ANG Lee The Naked Kiss 15. Juni LACHMAN Ed PORUMBOIU Corneliu Eat Drink Man Woman 22. Juni GARREL Philippe Ken Park 28. Juni A fost sau-na fost ? – The Ice Storm 11. Juni und 25. Juli 12:08 East of Bucharest 21. Juli Les amants réguliers 1. Juli LAFOSSE Joachim ASSAYAS Olivier GAULKE Uli Nue propriété 12. Juli POTTER Sally Clean 9. Juni The Tango Lesson 22. Juni Havanna, mi amor 11. Juni LANZMAN Claude BELLOCCHIO Marco GEYRHALTER Nikolaus Sobibor, 14 octobre 1943, PUIU Cristi Buongiorno, notte 24. Juni Elsewhere Teil 1-6 18. Juni 16 heures 10. Juli Moartea domnului Lazarescu 8. Juli BELVAUX Lucas Elsewhere Teil 7-12 19. Juni LAUGHTON Charles REID Frances Après la vie (Trilogie 3) 20. Juli Unser täglich Brot 9. Juli The Night of the Hunter 17. Juni Long Night’s Journey Into Day 12. Juni Cavale (Trilogie 2) 18. Juli GODARD Jean-Luc RESNAIS Alain Un couple épatant (Trilogie 1) 16. Juli LEIGH Mike Hiroshima mon amour 12. Juli À bout de souffle 3. Juli Career Girls 5. Juli BERLINGER Joe 2 ou 3 choses que je sais d’elle 27. Juli Secrets and Lies 14. Juni RIVETTE Jacques Metallica: Éloge de l’amour 26. Juni Secret défense 21. Juli Some Kind of Monster 28. Juni Masculin-Féminin 21. Juni LEWIS Avi The Take 11. Juni RUDOLPH Alan BERTOLUCCI Bernardo Le Mépris 8. Juni The Moderns 6. Juli L’ultimo tango a Parigi 8. Juli Notre Musique 27. Juli LOACH Ken Welcome to L.A. 12. Juli Vivre sa vie 13. Juni The Navigators 13. Juni 1900 – Teil 1 4. Juli SACHS Ira 1900 – Teil 2 5. Juli GRANIK Debra LUBITSCH Ernst Forty Shades of Blue 9. Juni Down to the Bone 16. Juni The Shop Around the Corner 30. Juni BERTUCCELLI Julie SCHNABLEL Julian Depuis qu’Otar est parti 7. Juli HAROUN Mahamat-Saleh MANKER Paulus Before Night Falls 10. Juni Daratt 26. Juli Weiningers Nacht 7. Juli BLACK Stephanie SCHUSTER Angelika Life and Debt 14. Juli HEGEDUS Chris MARKER Chris. Operation Spring 15. Juni Startup.com 1. Juli Sans soleil 8. Juni und 29. Juli BREÅAN Vinko SEMBENE Ousmane Svjedoci 21. Juni HOFFMAN Deborah MARRA Vincenzo Moolaadé 19. Juni Long Night’s Journey Into Day 12. Juni Vento di terra 6. Juli BRUNI-TEDESCHI Valéria SINDELGRUBER Tristan Il est plus facile HUILLET Danièle MARSTON Joshua Operation Spring 15. Juni pour un chameau... 20. Juni Antigone 26. Juni Maria, llena eres de gracia 23. Juni SINOFSKY Bruce CALOPRESTI Mimmo Klassenverhältnisse 25. Juni McCAREY Leo Quei loro incontri 23. Juli Metallica: La seconda volta 10. Juli Duck Soup 20. Juni Some Kind of Monster 28. Juni CAMPION Jane JARECKI Andrew MELVILLE Jean-Pierre Capturing the Friedmans 23. Juli SISSAKO Abderrahmane The Piano 15. Juli Le cercle rouge 25. Juni Bamako 14. Juli CASSAVETES John JARMAN Derek MITCHELL John Cameron Caravaggio 12. Juni SOLONDZ Todd The Killing of a Chinese Bookie 19. Juli Shortbus 14. Juli Happiness 19. Juli Opening Night 17. Juli JARMUSCH Jim MOODYSSON Lukas STRAUB Jean-Marie Shadows 8. Juni Coffee and Cigarettes 6. Juli Lilja 4-ever 3. Juli A Woman Under the Influence 22. Juli Dead Man 2. Juli Antigone 26. Juni MORETTI Nanni Klassenverhältnisse 25. Juni CEYLAN Nuri Bilge Down by Law 20. Juli Ghost Dog – Aprile 24. Juni Quei loro incontri 23. Juli Iklimler 29. Juli Bianca 29. Juni Uzak 13. Juni The Way of the Samurai 24. Juli TATI Jacques Mystery Train 17. Juli La messa è finita 29. Juni Playtime 14. Juni CHAPLIN Charles Night on Earth 15. Juli MORRIS Errol City Lights 18. Juli Permanent Vacation 17. Juni u. 24. Juli TOURNEUR Jacques Mr. Death, The Rise and Fall Out of the Past 17. Juni The Gold Rush 23. Juni Stranger than Paradise 22. Juni of Fred A. Leuchter 2. Juli The Great Dictator 18. Juni Van SANT Gus JIA Zhang Ke MUNDRUCZÓ Kornél Modern Times 28. Juli Sanxia haoren 28. Juli Drugstore Cowboy 23. Juni Szép napok 12. Juni Elephant 23. Juli CLARK Larry JULY Miranda Ken Park 28. Juni NOUJAIM Jehane WANG Wayne Me and You and Startup.com 1. Juli CLOONEY George Everyone We Know 10. Juni Chinese Box 16. Juli Good Night, And Good Luck 29. Juli O’FALLON Peter WANG Xiaoshuai KAHN Cédric Suicide Kings 27. Juni DANTE Joe Feux rouges 24. Juni Dongchun di rizi 26. Juni The Second Civil War 16. Juni und Roberto Succo 22. Juli OLIVEIRA Manoel de WEERASETHAKUL Apichatpong Belle toujours 20. Juli 18. Juli KAURISMÄKI Aki Sang Sattawat DARDENNE Luc und Jean-Pierre Laitakaupungin valot 24. Juli OZON François – Syndromes and a Century 27. Juli Le fils 4. Juli Mies vailla menneisyyttä 25. Juli 8 Femmes 27. Juni WILDER Billy DEPARDON Raymond KEATON Buster PANH Rithy The Apartment 30. Juni 10e chambre – The General 10. Juni S21 La Machine The Fortune Cookie 10. Juli Instants d’audiences 3. Juli KITANO Takeshi de mort Khmère Rouge 25. Juli One, Two, Three 13. Juli DEVERS Claude Dolls 9. Juni PETZOLD Christian Some Like It Hot 26. Juli La voleuse de Saint Lubin 20. Juni KORE-EDA Hirokazu Gespenster 27. Juni WINCKLER Henner ENCINA Paz Dare mo shiranai – Die innere Sicherheit 15. Juni Lucy 7. Juli Hamaca paraguaya 30. Juni Nobody Knows 9. Juli 16 15.05.2007 12:23 Uhr Seite 16

LADY CHATTERLEY von Pascale Ferran, ab 1. November 2007

Stadtkino Nr. 441

Stadtkino: kostenlos Während des gesamten KinoSommers ist der Besuch aller Vorstellungen für die Begleitperson kostenlos.

Telefonische Reservierungen Kino 712 62 76 Büro 522 48 14

Die Texte zu diesem Programm stammen von Dominik Kamalzadeh, Kulturjournalist, Filmkritiker (Der Standard, taz) und Redakteur der Zeitschrift kolik.film

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