Die Wehranlagen Der Stadt~Grebenstein Von Willi Vesper
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Die Wehranlagen der Stadt~Grebenstein von Willi Vesper In Grehenstein ist del Mauerring (wie kaum in einer anderen nordhessismen Stadt) noch sehr gut erhalten. Wir besitzen ferner einen Stadtplan (Abb. '), der uns besseren AufschluB von dem Ausbau der mittelalterlichen Stadt gibt als die wenigen iiberlieferten Urkunden aus dem Griindungsjahrhundert. Er ist eine baugeschichtliche Urkunde von hohem Wert. An Hand dieses Planes, der Mauerreste, der Tiirme und Turmstiimpfe konnen wir beispielhaft erkennen, wie die 5tadt planmaBig gegriindet und im '4. Jahrhundert als militarisch-poli tisme Mamtposition del hessismen Landgrafen ausgebaut worden ist, von del aus sie das Diemelland eroberten und beherrschten. Die Entwiddung braucht hier nur angedeutet zu werden. Sie ist von Nikolaus Bemhard F a I eke n - h a i n e r 1 und neuerdings von Kurt G ii nth e r 2 besonders eingehend und klar dargelegt worden. Graf Ludolf V. v 0 n 0 ass e I hat >266 oder kurz darauf zurn Schutze seiner rundum liegenden Eigengiiter auf einem halbkreisformigen von del Esse umflossenen BasaItkegel, dem Burgherg, die Bur g G re ben 5 t e i n erhaut. 1 N. B. Fa 1 eke n h a i n er: Die Burg und Stadt Grebenstein in Kurhessen bis zum Ende des Mittelalters -+ ZHG 1837, 179 H. - Fiir die Abb. vgl. Bild 1. 2 K. G ii nth er: Territorialgesmimte der Landsmaft zwismen Diemel und Ober weser vom 12. bis zum 16. Jahrhundert. Masm. Diss. Marburg 1959. - K. G ii n the r: UntersudlUngen zur alteren Gesmkhte der SHidte im Gebiet zwismen Diemel und Oberweser -+ Heimatjahrbum fiir den Kreis Hofgeismar 1961, 56 H. K. G ii nth er: Grundziige hessismer Eroberungspolitik im DiemelIand. Biirger und Burgmannen zu Grebenstein und Immenhausen vom 13. bis zum 16. Jahr hundert -+ ZHG 1962, 11 H. W illi Vesper Urkundlich ist gesichert, daB Hessen schon 1.272 hier seine Interessen wahr nimmt und die Burg 1.282 landgraflich ist. 1.293 tritt der damalige Besitzer, Graf Otto von Eve r s t e i n, der Schwiegersohn Ludolfs, als Burgmann in hessi sche Dienste. 1297 verkauft er dem Landgrafen Burg und Stadt Grebenstein mit dem Geri<ht und alIem ZubehOr. Demna<h kann die Griindung der Stadt Grebenstein durmaus schon in die Jame vor 1.297 fallen. Wir diirfen aher mit Recht vermuten, daB der Bau der Hauser und der Aushau der Stadtbefestigung erst nach dem formalen Besitzwechsel tatkraftig vorangetrieben worden sind. Die Burg ist verhaltnismiiBig klein gewesen, wie die Ruine ausweist. Sie war auch wohl auf dem Gipfel nicht erweiterungsHi.rug. Brunnen und ausreichende Nebengebaude haben gefehlt. Das urspriingliche Aussehen der Anlage ist uns unbekannt. Im Laufe der J ahrhunderte mull die urspriingli<h im gotischcn Stil erhaute Burg wesentlich umgestaltet worden sein, wie der heutige Zustand zeigt (Abb. 2). Da die Burg damals einem emsthaften feindli<hen Angriff ni<ht gewa<hsen war, bedurfte sie einer Verstarkung durch eine Verteidigungsanlage. Den Platz dafiir haben der Landgraf und seine Rate vor oder kurz nach 1297 gefunden, und zwar auf dem nordlich der Burg und jenseits der Essetalung gelegenen fla chen Hohenriicken. Das Gelande Hillt nach Norden in Richtung Hofgeismar sanft, nach Osten und Suden zum Essetal hin steil ab. Nur im Westen uberragt das Umland das kunftige Stadtgebiet ein wenig. Alles in allem ist das Gelande fur Verteidigungszwecke gut geeignet. Deshalb entsteht ruer zusatzlich die neue burgerliche Gro15burg. Sie wird baulich und militarisch sorgfaltig geplant, der Bau von Mauem, Turmen und Toren in einem Zeitraum von ein bis zwei Jahrzehnten durchgefiihrt. Urkundli<he Na<hrichten uber die Griindung der neuen Wehrsiedlung und ihren Ausbau sind ebensowenig vorhanden wie etwa eine Urkunde iiber die Stadtrechtsverleihung. Am 2. Juni 1322 siegeln Burgermeister G e r 0 I d und die Ratmannen (con sules) eine zuHillig erhaltene Verkaufsurkunde 3, das alteste Zeugnis daruber, daB Grebenstein eine Stadtverfassung hat. Bedeutsamer ist aber die Urkunde vom 24. Miirz 1.31.1., die die novam municionem Greven steyn erwmnt 1. Daraus geht hervor, da15 der Stadtausbau im Jahre 1.31.1. einen gewissen AbschluB er reicht hat, zum mindesten was den Mauerring, die Tiirme und Tore der Ober stadt betrifft. Die ersten ratsfahigen Burger dieser neuen I1Feste" Grebenstein entstammen fast ausnahmslos adligen Familien der n1iheren Umgebung. Das nicht rats Hihige Biirgerelement Grebensteins diirfte sich aus den Horigen dieser orts adligen Familien rekrutiert hahen 2. Ferner gehoren zu den Burgern die dem Landgrafen verpflichteten Burgmannen mit ihrem Gefolge. Jedenfalls ist bis ZUT J ahrhundertmitte das fUr die Stadt (Oberstadt) vorgesehene und mit einem starken Mauerring umgebene Baugelande voll besiedelt, durm 6 Rundtiirme und 2 viereckige Tiirme sowie mindestens 3 Tore gesichert. Ein viertes Tor, das 3 J. 5 c h u 1 t z e: KlOster, Stifter und HospiHi.ler der Stadt Kassel. '19'13, Nr. 99. Die Wehranlagen der Stadt Grebenstein '97 den (zu vermutenden) Verbindungsweg zu den Siedlem im Talgrund und zur Burg gesichert hat, la1St sim im heutigen Baubestand nich.t mehr namweisen. Inzwismen haben unterhalb der Oberstadt im Essetal zwismen deren slid licher Mauer und dem Burgberg neue Siedler ihre Gehofte errimtet, den Schutz der starken Stadt ausnutzend. Es wird sich. hierbei wohl vorwiegend urn soIme Bewohner handeln, deren Nachkommen 1530 als Bauemschaften oder Feld genossen zu S c hac h ten und 0 j s t u f f e I n 4 unter eigenen Greben in der Stadt ansassig sind. Die Zahl der Zuziehenden ist so schnell gestiegen, daB der Landesherr flir sie eine neue Stadt, die Unterstadt oder Freiheit, grlinden mutt '1356 erfolgt die Privilegierung durch Landgraf Heinrim n., seinen Sohn Otto (den SchUtzen) und den Junker Hermann den Alteren von Grebenstein und Nordeck '. Das Privileg besagt: Die BUrger der Neustadt sind fUr 12 Jahre abgabefrei, damit sie Ringmauem, Tore und Tiirme bauen konnen. Nam Ab lauf von '12 Jahren haben sie flir je eine Hufe Land vor Grebenstein 112 Malter Hafer und 11z Malter Roggen zu geben. Frilhere Vergehen der Neubiirger blei ben straffrei fiir alle, flir Freie und Unfreie. Nur recht- und friedlose Leute erhalten das Niederlassungsrecht nicht. Die Burger braumen an den Landgrafen beim Todesfall des Hufenhesitzers nicht das iibliche Besthaupt zu entrichten. Abgaben vom Grundeigentum werden wie liblich bemessen. Die Neustadt Grebenstein erhaIt das Marktrecht. Am 1. Oktober 1370 werden Alt- und Neustadt vom Landgrafen Hein rich n. und seinem Vetter Hermann unter einem Rat vereinigt. In der Urkunde heiRt es u. a, Und unse borgere in der Aldenstad soln behulfen sin der Nuwe stad mid steynvore, mid manhulfe und mid zcwyncic:h marken swerir phennige aUe iar czu dem disc:hgelde und sc:hozze, daz in der Nuwenstad gevallin mag. Und soln daz midenandir vorbuwen an der muren in der Nuwenstad , . , Und wen dye Nuwenstad umme ghemurid ist, so soln sye sementlich unse borgere vortmer vesten und buwen in beiden stedin, wo sye dunket daz ez noid sy. Were abir, daz sye seu sodaneme seadin quemen, dez got nic:ht en wolle, mit nyderlage, mit brande odir mid miswasser, daz sye dye vorgeschriben hulfe nicht getun mochtin zeu in der vorgenanten Nuwenstad . , so wolde wir en das genadilichen kyeren . .. Ouch wolle wir keyne vrigheid habin in der Nu wenstad .. , Denne unsin hoeb und hoebestad dye dar inne gelegin ist .. , 1, Die Aussage ist bezUglich der Befestigungsbauten Mchst aufschluBreich. Nach dem Privileg sind die BUrger der Altstadt verpfiichtet, die BUrger der Neustadt beim Mauerbau zu unterstiitzen, und zwar mit Fuhren (steynvore), Handdiensten (manhulfe) und einem ZuschuB von 20 Mark schwerer Pfennige zum Steueraufkommen. Die Einkiinfte und der ZusmuR sollen von den Biir gem gemeinsam an den Mauern der Neustadt verbaut werden. Die gemein same Baupflicht gilt auch fUr die Zukunft, und zwar in beiden Stadten. Sofem durch Krieg, Feuersbrunst und Hochwasser die Neustadt ohne Hilfe bleibt, versprecnen die Ausste11er Unterstiitzung. In der Neustadt 5011 es keine Frei hauser geben, ausgenommen der landgrafiiche Hof mit Hofstatt. 4 Oistuffeln = Burguffeln. Willi Vesper Nach alledem ist also mit der Vereinigung der heiden SHidte in erster Linie die Verstarkung der Befestigungsanlagen beabsichtigt, und es zeigt sich offen sichtUch, daB die Ummauerung der Neustadt noch nicht ganz abgeschlossen ist. Hessen hatte in der Tat alIen Grund, gegenuher den starken Positionen des Erzstifts M a i n z im Diemelland wachsam und auf den Ausbau Grebensteins mit allen MitteIn bedacht zu sein. Die Bewiihrungsprobe fiir Grebenstein folgt im Jahre 1385, als das Heer Herzog Ottos von Bra u n 5 ch w e i g, unter stiitzt von mainzischen und kolnischen Einheiten, vergeblich gegen die Stadt anrennt. Die Nachharstadt I m men h a use n, durm "Feuerpfeile in den Brand gesteckt und fast ganzlich zerstort, erlitt ein so morderismes Blutbad, dall selbst der Einwohner in den Kellem nicht geschont wurde" 5. Die Befesti gung von Immenhausen ist wesentlim schwamer gewesen als die Greben steins, das nun der militarisrne Versammlungsort fur die landgraflimen Streit krafte im Reinhardswaldgebiet wird. Der zu Beginn dieser Abhandlung wiedergegebene Holzschnitt aus Wilhelm Dill i c h 5 Hessismer Chronica zeigt uns das wehrhafte Grebenstein, wie es um 1590 aussah. Wir sind daruber hinaus in der glucklichen Lage, anhand der nom stehenden Befestigungswerke. eines genauen Inventars aus dem Jahre 1779' und der Stadtplane aus den Iahren 1754, 1846 und aus der Gegenwart 7 ein Bild dariiber zu entwerfen, was in den rund 90 Jahren von der Stadtgriin dung his etwa 1380 an Wehrbauten in Grebenstein entstand, aum wenn man ches davon heute ganz oder teilweise versc:hwunden ist. Die Entwiirfe fur den Stadtausbau lassen einen straffen Plan vermuten, der in vielen Jahrzehnten reger Bautatigkeit ausgefiihrt worden ist. Einfac:he Ackerburger konnen nic:ht seine Urheher gewesen sein. Wir haben diese sic:her unter den ritterlichen Burg mannen des Landgrafen in Grebenstein oder am Hofe des Landesherm selbst zu suchen.