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Experimentelle Deutsche Musikvideos 2003-2007 Inhalt Experimentelle Musikclips – Wie Hase Und Igel

Experimentelle Deutsche Musikvideos 2003-2007 Inhalt Experimentelle Musikclips – Wie Hase Und Igel

Zur Rettung der Popkultur Experimentelle deutsche Musikvideos 2003-2007 Inhalt Experimentelle Musikclips – wie Hase und Igel

3 Experimentelle Musikclips – wie Hase und Igel Den ersten Musikclip drehte Oskar Fischinger 1929 mit der „Studie 2“. Hans 4 Im Untergrund Richter schuf zeitnah seinen „Vormittagsspuk“ zur Musik von Paul Hinde- 5 Zur Geschichte und Zukunft des Musikvideos mith. Abstrakten Film und dadaistische Montage verstand man als „Augen- musik“ oder Malerei in der Zeit. Während der Zeit des Nationalsozialismus 8 My Mouth / Beautiful Day emigrierte der experimentelle Musikclip. In den 1980er-Jahren fand er eine 9 Working Girl neue Plattform in den Sendern des Musikfernsehens. Hier musste das Expe- 10 Mugen Kyuukou – How To Believe In Jesus rimentelle nach einigen Jahren dem Mainstream weichen, um dann wie ein 11 Let’s Push Things Forward Phönix erneut aufzutauchen, auf den Internetplattformen von YouTube, My- 12 Lightning Bolts & Man Hands Space u.a. Dort sind die kurzen Clips zum derzeit meist gesehenen filmi- 13 Die Zeit heilt alle Wunder schen Format avanciert. Die Sehgewohnheiten und die Wirklichkeitswahr- 14 Swelan nehmung junger Menschen ändern sich rasant. Dabei ist eine Bewegung 15 weg vom Fernsehen und hin zu den Plattformen des Web 2.0 zu beobachten. 16 Cut Auf diesen Plattformen haben es die langen Filme schwer und die kurzen 17 Geht’s noch leicht. Den großen Spielfilmen aus Hollywood ergeht es wie den Dinosau- 18 Time Is Running Out riern, die kleinen Filme feiern ihre Renaissance. Wo immer die Entwicklung 19 Good Morning Stranger hingeht, der experimentelle Musikclip ist schon da, wie im Märchen von 20 The Lady Moon Turns Sulky Hase und Igel. 21 Bloodsample In all dem Auf und Ab gibt es eine Konstante. Seit 1999 bieten die Internatio- 22 I Have Seen You Dancing Better Than This nalen Kurzfilmtage Oberhausen einen verlässlichen Präsentationsrahmen für 23 The Zoo die jeweils besten experimentellen Musikclips eines Jahrgangs. „Oberhau- sen“ ist Auswahl und Auszeichnung, Dokumentation und Ort der Projektion. 24 Glossar Für die Goethe-Institute und die Bundeszentrale für politische Bildung ist das 27 Literatur + Links Format der experimentellen Musikclips ein wichtiger Programmbaustein ihrer 28 Impressum kulturellen Filmarbeit.

Katrin Willmann, Filmreferentin, Bundeszentrale für politische Bildung Detlef Gericke-Schönhagen, Institutsleiter, Goethe-Institut Boston Dr. Christian Lüffe, Bereichsleiter Film, Goethe-Institut Zentrale

2 3 Im Untergrund Zur Geschichte und Zukunft des Musikvideos

Seit der Einrichtung des weltweit ersten Festival-Preises für ein Musikvideo, Dem Musikvideo geht es wie dem Rock’n’Roll, dem Punk oder nahezu der in Oberhausen für deutsche Musikvideos vergeben wird, wurde die Mu- jedem anderen beliebigen Genre der populären Musik. Sein Tod wurde sikindustrie von einer Absatzkrise befallen, die deutlich sichtbare Auswirkun- oft schon prophezeit, aber der Patient denkt gar nicht daran zu sterben. gen auf Erscheinungsbild und Funktion von Musikvideos hatte. Auch wenn das deutsche Musikvideo immer schon in besonderem Maße Ausdruck von So mag das klassische Musikfernsehen heute nicht mehr existieren. eng bemessenen ökonomischen Rahmenbedingungen war, so ist doch auf- Selbst die Mutter des Mediums, MTV, sendet kaum noch Musikvideos fällig, dass Musikvideos kaum noch Auswertungen im Musikfernsehen erfah- und plant für 2011 einen Strategiewechsel: Dann wird der Sender seine ren, kommerziell wenig relevante Musik schon gar nicht. Das Musikvideo kostenfreie Verbreitung beenden und mit seinem Hauptkanal ins Bezahl- hat sich vom Musikfernsehen, das es einmal hervorgebracht und damit eine fernsehen abwandern. Für den Kurzfilm, der einen Popsong bebildert, eigenständige Gattung der kurzen Form geschaffen hatte, emanzipiert und geriet die Wandlung des Musikfernsehens und die damit einhergehende findet durch Filmfestivals, Internet, digitale Träger oder Konzerte eine neue Krise auf dem Tonträgermarkt jedoch fast zur Befreiung, denn die neue Öffentlichkeit. Es wirft dadurch zahlreiche Beschränkungen jener Konventi- Spielwiese Internet funktioniert nach anderen Gesetzen. Das Musikvideo, onen ab, die ihm Musikindustrie und Musikfernsehen auferlegt hatten. Das während seiner Blütezeit in den 1980er- und 1990er-Jahren vor allem Musikvideo von Belang, stets mit gleichgesinnter Musik assoziiert, behandelt Werbemittel für Plattenfirmen, konnte sich nun endlich von seinen kom- die Musik nicht mehr als eine zu illustrierende und zu bewerbende Einheit, merziellen Fesseln befreien. sondern als das Material für eine eigenständige audio-visuelle Kunstform. Das Musikfernsehen hielt eine Zeit lang die Illusion aufrecht, dass unter- Bevor größere Bandbreiten das Abspielen von Filmen auf Internet-Platt- schiedliche Lebens- und Ausdrucksweisen unter den Sonderbedingungen formen möglich machten, gab es für deutsche Musikvideos, die den von Popkultur koexistieren könnten. Mit dem Aufkommen des Internets Vorgaben des kommerziellen Musikfernsehens nicht entsprachen, keine sind nahezu gesetzeslose Verhältnisse eingekehrt, in denen sich das Musik- regelmäßigen Sendeplätze. Die bot am ehesten noch – und auch das in video freizügig des Materials im digitalen Raum bedient und zu einer künstle- überschaubarer Anzahl – VIVA 2, der für ein älteres Publikum konzipierte rischen Ausdrucksform verselbständigt, die in den Untergrund zurückkehrt, Ableger des deutschen MTV-Konkurrenten VIVA. Während seiner Existenz in dem Popkultur sich regeneriert. Diese DVD soll dazu beitragen, dem von 1995 bis 2002 versuchte der Sender ein tragfähiges Publikum zu künstlerischen Musikvideo eine neue Plattform zu bieten. finden, das aus der klassischen Zielgruppe des von den Popcharts domi- nierten Musikfernsehens herausgewachsen war. Ohne den nötigen Mas- Lars Henrik Gass, Festivalleiter senerfolg allerdings. Doch seitdem hat das experimentelle Musikvideo Internationale Kurzfilmtage Oberhausen seinen Platz im Internet gefunden.

4 5 Dort hat es nun zwar nicht mehr die direkte Massenwirksamkeit wie in den sehen war, aber nicht mehr lange auf sich warten ließ. Allerdings hatte sich goldenen 1980er- und 1990er-Jahren, ist dafür aber langlebiger, weil es nicht das Musikvideo zu diesem Zeitpunkt auch schon von seiner Promotion- mehr den hysterischen Umschlagzeiten der Popindustrie unterworfen ist. funktion emanzipiert und sich als eigenständige Kunstform etabliert. Denn im Internet sind nicht nur Fernsehsender wie tape.tv oder freshmilk.de entstanden, die die Nische füllen, die MTV hinterlassen hat. In Videoportalen Die DVD-Edition „Zur Rettung der Popkultur“ der Bundeszentrale für politi- wie YouTube oder den verschiedenen sozialen Netzwerken wie MySpace sche Bildung versammelt 16 experimentelle Musikclips aus Deutschland, oder Facebook nehmen der Austausch von und die Diskussion über Musik- die zwischen 2003 und 2007 für die Kurzfilmtage in Oberhausen ausgewählt videos einen großen Raum ein. So bestimmen Musikvideos weiterhin die wurden. Einige von ihnen wurden mit dem dort verliehenen MuVi-Preis aus- ästhetischen Erfahrungen und das visuelle Wissen von Jugendlichen und gezeichnet. Das beiliegende Booklet bietet in kurzen Begleittexten inhalt- bieten vielfältige Ansatzpunkte für eine Verwertung im Unterricht. Musikvi- liche und ästhetische Analysen der Musikclips, ergänzt durch ein Glossar deos sind in der Regel nur wenige Minuten lang, dennoch kommt in ihnen film- und musiksprachlicher Begriffe. Als Anregung für die schulische Aus- eine erstaunliche Bandbreite von filmsprachlichen Elementen zum Einsatz. einandersetzung mit experimenteller Musikvideokunst stehen auf der DVD Diese Besonderheit der formalen und ästhetischen Dichte der Gattung ist für jeden Clip Unterrichtsvorschläge und Arbeitsblätter zur Verfügung – im von großem Vorteil für die Integration von Musikclips in den Unterricht. PDF-Format als Printversion. Überdies können thematische Aspekte hinterfragt werden: Wie beeinflussen Musikvideos beispielsweise Geschlechterrollen und -verständnis? Oder So reflektiert „Zur Rettung der Popkultur“ die Vielfalt des Formats: von Vi- welche Bedeutung haben die Clips für Jugend- und Subkulturen, vor allem deos, die von Plattenfirmen in Auftrag gegeben wurden und regulär im Mu- in Hinblick auf Mode und Verhaltenscodes? sikfernsehen liefen, bis zu Kurzfilmen, bei denen den Videokünstler/innen die Musik als Inspiration diente. Dabei fällt auf, dass die modernen Metho- Die größere experimentelle Freiheit, die die Auswertung im Internet bietet, den der Musikproduktion sich in der Bildsprache widerspiegeln. Die expe- hat das Musikvideo zusehends in die Nähe des Kurzfilms gerückt, der rimentellen Clips erzählen nur selten stringente Geschichten, sondern adap- dadurch wiederum selbst aus einem Dornröschen-Dasein erweckt wurde. tieren Verfahrensweisen aus HipHop und elektronischer Musik, übertragen Filmfestivals begannen mehr und mehr, Musikvideos als Filmkunst zu das Sampling und Remixen aufs Visuelle, setzen altes Material in neue Sinn- registrieren, vor allem die immer breiter werdende Grauzone zwischen den zusammenhänge. Die Folge: Das Musikvideo ist – allen Unkenrufen zum beiden Genres. Seit 1999 zeichnen die Internationalen Kurzfilmtage Ober- Trotz – so aktuell und lebendig wie nie zuvor. hausen die besten deutschen Musikvideos aus. Die Initiative erfolgte zu einer Zeit, als die grundlegende Krise der Musikindustrie noch nicht abzu- Thomas Winkler

6 7 1 2 My Mouth / Working Girl Beautiful

Day Musik: International Pony Musik: Amon Tobin Regie: Drehort Sankt Georg Regie: Corine Stübi Label: Columbia Deutschland Label: Ninja Tunes Produktion: SPW Produktion: Kunsthochschule für Medien Köln Jahr: 2003 Jahr: 2004 Dauer: 10‘38“ Dauer: 5‘30“

Sorgsam konstruierte Schwarz-Weiß- Jean Colby und der Independent- Sie ist Hausfrau, Sekretärin, Flugbe- elektronischen Instrumentals des Bilder und grobkörnige Straßeninter- Musikerin Angie Reed besetzt. Im gleiterin, Friseuse, Fleischereifachver- brasilianischen Musikers, DJs und views: In „My Mouth/Beautiful Day“ Auftrag von International Pony fertig- käuferin, Krankenschwester, Sängerin, Produzenten Amon Tobin, das eigent- finden verschiedene filmische Ästhe- ten sie nicht nur die hier vorliegende Stripperin und Mutter. Sie ist ein „Wor- lich den Titel „Proper Hoodidge“ trägt, tiken von Dokumentar- und Fiction- lange Version von „My Mouth/Beauti- king Girl“. Die Schweizer Künstlerin setzt Stübi ohne Auftrag der Platten- film zusammen. Keine davon wird ful Day“ an, sondern zusätzlich auch Corine Stübi setzte 2004, damals noch firma aus rein künstlerischem Inter- gewöhnlich mit MTV-tauglichen Vi- eine kürzere, die zur Verwertung im als Studentin der Kunsthochschule esse ihr selbst gewähltes Thema in deoclips in Zusammenhang gebracht. Musikfernsehen vorgesehen war. Dort für Medien in Köln, einen alptraum- nachgerade ikonografische Einstel- Eine junge Reporterin, die auch als liefen dann aber beide Versionen, haften Ausflug in ein aseptisches lungen um. Off-Erzählerin fungiert, fährt zu obwohl vor allem der lange Clip be- Gender-Labor in Szene. Die mittler- einem Konzert und Interviewtermin wusst alle Vorgaben des üblichen weile mehrfach preisgekrönte Musik- In einer sterilen Umgebung werden mit International Pony und hofft, das Musik-Werbevideos sprengt: Nicht clip-Regisseurin und Künstlerin, die Frauenbilder, Frauenrollen und Frau- Phänomen der „mysterious band“ Song und Band bilden das Zentrum ihre audiovisuellen Arbeiten bei der enklischees variiert und verhandelt – zu ergründen. Dabei kreuzt sie wie- des Films, sondern sie sind nur An- Videonale im Kunstmuseum Bonn mit offenem Ausgang, aber eindeutig derholt die Wege eines namenlosen lass, funktionieren wie der Mac- und auf der KunstFilmBiennale in feministischer Grundhaltung. Die Protagonisten, der auf seiner Suche Guffin in einem Hitchcock-Film. Das Köln präsentiert hat, schlüpfte als repetitive, mit der eigenen rhythmi- nach einer von ihm komponierten Lied ist in Fragmenten zu hören, die Hauptdarstellerin selbst in die wech- schen Eintönigkeit spielende Musik Melodie ebenfalls der Band auf der Band selbst bleibt anonym. Die ver- selnden Rollen. von Tobin, der als Komponist von Spur ist. Die Geschichte beginnt als meintlichen Stars International Pony Soundtracks für Filme und Compu- romantischer Film noir und mutiert haben nur einen kurzen Auftritt, bei In streng stilisierten, schattenlos aus- terspiele selbst eine Affinität zum Vi- dann zur fiktiven Fernsehreportage. dem sie hinter Masken verborgen geleuchteten Bildern, die an die Hoch- suellen hat, greift Stübi insofern auf, bleiben. So wird der Clip „My Mouth“ glanz-Produkte der Werbeindustrie als dass sie wie ein HipHop-DJ Sebastian Schultz und Till Franzen, zu einem ironischen Kommentar der gemahnen, inszeniert sich Stübi als beim Scratchen am Plattenspieler die unter dem Projektnamen „Drehort Philosophie der DJ-Kultur, nach der emotionslos in die Kamera blicken- den Film immer wieder kurz zurück- Sankt Georg“ bereits Musikvideos der Produzierende hinter die Musik des, fast schon an einen seelenlosen spielt, die Protagonistin ihre Aktion für deutsche Bands wie Blumfeld und zurücktreten solle. An seiner Stelle Roboter erinnerndes, idealisiertes wiederholen lässt und so die Frau Stella drehten, haben die beiden rückt der Konsumierende in den Mit- „Working Girl“. Über dem atmosphä- als Gefangene gesellschaftlicher Er- Hauptrollen mit dem Schauspieler telpunkt und wird selbst zum Star. rischen TripHop des textlosen, wartungshaltungen inszeniert.

8 9 3 4 Mugen Let’s Push Kyuukou – Things

How To Musik: Tujiko Noriko Forward Musik: The Streets Regie: Graw Böckler Regie: Martin Sulzer, Andi Triendl, Julia Weiger Believe Label: Tomlab Label: Warner Musik Produktion: Graw Böckler Produktion: Georg-Simon-Ohm-FH Nürnberg In Jesus Jahr: 2003 Jahr: 2004 Dauer: 6‘16“ Dauer: 3‘39“

„How To Believe In Jesus“ ist einer beispielsweise zu einer Sonne oder „Let’s Push Things Forward“ ist nicht piert. Der Alternativclip, der bei den von insgesamt 13 Kurzfilmen aus einer Schwangeren. das offizielle Musikvideo zu dem Oberhausener Kurzfilmtagen mit dem „How To“-Zyklus des Kölner gleichnamigen Song des britischen dem „MuVi Award“ für das beste Künstlerpaars Graw Böckler. Zu Ursula Böckler und Georg Graw, die Rappers und Vertreters der UK-Ga- deutsche Musikvideo ausgezeichnet „Mugen Kyuukou“, einem gespens- an verschiedenen Orten der Welt rage-Szene Mike Skinner und seiner wurde, bedient sich dagegen einer tischen Song der japanischen Expe- regelmäßig ihren „Raum für Projek- Band The Streets, der im Jahr 2002 ausgefeilten Animationstechnik. rimental-Musikerin Tujiko Noriko, tion“ eröffnen und dort Videokunst in vielen Ländern ein großer Hit war. Fotos von Skinner und britischen erscheint die weltbekannte Jesus- zeigen, setzen immer weiter techni- Der Clip entstand zwei Jahre später Städten, Bilder aus Werbung und Statue auf dem Zuckerhut über Rio sche Manipulationen ein, bis sich an der Georg-Simon-Ohm-Fach- Medien werden zu bewegten Colla- de Janeiro vom Sturm umtost. Das der Clip endgültig zur visuellen As- hochschule Nürnberg und bebildert gen voller kleiner, beziehungsreicher brasilianische Wahrzeichen wirkt wie soziationsmaschine auswächst. Pa- nicht nur Skinners Musik, sondern Details zusammengeschnitten. gepeitscht von den heftigen Winden rallel werden die Bezeichnungen der adaptiert in gewisser Weise auch Skinners gesellschaftskritischer und grell erleuchtet durch Blitze: Effekte eingeblendet: Wörter wie das für das Musikfernsehen produ- Liedtext kann so direkter, mitunter Doch das vermeintliche Dokumen- „colorama“, „wave warp“ oder „3D zierte Original-Video und „remixt“ fast schon zu offensichtlich illustriert, tarmaterial ist ein Trugschluss. Das layer“ kommentieren nun bisweilen dessen Ideen – ein im HipHop un- aber auch mit neuen, weiterführen- nahezu monochromatische Bild das bildliche Geschehen, konterka- verzichtbares Verfahren. den Bedeutungen versehen werden. wurde im Zeitraffer verdichtet und rieren es dann aber auch oder las- Der animierte Sänger taumelt durch reduziert auf wenige Farben: Die sen allzu oft gar keinen sinnfälligen Die drei verantwortlichen Studieren- Reihenhäuser und Wolkenkratzer, Touristenattraktion wird zu einem Zusammenhang erkennen. Auch den Martin Sulzer, Andi Triendl und durch die U-Bahn und vorbei an Piktogramm aus einfachen klaren zum Text des Songs von Noriko, Julia Weiger wählten eine ähnliche Schaufenstern. Er blättert in Zeitun- Formen, eine Ikone. So wird die deren elektronische Popmusik oft Storyline: Auch sie lassen den Prota- gen, knickt Wolkenkratzer um und Statue zum standhaften, weiß strah- mit jener Björks verglichen wird, be- gonisten, Skinner selbst, durch eine gerät in ein Fadenkreuz, um schließ- lenden Kreuz in einer düsteren, von steht kein direkter Zusammenhang. Szenerie laufen und dabei seinen lich auf einer Wolke zu landen und dunkel dräuendem Chaos regierten War der Film doch nie als herkömm- Text rappen. Im Original wurde der sich selbst im Fernsehen zu sehen. Welt. Mit Computerbearbeitungen liches Musikvideo gedacht, sondern vor einem Bluescreen aufgenom- So erhalten Skinners vom Lokalen verstärken Graw Böckler diesen Ein- als kunstvolles Spiel mit Sehge- mene Skinner in mit dokumentari- berichtende Reime in dieser Version druck und verwandeln so das Abbild wohnheiten und Bedeutungszu- scher Exaktheit gefilmte Bilder seiner von „Let’s Push Things Forward“ der Statue in immer neue Formen, schreibungen. Heimatstadt Birmingham hineinko- eine allgemeingültigere Ebene.

10 11 5 6 Lightning Die Zeit heilt Bolts & alle Wunder

Man Hands Musik: Hymie’s Basement Musik: Wir sind Helden Regie: Markus Wambsganss Regie: Cornelia Cornelsen, Florian Giefer Label: Lex Records Label: Labels Germany Produktion: Kaliber 16 Produktion: filmlounge GmbH Jahr: 2004 Jahr: 2004 Dauer: 6‘16“ Dauer: 9‘35“

Der Clip beginnt mit Impressionen fernsehen eingesetzt wurde, formu- Mehr als 50 Jahre ist das Berliner weile zu halten. Dazu wird die Musik deutscher Landschaften: Goldgelbes liert zu den melancholischen Klän- Ehepaar verheiratet, das im Mittel- den Bildern und der Dramaturgie un- Getreide wiegt sich im Wind, Later- gen des Lo-Fi-Duos aus Minne- punkt des Clips von Cornelia Cornel- tergeordnet und muss konsequent nen leuchten, Straßen führen in die sota einen kunstvoll verschränkten sen und Florian Giefer steht. „Die verstummen, sobald die Protagonis- Ferne, Autobahnauffahrten in die Kommentar zur Neutronen-Bombe, Zeit heilt alle Wunder“, ein Lied der ten zu sprechen beginnen. Statt- Dunkelheit. „Lightning Bolts & Man während im Songtext die Rede da- erfolgreichen deutschen Popband dessen forscht die Kamera in den Hands“ zeigt in satten Farben und von ist, dass der Mensch auf einer Wir sind Helden, setzen die beiden faltigen Gesichtern nach den Spuren stillen Einstellungen ein in spätsom- Bananenschale tödlich verunglücken Filmemacher von filmlounge GmbH des Glücks, fängt der Film lieber die merlicher Schönheit erstarrtes Land. oder an einer Schneeflocke ersticken als roten Faden in ihrem Kurz-Doku- stillen Momente einer langjährigen Aber etwas fehlt: Die Szenerien sind könnte. Die Inszenierung, die dem mentarfilm über das Zusammenle- Beziehung ein als jeden Augenblick allesamt menschenleer, die Bewoh- „Du grain à Démoudre Film Festival“ ben des Rentners und seiner Frau der Ruhe mit Musik zu überfrachten. ner/innen verschwunden, die Städte 2006 den 1. Preis in der Sparte Kurz- ein. Sie zeigen das Ehepaar am Das Lied mit dem Text von Sängerin entvölkert. Die Erklärung liefert das film wert war, ist dabei ähnlich un- Küchentisch, folgen der Frau zum Judith Holofernes beschreibt die Musikvideo von Markus Wambs- aufgeregt wie das reduzierte, allein Bettenmachen ins Schlafzimmer Herausforderung, die darin liegt, ganss in einer Rückblende. Dazu auf akustische Gitarre und Stimme und dem Mann beim Gassi-Gehen eine Liebe am Leben zu erhalten, nimmt die Kamera die Perspektive bauende Lied, das ohne dramati- mit dem Hund. und wird im Clip punktuell wie ein einer Katze ein und zeigt Impressi- sche Höhepunkte dahintröpfelt: Experten-Kommentar eingesetzt. onen aus dem Leben einer Kleinfa- Komplex konstruiert, aber in aller Die Kamera schaut auf den Alltag Die Produktionsfirma filmlounge milie: das gemeinsam verplauderte Ruhe steuert die zum Teil rückwärts des Paares, entdeckt dessen humor- GmbH zeichnet bislang für alle Frühstück, ein verlassenes Bügel- und in verschiedenen Zeitebenen volle Seiten, dokumentiert die Frot- Musikvideos von Wir sind Helden brett, den Familienvater vor dem erzählte Geschichte auf die abschlie- zeleien und Differenzen der Eheleute verantwortlich. Der Clip zu „Die Zeit laufenden Fernseher – bis zu dem ßende, aber dann eher beiläufig ab- untereinander, lässt sie aber auch heilt alle Wunder“ wurde aber auf- Moment, in dem ein Lichtblitz alles laufende Katastrophe zu. Nach dem über den Tod alter Freunde/innen grund seiner damals außergewöhn- erhellt und die Leere um sich greift. Desaster kehrt eine geradezu himm- und die Trostlosigkeit des Alterns lichen Länge nie regulär als Werbe- lische Stille ein und ein Gedanke klagen. Deutlich wird, wie schwierig mittel eingesetzt. Der im Auftrag der US-amerikani- huscht flüchtig vorbei: Vielleicht es für zwei Menschen ist, eine Ba- schen Band Hymie’s Basement ent- wäre die Welt ohne Menschen eine lance zwischen Gemeinsamkeit und standene Clip, der auch im Musik- bessere. Alleinsein, Vertrautheit und Lange-

12 13 7 8 Swelan Wordy Rapping-

Musik: C-Schulz hood Musik: Regie: Christina von Greve Regie: Deborah Schamoni Label: Sonig Label: Chicks on Speed Records Produktion: zuckerzeit Produktion: Smoczek Policzek Jahr: 2005 Jahr: 2004 Dauer: 5‘10“ Dauer: 3‘42“

Grobkörnige, farbverwaschene Super- Partner in der Kölner Firma zucker- Der Clip von Deborah Schamoni zu Pappe gemalte Textzitate im wahr- 8-Aufnahmen, vermutlich aus den zeit, der Elektronik-Musiker C-Schulz, „Wordy Rappinghood“, einer Single sten Sinne des Wortes fallen ließ. 1960er-Jahren: ein schlichter Holz- von dem die Musik im Clip stammt. von Chicks on Speed, zitiert einer- Außerdem zitiert Schamoni moderne tisch und Stühle, Marmelade und Diese Musik ist ein avantgardisti- seits klassische Ideen aus der Ge- Videos aus dem Pop- und HipHop- Kaffeetassen, gebutterter Toast, ein sches Schaben, ein auf Rhythmus schichte des Musikvideos, orientiert Bereich, wenn die Chicks on Speed gestreifter Morgenmantel, ein Fisch und Stimme verzichtendes, hypnoti- sich aber andererseits auch am beim Tanzen an einem Strand und wird ausgenommen, ein kleines Mäd- sches Knistern undefinierbarer Ge- Background der - vor Hochhäusern stets den Blick- chen und ihr Bruder trinken Milch. räusche, deren ursprüngliche Quelle Formation, die 1997 von Münchner kontakt zur Kamera halten. Geradezu klassische Motive eines durch die Bearbeitung im Computer Kunststudentinnen gegründet wurde. privaten Familienfilms, wie man ihn nicht mehr zu erkennen ist. So wer- Die Videokünstlerin und Kamerafrau Dass die drei Musikerinnen dabei in auf dem Flohmarkt finden kann, bil- den in dem von verschiedenen Fes- Schamoni, die neben mehreren Mu- bemalten Kleidern und Overalls auf- den das Rohmaterial für „Swelan“. tivals eingeladenen, vom Musikfern- sikvideos für die Chicks on Speed treten und sich eher eckig und un- Nur sind die Aufnahmen unterbro- sehen aber verschmähten Kurzfilm auch für andere renommierte deut- gelenk bewegen, sorgt indes für chen von traumhaften Sequenzen Bild und Ton zwar nicht eins, aber sche Bands wie Die Goldenen Zitro- eine Brechung, die den sonst eher eines blutroten Sprungtuchs, das zu korrespondieren doch strukturell: nen, Die Sterne, Blumfeld, Stella, schnöden Musikclip zur reizvollen einer Bild füllenden Fläche wird. Zum auf- und abschwellenden wei- Rocko Schamoni, Whirlpool Produc- Kunst-Performance befördert. Damit Ständig werden dieselben Einstellun- ßen Rauschen von C-Schulz montiert tions und FSK drehte, nimmt iro- reflektiert der Clip „Wordy Rapping- gen aus der Vergangenheit einer von Greve die krisseligen Bilder aus nisch gebrochen wiederkehrende hood“, der 2004 im deutschen Mu- Durchschnittsfamilie wiederholt, wer- dem animierten Familienalbum, die Klischees aus der Geschichte des sikfernsehen eingesetzt wurde, das den die Bilder gesampelt und be- in ihrer beständigen Wiederholung, Popclips auf: So müssen die drei Konzept von Chicks on Speed. Das arbeitet, geloopt und geremixt – im Kontrast zu den Bildern des toten Chicks Schilder mit Schlagwörtern Künstlerinnen-Kollektiv sah sich von alles Techniken aus der elektroni- Fisches und in Kombination mit der wie „Peace“, „Anger“ oder „Middle Anfang an als Gesamtkunstwerk, schen Musik, die durch den Einzug beunruhigenden Musik ein mal me- Class White Girls“ in die Kamera hal- in dem Mode, Performance und bil- der Digitalisierung möglich wurden. lancholisches, mal bedrohliches ten und wegwerfen – ein beliebtes dende Kunst, Image und Inszenie- Gefühl vermitteln. Dem friedlichen Motiv, seit Bob Dylan in D.A. Penne- rung zueinander finden sollten. Die Ausdrücklich bedient sich die Künst- Miteinander in der gutbürgerlichen bakers legendärer Dokumentation Musik war stets nur ein Teil dieses lerin und Filmemacherin Christina von Kleinfamilie, so ein Fazit, ist nicht „Don’t Look Back“ (1967) zu „Sub- Gesamtkonzepts, wenngleich auch Greve derselben Methoden wie ihr mehr zu trauen. terranean Homesick Blues“ auf in der Außenwirkung der sichtbarste.

14 15 9 10 Cut Geht’s noch

Musik: Bit Meddler Musik: Roman Flügel Regie: Till Heim Regie: Michel Klöfkorn Label: Planet Mu Label: Cocoon Records Produktion: Till Heim Produktion: Michel Klöfkorn Jahr: 2004 Jahr: 2005 Dauer: 4‘04“ Dauer: 4‘

Szenen einer Großstadt: Häuserfron- zum unmerklich, aber doch bestim- „Geht’s noch“ variiert, erweitert und Michel Klöfkorn hat zu den demon- ten, Plakatwände, Kraftfahrzeuge im mend von der Werbewelt geprägten kommentiert altbekannte Bilder aus strativ synthetischen, hysterisch Stau, ein Zug vor Plattenbauten, die modernen Leben. Der Clip, Heims dem Fernsehen: Der Börsenreporter quietschenden Techno-Klängen Autobahn, Fußgänger/innen, ein Diplomarbeit für sein Mediendesign- der Nachrichtensendung, Gerhard von Roman Flügel einen dezidierten Kiosk, ein Stück Mauer – die von Studium an der FH Mainz, enthüllt Schröder und weitere Politiker wer- Kommentar zu einer Musikindustrie Menschenhand geschaffene Welt in im Verbund mit den mathematisch den von einem Schwarm von Mobil- gestaltet, die in der Auswertung von unspektakulären, meist computer- abgezirkelten Break-Beats des telefonen überfallen, während aus Klingeltönen ihre Zukunft sah – eine bearbeiteten Standbildern, die wie kalifornischen Produzenten Bit gesampelten Handyklingeltönen Perspektive, die sich mittlerweile als zufällig zusammengestellt wirken. Meddler andererseits aber auch generierte Musik erklingt. Aber der Sackgasse herausgestellt hat. Allge- Der Titel „Cut“ ist dabei Programm: systematisch die strukturellen Pa- Angriff der Killer-Handys dient dem meiner betrachtet kritisiert Klöfkorn Zerlegt und neu zusammengesetzt rallelen zwischen Musik- und Film- Kurzfilm nur als roter Faden: Bundes- eine Gesellschaft, in der das Fernse- wird das visuelle Material, verzögert produktion im Zeitalter der Digita- liga-Profis haben zu kämpfen mit hen nicht mehr Spiegelbild der Ge- und beschleunigt, von Balken in Rot, lisierung: Im Rhythmus der klar defi- einem sich multiplizierenden Ball, sellschaft, sondern nur noch ihr Zerr- Weiß und Schwarz überlagert. Ein- nierten, aber unregelmäßigen Elek- Pillen in allen Farben des Regenbo- bild ist. Es ordnet nicht mehr die Welt, zelne Elemente aus den Stadtan- tro-Beats werden auch die Bilder gens fliegen über einen Friedhof, sondern verstärkt vielmehr die alles sichten machen sich selbständig: zer-, ver- und geschnitten. Hier wie grellbunte Lebensmittelverpackungen überrollende Informationsflut. Das Die Schrift eines Plakats fällt aus dort wird altes Material absichtsvoll zerplatzen, nacktes Fleisch aus An- Fernsehen liefert kein gesamtgesell- dem Bild und taucht in anderem Zu- recycelt, wird seine historische Be- zeigen wird zerhackt und ins Unend- schaftliches Bild mehr, sorgt nicht für sammenhang neu auf; das Logo an deutung herausgearbeitet und an- liche verlängert, eine Hitler-Figur aus Abstand und Erkenntnis, denn es ist der Fassade einer Bank beginnt zu schließend in neue Zusammenhänge einem Videospiel kommt durch einen längst Teil der Maschinerie, Motor wachsen und zu sprießen. Eine Wer- gesetzt. Musik und Film ergänzen winterlichen Wald gestapft und ver- des Konsums geworden. Seitdem bewand erhält eine mutierte Bot- sich, weil sie in denselben Strukturen sinkt im eigenen Blut. Immer schnel- hat sich Klöfkorn, der mehrere Clips schaft: „Advertisement is dead“. arbeiten: Das Medium mag ein an- ler rotieren die Einstellungen, Bilder für verschiedene Elektro-Produzen- deres sein, die Methoden sind ver- überschlagen sich und die Telefone ten drehte, vom Medium Musikvideo Till Heim, der selbst in der Vergan- gleichbar. fliegen immer weiter. konsequent abgewendet. Den Clip genheit wiederholt für Werbeagentu- „Geht’s noch“ hat er eingebunden in ren gearbeitet hat, gestaltete seinen Der aus Frankfurt am Main stam- seinen 30-minütigen Film „Die Sym- Film als staubtrockenen Kommentar mende Filmemacher und Künstler phonie des Überflusses“.

16 17 11 12 Time Is Good Running Morning

Out Musik: Telefon Tel Aviv Stranger Musik: Monta Regie: Tim Bollinger Regie: Jakob M. Kubizek Label: Hefty Records Label: Labelmate Produktion: Tim Bollinger Produktion: Labelmate Jahr: 2007 Jahr: 2007 Dauer: 3‘39“ Dauer: 4‘20“

Eine altmodische Musikkneipe, des Posaunisten und Jazz-Band- Schlafende Menschen, tanzende es nie so leicht war wie heute, mit ruhig blickt die Kamera auf Einrich- leaders Phil Ranelin. In den fein kni- Menschen, lachende Menschen, dem Fremden, dem „stranger“, in tungsdetails: Singles hängen an sternden Klängen treffen sich das gehetzte Menschen, Menschen am Kontakt zu treten. Fremdheit löst der Wand, daneben Schwarz-Weiß- Analoge und das Digitale, Blechblä- Strand, Menschen im Auto, Men- sich auf, im Internet trifft sich die Fotos von Jazz- und Rock-Musikern. ser und Computer, Hippie und Raver, schen im Fernsehen, Menschen, die ganze Welt über Ländergrenzen hin- Ein Regal mit abgegriffenen Vinyl- Klang- und Datenraum. Regisseur in einen See springen, Menschen im weg, kulturelle Differenzen werden Alben, ein Plattenspieler dreht sich, Tim Bollinger, der den Clip ohne Auf- Fitnessstudio und eine singende eingeebnet. ein Ventilator rotiert. Ein Alt-Hippie, trag im Rahmen seines Studiums Sonnenblume. Der österreichische weißer Zopf und Lederweste, schläft drehte und mittlerweile als Motion- Musikvideo-Regisseur Jakob M. Ku- Diesen radikalen Umbruch durch an der langen Holztheke. Seine designer tätig ist, entwirft dazu in bizek hat „Good Morning Stranger“, das neue Medium, die Digitalisie- Hand macht sich selbstständig, warmen, erdigen Farben Bilder von den Song der Münchner Rockband rung und Internationalisierung unse- scheint zuerst abzuwinken, schlägt der „guten, alten Zeit“, in der Musik Monta, mit einer Montage von Film- rer Wahrnehmung, scheint Kubizek, dann im Takt der Musik auf und ab, noch handgemacht wurde. Er setzt sequenzen aus dem Internet-Portal der auch schon für Bands wie Naked nur vorsichtig zuerst. Doch langsam dieses Klischee in Kontrast zum ver- YouTube illustriert. Die Fleißarbeit, Lunch, Erdmöbel und Somersault ergreift der Rhythmus weitere Glied- meintlich kalten, maschinellen Klang bei der Kubizek für jede kurze Ein- arbeitete, oberflächlich betrachtet maßen, der ganze Körper beginnt zu der elektronischen Musik, für die stellung, die er verwendete, die Frei- nicht zu kommentieren. Erst in der zucken, bis er schließlich umherge- Produzenten wie Telefon Tel Aviv gabe des Urhebers einholen musste, Massierung der harmlosen bis worfen und im Takt der Musik durch- stehen. Mit dem Tänzchen, das der entstand im Auftrag der Band und nichtssagenden Filmsequenzen, die gerüttelt wird. Schlafende an der Theke aufführen lief einige Male auch im Musikfern- zum ruhigen Gitarrenpop von Monta muss, illustriert er wiederum die sehen. Mit seiner nur scheinbar will- ohne große Höhepunkte aufeinander Der Slapstick dieser Sequenz birgt Macht, die die elektronische Musik kürlichen Sammlung von privaten folgen, schält sich eine Aussage her- nicht nur einen feinen Humor, son- auf die Körper ausübt. Doch am Filmausschnitten gibt Kubizek auf aus: Auch wenn wir dem Fremden dern führt auch zum grundsätzlichen Schluss schläft der Protagonist der Bildebene eine Antwort auf die ins Wohnzimmer blicken können, er- Konflikt hin, der bereits in der Musik wieder in aller Ruhe und unbehelligt. Frage, die Monta in ihrem Lied stel- fahren wir doch nichts wirklich Sub- des Clips angelegt ist: Der Track des Der Angriff der Elektronik scheint len: „Good morning, stranger, what stanzielles über ihn. Es bleibt uns in Chicago beheimateten Electro- vorerst abgewehrt. have you become?“ Das globale weiterhin fremd, auch wenn das glo- nica-Duos Telefon Tel Aviv ist die Dorf und dessen direktester Aus- bale Dorf scheinbar noch näher zu- Remix-Version eines alten Stücks druck YouTube suggerieren, dass sammenrückt.

18 19 13 14 The Lady Blood- Moon Turns sample

Sulky Musik: Vernon & Burns Musik: Losoul Regie: Mariola Brillowska Regie: Fordbrothers Label: Gagarin Records Label: Playhouse Produktion: Interpol Filmproduktion Produktion: amour fou Filmproduktion GmbH Jahr: 2006 Jahr: 2004 Dauer: 5‘25“ Dauer: 4‘51“

Eine Hand mutiert zur Rakete, eine sches Rauschen und Tschilpen aus Für „Bloodsample“ collagiert das Der romantische Blick in die Vergan- andere zur Teekanne. Weitere Hände dem Äther zu einer Sound-Collage Künstlerkollektiv Fordbrothers gera- genheit wird so gebrochen, gespie- werden zu Käfern oder zu Blumen, gefügt haben, die auch ohne jeden dezu klassisch wirkende Images aus gelt mit seiner eigenen Vergänglich- Finger zu Bäumen oder Tropfen. Rhythmus einen dynamischen Sog Werbung und Fernsehen zum modi- keit. Die gute alte Zeit ist verblasst Eine Hand landet auf dem Mond und zu entwickeln versteht. Solche schen Neo-Soul des Produzenten mit den Bildern, die einst von ihr ge- macht dort die ersten Schritte. Viele Klangminiaturen an der Grenze zum und Musikers Peter Kremeier aus macht wurden. Dass die bleibenden Hände pulsieren, schwellen an, ver- Hörspiel sind die Spezialität der Frankfurt am Main, der unter dem Bilder ausgerechnet aus der Wer- ändern sich in Undefinierbares. Das beiden Schotten Mark Vernon und Projektnamen Losoul veröffentlicht. bung stammen, kann als gesell- ständige Mäandern ist voller Details, Barry Burns, die vornehmlich mit schaftlicher Kommentar verstanden gespickt mit Anspielungen und Ver- auf dem Flohmarkt gefundenen Ge- Zu einem träge schleppenden werden. Aber „Bloodsample“ lässt weisen, voller Doppeldeutigkeiten brauchsgegenständen und Tonband- Rhythmus präsentieren lächelnde sich auch als schwärmerische Bebil- und ausgestattet mit einem mitunter aufnahmen arbeiten. Ihre Klänge Models seltsam bunte Mode oder derung der Sehnsucht nach einer grausamen Witz. Vor allem aber lädt sind eine perfekte Ergänzung für schwebt das Produkt eines bekann- vergangenen Zeit sehen, wie sie in der Kurzfilm sein Publikum zum die Animationsfilme von Mariola ten japanischen Uhrenbauers vorbei den melancholischen Klängen von freien Assoziieren ein. In Sekunden- Brillowska. Die in Polen geborene und bietet sein detailreiches Innenle- Losoul zum Ausdruck kommt, der schnelle wechselt die Szenerie, als und in lebende Performe- ben in Großaufnahme dar. Außerdem mit seinem Song dem klassischen einzige Konstante steht im Mittel- rin, Zeichnerin, bildende Künstlerin, im Angebot: Hausfrauen in Morgen- Soul der 1960er-Jahre Referenz er- punkt die menschliche Hand, die in Theaterautorin und Professorin ist röcken, eine Fernsehansagerin mit weist. Das Konzept des Clips ist an- verwegenem Tempo immer neue mit ihren Filmen weniger im Genre Bienenkorbfrisur, verführerisch dererseits auf der Höhe der Zeit, weil Formen, Gestalten, Bedeutungen Musikvideo als in Galerien und bei glitzernde Schmuckstücke oder sich in der beständigen Wiederkehr annimmt. Videokunst-Festivals zu Hause. An Schwarz-Weiß-Aufnahmen der briti- einzelner Sequenzen und ihrer zum den vielen verschiedenen, sich in schen Königin Elizabeth II. in jungen Teil monotonen Wiederholung die Der Hintergrund dazu ist tiefschwarz, schneller Folge abwechselnden Jahren. In „Bloodsample“ erstehen Idee des Sampling spiegelt: Auch lichtlos und dunkel wie das ewige Einzelbildern von „The Lady Moon die 1950er- bis 1970er-Jahre wieder Losoul hat für „Bloodsample“ ein- All, von dem die Stimmen aus dem Turns Sulky“ haben 60 Studierende auf, aber die Bilder sind lange schon zelne Takte aus alten Jazz- und Off erzählen. Sie sind Teil von „The der Hochschule für Gestaltung (HfG) körnig geworden und haben sich Soul-Stücken gesampelt, sie ver- Lady Moon Turns Sulky“, des Tracks Offenbach unter der Leitung von verfärbt: Am Filmmaterial hat der vielfältigt und zu einem neuen Track von Vernon & Burns, die atmosphäri- Brillowska mitgearbeitet. Zahn der Zeit genagt. zusammen gesetzt.

20 21 15 16 I Have Seen The Zoo You Dancing

Better Than Musik: Luigi Archetti, Bo Wiget Musik: Funkstörung Regie: Luigi Archetti, Bo Wiget Regie: Zeitguised This Label: Rune Grammofon Label: K7 Records Produktion: Luigi Archetti, Bo Wiget Produktion: Zeitguised Jahr: 2006 Jahr: 2004 Dauer: 3‘41“ Dauer: 1‘

Wir sehen in einer Plansequenz, Zusammen haben sie das Stück In freier Wildbahn: Aus einer inner- der Clip selbst ist mit gerade mal also einer langen Einstellung ohne „I Have Seen You Dancing Better städtischen Brachfläche wird ein einer Minute ungewöhnlich kurz. Schnitte: zwei Männer in schwarzen Than This“ komponiert, den dazuge- Bassin, aus dem statt Delfinen nur Und doch steckt in dem knapp be- Anzügen vor einer weißen Wand. hörigen Clip konzipiert und in Szene Fischkutter auf- und wieder abtau- messenen Kurzfilm mehr als nur eine Einer spielt, tief über sein Instrument gesetzt. Zudem treten sie auch noch chen. Der Blick durch die Fenster- Bebilderung der schwelgerischen, gebeugt, elektrische Gitarre; der an- als Darsteller auf. Das ist außerge- front eines Lofts wird zum Blick in leicht atonalen, im Rechner bearbei- dere tanzt ausdrucksstark, wirbelt wöhnlich: Bei keinem anderen der ein Aquarium, in dem Flugzeuge teten Gitarrenklänge von Funkstö- herum, schleudert die Gliedmaßen auf dieser DVD versammelten Mu- statt Fische schwimmen. Und ein rung. „The Zoo“ gelingt dank dem hin und her. Wir hören: etwas ganz sikvideos liegen alle Verantwortlich- leerer Parkplatz gerät zur Koppel, Einsatz moderner Computer-Anima- Anderes. Nämlich ein rhythmusloses keiten in einer Hand, „I Have Seen auf der nicht ein Pferd, sondern ein tion eine Parabel auf das moderne Schaben und Kratzen, avantgardis- You Dancing Better Than This“ da- Sattelschlepper sich wiehernd auf- Leben. Das, erzählt uns der Film von tischen Lärm, dann wieder atmos- gegen wird von einem Gesamtkon- bäumt und Lokomotiven ein Ballett Mauler und Raap, wird auf den Men- phärisches Rauschen, eine verloren zept getragen. Indem die beiden aufführen. schen verzichten können. Dann aber vorbeihuschende Gitarre. Protagonisten sich ohne einen ein- werden die menschenleeren Stadt- zigen Schnitt abgefilmt haben, ver- Henrik Mauler und Jamie Raap, die landschaften nicht von den Tieren Die Diskrepanz zwischen Bild und mitteln sie ein Gefühl von Authen- gemeinsam in London die Videopro- zurückerobert, sondern von Maschi- Tonspur könnte nicht größer sein: tizität, das dann aber zerstört wird duktion Zeitguised betreiben, ge- nen. Die urbanen Räume, errichtet Die experimentelle Klangskulptur durch eine Musik, die nicht mit dem wannen mit „The Zoo“ im Jahr 2005 von und für den Menschen, werden kontrastieren Luigi Archetti und Bo visuellen Geschehen korrespondiert bei den 51. Internationalen Kurzfilm- von den Artefakten beherrscht: eine Wiget mit den ausgebrannten Ritua- und die noch dazu offensiv alle Kli- tagen in Oberhausen den MuVi-Preis technoide Utopie, in der allerdings – len der Rockmusik. Der in Zürich le- schees der populären Musik ablehnt. für das beste deutsche Musikvideo. glaubt man „The Zoo“ – endlich bende Italiener Archetti komponiert Eine einfache Brechung hätte noch Dabei ist nicht nur der Track des Ro- Friede sein wird. Am Schluss sprie- für Theater und Film, malt, performt ironisch verstanden werden können. senheimer Produzentenduos - ßen auf einer Mondfähre, mit der und hat in den zum Teil bekannten Dieser doppelte Bruch aber schafft störung, Vertretern der sogenannten einstmals der Mensch auf dem Erd- Bands Tiere der Nacht, Guru Guru Grundsätzliches: Er enttäuscht Er- Intelligent Dance Music (IDM), trabanten landete, viele kleine und Affront Perdu gespielt. Der wartungshaltungen und schleift ungewöhnlich für deren sonstiges Mondfähren – wie Blüten. Selbst Schweizer Wiget ist Cellist, Kompo- Sehgewohnheiten. Schaffen, da er vollkommen auf Pflanzen sind in dieser schönen nist, Improvisator und Performer. einen Rhythmus verzichtet. Auch neuen Welt nicht mehr nötig.

22 23  DJ präsentiert die maximale  Intelligent Dance  Lo-Fi beschreibt, das eher ne- Glossar Abkürzung von Disc Bildfläche mit allen agie- Music (IDM) Abkürzung von Low-Fide- bensächlich ist, aber die Jockey, der eine von ihm renden Personen. Die Genre der elektronischen lity und Gegensatz zu Spannung erhöht oder die zusammengestellte Aus- Panoramaeinstellung Musik, das sich durch die High Fidelity (engl.: „Hohe Handlung vorantreibt. Das  Bluescreen wahl an Songs einem zeigt eine Landschaft so Suche nach ungewohnten Klangtreue“, kurz: Hi-Fi), kann eine geheimnisvoller Die Bluescreen-Technik, Publikum präsentiert, bei- weiträumig, dass der Klängen, der Ablehnung einem Qualitätsstandard für Koffer, ein Geheimplan auch Blue Box-Technik spielsweise im Radio, in Mensch darin verschwin- von kommerziellen Pop- Audio-Wiedergabegeräte. oder eine Randfigur sein. genannt, ist ein Trickmisch- einer Diskothek oder bei dend klein ist. Klischees und der inno- Der Begriff bezeichnet Der berühmteste MacGuf- verfahren, bei dem Perso- einer Privatparty. Seit Ende vativen Verwendung Musik, die bewusst mit fin der Filmgeschichte ist nen nachträglich vor einen der 1970er-Jahre hat  Electroclash rhythmischer Muster aus billigem technischem wohl das Wörtchen „Rose- anderen Hintergrund ge- sich – durch HipHop und Musikrichtung, bei der Techno, Industrial oder Equipment aufgenommen bud“, das der Medien- setzt werden können. Techno – daraus ein kreati- Produktionsweisen der Drum & Bass auszeichnet. wurde oder die zumindest magnat Citizen Kane im Dieser enthält eine reale ver Beruf mit Berührungs- elektronischen Musik auf Einflussreiche Vertreter so klingt. Oft werden bei gleichnamigen Orson- Aufnahme oder eine Com- punkten zum Musikpro- Elemente des Punkrock sind etwa Aphex Twin den Aufnahmen Vierspur- Welles-Film auf seinem putergrafik. Dazu werden duzenten entwickelt. und des New Wave aus oder Mouse on Mars. Rekorder eingesetzt, um Sterbebett flüstert. die Darsteller/innen vor den späten 1970er-Jahren gängige Studio-Standards einem monochromen, tra-  Einstellungsgrößen treffen. Damit kombiniert Kameraperspektive zu unterlaufen und einen  MTV (Music Television) ditionell blauen Hintergrund In der Filmpraxis haben Electroclash ursprünglich Die gängigste Kamera- Gegenpol zu kommerzieller MTV ist ein US-amerikani- gefilmt, der als Platzhalter sich bestimmte Einstel- sich antagonistisch gegen- perspektive ist die Nor- Musik zu setzen. sches Fernsehnetzwerk für den gewünschten lungsgrößen durchgesetzt, überstehende Musikstile – malsicht. Sie fängt das der MTV Networks mit Hintergrund dient. Im An- die sich an dem im Bild hier Punk und New Wave, Geschehen in Augenhöhe  Loop Sitz in New York, das zum schluss werden die blauen sichtbaren Ausschnitt einer dort elektronische Tanz- der Handlungsfiguren ein Im frühen HipHop ent- Medienkonzern Viacom Anteile herausgefiltert und Person orientieren: Die musik. Künstler/innen, die und entspricht deren nor- wickelte Technik, bei der gehört. MTV ging im Au- die Personen so freige- Detailaufnahme umfasst diesem Stil zugeordnet maler perspektivischer ein DJ mit zwei identischen gust 1981 in den USA auf stellt. Danach werden der nur bestimmte Körperteile werden, sind etwa Pea- Wahrnehmung. Aus der Vinyl-Schallplatten auf Sendung. 1987 startete neue Hintergrundfilm und wie etwa die Augen oder ches und DJ Hell. Untersicht/Froschperspek- zwei Plattenspielern durch MTV Europe in London der freigestellte Vorder- Hände, die Großaufnahme tive aufgenommene Ob- geschicktes Hin- und Her- auch mit einem deutsch- grundfilm miteinander (engl.: close up) bildet den  HipHop jekte und Personen wirken schalten wiederholt diesel- sprachigen Programm. kombiniert. Kopf komplett oder leicht Aus den USA stammende oft mächtig oder gar be- ben, besonders tanzbaren Insgesamt gibt es mittler- angeschnitten ab, die Musik, die ihre Wurzeln drohlich, während die Auf- Takte hintereinander ab- weile weltweit mehr als  Break-Beat Naheinstellung erfasst den in der Funk- und Soulmu- sicht/Obersicht Personen spielt. Auch wenn Loops 30 regionale Versionen. Früher durch Loopen, Körper bis etwa zur Brust sik hat. Charakteristisch oft unbedeutend, klein mittlerweile problemlos im MTV begann als reine Ab- heute eher durch Sampling („Passfoto“). Der Sonderfall für diesen Stil sind Sprech- oder hilflos erscheinen Computer erstellt werden, spielstätte für Popclips und hintereinander geschnittene der Amerikanischen Ein- gesang (Rap) sowie das lässt. Die Vogelperspek- bleibt die Grundidee des war damit hauptverant- Rhythmusteile (Breaks), stellung zeigt eine Person Samplen, Mixen und tive kann Personen als Recyclings erhalten: das wortlich für die Entwicklung die als Grundlage für ein von der Hüfte an aufwärts Scratchen des DJs. einsam darstellen, ermög- Erschaffen neuer Pop- des Musikvideos als Kunst- Dance-Musikstück verwen- und ähnelt sehr der Halb- HipHop steht als Begriff licht in erster Linie aber songs aus dem Fundus form. Zuletzt ein Teenager- det werden. Mittlerweile naheinstellung, in der zudem auch für eine mit Übersicht und Distanz. der Popgeschichte. Programm mit Spielshows auch Oberbegriff für Gen- etwa zwei Drittel des Kör- der Musik verbundene Die Schrägsicht/gekippte und nur noch wenigen res, in denen Breakbeats pers zu sehen sind. Die Jugendkultur, deren Ele- Kamera evoziert einen  MacGuffin Musikanteilen, wechselt zum Einsatz kommen, wie Halbtotale erfasst eine Per- mente neben der Musik irrealen Eindruck und wird Von Alfred Hitchcock ge- MTV Anfang 2011 mit Drum & Bass, Jungle oder son komplett in ihrer Um- Breakdance und das häufig in Horrorfilmen ein- prägter Begriff, der ein Ele- seinem Hauptkanal ins 2Step. gebung und die Totale Malen von Graffitis sind. gesetzt. ment einer Filmhandlung Bezahlfernsehen.

24 25  Off-Erzähler/in/  Scratchen blikum nahe brachte. Zu Voice Over Von HipHop-DJs entwickel- den ersten Interpreten die- Literatur + Links Auf der Tonspur vermittelt te Technik, bei der die ses Stils zählt die britische eine Erzählerstimme Infor- Schallplatte mit aufgeleg- Band Portishead. mationen, die der Zuschau- tem Abnehmer rhythmisch Austerlitz, Saul: Money schaften zum Thema Frau- und systematische Be- ende zum besseren Ver- hin- und her bewegt wird,  UK Garage for Nothing. A History of enrollen im Musikvideo. trachtung der Phänomene ständnis der Geschichte so dass ein kratzendes Ein in England um die Jahr- the Music Video from the Musikfernsehen und Video- benötigt und die mitunter Geräusch entsteht. Der tausendwende entstande- Beatles to the White Stri- Keazor, Henry/Wübbena, clips/Musikvideos am Bei- auch Ereignisse zusammen- Plattenspieler wird so zum ne populäre Tanzmusik, die pes, London 2008. Ge- Thorsten: Video thrills the spiel von MTV und VIVA. fassen, die nicht im Bild zu Instrument. sich durch einen schnellen schichte des Musikvideos Radio Star. Musikvideos: sehen sind. Häufig tritt der/ Beat auszeichnet. UK Ga- von den 1960er-Jahren bis Geschichte, Themen, Ana- Links die Off-Erzähler/in als retro-  Techno rage entstand ursprünglich heute. lysen, Bielefeld 2007. Stan- www.youtube.com spektive Ich-Erzähler/in auf. Sammelbegriff für elektroni- aus House-Musik und dardwerk mit ausführlicher Die einfachste Möglichkeit, sche Tanzmusik, die seit wurde von britischen Pira- Bundeszentrale für poli- Geschichte und detailrei- fast jedes Musikvideo zu  Remix den frühen 1980er-Jahren tensendern und in der tische Bildung (Hrsg.): cher Materialsammlung finden. Die Neubearbeitung eines entstanden und oft von unabhängigen Londoner Aus Politik und Zeitge- zum Thema Musikvideo. Liedes, bei der ein Produ- schnellen, roboterhaften Clubszene erfunden und schichte: Jugendkultur. www.tape.tv, zent – im Gegensatz zur Beats und einem technoi- verbreitet. Bonn 2002 (vergriffen, Klett Verlag: Thema www.bunch.tv, Coverversion, wo ein Lied den Klangbild geprägt ist. abrufbar unter: http:// Musik. Videoclips. Themen- www.freshmilk.de, komplett neu eingespielt Unter diesen Oberbegriff  YouTube www.bpb.de/publikatio heft Klasse 5-10, Stuttgart www.popzoot.tv wird – die Bänder des Ori- fallen so verschiedene Stile Größtes Videoportal im In- nen/TIMUNR,0,0,Jugend 2007. Das Heft beschäftigt Internet-TV-Sender, die ginals neu abmischt. Re- wie der eher melodische ternet. Seit Februar 2005 kultur.html). Jugendkulturen sich mit den Beziehungen Musikvideos senden. mixe sind vor allem in der Trance, Hardcore Techno, kann jede/r Nutzer/in Filme werden gesellschaftlich und zwischen Musik und Me- Dance Music verbreitet, um einer härteren Version des einstellen und ansehen – zeitgeschichtlich eingeord- dien sowie der Funktion www.mtv.de, durch die Betonung von Techno, Minimal, der sich egal ob selbst gedreht net und problematisiert. von Musik. Ferner werden www.viva.tv rhythmischen Elementen durch minimalistische Ar- oder aus TV- und Filmaus- Techniken für Videoanalyse Deutschsprachige Websei- die Tanzbodentauglichkeit rangements auszeichnet schnitten zusammenge- Frieling, Rudolf/Herzo- und -interpretation vermit- ten der beiden wichtigsten zu verbessern. und eine Weiterentwicklung stellt. YouTube hat sich genrath, Wulf (Hrsg.): telt. Musikfernsehsender. des Detroit Techno ist, der zum wichtigsten Medium 40jahrevideokunst.de: Digi-  Sample/Sampling wiederum auf Elemente der für Musikvideos entwickelt. tales Erbe: Videokunst in Neumann-Braun, Klaus: www.mvdbase.com, Ein Sample ist ein Teil eines Funk- und House-Musik In Europa ist bislang je- Deutschland von 1963 bis Viva MTV! Popmusik im www.popzoot.tv/cliparchiv alten Liedes, der technisch zurückgreift. doch weitgehend unge- heute, Karlsruhe, Düssel- Fernsehen, Frankfurt/Main Datenbanken mit Infos zu isoliert wird und als Element klärt, wie die Urheber der dorf und andere Orte 2006. 1999. Das Musikfernsehen Bands, Regisseuren, Pro- eines neuen Stücks ver-  TripHop Musikstücke vergütet wer- Katalog zur gleichnamigen im Spannungsfeld zwi- duzenten von Musikvideos. wendet wird. Das können In den frühen 1990er-Jah- den sollen. Nachdem ein Ausstellung. schen Avantgarde und kaum noch identifizierbare, ren entstandener Musikstil, Lizenzvertrag zwischen Massenkultur. www.muvikon08.net weiter verarbeitete, einzelne der mit langsamen elektro- YouTube und dem deut- Helms, Dietrich/Phleps, Website zur Tagung „Re- Klänge sein, aber auch voll- nischen Beats, atmosphäri- schen Musikrechtever- Thomas (Hrsg.): Clipped Schmidt, Axel/Neumann- wind. Play. Fast Forward? ständige Refrains. Ein Groß- schen Samples alter Jazz- werter GEMA ausgelaufen Differences. Geschlechter- Braun, Klaus/Autenrieth, Zur Geschichte, Gegen- teil der modernen elektro- Aufnahmen und einer meist war, wurde bis Ende 2010 repräsentationen im Musik- Ulla: Viva MTV! reloaded. wart und Zukunft des Mu- nischen Musik – und damit weiblichen Gesangsstimme noch keine gemeinschaft- video, Bielefeld 2003. Musikfernsehen und Video- sikvideoclips“, die im der aktuellen Popmusik – die elektronische Musik liche Nachfolgelösung Beiträge aus den Musik-, clips crossmedial, Baden- Oktober 2008 in Frank- baut auf Samples auf. erstmals einem breiten Pu- gefunden. Kunst- und Kulturwissen- Baden 2009. Historische furt/Main stattfand.

26 27 Impressum

Die DVD-Edition „Zur Rettung der Pop- Lektorat: Luise Schmidt (bpb, studen- kultur. Experimentelle deutsche Musik- tische Mitarbeiterin) videos 2003-2007“ der Bundeszentrale Gestaltung und Layout: Susann Unger für politische Bildung entstand in Zu- Authoring: Oleg Stepanov sammenarbeit mit dem Goethe-Institut Druck, Vervielfältigung und Konfektio- und den Internationalen Kurzfilmtagen nierung: Interdisc GmbH Oberhausen. © 2010 Bundeszentrale für politische Herausgegeben von der Bundeszentrale Bildung, Goethe-Institut, Internationale für politische Bildung, Fachbereich Multi- Kurzfilmtage Oberhausen media, Thorsten Schilling (verantwortlich) Die Inhalte dieses Werkes sind urheber- rechtlich geschützt. Bitte beachten Sie Zusammenstellung: Lars Henrik Gass, die geltenden Urheberrechtsbestim- Detlef Gericke-Schönhagen, Katrin mungen. Willmann Redaktion: Katrin Willmann (bpb), Arbeitsblätter Kirsten Taylor Um auf die Arbeitsblätter zugreifen Texte: Thomas Winkler zu können, legen Sie die DVD bitte in Arbeitsblätter: Dr. Petra Anders einen Computer mit DVD-Laufwerk ein Redaktionelle Mitarbeit: Kirstin Weber und öffnen die im Ordner befindlichen (bpb, Volontärin) PDF-Dateien.