<<

SCHWERPUNKT GASTBEITRAG SCHWERPUNKT GASTBEITRAG

Der Eltzer Hof zu :zu Mainz: Ein OrtEltzer gerühmter Gastlichkeit Hof

Mainz wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert zum Zentrum des Lebensinteresses der Herren und Grafen zu Eltz. Dies drängt sich angesichts des Kurfürsten Philipp Carl zu Eltz (1732 bis 1743), seines Neffen Hugo Franz, mächtiger und reicher Dompropst zu Mainz (1746 bis 1779) und bedeutender Kunstsammler sowie vier weiterer Eltzer Domherren zu Mainz auf. 1742 bezog der Neffe des Kurfürsten, Anselm Kasimir, den Eltzer Hof an der Mittleren Bleiche, welcher 1774 durch den Ankauf den anschließenden Dalberger Hofs wesentlich erweitert wurde.

Abbildungen: 1. und 2. slomifoto, 3. Stadtarchiv Mainz BPSP_04492.93B Sammlung Bronner

Abbildung: Willen Associates Architekten WAA

dieser Landstrich im heutigen Kroatien über Mainz derartig Kurfürst Philipp Carl zu Eltz, Domprobst Hugo Franz zu Eltz, Außenansicht Eltzer Hof in der 20er Jahren aktiv und erfolgreich vermessen, entwickelt und kultiviert, dass der dortige Zentralort gelegentlich auch aner- Auch Goethe besuchte den Eltzer Hof Gesucht waren Orte, um Karrieren zu machen kennend als „Mainz an der Donau“ tituliert wurde. Der Eltzer Hof zu Mainz war im 18. Jahrhundert ein Ort Die ritterbürtige Familie zu Eltz, 1157 erstmals in einer Urkun- gerühmter Gastlichkeit. Zahllose Gäste, einschließlich aller de Kaiser Barbarossas erwähnt, lebte im Mittelalter mit drei Der Eltzer Hof fand nach 1801 seine Verwendung in der Mainzer Kurfürsten nach Philipp Carl besuchten dieses ihrer Stämme in einer sogenannten Ganerbengemeinschaft Mainzer Verwaltung und blieb, wie die meisten der Mainzer Haus. Unter anderem logierte dort der berühmte preußische gemeinsam auf Burg Eltz. Seit dem 16. Jahrhundert bezog Stadtpalais, in der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet. Reformator Herr von und zum Stein, der dort im August 1792 sie zunehmend Stadtpalais, im Rheinischen auch „Höfe“ ge- von Minister Johann Wolfgang von Goethe besucht wurde. nannt, unter anderem in , , Boppard, und Er fand erst viel später den Zugang zu den Herzen der Main- Zum Eltzer Hof und seiner Gastlichkeit gehörte noch ein Würzburg. Gesucht waren Residenzstädte und die Nähe der zer, nachdem er, 1944 kriegszerstört und dann als ein Veran- großer Ziergarten mit einem Gartenpalais außerhalb der Kurfürsten, Fürstbischöfe und anderer Potentaten. Dort war staltungshaus wiederaufgebaut, für lange Jahre der heißge- Stadtmauern von Mainz. der Ort, um Karrieren zu machen. liebte Zentralort der Mainzer Fastnacht war.

Die Familie Eltz behielt ihren Wohnsitz auch nach der Die Herren und Grafen zu Eltz waren bis 1700 und vor ihrer Dr. Graf Karl Eltz französischen Besatzung in Mainz. Mainzer Zeit ganz besonders eng mit dem Kurfürstentum Das kam ihr 1795 als Beleg zugute, dass sie nicht geflohen Trier verbunden, dessen Erbmarschall sie waren. Dort stell-

war, und ihr daher die bereits konfiszierte Burg Eltz zurücker- ten sie mit Johann Jakob einen seiner bedeutendsten Kur- slomifoto Foto: stattet wurde. Nachdem der Eltzer Hof von Truppen besetzt, fürsten, der den Erzstift Trier nach der wieder geplündert und zuletzt stark beschädigt wurde, verkaufte ihn katholisch machte und organisatorisch wie seelsorglich der Sohn von Anselm Kasimirs, Hugo Franz 1801 und zog neu aufstellte. Des Weiteren stellte die Familie Eltz mehr Dr. Karl Graf zu Eltz, mit seiner Familie in den Eltzer Hof zu Eltville, seit 1629 im als ein Dutzend Bischöfe, rund 80 weitere geistliche Berufe geb. 1948, ist seit dem Besitz der Familie. sowie Dutzende von anderen hohen Würdenträgern des Kur- Tod seines Vaters Johann fürstentums. Jakob im Jahre 2006 Chef Zu diesem Zeitpunkt war der letzte Kurfürst mit seinem Hof- der gräflichen Hauptlinie staat zuerst nach Aschaffenburg und dann nach Regens- Mainz an der Donau des Hauses Eltz mit Sitz auf Burg Eltz und Eltzer burg geflohen, und alle anderen adeligen Familien hatten die 1733 ermöglichte Kaiser Karl VI. dem Mainzer Kurfürsten Hof zu Eltville. Er ist verheiratet mit Sofia, geb. Stadt und ihre Höfe verlassen. Der Kurfürst ließ den berühm- Philipp Carl zu Eltz den Erwerb eines über 60.000 Hektar gro- Gräfin Schaffgotsch, und hat eine Tochter und drei ten Domschatz einschmelzen, um ihn nicht den Franzosen ßes Guts in Kroatien. Dies geschah aus Dankbarkeit für des- Söhne. Sein Berufsleben verbrachte er in der Wirt- übergeben zu müssen. Mainz war nach 1792 keine Residenz sen Verdienste um die Durchsetzung der sogenannten prag- schaftsprüfung und Beratung, zuletzt als Partner mehr, sondern zur französischen Garnisonstadt herabgesun- matischen Sanktion: Sie erlaubte der damaligen Erzherzogin von Ernst & Young, Frankfurt am Main. Seit 2008 ken. und späteren Kaiserin Maria Theresia – nota bene als Frau leitet er mit seiner Frau die Generalsanierung der und im Widerspruch zum damals gültigen Salischen Recht Burg Eltz und des Eltzer Hofs in Eltville. – das habsburgische Erbe anzutreten. In der Folge wurde

10 Ärzteblatt Rheinland-Pfalz | 1/2020 Ärzteblatt Rheinland-Pfalz | 1/2020 11 SCHWERPUNKT ELTZER HOF SCHWERPUNKT ELTZER HOF

Bauen – Öffentlichkeit – Demokratie Der Eltzer Hof im Wandel: Aus alt wird derzeit neu. Zweitens: Kammern als Selbstverwaltungseinrichtungen Wenn einen der Präsident einer befreundeten Kammer dem „privaten Verwaltungshandeln“ der Kammer, können eines Berufsstandes werden sich auf die Gesellschaft zube- anruft, noch dazu der Präsident der Landesärztekammer deshalb höchstens als „halböffentlich“ bezeichnet werden. wegen müssen. Also müssen sie die Öffentlichkeit suchen. Rheinland-Pfalz, und um einen Artikel im Landesärzteblatt Projektierte Wohnungen im Dachgeschoss begeht man über Nun versteht man eher die Aufforderung als „Architekt“ über bittet, mit der Überschrift „Öffentliches Bauen“ oder „Bauen einen Eingang in der Bauhofstraße. die Begriffe „Öffentlichkeit“, „Öffentliches Bauen“ und „de- für die Öffentlichkeit“ oder „Bauen in der Demokratie“, ist mokratisches Bauen nachzudenken. Vor allem darüber, wel- man erfreut, sogar etwas stolz – und geneigt, das schnell Öffentlichkeit ist der Bereich menschlichen Lebens, in dem che Ansprüche wir an öffentliche Orte in unserer gebauten zu erledigen. Menschen zusammenkommen, um Fragen und Probleme Umwelt zukünftig haben. zu besprechen, die in politischen Prozessen gelöst werden Nach dem Auflegen des Hörers legt sich still eine Nachdenk- sollen. Dazu muss der Zugang zu allen Informationsquellen lichkeit über den Angesprochenen. „Was will er wohl damit?“ und Medien frei sein, und die Informationen müssen frei „Öffentliches Bauen“ ist ein definierter Begriff – vornehmlich diskutiert werden können. Hier soll sich aus dem Vergabewesen. „Bauen für die Öffentlichkeit ist die Mehrheitsmeinung ungestört, unzen- wieder etwas anderes als „Öffentlichkeit bauen“. Und „Bau- siert und ohne andere Barrieren heraus- en in der Demokratie“ ist ein ganz besonderer Anspruch – bilden können. oder nicht? Könnte es nicht eher die Frage nach dem Ort und seinem Verhältnis zur Öffentlichkeit sein? Die besondere Qualität eines öffentlichen Ortes Die Landesärztekammer will sich strategisch verändern. Nun versteht man die Frage nach der Einer Veröffentlichung entnehme ich, dass sie sich in den „Öffentlichkeit“ oder „dem Bauen in der inneren Zirkel diverser Fachministerien zwischen Großer Demokratie“ besser. Man will erkennbar Bleiche und Mittlerer Bleiche entwickeln will. Ausgesuchtes eine besondere Qualität eines öffentli- Quartier und Objekt ist der Bestand des „Eltzer Hofes“ in chen Ortes schaffen, die erst durch die Mainz, ein im 18. Jahrhundert errichtetes barockes Stadt- Neuplanung entstehen kann. Zunächst palais des Adels, ein sogenannter „Stadtbaustein“, bislang scheint es sich bei einer Kammer ja eher vornehmlich Adresse des Landesmuseums Rheinland-Pfalz und Übergangsdomizil des wegen Sanierung und Umbau geschlossenen Landtages. Was der zweite Weltkrieg 1945 übrig ließ, wurde in den Nachkriegsjahren mit den Mitteln und Möglichkeiten der Zeit wiederaufgebaut.

Abbruch und Umbau als Option Schaut man sich den Grundriss des zur ärztekammerlichen Nutzung vorgesehenen Bereiches an, stellt man fest, dass es sich lediglich im Außenwandbereich um barocken Bestand handelt, der teilweise historisierend ergänzt wurde. Auf den Bestandsplänen erkennt man weiter einen „modernen“ Aus- bau aus der Zeit, der unter anderem der versteckt liegenden Veranstaltungshalle der „Liedertafel“ Ort und Heimat bot. Abbildungen: Willen Associates Architekten WAA Abbildungen: Willen Associates Architekten Abbruch und Umbau als Option belassen in den Außenflü- geln den Bestand, bemühen aber im Innern eine Entkernung um einen „closed shop“ zu handeln, einer selbstverwalten- Gebaute Umwelt entscheidet über Wohlfühl-Faktor beziehungsweise Teilentkernung mit anschließendem, zeit- den Einrichtung als Körperschaft des öffentlichen Rechts. Der vor wenigen Jahren verstorbene Architekturjournalist gemäßen Ausbau. Der Hauptzugang, immer ein wesentli- der ZEIT, Manfred Sack, traf des Pudels Kern exakt, als er ches Zeichen des Wechsels von öffentlichem Raum in die Zwei Aspekte drängen sich auf: sagte: „Was der Architekt (und ich ergänze hier: ... und sein Teilöffentlichkeit einer teilöffentlichen Nutzung, erfolgt von Bauherr) zustande bringt, geschieht immer öffentlich und der Mittleren Bleiche. Über einen Nebeneingang kann man Erstens: Der Begriff des „Öffentlichen“ ist im Wandel be- berührt die Allgemeinheit “ (Publikation 1994, BDA im Land die Kammer auch vom Hof des Landesmuseums aus errei- griffen. Der Begriff des öffentlichen Raumes weitet sich zu- Bremen „Wie entsteht gute Architektur?“. Dieser klare Kern- chen. Ein offener Innenhof von fast 500 Quadratmetern Flä- nehmend auf private Projekte aus. Gleichwohl droht gerade satz bezieht alles mit ein: Das Grundgesetz, die Gemein- che ist Kontaktfläche, lässt Freiluftveranstaltungen zu und dadurch eine Einschränkung, - bieten vermeintlich „öffent- wohlverpflichtung, das Bauen in einer Demokratie ... Gebau- stellt im Wesentlichen im Zusammenhang mit dem Foyer liche Orte“ doch nur noch Raum für eine ausgewählte Teil- te Umwelt entscheidet (mit) darüber, dass sich Menschen an die Fläche für „Öffentliches“ dar. Die Obergeschosse dienen öffentlichkeit. ihrem Ort, in ihrer Stadt wohlfühlen - oder nicht.

12 Ärzteblatt Rheinland-Pfalz | 1/2020 1., 2. und 4. Reihe: Engelmohr Fotos Ärzteblatt Rheinland-Pfalz | 1/2020 13 SCHWERPUNKT ELTZER HOF SCHWERPUNKT ELTZER HOF

Nun fragt man sich, wie ein Bestandsgebäude, das von au- Architektur und Moral Das „neue“ Deutschland stellte sich der Welt vor. Günther damit ein durchaus gesellschaftsbestimmendes und gesell- ßen möglichst wenig angetastet werden soll, nur nach innen Die Verbindung von Architektur und Moral (siehe Bauhaus- Behnischs Plenarsaal des Bundestages als Ersatz für den schaftsfestigendes Element. gerichtet „Öffentliches“ oder gar „Demokratisches“ vermit- jahr 2019) entwickelte sich erst mit dem Aufkommen der 1949 errichteten Plenarsaal Hans Schwipperts, der ein Pro- teln kann. Moderne in den 1920er Jahren. Ehrlichkeit, Wahrheit der visorium darstellte, folgte. Behnischs Neubau galt fortan als In Kammern sind die Mitglieder und die von ihnen gewähl- Konstruktion, Wahrheit des Materials, Zweckmäßigkeit, „Musterbau“, Behnisch wurde der „Baumeister der Demokra- te Vertreterversammlung der Souverän. Diesen Anspruch Öffentlichkeit als demokratisches Prinzip Funktionalität, Standardisierung, Demokratisierung, Licht, tie“ und „Verfechter des demokratischen Bauens ohne jede umzusetzen bedarf es mündiger Vertreter, die die Bedeut- In der deutschen Sprache tritt Öffentlichkeit als Ausdruck Luft und Sonne, Transparenz – alles Begriffe, an die wir im Status- und Machtsymbolik“. samkeit ihrer Funktion begreifen und bereit sind, Akteure der für ein bürgerliches Bestreben ab dem späten 17. Jahrhun- Bauhausjahr 2019 umfänglich erinnert wurden. selbstverwaltenden Kollegenschaft zu sein. Sie vermitteln dert zunächst in Literatur- sowie kunstkritischen Kreisen Transparenz, Offenheit, Durchlässigkeit zusammen mit der Geschäftsstelle, Vorstand und Präsidi- bei Treffen und in Veröffentlichungen zutage. Ab Mitte des Unterbrochen durch das nicht ganz tausendjährige Reich Die Festlegung „demokratischer Architektur“ verengte sich um, das demokratische Prinzip, das ein Gebäude mit seiner 18. Jahrhunderts wurden Themen der öffentlichen Debatte baute man nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst wieder auf wenige Begriffe wie Transparenz, Offenheit, Durchlässig- eigenen Sprache unterstützen kann. Architektur ist im be- durch den Einfluss der Aufklärung zunehmend politischer auf. Konrad Adenauer zog in das Palais Schaumburg und keit oder Zugänglichkeit. Das besagt: Es soll keine Schwel- sten Sinn Kommunikation! und sozialkritischer. Theater, Salons, Kaffeehäuser, Lesege- der dem Werkbund verpflichtete Theodor Heuss in die Vil- lenangst aufkommen. Es soll ein Milieu der Kommunikation sellschaften (und Freimaurerlogen) waren Orte dieser neuen la Hammerschmidt. Nichts mit demokratischer Architektur! und der zwanglosen Begegnung erzeugt werden. Ein „Werk- Es ist schon eine aussagekräftige Entscheidung, wenn Öffentlichkeit. Die Öffentlichkeit von möglichst vielen Ereig- Ansonsten viel Banales und Wirtschaftswunder. stattcharakter der Demokratie“. Vieles ist diesen Gedanken man die Markenbildung an einem bevorzugten Standort in nissen ist deshalb ein demokratisches Prinzip. folgend in den letzten Jahren gebaut worden. Erkenntnis der günstigen wie wertvollen Rettung eines ge-

Fotos: diegograndi, jeff gynane, g215 / stock.adobe.com schichtsträchtigen Baubestandes mit Blick auf einen sen- Dabei ist der Begriff „demokrati- siblen Weiterbau bestehender Strukturen im Innern betreibt sche Architektur“ ein bundesdeut- und dabei zwischen Respekt vor dem Alten, dem bewussten sches Phänomen, wie Norbert Borr- Abstand oder der „Kunst der Fuge“ einerseits und dem – fu- man in „Sezession 60-Juni 2014“ genlosen – unbekümmerten Umgang mit der alten Substanz schreibt, das in dieser Form in an- operieren und transformieren will. deren Ländern nicht vorzufinden sei. Er meint, sie sei ein Kind der Jede gebaute Umgebung hat eine BRD-Gesellschaft. Der unausge- gesellschaftliche Wirkung sprochene Antrieb dürfte der sein, Das ist richtig verstandene „Öffentlichkeit“ und sicher auch dass man aller Welt zeigen möchte, ein demokratisches Prinzip. In den zwanziger Jahren ha- wie man nach erfolgtem „Lernpro- ben die Architekten der Avantgarde gemeint, die Architektur zess“ aus der Geschichte jetzt alles könne dazu beitragen, die Gesellschaft zu verändern. Heute richtig macht. macht man sich darüber lustig. Doch jede gebaute Umge- bung hat eine gesellschaftliche Wirkung. Nur eben, so könn- te man ergänzen, nicht immer die, die von ihren Urhebern Capitol in Washington D.C., House of Parliament London, Olympiagelände München Nun: Kann Architektur demokra- geplant war. tisch sein? Architektur kann abwei- Offenheit, Transparenz, das Nichthierarchische – mit diesen Peter Conradi, SPD-Baupolitiker, nannte es einmal „Verei- send oder einladend, gut oder schlecht, traditionsgebunden Der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz sei ein offensiver Schlagworten wird eine daraus gefolgerte „demokratische“ nigte Hüttenwerke“. Der Bundestagsabgeordnete und spä- oder modern, entortet oder verortet sein, aber demokratisch? Umgang mit der „Öffentlichkeit“ – auch in einem ehrwürdi- Architektur belegt. Werden diese Vorgaben umgesetzt, so tere Senator für Wissenschaft und Kunst in Berlin, Adolf gen Bestandsgebäude – gewünscht, ohne dass sich die Ar- ergibt sich für das demokratische Bauen fast zwangsläufig Arndt, Jurist und Nicht-Architekt, hielt 1960 in der Akademie Ist Glas transparent? chitektur im geschilderten Sinne als „demokratisch“ gerieren eine Formensprache: die der Moderne. Das scheint im Be- der Künste in Berlin eine denkwürdige Rede mit dem Titel Glas wurde das verordnete Material für Öffentlichkeit und muss. Möge das eintreten, was die Urheber planten. sonderen eine Frage zu sein, die sich die Landesärztekam- „Demokratie als Bauherr“, die große Resonanz fand. für Demokratie. Ist Glas aber wirklich transparent, vermittelt mer beantworten möchte. es inneres und äußeres Geschehen? Kann Glas nicht auch Gerold Reker Arndt verwies auf die Schwierigkeit, dem Gedanken der verschleiern, indem es Offenheit suggeriert, die gar nicht da Präsident der Architekten- Demokratie ist (viel) älter als die Moderne. Im klassischen Demokratie architektonisch Gestalt zu verleihen. Parlamenta- ist (siehe DB-Turm am Potsdamer Platz in Berlin, der nur am kammer Rheinland-Pfalz Griechenland wurde weder modern noch „demokratisch“ ge- rier und Behörden hätten eben weniger klare Vorstellungen als Abend –beleuchtet – transparent – aber leer ist)? Ist dunk- baut. Dennoch entwickelte man dort die Grundlagen der De- ehedem Fürsten und Bischöfe. Er nahm optimistisch an, dass les Glas in Wirklichkeit nicht abschottender als Stein? mokratie wie die der abendländischen Baukunst. Demzufol- demokratische Verhältnisse mittels Architektur positiv abge- ge ist es richtig, dass die ersten neuzeitlichen Demokratien bildet werden könnten. Als Nichtfachmann konnte er sich es Der Bürger, der in der „Öffentlichkeit“ zuhause ist, sucht sie auf die eine klassische Formensprache zurückgriffen. Das leisten, auf konkrete Formvorstellungen zu verzichten ... nicht unbedingt - eine „demokratische Architektur“. Er sucht Kapitol in Washington ist nicht „transparent“, sondern klas- eine, die ihn anspricht und mit der er sich identifizieren kann. sizistisch. Auch die französische Revolutionsarchitektur: Allerdings sprach Arndt davon, dass die Architektur in der

klassizistisch, hierarchisch, monumental – keinesfalls trans- Demokratie neben Mitmenschlichkeit auch Durchsichtigkeit Architektur ist im besten Sinn Kommunikation Schäfer Kristina Foto: parent. Ebenso kann sich die Demokratie für das „finstere“ und Zugänglichkeit ausdrücken solle. Das löste eine Kern- Das Gebäude einer Kammer kann Emsigkeit und Sparsam- Mittelalter entscheiden: siehe das neugotische (demokrati- zündung aus. keit oder Großzügigkeit und Weitläufigkeit vermitteln, es sche) House of Parliament in London. kann aber auch das Selbstverständnis eines Berufsstandes Ein besonderes Ereignis in diesem Zusammenhang waren die herauskehren. Dieser Abbildungsfunktion kann man sich olympischen Spiele in München 1972 von Behnisch&Partner, nicht entziehen. Die gewählte oder sich noch ergebende Ge- Auer und Weber, Frei Otto, Grzimek, Lutz u.a.. stalt ist ein Signal für den repräsentierten Berufsstand und

14 Ärzteblatt Rheinland-Pfalz | 1/2020 Ärzteblatt Rheinland-Pfalz | 1/2020 15 SCHWERPUNKT ELTZER HOF SCHWERPUNKT ELTZER HOF

Künftig Tür an Tür: Auf gute Nachbarschaft! Landesärztekammer Rheinland-Pfalz und das Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) werden Nachbarn in einem einzigartigen Barock-Ensemble.

Für viele Touristen, die Mainz besuchen, sind neben den präg- Das im Seitenflügel gelegene Wohnhaus diente immer wie- nanten Kirchenbauten wie etwa dem Dom oder St. Stephan der als Gästehaus der Kurfürsten und später der französi- und dem in der Altstadt gelegenen pittoresken Kirschgarten schen Administration. So residierte hier auch der französi- vor allem die zahlreichen Adelshöfe ein beliebtes Fotomotiv. sche Außenminister Talleyrand während des Aufenthalts Als erste Adelsresidenz des Mainzer Barock entstand übri- von Napoleon in Mainz im Jahre 1806. gens der Schönborner Hof, erbaut zwischen 1668 und 1670, direkt am Schillerplatz; hier ist heute das „Maison francais“ Bereits mit dem Ende des Kurfürstlichen Staates 1792 wur- untergebracht. de der kurfürstliche Marstall zweckentfremdet. Von 1793 bis 1833 diente das Gebäude immer mal wieder als Theater, Stadtpalais als repräsentativer Familiensitz der Betrieb wurde erst mit der Fertigstellung des heutigen Damals residierten in Mainz viele adlige Familien, obwohl Staatstheaters eingestellt. sie ihren Stammsitz meist außerhalb der Stadt hatten. Was sie also brauchten, war ein repräsentativer Familiensitz, ein Mainzer Liedertafel ist vielen in Erinnerung Adelshof, eine Residenz – heute gerne auch als Stadtpalais Übrigens war im Eltzer Hof ebenfalls ein Konzertsaal unter- bezeichnet. gebracht. Gebaut wurde er zwischen 1965 und 1970 als Ver- anstaltungshaus für die Mainzer Liedertafel, die allerdings Eine dieser Adelsresidenzen ist der Eltzer Hof, erbaut wurde schon nach wenigen Jahren ihr Vorhaben aus finanziellen er zwischen 1732 und 1743. In unmittelbarer Nachbarschaft Gründen einstellen musste. Genutzt wurde es seitdem als entstand damals der Dalberg-Hammelburger Hof, zunächst Kongress- und Konzerthaus, in dem auch zahlreiche Fast- auch Wamboldter Hof genannt; es war bereits der dritte Hof nachtssitzungen stattfanden, bis es 2004 endgültig ge-

der Freiherren von Dalberg in Mainz und lag in der Mittleren schlossen werden musste. GDKE — Landesmuseum Mainz, U. Rudischer Foto: Bleiche. 1774 übernahmen schließlich die Grafen von Eltz das Anwesen Dalberg-Hammelburger Hof und fassten es Barockes Quartier: das Ensemble Marstall und Eltzer Hof Landesmuseum: ein Ort der Begegnung mit dem benachbarten Eltzer Hof zusammen. Seitdem ist Inzwischen gilt das gesamte Ensemble, also kurfürstlicher Wer mag, kann vorher oder zwischendrin die aktuelle Aus- Seien Sie willkommen im Landesmuseum Mainz. Es gibt viel auch von den Eltzer Höfen die Rede. Noch im August 1792 Marstall und Eltzer Hof, als herausragende Denkmalzone mit stellung im Landesmuseum besuchen oder sich die zahl- zu erzählen. Ich freue mich schon jetzt auf viele Begegnun- besuchte Minister Johann Wolfgang von Goethe den preußi- einer besonderen städtebaulichen Wirkung und Bedeutung, reichen Sammlungen und Dauerpräsentationen anschauen gen mit Ihnen. schen Beamten vom und zum Stein, der dort logierte. denn in ganz Mainz gibt es kein vergleichbares komplett er- und anschließend im Innenhof oder im Museumscafé weiter haltenes barockes Quartier mehr zu bewundern. plauschen. Das Landesmuseum ist der passende Ort, um Thomas Metz Als Nachbargebäude wurde zwischen 1766 und 1767 der sich zu begegnen und sich zu unterhalten – über Kunst und Generaldirektor kurfürstliche Marstall gebaut. Heute befindet sich in dem Als vor wenigen Jahren die Entscheidung fiel, den Mainzer Kultur, über Politik und Gesellschaft, über die historischen der Generaldirektion Gebäude, dessen Hauptfront an der Straße „Große Bleiche“ Landtag umzubauen, zog das rheinland-pfälzische Parla- Wurzeln des Eltzer Hofs und des kurfürstlichen Marstalls. Kulturelles Erbe liegt, das Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kultu- ment, samt seines Plenarsaals, übergangsweise ins Landes- Rheinland-Pfalz (GDKE) relles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE). museum. Genutzt wird dafür ein Teil der Steinhalle. Hier wer- Umrahmt von historischen Mauern, die so viel zu erzählen den die wichtigsten Steindenkmäler des römischen Mogon- hätten, über Theaterstücke, die hier einst aufgeführt wurden, Spanische Hofreitschule als Vorbild für den Mainzer tiacum gezeigt, einer Sammlung, die zu einer der wichtigsten über Regimenter, die stationiert waren, über Reitausbildun- Marstall ihrer Art in Europa gehört. gen und kaiserliche Besuche, über Paganini, der hier auftrat,

Vorbild für die kurfürstliche Reithalle in Mainz war die Spani- oder über die Ära der Kurfürsten in Mainz, als hier europä- Reuther Foto: sche Hofreitschule in Wien, die dem Vernehmen nach sogar Längst hat sich das Landesmuseum nicht nur dank seiner ische Geschichte geschrieben wurde. Angefangen mit Erzbi- breiter sein soll als ihr Vorbild in Wien. Als Symbol wurde herausragenden Ausstellungen als Ort der kulturellen Be- schof Willigis, der Reichserzkanzler des Heiligen Römischen 1769 die überlebensgroße Figur eines vergoldeten Pferdes gegnung etabliert. Ein außergewöhnlicher Anlass bietet sich Reiches war, und Stellvertreter des Papstes, der den Mainzer auf dem Dach über dem Haupteingang aufgestellt. Das jeweils am dritten Dienstag im Monat, wenn Landesmuse- Dom erbaute, der so groß war, dass damals alle Bürger der Pferd zeigt die typische Position einer Dressurübung der um und Mainzer Weinsalon in den beschaulichen Innenhof Stadt in ihm Platz gefunden hätten. Mainz war gerade im Mit- klassischen Reitschule, die auch in Wien praktiziert wurde. einladen. Ein beliebter Treffpunkt für Landtagsabgeordnete, telalter von herausragender Bedeutung. Ein Thema, das auch So entstand auch der Name Golden-Ross-Kaserne. Bis 1804 Museumsbesucher, Touristen, Nachbarn, Mainzerinnen und in der kommenden Ausstellung „Die Kaiser und die Säulen wurde die Reithalle vom französischen Militärkommandan- Mainzer, die sich gerne beim Gläschen Wein unterhalten. ihrer Macht“ ab September 2020 im Landesmuseum Mainz ten beansprucht und für die militärische Reitausbildung Viele weitere kulturelle Veranstaltungsformate runden das eine große Rolle spielen wird. genutzt. Angebot ab.

16 Ärzteblatt Rheinland-Pfalz | 1/2020 Ärzteblatt Rheinland-Pfalz | 1/2020 17 SCHWERPUNKT ELTZER HOF SCHWERPUNKT ELTZER HOF

Akademie für ärztliche Fortbildung freut sich auf moderne Veranstaltungstechnik

Ärztliche Fortbildung ist ein immanenter Bestandteil ärzt- licher Tätigkeit und gehört zum ärztlichen Selbstverständ- Abbildung: Willen Associates Architekten WAA Abbildung: Willen Associates Architekten Foto: Alexandra Repp Alexandra Foto: nis und zur ärztlichen Berufspflicht. Ziel der ärztlichen Fortbildung ist eine kontinuierliche Verbesserung der Ver- Eltzer Hof wird in einem erlebbar neuen und sorgungsqualität und -sicherheit für die Patienten. Die Möglichkeit für die Akademie, zusammen mit der Lan-

zeitgemäßen Gesicht erstrahlen desärztekammer in den Eltzer Hof umziehen zu können und Engelmohr Fotos: das dort geplante Kongress- und Fortbildungszentrum zu Univ.-Prof. Dr. Dipl.-Ing. Prof. Dr. Achim Heintz Architektur ist oft ein Suchen und Experimentieren. Es gilt, das Wesen eines Ortes zu erfassen. Träume zu verwirklichen, nutzen, ist ein großer Glücksfall. Stephan Letzel sich aber auch auf die Herausforderung des immer wieder Neuen und Einmaligen einzulassen.

Bereits in der frühen Konzeptionsphase einer Aufgaben- penetrieren. Dies mit nachhaltigen Baumaterialien, die eine Fortbildung mit Innovation Seite an Seite: Bereicherung mit moderner stellung begegnen wir dieser interdisziplinär und formulie- harmonische und gesunde Arbeitsatmosphäre schaffen Es ergeben sich so ganz neue Möglich- Kammer und Fortbildung Veranstaltungstechnik ren einen Leitfaden, der die Projekte durchgängig über den für Menschen, die sich mit ihrer Umgebung identifizieren keiten und Perspektiven, um die ärzt- Die ersten eigenen Räume bezog die In den aktuellen Räumlichkeiten der gesamten Planungsablauf begleitet. Dieser rote Faden be- können. So werden optimale repräsentative Arbeitswelten liche Fortbildung in Rheinland-Pfalz Akademie 1974 in Mainz-Weisenau. Akademie für Ärztliche Fortbildung in schreibt die Basis für unser Gestaltungskonzept. geschaffen, die für Schulungen, Gastvorlesungen, Veranstal- noch besser zu positionieren sowie Nur zwei Jahre später wechselte die Mainz können solche Angebote der- tungen und dergleichen, multifunktionale und flexible Nut- an die Bedarfe einer modernen und Akademie an den Mainzer Deutsch- zeit nur mit großem Aufwand stattfin- Für eine lebenswerte Architektur zungen bereitstellen – eine Bauweise, die das sogenannte innovativen ärztlichen Fortbildung an- hausplatz, und somit in direkte Nach- den. Im neuen Domizil, dem Eltzer Hof, Wir beziehen das Innenleben der Räume und Umgebung im- „sick-building-syndrom“ vermeidet. zupassen. barschaft zur Landesärztekammer. wird moderne Veranstaltungstechnik mer mit ein; so werden viele Objekte inzwischen „Löffelfer- 1993 schließlich stand ein weiterer eine Bereicherung sein und vieles er- tig“ geplant. Unser architektonisch-philosophischer Ansatz Der architektonische Entwurf und die Planung zeigen auf, Das Angebot der Akademie wächst Umzug an. Diesmal nach Mainz-Mom- leichtern. ist: Wir denken grün und ganzheitlich und beweisen dabei wie der Eltzer Hof als lebendiger Stadtbaustein rückgewon- stetig und entwickelt sich permanent bach. Sechs Jahre später wurden die immer wieder aufs Neue, dass Funktionalität, ökologisches nen wird. Unter Beibehaltung der historisch gesetzten Au- fort. Im zu Ende gehenden Jahr hat Räumlichkeiten am Deutschhaus- Wir hoffen, dass der Zeitplan für den Bauen und formvollendetes Design nicht im Gegensatz zu- ßenfassaden und unter behutsamer Bestandserhaltung wird die Akademie 63 Kurse mit etwa 2.200 platz wieder frei, weil die ehemalige Umbau des Eltzer Hofes eingehalten einanderstehen, sondern sich gegenseitig ergänzen. So ent- das Ensemble zum breiten Nutzen Dritter auch in seinem Teilnehmern organisiert. Mit ihren bis- SPD-Fraktion in das neue Abgeord- werden kann und wir Sie spätestens steht in unseren Augen eine aufregende und für uns Men- Inneren mit einem erlebbar neuen und zeitgemäßen Gesicht herigen Räumen stößt die Akademie netenhaus ziehen konnte. Die Folge: zum 50-jährigen Geburtstag der Aka- schen lebenswerte Architektur. erstrahlen. hierbei oft an ihre Grenzen. Räumlich- Die Akademie konnte wieder an die demie für Ärztliche Fortbildung im keiten müssen aber mit der wachsen- Seite der Landesärztekammer in den Jahr 2022 dort in unseren neuen Wir zeichnen ebenso erfolgreich für den Bereich Bauen im Neuinterpretationen mit barockem Hintergrund den Nachfrage Schritt halten können, Deutschhausplatz einziehen. Räumlichkeiten begrüßen können. Bis Bestand – insbesondere bei denkmalgeschützten Bauwer- Insbesondere durch die Freimachung des momentan zu fast um dem medizinischen Fortschritt mit dahin werden wir selbstverständlich ken –, dies stets unter der Prämisse des Bauens unter nach- 100 Prozent überbauten Innenbereichs gewinnt die Planung modernen didaktischen Anforderun- In den vergangenen Jahren und Jahr- alles unternehmen, um Ihnen auch un- haltigen, ökologischen Gesichtspunkten. hier erstmals eine über 400 Quadratmeter große Innenfläche gen gerecht zu werden. zehnten haben sich die Inhalte der ter den aktuellen Rahmenbedingungen zurück. Angelehnt an die barocken Gestaltungsansätze soll Fortbildungen der Akademie kontinu- eine qualitativ hochwertige ärztliche Wir begegnen architektonischen Aufgaben interdisziplinär auch in der Neuinterpretation des Eltzer Hofs der Einsatz Die Akademie für ärztliche Fortbildung ierlich weiterentwickelt und sich die Fortbildung anzubieten. und formulieren einen Leitfaden, der die Projekte durchgän- von Spiegelflächen eine bedeutende Rolle spielen. wurde im Jahr 1972 gegründet. Am Fortbildungsangebote analog zum gig über den gesamten Planungsablauf begleitet und dies 22. Juli 1972 unterschrieben Prof. Dr. rasanten Fortschritt in der Medizin bereits in frühen Konzeptionsphasen. Dieser Leitfaden be- Das Konzept sieht vor, Gemeinschaftsräume zu schaffen, Walter Kreienberg, der langjährige Prä- zahlenmäßig vervielfacht. Zudem Univ.-Prof. Dr. Dipl.-Ing. Stephan Letzel schreibt die Basis für das Gestaltungskonzept unserer Ar- die als Plattform und Basis für den Austausch untereinander sident der Landesärztekammer und ist ein deutlicher Wandel der didakti- Kommissarischer Direktor der chitektur – vom Gesamten bis ins Detail, vom Großen bis ins fungieren – als Kommunikationsräume. Sie gestalten sich erster Vorsitzender des Kuratoriums schen Konzepte zu beobachten. Wäh- Akademie für ärztliche Fortbildung Kleine – maßstabsgetreu. Unsere Arbeit endet nicht mit der individuell, ungebunden und unabhängig. Das architektoni- der Akademie, die damaligen Vorsit- rend früher der Frontalunterricht das Planung: Wir planen ganzheitlich. sche Konzept bezieht in den jeweiligen Nutzerbereichen Cof- zenden der vier Bezirksärztekammern dominierende Lehrformat darstellte, Prof. Dr. Achim Heintz fee-Points, Küche und im Außenbereich Terrassen mit in die und die damals noch vier Kassenärztli- haben sich mittlerweile zunehmend Designierter Direktor der Akademie Ganzheitlicher, sensibler Ansatz für den Eltzer Hof Planung ein – eine Schnittstelle zur gemeinsamen Nutzung chen Vereinigungen in Rheinland-Pfalz neben dem klassischen Frontalunter- für ärztliche Fortbildung Dieser ganzheitliche Ansatz liegt auch der vorliegenden Pla- und für einen kommunikativen Austausch. die Stiftungsurkunde. Von 1972 bis richt interaktive Fortbildungsangebote nung und Revitalisierung des Eltzer Hofs zugrunde – eine 1976 war dann Prof. Dr. Rolf Krebs der in kleineren Gruppen – möglichst in Architektur, die sensibel auf die historische Substanz ein- Jürgen C.B. Willen erste wissenschaftliche Direktor der Kombination mit praktischen Übungen geht, diese interpretiert und in Teilen reflektiert, ohne sie zu Dipl.-Ing. Architekt BDA, Willen Associates Architekten WAA Akademie. – bewährt.

18 Ärzteblatt Rheinland-Pfalz | 1/2020 Ärzteblatt Rheinland-Pfalz | 1/2020 19 SCHWERPUNKT ELTZER HOF

Dauerhaftes Domizil für die Bezirksärztekammer Rheinhessen

Mit Umzügen ist die Bezirksärztekammer bestens vertraut. toben“: So wurde die Brandmauer zwischen zwei Gebäuden Schon oft musste sie in den vergangenen Jahrzehnten ein durchbrochen, ein internes Treppenhaus eingebaut und Sit- neues Quartier beziehen. zungsräume geschaffen.

In den 70er Jahren waren die heutigen Räume des Schlich- Um nicht aus der Übung zu kommen, steht nun der nächste tungsausschusses der Landesärztekammer im Gebäude Umzug an: Künftig werden wir mit dem Eltzer Hof ein so- Deutschhausplatz 3 das Domizil der Bezirksärztekammer wohl funktionales als auch repräsentatives Gebäude haben, Rheinhessen. Als diese Räume zu klein wurden, erfolgte der das als Haus der Ärzteschaft seinen Namen auch wirklich Umzug an den 117er Ehrenhof 3A ins erste Obergeschoss. verdient.

Mitte der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts stellte Mit der jetzt anstehenden Planung der Innenarchitektur war- sich erneut die Frage nach geeigneten, größeren Büroräu- ten noch viele Aufgaben auf uns. Herrn Wolleks initiale Arbeit men. Zwischenzeitlich befanden sich auch die Räume und wird jetzt in hervorragender Weise durch seine Nachfolgerin, die Ausstattung der Bezirksärztekammer Rheinhessen in ei- Tina Reiniger, fortgesetzt, die sich während ihrer Dienstzeit nem bedauernswerten Zustand, da die damalige Geschäfts- hoffentlich nur mit diesem einen Umzug beschäftigen muss. führung es über lange Zeit versäumt hatte, entsprechende Danken möchte ich auch meiner Mitarbeiterin Silvia Kissel Investitionen vorzunehmen. für ihr außerordentliches Engagement in Sachen Neubau.

Enormer Modernisierungsbedarf Mitte der 90er Entscheidung für den Eltzer Hof ist richtig Als ich Mitte der 90er Jahre Vorsitzender der Bezirksärzte- Wir sind sicher, dass die Entscheidung für den Eltzer Hof kammer Rheinhessen wurde, fand ich Räumlichkeiten mit die richtige war. Mit dem Kauf des Gebäudes durch die völlig verschlissenem Teppichboden, defekten Schreibti- Bayerische Ärzteversorgung tragen die Mietzahlungen zur schen, durchgesessenen Bürostühlen und einem einzigen Sicherung der ärztlichen Rentenversorgung bei. Jetzt hoffen Kopierer vor, der mittels Hin- und Her-Bewegung der gesam- wir, dass bei den derzeitigen Grabungsarbeiten nicht zu viele ten Kopierfläche etwa drei Kopien in der Minute produzierte. Funde aus der römischen Vergangenheit von Mainz ans Die Sitzungsunterlagen wurden von den Mitarbeiterinnen Tageslicht kommen, damit das Bauvorhaben im Zeitplan und Mitarbeitern der Bezirksärztekammer per Rundlauf um bleibt. einen großen Arbeitstisch zusammengetragen, geheftet und dann verschickt. Dieser Zustand war nicht länger ertragbar. Ein besonderes Bonbon für die fastnachtsinteressierten Mit- arbeiter: Fast alle Räume liegen an der Strecke des Rosen- Einige Umzüge bereits gemeistert montagszuges. Und wie heißt es so schön in Mainz: Wer am Es ergab sich der glückliche Umstand, dass mit dem neu ein- Zugweg wohnt und gute Sichtmöglichkeiten anbieten kann, gestellten Geschäftsführer, Christoph Wollek, ein bau- und hat in der Fastnachtszeit ganz viele und zum Teil auch neue umzugserfahrener Mitarbeiter gewonnen werden konnte. So Freunde. machte er sich auf die Suche nach neuen geeigneten Räu- men und fand diese im HDI-Haus im Münchfeld. In diesem Sinne sind wir alle gespannt auf das Ergebnis der Baumaßnahmen im Jahre 2021. 1996 erfolgte dann der Umbau und der Umzug in die Räu- me im Münchfeld. Es wurden schalldichte und bewegbare Dr. Jürgen Hoffart Trennwände eingebaut, um die Räume optimal zu nutzen. Es Vorsitzender der Bezirks- war ein Ereignis, als der Riga-Kran die Trennwände durch die ärztekammer Rheinhessen

extra hierfür ausgebauten Fenster ins dritte Stockwerk des Engelmohr Foto: HDI-Hauses hievte.

Im Jahre 2009 meldete dann der Hausbesitzer Eigenbedarf an. Herr Wollek machte sich wieder auf die Suche nach neu- en Räumlichkeiten. Er fand diese an der Stelle, von der aus die Bezirksärztekammer ins Münchfeld umgezogen war – wieder am 117er Ehrenhof 3A - bis heute Sitz der Bezirks- ärztekammer. Auch hier konnte er sich bautechnisch „aus-

20 Ärzteblatt Rheinland-Pfalz | 1/2020