Eltzer Hofzu Mainz
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SCHWERPUNKT GASTBEITRAG SCHWERPUNKT GASTBEITRAG Der Eltzer Hof zu Mainz:zu Mainz: Ein OrtEltzer gerühmter Gastlichkeit Hof Mainz wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert zum Zentrum des Lebensinteresses der Herren und Grafen zu Eltz. Dies drängt sich angesichts des Kurfürsten Philipp Carl zu Eltz (1732 bis 1743), seines Neffen Hugo Franz, mächtiger und reicher Dompropst zu Mainz (1746 bis 1779) und bedeutender Kunstsammler sowie vier weiterer Eltzer Domherren zu Mainz auf. 1742 bezog der Neffe des Kurfürsten, Anselm Kasimir, den Eltzer Hof an der Mittleren Bleiche, welcher 1774 durch den Ankauf den anschließenden Dalberger Hofs wesentlich erweitert wurde. Abbildungen: 1. und 2. slomifoto, 3. Stadtarchiv Mainz BPSP_04492.93B Sammlung Bronner Abbildung: Willen Associates Architekten WAA dieser Landstrich im heutigen Kroatien über Mainz derartig Kurfürst Philipp Carl zu Eltz, Domprobst Hugo Franz zu Eltz, Außenansicht Eltzer Hof in der 20er Jahren aktiv und erfolgreich vermessen, entwickelt und kultiviert, dass der dortige Zentralort Vukovar gelegentlich auch aner- Auch Goethe besuchte den Eltzer Hof Gesucht waren Orte, um Karrieren zu machen kennend als „Mainz an der Donau“ tituliert wurde. Der Eltzer Hof zu Mainz war im 18. Jahrhundert ein Ort Die ritterbürtige Familie zu Eltz, 1157 erstmals in einer Urkun- gerühmter Gastlichkeit. Zahllose Gäste, einschließlich aller de Kaiser Barbarossas erwähnt, lebte im Mittelalter mit drei Der Eltzer Hof fand nach 1801 seine Verwendung in der Mainzer Kurfürsten nach Philipp Carl besuchten dieses ihrer Stämme in einer sogenannten Ganerbengemeinschaft Mainzer Verwaltung und blieb, wie die meisten der Mainzer Haus. Unter anderem logierte dort der berühmte preußische gemeinsam auf Burg Eltz. Seit dem 16. Jahrhundert bezog Stadtpalais, in der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet. Reformator Herr von und zum Stein, der dort im August 1792 sie zunehmend Stadtpalais, im Rheinischen auch „Höfe“ ge- von Minister Johann Wolfgang von Goethe besucht wurde. nannt, unter anderem in Trier, Koblenz, Boppard, Eltville und Er fand erst viel später den Zugang zu den Herzen der Main- Zum Eltzer Hof und seiner Gastlichkeit gehörte noch ein Würzburg. Gesucht waren Residenzstädte und die Nähe der zer, nachdem er, 1944 kriegszerstört und dann als ein Veran- großer Ziergarten mit einem Gartenpalais außerhalb der Kurfürsten, Fürstbischöfe und anderer Potentaten. Dort war staltungshaus wiederaufgebaut, für lange Jahre der heißge- Stadtmauern von Mainz. der Ort, um Karrieren zu machen. liebte Zentralort der Mainzer Fastnacht war. Die Familie Eltz behielt ihren Wohnsitz auch nach der Die Herren und Grafen zu Eltz waren bis 1700 und vor ihrer Dr. Graf Karl Eltz französischen Besatzung in Mainz. Mainzer Zeit ganz besonders eng mit dem Kurfürstentum Das kam ihr 1795 als Beleg zugute, dass sie nicht geflohen Trier verbunden, dessen Erbmarschall sie waren. Dort stell- war, und ihr daher die bereits konfiszierte Burg Eltz zurücker- ten sie mit Johann Jakob einen seiner bedeutendsten Kur- slomifoto Foto: stattet wurde. Nachdem der Eltzer Hof von Truppen besetzt, fürsten, der den Erzstift Trier nach der Reformation wieder geplündert und zuletzt stark beschädigt wurde, verkaufte ihn katholisch machte und organisatorisch wie seelsorglich der Sohn von Anselm Kasimirs, Hugo Franz 1801 und zog neu aufstellte. Des Weiteren stellte die Familie Eltz mehr Dr. Karl Graf zu Eltz, mit seiner Familie in den Eltzer Hof zu Eltville, seit 1629 im als ein Dutzend Bischöfe, rund 80 weitere geistliche Berufe geb. 1948, ist seit dem Besitz der Familie. sowie Dutzende von anderen hohen Würdenträgern des Kur- Tod seines Vaters Johann fürstentums. Jakob im Jahre 2006 Chef Zu diesem Zeitpunkt war der letzte Kurfürst mit seinem Hof- der gräflichen Hauptlinie staat zuerst nach Aschaffenburg und dann nach Regens- Mainz an der Donau des Hauses Eltz mit Sitz auf Burg Eltz und Eltzer burg geflohen, und alle anderen adeligen Familien hatten die 1733 ermöglichte Kaiser Karl VI. dem Mainzer Kurfürsten Hof zu Eltville. Er ist verheiratet mit Sofia, geb. Stadt und ihre Höfe verlassen. Der Kurfürst ließ den berühm- Philipp Carl zu Eltz den Erwerb eines über 60.000 Hektar gro- Gräfin Schaffgotsch, und hat eine Tochter und drei ten Domschatz einschmelzen, um ihn nicht den Franzosen ßes Guts in Kroatien. Dies geschah aus Dankbarkeit für des- Söhne. Sein Berufsleben verbrachte er in der Wirt- übergeben zu müssen. Mainz war nach 1792 keine Residenz sen Verdienste um die Durchsetzung der sogenannten prag- schaftsprüfung und Beratung, zuletzt als Partner mehr, sondern zur französischen Garnisonstadt herabgesun- matischen Sanktion: Sie erlaubte der damaligen Erzherzogin von Ernst & Young, Frankfurt am Main. Seit 2008 ken. und späteren Kaiserin Maria Theresia – nota bene als Frau leitet er mit seiner Frau die Generalsanierung der und im Widerspruch zum damals gültigen Salischen Recht Burg Eltz und des Eltzer Hofs in Eltville. – das habsburgische Erbe anzutreten. In der Folge wurde 10 Ärzteblatt Rheinland-Pfalz | 1/2020 Ärzteblatt Rheinland-Pfalz | 1/2020 11 SCHWERPUNKT ELTZER HOF SCHWERPUNKT ELTZER HOF Bauen – Öffentlichkeit – Demokratie Der Eltzer Hof im Wandel: Aus alt wird derzeit neu. Zweitens: Kammern als Selbstverwaltungseinrichtungen Wenn einen der Präsident einer befreundeten Kammer dem „privaten Verwaltungshandeln“ der Kammer, können eines Berufsstandes werden sich auf die Gesellschaft zube- anruft, noch dazu der Präsident der Landesärztekammer deshalb höchstens als „halböffentlich“ bezeichnet werden. wegen müssen. Also müssen sie die Öffentlichkeit suchen. Rheinland-Pfalz, und um einen Artikel im Landesärzteblatt Projektierte Wohnungen im Dachgeschoss begeht man über Nun versteht man eher die Aufforderung als „Architekt“ über bittet, mit der Überschrift „Öffentliches Bauen“ oder „Bauen einen Eingang in der Bauhofstraße. die Begriffe „Öffentlichkeit“, „Öffentliches Bauen“ und „de- für die Öffentlichkeit“ oder „Bauen in der Demokratie“, ist mokratisches Bauen nachzudenken. Vor allem darüber, wel- man erfreut, sogar etwas stolz – und geneigt, das schnell Öffentlichkeit ist der Bereich menschlichen Lebens, in dem che Ansprüche wir an öffentliche Orte in unserer gebauten zu erledigen. Menschen zusammenkommen, um Fragen und Probleme Umwelt zukünftig haben. zu besprechen, die in politischen Prozessen gelöst werden Nach dem Auflegen des Hörers legt sich still eine Nachdenk- sollen. Dazu muss der Zugang zu allen Informationsquellen lichkeit über den Angesprochenen. „Was will er wohl damit?“ und Medien frei sein, und die Informationen müssen frei „Öffentliches Bauen“ ist ein definierter Begriff – vornehmlich diskutiert werden können. Hier soll sich aus dem Vergabewesen. „Bauen für die Öffentlichkeit ist die Mehrheitsmeinung ungestört, unzen- wieder etwas anderes als „Öffentlichkeit bauen“. Und „Bau- siert und ohne andere Barrieren heraus- en in der Demokratie“ ist ein ganz besonderer Anspruch – bilden können. oder nicht? Könnte es nicht eher die Frage nach dem Ort und seinem Verhältnis zur Öffentlichkeit sein? Die besondere Qualität eines öffentlichen Ortes Die Landesärztekammer will sich strategisch verändern. Nun versteht man die Frage nach der Einer Veröffentlichung entnehme ich, dass sie sich in den „Öffentlichkeit“ oder „dem Bauen in der inneren Zirkel diverser Fachministerien zwischen Großer Demokratie“ besser. Man will erkennbar Bleiche und Mittlerer Bleiche entwickeln will. Ausgesuchtes eine besondere Qualität eines öffentli- Quartier und Objekt ist der Bestand des „Eltzer Hofes“ in chen Ortes schaffen, die erst durch die Mainz, ein im 18. Jahrhundert errichtetes barockes Stadt- Neuplanung entstehen kann. Zunächst palais des Adels, ein sogenannter „Stadtbaustein“, bislang scheint es sich bei einer Kammer ja eher vornehmlich Adresse des Landesmuseums Rheinland-Pfalz und Übergangsdomizil des wegen Sanierung und Umbau geschlossenen Landtages. Was der zweite Weltkrieg 1945 übrig ließ, wurde in den Nachkriegsjahren mit den Mitteln und Möglichkeiten der Zeit wiederaufgebaut. Abbruch und Umbau als Option Schaut man sich den Grundriss des zur ärztekammerlichen Nutzung vorgesehenen Bereiches an, stellt man fest, dass es sich lediglich im Außenwandbereich um barocken Bestand handelt, der teilweise historisierend ergänzt wurde. Auf den Bestandsplänen erkennt man weiter einen „modernen“ Aus- bau aus der Zeit, der unter anderem der versteckt liegenden Veranstaltungshalle der „Liedertafel“ Ort und Heimat bot. Abbildungen: Willen Associates Architekten WAA Abbildungen: Willen Associates Architekten Abbruch und Umbau als Option belassen in den Außenflü- geln den Bestand, bemühen aber im Innern eine Entkernung um einen „closed shop“ zu handeln, einer selbstverwalten- Gebaute Umwelt entscheidet über Wohlfühl-Faktor beziehungsweise Teilentkernung mit anschließendem, zeit- den Einrichtung als Körperschaft des öffentlichen Rechts. Der vor wenigen Jahren verstorbene Architekturjournalist gemäßen Ausbau. Der Hauptzugang, immer ein wesentli- der ZEIT, Manfred Sack, traf des Pudels Kern exakt, als er ches Zeichen des Wechsels von öffentlichem Raum in die Zwei Aspekte drängen sich auf: sagte: „Was der Architekt (und ich ergänze hier: ... und sein Teilöffentlichkeit einer teilöffentlichen Nutzung, erfolgt von Bauherr) zustande bringt, geschieht immer öffentlich und der Mittleren Bleiche. Über einen Nebeneingang kann man Erstens: Der Begriff des „Öffentlichen“ ist im Wandel be- berührt die Allgemeinheit “ (Publikation 1994, BDA im Land die Kammer auch vom Hof des Landesmuseums