Titel Mann ist Manne Zonen-Marlon-Brando, DDR-Dissident, Tatort-Kommissar, Kiez-Anwalt und Telekom-Werber – der Schauspieler Manfred Krug ist vielleicht der einzige Star, der Osten und Westen gleichermaßen repräsentiert. Erst recht nach seinem Schlaganfall, der die Öffentlichkeit schockte.

er Tod ist groß“, schrieb der Dich- Jetzt, dem Tod gerade noch einmal von Künstlers: Der Weg vom halbstarken Zo- ter Rainer Maria Rilke, „wir sind der Schippe gesprungen, hat der interview- nen-Marlon-Brando zum DDR-Dissiden- Ddie Seinen, lachenden Munds.“ Das und pressescheue Großschauspieler mit ten, vom beliebten Trucker-Rauhbein im mag einer dieser poetischen Sprüche sein. dem spiegel als erstem und einzigem Me- Westen zur Skandalnudel in der Boule- Aber seltsam ist es schon. dium über seine Krankheit gesprochen. vardpresse, vom geschäftstüchtigen Rekla- Da räkelt sich Manfred Krug in der Und, gottlob, er ist wieder voll da, der zähe mehelden zum Meister der im Fernsehen TV-Rolle des Anwalts Liebling – die Zi- Frechdachs voller Galgenhumor, der nach- seltenen Kunst geschliffener Selbstironie garre qualmt wie immer – bei der Gelieb- denkliche Beobachter, der Charmebolzen spiegelt deutsch-deutsche Kulturgeschich- ten auf dem Sofa und kommt ganz ent- mit dem scharfen Verstand. te wider.Wie aus dem Ossi Krug nicht nur spannt im Hier und Jetzt ins Philosophie- Die Lebensgeschichte von Krug ist mehr der „Liebling Kreuzberg“, sondern auch ren über die Gebresten des Alters: Er als die Biographie eines erfolgreichen der Liebling der geeinten Nation werden konnte, ist ein spannender Prozeß, eine Kette von Niederlagen und Siegen, wech- selnden Stimmungen, persönlicher Ener- gie. Der Star Krug signalisiert: Es ist etwas zusammengewachsen – und der Weg war lang. 1951 zog der Junge Manfred zu seinem Vater, einem Eisenhütten-Ingenieur, vom Westen in die „Zone“, wie man damals sagte. Da war das Scheidungskind aus Duisburg schon 14. Ein Kulturschock war der Umzug nicht. Der von häufigen Schul- wechseln geplagte Junge packte das Abitur, die DDR-typische Durchlässigkeit des Bil- dungssystems machte es möglich. In Bran- denburg absolvierte er eine Lehre im Stahl-

KÖVESDI und Walzwerk, nach Feierabend besuchte „Liebling Kreuzberg“-Star Krug, Plattencover (1971): Es ist etwas zusammengewachsen er die Abendschule. spüre seine Knochen, seinen unregel- mäßigen Herzrhythmus und überhaupt: „Ich war früher frischer.“ Doch, wie im- mer in dieser wunderbar heiteren Serie, gerät die Szene nicht zum Lamento: Gott, sagt Liebling, schicke nicht nur Plagen, „sondern dazu auch die Langmut, sie zu ertragen“. Die Szene entstammt der fünften und vorerst letzten Staffel der Anwaltsserie, die von Oktober an im Ersten läuft, und sie rührt an: Als diese Dia- logsätze schrieb, wußte er von seiner Krebserkrankung. 14 Tage nachdem er das letzte der 18 Drehbücher abgeliefert hatte, starb der Dichter. Und Krug, der in diesem TV-Meister- werk diese Szene wie die meisten anderen auch locker, heiter und natürlich herüber- bringt, stand während der Dreharbeiten unter dem Druck der verzweifelten Sorge um den todkranken Freund. In der Nacht zum 1. Juli brach der 60jährige, für den Zu- schauer ein Ausbund von Lebensenergie,

nach einem Schlaganfall zusammen – die / STERN C. MEFFERT Nation war geschockt. Emigrant Krug (bei der Übersiedlung 1977): Ich bleibe nicht, ich kann nicht anders

184 der spiegel 34/1997 Dieser 1,90-Meter-Hüne schien der Typ zu sein, wie ihn sich die DDR-Propagan- disten für die neue sozialistische Elite wünschten: Der Vater gehörte zu den „Ak- tivisten der ersten Stunde“. Die Ausbil- dung bei den Stahlwerkern versprach einen gefestigten proletarischen Klassenstand- punkt. Und in der Tat: Von der Maloche an den Schmelzöfen blieb Krug nicht nur die heute noch sichtbare Narbe auf der Stirn, sondern auch die Nähe zum Denken und Fühlen schwer arbeitender Menschen. Doch gerade diese Nähe machte den for- schen jungen Mann immun gegen ideolo- gische und intellektuelle Höhenflüge. Er trat nicht in die SED ein, weil der Unbe- queme wohl ahnte, wie es ihm dort erge- hen würde. Ein Leben im zermürbenden Einsatz für die ewig marode Industrie, wie es sein Vater führte, erschien ihm als Aus- beutung: „Der hat“, erinnert sich Krug- Sohn, „zwölf Stunden am Tag gearbeitet, auch am Heiligen Abend, auch an Silvester, und der mußte nachts aus dem Bett, wenn im Werk was los war.“ Der Junge vom Schmelzofen wollte, was in der DDR das Schwerste war, arbeiten, um zu leben, und nicht umgekehrt. Das 1954 begonnene Studium an der Staatli- chen Schauspielschule in mußte er „wegen disziplinarischer Schwierigkeiten“ abbrechen. Als Eleve am Berliner Ensem- ble schaffte er zwar die Bühnenreifeprü- fung, aber der große Meister , unter dessen Regie er einen Pan- zerleutnant in Johannes R. Bechers „Win- terschlacht“ spielen durfte, zog ihn nicht in seinen Bann – aus Krug ließ sich einfach kein ernster Mime machen, der mit ideo- logischem Ingrimm auf der Baustelle der Erziehung zum Kommunismus arbeitet. Statt dessen wurde der pausbäckige Lu- latsch ein freischaffender Künstler – und kümmerte sich um das, was auch den so- zialistischen Menschen freute: die Unter- haltung. In 40 Defa-Filmen und 20 Fern- sehspielen wirkte er mit, und Krug hatte nichts dagegen, als Kleinganove, Husar und Märchenonkel ebenso aufzutreten wie als optimistischer Parteifunktionär und als Kampfgruppenmitglied. Zugleich begann der Jungmime zu sin- gen, zunächst gegen den Rat seiner Ge- sangslehrerin, die seine Stimme mit einem großen, aber häßlichen Gebäude verglich. Am liebsten verlegte er sich auf den Jazz. Das war in den mittleren Jahren der DDR nicht eben leicht. Ein hoher Kulturfunk- tionär, das Staatsratsmitglied Hans Roden- berg, konnte auf einer Defa-Versammlung seinen Abscheu gegen Musiker wie Louis Armstrong äußern und dessen Gesang mit dem Geräusch einer abfließenden Bade- wanne vergleichen. Bei „Manne“, wie die Kumpel, aber bald auch die immer zahlreicher werdenden Fans zu ihm sagten, stieß die dümmliche

M. ZUCHT / DER SPIEGEL Ignoranz des Funktionärs auf Empörung. Es Genesender Krug, Ehefrau (auf der Terrasse seiner Wohnung): Zäher Frechdachs gelang Krug, mit einem Tonbandgerät vol-

der spiegel 34/1997 185 Titel ler Jazz-Nummern ins Staatsratsgebäude Krugs Verhältnis zum SED-Staat aber erst während des Mauerbaus in die DDR vorzudringen, um dem eseligen Funktionär zehn Jahre später, als die DDR in einer zurückgekehrt. Hatte er verloren, oder hat- Nachhilfe in moderner Musik zu geben. Es Nacht-und-Nebel-Aktion den Sänger Wolf te er gesiegt? Auf jeden Fall gekämpft. nutzte nichts. Der Parteigott, erinnert sich Biermann ausbürgerte. Wie viele seiner Die im Tagebuch geschilderten Gesprä- Krug, nahm ihn nicht ernst. „Der hat sich Künstlerfreunde unterschrieb der promi- che mit dem Chef der ZK-Abteilung Agi- damals so’n Schauspielpinscher kommen nente Volksschauspieler eine Resolution, tation und Propaganda, Werner Lamberz, und ihn ein bißchen bellen lassen.“ welche die Rücknahme des Rausschmisses lesen sich wie Duelle: Manne gegen den Doch die knurrenden Hundeführer der forderte – und Krug schließlich dazu Politdrachen, der ihn zum Bleiben bewegen Partei ließen den Maulkorb in der Tasche. zwang, einen Ausreiseantrag zu stellen. will, bald droht, bald lockt. Sie zeigen Krug, Krug konnte sich als Sänger entfalten, weil Die Zeit nach dem Biermann-Protest, die Kodderschnauze, in lutherischem Fu- er die politischen Begrenzungen beachte- während der anschließenden beruflichen ror. Ich bleibe nicht, ich kann nicht anders. te. „Wer in der DDR der sechziger und siebziger Jahre nicht taub war“, schrieb ein Kenner in der woche, „konnte dem rauhen Ba- riton des Autodidakten nicht ent- rinnen. Ob Jazz-Klassiker, Ever- greens,Arbeiterlied, Schlager, gar Oper – der nationalpreisgekrönte Schauspieler lieferte den Sound- track für das Leben im sozialisti- schen Deutschland. Seine hem- mungslos charmanten Lieder über Liebe in möblierten Zimmern und verlegene Blicke in der Straßen- bahn wecken im Osten noch heu- te wehmütige Erinnerungen.“ Im Gegensatz zum Westen: Als unlängst eine CD mit alten Krug- Songs recycelt wurde, die der In- terpret unter dem Pseudonym Clemens Kerber selbst betextet hatte, mokierte sich die taz: „Die Musik ist gnadenlos verkunstet.“ Doch typisch für das Biotop des deutschen Teilstaats: Um „künst- lerisches Weltniveau“ zu erfüllen,

reichten die Maßstäbe der DDR. BILDARCHIV ENGELMEIER Das bewahrte vor dem vom We- Defa-Filmstar Krug in „Spur der Steine“ (1966): In den Giftschrank gesperrt sten ausgehenden Modernisie- rungsdruck in der U-Musik. Krug konnte Isolierung, das Ringen mit der Staatsmacht Der Westen nimmt Krug auf seine Art sich als flotter Hirsch am Mikrofon prä- und die Trauer über feige Freunde haben auf: Das Interesse an seinem Dissidenten- sentieren und gnadenlos reimen: „Reizend Krug geprägt. Sie war eine Wende, aus tum ist schnell erlahmt, die Volkstümlich- war der Abend, so erfrischend und so Manne wurde ein Mann. Es dauerte 19 Jah- keit des Kahlschädels den Menschen der labend.“ re, ehe Krug unter dem Titel „Abgehauen“ Bonner Republik kein Begriff. „Ist sein Krug wurde, was die DDR-Oberen gern das Tagebuch aus jenen bitteren Tagen ver- Typ hier überhaupt gefragt?“ fragt besorgt hatten: ein beim Volk beliebter Volks- öffentlichte, das der spiegel 1996 per Vor- die faz. künstler in der Nische hinter der Mauer. abdruck dem Publikum vorstellte. Die 265 Nicht besonders. Im ersten halben Jahr „Wir brauchen viele Krüge“, soll Erich Seiten gehören zum Glaubhaftesten und hat der DDR-Star mit dem Arbeitsamt zu Honecker 1972 geschwärmt haben. Packendsten, was über den inneren Bruch tun. Die westdeutsche Nabelschau des in Doch die bekam Honi nicht und schlug zwischen Staatsführung und Kulturelite ge- den siebziger Jahren grassierenden Re- sogar noch auf den einen ein. Denn nicht schrieben worden ist. gietheaters braucht keine Leute wie ihn, einmal die begrenzte Toleranz hielten die Der Bestseller „Abgehauen“ zeigt die die Glaubwürdigkeit und Echtheit für die Polithäuptlinge durch. Krug hatte 1966 mit Präzision von Krugs Zorn, sein instinktsi- höchste Mimenkunst halten. Das Treiben dem Kinostück „Spur der Steine“ seine cheres Gefühl für Moral und seinen Mut: der meisten westdeutschen Filmemacher Lektion zu lernen: Der Frank-Beyer-Film Er schnitt heimlich ein Treffen zwischen macht den Defa-Protagonisten aggressiv. eckte an. Den Funktionären mißfiel, was hohen Parteifunktionären und Biermann- Seine Begabung, das Angenehme mit Krug zeigte: einen vitalen Zimmermann- Protestlern in seinem Hause mit und über- dem Geldverdienen zu verbinden, bewahrt Brigadier, der seinen Kopf benutzt, das lieferte so ein einmaliges Dokument, wel- den Westimmigranten vor Hochmut und Land aufbauen will und findet, daß eine ches die ganze argumentative Trostlosigkeit Resignation. Krug findet eine Rolle, die ge- schöne Ingenieurin nicht nur zum Disku- der Bonzen offenbart. nau zu ihm paßt, gehört er doch zu der tieren da ist. Krug wollte nicht, wie die SED verbrei- Sorte Darsteller, die etwas im wahrsten Als der Film – Krug hält ihn für die ein- ten ließ, aus egoistischer Habgier und im Sinne des Wortes verkörpern müssen, das zig bedeutende seiner Defa-Produktionen sicheren Gefühl um hohe Schweizer Bank- in ihnen steckt: In der Serie „Auf Achse“ – im Ost-Berliner Kino International auf- konten in den Westen. Er war mit dem Ar- steigt der einstige Sonnyboy von drüben als geführt wurde, machten SED-Kader im beiter-und-Bauern-Staat durch. Im Old- Trucker auf den Bock eines Lasters. Es sind Stil von Goebbels-Radaubrüdern Krawall timer reiste er aus, seine drei Kinder im nicht die luftigen Höhen der edlen Fern- – „Spur der Steine“ verschwand nach drei Wagen, Frau Ottilie an seiner Seite. Nur sehkunst, sondern die Ebenen der Serie, Tagen im Giftschrank. In die Brüche ging ihretwegen, damals befreundet, war er die Krug Halt geben. Hier kann er zeigen,

186 der spiegel 34/1997 Freund des Schauspielers, Lebens- und Lei- fentlichkeit aus der Deckung wagte, gab es densbruder (siehe Seite 192) schreibt die Breitseiten. Beispielsweise nervten Krug Bücher zu dieser Anwaltsserie. Der Berli- die Fotografen. Einem, der sein blitzendes ner Produzent Otto Meissner, der die Se- Handwerk im Schwäbischen versah, wo rie realisiert, erkennt sogleich die einmali- Krug im „Zerbrochenen Krug“ den Dorf- ge Konstellation: Die Figur des listenrei- richter Adam spielte, kam der Star noch chen, Götterspeise schlürfenden, angriffs- halbwegs kleistisch: „Potz Blitz, schmeißt lustigen Kiez-Anwalts ist ein Porträt des ihn raus.“ Schauspielers Krug, Schein und Leben ver- „Verspielt Manfred Krug seinen guten schmelzen. Ruf?“ fragte scheinheilig hör zu. Die Ant- Becker und Krug sind indes Profis ge- wort hieß nein. Einen guten Ruf erwartete nug, die Liebling-Stücke nicht ins bloß Pri- das Publikum überhaupt nicht von Krug. vate abgleiten zu lassen. Es verehrte den Mann als liebenswertes Der trockene, realitätswache, nie zyni- Schlitzohr. sche jüdische Humor Beckers kitzelt aus Bald entdeckte die Werbung den Glatz- dem Schauspieler neue, dem Zuschauer kopf als Träger nicht ganz korrekter Wün- bisher verborgene Talente heraus. Manne sche. Krug tat hochprozentigen Dienst im wird abermals zum Mann, diesmal zum „Malteser“-Hilfswerk: „Man gönnt sich ja virtuosen Darsteller der alltäglichen Un- sonst nichts“, pries Biere und Sparkassen zulänglichkeiten. Und hinter dem großen an. Aber zum erfolgreichen Wegbereiter

ACTION PRESS ACTION pointenseligen Mundwerk des Helden wird des Telekom-Börsengangs wäre er wohl Trucker-Darsteller Krug in „Auf Achse“ auf einmal ganz was Neues sichtbar: ein nicht avanciert, hätte der lockere Vogel Señoras fliegen auf den Knuddelbären Hauch von Herz, ja Güte. nicht auch noch den Status eines Tele-Be- rufsbeamten erreicht. Seit 1984 steht Krug als Hauptkommis- sar Stoever zusammen mit Charles Brau- er dem Hamburger „Tatort“ vor. Und hier erweist sich der Alt-Ossi Krug end- gültig als idealer Gesamtdeutscher. Mit blaugefrorener Nase, Pudelmütze und Trench gegen die Angriffe des Waterkant- Klimas geschützt, sieht er aus, als hät- ten ihn die Nordseewellen persönlich angespült. Aber zu frösteln braucht der Zuschauer nie. Beide Komödianten zelebrieren das Altwerden als Vergnügen. Sie machen mit der Inbrust der ewigen Jugend die Musik von damals nach: Wenn Stoever und Brocki losjazzen, müssen Hip Hop, Techno und all die anderen Plagen der aktuellen U-Musik schweigen. Krug, der kahle Dickschädel aus dem Osten, verwaltet voller Ironie, Würde und zupackender Intelligenz die Rolle des Wi- derstands gegen alle Modernisierung. Auf

U. RÖHNERT U. einen PC hämmern wird man ihn im Fern- „Tatort“-Kommissare Krug, Brauer: Altwerden als Vergnügen sehen wohl nie sehen, obwohl das zu einer der Lieblingsbeschäftigungen des Priva- wie teutonisch-rauhbeinige Männlichkeit Die deutschen Medien allerdings sind tiers Krug gehört. Ob als Kommissar Stoe- auf den Straßen der Welt Eindruck macht nicht nur damit beschäftigt, die künstleri- ver oder Anwalt Liebling – Krug bleibt der und die Señoras auf deutsche Knuddel- schen Feinheiten von „Liebling Kreuz- ewig krankheitsbedrohte Träger des ge- bären fliegen. Und überhaupt – in der berg“ zu würdigen. Die Boulevardblätter sunden Menschenverstands. großen weiten Welt wird wie zu Hause nur entdecken Krug als Skandalobjekt. Der Joschka Fischer, der Fraktionschef der mit Wasser gekocht. hatte sich im einzigen Klassenkampf, der Grünen im Bundestag, schlug letztes Jahr Die Serie kommt an, man holt Krug all- die Deutschen wirklich interessiert, im einen parteiunabhängigen Kandidaten für mählich in seriösere Fernsehspiele, er muß Kampf der Verkehrsraser gegen die Lang- ein Linksbündnis bei der Bundestagswahl sich aber auch weiter im Flachwasser tum- sameren, unrühmlich hervorgetan: Ein 1998 vor. Die wirtschaftswoche orakel- meln, auf dem „Traumschiff“, mit Lilo Pul- Golf-Fahrer wagte es im Schwarzwald, den te, der Alternativen-Chef habe an Krug ver in der „Sesamstraße“ und in „Ein Krugschen Mercedes in dessen standes- oder den Kaiserslautern-Trainer Otto Reh- Heim für Tiere“. gemäßer Eile aufzuhalten. hagel gedacht: Krug gegen Otto um das Der Schauspieler aus dem Osten macht Da zog Deutschlands Liebling „sanft wie Erbe von Kohl – vermutlich hätte Jurek bis Mitte der achtziger Jahre viel im Fern- ein Junge“ das menschliche Verkehrs- Becker solche Spekulationen niemals als sehen.Aber er kommt nicht gegen das klas- hindernis an den Ohren, nannte es Plot für das Liebling-Spiel erwogen. sische Vorurteil an, das besagt, Menschen, „Arschloch“ und „Schwein“. Das Gericht Schließlich liegt sein Kreuzberg nicht im die einfache Menschen spielen, müßten nannte es Nötigung und Beleidigung und Cyberspace der derzeit grassierenden TV- einfach dumm sein. verfügte eine Buße von 25000 Mark. Comedys. Den Durchbruch schafft Krug mit „Lieb- Krug war die Tontaube der Klatschpres- Sondern mitten im Leben mit Mannen ling Kreuzberg“. Jurek Becker, geliebter se. Wann immer sich der Star in der Öf- wie Manne.

der spiegel 34/1997 187