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Ausg. Nr. 128 • 27. Feber 2014 Unparteiisches, unabhängiges Monats- magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf-Formaten http://www.oesterreichjournal.at

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Sie sehen hier die Variante US-Letter mit 72 dpi und geringer Qualität von Bildern und Grafiken ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 2 Die Seite 2

Liebe Leserinnen und Leser, die Verlagerung unseres Magazininhalts auf die Rubrik »Östereich, Europa und die Welt«, dem wir diesmal wieder mehr als 50 Seiten gewidmet haben, stößt erfreulicherweise auf Ihre Zustimmung. Informationen über das aktuelle innenpolitische Geschehen holen Sie sich, wie wir vielfach bestätigt bekamen, ohnehin von tagesaktuellen Internetseiten (auch unsere sind dabei, danke dafür). Wir möchten mit dieser Schwerpunktsetzung gerne möglichst viel Interessantes transportieren, worauf wir gemeinsam stolz sein können. Wenn Sie Serie »1914 – 2014« S 30 dazu beitragen möchten, es steht ausreichend Raum für Berichte über Ihre vielfältigen Tätigkeiten zur Verfügung… Michael Mössmer

Der Inhalt der Ausgabe 128

Teil 3 der Serie: Europawahl 2014: Ein Künstlerdorf erobert Brüssel 70 Diesmal geht's um mehr! 3 Land fördert Kurzzeitpflege 73 Wählerevidenz bzw. Europa- Neue Gründerinnenoffensive im Wählerevidenz 8 Südburgenland gestartet 73 12. Februar 1934 S 63 Wahl-Informationen für Innovationspreis an Geodatenstelle AuslandsösterreicherInnen 9 des Landes 75 Stimmungslage vor der EU-Wahl 10 »Kultour für alle Sinne« 77 Verantwortung in der Welt 13 ------Teufelskreis des Menschenhandels 100 Jahre Silvius Magnago 78 durchbrechen 14 EU: Herausforderung Korruption 79 Prammer trifft afghanischen Amtskollegen Ibrahimi 15 Verhaltenes Wirtschaftswachstum… 81 25. Mai als Termin für die Konjunkturerholung mit geringem Europawahl fixiert 16 Tempo. Aber nur vorläufig 83 Österreichs Paralympics-Team für Touristisches Wachstum geht Auf der Suche nach neuen Welten S 94 SOCHI 2014 bekanntgegeben 17 weltweit von den Städten aus 84 Häupl für leistbares Wohnen Zwei Drittel der steirischen in Europas Städten 19 Gemeinden schrumpfen 87 Luxemburger Premierminister Mutterrebe des Veltliners Bettel zu Arbeitsbesuch in Wien 21 trägt Früchte 89 Gold für WienWin 27 Gutruf wird 70. Ein Besuch im Wiener Ball in Brüssel 28 Atelier. Von Melitta Matousek. 90 »1914-2014« – Gedenken an Auf der Suche nach neuen Welten 94 den Ersten Weltkrieg 30 Leichte Werkstoffe, schwere Über die Kriegsschuld – Teil 2 der Aufgaben 96 Zum Tod von S 109 Serie: von Helmut Konrad. 32 Vom Stein auf den Schirm 98 Froh, nicht Kaiser von Österreich Franz Sedlacek - Chemiker der zu sein – Exklusiv-Interview der Phantasie 100 "Salzburger Nachrichten« mit Karl Für immer Deix 103 Habsburg. Von Alexander Purger. 39 Andreas H. Bitesnich - 25 Years Projekte der Österreichischen Nationalbibliothek 41 of Photography 107 JUBEL & ELEND Maximilian Schell Ausstellung auf der Schallaburg 44 Mit Maximilian Schell ist am 8. Februar 2014 einer der größten Franz is here! 50 Schauspieler im deutschsprachigen Oberösterreich im Ersten Weltkrieg 51 Raum gestorben… Dauerbrenner Hypo Alpe Adria 58 Von Christa Mössmer. 109 Via Culinaria im SalzburgerLand S 124 12. Februar 1934 63 Wiener Festwochen 2014 Sinnvolle Reformen für eine moderne 9. Mai bis 15. Juni 117 Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich Journal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho- Justiz. Von BM W. Brandstetter 67 Naturmaschine Waldviertel 120 ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her------Serie "Österreicher in Hollywood" ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; Lek- »Burgenland Journal« von Rudolf Ulrich. Diesmal: die torat: Maria Krapfenbauer. Jede Art der Veröffentli- Starke Achse Landtag-Bundesrat für Sängerin und Schauspielerin chung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt. Seite eine bürgernahe Politik 68 Ernestine Schumann-Heink 122 1: Sujet zur Ausstellung auf Schloß Schallaburg; Seite 2: Erschienen am 25. November 1916 in Gesamtverkehrsstrategie: Via Culinaria - sieben »Sport & Salon«; BKA / Andy Wenzel; ESA–C. Car- Bürger diskutieren fleißig mit 69 Genußwege im SalzburgerLand 124 reau; ORF / DEGETO; SalzburgerLand.

In Zusammenarbeit mit dem Auslandsösterreicher-Weltbund und »Rot-Weiss-Rot« – http://www.weltbund.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 3 Österreich, Europa und die Welt Europawahl 2014: Diesmal geht's um mehr! Die europäischen BürgerInnen wählen im Mai 2014 ihr Europäisches Parlament und haben damit die Möglichkeit, den Kurs der Europäischen Union für die kommenden fünf Jahre mitzubestimmen. Teil 3: »Verbraucherrechte im Binnenmarkt«, »Schutz der öffentlichen Gesundheit«, »Für eine gerechte und umweltfreundliche Agrar- und Fischereipolitik« Foto: Europäische Gemeinschaf 2014 Ein Blick in den Plenarsaal des Europaparlaments in Straßburg m ersten Teil unserer kurzen Serie zur Eu- ausforderungen geschaffen und einen besse- Förderung der Rechte von Käufern Iropawahl 2014 haben wir uns in der Aus- ren Schutz der Verbraucher nötig gemacht. und Online-Verbrauchern gabe 126 vom 23. Dezember 2013 mit den In der vergangenen Legislaturperiode ist Das Parlament hat in den vergangenen Themen: „Wie viele Europa-Abgeordnete das Europäische Parlament stets für die fünf Jahren viel für den Schutz von Verbrau- werden insgesamt gewählt“, „Warum ist die- Rechte der Verbraucher eingetreten, auch cherInnen getan, die Waren und Dienstlei- se Europawahl anders“, „Welche Aufgaben beim Online-Einkauf. stungen von Händlern in anderen EU-Län- hat das Parlament?“, „Fraktionen: die trei- Es hat dazu beigetragen, daß sowohl Ge- dern kaufen. benden politischen Kräfte im Europäischen schäfts- als auch Freizeitreisen in der EU Es unterstützte die im Jahre 2011 überar- Parlament“ und „Einige Fakten über die bis- einfacher wurden. Ein großer Erfolg war, als beitete Richtlinie über die Rechte der Ver- herigen Europawahlen auseinandergesetzt. es mit den EU-Ländern die Roaming-Ver- braucherInnen, die eine 14tägige Rück- Teil 2 in der Ausgabe 127 vom 3. Feber ordnung verabschiedete. Dadurch sind die gabefrist vorsieht, während der die Verbrau- 2014 stand unter dem Schwerpunkt „Eine Preise für das mobile Telefonieren und den cherInnen einen aus der Ferne getätigten neue Finanzordnung zur Verhinderung zu- mobilen Datenverkehr drastisch gesunken. Einkauf widerrufen können. Es unterstützte künftiger Wirtschaftskrisen“. Die Abgeordneten setzten sich für Le- auch klare, EU-weite Regeln zur Verbrau- bensmittelsicherheit, Verbraucherinforma- cherinformation und verabschiedete Vor- Verbraucherrechte im Binnenmarkt tionen und den Tierschutz ein. Die Lebens- schriften für die Lieferung, aufgrund derer Der EU-Binnenmarkt bietet mehr als 500 mittelkennzeichnung ist verbessert worden. der Verkäufer für eventuelle Transportschä- Millionen Menschen enorme Vorteile. Der „Neuartige Lebensmittel“, die von geklonten den der Waren haftet. Aufstieg des Internets und die zunehmende Tieren stammen, wurden gesetzlich verbo- Die Abgeordneten konzentrierten sich Globalisierung haben jedoch auch neue Her- ten. vor allem auf den Online-Einkauf. Im Jahr

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 4 Österreich, Europa und die Welt

2010 kauften 40 Prozent der VerbraucherInnen der EU Waren und Dienstleistungen online über das Internet, im Vergleich zu 26 Prozent im Jahr 2006. Das bedeutet, daß das Internet heute beim Fernabsatz führend ist. Allerdings haben nur 7 Prozent der NutzerInnen grenzüberschreitende Bestellungen innerhalb der EU aufgegeben. Hauptgründe dafür sind mangelndes Vertrauen in grenzüberschreitende Einkäufe und Bedenken hinsichtlich der Achtung ihrer Rechte. Das Parlament trug zur besseren Unterstützung der Verbrau- cherInnen im Fall von Problemen bei. Im Frühjahr 2013 wurden neue Regeln für alternative Streitbeilegungsverfahren und Streit- beilegung bei Online-Verkäufen verabschiedet, die 2015 in Kraft treten sollen und dafür sorgen, daß die Verbraucher besseren Zu- gang zu unparteiischer Vermittlung bei Streitigkeiten mit Händ- lerInnen über Waren und Dienstleistungen erhalten. Dadurch sollen die oft langwierigen und kostspieligen Gerichtsverfahren vermieden werden. In ihren Verhandlungen mit den nationalen Regierungen stellten die Abgeordneten sicher, daß die Streitbei- legungsverfahren für die Käuferin/den Käufer kostenlos oder gegen eine Schutzgebühr zugänglich sind. Im allgemeinen sollte jede Streitigkeit in höchstens 90 Tagen beigelegt werden. Um Streitigkeiten über Online-Verkäufe zu klären, wird eine neue Internet-Plattform in allen EU-Sprachen eingerichtet, um die VerbraucherInnen zum jeweils geeignetsten Streitbeile- gungsverfahren weiterzuleiten. Ebenfalls werden dort benutzer- freundliche Standard-Beschwerdeformulare für die Verbrau- cherInnen zur Verfügung stehen, die sie in ihrer eigenen Sprache ausfüllen können. Die Plattform leitet die Beschwerde dann an das Schiedsgericht weiter. Jede Phase der Beschwerde kann onli- ne durchgeführt werden.

Hilfe für mobile BürgerInnen Niedrigere Roaming-Gebühren für Mobiltelefone Eine wichtige Errungenschaft des Parlaments war die deutli- che Senkung der Kosten für die Nutzung von Mobiltelefonen, Smartphones und Tablet-PCs im europäischen Ausland durch die Roaming-Verordnung. Die neuen Preisobergrenzen liegen auf Druck der Abgeordneten unter jenen, die von der Kommission ursprünglich vorgeschlagen wurden. Die Höchstgrenze für einen Handy-Anruf im Ausland wurde im Jahr 2013 von 35 Cent pro Minute auf 24 Cent reduziert und wird ab dem 1. Juli 2014 höch- stens 19 Cent betragen. Zum ersten Mal wurde auch eine Ober- grenze für die Kosten der Datenübertragung festgelegt, die beim Inkrafttreten der Verordnung am 1. Juli 2012 70 Cent pro Mega- byte betrug und bis zum 1. Juli 2014 bei nur mehr 20 Cent lie- gen wird. Dadurch wird den häufig von den Benutzern erlebten „Rechnungsschocks“ ein Ende gesetzt. Die neuen Regeln erlau- ben es den VerbraucherInnen auch, Roaming-Dienste von ande- ren Anbietern als dem Anbieter im Heimatland zu nutzen. Gleichzeitig soll der Markt für neue Firmen geöffnet werden, um mehr Wettbewerb und sinkende Preise zu erzielen. Das Parlament drängt auch darauf, Roaming-Gebühren für Mobiltelefone ab 2015 abzuschaffen.

Mehr Rechte für Bus- und Schiffsreisende Das Parlament unterstützte neue Regeln zur Stärkung der Rechte von Bus- und Schiffsreisenden. Busreisende, die eine Strecke von mindestens 250 km zurücklegen, und Schiffsreisende haben jetzt Anspruch auf die volle Erstattung des Fahrpreises,

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 5 Österreich, Europa und die Welt wenn sich die Abfahrt um mehr als 90 Mi- nuten verzögert. Die neuen Regeln schließen auch das Recht auf eine anderweitige Be- förderung, Mahlzeiten, Erfrischungen und Unterkunft für maximal drei Nächte ein, wenn sich dies als notwendig erweist. Die Abgeordneten sorgten auch dafür, daß Fahrgäste mit eingeschränkter Mobilität Hilfeleistungen beanspruchen können, wenn sie den Beförderer spätestens 36 Stunden vor der Abfahrt darüber informiert haben.

Fundierte Entscheidungsgrundlage für Verbraucher Das Parlament setzte im Jahr 2010 eine wichtige Überarbeitung der Rechtsvorschrif- ten für die Etikettierung von Lebensmitteln durch, so daß die VerbraucherInnen ange- messene Informationen erhalten und auf die- ser Basis gesundheitsfördernde Entscheidun- gen treffen können. Nach den neuen Regeln Foto: Europäische Gemeinschaf 2014 Eine Sitzung der Parlamentspräsidenten unter Leitung von Martin Schulz müssen Informationen über wichtige Ernäh- rungsaspekte wie Nährwert, Fett-, Zucker- EU-Ebene und auf der Beibehaltung der Eti- Eine günstigere und besser zu- und Salzgehalt gut sichtbar auf den Lebens- kettierungsvorschriften, damit die Verbrau- gängliche Gesundheitsversorgung mitteletiketten ausgewiesen werden. Die cherInnen weitherhin umfassend informiert Das Parlament hat die Regeln für medizi- Kennzeichnung des Ursprungslandes wird werden. Das Parlament unterstützt Vor- nische Behandlung im Ausland überarbeitet, auf alle Fleischprodukte ausgedehnt. Die Re- schläge, nach denen die EU-Länder selbst damit das Recht von PatientInnen, sich im geln für das Mindesthaltbarkeitsdatum und entscheiden dürfen, ob sie gentechnisch ver- Ausland behandeln und die entsprechenden das Verbrauchsdatum werden vereinheitlicht, änderte Pflanzen anbauen möchten oder Kosten zu den gleichen Bedingungen wie im und in den Zutaten enthaltene Allergene müs- nicht. Die Abgeordneten möchten den Län- Heimatland erstatten zu lassen, gestärkt sen deutlich lesbar angegeben werden. dern sämtliche Optionen offen lassen, jeden wird. Nein zu Lebensmitteln aus Klontieren und Anbau von Pflanzen zu verbieten oder ein- Die neuen Vorschriften sorgen auch für zur Irreführung von VerbraucherInnen zuschränken, ohne in Konflikt mit interna- kürzere Fristen für die Zulassung von Gene- Das Parlament lehnte neue Rechtsvor- tionalen Handelsregeln zu geraten. Das Par- rika und somit für einen schnelleren Zugang schriften über so genannte neuartige Lebens- lament ist dazu bereit, neue Regeln dafür mit zu billigeren Medikamenten. mittel ab, als offensichtlich wurde, daß die auszuhandeln. Mitgliedsstaaten nicht bereit waren, eine ein- Sichere, innovative und deutige Beschriftung sicherzustellen, um die Schutz der öffentlichen erschwingliche Arzneimittel Verbraucher über die Produkte zu informie- Gesundheit Die Abgeordneten haben ein schnelleres ren, die von geklonten Tieren stammen. Im und effizienteres Warn- und Rücknahmesy- Einklang mit einem großen Teil der Öffent- Während die EU-Mitgliedsstaaten ihr stem verabschiedet, das angewendet werden lichkeit äußerten die Abgeordneten Beden- Gesundheitswesen weiter selbst verwalten, kann, wenn Risiken oder Gefahren bei zuge- ken über tierschutzrechtliche Aspekte des hat das Parlament sich dafür eingesetzt, die lassenen Arzneimitteln entdeckt werden wie Klonens und das Recht der Verbraucher auf Rechte von Patienten, die sich in anderen im Fall des Diabetes-Medikaments „Media- Information. Neue Vorschläge sind derzeit in EU-Ländern behandeln lassen wollen, zu ver- tor“. Ein weiteres Gesetz wurde angenom- Vorbereitung. Die Abgeordneten schritten bessern und klarer zu gestalten. Die Abge- men, um den Verkauf gefälschter Medika- auch ein, um die Zulassung des Zusatzstof- ordneten haben ebenfalls Gesetze über Me- mente zu bekämpfen. fes mit der Bezeichnung „Fleischkleber“ zu dikamente erlassen, um die Sicherheit sowie Zudem arbeitet das Parlament daran, die verhindern, der verwendet werden kann, um entsprechende Warnverfahren zu verbessern, Sicherheit medizinischer Geräte und Implan- aus mehreren Fleischresten einzelne „Steaks“ und um den Zugang zu preisgünstigeren „ge- tate zu verbessern, vor dem Hintergrund der zu formen. Da die Verbraucher auf diese nerischen“ Arzneimitteln zu beschleunigen. Skandale um mangelhafte Brustimplantate Weise irregeführt werden könnten, legte das Unsere Gesundheit hängt natürlich auch und sogenannte Metall-auf-Metall-Hüft- Parlament ein Veto gegen die Zulassung ein. stark von unserer Umwelt ab – die Luft, das implantate. Wasser und die Chemikalien, die uns umge- Das Parlament hat ebenfalls klarere Vor- Strenge Schutzmaßnahmen ben – und von den Nahrungsmitteln, die wir schriften zur Verbesserung klinischer Tests für GVO-Kulturen zu uns nehmen. Weitere Informationen hier- von neuen Medikamenten festgelegt, um die Die Abgeordneten bestehen auf der Bei- zu finden Sie in den entsprechenden Ab- Forschung zu fördern und gleichzeitig die behaltung strenger Sicherheitskontrollen für schnitten über die Arbeit des Parlaments in Patientenrechte zu stärken. Das neue mit den gentechnisch veränderte Pflanzensorten auf diesen Bereichen. EU-Ministern vereinbarte Gesetz wird die

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 6 Österreich, Europa und die Welt

Pflichten von Ethikkommissionen verdeutlichen sowie die Methoden, die zur Erlangung der Einwilligung von Patienten nach Aufklärung („informed consent“) angewendet werden.

Weitreichende Vorbeugung – von Pandemien bis hin zum Rauchen Infolge der H1N1-Grippe- und E-coli-Pandemien wurde das Frühwarn- und Reaktionssystem der EU für grenzübergreifende Gesundheitsrisiken gestärkt, indem den Mitgliedsstaaten gestat- tet wird, gemeinsam Impfstoffe zu kaufen, um im Falle einer Pandemie die Kosten zu senken. Die Abgeordneten haben auch neue Gesetzesvorschläge zur Kontrolle der Vermarktung von Tabakprodukten angenommen, um junge Menschen davon abzuhalten, mit dem Rauchen anzu- fangen. Diese Vorschläge wurden mit den zuständigen EU-Mi- nistern vereinbart und müssen noch durch das Plenum des Euro- päischen Parlaments verabschiedet werden.

Landwirtschaft und Fischerei Die Agrar- und Fischereipolitik der EU ist seit Jahrzehnten ein Kernstück der europäischen Einigung und soll eine ange- messene Nahrungsmittelversorgung der EU-Bürger und ein gerechtes Einkommen für Landwirte und Fischer sicherstellen. Die Erweiterung der EU, die wachsende Nachfrage nach qua- litativ hochwertigen Lebensmitteln, schwankungsanfällige Prei- se, der Klimawandel und der Rückgang der Fischbestände erfor- dern eine grundlegende Umgestaltung beider Politikbereiche. Das Parlament steht im Zentrum dieser Reformen. Zu Beginn des Jahres 2013 verabschiedete es ehrgeizige Ziele und verhan- delte diese mit den nationalen Regierungen, die sich von den Abgeordneten hinsichtlich der wichtigsten Aspekte beider Re- formen überzeugen ließen. Das EU-Parlament möchte gerechtere Subventionen und Preise für Landwirte durchsetzen und dem Umwelt-, Tier- und Verbraucherschutz einen höheren Stellenwert einräumen. Es hat eine neue, nachhaltige Fischereipolitik durchgesetzt, mit dem Ziel, Überfischung zu vermeiden, indem die EU-Länder verpflichtet werden, ihre Fangquoten zu reduzieren, nachhaltige Fischbestände zu erhalten und den Rückwurf von Beifang ins Meer zu verbieten.

Nachhaltige Landwirtschaft und Fischerei Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) wurde vor 50 Jahren eingeführt und zuletzt im Jahr 2003 reformiert. In seiner im März 2013 verabschiedeten Forderung nach einer Reform besteht das Parlament darauf, daß die Landwirte nach den neuen Vorschriften mehr für die Umwelt tun müssen. Es ist damit ein- verstanden, daß ein Drittel der Direktzahlungen an die Land- wirte von der Erfüllung von drei verpflichtend vorgeschriebenen Ökologisierungsmaßnahmen abhängig gemacht werden soll: An- baudiversifizierung, Erhaltung von Dauergrünland und Dauer- weideland sowie die Schaffung von ökologischen Schwerpunkt- gebieten, wie beispielsweise Hecken, nicht bewirtschaftete Flä- chen oder aufgeforstete Gebiete auf einem Teil ihrer Agrarbe- triebe. Die Abgeordneten bestehen jedoch darauf, diese Maßnahmen beispielsweise durch Berücksichtigung der Größe des Agrar- betriebs flexibler zu gestalten und schrittweise vorzugehen, da-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 7 Österreich, Europa und die Welt mit die Landwirte mehr Zeit haben, sich anzupassen, ohne die Produktion und damit die Lebensmittelversorgung zu gefährden. Die Abgeordneten fordern auch verschärfte Kontrollen und abschreckende Strafen im Falle von Verstößen gegen Tierschutz- vorschriften oder von Irreführung der Verbraucher der EU durch falsche Lebensmittelkennzeichnung, wie zum Beispiel im Pferde- fleischskandal. Sie fordern auch eine artgerechtere Tierhaltung, einschließlich einer Begrenzung der Transportzeiten für die Fahrt zum Schlachthof. Das Parlament drängt seit langem auf eine ehrgeizige Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP), die 1970 verabschie- det und seither mehrmals und zuletzt im Jahr 2002 überarbeitet wurde. In der im Dezember 2013 angenommenen Fischereireform infolge des im Mai 2013 mit dem Rat vereinbarten Kompromis- ses fordern die Abgeordneten, die Mitgliedsstaaten daran zu hin- dern, zu hohe Fangquoten für ihre Fischer festzulegen. Nach den neuen Vorschriften müssen die Fischer nachhaltigen Fischfang betreiben, damit die Fischbestände nicht unter die zur Vermeh- rung notwendigen Mengen fallen und eine Wiederauffüllung der Bestände in einem gegebenen Jahr möglich ist. Sie haben eben- falls nach schwierigen Verhandlungen ein nahezu vollständiges Rückwurfverbot durchsetzen können. Die Abgeordneten forderten auch eine bessere Nutzung der mehrjährigen Bewirtschaftungspläne, die auf lange Sicht eine Wiederaufstockung der Fischbestände in der EU ermöglichen. Sie betonen, daß größere Fischbestände in den Meeren der EU letzten Endes zur Erhaltung oder sogar zur Schaffung von Ar- beitsplätzen im Fischereisektor beitragen. Außerdem setzte sich das Parlament dafür ein, weltweit die Entwaldung zu stoppen, die gewaltige Auswirkungen auf die Umwelt und die lokalen Lebensräume hat. Es schloß Verein- barungen mit Kamerun, Kongo, der Zentralafrikanischen Repu- blik und Liberia, um illegales Abholzen und die Schädigung der Regenwälder zu stoppen.

Faire Landwirtschaft für alle Seit Beginn der Debatte über die Reform der EU-Agrarpolitik wollte das Parlament in der gesamten EU die Direktzahlungen für Landwirte gerechter gestalten. Es hat erfolgreich darauf bestanden, daß nur aktive Landwirte EU-Beihilfen erhalten, und nicht Landbesitzer, die keine landwirtschaftlichen Tätigkeiten betreiben. Um die großen Unterschiede in der Höhe der direkten Un- terstützung für Landwirte in den verschiedenen Mitgliedsstaaten auszugleichen, hat das Parlament eine gerechtere Verteilung der EU-Beihilfen durchgesetzt, damit bis zum Jahr 2019 kein Landwirt der EU weniger als 60 Prozent des EU-Durchschnitts erhält. Es hat ebenso gewährleisten können, daß Zahlungen an große Betriebe gesenkt werden. Um die Transparenz zu erhöhen und um zu zeigen, wie die EU-Beihilfen ausgegeben werden, verlangten die Abgeordneten, daß die Namen der Empfänger von EU-Agrarhilfen veröffent- licht werden.

Sichere Lebensmittelversorgung durch die Landwirtschaft Um das Altern der landwirtschaftlichen Bevölkerung zu be- kämpfen, hat das Parlament sichergestellt, daß Mitgliedsstaaten

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 8 Österreich, Europa und die Welt nun einen Anteil ihrer EU-Agrarbeihilfen Junglandwirten zuweisen müssen, was vor- Wählerevidenz bzw. her nicht verpflichtend war. Weiterhin hat es erreicht, daß die EU-Staaten die Möglichkeit bekommen, ein verbessertes Fördersystem Europa-Wählerevidenz für Kleinlandwirte einzurichten. Das Parlament unterstützt Pläne für ein uslandsösterreicherIinnen, d.h. österrei- die zuständige Gemeinde gestellt werden Instrument zur Einkommensstabilisierung, Achische StaatsbürgerInnen mit Haupt- (Adressen siehe unter Kontakte „Österreich“. beispielsweise durch Beiträge zu Fonds auf wohnsitz im Ausland, die von ihrem Wahl- Wenn Sie dazu Fragen haben, stehen Ihnen Gegenseitigkeit oder durch Versicherungen recht Gebrauch machen wollen, haben zu- die österreichischen Vertretungsbehörden im für Landwirte gegen die Gefahr eines erheb- nächst einen Antrag auf Eintragung in die Ausland – Botschaften und (General-)Kon- lichen Rückgangs ihrer Einkünfte. Wählerevidenz (für Nationalratswahlen, Bun- sulate – gerne zur Verfügung. Um ein angemessenes Einkommen für despräsidentenwahlen, Volksabstimmungen, Legen Sie bitte dem Antrag zumindest Landwirte sicherzustellen und die Lebens- Volksbefragungen gemäß § 2a Abs.6 des Kopien Ihres österreichischen Reisepasses mittelversorgungskette zu stabilisieren, Wählerevidenzgesetzes 1973) bzw. die Eu- oder, sofern Sie keinen österreichischen Rei- konnte das Parlament die Position der Land- ropa-Wählerevidenz (für Europawahlen ge- sepaß besitzen, eine Kopie Ihres österreichi- wirte in dieser Kette stärken. Die Landwirt- mäß § 4 Abs. 6 des Europa-Wählerevidenz- schen Personalausweises oder Staatsbürger- schaftsverbände dürfen nun für ihre Mit- gesetzes) zu stellen. Dies kann frühestens in schaftsnachweises bei. glieder Verhandlungen über Lieferverträge jenem Kalenderjahr erfolgen, in dem der/die AuslandsösterreicherInnen, die in Wähler- führen, ohne dadurch mit dem Wettbewerbs- Auslandsösterreicher/in 15 Jahre alt wird. evidenzen eingetragen sind, sind verpflichtet, recht in Konflikt zu geraten. Der Antrag ist bei der zuständigen Wäh- ihrer Wählerevidenzgemeinde jede Adreßän- Das Parlament hat sich für eine Verlän- lerevidenzgemeinde in Österreich mittels des derung im Ausland – samt, wenn zutreffend, gerung der Zuckerquoten über 2015 hinaus Formulars „Antrag auf Eintragung in die auch der E-Mail-Adresse – mitzuteilen. eingesetzt und mit den Mitgliedsstaaten ver- (Verbleib in der) Wählerevidenz und/oder Die Eintragung ist maximal zehn Jahre einbart, diese bis 2017 laufen zu lassen, da- Europa-Wählerevidenz“ zu stellen (klicken gültig. Vor Ablauf der Zehn-Jahres-Frist in- mit die Zuckerrübenerzeuger mehr Zeit Sie bitte auf den Link – auch wenn er nicht formiert die jeweils zuständige Gemeinde haben, sich an die Liberalisierung des Zuk- lesbar ist): die Auslandsösterreicher/innen über die be- kermarktes anzupassen. Die Abgeordneten http://www.bmeia.gv.at/fileadmin/user_upload/bmeia/media/AOes/2Themen/Wahlbuero/Antrag_Waehlerevidenz_gelb.pdf vorstehende Streichung und erinnert an eine haben auch erfolgreich darauf bestanden, die Bitte füllen Sie den Antrag nur aus, wenn Verlängerungsmöglichkeit (für weitere zehn Pflanzungsrechte für Rebflächen bis minde- Sie derzeit nicht in der Wählerevidenz ein- Jahre). Sollten Sie Zweifel an Ihrer Eintra- stens 2030 zu verlängern, um den Ruf und getragen sind. Beachten Sie dabei bitte gung oder deren Datum haben, ist es zur Si- die Qualität der EU-Weine zu stärken. genau die Ausfüllanleitung: cherheit ratsam, rechtzeitig vor einer kom- Schon seit Anfang der Reformgespräche http://www.bmi.gv.at/cms/BMI_wahlen/auslandsoesterr/files/Ausfuellanleitung.pdf menden Wahl, Volksabstimmung oder Volks- hat das Parlament gefordert, daß Landwirte Die zuständige Wählerevidenzgemeinde befragung Kontakt mit Ihrer Wählerevidenz- nicht mehr Zeit für Papierarbeit als für land- ist die österreichische Gemeinde Ihres letz- gemeinde aufzunehmen, um den Stand der wirtschaftliche Tätigkeit aufwenden sollten. ten Hauptwohnsitzes in Österreich (s. Punkt Eintragung zu klären. Allenfalls wäre ein Die Abgeordneten haben unnötige Bürokra- 7 des Formulars). Wenn ein solcher nicht (neuer) Antrag zu stellen. tie abgebaut, gleichzeitig aber die Kontrolle vorliegt, dann jene Gemeinde in Österreich, Mit diesem Formular kann auch – gleich- über die Ausgaben der EU-Beihilfen verbes- in der zumindest ein Elternteil von Ihnen sei- zeitig oder separat – die Eintragung in die sert. Sie drängten auch auf verhältnismäßi- nen Hauptwohnsitz hat oder hatte (s. Punkt 8 Europa-Wählerevidenz beantragt (bzw. ver- gere Sanktionen für Verstöße und auf ein des Formulars). Sollte auch ein solcher nicht längert) werden. Für die Eintragung in die Warnsystem, das Landwirte auffordert, et- vorliegen, dann richtet sich die zuständige Europa-Wählerevidenz eines anderen EU- waige Unstimmigkeiten in Ordnung zu brin- Gemeinde nach anderen glaubhaft zu ma- Landes – für jene AuslandsösterreicherIn- gen, bevor Sanktionen angewendet werden. chenden Lebensbeziehungen zu Österreich, nen, die nicht die österreichischen EP-Mit- Das Parlament setzte sich aktiv für die deren Wertigkeit die Reihefolge in Punkt 9- glieder sondern diejenigen ihres Wohnsitz- wachsende Anzahl der stark benachteiligten 15 des Formulars bestimmt. Es wäre daher landes wählen wollen –, bestehen in jedem Bürger der Union ein, damit diese von den insgesamt nur ein Anknüpfungspunkt anzu- Land eigene Formulare, die bei der dafür Verteilungsplänen des EU-weiten Pro- geben: derjenige, der von oben gesehen als zuständigen lokalen Behörde erhältlich sind. gramms für Nahrungsmittelhilfe profitieren erster zutrifft. Österreichische StaatsbürgerInnen, die können. Die Abgeordneten konnten dieses Sollten Sie von der Möglichkeit Gebrauch ihren dauernden Wohnsitz im Ausland ha- Programm retten und die Mitgliedsstaaten machen wollen, die Wahl- bzw. Stimmkarten ben, sollten sich anläßlich eines Kurzauf- überzeugen, die ursprünglich geplante Mit- für maximal 10 Jahre „im Voraus“ an die Ihrer enthaltes in Österreich nicht mit Haupt- telausstattung von 3,5 Milliarden Euro wie- Wählerevidenzgemeinde mitgeteilte Post- wohnsitz anmelden, da sie sonst automa- der einzusetzen. „ adresse automatisch zugestellt zu erhalten, tisch und ohne gesonderte Verständigung http://www.europarl.europa.eu/portal/de können Sie diesen Antrag auf demselben For- aus der Wählerevidenz gelöscht werden Quelle: Pressedienst des Europäischen Parlaments mular – unter Punkt 18 – stellen (Details da- könnten. „ Lesen Sie in der nächsten Folge über Um- zu finden Sie unter Wahlkarte/Stimmkarte). Quelle: BMeiA welt- und Klimaschutz in der „Österreich Ihr Antrag kann jederzeit – d.h. unab- http://auslandsoesterreicher.at Journal“ pdf-Magazin-Ausgabe 129. hängig von bestimmten Wahlen – direkt an http://www.bmeia.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 9 Österreich, Europa und die Welt Wahl-Informationen für AuslandsösterreicherInnen Ein Antrag auf Eintragung in die Europa-Wählerevidenz muß bis (voraus- sichtlich) 10. April 2014 bei der zuständigen Gemeinde eingelangt sein.

enn Sie Ihren Hauptwohnsitz nicht in schrift. Wenn Sie keine automatische Zu- WÖsterreich haben, vor dem 1. Jänner sendung der Wahlkarten beantragen, müssen des Jahres der Eintragung das 15. Lebensjahr Sie für die Stimmabgabe im Ausland für jede vollendet haben und sich dennoch an Wah- Wahl, Volksabstimmung und Volksbefragung len, Volksabstimmungen oder Volksbefragun- eine Wahlkarte (Stimmkarte) anfordern. gen beteiligen wollen, müssen Sie in die Die Gemeinde, in deren Wählerevidenz Wählerevidenz einer österreichischen Ge- und/oder Europa-Wählerevidenz Sie einge- meinde eingetragen sein. Für die Teilnahme tragen sind, wird Sie spätestens drei Monate an einer Europawahl ist eine Eintragung in vor einer bevorstehenden Streichung infor- die Europa-Wählerevidenz erforderlich. mieren, daß die Zehn-Jahres-Frist abläuft Was haben Sie als AuslandsösterreicherIn und daß Sie die Möglichkeit haben, einen zu unternehmen, um in die Wählerevidenz Verbleib in der Wählerevidenz und/oder Eu- und/oder die Europa-Wählerevidenz einge- ropa-Wählerevidenz zu beantragen. Bis zu tragen zu werden? diesem Zeitpunkt können Sie bei allen bun- desweit abzuhaltenden Wahlen, Volksab- Antrag auf Eintragung in die stimmungen und Volksbefragungen sowie (Verbleib in der) Wählerevidenz gegebenenfalls bei Europawahlen von Ihrem Sofern Sie bisher in keiner Gemeinde in Wahlrecht (Stimmrecht) Gebrauch machen. die Wählerevidenz/Europa-Wählerevidenz Sobald in Österreich eine Wahl, Volksab-

eingetragen sind, müssen Sie einen entspre- Quelle: Bundesministerium für Inneres stimmung oder Volksbefragung ausgeschrie- chenden Antrag auf Eintragung in die jewei- ben (angeordnet) wird, werden Sie von der lige Evidenz stellen. Hierbei können Sie sich Sie sich dafür entscheiden, die österreichi- Gemeinde verständigt. Bitte beachten Sie be- eines hierzu aufgelegten Formulars bedie- schen Mitglieder des Europäischen Parla- sonders: nen. Wenn Sie wollen, können Sie mit einem ments zu wählen, so vergessen Sie bitte nicht,  Bei Verlegung des Hauptwohnsitzes ins Formular die Eintragung in beide Wähler- dies durch Ankreuzen des entsprechenden Ausland reicht eine Abmeldung nach evidenzen (Wählerevidenz und Europa- Kästchens auf dem Antragsformular förm- dem Meldegesetz nicht aus, um als Aus- Wählerevidenz) oder auch den Verbleib lich zu erklären. landsösterreicherIn in der Wählerevidenz (wiederum in einer Wählerevidenz oder in Den Antrag können Sie per Post, Telefax und/oder Europa-Wählerevidenz zu ver- beiden) beantragen. Sie müssen hierzu auf oder per E-Mail (eingescannt) direkt an die bleiben. Sie haben vielmehr ausdrücklich dem Formular mit der – langen – Bezeich- Gemeinde, zu der Ihr Anknüpfungspunkt (Le- eine diesbezügliche Erklärung abzuge- nung „Antrag auf Eintragung in die (bzw. bensbeziehung, Verbindung) zu Österreich ben. Verbleib in der) Wählerevidenz/Europa-Wäh- besteht, stellen. Schließen Sie bitte dem An-  Sind Sie bereits in einer der beiden Wäh- lerevidenz für österreichische Staatsbür- trag Belege an, die zur Glaubhaftmachung lerevidenzen eingetragen (Wählerevidenz ger(innen), die außerhalb des Bundesgebietes des im Formular angeführten Anknüpfungs- oder Europa-Wählerevidenz) und Sie leben“ nur das(die) entsprechende(n) Käst- punktes geeignet sind. möchten sich in die jeweils andere Evi- chen ankreuzen. Bei Vorliegen der gesetzlichen Vorausset- denz eintragen lassen, ist dies in dersel- Das Formular ist bei allen österreichi- zungen wird Sie die Gemeinde für die Dauer ben Gemeinde möglich. schen Gemeinden vorrätig. Ist es Ihnen nicht von zehn Jahren in ihre Wählerevidenz und/  Auf einen Antrag können Sie beide Wäh- möglich, mit einer Gemeinde Kontakt aufzu- oder Europa-Wählerevidenz eintragen. Sollte lerevidenzen ankreuzen, wobei Sie be- nehmen, so können Sie das Formular als aus- Ihr Antrag nicht zur Eintragung in die Wäh- reits in einer der beiden Wählerevidenzen füllbare und speicherbare pdf-Datei (236 lerevidenz(en) führen, so werden Sie darüber geführt werden, beginnt die Zehn-Jahres- kB) herunterladen. Beachten Sie in bitte von der Gemeinde schriftlich verständigt. Frist hinsichtlich beider Evidenzen neu auch die Ausfüllanleitung (pdf, 57 kB) – den Sie haben in Hinkunft die Möglichkeit, zu laufen. „ Link finden Sie am Ende dieses Beitrags. für die Dauer Ihrer Eintragung in die Wäh- Weitere Informationen zu Wahlen Wohnen Sie in einem Mitgliedsstaat der lerevidenz(en) durch Ankreuzen des entspre- http://www.bmi.gv.at/cms/bmi_wahlen Europäischen Union, so steht es Ihnen frei, chenden Kästchens auf dem Antragsformu- der Link auf das Formular im pdf-Format entweder die Mitglieder des Europäischen lar eine automatische Zusendung von Wahl- https://formulare.aforms2web.com/F2WTemplates/BMI/Waehlerevidenz/2010/Antrag_Waehlerevidenz_EU_gelb.pdf Parlaments Ihres Wohnsitz-Mitgliedstaates karten zu beantragen. In diesem Fall benö- und der Link auf die Ausfüllanleitung oder die österreichischen Mitglieder des Eu- tigt die Gemeinde – zwecks Zusendung der http://www.bmi.gv.at/cms/BMI_wahlen/auslandsoesterr/files/Ausfuellanleitung.pdf ropäischen Parlaments zu wählen. Sollten Wahlkarten – stets Ihre aktuelle Auslandsan- Quelle: Bundesministerium für Inneres

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 10 Österreich, Europa und die Welt ÖsterreicherInnen mit gemischten Gefühlen Stimmungslage vor der Wahl zum Europäischen Parlament – Ergebnisse des aktuellen Eurobarometers für Österreich vorgestellt

inige Monate vor der EU-Wahl hält die Erelative Mehrheit der ÖsterreicherInnen die Mitgliedschaft in der EU für wichtig, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Nicht zu- letzt im globalen Umfeld spielt die EU aus Sicht der ÖsterreicherInnen eine zentrale Rolle. Erfreulich ist der sehr hohe Bekannt- heitsgrad der EU-Institutionen. Zentrales Thema ist nach wie vor die Bewältigung der Wirtschafts- und Finanzkrise auf EU-Ebene, wo die Befragten in Österreich mehr ge- meinsame Maßnahmen auf EU-Ebene for- dern. Allerdings sind nur noch 27 Prozent der Österreicher der Meinung, daß sich die EU in die richtige Richtung entwickelt. Vor allem im Bereich Bürokratie gibt es hier Vor- behalte. Das sind die zentralen Erkenntnisse aus dem Eurobarometer-Länderbericht für Österreich, der am 14. Feber in Wien vorge- stellt wurde.

À Frage: Hat die Europäische Union im Allgemeinen für Sie ein sehr positives, Foto: Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich/APA-Fotoservice/Preiss ziemlich positives, neutrales, ziemlich Daniel Schönherr (l.), Autor des Nationalen Eurobarometer-Berichts für Österreich, negatives oder sehr negatives Image? und Richard Kühnel, Vertreter der EU-Kommission in Österreich Grafik: Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 11 Österreich, Europa und die Welt

Frage: Sagen Sie mir bitte für jede der folgenden Institutionen, ob Sie ihr eher vertrauen oder eher nicht vertrauen. Grafik: Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich Richard Kühnel, Vertreter der EU-Kom- chemöglichkeit in der EU. In diesem Zusam- terreicherinnen und Österreicher die Mit- mission in Österreich, sagte bei der Vor- menhang stellt die EU-Wahl eine zentrale gliedschaft in der EU gerade in Krisenzeiten stellung: „Das Eurobarometer verdeutlicht, Möglichkeit dar Europa mitzugestalten. Es auch für wichtig und notwendig.“ daß die Österreicherinnen und Österreicher wird maßgeblich vom neuen EU-Parlament Das aktuelle Standard-Eurobarometer hat die Anstrengungen der EU bei der Bekämp- und der neuen EU-Kommission abhängen, nach Assoziationen, Erwartungen und Wis- fung der Wirtschaftskrise zu schätzen wis- welche Impulse Europa in Zukunft setzen kann senstand der EU gefragt. Demnach hält eine sen. Das zeigt die hohe Zustimmung zur und wie sich die Union weiterentwickelt.“ relative Mehrheit der Österreicher die Mit- Währungsunion und den gemeinsamen Maß- Daniel Schönherr, Autor des nationalen gliedschaft in der EU für wichtig, um für die nahmen gegen die Krise. Aber auch ganz Berichts für Österreich, ergänzte: „Die Zukunft gerüstet zu sein. Während 42 % (+2 praktische Errungenschaften, wie wegfallen- aktuelle Eurobarometer-Befragung zeigt, Prozentpunkte – Pp.) der Aussage, das Land de Grenzkontrollen oder einfachere Geschäf- welch differenziertes Bild die Österreiche- wäre ohne die EU besser für die Zukunft ge- te innerhalb der EU sind nach wie vor ein Be- rinnen und Österreicher mittlerweile von der rüstet, zustimmen, widersprechen ihr 48 % griff. Gleichzeitig müssen wir andere Ent- EU haben. Während einzelne Aspekte wie (+2 Pp.). Die EU wird von den Österrei- wicklungen ernst nehmen, vor allem in be- z.B. die Mitsprachemöglichkeiten nach wie cherInnen als wichtiger Faktor für die Zu- zug auf die Themen Bürokratie und Mitspra- vor kritisch gesehen werden, halten die Ös- kunft des Landes und seiner Interessen ein-

Frage: Bitte sagen Sie mir, was Sie von der Europäischen Union erwarten. Grafik: Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 12 Österreich, Europa und die Welt

Frage: Inwieweit sind Sie Ihrer Meinung nach persönlich gut bzw. nicht gut über europäische Angelegenheiten informiert? Grafik: Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich

geschätzt, nicht zuletzt im globalen Umfeld. die Dinge in der Europäischen Union derzeit %, -2 Pp.) sind in Österreich mittlerweile Dort – so 61 % (-2 Pp.) der ÖsterreicherIn- in die richtige Richtung gehen. Wesentliches nahezu allen ein Begriff. 47 % (-1 Pp.) der nen – zähle die Stimme der EU, und insbe- Kriterium für die Einstellung zur EU scheint Österreicher blicken optimistisch in die sondere hinsichtlich der Globalisierung und die Einschätzung von Demokratie und Mit- Zukunft der EU, fast genauso viele (46 %, ihrer Folgen vertrauen sie auf die EU. Daß sprachemöglichkeit zu sein: während näm- +/-0 Pp.) pessimistisch. Im Schnitt aller Österreich nämlich allein mit den negativen lich 73 % der ÖsterreicherInnen (-1 Pp.) mit EU28-Mitgliedsstaaten gibt knapp mehr als Folgen der Globalisierung umgehen kann, der Demokratie im eigenen Land zufrieden jeder zweite EU-Bürger (51 %, +2 Pp.) an, glauben nur 35 % (-6 Pp.). Zudem glaubt die sind, sagen das nur 42 % (-3 Pp.) in bezug optimistisch an die Zukunft der EU zu den- Mehrheit der ÖsterreicherInnen nicht, daß auf die Europäische Union, 54 % (+3 Pp.). ken, 43 % (-3 Pp.) sind pessimistisch. das Land allein die Auswirkungen der Wirt- Allerdings ist das Vertrauen in die EU in Die Umfrage zum Standard-Eurobarome- schafts- und Finanzkrise bewältigen kann und Österreich im Vergleich zum Frühjahr 2013 ter 80 wurde zwischen dem 2. und 17. Novem- fordert deshalb mehr Kooperation mit den gestiegen (39 %, +4 Pp.) und höher als im ber 2013 durchgeführt. In Österreich wurden anderen Mitgliedsstaaten: Rund drei Viertel EU-Durchschnitt (31 %, +/-0 Pp.). Ein hal- 1032 und in Summe 27.829 Personen ab 15 sagen, die Länder innerhalb der EU werden bes Jahr vor der Europawahl geben 95 % (+1 Jahren in den 28 Mitgliedsstaaten persönlich (74 %, +/-0 Pp.; EU28: 83 %, -1 Pp.) und Pp.) der ÖsterreicherInnen an, schon einmal befragt. Die Wahl zum Europäischen Parla- sollten (78 %, -1 Pp.; EU28: 90 %, +/-0 Pp.) etwas über das Europaparlament gehört oder ment findet in Österreich am 25. Mai 2014 infolge der Krise enger zusammenarbeiten. gelesen zu haben. Auch die Europäische statt. „ Dennoch sind nur noch 27 % der Kommission (94 %, +2 Pp.; EU28: 82 %, -1 http://ec.europa.eu ÖsterreicherInnen (+2 Pp.) der Meinung, daß Pp.) und die EZB (94 %, +1 Pp.; EU28: 82 http://ec.europa.eu/austria/index_de.htm

Frage: Sagen Sie mir bitte für jede der folgenden Aussagen, ob Sie dieser voll und ganz zustimmen, eher zustimmen, eher nicht zustimmen oder überhaupt nicht zustimmen. Grafik: Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 13 Österreich, Europa und die Welt Verantwortung in der Welt 130 Soldatinnen und Soldaten zusätzlich für den Kosovo und 100 für Bosnien

ls Außenminister habe ich angeregt, Aunsere Aktivitäten bei Auslandseinsät- zen wieder zu erhöhen. Damit zeigt Öster- reich Verantwortung in der Welt“, unterstrich Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz nach dem Ministerrat vom 18. Feber. Das Regierungsprogramm sieht vor, daß Ös- terreich seine Kontingente bei Auslandein- sätzen des Bundesheeres wieder erhöht. Das erklärte Ziel ist es, insgesamt 1100 Frauen und Männer in Auslandseinsätzen zu stellen. „Unser klarer Schwerpunkt ist der West- balkan. Diese Region liegt in unserer unmit- telbaren Nachbarschaft, die dortige Situation hat auch konkrete Auswirkungen auf Öster- reich“, so Kurz. Österreich sei deshalb in der Region der größte Truppensteller – im Laufe

des Jahres werden 130 Frauen und Männer Foto: BKA / Andy Wenzel die KFOR-Mission im Kosovo verstärken, Außenminister Sebastian Kurz (l.) und Verteidigungsminister Gerald Klug nach Bosnien erfolgt die Entsendung von rund 100 SoldatInnen. Auch mit der Ent- sendung von neun Stabsoffizieren in die Zen- tralafrikanische Republik zeige Österreich Verantwortung innerhalb der internationalen Gemeinschaft. Zu den am selben Tag in Wien stattgefun- denen Atomgesprächen zwischen dem Iran sowie den fünf UNO-Vetomächten und Deutschland, an denen auch die EU-Außen- beauftragte Catherine Ashton teilnahm, sagte der Außenminister: „Wir sind stolz, daß die erste Verhandlungsrunde in Wien stattfindet. Es wird sicherlich mehrere Gesprächsrunden brauchen, um zu einer endgültigen Lösung zu kommen.“ Österreich werde, wie schon in der Vergangenheit, internationale Sanktionen gegen den Iran ebenso mittragen wie eine etwaige Aufhebung dieser. Foto: Bundesheer

Klug: Engagement wird auf Radpanzer sichern im Rahmen der KFOR-Mission die Kontrollstellen im Kosovo. hohem Niveau fortgesetzt Kosovo zum Einsatz kommen und ersetzt Hauptquartier im griechischen Larissa Dienst Verteidigungsminister Gerald Klug erin- dort das französische Kontingent, das in versehen“, sagte Klug, betonte aber, daß dies nerte nach dem Ministerrat daran, daß „sich Kürze abziehen wird. Derzeit sei man mit einen fallweisen Einsatz vor Ort, direkt in die Bundesregierung klar und deutlich dazu 370 Soldatinnen und Soldaten vor Ort, da- der Zentralafrikanischen Republik, nicht aus- bekannt hat, unser Engagement in Friedens- nach werden es rund 500 sein. schließe. missionen auf hohem Niveau fortzusetzen“. Der Minister hob auch die Verantwortung Klug betonte seine Überzeugung, daß Konkret sollen dafür 1100 SoldatInnen zur der EU für die gesamte Region hervor, die eine Beteiligung Österreichs an diesen Frie- Verfügung gestellt werden. sich auch im Engagement des Österreichi- dens-Missionen vor allem auch eine wesent- Mit den aktuellen Entsendungen nähere schen Bundesheeres spiegle. liche Maßnahme zur Friedenssicherung in man sich diesem Ziel. Noch im ersten Halb- Weiters sei das Österreichische Bundes- Europa und damit in Österreich sei, da es jahr 2014 soll etwa das Kontingent bei heer mit bis zu neun Stabsoffizieren an der gelte, „dort Verantwortung zu übernehmen, KFOR im Kosovo um bis zu 130 Mann auf- Mission in Zentralafrika für die Einsatzvor- wo Krisen und Unruhen entstehen“. „ gestockt werden. Das neue österreichische bereitung und strategische Planung beteiligt. http://www.bmeia.gv.at Kontingent wird vor allem im Norden des „Unsere Experten werden vor allem im http://www.bmlvs.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 14 Österreich, Europa und die Welt Teufelskreis des Menschen- handels durchbrechen Am 17. und 18. Feber fand in Wien eine Expertenkonferenz von Europarat und OSZE zur Bekämpfung des Menschenhandels statt. Foto: BMI / Egon Weissheimer v.l.: Lamberto Zannier (OSZE-Generalsekretär), Simonetta Sommaruga (Schweizer Bundesrätin und Vorsteherin des Eidgenös- sischen Justiz- und Polizeidepartments), Sebastian Kurz (Außenminister), Johanna Mikl-Leitner (Innenministerin), Thorbjorn Jagland (Generalsekretär des Europarats) und Botschafter Christian Strohal (Ständiger Vertreter Österreichs bei der OSZE) nläßlich Österreichs Vorsitz im Europa- ruga, dem Generalsekretär des Europarats, Menschenhandels die Politik in beinahe 30 Arat und der Schweizer OSZE-Präsident- Thorbjorn Jagland und dem OSZE-Gene- europäischen Ländern evaluiert: Der Gene- schaft organisierten die OSZE und der Euro- ralsekretär Lamberto Zannier. ralsekretär des Europarates, Thorbjørn Jag- parat am 17. und 18. Feber in der Wiener „Wie so viele andere Länder ist Öster- land, bezog sich in seiner Stellungnahme auf Hofburg eine hochrangige Expertenkonfe- reich leider auch ein Transit- und Zielland einige der Ergebnisse der Untersuchung: „Es renz zur Bekämpfung des Menschenhandels. für Menschenhandel“, betonte Mikl-Leitner. wurden zwar Fortschritte im Kampf gegen Im Zentrum der zweitägigen Konferenz In Österreich stammen Opfer von Men- den Menschenhandel erzielt, dennoch stehen standen die Herausforderungen in der Um- schenhandel hauptsächlich aus Rumänien, wir nach wie vor schwierigen Herausforde- setzung der Konvention des Europarats Bulgarien, Ungarn, Moldau und Nigeria. rungen gegenüber – von der Unterstützung für gegen Menschenhandel. Ziel der Konferenz „Menschenhandel ist nicht nur ein europäi- Roma-Gemeinschaften, die besonders häu- war es, Kooperationen und Synergien zwi- sches sondern auch ein internationales fig Opfer von Menschenhandel werden, bis schen internationalen Organisationen, der Problem“, sagte die Innenministerin. „Es ist zur Intensivierung der Zusammenarbeit mit Zivilgesellschaft, Regierungen und anderen unsere Verpflichtung, diesen Teufelskreislauf Privatunternehmen, die bei der Identifizie- bedeutenden Akteuren im Kampf gegen die zu durchbrechen: Die Täter gehören hinter rung von Menschenhändlern helfen können.“ moderne Sklaverei zu stärken. Schloß und Riegel, und die Opfer brauchen OSZE Generalsekretär Lamberto Zannier „Menschenhandel ist alltäglich und allge- unseren Schutz und Unterstützung.“ gab seiner Anerkennung für die Arbeit des genwärtig – von Vancouver bis Wladiw- „Wir dürfen bei Menschenhandel, der Europarates Ausdruck und meinte, die bei- ostok. Dem muß ein Ende gesetzt werden“, nicht auf das Problem der Prostitution allein den Organisationen sollten noch enger zu- meinte Österreichs Außenminister Sebastian beschränkt ist, niemals wegschauen!“ mein- sammenarbeiten, um ihren Beitrag zur Be- Kurz, Vorsitzender des Ministerkomitees des te Simonetta Sommaruga, Schweizer Bun- seitigung dieses schrecklichen Verbrechens Europarats. „Ich freue mich sehr darüber, desrätin und Vorsteherin des Eidgenössischen zu leisten. „Diese gemeinsame Konferenz daß der Europarat und die OSZE dieses Ziel Justiz- und Polizeidepartments. „Die kriminel- bietet nicht nur eine wertvolle Plattform für gemeinsam verfolgen wollen.“ len Netze, die den Menschenhandel steuern weiteren Dialog und Austausch von best „Menschenhandel ist ein abscheuliches und organisieren, fügen der Gesellschaft auf practices, sie gibt uns – und das ist noch viel Verbrechen, bei dem fundamentale Men- verschiedenste Weise Schaden zu. Die Her- bedeutender – die Chance nach vorne zu schenrechte mit Füßen getreten werden. Die ausforderung für die Zielländer besteht dar- blicken und zu diskutieren, was wir noch tun Opfer von Menschenhandel werden betro- in, die Opfer der Ausbeutung – sei es in Pro- können, damit unsere Partnerschaft besser gen, mißhandelt und erbarmungslos ausge- stitution oder anderen Bereichen – ausfindig funktioniert“, meinte Zannier. beutet“, sagte Innenministerin Johanna Mikl- zu machen und die Schuldigen strafrechtlich Menschenhandel stellt eine massive Leitner bei einer gemeinsamen Pressekonfe- zu verfolgen. Um hier erfolgreich zu sein, ist Menschenrechtsverletzung dar. Laut Anga- renz mit Außen- und Integrationsminister eine gut aufgestellte nationale und internatio- ben der Internationalen Arbeitsorganisation Sebastian Kurz, der Schweizer Bundesrätin nale Zusammenarbeit unabdingbar.“ (ILO) gibt es weltweit 20,9 Millionen Opfer und Vorsteherin des Eidgenössischen Justiz- Vor der Konferenz hat die Expertengrup- von Menschenhandel und Zwangsarbeit. und Polizeidepartments, Simonetta Somma- pe des Europarats für die Bekämpfung des Trotz der Größe des Problems gibt es er-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 15 Österreich, Europa und die Welt schreckend wenige Fälle, in denen die Die Konferenz endete am 18. Feber nach schenrechts-Kommissar des Europarats) und Schuldigen rechtlich verfolgt werden. Der Beiträgen von Myria Vassiliadou (EU Anti- Maria Grazia Giammarinaro (OSZE-Son- Menschenhandelsbericht des amerikani- Menschenhandel-Koordinatorin), Joy Ngozi derbeauftragte und Koordinatorin für die Be- schen Außenministeriums verzeichnete nur Ezeilo (UN Sonderberichterstatterin über kämpfung des Menschenhandels). „ 7705 Verurteilungen im Jahr 2012. Menschenhandel), Nils Muižnieks, (Men- http://www.osce.org

Akribische Ermittlungsarbeit Eine Schlüsselrolle bei der Bekämpfung Prammer trifft afghanischen des Menschenhandels kommt der Polizei zu. „Hier setzen wir auch auf die Erkenntnisse Amtskollegen Ibrahimi der Wissenschaft, in Kombination mit mod- ernster Technik“, sagte Mikl-Leitner. In der ie aktuelle Lage in Afghanistan und der zung angewiesen sei. Vor allem der Terro- Vergangenheit war die rechtsmedizinische DAusbau der bilateralen Beziehungen rismus, mit dem die Bevölkerung täglich Untersuchung von Opfern nach Gewaltein- standen am 13. Feber im Mittelpunkt eines konfrontiert sei, bereitet ihm große Sorgen. wirkung auf die äußere Besichtigung des Kör- Treffens von Nationalratspräsidentin Barba- Was die Etablierung der Demokratie anbe- pers beschränkt. „In Zukunft werden wir – ra Prammer mit ihrem afghanischen Amts- langt, sieht Ibrahimi Afghanistan auf gutem im Auftrag der Staatsanwaltschaft – in Ko- kollegen Abdul Rauf Ibrahimi im Parlament. Weg, er verwies in diesem Zusammenhang operation mit dem Ludwig-Boltzmann-Insti- Ibrahimi berichtete unter anderem über die auch auf die bevorstehenden Präsidenten- tut mit radiologischen Verfahren wie Com- Erfolge, die Afghanistan seit 2001 im Be- und Regionalwahlen. Die nächsten Parla- putertomographie auch innere Verletzungen reich des Bildungs- und des Gesundheits- mentswahlen werden 2015 stattfinden. von Gewaltopfern erheben können. Damit wesens erzielen konnte, und hob die Bedeu- können länger zurückliegende Gewalteinwir- tung internationaler Hilfe für sein Land her- kungen für ein Strafverfahren sichtbar und vor. Österreich habe sich nach Ende des beweisbar gemacht werden – und eine wich- Krieges von Anfang an an verschiedenen tige Dokumentation vor Gericht darstellen“, Entwicklungsprojekten beteiligt, äußerte er erklärte die Innenministerin. sich erfreut. Für die Zukunft hofft Ibrahimi In vielen Fällen spielen PolizeibeamtInnen auf eine stärkere wirtschaftliche Zusammen- eine Schlüsselrolle bei der Identifizierung arbeit, zudem sollen nach Übereinkunft von und Befreiung von Opfern. Häufig sind sie Prammer und Ibrahimi die parlamentari- die ersten, die aufgrund eines geäußerten Ver- schen Kontakte zwischen beiden Ländern dachts oder einer Routinekontrolle mit Op- ausgebaut werden. fern von Menschenhandel zusammentreffen. Von Prammer auf das globale Phänomen „Daher gibt es bei uns eine zusätzliche Aus- der verbreiteten Gewalt gegen Frauen ange- bildungen für Polizeibeamte, damit sie Op- sprochen, versicherte Ibrahimi, daß Afgha- fer erkennen und das nötige Wissen und Ver- nistan Frauen- und Kinderrechte sehr ernst ständnis für dieses schreckliche Verbrechen nehme. Frauen spielten in allen gesellschaft- haben“, sagte Mikl-Leitner. lichen Bereichen eine wichtige Rolle und würden auch in den Aufbau der Sicherheits- Zusammenarbeit des kräfte miteinbezogen. Der Frauenanteil im BMI mit LEFÖ-IBF afghanischen Parlament beträgt ihm zufolge Bei der Identifizierung von Opfern arbei- 28 Prozent. Nach der derzeitigen Pause wer- tet die österreichische Polizei seit über 15 de sich das Parlament auch intensiv mit einem Jahren mit LEFÖ-IBF (Lateinamerikanisch Gesetz gegen Gewalt an Frauen befassen. Foto: Parlamentsdirektion / HBF Franz Hartl Emigrierte Frauen in Österreich – Interven- Von Prammer mit der Besorgnis konfron- Nationalratspäsidentin Barbara Prammer und Abdul Rauf Ibrahimi tionsstelle für Betroffene des Frauenhandels) tiert, neue Bestimmungen in der Strafprozeß- zusammen, der einzig staatlich anerkannten ordnung betreffend Zeugenaussagen bei in- Nationalratspräsidentin Prammer wies Opferschutzeinrichtung für Betroffene von nerfamiliärer Gewalt könnten sich negativ auf darauf hin, daß Österreich, was den Kampf Frauenhandel. „Opferschutzeinrichtungen die Frauen auswirken, sagte Ibrahimi zu, sich gegen Gewalt an Frauen und Kindern be- wie LEFÖ-IBF geben den Traumatisierten das Gesetz nochmals genau anzuschauen. trifft, Vorreiter sei. Auch bei der Bekämp- Halt, bieten Unterkunft, psychosoziale Be- Im Bildungssystem seien Mädchen und fung des Terrorismus gelte es, Frauen und treuung und medizinische Versorgung. Sie Buben laut Ibrahimi gleichgestellt. Wie er Kindern besonderes Augenmerk zu schen- helfen den Betroffenen wieder ins Leben berichtete, ist es gelungen, die Zahl der ken. Ausdrücklich hervorgehoben wurde von zurückzufinden“, sagte die Innenministerin. SchülerInnen von einer Million nach Ende Prammer auch die Beteiligung Österreichs Österreichs Botschaft ist klar: „Wir dür- des Krieges auf acht Millionen zu erhöhen. an der internationalen Friedensmission des fen nicht wegschauen. Wir müssen hin- Im gleichen Zeitraum sei die Zahl der Stu- Militärs und der Polizei in Afghanistan. Sie schauen, um die Opfer zu erkennen, ihre dentInnen von 20.000 auf 130.000 angestie- rief überdies das frühere Bestehen einer ös- Ausbeutung zu beenden und ihnen entspre- gen. Ibrahimi räumte aber ein, daß sein Land terreichischen Musikschule in Kabul in Erin- chende Unterstützung für ihr Leid zukom- weiter vor großen Herausforderungen stehe nerung. „ men zu lassen.“ und dabei auch auf internationale Unterstüt- Quelle: Parlamentskorrespondenz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 16 Österreich, Europa und die Welt 25. Mai als Termin für die Europawahl fixiert er 25. Mai 2014 steht nun endgültig als Wahlkreis, die Stimmen werden nach dem in mokraten an. Zwei Abgeordnete zählen zur DTermin für die Wahl zum Europäischen der Verfassung vorgeschriebenen Verhältnis- Fraktion der Grünen, eine Abgeordnete zur Parlament fest. Der Hauptausschuß des wahlrecht vergeben, die ÖsterreicherInnen Fraktion der Allianz der Liberalen und De- Nationalrats genehmigte am 25. Februar ein- haben dabei die Möglichkeit, Vorzugsstim- mokraten in Europa. Fünf österreichische stimmig eine diesbezügliche Verordnung der men zu vergeben. KandidatInnen werden MandatarInnen sind derzeit fraktionslos. Bundesregierung. Als Stichtag wurde der 11. dann vorgereiht, wenn sie im Bundesgebiet März 2014 bestimmt. Die Kandidatenlisten Vorzugsstimmen im Ausmaß von minde- Wer in Österreich wählen darf müssen spätestens am 11. April um 17.00 Uhr stens 5 Prozent der auf ihre Parteiliste ent- Wahlberechtigt sind alle österreichischen beim Innenministerium eingereicht werden. fallenen gültigen Stimmen erzielt haben. StaatsbürgerInnen sowie EU-BürgerInnen Die Mitglieder des Europäischen Parla- Derzeit fallen auf die ÖVP 6 und auf die mit Wohnsitz in Österreich, die am Tag der ments werden in den 28 EU-Ländern alle SPÖ 5 Abgeordnete, auf die FPÖ und die Wahl das 16. Lebensjahr vollendet haben fünf Jahre neu gewählt und repräsentieren Grünen jeweils 2, die Liste Hans Peter Mar- und die in die Europa-Wählerevidenz einer im EU-Rechtsetzungsprozeß die BürgerInnen tin verfügt über 3 Abgeordnete, das BZÖ hat österreichischen Gemeinde eingetragen sind. der Union. Dies ist umso wichtiger, als nach bei der letzten Wahl einen Sitz gewonnen. ÖsterreicherInnen, die im Ausland leben, Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon 95 Die ÖVP-Abgeordneten sind Mitglieder der können per Briefwahl teilnehmen. Das pas- Prozent aller EU-Rechtsakte vom Europäi- Fraktion der Europäischen Volkspartei, die sive Wahlalter liegt in Österreich bei 18 Jah- schen Parlament gleichberechtigt mit dem SPÖ-Abgeordneten gehören der Fraktion der ren. „ Rat der EU beschlossen werden. Progressiven Allianz der Sozialisten und De- Quelle: Parlamentskorrespondenz

Österreich wählt 18 EU-Abgeordnete Bei der kommenden Wahl haben die EU- Slowenien dankt für BürgerInnen aller Mitgliedsstaaten drei Tage – vom 22. bis 25. Mai – Zeit, die 751 Kärntner Nachbarschaftshilfe Abgeordneten zu wählen. In Österreich fin- det der Wahlgang eben am Sonntag, dem 25. ie Bewältigung der enormen Schnee- meinden von Bad Eisenkappel, Solèava und Mai statt. Österreich entsendet künftig 18 Ab- Dmassen rund um den Monatsbeginn Jezersko, gebracht. geordnete. Derzeit sind noch 19 österreichi- machte abermals deutlich, wie perfekt in Der Außenminister dankt in seinem sche Abgeordnete im Europäischen Parla- Kärnten die Kette der Sicherheit funktioniert Schreiben für die „selbstlose Hilfe“ aus Kärn- ment vertreten. Bedingt durch den Beitritt und wie engagiert sich die zum großen Teil ten, die man im Bewußtsein, daß auch das Kroatiens im Vorjahr und die vertraglich fest- freiwilligen Kräfte in den Dienst der All- Land Kärnten durch ähnliche Wetterbedin- gelegte Höchstanzahl von EU-Abgeordneten gemeinheit stellen. Außerdem sorgte diese gungen betroffen war, besonders zu schätzen kommt es nun zu einer neuen Verteilung der Wetterkatastrophe für ein weiteres Beispiel wisse. Er berichtet, daß infolge des Eisbe- Sitze unter den Mitgliedsstaaten. des engen nachbarschaftlichen Zusammen- hangs, durch Schnee und Überschwemmun- Die Aufteilung der Mandatszahl unter halts im Alpen-Adria-Raum. Kärnten, das gen in Slowenien etwa 100.000 Haushalte den einzelnen Ländern gewährleistet eine selbst stark betroffen war, entsendete drin- ohne Strom blieben, außerdem mehrere Teile gewisse Balance zwischen den EU-Staaten, gend benötigte Hilfe nach Slowenien. Sei- der Straßen- und Eisenbahninfrastruktur da kleinere und mittlere Länder im Euro- nen offiziellen Dank an alle Beteiligten schwer beschädigt wurden. Schwerer Scha- päischen Parlament proportional stärker ver- sprach jetzt der stellvertretende Ministerprä- den entstand laut dem Minister auch in den treten sind als die größeren. So kommen bei- sident und Außenminister der Republik Slo- slowenischen Wäldern. spielsweise auf ein österreichisches Mandat wenien, Karl Erjavec, in einem Schreiben an „Mit seiner Hilfeleistung hat Kärnten viel rund 350.000 BürgerInnen, in Deutschland, Landeshauptmann Peter Kaiser aus. zur Besserung der Lebensbedingungen der das über 96 Sitze verfügt, vertritt ein Manda- „Für uns war es selbstverständlich, alles betroffenen Bevölkerung beigetragen. An tar bzw. eine Mandatarin rund 400.000 Bür- zu unternehmen, um den Nachbarn zu hel- dieser Stelle möchte ich vor allem für die Zu- gerInnen. fen. Solidarität und Zusammenhalt machen sammenarbeit der Grenzgemeinden ein be- uns hier in der Alpen-Adria-Region gemein- sonderes Lob aussprechen, da sie die Nach- Kein einheitliches sam stark“, betont der Landeshauptmann. barsolidarität unmittelbar zeigt“, so der stv. europäisches Wahlrecht Als Feuerwehr- und Katastrophenschutzre- Ministerpräsident und Außenminister der Die Stimmen werden nicht nach einem ferent dankt er nochmals den Blauröcken der Sloweniens. Weiters dankt er Energielandes- einheitlichen europäischen Wahlrecht verge- FF Bad Eisenkappel und des Bezirksfeuer- rat Rolf Holub „für die sofortige und freund- ben, sondern nach den einzelnen national- wehrkommandos Völkermarkt, über die die liche Bearbeitung der slowenischen Bitte zur staatlichen Vorschriften. Die heimischen Re- Kameradschaftshilfe lief, sowie dem Kärnt- Herstellung der Vernetzung der elektrischen geln sind in der Europawahlordnung festge- ner Landesfeuerwehrverband. Konkret wur- Leitungen zwischen Slowenien und Öster- legt. Für die Europawahl gibt es nur einen den Notstromaggregate in die Nachbarge- reich am Standort Jezerski vrh“. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 17 Österreich, Europa und die Welt Glückszahl 13 Österreichs Paralympics-Team für SOCHI 2014 bekanntgegeben – Bundespräsident Heinz Fischer wünschte dem paralympisches Team viel Erfolg Foto: HBF / Peter Lechner Verabschiedung des Paralympischen Teams im Studio 44 der Österreichischen Lotterien

er 13köpfige Kader des österreichischen im Behindertensport: „Die soziale Absich- wesentlicher Faktor sei es, den finanziellen DTeams für die Paralympischen Spiele erung von behinderten Sportlern ist ebenso Rahmen aufzubereiten. „Damit sich die 2014 in Sochi wurde am 20. Feber in der Sky wichtig wie die von nicht behinderten Sport- Sportlerinnen und Sportler voll und ganz auf Lounge der Wirtschaftskammer Österreich lern.“ Und in diesem Bereich gebe es beacht- ihre sportliche Vorbereitung konzentrieren in Wien von der Präsidentin des Österreichi- liche Fortschritte. können.“ Ein besonders wichtiges Anliegen schen Paralympischen Committees (ÖPC), sei die Gleichstellung von behinderten und BM a.D. Maria Rauch-Kallat, bekanntgege- 790.000 Euro und vier nicht behinderten Sportlern. ben und von der Chefin de Mission, ÖPC- Tonnen Übergepäck 790.000 Euro kostet das Unternehmen Generalsekretärin Petra Huber, im Rahmen ÖPC-Präsidentin Maria Rauch-Kallat: SOCHI 2014, eine Hälfte stammt aus öffent- einer Pressekonferenz präsentiert. Die Ath- „Ziel des ÖPC ist es, beste Voraussetzungen lichen Mitteln, die zweite Hälfte von priva- letInnen waren dabei durch die Nieder- und Rahmenbedingungen zu schaffen.“ Ein ten Wirtschaftspartnern. Unter anderem wird österreicherin Claudia Lösch, die einzige Dame im ÖPC-Team, und Matthias Lanzin- ger vertreten.

Verknüpfung von Sport und Wirtschaft Die Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien, Abg. z. NR. Brigitte Jank, verabschie- dete das Team, das am 3. März in Sochi ein- treffen wird, als Gastgeberin im Namen all jener österreichischen Betriebe, die das ÖPC, das ÖOC und den österreichischen Sport ganz allgemein als Partner unterstützen: „16 Mil- liarden Euro werden im Sport erwirtschaftet. Daher ist die Wirtschaftskammer seit vielen Jahren im Sport engagiert.“ Die WKO treibe die Verknüpfung von Wirtschaft und Sport voran, bestes Beispiel sei die Tourismus-

schule Modul, deren Schüler im Österreich- Foto: ÖPC / Franz Baldauf Haus für internationale Gäste aufkochen. Jank v.l.: Botschafter der Russischen Föderatin in Wien, Sergej J. Natschajew, ÖPC- freut sich auch über eine neue Entwicklung Präsidentin Maria Rauch-Kallat und Bundespräsident Heinz Fischer

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 18 Österreich, Europa und die Welt

schon beruhigen. Ich wünsche dem Team das Allerbeste, weiß aber, daß nicht alles von drei Hundertstelsekunden abhängen kann, die unter Umständen auf eine Medaille feh- len.“ Peter Vavken: „Als Glücksbringer gebe ich als Vertreter der AUVA etwas Kleines, Leistungsstarkes und Glänzendes mit – als Symbol für Österreich: einen USB-Stick. Die AUVA feiert heuer ihr 125jähriges Be- stehen. Eine der Grundideen: Menschen nach einem Unfall wieder ins Leben zurück- zubringen. Sport ist eines der Fundamente dieser Eingliederung.“ Michael Kurz (Ski Nordisch): „Bei mei- nen ersten Spielen als Radfahrer in Athen war ich sehr nervös. Turin und Vancouver war schon besser. Ich bin gut vorbereitet, was rausschaut, werden wir sehen.“ Georg Schwab (Snowboard): „Snow- board im Behindertensport ist noch nicht so weit entwickelt, weil neu. Ich hoffe, daß ich in Sochi meine Gegner im Griff habe.“ Claudia Lösch (Ski Alpin): „Seit Septem- ber hatte ich mit einer Schleimbeutelent- zündung in der Schulter zu kämpfen. Aber seit drei Wochen habe ich das im Griff. Aber die Trainingspause muß nicht schlecht sein,

Foto: ÖPC / Franz Baldauf weil ich den Kopf freibekommen habe.“ In der WKO-Sky Lounge in Wien (v.l.): Michael Knaus, Brigitte Jank, Matthias Matthias Lanzinger (Ski Alpin): „Ich ha- Lanzinger, Claudia Lösch, Maria Rauch-Kallat und Petra Huber be hohe Erwartungen. Habe mich drei Jahre das Team vier Tonnen Übergepäck nach Ruß- Vereidigung und Verabschiedung intensiv vorbereitet. Und schon der Weg da- land befördern, was nur dank der Firma DB des paraympischen Teams hin war sehr interessant. Zum Glück ist Mar- Schenker (Logistik-Partner) und Austrian Bundespräsident Heinz Fischer wünschte kus Salcher aus dem eigenen Team mein Airlines möglich ist. Die paralympische Be- dem Team viel Erfolg. Claudia Lösch als stärkster Rivale. Aber man weiß ja, daß bei wegung habe sich enorm entwickelt: „45 teil- einzige Athetin und alle zwölf Herren waren Olympischen Spielen sich nicht immer der nehmende Nationen, 750 Sportler, 1500 Me- zur Gala im Studio 44 der Österreichischen Favorit durchsetzt. Jetzt in Sochi war Ted dienvertreter in Sochi – das sind Zahlen, die Lotterien in Wien gekommen. Der Salzbur- Ligerty glaub ich der erste.“ eine deutliche Sprache sprechen.“ Noch ger Alpin-Skirennläufer Reinhold Sampl Markus Salcher (Ski Alpin): „Man kennt seien die Medaillenprämien nicht in der glei- sprach den paralympischen Eid. das olympische Gesetz. Auch die Außensei- chen Höhe wie bei den nicht behinderten Die ÖPC-Präsidentin begrüßte unter an- ter sind nicht zu vernachlässigen.“ Sportlern. „Wir arbeiten daran und wollen derem den Botschafter der Russischen Föde- dieses Ziel bis 2020 erreichen.“ ration Sergej J. Netschajew, Friedrich Stick- Abflug am 3. März ler als Vertreter der Österreichischen Lotte- Das Team fliegt am 3. März ab. Die Spie- Das österreichische Team rien und den Generaldirketor der Allge- le finden von 7. bis 16. März statt. In Van- Teammanager Michael Knaus gab den meinen Unvallversicherungsanstalt, Peter couver 2010 hat das ÖPC-Team elf Me- Kader bekannt und stellte die AthletInnen vor: Vavken, unter den gut 120 Festgästen. Die daillen geholt. So bildetete auch eine filmi- Philipp Bonadimann (Vorarlberg; Ski Alpin), AUVA ist einer der wichtigsten Partner des sche Zusammenfassung der Spiele von 2010 Dietmar Dorn (Vorarlberg; Ski Alpin), Mar- ÖPC. Auch eine Olympiasiegerin war ver- (von ORF-Redakteurin Gabi Jahn) einen der tin Falch (Tirol; Ski Alpin), Thomas Grochar treten: Trixi Schuba (Gold im Eiskunstlauf Höhepunkte eines Gala-Abends. ORF-Sport- (Kärnten; Ski Alpin), Andreas Kapfinger 1972) gehört dem ÖPC-Vorstand an. chef Hans Peter Trost hat unter anderem da- (Tirol; Ski Alpin), Matthias Lanzinger (Salz- Botschafter Sergej J. Netschajew: „Als für gesorgt, daß jedes Rennen mit österrei- burg; Ski Alpin), Claudia Lösch (Niederös- Botschafter in Österreich werde ich natürlich chischer Beteiligung live übertragen wird terreich; Ski Alpin), Roman Rabl (Tirol; Ski beide Daumen drücken: Einen für das russi- (insgesamt 40 Stunden Berichterstattung). Alpin), Markus Salcher (Kärnten; Ski Al- sche, einen für das österreichische Team.“ Auf den Internetseiten des ÖPC finden pin), Reinhod Sampl (Salzburg; Ski Alpin), Bundespräsident Heinz Fischer: „Ich ha- Sie neben vielen allgemeinen Informationen Martin Würz (Niederösterreich; Ski Alpin), be hier kein Lampenfieber, weil Verabschie- unter anderem auch die Biografien der öster- Michael Kurz (Tirol; Ski Nordisch), Georg dungen dieser Art habe ich schon trainieren reichischen AthletInnen. „ Schwab (Niederösterrich; Snowboard). können. Inzwischen kann ich Sportler sogar http://www.oepc.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 19 Österreich, Europa und die Welt Häupl für leistbares Wohnen in Europas Städten 30 Bürgermeister fordern klare EU-Rechtsgrundlage für sozialen Wohnbau Foto: EC/Etienne Ansotte Städtebundpräsident und Wiens Bürgermeister Michael Häupl (m.) mit EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso (m.l.) und EU-Kommissar Johannes Hahn (m.r.) beim Gipfeltreffen der EU-HauptstadtbürgermeisterInnen in Brüssel

m 17. Feber fand in Brüssel ein Gipfel- schränkt. Das ist falsch. Denn so ist eine so- „Erhaltung und den Ausbau eines sozialen Atreffen der EU-Hauptstadtbürgermei- ziale Durchmischung nicht mehr möglich“, und nachhaltigen Wohnbaus in Europa“. sterInnen mit Präsident Jose Manuel Barroso so der Wiener Bürgermeister. Diese Rechts- Diese Resolution wurde bisher von 30 Bür- und EU-Kommissar Michael Hahn statt, zu grundlage hat in den letzten Jahren zu Kla- germeisterInnen europäischer Städte unter- dem auch Wiens Bürgermeister Michael gen gegen die Wohnbauförderungssysteme schiedlicher Parteizugehörigkeit unterzeich- Häupl und Wiens Wohnbaustadtrat Michael einiger Mitgliedsstaaten geführt, etwa in net. Häupl, er ist auch Städtebund-Präsident, Ludwig angereist waren. Das Treffen wurde Schweden, den Niederlanden und Frankreich. will sie „als sachlich demokratische Initiati- unmittelbar vor der Konferenz „Cities of To- Die Folgen waren schwerwiegend: In Schwe- ve, abseits von Parteigrenzen und bei aller morrow“ der EU-Kommission organisiert, den bewirkte die Klage bei der Kommission, Befürwortung der Europäischen Union“ ver- bei der es zwei Tage lang ganz grundsätzlich daß es einerseits mit günstigen Krediten aus standen wissen. Häupl: „Wir wollen keine um die Frage der künftigen EU-Städtepolitik ist und der Mietpreis nun in einem breiteren soziale Segregation, sondern soziale Durch- ging. Dazu zählen auch die erforderlichen Rahmen bestimmt werden muß. Dies hatte mischung. Alle Verantwortlichen sollten dar- Rahmenbedingungen für wachsende Städte keinen unmittelbaren Einfluß auf die beste- an interessiert sein, daß es in ganz Europa für in wirtschaftlich schwierigen Zeiten – und henden Mieten, zeichnet aber eine steigende alle Menschen leistbare Wohnungen gibt.“ wie Städte, in denen rund 80 Prozent der eu- Tendenz der Mieten für die Zukunft. In den Ihm sei auch bewußt: „Die Lebensqualität zu ropäischen Bevölkerung leben, besser gehört Niederlanden wieder führte eine ähnliche erhalten und zu steigern, genügend Platz und werden können. „Das Thema des sozialen Beschwerde dazu, daß nach einer erzwunge- Grünraum bereitzustellen und das bei wach- Wohnbaus spielt dabei eine zentrale Rolle“, nen Senkung der Einkommensgrenzen senden Bevölkerungszahlen ist der größte so Häupl bei einem Mediengespräch mit den 650.000 Haushalte den Anspruch auf sozia- Drahtseilakt der Zukunft.“ Bürgermeistern von Bratislava, Laibach, len Wohnraum verloren und nun auf den pri- Und gerade hier habe der Wohnbau eine Nantes, Zagreb und Rom. „Immerhin ermög- vaten Wohnungsmarkt mit empfindlich ganz zentrale Rolle, wie der Wiener Wohn- licht er uns eine geordnete Stadtentwicklung höheren Mieten angewiesen sind. Frankreich baustadtrat Michael Ludwig betonte: „Der und vermeidet so Spekulation und ermög- hatte bereits zwei Klagen zu verzeichnen, die geförderte Wohnbau ist der Motor der licht soziale Durchmischung. Damit ist er sich ebenfalls gegen die Einkommensgren- Stadtentwicklung. Er bildet insbesondere in eine wichtige Grundlage der Lebensqualität zen richteten. Wien, das weltweit als die Wiege das Vorzei- der Wienerinnen und Wiener.“ gebeispiel des sozialen Wohnbaus gilt, das „Im EU-Beihilfenrecht wird der soziale Resolution für den sozialen tragende Fundament für eine funktionieren- Wohnbau auf eine klar definierte Zielgruppe Wohnbau mit breitem Konsens de Stadt und eine wesentliche Säule des so- von benachteiligten Bürgern und sozial Vergangenes Jahr startete daher Bürger- zialen Zusammenhalts.“ Rund 60 Prozent schwächeren Bevölkerungsgruppen einge- meister Michael Häupl die Initiative zur der Wiener Bevölkerung leben derzeit in

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 20 Österreich, Europa und die Welt Foto: Bezirksmuseum Margareten Der erste Wiener Gemeindebau war der Metzleinstalerhof am Margaretengürtel 90-98. Er wurde von 1916 bis 1925 gebaut.

Wohnungen des gemeindeeigenen bezie- zips selbst festlegen zu können. Nur so kön- Wohnung für nur einige Stunden mieten. Die hungsweise des geförderten Bereiches. Dies ne auf regionale Bedingungen und Entwick- Wohnsituation in Wien ist eine der schlech- wirke stark preisdämpfend auf den gesamten lungen reagiert werden. „Wenn heute in testen in ganz Europa. Die infektiöse Lun- Wohnungsmarkt. Gleichzeitig investiere Brüssel zwei Tage lang darüber geredet wird, generkrankung Tuberkulose wird in vielen Wien auf konstant hohem Niveau in den wie Städte in der EU besser gehört werden Ländern daher auch „die Wiener Krankheit“ geförderten Wohnungsneubau und stelle so können, ist der soziale Wohnbau der erste genannt. sicher, daß für alle Bevölkerungsschichten Testfall“, so Häupl. Denn bisher habe die EU- 1914 fordern die Wiener Sozialdemokra- erschwinglicher Wohnraum zur Verfügung Kommission auf die Resolution nur durch ten, daß kommunale Mietwohnungen gebaut stehe, erklärte Ludwig: „Mit diesem gemein- Wiederholung der bekannten Bestimmungen werden. Ihr Vorhaben scheitert vorerst am samen, europaweiten Schulterschluß machen reagiert, „das ist nicht befriedigend“ so der Widerstand der christlich-sozialen Stadtre- wir uns für ein soziales und verantwortungs- Wiener Bürgermeister. Er habe daher vorge- gierung. volles Europa stark. Wir stellen uns entschie- schlagen, im Herbst ein hochrangiges Exper- Doch 1919 wird auf der Schmelz die er- den gegen neoliberale Lobbyisten, deren Ziel tenseminar zum Beihilfenrecht und seinen ste größere Wohnsiedlung (150 Siedlungs- ausschließlich die persönliche Gewinnmaxi- Auswirkungen auf den sozialen Wohnbau häuser) gebaut. Die Anlage orientiert sich an mierung ist. Wir treten für ein soziales Eu- abzuhalten. der Idee der Siedlungsbewegung der un- ropa ein. Dazu gehört auch gutes und bezahl- mittelbaren Nachkriegszeit und gilt als erster bares Wohnen.“ Wiener Wohnungsnot kommunaler Reihenhaus-Wohnbau der Stadt in der Gründerzeit Wien. Der erste Wiener Gemeindebau war Rechtsgrundlage der EU für In Wien leben im Jahr 1900 über zwei Mil- der Metzleinstalerhof. Er liegt am Margare- sozialen Wohnbau ändern lionen Menschen. Die steigende Einwohner- tengürtel 90-98 und wurde von 1916 bis Neben Wien haben sich zum Beispiel zahl durch viele ZuwandererInnen aus den 1925 gebaut. Heute ist er denkmalgeschützt auch die Stadtoberhäupter von Amsterdam, Kronländern der Monarchie führt zu einem und beherbergt 252 Wohnungen. Das Metz- Berlin, Den Haag, Dublin, Kopenhagen, akuten Wohnungsmangel. leinstal wurde zum ersten Mal im Mittelalter Lissabon, Nantes, Paris, Rom und Zagreb für Daher werden private Miethäuser, soge- erwähnt, Matzleinsdorf leitet sich davon ab. den Erhalt des sozialen Wohnbaus in Europa nannte Zinskasernen mit Bassenawohnun- Heute gibt es 220.000 Gemeindewohnun- ausgesprochen. Sie und ihre AmtskollegInnen gen, also Wohnungen ohne fließendes Was- gen in 2000 Gemeindebauten, in denen weiterer europäischer Städte fordern mit der ser und WC, für die ArbeiterInnen gebaut. 500.000 Menschen wohnen. in den 23 Wie- verabschiedeten Resolution die Europäische Die Folgen sind Wohnungsspekulationen, ner Bezirken. Das sind rund ein Fünftel aller Kommission auf, „die Definition des sozia- hohe Mieten, Überbelag und Obdachlosig- Wohnungen in der Stadt. Neben den Ge- len Wohnbaus sowie die Entscheidung über keit. 300.000 WienerInnen haben 1900 keine meindewohnungen gibt es 5400 Lokale und die Form der Bereitstellung den Mitglieds- Wohnung. Die wenigen Menschen, die in 47.000 Garagen und Abstellplätze, die ge- staaten und ihren Gebietskörperschaften zu winzigen Wohnungen wohnen, teilen ihren mietet werden können. Die von Wiener Woh- überlassen“. Für die Mitgliedsstaaten sei es knappen Wohnraum mit BettgeherInnen, um nen vermietete Fläche ist 13.441.914 m² groß, unabdingbar, die Kriterien für den sozialen Geld zu sparen. BettgeherInnen sind Men- was etwa 1829 Fußballfeldern entspricht. „ Wohnbau im Sinne des Subsidiaritätsprin- schen, die für wenig Geld ein Bett in einer http://www.wienerwohnen.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 21 Österreich, Europa und die Welt Luxemburger Premierminister Bettel zu Arbeitsbesuch in Wien uxemburg und Österreich arbeiten in Lvielen Bereichen eng zusammen. Beiden Ländern ist ein gemeinsames, starkes Eu- ropa ein zentrales Anliegen, um den wirt- schaftlichen und sozialen Herausforderun- gen der Zeit begegnen zu können“, sagte Bun- deskanzler Werner Faymann am 26. Februar nach dem Arbeitsgespräch mit dem Premier- minister des Großherzogtums Luxemburg, Xavier Bettel, im Bundeskanzleramt. „Un- sere beiden Länder treten in der Europäi- schen Union dafür ein, daß gemeinsame Maßnahmen für Wirtschaftswachstum und Beschäftigung gesetzt werden. Wir haben hier noch viele große Aufgaben vor uns, gerade mit Blick auf die hohe Jugendarbeitslosig- keit in Europa. Europa muß beweisen, daß es uns gemeinsam gelingt, die Wirtschaftskrise Foto: BKA / Andy Wenzel zu überwinden“, so Faymann. Premierminister Xavier Bettel (l.) und Bundeskanzler Werner Faymann Sowohl der Bundeskanzler also auch Pre- mierminister Bettel nahmen in der gemein- ein wichtiger Baustein für die weitere Vor- Wirtschaftsentwicklung. „Die EU hat bisher samen Pressekonferenz zu den anstehenden gangsweise. gezeigt, daß wir mit einer gemeinsamen, star- EU-Beschlüssen zur Steuerbetrugsbekämp- Auch der Luxemburger Premierminister ken Stimme auftreten können. Diese Ge- fung Stellung: „Unseren beiden Ländern ist sprach sich für eine gemeinsame Steuer- meinsamkeit muß weiterhin im Vordergrund eine gemeinsame Vorgangsweise im Kampf betrugsbekämpfung aus: „So wie Österreich stehen. Um die finanzielle Situation in der gegen Steuerhinterziehung wichtig. Die wollen wir ebenfalls einen Fortschritt in den Ukraine zu stabilisieren, sollte künftig mit kommende Zinsbesteuerungsrichtlinie darf Verhandlungen mit europäischen Drittlän- dem Internationalen Währungsfonds koope- allerdings nicht einseitig ausfallen, sondern dern.“ Außerdem sei die Etablierung interna- riert werden“, so Faymann. es muß auch Fortschritte in den Verhand- tionaler Regelungen gegen Steuerkriminali- Abschließend bedankte sich Premiermi- lungen mit Drittländern wie der Schweiz, tät ein wichtiges Ziel. nister Bettel für die langjährige, gute Zusam- Liechtenstein, Andorra, San Marina und Mo- Auf Nachfrage zur aktuellen Situation in menarbeit mit Österreich. „Ich freue mich naco geben“, sagte Faymann. Der kommen- der Ukraine warnten beide Regierungschefs darauf, daß wir diese enge Beziehung zwi- de Fortschrittsbericht der Europäischen vor einer Spaltung des Landes. Wichtig seien schen unseren Ländern weiter fortführen“, so Kommission zu diesen Verhandlungen sei nun demokratische Wahlen und eine positive Bundeskanzler Faymann. „ Sotschi: Zusätzlicher »Medaillenregen« für Österreich eben den hervorragenden Leistungen unseres Landes steigern, stärken die Erfolge um heimische Unternehmen mit Expertise Nder österreichischen Athleten, die mit aller Sportler auf österreichischen Produkten und Know-how zu unterstützen, mehr als 17 Medaillen in Sotchi das drittbeste Ergeb- das Image unseres Landes und unterstrei- bezahlt gemacht“, betont Leitl. Nun wolle nis für Österreich in der Olympia-Geschich- chen die Leistungsstärke der heimischen man an den Erfolg anknüpfen und intensiv te einfahren konnten, kann auch die heimi- Wirtschaft.“ weiterarbeiten, um mit Hilfe der Aussenwirt- sche Wirtschaft eine hervorragende Bilanz schaft weiteren Unternehmen den ziehen“, zeigt sich WKÖ-Präsident Christoph Aussenwirtschaft Austria Weg in die Region Krasnodar zu ebnen, un- Leitl nach dem Ende den 22. Olympischen unterstützte sieben Jahre vor Ort terstreicht Leitl die Nachhaltigkeit der WKÖ- Winterspiele in Sotchi erfreut. Die vier Gold-, Aber nicht nur die heimische Skiindustrie, Strategien. Denn nach einem prognostizier- acht Silber- und fünf Bronzemedaillen, die die einen Weltmarktanteil von rund 50 Pro- ten Rekordumsatz beim Exportgeschäft mit die österreichischen SportlerInnen erkämpft zent hält, rund 3500 Mitarbeiter direkt be- Rußland 2013 lassen auch die kommenden haben, werden durch unglaubliche 132 Me- schäftigt und deren Exportquote bei 80 Pro- Jahre aufgrund der positiven Wirtschaftspro- daillen der österreichischen Skifirmen zent liegt, konnte in Sotchi triumphieren. gnosen auf weiteres Exportwachstum schlie- Atomic, Blizzard, Head und Fischer (Alpin, Das gesamte österreichische Auftragsvolu- ßen. Insbesondere die Vorbereitung auf das Nordisch, Slopestyle, Halfpipe) komplet- men von den insgesamt in Sotchi investier- nächste sportliche Großereignis – die FIFA- tiert. „Damit verabschieden sich Österreichs ten 37 Mrd. betrug stolze 1,3 Mrd. Euro. Fußball-WM 2018 in Rußland – schaffe gute Skimarken als klare Gewinner von Olympia „Damit hat sich die intensive Vorbereitung Chancen für österreichisches Know-how 2014“, so Leitl und zeigt sich überzeugt: „Ge- der Aussenwirtschaft Austria, die bereits 2007 und Produkte aus der Bau- und Sportindu- nauso, wie österreichische Athletinnen und ein Büro vor Ort eröffnet und seither sieben strie. „ Athleten mit ihren Triumphen das Ansehen Wirtschaftsdelegationen organisiert hatte, https://www.wko.at/Content.Node/service/Aussenwirtschaft/Aussenwirtschaft---Channelstartseite.html

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 22 Österreich, Europa und die Welt Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino mit EU-Preis ausgezeichnet ohe europäische Auszeichnung für die HEuroparegion Tirol-Südtirol-Trentino: Sie wurde am 18. Feber mit dem EVTZ-Preis (Europäischen Verbünde für territoriale Zu- sammenarbeit) der Europäischen Union prä- miert. Für das Projekt des Euregio-Jugend- festivals erhielt die Europaregion im Beisein von Landtagspräsident Herwig van Staa die Auszeichnung für den zweiten Platz unter insgesamt neun Bewerbungen. „Das Jugend- festival konnte durch die effektive, stimmige und kostengünstige Umsetzung eines einfa- chen Konzeptes einen bedeutsamen Impuls für die grenzüberschreitende Zusammenar- beit in den Bereichen Kultur und Jugend set- zen“, begründete die Jury ihre Entscheidung

und empfiehlt das Projekt zur Nachahmung. Foto: Land Tirol / Ausschuß der Regionen „Die Auszeichnung des Jugendfestivals Euregio-Generalsekretär Matthias Fink (.l) nimmt in Brüssel gemeinam mit zeigt, daß das Potential der Euregio durch Landtagspräsident Herwig van Staa (r.) den Preis von Ramón Luis Valcárcel Siso, Präsident des Ausschusses der Regionen, entgegen. konkrete Projekte erfolgreich verwirklicht wird“, so Landtagspräsident Herwig van Staa. des EVTZ Europaregion Tirol-Südtirol- der EVTZ-Plattform im Ausschuß der Re- Zum ersten Mal vergab der Ausschuß der Trentino für das Projekt des Euregio-Ju- gionen seine Glückwünsche: „Der EVTZ Regionen der EU den Preis „Europa über gendfestivals ist eine Anerkennung dafür, Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino erfährt Grenzen hinweg bauen“. Dieser Preis zeich- daß die Europaregion vor allem den Jungen auf europäischer Ebene großes Interesse, da net besonders erfolgreiche und zukunftswei- große Chancen bietet. Die Europaregion ist es sich bei Tirol, Südtirol und dem Trentino sende grenzüberschreitende Projekte aus und nicht etwas Abstraktes, sie hat greifbare Vor- um drei Länder mit weitreichenden Gesetz- richtet sich an die insgesamt 41 EVTZ inner- teile für den einzelnen, vor allem für die Ju- gebungsbefugnissen handelt. Die Euregio ver- halb der EU neun Projekte zum Wettbewerb gendlichen unserer drei Länder. Dies wurde mag dieses Potential durch konkrete Projekte wurden eingereicht. mit dem EVTZ-Preis gewürdigt.“ umzusetzen, dies bestätigt die Auszeichnung Euregio-Präsident LH Günther Platter Landtagspräsident Herwig van Staa über- mit dem EVTZ-Preis eindrucksvoll.“ „ zeigte sich hocherfreut: „Die Auszeichnung mittelte in seiner Funktion als Vorsitzender http://www.europaregion.info/festival Salzburg: Aushängeschilder österreichischer Gastlichkeit on 5. bis 9. März trifft sich die interna- Vtionale Tourismusbranche in Berlin zur weltgrößten Reisemesse ITB. Für den kuli- narischen Auftritt Österreichs sorgen in die- sem Jahr Tourismusschüler aus dem Salz- burgerLand: Gemeinsam mit den Spitzen- köchen Franz Fuiko, Karl und Rudi Obauer sowie Vitus Winkler haben sie die Speisen- folge für das Österreich Café kreiert und werden in Berlin für das Wohl der Gäste sor- gen. Daß gerade die SchülerInnen der Salz- burger Tourismusschulen auf der ITB als Aushängeschilder der österreichischen Gast- lichkeit auftreten werden, freut auch Landes- hauptmann Wilfried Haslauer: „Die ITB ist als weltgrößte Reisemesse eine wichtige Foto: Franz Neumayr Bühne für den Salzburger Tourismus. Umso v.l: Leo Bauernberger, LH Wilfried Haslauer und Eckart Witzigmann erfreulicher, daß wir dort mit einer unserer allem die Bedeutung des Wissenstransfers von den Besten der Besten zu lernen und Kernkompetenzen, nämlich der Kulinarik, zwischen etablierten Spitzenköchen und trägt damit nachhaltig zur Qualität im Salz- prominent vertreten sein werden.“ dem Nachwuchs: „Die Zusammenarbeit mit burger Tourismus bei.“ Das SalzburgerLand Leo Bauernberger, Geschäftsführer der Köchen wie Franz Fuiko, Vitus Winkler oder wird sich in Berlin mit fünf Partnerregionen SalzburgerLand Tourismus, betonte vor den Obauers ermöglicht unserem Nachwuchs, präsentieren. http://www.salzburgerland.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 23 Österreich, Europa und die Welt Haus der Musik goes Mexiko as Haus der Musik hat als erstes öster- Dreichisches Museum einen internationa- len Lizenzvertag abgeschlossen, der die Rea- lisierung eines interaktiven Musikmuseums nach Wiener Vorbild ermöglicht“, so Direk- tor Simon K. Posch bei der Präsentation des Projekts „casadelamúsica viena“ am 6. Feber. Dank des „zukunftsorientierten Eigentümers Wien Holding und gemeinsam mit Partnern und Förderern auf der anderen Seite des Atlantiks“ könne das ehrgeizige Projekt um- gesetzt werden. „Das Projekt soll Musikge- schichte und Wiener Kultur den Kindern in anderen Ländern vermitteln“, sagte Wien- Holding-Direktor Peter Hanke. Auf einer dreimal so großen Fläche wie in Wien werden auf dem Gelände einer ehe- maligen Textilfabrik alle Exponate des Wiener Foto: Hanna Pribitzer Hauses in Mexiko nachgebaut. Mitte 2015 v.l.: Botschafter Luis Alfonso De Alba, Haus der Musik-Direktor Simon K. Posch soll das „casadelamúsica viena“ in Puebla und Wien Holding-Direktor Peter Hanke präsentierten »casadelamúsica viena«. eröffnet werden. Der mexikanische Botschafter in Wien, ter entwickelt und wir Wien auch etwas zu- Wie kommt Wien gerade auf Puebla? Die Luis Alfonso de Alba, bestätigte die große rückgeben zu können.“ Verbindung zwischen Wien und der mexika- Liebe seiner Landsleute zur Musik: „Enthu- Posch: „Tausende BesucherInnen, Live- nischen Stadt im gleichnamigen Bundesstaat siasmus und Respekt vor lokalen Bedingun- konzerte, Künstlergespräche und Diskussio- stellte ein Nachkomme von Ernst Römer her. gen ermöglichten das ehrgeizige Projekt, nen unterschiedlicher Fachkreise machten Der Schüler Arnold Schönbergs mußte 1938 über das wir uns sehr freuen. Denn auch wir auch 2013 zu einem erfolgreichen Jahr für Wien verlassen und emigrierte nach Mexiko, haben große Komponisten und Musiker uns“, diesen Weg werde man auch 2014 fort- wo er als Dirigent an der Oper Karriere mach- klassischer und zeitgenössischer Musik. Wir setzen.“ „ te. hoffen, daß sich in Mexiko diese Kultur wei- http://www.hdm.at Städtepartnerschaft zwischen Leoben und Xuzhou (China) eobens neuer Bürgermeister Kurt Wall- Lner machte dem chinesischen Botschaf- ter ZHAO Bin in dessen Amtsräumen in Wien seine Aufwartung, der die Leobener Delegation mit großer Freundlichkeit emp- fing. In perfektem Deutsch erwies er sich in dem einstündigen Gespräch als Leoben-In- sider. Zentrale Themen waren u.a. die Städ- tepartnerschaft mit Xuzhou, die Montan- universität und die Global Player der Stadt. Die Partnerschaft mit der 9,3 Millionen

Einwohner Stadt Xuzhou hat es Leoben u.a. Foto: Chinesische Botschaft ermöglicht, im Jahr 1998 Grabfunde aus der v.l.: Markus Messics (Organisationsreferent), Wolfgang Domian (Stadtamts- Han Dynastie bei der Ausstellung „China – direktor), Kurt Wallner (Bürgermeister), ZHAO Bin (Chinesischer Botschafter), verborgene Schätze“ in der Leobener Kunst- Gerhard Samberger (Kulturmanager) und REN Ge (Protokoll Chin. Botschaft) halle zu zeigen. Über 100.000 Besucher aus ziell in der Partnerstadt Xuhou – ein öffent- „Mein Antrittsbesuch beim chinesischen ganz Europa bei dieser Ausstellung waren liches Musikschulsystem zu entwickeln und Botschafter in Wien war ein Signal für die dann auch der Ausgangspunkt dafür, daß zu etablieren. Namhafte Konzerne wie RHI, weitere enge Kooperation Leobens mit unse- sich Leoben in weiterer Folge als internatio- AT&S, voestalpine oder die Mayr Melnhof rer Partnerstadt Xuzhou. In der Vergangen- naler Ausstellungsort von Hochkulturen eta- Holzgruppe, die Werke oder Headquarter in heit wurde hier auf wirtschaftlicher und kul- blieren konnte. Leoben haben, haben direkt oder indirekt tureller Ebene viel bewegt und es macht mich Leoben wickelte gemeinsam mit der durch diese Partnerschaft profitiert. So wa- stolz, daß wir heuer das 20-Jahr-Jubiläum Stadt Mannheim zwischen 2004 und 2006 ren beispielsweise Vertreter dieser Konzerne unserer Städtepartnerschaft feiern!“, so auch ein EU-Förderprogramm („Asia Urbs“) immer wieder Delegationsmitglieder bei den Wallner. „ ab, welches das Ziel hatte, in China – spe- Reisen nach China. http://www.leoben.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 24 Österreich, Europa und die Welt Ischgl Night im Austria Tirol House mit Präsident Putin ußlands Präsident Wladimir Putin be- Rsuchte bereits am zweiten Tag der Olympischen Winterspiele in Sotschi das Austria Tirol House und dokumentierte da- mit seine Verbundenheit mit Tirols Skile- gende Karl Schranz und dem Land. Emp- fangen mit Zillertaler Stubenmusik und hei- mischen Köstlichkeiten stieß der Präsident mit den Worten „Auf Tirol“ mit einem Schnapserl an und drückte anschließend sei- nen Respekt für die österreichischen Erfolge aus: „Es möge so weiter gehen für Ihr Land!“ Die enge wirtschaftliche Beziehung zwischen Rußland und Österreich belegte ein weiterer hochrangiger Gast an diesem Abend: der russische Oligarch Oleg Deripaska. Es war das erste Nationenhaus, das Putin im Rahmen der Olympischen Winterspiele

besuchte. Eine Tatsache, die nicht nur seinen Foto: Tirol Werbung / Erich Spiess „Freund“ Karl Schranz sehr freute. Auch der »Herzlich Willkommen!«: Rußlands Präsident Wladimir Putin (r.) besuchte bereits in Rußland tätige österreichische Manager am zweiten Tag der Olympischen Spiele das Austria Tirol House und dokumentierte Sigi Wolf wertete die Stippvisite als freund- damit seine Verbundenheit mit Tirols Skilegende Karl Schranz (l.) und dem Land. schaftliche Geste, die die Verbundenheit Gastfreundschaft hat sich das Austria Tirol gemessen am Andrang und der Medien- zwischen Rußland und Österreich betone. House gleich vom Start weg als vielgefragte dichte schien das Austria Tirol House in der Mit dem Besuch Putins, den Erfolgen zum internationale Netzwerkplattform für Sport, Disziplin „Hospitality“ bereits auf Goldkurs Auftakt und einer großen Portion Tiroler Medien und Wirtschaft etabliert. Nicht nur programmiert. „ Oberösterreich-Abend in Sotschi ie OberösterreicherInnen wissen ihre DRolle als Gastgeber bestens zu nützen: Mehr als 200 Gäste im Österreich-Haus beim Oberösterreich-Abend bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi stellten dies ein- drucksvoll unter Beweis. Das Sport- und Tourismusland Oberösterreich hatte gemein- sam mit den starken Partnern Backaldrin/ Kornspitz und Erima in Kooperation mit dem Österreichischen Olympischen Comite (ÖOC) zu einem Stelldichein von Sport, Wirtschaft, Medien und Politik geladen. Wirtschafts- und Sport-Landesrat Michael Strugl, Backaldrin-Chef Peter Augendopler und Willy Grims von Erima konnten gemein- sam mit ÖOC-Präsident Karl Stoss nicht nur alle zwölf Medaillengewinner vom Team-Ski- Foto: Erich Spiess springen – mit Oberösterreichs Michael Hay- v.l.: Willy Grims, Michael Strugl, Nicole Hosp, Peter Augendopler und Karl Stoss böck – willkommen heißen, sondern darüber gation von 17. bis 20. Feber in Sotschi war. und Funktionären aus Oberösterreich. Unsere hinaus eine stolze Anzahl weiterer Top-Gäste. Der Oberösterreich-Abend war dabei ein SportlerInnen zeigen großartige Leistungen, „Oberösterreich setzt auf Internationa- Highlight. „Wir nützen diesen Abend aber sind Vorbilder und Motivatoren für unsere lisierung. Der Sport bietet die Möglichkeit, insbesondere, um unser Netzwerk Sport und Jugend“, so Strugl, der auch live Michael Oberösterreich international zu präsentieren, Wirtschaft weiter zu stärken – und das ist Hayböck beim Team-Skispringen anfeuerte. sich ins Blickfeld zu rücken, insbesondere uns mit dem gestrigen Abend ausgezeichnet „Die OberösterreicherInnen wissen zu die Olympischen Spiele. Wir wollen die Kom- gelungen“, freut sich Strugl über viele gute feiern, präsentieren sich sehr sympathisch, bination Wirtschaft und Sport, Wirtschaft Gespräche. Eines machte er aber auch klar: das zeigt der Oberösterreich-Abend einmal und Tourismus daher weiter stark forcieren“, „Wir sind sehr stolz auf unsere SportlerInnen, mehr eindrucksvoll“, so der Tenor vieler Gä- sagte Strugl, der mit einer kleinen OÖ-Dele- auf das gesamte Team mit allen Betreuern ste. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 25 Österreich, Europa und die Welt Jüdische Shoah-Überlebende zu Gast in Graz it dem jüdischen Friedensgruß „Scha- Mlom!“ hieß der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl am 11. Februar eine Gruppe jüdischer Shoa-Überlebender im Rathaus will- kommen. 15 ZeitzeugInnen aus Wien trafen auf Initiative des Vereins „Centropa“ mit SchülerInnen und LehrerInnen der steirischen Landeshauptstadt zusammen. Thema dieses Treffens war zum einen die Auseinanderset- zung mit dem Holocaust und zum anderen das vielfältige jüdische Leben des 20. Jahr- hunderts. Beim Empfang im Rathaus umriß Nagl die Geschichte der Jüdischen Gemeinde in der steirischen Landeshauptstadt, in der über Jahrhunderte der Antisemitismus auf der Ta- gesordnung stand, welcher in der Zeit des Nationalsozialismus so vielen jüdischen Men- schen das Leben kostete. „Wir Politiker müs- Prof. Franziska Smolka mit dem Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl sen uns der Verantwortung stellen, müssen ein deutliches Zeichen setzen und mahnend an diese Zeiten erinnern, stellvertretend für jene, die das nicht mehr tun können. Wir ha- ben aber auch den Auftrag, das zu bestärken, was uns nach vorne bringt. Da müssen wir alle auch vor unserer Tür kehren und dem Populismus Einhalt gebieten.“ Prof. Franziska Smolka ist eine jener Zeit- zeugInnen, die einen besonderen Bezug zu Graz haben, sind doch ihre Großeltern und ihre Eltern hier aufgewachsen und hat sie nach Ende des Zweiten Weltkrieges mit ihrer damals nach Moskau geflüchteten Familie wieder in Graz gelebt. Von ihrem sechsten bis zu ihrem elften Lebensjahr hat sie im vor- Fotos: Stadt Graz/Fischer mals arisierten Haus in der Kepler Straße 49 Ein Blick auf die Gruppe der Shoa-Überlebenden im Gemeinderatssitzungssaal gewohnt. Was sie mit Graz verbindet? „Das die Jahre Kontakt hatte. Die Erinnerung an dieser Zeit hatte ich das Gefühl, anders zu ist eine schwierige Frage. Die Stadt ruft auf meine Volksschulzeit ist schon etwas ver- sein, am Rande zu stehen.“ der einen Seite schmerzliche Erinnerungen blaßt. Und doch weiß ich noch, daß ich mich Die Geschichte ihrer Familie und von 70 an jene hervor, die nicht mehr sind, die ich damals dafür genierte, daß ich zwei Paar weiteren hat Tanja Eckstein vom Café Cen- vermisse. Aber es ist auch die Stadt, in der Schuhe besaß, während die Hälfte der ande- tropa in Form von umfangreichen Interviews ich gute Freunde habe, mit denen ich über all ren Kinder nicht einmal eines hatte. Auch in aufgeschrieben: http://www.centropa.org/de Tirol: Grenzüberschreitende Zusammenarbeit intensivieren irols Kultur- und Bildungslandesrätin Es ging insbesondere um die Intensivie- TBeate Palfrader am 11. Feber den neuen rung bestehender, grenzüberschreitender Kul- Südtiroler Landesrat für Deutsche Bildung turinitiativen wie den Gesamttiroler Musik- und Kultur in ihren Amtsräumen. „Ich freue wettbewerb Prima la Musica, gemeinsame mich auf die Zusammenarbeit mit Philipp Kulturberichte oder die Vergabe des Paul- Achammer. Mein Südtiroler Amtskollege ist Flora-Preises. „Im Bereich der Kultur ist für mir mit großem Tatendrang begegnet. Die Südtirol der Blick über die Grenzen unerläß- Chemie stimmt“, berichtete Palfrader nach lich. Die Zusammenarbeit mit Tirol ist mir dem Treffen: „Wie werden die vielfältigen daher ein Herzensanliegen. Auch im Rah- Kooperationen zwischen Tirol und Südtirol men der Europaregion soll sie nicht nur im mit gegenseitigem Vertrauen und gemeinsa- Kultur-, sondern auch im Bildungswesen be-

mem Engagement weiter vertiefen.“ Foto: Land Tirol / Pidner sonders gepflegt werden“, so Achammer. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 26 Österreich, Europa und die Welt Bundeshauptstadt belegt Platz 1 bei Mercer-Studie m 19. Feber wurde die internationale ein. Hinzu kommen Faktoren wie persönli- Weg‘ der richtige ist.“ Häupl und Brauner AStudie „Quality of Living 2014“ der Be- che Sicherheit und Gesundheit, Bildungs- weiter: „Investitionen in Bildung, Forschung ratungsfirma Mercer Consulting Group ver- und Verkehrsangebote sowie andere öffentli- und Arbeitsplätze sind nicht nur zum jetzi- öffentlicht. Wien rangiert erneut auf Platz 1, che Dienstleistungen. gen Zeitpunkt wesentlich für die Stadt, son- das heißt Wien ist weltweit die Stadt mit der Die Studie hat 223 internationale Städte dern auch für die Zukunft und sichern Wiens höchsten Lebensqualität. anhand von 39 Faktoren verglichen. Auf den Lebensqualität.“ „Die ersten fünf Städte im Ranking liegen Plätzen 2 bis 5 landeten Zürich, Auckland Mercer evaluierte in seiner Studie lokale sehr dicht beieinander und die Unterschiede (Neuseeland), München und Vancouver (Ka- Lebensbedingungen in zehn Kategorien, un- sind minimal. Spitzenreiter Wien zeigt seine nada). Die Daten wurden im Zeitraum Sep- ter anderen politisches und soziales Umfeld, Stärken besonders im Bereich Wohnqualität tember bis November 2013 erhoben. wirtschaftliche Bedingungen, Bildung oder und öffentliche Verkehrsmittel. Zudem bietet Dazu hielten Bürgermeister Michael öffentliche Dienstleistungen und Verkehr. die Stadt eine große Vielfalt an Restaurants“, Häupl und Vizebürgermeisterin Renate Brau- Mercer ist weltweit Marktführer für Be- erklärt Mercer-Expertin Christa Zihlmann. ner gegenüber der Rathauskorrespondenz ratungsleistungen, Produkte und Dienstlei- Zur Beurteilung der Lebensqualität wur- unisono fest: „Daß die Stadt nun schon zum stungen im Personalmanagement und damit den für jede Stadt 39 Kriterien aus der Sicht wiederholten Male für ihre Lebensqualität zusammenhängende Fragen des Finanzma- von MitarbeiterInnen herangezogen, die ins ausgezeichnet wird, ist Auszeichnung und nagements. Weltweit beschäftigt das Unter- Ausland entsandt worden sind. Diese Merk- Auftrag zugleich. Denn Wien hat auch in nehmen über 17.000 Mitarbeiter und ist in male schließen u. a. politische, soziale, wirt- schwierigen Zeiten investiert, der heutige er- 180 Städten in 41 Ländern vertreten. „ schaftliche und umweltorientierte Aspekte ste Platz ist der Beweis, daß der ,Wiener http://www.mercer.at »Willkommen in Innsbruck«: Winter School 2014 Foto: RMS / Mörzinger Die TeilnehmerInnen an der Winter School 2014 mit Gemeinderätin Renate Krammer-Stark und Univ.-Prof. Anna Gamper ie 30 TeilnehmerInnen der heurigen Wissenschaftler aus allen Kontinenten nach Diese zweiwöchige postgraduale Bil- DInternational Winter School wurden am Innsbruck und ich freue mich, diese Veran- dungsveranstaltung basiert auf einem Ko- 3. Feber von Innsbrucks Gemeinderätin Re- staltung wieder in unserer schönen Landes- operationsabkommen aus dem Jahr 2007 nate Krammer-Stark in Vertretung von Bür- hauptstadt durchzuführen.“ Innsbruck sei als zwischen der Universität Innsbruck und der germeisterin Christine Oppitz-Plörer im Veranstaltungsort inmitten der Alpen und mit Europäischen Akademie Bozen (EURAC). Historischen Rathaus empfangen. engen Beziehungen zu Bozen ideal gewählt. Sie findet je eine Woche in Innsbruck und in Die Vorsitzende des gemeinderätlichen Die International Winter School 2014 be- Bozen statt und steht unter der Schirmherr- Ausschusses für Bildung und Gesellschaft schäftigt sich mit Föderalismus und Regio- schaft des Generalsekretärs des Europarates bedankte sich im Namen der Stadt Innsbruck nalismus aus rechtlicher und politikwissen- sowie der Landeshauptleute Tirols, Südtirols bei der Organisatorin und Initiatorin, Univ.- schaftlicher Perspektive. Heuer fand die und des Trentino. Prof. Anna Gamper (Institut für Öffentliches fünfte Ausgabe von 3. bis 14. Februar mit 30 Das Teilnehmerpublikum ist international Recht, Staats- und Verwaltungslehre, Univer- TeilnehmerInnen aus der ganzen Welt statt und besteht aus postgradualen StudentInnen, sität Innsbruck): „Sie bringen mit dieser zwei- und widmet sich dem Thema „Federalism jungen WissenschaftlerInnen und Prakti- wöchigen Tagung Wissenschaftlerinnen und and Multilevel Constitutionalism“. kerInnen. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 27 Österreich, Europa und die Welt Gold für WienWin Stadt Wien erhält als erste Preisträgerin außerhalb Deutschlands wichtigen Preis des deutschen Wirtschaftsministeriums

m deutschen Bundesministerium für Wirt- Ischaft und Energie wurde am 25. Februar WienWin, ein Projekt der Technologieagen- tur der Stadt Wien (ZIT), ausgezeichnet. Den Preis „Innovation schafft Vorsprung“ des Ministeriums und des Bundesverbandes Ma- terialwirtschaft, Einkauf und Logistik erhält damit erstmals in seiner Geschichte ein Preisträger außerhalb Deutschlands.

Frische Ideen für Verwaltung Wenn eine Stadtverwaltung die Innova- tionskraft der regionalen Wirtschaft unter- stützt, profitieren beide Seiten. Über WienWin wird die Stadt Wien als Einkäuferin stets über Innovationen von Wiener Unternehmen informiert. Auf wienwin.at sind mittlerweile über 350 innovative Lösungen aus Wien zu finden. Viele davon – vom Feuerwehrroboter bis zum Rollerparkplatz – werden bereits von Foto: BME der Stadtverwaltung eingesetzt. Die für Be- ZIT-Geschäftsführer Claus Hofer und WienWin-Projektleiterin Eva Czernohorszky schaffung zuständige MA 54 prüft bei jedem bei der Preisverleihung in Berlin mit Uwe Beckmeyer, Staatssekretär beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Einkauf, ob es eine innovative Alternative gibt. Der Wiener Zugang, die Stadtverwal- bereits als Testpartner in der Pilotphase des Die ZIT begleitet Wiener Unternehmen tung als Leitmarkt für innovative Lösungen Projekts mit dabei und wird die Lösung ein- als Tochter der Wirtschaftsagentur Wien im zu positionieren, überzeugte die Fachjury. setzen. Mit dieser Software können alle gesamten Innovationsprozeß: mit Beratungs- Die Initiatorinnen von WienWin – Vizebür- Planungsbereiche eines Flughafens wie etwa angeboten, monetären Förderungen, techno- germeisterin Renate Brauner und Stadträtin Prognosen für Verkehrsentwicklung und Ka- logiespezifischen Immobilien sowie Kom- Sandra Frauenberger – zeigen sich hocher- pazitätsbedarf bis hin zur Investitionspla- munikation der Innovationen Wiener Unter- freut über die internationale Ehrung. „Der nung verbunden werden. „Diese Software ist nehmen. Im Jahr 2000 als Tochter der Wirt- kontinuierliche Austausch zwischen Wiener ein hervorragendes Beispiel für eine echte schaftsagentur Wien gegründet, konnte die Unternehmen und Verwaltung ist eine echte Win-Win-Situation: das Unternehmen hat ZIT bislang alleine durch die Calls rund 250 WinWin-Situation für beide Seiten“, so die nicht nur einen Entwicklungspartner, son- Projekte mit mehr als 40 Millionen Euro un- Vizebürgermeisterin. „Daß Europa auf das dern auch einen wichtigen Kunden gewon- terstützen. Dadurch wurden Gesamtinvesti- Wiener Beispiel schaut, ist eine große Bestä- nen. Dem Flughafen steht eine hochinnova- tionen von rund 130 Millionen Euro ausge- tigung für den innovativen Weg, den wir bei tive Lösung zur Verfügung, die weltweit ein- löst. „ der Beschaffung eingeschlagen haben“, freut zigartig ist“, so ZIT-Geschäftsführer Claus http://wienwin.at sich Sandra Frauenberger, Stadträtin für In- Hofer. tegration, Frauen, KonsumentInnenschutz und Personal. Ostermayer gratuliert Wr. Philharmonikern Wiener Wissen für Flughäfen weltweit as Festspielhaus Baden-Baden (D) hat schen Musik einnehmen. Ich freue mich Ein innovatives Produkt aus Wien hat zum Din einer Aussendung am 25. Februar die sehr, daß die Wiener Philharmoniker den Beispiel der Wiener Flughafen eingekauft: Vergabe des Karajan-Musikpreises an die Karajan-Musikpreis erhalten, vor allem, weil mit der Software von AI-MS hat die Flug- Wiener Philharmoniker bekanntgegeben. mit dem Preisgeld Nachwuchsprojekte geför- hafen Wien AG nun ein Werkzeug für strate- Damit finden zwei wichtige österreichische dert werden“, so Bundesminister Josef Oster- gische Flughafenplanung in der Hand. Das Namen zueinander, die untrennbar miteinan- mayer. „Der unverwechselbare Klang der Wiener Unternehmen AI-MS hat seine Er- der verbunden sind. Philharmoniker kann durch erfolgreiche fahrung aus über 150 Beratungsprojekten für „Die enge Symbiose zwischen den Wie- Nachwuchsarbeit über viele weitere Jahre Flughäfen auf allen Kontinenten in diesem ner Philharmonikern und der Wiener Staats- bewahrt werden.“ Die Verleihung wird im Produkt gebündelt, das mit Förderung der oper trägt seit 170 Jahren dazu bei, daß Wien Rahmen einer Galaaufführung am 12. De- ZIT entstand. Der Flughafen Wien war und Österreich einen Weltrang in der klassi- zember stattfinden. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 28 Österreich, Europa und die Welt Wiener Ball in Brüssel Ein eleganter und vergnüglicher Abend zum »200jährigen Jubiläum« des Wiener Balles: Mit Politikern, Diplomaten, Hochadel und vielen anderen Gästen aus Belgien, Österreich und verschiedenen Ländern Europas. Fotos: Österreichische Vereinigung in Belgien Die Tänzerinnen der Ballettschule Marly mit ihren anmutenden weißen Kostümen begeisterten bei der Balleröffnung.

ie Tradition des Wiener Balls ist nun be- Botschafter Hubert Heiss, Richard Seeber, terreich für Land-, Forst-, Umwelt- und Was- Dreits 200 Jahre alt. Sie führt zurück in Mitglied des Europäischen Parlamentes (um serwirtschaft, ließ es sich nicht nehmen in die Zeit von 1814/15, die Zeit des Wiener nur einige zu nennen) und viele andere Bot- seiner „ehemaligen“ Heimat Gast zu sein. Kongresses, ein für die damalige Zukunft schafter im Königreich Belgien, zur NATO Eigentlich wäre er selbst als Vizepräsident der Europas entscheidender Zeitpunkt. Heute und zur Europäischen Union. Österreichischen Vereinigung in Belgien für entscheiden die Staats- und Regierungschefs Auch Andrä Ruprechter, der überraschend die Betreuung der Ehrengäste vorgesehen bei regelmäßigen Treffen in Brüssel über berufene Bundesminister der Republik Ös- gewesen. Allerdings kam im Dezember 2013 den weiteren Weg Europas. In diesem langen Bogen von gesellschaftlichen Ereignissen und politischen Treffen fand am 15. Februar der Wiener Ball der Österreichischen Ver- einigung in Belgien statt. Im restlos ausverkauften Concert Noble mit dem Flair eines Wiener Stadtpalais er- folgte die Begrüßung durch Christian Macek, Präsident der Österreichischen Vereinigung in Belgien, und Prof. Elisabeth Vitouch, Ab- geordnete zum Wiener Landtag, als Vertre- terin der Stadt Wien. Unter den Ehrengästen befanden sich unter anderem Johannes Hahn, Mitglied der Europäischen Kommission, Bot- schafter Walter Grahammer, Ständiger Ver- treter Österreichs bei der EU, Sektionschef Das Ballkomitee mit Karin Lukas Eder (1. v.l.) und Barbara Francois (2. v.r.)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 29 Österreich, Europa und die Welt der Ruf der Republik Österreich dazwi- schen… Der Ball wurde auch dieses Jahr von einem ehrenamtlichen Organisationsteam und der Leitung von Barbara Francois und Karin Lukas-Eder vorbereitet. Dank ihnen konnten wieder mehr als 850 Gäste einen stimmungsvollen Abend zur Musik vom tra- ditionellen Original Wiener Ballorchester Dr. Flo (direkt aus Wien eingeflogen!) ver- bringen. Und nicht zu vergessen die österrei- chischen Köstlichkeiten wie Wiener Schnit- zel, Frankfurter (von einigen Besuchern auch „Wiener“ genannt…), Sachertorte und (Wiener) Grüner Veltliner. Bei dieser profes- sionellen Vorbereitung und Durchführung ist nur zu hoffen, daß nicht die Wiener Staats- oper oder Hofburg eine der beiden hauptver- antwortlichen Organisatoren für ihre Bälle v.l.: Präsident Macek, Botschafter Grahammer, Landtagsabgeordnete Vitouch, EU- abwirbt. Bespiele gibt es ja (siehe oben). Kommissar Hahn und Landwirtschaftsminister Rupprechter Die künstlerischen Darbietungen zur Er- öffnung waren ein Festival für alle Sinne und ein besonderer Blickfang. Zuerst die Tän- zerInnen der Ballettschule Marly mit ihren anmutenden weißen Kostümen. Im Anschluß komplimentieren das Jungdamen- und Jung- herrenkomitee zu Polka, Polonaise und Wal- zer die Eröffnung. Und dann gab es mit „Alles Walzer“ den allgemeinen Startschuß für eine rauschende Ballnacht mit viel Char- me, wie man sie sonst nur bei den besten und feinsten Bällen in Wien erleben kann. Jung und Alt waren kaum von der Tanzfläche zu bekommen und genossen die drei Höhepunk- te zu Mitternacht: Tombola (Hauptpreise ein Wochenenden in Going inklusive Flug von Brüssel, Bad Kleinkirchen und Brüssel), viel Spaß und Schweiß bei der Quadrille sowie als Überraschung eine Darbietung der Sän- Veronika Wand-Danielsson, Boschafterin Schwedens zur NATO, und Christian gerin Alexandra Caró. Danielsson, Generaldirektor in der EU Kommission Die Stunden zerrannen wie das Wachs der weißen und roten Kerzen in den silber- nen Tischleuchtern. Es war wieder ein un- vergeßlicher und unvergleichlicher Abend was auch der Ehrengast der Stadt Wien, Prof. Elisabeth Vitouch, bestätigte. Mit dem klassischen „Brüderlein fein“, gespielt auf der Sologeige, endete der Ball aber in den Erinnerungen (und auch dank der Fotos) ist der Wiener Ball in Brüssel den Besuchern noch lange präsent. P.S.: Der Nachwuchs der österreichischen Vereinigung hatte seinen jährlichen Höhe- punkt bereits in der Woche zuvor mit dem Kinderfasching. Und ganz in österreichischer Tradition stand im Mittelpunkt die Fa- schingshochburg Villach mit dem Clown

Giggo als deren Vertreter. „ Fotos: Österreichische Vereinigung in Belgien http://www.oevb.be Gesandte Klösch, stellvertretende Botschafterin Österreichs im Königreich Belgien

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 30 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« Gedenken an den Ersten Weltkrieg

jährt sich der Aus- bruch des Ersten Welt- 2014kriegs zum hundert- sten Mal – ein denkwürdiges Datum, das nicht nur Anlaß zum besonderen Gedenken an die Opfer des Krieges bietet, sondern auch ein Anstoß zur Reflexion über den langen Weg hin zu einem friedlichen Europa sein sollte: über die Fortschritte der letzten hun- dert Jahre und über die weiteren Schritte, die wir noch setzen müssen. Anläßlich des Gedenkjahres 2014 ist eine ganze Reihe von Veranstaltungen in Öster- reich und Europa geplant. Dabei ist es Öster- reich sehr wichtig, daß die Veranstaltungen eine vorwärts gerichtete pro-europäische Haltung wiedergeben und daß ein Bezug zur Gegenwart hergestellt wird. Man will über einen bloßen Akt der Erinnerung und Grä- ber- und Denkmalpflege hinausgehen und vielmehr einen Perspektivenwechsel anre- gen – hin zu einer Erweiterung nationaler Perzeptionen und zur Entwicklung eines ge- meinsamen europäischen Geschichtsver- ständnisses. Den Planungen für das Gedenkjahr liegt eine enge interministerielle Zusammenarbeit zugrunde: VertreterInnen des Bundeskanz- leramts, von Außen- (BMeia), Innen-, Ver- teidigungs-, Unterrichts und Wissenschafts- ministerium sind an den Vorbereitungen be- teiligt. Ein Kreis prominenter österreichi- scher HistorikerInnen hat im Auftrag dieser Ressorts ein Grundlagenpapier zum Ersten Weltkrieg erarbeitet. Dieses enthält Grund- züge einer österreichischen Betrachtungswei-

se auf Basis des aktuellsten Forschungsstan- Foto: http://anno.onb.ac.at/ des und stellt nicht zuletzt auch eine Infor- »Die Heerführer Österreich-Ungarns im Kriegsfalle« titelte 25. Juli 1914 das in mationsgrundlage für die österreichischen Wien erschienene »Interessante Blatt«. Im Bildtext sind deren Namen aufgelistet: Vertretungsbehörden im Ausland dar. »Der zur Disposition des Allerhöchsten Oberbefehls gestellte rangälteste Armee- Inspektor G.d.J. Erzherzog Friedrich« (Mitte, die anderen beginnen links oben im Das „Österreich Journal“ freut sich, daß Uhrzeigersinn) Armee-Inspektor FZW Oskar Potiorek, G.d.R. Rudolf Ritter von Dank der Initiative des BMeiA die Histori- Brudermann, der Chef des Generalstabs G.d.J. Conrad Freiherr von Hötzendorf, kerInnen zugestimmt haben, daß wir Ihnen, G.d.J. Liborius Ritter von Frank, Marinekommandant Admiral Anton Haus, G.d.J. sehr geehrte LeserInnen, diese Sammlung in Moritz Ritter von Auffenberg und Kriegsminister FZM Alexander v. Krobatin Form einer Serie das Jahr hindurch zur Lek- BMeiA im Rahmen des Gedenkjahres 2014 Das Gedenken an den Ausbruch des türe anbieten können. Wir werden sie durch ernannt. Durch Koordination und vor allem Ersten Weltkriegs wird einen Schwerpunkt Berichte über Ausstellungen und Veranstal- wechselseitige internationale und nationale der österreichischen Auslandskulturarbeit im tungen ergänzen. Information über geplante und laufende Pro- Jahr 2014 darstellen. Veranstaltungen mit ös- Im September 2012 wurde Botschafter jekte möchte das BMeiA eine Optimierung terreichischer Beteiligung werden u.a. in i.R. Christian Prosl, zuletzt österreichischer und inhaltliche Kohärenz der österreichi- Belgien, Bosnien und Herzegowina, Frank- Botschafter in Washington, DC, als Koordi- schen Veranstaltungen im Ausland sicher- reich, Großbritannien, Kroatien, Litauen, nator für die Betreuung der Projekte des stellen. Polen, Rußland, Schweden, der Schweiz,

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 31 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014«

Serbien, der Tschechischen Republik, der Türkei, Ungarn, der Ukraine und den Ver- einigten Staaten stattfinden. Dabei spannt sich der Bogen von Ausstellungen über Konferen- zen und wissenschaftliche Symposien bis zu Bildungsinitiativen und vielem mehr. Eine eigens entwickelte Wanderausstellung mit dem Titel „Das Jahr 1914 – Bewegte Ruhe vor dem Sturm“, die die Entwicklungen in Österreich unmittelbar vor Ausbruch des Er- sten Weltkriegs in Politik, Gesellschaft, Kunst und Kultur beleuchtet, wird in mehreren Or- ten im Ausland Station machen. Zu den geplanten österreichischen Ge- denkveranstaltungen im Ausland zählt ein Konzert der Wiener Philharmoniker in Sara- jewo am 27. Juni 2014, dem 100. Jahrestag des Attentats auf Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin Sophie. Das Konzert wird die erste öffentliche Veranstaltung in der neu wiedereröffneten Vijeænica sein (sie wurde 1892–1894 nach Plänen des österreichischen Architekten Alexander Wittek als Rathaus Sarajewos erbaut und beherbergte nach 1948 die National- und Universitätsbibliothek. Im Bosnienkrieg stark zerstört, wurde sie in den letzten Jahren – auch mit Unterstützung der Republik Österreich und der Stadt Wien – wiederaufgebaut und komplett neu reno- viert.) Die von der österreichischen Botschaft in Sarajewo mitveranstaltete internationale wissenschaftliche Tagung „The long shots of Sarajevo“ wird sich ebenfalls den folgen- schweren Ereignissen im Juni 2014 widmen. Nicht nur im Ausland, sondern selbstver- ständlich auch in Österreich ist eine Vielzahl von kulturellen und wissenschaftlichen Pro- Foto: http://anno.onb.ac.at/ grammpunkten geplant. So steht der Erste Im Bildtext zur Titelseite des »Wiener Salonblatts« hieß es: »Gen. d. Inf. Erzher- Weltkrieg beispielsweise im Mittelpunkt zog Friedrich, der am 4. Juni 1856 zu Groß-Seelowitz geborene Sohn weiland des Erzherzogs Karl Ferdinand und der Erzherzogin Elisabeth verwitw. gewes. Erzher- einer Ausstellung auf der Schallaburg unter zogin von Österreich-Este geb. Erzherzogin von Österreich wurde zur Disposition dem Titel „Jubel & Elend – Leben mit dem des Oberbefehles Sr. Majestät gestellt und gleichzeitig vom k k. Landwehr-Ober- Großen Krieg 1914-1918.“ Die Ausstel- kommando enthoben.« »Lieber Herr Vetter…«, schrieb Kaiser Franz Joseph, »In Ihrer Eigenschaft als rangältester Armeeinspektor stelle Ich Sie zur Disposition lungsräume im Heeresgeschichtliche Museum meines Oberbefehls…« Wien werden neu konzipiert, um mit geogra- fischen, zeitlichen und thematischen Schwer- und das Ende der Habsburgermonarchie Darüber hinaus werden sich im Gedenk- punkten ein umfassendes Bild der damaligen 1914-1918“ wurde bereits am 19. September jahr 2014 wissenschaftliche Konferenzen, Ereignisse zu zeigen. Auf Schloß Artstetten 2013 im RadioKulturhaus in Wien vorge- Symposien, Filmprojekte, Forschungspro- gibt es neben der dem Leben von Erzherzog stellt. Christa Hämmerle beleuchtet in ihrem gramme, Bildungsinitiativen… mit dem Franz Ferdinand gewidmeten Daueraustel- ebenfalls im Herbst des Jahres erschienenen Ersten Weltkrieg auseinandersetzen. lung „Für Herz & Krone“ die Sonderschau Buch „Heimat/Front“ Geschlechtergeschich- Die meisten der Projekte im In- und Aus- „Vom Machthunger zur Friedenskultur – te/n des Ersten Weltkrieges in Österreich- land sind in der Vorbereitungsphase und 100 Jahre nach dem Tod des Thronfolgers" Ungarn. Die Akademie der Wissenschaften werden in den kommenden Wochen und Mo- zu sehen, die die Geschichte aus der Sicht- schließlich wird mit der Publikation „Welt- naten konkrete Gestalt annehmen. Sie sind weise Franz Ferdinands beleuchtet. kriegsstatistik Österreich-Ungarn 1914-1918. daher eingeladen, in regelmäßigen Ab- Mehrere Publikationen werden verschie- Bevölkerungsbewegung, Humanverluste, ständen die Website des BMeiA zu besu- dene Themen rund um den Ersten Weltkrieg Kriegswirtschaft“ erstmalig und umfassend chen, um sich über den aktuellsten Stand der beleuchten. Um stellvertretend nur einige da- wesentliche Daten zu Österreich-Ungarn im Planungen zu informieren und alle Termine von zu nennen: Das neue Werk von Man- Ersten Weltkrieg gesammelt und strukturiert zu informieren: fried Rauchensteiner „Der Erste Weltkrieg zugänglich machen. http:// www,bmeia.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 32 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« Über die Kriegsschuld Beitrag aus einem Grundlagenpapier, das auf Initiative des Bundesministeriums für Europa, Integration und Äußeres mit sechs anderen Ressort bei namhaften österreichischen WissenschaftlerInnen in Auftrag gegeben wurde. Teil 2 der Serie: von Helmut Konrad *) © Oberösterreichisches Landesmuseum Klemens Brosch, »Der letzte Augenblick«, 1916 (Ausschnitt / siehe: »Oberösterreich im Ersten Weltkrieg« auf der Seite XX)

ie Frage der Kriegsschuld hat zumin- Vertrages auf. Deutschland und seine Ver- Das „lange“ 19. Jahrhundert, das bis Ddest zwei Dimensionen. Sie zielt erstens bündeten, darunter in erster Linie Öster- 1914 zu datieren ist, hatte diese Grundlagen auf die Frage der Entfesselung des Krieges reich-Ungarn, hätten sich wegen ihrer „Ag- ganz entscheidend verändert. Unter den und die Verteilung der Verantwortung an die- gression im Jahre 1914 eines Verbrechens Begriffen „Moderne“ (als Epoche) und „Mo- sem Geschehen auf die Konfliktparteien und schuldig gemacht“ (Gerd Krumeich) und dernisierung“ (als Prozeß) vollzogen sich die die politikbestimmenden Personen. Dies ist hätten also die alleinige Verantwortung für umfassende Alphabetisierung, das Entstehen seit der Fritz-Fischer-Kontroverse vor einem den massenhaften Tod und für die Zerstö- von Megastädten, die Industrialisierung, die halben Jahrhundert ein zumindest in rungen von Städten, Landschaften und Infra- „Vermessung der Welt“. Menschen, Waren, Deutschland differenziert bearbeitetes Feld. struktur zu tragen. Kapital und Dienstleistungen, vor allem aber In Österreich stand und steht die Ein- Ein gutes Jahrhundert zuvor hatten die Informationen zirkulierten gegen Ende des schätzung Conrad von Hötzendorfs dabei im Napoleonischen Kriege ebenfalls eine Neu- 19. Jahrhunderts, in der Phase der ersten Mittelpunkt. Der habsburgische Anteil an der ordnung Europas erzwungen, aber der Wie- wirklichen Globalisierung, praktisch unge- Auslösung des unmittelbaren Kriegsgesche- ner Kongreß ging ganz anders vor. Sieger hindert. Nicht nur die Welt selbst, sondern hens ist evident. Er ist allerdings nur ein und Verlierer saßen gleichberechtigt am Ver- auch die Wahrnehmung der Welt hatte sich Element in einer Gemengelage von Inter- handlungstisch und erreichten einen Eliten- entscheidend gewandelt. essen, Bündnissen, Erwartungshaltungen konsens, der als Top-down-Entscheidung den Der Erste Weltkrieg war zudem auch der und Ängsten, die die Politik der Zeit prägten. europäischen Kontinent formen konnte. We- erste moderne Krieg, der die gesamte Be- Zweitens ist „Kriegsschuld“ ein Termi- der Parteien noch Parlamente (und schon gar völkerung der kriegführenden Staaten in die nus, der erst in der retrospektiven Betrach- nicht „das Volk“) waren als handelnde Sub- Kriegsanstrengungen eingebunden hatte. Da tung seine geschichtsmächtige Bedeutung jekte mit auf der Bühne. Der Nationalismus der Krieg letztlich zumindest auch an der erlangt hat. Der Begriff der Kriegsschuld war erst im Entstehen, die soziale Frage Heimatfront entschieden wurde, machte dies, taucht historisch im offiziellen Sprachge- hatte noch keine politische Gestaltungskraft. um die Anstrengungen der Gesamtbevölke- brauch erstmals im Artikel 231 des Versailler Informationen waren noch nicht ungehindert rung abrufen zu können, neue Formen von und über Grenzen hinweg unterwegs, die Feindbildern notwendig, die in der entfalte- *) Univ.-Prof. Dr. Helmut Konrad ist Dekan der Geisteswissenschaftlichen Fakultät an räumliche und soziale Mobilität war noch ten Mediengesellschaft auch gut verbreitet der Karl-Franzens-Universität Graz gering. werden konnten. Da ging es nicht mehr nur

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 33 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« um territoriale Ansprüche, um dynastische Verliererstaaten förderte diese Interpretation Machtfragen. Es ging vielmehr um Gut und des Krieges das Entstehen von revanchisti- Böse, um Weiß und Schwarz. Der auf diese schen und revisionistischen politischen Strö- Art ideologisierte Krieg mußte als Resultat mungen, mit denen letztlich der Erste Welt- die Niederwerfung des Bösen erbringen, krieg mit dem Zweiten verklammert werden dessen Herausforderungen an das Gute und kann. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es dessen ungerechtfertigte Machtansprüche den um individuell schuldhaftes Verhalten, in Krieg ausgelöst hatten. Der nunmehr über- den „Nürnberger Prozessen“, den anderen wundene Böse hatte also die alleinige Schuld Kriegsverbrecherprozessen und in der gesam- am Krieg zu übernehmen und dafür die Ver- ten Frage der Entnazifizierung. Da wurde antwortung zu übernehmen. „Kriegsschuld“ individuell festgemacht und Das ist die tiefere Ursache für die in Paris nicht mehr kollektiv ganzen Staaten per erstmals in der Geschichte formulierte und Beschluß der Sieger auferlegt. festgehaltene „Kriegsschuld“ des Deutschen Will man also heute die Frage einer Reiches und seiner Verbündeten. Damit war „Kriegsschuld“ ernsthaft und wissenschaft- emotional der Krieg „gerechtfertigt“, letzt- lich angemessen behandeln, muß man die bei- lich erwies sich aber diese Formulierung der den angesprochenen Bereiche sorgsam tren-

eindeutigen Schuldzuweisung und damit der nen. Es geht auf der einen Seite um eine Ana- Foto: Privat Verurteilung als kontraproduktiv. Bei den lyse des Weges in den Ersten Weltkrieg. Un- Univ.-Prof. Helmut Konrad, Dekan der Geisteswissenschaftlichen Fakultät an der Karl-Franzens-Universität Graz Helmut Konrad und Monika Stromberger (Hg) Die Welt im 20. Jahrhundert nach 1945 bestritten ist dabei das Ablaufszenario vom Attentat in Sarajevo bis zur ersten Kriegser- s gibt durch die Globalisierung, die in Da Asien die aufstrebende Region die- klärung, die durch die Habsburgermonarchie Edieser Phase ihren Höhepunkt erreicht, ser Phase ist, liegt hier auch ein Schwer- an Serbien erfolgte. Das war der Türöffner, der keine regional begrenzten politischen, mi- punkt des Bandes: China, Indien, Japan aber eine lange und komplexe Vorgeschichte litärischen oder wirtschaftlichen Einzeler- und die Tigerstaaten sind wichtige globale hat und auch unter konkreten bündnispoliti- eignisse mehr. Ausgangspunkt dieses Ban- Faktoren geworden. Der klassischen Tei- schen Rahmenbedingungen stattgefunden hat. des ist die Bipolarität der Weltgemeinschaft lung in Ost- und Westeuropa wird ein Bei- Individuelles Drängen auf einen Präventiv- und deren Infragestellung durch multipo- trag über „Zwischeneuropa“ zur Seite schlag, längerfristige Umverteilungsvorstel- lare Perspektiven nach dem II Weltkrieg. gestellt, einer Region, die die „Evidenz“ lungen der „Weltmacht“, geopolitische Wün- Wie in den bisher vorliegenden Bänden eines einheitlichen antagonistischen Block- sche, Aufrüstungspolitik der Landstreitkräfte liegt der Schwerpunkt der einzelnen Dar- systems dekonstruiert. Weitere Beiträge und der Flotten, all das spielte im Sommer stellungen auf den wirtschaftlichen und widmen sich dem Nahen Osten als viel- 1914 zusammen. Der Kriegsausbruch und politischen Strukturen der einzelnen Re- leicht bedeutendster Region in der interna- seine Ausweitung zum europäischen Krieg gionen und ihren Vernetzungen unterein- tionalen Wahrnehmung am Beginn des 21. und zum Weltkrieg kennen eben unmittelba- ander. Jahrhunderts und dem „vergessenen“ Kon- re und strukturelle Verantwortung. Daß diese tinent Afrika, der nicht zuletzt ein immer besonders auch die Mittelmächte trifft, ist größeres Betätigungsfeld auch für die asi- unbestritten. atischen Supermächte wird. Die Kriegsschuldfrage als Wirkungsge- Da insbesondere der Einfluß der USA schichte zu lesen und in ihr eine der wesent- auf die Entwicklung in den anderen Regio- lichen Ursachen für das Aufkommen antide- nen ständig präsent ist, wird in dem Artikel mokratischer, revisionistischer Strömungen, über Nordamerika die Perspektive auf die für das Kippen mancher der jungen Staaten Verflechtung zwischen Innen- und Außen- Europas in Diktaturen zu sehen, ist von der politik gelegt. Ergänzt werden die Beiträge wissenschaftlichen Analyse des Kriegsbe- durch eine umfassende Chronologie, Kar- ginns scharf zu trennen. Diese Wirkungsge- ten- und Bildmaterial. „ schichte hat jedenfalls die weitere politische Entwicklung des 20. Jahrhunderts entschei- H. Konrad und M, Stromberger (Hg): dend mit geformt. Aber dies ist Teil der Ge- Die Welt im 20. Jahrhundert nach 1945 schichte der Friedensverträge aus den Pari- 368 Seiten ser Vororten und des Versuchs, in einer mo- Format 15x23 dernen Welt eine stabile Neuordnung zu englische Broschur schaffen. Dies ist ohne Zweifel mißlungen. 28.00 € | 40.50 Chf Das Wegbrechen Rußlands aus dem liberal- ISBN: 978385476-325-3 kapitalistischen Wirtschafts- und Politiksy- stems und die Machtansprüche der Sieger (in Der Link auf die Detailseite von thalia.at, wo Sie dieses Buch gleich online bestellen können: http://partners.webmasterplan.com/click.asp?ref=682206&site=9139&type=text&tnb=1&pid=9783854763253 sich durchaus widersprüchlich) standen einer dauerhaften Stabilisierung im Wege. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 34 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014«

Helmut Konrad Jahresübersicht der Beiträge Geboren am 29.1.1948 in Wolfsberg,ver- 2000-2005 Präsident des österreichischen 1 Motivenbericht und Einleitung heiratet seit 1973 mit Alida Mirella Konrad- Akkreditierungsrats Ausgabe 127 / E: 03.02.2014 Hueller, zwei Kinder 2000-2006 Mitglied des Board von CEE- NET (Network of Central and 11. Österreich-Ungarn und der Erste Ausbildung Eastern European Quality Weltkrieg. Ein Überblick 1954-1959 Volksschule und 1 Jahr Assurance Agencies in Von Manfried Rauchensteiner Hauptschule in St. Gertraud, Higher Education) Ausgabe 127 / E: 03.02.2014 Lavanttal 2000-2008 Präsident des Internationalen 12. Über die Kriegsschuld 1959-1966 7 Jahre Gymnasium in Forschungszentrums Von Helmut Konrad Klagenfurt Kulturwissenschaften (IFK) Ausgabe 128 / E: 27.02.2014 1966-1972 Studium Geschichte und 2004-2005 Mitglied des Board von 13. Demokratie, Krieg und Frieden. Germanistik an der Universi- ENQA (European Association Anmerkungen zu den Rahmen- tät Wien, Promotion sub aus- for Quality Assurance in bedingungen des Ersten Weltkriegs piciis praesidentis 1973 Higher Education) Von Anton Pelinka 1980 Habilitation (Neuere Ge- 2004-2006 Vorstand des Instituts für Ausgabe 129 / E: 27.03.2014 schichte und Zeitgeschichte) Geschichte der Universität 14. „Das Befreiende der mutigen Tat“: an der Universität Linz Graz seit 2007 Mitglied des kosovarischen Die „dunkle“ Seite der Wiener Beruflicher Werdegang Akkreditierungsrates Moderne um 1914 1972-1981 Universitätsassistent in Linz seit 2008 Präsident des Salzburger Wis- Von Oliver Rathkolb 1981/82 2 Semester Vertretungsprofes- senschafts- und Forschungs- Ausgabe 130 / E: 30.04.2014 sur in Innsbruck (neugegrün- rats (Mitglied seit 2005) u.a. 15. Soziale Militarisierung dete Zeitgeschichte) Von Christa Hämmerle 1981-1984 außerordentlicher Universitäts- Ehrungen und Auszeichnungen Ausgabe 131 / E: 30.05.2014 professor, Linz  Theodor Körner Preis 1975 16. Der Krieg und die Medien seit 1.3.1984 Ordentlicher Universitäts-  Victor Adler Staatspreis 1983 Von Wolfgang Maderthaner professor für Allgemeine  Preis der Stadt Wien für Geistes- und Ausgabe 132 / E: 30.06.2014 Zeitgeschichte unter Berück- Kulturwissenschaften 2002 17. Fronterfahrung sichtigung außereuropäischer  Großes Goldenes Ehrenzeichen des Von Helmut Konrad Länder und Kulturen an der Landes Steiermark 1997 Ausgabe 133 / E: 31.07.2014 Universität Graz  Ehrendoktorat der Universität Shkodra, 18. Kriegführung und humanitäre 1990/91 Gastprofessor, Cornell Albanien, 1996 Folgen University Ithaca, USA  Verkauf-Verlon-Preis für antifaschisti- 1993 Gründungssprecher des sche Literatur 2008 Von Verena Moritz Spezialforschungsbereichs  Großes Goldenes Ehrenzeichen der Ausgabe 134 / E: 28.08.2014 „Moderne“, dann Vorstands Republik Österreich 2009 19. Frauen- und Geschlechter- mitglied, Schatzmeister (bis geschichte des Ersten Weltkriegs 2005) Forschungsschwerpunkte Von Christa Hämmerle und 2000/01 Gastprofessor University of Kulturgeschichte, Arbeitergeschichte, Gabriella Hauch Waterloo, Ontario, Kanada Nationale Frage und Identität, Strukturen Ausgabe 135 / E: 09.10.2014 2001 Visiting Fellow, European von Wissenschaft und Forschung 10. Folgen des Ersten Weltkriegs University Institute, Florenz, Von Stefan Karner Italien Zuletzt erschienen Ausgabe 136 / E: 30.10.2014 2010 Co-Teaching (Mit Jay Winter), Helmut Konrad, Christa Hämmerle, 11. Nachwirkungen der „Front- Yale University, USA Manfried Rauchensteiner: erfahrung“ des Ersten Weltkriegs Der Erste Weltkrieg. Die große auf die Entwicklung Österreichs Akademische Selbstverwaltung und Erschütterung und der Keim des Neuen. in der Zwischenkriegszeit wissenschaftliche Dienstleistungen 12 Vorlesungen (Auswahl) Graz 2013. ISBN 3-902819-22-7 Von Verena Moritz 1987-1989 Dekan der Geisteswissen- Helmut Konrad und Stefan Benedik(Hg): Ausgabe 137 / E: 25.11.2014 schaftlichen Fakultät der Uni- Mapping Contemporary History II. 12. Der Erste Weltkrieg im Gedächt- versität Graz (wiedergewählt Wien 2010. ISBN 3-205-78518-5 nis Österreichs und (Zentral- 1992) Helmut Konrad und Monika Stromberger Europas – Gedächtnistraditionen 1993-1997 Rektor der Universität Graz (Hg): in (transnationaler Perspektive 1995-1998 Vizepräsident der Österreichi- Die Welt im 20. Jahrhundert nach 1945. Von Heidemarie Uhl schen Rektorenkonferenz Wien 2010. ISBN: 978385476-325-3 Ausgabe 138 / E: 22.12.2014 1997-1999 Prorektor der Universität Graz Anm.: Die Erscheinungstermine können um bis zu 1999-2006 Mitglied des deutschen Insgesamt über 300 wissenschaftliche drei Tage verschoben werden. Die Redaktion. Akkreditierungsrats Arbeiten.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 35 Österreich, Europa und die Welt – »1914–2014«

Chronik des Ersten Weltkriegs mit besonderer Berücksichtigung Österreich-Ungarns

1914 12. August: 23. Januar: 28. Juni: Kriegserklärung Großbritanniens an Öster- Winterschlacht in den Karpaten (bis Ende Ermordung des österreichisch-ungarischen reich-Ungarn März). Schwere Verluste des österrei- Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand chisch-ungarischen Heeres und seiner Gemahlin Sophie in Sarajevo 23. August: Beginn der Schlacht von Krasnik (bis 25. 6. Februar: 23. Juli: August). Erster Erfolg von k. u. k. Truppen Rumänisch-italienisches Defensivbündnis Befristete Demarche Österreich-Ungarns an Serbien Kriegserklärung Japans an das Deutsche 22. März: Reich und Beginn der Belagerung von Kapitulation der österreichisch-ungari- 25. Juli: Tsingtau (Einnahme am 7. November 1914) schen Festung Przemysl Abbruch der diplomatischen Beziehungen Österreich-Ungarns zu Serbien. Beginn 26. August: 22. April: der Generalmobilmachung in Serbien Beginn der Schlacht bei Komarów (bis Erster Einsatz von Chlorgas durch deut- 1. September). Sieg der k. u. k. Truppen sche Truppen im Gebiet von Ypern 28. Juli: 25. April: Kriegserklärung Österreich-Ungarns an 27. August: Beginn der alliierten Landungen im Serbien Kriegserklärung Japans an Österreich- Ungarn Dardanellengebiet (Halbinsel Gallipoli) 29. Juli: 26. April: Teilmobilmachung in Rußland 2. September: Eroberung von Lemberg durch russische Londoner Vertrag zwischen Italien und der Entente 30. Juli: Truppen Beginn der Generalmobilmachung in 2. Mai: Rußland 8. September: Zweite Offensive österreichisch-ungari- Beginn der Durchbruchsschlacht von Tarnów-Gorlice 31. Juli: scher Verbände gegen Nordwest- und Westserbien Deutsches Ultimatum an Rußland 4. Mai: Aufkündigung des Dreibundvertrages 22. Oktober: 1. August: durch Italien Kriegseintritt des Osmanischen Reiches an Beginn der Mobilmachung in Frankreich der Seite der Mittelmächte und im Deutschen Reich. Deutsche 7. Mai: Kriegserklärung an Rußland Versenkung des britischen Passagier- 16. November: dampfers „Lusitania“ durch ein deutsches Beginn der dritten österreichisch-ungari- U-Boot 3. August: schen Offensive gegen Serbien Deutsche Kriegserklärung an Frankreich. 23. Mai: Neutralitätserklärungen Italiens und 1. Dezember: Rumäniens Kriegserklärung Italiens an Österreich- Schlacht bei Limanowa-Lapanów führt Ungarn zum Rückzug zweier russischer Armeen 4. August: (bis 15. Dezember) Deutscher Einmarsch in das neutrale 3. Juni: Przemysl von deutschen und österrei- Belgien. Kriegserklärung Großbritanniens 2. Dezember: chisch-ungarischen Truppen wieder- an das Deutsche Reich Einnahme Belgrads durch k. u. k. Truppen erobert

05. August: 3. Dezember: 22. Juni: Kriegserklärung Montenegros an Öster- Beginn der serbischen Gegenoffensive Lemberg von deutschen und österrei- reich-Ungarn chisch- ungarischen Truppen wieder 15. Dezember: befreit 06. August: Rückzug der letzten österreichisch-ungari- Kriegserklärung Serbiens an das Deutsche schen Truppen von serbischem Gebiet 23. Juni: Reich. Kriegserklärung Österreich- Beginn der ersten Isonzoschlacht Ungarns an Rußland 1915 (bis 7. Juli) 13. Januar: 11. August: Ablösung des Grafen Leopold Berchtold 17. Juli: Kriegserklärung Frankreichs an Öster- durch Stephan Graf Burián von Rajecz als Beginn der zweiten Isonzoschlacht reich-Ungarn k. u. k. Minister des Äußern (bis 10. August)

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26. August: 29. Februar: 22. September: Beginn der „schwarz-gelben“ Offensive Besetzung von Nordalbanien durch Ver- Beginn der Gegenoffensive deutscher und gegen Rußland bände des k. u. k. Heeres abgeschlossen österreichisch-ungarischer Truppen in Siebenbürgen 6. September: 11. März: Abschluß einer Militärkonvention zwi- Beginn der fünften Isonzoschlacht 9. Oktober: schen dem Deutschen Reich, Österreich- (bis 16. März) Beginn der achten Isonzoschlacht Ungarn und Bulgarien (bis 12. Oktober) 16. März: 6. Oktober: Schwere Kämpfe im Adamello-Gebiet, 21. Oktober: Offensive deutscher und österreichisch- Sprengung des Col di Lana Der k. u. k. Ministerpräsident Karl Graf ungarischer Verbände gegen Serbien. Stürgkh wird von Friedrich Adler erschos- Feststellung des gemeinsamen Ministerrats 15. Mai: sen. Nachfolger Stürgkhs wird Ernest von in Wien, wonach die nationale Struktur Beginn der österreichisch-ungarischen Koerber und der staatsrechtliche Aufbau Österreich- Südtiroloffensive („Strafexpedition“) Ungarns keine Gebietserweiterungen ver- 31. Oktober: tragen würden. 31. Mai: Beginn der neunten Isonzoschlacht (bis 4. Seeschlacht im Skagerrak November) 8. Oktober: Eroberung von Belgrad 4. Juni: 5. November: Beginn der russischen Sommeroffensive Proklamierung eines selbstständigen 14. Oktober: (Brusilov-Offensive). Bis 31. August Königreichs Polen durch das Deutsche Kriegserklärung Bulgariens an Serbien schwere Verluste des k. u. k. Heeres Reich und Österreich-Ungarn

18. Oktober: 6. bis 22. Juni: 21. November: Beginn der dritten Isonzoschlacht Blockade Griechenlands durch die Entente; Tod Kaiser Franz Josephs I. Sein (bis 5. November) am 21. Juni Demobilisierung der griechi- Nachfolger wird Kaiser Karl I schen Armee 10. November: 6. Dezember: Beginn der vierten Isonzoschlacht 16. Juni: Eroberung von Bukarest durch Truppen (bis 11. Dezember) Ende der Schlacht in Südtirol der Mittelmächte 25. November: 29. Juni: 12. Dezember: Niederlage des serbischen Heeres auf dem Erster Giftgaseinsatz österreichisch- Friedensangebot der Mittelmächte an die Amselfeld (Kosovo polje). Rückzug der ungarischer Truppen im Raum Görz Serben über Montenegro nach Albanien Alliierten (am 30. Dezember abgelehnt) (bis 26. Februar) 4. August: Beginn der sechsten Isonzoschlacht 18. Dezember: Dezember: (bis 17. August). Görz von italienischen Vergeblicher Friedensaufruf des amerika- Friedensinitiativen der sogenannten Meinl- Truppen erobert nischen Präsidenten Woodrow Wilson Gruppe 23. August: 20. Dezember: 1916 Kriegserklärung Italiens an das Deutsche Ottokar Graf Czernin neuer k. u. k.- 4. Januar: Reich Minister des Äußern Österreichisch-ungarische Offensive gegen Montenegro 27. August: 1917 Kriegserklärung Rumäniens an Österreich- Januar bis Mai: 8. Januar: Ungarn. Beginn einer rumänischen Vertrauliche Friedensangebote Kaiser Räumung der Halbinsel Gallipoli durch die Offensive gegen Siebenbürgen Karls an die Alliierten durch Prinz Sixtus Alliierten von Bourbon-Parma (vgl. 12. April 1918). 28. August: Italien lehnt Verhandlungen über einen 11. Januar: Kriegserklärung des Deutschen Reichs an Sonderfrieden ab Besetzung des Lovcen-Massivs (Monte- Rumänien negro) durch österreichisch-ungarische 12. Januar: Truppen September: Kronrat unter dem Vorsitz Kaiser Karls: Schwere Versorgungsprobleme in der Integrität der Monarchie, weitgehende 23. Januar: österreichischen Reichshälfte Existenzmöglichkeiten für Serbien, Bedingungslose Kapitulation Monte- 1. September: Annäherung an Rußland; Status quo in der negros. K. u. k. Truppen beginnen den Kriegserklärung Bulgariens an Rumänien polnischen Frage Einmarsch in Albanien 21. Februar: 14. September: 1. Februar: Beginn der Schlacht um die Festung Beginn der siebten Isonzoschlacht Beginn des uneingeschränkten U-Boot- Verdun in Nordfrankreich (bis 17. September) Kriegs

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27. Februar: Einsatz einer tschechischen Brigade bei 1. Februar: General der Infanterie Arz von Straußen- Zborów im Rahmen der Kerenskij- Matrosenrevolte im k. u. k. Kriegshafen burg löst Generaloberst Conrad von Offensive von Cattaro. Nach der Niederschlagung Hötzendorf als Chef des Generalstabes ab vier Todesurteile vollstreckt 16. bis 18. Juli: Bildung eines gemeinsamen Ernährungs- Bolschewistischer Aufstand in St. Peters- 9. Februar: ausschusses für beide Reichshälften, der burg scheitert Friedensvertrag der Mittelmächte mit der dem Kaiser direkt unterstellt ist Ukrainischen Volksrepublik 20. Juli: 12. März: Vertrag von Korfu zwischen Serben und 28. Februar: Beginn der (bürgerlichen) Revolution in Kroaten über die Errichtung eines König- K. u. k. Truppen beteiligen sich am Rußland reiches der Serben, Kroaten und Slowenen Einmarsch in die Ukraine

15. März: 18. August: Ende Februar: Zar Nikolaj II. von Rußland dankt ab Kaiser Karl will die 14 Punkte Wilsons mit Beginn der elften Isonzoschlacht Einschränkungen anerkennen (bis 13. September) 6. April: Kriegserklärung der USA an das Deutsche 3. März: Reich 24. Oktober: Friedensvertrag von Brest-Litowsk zwi- Beginn der zwölften Isonzoschlacht. schen den Mittelmächten und Rußland 19. bis 21. April: Deutsche und österreichisch-ungarische Englisch-französisch-italienische Konfe- Truppen erzielen einen Durchbruch bei 14. März: renz in Saint-Jean-de-Maurienne. Ein Flitsch und Tolmein. In der Folge Vor- Besetzung Odessas durch Verbände der Sonderfrieden mit Österreich-Ungarn wird marsch bis an den Piave Mittelmächte abgelehnt 07. November: 21. März: 23. April: Beginn der bolschewistischen Revolution Deutsche Frühjahrsoffensive in Belgien Kriegszielbesprechung in Bad Kreuznach in Rußland und Frankreich (bis 17. Juli) zwischen dem Deutschen Reich und Öster- reich-Ungarn 20. bis 29. November: 1. April: Alliierter Großangriff bei Cambrai mit Der erste Luftpostverkehr der Welt wird 12. Mai: „Tanks“ auf der Strecke Wien – Olmütz – Krakau – Zehnte Isonzoschlacht (bis 5. Juni) Lemberg – Kiew aufgenommen 3. Dezember: 15. Mai: Beginn von Waffenstillstandsverhandlungen 8. April: Seegefecht in der Otrantostraße zwischen den Mittelmächten und Rußland Kongreß der unterdrückten Völker (Öster- (Waffenstillstand am 15. Dezember. reich-Ungarns) in Rom (bis 11. April) 30. Mai: Beginn von Friedensverhandlungen am Wiederzusammentritt des österreichischen 22. Dezember) 12. April: Reichsrats Der französische Ministerpräsident 7. Dezember: Clemenceau veröffentlicht den (ersten von 10. Juni: Kriegserklärung der USA an Österreich- zwei) „Sixtusbriefen“. Kaiser Karl leugnet Italienische Offensive im Gebiet der Ungarn ihn ab. Der Minister des Äußern, Czernin, Sieben Gemeinden (Ortigaraschlacht; bis tritt zurück 29. Juni) Waffenstillstand zwischen den 25. April: Mittelmächten und Rumänien in Focsani 15. Juni: Heimkehrermeutereien in Böhmen, Moritz Graf Esterházy Nachfolger Graf Mähren und Galizien (bis 5. Juli) Tiszas als ungarischer Ministerpräsident 1918 7. Mai: 3. bis 25. Januar: Abschluß des Friedensvertrages von 27. Juni: Streikbewegung in Österreich-Ungarn. Bukarest zwischen den Mittelmächten und Griechenland tritt der Entente bei Nach und nach sind über 700.000 Arbeiter Rumänien 29. Juni: im Ausstand Offensive des russischen Heeres in 12. Mai: Weißrußland (Kerenskij-Offensive) 6. Januar: Kaiser Karl in Spa: Vereinbarung über ein „Dreikönigsdeklaration“ der tschechischen enges politisches, militärisches und wirt- 02. Juli: Abgeordneten zum österreichischen schaftliches Bündnis mit dem Deutschen Kriegserklärung Griechenlands an das Reichsrat Reich Deutsche Reich, Österreich-Ungarn, Bulgarien und das Osmanische Reich. 8. Januar: Meutereien in Judenburg, Murau, Fünf- Kaiser Karl erläßt eine Amnestie für politi- Friedensbotschaft von US-Präsident kirchen, Rumburg und Radkersburg (bis sche Delikte Wilson („14 Punkte“) 24. Mai)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 38 Österreich, Europa und die Welt – »1914–2014«

30. Mai: Friedensnote Österreich-Ungarns an Anschluß der polnischen Gebiete Öster- Vertrag von Pittsburgh (USA) zwischen US-Präsident Wilson reich-Ungarns an den polnischen Staat dem tschechischen Emigrantenführer T. G. Masaryk und amerikanischen 6. Oktober: Slowakenführern Konstituierung eines Nationalrats der 30. Oktober: Slowenen, Kroaten und Serben in Zagreb Einrichtung eines provisorischen Staatsrats 10. Juni: und einer deutschösterreichischen Versenkung des k. u. k. Großkampf- 14. Oktober: Regierung schiffes „Szent István“ vor der Insel Konstituierung einer tschechoslowaki- Premuda schen Regierung in Paris 31. Oktober: 15. Juni: 16. Oktober: Übergabe eines Großteils der k. u. k. Beginn der Piaveoffensive. Die letzte Völkermanifest Kaiser Karls Kriegsmarine an den südslawischen Staat Offensive des k. u. k. Heeres scheitert innerhalb von Tagen 18. Oktober: Wilson lehnt die österreichisch-ungarische Der ehemalige ungarische Ministerpräsi- dent István Graf Tisza wird ermordet 6. Juli: Friedensnote ab Beginn der alliierten Offensive in Albanien 21. Oktober: 01. November: 17. Juli: Konstituierung einer provisorischen Versenkung des (ehemaligen) k. u. k. Nationalversammlung Deutschösterreichs Zar Nikolaj II. wird mit seiner Familie Flaggenschiffes „Viribus Unitis“ durch ita- von Bolschewisten erschossen 23. bis 26. Oktober: lienische Haftminen 8. August: Besuch des Kaiserpaars Karl und Zita in Debrecen. Der ungarische Reichstag Schlacht von Amiens (bis 11. August). Bildung einer selbstständigen ungarischen beschließt die Bildung eines Nationalrats Beginn des Zusammenbruchs der deut- Regierung unter Graf Mihály Károlyi. schen Front in Frankreich 24. Oktober: Serben besetzen Belgrad Beginn der alliierten Offensive am Piave 9. August: Rücktritt Buriáns. Graf Gyulá Andrássy 2. November: Anerkennung der Tschechoslowakei als d. J. wird letzter k. u. k. Minister des Rücktritt des letzten österreichisch-ungari- kriegführende Nation durch Großbritannien Äußern schen Ministers des Äußern Graf 14. September: 27. Oktober: Andrássy. Friedensnote Kaiser Karls „An alle“ Bildung der letzten kaiserlich-österreichi- schen Regierung unter Heinrich 3. November: 15. September: Lammasch Alliierte Offensive an der Mazedonien- Abschluß des Waffenstillstands zwischen front (bis 29. Oktober) 28. Oktober: Österreich-Ungarn und den Alliierten in Proklamation eines selbstständigen tsche- der Villa Giusti (am 4. November in Kraft 18. September: choslowakischen Staates in Prag getreten) Beginn der alliierten Offensive in Palästina

26. September: Masaryk proklamiert in Paris einen selbst- ständigen tschechoslowakischen Staat 29. September: Waffenstillstand zwischen Bulgarien und den Alliierten

Generalfeldmarschall Hindenburg verlangt von der deutschen Reichsregierung Schritte zum Abschluß eines Waffenstillstands

1. Oktober: Beginn der Räumung Albaniens durch österreichisch-ungarische Truppen

3. Oktober: Beginn der Räumung Serbiens durch deutsche und österreichisch-ungarische Truppen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 39 Österreich, Europa und die Welt – »1914–2014« Froh, nicht Kaiser von Österreich zu sein Exklusiv-Interview der »Salzburger Nachrichten« mit Kaiserenkel Karl Habsburg zum 1. Weltkrieg

Von Alexander Purger.

er Erste Weltkrieg gehe auf das Konto Alles war darauf ausgerichtet, daß dieser gibt es jetzt nach dem großen Kriegskom- Ddes Nationalismus, nicht Österreich- Krieg kommen würde. Aber jeder hat weg- plex des Ersten und Zweiten Weltkriegs die Ungarns, sagt Kaiserenkel Karl Habsburg. geschaut und geglaubt, es gäbe nur kleine re- längste Friedensperiode, die Europa je erlebt Persönlich ist er froh, heute nicht Kaiser von gionale Konflikte. Österreich hat ja gedacht, hat. Warum? Weil die Europäische Union Österreich zu sein, wie die „Salzburger es gehe nur um einen dritten Balkankrieg, den Urkonflikt zwischen Deutschland und Nachrichen“ (SN) am 23. Jänner berichteten. nachdem es sich in den ersten beiden Bal- Frankreich gelöst hat. Das sind die positiven Heute, 100 Jahre später, ist Karl Habsburg kankriegen extrem zurückgehalten hatte – Schlußfolgerungen, die man aus den Ereig- der Chef des Hauses Habsburg. Die SN tra- trotz großer Provokationen. Als die Provoka- nissen ziehen kann. fen den 53jährigen in seinem Büro in Wien. tion zum dritten Mal kam, mit der Ermor- dung des Thronfolgers unter ganz klarer Be- Sind Sie dafür, daß Serbien Mitglied der EU SN: 100 Jahre nach dem Ausbruch des teiligung der serbischen Institutionen, hat wird? Ersten Weltkriegs wird gerade wieder inten- man gesagt: Jetzt muß es einen Schritt gegen siv über die Frage der Kriegsschuld disku- Serbien geben. Aber die Perspektive, daß das Natürlich sollten sie Mitglied sein, selbstver- tiert. Wer war Ihrer Meinung nach schuld? zu einem Weltkrieg führen würde, hatte da- ständlich! Es besteht überhaupt keine Zweifel, mals keiner. daß die Serben genauso Europäer sind wir. Habsburg: Wer versucht, die Kriegsschuld an einem Land oder an einer Person festzu- Der australische Historiker Christopher Manche vergleichen die Situation der Do- machen, hat die Situation, die in den Ersten Clark schreibt in seinem Buch „Die Schlaf- naumonarchie kurz vor dem Zerfall 1918 mit Weltkrieg geführt hat, nicht verstanden. wandler“, Rußland und Frankreich hätten in der Lage, in der sich die EU heute befindet. Denn die meisten europäischen Länder wa- Serbien die Lunte zum Ersten Weltkrieg ge- Teilen Sie diese Meinung? ren in diese Situation involviert. Daher kann legt. Aber man muß sagen: Angezündet hat man die Kriegsschuld höchstens einem Sy- sie Österreich-Ungarn. Wie geht man als Das sind keine sehr historischen Stimmen, stem zuweisen, und das ist der Nationalis- Habsburger damit um? die so etwas sagen. Das ist ein bedauerlicher mus. Das Grundprinzip des Nationalismus Vergleich, weil er auf Unwissenheit beruht. hat in den Ersten Weltkrieg geführt. Die Lunte hat ja längst gebrannt! Die Schüs- Die Krise, die wir heute sehen, ist ja keine se von Sarajevo waren ein Teil davon. Die europäische Krise, sondern eine Krise von Aber Tatsache ist, daß Österreich-Ungarn Frage, die in diesem Zusammenhang immer europäischen Nationalstaaten, von Grie- durch seine Kriegserklärung an Serbien den gestellt wird, ist die nach dem österreichi- chenland, Spanien und so weiter. Diejenigen Weltkrieg begonnen hat. schen Ultimatum an Serbien. Die Formulie- Institutionen, die als einzige auf diese Krise rungen waren von Wien sicher darauf ange- geantwortet haben, sind die europäischen! Das kann ich so nicht stehen lassen. Ja, der legt, daß es nicht annehmbar war. Aus heuti- Also wir haben sicher keine europäische Schritt in den Krieg mit Serbien wurde wis- ger Sicht muß man hingegen sagen, das Ul- Krise. sentlich unternommen. Aber kein Mensch timatum 1914 war nichts gegen das Ultima- konnte sich damals vorstellen, welche Di- tum, das die Amerikaner im letzten Jugosla- Glauben Sie, daß die Donaumonarchie Be- mension dieser Krieg annehmen würde. Man wien-Krieg 1999 an Serbien gestellt haben. stand gehabt hätte, wenn es 1914 nicht zum hat im Sommer 1914 nicht die Entwicklung Das war tausend Mal härter. Krieg gekommen wäre? in Rußland berücksichtigt, das damals schon seine Armee mobilgemacht hat, was wiede- Wie würde man denn so einen Konflikt heute Das ist sehr schwer zu sagen. Der Nationa- rum in Deutschland eine Panikreaktion aus- regeln? lismus war eine Entwicklung, die sich schon löst hat und so weiter. Man muß sagen: Wenn im ganzen Jahrhundert vor dem Ersten Welt- es nicht die Schüsse von Sarajevo gewesen Es gibt 2014 mehr Jahrestage als nur 100 krieg bemerkbar gemacht hat, und sie hätte wären, wäre es halt wenige Wochen später Jahre Erster Weltkrieg. Zum Beispiel 200 Jah- sich weiter verstärkt. Was sich daraus für irgendetwas anderes gewesen, das diese re Wiener Kongreß. Was ist damals gesche- Strukturen ergeben hätten, kann man heute Maschinerie in Gang gesetzt hätte. hen? Nach den Napoleonischen Kriegen sas- nicht sagen. Die Donaumonarchie war je- sen Sieger und Besiegte vollkommen gleich- denfalls jene Institution in Europa, die ihren Sie glauben, der Erste Weltkrieg wäre auch berechtigt an einem Tisch und handelten Ethnien und Völkern mit Abstand am libe- ohne Österreich-Ungarns Kriegserklärung einen Frieden aus, der Europa eine enorm ralsten gegenübergestanden ist. Die Volks- an Serbien gekommen? lange Friedensperiode bescherte. Genauso hymne wurde in Österreich-Ungarn offiziell

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 40 Österreich, Europa und die Welt – »1914–2014« in zwölf Sprachen gesungen, das war völlig normal. In Frankreich wäre es damals völlig unvorstellbar gewesen, die Marseillaise auf Bretonisch zu singen.

Aber irgendetwas muß die Donaumonarchie doch falsch gemacht haben? Sonst hätte das politische Motto in Prag in den 30er-Jahren nicht „Lieber Hitler statt Habsburg“ gelautet.

Es wurde vieles falsch gemacht, das ist keine Frage. Ich finde es nur problematisch, mit heutigem Wissen die Dinge damals zu kriti- sieren. Aber der Dualismus war sicher keine gute Lösung. Franz Ferdinand wollte ihn ja ändern, um den slawischen Elementen in der Monarchie auch einen wichtigen Platz ein- zuräumen. Genau diese Einstellung hat ja zu seiner Ermordung geführt. Weil bei einer Umsetzung seiner Pläne eine serbische Vor- machtstellung im slawischen Raum nicht

mehr möglich gewesen wäre.Aber noch ein- Foto: Paneuropa-Bewegung mal: Es hat vieles nicht funktioniert damals. Karl Habsburg, u.a. Präsident der Paneuropa-Bewegung Es hätte gar keinen Sinn, da eine rosarote Brille aufzusetzen. Doch es hat auch vieles Darf ich fragen, was Sie im afrikanischen gen beide Entwicklungen wurde die Organi- funktioniert. Bürgerkriegsland Mali gemacht haben? sation Blue Shield gegründet, deren Präsi- dent ich bin. Woher kommen die Ressentiments, die den Ich war für Blue Shield unterwegs, das ist Habsburgern bis heute entgegengebracht eine internationale Organisation zum Schutz Was sagen Sie zur heutigen österreichischen werden? von Kulturgütern bei bewaffneten Konflikten. Politik? In Mali bilden wir gerade malische Offiziere Das ist immer eine Frage, wo man gerade ist. für den Kulturgüterschutz aus. Kriege haben Das kann ich nicht beurteilen, dazu bin ich Je stärker ein Land danach unter dem Kom- ja heute nicht mehr das Ziel, die Armee des zu viel im Ausland. munismus gelitten hat, desto positiver wird Gegnern zu zerstören, sondern seine Iden- Ich würde mir nur wünschen, daß sich Öster- die Familie Habsburg gesehen. Also das ist tität – seine Kulturgüter, seine Archive, seine reich außenpolitisch stärker engagiert. Wenn ganz unterschiedlich. Und in vielen Staaten Friedhöfe. Und in Syrien kommt es gerade ich früher in Länder wie Bhutan kam, dann liegt es auch an der herrschenden Geschichts- zu massiven Raubgrabungen auf den archäo- war dort der Name Alois Mock allen ein Be- lehre. logischen Feldern. Denn die so geraubten griff. Das ist mir nun seit einigen Jahren nicht Kulturgüter werfen enorme Summen ab. Ge- mehr passiert. „ Was ist in Ihren Augen der Vorteil der Staats- form Monarchie?

Die Kontinuität. In der Monarchie gibt es immer einen langfristigen, berechenbaren Faktor. Das kommt dem Streben der Men- Das „Österreich Journal“ dankt den „Salzburger Nachrichten“ http://www.salzburg.com dafür, schen nach Kontinuität entgegen. Und: Mon- daß wir Ihnen dieses Interview zur Lektüre anbieten konnten. archen werden auf ihre Aufgabe vorbereitet. Die Paneuropabewegung Wären Sie gern Kaiser? ie Gründung der Paneuropa-Union geht dazu bei, zu einer weltpolitisch handlungsfä- Wenn Sie mich persönlich als Mensch Karl Dauf die Katastrophe des Ersten Welt- higen Union auszubilden, die mehr als bloß Habsburg fragen, dann sage ich: nein. Denn kriegs zurück – Richard Nikolaus Graf von die Summe ihrer Mitgliedsstaaten auf der ich lebe heute ein Leben, das ich ungemein Coudenhove-Kalergi rief sie 1922 ins Leben. Basis des kleinsten gemeinsamen Nenners genieße. Ich komme gerade aus Mali zurück Heute ist sie eine in allen politischen Lagern darstellt. und kann Sachen machen, die mich faszinie- anerkannte und geschätzte überparteiliche Karl Habsburg ist seinem Vater Otto ren. Als Kaiser von Österreich wäre ich zu Organisation. Sie ist die älteste europäische Habsburg nach dessen Tod (4. Juli 2011) als 90 Prozent mit Repräsentationsaufgaben ein- Einigungsbewegung und hat im Laufe ihrer Präsident der Paneuropabewegung nachge- gedeckt. Also persönlich ist mir mein heuti- Geschichte mehrfach entscheidende Impulse folgt. „ ges Leben sicher lieber. für Europas Einheit gesetzt. Sie trägt ständig http://www.paneuropa.or.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 41 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« Projekte der Österreichischen Nationalbibliothek Die Österreichische Nationalbibliothek widmet sich diesem Schlüsselereignis des 20. Jahrhunderts in der analogen ebenso wie in der digitalen Welt.

ine große Ausstellung im Prunksaal mit Edem Titel „An Meine Völker! Der Erste Weltkrieg 1914-1918“ wird ab März 2014 die berühmte Kriegssammlung der ehemali- gen Hofbibliothek erstmals umfassend prä- sentieren. Ab April 2014 werden im Web rd. 75.000 digitalisierte Objekte aus den verschiedenen Sammlungen der Österreichischen National- bibliothek über die europäische digitale Bi- bliothek Europeana abrufbar sein. Gleich- zeitig werden für das Web@rchiv Austria alle Netz-Aktivitäten zum Gedenkjahr für die Nachwelt gesichert. Und schon heute bietet die Österreichische Nationalbibliothek als zentrale Gedächtnisinstitution dieses Landes in ihrem digitalen Zeitungslesesaal ANNO über 840.000 Zeitungsseiten aus den Jahren 1914 bis 1918 zur kostenlosen Re- cherche an.

Ausstellung in Wien und internationale Kooperation Univ.-Prof. Manfried Rauchensteiner, Historiker, Autor und langjähriger Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien (siehe dessen Beitrag in: „Österreich Jour- nal“, Ausgabe 127 vom 03.02.2014, Anm.), kuratiert die große Ausstellung im Prunksaal „An Meine Völker! Der Erste Weltkrieg 1914-1918“. Sie wird ab 13. März 2014 die berühmte Kriegssammlung der ehemaligen Hofbibliothek erstmals umfassend präsentie- ren. Schon unmittelbar nach Kriegsbeginn 1914 begann die Vorgängerin der Österrei- © Österreichische Nationalbibliothek chischen Nationalbibliothek, die Hofbiblio- Katalog »An Meine Völker!« thek, Zeugnisse des Krieges zu sammeln. anderen Sammlungen der Österreichischen April 2014 gemeinsam mit den Digitalisaten Bis 1918 wurden so zehntausende Fotos, Pla- Nationalbibliothek im Rahmen des interna- von neun weiteren Nationalbibliotheken kate, Noten und literarische Texte, aber auch tionalen Projekts „Europeana Collections über das Portal der Europeana zur Verfügung künstlerisch gestaltete Feldpostkarten, 1914-1918“ digitalisiert. Es handelt sich um stehen. Insgesamt können dann rd. 425.000 Kriegstagebücher und andere bemerkens- über 75.000 Objekte zum Ersten Weltkrieg, Zeitdokumente aus acht europäischen Län- werte Dokumente archiviert. Sie bezeugen darunter 6500 Plakate, 230 Kinder- und dern online verglichen werden, die bisher auf eindrückliche Weise das millionenfache Jugendzeichnungen, 37.000 Fotografien der nur in den Lesesälen der jeweiligen Häuser Sterben an der Front und das entbehrungs- „Kriegspressequartier-Alben“, rund 40 Bü- zugänglich waren. „Europeana Collections“ reiche Leben in der Heimat. cher aus der Sammlung für Plansprachen, versammelt damit Digitalisate aus jenen 200 Soldatenlieder und 1100 Flugblätter, die Ländern, die im Ersten Weltkrieg auf unter- »Europeana Collections 1914-1918« von Flugzeugen abgeworfen wurden. Diese schiedlichen Seiten der Front standen: Öster- Wichtige Teile dieser Kriegssammlung Digitalisate bieten einen authentischen Ein- reich, Deutschland, Italien, Großbritannien werden derzeit gemeinsam mit Objekten aus blick in die damalige Zeit und werden ab und Frankreich.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 42 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014«

Kaisermanifest, Plakat »An Meine Völker!« vom 28. Juli 1914, k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1914

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 43 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014«

Vergangenheit und Zukunft im Web Schon heute ist der meistgenutzte Tag im virtuellen Zeitungslesesaal der Österreichi- schen Nationalbibliothek der 29. Juni 1914, der Tag, nachdem Thronfolger Franz Ferdi- nand und seine Frau Sophie Chotek in Sara- jewo ermordet wurden. Insgesamt sind in ANNO 58 Zeitschriften und 126 Zeitungen aus den Jahren 1914 bis 1918 online abruf- bar. Damit stehen über 840.000 Seiten als Primärquelle für die Recherche zur Ver- fügung – kostenlos, weltweit und rund um die Uhr. Und damit die zahlreichen Webseiten zum Gedenkjahr 2014 auch in Zukunft für Interessierte greifbar bleiben, wird die Ös- terreichische Nationalbibliothek für ihr Web@rchiv Austria ein Event-Harvesting zum Thema Erster Weltkrieg durchführen: Dabei wird der österreichische Webspace mit sogenannten Webcrawlern automatisiert © Österreichische Nationalbibliothek Aus dem Nachlaß des Fliegerfotografen Franz Pachleitner. Oben: Stellungskrieg nach diesem Thema durchsucht und archi- aus der Luft, unten: Beim Laden einer Fliegerbombe (rechts leicht angeschnitten) viert. Interessierte BenutzerInnen oder Be- treiberInnen von diesbezüglichen Webseiten können schon heute Seiten über ein eigenes Webformular zur Archivierung vorschlagen.

Nachlaß des Fliegerfotografen Franz Pachleitner Der österreichische Fliegerfotograf Franz Pachleitner (1890–1980) hat den Ersten Weltkrieg aus dem Flugzeug und aus näch- ster Nähe festgehalten: Luftaufnahmen von Schützengräben im Sperrfeuer, aber auch Nahaufnahmen von Flugzeugabstürzen und den Greueln des Krieges sind seine Themen. Den beeindruckenden Nachlaß, der über 100 Fotografien und mehrere Tagebücher enthält, hat die Österreichische Nationalbibliothek nun für ihre historische Kriegssammlung er- worben. Ausgewählte Fotos werden ab 13. März 2014 bei der Ausstellung „An Meine Völker! Der Erste Weltkrieg 1914–1918“ erstmals öffentlich zu sehen sein. ONB-Generaldirektorin Johanna Rachin- ger sagte zum Erwerb des Nachlasses: „Auch

96 Jahre nach dem Ende des Ersten Welt- © Österreichische Nationalbibliothek kriegs tauchen noch bemerkenswerte Quel- de daneben in der Fotografischen Lehr- und Gemeinsam mit seinen Tagebüchern sind len wie jene des Fliegerfotografen Pachleit- Versuchsanstalt ausgebildet. Zu Kriegsbeginn Pachleitners Bilder wichtige Dokumente der ner auf. Ich freue mich sehr, daß die Ös- 1914 meldete er sich freiwillig zur Fotoflie- Kriegsvergangenheit Europas, die nun zum terreichische Nationalbibliothek diese wich- ger-Abteilung, wurde der Fliegerkompanie Gedenkjahr 2014 im Bildarchiv der Österrei- tigen Originaldokumente erwerben konnte, Nr. 10 am Flugfeld Graz-Thalerhof zugeteilt chischen Nationalbibliothek erschlossen damit sie auch in Zukunft für Wissenschaft und kam im August 1914 an die Ostfront. werden. Seit kurzem können diese Fotos und Forschung zur Verfügung stehen.“ Der größte Teil seiner Aufnahmen dokumen- auch online über die Homepage des Bild- Der in Linz geborene Franz Pachleitner tiert daher den Frontabschnitt zwischen Ga- archiv Austria eingesehen werden. lernte ursprünglich Graveur und leistete sei- lizien und den Karpaten bis 1916. Danach http://www.onb.ac.at nen Militärdienst am Militärgeografischen unterrichtete er an der Flieger-Offiziersschu- http://anno.onb.ac.at Institut in Wien ab. Dort arbeitete er als Kup- le Wiener Neustadt, 1917/18 fotografierte http://www.bildarchivaustria.at ferstecher und technischer Zeichner und wur- Pachleitner auch an der Südfront. http://www.europeana-collections-1914-1918.eu/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 44 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« JUBEL & ELEND Leben mit dem Großen Krieg 1914-1918 – Ausstellung auf dem Renaissanceschloß Schallaburg von 29. März bis 9. November 2014 Foto: Schallaburg Kulturbetriebsges.m.b.H. / Manfred Horvath Als schönstes Renaissanceschloß nördlich der Alpen thront die Schallaburg im Herzen des niederösterreichischen Mostviertels.

m Jahr 2014 setzt das Land Niederöster- de und vielfach berührende Geschichten über der allgemeinen Kriegseuphorie. Bald zeigt Ireich einen Schwerpunkt zur Erinnerung individuelle Schicksale im Großen Krieg. der Krieg allerdings sein wahres Gesicht: an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Vor Die Schallaburg, die 2014 auch ihr 40jähri- Das große Sterben setzt ein, erste Züge mit dem Hintergrund der historischen Verant- ges Bestehen als internationales Ausstel- Verwundeten und Krüppeln treffen ein. wortung Österreichs werden Ursachen und lungszentrum feiert, beleuchtet auf 1300 m² Folgen der so genannten „Urkatastrophe des Fläche gleichzeitig die globalen Perspekti- Die vielen Perspektiven: Ein Krieg 20. Jahrhunderts“ (George F. Kennan) in ven dieses ersten weltumfassenden und verändert die Welt(en) einer Reihe von Projekten anhand neuester industrialisierten Krieges. Die Ausstellung beleuchtet den Alltag an wissenschaftlicher Erkenntnisse umfassend der Front im Stellungskrieg, im Gebirge und analysiert und dokumentiert. Drehscheibe Der Ausgangspunkt: Moderne zur See. Sie ermöglicht gleichzeitig Einblik- dieser nationalen wie internationalen For- Gesellschaft und Kriegseuphorie ke in die so genannte „Heimatfront“ und in schungs-, Vermittlungs- und Publikations- Am Anfang dieser Erzählung steht ein „inneren Fronten“, sie thematisiert Kriegsge- projekte rund um den Ersten Weltkrieg ist modernes Europa, in dem innovative Den- fangenschaft, Massenhinrichtungen und das die Schallaburg. kerInnen wie Bertha von Suttner („Die Waf- Spionagewesen. Die Propagandamaschine- In Kooperation mit dem Heeresgeschicht- fen nieder!“) Nobelpreise verliehen bekom- rie von Staat, Kirche und Medien läuft auf lichen Museum Wien und dem Schloß Art- men und Kreative wie Kasimir Malewitsch Hochtouren. Ihr gegenüber steht die Ratlo- stetten präsentiert die Schallaburg von 29. („Sieg über die Sonne“, 1913) die Grenzen sigkeit von Militär und Politik, wie der Krieg März bis 9. November 2014 unter dem Titel der Kunst ausloten. Ein vom Militär faszi- wieder zu stoppen ist. Gelingt die Entwick- „JUBEL & ELEND. Leben mit dem Großen nierter Geist und ein leidenschaftlicher Na- lung einer Wunderwaffe oder einen „Sieg- Krieg 1914-1918“ die bisher umfassendste tionalismus beherrschen jedoch weite Kreise frieden“? Schließlich beendet die komplette Ausstellung zum Ersten Weltkrieg. Über 900 des Bürgertums. Ein Teil des Volkes zieht wirtschaftliche Erschöpfung die Schlachten. Objekte von rund 160 nationalen wie inter- daher im August 1914 unter Jubel in den Die traumatischen Erfahrungen werden nach nationalen LeihgeberInnen erzählen spannen- Krieg. Warnende Rufe verhallen angesichts 1918 verdrängt und nicht aufgearbeitet. Für

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 45 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« viele Kriegsgefangene wird die Rückkehr in die Heimat zu einer jahrelangen Odyssee. Viele Menschen ziehen ihre Uniformen im Geiste bis 1945 nicht mehr aus.

Hundert Jahre danach: Zeit für eine neue Sichtweise Historische Arbeit ist Teamwork. In Ko- operation mit nationalen und internationalen Sammlungen und Forschungseinrichtungen macht daher ein interdisziplinäres, thema- tisch vielschichtiges wissenschaftliches Team das „Leben mit dem Großen Krieg“ für Men- schen aller Altersstufen begreifbar. Die Aus- stellung auf der Schallaburg untersucht dabei Auswirkungen auf den Alltag unter- schiedlicher Menschen verschiedener Alters- gruppen und sozialer Schichten. Im Rahmen einer Sammelaktion, die das Ludwig Boltz- mann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung von 14. Mai bis 28. Juni 2013 im Auftrag der Ab- teilung Kunst und Kultur des Landes Nieder- österreich für das Ausstellungsprojekt durch- geführt hat, haben private LeihgeberInnen insgesamt 4500 Objekte angeboten, die in einer wissenschaftlichen Datenbank erfaßt wurden. Mit einer Auswahl dieser Exponate werden damit noch nie gesehene Zeugnisse dieser Zeit einer großen Öffentlichkeit zu- gänglich gemacht. Neben diesen Objekten aus Privatbesitz sind auch Raritäten aus

Sammlungen nationaler wie internationaler © Land Niederösterreich, Landessammlungen Niederösterreich / Foto: Christoph Fuchs Museen ebenso zu sehen wie Gemälde von Alfons Walde (1891 Oberndorf/Tirol - 1958 Kitzbühel/Tirol), Tiroler Kriegsteil- Egon Schiele oder Oskar Kokoschka. nehmer-Gedächtnistag, 1924, Öl/Leinen, Bild: 72,5 x 65 cm, Inv.Nr. KS-A 396/90

Der Ausstellungsbesuch: aufwühlen und berühren Die Objekte der Ausstellung erzählen Ge- schichten, die erst mit ihren BetrachterInnen lebendig werden. Neben der inhaltlichen Aufbereitung macht es sich die Ausstellung daher zur Aufgabe, ihren BesucherInnen einen persönlichen Zugang zum Thema „Kriege & Konflikte“ zu ermöglichen. So werden alle Gäste der Ausstellung eingela- den, sich während dem Rundgang durch die Ausstellung einen individuellen Sammelband zu erstellen. Nach und nach füllen sie dabei diese Mappe mit Eindrücken, Gedanken und Impulsen. In der gesamten Ausstellung ver- teilt finden sich nun Karten zur Entnahme, die mit ihrem Format an Feldpostkarten erin- nern.

Der globale Krieg: Wer war wann wo und warum?

Im Rahmen eines Projekts der Histonau- © Land Niederösterreich, Landessammlungen Niederösterreich / Foto: Manfred Thumberger ten werden anhand von zwei Touchscreens Egon Schiele, »Zerfallene Mühle«, 1916, Öl auf Leinen, 110x140 cm. Sie stand in der Ausstellung einerseits der weltweite an der großen Erlauf in der Nähe von Mühling bei Wieselburg.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 46 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014«

Verlauf und die Wirkungen des Ersten Welt- kriegs und andererseits die Frontbewegun- gen der Österreich-Ungarischen Armee nach- gezeichnet. Damit können sich die Besu- cherInnen der Ausstellung selbststeuernd ein Bild des Großen Krieges in all seinen Details machen.

Themenbegleitung – damit der Krieg nicht Schule macht Mit der Ausstellung setzt die Schallaburg ihren Weg innovativer museumspädagogi- scher Projekte konsequent fort. Unter der Leitung des Historikers Gerhard Flossmann haben rund 100 SchülerInnen aus neun ver- schiedenen Schulen der Region zum Thema „Überleben an der Heimatfront“ mit Unter- stützung des Bundesministeriums für Unter- richt, Kunst und Kunst sowie dem Landes- schulrat von Niederösterreich Projekte ge- staltet. Die Ergebnisse dieser Arbeiten im Rahmen der Ausstellung werden dann auf der Schallaburg öffentlich präsentiert. In Ko- operation mit dem Ludwig Boltzmann- Institut für Kriegsfolgen-Forschung wurden wissenschaftlich fundierte und didaktisch an- sprechende Unterrichtsmaterialien erarbei- tet.

Das Konfliktlabor: Auch Streiten will gelernt sein Allen BesucherInnen und Gruppen nach Anmeldung steht das so genannte „Konflikt- labor“ offen. Dieser interaktive Teil der Aus- Foto: Heeresgeschichtliches Museum Wien / Foto: François Ramstein stellung macht nicht nur Mechanismen K. u. K. Feldtelefon: Mikrofonkassette M 1907 einer Telefonstation samt Batterie- bewußt, die zur Entstehung von Konflikten kasten aller Art führen, er stellt auch respektvolle Kommunikationsarten und konstruktive Konfliktlösungen vor.

Der Katalog: Wissenschaft to go Wissenschaftlich begleitet wird die Aus- stellung mit einem 260 Seiten starken Kata- log, in dem rund 40 AutorInnen neueste wis- senschaftliche Erkenntnisse rund um den Großen Krieg zusammengetragen haben und zum Beispiel die Gestaltung der Ausstellung ausführlich beschreiben.

Schönstes Renaissance- schloß nördlich der Alpen Als schönstes Renaissanceschloß nörd- lich der Alpen ist die Schallaburg zusammen mit dem Stift Melk Niederösterreichs belieb- testes Ausflugsziel. Mit ihrem charakteristi- schen Aussehen durch die architektonisch reizvolle Verbindung des mittelalterlichen Foto: Heeresgeschichtliches Museum Wien Palas und des ausladenden Terrakotta- Propaganda-Fächer mit den obersten Feldherren

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 47 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014«

Arkadenhofs im Stil der Renaissance zählt die Schallaburg zu den größten Kultur- schätzen des Landes. Nur fünf Kilometer von Melk entfernt hat sich die Schallaburg seit dem Ankauf durch das Land Nieder- österreich 1968 und seiner Wiedereröffnung 1974 als Ausstellungszentrum auf internatio- nalem Niveau etabliert, das weit über die Grenzen Niederösterreichs hinaus wirkt.

Ausstellungszentrum auf internationalem Niveau Seit ihrer Eröffnung mit der Niederöster- reichischen Landesausstellung „Renaissance in Österreich“ (1974) wird die Schallaburg mit jährlich wechselnden Ausstellungen bespielt. Dabei reicht das Spektrum von zeit- geschichtlichen Themen wie „Österreich ist frei“ (2005) anläßlich des 50jährigen Jubi- läums der Unterzeichnung des Staatsvertrags über Fragen der Populärkultur wie „Die wil- den Fünfziger-Jahre“ (1985) oder „Die 60er. Beatles, Pille und Revolte“ (2010) bis hin zu ethnografischen Ausstellungen wie „India- ner – Ureinwohner Nordamerikas“ (2008). Im Jahr 1983 („Peru durch die Jahrtausende“) wurde die Schallaburg zum zweiten Mal Austragungsort einer Niederösterreichischen Landesausstellung. Die letzten drei Ausstel- lungen „Venedig – Seemacht, Kunst & Kar- neval“ (2011), „Das Goldene Byzanz & der Orient“ (2012) sowie „Das Indien der Ma- haradschas“ (2013) begeisterten ein zuneh- mend internationales Publikum. Mit der Kom- bination aus Ausstellungszentrum (1300 m²), Architekturjuwel und dem historischen Garten konnte die Verweildauer der Gäste auf der Schallaburg nachhaltig gesteigert werden. „Seitdem das Kulturjuwel 1974 wieder in Foto: ÖNB / Wien Italienische Kriegsgefangene an der Isonzofront bei Bovec/Flitsch, September 1915 altem Glanz erstrahlt, hat die Schallaburg als internationales Ausstellungszentrum 4,9 Mil- eigene museumspädagogische Programme richtung des Palas und der dazugehörigen lionen Besucherinnen und Besucher angezo- die Inhalte der Ausstellungen spannend und Ringmauer, der sogenannten „Bering“, sowie gen und sich damit zu einem Schaufenster leicht verständlich auf. Interaktive Bereiche, der romanische Kapelle werden Sieghard der Kulturarbeit in Niederösterreich ent- spezielle Objekttexte und Rätselhefte laden dem X. aus dem Geschlecht der Sieghardin- wickelt“, zeigt sich Landeshauptmann Erwin die jüngsten BesucherInnen der Schallaburg ger zugeschrieben. Die erste urkundliche Pröll stolz. „Die Ausstellungen ermöglichen zum Entdecken, Mitdenken und Hinterfra- Erwähnung der Schallaburg 1121 ist mit sei- es, in bunter, interessanter und lebendiger gen ein. nem Sohn, Graf Sieghard XI. verbunden, der Form aus der Geschichte zu lernen und mit bereits den Beinamen „zu Schal(l)a“ trug. diesem Blick zurück Kraft für die Gegen- Zwischen Mittelalter und Renaissance Nach dem Tod des letzten Grafen von wart und Zukunft zu schöpfen.“ – „62 Pro- Das wertvollste Exponat aller Ausstel- Schalla fiel das Schloß wechselnden Besit- zent der Gäste verbinden mit dem Besuch lungen ist zweifellos die Schallaburg selbst, zerInnen zu. 1450 erbte das wohlhabende der Ausstellung ein weiteres kulturelles, tou- was auch an der wechselhaften und spannen- Geschlecht der Losensteiner die Burg. Unter ristisches oder gastronomisches Angebot in den Geschichte des Herrschaftssitzes deut- Christoph Losenstein und unter seinem Sohn der Region. Die Schallaburg ist damit auch lich wird. Die ältesten Teile der Burg gehen Hans Wilhelm wurde die Schallaburg zum ein unverzichtbarer Impuls für das Most- auf die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts dreiflügeligen Renaissanceschloß ausgebaut. viertel und die Wachau.“ zurück. Der Palas, auch das „Feste Haus“ Nach dem Vorbild italienischer Palazzi schu- Um die Ausstellungen für die ganze Fa- genannt, zählt heute zu einem der ältesten er- fen sich die Losensteiner einen Herrensitz, milie zum Erlebnis zu machen, bereiten haltenen Wohnbauten Österreichs. Die Er- dessen beeindruckende Silhouette heute weit-

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hin zu sehen ist. Von 1572 bis 1600 wurde dichter Johann Wilhelm von Stubenberg, sah punkt bei der Arbeit mit dem Renaissance- neben dem Garten auch der große Arkaden- sich angesichts der Gegenreformation je- juwel. So bekam etwa die Burgkapelle nach hof mit seinen repräsentativen zweigeschos- doch gezwungen, die bisher protestantische über 70 Jahren im März 2011 ihre beiden sigen Laubengängen und dem einzigartigen Schallaburg 1660 an die katholische Familie Glocken wieder. Um die Renovierungsarbei- Terrakotta-Schmuck errichtet. Im 16. Jahr- Kletzl von Altenach aus dem Elsaß zu ver- ten mit der nötigen Umsicht durchführen zu hundert spielte die Schallaburg für die evan- kaufen. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts war können, ist eine stetige wissenschaftliche gelische Bewegung eine bedeutende Rolle. die Schallaburg bis 1940 im Eigentum der Auseinandersetzung mit der Bausubstanz Die Terrakottareliefs und -skulpturen, be- Freiherren von Tinti, einem Geschlecht ita- und Geschichte der Burg erforderlich. Die stehend aus etwa 1600 Einzelteilen, stam- lienischer Herkunft. Nach dem Kauf der Analyse der Gebäude bis auf jeden einzelnen men vom Halleiner Hafnermeister Jakob Burg durch den deutschen Baron Nagel- Stein, modernste Technologien wie Boden- Bernecker und stellen mythologische Sze- Doornick 1940 wurde die Schallaburg 1945 radar oder Dendrochronologie, die das Alter nen, zahlreiche Wappen in gemalter wie pla- als deutsches Eigentum beschlagnahmt und von Holzkonstruktionen bestimmen kann, stischer Form, Fabelwesen, Masken und in die russische Verwaltung eingegliedert. sowie die Verknüpfung aller Informationen Fratzen dar. Auch das Hundefräulein, dem 1955 erhielt die Republik Österreich mit bringen immer wieder neue, spannende eine Sage der Schallaburg zugrunde liegt, ist der Unterzeichnung des Österreichischen Erkenntnisse: So ist etwa der Palas wesent- unter den Terrakotten verewigt. Die Geburt Staatsvertrags das Kulturjuwel zurück. Mit lich älter als angenommen. Im Zuge histori- des Mädchens mit dem Hundekopf und dem Erwerb der Schallaburg durch das Land scher Forschungen ist erstmals eine beachtli- Hundepfoten soll nur eine von vielen un- Niederösterreich 1968 begannen umfangrei- che Beschreibung des Turniergartens zutage heimlichen Begebenheiten rund um einen che Umbau- und Restaurierungsmaßnahmen, getreten. blutigen Bruderzwist der Losensteiner gewe- die am 17. Mai 1974 abgeschlossen werden Die Ergebnisse der intensiven interdiszi- sen sein. Der Legende zufolge sucht der Geist konnten. Da die Gestalt des ursprünglichen plinären Forschung der vergangenen drei des Hundefräuleins noch heute die Schalla- Renaissancegartens damals nicht bekannt Jahre wurden in der umfangreichen Publika- burg heim und kündigt den Tod eines Burg- war, wurde die Grünanlage 1973/74 im Rah- tion „Die Schallaburg. Geschichte – Archäo- bewohners an. men eines Projektes der Gartenbauschule logie – Bauforschung“ zusammengefaßt. Im Schönbrunn dem Vorbild historischer Gärten Jahr 2013 ist ein weiteres Buch zur Schalla- Die Wiedergeburt des Kulturjuwels nachempfunden. burg erschienen: Der Bildband „Die Schalla- Nach seinem Tod 1601 hinterließ Hans burg im Bild“ vereint Darstellungen des Wilhelm von Losenstein seinem Neffen Georg Den Geheimnissen der Renaissancejuwels von 1650 bis in die Ge- Christoph viele Schulden, daher übernahm Schallaburg auf der Spur genwart, angefangen von einfachen Postkar- sein Schwiegervater Georg von Stubenberg Die Restaurierung und Erhaltung der tenmotiven bis hin zu Gemälden namhafter die Schallaburg. Ein Nachfolger, der Barock- Schallaburg bleibt weiterhin ein Schwer- KünstlerInnen. Beide Werke sind im Shop Foto: Schallaburg Kulturbetriebsges.m.b.H. / Rita Newman Das wertvollste Exponat aller Ausstellungen ist zweifellos die Schallaburg selbst – hier ein Blick über den historischen Garten.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 49 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« Foto: Schallaburg Kulturbetriebsges.m.b.H. / Rita Newman Die Terrakottareliefs und -skulpturen stammen vom Halleiner Hafnermeister Jakob Bernecker und stellen mythologische Szenen, zahlreiche Wappen in gemalter wie plastischer Form, Fabelwesen, Masken und Fratzen dar. der Schallaburg erhältlich. In Form von in- Eine besondere Attraktion für kleine teraktiven Burgführungen laden die Kultur- BurgbesucherInnen ist der außergewöhnlich vermitterInnen zu einer Reise durch die gestaltete Abenteuerspielplatz im Burg- Geschichte des Kulturjuwels ein. graben. Der 30 Meter lange Drache läßt Kinder aus seinem Maul herausrutschen, in Umfangreiches Programm seinem Körper herumklettern und seine vie- für die ganze Familie len Geheimnisse entdecken. Als schönstes Renaissanceschloß nörd- lich der Alpen lädt die Schallaburg jedes Ein Ausflugsziel im Jahr aufs Neue mit einem abwechslungsrei- Herzen des Mostviertels chen Programm zum Staunen, Entspannen Nicht nur der historische Garten mit sei- und Genießen ein. Die BesucherInnen kön- nen bezaubern Stauden, Blumen, Kräutern, nen im Rahmen von interaktiven Führungen Knotenbeeten, Rosenstöcken und Apfelhai- die Schallaburg und ihre reichhaltige Ge- nen lädt zum Spazieren und Verweilen ein. schichte erkunden. Das Schloßrestaurant im Die zahlreichen Wanderwege rund um die großen Arkadenhof verwöhnt seine Gäste mit Burg verführen zur Entdeckung des Most- Köstlichkeiten aus dem Mostviertel und pas- viertels mit seiner kontrastreichen Land- senden Gerichten zu den jeweiligen Aus- schaft: Der milde, fruchtbare Norden steht stellungen. Vielfältige Veranstaltungen ma- der wildromantischen alpinen Bergwelt im chen die Schallaburg zum Festplatz der gan- Süden gegenüber. zen Region. Vom bunten Familienfest, über Vom Feuerwehrmuseum bis zur Woll- die köstlichen Schmankerlwochen, dem Tag werkstatt, von der Papiermühle bis zur Her- der Goldenen Generation bis hin zum Na- stellung von Edelbränden, vom Hanfbauern- turgartenfest ist sprichwörtlich für jeden hof bis zur Hofkäserei, vom Lamawander- Geschmack und jedes Alter etwas dabei. Für land bis zum bäuerlichen Wildgehege bietet individuelle Festivitäten wie Hochzeiten, das Mostviertel mit seinen fünf Wall- Betriebsfeiern, Tagungen, Seminare, Geburts- fahrtskirchen noch viele weitere Attraktio-

tags- und Weihnachtsfeiern oder Ritteressen Foto: Schallaburg Kulturbetriebsges.m.b.H. / WoW Paul Guschlbauer nen. Auch für jeden Gast der Wachau ist ein bietet die Burg ebenfalls ein ideales Am- Der Palas zählt zu einem der ältesten Besuch auf der Schallaburg ein Muß. „ biente. erhaltenen Wohnbauten Österreichs. http://www.schallaburg.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 50 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« Franz is here! Franz Ferdinands Reise um die Erde – von 9. April bis 2. November 2014 im Weltmuseum Wien

ranz is here!“ titelte eine amerikanische FTageszeitung anläßlich des Besuchs von Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich- Este im Rahmen seiner Weltreise 1892/93. Jetzt, 100 Jahre nach seinem Tod, wird Franz Ferdinand dem Weltmuseum Wien einen Be- such abstatten. Am 28. Juni 2014 jährt sich das Attentat auf den österreichischen Thronfolger in Sa- rajewo, das in der Folge zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs führte, zum 100. Mal. Während man sich vielerorts auf seinen Tod und die fatalen Konsequenzen konzentrieren wird, verlagert das Weltmuseum Wien in sei- ner Ausstellung den Fokus auf einen wichti- gen Lebensabschnitt des Thronfolgers – seine zehnmonatige Weltreise 1892/93- und gibt damit neue Einblicke in die Welt eines facettenreichen und polarisierenden Men- schen.

Wer war Franz Ferdinand von Österreich-Este wirklich? Seine Weltreise, die ihn von Pola über Suez, Aden, Sri Lanka, Indien, Nepal, Südostasien, Ozeanien, Australien, China und Japan bis in die Vereinigten Staaten führte, ist auch eine Reise ins Innere seiner Persönlichkeit. Der Thronfolger kehrte mit einer beeindruckend großen Jagdbeute und über 14.000 von ihm erworbenen Objekten zurück, von denen noch immer beinahe 10.000 im Weltmuseum Wien verwahrt wer- den. Unmittelbar nach seiner Rückkehr stellte

Franz Ferdinand seine Weltreisesammlung Foto: Lala Deen Dayal / © KHM mit MVK und ÖTM in einem eigenen Museum aus. Getrieben Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este und Mahbub Ali Khan, der Nizam vom Wunsch, seine monarchischen Qua- (Fürst) von Hyderabad litäten herauszustreichen und sich als „Er- ken seiner Zeit. Letztendlich aber werfen zieher des Volkes“ darzustellen, wollte er diese Ausführungen ein Schlaglicht auf sei- seinen künftigen Untertanen die Vielfalt der nen vielschichtigen Charakter. Dinge des Lebens vor Augen führen. Die Ausstellung versteht sich als visuali- siertes Tagebuch Franz Ferdinands. Die Be- Eindrücke und Erlebnisse textung in der Ausstellung erfolgt ausschließ- Unmittelbar nach seiner Rückkehr er- lich durch Zitate aus den Tagebüchern, illu- schien auch sein zweibändiges Tagebuch striert von Dingen aus seinem Nachlaß, seien dieser Weltreise. In einem über weite Strek- es Ethnographica, Photographien, Archiv- ken sehr persönlichen Duktus erzählt er über materialen oder zeitgenössische Zeitungsbe- seine Eindrücke und Erlebnisse, über Be- richte. Auf diese Weise entsteht ein völlig

kanntschaften mit Fürsten, Kaisern und Ma- © KHM mit MVK und ÖTM neues Mosaik eines in sich widersprüchli- haradschas, er beschreibt Landschaften und Ahnenfigur von den Leti-Inseln chen Menschen. „ Menschen, dies sehr oft geprägt vom Den- (Südmolukken, Indonesien) http://www.weltmuseumwien.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 51 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« Oberösterreich im Ersten Weltkrieg Ausstellungseihe Schloßmuseum Linz / Landesgalerie Linz / Mühlviertler Schloßmuseum Freistadt / Wehrkundliche Sammlung Schloß Ebelsberg / Photomuseum Bad Ischl © K. u. k. Infanterieregiment Nr. 14 »Ernst Ludwig Großherzog von Hessen und bei Rhein« http://www.hessen14.at Auszug einer Maschinengewehrabteilung aus Linz, Linz 1914 m Juli 2014 jährt sich zum einhundertsten stellung in der Trinkhalle Bad Ischl ist der festigen. Die Geschehnisse in Oberösterreich, IMal der Beginn des Ersten Weltkriegs, der Kriegsverlauf 1914 bis 1918 aus (ober-)öster- in Europa und an den Kriegsschauplätzen „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts. Ober- reichischer Sicht. können anhand einer Zeitschiene nachvoll- österreich lag fernab aller Fronten, dennoch Die Details: zogen werden. Dadurch ist es möglich auf war der Krieg mit all seinen dramatischen der einen Seite die harten Fakten zu schil- Auswirkungen überall rasch spürbar. Wäh- Schloßmuseum Linz: dern, und auf der anderen Seite die propa- rend im Schloßmuseum Linz das Leben der »Vom Leben mit dem Krieg« gandistisch verbrämte Realität mit dem Bevölkerung im und mit dem Krieg themati- Oberösterreich war zwar im Ersten Welt- Alltag der Bevölkerung zu konfrontieren. siert wird, steht in der Landesgalerie Linz krieg jenes Kronland, das am weitesten von Der erste Raum ist dem Kriegsbeginn, die künstlerische Sicht auf den Krieg im den Fronten entfernt lag, der Krieg war den- der anfänglichen Kriegsbegeisterung sowie Vordergrund. Waffen, Ausrüstung und Bilder noch deutlich spürbar. Grund genug, im Ge- der Rekrutierung und Mobilisierung der des Krieges zeigt die wehrkundliche Samm- denkjahr 1914/2014 eine eigene Ausstellung Soldaten gewidmet. Zusätzlich wird hier lung auf Schloß Ebelsberg. Im Photomuseum über die Situation in Oberösterreich zwi- eine Einleitung in das Kriegsgeschehen aus Bad Ischl erweitert das private Fotoalbum schen 1914 und 1918 zu initiieren, das Le- Sicht der Mittelmächte Deutschland und Ös- eines Linzer Regimentsarztes den offiziellen ben der Bevölkerung im und mit dem Krieg terreich-Ungarn geboten, die originalen Glas- Blick auf die Geschehnisse des Ersten Welt- steht dabei im Vordergrund. Viel Wert wurde dias aus dem Jahr 1915 zeigen eine geschön- kriegs um eine subjektive Sicht. Den Zeit- auf die Interaktivität gelegt. So gibt es meh- te Version des Krieges. raum von 1900 bis 1924 mit Blick auf die rere Hörstationen und Blätterboxen als ver- Im zweiten Raum werden die anfängliche heimische Bevölkerung thematisiert eine tiefende Elemente. Zudem können die Be- Kriegsbegeisterung, die allgegenwärtige Ausstellungsreihe im Mühlviertler Schloß- sucherInnen in Schulbänken und in Kinosit- Kriegspropaganda sowie die eher zögerliche museum Freistadt. Ausgangspunkt der Aus- zen Platz nehmen, um so ihre Eindrücke zu Kritik am Krieg eingefangen. Die vielzitierte

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Kriegsbegeisterung war zwar vorhanden, aber ebenso herrschte Unsicherheit – vor allem bei den Bauern. Erschütternd ist die Einbe- ziehung der Kinder in den Kriegsdienst. Äußerst problematisch waren zudem die oft genug nationalistisch und rassistisch gefärb- ten Kriegsspiele, zentrales Objekt ist hier das interaktive Kartenspiel „Der Schwarze Peter von Serbien“. Raum drei beschäftigt sich mit der Vermittlung des Krieges an der Heimatfront sowie mit der Versorgungslage. Auf Grund der Einberufungen fehlten die Arbeitskräfte in Industrie und Landwirtschaft, Frauen tra- ten zunehmend an die Stelle der Männer. Die Versorgungslage verschlechterte sich rasch, bereits ab 1915 rationierten die Behörden Grundnahrungsmittel, Heizmaterial und Kleidung. Die immer wieder aufflammenden Proteste wurden unterdrückt. Das Kino zeig- te hingegen propagandistische Kriegsberich- © Oberösterreichisches Landesarchiv te, gefolgt von romantisierenden Abenteuer- Grabkreuz in einem mit Wasser gefüllten Granattrichter, Mai 1915 filmen. Die Vorführung der beiden Kurz- filme können die BesucherInnen in origina- len Kinositzen genießen. Raum vier zeigt zum einen das Grauen des Krieges und die Kriegsfolgen, zum an- deren die Situation in den Kriegsgefange- nen- und Internierungslagern. Die medizini- sche Unterversorgung wegen der Massen an Verwundeten war sehr rasch spürbar. Gleich- zeitig entlasteten immer bessere Prothesen zumindest die körperlich Versehrten. Der „Maschinenkrieg“ fügte aber vielen Soldaten auch seelische Wunden zu. Für Oberöster- reich von besonderer Bedeutung waren die vielen Kriegsgefangenen-, Internierungs- und Vertriebenenlager. Die hygienischen Verhältnisse (Ruhr, Flecktyphus) waren zumeist schlecht, ebenso die Versorgung mit © Oberösterreichisches Landesarchiv Lebensmitteln. Flüchtlinge mit Pferdekarren, 1914/1918 Der fünfte Raum ist dem Kriegsende, der Demobilisierung, dem Zerfall der Monarchie, Begleitende Ausstellung Spannbreite zwischen „Kriegskunst“ einer- der Gründung des Landes Oberösterreich „Der Erste Weltkrieg im Spiegel der Medail- seits und medialer Kriegshetze andererseits und dem allumfassenden Mangel gewidmet. le“ Ausstellungsdauer: 23. Jänner bis 16. No- angedeutet. Mit besonderer Intensität wurde Leitobjekt ist hier zum einen ein begehbares vember 2014, Kurator: Bernhard Prokisch die „Waffenbrüderschaft“ mit dem Deut- Spiegelobjekt, das den Eindruck von anony- Die Ausstellung bietet in 30 „Stationen“ schen und dem Osmanischen Reich be- misierter Unendlichkeit entstehen läßt. Zen- einen Einblick in die im OÖ. Landesmu- schworen und die kaiserliche Familie immer tral ist ebenso das Totenbuch, das die Be- seum aufbewahrten Bestände an Kriegsme- aufs Neue ins Bild gerückt. Der Rundgang sucherInnen durchblättern können auf der daillen und -abzeichen, die teils noch wäh- verläuft weiter über eine Auswahl aus den Suche nach Angehörigen. Das Kriegsende rend des Krieges durch das damalige Mu- zahlreichen lokalen Abzeichen, Darstellun- ließ die überlebenden Soldaten zurückfluten, seum Francisco Carolinum erworben wurden, gen der Waffengattungen und wendet sich gleichzeitig brach die Monarchie zusammen teils durch spätere Spenden an das Landes- nach all den verherrlichenden Objekten dann und aus dem Kronland Oberösterreich ob der museum gelangten. der dunklen Seite des Krieges zu. Enns ging das Land Oberösterreich hervor. Der numismatische „Bilderbogen“ setzt Die kleine Schau klingt mit der Dar- „Vom Leben mit dem Krieg -Oberösterreich mit Medaillen auf das Attentat von Sarajewo stellung der Trauer über Invalidität und Tod im Ersten Weltkrieg“, Schloßmuseum Linz ein und führt mit der offiziellen „Kriegserin- aus, der des überlebenden Kameraden eben- 23. Jänner bis 16. November 2014 nerungsmedaille“ in das Kriegsgeschehen so wie derjenigen der hinterbliebenen Wit- http://www.schlossmuseum.at über. Anhand von Extrembeispielen wird die wen und Waisen.

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Landesgalerie Linz: »Der Erste Weltkrieg aus künstlerische Sicht« Wie reagierten bildende KünstlerInnen auf den Ersten Weltkrieg? Wie stellten sie ihre Kriegserfahrungen in ihren künstleri- schen Arbeiten dar? Diesen und anderen Fra- gen geht die Ausstellung anhand ausgewähl- ter Werke (ca. 80 Grafiken, 4 Ölbilder) aus den Sammlungen des Oberösterreichischen Landesmuseums nach. Dabei spannt sich der Bogen von Exponaten, die zu dokumentari- schen Zwecken an unterschiedlichen Kriegs- schauplätzen entstanden, bis hin zu eigen- ständigen künstlerischen Auseinandersetzun- gen mit den traumatischen Erfahrungen des Krieges. Der Soldatenalltag wird ebenso the- matisiert wie das Schicksal von Flüchtlingen oder Verwundeten. In Totentanz- und ande- ren allegorischen Motiven, besonders in der Form des personifizierten Todes, verarbeite- ten Künstlerinnen und Künstler auf symboli- scher Ebene die Schrecken des Krieges. Klemens Brosch (1894-1926) verbindet © Oberösterreichisches Landesmuseum zeichnerische Klarheit und expressive Schär- Klemens Brosch, »Verhungerte Flüchtlinge«, 1916 fe mit der Präzision des genauen Beobach- ters. Seine Arbeiten sind nicht nur durch die schonungslose Darstellung der Kriegsgreuel gekennzeichnet, sondern häufig auch durch einen unkonventionellen Ausschnitt bzw. Blick auf die Szene, der die erschütternde Aussage noch verstärkt. So findet sich im Blatt „Der letzte Augenblick“ der Betrachter im Visier des Erschießungskommandos wie- der oder im Blatt „Verhungerte Flüchtlinge“ auf einer Ebene mit den zivilen Opfern des Krieges. Broschs Biografie ist schicksalhaft mit der Erfahrung des Ersten Weltkrieges verbunden. Wenngleich er nach einigen Wo- chen an der galizischen Front bereits 1914 aus dem Militärdienst ausschied, hinterließ der Krieg unverwischbare Spuren in seinem Leben. Auf symbolischer Ebene verarbeitet Al- fred Kubin (1877-1959) die Schrecken des Krieges. Kubin, der nach vier Musterungen © Oberösterreichisches Landesmuseum und Zurückstellungen 1915 endgültig vom Albin Egger-Lienz, »1915«, um 1915, Lithografie, Papier Wehrdienst befreit wird, erlebt den Krieg ab- seits der Front mit all seinen Einschränkun- Ähnlich wie Kubin setzt sich auch Aloys und Ausstellungstruppe der Tiroler Kaiser- gen und Entbehrungen. Bereits in den ersten Wach (1892-1940) in seinem Totentanz-Zy- jäger tätig. Kriegsjahren fielen mehrere seiner Künstler- klus mit dem im Krieg wütenden Tod aus- Albin Egger-Lienz (1868-1926), der sich freunde, darunter die beiden deutschen Ex- einander. Meist stellt er dabei die Masse der 1915 freiwillig zu den Tiroler Standschützen pressionisten Franz Marc und August Macke. vom Krieg betroffenen Menschen, seien es meldet, ist nur kurz an der Front, ehe er als Kubins Ablehnung des Krieges manifestiert Zivilisten oder Soldaten, in den Mittelpunkt Kriegsmaler tätig ist. Die Lithografie „1915“ sich im 1914 entstandenen Blatt „Kriegs- der Darstellung. Die zeitgemäße expressio- bildet den Anfang einer Serie von Kriegs- furie mit Brandfackel“. Im Blatt „Das Ende nistische Form der Strichführung verleiht darstellungen des Künstlers, die seine Ein- des Krieges“ stellt er den völlig erschöpften den Blättern eine besondere Ausdrucksstär- drücke im Kriegseinsatz wiedergeben. Drei Tod auf einem Felsen liegend dar. Als Zei- ke. Als Wach 1917 zum Kriegsdienst einge- Reihen von Soldaten mit Gewehren drängen chen seines Sieges trägt er einen Lorbeer- zogen wird, ist er zu Beginn in einer Schreib- vorwärts, bilden eine bewaffnete Mauer. Ihre kranz um den Kopf. kompanie und anschließend in einer Werbe- Gesichtszüge sind uniform, ihre Körperhal-

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che Sicht des Soldatenlebens zu Papier. Teil- weise grausam und erschütternd realistisch, teilweise karikaturhaft und mit seinem ganz besonderen Witz versehen, sind Kubins Sol- datenbilder aus seinem Gesamtwerk nicht wegzudenken.

Mühlviertler Schloßmuseum Freistadt: »Gedenkjahr 1914 / 2014« Eine Ausstellungsreihe thematisiert den Zeitraum von 1900 bis 1924, beginnend mit den Jahren der großen gesellschaftlichen Um- brüche vor dem Ersten Weltkrieg. Schwer- punkt ist nicht die „große Weltgeschichte“, sondern der Blick auf die Freistädter Bevöl- kerung. Kuratoren: Fritz Fellner, Josef Dan- ninger, Flora Fellner, Hedwig Haghofer, Kurt Cerwenka 1900-1914: Freistadt – die vergessene Stadt von 25. Jänner bis 23. März 2014 Die Geschichte der Stadt zu Beginn des

Bibliothek, Oberösterreichisches Landesmuseum, © VBK Wien, 2014 20. Jahrhunderts, in einem Roman 1913 als Alfred Kubin, »Der Krieg«, 1903; 9. Blatt der »Hans von Weber«-Mappe „vergessene“ Stadt bezeichnet, ist weitge- Lichtdruck auf Papier hend unbekannt. Wie war die Entwicklung tung drückt Entschlossenheit und Kraft aus. schen Belangen im allgemeinen und am der Wirtschaft und der Gesellschaft, welche In ihrer Einheit wirken sie wie eine gnaden- Soldatenleben im besonderen. Zeit seines Persönlichkeiten haben die Stadtgeschichte lose Kampfmaschine. Lebens fanden Darstellungen von Soldaten geprägt? Folgende Themen werden unter Obwohl mit den vier angeführten Positio- sowie von Schlachten- und Kriegsszenen Ein- anderem behandelt: nen nur auf einen kleinen Teil der in der gang in sein Schaffen. Egal ob in seinem  Die Freistädter Hochquellwasserleitung Ausstellung vertretenen KünstlerInnen ein- Frühwerk, wie in dem Blatt „Der Krieg“ (1890) gegangen wird, verdeutlichen sie dennoch oder in seinem Spätwerk, wie im Blatt „Der  Moderne Schulen: Das Freistädter exemplarisch die Diversität der Zugänge und Oberst“ – Kubin bringt seine ganz persönli- Gymnasium (1890) Reaktionen auf die prägenden Erfahrungen des Ersten Weltkrieges. Die Sammlungsprä- sentation in der Landesgalerie wird durch Leihgaben aus den Museen der Stadt Linz (Lentos, Nordico) erweitert. KünstlerInnen: Robert Angerhofer, Ernst Barlach, Max Beckmann, Klemens Brosch, Albin Egger-Lienz, Martha Elisabeth Fossel, Karl Hayd, Adolf Hengeler, Paul Ikrath, Al- fred Kubin, Oskar Laske, Max Liebermann, Carl Anton Reichel, Karl Reisenbichler, Egon Schiele, Fritz Silberbauer und Aloys Wach. „Aus der Sammlung: Der Erste Weltkrieg aus künstlerischer Sicht“, Landesgalerie Linz 23. Jänner bis 22. Juni 2014 http://www.landesgalerie.at

Begleitende Ausstellung „Alfred Kubin – Soldatenleben“, Kubin- Kabinett in der Landesgalerie Linz von 23. Jänner bis 22. Juni 2014 Kuratorin: Mag. Monika Oberchristl "Alles was ich vom Soldatenleben hörte, fand ein starkes Echo in meiner Brust."

Diese autobiografischen Worte Kubins © Mühlviertler Schlossmuseum Freistadt zeugen von seinem Interesse an militäri- Vier österreich-ungarische Soldaten an der Südfront, Amateurfotografie, 1915

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Sammelfundus diese Ausstellung zusam- mengestellt und zeigt wahre Raritäten des Printsektors. 1914-1918: Freistadt Kriegsgefangenen- lager – Die Stadt in der Stadt von 28. Juni bis 27. Juli 2014 Nicht nur die Soldaten an der Front lern- ten die Greuel des Krieges kennen, auch die Zivilbevölkerung im Hinterland erreichte der Krieg bald. In Freistadt wurde schon En- de August 1914 mit den Planungen eines riesigen Kriegsgefangenenlagers begonnen. Die ersten Gefangenen, Soldaten aus der Ukraine, kamen schon im Oktober nach Frei- stadt. Das Lager, das im Süden der Stadt errichtet wurde, konnte bis zu 20.000 feind- liche Soldaten aufnehmen. Es entstand eine „Stadt in der Stadt“. Daneben gab es noch © Mühlviertler Schlossmuseum Freistadt Kriegsgefangenenlager Freistadt, Fotografie von Kaspar Obermayr, ca. 1916 ein kleines Internierungslager für italieni- sche Offiziere im ehemaligen Studentenkon- vikt der Stadt Freistadt. Wie ist das Leben abgelaufen, wie war der Alltag in den zahl- reiche Holzbaracken, wie spielte sich das Leben vor und hinter den Zäunen ab? Die Objekte und Schaustücke stammen aus dem Fundus des Mühlviertler Schloßmuseums Freistadt und aus der Alten Registratur der Stadt Freistadt. Erstmals wird mit dieser Aus- stellung an ein Kapitel Freistädter Stadtge- schichte erinnert, das dem historischen Ge- dächtnis der Region fast vollkommen abhan- den gekommen war. Der Krieg in den Bergen – ein Freistädter an der Dolomitenfront von 6. September bis 5. Oktober 2014 Zu Kriegsbeginn schenkte ein Freistädter Foto: © Sammlung Kurt Cervenka Offizier seiner Gattin ein leeres Fotoalbum Titelblatt der Wiener »Neuen Zeitung« vom 2. August 1914 (Ausschnitt) mit der Option, daß er es im Laufe der Zeit  Das legendäre Bahnprojekt Freistadt (1913)  Die Garnison in der "Schloßkaserne"  Der Bau des Gaswerkes (1906) 1914: Freistadt – die Begeisterung für den Krieg von 26. April bis 25. Mai 2014 Kriege werden immer wieder auch in Zeitungen ausgetragen, zumindest wird die Bevölkerung darauf vorbereitet. Blind kon- sumiert sie die kolportierten Unwahrheiten und Ungeheuerlichkeiten. Die Morde von Sarajevo sind der Ausgangspunkt und die Kriegserklärungen etwa einen Monat später sind die zeitliche Klammer dieser Dokumen- tation. Die Zeitungsausschnitte führen uns direkt in die Greuel des ersten Weltkrieges. Die Propaganda begann mit der Abreise des

Thronfolgers aus Wien nach Sarajevo und © Mühlviertler Schlossmuseum Freistadt war ab nun ständiger Begleiter der Zeitungs- Kriegerdenkmal an Stadtfriedhof Freistadt, Erstzustand, Fotografie von Kaspar leserInnen. Kurt Cerwenka hat aus seinem Obermayr, ca. 1924

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 56 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014«

Wehrkundliche Sammlung Schloß Ebelsberg: »Waffen – Ausrüstung – Bilder des Krieges« Die wehrkundliche Sammlung umfaßt im wesentlichen Waffen und Ausrüstungsgegen- stände von den Napoleonischen Kriegen bis zur Jetztzeit. Eines der Hauptsammelgebiete stellt der Erste Weltkrieg dar. Zu sehen sind Uniformen, Ausrüstungsgegenstände und Waffen, wie sie von den Österreich-Ungari- schen Armeen, aber auch von den damaligen Gegnern verwendet wurden. Darstellungen von Gefechtsstationen und Porträts von aus- gezeichneten Soldaten erinnern an die Tra- gödie des ersten Weltkriegs. In weiteren Räumen des Schlosses befin- det sich eine Ausstellung, welche sich der k.u.k. Marine widmet. Auch hier finden Sie viele Bezüge (Schiffsmodelle, Uniformen, Fotos) zum Ersten Weltkrieg. Diese Aus- stellung wird von einem privaten Verein ge- tragen. In Räumen, die sich gegenüber dem Eingang zur Wehrkunde befinden, sehen Sie eine Sonderausstellung, die dem Feldmar- schallleutnant Guido Novak von Arienti gewidmet sind. Novak von Arienti (1859- 1928) wurde 1917 mit dem Militär Maria- Theresien Orden ausgezeichnet und in den Freiherrnstand erhoben. Ab 1917 war er Kommandant der Theresianischen Militär- akademie in Wiener Neustadt. In Oberösterreich finden Sie auch in Eferding im Fürstlich Starhemberg’schen Familienmuseum Bezüge zum Ersten Welt- krieg. Neben einigen Waffen in der Waffen- sammlung ist insbesondere auf die Uniform- bluse hinzuweisen, die Erzherzog Franz Foto: © Oberösterreichisches Landesmuseum Ferdinand bei seiner Fahrt nach Sarajewo Maschinengewehre aus dem Ersten Weltkrieg trug. mit Bildern von seinen Erlebnissen an der den Verliererstaaten mußte man einen neuen „Waffen – Ausrüstung – Bilder des Front füllen werde. In den folgenden vier Anfang finden, der alle Gesellschaftsschich- Krieges“, Schloß Ebelsberg Kriegsjahren wurden drei Alben gefüllt. ten betroffen hat. Die Schwierigkeiten waren 26. April bis 26. Oktober 2014 Einerseits sind diese fotografischen Berichte enorm und die Umstände vielfach lebensbe- http://www.landesmuseum.at sehr persönliche Mitteilungen an die Ehefrau drohend: Hunger und Krankheit (spanische und an die engere Familie, andererseits sind Grippe), Geld- und Devisenmangel, Inflation, Photomuseum Bad Ischl: »Im Visier: sie Zeugnisse für ein finsteres Kapitel der Notgeld, Neue Grenzen (z. B. zur neu ent- Ein Album aus dem Ersten Weltkrieg« europäischen Geschichte. Beim Betrachten standenen Tschechoslowakei), Wirtschaftli- Im Blickpunkt der Ausstellung steht ein dieser Amateur- Fotos können wir die enor- che Schwierigkeiten, komplette gesellschaft- privates Fotoalbum eines Linzer Regiments- men Strapazen und Schwierigkeiten nur an- liche Umschichtung, Werteänderung in der arztes, das eine subjektive Sicht auf den nähernd erfassen. Insgesamt eine, wenn auch Kunst. Das Jahrhundert, das taumelnd be- Krieg veranschaulicht. Durch diese Foto- ungewollte, Illlustration zu Karl Kraus gonnen hat, war innerhalb von nur vier Jah- grafien können wesentliche Stationen des „Letzten Tage der Menschheit“. ren traumatisiert. Daraus entstanden Fehlent- Einsatzes am nordöstlichen Kriegsschau- 1918-1924: Freistadt – was ist übrig scheidungen und Falscheinschätzungen, die platz nachvollzogen werden. geblieben? nur innerhalb eines Jahrzehnts zur nächsten Erstmals als Massenphänomen auftre- von 8. November bis 8. Dezember 2014 Katastrophe geführt haben. tend, übernahm die Fotografie neben der Das Ende des ersten Weltkrieges hat in „Gedenkjahr 1914/2014“, Mühlviertler Erinnerungs- auch eine wichtige Kommuni- ganz Europa Brüche, Risse, Abgründe, ja Schloßmuseum Freistadt kationsfunktion für die soldatischen Knipser. eine komplett neue Welt erschaffen. Gerade in http://www.museum-freistadt.at Gängige Aufnahmeschemata wie die Aus-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 57 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« wirkungen kriegerischer Handlungen oder das fotografische Sammeln von „Kriegstro- phäen“ fanden ebenso wie Gruppenporträts Eingang in die Alben. Das spezielle Interesse der Fotografen galt durchwegs dem Festhalten ihres persön- lichen Umfelds; ihrer Kameraden, Behau- sungen und häufig ausgeübten Tätigkeiten. Neben diesen alltäglichen Aufzeichnungen manifestiert sich außerdem vielfach eine fast touristische Faszination gegenüber dem Neuen und Fremden durch die Dokumenta- tion unzähliger Architekturen und Ort- schaften. Die zahlreichen Aufnahmen dieses Al- bums visualisieren gängige Muster der pri- vaten „Knipserfotografie“. In ihrer persön- lichen Bildsprache und spezifischen Motiv- wahl sind sie in der Lage, den offiziellen Blick auf die Geschehnisse des Ersten Welt- kriegs zu erweitern. „Im Visier: Ein Album aus dem Ersten Weltkrieg“, Photo- museum Bad Ischl von 28. Juni bis 31. Oktober 2014 http://www.landesmuseum.at

Trinkhalle Bad Ischl: »Der 28. Juli 1914. Bad Ischl. Der Erste Weltkrieg und seine Folgen« Die (Foto-)Ausstellung mit einigen weni- gen Leitobjekten konzentriert sich, ausge- hend vom Kriegsverlauf aus (ober)österrei- chischer Sicht, vor allem auf die Situation in Oberösterreich sowie die Konsequenzen und die Resultate des Krieges. Davon abgeleitet sind mehrere Bereiche, die nur bedingt © Oberösterreichisches Landesmuseum Oberösterreich behandeln, wie etwa das Unbekannter Fotograf, »Mein Schlafgenosse R.A. Dr. Rys – aufgenommen in Cew- Attentat in Sarajevo, Anleihen und Spenden, kow«, Silbergelatine; Amateuralbum, 1. Weltkrieg, 1914-1918, Sammlung Frank Propaganda und Patriotismus, Bewirtschaf- tung und Versorgungslage, die rasante tech- nische Entwicklung oder das Grauen des Krieges. Zentral sind aber jene Aspekte des Krieges, die sonst häufig lediglich am Rande Erwähnung finden. Eingehender behandelt werden daher die rechtlichen Sanktionen ge- gen „innere“ und „äußere“ Gegner, der Um- gang mit Kriegsgefangenen und Deserteuren sowie mit Spionen und „Verrätern“, Öster- reich als Besatzungsmacht, die Rolle der k. u. k. Armee in Palästina, weibliche Soldaten in der Armee, Frontbordelle und Prostitution, Hungerdemonstrationen und Plünderungen. „Der 28. Juli 1914. Bad Ischl. Der Erste Weltkrieg und seine Folgen“,

Trinkhalle Bad Ischl von 28. Juni bis © Oberösterreichisches Landesmuseum 5. Oktober 2014 Unbekannter Fotograf, »Verbindezelt in Nowosiolski«, Silbergelatine; Amateur- http://www.badischl.salzkammergut.at album, 1. Weltkrieg, 1914-1918, Sammlung Frank

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 58 Innenpolitik Dauerbrenner Hypo Alpe Adria In einer Sondersitzung des Nationalrats forderte die Opposition einen Untersuchungsausschuß, die Regierung hingegen wünscht sich einen Schulterschluß für einen gemeinsamen Fahrplan. Foto: BKA / Andy Wenzel Bei einer Sondersitzung des Nationalrats stellten sich Bundeskanzler Werner Faymann und Vizekanzler und FInanzminister Michael Spindelegger den Fragen der Nationalratsabgeordneten zum Thema »Status quo: Hypo Alpe-Adria-Bank International AG«. ei der Sondersitzung des Nationalrats Handeln einzelner Akteure, namentlich der führung einer Bankenabgabe gezeigt, beton- Bzum Thema Hypo Alpe Adria gab am Kärntner FPÖ unter dem damaligen Landes- te Faymann. Mit der Verlängerung dieser Ab- 17. Feber es Schuldzuweisungen von allen hauptmann Haider, seien Haftungen über- gabe sollte es jedenfalls gelingen, in einem Seiten. Bundeskanzler Werner Faymann nommen worden, die die wirtschaftliche Lei- überschaubaren Zeitraum 11 Mrd. € aus dem (SPÖ) und Vizekanzler und Finanzminister stungsfähigkeit Kärntens bei weitem über- Bankensektor heranzuziehen, erwartete der Michael Spindelegger (ÖVP) orten die Ver- schritten hätten. Nun gehe es darum, unter Kanzler. antwortung für die Milliardenverluste vor Abwägung sämtlicher Risiken, eine geord- Skeptisch stand Faymann den Forderun- allem bei der Kärntner FPÖ unter dem ehe- nete Vorgangsweise für die Abwicklung der gen nach einer Insolvenzlösung gegenüber, maligen Landeshauptmann Jörg Haider. Die Bank zu finden und dabei die Kosten für die wobei er auf die damit verbundenen Risiken Opposition wirft den Regierungsparteien Ver- österreichischen SteuerzahlerInnen so gering aufmerksam machte und vor allem auch vor sagen bei der Kontrolle und Verzögerungen wie möglich zu halten. der Gefahr einer Ansteckung anderer Ban- bei der Bewältigung der Krise vor. Um die Es müßten die richtigen Schlüsse gezo- ken und eines Vertrauensverlustes in bezug Vorgänge lückenlos aufzuklären, verlangt die gen werden, damit sich der Fall Hypo nicht auf österreichische Institute und Finanzpro- Opposition geschlossen die Einsetzung eines mehr wiederholen kann. dukte warnte. Auch würde ein Konkurs Untersuchungsausschusses. Anträge dazu So habe das Desaster bei der Hypo den nichts an den bestehenden Haftungen Kärn- lagen vom Team Stronach, der FPÖ und den hohen Nachholbedarf an zusätzlichen Re- tens in der Höhe von 12,5 Mrd. € ändern. NEOS vor. geln der Kontrolle und der Aufsicht in Öster- Mit Nachdruck sprach sich der Bundes- reich, aber auch auf europäischer Ebene of- kanzler vielmehr für eine Lösung auf Basis Faymann: Hypo-Debakel bestätigt fengelegt, stand für den Bundeskanzler fest. des Wissens der Experten und gegen eine Richtigkeit der Bankenabgabe Die Hypo sei geradezu ein Beispiel für die Entscheidung aufgrund tages- und parteipo- Bei der Diskussion über das Hypo-Deba- Dringlichkeit einer umfassenden Regulie- litisch motovierter Zurufe aus. „Was wir am kel dürfe nicht vergessen werden, wer die rung der Finanzmärkte, der Schaffung einer allerwenigsten brauchen, sind Empfehlun- Verursacher gewesen seien, schickte Bun- Bankenunion sowie der Umsetzung eines gen von jenen aus der FPÖ, die schon bewie- deskanzler Werner Faymann in seinem Sta- Mechanismus für eine geordnete Ab- sen haben, daß sie nicht in der Lage sind, tement am Beginn der Sondersitzung voraus wicklung von Banken. Darüber hinaus habe verantwortungsvoll zu handeln“, schloß der und erinnerte, durch verantwortungsloses der Fall Hypo auch die Richtigkeit der Ein- Bundeskanzler.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 59 Innenpolitik

Schuldzuweisungen und Schulterschlüsse In der ersten Diskussionsrunde der Ver- treterInnen aller Parlamentsparteien prallten die Ansichten hart aufeinander, und es gab zahlreiche Schuldzuweisungen je nach poli- tischem Standort. Während die Abgeordne- ten Kai Jan Krainer (SPÖ) und Reinhold Lopatka (ÖVP) namens der beiden Regie- rungsparteien die Schuld in erster Linie beim damaligen Landeshauptmann Jörg Haider und der Kärntner FPÖ sahen, konterte Heinz-Christian Strache (FPÖ) mit der Fest- stellung, der Schaden habe erst mit der Ver- staatlichung begonnen. Die grüne Klubob- frau Eva Glawischnig-Piesczek ortete den „Urknall“ im freiheitlichen System von Kärn- ten, kritisierte aber gleichzeitig das ihrer An- sicht nach vollständige Aufsichts- und Kon- trollversagen der zuständigen Finanzmini- sterInnen. Matthias Strolz von den NEOS startete einen grundsätzlichen Angriff auf

Foto: BKA / Andy Wenzel den, wie er sagte, „politischen Filz“, der da- Vizekanzler und Finanzminister Michael Spindlegger, Bundeskanzler Werner zu führe, daß unverschämt Partei- und Klien- Faymann und Verkehrsministerin Doris Bures auf der Regierungsbank telinteressen über jene des Gesamtstaats Spindelegger: Schaden für Steuerzahler Alle Fraktionen seien zur Teilnahme am Ent- gestellt würden. Rasches Handeln in der Sa- und Budget so gering wie möglich halten scheidungsprozeß eingeladen, gelte es doch, che Hypo Alpe Adria forderte die Klubob- Er müsse heute als Finanzminister weg- gemeinsam das Beste für das Land und den frau des Team Stronach, Katrin Nachbaur. räumen, was von der Kärntner Politik verur- Steuerzahler herauszuholen. Den Vorwurf der Einig war man sich, daß alles unternommen sacht wurde, klagte Vizekanzler Michael Verschleppung wies der Finanzminister in werden müsse, um den Schaden für die Spindelegger und meinte, er sehe durchaus diesem Zusammenhang mit scharfen Worten SteuerzahlerInnen so gering wie möglich zu ein, daß die Menschen kein Verständnis ha- zurück. Die Hypo biete keinen Schauplatz halten. ben, wenn sie jetzt für die Fehler der FPÖ und für Kampf, Emotionen und Hysterie, viel- der Kärntner Landesregierung zahlen müs- mehr seien ein kühler Kopf, Sachverstand, Strache: Der Schaden hat mit der sen. Bei der Lösung des Hypo-Debakels Notverstaatlichung begonnen schloß er keine Option a priori aus, warnte FPÖ-Klubobmann Strache wies vehe- aber vor Schnellschüssen und gab aber über- ment jede Verantwortung seiner Partei dies zu bedenken, Kosten werden für die zurück. Vielmehr hat ihm zufolge der Scha- Steuerzahler in jedem Fall entstehen, „dafür den mit der Notverstaatlichung der Hypo können sich die Menschen nun bei Jörg Alpe Adria begonnen. Die Expansionspolitik Haider & Co bedanken“. der Bank habe bereits ÖVP-Landeshaupt- Der Schaden für den Steuerzahler und die mann Christof Zernatto eingeleitet, hielt er Auswirkungen aufs Budget müssen so ge- fest, den Haftungen hätten auch ÖVP und ring wie möglich gehalten werden, war für SPÖ im Land zugestimmt, darunter der der- Spindelegger klar. Vor einer endgültigen Ent- zeitige Landeshauptmann Peter Kaiser und scheidung über die Vorgangsweise gehe es Landesrätin Gaby Schaunig (beide SPÖ). aber darum, sämtliche Varianten zu überprü- Kärnten habe nur Ausfallshaftungen für An- fen und mit Zahlen zu belegen. Die Kosten leihen übernommen, niemals für Kredite, der Abwicklung könnten, wie Spindelegger sagte Strache. Spätestens mit dem Verkauf betonte, derzeit noch nicht beziffert werden, an die BayernLB sei die Hauptverantwor- bis jetzt habe man aber bereits 4,8 Mrd. € tung an diese Bank übergegangen, welche aufgewendet. Die kolportierten 19 Mrd. € die Expansionspolitik weitergeführt habe.

seien jedenfalls keine Kosten, sondern das Foto: Parlamentsdirektion / PHOTO SIMONIS Aus seiner Sicht wäre daher das Land Kärn- mögliche Volumen einer Bad Bank, dem Heinz-Christian Strache (FPÖ) ten bei einer etwaigen Insolvenz 2009 nicht aber auch Werte und Forderungen gegen- an erster Stelle bei den Haftungen gestanden. überstehen, erklärte der Finanzminister. Verläßlichkeit und Verantwortung gefragt, Außerdem hätten die Bayern bei den dama- Was nun den Zeitplan betrifft, kündigte bekräftigte der Vizekanzler und appellierte ligen Verhandlungen nur eine Beteiligung Spindelegger bis Ende März eine endgültige dabei an die Opposition, von Polemik Ab- Österreichs angestrebt, Österreich habe aber Entscheidung über die Zukunft der Bank an. stand zu nehmen. im Gegensatz dazu die Bank übernommen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 60 Innenpolitik und notverstaatlicht, damit aber die Bayern Glawischnig: Die Hypo schadlos gehalten und selbst die gesamte kostet jede Familie 5.500 € Verantwortung übernommen. Er vermutete, Das Hypo Desaster kostet jeder österrei- hinter dieser Entscheidung des damaligen chischen Familie 5.500 €, zeigte Klubobfrau Finanzministers Josef Pröll (ÖVP) sei das Eva Glawischnig-Piesczek am Beginn ihrer Bemühen gestanden, den Raiffeisenkonzern Rede auf und wollte damit verdeutlichen, daß nicht zu schädigen. es in dieser Debatte nicht allein um Schuld- Seit 2009 habe die Regierung nichts un- zuweisungen gehe, sondern auch um die mas- ternommen, um eine Lösung herbeizufüh- siven Auswirkungen auf die Bevölkerung. ren, wetterte der FPÖ Klubobmann gegen Der Urknall sei das freiheitliche System in Faymann und Spindelegger und verlangte, ildagentur Zolles KG / Leo Hagen Kärnten gewesen, stellte Glawischnig fest, nun alle Möglichkeiten zu prüfen und die daran habe sich aber ein massives Kontroll- billigste Variante für die SteuerzahlerInnen und Aufsichtsversagen angeschlossen und zu wählen. Entscheidungen seien verschleppt worden. Ein Untersuchungsausschuß sollte daher Krainer: Banken haben für Hypo schon Licht ins Dunkel bringen, forderte Glawisch- viel bezahlt und werden weiter zahlen nig-Piesczek und kritisierte vor allem die Fi- In Reaktion auf diese Rede rief Kai Jan nanzminister seit dem Jahr 2000. Sollte es Krainer (SPÖ) Strache auf, Die FPÖ möge Kai Jan Krainer (SPÖ) unter Karl-Heinz Grasser (FPÖ) kritische Verantwortung für die Haftungs- und Expan- Berichte von Aufsichtsorganen gegeben ha- sionspolitik übernehmen, und warf ihm vor, ben, so sei die Frage zu stellen, warum nichts Schutzpatron derjenigen zu sein, die das gan- passiert ist; habe es keine kritischen Berichte ze Desaster eingebrockt haben. Die damali- gegeben, dann müsse man die Aufsicht hin- ge FPÖ Kärnten habe den Unterschied zwi- terfragen. Unter Finanzminister Wilhelm schen Bank und Bankomat nicht verstanden, Molterer (ÖVP) sei der Banken-Untersu- meinte Krainer, und sei Haftungen in einer chungsausschuß just zu dem Zeitpunkt abge- unverantwortlichen Höhe eingegangen, wo- dreht worden, als man daran ging, die Hypo für nunmehr die SteuerzahlerInnen den Kopf zu durchleuchten, kritisierte sie und hielt es hinhalten müßten. Krainer verteidigte die für unumgänglich, genau zu analysieren, was Notverstaatlichung mit dem Hinweis, daß in der Nacht der Notverstaatlichung unter damals Kärnten in die Ziehung genommen Minister Pröll geschah. worden wäre, und wies darauf hin, daß die Glawischnig-Piesczek fand auch kein Bundesregierung in der Folge versucht habe, Verständnis dafür, daß sich Finanzministerin durch die Bankenabgabe – die höchste in Maria Fekter (ÖVP) gegen die Gründung Europa – die Geldinstitute bei der Schadens- einer Bad Bank gewehrt hat, und Bundes- begleichung zu beteiligen. So hätten die Ban- kanzler Faymann sowie Vizekanzler Spin- ken bislang 4 Mrd. € bezahlt und müßten in delegger hielt sie entgegen, im Wahlkampf den nächsten Jahren weitere 7 Mrd. € aufwen- auf „Budgetlüge“ gesetzt zu haben, sodaß es den. Darüber hinaus sei die Hypo Alpe Adria Eva Glawischnig-Piesczek (Grüne) nun erstmals zu einer ernsthaften Ausein- umstrukturiert und das Risiko wesentlich andersetzung mit der Sachlage komme. Die reduziert worden, wies Krainer den Vorwurf grüne Klubobfrau ortete in diesem Zusam- der Untätigkeit zurück. Bis Mitte 2015 müß- menhang ein massives Politikversagen und ten nun die Töchter verkauft werden. drängte darauf, alle Fakten auf den Tisch zu Krainer warnte vor Schnellschüssen und legen. Es gehe darum, den Schaden für die dem Ruf nach Insolvenz der Bank, da man Bevölkerung zu minimieren und Fonds so- auch die Reaktion der Finanzmärkte in Be- wie Gläubiger, die jetzt noch profitieren, in tracht ziehen müsse. Ein schlechteres Rating die Pflicht zu nehmen. könnte den Staat wesentlich mehr Geld ko- sten als die Summe, die man sich bei einer Lopatka: Mit der Notverstaatlichung Insolvenz erspart, warnte Krainer. Er unter- hat man Flächenbrand verhindert strich gleichzeitig die Intention der Bundes- Seitens der Regierungsfraktionen warf regierung, die BayernLB und Gläubiger so- ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka der wie die anderen Hypo Banken und deren FPÖ ein untaugliches Ablenkungsmanöver Eigentümer an der Schadensgutmachung zu vor und den Grünen Fundamentalopposition. beteiligen, um die SteuerzahlerInnen so we- Wie Kai Jan Krainer mahnte er gemeinsames nig wie möglich zu belasten. Im Interesse Handeln ein und rief zu einem nationalen einer guten Lösung rief der SPÖ-Politiker Schulterschluß auf. Auch er verteidigte die die Opposition zu einem Schulterschluß mit Foto: Parlamentsdirektion / Mike Ranz Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Leo Hagen Foto: Parlamentsdirektion / B Notverstaatlichung der Hypo Alpe Adria im der Regierung auf. Reinhold Lopatka (ÖVP) Jahr 2009, da es galt, Österreich aus der

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Krise herauszuführen. Der Staat habe damals nicht alles allein verursacht, es hätten auch auf den Finanzmärkten ein Vielfaches an die anderen Landesparteien mitgemacht. Die Zinsen von heute bezahlt und man habe die österreichische Nationalbank, wo ebenfalls Bank nicht in Konkurs gehen lassen können, parteipolitische Vernetzungen bestünden, ha- weil die Bank für Österreich und den südost- be in der Aufsicht versagt. Die Finanzmi- europäischen Raum als Systemrelevant ein- nister wiederum hätten in einer Art Schock- gestuft worden sei. Die rund 20 Mrd. € an starre auf die Hypo geblickt. Man müsse Landeshaftungen wären sofort schlagend ge- daher gerade im Zusammenhang mit der worden, argumentierte Lopatka, mit der Not- Hypo den Blick auf den systemischen Fehler verstaatlichung habe man einen Flächen- richten, der in Österreich vorherrsche. Daher brand verhindert. sei das Desaster zum Anlaß zu nehmen, um Auch Lopatka sah die Schuld für das De- den Föderalismus neu zu ordnen. Es brauche saster beim damaligen Landeshauptmann auch ein Insolvenzrecht für Gebietskörper- Jörg Haider, der Milliardengeschäfte initiiert schaften, forderte Strolz und zeigte sich ab- habe, die von der Bank willfährig erfüllt wor- schließend bereit, als Opposition konstruktiv den seien. Die Landeshaftungen unter Lan- bei der Schadensbegrenzung mitzuwirken. deshauptmann Zernatto in der Höhe von 2-3 Voraussetzung dafür sei aber, daß die Op- Mrd. € seien unter Haider auf 24,7 Mrd. € position eingebunden wird. angestiegen. Lopatka leugnete nicht, daß auch Katrin Nachbaur (Team Stronach) die Landtagsparteien einer uneingeschränk- FPÖ und Team Stronach: Notverstaat- ten Haftung für 2004 bis 2017 zugestimmt lichung war der eigentliche Fehler hatten, und unterstrich, daß damals auch die Auch in der weiteren Debatte kam es zu Grünen mit dabei gewesen seien. Die nun- keiner Annäherung zwischen den Fraktio- mehrige Bundesregierung habe durch ihr Vor- nen. Die FPÖ beharrte auf dem Standpunkt, gehen die Haftungen auf 12 Mrd. € reduzie- daß der eigentliche Schaden für den Steuer- ren können und Bundesministerin Fekter sei zahler durch die Notverstaatlichung der es gelungen, in Verhandlungen mit der EU Hypo Alpe Adria entstanden sei. Durch den Kommission wesentliche Verbesserungen für Verkauf der Kärntner Bank an die Baye- die Österreichische Position zu erreichen. rische Landesbank seien die Haftungen Kärn- Nunmehr werde Finanzminister Spindeleg- tens ganz nach hinten gerutscht und erst wie- ger so rasch wie möglich eine Entscheidung der zu einem Problem geworden, als Öster- über die kostengünstigste Variante treffen, reich den Bayern „ohne jede Not“ den „Haf- sicherte Lopatka zu. Die Bundesregierung tungs- und Schuldenrucksack“ durch die sei die Feuerwehr und nicht Brandstifter, so Notverstaatlichung wieder abgenommen Lopatka in Richtung Opposition. habe, argumentierte Abgeordneter Herbert Kickl (FPÖ). Eigentlich würde die Debatte Nachbaur: Einen privaten Mehrheits- nach Bayern gehören, sagte er. Massive Kritik eigentümer für die Bank suchen Foto: Parlamentsdirektion / PHOTO SIMONIS Foto: Parlamentsdirektion / PHOTO SIMONIS übte Kickl auch daran, daß trotz immenser Der Vorwurf der Untätigkeit kam auch Matthias Strolz (NEOS) Beraterkosten noch immer nicht klar ist, wie von Katrin Nachbaur (Team Stronach) an die man unter größtem Druck. Die Klubobfrau es mit der Hypo weitergeht. Bundesregierung. Sie verlangte daher, nun des Team Stronach verlangte abschließend, In eine ähnliche Kerbe wie Kickl schlug rasch zu handeln und den Menschen die sich einen privaten Mehrheitseigentümer für sein Fraktionskollege Elmar Podgorschek. Wahrheit zu sagen, auch wenn diese unange- die Bank zu suchen, und warnte davor, den In Kärnten seien sicher Fehler gemacht wor- nehm sei. Für Nachbaur ist eine Insolvenz Gläubigern nicht die Bonität Österreichs den, räumte er ein, der entstandene Brand sei der Bank durchaus auch eine mögliche Lö- gratis zu schenken. aber unsachgemäß gelöscht worden. Das sung, bei der sowohl Gläubiger als auch die Löschwasser habe mehr Schäden verursacht BayernLB und das Land Kärnten ihren Bei- Strolz: Systemfehler partei- als der Brand selbst, ist er überzeugt. Um trag leisten müssen. Sollte man sich für eine politischen Filz bekämpfen auszuschließen, daß Gläubiger mit Hypo- andere Lösung als die der Insolvenz ent- Die ganzen Vorgänge um die Hypo Alpe Anleihen Spekulationsgewinne erzielen, scheiden, so ist es ihrer Ansicht nach not- Adria seien die Eiterbeule eines moralischen sprach sich Podgorschek dafür aus, im Zuge wendig, die Kredite der Bayern zurückzufor- und politischen Bankrotts, so der Befund der Abwicklung der Bank Anleihen nur in dern und auch einen Beitrag des Landes von Klubobmann Matthias Strolz (NEOS). der Höhe des tatsächlichen Kaufpreises zu Kärnten zu verlangen. Der Bund habe keine Das Versagen nicht nur der politischen Füh- tilgen. Verpflichtung, für das südliche Bundesland rung sondern auch der Kontrollorgane sowie Die Notwendigkeit der seinerzeitigen Not- einzustehen, sagte Nachbaur und hielt es für von SPÖ und ÖVP sei offenkundig gewor- verstaatlichung wurde auch vom Team Stro- das Mindeste, daß Kärnten Mittel aus dem den. Dahinter stehe ein parteipolitischer Filz, nach in Frage gestellt. So stellte Abgeord- Zukunftsfonds bereitstellt. Eine Bad Bank wodurch unverschämt Partei- und Klientel- neter Robert Lugar die Frage in den Raum, hätte bereits vor drei Jahren gegründet wer- interessen über jene des Gesamtstaats ge- warum Österreich die Hypo wieder von den den müssen, kritisierte sie weiters, jetzt stehe stellt werden, urteilte Strolz. Haider habe das Bayern zurückgenommen hat. Lugar und Ab-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 62 Innenpolitik geordneter Georg Vetter sprachen sich außer- den Appell, den „Reset-Knopf“ zu drücken wobei der neue Strukturrahmen auch Regeln dem ausdrücklich gegen eine Anstaltslösung und mit mehr Sachlichkeit zu diskutieren. Es für die Insolvenz einer Gebietskörperschaft für die Hypo aus, das würde ihrer Meinung werde mit Sicherheit zu einer für die Steuer- enthalten soll. nach nur dazu führen, daß die gesamten zahlerInnen schonenden Lösung kommen, Kosten beim Steuerzahler hängen bleiben. zeigte er sich zuversichtlich. Vorstöße der Opposition abgelehnt Für Vetter ist es unverständlich, daß sich die Das Argument, daß die Notverstaatli- Abgelehnt wurden vom Plenum die Ent- Regierung mit Vehemenz einer Insolvenz- chung der Hypo unnötig war, ist für Abge- schließungsanträge der Opposition, die im Lösung verschließt. ordnete Winzig nicht nachvollziehbar: Sie Zuge der Debatte zu den Erklärungen von wies auf die enormen Kosten hin, die für Bundeskanzler und Vizekanzler eingebracht Grüne: Alteigentümer und eine Sanierung des Wirtschaftsstandorts Ös- wurden. Die FPÖ sprach sich für die Tilgung Großgläubiger müssen mitzahlen terreich angefallen wären, hätte man seiner- der Hypo-Anleihen zum tatsächlichen Kauf- Seitens der Grünen mahnten die Abge- zeit einen Konkurs der Hypo in Kauf ge- preis aus, da sich damit die Ausgaben der ordneten Werner Kogler und Bruno Ross- nommen. Republik Österreich um Milliarden Euro ver- mann die Miteinbeziehung der Alteigentü- Zurückgewiesen wurden von SPÖ und ringern würden. Andernfalls wären die Ge- mer und der Großgläubiger der Hypo in eine ÖVP auch die von allen Oppositionsparteien winner der Anstaltslösung, bei der Anleihen Lösung ein. Er sehe nicht ein, daß „der Gra- vorgebrachte Forderung nach einem Unter- zu ihrem Nominalwert beglichen werden zer Geldadel“ völlig unbehelligt in der Gra- suchungsausschuß. Die Forderung sei popu- müßten, Spekulanten und Hedgefonds, hieß zer Fußgängerzone spazieren gehe, während listisch, meinte Zakostelsky, die Justizbehör- es im Antrag. Die Aufforderung an die Bun- die SteuerzahlerInnen die Kosten für das den würden ohnehin arbeiten. Abgeordneter desregierung und den Finanzminister, zu prü- Hypo-Debakel zahlen müßten, meinte etwa Kucher verwies darauf, daß es in Kärnten fen, unter welchen rechtlichen Rahmenbedin- Kogler in Anspielung auf den früheren Hypo- bereits zwei Untersuchungsausschüsse gege- gungen Spekulanten statt des Nominalprei- Miteigentümer Grazer Wechselseitige. Zu- ben habe. ses nur jener Betrag erstattet werden kann, dem hätte seiner Überzeugung nach für alle um den sie die Anleihen der Hypo Alpe Investoren offensichtlich sein müssen, daß NEOS für »nationalen Adria selbst erworben haben, blieb jedoch die Hypo kein seriöses Geschäftsmodell ver- Schulterschluß« bereit mit den Stimmen der FPÖ und den Grünen folge. Bereit für einen „nationalen Schulter- in der Minderheit. Kogler kann sich vor diesem Hintergrund schluß“ zeigten sich die NEOS. Vorausset- Auch der Vorstoß der NEOS, einen Fö- nicht vorstellen, den SteuerzahlerInnen zung dafür sei aber, daß alle Fakten auf den deralismuskonvent nach dem Vorbild des sämtliche Kosten für die Hypo-Lösung auf- Tisch kommen und offen über alle mög- Österreich-Konvents ins Leben zu rufen, der zubürden, und drängte nicht zuletzt darauf, lichen Varianten diskutierte werde, unterstri- ein Konzept zur Neuordnung des Föderalis- auch eine „geordnete Insolvenz“ in Betracht chen die Abgeordneten Rainer Hable und mus in Österreich ausarbeitet, fand im Ple- zu ziehen. Beate Meinl-Reisinger. Am bisherigen Kurs num keine Mehrheit. Mitunter könne die Fi- der Regierung ließen die beiden allerdings nanzierung der Länder nicht weiter dem Koalition versichert: Belastung der kein gutes Haar, so ortet Meinl-Reisinger Prinzip folgen, daß der Bund Steuern ein- SteuerzahlerInnen wird gering gehalten viel „Dilettantismus“ bei den handelnden nehme und die Länder offenbar risikolos Für die SPÖ beharrte Klubobmann An- Personen. Für Abgeordneten Hable ist es vor ausgeben, argumentierte Abgeordnete Meinl- dreas Schieder allerdings auf der Einrich- allem unverständlich, warum die Regierung Reisinger samt KollegInnen im Antrag. tung einer „Bad Bank“ zur Abarbeitung des so viel Zeit vergeudet habe, um die Banken Hauptsächlich beschäftigen soll sich der Kon- toxischen Portfolios der Hypo Alpe Adria. ins Boot zu holen, seiner Ansicht nach war vent demzufolge mit einer Neuregelung der Er ist überzeugt, daß es gelingen wird, die von vornherein klar, daß es diesen allein Kompetenzverteilung zwischen Bund und Belastung der SteuerzahlerInnen gering zu schon aus aktienrechtlichen Gründen nicht Ländern und der Ausgestaltung der Finanzie- halten. Schließlich nehme der Staat jährlich möglich sei, sich an einer Hypo-Lösung zu rung der Bundesländer samt Ermöglichung 640 Mio. € durch die Bankenabgabe ein, beteiligen. von Gebietskörperschaftsinsolvenzen, schlu- rechnete Schieder vor, damit würden sich die Um für die Zukunft vorzubeugen, spra- gen die NEOS vor. Für diese Forderung Banken in einem erheblichen Ausmaß an chen sich die NEOS für eine umfassende stimmten die NEOS, die Grünen sowie das den Kosten für die Hypo-Abwicklung betei- Neuregelung der Kompetenzverteilung zwi- Team Stronach. „ ligen. schen Bund und Ländern in Österreich aus, Quelle: Parlamentskorrespondenz Scharfe Kritik an der FPÖ übte SPÖ- Abgeordneter Philip Kucher. Die FPÖ stecke Fitch bestätigt Österreichs Top-Bonität selbst tief im Schlamassel und sei die erste, die mit den Fingern auf andere zeige und ie US-Ratingagentur Fitch hat der um die Abwicklung der Hypo Alpe Adria be- kluge Ratschläge zum besten gebe, klagte er. DRepublik Österreich am 21. Feber erneut urteilt die Ratingagentur die Gesamtsituation Die beiden ÖVP-Abgeordneten Andreas die Bestnote „AAA“ verliehen und den Aus- Österreichs weiter positiv. Auch die Zukunft Zakostelsky und Angela Winzig sprachen blick auf „stabil“ gesetzt. „Mit der Bestäti- der Republik beurteilt Fitch optimistisch. sogar von „kriminellen Machenschaften“ gung des Spitzenratings für unser Land wird Spindelegger dazu: „Mit den beschlossenen bzw. „krimineller Energie“ im Umfeld der unser eingeschlagener Reform- und Konsoli- Einsparungen bei den Ermessensausgaben Kärntner FPÖ. dierungskurs anerkannt“, ist Finanzminister und der Einigung beim Abgabenänderungs- Zakostelsky richtete aber nicht nur an die Michael Spindelegger erfreut. Trotz der der- gesetz hat die Bundesregierung die Weichen Freitheitlichen, sondern auch an die Grünen zeitigen finanziellen Herausforderungen rund für stabile Finanzen gestellt.“ „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 63 Innenpolitik 12. Februar 1934 Faymann: »Die Politik hat alles zu unternehmen, damit sich Ereignisse, wie die vom 12.Februar 1934, nicht wiederholen« – Klug: »Wer Sicherheit für Österreich will, muß Europa schützen« Foto: BKA / Andy Wenzel Am 11. Februar 2014 legte Bundeskanzler Werner Faymann (m.l.) gemeinsam mit Finanzminister und Vizekanzler Michael Spindelegger (m.r.), hochrangigen Bundes- und LandespolitikerInnen und den VertreterInnen der Opferverbände einen Kranz beim Mahnmal der Stadt Wien, »Den Opfern für ein freies Österreich 1934-1945«, nieder.

m geschichtsträchtigen 12. Februar-Platz tiges Friedens- und Integrationsprojekt“ und Dienst der Demokratie und ist ein Garant der Aim Karl-Marx-Hof wohnten Bundes- betonte: „Wer Sicherheit für Österreich will, inneren und äußeren militärischen Sicher- kanzler Werner Faymann und Verteidigungs- muß Europa schützen.“ heit. Ob bei Naturkatastrophen oder für den minister Gerald Klug einer Angelobung des „Friede und Solidarität als soziale Werte Grenzschutz – unsere Bevölkerung kann sich Österreichischen Bundesheeres bei. Der Bun- sind heute eine Selbstverständlichkeit im auf das Österreichische Bundesheer verlas- deskanzler erinnerte in seiner Rede an die Österreichischen Bundesheer. Wir gedenken sen. Beim Hilfseinsatz aufgrund der massi- Zeit des österreichischen Bürgerkrieges im einer Zeit, wo dies keine Selbstverständlich- ven Schneefälle in Kärnten und Osttirol wa- Februar 1934, als „soziale Werte wie Frieden keit war“, betonte Faymann. „Wir haben aus ren pro Tag bis zu 600 Soldatinnen und Sol- und Solidarität keine Selbstverständlichkeit den Fehlern der Ersten Republik gelernt und daten im Einsatz.“ waren“ und mahnte vor dem Nährboden, der Versöhnung und Toleranz zu unseren Grund- Bundesminister Gerald Klug zeigte sich durch Krisen, Arbeitslosigkeit und Perspek- pfeilern gemacht. Wir müssen soziale Si- „stolz, daß junge Soldatinnen und Soldaten tivlosigkeit geschaffen wird. Er erinnerte an cherheit gewährleisten und den Wohlfahrts- auf die österreichische Verfassung angelobt die folgenschweren Ereignisse, welche dar- staat als größte Errungenschaft des 20. Jahr- werden und sich somit der Verteidigung der aus entstanden sind: „Der 12. Februar 1934 hunderts sichern, das heißt: Armut und Ju- Demokratie verpflichten“. Er betonte die be- ist als österreichischer Bürgerkrieg in die Ge- gendarbeitslosigkeit bekämpfen und den deutende Rolle der EU als „wichtiges, euro- schichte eingegangen und hat hunderte Men- Menschen Sicherheit geben“, bekräftigte der päisches Friedens- und Integrationsprojekt. schenleben gefordert. Die Politik hat alles zu Bundeskanzler. Wer Sicherheit für Österreich will muß Eu- unternehmen, damit sich solche Ereignisse Faymann unterstrich auch die heutige Be- ropa schützen und zwar dort, wo Krisen ent- nie mehr wiederholen.“ Bundesminister Klug deutung des Österreichischen Bundesheeres: stehen und Bedrohungen heranwachsen. Ös- erinnert an die Bedeutung der EU als „wich- „Seit 1955 untersteht das Bundesheer dem terreich wird seinen Teil dazu beitragen.“

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 64 Innenpolitik

wenige Monate nach dem Februar 1934 den Kugeln eines Mörders zum Opfer gefallen. Vor diesem historischen Hintergrund muß es umso positiver beurteilt werden, daß ein gemeinsames Gedenken an die Irrungen, Verfehlungen und politischen Sünden der Ersten Republik möglich ist, dem der Ge- danke der Versöhnung zugrunde liegt. Die Basis für ein solches gemeinsames Gedenken wurde nicht zuletzt dadurch ge- schaffen, daß die aus Krieg und Diktatur her- vorgegangene Zweite Republik Österreich aus vielen Fehlern der Ersten Republik ge- lernt hat, politischer Gewalt abgeschworen hat und das Bekenntnis zu politischem Plu- ralismus, zu demokratischem Wettbewerb aber auch zu einer vernünftigen politischen Zusammenarbeit zu Grundprinzipien der Foto: ORF /ORF III / Gregor Brezina Zweiten Republik gemacht hat. Bundespräsident Heinz Fischer in der ORF III-Dokumentation zum 11. Februar 1934 Nachdem 80 Jahre nach den blutigen Er- Stellungnahme des Bundespräsidenten und unübersehbare Schuld bezeichnet wer- eignissen des Februar 1934 zwar noch Nar- Bundespräsident Heinz Fischer nahm am den muß, ist die Tatsache, daß der damalige ben vorhanden sind, aber die Wunden im 11. Februar zum 80. Jahrestag der Tragödie Bundeskanzler Dollfuß und die von ihm Laufe der Jahrzehnte weitgehend verheilt vom 12. Februar 1934 Stellung: „Die Wahr- geführte Regierung nicht nur im Jahre 1933 sind, ist heute folgendes Resümee möglich: heit ist zumutbar und das Bekenntnis zur in verfassungswidriger Weise den National- Ereignisse wie jene in den Jahren 1933 und Versöhnung ein Zeichen von Reife und rat und den Verfassungsgerichtshof elimi- 1934 dürfen sich nie und unter keinen Um- Stärke. Das Aufflammen des kurzen aber niert haben, sondern auch in den Tagen des ständen wiederholen. blutigen Bürgerkrieges vom Februar 1934 Bürgerkrieges vom Februar 1934 mit Kano- Wir haben die Pflicht, unsere Kenntnisse war eine politische und menschliche Kata- nen auf Wohnhäuser schießen und mit Hilfe über die Entwicklung der Ersten Republik strophe ersten Ranges mit einer Vielzahl von des Standrechtes politische Gegner hinrich- weiter zu vertiefen, alle Fakten, die zur Tra- Ursachen und Auswirkungen. ten ließen. gödie des Februar 1934 und zur Vernichtung Das menschliche Leid, das damals ent- Zu den Folgen dieses auf die Schaffung der Demokratie geführt haben, offen zu le- standen ist, verdient auch heute noch unsere eines Einparteienstaates zielenden Vorge- gen und auch die weitere Entwicklung bis Aufmerksamkeit und Anteilnahme. hens zählte die Tatsache, daß die Chance hin zum so genannten Anschluß im März Besonders gewichtige Ursachen dieser Österreichs, sich gegenüber dem Druck des 1938 mit schonungsloser Offenheit und wis- Katastrophe waren die Hoffnungslosigkeit nationalsozialistischen Deutschland zu be- senschaftlicher Gründlichkeit zu beleuchten. und Verzweiflung allzu vieler Menschen in haupten, nicht vergrößert sondern vielmehr Gleichzeitig haben die vergangenen acht einem von den Folgen des Ersten Weltkrie- reduziert und geschwächt wurde. Jahrzehnte ausgereicht, um Gräben aus die- ges schwer gezeichneten Land, das seine Dollfuß selbst ist bekanntlich im Zuge ser Zeit weitgehend zuzuschütten, eine ge- Identität noch nicht gefunden hatte und in eines Putschversuches der Nationalsozialisten meinsame Österreichische Identität zu ent- dem es tiefe politische Gräben gab. Dazu kam großer politischer Druck von Mussolini aus Italien und von Hitler aus Deutschland, wobei Gewalt immer mehr als wirksames Mittel in politischen Auseinan- dersetzungen betrachtet wurde, während die Bereitschaft zu Kompromissen als Zeichen von Schwäche galt. Die Komplexität dieser und anderer Ur- sachen, die zu der Tragödie des Februar 1934 geführt haben, macht es notwendig, auch bei der Suche nach Schuld und Verant- wortung viele Aspekte zu berücksichtigen. Allein mit den Farben Schwarz und Weiß oder mit den Worten schuldig oder unschul- dig kann ein historisch fundiertes Urteil

nicht gefällt werden. Foto: Deutsches Bundesarchiv / Creative Commons Share Alike Was allerdings auch aus der großen zeit- 1934: Soldaten des Bundesheeres am Ring zwischen dem 1945 zerstörten Hein- lichen Distanz von 80 Jahren als schwere richshof mit gleichnamigen Café und der Staatsoper (gegenüber)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 65 Innenpolitik wickeln und die Bereitschaft zur Zusam- menarbeit im Interesse der Zukunft unseres Landes auf der Basis von demokratischen und rechtsstaatlichen Strukturen zu festigen. Die Wahrheit ist zumutbar und das Bekenntnis zur Versöhnung ein Zeichen von Reife und Stärke“, bekräftige der Bundes- präsident.

Das Jahr 1934 in Oberösterreich „Der 12. Februar 1934 gehört zu den tra- gischsten Gedenktagen unserer jüngeren Ge- schichte“, erklärte Oberösterreichs Landes- hauptmann Josef Pühringer am 11. Februar. Ausgehend von Linz haben damals Ober- österreicher auf Oberösterreicher geschos- sen. Das mache die Februartage des Jahres 1934 zu einer wirklichen Tragödie.

„Uns muß bewußt sein, daß die Gewalt Foto: Land Oberösterreich / Denise Stinglmayr des Februars 1934 grundgelegt war im Ver- v.l.: LH-Stv. Reinhold Entholzer, Brigitte Kepplinger (Historikerin an der Johannes sagen politischer und gesellschaftlicher Eli- Kepler Universität Linz), LH Josef Pühringer, Gerhart Marckhgott (Direktor OÖ. Landesarchiv) und LAbg. Günther Steinkellner mit dem neuen Sachbuch ten, die tiefe Risse in der Gesellschaft wäh- rend der Ersten Republik verursacht oder higkeit zur Zusammenarbeit der politischen Mahnung und Auftrag, aus der Vergangen- nicht verhindert haben, diese Risse münde- Lager.“ heit die richtigen Lehren zu ziehen: Der poli- ten schließlich in die Eskalation der Die drückenden ökonomischen Probleme tische Dialog darf nie wieder abreißen. Waf- Gewalt“, so Pühringer. durch die Weltwirtschaftskrise ab 1929 und fengewalt darf nie wieder das Wort als Mittel Damit habe dieses Datum auch im 21. die damit verbundene Massenarbeitslosig- der politischen Auseinandersetzung erset- Jahrhundert noch große Bedeutung: „Es muß keit waren eine weitere schwere Hypothek zen. Die Politik muß alles tun, um Arbeitslo- betroffen machen, daß eine politische Kultur für die Erste Republik. Historiker schätzen, sigkeit zu verhindern, denn dies ist der Nähr- des Dialoges, wie wir sie heute kennen und daß 1933/34 jeder dritte Erwerbsfähige ohne boden für politische Unzufriedenheit und pflegen, kein Bestandteil der Ersten Repu- Arbeit gewesen ist. „Hetzern und Radikalen fördert radikale Kräfte“, so Pühringer und blik gewesen ist. Es wurden Feindbilder in war es in diesem Umfeld ein Leichtes, ihrer weiter: „Die Demokratie ist nicht vollkom- die Politik gezerrt, mit denen eine Demo- Anhängerschaft einzureden, das jeweils an- men, aber es gibt keine vernünftige Alterna- kratie und eine tolerante Gesellschaft auf dere Lager sei für die Situation im Land ver- tive zu ihr. Politik braucht Kultur. Eine Kul- Dauer nicht leben kann. Die Folgen davon antwortlich. Gedenktage wie dieser sind da- tur des Dialogs und eines vernünftigen Mit- waren Sprachlosigkeit und die völlige Unfä- her nicht nur Erinnerungstage, sondern auch einanders. Das gilt in den Regierungen, aber auch für das Verhältnis von Regierung zur 14 Tage in Oberösterreich. 5. bis 18. Februar 1934. Opposition. Politik braucht Anstand, auch in Zeiten harter politischer Auseinanderset- m Einvernehmen mit der Ortswehr (Heim- zung.“ Iwehr) und Bürgergarde wurde in den Un- ruhetagen ein verschärfter Sicherheitsdienst Buchpräsentation im Braunen Saal organisiert, der auch zur Beruhigung der Ein Buchprojekt des Landesarchivs „14 ordnungsliebenden Bevölkerung, die durch Tage in Oberösterreich: 5. bis 18. Februar den aus Steyr sehr gut hörbaren Kanonen- 1934“ wurde am 11. Februar der Öffentlich- donner und das Maschinengewehrgeknatter keit präsentiert. Es soll die Ereignisse dieser in sehr großer Unruhe war, führte.“ Tage als Teil unserer Vergangenheit begreif- Bürgerkrieg 1934 in Amtsdeutsch: Um lich machen. Es stellt die chronologischen Linz, Steyr und Wolfsegg wird geschossen, Ereignisse dar und will durch ungewöhnli- gekämpft, es gibt zahlreiche Tote. Wie aber che Gestaltung und „leicht konsumierbare“ sah es abseits dieser Brennpunkte aus? Wie Darstellung auch bei historischen Einstei- können wir uns den Alltag während eines gern Interesse dafür wecken, was damals in Bürgerkrieges vorstellen? In Originaltexten der engeren Heimat passiert ist. „Denn auch aus Zeitungen und Gendarmeriechroniken die Erste Republik, ihre Fehlentwicklungen mischt sich Bekanntes mit „Unvorstellba- und ihr letztliches Scheitern sind Teil unse- rem“. rer Geschichte. Wir müssen daher auch die- Das Buch mit 376 Seiten kann für 16 Euro ses Kapitel immer wieder aufschlagen, Spu- im Buchhandel ISBN 978-3-902801-14-2 chischen Landesarchiv bestellt werden: ren sichern und zeitgemäß vermitteln“, so bezogen oder per Mail beim Oberösterrei- mailto:[email protected] Pühringer.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 66 Innenpolitik Wien Meidling: Tafel-Enthüllung Die Februarkämpfe 1934 in Wien Meidling und und »Februar 1934«-Schau Liesing: Ein Bürgerkrieg, der keiner war. Am 12. Februar lud der Kultur-Verein „Meidlinger Kulturkreis“ auf den Meidlin- eben der allgemeinen Situation wird in ger Friedhof zur Enthüllung von Gedenkta- Ndiesem Buch besonders über die Zu- feln an die Opfer der Februarkämpfe von sammenstöße in den Wiener Bezirken Meid- 1934 ein. Die Bezirksvorsteherin des 12. Be- ling (12.) und Liesing (23., welcher damals zirkes und Vereinspräsidentin Gabriele Vota- noch zu Niederösterreich gehörte,) berichtet. va sprach zu den Anwesenden und eröffnete Diese beiden Bezirke wurden in der bisheri- zwei Tage später eine Klein-Ausstellung mit gen Literatur nur nebenbei erwähnt. Mit dem Titel „Februar 1934 in Meidling (...hört Hilfe der Methode „Oral-History“ (mündlich die Signale...)“ im Bezirksmuseum Meidling. überlieferte Geschichte) wurden Befragun- Josef Fiala präsentierte dort sein Buch „Die gen von noch lebenden Zeitzeugen, welche Februarkämpfe in Wien-Meidling und Lie- damals Kinder waren, und deren Nachkom- sing“. Die Schau läuft bis Mittwoch, 23. men durchgeführt. April. 13 Tafeln mit eindrucksvollen Bildern Umfangreiche Namenslisten von Verletz- und aufschlußreichen Texten erinnern an das ten und Toten konnten erstellt werden. Es Geschehen im Februar 1934 in Meidling. wird auch von der Flucht der Sozialdemo- Das Museum ist Sonntag (9.30 bis 11.30 Uhr) kraten in die CSR, der Sowjetunion und nach und Mittwoch (9.00 bis 12.00 Uhr, 16.00 bis Spanien berichtet. 18.00 Uhr) bei freiem Eintritt geöffnet. Das Die Studie ist ein regionaler Bericht zur auf ehrenamtlicher Basis arbeitende Bezirks- lokalen Geschichte der Kämpfe in diesen 288 Seiten, 30,40 €, Taschenbuch, historiker-Team beantwortet auch Fragen per Bezirken, eine „Geschichte von unten“ mit ISBN 3-9542525-4-6, Disserta Verlag, 2013 Mail: mailto:[email protected] „ neuen Erkenntnissen, welche in dieser Form Link zur Direktbestellung bei Thalia: http://www.bezirksmuseum.at noch nicht bekannt und aufgearbeitet wurde. http://partners.webmasterplan.com/click.asp?ref=682206&site=9139&type=text&tnb=1&pid=9783954252541

Salzburg: Fast 30.000 JungwählerInnen am 9. März

ei den Gemeindevertretungs- und Bür- gig auf die Erweiterung der europäischen tigten im Alter „50 Plus“ um rund 21.900 zu- Bgermeisterwahlen am 9. März sind ins- Union um Kroatien und den starken Zuzug genommen, während die Zahl der unter 50jäh- gesamt 29.200 Männer und Frauen im Alter deutscher StaatsbürgerInnen nach Salzburg rigen Wahlberechtigten um rund 6700 abge- von 16 bis 20 Jahren das erste Mal bei Salz- zurückzuführen ist. nommen hat. Das Durchschnittsalter aller burger Gemeindewahlen wahlberechtigt. Un- Die Zahl der JungwählerInnen ist im Wahlberechtigten ist von 47,7 im Jahr 2009 ter Berücksichtigung der seit der Wahl im Vergleich zu 2009 um rund 12.800 oder et- um mehr als ein Jahr auf 48,8 Jahre im Jahr Jahr 2009 eingebürgerten Personen im Wahl- was mehr als 30 Prozent zurückgegangen. 2014 angestiegen. Bei den Frauen erreicht alter (1300), der seither Verstorbenen (20.300) Dies ist im Wesentlichen darauf zurückzu- das mittlere Alter fast die 50er-Grenze (49,9 sowie des Saldos aus zu- und weggezogenen führen, dass 2009 bei Gemeindewahlen auch Jahre) und liegt im Schnitt um 2,3 Jahre Wahlberechtigen (+1100) und der nunmehr die 16- und 17jährigen wahlberechtigt waren höher als bei den Männern (47,6 Jahre). erstmals wahlberechtigten kroatischen Staats- und damit ausnahmsweise sieben Jahrgänge Neben der Altersverteilung der Wahl- bürgerInnen (zirka 3900 ohne Jungwähler) als JungwählerInnen zählten. Dieser „Ein- berechtigten ist auch die Veränderung auf ergeben sich für die Gemeindewahlen 2014 maleffekt“ durch die Herabsetzung des Wahl- regionaler Ebene von Bedeutung, also wie insgesamt 389.760 wahlberechtigte Österrei- alters ist bei dieser Wahl sozusagen wieder sich die Zahl der Wähler und Wählerinnen cherInnen sowie 31.856 EU-BürgerInnen verloren gegangen. auf Bezirks- und Gemeindeebene entwickel mit Hauptwohnsitz in einer Salzburger Ge- hat. Bei dieser Betrachtung sind deutliche meinde. Durchschnittsalter der Wahlberechtigen Verschiebungen der Wählerschaft zu beob- In Summe dürfen also 421.616 Personen um 1,1 Jahre gestiegen achten. bei den Gemeindewahlen 2014 ihre Stimme Insgesamt, so Filipp, setzt sich der bei Auf Gemeindeebene gibt es bei den abgeben; das sind um 3,7 Prozent oder den Wahlgängen der vergangenen Jahre zu Wahlberechtigten den größten prozentuellen 15.219 Personen mehr als noch bei den beobachtende Trend der zunehmenden Alte- Zuwachs in Göming mit 13,0 Prozent (+68 Gemeindewahlen 2009. Dies teilte der Leiter rung der Wählerschaft weiter fort. Während Wahlberechtigte), den größten Rückgang in der Landesstatistik, Gernot Filipp, am 14. Fe- es bei den 45- bis unter 60jährigen mit 13,0 Ramingstein mit einem Minus von 6,1 Pro- bruar mit. Prozent und bei den 60jährigen und Älteren zent (-65 Wahlberechtigte). Absolut gesehen Bei den Männern beträgt der Zuwachs mit 9,8 Prozent starke Zunahmen gegenüber hat die Stadt Salzburg mit +1684 Personen 4,2 Prozent bzw. 8207 Wahlberechtigte, bei den Wahlen 2009 gibt, sind bei den 30- bis (+1,5 Prozent) am meisten Wahlberechtigte den Frauen 3,3 Prozent oder 7012 Wahlbe- unter 45jährigen mit einem Minus von 7,2 dazugewonnen; Bad Gastein hat mit -80 rechtigte. Bei den wahlberechtigten EU-Bür- Prozent und den 16- bis unter 30jährigen mit Wahlberechtigten (-2,4 Prozent) den größten gerInnen beträgt das Plus 56,7 Prozent bzw. Minus 1,5 Prozent Rückgänge zu verzeich- absoluten Rückgang. „ 11.527 Wahlberechtigte, wobei dies vorran- nen. Insgesamt hat die Zahl der Wahlberech- http://www.salzburg.gv.at/themen/se/salzburg/wahlen_sicherheit.htm

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 67 Innenpolitik Sinnvolle Reformen für eine moderne Justiz Von Wolfgang Brandstetter, Bundesminister für Justiz.

ch wurde vor wenigen Wochen – von bei- auch um mehr Treffsicherheit der Tatbestän- Iden Regierungsparteien – gebeten, dieses de und um mehr Rechtssicherheit. Ich möch- Amt zu übernehmen und dieser herausfor- te jedenfalls eine Modernisierung des Straf- dernden und – wie ich finde – auch sehr gesetzbuches auf Grundlage des Berichts der schönen Aufgabe stelle ich mich. Ich möch- eingesetzten Expertengruppe bis 2015. te mit meinem konsensorientierten und ko- Auch Verfahrensbeschleunigung ist mir operativen Ansatz so etwas wie ein Stabi- ein wichtiges Anliegen. Das ist auch Teil des litätsanker in dieser Regierung und für die Regierungsprogramms. Da geht es beson- Justiz sein. ders um große Wirtschaftsstrafsachen. Absolut zentral ist für mich, daß diese Es gibt da zwei Seiten einer Medaille. Regierung nun wirkliche Reformen voran- Zum einen arbeitet die österreichische Justiz bringt. Dafür werde ich mich mit aller Kraft so schnell wie kaum eine andere in Europa. einsetzen. Und ich bin froh, daß ich in mei- Alle Länder West- und Mitteleuropas weisen nem Haus schon so viele gute Ansätze vor- eine teils signifikant längere Anhängigkeits- gefunden habe. Gerade im Justizbereich ist dauer von Zivilverfahren auf. Das zeigen uns in den letzten Jahren viel passiert, wenn ich regelmäßig die Rankings des Europarats, in Foto: BMJ / Elia Zilbergerg an die zahlreichen Reformen, die meine Vor- denen Österreich Bestnoten erhält. Es gibt Wolfgang Brandstetter gängerin durchgeführt oder begonnen hat, Bundesminister für Justiz andererseits aber auch Problembereiche, die denke: etwa das neue Familienrecht, die Fa- man sehr ernstnehmen muß. Insbesondere in miliengerichtshilfe oder die Reform des ein Abrutschen in die Kriminalität zu ver- großen Wirtschaftscausen kommt es immer Korruptionsstrafrechts. Auf manchem davon meiden. wieder zu einer deutlich zu langen Verfah- werde ich aufbauen, manches Neue möchte Vor allem möchte ich auch das Vertrauen rensdauer. Um das zu ändern gab und gibt es ich in Angriff nehmen. Ich sehe mich als Re- in die Justiz weiter stärken. Die Justiz leistet mehrere Ansatzpunkte: former und Sachpolitiker. Ich muß nieman- sehr gute Arbeit, und ich werde daran arbei-  Die Europäische Ermittlungsanordnung dem etwas beweisen, aber ich möchte durch ten, daß das noch deutlicher in der Bevöl- wird von Österreich stark vorangetrieben, gute Sacharbeit überzeugen. kerung wahrgenommen wird. Man darf nicht und ich bin zuversichtlich, daß wir über Auf einige Schwerpunkte der nächsten vergessen, daß die Justiz pro Jahr etwa 3 dieses Instrument bald verfügen werden. Zeit möchte ich kurz eingehen. Das wird Millionen Geschäftsfälle bei Gericht und Das wird bei grenzüberschreitenden Er- zum einen der weitere und abschließende 600.000 bei den Staatsanwaltschaften bear- mittlungen die Verfahren deutlich be- Ausbau der Familiengerichtshilfe sein. Die beitet. Die wenigen aufsehenerregenden Fäl- schleunigen, da ein Staatsanwalt dann et- Familiengerichtshilfe läuft äußerst erfolg- le, die es in die öffentliche Wahrnehmung wa für eine Kontoöffnung oder eine reich und wurde von Bundesministerium für schaffen, sind nur ein Bruchteil. Was mich Hausdurchsuchung nicht mehr eine dop- Justiz in erstaunlich rascher Zeit eingeführt. besonders freut ist, daß die Justiz im interna- pelte gerichtliche Prüfung in zwei Staaten Es geht dabei darum, daß Familien in fami- tionalen Vergleich sehr gut dasteht. Eine ak- braucht. lienrechtlichen Verfahren von den Familien- tuelle Eurobarometer-Umfrage ergibt, daß  Wir setzen stark auf die Ausbildung und gerichtshelferInnen (PsychologInnen, Sozial- Österreich europaweit am dritten Platz liegt Spezialisierung von Staatsanwälten und pädagogInnen) unterstützt und begleitet wer- was das Vertrauen der Bevölkerung in die auch Richtern, das beschleunigt ebenfalls den. Zudem werden damit Verfahren schnel- Justiz betrifft. derartige Verfahren. ler und mehr gütliche Einigungen erzielt. Das Auch das Strafrecht wird ein Schwer-  Wir setzen verstärkt auf eigene Experten, ist ein Ansatz, der mir sehr naheliegt, denn punkt sein. Die Reform des Strafgesetzbu- Paradebeispiel ist hier die WKStA mit eines meiner Mottos ist „Prävention statt ches (StGB 2015) wird eine große Aufgabe ihren Wirtschaftsexperten. Die Praxis Repression“. Dieses Motto möchte ich im im kommenden Jahr werden. Das Strafge- zeigt, daß damit Verfahren deutlich be- übrigen auch in anderen Bereichen verfol- setzbuch soll auf die Höhe der Zeit gebracht schleunigt werden können. gen. Mittelfristig würde ich mir wünschen, werden. Die Strafenrelationen werden dabei Es gibt also viel zu tun, und ich gehe mit in Zusammenarbeit mit den Ländern auch ein zentraler Punkt sein. Es geht unter ande- großer Freude an diese Aufgaben heran. Mein die Jugendgerichtshilfe weiter auszubauen. rem um die Überprüfung der Stimmigkeit Ziel ist es, die Justiz weiter zu modernisie- Als Justizminister ist es mir ein persönliches der Strafrelationen zwischen Vermögensde- ren, sinnvolle Reformen mit möglichst brei- Anliegen, daß die Zukunft von Kindern und likten und Delikten gegen Leib und Leben. ter politischer Unterstützung durchzuführen Jugendlichen in Krisensituationen nicht ver- In einigen Bereichen wird es härtere Strafen und vor allem das Vertrauen der Österreiche- spielt wird. Wir müssen daher so früh wie brauchen, in manchen wird man auch niedri- rinnen und Österreicher in unsere Justiz wei- möglich ansetzen, wenn es etwa darum geht, gere andenken können. Insgesamt geht es mir ter zu stärken. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 68 »Burgenland Journal« Starke Achse Landtag–Bundesrat für eine bürgernahe Politik Bundesrats-Präsident Lampel: »Föderalismus und Subsidiaritätsprinzip stehen für eine Politik und Demokratie, die näher bei den Bürgerinnen und Bürgern ist.«

ie Themen Bundesrat und Föderalismus Dsowie die Zusammenarbeit zwischen Bundesrat und Landtag standen im Mittel- punkt einer gemeinsamen Pressekonferenz von Landtagspräsident Gerhard Steier und Bundesratspräsident Michael Lampel am 7. Februar. Landtage und Bundesrat seien unabdingbar für ein Europa starker Regio- nen, in dem nicht alles zentral geregelt wer- de, betonten die beiden Präsidenten. Ein moderner Föderalismus sei Garant für regio- nale Politik, die Entscheidungen auf Augen- höhe und im Sinne der Bürgerinnen und Bürger treffe.

»Föderalismus Teil einer Lösung« Lampel sprach sich für den Föderalismus und eine offene, sachliche Diskussion dar- über aus: „Es steht außer Streit, daß Reformen notwendig sind. Wir brauchen einen moder- Foto: Bgld. Landesmedienservice nen Föderalismus, der den Entwicklungen in Treten ein für modernen Föderalismus im Sinne der BürgerInnen: Bundesratsprä- der Gesellschaft Rechnung trägt“. Er halte es sident Michael Lampel (l.) und Landtagspräsident Gerhard Steier jedoch für falsch, den Föderalismus, so, wie schen National- und Bundesrat sowie die gabenteilung zwischen Bund und Ländern“. er in der Verfassung verankert sei, insgesamt frühzeitige Befassung des Bundesrates mit Am Ende müsse ein Kompromiß gefunden in Frage zu stellen. „Die Mitsprache der Gesetzesvorschlägen samt Stellungnahme- werden, der eine breite politische Zustim- Länder, das Mitwirkungsrecht an der Ge- recht. mung finde. „Mit dem nötigen Willen wer- setzgebung des Bundes hat sich bewährt. Ich den uns die Reformen gelingen“, zeigte sich sehe deshalb den Föderalismus nicht als Teil Als Europakammer höchst aktiv der Bundesratsvorsitzende zuversichtlich. eines Problems, sondern als Teil einer Lö- Mit der Übernahme neuer Aufgaben als sung“, so Lampel. Europakammer auf der Basis des EU-Ver- Enquete zum Thema Nachhaltigkeit trags von Lissabon und einem Informations- im Bundesrat geplant Entschluß der Landtagspräsidenten und Stellungnahmerecht in EU-Angelegen- Das Thema Nachhaltigkeit, namentlich sieht Aufwertung vor heiten verfüge der Bundesrat über wichtige die erneuerbare Energie, will Lampel zum Eine grundlegende Rolle spielten dabei Kompetenzen, die auch sehr aktiv wahrge- Schwerpunktthema der burgenländischen der Bundesrat und die Landtage. „Das Ar- nommen würden. Bei Aktivitäten im Zusam- Vorsitzführung machen. „Ich habe dazu eine beitsprogramm der Bundesregierung sieht menhang mit EU-Recht liege der Bundesrat Enquete im Bundesrat geplant, bei der wir vor, daß der Bundesrat in seinen Aufgaben im Ranking unter 39 parlamentarischen gemeinsam mit Experten weitere notwendi- gestärkt wird. Es gibt auch ein klares Be- Kammern ganz vorne. ge Schritte, die Herausforderungen und kenntnis der Landeshauptleute zum Bundes- Chancen der Energiewende beraten werden. rat“, erinnerte Lampel. Der von den Land- Strukturierte Vorgangsweise Dieses Thema ist für mich beispielhaft für tagspräsidenten im Oktober 2013 verabschie- Steier hält es für „falsch, über die Bedeu- einen gelebten und erfolgreichen Födera- dete Entschluß sehe die Weiterentwicklung tung des Bundesrates und des Landtages ein- lismus“. der Länderkammer vor. Wichtige Eckpunkte zig unter dem Aspekt der Einsparungen zu Die Zusammenarbeit mit dem Landtag seien etwa ein verstärktes Mitwirkungsrecht diskutieren“. Lampel fordert aus diesem bezeichnete der Bundesratspräsident als des Bundesrates bei Bundesgesetzen, die Grund von der von der Bundesregierung ein- einen „Gewinn für den Landtag, für den die – insbesondere finanziellen – Interessen gesetzten Föderalismusreform-Kommission Bundesrat und für einen gelebten Föderalis- der Länder betreffen, ein allgemeines Zu- eine strukturierte Vorgangsweise: „Es müs- mus, von dem letztlich alle Bürgerinnen und stimmungsrecht des Bundesrates bei Verfas- sen unter Einbindung der Länder Reform- Bürger profitieren“. „ sungsänderungen, die Einrichtung eines funk- vorschläge diskutiert und die Kompetenzen http://www.parlament.gv.at/WWER/BR/ tionsfähigen Vermittlungsverfahrens zwi- geklärt werden. Es braucht eine klare Auf- http://www.bgld-landtag.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 69 »Burgenland Journal« Gesamtverkehrsstrategie: Bürger diskutieren fleißig mit Niessl: »Die breit angelegte Beteiligung der Burgenländerinnen und Burgenländer zur Gesamtverkehrsstrategie ist der richtige Weg.« Foto: Bgld. Landesmedienservice

Mobilität ist ein starkes Anliegen: Konstruktives Engagement und große Teilnahme an den Bürgerversammlungen uf großes Interesse der Bevölkerung Regionale Unterschiede lungen zeigt, daß Mobilität ein starkes An- Astießen die bisher abgehaltenen Bürger- bei Mobilitätsanliegen liegen der Bevölkerung ist. Nach einer inten- versammlungen zur Gesamtverkehrsstrate- Während im Nord- und Mittelburgenland siven Arbeitsphase des Projektteams werden gie des Burgenlandes. Insgesamt 350 Bur- Verbesserungen des Zubringerverkehrs zu die BurgenländerInnen Ende Mai/Anfang genländerInnen nutzten die Möglichkeit, hochrangigen Bahnverbindungen im Vorder- Juni erneut zu einer zweiten Runde von ihre Anliegen, Anregungen, Fragen und Ver- grund stehen, dominiert im Süden die Schaf- Bürgerversammlungen eingeladen. Die Ter- besserungsvorschläge in die Erarbeitung der fung von neuen Bahnverbindungen die Mo- mine werden über die Medien und die Web- Strategie einzubringen. In fünf Bürgerver- bilitätsanliegen der Bevölkerung. Bedarfs- site der Mobilitätszentrale angekündigt. sammlungen in Gols, Oberwart, Güssing, gerechte, kleinräumige Mobilitätsangebote, Neutal und Mattersburg wurden zahlreiche wie beispielsweise Gemeindebusse und Leitbild für alle zukünftigen Planungen Schwerpunkte und Maßnahmenbündel erar- Mikro-ÖV, Radverkehr und die Sicherheit im Verkehrs- und Mobilitätsbereich beitet. In den eigens gebildeten Arbeitsgrup- von FußgängerInnen waren ebenso Thema Die neue Gesamtverkehrsstrategie Bur- pen bekamen alle TeilnehmerInnen die Ge- wie die Verkehrsbelastung von Ortsdurch- genland wird das Leitbild für alle zukünfti- legenheit, zu Wort zu kommen. Ende Mai/ fahrten durch den Schwerverkehr, vor allem gen Planungen im Verkehrs- und Mobili- Anfang Juni startet die zweite Welle von dort, wo es keine hochrangigen Alternativ- tätsbereich sein. Die Erarbeitung stützt sich Bürgerversammlungen. Die Termine werden routen gibt. auf ein breit angelegtes Beteiligungsverfah- über die Bezirksblätter und auf der Website Aber auch die Ursachen für den hohen ren, das sich aus drei Säulen zusammensetzt: http://www.b-mobil.info/ der Mobilitätszen- Bestand an PKW im Burgenland und die Ende des Jahres 2013 wurden alle burgen- trale angekündigt. damit zusammenhängende starke Nutzung ländischen Haushalte dazu eingeladen, in Fra- Die Themen, die für die BurgenländerIn- des Autos – wie etwa die Raumordnung und gebögen zu ihrem Verkehrs- und Mobilitäts- nen wichtig sind, hätten sich bereits aus der Siedlungsentwicklung – wurden in die Ar- verhalten Auskunft zu geben. Rund 11.000 Haushaltsbefragung herauskristallisiert und beitsgruppen eingebracht und behandelt. Fragebögen – weit mehr als erwartet – wur- wurden bei den Bürgerversammlungen er- Durch die Anwesenheit von VertreterInnen den an das Land Burgenland zurückgesen- gänzt und geschärft, betont Landeshaupt- des Verkehrsverbunds Ost-Region (VOR) det, das Fachteam Verracon (EBE Solutions mann Hans Niessl: „Der öffentliche Verkehr konnten teilweise konkrete Probleme mit Rosinak & Partner) kann seine Ausarbeitun- ist mit ein bestimmendes Thema im Bur- Bus und Bahn direkt aufgenommen werden. gen damit auf die Angaben von etwa 25.000 genland. Um optimale Verkehrslösungen zu Die gesammelten Beiträge und Anliegen BurgenländerInnen stützen. erarbeiten, die von den Bürgerinnen und Bür- der BürgerInnen wurden in Fotoprotokollen Eine weitere Säule bildet die Einbindung gern auch mitgetragen werden, ist es wich- festgehalten, die auf der Homepage der Mo- von Fachleuten und Interessenvertretungen tig, ihre Anliegen und Wünsche zu hören. bilitätszentrale abgerufen werden können. in einem Projektbeirat, der Mitte Jänner zum Mir ist wichtig, daß die Anregungen der Be- ersten Mal tagte. völkerung in die Planungen einfließen“. Das Weitere Bürgerversammlungen Als dritte Säule wurden die Bürgerinnen große Interesse zeige, daß man mit dieser Ende Mai/Anfang Juni und Bürger zu Bürgerversammlungen in den breit angelegten Beteiligung der Bürger rich- Das konstruktive Engagement und die Bezirken eingeladen. „ tig liege. große Teilnahme an den Bürgerversamm- http://www.b-mobil.info

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 70 »Burgenland Journal« Ein Künstlerdorf erobert Brüssel Prominente Gäste, Kultur und Witz: Das Verbindungsbüro Burgenland in Brüssel lud zu einer amüsanten Präsentation des Künstlerdorfs Neumarkt an der Raab. Foto: Bgld. Landesmedienservice Burgenlands Vertreter im Ausschuß der Regionen, KO Christian Illedits mit Peter Vukics, Petra Schmögner, Botschafter Karl Schramek und dem Leiter des Verbindungsbüros in Brüssel, Herbert Oschep

s war ein fulminanter Abend mit viel der Leiter des Kulturforums in Brüssel, Ma- Event nicht nehmen. „Ich bin begeistert über EWitz, Kultur, Charme und einer Riesen- rio Vielgrader, die Kulturrepräsentantin der die gelungene Veranstaltung. Als Vertreter portion burgenländischer Gastfreundschaft, ständigen Vertretung Heidi Meissnitzer als des Burgenlandes bin ich stolz, daß wir in den über 100 Gäste bei toller Atmosphäre auch die „Chefin“ des Wienbüros Michaela einem kulturellen Rahmen unser Bundesland am 12. Februar im Verbindungsbüro Burgen- Kauder. auf höchstem Niveau präsentieren konnten. land in Brüssel serviert bekamen. Kurz: Der Auch Burgenlands Vertreter im Ausschuß Vor allem hat man gesehen, daß das Burgen- Burgenländische Kulturabend auf Brüsseler der Regionen, KO Christian Illedits, ließ land in Brüssel einen hohen Stellenwert ge- Boden war ein Hit! Eingeladen hatte das Land sich eine Teilnahme an diesem kulturellen nießt“, so Illedits. Burgenland, die Begrüßung nahm der bur- genländische Leiter des Verbindungsbüros in Brüssel, Herbert Oschep, vor. Die Heraus- geber Petra Schmögner und Peter Vukics un- terhielten in einer Doppelconferenze mit Anekdoten und Auszügen aus dem Buch „Das Künstlerdorf Neumarkt an der Raab“. Ganz nach dem Geschmack der Gäste gab das Duo kurzweilig und pointenreich Ge- schichten und Erlebnisse berühmter AutorIn- nen und KünstlerInnen, die sich im Künst- lerdorf Neumarkt an der Raab die Türklinke des Atelierhauses in die Hand gaben, zum Besten – von Peter Handke, Walter Pichler, Christian Ludwig Attersee bis Elfie Semo- tan und Martin Kippenberger. Unter den begeisterten Besuchern waren Botschafter Karl Schramek, der ranghöchste

österreichische Militärrepräsentant der EU, Foto: Künstlerdorf Neumarkt an der Raab und der NATO-General Günter Höfler sowie Hier läßt sich’s kreativ sein: eines der Häuser im Künstlerdorf Neumarkt an der Raab

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 71 »Burgenland Journal«

Den Abend zu einem unvergeßlichen Genuß machten auch eine Foto-Präsentation sowie eine Filmvorführung vom legendären Symposium „Politiker Malen“ aus 1974 – unter anderem mit dem verstorbenen Bun- deskanzler a. D. Alfred Sinowatz in Maler- schürze-, und eine Ausstellung von Skulp- turen und Bildern der in Brüssel lebenden österreichischen Künstlerin Barbara Stacher. Berühmte AutorenInnen, MusikerInnen und vor allem bildende KünstlerInnen pil- gerten ins Künstlerdorf Neumarkt an der Raab, um dort zu arbeiten und zu konzipie- ren. Petra Schmögner und Peter Vukics ha- ben nachgeforscht und zugehört, um im Buch „Das Künstlerdorf Neumarkt an der Raab“ die wechselhafte Geschichte des Künstler- dorfes aus der Sicht der HauptdarstellerIn- nen zu erzählen. Das Künstlerdorf Neumarkt an der Raab hat Außergewöhnliches zu bieten: Peter Handke erarbeitete dort das Konzept für „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“, Peter Turrini und Wilhelm Pevny schrieben hier große Teile der „Alpensaga“. Auf der Gästeliste findet man Rosa Pock, Gerhard Roth, Peter Turrini, Peter Handke, Ernst Jandl, die Fotografin Elfie Semotan und den Malern Christian Ludwig Attersee, Walter Pichler, Martin Kippenberger, Kurt Kocher- scheidt und viele andere herausragende Per- sönlichkeiten, die Wiener Gruppe mit Ger- hard Rühm, HC Artmann und Friedrich Achleitner nicht zu vergessen. Es wurde gearbeitet, gefeiert, gestritten und getrunken. Fotos: Künstlerdorf Neumarkt an der Raab

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 72 »Burgenland Journal«

nien), der Gypsy Swing-Workshop bei Shooting-Star Diknu Schneeberger, „Spre- chen und Schreiben über die eigene Kunst“ mit Peter Funken (Kunsthistoriker und Ku- rator der Berliner Liste) sowie die Theater- und Zirkusworkshops für Kinder. Seit 1971 veranstaltet das Künstlerdorf Neumarkt an der Raab alljährlich seine Sommerakademie. Das traumhafte Umfeld sowie die hervorragenden Arbeitsbedingun- gen zogen schon viele Prominente als Kurs- leiter nach Neumarkt. Giuseppe Sinopoli, Gerhard Rühm, Otto Breicha, Elfie Semo- tan, Martha Jungwirth, Alfred Schmeller, um nur einige zu nennen. In den Atelierhäusern des Künstlerdorfes wird seit nunmehr 50 Jahren Kulturge- schichte geschrieben. Peter Handke konzi- pierte dort „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“, Wim Wenders drehte den gleich- namigen Film an Originalschauplätzen. Wal- ter Pichler, Kurt Kocherscheidt, Peter Pon- gratz, HC Artmann und Paul Kont verbrach- ten dort produktive Arbeitsurlaube, weshalb sich einige der Genannten in der Umgebung von Neumarkt ansiedelten. Auch abseits der Sommerakademie kön- nen sich Interessierte im Künstlerdorf ein- mieten und auch die Gegebenheiten nutzen. Das Künstlerdorf ist ein denkmalgeschütztes Freilichtmuseum, das im Sinne der Gründer- väter gelebt werden soll. „Ein Haus stirbt, wenn es nicht bewohnt wird“ bemerkte Otto Breicha treffend. „

Fotos: Künstlerdorf Neumarkt an der Raab http://www.neumarkt-raab.at/ Und spätestens seit dem eben besproche- nen Abend weiß auch Brüssel, wohin Hand- Das Künstlerdorf Neumarkt an der Raab kes Tormann flüchtete … as ist das Außergewöhnliche an die- Sommerakademie im Künstlerdorf Wsem burgenländischen Dorf?, fragt Neumarkt an der Raab man sich. Nun, sehr viel: Peter Handke erar- Wie seit 43 Jahren, veranstaltet das Künst- beitete in Neumarkt das Konzept für „Die lerdorf auch heuer wieder Kunstkurse im Angst des Tormanns beim Elfmeter“, Peter malerischen und einzigartigen Ambiente von Turrini und Wilhelm Pevny schrieben hier Neumarkt an der Raab. Die Kurse werden große Teile der „Alpensaga“. Wir finden H. von international renommierten Kurslei- C. Artmann, Gerhard Roth, Friederike May- terInnen abgehalten, familiengerecht gibt es röcker, Otto Breicha, Martin Kippenberger, spezielle Kurse für Kinder und Jugendliche. Walter Pichler und viele andere herausragen- Die sanfte Hügellandschaft des Südburgen- de Persönlichkeiten auf der Gästeliste. landes und die denkmalgeschützten Bauern- Es wurde gearbeitet, gefeiert, gestritten häuser mit Strohdach bilden traditionell ein und getrunken. Petra Schmögner und Peter ideales Umfeld für Kreativ-Urlaube. Die Vukics haben nachgeforscht, aufgespürt und Schwerpunkte des Angebots für 2014 liegen gesammelt, um die Geschichte des Künstler- in den Bereichen Malerei, Drucktechniken, dorfes aus der Sicht der HauptdarstellerIn- Zeichnen, Fotografie, plastisches Gestalten nen erzählen zu können. und Bildhauerei sowie Musik und Gesang. Das Buch mit 256 Seiten ist im Residenz Ver- Highlights des diesjährigen Sommers lag erschienen und kann für 26,90 Euro im sind u.a. der Malkurs von Jan Wurm (Profes- Buchhandel ISBN 3-7017-3254-X bezogen er nicht lesbar ist, der Link funktioniert): sorin der Universität von Berkeley, Kalifor- oder gleich hier bestellt werden (auch wenn http://www.neumarkt-raab.at/kuenstler/Article/ID/92/Session/1-sbYGSP6X-0-IP/K%C3%BCnstlerdorf-Buch_bestellen.htm

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 73 »Burgenland Journal« Land fördert Kurzzeitpflege ie vorübergehende Unterbringung von Dpflegebedürftigen Personen in Pflege- heimen wird ab sofort vom Land Burgenland finanziell unterstützt. Details dazu gab So- ziallandesrat Peter Rezar am 4. Februar be- kannt. „Es hat sich gezeigt, daß gerade Kurz- zeitpflege immer stärker nachgefragt wird. Rund ein Drittel aller PflegegeldbezieherIn- nen im Burgenland, das sind etwa 12.000 Personen, wird zu Hause nur von Angehöri- gen ohne professionelle Hilfe versorgt. Für diese pflegenden Angehörigen gilt es Unter- stützungsangebote zu schaffen. Die Förde- rung der Kurzzeitpflege in Heimen stellt für sie eine wichtige Entlastung dar“, erklärte Rezar. Die Unterstützung wird für höchstens 90 Tage pro Jahr gewährt und gilt rückwir- kend ab 1. Jänner 2013. Von rund 17.900 PflegegeldbezieherIn- nen im Burgenland werden etwa 12.000 zu Hause ausschließlich von Angehörigen ver- sorgt – ohne Unterstützung durch professio- Foto: Bgld. Landesmedienservice Präsentierten neue Förderung durch das Land: Dipl. SA Erich Craß, Soziallandesrat nelle Pflegedienste oder 24-Stunden-Betreu- Peter Rezar und WHR Elvira Waniek-Kain, Leiterin des Hauptreferates Sozialwesen ung. „Für die Angehörigen bedeutet das oft eine enorme physische und psychische Be- Maximal 90 Tage im Jahr pro Kalenderjahr. Für die zu pflegende Per- lastung. Kurzzeitpflege ist ein Beitrag, pfle- Anspruchsberechtigt sind österreichische son fallen als Kostenbeitrag 80 Prozent der gende Angehörige zu entlasten und die häus- oder diesen nach dem Bgld. Sozialhilfege- Pension (ohne 13. und 14. Bezug) und das liche Pflege zu stützen und längerfristig mög- setz gleichgestellte StaatsbürgerInnen mit Pflegegeld (abzüglich 44,30 Euro Taschen- lich zu machen“, so Rezar. Dabei handelt es Hauptwohnsitz im Burgenland. Voraussetzung geld) für den aliquoten Anteil an Tagen des sich um einen befristeten Heimaufenthalt zur ist Pflegegeldbezug mindestens der Stufe 3 Heimaufenthalts an, den allfälligen Restbet- Rekonvaleszenz, etwa nach Spitalsaufent- bzw. bei Demenzerkrankung der Stufe 1 oder rag auf die Gesamtkosten übernimmt das halten oder wegen urlaubsbedingter bzw. Rekonvaleszenz. Gefördert wird der Aufent- Land. Die Auszahlung der Förderung erfolgt anderer vorübergehender Verhinderung sonst halt in einem Altenwohn- oder Pflegeheim im Nachhinein gegen Vorlage der Rechnung pflegender Angehöriger. Bisher gab es dafür im Burgenland, bei Nichtverfügbarkeit eines des Pflegeheimes und einer Zahlungsbestä- keine finanzielle Unterstützung durch das Platzes aber auch in einem anderen Bundes- tigung. „ Land. land für mindestens vier, maximal 90 Tage http://www.burgenland.at/gesundheit-soziales Neue Gründerinnenoffensive im Südburgenland gestartet in neues Frauenprojekt präsentierte EFrauenlandesrätin Dunst am 20. Feber in Güssing. „IFiS“ – Initiative Frauen im Süd- burgenland – richtet sich an Akademikerin- nen und Studienabbrecherinnen sowie Frau- en, die eine Führungstätigkeit übernehmen oder sich im Südburgenland selbständig ma- chen wollen. „Wir wollen damit eine alter- native Form der beruflichen Orientierung für Frauen bieten, die über Qualifikation oder Erfahrung verfügen und im Südburgenland wieder Fuß fassen wollen“, erklärte Dunst. Finanziert wird das Projekt (Gesamtkosten: 30.000 Euro) aus ESF-Mitteln, 75 Prozent werden von der EU gefördert, der Landesan- teil beträgt 25 Prozent. Der Kurs ist für die

Teilnehmerinnen gratis. Projektlaufzeit: 17. Foto: Landesmedienservice Burgenland März bis 25. Mai 2014. „ Helga Galosch und Johannes Lampert (GF IBIS ACAM) und LRin Verena Dunst (r.)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 74 »Burgenland Journal« »Gold« der Republik für Prof. Julius Koller rof. Julius Koller erhielt vom Bundesprä- Psidenten Heinz Fischer das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Repu- blik Österreich. Fast 30 Jahre, von 1973 bis 2001, unterrichtete Koller am BG & BRG & BORG Eisenstadt und gab als Leiter des Oberstufenchores den Ton an. Aufgrund sei- nes außerordentlichen Engagements wurde er 1999 mit den Agenden eines Fachinspek- tors für Musik- und Instrumentalerziehung an mittleren und höheren Schulen des Burgen- landes unter gleichzeitiger Mitbetreuung der allgemeinbildenden Pflichtschulen betraut. „Prof. Mag. Julius Koller hat sich diese Aus- zeichnung über Jahrzehnte hinweg erarbei- tet. Er hat sein Berufsleben, und sein Leben

darüber hinaus, der Musik gewidmet und in Foto: Bgld. Landesmedienservice unterschiedlichsten Bereichen Meilensteine im LSR-Direktoren OReg. Rätin Sandra Steiner, der Amtsführende Präsident des Lan- Unterrichtsfach Musikerziehung gesetzt“, so desschulrates für Burgenland Gerhard Resch, Prof. Julius Koller und Landeshauptmann Hans Niessl, der am 20. Landeshauptmann Hans Niessl Februar die Auszeichnung übergab. Uni Wien war Entwickler und Organisator Wirken. Fast 25 Jahre war er Leiter des Pas- „Kollers außergewöhnliches Engagement des vom BMUKK in Zusammenarbeit mit sionsspielchores und des Gesangvereines in als Schulaufsichtsbeamter und sein Einsatz den Wiener Sängerknaben initiierten Pro- St. Margarethen. Als Initiator und Organisa- für die österreichische Musiklandschaft wir- jektes „Stimmbogen“. tor der „Galanacht der Stimmen“ spielte er ken weit über die Grenzen des Burgenlandes Die österreichische Erstaufführung der auch dort die erste Geige. Seit 2006 ist er hinaus“, so Niessl. Der Absolvent des Mu- Rockoper „Jesus Christ Superstar“ sowie die Mitglied des Kulturbeirates des Landes und sikpädagogikstudiums an der Hochschule für Uraufführung des Rockmusicals „Fata Mor- des Wissenschaftlichen Beirates der Burgen- Musik und des Geschichtestudiums an der gana“ sind nur einige Beispiele aus Kollers landstiftung – Theodor Kery. „ Familien- und Jugendministerin zu Gast in Eisenstadt eit 16. Dezember des Vorjahres ist So- Sphie Karmasin die neue österreichische Familien- und Jugendministerin. Knapp zwei Monate nach ihrem Amtsantritt besuchte sie nun die burgenländische Landeshauptstadt. Bürgermeister Thomas Steiner empfing sie in Eisenstadt und führte sie durch das Gene- rationenviertel am Ing. Alois Schwarz Platz, wo sich in unmittelbarer Nähe ein Pflegeheim des Hilfswerks, ein Kindergarten inklusive Kinderkrippe sowie das Generationenzen- trum befinden. „Ich freue mich, Bundesministerin Sophie Karmasin so kurz nach ihrem Amtsantritt in der burgenländischen Landeshauptstadt be- grüßen zu dürfen“, so Steiner, der Karmasin

unter anderem das städtische Kinderbetreu- Foto: Magistrat der Landeshauptstadt Freistadt Eisenstadt ungsangebot näherbringen konnte: „Die Frei- v.l: Carmen Hirschmann (Obmann des Seniorenbeirates), StR. Hans Skarits, Magi- stadt Eisenstadt betreut pro Tag über 800 stratsdirektorin Gerda Török, LR Michaela Resetar, LH-Stv. Franz Steindl, BM Sophie Kinder in den verschiedenen Einrichtungen Karmasin, Bürgermeister Thomas Steiner, Kindergartenleiterin Ulla Steiner und Jugendgemeinderat Christoph Schmidt. und sorgt so für eine umfassende und ganz- heitliche Obhut von der Kinderkrippe bis zur tholischer Familienverband, Evangelische Jugendanwaltschaft) konnte sich Karmasin schulischen Nachmittagsbetreuung.“ Kirche Burgenland, Kolping Burgenland, einen Überblick über das umfangreiche An- Beim anschließenden gemeinsamen Mit- Kinderschutzzentrum Rettet das Kind, Volks- gebot im östlichsten Bundesland verschaffen tagessen mit burgenländischen Jugend- und bildungswerk, Familienbund, Landesver- und lernte die handelnden Personen der In- Familienorganisationen (darunter u.a. Ka- band der Elternvereine sowie Kinder- und stitutionen auch persönlich kennen. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 75 »Burgenland Journal« Innovationspreis an Geodatenstelle des Landes Geografischer Informationsdienst (GIS) des Landes Burgenland erhält internationalen Fachpreis

v.l.: Gerhard Trichtl, Key Account Manager Fa. Synergis, LAbg. Bgm. Erich Trummer, Präs. Bgld. Gemeindevertreterverband, Peter Remesch, GF Fa. Synergis, LAbg. Bgm.in Ingrid Salomon, LAD WHR Robert Tauber, Rudolf Ivancsits, GIS-Burgenland, Stefan Janschitz, Techniker Fa. Synergis, Eva Danzer-Horvath, GIS-Burgenland, WHR Thomas Zalka, Referatsleiter GIS-Bur- genland, LAbg. Bgm. Radakovits, Präs. Bgld. Gemeindebund, und Wolfgang Heckenast, Vorstand Abt. 8, Amt der Bgld. LReg.

ber einen internationalen Preis für inno- Distributor in Österreich, zum Einsatz. Um mehr auf dem neuen Internetportal abgeru- Üvative GIS-Dienste im Internet darf den steigenden Anforderungen besonders im fen werden. sich die Geodatenstelle des Landes Burgen- Behördenbereich zu entsprechen, wurde das land freuen. Der vom amerikanischen Soft- System gemeinsam mit der Firma Synergis Benutzerfreundlicher und warekonzern ESRI in San Diego verliehene und in Kooperation mit den burgenländi- moderner, schneller und stabiler „Special Achievement in GIS Award“ war schen Gemeinden 2013 technisch grundle- Für jede Zielgruppe steht ein spezieller von der Firma Synergis, dem österreichi- gend überarbeitet und die Plattform neu ge- Web-GIS-Dienst bereit – je nach Kenntnis schen Distributor von ESRI, auf dessen Soft- staltet. Die GeoDaten-Dienste können nun- und Anforderung für Bürger, Fachpublikum ware die Dienste basieren, in den USA ent- gegengenommen worden. In Anwesenheit von Landesamtsdirektor WHR Robert Tauber und Vertretern der burgenländischen Gemein- den, die als Kooperationspartner des Projekts fungieren, erfolgte am 19. Feber die Überga- be des Preises an das erfolgreiche GIS-Team Burgenland.

Erfolgreiche Kooperation mit den Gemeinden Seit 2004 können über die Webplattform des Geografischen Informationsdienstes des Landes Burgenland raumbezogene Daten und Informationen über das Burgenland auf- gerufen werden. Die Grundlage dafür bildet die Software des US-Unternehmens ESRI, Fotos: Bgld. Landesmedienservice für die Web-GIS-Dienste kommt das Pro- Rudolf Ivancsits, WHR Thomas Zalka, Eva Danzer-Horvath. Vierter im Team, nicht dukt „Weboffice“ der Firma Synergis, ESRI- am Bild: Michael Pinter.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 76 »Burgenland Journal«

(Planer, Ingenieurkonsulenten, Banken, Ver- Die Umsetzung rechtlicher Vorgaben im schaft und Bildung, können verschiedene sicherungen, Bürger mit weiterführenden Zusammenhang mit raumbezogenen Projek- fertig gestaltete Karten herunterladen wer- Kenntnissen) und für Behörden. Die GIS- ten, bedarf Informationen, die flächendek- den. Sie finden Karten zu Themen wie Ge- Dienste präsentieren sich jetzt benutzer- kend, vergleichbar, verläßlich und aktuell meinden, Bezirke, Grenzen, Straßen, Natur- freundlicher, optisch moderner und mit einer abrufbar sind. Der geographische Informa- schutz und Welterbe. besseren Darstellung der Fachdaten des tionsdienst sorgt dabei durch entsprechende Die Liste der fertigen Karten wird vom Landes sowie der Luftbilder. Was bei Nut- Datenerfassung und Analyse für eine umfas- Team der GeoDaten Burgenland laufend er- zern ebenso wie bei der Jury großen Anklang sende Unterstützung. weitert – wenn es spezielle Wünsche für fand und mit ausschlaggebend für die Ver- Als Service für allgemeine Anwendungen Fachkarten gibt, nehmen Sie einfach Kon- leihung des „Special Achievement in GIS bzw. die Verwendung in der Planung, Wirt- takt auf. http://geodaten.bgld.gv.at Award“ war: Die Dienste laufen nun schnel- ler und stabiler als zuvor.

Eine Million Kartenabrufe im Monat Seit gut einem Jahr gibt es das neue Por- tal, und es hat sich mehr als bewährt, freute sich WHR Thomas Zalka, Leiter des Geo- datenteams: „Wir haben durchschnittlich 41.000 Zugriffe im Monat, und es werden rund eine Million Karten im Monat abgeru- fen“. Mit den neuen Diensten könne nun den Anforderungen der Gemeinden noch besser entsprochen werden, betonte das Geodaten- team. Über diese Plattform wird allen Bür- gerInnen, der Wirtschaft, den Schulen und vielen anderen Einrichtungen die Möglich- keit geboten, raumbezogene Daten und Informationen über das Burgenland aufzuru- fen. Damit wird seit einigen Jahren die Lan- des- und Gemeindeverwaltung bei der Erfas- sung, Verwaltung, Analyse und Präsentation verschiedener standort- bzw. raumbezoge- nen Informationen unterstützt. Mit Hilfe eines interaktiven Kartenvie- wers können dynamische Karten über ver- schiedene Fachbereiche (wie z.B. digitale Katastralmappe – DKM, Flächenwidmung, Straßen, Weinbauflächen und Naturschutz) sehr einfach erstellt und ausgedruckt wer- den. Zusätzlich werden auch eine Reihe von fertigen Karten (wie z.B. Verwaltungsgren- zen des Landes, Gemeinden und Bezirke, Straßen, Wahlen, Naturschutz und Welterbe) zum Download angeboten.

Geographische Informationen als wichtige Entscheidungsgrundlage Informationen mit geographischem Be- zug dienen in vielen Verwaltungsbereichen wie z.B. Straßen- und Wasserbau, Umwelt- und Naturschutz, Raumordnung, Vermes- sung, Forst als wichtige Entscheidungsbasis. Der Schutz und die Sicherung unseres Le- bensraumes ist mit dem Bedürfnis nach Nut- zung und Bewirtschaftung in Einklang zu bringen. Dabei nimmt der nachhaltige Um-

gang mit den Naturressourcen Boden, Was- © 2014 GeoDaten Burgenland ser und Luft einen hohen Stellenwert ein. Als Beispiel: die offzielle Karte des Weltkulturerbes Neusiedler See

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 77 »Burgenland Journal« »Kultour für alle Sinne« Kurbad Tatzmannsdorf AG setzt auch 2014 mit einem eigenen Folder auf künstlerisches Kooperationssegment

er Kulturtourismus hat für die Kurbad DTatzmannsdorf AG in den letzten Jah- ren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Das gesteckte Ziel, das breite und qualitativ hochwertige Kulturprogramm des Landes auch touristisch zu nutzen, ist in der Ver- gangenheit immer erfolgreicher umgesetzt worden. „Das letzte Jahr war aus vielfachen Gründen weder für den Tourismus, noch für die Kulturveranstalter ein einfaches. Gerade deswegen sind derart konstruktive, innovati- ve und attraktive Kooperationen der beste Weg, diesem Trend gegenzusteuern. Rund 550.000 Besucher im burgenländischen Fe- stivalsommer 2013 sind trotz allem eine be- deutende Anzahl, die den Wert der Kultur für den Tourismus und die Beherbergungsbe- triebe im Land verdeutlicht. Die Kurbad

Tatzmannsdorf AG hat mit ihrem diesjähri- Foto: Bgld. Landesmedienservice gen ‚Kultour-Folder‘ wieder ein innovatives v.l.: Wolfgang Kuzmits, GF der Kulturzentren Burgenland bzw. der KSB, Kultur- Tourismusprodukt geschaffen, in dem die landesrat Helmut Bieler und Vorstandsdirektor Rudolf Luipersbeck, Kurbad Tatz- mannsdorf AG/GesundheitsRessort Bad Tatzmannsdorf Bandbreite der anspruchsvollen burgenlän- dischen Kulturevents des Jahres 2014 zu Mörbisch, dem Lisztfestival in Raiding mit Schönheiten und Attraktivitäten des Burgen- höchst attraktiven Packages zusammenge- den Konzertabenden „Liszt und Schubert“ landes näher zu bringen. faßt wurden“, erklärte dazu Kulturlandesrat und „Alla Zingarese“, sowie die Konzertrei- In diesem Jahr gibt es aber noch einen Helmut Bieler in einem gemeinsamen Pres- he der „klangfruehling“ auf Burg Schlaining. ganz besonderen Impuls für die Gäste des segespräch mit Wolfgang Kuzmits, Ge- Diese Fülle faszinierender künstlerischer Burgenlandes: In Kooperation mit Burgen- schäftsführer der Kulturzentren Burgenland Angebote, so Bieler abschließend, widerspie- land Tourismus und Kulturpartnern wurde bzw. der KSB, und Vorstandsdirektor Rudolf gelt die lebendige Kulturszene des Burgen- das Kultur-Ticket geschaffen. Damit erhält Luipersbeck, Kurbad Tatzmannsdorf AG/Ge- landes, die zu einem unverzichtbaren Be- der Gast beim Kauf eines Festival-Tickets sundheitsRessort Bad Tatzmannsdorf. standteil des heimischen Tourismus gewor- automatisch einen Gutschein für eine Gratis- Der Kulturtourismus ist für das Gesund- den ist. Konkretes Ziel ist es, unter dem Mot- Übernachtung in einem von derzeit 30 teil- heitsRessort Bad Tatzmannsdorf schon lange to „Urlaubswoche für Körper und Geist“, die nehmenden Betrieben im gesamten Burgen- von großer Bedeutung, denn bereits vor 18 Verweildauer zu verlängern, den Sommer- land – unter der Voraussetzung, daß man drei Jahren hat man im GesundheitsRessort Bad tourismus verstärkt anzukurbeln und durch Nächte fix bucht. Diese innovative Aktion Tatzmannsdorf begonnen, die vielfältigen neue Gästeschichten für mehr Auslastung zu soll noch mehr Gäste zu einem längeren Kulturveranstaltungen des Landes als An- sorgen. Neben den Kulturevents entführt man Aufenthalt motivieren. „ knüpfungspunkt für den Bettenverkauf zu die Gäste auch in die Region, um ihnen die http://www.gesundheitsressort.at nutzen. Waren es vor knapp zwei Jahrzehn- ten gerade einmal 300 Übernachtungen, die Pannonische Leidenschaft in Acryl mit dem Thema Kultur erzielt werden konn- ten, verzeichnete man im abgelaufenen Jahr ine Ausstellung der burgenländischen Die Tätigkeit als Pädagogin – textiles durch die geschickte Vermarktung von attrak- EKünstlerin Hermine Schlag eröffnete Gestalten und Werken – weckte die Lust von tiv geschnürten Kulturpackages insgesamt Landeshauptmann Hans Niessl am 24. Fe- Hermine Schlag am kreativen Gestalten, die ca. 5500 Nächtigungen – Tendenz steigend. bruar im Landhaus in Eisenstadt: „Hermine sie mit großer Experimentierfreude im Be- Der diesjährige kulturelle Angebotsbogen Schlag bereichert mit ihrer Kunst das Kul- reich der Batik, Ikonenmalerei und im Silber- spannt sich dabei von „ASDA“ bei den turleben des Burgenlandes. Ihre Bilder ver- schmieden bis hin zur Anfertigung von Skulp- Opernfestspielen im Römersteinbruch in St. mitteln auf großartige Weise tiefe Leiden- turen aus Baumaterialien auslebte. Ihre Margarethen, über das Musical „Anatevka“ schaft und Liebe zum Land.“ Unter den Gä- Werke wurden in zahlreichen Ausstellungen bei den Seefestspielen in Mörbisch, der Ko- sten waren auch Frauenlandesrätin Verena in Österreich, Ungarn und Italien gezeigt mödie „Der Floh im Ohr“ auf Burg Güssing, Dunst, Kulturlandesrat Helmut Bieler, die und sie hat mehrere Bücher publiziert. „ der Schlagernacht auf der Seebühne in Familie und viele Freunde der Künstlerin. http://www.hermineschlag.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 78 Aus Südtirol 100 Jahre Silvius Magnago Gedenkfeier für eine »Lichtgestalt« – Am 5. Februar wäre Alt-Landeshauptmann Silvius Magnago 100 Jahre alt geworden.

it einem landesüblichen Empfang und weh tun und sehr viel schwerer zu vermitteln mann. Sein Fazit lautete: „Wenn dieses Mdem Abschreiten der Ehrenformation sind als Justamentstandpunkte und Maxi- Land, wenn Südtirol heute Sehnsuchtsland durch die beiden Landeshauptleute Arno malforderungen“, so der Landeshauptmann. so vieler Menschen ist, dann hat das – über- Kompatscher und Ugo Rossi wurde die Ge- Silvius Magnago sei eine historische Figur, spitzt gesagt – mit zwei Protagonisten zu denkfeier zwischen Landtag und Palais Wid- so Kompatscher, der ergänzte: „Historisch, tun: mit Gott und Silvius Magnago“, so der Landtagspräsident. Während Gott für die un- vergleichliche Landschaft gesorgt habe, ha- be Magnago die Grundlagen dafür geschaf- fen, „daß sich die Menschen in diesem Para- dies nicht wie die Wölfe an die Gurgel ge- hen, sondern wie die biblischen Schafe fried- lich nebeneinander grasen, und zwar auf saf- tigen Wiesen“.

Durnwalder: Erbe kennt keine Zeiten Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalder erinnerte an das Erbe seines Vorgängers, ein Erbe, von dem alle drei Sprachgruppen gleichermaßen zehren könnten, und zwar noch heute: „Das Erbe Magnagos ist eines, das keine Zeiten kennt“, so Durnwalder, der daran erinnerte, daß Magnago Südtirol in einer schwierigen Zeit an die Hand genom- men habe: „Mit Jammern, das wußte Silvius Magnago, lassen sich keine Probleme lösen, dafür muß man schon selber anpacken.“ Ma- gnago sei ein Hoffnungsträger für alle Schwa- chen, für alle Minderheiten und – betonte der Foto: DiKom/ohn) Alt-Landeshauptmann – „heute noch gleich Gedachte einer »Lichtgestalt für ein ganzes Land«: LH Kompatscher vor dem Bild aktuell wie vor hundert Jahren“. seines Vor-Vorgängers Silvius Magnago Das Überwinden alter Grenzen stellte da- mann in Bozen am 5. Februar eröffnet, bevor wohlgemerkt, nicht verstaubt, denn wer sich gegen Giancarlo Bolognini, langjähriger Silvius Magnago posthum selbst auf den Platz heute mit dem Leben und Wirken Magnagos Bürgermeister von Bozen und Landesrat im geholt wurde – per O-Ton aus dem Baum- befaßt, kann daraus bleibende Lehren zie- letzten Kabinett Magnago, in den Mittel- gartner-Archiv, in dem der Alt-Landeshaupt- hen: die Lehre etwa, daß sich Beharrlichkeit punkt seiner Ausführungen. Mit Leidenschaft mann sich mit dem Erreichten zufrieden und Zähigkeit lohnt, daß der einfache Weg und Verantwortung habe sich Silvius Ma- zeigte, sich aber auch die Frage stellte, ob nicht immer auch der richtige ist, daß man gnago – aber mit ihm auch Menschen wie ein anderer an seiner Stelle vielleicht mehr im Leben auch Kompromisse eingehen muß Joseph Gargitter oder Alcide Berloffa – für erreicht hätte. und vor allem, daß sich auf Gewalt keine den schwierigen und unpopulären Weg Rich- Gesellschaft bauen läßt“, so der Landes- tung Autonomie entschieden. „Damit hat man Kompatscher: Licht, das in hauptmann. eine neue Gesellschaft geschaffen, neue Be- Südtirol die Hoffnung genährt hat Landtagspräsident Thomas Widmann er- ziehungen in Südtirol, aber auch auf Staats- Eine Frage, die Landeshauptmann Arno innerte daran, daß Magnago das Grundge- ebene möglich gemacht, immer den europä- Kompatscher verneinte. Er verglich den rüst der Autonomie geschaffen habe, „an ischen Horizont vor Augen“, so Bolognini. Paketvater mit einem Licht, das in Südtirol dem wir heute Tag für Tag weiterbauen“. Von Magnago als „einer Politikerpersön- die Hoffnung genährt habe, und strich den Schon bei der Großkundgebung 1957 auf lichkeit europäischer Statur“ sprach schließ- Weg der Gewaltlosigkeit hervor, den Ma- Schloß Sigmundskron habe der Alt-Landes- lich Hugo Valentin, der als ladinischer Ver- gnago stets verteidigt habe: „Er bleibt auf hauptmann deutlich gemacht, „daß die Zu- treter dem letzten Regierungsteam Magna- diesem Weg, weil er ihn – wohl auch wegen kunft Südtirols, die ihm vorschwebt, nicht gos angehört hatte. Magnago sei vom Volk seiner schrecklichen Erfahrungen im Krieg – geträumt, sondern gestaltet werden muß, geliebt und von seinen Gegnern gefürchtet für den einzig gangbaren hält, obwohl es ein indem man das Machbare, das Umsetzbare, worden, Politik, so Valentin, sei für ihn im- Weg der Kompromisse ist, die manchmal das Erreichbare vor Augen hat“, so Wid- mer die Kunst des Machbaren gewesen. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 79 Europa Herausforderung Korruption Kommission stellt ersten EU-Korruptionsbekämpfungsbericht vor Foto: European Commission Cecilia Malmström, im Bild mit ihrem Sprecher Michele Cercone, bei der Präsentation des ersten EU Anti-Korruptionsberichts

orruption ist nach wie vor eine Heraus- ter-Erhebung über die Einstellung der Bür- 1. Kontrollmechanismen Kforderung für Europa. Sie betrifft alle gerInnen zur Korruption. Auf europäischer Präventivmaßnahmen (z.B. ethische EU-Mitgliedsstaaten und kostet die EU-Wirt- Ebene sind drei Viertel der Befragten (76 %) Grundsätze, Sensibilisierungsmaßnahmen, schaft jedes Jahr rund 120 Mrd. Euro. Die der Ansicht, Korruption sei weit verbreitet. einfacher Zugang zu Informationen von öf- Mitgliedsstaaten haben in den letzten Jahren Mehr als die Hälfte (56 %) sind der Auffas- fentlichem Interesse): Bei der Korruptions- viele Maßnahmen ergriffen, gleichwohl sind sung, daß die Korruption in ihrem Land in prävention gibt es große Unterschiede zwi- die Ergebnisse uneinheitlich und zusätzliche den letzten drei Jahren zugenommen hat. schen den Mitgliedsstaaten. Während in Anstrengungen notwendig, um Korruption Rund jeder zwölfte Europäer (8 %) gibt an, einigen Ländern eine wirksame Prävention vorzubeugen und zu bestrafen. Dies sind in den letzten 12 Monaten Zeuge eines Kor- dazu geführt hat, daß sie den Ruf eines we- einige der Schlußfolgerungen des allerersten ruptionsfalls geworden zu sein. nig korruptionsanfälligen Landes genießen, EU-Korruptionsbekämpfungsberichts, der „Korruption untergräbt das Vertrauen der haben andere nur uneinheitlich präventive am 3. Februar von der Europäischen Kom- Bürger in die demokratischen Institutionen Maßnahmen mit begrenzten Ergebnissen mission veröffentlicht wurde. und den Rechtsstaat, schädigt die europäi- umgesetzt. Er erläutert die Lage in den einzelnen sche Wirtschaft und vermindert die dringend Externe und interne Kontrollmechanis- Mitgliedsstaaten: Welche Korruptionsbe- benötigten Steuereinnahmen. Die Mitglieds- men: In vielen Mitgliedsstaaten sind die inter- kämpfungsmaßnahmen gibt es, welche Maß- staaten haben in den letzten Jahren erhebli- nen Kontrollen der behördlichen Verfahren nahmen funktionieren, was könnte verbes- che Anstrengungen zur Korruptionsbekämp- (besonders auf lokaler Ebene) unzureichend sert werden und wie. Länderkapitel in Eng- fung unternommen. Der heute veröffentlich- und es fehlt an Koordinierung. lisch und in der Landessprache finden Sie te Bericht zeigt jedoch, daß dies bei weitem Interessenkonflikte: In der EU gibt es auf nicht ausreicht. In dem Bericht werden wei- unterschiedliche Vorschriften für Interessen- http://ec.europa.eu/anti-corruption-report tere Maßnahmen vorgeschlagen, und ich konflikte. Die Mechanismen für die Über- Der Bericht zeigt, daß sich sowohl Art und freue mich auf die Zusammenarbeit mit den prüfung der Erklärungen über Interessenkon- Umfang der Korruption als auch die Wirk- Mitgliedsstaaten, um diese Vorschläge um- flikte reichen häufig nicht aus. Sanktionen samkeit der Korruptionsbekämpfungsmaß- zusetzen“, so EU-Innenkommissarin Cecilia für Vorschriftsverletzungen werden selten nahmen je nach Mitgliedsstaat unterschei- Malmström. angewendet und sind häufig nicht streng den. Er verdeutlicht ferner, daß das Problem genug. der Korruption in allen Mitgliedsstaaten grös- Korruption betrifft alle serer Aufmerksamkeit bedarf. Mitgliedsstaaten auf vielerlei Weise 2. Strafverfolgung und Bestrafung Dies zeigen die Ergebnisse einer ebenso Hier einige der wichtigsten korruptions- Strafrechtliche Vorschriften zur Bekämp- am 3. Februar veröffentlichten Eurobarome- bezogenen Entwicklungen in der EU: fung der Korruption, die den Standards der

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 80 Europa

Vorschriften des Europarats, der VN und der Öffentliche Auftragsvergabe: ein für Bankkontendaten bei Verdacht auf Korrup- EU entsprechen, sind weitgehend vorhan- die Korruption anfälliger Bereich tion auch die Strafverfolgung wirksamer den. Der Bericht enthält ein besonderes Kapi- machen. Die Kommission empfiehlt Öster- Gleichwohl haben die Mitgliedsstaaten tel über die öffentliche Auftragsvergabe, die reich zudem, einen Überwachungsmechanis- den Rahmenbeschluß 2003/568/JI zur Be- ein bedeutendes Element der Volkswirt- mus für die Überprüfung der Vermögens- kämpfung der Bestechung im privaten Sek- schaften in der EU ist. Rund ein Fünftel des erklärungen von hochrangigen gewählten tor unterschiedlich gut umgesetzt. BIP der EU wird jedes Jahr von Behörden oder bestellten Amtsträgern einzuführen. Hinsichtlich der Effizienz von Strafver- und Einrichtungen des öffentlichen Rechts Gemeinsam mit einer Analyse der Situation folgungsbehörden und Staatsanwaltschaften für die Beschaffung von Gütern, Arbeiten in jedem EU-Mitgliedsstaat präsentiert die bei der Untersuchung von Korruption sind und Dienstleistungen ausgegeben. Dieser Europäische Kommission auch die Ergeb- große Unterschiede in der EU festzustellen. Bereich ist ebenfalls anfällig für Korruption. nisse zweier umfangreicher Meinungsum- Herausragende Ergebnisse sind in einigen Der Bericht fordert strengere Integritäts- fragen. Mehr als drei Viertel der europäi- Mitgliedstaaten zu verzeichnen. In anderen standards bei der öffentlichen Auftragsver- schen und 66 % der österreichischen Umfra- ist eine erfolgreiche Strafverfolgung selten gabe und empfiehlt Verbesserungen der geteilnehmer sind sich darin einig, daß oder die Untersuchungen ziehen sich in die Kontrollmechanismen in einer Reihe von Korruption in ihrem Land gang und gäbe ist. Länge. Mitgliedsstaaten. Einzelheiten und spezielle Aus den Umfragen geht auch hervor, daß In den meisten Mitgliedsstaaten fehlt es Punkte, die weitere Aufmerksamkeit verlan- Österreich das einzige Land Westeuropas ist, an umfassenden Korruptionsstatistiken, was gen, finden sich in den betreffenden Länder- in dem ein relativ hoher Anteil der Befragten Vergleiche und Bewertungen schwierig kapiteln. (knapp ein Drittel) es akzeptabel fände, für macht. Verfahrensvorschriften, einschließ- die Erlangung einer öffentlichen Dienstlei- lich der Bestimmungen zur Aufhebung der In Österreich stung eine Gefälligkeit zu erweisen oder ein Immunität von Politikern, behindern in eini- ist die Korruptionsbekämpfung nunmehr stär- Geschenk zu machen. 4 % der europäischen gen Mitgliedsstaaten die Untersuchung von ker auf Prävention und Strafverfolgung aus- und 5 % der österreichischen Umfrageteil- Korruptionsfällen. gerichtet. In ihrem Bericht schlägt die Euro- nehmer geben an, daß von ihnen im vergan- päische Kommission Österreich vor, spezia- genen Jahr die Zahlung von Bestechungs- 3. Politische Dimension lisierte Staatsanwaltschaften mit den erfor- geld gefordert oder erwartet wurde. Für vier Politische Rechenschaftspflicht: Integrität derlichen Ressourcen für die Bearbeitung von zehn europäischen und österreichischen in der Politik ist für viele Mitgliedsstaaten von Korruptionsfällen auszustatten. Darüber Unternehmen stellt Korruption ein Hindernis nach wie vor ein wichtiges Thema. Verhal- hinaus würde ein erleichterter Zugang zu für ihre Geschäftstätigkeit dar. „ tenskodizes für politische Parteien oder ge- wählte Versammlungen auf zentraler oder lokaler Ebene sind rar und häufig zu unver- Geldwäsche soll härter bekämpft werden bindlich. Parteienfinanzierung: Obwohl viele Mit- b Drogendealer, Finanzbetrüger oder elektronische Zahlungen. Einen scheinbar gliedsstaaten strengere Vorschriften für die OGeldfälscher – Kriminelle müssen legalen Ursprung für das Geld schaffen, das Parteienfinanzierung eingeführt haben, sind schmutziges Geld waschen. Schätzungen der dann in den normalen Wirtschaftskreislauf immer noch gravierende Mängel festzustel- Vereinten Nationen zufolge werden pro Jahr kommt, zum Beispiel durch fiktionale Ver- len. Abschreckende Sanktionen für illegale illegale Gelder im Wert von 2,7 Prozent des träge, Quittungen, Kredite oder das Fälschen Parteienfinanzierung werden in der EU sel- globalen BIPs reingewaschen. Allein 2009 von Kasinogewinnen. ten verhängt. waren das 1.163 Milliarden Euro. Am 20. Häufig werden für die Geldwäsche fikti- Februar stimmten Wirtschafts- und der In- ve Quittungen benutzt. Sie werden für erfun- 4. Risikobereiche nenausschuß des Europaparlaments über dene Dienstleistungen ausgestellt oder für Innerhalb der Mitgliedsstaaten bestehen neue Gesetze zur Bekämpfung von Geldwä- einen geringeren Geldwert. Auf diese Weise höhere Korruptionsrisiken auf regionaler und sche ab. Die neuen Regeln schließen auch kann eine Firma, die Existenz illegaler lokaler Ebene, wo in der Regel weniger strik- das Online-Glücksspiel mit ein. Gelder auf ihren Kontoen rechtfertigen. te Kontrollen und Gegenkontrollen sowie Bei der Geldwäsche wird die illegale Die neuen Regeln sollen einen besseren weniger strikte interne Überprüfungen statt- Herkunft von Geld – meistens Bargeld – so Überblick über Finanztransaktionen geben finden als auf zentraler Ebene. getarnt, daß der kriminelle Ursprung nicht und mehr Transparenz schaffen. So soll es Stadtentwicklung und Bauwirtschaft so- mehr erkennbar ist. Das gilt etwa für Ge- etwa schwerer werden, Briefkastenfirmen zu wie das Gesundheitswesen sind Sektoren, winne aus dem Handel mit Drogen, Waffen, gründen und schmutziges Geld von einem die in einer Reihe von Mitgliedsstaaten an- Menschen sowie Diebstahl, Erpressung und Konto auf ein anderes zu überweisen. fällig für Korruption sind. Korruption. Es gibt verschiedene Wege, die Das Plenum des Europäischen Parla- In einigen Mitgliedsstaaten bestehen De- Herkunft illegaler Gelder zu kaschieren. ments wird voraussichtlich im März über fizite bei der Beaufsichtigung staatseigener Dabei wird in drei Stufen vorgegangen: den Vorschlag abstimmen. Die Verhandlun- Unternehmen, was ihre Anfälligkeit für Kor- Geld auf ein Konto einzahlen. Dafür wer- gen mit der Kommission und dem Minister- ruption erhöht. den große Summen in kleinere Teile für den rat über den endgültigen Text werden wahr- Die Kleinkorruption ist nur in wenigen Transport aufgeteilt oder in Goldbarren oder scheinlich in der zweiten Jahreshälfte unter Mitgliedsstaaten noch ein weit verbreitetes Schecks umgetauscht. Die illegale Herkunft Leitung der italienischen EU-Ratspräsident- Problem. des Geldes kaschieren, zum Beispiel durch schaft stattfinden. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 81 Wirtschaft Verhaltenes Wirtschaftswachstum… …hohe Arbeitslosigkeit und Budgetkonsolidierung prägen mittelfristig die Wirtschaftsentwicklung

ür die Periode 2014 bis 2018 erwartet zuführen. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt Verhaltenes Wirtschaftswachstum – Fdas Wirtschaftsforschungsinistitut WIFO bleibt angespannt: Zwar nimmt die Beschäf- kaum Verringerung der Arbeitslosigkeit ein durchschnittliches Wachstum der öster- tigung weiter zu, jedoch reicht der Zuwachs Nach der Wachstumsdelle von Ende 2012 reichischen Wirtschaft von real 1,8 % p. a. von 0,8 % p. a. nicht aus, um einen Anstieg bis Mitte 2013 dürfte die österreichische Es wird damit weiterhin höher sein als im der Arbeitslosigkeit zu verhindern. Bis 2015 Wirtschaft über den Prognosezeitraum 2014/ Durchschnitt des Euro-Raumes (+1,5 % p. dürfte sich die Arbeitslosenquote auf 7,9 % 2018 um 1,8 % p. a. expandieren. Damit a.). Die Verlangsamung gegenüber dem erhöhen und bis zum Ende der Prognose- wird ein positives Wachstumsdifferential ge- Jahrzehnt vor der Finanzmarkt- und Wirt- periode nur langsam auf 7,7 % zurückgehen. genüber dem Euro-Raum von durchschnitt- schaftskrise ist auf die unverändert verhalte- Ein ausgeglichener Staatshaushalt – sowohl lich 1/4 Prozentpunkt p. a. erhalten bleiben. ne Entwicklung des privaten Konsums, die strukturell als auch nach der Definition von Die Ursachen des österreichischen Wachs- gedämpfte Investitionsbereitschaft der Un- Maastricht – kann durch das in der Prognose tumsvorsprunges liegen u. a. in der Nähe zu ternehmen und die Maßnahmen zur Eindäm- unterstellte strukturelle Konsolidierungssze- den wieder stärker wachsenden Märkten mung der öffentlichen Verschuldung zurück- nario nicht erreicht werden. Ostmittel- und Südosteuropas und dem

Hauptergebnisse der mittelfristigen Prognose für Österreich

Ø 2004/ Ø 2009/ Ø 2014/ 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2008 2013 2018 Jährliche Veränderung in % Bruttoinlandsprodukt Real + 2,8 + 0,4 + 1,8 + 0,3 + 1,7 + 1,7 + 1,9 + 1,9 + 1,8 Nominell + 4,7 + 2,1 + 3,5 + 2,3 + 3,5 + 3,6 + 3,6 + 3,6 + 3,5 Verbraucherpreise + 2,2 + 2,0 + 1,9 + 2,0 + 1,8 + 1,9 + 1,9 + 1,9 + 1,8 Lohn- und Gehaltssumme pro Kopf, real1) + 0,4 – 0,3 + 0,5 – 0,1 + 0,3 + 0,5 + 0,5 + 0,5 + 0,5 Unselbständig Beschäftigte laut VGR2) + 1,6 + 0,9 + 1,0 + 0,7 + 1,0 + 1,0 + 1,1 + 1,1 + 1,0 Unselbständig aktiv Beschäftigte3) + 1,4 + 0,7 + 0,8 + 0,6 + 0,8 + 0,8 + 0,9 + 0,8 + 0,8 In % Arbeitslosenquote In % der Erwerbspersonen4) 4,6 4,5 5,1 4,9 5,2 5,2 5,1 5,1 5,0 In % der unselbständigen Erwerbspersonen5) 6,7 7,1 7,8 7,6 7,9 7,9 7,8 7,7 7,7 In % des BIP Außenbeitrag 4,9 3,9 5,4 4,7 5,0 5,2 5,4 5,6 5,8 Finanzierungssaldo des Staates laut Maastricht-Definition – 1,9 – 3,1 – 1,4 – 1,9 – 2,0 – 1,6 – 1,4 – 0,9 – 1,0 Zyklisch bereinigter Budgetsaldo – 2,2 – 2,6 – 1,2 – 1,5 – 1,8 – 1,4 – 1,2 – 0,8 – 0,9 Struktureller Budgetsaldo – – 2,4 – 0,9 – 1,7 – 1,3 – 0,8 – 0,8 – 0,7 – 0,8 Staatsschuld 63,1 72,5 73,6 74,1 74,2 74,2 74,0 73,2 72,6 In % des verfügbaren Einkommens Sparquote der privaten Haushalte 10,5 8,1 7,9 6,4 7,1 7,6 7,9 8,3 8,7 Jährliche Veränderung in % Trend-Output, real + 2,1 + 0,9 + 1,6 + 1,2 + 1,4 + 1,6 + 1,7 + 1,7 + 1,7 In % des Trend-Outputs Outputlücke, real + 0,7 – 0,9 – 0,3 – 0,8 – 0,6 – 0,5 – 0,3 – 0,2 – 0,2

Q: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen. 1) Brutto, ohne Arbeitgeberbeiträge, je Beschäftigungsverhältnis laut VGR, deflationiert mit dem VPI. 2) Beschäftigungsverhältnisse. 3) Ohne Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, ohne Präsenzdiener. 4) Laut Eurostat (Labour Force Survey). 5) Arbeitslose laut Arbeitsmarktservice.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 82 Wirtschaft damit verbundenen höheren Exportwachs- Die leichte Expansion der Wirtschafts- Regierungsprogramm vom Dezember 2013, tum, einem noch steigenden Arbeitskräftean- leistung ermöglicht zwar eine Ausweitung dem Entwurf zum Abgabenänderungsgesetz gebot und den in den letzten Jahren verstärk- der Beschäftigung (+0,8 % im Durchschnitt und den Ergebnissen der Regierungsklausur ten Aufwendungen für Forschung und Ent- der Jahre 2014 bis 2018), der Zuwachs vom Jänner 2014. Für das Jahr 2014 wird ein wicklung. beschränkt sich aber auf den privaten Sektor, strukturell wirksames Konsolidierungsvolu- Das Trendwachstum wird in Österreich während aufgrund der Budgetkonsolidie- men von 2 Mrd. Euro unterstellt, wobei sich 1,6 % p. a. betragen und ist damit zwar um rungsmaßnahmen mit einem leichten Rück- die Maßnahmen je zur Hälfte aus Abgaben- 0,7 Prozentpunkte höher als in den fünf gang der Zahl der öffentlich Bediensteten erhöhungen und Ausgabensenkungen zu- Jahren nach der Finanzmarktkrise, jedoch gerechnet wird. Der Anstieg des Arbeits- sammensetzen. Ab 2015 werden weitere, weiterhin schwächer als in den Jahren vor kräfteangebotes (+0,8 % p. a.) resultiert in überwiegend ausgabenseitige Einsparungs- Ausbruch der Krise. Die österreichische den kommenden Jahren vor allem aus einer maßnahmen von 1 Mrd. Euro angenommen. Wirtschaft befindet sich noch immer in einer Zunahme der Zahl der ausländischen Ar- Für die Jahre 2016 bis 2018 wird unterstellt, Phase der konjunkturbedingten Unterausla- beitskräfte, der anhaltenden Ausweitung der dass dieses Maßnahmenbündel beibehalten stung. Die Outputlücke (relative Abwei- Frauenerwerbsbeteiligung und der Verschär- wird. chung des tatsächlichen Outputs vom Trend- fung der Eintrittsbedingungen für die Früh- Der Finanzierungssaldo nach Maastricht- Output) bleibt im gesamten Prognosezeit- bzw. Invaliditätspension. Die Zahl der Ar- Definition wird in den Jahren 2014 bis 2018 raum negativ, sie verringert sich aber von beitslosen wird bis zum Jahr 2015 auf knapp neben strukturellen Konsolidierungsanstren- -0,8 % im Jahr 2013 auf -0,2 % 2018. 305.000 steigen (+17.400 gegenüber 2013), gungen auch maßgeblich von Kapitaltrans- Die Belebung des Welthandels bewirkt sodaß sich eine Arbeitslosenquote von 7,9 % fers an notverstaatlichte Banken bestimmt. eine Zunahme der österreichischen Exporte der unselbständigen Erwerbspersonen (Defi- In der Prognose werden dafür von 2014 bis um durchschnittlich 5,7 % pro Jahr, die nition des Arbeitsmarkt-Service AMS bzw. 2018 insgesamt 5,8 Mrd. Euro angenommen. damit geringer ist als in den 10 Jahren vor 5,2 % der Erwerbspersonen (Eurostat-Defi- Die aktuellen Entwicklungen im Zusam- der Krise 2009. Da die Importe mit durch- nition) ergibt. Bis 2018 sollte die Arbeits- menhang mit der Hypo Alpe-Adria-Bank In- schnittlich +5,5 % p. a. etwas schwächer losenquote auf 7,7 % zurückgehen, die Zahl ternational AG (Anstaltslösung, „Bad Bank“) zunehmen, wird der Außenbeitrag das hei- der Arbeitslosen bleibt mit gut 300.000 aber konnten in der Prognose nicht berücksichtigt mische Wirtschaftswachstum stützen. weiterhin sehr hoch. werden. Je nach Ausgestaltung der „Bad Die Ausrüstungsinvestitionen (+3,7 % p. Die gesamtwirtschaftlichen Lohnstück- Bank“ können sich das Maastricht-Defizit a.) werden sich dank steigender Absatzer- kosten, die wichtigste Determinante des in- und die Verschuldung des Gesamtstaates ge- wartungen im Ausland und niedriger Zins- ländischen Kostendruckes, erhöhen sich genüber der vorliegenden Prognose deutlich sätze erholen. Das Bevölkerungswachstum 2014/2018 um 1,5 % p. a., und die Brutto- erhöhen. Das strukturelle Defizit, welches und der Anstieg der Zahl der privaten Haus- reallöhne pro Kopf steigen jährlich um um zyklische Effekte und Einmalmaßnah- halte sowie die Konjunkturerholung sollten 0,5 %. Damit nimmt die Differenz zur Ent- men bereinigt ist, sollte davon aber unbe- die Wohnbauinvestitionen stützen. Dem wicklung der Arbeitsproduktivität von 0,4 rührt bleiben. steht ein durch den Konsolidierungsdruck Prozentpunkten im Jahr 2014 auf 0,2 Pro- In der Prognose berücksichtigt sind auch der öffentlichen Haushalte getrübter mit- zentpunkte im Jahr 2018 etwas ab, der Rück- die Wirkungen von einmaligen Steuermehr- telfristiger Ausblick für den Tiefbau gegen- gang in der Lohnquote verlangsamt sich. In einnahmen aus einem bilateralen Steuerab- über. Die gesamte Bautätigkeit entwickelt diesem Umfeld sollte der Preisauftrieb ver- kommen mit Liechtenstein (2014 rund 0,5 sich daher nur sehr mäßig (2014/2018 halten bleiben. Für die Periode 2014/2018 Mrd. Euro) und eine Erhöhung der Fami- +1,0 % p. a.). wird mit einem Anstieg der Verbraucher- lienbeihilfe in den Jahren 2014, 2016 und Das reale verfügbare Einkommen wächst preise von durchschnittlich 1,9 % p. a. ge- 2018 (insgesamt 0,83 Mrd. Euro). Die Pro- über den Prognosezeitraum mit +1,6 % p. a. rechnet. gnose unterstellt weiters, daß Einnahmen um 2 Prozentpunkte stärker als im Durch- aus einer Finanztransaktionssteuer im ge- schnitt 2009/2013. Die seit dem Ausbruch Ziel eines strukturell ausgeglichenen samten Prognosezeitraum nicht realisiert der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise beob- Haushalts ab 2016 prägt Budgetpolitik werden können (im Stabilitätsprogramm achtete Konsumzurückhaltung der Haus- Das Ziel, im Jahr 2016 einen strukturell vom April 2013 wurden sie mit 0,5 Mrd. halte hält an, der private Konsum wird 2014/ nahezu ausgeglichenen Haushalt zu errei- Euro pro Jahr ab 2014 veranschlagt). 2018 real um 1,1 % pro Jahr ausgeweitet chen (definiert als strukturelles Defizit von Ein Ausgleich des Staatshaushaltes (so- werden. Die geplante Anhebung der Fami- höchstens 0,5 % des BIP), bestimmt die wohl strukturell als auch nach der Definition lienbeihilfe in den Jahren 2014, 2016 und österreichische Budgetpolitik in den kom- laut Maastricht-Vertrag) kann daher unter 2018 sollte den privaten Konsum etwas stär- menden Jahren. Die systematische Evaluie- den gegebenen Wachstumsaussichten und ken. Dennoch fließt der Anstieg der verfüg- rung der Entwicklung des Bundeshaushaltes im oben beschriebenen Konsolidierungssze- baren Einkommen nur unterdurchschnittlich bis 2018 durch das Bundesministerium für nario nicht erreicht werden. Unter den be- in den Konsum und wird auch zu vermehrter Finanzen (BMF) im November 2013 („Kas- schriebenen Annahmen wird für 2016 mit Ersparnisbildung genutzt. Die Sparquote sasturz“) zeigte, daß dieser strukturelle einem strukturellen Haushaltsdefizit von sank infolge der Finanzmarktkrise um 4,5 Haushaltsausgleich bis 2016 nicht ohne wei- 0,8 % des BIP gerechnet. Im Jahr 2018 dürf- Prozentpunkte auf 6,7 % im Jahr 2011. Im tere Konsolidierungsschritte erreicht werden ten das Maastricht-Defizit bei 1,0 % des BIP Prognosezeitraum wird sie deutlich angeho- kann. und das strukturelle Defizit bei 0,8 % des ben und nähert sich 2018 mit 8,7 % dem Die grundlegenden Annahmen der Pro- BIP liegen. „ langjährigen Durchschnitt. gnose für den Staatshaushalt fußen auf dem http://www.wifo.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 83 Wirtschaft Konjunkturerholung mit geringem Tempo. Aber nur vorläufig Bank Austria Konjunkturindikator signalisiert im Jänner mit 0,8 Punkten wenig zusätzliche Dynamik – Verdoppelung der Wachstumsdynamik im ersten Quartal 2014 erwartet, da Investitionen und Exporte steigen werden – Abschwächung in einigen Emerging Markets und Konsumzurückhaltung vorerst noch noch Hemmschuhe – Stabilisierung am Arbeitsmarkt bringt auch Konsum im Jahresverlauf in Schwung

ie Erholung der heimischen Wirtschaft anhaltend schwierige Lage am Arbeitsmarkt terstützen können, so daß für 2014 ein An- Dsetzt sich fort. Nach der Belebung des wieder gelegt. stieg des BIP auf breiter Basis von 2 Prozent Wachstums auf 0,3 Prozent zum Vorquartal möglich sein wird. Übers gesamte Jahr 2013 zum Jahresende 2013, weisen die vorliegen- Internationale Unterstützung für belastete die Verschlechterung der Lage am den Frühindikatoren vorerst jedoch auf keine österreichische Wirtschaft nimmt zu Arbeitsmarkt. Mittlerweile sind aber erste An- weitere Beschleunigung hin. „Der Bank Im Verlauf des ersten Quartals 2014 er- zeichen einer Stabilisierung erkennbar, die Austria Konjunkturindikator hat im Jänner warten die Ökonomen der Bank Austria mehr über eine Verbesserung der Verbraucherstim- 0,8 Punkte erreicht. Das bedeutet gegenüber internationalen Rückenwind für die heimi- mung bald auf den Konsum wirken sollte. dem Vormonat einen minimalen Rückgang. sche Wirtschaft. Die globale Wirtschaft steht „Im Jänner 2014 lag zwar die Anzahl der Ar- Damit befindet sich der Indikator zwar in zum Jahresbeginn 2014 auf einer soliden Ba- beitslosen auf Rekordniveau, doch der Anstieg einem Wertebereich, der eine Fortsetzung des sis, wenn sich auch Wachstumsdifferenzen verlangsamte sich deutlich, der Rückgang der Wachstumskurses der österreichischen Wirt- zwischen den entwickelten Ländern und den offenen Stellen nahm ab und das Beschäfti- schaft zum Jahresbeginn 2014 anzeigt, aber Schwellenländern auszuweiten scheinen. Die gungswachstum legte im Jahresvergleich wie- im Vergleich zum Vormonat keinen zusätz- vorliegenden Daten für die US-Wirtschaft der zu. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquo- lichen Schwung erkennen läßt“, meint Bank zeigen ein robustes Wachstum. In Japan sorgt te ist im Jänner mit 7,9 Prozent nicht mehr Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Das die expansive Geld- und Budgetpolitik wei- weiter gestiegen“, so Bruckbauer. Der öster- moderate Erholungstempo der vergangenen ter für Schub. In Europa legt die britische reichische Arbeitsmarkt beginnt zu Jahres- Monate setzt sich damit fort. Eine kräftige Wirtschaft einen guten Start ins Jahr 2014 beginn 2014 langsam vom negativen Trend Beschleunigung der Konjunktur in Öster- quer über alle Sektoren hin, der sich am Ar- abzuweichen, wenn auch das milde Winter- reich läßt sich derzeit jedoch noch nicht aus- beitsmarkt positiv niederschlägt. Schließlich wetter die Entwicklung der vergangenen Wo- machen. „Verhaltene Konjunktursignale aus kommen auch aus der Eurozone immer stär- chen günstig beeinflußt haben dürfte. Im Jah- einigen Schwellenländern sowie vor allem kere Impulse für die österreichische Wirt- resdurchschnitt 2014 erwartet die Bank Austria ein schwächelnder privater Konsum durch- schaft. Da auch die Länder an der Peripherie eine Arbeitslosenquote von 7,8 Prozent, kreuzen noch eine schnellere Erholung. Wir vom Aufschwung erfaßt worden sind, wird leicht über den 7,6 Prozent des Jahres 2013. erwarten jedoch bereits im ersten Quartal die Wirtschaft des Währungsraums im ersten eine Verbesserung“, so Bruckbauer. Quartal mit 0,4 Prozent zur Vorperiode so Mehr Einkommen und niedrige Inflation Den leichten Rückgang des Bank Austria rasch, wie seit Mitte 2011 nicht mehr wach- werden Privatkonsum kräftigen Konjunkturindikators gegenüber dem Vormo- sen. Die bewährte Konjunkturlokomotive Zudem wird der private Konsum in den nat haben alle Stimmungskomponenten im Deutschland wird voranschreiten und die hei- kommenden Monaten durch reale Einkom- Jänner mit verursacht. Trotz Gegenwinds aus mische Wirtschaft mitziehen. „Wir erwarten menszuwächse, unterstützt durch die niedri- den Schwellenländern hat sich der mit dem für das erste Quartal 2014 eine Beschleu- ge Inflation, gestärkt. „Für 2014 gehen wir österreichischen Außenhandel gewichtete nigung des Wirtschaftswachstums in Öster- von einem Rückgang der Inflationsrate auf europäische Industriestimmungsindikator je- reich auf über ½ Prozent zum Vorquartal. durchschnittlich 1,7 Prozent, nach 2 Prozent doch nur wenig nach unten bewegt. Die Ge- Neben der Auslandsnachfrage bestimmt eine im Vorjahr aus. Zwar geht von Steuer- und Ge- schäftseinschätzung der österreichischen In- schwungvollere Investitionstätigkeit die bührenanhebungen 2014 ein spürbarer Druck dustrie hat sich dagegen spürbar verschlech- stärkere Dynamik“, ist Pudschedl überzeugt. nach oben aus, doch die zurückhaltende Roh- tert und ist unter den langjährigen Durch- stoffpreisentwicklung dämpft die Inflation“, schnitt gesunken. „Nicht nur die Stimmung Angespannte Lage am Arbeitsmarkt meint Bruckbauer. Nach Berechnungen der im europäischen und vor allem dem österrei- dämpft Stimmung heimischer Bank Austria werden die jüngsten Steueran- chischen Produktionssektor ging nach unten, Konsumenten, noch! hebungen, die zum Teil bereits im März auch die heimischen Verbraucher blickten Noch fehlt es der Inlandsnachfrage, ins- wirksam werden sollen, die Inflation um rund im Jänner mit etwas weniger Zuversicht ins besondere dem privaten Konsum an Schwung. ¼ Prozentpunkt erhöhen. Das ist mit Grund Jahr 2014“, meint Bank Austria Ökonom In den kommenden Monaten wird der priva- warum die Inflation in Österreich 2014 um Walter Pudschedl. Der Aufwind, der im te Konsum nach Einschätzung der Ökono- rund ½ Prozentpunkt über der durchschnitt- Herbst die Stimmung der heimischen Kon- men der Bank Austria mehr und mehr die lichen Teuerung in der Eurozone liegen sumenten erfaßt hatte, hat sich durch die Erholung der österreichischen Wirtschaft un- wird. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 84 Wirtschaft Touristisches Wachstum geht weltweit von den Städten aus Österreich profitierte 2013 kräftig davon. Trend setzt sich weiter fort.

ie Städte haben Österreichs Nächti- Dgungsergebnis auch 2013 kräftig ange- kurbelt: Mit einer Steigerung um 2,9 % auf 19,4 Mio. Nächtigungen, die 14,6 % des lan- desweiten Aufkommens repräsentieren. Auch in Europa wurde vom Städtetourismus ein neuerlicher Rekordwert erzielt, verursacht von einem 3,6%igen Nächtigungszuwachs. Die Erfolgsgeschichte der Städte wird sich künftig nicht nur fortsetzen, sondern noch verstärken, denn sie folgt einem weltweiten Trend, der von der fortschreitenden Globali- sierung und Urbanisierung gespeist wird. Österreichs Chancen, davon mehr und rascher als bisher zu profitieren, sind noch nicht optimal genützt. Bilanz über den österreichischen Städte- tourismus 2013 zog bei einer Presskonferenz Quelle: MODUL REsearch im Auftrag von ECM Die Top 10 der nächtigungsstärksten Städte in Europa 2013 am 24. Februar die ArGe Städte, die aus Österreichs Landeshauptstädten und Wien be- mens. In den Städten hat sich dies noch stär- Städte. Diese hatten schon vor 2013 ein star- steht. Wiens Tourismusdirektor Norbert Kett- ker manifestiert, denn hier haben sich die kes interkontinentales Aufkommen, und ihre ner präsentierte die Ergebnisse in seiner Auslandsnächtigungen um 3,8 % erhöht und Zuwachsrate fußt auf diesem hohen Aus- Eigenschaft als Vorsitzender dieses Gre- ihr Aufkommensanteil beträgt 76 %." gangswert. Tatsächlich liegt in Österreich der miums. Warum sich der Städtetourismus – Diese unterschiedlichen Ergebnisse spie- Anteil von Nächtigungen außereuropäischer nicht nur in Österreich – stark überproportio- geln sich auch im Nationenmix wider, der im Gäste am Gesamtergebnis bei 5 %. Er wäre nal zum landesweiten Tourismus entwickelt, Städtetourismus deutlich breiter gestreut ist: nur halb so hoch ohne den Beitrag der Städ- und warum das so bleiben wird, berichtete Die fünf nächtigungsstärksten Länder in den te, wo der Vergleichswert 20 % beträgt. Prof. Egon Smeral vom WIFO (Österreichi- Städten waren 2013 Österreich, Deutschland, Kettner kommentierte dies folgendermas- sches Institut für Wirtschaftsforschung). der Überseemarkt USA, Italien sowie der sen: „Der Städtertourismus erweist sich so- Einblick in den gesamteuropäischen Städte- Fernmarkt Rußland, und diese Länder sorg- mit deutlich als das Zugpferd für das Auf- tourismus 2013 gab Dieter Hardt-Stremayr, ten gemeinsam für 58 % des städtischen Ge- kommen aus jenen Ländern, von denen der- Geschäftsführer des Graz Tourismus und Vi- samtvolumens. zeit das stärkste Wachstum ausgeht, und de- zepräsident von European Cities Marketing, In Österreich führten Deutschland, Ös- nen zahlreiche internationale Studien auch dem Netzwerk der führenden Tourismus- und terreich, die Niederlande, die Schweiz und das größte Wachstumspotential in der Zu- Marketing-Organisationen sowie Kongreß- Großbritannien die Statistik an und erbrach- kunft bescheinigen. In Hinblick auf eine In- büros europäischer Städte. ten 78 % aller Nächtigungen. ternationalisierung des österreichischen Tou- Einleitend erklärte Kettner: „In Öster- rismus bedeutet das: Es genügt längst nicht reichs touristischem Rekordergebnis 2013 mit Interkontinentale Nächtigungen mehr, sich im europäischen Ausland nach- 132,6 Mio. Gästenächtigungen und einem wachsen am stärksten, mehr als drücklich zu positionieren, sondern es sind Plus von 1,2 % gegenüber 2012 hat der Städ- die Hälfte davon entfällt auf Städte rechtzeitig auch in Übersee entsprechende tetourismus wiederum seine Vorreiterrolle Besondere Aufmerksamkeit verdienen Maßnahmen zu setzen, insbesondere in Asien, bestätigt: Die Landeshauptstädte und Wien die außereuropäischen Märkte, denn sie hat- von wo gemäß den Prognosen der Touris- haben gemeinsam 19,4 Millionen Nächtigun- ten 2013 die höchsten Zuwachsraten: landes- musforschung der stärkste Impact zu erwar- gen verzeichnet, was einer Steigerung um weit stiegen deren Nächtigungen um 7,3 %, ten ist. Weiters legen die genannten Zahlen 2,9 % entspricht und sie haben somit 14,6 % in den Städten waren es + 4,7 %. Stellt man eine nationale Vermarktungs-Strategie nahe, des landesweiten Gesamtnächtigungsvolu- zu den prozentuellen Steigerungen die abso- die sich bei der Erschließung neuer Märkte mens generiert. Generell war das Ergebnis luten Zahlen und deren Verteilung, ergibt sich die nachgewiesene Pionierfunktion des Städ- stark von Gästen aus dem Ausland getragen. allerdings folgendes Bild: Von den 6,6 Mio. tetourismus zunutze macht. Es ist belegt, daß Ihre Nächtigungen sind voriges Jahr landes- der 2013 in Österreich konsumierten außer- die Städte die ,door openers‘ sind, wenn sich weit um 1,8 % gestiegen und repräsentieren europäischen Nächtigungen entfielen mehr das Reisepublikum neuen Ländern zuwen- 73 % des österreichischen Gesamtaufkom- als die Hälfte, nämlich 4,0 Millionen, auf die det. Einmal angezogen, will es dann dort

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geworden. Es bevorzugt kürzere, dafür aber maßgeschneiderte Aufenthalte mit hoch spe- zialisierten Reiseerlebnissen. – Nichts ent- spricht dem besser als Städtereisen, denn Städte bieten die höchstmögliche Auswahl an differenzierten und zudem auch leicht in kurzer Zeit kombinierbaren Erlebnissen. Eine der wichtigsten Grundlagen für die Beliebtheit der Städte und deren überpropor- tionale Zuwächse im Tourismus ist ihre leichte Erreichbarkeit per Flugzeug. Das macht sie zu den Hauptgewinnern der Glo- balisierung, mit der die wachsende Anzahl von Gästen aus Fernmärkten einhergeht. Die- se Fernreisenden zieht es zumindest in den ersten Phasen ihres „Reiselebens“ eher in städtische Regionen. Smerals Studie weist z.B. nach, daß 2000 bis 2012 Gäste aus Über- see in Österreich vorwiegend Städte besuch- Quelle: MODUL REsearch im Auftrag von ECM ten, wobei die TouristInnen aus den BRIC- Hauptherkunftsländer ausländischer Nächtigungen in Europas Städtetourismus 2013 Staaten (Brasilien, Rußland, Indien, China) auch nicht-städtische Ziele kennenlernen. stiegen, die Städtenächtigungen hingegen um in erster Linie Wien wählten. BesucherInnen Bisher haben die Städte – allen voran Wien, 3,7 %. Die österreichischen Bundesländer- aus Fernmärkten verbessern auch das touri- Salzburg und Innsbruck – beim Eintritt in hauptstädte und Wien haben 2012 zusam- stische Angebot einer Destination insgesamt, Hoffnungsmärkte zumeist im Alleingang men 18,8 Millionen Nächtigungen verzeich- weil der Umgang mit der neuen Klientel und investiert. Es wäre für Österreich von Vor- net und damit 14,4 % der landesweiten Näch- ihren Ansprüchen Lerneffekte bewirkt, die teil, sie dabei gerade in der aufwendigen An- tigungen. Dieser Anteil hat sich seit 1975 der Produktgestaltung in allen Bereichen fangsphase systematisch und gezielt zu un- fast verdoppelt, 2000 ist er noch bei 11 % einen Qualitätsschub verschaffen. terstützen. Mit der dadurch erhöhten Durch- gelegen. Berücksichtigt man nun zusätzlich, Nicht zuletzt kommt dem Städtetouris- schlagskraft kann sich der landesweite Gä- daß die durchschnittlichen monetären Auf- mus zugute, daß seine wichtigste Zielgruppe stemix rascher internationalisieren und auch wendungen pro Person und Nacht im Städte- rapide wächst, denn die meisten Städtereisen- rascher auf das gesamte Bundesgebiet über- tourismus um zumindest 50 % höher liegen den sind selbst StädterInnen, und der welt- greifen. Die kürzlich in Aussicht gestellte Er- als jene im Gesamttourismus, läßt sich die weite Trend zur Urbanisierung ist sehr kräf- höhung des Budgets der Österreich Werbung ökonomische Dimension erst in vollem tig: Im Jahr 1900 lebten 14 % der Weltbe- ab 2015 sollte dafür eingesetzt werden und Umfang ermessen.“ völkerung in Städten, dieser Anteil erhöhte gleich als Basis für eine – finanziell unter- sich bis zum Jahr 2000 auf 47 %. Bis 2030 fütterte – Asien-Strategie dienen, die drin- Warum boomt der Städtetourismus? wird ein Anstieg auf 61 % erwartet, dann gend benötigt wird.“ Wie Smeral in seiner Studie ausführt, werden 5 Milliarden Menschen in Städten le- bestätigt eine Vielfalt von Untersuchungen ben, um fast 2 Milliarden mehr als im Jahr Neueste Studie zum Wachs- den Trend, daß weltweit die Tourismusnach- 2000. tumsmotor Städtetourismus frage stärker wächst als die Einkommen der Eine detaillierte Analyse der Ursachen Menschen. Die Ursache dafür ist, daß sobald Österreich 2000 – 2012: Mehr für den Boom im Städtetourismus generell die Grundbedürfnisse und der Bedarf an Qualitäts-Hotellerie bewirkte mehr sowie seiner Entwicklung in Österreich von dauerhaften Konsumgütern in den privaten Marktanteile für Städte 2000 – 2012 samt Prognose bis 2025 präsen- Haushalten ausreichend gedeckt sind, mehr Bei der Betrachtung des Tourismus in tierte Prof. Egon Smeral vom WIFO in der Geld für Dienstleistungen und Freizeitgü- Österreich geht Smerals Studie von einem Studie „Österreich Tourismus 2025: Wachs- ter – unter diesen besonders Reisen – ausge- statistischen Konzept aus, das drei regionale tumsmotor Städtetourismus“ (WIFO-Mo- geben wird. Dazu tritt der im aktuellen Rei- Typen unterscheidet: ländliche, städtische natsberichte 2/2014). Als Grundlage dafür severhalten ausgeprägte Trend zu Kurztrips und intermediäre (Mischform). Innerhalb die- diente ihm die im Auftrag des Bundesmini- mit Kulturthemen (Städtereisen) oder Sport- ser sind Regionen definiert, deren Unter- steriums für Wirtschaft, Familie und Jugend inhalten (Golf). Auch hier ist der Grund eine scheidungsmerkmal die Anzahl der Nächti- 2013 durchgeführte WIFO-Studie „Touris- gewisse Marktsättigung: Standardisierte, gungen pro Einwohner ist: „tourismusinten- mus 2025: Entwicklungsperspektiven und massentouristische Angebote verlieren Markt- siv“ sind solche, wo diese Anzahl über dem Strategien für den ländlichen Raum“. anteile, weil man diese schon ausreichend landesweiten Durchschnitt liegt, „tourismus- Wie hoch die Dynamik des Städtetou- konsumiert hat und nun höherwertige Reise- extensiv“ solche, wo sie darunter liegt. Die rismus ist, zeigte Smeral mit folgendem Ver- formen mit Betonung der Individualisierung Analyse der Daten unter diesen Gesichts- gleich: „In Kontinentaleuropa sind im Zeit- sucht. Das heutige Publikum ist reiseerfah- punkten erbrachte zum österreichischen Tou- raum 2000 bis 2012 die Gesamtnächtigun- ren, flexibel, unabhängig und somit an- rismus im Zeitraum 2000 – 2012 folgende gen jährlich um durchschnittlich 1,3 % ge- spruchsvoller und weniger preisempfindlich Ergebnisse:

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Die städtischen Gebiete hatten in ihrem forderungen mit sich, für die sie sich recht- um 1,7 % gewachsen sind. Unter den 10 jeweiligen Gesamtaufkommen einen deut- zeitig wappnen müssen: Um für die wach- nächtigungsstärksten Herkunftsländern kom- lich höheren relativen Anteil an 5- und 4- sende Zahl der Fluggäste gerüstet zu sein, ist men die höchsten Zuwachsraten aus zwei Stern-Nächtigungen (50 %) als intermediäre der Ausbau der Flughäfen unabdingbar. Fernmärkten, nämlich China mit + 12 % und (36 %) und ländliche (32 %). Die extensiven Neben der Anzahl der BesucherInnen erhöht Rußland mit + 11 %. Die Rolle des Städte- städtischen und ländlichen Gebiete waren sich in den Städten auch die EinwohnerIn- tourismus als Wachstumsmotor des Touris- unter allen Regionstypen auch diejenigen, nenzahl. Um trotzdem die Lebens- und Frei- mus generell und als Hauptfaktor für seine wo das Angebot an 5- und 4-Sterne-Betten zeitqualität zu erhalten bzw. zu verbessern, Internationalisierung hat sich in Europa je- im Zeitraum 2000 bis 2012 am kräftigsten sind Infrastrukturinvestitionen erforderlich. denfalls auch 2013 klar bestätigt.“ gewachsen ist. Solche Neuzugänge in der Dazu zählen u.a. etwa Maßnahmen in Hin- gehobenen Hotellerie setzen auch positive blick auf den öffentlichen Verkehr, die Wien unter den Top 10 Europas: Nr. 8 regionale Impulse, die über das Beherber- Stadterhaltung oder die Energieversorgung. im Gesamtergebnis, Nr.7 bei ausländi- gungsangebot hinausgehen, denn sie bewir- Nicht zuletzt besteht in der Stadtentwicklung schen Nächtigungen ken Erneuerungen und damit Verbesserun- die Notwendigkeit, auf eine Entlastung der Die Liste der zehn nächtigungsstärksten gen anderer Angebotskomponenten (z.B. städtischen Ballungszentren hinzuarbeiten, Städte Europas 2013 führen London, Paris Gastronomie, Handel, Infrastruktur usw.). indem urbane Erlebnisräume bzw. Attraktio- und Berlin an, gefolgt von Rom, Barcelona, Dasselbe leisten auch qualitativ hochwertige nen an oder nahe der Peripherie geschaffen Madrid und Prag. Greater behauptete Neuinvestitionen in bestehende Betriebe, werden. Bei allem ist stets auch die Umwelt- wieder seinen 8. Platz vor München und insbesondere, wenn sich damit deren Betten- verträglichkeit zu berücksichtigen, die nicht Hamburg. Der Nächtigungszuwachs von angebot vergrößert, weil die Erhöhung der nur für die Lebensqualität der Stadtbewoh- Greater Vienna liegt mit 3,4 % unter dem Betriebsgröße Produktivitätssteigerungen nerInnen ein wesentlicher Faktor ist, auch europäischen Durchschnitt (+ 3,6 %), inner- ermöglicht. das Reisepublikum wird in dieser Hinsicht halb seiner Stadtgrenzen lag Wien allerdings Die Produktivitätsdynamik erweist sich, zusehends sensibler. mit ein Wachstum von 3,7 % leicht darüber. wie aus der Studie klar ersichtlich, als eine Starke Verschiebungen ergeben sich jedoch Schlüsselgröße für die Marktanteilsentwick- Städtetourismus in Europa 2013: bei der Betrachtung der ausländischen Näch- lung: Viele Regionen, die ihre Marktanteile Neuer Nächtigungsrekord tigungen ohne dem jeweiligen Inlandsauf- erhöhen konnten, hatten überdurchschnittli- Wie sich der weltweite Vormarsch der kommen: Lediglich London und Paris behal- che Produktivitätssteigerungen (gemessen Städte 2013 in Europa niederschlug, berich- ten dabei ihre Positionen, auf Platz 3 steht an der Bruttowertschöpfung pro Erwerbstä- tete Dieter Hardt-Stremayr, Geschäftsführer hingegen Rom, und es folgen Barcelona, tigen in den Beherbergungsbetrieben). Die ex- des Graz Tourismus und Vizepräsident von Prag und Berlin, das auf Platz 6 zurückfällt. tensiven städtischen und ländlichen Gebiete European Cities Marketing (ECM), anhand Wien rückt hier um eine Position auf Platz 7 waren auch jene mit den stärksten Produk- aktuellster Daten. „Die bisher vorliegenden vor, danach kommen Amsterdam und Buda- tivitätsschüben. Ein hohes Produktivitätsni- Zahlen stammen aus 64 Destinationen, zu pest, während München und Hamburg aus veau ist überdies die Basis für hohe Einkom- denen aber alle großen Tourismusmetropo- der Top-Ten-Liste fallen. men generell: Einschlägigen Untersuchungen len gehören, daher war es möglich, mittels Die zehn führenden Herkunftsländer ma- zufolge können ArbeitnehmerInnen in Städ- Hochrechnung den repräsentativen Jahres- chen in den europäischen Städten 46 % des ten um ein Drittel höhere Einkommen erzie- trend 2013 für alle 200 im ECM-Bench- Aufkommens an ausländischen Nächtigun- len als in ländlichen Gebieten. Außerdem lok- mark-Report berücksichtigten Städte zu gen aus. An der Spitze stehen dabei die ken Neuzugänge in der gehobenen Hotelle- ermitteln. Das Ergebnis untermauert die USA, Deutschland und Großbritannien, die rie sowie der Ausbau der bestehenden neue zuvor angeführten Entwicklungen“, konsta- zusammen ein knappes Viertel beitragen. Es Gästeschichten an. Dies löst einen weiteren tierte er, „denn die derzeit erfaßten 64 Städte folgen Italien, Frankreich, Rußland und Spa- Qualitätsschub aus, denn es kommt wiede- haben im Vorjahr 346,8 Millionen Nächti- nien, die gemeinsam in knappes Fünftel lie- rum zu den bereits erwähnten Lerneffekten gungen verzeichnet, was einer Steigerung fern. Japan und China fallen ebenfalls unter für die innovative Produktoptimierung. um 3,6 % gegenüber 2012 entspricht und diese Top-Ten. „ einen neuen Rekord für den europäischen Die WIFO-Studie „Österreich Tourismus Österreich 2025: Städte bleiben die Städtetourismus sicherstellt. Die ausländi- 2025: Wachstumsmotor Städtetourismus“ ist Gewinner, müssen diesen Erfolg aber schen Nächtigungen haben sich mit einem online zum Preis von 15 Euro erhältlich un- auch verkraften können Anstieg um 4,7 % auch hier dynamischer ter der Adresse In Langfristprognosen bis 2025 ist laut entwickelt als die inländischen, die lediglich http://www.wifo.ac.at/publikationen Smeral davon auszugehen, daß sich bei An- halten der beschriebenen Trends die städti- Smartes Hotel mit Wiener Flair schen Regionen in Österreich mit durch- schnittlich rund 4 % Nächtigungszuwachs as Smartphone ist die Zukunft der Öffnung der Balkontür des Hotelzimmers. pro Jahr am stärksten entwickeln werden. DHotelbranche“, sagte Benedikt Komarek, Das Hotel wird in Kooperation mit dem Damit ergibt sich auch, daß Gäste bei Reise- gf. Gesellschafter des neuen „Hotel Schani“, Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und aufenthalten in wachsendem Ausmaß städti- dessen Spatenstich am 18. Februar am Wie- Organisation (IAO) aus Stuttgart gebaut, das sche Lebensstile bevorzugen werden. ner Hauptbahnhof erfolgt ist. Mit dem Smart- im Zuge des Forschungsprojekts „FutureHo- Diese durchaus erfreuliche Entwicklung phone wird nicht nur die Hotelbuchung er- tel“ an innovativen Hotellösungen forscht. „ bringt für die Städte allerdings auch Heraus- folgen, sondern auch der Check-In und die http://www.hotelschani.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 87 Chronik Zwei Drittel der steirischen Gemeinden schrumpfen Registerzählung 2011 – Bevölkerung, Haushalte, Familien

m Stichtag der Registerzählung 2011 A(31. 10. 2011) beträgt die Einwohner- zahl der Steiermark genau 1.208.575 (davon 617.551 oder 51,1 % Frauen), das sind um 25.272 oder 2,1 % mehr Bewohner als vor 10 Jahren bei der Volkszählung 2001 und damit der höchste Bevölkerungsstand, der hierzulande bei einer Volks- oder Register- zählung je gemessen wurde! Dieses Plus war vor allem das alleinige Ergebnis einer weiter gestiegenen deutlich positiven Wanderungs- bilanz (+38.866 von 2001 bis 2011), die hauptsächlich durch internationale Zuwan- derung – hier vor allem nach Graz – verur- sacht wurde (Herkunftsländer der MigrantIn- nen sind überwiegend ost- und südosteuro- päische Länder sowie Deutschland). Demge- genüber steht eine deutlich negative Gebur- tenbilanz von -13.594. Regional gesehen gab es von 2001 bis Quelle: Statistik Austria; Bearbeitung: Landesstatistik Steiermark 2011 Bevölkerungsanstiege nur im Groß- raum Graz, wobei in Graz-Stadt (+15,7 %) Rückgänge (bis -2 %), trotz AusländerInnen- kerungsrückgänge zwischen 5 % und 7,5 % der höchste Anstieg zu beobachten war, ge- anstiegs, gab es in Deutschlandsberg, Hart- gab es, wie schon seit längerem, in den ober- folgt von Graz-Umgebung (+9,0 %). Leichte berg-Fürstenfeld und Südoststeiermark. Et- steirischen Bezirken Murtal, Bruck-Mürz- Zuwächse, besonders bei den Nicht-Öster- was deutlichere Rückgänge der Bevölke- zuschlag, Murau und Leoben, verursacht reicherInnen, gab es in Leibnitz (+2,7 %) rungszahlen von 2 bis 4 % – besonders durch durch Abwanderung und Geburtendefizite. und Weiz (+2,1 %), also auch hauptsächlich Binnenabwanderung – waren in Voitsberg Insgesamt hat die Obersteiermark von 2001 in der näheren Umgebung von Graz. Leichte und Liezen zu beobachten. Markante Bevöl- bis 2011 absolut genau 20.356 Personen

Quelle: Statistik Austria; Bearbeitung: Landesstatistik Steiermark

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 88 Chronik

(-5,5 %, praktisch nur Inländer) eben durch Jahr 2011 nur noch 2,3. Bei der Haushalts- Familien ohne Kinder nahm in diesem Zeit- Binnenabwanderung und Sterbeüberschüsse größe spielt der Stadt-Land-Effekt eine raum um mehr als 50 % zu, so daß 2011 in verloren, während der Großraum Graz genau große Rolle. Graz hatte immer einen gerin- rund 39 % der Familien keine Kinder leben, 47.245 Personen (+13,2 %) hauptsächlich geren Anteil an Mehrpersonenhaushalten. während die Anzahl der Familien mit Kin- durch Zuwanderung dazugewonnen hat. Der Die Kluft zwischen den ländlichen Regionen dern unter 15 Jahren geringer wird (von landesweite Bevölkerungszuwachs wurde – und Graz ist aber speziell dadurch kleiner 158.088 im Jahr 1971 auf 104.174 im Jahr betrachtet nach der Staatsangehörigkeit – zur geworden, daß der Anteil von Haushalten 2011). Die überwiegende Mehrheit der Fa- Gänze davon getragen, daß die Zahl der Aus- mit vier und mehr Personen steiermarkweit milien sind Paarfamilien (69 %), allerdings länderInnen im Vergleich zu 2001 um drastisch gesunken ist. So variiert die durch- ist seit 1971 ein sinkender Trend bei den 30.989 bzw. 57,9 % auf 84.501 gestiegen ist schnittliche Haushaltgröße von 2,0 in Graz- Ehepaarfamilien in der Steiermark festzu- und gleichzeitig die InländerInnenzahl zu- Stadt bis 2,7 in Weiz, Hartberg-Fürstenfeld stellen. Die Zahl der Lebensgemeinschaften rückgegangen ist (-5.717 bzw. -0,5 %). Der und Südoststeiermark. und die Zahl der AlleinerzieherInnen haben AusländerInnenanteil an der gesamten Wohn- sich im Laufe der Zeit aber deutlich erhöht. bevölkerung beträgt nun 7,0 %, ist aber nach In 39 % der Familien Steiermarkweit kann man feststellen, daß die dem Burgenland der zweitniedrigste in ganz leben keine Kinder Zahl der Kinder in den Familien (einge- Österreich. 45 % der AusländerInnen stam- Steiermarkweit ist die Zahl der Familien schränkt auf unter 15 Jahre) kontinuierlich men aus EU- und EWR-Staaten, weitere in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich ge- zurückgeht: 2011 waren es 161.232, 1971 30 % aus den nunmehrigen Staaten des ehe- stiegen (von 302.645 Familien im Jahr 1971 noch mehr als 300.000. „ maligen Jugoslawien (ohne Slowenien) und auf 337.974 im Jahr 2011). Die Anzahl der http://www.statistik.steiermark.at 7 % aus der Türkei.

Bevölkerungsrückgänge Anfang 2014: 8,5 Mio. ÖsterreicherInnen in 348 Gemeinden Betrachtet man die Bevölkerungsent- m 1. Jänner 2014 lebten laut vorläufigen Kärnten, das zwischen 2008 und 2012 wicklung von 2001 bis 2011 auf der Ge- AErgebnissen von Statistik Austria etwas das einzige Bundesland mit einem Bevölke- meindeebene, so gab es in 348 (64,6 %) der mehr als 8,5 Mio. Menschen in Österreich, rungsrückgang war, verzeichnete 2013 eben- insgesamt 539 steirischen Gemeinden Be- um fast 53.000 Personen (+0,6 %) mehr als falls einen Anstieg der EinwohnerInnenzahl. völkerungsrückgänge, in einer Gemeinde zu Jahresbeginn 2013. Der Zuwachs war so- Dieser fiel mit einem Plus von 164 Men- blieb die Bevölkerungszahl gleich, in den mit 2013 deutlich höher als im Jahr zuvor schen (+0,03 %) allerdings sehr gering aus. restlichen 190 Gemeinden (35,3 %) hinge- (2012: rund 43.700 Personen). Beinahe die gen kam es zu einem Bevölkerungsanstieg. Hälfte der gesamten Bevölkerungszunahme Besonders starke Zuwächse Das Durchschnittsalter der in der Steier- des Jahres 2013 entfiel auf die Bundeshaupt- sind bei EU-Staatsangehörigen mark lebenden Personen beträgt am 31. 10. stadt Wien. Zu Jahresbeginn 2014 lebten zu verzeichnen 2011 genau 42,7 Jahre. Graz-Stadt ist der mehr als 1,06 Mio. ausländische Staatsange- Den vorläufigen Ergebnissen von Stati- „jüngste" Bezirk mit einem Wert von 40,8 hörige in Österreich. Der AusländerInnen- stik Austria zufolge lebten am 1. Jänner 2014 Jahren (Gemeinde Ungerdorf mit 37,3 Jah- anteil lag somit bei 12,5 %. rund 1,06 Mio Menschen mit ausländischer ren jüngste Gemeinde), Leoben der „älteste" Staatsangehörigkeit in Österreich. Dies ent- mit 46,2 Jahren (Gemeinde Eisenerz sogar Stärkstes Wachstum in Wien spricht 12,5 % der Gesamtbevölkerung und 53,4 Jahre!). Leoben weist damit eine – auch Wien verzeichnet bereits seit einigen Jah- einem Plus von rund 60.300 Personen im anhand weiterer Indikatoren festgestellte – ren die höchsten Bevölkerungszuwächse Vergleich zum Jahresbeginn 2013. stark überalterte Wohnbevölkerung auf, wäh- aller Bundesländer. In der Bundeshauptstadt Fast die Hälfte aller nicht-österreichi- rend Graz-Stadt durch die massive Zuwan- stieg die Bevölkerungszahl im Jahr 2013 mit schen Staatsangehörigen (48,6 % bzw. rund derung der letzten Jahre als einziger Bezirk +1,4 % mehr als doppelt so stark wie im 517.200 Personen) stammte aus Ländern der die Alterung – zumindest kurzfristig – stop- Durchschnitt Österreichs. In absoluten Zah- Europäischen Union – um 42.500 Personen pen konnte. len entspricht dies einem Anstieg um rund bzw. 9,0 % mehr als noch im Jahr zuvor. Bei der Registerzählung 2011 wurden in 24.400 Personen, womit auf Wien rund 46 % Dabei stieg die Zahl der BürgerInnen aus der Steiermark 512.586 Privathaushalte ge- des gesamtösterreichischen Bevölkerungs- den 13 seit 2004 zur EU beigetretenen Staa- zählt. Damit ist die Anzahl seit 1971 laufend wachstums entfielen. ten deutlich stärker (+30.000 Personen bzw. gestiegen (1971: 365.040, 1981: 394.584, Einen ebenfalls leicht überdurchschnitt- +11,7 %) als jene der Angehörigen der 14 1991: 425.570, 2001: 468.820), der Anstieg lichen EinwohnerInnenzuwachs verzeichne- langjährigen EU-Mitgliedsstaaten (+12.500 seit 1971 beträgt +40,4 %, seit 2001 +9,3 %. te auch der Westen Österreichs: in Tirol stieg Personen bzw. +5,7 %). Weniger Kinder und ein längeres Leben die Bevölkerungszahl um 0,8 % und in Vor- Die Zahl der in Österreich lebenden Staats- haben Auswirkungen auf die Struktur der arlberg um 0,7 %. In allen anderen Bundes- angehörigen aus Nicht-EU-Staaten erhöhte Privathaushalte: Die Haushaltsgröße verla- ländern lag das Wachstum unter dem Bun- sich im Laufe des Jahres 2013 um rund gert sich immer mehr auf Ein- und Zwei- desdurchschnitt. In Oberösterreich erhöhte 17.800 Personen (+3,4 %) auf knapp 547.400 Personenhaushalte. Mehrpersonenhaushalte sich die EinwohnerInnenzahl um 0,5 %, in Personen, was einem Anteil von 51,4 % an mit einer Größe von mindestens fünf Perso- Niederösterreich und Salzburg um je 0,4 %, allen ausländischen Staatsangehörigen in Ös- nen gehen deutlich zurück. Die durchschnitt- in der Steiermark um 0,3 % und im Burgen- terreich entspricht. „ liche Haushaltsgröße betrug 1971 3,2, im land um 0,2 %. http://www.statistik.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 89 Gastronomie & Kulinarisches Mutterrebe des Veltliners trägt Früchte Der 20. Feber 2014 war ein historischer Tag: Der erste Wein der St. Georgener Rebe verkostet. Foto: Landeshauptstadt Freistadt Eisenstadt Besonderes Gruppenfoto mit besonderem Wein: Verkostung des ersten Weins der St. Georgener Rebe in Klosterneuburg

espannt wartete man schon seit 14 Jah- trum wurde einhellig als sehr vielschichtig Direktor des LFZ Klosterneuburg war so wie Gren darauf, den ersten Wein von der und der Typ als sehr erfrischend, mit pikan- die anwesenden Journalisten verschiedener St. Georgener Urrebe, der Mutterrebe des ter Trinkanimation ausgestattet, bezeichnet. „Georgirebe-affiner“ Medien beeindruckt. Grünen Veltliners zu verkosten. Der Verein Konnte man doch in St. Georgen nicht auf Trotz vollem Terminkalender hat auch der zur Kultivierung der St. Georgener Rebe lud die optimale Reife warten, weil Wespenfraß Bürgermeister der Freistadt Eisenstadt, Tho- gemeinsam mit dem Verein Dorfblick und die schon sehr kleine Ernte vernichtet hätte. mas Steiner, die Einladung zur Verkostung Ferdinand Regner zur Verkostung der ersten Der Wein vom Götzhof präsentierte sich angenommen und zu diesem Erfolg gratu- beiden Weine von dieser jahrelang als ver- ganz anders: mit komplexen Aromen und liert – und auch gleich das Versprechen schollen gegoltenen Rebsorte ein. Tiefgang ausgestattet, mußte man eine nicht abgegeben, daß die Freistadt Eisenstadt die- Am 24. September 2013 wurden am Ver- wirklich allzu störende Beeinflussung des ses Projekt weiterhin unterstützen wird. suchsgut Götzhof (Lehr- und Forschungs- Traubenguts durch Botrytis (sehr viel Nässe Ferdinand Regner (Rebgenetiker und zentrum Klosterneuburg) 3,8 kg mit 19° vor der Ernte) und eine damit einhergehende Wissenschaftler) und Hans Moser („Pflege- KMW und in der Edelreisvermehrung des Geschmackskomponente feststellen. vater“ der St. Georgener Rebe und Önlologe Weinguts Hans Moser in St. Georgen am Die hochkarätige Expertenrunde/Verko- des Vereins zur Kultivierung der St. Geor- 30. September 2013 2 kg Trauben mit knapp ster war/en sich einig: Zwei gänzlich unter- gener Rebe) blicken zuversichtlich in die 17° KMW gelesen und dann von Regner und schiedliche Weinstile wurden aus dieser un- Zukunft und werden dieses Projekt zu weite- dem Betriebsleiter vom Götzhof, Josef Kram- bekannten Sorte in so kleiner Menge vinifi- ren Erfolgen führen. Zu guter Letzt: Heuer mer, getrennt gepreßt und vergoren. ziert – das läßt für die Zukunft noch viel werden wieder mehr als 500 Reben von der Im Verfahren der Mikrovinifikation wur- Spannung und Erwartung offen. Rebschule Scheiblhofer in Andau im Ver- den dann bis Ende 2013 1,25 bzw. 1 Liter Mit Willi Balanjuk („A la Carte“), Walter suchsweingarten St. Georgen ausgepflanzt – fertiger Wein ausgebaut. Regner meinte, daß Kutscher („Unser Wein“, „Kutschers Kost- damit wird die genehmigte Anzahl von 1000 es sich hier sogar um eine Mikro-Mikro- notizen“), Rüdiger Pröll („Vinaria“), Peter Rebstöcken innerhalb von nur drei Jahren er- Vinifikation handelte, weil die Menge selbst Weirather („Tiroler Tageszeitung“ und „Vor- reicht werden – die erste größere Weinernte für Versuchszwecke als extrem klein zu be- arlberger Nachrichten“) – der sogar 1000 km ist somit bald zu erwarten. zeichnen war. Nichts desto Trotz waren sich Autofahrt dafür auf sich genommen hat – Weiters sucht der Verein zur Kultivierung alle Anwesenden einig, daß die Probe aus und Johann Werfring („Wiener Zeitung“) der St. Georgener Rebe noch Reben-Paten, St. Georgen frisch, fruchtig, würzig mit gu- waren sich alle einig, daß die Rebsorte mehr die durch ihre kleine Unterstützung in Zu- ter Aromatik und erstaunlichem Extrakt für als nur historische Bedeutung in Zukunft kunft viele Vorteile „genießen“ können! „ nur knapp 17° KMW war. Das Aromaspek- haben könnte – Hofrat Reinhard Eder als http://www.georgirebe.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 90 Personalia Gutruf wird 70 Ein Besuch im Atelier.

Von Melitta Matousek *)

n Peking eröffnete der chinesische Kultur- Iminister seine Ausstellung, in Mexico City regte der berühmte Rufino Tamayo eine Gut- ruf-Präsentation an. Hierzulande gilt er – trotz früher Erfolge wie z.B. einer Personale 1979/89 in der Österreichischen Galerie Bel- vedere – noch immer als Geheimtip. Gerhard Gutruf wird heuer im März 70. Anlaß für ein Gespräch übers Malen, über die Kultur im allgemeinen, über Ideen in der Nacht, und über Kunsterziehung an Schulen.

Gutruf über… … die Entdeckung des Malens: In der Schmiedewerkstatt meines Onkels in Baden hat mich als Kind das Feuer der Esse, das Formen des glühenden Eisens, das rhythmische Hämmern und das Beschlagen der damals noch zahlreichen schweren Ar- beitspferde fasziniert. Deshalb ist das Hand- Foto: Osterreich Journal / Michael Mössmer werk für mich so wichtig. Ab dem 14. Le- Gilt hierzulande gilt er noch immer als Geheimtip: Gerhard Gutruf. bensjahr bin ich jeden Sonntag ins Belvedere oder ins KHM gegangen und habe die Bilder schwindigkeit ausbreitet – und die deshalb eine Volksschullehrerin soll so viel verdie- der großen Meister bewundert. auch den größten Abstand voneinander ha- nen wie ein Hochschulprofessor, weil sie ge- ben. nauso wichtig ist. …die Entstehung seiner Bilder: „Mit heißem Herz und kühlem Kopf“, wie … die Förderung durch seine Lehrer: … Kunst: der Pianist Svjatoslav Richter sagte. Ich ma- In der AHS habe ich in Bildnerischer Erzie- Die Kunst kann bekanntlich nicht direkt in che viele Studien, bevor ich male. Oft mache hung zwei phantastische Lehrer gehabt, die den Gang der Weltgeschichte eingreifen, aber ich Notizen in der Nacht. selbst großartige Maler waren. sie kann Anregungen und Denkanstöße ge- ben, kann Stimmungen erzeugen, die dann in … seine Bilder: … Kreativität: eine entsprechende Richtung führen. Es geht mir darum, die Parallelwelt der Bil- Man kann Kreativität nicht lernen, aber die der so zu gestalten, daß sie positive Aspekte Voraussetzungen zum Kreativ-Sein erwer- …Kunst und Politik: und Harmonien aufzeigen, und nicht nur die ben. Die Förderung von Hochbegabten ist Leider sind die Kreativfächer immer die er- Wiederholung oder ein Abklatsch des alltäg- genauso wichtig wie das Fördern von weni- sten, die gestrichen werden. Nur in den Sonn- lich gezeigten Negativen sind. ger begabten jungen Menschen. Man kann tagsreden der Politiker wird immer betont Man muß eine eigene Handschrift finden durch Erziehung in künstlerischen Bereichen wie wichtig Kreativität ist, z.B. soll gerade und sollte die Unverwechselbarkeit in der die Sensibilität und Offenheit für Unvorher- die Wiener Kunstschule geschlossen wer- Zeit, in der man lebt, verankern. sehbares in jungen Menschen erhöhen. Wie den! jeder Radio oder Fernseher Antennen …Einsamkeit und Künstler-Sein: braucht, so muß auch der junge Mensch kon- … Malen: Ich vergleiche Künstler mit Planeten am ditioniert werden, daß er „Inspiration“ über- Es ist wie eine Meditation. Während der Ar- äußersten Rand des Universums, das sich haupt empfangen kann. beit denke ich an nichts. bekanntlich mit der größten denkbaren Ge- … KunsterzieherInnen heute: … Militär: *) MMag. Melitta Matousek, Lehrbeauftragte an der Es gibt keinen wichtigeren Beruf für die Zu- Mein Riesenplakat mit einer Friedenstau- Pädagogischen Hochschule Wien, unterrichtet an kunft der Jugend als gute Lehrer in allen Be- be1) – vier Variationen nach Goyas „Desa- Berufsbildenden Höheren Schulen in Wien, organi- reichen. Es fängt schon im Kindergarten und stres de la Guerra“ überfliegend – war 1995 siert Kulturprojekte, verfaßt Artikel und diverse Fachbeiträge. Forschungsprojekt „Weinviertler in der Volksschule an, die Ausbildung der vor allen Kasernen Österreichs affichiert. In Kultursommer“ und „Friedrich Schächter“. Pädagogen müßte die bestmögliche sein, und diesem Zusammenhang erinnere ich mich an

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 91 Personalia Foto: Christian Bissuti Ein Blick in Gutrufs Atelier. Das Mondbild war 2013 im Palais Porcia anläßlich seiner Ausstellung »Raum und Zeit« zu sehen.

die Stelle in einem Arnheim2)-Brief: „Eine so Summen ziehen, Abschied nehmen – vor viertler Kultursommers. Einzelausstellungen friedliche Botschaft ist besonders willkom- allem neugierig bleiben. u.a. in Essen, Rom, Udine, Kairo, Gizah, men in einer Zeit, wo überall die verbohrte Ljubljana, im Museo Nacional de la Estam- Dummheit soviel Brutalität anrichtet.“ Kurzlebenslauf 5) pa, Mexico City, in der Galeria de Arte Mo- Am 17. März 1944 geboren, wächst 1946 derno, Guadalajara, in Ascona, Addis Abeba, … Musik: bis 1954 in Baden auf. 1962 bis 70 Studium Pretoria, im Museu de Electricidade, Lissa- Ich höre während des Malens oft Ö1 und an der Akademie der bildenden Künste in bon, im Museu Almeida Moreira, Viseu, Sala Musik, ich liebe den Schubert-Franzl, aber Wien; 1971 Italienaufenthalt dank eines da Cidade, Coimbra, 2000 im International es geht weiter: ich setze mich auch mit Kom- Rom-Stipendiums. 1971 Präsentation seiner Yi Yuan Museum, Bejing, in Istanbul, im positionen von Cerha, Schwertsik, Rüden- Arbeiten in Rom, 1973 mit Danielis und Museo Municipal de Arte Contemporaneo, auer, Gesing, Krbavac, Karastoyanova- Zeppel-Sperl in New York, 1974 Ausstellung Madrid, in Kiew, 2008 im Ningbo Museum Hermentin u.a. auseinander. im Kupferstichkabinett der bildenden Künste, of Art, China, 2009 in der Academisch Ge- 1976 in der Wiener Galerie Würthle, 1979 nootschap in Eindhoven und 2010 als erster … Technik: Personale in der Österreichischen Galerie lebender Künstler im Vermeer Centrum Mein Freund Friedrich Schächter3) war in Belvedere, Wien. 1982 Gründer des Wein- Delft. 2010 Präsentation seiner „Hommage à seinen jungen Jahren Maler und hat deshalb Vermeer“ in der „Vermeer- die Kunst der ein ganz anderes räumliches Vorstellungs- Malerei“-Ausstellung des KHM Wien und 4 vermögen gehabt als gelernte Techniker; ihn seiner „Leonardo’s Secret“-Blätter in der In- hat vor allem die kausale Funktionalität von augural Shanghai International Watercolour technischen Prozessen fasziniert. Biennial Exhibition 2012 „Raum und Zeit“ – Einzelausstellung im Palais Porcia, Wien 6 , … den Weinviertler Kultursommer: 2013 im Italienischen Kulturinstitut, Wien. Neben den bildnerischen Kursen gab es Ge- http://www.gutruf.at sangskurse, Druckgrafik, Schreibseminare, und am Abend Vorträge und Diskussionen zu 1) Plakat nach Gutrufs Bild „Hommage à 4) Kunsttheorie, Ortsbildgestaltung. Goya“, Öl/Leinwand 60 x 80cm, 1995, Besitz Viele von mir in früheren Jahren beein- Heeresgeschichtliches Museum Wien flusste Leute sind im kulturellen Bereich tä- 2) Arnheim, Rudolf, Ann Arbor, Michigan, tig, leiten Medienbüros, sind Designer, Büh- Brief an Gutruf vom 28. 12. 1992 nenbildnerin, Maler, Dichter, Restauratorin- 3) 1924 – 2002, österreichischer Erfinder, nen, Lehrerinnen usw. und sind heute noch Patente u.a. auf Fisher Space Pen und BIC Kugelschreiber immer mit mir in Kontakt. 4) http://www.weinviertler-kultursommer.at 5) http://www.gutruf.at …das Alter: 6) auf youtube: Gutruf im Palais Porcia 2012 Es heißt Reifen, Fehler auf hoffentlich höhe- von Dieter Rodemund

rer Ebene machen, Konzepte überprüfen, Foto: Osterreich Journal / Michael Mössmer http://www.youtube.com/watch?v=wPCP3nTL_F8

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 92 Personalia Hohes Ehrenzeichen des Landes NÖ an Josef Pleil er ehemalige Präsident des Österreichi- Dschen Weinbauverbandes und ehemali- ge Vizepräsident der NÖ Landes-Landwirt- schaftskammer, Ökonomierat Josef Pleil, be- kam am 25. Februar von Landeshauptmann Erwin Pröll das „Silberne Komturkreuz des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bun- desland Niederösterreich“ überreicht. Der Landeshauptmann bezeichnete den Geehrten in seiner Laudatio als „unverzicht- baren Botschafter des niederösterreichischen Weins“ und „unbeugsamen Kämpfer für die Interessen des niederösterreichischen Wein- baus“. Der Weinbau sei Grundlage für viel- fältige Entwicklungen in Niederösterreich und „etwas Prägendes für die Lebensart und die Lebenskultur in unserem Land“, so Pröll. Für ihn persönlich sei Pleil stets ein „treuer Wegbegleiter“ und „wertvoller Ratgeber, der den Wein von der Pike auf kennt“, gewesen. Pleil, der von 1990 bis 2013 das Amt des Präsidenten des Österreichischen Weinbau- verbandes bekleidete, richtete seine Worte

„an alle Wegbegleiter und Mitarbeiter“ und Foto: NÖ Landespressedienst / Reinberger dankte ihnen für die gemeinsame Arbeit Hohes Ehrenzeichen des Landes NÖ. Im Bild der ehemalige Weinbaupräsident „über viele Jahre“. „ Josef Pleil (l.) mit seiner Gattin Waldtraut und Landeshauptmann Erwin Pröll. Sima: Goldenes Ehrenzeichen an Peter Rapp m Rahmen seines 70. Geburtstagsfestes Iwurde der Moderator und Entertainer Pe- ter Rapp von Umweltstadträtin Ulli Sima mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien überrascht. „Peter Rapp hat mit seinem typischen Wiener Schmäh die Herzen erobert, und bei unzähligen Gelegen- heiten sein großes soziales Engagement be- wiesen. Dieses Ehrenzeichen soll ein ,Wiener Oscar‘ für sein Lebenswerk sein!“, sagte Sima anläßlich der Verleihung im „Metropol“.

Peter Rapp: Ein bewegtes Leben Peter Rapp wurde 1944 in Wien geboren, besuchte dort die Volksschule und anschlie- ßend die Schule der Wiener Sängerknaben. Nach dem Wehrdienst begann er seine jour- nalistische Tätigkeit und nahm gleichzeitig Foto: PID / Christian Jobst Unterricht an der Schauspielschule Krauss. Umweltstadträtin Ulli Sima überreicht Peter Rapp das Goldene Ehrenzeichen Bereits 1963 absolvierte Rapp seinen ersten Fernsehauftritt bei Willy Kraliks Sendung rend seiner Ehe mit Sissy Löwinger spielte er Brieflos-Show. Seit dem Jahr 2012 wirkt er Teenagerparty. Im Herbst 1967 begann er als gemeinsam mit ihr auf der Löwinger Bühne. als Juror in der ORF Sendung „Die große Rundfunksprecher beim neuen Sender Ö3. In seiner nunmehr 50jährigen Laufbahn Chance“ mit. Für seine künstlerischen Lei- Im Jahr 1968 wechselt Rapp schließlich zum in Rundfunk und Fernsehen moderierte Peter stungen erhielt er bereits 1997 und 1999 die Fernsehen und moderierte bis 1978 die Mu- Rapp fast 5000 Sendungen. Darunter waren Goldene Romy als beliebtester Showmaster siksendung Spotlight. Zwischen 1970 und Highlights der österreichischen Rundfunk- und im Jahr 2002 wurde ihm das Goldene 1983 war er auch bei deutschen Rundfunk- geschichte wie Spotlight, Licht ins Dunkel, Ehrenzeichen für Verdienste um die Repu- anstalten als Moderator beschäftigt. Wäh- Die große Chance, Millionenrad und die blik Österreich verliehen. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 93 Personalia Leoben: Neuer Bürgermeister angelobt ach beinahe 20 Jahren an der Spitze der NStadt, hat Matthias Konrad das Amt des Bürgermeisters zurückgelegt. Seine Nach- folge tritt der 55jährige Kurt Wallner an, der am 6. Februar vom Gemeinderat der Stadt Leoben mit 25 von 31 Stimmen zum neuen Bürgermeister gewählt wurde. „Es ist mir eine besondere Ehre, für die Bürgerinnen und Bürger und unsere schöne Stadt Leoben arbeiten zu dürfen“, sagt Wall- ner, der Bürgernähe und Service als wichtig- ste Parameter einer modernen Stadtverwal- tung sieht. „Leoben ist heute eine äußerst erfolgrei- che, blühende Stadt mit Lebensqualität, gesunder Natur, florierender Wirtschaft und bunter Kultur. Wirtschaft, Kultur und Wis- senschaft sind unsere Standbeine, auf denen Foto: Stadt Leoben / Freisinger die gesunde Stadtentwicklung basiert. Als v.l.: 2. Landeshauptmann-Stellvertreter Siegfried Schrittwieser, Bürgermeister Bürgermeister werde ich diese drei Stand- Kurt Wallner, 2. Vizebürgermeisterin Eva Maria Lipp, 1. Vizebürgermeister Maximilian Jäger und Bezirkshauptmann Walter Kreutzwiesner beine mit ganzer Kraft weiter forcieren und stärken“, so Wallner. ein, wurde im Jahre 1979 Versicherungskauf- war er Abgeordneter zum Nationalrat. Dem Kurt Wallner wurde im April 1958 in mann und im Jahre 1985 Bezirksgeschäfts- Leobener Gemeinderat gehört er wieder seit Leoben geboren. Nach Volks- und Haupt- führer der SPÖ Leoben. Diese Funktion übte dem Jahr 2010 an. schule besuchte er die Handelsakademie und er bis 2013 aus. Er war von 1979 bis 1988 Von 2001 bis 2003 absolvierte Kurt Wall- in weiterer Folge die Handelsschule. Gemeinderat in Proleb und im Jahre 1990 – ner an der Karl Franzens Universität in Graz Nach der Schulzeit trat er als Bedienste- nach seiner Übersiedelung nach Leoben – den Medienkundlichen Lehrgang, den er als ter bei den Österreichischen Bundesbahnen Gemeinderat in Leoben. Von 1990 bis 1999 akademischer Medienfachmann abschloß. „ Steiermark: Ehemaliger Behördenleiter geehrt m 12. Februar überreichte Franz Voves, ALandeshauptmann der Steiermark, in der Grazer Burg dem ehemaligen Bezirks- hauptmann von Bruck, Bernhard Preiner, im Beisein seiner Gattin Monika sowie Tochter Alexandra das Große Ehrenzeichen für die Verdienste um die Republik Österreich, das vom Bundespräsident verliehen wurde. „Ich freue mich sehr, daß ich dir diese hohe Auszeichnung überreichen darf. Ich danke dir für dein Engagement im Bezirk“, betonte der Landshauptmann bei der Überreichung. Der studierte Jurist leitete von 2003 bis 2012 die Bezirkshauptmannschaft Bruck/ Mur. Als oberster Vertreter des Landes Steier- mark hat er sich als fachlicher und kom- petenter Behördenleiter im Bezirk einen Na- men gemacht. Neben der Neustrukturierung der BH Bruck, diversen Sanierungsmaßnah- men am Amtsgebäude wurden von ihm zahl-

reiche weitere Projekte umgesetzt. Eine Her- Foto: steiermark.at/Frankl ausforderung während seiner Amtszeit LH Franz Voves überreichte Bernhard Preiner, dem ehemaligen Leiter der Bezirks- waren jedenfalls der Papstbesuch 2007 in hauptmannschaft Bruck – im Beisein von dessen Gattin Monika und Tochter Mariazell und die Schneekatastrophe im Alexandra – das Große Ehrenzeichen. Februar 2006. Seit 2003 ist er außerdem ten Kreuzes in Bruck. Seit der neuformierten stellvertretender Bezirkshauptmann und Lei- stellvertretender Bezirksstellenleiter des Ro- BH Bruck-Mürzzuschlag fungiert Preiner als ter des Sicherheitsreferates. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 94 Wissenschaft & Technik Auf der Suche nach neuen Welten Die Europäische Raumfahrtagentur ESA hat grünes Licht für zwei neuartige Weltraummissionen gegeben: Damit können Astrophysiker der Universität Wien rund um Manuel Güdel Planeten außerhalb unseres Sonnensystems – sogenannte Exoplaneten – erforschen.

Die neue Weltraummission PLATO ist neuen möglichen Arten von Planetensystemen auf der Spur. ie Erforschung von Planeten um andere Analyse und der späteren Interpretation der wie unsere Erde in der Galaxie weit verbrei- DSterne, sogenannter extrasolarer Plane- neuartigen Daten beteiligt“, so Güdel. tet sind. Die Mission wird daher mithelfen, ten oder Exo-planeten, ist eine der faszinie- ihre Eigenschaften genauer zu verstehen. Das rendsten wissenschaftlichen Aufgaben des PLATO – Exoplaneten-Entdeckungs- verantwortliche Konsortium steht unter der 21. Jahrhunderts“, erklärt Manuel Güdel vom und Vermessungsmaschine Leitung von Heike Rauer vom Deutschen Institut für Astrophysik. „Dabei interessieren Bisher gibt es noch keinen definitiven Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in uns vor allem Planeten, die unter Umständen Nachweis, daß es einen Planeten in der soge- Berlin. In Wien beteiligt sich ein Team um lebensfreundliche – sogenannte habitable – nannten habitablen Zone um einen anderen Manuel Güdel, Franz Kerschbaum und Ro- Oberflächen aufweisen könnten.“ Stern gibt. PLATO wird nach dem geplanten land Ottensamer am Institut für Astrophysik Die Europäische Raumfahrtagentur ESA Start 2024 ein Pionier für die Entdeckung durch Beiträge am Bordrechner, dem Daten- hat nun grünes Licht für zwei neuartige Welt- und Vermessung unzähliger solcher Planeten zentrum und zu Vorbereitungsarbeiten für die raummissionen gegeben: „Sie werden die sein. „Er wird kleinste Lichtvariationen von wissenschaftliche Analyse und Interpretation. Entdeckung und Charakterisierung von Exo- einer Million Sternen hochpräzis messen“, planeten revolutionieren“, freut sich Güdel. so der Astrophysiker der Universität Wien. CHEOPS – Minutiöse Nach- Die PLATO-Mission mit ihrem Großtele- Durch die Messungen von kleinsten Schwin- vermessung von Exoplaneten skop dient zum Nachweis tausender neuer gungen im Stern selber können die Forscher Die CHEOPS-Mission leitet Willy Benz Exoplaneten und die kleinere CHEOPS-Mis- auch gleich noch das Alter der Planeten- an der Universität Bern. Sie wird sich eine sion hat detaillierte Studien von Planeten systeme mitbestimmen. Auswahl von bereits entdeckten Exoplane- zum Ziel. An beiden Missionen beteiligen Obwohl bisher bereits über tausend Exo- ten vornehmen und durch ultragenaue Mes- sich Forscher des Instituts für Astrophysik planeten nachgewiesen wurden, handelt es sung der Lichtabschwächung den Durchmes- der Universität Wien: „Wir sind sowohl an sich bei vielen um sehr spezielle Systeme, ser des Planeten bestimmen. „Daraus lassen der Entwicklung von Flugsoftware als auch die relativ leicht auffindbar sind. PLATO wird sich mit Hilfe von Modellrechnungen und an der Vorbereitung der wissenschaftlichen erstmals eindeutig nachweisen, ob Planeten der schon vorher gemessenen Planetenmasse

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Aussagen über den Aufbau des Planeten ma- chen. Etwa darüber, ob es sich um einen Gasplaneten, einen felsigen Planeten oder einen exotischen Planeten, der überwiegend aus Wasser bestehen könnte, handelt“, er- klärt Güdel. „Auch hier ist unsere For- schungsgruppe wesentlich beteiligt.“ Diese Arbeiten werden zusammen mit dem Institut für Weltraumforschung IWF der Österreichi- schen Akademie der Wissenschaften in Graz durchgeführt.

Europa führend in der Weltraum- erkundung von Exoplaneten Mit der Wahl von PLATO und der Bestä- tigung von CHEOPS übernimmt Europa die Führungsrolle in der weltraumgestützten Er- forschung von Exoplaneten. Beide Missio- nen werden in Zusammenarbeit vieler euro- päischer Institute und mit Hilfe hunderter WissenschafterInnen entwickelt und gebaut. „Die Messungen von PLATO und CHEOPS werden die Basis für Nachfolgebeobachtun- gen durch das in Planung befindliche Extremely Large Telescope der Europäi- schen Südsternwarte ESO sowie durch das bald komplettierte James Webb Space Tele- scope der NASA und ESA bilden“, erklärt Foto: Kurt Bratschi, CSH, Universität Bern Güdel. An diesen Observationen sind die So sieht CHEOPS aktuell aus: Das Teleskop mit 33 cm Durchmesser mit einer Blende, um Streulicht von der Erde abzuhalten. Die Elektronik und der Detektor Astrophysiker der Universität Wien eben- befinden sich im pinken Behälter hinter der optischen Bank (blau). Sie werden falls beteiligt. Damit werden wir in Zukunft thermisch reguliert von zwei Radiatorplatten (blau), die so angebracht werden, auch die Atmosphären dieser neuen Welten daß sie nie dem Licht der Sonne oder der Erde ausgesetzt sind. Zwei kleine wei- erkunden und damit eindeutig feststellen, ob tere Teleskope (grün) sollen eine bessere Steuerung des Satelliten erlauben. auch alle notwendigen Voraussetzungen für Leben erfüllt sind. Bures gratuliert zum ersten Jahrestag Exoplanetenforschung an der Universität Wien der österreichischen Satellitenmission „Für unser Institut stellt die Wahl der bei- ch bin stolz, daß Österreich mit seinen sam mit je zwei Satelliten aus Kanada und den Exoplaneten-Missionen einen besonde- Iersten eigenen Satelliten wichtige Beiträ- Polen – die Helligkeitsschwankungen von ren Glücksfall und eine enorme Stütze für ge zur Erforschung der Entstehung unseres Sternen über einen längeren Zeitraum mes- die zukünftige Entwicklung von Wissen- Universums leisten kann“, betonte Techno- sen und damit Rückschlüsse auf die physika- schaft und Technologie dar“, so Güdel. Erst logieministerin Doris Bures anläßlich des er- lischen Eigenschaften und über die Entste- vor kurzem hat seine Forschungsgruppe in sten Jahrestags seit dem Start der beiden hung von Sternen und Planeten ermöglichen. Zusammenarbeit mit dem IWF ein nationa- österreichischen Satelliten „TUGSAT-1“ und Das erste Jahr der Mission wurde vor les Großprojekt zur Beobachtung und Mo- „UniBRITE“ in die Erdumlaufbahn. „Es freut allem für die präzise Ausrichtung der Satel- dellierung habitabler Planetensysteme auf- mich, daß das Bundesministerium für Ver- liten und für Funktionstests genutzt. Seit Ok- zubauen begonnen. „Die beiden neuen Mis- kehr, Innovation und Technologie (BMVIT) tober werden Aufnahmen verschiedener sionen passen hervorragend in unser Kon- als Weltraumministerium mit seiner Förde- Zielgebiete gemacht. Der an der TU Graz zept und ergänzen unsere theoretischen rung zum Gelingen der Mission beitragen gebaute „TUGSAT-1“ und sein Pendant Rechnungen ideal“, freut sich der Astrophy- konnte“, so Bures, die den Teams von der „UniBRITE“, der im Auftrag der Uni Wien siker. „Unsere Instrumentierungsgruppe pro- Technischen Universität (TU) Graz und der im Space Flight Laboratory an der Uni To- fitiert ebenso von diesen neuen Heraus- Universität Wien unter Leitung von Profes- ronto in Kanada gefertigt worden ist, sind forderungen und kann so ihre in den letzten sor Otto Koudelka und Professor Werner die ersten Austro-Satelliten. Beide wurden eineinhalb Jahrzehnten aufgebaute Expertise Weiss zum erfolgreichen ersten Jahr der Sa- am 25. Februar 2013 von einer indischen am Sektor der on-board Datenverarbeitung tellitenmission gratuliert. Trägerrakete in die Erdumlaufbahn beför- festigen und weiter ausbauen“, ergänzt Franz Mittlerweile haben die rot-weiß-roten Sa- dert. „ Kerschbaum. „ telliten mehr als 230 Millionen Kilometer http://www.univie.ac.at/brite-constellation/html/brite-austria__unibrite.html http://astro.univie.ac.at/ zurückgelegt und werden künftig – gemein- http://www.tugsat.tugraz.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 96 Wissenschaft & Technik Leichte Werkstoffe, schwere Aufgaben Faserverbundwerkstoffe haben attraktive Eigenschaften, sind aber schwer zu bearbeiten. An der TU Wien gelang es, spezielle Bearbeitungsmethoden für Faserverbundmaterialien zu entwickeln.

arum sollte man Metall verwenden, Wwenn man auch Faser-Kunststoff-Ver- bunde einsetzen kann? Faserverbundwerk- stoffe sind leicht und belastbar, mit ihnen lassen sich sparsamere Autos oder leistungs- fähigere Industriemaschinen bauen. Aller- dings sind sie mit herkömmlichen Methoden schwierig zu bearbeiten. Das saubere Zu- schneiden, das Bohren von Schraubenlö- chern, der letzte Schliff ist bei Faserverbund- werkstoffen heikel und aufwendig. An der TU Wien versucht man dieses Problem zu lösen: Durch neue Bearbeitungsmethoden soll die Fertigung von Produkten aus Faser- verbundwerkstoffen ähnlich billig und ein- fach werden wie die Fertigung von Metall- teilen.

Der Trick liegt im Kohlenstoff Das Forschungsteam von Richard Zemann (Institut für Fertigungstechnik und Hochlei- stungslasertechnik, TU Wien) verwendet Kohlenstoffasern, die nur einige Mikrometer Bild oben: Unbrauchbares Ergebnis mit herkömmlichen Methoden Bild unten: Sauberes Ergebnis mit Fibrecut-Methoden dick sind. Damit sie ihre Form behalten, bet- tet man sie in Harz ein. So entsteht eine leichte, aber extrem steife Struktur. „Durch die festen Bindungen zwischen den Kohlen- stoffatomen erzielt man in Faserrichtung ex- trem gute mechanische Eigenschaften“, erklärt Richard Zemann. Die Werkstücke wiegen nur ein Viertel dessen, was ein Stahl- werkstück desselben Volumens auf die Waa- ge bringt, und trotzdem können die Kohlen- stoff-Werkstoffe Stahl in ihrer Steifigkeit sogar übertreffen. Besonders interessant sind diese Werk- stoffe etwa für die Auto- oder die Flugzeug- industrie: Jedes eingesparte Kilogramm be- deutet eine Reduktion des Treibstoffver- brauchs und des CO2-Ausstoßes. „In der Industrie blickt man schon seit Jahren mit großem Interesse auf Faserwerkstoffe“, sagt Richard Zemann – trotzdem haben sich die Fasern in der Fertigung von Massenproduk- ten noch nicht durchgesetzt, und dafür gibt es einen entscheidenden Grund: Die feine Fotos: TU Wien Endbearbeitung der Werkstoffe ist sehr In der Metallindustrie gibt es gut erprob- gung: Zerspanen, Bohren oder Fräsen ist bei schwierig. te, weitverbreitete Verfahren der Endferti- Metallteilen kein Problem. Versucht man al-

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Das Team der Initiative FIBRECUT (v.l.): Michael Schwaiger, Richard Zemann, Michael Heger, Jaroslav Macour, Antonia Stallforth, Sabine Auer, Roland Fürbacher, Wolfgang Hake und Josef Sacherl lerdings, mit denselben Methoden Faserver- mann. Daher ist in der Industrie auch der sonders attraktiv, dort spielt die Einsparung bundplatten zu bearbeiten, schädigt man das Bedarf nach akademischen Kooperations- von Gewicht eine noch größere Rolle. Doch Material. Es entstehen unbrauchbare Bohr- partnern sehr hoch. nicht nur für Fahrzeuge sind Faserverbund- löcher und Schnittlinien, die dann aufwendig werkstoffe sinnvoll: Von der Papierwalze, per Hand nachbearbeitet werden müssen – Vom Auto bis zur Fertigungsanlage die aufgrund des leichtere Materials größer und das ist für Massenproduktion natürlich Freilich werden die Faserverbundwerk- dimensioniert werden kann, bis zum Hydrau- viel zu teuer. stoffe in nächster Zeit sicher noch teurer sein likzylinder aus Karbonfasern gibt es unzähli- „Man denkt zwar auf der ganzen Welt als herkömmliche Ware. „Man wird nicht ge Anwendungsmöglichkeiten. darüber nach, wie man aus Karbonfasern am unbedingt Stoßstangen oder Kotflügel aus „Daß sich Faserwerkstoffe durchsetzen besten Werkstücke formt – doch mit der Kohlenstofffasern bauen, weil diese Teile oft werden, steht für mich heute außer Frage“, Endbearbeitung beschäftigen sich nur weni- ersetzt werden müssen“, meint Richard Ze- ist Richard Zemann überzeugt. „Einen ge Forschungsgruppen“, sagt Zemann. Er mann. Doch viele andere Teile des Autos, die Technologievorsprung werden jene Unter- gründete daher die Initiative Fibrecut – ein etwas geschützter im Inneren des Fahrzeu- nehmen haben, die als erste die richtigen Be- Projekt, das neue Methoden für die automa- ges liegen, werden wohl bald aus Faserwerk- arbeitungsmethoden einsetzen – und dafür tisierte Endbearbeitung von Faserverbund- stoffen hergestellt werden. Für die Flugzeug- brauchen sie Forschungskompetenz.“ „ werkstoffen hervorbringt. Ein theoretisches und Raumfahrtindustrie ist das Material be- http://www.tuwien.ac.at Modell wird entwickelt, das die physikali- schen Vorgänge beim Zerspanen beschreibt. Damit läßt sich dann abschätzen, wie in einer bestimmten Situation das beste Er- gebnis erzielt werden kann. Wenn man Pa- rameter wie die Drehzahl und die Vorschub- geschwindigkeit eines Bohrers richtig an- paßt, kann man plötzlich bessere Ergebnisse erhalten. Getestet werden auch Assistenzsy- steme wie ein Schwingtisch, der das Werk- stück während eines Schneide- oder Bohr- prozesses in Bewegung versetzt. An weite- ren Verbesserungen wird gearbeitet: Ganz neue Bearbeitungswerkzeuge mit Beschich- tungen werden entwickelt, die speziell auf Faserverbundwerkstoffe ausgelegt sind. Die Ergebnisse sind eindeutig: Mit den richtigen Zerspanungsmethoden lassen sich die Faserverbundwerkstoffe tatsächlich be- arbeiten. „Es ist nicht unmöglich, man braucht einfach viel Know-How, das es in der

Industrie heute einfach noch nicht in ausrei- Fotos: TU Wien chendem Maß gibt“, erklärt Richard Ze- Bohren und Fräsen: Bei manchen Werkstoffen eine schwierige Aufgabe

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 98 Wissenschaft & Technik Vom Stein auf den Schirm Prähistorische Felskunst trifft auf Medientechnik Foto: FH St. Pölten / Markus Seidl Eines von mehr als 50.000 Pitoti im norditalienischen Tal Valcamonica

m norditalienischen Tal Valcamonica ha- setzt, der die anfälligen Malereien gefährdet die Produktion der Bilder geschlossen wer- Iben Menschen prähistorischer Kulturen und zerstört. den: etwa ob das Werkzeug aus Metall oder Petroglyphen, sogenannte Pitoti, in den Fels ArchäologInnen und MedientechnikerIn- Stein war und auf welche Art gehämmert gemeißelt. Die meist Jahrtausende alten Dar- nen aus England, Österreich, Deutschland und gepeckt wurde. Über die Struktur der stellungen sind jedoch nur schwer zugäng- und Italien arbeiten daran, die wertvollen Schläge könnten sich bestimmte Stile klassi- lich – und verletzlich. Das EU-Projekt 3D- Beispiele frühester Kunst dauerhaft zu erhal- fizieren und eventuell sogar einzelne Pitoti erfaßt den Stand der mehr als 50.000 ten. Durch Nutzung neuester Technologien KünstlerInnen identifizieren lassen. Figuren und Bilder und macht diese mit mo- werden diese digitalisiert. Dadurch können Diese Analyse und Interpretation erfolgt derner Medientechnik für ein breites Publi- einerseits ArchäologInnen die Pitoti im La- durch am Projekt beteiligte ArchäologInnen. kum zugänglich. bor wetterunabhängig umfassend befor- MitarbeiterInnen des Instituts für Crea- Jäger und Sammler, Kämpfer und Reiter, schen, ohne vor Ort sein zu müssen und die tive\Media/Technologies (IC\M/T) der FH Häuser, Tiere, Schriften in etruskischem Al- Steine weiterem Abrieb auszusetzen, und an- St. Pölten unterstützen diese dabei, indem phabet und abstrakte Symbole: Tausende in dererseits können die Pitoti der interessierten sie die Daten und Muster zu den Figuren und Stein gemeißelte Darstellungen überziehen Öffentlichkeit, bspw. BesucherInnen in Aus- Bearbeitungsspuren analysieren und klassi- die grauen Felsen des Tales Valcamonica in stellungen, als Film, Animation oder Instal- fizieren. In den letzten Monaten wurde eine der Lombardei. lation dauerhaft zugänglich gemacht. Datenbank einwickelt, auf deren Basis noch In die Flanken des Tales sind in der Zeit nicht erfaßte Pitoti automatisch eingeordnet zwischen 4000 v.Chr. und dem Mittelalter Dritte Dimension der Felsgravuren werden können. mehr als 50.000 Petroglyphen in Stein ge- Im Rahmen des Projekts 3D-Pitoti wird „Wir haben gemeinsam mit den Archäo- schlagen worden. Sie werden Pitoti genannt, erstmals die Dreidimensionalität der Petrogly- loginnen und Archäologen als ersten Schritt was im lokalen Dialekt „kleine Puppen“ be- phen untersucht und aufgezeichnet. In diesem eine Ground-Truth über die unterschied- deutet. Sie zählen zum UNESCO-Weltkul- Projekt arbeitet die FH St. Pölten unter der lichen Formen und Pecking-Stile der Petro- turerbe und zeigen Jagd-, Duell- und Tanz- Leitung der Universität Nottingham an der glyphen erhoben. szenen, sowie Europas erste Landkarte. Entwicklung intelligenter Datenverarbei- Mit dieser werden wir nun Machine- Die Erforschung dieser wertvollen Arte- tungstechnologien, um inhärente Strukturen Learning-Verfahren entwickeln und testen, fakte gestaltet sich aufgrund schwer zugäng- in den 3D-Daten der aufgezeichneten Petro- mit denen wir in weiterer Folge jede neue licher Hanglagen oft mühevoll. Durch das glyphen zu erkennen und nutzbar zu machen. 3D-Aufzeichnung eines Petroglyphen analy- hohe Interesse an diesen Kunstwerken sind Aus der detaillierten Information zu den sieren und klassifizieren können: Etwa ob sie einem ständigen Besucherstrom ausge- Spuren im Fels könnten Rückschlüsse auf diese eine anthropomorphe Gestalt zeigt, ein

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 99 Wissenschaft & Technik © 3D-Pitoti Consortium / FHSTP Ähnlichkeit von Pitoti aufgrund ihrer Form ermitteln (Ähnlichkeitsmaß nach Zhu et al. 2009)

abstraktes Bild oder die Camunische Rose, Trainingsdaten, anhand derer nun alle weite- zu der Felsenkunst des Valcamonica-Tals zu die sich auch im Wappen der Lombardei fin- ren Steinbilder automatisch klassifiziert wer- verschaffen. det, oder eines von vielen anderen Motiven“, den können. sagt Markus Seidl, stellvertretender Leiter Projekt 3D-Pitoti des IC\M/T und Projektleiter für 3D-Pitoti Wissenschaftsvermittlung Das Projekt „3D Pitoti – 3D acquisition, an der FH St. Pölten. mit Medientechnik processing and presentation of prehistoric Wesentlich ist auch das Aufzeigen von Die Felsenkunst soll in ansprechender, in- European rock-art“ wird von der Europäi- anderen Petroglyphen, die in bezug auf teraktiver Art und Weise einem breiten Publi- schen Union im Rahmen des 7. Rahmenpro- Form, Pecking Stil und/oder Größe dem ge- kum vermittelt werden: Auf Touchscreens, gramms finanziert. Projektpartner sind die rade aufgefunden ähneln. „Bei der Vielzahl in Multimedia-Installationen oder als dreidi- Universität Nottingham (Human Factors Re- von mindestens 50.000 Petroglyphen ist das mensionale Strukturen sollen Menschen die search Group/Faculty of Engineering, Lei- eine unverzichtbare Unterstützung der Ar- Vielfalt der Felsbilder erfahren können. tung), die Universität Cambridge, die Bau- chäologinnen und Archäologen und eine Be- IC\M/T bereichert mit den entwickelten haus Universität Weimar, die Technische Uni- reicherung des Erlebnisses von Betrachterin- Analysemethoden interaktive 3D-Visualisie- versität Graz, die Arctron 3D GmbH sowie nen und Betrachtern der Pitoti“, so Seidl. rungs- und Präsentationstechniken, um Wis- Associazione Centro di Studiprestorici ed Circa 1.500 Pitoti wurden zur Erhebung senschaftlerInnen, MuseumsbesucherInnen, Etnologice. Laufzeit: März 2013 bis Februar der Ground-Truth händisch erfaßt und kate- SchülerInnen und InternetnutzerInnen in 2016. „ gorisiert. Sie liefern die Typologie und die digitaler und hochauflösender Form Zugang http://www.fhstp.ac.at/forschung/institute_bereiche/icmt/unsere-projekte/pitoti-3d © 3D-Pitoti Consortium / FHSTP Ausschnitt eines Steines als 3D-Punktewolke in verschiedenen Skalierungen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 100 Kultur Franz Sedlacek – Chemiker der Phantasie Große Sedlacek-Personale im Wien Museum am Karlsplatz von 30. Jänner bis 21. April 2014

er Maler und Grafiker Franz Sedlacek D(1891-1945) zählt zu den wichtigsten österreichischen Künstlern der Zwischen- kriegszeit. Befremdend, bizarr und abgrün- dig sind seine surrealen Bilderwelten, von denen eine unheimliche Sogwirkung aus- geht. Nachdem er sich in seinem Frühwerk der Grafik und der Karikatur gewidmet hatte, wendete sich Sedlacek Anfang der 1920er-Jahre der Malerei zu. In altmeister- licher Manier malte er traumhafte, von skur- rilen Wesen bevölkerte Szenen und düster- pathetische Landschaften fernab der moder- nen Zivilisation. In vielen Gemälden nahm er Anleihen bei der Kunst der deutschen Ro- mantik. Indem er die romantischen Aspekte – durchaus ambivalent zwischen Technikbe- geisterung und Fortschrittsskepsis – mit zeit- genössisch en Elementen aus Industrie und Technik kombinierte, rückte er motivisch in die Nähe der Malerei der Neuen Sachlich- keit. Zu Lebzeiten durchaus erfolgreich, wur- de Sedlaceks Werk erst in den 1990er-Jahren wieder neu entdeckt, so gab es 1991 im Tech- nischen Museum Wien eine Personale, aus- serdem waren 1995 einige Schlüsselwerke in der Schau „Neue Sachlichkeit“ im Bank Austria Kunstforum zu sehen. Der erste um- fassende Überblick über sein malerisches Schaffen wurde 2012 in der Landesgalerie Linz gezeigt, in adaptierter Form ist diese Ausstellung nun im Wien Museum zu sehen. Präsentiert werden 48 Gemälde von privaten wie institutionellen Leihgebern (u. a. Ober- österreichisches Landesmuseum, Nordico Stadtmuseum Linz) sowie private Doku- mente aus dem Leben des Künstlers. Zwei © Bildrecht, Wien, 2014 Franz Sedlacek, »Der Chemiker«, 1932, Wien Museum Hauptwerke befinden sich in der Sammlung des Wien Museums: „Der Chemiker“ (1932) eines Maschinenfabrikanten, in Wien an der schließlich zeichnerisch tätig, stark von der sowie „Winterlandschaft“ (1931). Technischen Universität – zunächst Archi- Karikatur geprägt. tektur, nach zwei Semestern wechselte er zur 1921 schloß er sein Chemiestudium ab, Erfolgreicher Autodidakt Technischen Chemie. Seine künstlerische danach begann er als Kustos für Technische 1891 in Breslau/Wroclaw geboren, wuchs Laufbahn begann er jedoch zeitgleich in Linz, Chemie am Technischen Museum in Wien Franz Sedlacek in einem deutschnational wo er 1913 – u. a. neben Klemens Brosch – (dessen stellvertretender Direktor er 1937 und antisemitisch geprägten Umfeld in Linz an der Gründung der Linzer Künstlergruppe wurde) eine bürgerliche Existenz als Be- auf. Die Leidenschaft fürs Zeichnen hatte er MAERZ beteiligt war, die als eine der frühe- amter und Familienvater zu führen. „Ich ar- bereits in der Schule, wo er Karikaturen sei- sten Sezessionsbewegungen außerhalb Wiens beitete in jenen Jahren mit großer Emsigkeit, ner Mitschüler und Lehrer anfertigte. Ab gilt und künstlerisch eine gemäßigte Mo- ich mußte ja mein gesamtes Kunstschaffen 1911 studierte er auf Wunsch seines Vaters, derne vertrat. Vor 1920 war Sedlacek aus- in meiner freien Zeit nach den Bürostunden

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 101 Kultur Bildrecht, Wien, 2014 Franz Sedlacek, »Abendlied«, 1938, Privat

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 102 Kultur Landesgalerie Linz / © VBK Wien, 2012 Franz Sedlacek, »Bibliothek« 1926, Oberösterreichisches Landesmuseum, Landesgalerie Linz

ausüben“, so Sedlacek 1944 rückblickend. ne Werke gezeigt. Bei der Weltausstellung menstillleben sowie christliche Motive (z.B. Sein Auge schulte er an den alten Meistern 1929 in Barcelona erhielt er für ein Land- Flucht nach Ägypten), die offenbar bei po- (insbesondere der niederländischen Renais- schaftsbild eine Goldmedaille, es folgten tentiellen Käufern gut ankamen. Vielfach sance) im Kunsthistorischen Museum, inner- Ausstellungsbeteiligungen in den USA, u. a. von literarischen Vorbildern beeinflußt sind halb weniger Jahre eignete er sich eine ver- bei der Pittsburgh International Exhibition of jene Bilder, auf denen grotesk-phantastische blüffend virtuose Technik in Ölmalerei an. Painting. Mischwesen oder deformierte Menschen zu Es entstanden Städtebilder, Stilleben, Interi- Auch in der Zeit des Austrofaschismus sehen sind. Ein weiteres dominantes Thema eurs und vor allem zahlreiche Landschaften, sowie des Nationalsozialismus zeigte Sed- ist die Konfrontation von idyllisch wirken- die von den Zeitgenossen der Neuen Sach- lacek in Ausstellungen Präsenz, u. a. bei der den Landschaften mit Versatzstücken mo- lichkeit wie der Neoromantik zugeordnet Propagandaschau „Berge und Menschen der derner Technik wie Automobilen, Kraftwer- wurden. Nebenbei war er auch literarisch tä- Ostmark“, die im Künstlerhaus gezeigt wur- ken oder Flugzeugen. tig, verfaßte Gedichte, kurze parodistische de. Er selbst war Mitglied einiger national- Kuratiert wurde die Ausstellung von Ga- Theaterstücke sowie ein Romanfragment. sozialistischer Verbände sowie der „Reichs- briele Spindler, der Leiterin der Landesga- kammer der bildenden Künste“. Ab 1939 lerie Linz, in Zusammenarbeit mit Ursula Erfolge in Europa und den USA war Franz Sedlacek Offizier in der Deut- Storch (Kuratorin für Kunst des 20. Jahr- Konsequent verfolgte Franz Sedlacek schen Wehrmacht, im Jänner 1945 verlieren hunderts im Wien Museum). Zur Ausstel- seine Karriere als bildender Künstler: Schon sich seine Spuren an der Ostfront bei Thorn/ lung erscheint ein Katalog mit einem Einlei- früh ließ er seine Bilder professionell foto- Torun. tungsaufsatz von Gabriele Spindler sowie er- grafieren, einige davon wurden auch in po- Die Werke sind in der Ausstellung in sie- läuternden Texten zu den Bildern von Ursula pulären Magazinen abgebildet. Bereits seit ben Gruppen geordnet, neben Winterland- Storch. Die Ausstellungsarchitektur übernahm 1920 hatte er immer wieder in der Secession schaften sind dies „romantische Landschaf- mit Gerold Tagwerker ein bildender Künst- ausgestellt, deren ordentliches Mitglied er ten“ sowie Straßenszenen aus Städten und ler. „ 1927 wurde. Auch international wurden sei- Dörfern, weiters Sedlaceks eigenwillige Blu- http://www.wienmuseum.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 103 Kultur Für immer Deix Das Karikaturmuseum Krems gratuliert Manfred Deix zum 65. Geburtstag – und zeigt bis 9. September 2014 bisher zum Teil noch nie ausgestellte Arbeiten aus dem exklusiven Privatbesitz des Künstlers. Foto: Karikaturmuseum Krems / Christian Redtenbacher Besonders Highlight ist die Installation »Weidmannsheil« von Präparatormeister Gerhard Blabensteiner als humorvolles und interaktives Fotomotiv für BesucherInnen, das einen grotesken, satirischen Rollentausch von Mensch und Tier darstellt.

anfred Deix (* 1949) bietet in der aus der Sammlung des Landes Niederöster- tungsgabe und kritisch, mit viel Humor und MSchau „Für immer Deix!“ eine scho- reich sowie bisher zum Teil noch nie ausge- in einem einzigartigen, großmeisterlichen nungslose Zeitreise in die Untiefen der öster- stellte Arbeiten aus dem exklusiven Privatbe- Stil die Wahrheit aufs Papier“, so Nieder- reichischen Seele, wie er sie sieht. Der Zeich- sitz des Künstlers, die Manfred Deix selbst österreichs Landeshauptmann weiter. ner provoziert, schockiert und rührt an ge- für seine Dauerpräsentation ausgewählt hat. Moderator Roman Danksagmüller, der be- sellschaftlichen Tabus wie selten zuvor ein Diese erlauben einen besonderen Blick auf reits 1998 während einer Radiosendung mit österreichischer Künstler. Denkprozesse und Lieblingsthemen des Manfred Deix per Fax zu Beachboysongs „Satire lebt vom Spott über Ungusteln Künstlers, der konsequent und unbeirrt sei- konversierte, führte mit Schwung durch und Mißstände. Es macht so nebenbei großes nen Weg geht. Sowohl Fans der ersten einen humorvollen Abend, der musikalisch Vergnügen, an Tabus zu kratzen und gewisse Stunde als auch Neueinsteiger in das Deix- von den „Delaytanten feat. Mario Berger“ Leute zur Weißglut zu reizen. Als meine Bil- Universum kommen voll auf ihre Kosten. mit Songs der Beach Boys begleitet wurde. der Anfang der 70er-Jahre publiziert wurden, Am 20. Februar feierte das Karikaturmu- Langjährige Weggefährten, wie der inter- gab es Empörung, Entrüstung, Heulen und seum Krems das „enfant terrible“ der öster- national bekannte Künstler Gottfried Heln- Zähneknirschen. Vor mir hat es kein öster- reichischen Karikaturszene. Als erster Gra- wein und der Kabarettist Lukas Resetarits reichischer Zeichner gewagt, so resch wie tulant stellte sich Landeshauptmann Erwin zollten ihrem Freund Respekt und sorgten in ich an die Themen heranzugehen.“ Pröll ein, der seit vielen Jahren mit Manfred einer heiteren Diskussionsrunde für zahlrei- Manfred Deix Deix verbunden ist und hinsichtlich der Ka- che Lacher. „Neben Robert Crumb ist Man- rikatur zugab, daß „ich lieber gezeichnet fred einer der bedeutendsten satirischen Anläßlich des 65. Geburtstages des werde, als man vergißt auf mich“. „Cartoons Zeichner des Jahrhunderts“, führte Gottfried „enfant terrible“ der österreichischen Kari- von Manfred Deix spielen in diesem Diskurs Helnwein aus. „Mit ihm habe ich die pein- katurszene zeigt das Karikaturmuseum Krems eine ganz besondere Rolle, denn er bringt lichsten Momente meines Lebens durchge- eine exquisite neue Auswahl an Klassikern ungeschönt, mit außergewöhnlicher Beobach- standen“, lachte Helnwein.

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Manfred Deix, der in St. Pölten und Bö- heimkirchen aufgewachsen ist, fertigte schon als Kind Karikaturen von den Gästen im elterlichen Gasthaus an und studierte bereits in frühen Jahren das Milieu der Bauern und Arbeiter, die zu den Gästen des Wirtshauses zählten. Manfred Deix‘ Stil ist naturalistisch, er zeichnet mit großer Akribie und seine Werke sind längst – losgelöst von ihrer Aktualität – Klassiker der österreichischen Karikatur ge- worden und gelten mittlerweile als stilbil- dend für viele Kollegen. Gesellschaftliche und religiöse Konflikte wurden von ihm während seiner gesamten Karriere aufgegriffen. Er karikierte immer wieder die sogenannte Bussi-Bussi-Gesell- schaft mit ihren Eitelkeiten und Oberfläch- lichkeiten, stellte die Kirche bloß, prangerte ihre Scheinheiligkeit an und nahm etliche Foto: Karikaturmuseum Krems / Christian Redtenbacher Nicht eben von Traurigkeit gezeichnet (v.l.): Gottfried Helnwein (Künstler), Lukas Politiker schonungslos unter die Lupe. Resetarits (Kabarettist), Manfred Deix (Karikaturist) und Erwin Pröll (Landeshaupt- Fremdenhaß und gesellschaftliche Zwänge mann von Niederösterreich) sind ihm zuwider und er ist in seiner Kritik stets unermüdlich geblieben. Mit fast hellse- herischen Fähigkeiten bringt Deix Skandale ans Licht und bannt die „Wahrheit“ – kom- primiert durch seine künstlerische Kraft – auf Papier. Eine ungemütliche Wahrheit, die ein- erseits auf offene Ablehnung stößt und ande- rerseits seine stetig wachsende Fangemeinde jubeln läßt, der auch Künstlerkollege und Freund Gottfried Helnwein angehört, der sei- ne Begegnung mit Manfred Deix als „Vierte Offenbarung“ bezeichnete. „Manfred Deix flattert und sticht immer noch – er ist der Muhammad Ali der zeich- nerischen Künste.“ Gottfried Helnwein

Die Ausstellung „Für immer Deix“ bietet einen umfassenden Einblick in 65 Jahre Man- fred Deix, der ausgewählte Werke eigens für die Schau im Karikaturmuseum Krems zur Verfügung gestellt hat. Mit „Hearonymus“, dem ersten Audioguide im Karikaturmuseum Krems, können BesucherInnen mehr zu ein- zelnen Werken erfahren. Von Manfred Deix dargebrachte Gedichte, Kommentare zu Cartoons und zusätzliche Informationen zum Karikaturmuseum Krems lassen den Besuch im Haus für Satire multimedial werden. Passend zu den Deix’schen Jagdszenen ist als besonders Highlight die Installation „Weidmannsheil“ von Gerhard Blabenstei- ner – Präparatormeister aus Zwettl – als hu- morvolles und interaktives Fotomotiv für Be- sucherInnen zu sehen, das einen grotesken,

Landessammlungen Niederösterreich / © Manfred Deix, 2014 satirischen Rollentausch von Mensch und Manfred Deix, »Opernball für alle«, 1993 Tier darstellt.

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Manfred Deix im Gespräch mit Kurator Gottfried Gusenbauer Gottfried Gusenbauer: Das Karikaturmu- seum Krems gibt es nun schon über zehn Jahre und es hat sich in der Museumsland- schaft sehr erfolgreich etabliert. Deinen Werken ist ein eigener Flügel gewidmet, und die Sammlung des Landes Niederösterreich ist im Besitz von über 200 Originalen. War es für dich eine besondere Erfahrung, plötzlich deine Arbeiten im Museum zu s- ehen?

Manfred Deix: Keine besondere, sondern eine längst überfällige. Immerhin war das Karikaturmuseum ja meine Idee, und Lan- deshauptmann Erwin Pröll hat sie anno 2001 gottlob Realität werden lassen. Das Haus hat also uns beide als Väter. Da sich Erwin Pröll aber seit Jahren weigert, seine eigenen Bil- der auszustellen, blieb mir gar nichts anderes übrig, als die Räumlichkeiten mit meinen Arbeiten vollzupflastern. Man muß wissen, daß mir in meiner Jugendzeit der Begriff „Museum“ die Gänsehaut wachsen ließ. Als Gymnasiasten wurden wir von blutleeren LehrerInnen durch Museen getrieben, muß- ten ehrfürchtig irgendwelche todlangweili- gen Altarbilder bestaunen, frühkeltische Aus- grabungshäferln und Tellerscherben bewun- dern und in Verzückung geraten, wenn wir einen handgeschriebenen Brief von Franz Schubert in einer Glasvitrine im Original sehen durften. Genau das war nicht meine Welt. Umso besser geht es mir heute, wenn ich in Krems merke, was ein Museum noch alles sein kann. Ich gestehe außerdem, daß es mir blendend geht, wenn ich im Foyer ankomme und aus dem ersten Stock das Lachen der Besucher höre.

Obwohl man dich auch im Ausland kennt, giltst du als der „Zeichner der österreichi- Landessammlungen Niederösterreich / © Manfred Deix, 2014 schen Seele“. Ein weiterer Begriff, die „Deix- Manfred Deix, »Selbstporträt«, 1996 figur“ 1), wurde nach deinen Arbeiten ge- nichts lieber getan, als Menschen zu beob- hellwachen Buben hinter der Theke gnaden- prägt und in den Duden aufgenommen. Dei- achten. Im Lauf der Jahre sammelte sich da los ausgehorcht und beobachtet wurden. Die ne Zeichnungen „menscheln“ auf besondere viel Verachtung und Bewunderung. Schon anderen saßen an den Tischen, ließen sich Weise und manche Leute behaupten sogar, als Zwölfjähriger hatte ich das Privileg, als Schnapskarten, Gulasch und Bier servieren, sie „riechen“ förmlich. Wie sehr spürst du Schankbursche im elterlichen Gasthaus die um gegen Mitternacht die Lokalität zu ver- den Österreichern und Österreicherinnen in Menschen wirklich hautnah erleben zu kön- lassen, ohne auch nur einen Groschen deinen Zeichnungen nach – woher erhältst nen. Es waren überwiegend die sogenannten Trinkgeld lockerzumachen. Aus Rache habe du deine Inspirationen? „kleinen Leute“, die bei uns zu Gast waren. ich aus ihnen die mittlerweile bekannten Da standen sie also meist im Arbeitsgewand „Deixfiguren“ geformt und ihnen zu frag- Wenn man wie ich das Glück einer guten an der Budel und tranken ihre Gspritzten, Sei- würdiger Berühmtheit verholfen. Strafe muß Beobachtungsgabe hat, läuft eigentlich alles del oder Viertel, unterhielten sich über alles sein. Immerhin haben sie es aber dank mei- von selbst. Wenn dann noch das nötige Ta- Mögliche von der Politik über die Arbeit bis ner Zeichnungen auch zur Aufnahme in den lent dazukommt, die gewonnenen Eindrücke zu den Frauen, erzählten sich herbe Männer- Duden gebracht. Eine Prominenz, die sie aus- umzusetzen, ist es relativ leicht, verstanden witze, lachten oder stritten sich über Belang- schließlich mir zu verdanken haben. Mit zu werden. Seit meiner Kindheit habe ich loses und ahnten natürlich nicht, daß sie vom ihren Gesichtern haben sie es mir ja wirklich

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 106 Kultur leicht gemacht. Die Behauptung, meine Typen Ich fürchte, das mit dem Spielball der Fi- dein privates Leben eine Art Gegenmodell zu „riechen“ förmlich, empfinde ich als Rie- nanzmärkte und dem globalen Diktat stimmt. deinen Zeichnungen? Bist du etwa harmo- senkompliment. Mehr kann man mit Zeich- Daß da noch Platz für einen österreichischen niesüchtig? nungen nicht erreichen. Weg ist, bezweifle ich. Der Zwergstaat Öster- reich ist hoffnungslos eingekeilt in wirt- Ja, ich bin harmoniesüchtig, geradezu ein Mit deinen schonungslosen Cartoons hast du schaftliche Zwänge und muß sehr brav sein, Harmoniejunkie, und meine Harmoniedealer als Zeichner an Tabus gerührt, die keiner in weil es sonst eine auf den Deckel gibt. Der versorgen mich perfekt mit Stoff. Gerade Österreich auch nur anzusprechen gewagt ganze Themenkomplex ist mir zu undurch- jetzt haben sich die Beach Boys wieder ver- hätte. Heute leben wir in einer Zeit, in der es schaubar, mir graust davor und ich verdrän- eint und eine nagelneue CD herausgebracht, scheinbar normal ist, sich zu jedem belang- ge ihn, so gut ich kann. sind mit neuem Videomaterial viele Stunden losen Thema zu outen und jeder Fernsehka- lang im Internet zu sehen, haben eine Fünf- mera bereitwillig die Tür zum Schlafzimmer Deix privat – die Leute wissen Bescheid über zig-Konzerte-Tournee vor sich und kommen zu öffnen, und in der Politiker freimütig ihre deine Tierliebe, insbesondere zu Katzen, die im August nach Deutschland. Abgründe auf Facebook posten. Hat die Ka- Musik der Beach Boys vergötterst du und du Meine Marietta und meine Katzen sind mei- rikatur noch ihre Berechtigung? Wenn ja, führst auch eine harmonische Ehe mit deiner ne Harmonienahversorger. Herz, was willst wie soll Karikatur heute sein? Frau Marietta. Eigentlich scheinst du ja ein du mehr? „ Mensch zu sein, der Harmonie sucht – ist http://www.karikaturmuseum.at Karikatur ohne Bissigkeit, Drastik und Schärfe ergibt für mich keinen Sinn. Man hat mir oft Geschmacklosigkeit und Brutalhu- mor vorgeworfen. Wer denn, wenn nicht Satiriker, soll die Dinge beim Namen nen- nen? Satire lebt vom Spott über Ungusteln und Mißstände. Es macht so nebenbei gros- ses Vergnügen, an Tabus zu kratzen und ge- wisse Leute zur Weißglut zu reizen. Als mei- ne Bilder Anfang der Siebzigerjahre publi- ziert wurden, gab es Empörung, Entrüstung, Heulen und Zähneknirschen. Vor mir hat es kein österreichischer Zeichner gewagt, so resch wie ich an die Themen heranzugehen. Erich Sokol, Österreichs bester Karikaturist aller Zeiten, hat mir die Derbheit meines Hu- mors vorgeworfen. Er selbst hat viele Jahre – bis zu seinem Tod – für den Playboy Frauen als halb nackte, immer gamsige Tussis dar- gestellt. Ein Frauenbild, das ich nie geteilt habe, weil es mir als Angehörigem der 60er- Jahre-Generation äußerst zuwider war. Play- boymentalität und Altherrengeilheit, nein danke. Der heutige Outingtrend, alles und jedes herzuzeigen, ödet mich an. Mich inter- essiert nicht, wer wie viele Orgasmen oder drei Eier hat. Diese vermeintliche Aufge- klärtheit geht in die falsche Richtung. Face- book? Das Allerletzte. Eine einzige Fehl- entwicklung.

Losgelöst von der tagesaktuellen Politik sind deine Arbeiten nicht nur Kunstwerke, son- dern auch Chroniken – du bist ein scho- nungsloser Beobachter der österreichischen Politik. Du hast auch schon einige Politiker kommen und gehen sehen. Wie schätzt du die heutige Politik ein: Ist sie schon längst Spiel- ball der Finanzmärkte? Unterliegt die west- liche Gesellschaft dem globalen Diktat der

Arbeitsmärkte oder siehst du noch Spielraum Landessammlungen Niederösterreich / © Manfred Deix, 2014 für einen „österreichischen“ Weg? Manfred Deix, »Der Katzenkönig«, 1994

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 107 Kultur Andreas H. Bitesnich – 25 Years of Photography Der österreichische Star-Fotograf Andreas H. Bitesnich feiert seinen 50. Geburtstag und zieht Zwischenbilanz – von 27. Februar bis 9. Juni 2014 im Kunst Haus Wien © Andreas H. Bitesnich Andreas H. Bitesnich, »Coming-out of Guggenheim New York«, 2005 m Rahmen einer großen Retrospektive im mit dem menschlichen Körper und durch schees historischer Reisefotografie und erar- IKunst Haus Wien, einem Museum der perfekte Lichtsetzung Aufsehen. Bitesnichs beitet sich zugleich auch in diesem Genre Wien Holding, gewährt Andreas H. Bites- ins Extrem getriebene Ästhetik läßt seine eine persönliche Bildsprache von hoher Ein- nich einen noch nie dagewesenen Einblick in Aktfotos zu Meditationen über das Thema dringlichkeit. Mit Fotografien aus verschie- sein persönliches fotografisches Universum. „Form“ werden. Die Ausstellung präsentiert denen in den letzten 25 Jahren bereisten Län- Arbeiten aus seinen verschiedenen Aktserien dern macht die Ausstellung das breite Spek- Aktfotografie – skulpturaler Umgang und stellt diese in einen neuen Zusammen- trum seiner Reisefotografie und deren Stel- mit dem menschlichen Körper hang. lung in seinem Gesamtwerk deutlich. Andreas H. Bitesnich ist es gelungen, in den verschiedenen Genres der Fotografie, Reisefotografie – ein breites Spektrum Porträtfotografie – mit denen er sich in den letzten 25 Jahren be- In seiner Reisefotografie schuf Andreas wichtige Schlüsselbilder schäftigt hat, jeweils einen eigenen, unver- H. Bitesnich mit dem Buch „Indien“ einen Die Ausstellung versammelt in einer wechselbaren Stil zu entwickeln. In seiner Meilenstein der fotografischen Auseinander- eigenen Porträtgalerie auch wichtige Schlüs- Aktfotografie erregte er bereits früh in seiner setzung mit anderen Kulturkreisen. Er re- selbilder aus dem Schaffen des Porträtfoto- Laufbahn durch einen skulpturalen Umgang flektiert dabei die Konventionen und Kli- grafen Andreas H. Bitesnich. Diese Arbeiten

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 108 Kultur

wurden noch nie zusammen gezeigt und las- ständigen Teil seiner Reisefotografie. Zu den sen die Intensität seiner Porträts erkennen, jüngsten Kapiteln von Andreas H. Bitesnichs deren Ästhetik eher seiner Reisefotografie Werk zählen die Ergebnisse seiner fotografi- verwandt erscheint als seiner sonstigen schen Auseinandersetzung mit wesentlichen Studiofotografie. Reduktion und Intensität Metropolen der Welt. Dieses fotografische sowie die Offenheit für überraschende Sei- Langzeitprojekt mündete in eine Serie von ten der porträtierten Personen kennzeichnen Büchern, deren erste Editionen bereits Kult- seine Porträtkunst. Unter den Porträtierten status erlangt haben. Andreas H. Bitesnich finden sich unter anderen Anthony Quinn, deutet in einer stark grafisch geprägten Philip Glass, Reinhold Messner, Till Schwei- Ästhetik die Stadtlandschaften von vielfoto- ger, Wladimir und Vitali Klitschko, Kru- grafierten Städten auf eine sehr persönliche der & Dorfmeister, Till Brönner und Pelé. Weise neu.

Die Street Photography – Die erotische Fotografie – westliche Metropolen der Welt Erotic & More Die Street Photography entwickelte sich Die Ausstellung widmet der Erotik, die in für Andreas H. Bitesnich zu einem eigen- der Aktfotografie von Andreas H. Bitesnich © Andreas H. Bitesnich

Andreas. H. Bitesnich, »Isi and Mani«, Vienna, 2004

sonst eine eher untergeordnete Rolle spielt, einen eigenen Bereich. 2010 veröffentlichte Bitesnich in seinem Buch „Erotic“ die Ergeb- nisse der Zusammenarbeit mit einem asiati- schen Modell. Diesem Projekt waren auch Projekte vorangegangen, bei denen sich An- dreas H. Bitesnich von bildender Kunst inspirieren ließ, wie insbesondere dem Werk von Egon Schiele. Bereits in dem 2006 er- schienenen Buch „Polanude“ zeigte sich die erotische Dimension seiner Fotografie. Die Polaroids waren nicht nur Arbeitsmittel, son- dern ließen nicht zuletzt durch ihre spezielle Ästhetik und den Charakter des Unverbind- licheren mehr Raum für den Ausdruck der Erotik.

Blick hinter die Kulissen Die Ausstellung bietet auch einen Blick hinter die Kulissen: Erstmals werden zahl- reiche Dokumente ausgestellt, die es erlau- ben, die Arbeitsweise von Andreas H. Bites- nich hautnah mitzuverfolgen. Kontaktbögen und Polaroids, Buchdummies und dokumen- tarisches Filmmaterial ergeben ein beson- ders spannendes Making-of zur Ausstellung und zum Werk von Andreas H. Bitesnich. Die speziell für das Kunst Haus Wien in enger Zusammenarbeit mit dem Fotografen entwickelte, von Andreas Hirsch kuratierte Ausstellung zeigt neben den Ikonen aus 25 Jahren fotografischen Schaffens auch viele noch nie präsentierte Werke, sie versammelt

© Andreas H. Bitesnich frühe Fotografien und aktuellste Arbeiten. „ Andreas H. Bitesnich, »Cambodia Angkor«, 1999 http://www.kunsthauswien.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 109 Kultur Maximilian Schell Mit Maximilian Schell ist am 8. Februar 2014 einer der größten Schauspieler im deutschsprachigen Raum gestorben – eine ausführliche Erinnerung an dessen bewegtes Leben.

Von Christa Mössmer.

iele Bücher sind schon zu und über die- Vsen großartigen Mimen erschienen (auf einige verweisen wir am Ende dieses Bei- trags). Und wenn man sich mit dem Leben des Maximilian Schell eingehender befaßt, so kann man nachvollziehen, wie schwer es ist, vieles doch so Berichtenswerte weglas- sen zu müssen – um ein halbwegs brauchba- res Maß für eine Art Nachruf einhalten zu können. Nachfolgend finden Sie also eine grobe Zusammenfassung über das Leben die- ses bewundernswerten Mannes.

1930 – 1939 Dann war wieder Friede und Ruhe Das Jahr 1930 war gesegnet von Geburten späterer großartiger österreichischer Künst- ler: den Anfang machte Otto Schenk, ihm folgte Peter Weck, dann zu Ende des Jahres noch der Maler Gottfried Kumpf. Den Ab- schluß bildet der am 8. Dezember in Wien geborene Maximilian Schell. Und über dem Großen Teich kamen zwei spätere Holly- woodschauspieler ebenfalls in diesem Jahr auf die Welt: Steve McQuenn und Gene Hack- man. Hollywood soll für den armen „Berg- bauernbub“ aus Kärnten noch einen wichti- gen Lebensabschnitt darstellen. Maximilian Schell wurde in eine poli- tisch unruhige und gefährliche Zeit hinein- geboren und eine katastrophale Zeit bildete die Vergangenheit. „Der große Krieg“ war 1918 zu Ende, die österrechische-ungarische Monarchie zerfallen, und die Geburt eines neuen österreichischen Staates wollte nicht Foto: Wikimedia Commons und nicht gelingen. Die Wirtschaft lag dar- Diese Aufnahme eines unbekannten Fotografen von Maximilian Schell etwa 1970 nieder. Die Weltwirtschaftskrise von 1929 verhinderte jeglichen Aufschwung. Und die Die Mutter, mit einem brotlosen Dichter Im Sommer übersiedelte man in den Sü- Arbeitslosigkeit lag 1933 bei rund einem verheiratet, drei hungrigen und aber hochbe- den von Österreich nach Kärnten auf eine Drittel. gabten Kindern, trat auf, wo immer sie konn- Alm im Lavanttal, nach Preitenegg. Dort, in Sein Vater, der 1900 geboren wurde, war te und unterrichetet auch ihre Kinder im „unserer eigentlichen Heimat“, so Maximi- bei der Geburt seines dritten Kindes und Schauspiel. Sie „erbrachte den Hauptbeitrag lian Schell, verbrachten die Kinder ihre er- zweiten Sohnes 30 Jahre alt, er war Schrift- zum Familienunterhalt, weil die Dichtkunst sten Lebensjahre. In einer richtigen Alm- steller und bitterarm. Seine Mutter – Marga- [...] des Vaters weitgehend brotlos war“.1) hütte, ohne Strom und Wasser. Die Armut, an rethe Noé von Nordberg – war erst 25 Jahre Im Winter wohnte die Familie in Wien, die sich Schell erinnerte, manifestierte sich alt, bildschön, Schauspielerin und „eine am Kardinal-Nagl-Platz 3. Die kindliche Welt unter anderem darin, daß man in einem Kra- fromme Sozialisten“.1) Es gab eine um vier war für Maximilan Schell eine poetische merladen in Preitenegg anschreiben lassen Jahre ältere Schwester, Maria, und einen um Welt, die Welt seines Vaters „in seinen Ge- mußte – oder durfte. „Selbst Brot war für uns drei Jahre älteren Bruder, Carl. dichten, in seinen Dramen und Novellen“. eher Luxus“, so meinte er. „Wir hatten nichts,

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 110 Kultur und doch hatten wir alles, weil uns ein glückliches Leben beschert war.“ Als Maximilian fünf Jahre alt war, kam noch ein Schwesterchen auf die Welt: Im- maculata, kurz Immy genannt. Die ersten Jahre für Maximilian Schell waren ein Wechsel zwischen Wien und sei- ner heißgeliebten Alm in Kärnten. Die Un- ruhen in Wien mögen vielleicht dazu beige- tragen haben, daß er rückblickend diese Stadt aus seiner Kinderzeit als beängstigend, grau und trostlos fand. Obwohl er von seinem Va- ter reich beschenkt wurde, als er mit den Kindern durch die Stadt spazierte: er schenk- te ihnen „die Lichter der Stadt – die blauen, gelben, roten und weißen“ und sie waren „Be- sitzer der Lichter der Stadt Wien“ geworden. Die erste große Zäsur in seinen Leben ließ nicht lange auf sich warten, denn es „kamen die Deutschen nach Österreich, und wir mußten wenige Tage darauf in die Schweiz fliehen.“ Diese Flucht nach Zürich mit nur wenig Geld in der Tasche gab der Familie den letz- ten Stoß in eine bittere Armut. Carl, sein äl- terer Bruder und Maximilian kamen in ein Waisenheim. Dieser Schock der Trennung, die fremde, unpersönliche Welt ohne jede Geborgenheit, war nicht gerade eine gute Grundlage für die – schulische – Weiterent- wicklung eines Kindes, weshalb es auch nicht sehr verwundert, daß die schulischen Leistungen nicht mehr die gleichen waren, die Maximilian Schell noch in Wien erbracht hatte. Er hatte keinen Ort mehr, wo er sich wohl fühlte, nur „das Bett [war] für ihn der einzige Zufluchtsort. Ich fühlte mich erst Foto: Salzburger Festspiele wohl, wenn ich im Bett lag. Die Decke über Fünf Jahre lang – von 1979 bis 1984 – spielte Maximilian Schell den berühmten »Jedermann« bei den Salzburger Festspielen. den Kopf zog. Dann war wieder Friede und Ruhe. Das blieb mir für mein ganzes Le- sieht sich selbst als Tristan, Mathilde als Heute ist diese Villa für alle zugänglich ben.“ Isolde und den zwischen ihnen stehenden und ist ein Museum für Kunst aus Asien, Zum Glück kroch er wieder unter der Ehemann, Otto Wesendonck, in der undank- Afrika, Amerika und Ozeanien. Decke hervor, und wie immer auch, über- baren Rolle des König Marke. Die lausbübische Lebendigkeit in Maxi- standen er und sein Bruder das Waisenhaus. Und gerade bei dieser Villa ging der Vater milian dürfte wieder zurückgekehrt sein, die Ein Umstand trat in das Leben der Fa- Schell spazierend vorbei, sah, daß sie nicht schöne Seite des Lebens hatte ihn wieder ge- milie, das man als Glücksfall bezeichnen bewohnt war. Und kein bißchen schüchtern, streift. Und glücklich sein trifft oft auf Über- kann. Aber gehen wir dafür noch etwa 100 sprach er den damaligen Besitzer der Villa, mut, worüber „Strafzettel“ von der Schule Jahre zurück, da in Zürich niemand geringe- einen Oberst Rieter, an, und fragte ihn, „ob aus dem Jahr 1945 folgenden Einblick gibt: rer als Richard Wagner in der Villa Wesen- es für einen Immigranten aus Wien“ nicht „Pause 9:30 Uhr: Schell (4A) wirft von hin- donck als Gast bei dem Ehepaar Mathilde eine Unterkunft gebe. Und tatsächlich, Herr terem Treppenhaus aus Plastelin-Kugeln auf und Otto Wesendonck wohnte. Richard Wag- Oberst ließ die sechsköpfige Familie Schell gegenüberliegende Terasse, wo zwei Fräu- ner, auch großteils seines Lebens in finan- in einen Dienstbotentrakt unter dem Dach ein- lein sitzen! Bestrafung erwünscht.“ Maximi- ziellen Nöten, wurde von Otto Wesendonk ziehen. „Ich bin wie ein Prinz aufgewach- lian Schell ist jetzt 15 Jahre alt. finanziell unterstützt und so konnte er bis sen. Immer wieder ging ich zur Allee, wo 1858 in dieser Villa in Zürich leben. Zwi- Richard Wagner ,Tristan und Isolde‘ schrieb, 1940 – 1949 schen Mathilde Wesendonk und Richard oder in das Lavater-Häuschen, in dem Goethe Da muß wohl der Nagel Wagner entwickelte sich etwas mehr als eine zu Besuch war. Seltsam: Wir hatten nichts locker gewesen sein. Freundschaft und dieser Dreieckssituation und wähnten uns doch im Besitz der Welt“1), Hatte Maximilian Schell noch vor Jahren, verdanken wir „Tristan und Isolde“. Wagner erinnerte sich Maximilian Schell wehmütig. am Beginn seines Exils, geschrieben „um

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 111 Kultur uns herum war Krieg“, war zu jener Zeit, als er die Matura am Freien Gymnasium Zürich machte, der Krieg bereits drei Jahre zu Ende. Schell wunderte sich später noch, daß man ihn die Matura bestehen ließ, denn Mathe- matik, Physik und Chemie waren nicht gera- de seine Stärken. In Hochachtung dachte er an seinen Lehrer zurück, dem es darum ging, „Menschen ins Leben zu entlassen, nicht Ma- thematiker, und weil er wohl auch meine Talente erkannte.“1) Mit der Matura in der Tasche war aber noch nicht ganz klar, was er eigentlich wer- den wollte. Es war die Zeit „da jeder Tag vor mir stand gleich einem großen offenen Tor, durch das ich unbekümmert und gläubig ging.“ Maximilian Schell entschloß sich zu einem ungewöhnlichen Schritt für einen jun-

gen Mann: Um dahinterzukommen, welchen Foto: Ikiwaner / GNU Free Documentation License Beruf er wählen sollte, ging er in ein Kloster Villa Wesendonck – in Dienstbotenräumen lebte die Familie Schell nach der Flucht. und vollzog Exerzitien. Man betete viel und eines Tages, als Schell kniend mit dem Kopf Figur geschaffen – Raymund –, die in vielem denberg zu sehen, Vorgesetzter von Marlon an der Wand lehnend betete und er sich in etwas verkörperte, was mich persönlich an- Brando. Schell meinte es seien für ihn „nur einer Vision als Tizian sah und daraus schloß ging. Reinhold Schneider war – außer mei- wenige, aber wirkungsvolle Szenen“ als er solle Maler wäre, fiel ihm das Kreuz von nem Vater – der Erste, der mir Mut machte. Hauptmann Hardenberg gewesen. der Wand auf seinen Kopf. „Ein Zeichen?“, Er war der Erste, der an mich glaubte. Er war Anfänglich war Schell von Marlon Bran- dachte er aufgeregt – und lief sofort zum der Erste, der mir wirklich geholfen hat. [...] do oder überhaupt von amerikanischen Film- Dekan. Dieser wohl nicht dazu aufgelegt, an Das war unendlich wertvoll.“ Nach vier Jah- helden nicht sehr begeistert, denn „er haßte das Überirdische zu glauben, und meinte ganz ren starb der Dichter, der als „Gewissen der diese amerikanische Schauspieler, diese un- pragmatisch: „Da muß wohl der Nagel locker Nation“ galt. geistigen Kreaturen, die das Volk bezauber- gewesen sein.“ 1954 spielte Maximilian Schell seine er- ten, aber Verächter der Sprache waren [...].“ Mit dieser Erfahrung eines kurzen Klo- ste Filmrolle als „Soldat, der nicht mehr mit- Er haßte „diese plebejischen Figuren, die sterlebens begann die Zeit des Studiums. In macht“ in „Kinder, Mütter und ein General“. sich immer mehr auf der Leinwand breit- Zürich Philosophie und Kunstgeschichte, in In diesem Film spielte auch Bernhard Wicki machten und vorgaben, Helden zu sein [...].“ Basel und München Musik- und Theaterwis- als Hauptmann Dornberg, der noch vor kur- Aber schon bald wußte Schell, „daß Marlon senschaft, darüber hinaus noch Germanistik, zem mit seiner Schwester Maria Schell filmte Brando einer der größten Schauspieler [...] Kunstgeschichte und Archäologie. und der später auch berühmt gewordene war. Er war einer der besten von jenen, die Klaus Kinsky in der Rolle als „Leutnant, der ich „dionysische“ Schauspieler nenne. Sie 1950 – 1959 nicht mehr lacht“, der Maximilian Schell spielen möglichst nah an der Natur, während Er war der Erste, der an mich glaubte. exekutieren läßt. Das verzeihen wir dem ich ein ,apollinischer‘ Schauspieler war.“ Als Mit 22 Jahren wechselte Maximilian Kinsky nie, dem „Bösewicht“, den er in spä- die Dreharbeiten in Paris zu Ende waren flog Schell zur darstellenden Kunst und studierte teren Filmen auch meist verkörperte. Die man zurück nach Hollywood. Marlon Brando nebenbei am Konservatorium Bern Klavier. Uraufführung war im März 1955 in Ham- hatte als einziger ein Bett an Bord. Damals 1952 begann seine schauspielerische Lauf- burg. dauerte die Reise mit dem Flugzeug noch 20 bahn. Am Theater Basel hatte er seinen er- Es folgten Filme wie: „Der 20. Juli“ Stunden. „Es war das erste Mal, daß ich in sten Auftritt, es sollten verschiedene Städte (1955), „Reifende Jugend“ (1955), „Ein die ,Neue Welt‘ reiste, [...] ich war jung, neu- und Bühnen folgten, in und an denen Schell Mädchen aus Flandern“ (1956) und viele gierig, hungrig nach Eindrücken und Erleb- seine ersten Erfahrungen als Schauspieler mehr. nissen. Komfort war mir nicht wichtig.“ sammelte. 1957 entdeckte Bernie Wiles, ein ameri- Nach vielen Stationen im Film wie im Die Unsicherheit eines Anfängers war kanischer Schauspielagent, Maximilian Schell Theater – Basel, Essen, München – war seine auch sein ständiger Begleiter – und er war an- in München. Er engagierte ihn für den US- nächste Station 1959 in Hamburg. Niemand gewiesen auf andere Menschen, die ihm Mut amerikanischen Spielfilm – einen Antikriegs- geringerer als der legendäre Generalinten- machten. 1954, nach der Uraufführung des film, der im Zweiten Weltkrieg spielte: „Die dant Gustaf Gründgens engagierte ihn an das Dramas „Innozenz und Franziskus“ von jungen Löwen“. Es geht um drei junge Män- Deutsche Schauspielhaus. Die große Karrie- Reinhold Schneider in Essen, hatte er einen ner, gespielt von Dean Martin, Montgomery re als Schauspieler hatte begonnen. solchen gefunden: „Wie in jeder Schutthalde Clift und Marlon Brando, die in den Krieg Maximilian Schell bekam für einen wuchs auch hier irgendwo eine Pflanze, und ziehen und ihre Erfahrungen mit solch einer „Playhouse 90“-Film ein Drehbuch zuge- die fand ich in dem Stück ,Innozenz und Ausnahmesituation des Lebens machen. Ma- schickt mit dem Titel „Child of Our Time“. Franziskus‘. Reinhold Schneider hatte eine ximilian Schell ist als Hauptmann Har- „Playhouse 90“ war eine Serie, die in Ame-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 112 Kultur Foto: ORF / DEGETO In der Anwaltsrobe (stehend) Maximilian Schell als Anwalt Hans Rolfe, rechts von ihm Richard Widmark als Ankläger »Colonel Tad Lawsen« und Burt Lancester als Hauptangeklagter »Dr. Ernst Janing« im »Urteil von Nürnberg« (1961) rika höchst beliebt war und donnerstags Oscars ausgezeichnete Krimikomödie „Der Namen der Darsteller in diesem Film spre- abends ausgestrahlt wurde und alle Ameri- Clou“. chen für sich: Spencer Tracy als Richter Dan kaner vor den Fernsehgeräten fesselte. Der Haywood, Burt Lancaster als Hauptange- Film handelt von einem kleinen Jungen, dar- 1960 klagter Dr. Ernst Janning, Richard Widmark gestellt von Bobby Crawford, in einem Kon- Gründgens war mir wichtiger als Ankläger Colonel Tad Lawson, Marlene zentrationslager. Maximilian schreibt dar- Der damalige Regisseur George Roy Hill Dietrich spielte Frau Berthold, Judy Garland über: „Immer wenn Namen von Insassen auf- sagte nach Ende der Dreharbeiten zu Ma- hatte die Rolle der Irene Hoffman Wallner gerufen wurden, wußte man: Die werden ximilian Schell: „Wenn ich irgendeine Rolle und Montgomery Clift verkörperte Rudolph jetzt zum Tod geführt Eines Tages stand auch für dich habe, wirst du sie bekommen“. Es Petersen. Auch in diesem Film spielte Schell mein Name auf der Liste. Am Tag zuvor hat- dauerte nicht lange und Schell bekam sein wieder den Verteidiger Hans Rolfe. Die Hand- te ich noch zu dem kleinen Jungen gesagt: nächstes Drehbuch mit dem Titel: „Judg- lung des Films orientierte sich an den Ju- ,Immer, wenn etwas Schreckliches passiert, ment of Nurembeg“, wiederum für die Serie ristenprozeß von 1947 gegen eine Reihe von mußt du einfach singen‘. Und wie sie dann „Playhouse 90“. Die Dreharbeiten fanden im NS-Richtern. In der Berliner Kongresshalle – meinen Namen riefen, blieb ich noch stehen Februar und April statt und da spielte Schell sechs Tage nach dem 31. Geburtstag von und schaute ihn an – er schaute mich an – schon den Verteidiger Hans Rolfe – obwohl Maximilian Schell – wurde am 14. Dezem- und dann, völlig unvorbereitet, aus dem Au- er, wie er sagte, lieber die Rolle des ber 1961 der Film erstmals gezeigt. genblick entstehend, fing er an zu improvi- Haupangeklagten Dr. Ernst Janning gespielt Gemeinsam wurden Spencer Tracy und sieren. Sein Singen war im Drehbuch nicht hätte. Maximlilan Schell für den Oscar nominiert. vorgesehen. ,Frère Jacques, frère Jacques / 1962 erhielt Schell den Oscar als bester Dormez-vous? Dormez-vous? / Sonnez les 1961 Hauptdarsteller und er meinte: „[...] natür- matines, sonnes les matines‘. Alle weinten Das Urteil von Nürnberg und ein Oscar lich hat sich durch den Oscar viel verändert und blickten mir nach [...] Und die Kamera Zurück in Deutschland erfuhr Schell, daß Nicht ich habe mich verändert, aber die blieb auf dem Gesicht des Jungen. ,Ding, der Regisseur und Filmproduzent Stanley Welt. Die anderen haben sich verändert. [...] dang. dong‘. Der Junge war so großartig in Kramer die Rechte an der Fernsehfassung Gründgens war mir wichtiger. Deshalb bin seiner Echtheit, daß er gar nicht mehr auf- gekauft hatte, weil er einen Kinofilm ma- ich ja auch nach Deutschland zurückgekehrt, hörte zu singen.“ Dieser Junge, der alle zum chen wollte. Es ging wieder zurück nach Hol- um den Hamlet zu spielen.“ Weinen brachte, war bis Ende der 1960er lywood in die Universal Studios und Maxi- Ein Jahr nach seiner Oscarverleihung war Jahre Schauspieler. Dann sattelte er um und milian Schell wurde zum erstenmal wie ein Schell – auf Einladung von Gustav Gründ- produzierte selbst Filme. Sein erster Film als großer Schauspieler behandelt. Er hatte so- gens – wieder in Hamburg . Er sollte den Associate Producer war die mit sieben gar einen eigenen Bungalow. Die großen „Hamlet“ spielen. „Gründgens war mein

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Dolch des letzten Sultans in einer Vitrine im Museum des Topkapi-Palasts von Istanbul. Maximillian Schell, der als Student vor seinen künstlerischen Studien auch Archäo- logie studierte, sollte eine Arbeit abgeben über die Reiterstele des Dexileos. Er arbeitete fleißig daran, gab die Arbeit ab und wurde gut benotet. Diese Reiterstele ist deshalb et- was Besonderes, da sie die erste bekannte Reiterstele überhaupt ist und zwischen Athen und Piräus sich auf dem griechischen Fried- hof Kerameikos befindet. Als Schell dorthin fuhr, um sich die Stele anzusehen, über die er immerhin geschrieben hatte, machte er eine unglaubliche Entdeckung: „[da] sah ich also die berühmte Reiterstatue, die von so vielen Wissenschaftlern untersucht worden war, im Dämmerlicht – neben einem völlig erblindetem Fenster und ganz mit Staub überzogen. Kaum sichtbar, wie Gerümpel, aber natürlich noch zu erkennen – und ich Foto: ORF / DEGETO dachte mir: Merkwürdig, wie diese berühm- Maximilian Schell als Anwalt »Hans Rolfe« (l.) und Richard Widmark als Ankläger »Colonel Tad Lawsen« te Reiterstatue so verwahrlost ist. Wo ist der Ruhm? Was soll das alles? Jetzt steh ich hier größter und wichtigster Lehrer. Er war auto- 1964 vor dem zwei Jahrtausende alten Monument, ritär, tolerant, schwierig – alles. Er war auf Nach „Topkapi“, dem gleichnamigen Ro- und es ist nichts da als Staub und ein paar seine Weise ein vollkommener, fehlerhafter man des britischen Schriftstellers Eric verwitterte Formen.“ Mensch“, schrieb Schell. Und als einer der Ambler, spielte Schell im amerikanischen Er erzählte Melina Mercouri diese Ge- wenigen verteidigte Schell Gründgens we- Lustspielfim die Rolle des weltmännischen schichte. Als Schauspielerin konnte sie na- gen dessen Zeit während des Nationalsozia- Gauners und Bosses Walter Harper neben der türlich nichts unternehmen, auch die näch- lismus. „[...] Während des sogenannten Drit- sten Jahre nicht, da sie drei Jahre später unter ten Reiches bewahrte er etliche Menschen der Militärdiktatur in Griechenland das Land vor Verfolgung, Berufsverbot und auch vor verlassen und ins Exil nach Frankreich dem Tod. [...] Er war deutsch, er sprach nur mußte. Erst nach sieben Jahren – 1974 – kehr- Deutsch, er verstand nur Deutsch – er war te sie wieder zurück. Drei Jahre später wurde ein Kind dieser Kultur und wußte, daß er in sie für die sozialistische Partei als Abgeord- einer anderen Sprache [...] nicht überlebens- nete ins Parlament gewählt. Und weitere vier fähig war. Er konnte nur in Deutschland blei- Jahre später – 1981 – bekleidete sie das Amt ben und die Finsternis der Zeit durchstehen. als Kulturministerin. Und so glaubt Schell: Das hat er mit so viel Anstand getan, wie es „Als sie, Jahre später, dann griechische Kul- einem Menschen in seiner Situation möglich tusministerin wurde, hat sie, soviel ich weiß, war. Hätte jeder Deutsche zu der Zeit so viel veranlaßt, daß diese Marmostatue ins Mu- für seine Mitmenschen getan wie Gründ- seum kam.“ Heute jedenfalls befindet sich gens, es hätte kein ,Drittes Reich‘ gegeben.“ das 2,21 m hohe Grabrelief aus Marmor im Überraschend begab sich Gründgens im Athener Kerameikos-Museum.3) Sommer 1963 auf eine Weltreise und kam nie mehr zurück. Sein Tod wurde nie eindeu- 1967 tig geklärt. Er starb 1963 in Manila auf den Spencer Tracy stirbt. Philippinen. Über den Tod von Gründgens Spencer Tracy, er war vor sechs Jahren Foto: United Artists war Schell schwer erschüttert. So berichtete gemeinsam mit Maximilian Schell vor der Filmplakat zu »Topkapi« er über einen Traum, den er später einmal Kamera gestanden, hatte einen großen Ein- nach dem Tod von Gründgens hatte: „Ich männermordenden und juwelenliebenden druck bei Schell hinterlassen: „Während der war auf dem Weg ins Schauspielhaus Ham- Melina Mercouri als Elizabeth Lipp und zwei Dreharbeiten hat mich besonders Spencer burg. Der gleiche Portier saß da – wie da- berühmte Schauspieler ergänzten das Quar- Tracy beeindruckt. Er war der große alte mals zu meiner Hamlet Zeit. Ich fragte: ,Wo tett: der englische Aristokrat Cedric Page als Mann des amerikanischen Kinos, hatte eine ist der Chef?‘ Die Anwort: ,Am Ende des Robert Morley und last but not least Peter ungeheure Ausstrahlung voll Ruhe und Güte Ganges, die letzte Tür links.‘ Ich ging den Ustinov als Fremdenführer und Hehler Ar- [...] Es gab ein Bild von ihm, um das ich ihn Gang entlang – ein Theatergang – und war thur Simon Simpson. Geklaut werden soll bat. Er sagte: ,I give you another one.‘ (,Ich glücklich! Plötzlich glücklich! – Er lebte!“ der größte Diamant der Welt auf einem gebe Ihnen ein anderes‘, Anm.) Und dann

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in Paris zu treffen. „Er würde gerne einen ste Liebe“ nach einer Novelle von Ivan Tur- Film mit mir machen. ,Schuld und Sühne‘ genjew wurde gleich ein großer Erfolg. Und von Dostojewski“. Zur dieser Zeit war Schell zweimal hat Schell als Regisseur mit seiner gerade mit dem Film „Das Schloß“ beschäf- Mutter zusammengearbeitet. Im Film „Der tigt, den er selber produzierte, die Rolle des Fußgänger“ gab sie „Frau Buchmann“ und „K“ spielte und gemeinsam mit Rudolf in „Der Richter und sein Henker“ „Frau Noelte das Drehbuch verfaßte. Orson Welles Schönler“. Die Erinnerung an seine Mutter ist wohl den meisten aus dem Film „Der schildert Maximilian, daß es „nicht einfach Dritte Mann“ bekannt – mit der berühmten [war], mit ihr glücklich zu sein. Sie hat es Filmmusik des österreichischen Zitherspie- sich und uns allen nicht leicht gemacht. Lan- lers Anton Karas (Harry-Lime-Thema). Da- ge Jahre. Erst im Alter hat sich das geändert, mals war Schell gerade 19 Jahre alt und er- da hat sie eine Milde entwickelt, eine Güte, innerte sich: „Ich hatte Orson Welles von Ju- eine warmherzige Zuneigung, die es vorher gend an sehr verehrt. Wahrscheinlich das nicht gab.“ Bedenkt man, daß sie in den erste Mal wegen des Films ,Der dritte Mann‘, schwersten Jahren – Zwischenkriegszeit – wo er nur wenige Minuten auf der Leinwand Zweiter Weltkrieg – Nachkriegszeit – vier zu sehen ist. Aber Gott! - Was für Minuten.“ Kinder und einen sehr komplizierten Künst- Man traf sich in einem Lokal in Paris ge- ler-Ehemann ernähren mußte, ihre Schau- meinsam mit dem berühmten Produzenten spielkarriere aufgeben mußte, ihre Schönheit Samuel Bronston (ein Neffe von Leo Trotz- verblühte, ihr Ehemann zwei Geliebte hatte, Foto: Metro-Goldwyn-Mayer kann man wohl schwer erwarten, daß sie wie Spencer Tracy ein sanfter Engel durch die rauhe Welt glitt. schenkte er mir ein wunderschönes Foto von ihm in einem silbernen Rahmen, das lange 1975 Jahre bei mir auf dem Klavier stand. Auf Friedrich Dürrenmatt dem Rahmen stand eingraviert ,With admi- Der Film „Der Richter und sein Henker“, ration and love, Spence.‘ (,Mit Bewunde- (1975) war eine Verfilmung des Bestsellers rung, alles Liebe. Spence‘, Anm.).“ von Friedrich Dürrenmatt. Da hatte Maximi- Spencer Tracy – in unendlich vielen Fil- lian Schell Dürrenmatt kennengelernt. Beide men zu sehen und mit meisterhaften Erfol- arbeiteten auch gemeinsam an dem Dreh- gen – sollte im letzten Abschnitt seines buch, wurden gute Freunde. Bei der zweiten Lebens vier Filme unter der Regie von Stan- Eheschließung von Dürrenmatt war Schell ley Kramer drehen, der einen neuen Typ von Trauzeuge und man fuhr auch gemeinsam unabhängigem Filmemacher verkörperte: auf Urlaub, wie zum Beispiel nach Athen. „Wer den Wind sät“ (1960, Oscar-Nominie- Sie besuchten antike Stätten unter anderem rung als bester Hauptdarsteller), ein Jahr dar- das Theater des Dionysos, wo Aristophanes auf „Das Urteil von Nürnberg“ (1961 Oscar- seine Stücke aufführte. Sie philosophierten Nominierung als bester Hauptdarsteller); über Sokrates, der auch dieses Theater be- dieser Film wurde wie ein heißes Eisen an- Foto: Elke Wetzig / GNU-Lizenz sucht hatte. Schell wanderte mit Dürrenmatt gefaßt und es war sehr schwer, eine Produk- Friedrich Dürrenmatt zwischen den steinernen Überresten, als tionsfirma zu finden. Gerade dieser Film soll- ki). Maximilien Schell meinte, daß man aus Dürrenmatt mit einer Hand über den Stein te dann eine Reihe von internationalen Prei- dem Film eigentlich drei machen müßte, fuhr, auf dem er saß und zu Schell sagte: sen gewinnen. Der dritte Film war „Eine Orson Welles meinte, „eigentlich sollten wir „Weischt du, wenn ein Mensch irgendwo total, total verrückte Welt“ (1963) und der nicht drei Filme drehen, sondern jedes Ka- sitzt, dann hinterläßt er dort Atome. Und die- allerletzte – nicht nur unter der Regie von pitel müßte ein Film sein“, darauf Schell wie- se Atome können Tausende von Jahren über- Stanley Kramer, sonder auch der letzte Film der: „also mindestend dreißig!“. Bronston, dauern.“ von Spencer Tracy – „Rat mal, wer zum der Produzent, der bis dahin kein einziges „Tausende von Jahren?“ Essen kommt“ (1967). Als Tracy’s finanziell Wort gesprochen hatte, still seine Nachspei- „Tausende von Jahren!“ erfolgreichreichste Film am 11. Dezember se verzehrte, zahlte die Rechnung, verließ „Also ist es möglich, daß da, wo du gera- 1967 in die Kinos kam, lebte Tracy nicht stumm das Lokal auf Nimmerwiedesehen. de sitzt, einst Sokrates saß und seine Atome mehr: Er war am 10. Juni an Herzversagen Der Film wurde nie gemacht. Schade hinterlassen hat?“ gestorben. eigentlich. Aber Maximilian Schell hatte „Ja – das isch scho möglich.“ einen neuen wertvollen Freund gewonnen, „Dann sollten wir sie suchen. So ein 1968 „vielleicht das einzige Genie, dem ich Atom von Sokrates muss doch unermesslich Orson Welles begegnet bin“. wertvoll sein.“ Aber nicht nur Filmgrößen wie Spencer An all das erinnerte sich Schell, als er Tracy kreuzten die Lebenswege von Maxi- 1970 1990 erfuhr, daß Dürrenmatt verstorben war. milian Schell. Eine Nachricht kam, in dem Maximilian Schell beginnt selbst als 15 Jahre war ihnen ihre Freundschaft ge- Schell gebeten wurde, sich mit Orson Welles Regisseur zu arbeiten. Sein erster Film „Er- gönnt: „Wir waren Suchende, Dürrenmatt

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 115 Kultur und ich. Wir suchten die Atome der Erkennt- nis. Es war, ein wunderschöner Herbsttag da- mals in Athen, auf den Stufen des Theaters des Dionysos“.

1979 Jedermann Maximilian Schell spielt „Jedermann“. Große Künstler vor ihm haben diese heiß- begehrte Rolle bravourös gespielt. 1920 wur- de das Theaterstück von Hugo von Hof- mannsthal erstmals bei den Salzburger Fest- spielen aufgeführt. Die Uraufführung fand aber schon neun Jahre früher statt: im Zirkus Schumann in Berlin. Die „Ahnengalerie“ ist umfangreich und da verwundert es nicht, daß ein Schauspieler wie Maximilian Schell, mit vielen Preisen bereits ausgezeichnet, sagt: „Doch mit dem Engagement kam auch die Angst“. Vor sechs Jahren war sein heiß- geliebter und hochverehrter Vater gestorben und nicht unweit lag das Grab seines Vaters, dachte er als er zum ersten Mal hinaus auf die Bühne mußte. Jedermann: Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes. Tragisch war, daß der wirk- liche Tod auch tatsächlich während einer der Vorstellungen die Bühne traf. Der Schau- spieler Eric Pohlmann brach zusammen, man brachte ihn in die Klinik, wo er wenig später verstarb. Mit ihm hatte Schell noch vor kur- zen in dem Kinofilm „Geschichten aus dem Wienerwald“ zusammengearbeitet, wo Schell Regie führte und Produzent war – und dafür den „Goldenen Hugo Award Preis“ bekam. Fünf Jahre lang spielte Schell den „Jeder- mann“ und meinte: „Dann war ich leer.“ Foto: Salzburger Festspiele / Oskar Anrather

1984: Ein Blick auf den Salzburger Domplatz, wo im Rahmen der Salzburger Festspiele seit dem Jahr 1920 der »Jedemann« aufgeführt wird. Marlene Dietrich Marlene Dietrich und Maximilian Schell würdig, gütig, rücksichtslos. Harsch in ihrer hatte, bekam er den deutschen Filmpreis sind einander erstmals 1961 bei den Auf- Kritik, verletzend: ,You should go back to „Filmband in Silber“. 1992 verstarb Dietrich nahmen zum „Urteil von Nürnberg“ begeg- Mama Schell and learn some manners. (,Du in Paris, deren Durchbruch mit dem Film net. Schell war von ihr als Frau nicht begei- solltest zurück zu Mama Schell gehen und „Der blaue Engel“ begann. Berühmte Re- stert; er war damals 30 Jahre alt, sie fast 60. Manieren lernen‘, Anm.) [...] Es war ein gisseure begleiteten sie auf ihrem schauspie- Doch das Alter sah man Marlene nicht wirk- Kampf. Ein Ringen. Jede Frage, die ich ihr lerischen Weg. lich an, wirkte sie doch fast 20 Jahre jünger. stellte, provozierte noch mehr Widerstand. Wo andere Männer vor „der Dietrich“ knie- [...] dann kam ich auf die Idee, sie mit einem 1985 ten, meinte Schell lakonisch: „Wir spielten Gedicht von Ferdinand Freiligrath zu kon- Zu den Dreharbeiten zu „Peter der Große“ zusammen, das war alles.“ Nach den Drehar- frontieren, von dem ich wußte, daß es ihr lernte Maximilian Schell 1985 – er ist jetzt beiten verlor man sich wieder aus den etwas bedeutete – es hing gerahmt in der 55 Jahre alt – die russische Schauspielerin Augen. Es sollten 20 Jahre vergehen, bis Küche [...] Ein Gedicht, wie es kaum ein Natalja Andreitschenko kennen. Ein Jahr Produzent Karel Dirka fragte, ob Schell gefühlvolleres geben konnte.“ später heirateten beide im Juni. Drei Jahre nicht einen Film über Marlene Dietrich dre- O lieb, solang du lieben kannst! später wurde Tochter Nastassja geboren. hen möchte. Zu dieser Zeit lebte sie voll- O lieb, solang du lieben magst! kommen zurückgezogen in Paris. Es war Die Stunde kommt, die Stunde kommt, 1992 dementsprechend schwer, diesen Film zu Wo du an Gräbern stehst und klagst! Schwester Immy drehen und fertigzubringen: „Sie [Marlene Trotz aller Schwierigkeiten, die Schell Im August des Jahres 1992 verliert Maxi- Dietrich] war reizend und giftig. Liebens- mit der damals 83jährigen Diva zu ertragen milian Schell seine jüngste Schwester Immy.

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Dokumentationsreihe „Terra-X“ aus, durch die Maximilian Schell als Erzähler führte. Er präsentierte z. B. den „Kampf um Rom“, „Das Ende der Zaren“, „Verschwörung im Vatikan“. Die letzte Folge, „Der Kriegsruf der Indianer“ wurde am 17. Juli 2011 gesen- det. In der Zwischenzeit lernte Maximilan Schell die deutsche Opernsängerin Iva Miha- novic kennen und heiratete sie im August 2013. Dieses Glück sollte aber nicht lange dauern, denn ein halbes Jahr später, am 30. Jänner 2014, wurde er wegen Rücken- schmerzen ins Landeskrankenhaus Innsbruck eingeliefert und operiert. Am 1. Februar starb er nach drei Uhr. Eine Woche später – am 8. Februar – fand die Trauerfeier in seinem heißgeliebten Preitenegg statt. Der Kreis hat sich geschlossen.

Foto: ORF / epo-film Piotr Jaxa In seiner Münchner Wohnung hing das Maria Schell und Maximilian Schell in der Dokumentation »Meine Schwester Maria«, letzte Bild des Malers Mark Rothko – Schell die 2001 entstanden ist. war ja begeisterter Sammler. Das Bild, das Sie starb an einer Lungenentzündung im Al- nand Piech, Karlheinz Böhm, Helmut Tho- ihn veranlaßte, über den Tod zu meditieren, ter von nur 57 Jahren. Immy Schell war ver- ma, Franz Welser-Möst und Friedrich von zeigt, wie er es beschrieb, „nur zwei Flächen, heiratet mit dem österreichischen Schau- Thun. 2002 wurde anläßlich des Weltbund- oben schwarz, unten graubraun.“ Es hatte spieler Walter Kohut, der im Jänner 1980 in Treffens in Wien Maximilian Schell mit die- ihn immer „als Ausdruck, als Ausblick, als Innsbruck verstarb. Ihre letzte Ruhestätte be- sem Titel geehrt, die Laudatio begann Welt- Vision des Todes berührt“. Eine „halmzarte, findet sich auf den Maurer Friedhof in Wien. bundespräsident Gustav Chlestil damals mit um einen Hauch lichtere Linie im Schwarz Maximilian Schell ist zu der Zeit gerade bei folgenden Worten: „Ob er heute schon eine des letzten Bildes, die zwar nicht Hoffnung den Dreharbeiten zu dem Film „Die Spur des Legende ist oder morgen erst sein wird, was versprach, aber doch auf etwas Jenseitiges, Windes – Das letzte große Abenteuer in spielt es für eine Rolle. Er ist ein begnadeter ein mögliches Drüben hinwies Unmerklich Afrika“ in Namibia und Simbabwe. Immy Künstler, eine beeindruckende Persönlich- fast, aber doch deutlich sichtbar“. hatte ein Jahr zuvor einen schweren Autoun- keit, ein Weltstar…“ Nach einer mit vielen „Weischt du, wenn ein Mensch irgendwo fall erlitten. Maximilian erzählt erschüttert: Anekdoten gespickten Dankesrede meinte sitzt, dann hinterläßt er dort Atome. Und die- „Maria und ich fuhren sofort nach Wien. Sie Schell: „Ich bin nicht nur Herzens-, sondern se Atome können Tausende von Jahren über- erkannte uns nicht. Erst ein Jahr später war auch Nieren-, Lungen- und Leberöster- dauern.“ (Dürrenmatt) sie wieder einigermaßen ansprechbar. Doch reicher.“ PS: Von den vier Geschwistern lebt nur hatte sie große Schmerzen und verfiel in eine mehr Carl Schell, der 1927 in Wolfsberg in schwere Depression. Im August 1992 ver- 2002 und 2005 Kärnten geboren wurde. Sein Berufsleben schlechterte sich ihr Zustand. Ich drehte Meine Schwester Maria war mindestens so erfüllt und erfolgreich gerade in Afrika. Maria war ständig bei ihr Die Alm in Kärnten, die Maximilian wie das seines Bruders Maximilian und sei- und versprach, mich um fünf Uhr früh anzu- Schell als seine eigentliche Heimat bezeich- ner Schwestern Maria und Immy. Warum die rufen, kurz bevor ich das Hotel verlassen nete, war auch der Rückzugsort seiner Schwe- einen zu Stars wurden und andere nicht, wird mußte. Unser Gespräch war nach Mitter- ster Maria in ihren späten Lebensjahren. wohl immer ein Geheimnis bleiben. „ nacht. Die wenigen Stunden Schlaf waren 1942 begann ihre Filmkarriere mit dem Film unruhig und schwer – ein einziges Warten. „Steinbruch“ und endete 2002 mit dem Do- Quellen: 1) Maximilian Schell, „Ich fliege über dunkle Plötzlich läutete das Telefon, ich schaute auf kumentarfilm „Meine Schwester Maria“, Täler. Erinnerungen.“ Hoffmann und Campe die Uhr. Es war vier Uhr früh. Da wußte ich, gedreht von ihrem Bruder Maximilian. Sie (2012) daß etwas Schreckliches passiert war. Immy, war bereits schwer krank und bei der Pre- Taschenbuch meine kleine Schwester, die mir mein ganzes miere des Films im Februar 2002 zeigte sich http://partners.webmasterplan.com/click.asp?ref=682206&site=9139&type=text&tnb=1&pid= 9783455503333 Leben so nahe stand, war gestorben. Aber sie Maria Schell zum letzten Mal in der Öffent- Hardcover war die Beste von uns allen.“ lichkeit. http://partners.webmasterplan.com/click.asp?ref=682206&site=9139&type=text&tnb=1&pid= 9783455501780 Im selben Jahr trennte sich Maximilian 2) Maximilian Schell, „Der Rebell. Eine 2002 Schell von seiner Frau und 2005 ließen sich Erzählung.“ Goldmann (1999) »Auslandsösterreicher des Jahres« 3) http://viamus.uni-goettingen.de beide scheiden, in demselben Jahr als Maria 4) Marie Therese Kroetz Relin, Meine Schells. Jährlich vergibt der Auslandsösterreicher- Schell verstarb. Ihre Grabstelle befindet sich Eine Familie gesucht und mich gefunden. Weltbund die Auszeichnung „Auslandsöster- auf dem Friedhof Preitenegg in Kärnten. Langen/Müller (2011) reicher des Jahres“ für hervorragende Lei- Ein Jahr zuvor – vor dem Tod seiner Hardcover stungen für Österreich, darunter etwa Ferdi- Schwester Maria – strahlte das ZDF die http://partners.webmasterplan.com/click.asp?ref=682206&site=9139&type=text&tnb=1&pid= 9783784432519

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 117 Kultur Wiener Festwochen 2014 9. Mai bis 15. Juni Foto: Javier del Real / Teatro Vom Madrider Teatro Real kommt Michael Hanekes Così fan tutte-Inszenierung zu den Wiener Festwochen.

om 9. Mai bis zum 15. Juni sind bei den von Orpheus und Eurydike auf seine Gegen- ist Galina Ustwolskaja eine Hommage ge- VWiener Festwochen 37 Produktionen wärtigkeit. widmet. An einem Wochenende (31. Mai aus 22 Ländern zu sehen – darunter zwei Ur- Die Neufassung der Oper Bluthaus von und 1. Juni) finden vier Konzerte statt. Ein aufführungen, drei Neuinszenierungen, zwei Georg Friedrich Haas mit dem Text von Händl Filmporträt und ein Gespräch bieten Ge- Europa-Premieren und neun Premieren im Klaus wird bei den Wiener Festwochen ur- legenheit, das Werk der 2006 verstorbenen deutschsprachigen Raum. Die KünstlerInnen aufgeführt. Die Geschichte um das Geheim- russischen Komponistin näher kennenzuler- und Ensembles kommen aus Ägypten, Bel- nis des Bluthauses, das inzestuöse Verhältnis nen. gien, China, aus der Demokratischen Repu- des Vaters zu seiner Tochter, wird von Peter Vom Madrider Teatro Real kommt Mi- blik Kongo, Deutschland, Frankreich, Japan, Mussbach in Szene gesetzt. (Premiere 21. chael Hanekes Così fan tutte-Inszenierung Kroatien, Lettland, aus dem Libanon, Mosam- Mai) zu den Wiener Festwochen. (Premiere 2. Ju- bik, Portugal, Österreich, Rußland, aus der William Kentridge sieht Schuberts Winter- ni) Nach Mozarts Don Giovanni ist Così fan Schweiz, Singapur, Slowenien, Spanien, Süd- reise als „Trio für Sänger, Pianist und Film- tutte die zweite Opernregie des Filmregis- afrika, Südkorea, Ungarn und aus den USA. projektor“. Für seine szenische Umsetzung seurs. Eingeladen von den Wiener Festwo- Die Wiener Festwochen werden am des Liederzyklus für die Wiener Festwochen chen werden die deutschen Elektro-Pioniere 9. Mai mit dem traditionellen Eröffnungsfest zeichnete der südafrikanische Künstler 24 Kraftwerk ihr Gesamtwerk im Burgtheater auf dem Rathausplatz eröffnet. Die erste Pre- Animationsfilme, die Landschaften als Meta- aufführen. Mit der 3-D-Konzertreihe Der miere findet am 10. Mai statt: Gezeigt wird phern des Erinnerns und Vergessens zeigen. Katalog - 1 2 3 4 5 6 7 8 stellen sie von 15. Michael Thalheimers Inszenierung von Der Sänger ist Matthias Goerne, am Klavier bis 18. Mai an vier Abenden jeweils zwei Ödön von Horváths Geschichten aus dem Markus Hinterhäuser. (Premiere 9. Juni) ihrer legendären Musikalben ins Zentrum Wiener Wald vom Deutschen Theater Berlin. Mit In Praise of Shadows und A Brief (nur Online-Vorverkauf, ab 28. Januar). Romeo Castelluccis Neuinszenierung History of Colonial Revolts – Drawing Les- Im Fokus der Festwochen 2014 steht der von Glucks Orfeo ed Euridice für die Wiener son One and Two – wird William Kentridge 91jährige Meisterregisseur Claude Régy aus Festwochen ist am 11. Mai die erste Opern- zwei seiner Norton-Lectures bei den Wiener Paris. Erstmals werden Arbeiten von ihm in premiere. Im entmystifizierten Bereich der Festwochen geben. (10. und 11. Juni) In Zu- Österreich zu sehen sein. Mit Maeterlincks Medizin befragt der Künstler den Mythos sammenarbeit mit dem Wiener Konzerthaus selten gespieltem Stück Intérieur (ab 11. Mai)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 118 Kultur und mit La Barque le soir (ab 11. Juni) nach dem autobiografischen Roman des norwegi- schen Autors Tarjei Vesaas präsentieren die Festwochen zwei Inszenierungen eines der wichtigsten französischen Theatermacher. Die Wiener Festwochen widmen dem in Taipeh lebenden chinesisch-malaysischen Filmregisseur, bildenden Künstler und Thea- termacher Tsai Ming Ming-liang eine Perso- nale. In Zusammenarbeit mit dem Stadtkino im Künstlerhaus wird eine Retrospektive sei- ner Filme, die u.a. mit dem Goldenen Löwen und dem Großen Preis der Jury beim Film- festival in Venedig ausgezeichnet wurden, ge- zeigt. Während der Wiener Festwochen wer- den seine Videoinstallation It's a dream in der Passagegalerie des Künstlerhauses und seine Kurzfilmreihe Walker mit Lee Kang- sheng als Videoinstallation an verschiedenen Michael Thalheimers Inszenierung von Ödön von Horváths Geschichten aus dem Orten der Stadt zu sehen sein. Der Mönch Wiener Wald vom Deutschen Theater Berlin aus der Tang Tang-Dynastie, die neue Thea- terarbeit von Tsai Ming-liang, die von den Wiener Festwochen initiiert und koprodu- ziert wurde, vervollständigt die Personale. (Premiere 16. Mai) Phantastisches Bildertheater bietet Dmitry Krymov, der in Tararabumbia einen Parfor- ceritt durch die russische Geschichte unter- nimmt – mit Schauspiel, Musik, Puppen- spiel, Tanz, 80 Mitwirkenden und mehr als 500 Kostümen. Die Wiener Festwochen prä- sentieren den russischen Bühnenbildner und Regisseur erstmals einem österreichischen Publikum. (Premiere 28. Mai) In Van den vos, das auf der mittelalter- lichen Fabel von Reineke Fuchs beruht, ver- bindet FC Bergman – ein junges belgisches Kollektiv bestehend aus sechs Schauspie- lern, Autoren und Filmemachern – Theater, Sungmin Hong hat Schauspielerinnen aus fünf südkoreanischen Romeo und Julia- Film, Tanz, Performance und Musik zu einem Inszenierungen ausgewählt, die in Juliettttt simultan ihren Part spielen. opulenten Bilder- und Musiktheater. (Pre- miere 14. Mai) Matthew Barney zeigt bei den Wiener Festwochen sein neues filmisches Monu- mentalepos River of Fundament. Basierend auf Norman Mailers Ancient Evenings, einem Roman über die Zyklen von Tod und Wie- dergeburt, montiert der US-amerikanische Künstler in Zusammenarbeit mit dem Kom- ponisten Jonathan Bepler Performances, Film und Musik zu einer fünfstündigen Filmoper. (Premiere 14. Mai) In Coup Fatal arbeiten der kongolesische Countertenor Sergej Kakudji und der belgi- sche Choreograf Alain Platel zusammen. Mit Barockmusik, Tanz und Theater kreieren sie eine Hommage an die Musik des Barock und die düstere Eleganz des Kongo. Die Urauf- Foto: Kurt Van der Elst Foto: Haechang Jin Foto: Arno Declair führung findet am 10. Juni bei den Wiener Van den vos beruht auf der mittelalterlichen Fabel von Reineke Fuchs.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 119 Kultur

Festwochen statt. Der südafrikanische Thea- termacher Brett Bailey und der belgische Komponist Fabrizio Cassol nützen in ihrer Neubearbeitung von Macbeth Verdis Oper um Leidenschaft, Macht und Hexerei als Vorlage, um damit die Geschichte der anhal- tenden Massaker im Kongo zu erzählen – mit historischer Genauigkeit und in einer unerwarteten Mischung verschiedener Thea- ter- und Musikstile. (Premiere 24. Mai) Johan Simons inszeniert Jean Genets sel- ten gespieltes Stück Die Neger mit Schau- spielern der Münchner Kammerspiele und des Deutschen Schauspielhauses Hamburg. Die Premiere dieser Neuinszenierung eine Koproduktion von Wiener Festwochen, Kammerspiele München und Deutsches Schauspielhaus Hamburg, findet bei den Wiener Festwochen statt. (Premiere 3. Juni) Foto: Kraftwerk / Peter Boettcher Aus Lettland gastiert Stavangera (Pulp Eingeladen von den Wiener Festwochen werden die deutschen Elektro-Pioniere Kraftwerk ihr Gesamtwerk im Burgtheater aufführen. People), eine bitterböse Gesellschaftssatire, die der russische Theatermacher Konstantin beit des Tokioter Psychoanalytikers, Autors termacher Thomas Bellinck auf die Europäi- Bogomolov mit dem Ensemble vom Lie- und Regisseurs Kuro Tanino bei den Wiener sche Union als ein historisches Intermezzo. paja-Theater erarbeitet hat. (Premiere 23. Festwochen zu sehen. (Premiere 30. Mai) (Ehemalige Unternehmenszentrale der Post, Mai) Mit seiner jüngsten Arbeit Titkaink am In Germinal, einer surrealen, schrullig- ab 14. Mai) Bárka Színház in Budapest versucht der ironischen Meditation über das Verhältnis Das Kuratorinnenkollektiv What, How and Autor, Regisseur und Schauspieler Béla Pin- von Technik, Wissen und Macht, erforschen for Whom/WHW aus Zagreb kuratiert die tér die Aufarbeitung der sozialistischen Ver- das französisch-belgische Theaterduo Halory Ausstellung Meeting Points 7: Zehntausend gangenheit Ungarns und thematisiert die Goerger und Antoine Defoort gesellschaftli- Täuschungen und hunderttausend Tricks. aktuelle politische Situation in unserem che Zusammenhänge und zwischenmensch- (Belvedere/21er Haus, Eröffnung 9. Mai) Nachbarland. (Premiere 18. Mai) liche Beziehungen. (Premiere 12. Juni) Die Ausstellung Al Araba Al Madfuna In Riding on a cloud läßt Rabih Mroué Yan Duyvendak und Roger Bernat kom- präsentiert den ägyptischen Künstler Wael seinen Bruder Yasser das gemeinsam durch- binieren in Please, Continue (Hamlet) Sha- Shawky. Gezeigt werden seine Filme Al lebte Schicksal rekonstruieren. Mit ironischer kespeares Tragödie mit einem realen Mord- Araba Al Madfuna I und Al Araba Al Madfu- Distanz beschreibt der aus Beirut stammen- fall und thematisieren, wie zufällig Recht- na II, koproduziert von den Wiener Fest- de Autor und Regisseur aus der Unmittel- sprechung sein kann. Neben drei Schauspie- wochen. Neben dem Diptychon wird auch barkeit des persönlich Erlebten den Bürger- lern wirken ein Richter, zwei Rechtsanwälte, Telematch Shelter zu sehen sein. (Festwo- krieg in seiner Heimat. (Premiere 12. Mai) ein Staatsanwalt, ein Psychiater, ein Ge- chen-Zentrum im Künstlerhaus, Eröffnung Ten Thousand Tigers handelt von der richtsdiener mit – alle Vertreter der österrei- 10. Mai) symbolischen Bedeutung des Tigers im asia- chischen Justiz und Rechtsanwaltschaft. Das Im Rahmen von Into the City verwandelt tischen Raum, auf die Bühne gebracht mit Publikum sind die Geschworenen. (Premiere das russische Künstlerkollektiv Chto Delat großartigen Bilderkreationen von Ho Tzu 7. Juni) (deutsch: Was tun?) mit der Installation Face Nyen aus Singapur. Mit dieser Festwochen- Die Wiener Festwochen präsentieren ver- to Face with the Monument den Wiener Koproduktion (Europa Europa-Premiere in schiedene Tanzproduktionen und Choreogra- Schwarzenbergplatz fünf Wochen lang in ein Wien) wird zum ersten Mal eine Bühnenar- fien mit völlig unterschiedlichen Tanzspra- Forum zum Thema Erinnerungskultur. Der beit des Filmregisseurs und Theatermachers, chen: Marlene Monteiro Freitas aus Lissa- „Unbekannte Soldat“ wird von seinem Mo- der wiederholt bei den Filmfestspielen von bon zeigt mit Guintche ihre dritte eigene Ar- nument geholt und als verfremdete Skulptur Cannes und Venedig zu Gast war, in Öster- beit. (Premiere 22. Mai) Teil der Installation. (Schwarzenbergplatz, reich gezeigt. (Premiere 1. Juni) In The Marrabenta Solos erzählt Panaibra Eröffnung 16. Mai) Sungmin Hong hat Schauspielerinnen aus Gabriel Canda die Geschichte seines Heimat- Bei den Wiener Festwochen 2014 wird es fünf südkoreanischen Romeo und Julia-In- landes Mosambik mit Hilfe seines Körpers. im Künstlerhaus erstmals ein Festwochen- szenierungen ausgewählt, die in Juliettttt si- (Premiere 17. Mai) Zentrum geben: ein Treffpunkt für Künstler multan ihren Part spielen. Der bildende Künst- Aus Peking gastiert das TAO Dance und Künstlerinnen, Publikum und alle ler und Regisseur aus Seoul wird mit dieser Theater, das von Tao Ye die Choreografien Interessierten, ein Ort der Begegnung und Festwochen-Koproduktion (Europa Europa- 4 + 2 2, ein Quartett und ein Duo, als Dop- des Austausches, wo Salongespräche, Film- Premiere in Wien) erstmals in Europa vorge- pelabend zeigt (Premiere 31. Mai) matineen, Ausstellungen, Premierenfeiern stellt. (Premiere 6. Juni) In der Ausstellung Domo de Europa Hi- stattfinden. (10. Mai bis 15. Juni, täglich ab Mit der tiefgründigen Groteske Die Kiste storio en Ekzilo/Das Haus der europäischen 10 Uhr). „ im Baumstamm ist zum ersten Mal eine Ar- Geschichte im Exil blickt der belgische Thea- http://www.festwochen.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 120 Kultur Naturmaschine Waldviertel 68 Kulturprojekte beim Viertelfestival NÖ – Waldviertel 2014 von 10. Mai bis 10. August Foto: mmauss

as „Viertelfestival NÖ – Waldviertel deres“, so der oberste Kulturchef des Lan- D2014“ findet vom 10. Mai bis 10. Au- des. gust 2014 im Waldviertel sowie an einzelnen Auf den ersten Blick ist der Begriff Standorten in Südmähren und Südböhmen „Naturmaschine“ ein Widerspruch: Die Na- statt. Unter dem diesjährigen Festival-Motto tur ist organisch, anpassungsfähig, vom Men- „Naturmaschine“ werden 68 Kunst- und schen unabhängig und sich selbst reprodu- Kulturprojekte – davon sind 15 Schulprojek- zierend; die Maschine dagegen ist vom Men- te – umgesetzt. Sie befassen sich künstle- schen abhängig, mechanisch, unflexibel. risch mit den Besonderheiten der Region und Doch der Mensch will die Natur an seine zeichnen sich durch experimentelle Zugänge Bedürfnisse anpassen, modifiziert sie und und Originalität aus, verlangt von ihr, Waren zu liefern – wie in „Das Viertelfestival NÖ leistet einen ent- der industriellen Produktion. Bis die Natur scheidenden Beitrag zum kulturellen Selbst- selbst zur vermarkteten Ware wird, zum ver- bewußtsein unserer Landesviertel. Die Bün- läßlichen Tourismusmotor – obwohl es sich delung der Kreativität zahlreicher Künstler dabei meist um eine vom Menschen gestal- und Veranstalter zu einem einzigartigen Fe- tete Kulturlandschaft handelt. Das Viertelfe- stival des regionalen Kulturgeschehens, ver- stival sucht dazu Zugänge, die die Ansprü- bunden mit einem sehr einfachen Zugang che der Menschen kritisch unter die Lupe zur Kultur ohne jegliche Hemmschwellen, nehmen und Vorschläge für mögliche neue ist längst unverzichtbar geworden“, erklärt Sichtweisen machen. Foto: R. Hartl-Gobl / B. Bouroyen Landeshauptmann Erwin Pröll. „Damit ist Vor dem Hintergrund des Mottos „Natur- G. Libowitzkys und P. Traxlers »Der und bleibt ,Kultur vor der Haustür‘ auch in Reigen der Macht« ist ein Blasmusical maschine“ setzen sich viele Kunstschaffende Zeiten großer Festivals etwas ganz Beson- rund um die Rettung eines Waldes… mit dem Spannungsfeld zwischen Mensch

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 121 Kultur

und Maschine, Kunst und Natur auseinander. Auch der behutsame wie respektvolle Um- gang mit Wald, Wasser und Tierwelt, Fragen ökologischer Energiegewinnung oder Aspek- te regionaler Wirtschaftsgeschichte stehen häufig im Zentrum. Anna Katharina Bernreitners Kinder- Opern-Wanderung „Hänsel und Gretel“ ver- bindet Musik, Märchen und Natur zu einem intensiven Natur- und Kunsterlebnis. Martin Mollners „Ölrausch“ ist ein Plä- doyer zur Förderung von Waldöl – ein inno- vativer Rohstoff, der eine 100 Prozent menschliche, saubere und höchst lukrative Energiezukunft garantiert. Georg Libowitzkys und Petra Traxlers „Der Reigen der Macht“ ist ein Blasmusical rund um die Rettung eines Waldes, der Foto: Matthias Mollner einem Golfplatz zum Opfer fallen soll. Martin Mollners »Ölrausch« ist ein Plädoyer zur Förderung von Waldöl… Christian Pfabigans Installation „Unsere Gstettn“ dokumentiert Gespräche mit Ener- villon“ schafft Karl A. Immervoll eine außer- ganisierten Festivals „Gemma Gutenbrunn“ gie- und LebensmittelproduktionsexpertIn- gewöhnliche „Homebase“ für das Solartaxi erkunden die GutenbrunnerInnen mit promi- nen über Natur im Spannungsfeld zwischen Heidenreichstein. nenter künstlerischer Unterstützung, was Ökonomie und Ökologie. Unter dem Titel „Wa(h)re Natur im Palais genau eine „Naturmaschine“ ist. Mit „Spuren“ macht Gerhard Fragner die Wild“ befaßt sich Luitgard Eisenmeier Mit „MMAUSS“ präsentieren das Wiener Relikte menschlicher Eingriffe im Gebiet künstlerisch wie dokumentarisch mit der Ge- Salon Theater und der Filmclub Drosendorf um Gutenbrunn, Bärnkopf und Martinsberg schichte des örtlichen Warenhauses Brein- die größte Naturmaschine der Welt und zu- mittels QR-Code und umfassender Broschü- essl, das von 1880 bis 1992 den Reichtum gleich eine radikale Lösung der Energiepro- re wieder sichtbar. von Blumau an der Wild demonstrierte. blematik. „ Mit der Architektur-Installation „Solar-Pa- Im Rahmen des von Gerhard Fragner or- http://www.viertelfestival-noe.at Foto: Christian Pfabigan Christian Pfabigans Installation »Unsere Gstettn« dokumentiert Gespräche mit Energie- und Lebensmittelproduktions- expertInnen über Natur im Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Ökologie.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 122 Serie »Österreicher in Hollywood«

Der Wiener Autor Rudolf Ulrich dokumentiert in seinem Buch »Österreicher in Hollywood« 400 Einzel- biografien mit beigeschlossenen Filmografien und über 12.000 Film- und Fernsehproduktionen aus Hollywood mit österreichischer Beteiligung. In der 74. Folge portraitiert er Ernestine Schumann-Heink Sängerin/Schauspielerin

rnestine (Tini) Rössler, geboren an 15. Juni 1861 in Lieben bei EPrag1), Tochter des k.u.k. Kavallerie-Leutnants Hans Rössler und der aus Italien gebürtigen Konzertsängerin Carlotta Goldman, wurde in Graz als 13jährige von Marietta von Leclaire vier Jahre im Opern- fach ausgebildet. Sie debütierte 1878 in Dresden, setzte aber ihr Stu- dium bei Aloysia Krebs-Michalesi und Franz Wüllner fort, um sich zu vervollkommnen. Von der Wiener Staatsoper abgelehnt, ging sie nach Engagements in Hamburg, Berlin sowie einer engen Verbin- dung zu Bayreuth, bei Festivals am Royal Opera House in Covent Garden in London (unter Gustav Mahler) und Skandinavien in die Vereinigten Staaten. Die vielleicht bedeutendste Altistin ihrer Zeit sang im November 1898 in Chicago und debütierte im Jänner 1899 an der Metropolitan Opera in New York. Gastspiele und Konzerte be- scherten ihr in den Zentren des internationalen Musiklebens heraus- ragende Triumphe, Schumann-Heinks Repertoire war immens. Ab 1910 mußte sie ihr Wirken wegen der angegriffenen Stimme limitie- ren, 1932 folgte in einem letzten Auftritt an der „Met“ der Abschied von der Bühne. Ihr Name leitete sich von der ersten (geschiedenen) Ehe mit Ernst Heink, dem Sekretär der Dresdner Hofoper und der zweiten mit dem Schauspieler und späteren Spielleiter am Hamburger Thalia-Theater, Paul Schumann (gest. 1904), ab. Von 1905 bis 1915 war sie mit dem Chicagoer Advokaten William Rapp Jr. verheiratet. Seit 1913 im kalifornischen Grossmont, East San Diego, in einem „Casa Ernestine“ genannten Anwesen ansäßig, fand die Künstlerin auch spärlichen Zugang zu Hollywood-Ateliers. Nach einem Selbst- auftritt 1915 in einem von Roscoe „Fatty“ Arbuckle mit Mabel Nor- mand inszenierten Kurzfilm „Mabel and Fatty Views the World’s Fair at San Francisco“ war sie 1927 Mittelpunkt in drei unter dem Titel „Ernestine Schumann-Heink Presents Vocal Solos“ zusammen ge- Foto: Archiv Rudolf Ulrich faßten Music-Shorts. 1928 folgte ein „bit part“ in Jesse L. Laskys Die Sängerin und Schauspielerin Ernestine Schumann-Heink Stroheim-Drama der Paramount „The Wedding March“. Als sie durch den Regisseur und Drehbuchautor Edwin Carewe im Rahmen dessen genommen wurde, sah „the Heink“2) ihre inzwischen erwachten Am- eben neu gegründeter Company 1929 für drei Filme unter Vertrag bitionen auf Filmarbeit erfüllt, finanzielle Schwierigkeiten des Neu- Produzenten verhinderten jedoch die Realisierung der entsprechen- den Projekte. 1934 übersiedelte sie nach Hollywood, 1935 verkör- perte sie sich in ihrem eigentlichen Filmdebüt bei Lasky (inzwischen zu Fox gewechselt), in der musikalischen Komödie „Here’s to Ro- mance“ neben dem italienischen Startenor Nino Martini als Mme. Ernestine Schumann-Heink in der Rolle einer Musiklehrerin selbst. Die New York Times schwelgte danach in lobreichen Kritiken. Auf- grund des Beifalls schon bei der Preview verpflichtete sie MGM für eine Verfilmung ihrer Lebensgeschichte (auch Lasky plante Ähnli- ches), Schumann-Heink starb jedoch am 17. November 1936 in Hol- lywood an den Folgen einer chronischen Anämie, kurz vor dem be- reits festgesetzten Drehbeginn der später aufgegebenen Produktion. Im Ersten Weltkrieg hatten zwei ihrer Söhne und ein Stiefsohn in Foto: Archiv Rudolf Ulrich der US-Navy, einer bei der Army, der älteste Sohn dagegen in der Am 30. Dezember 1938 wurde im Spreckels Organ Pavillon 3) im Balboa Park in San Diego eine Erinnerungsplakette für die deutschen Marine gedient , ihr Bruder war Kommandant eines öster- Ehrenbürgerin der Stadt enthüllt. reichischen Kriegsschiffes. Seit 1905 US-Bürgerin, bat Schumann-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 123 Serie »Österreicher in Hollywood«

gen Abend im Radio das „Wiegenlied“ von Johannes Brahms sang, gab man der inner- halb der TV-Serie „Hallmark Hall of Fame“ gedrehten Episode, in der auch der Wiener John Banner mitwirkte, den Titel „Cradle Song“. Den Part der Diva übernahm die aus Dänemark gebürtige Schauspielerin Osa Massen. Los Angeles ehrte die beliebte Opern- und Konzertsängerin mit einem Star auf dem „Walk of Fame“ vor dem Haus 6640 Hollywood Boulevard. Ihr Nachlaß, signifi- kante Memorabilia, befindet sich im Po- mona College in Claremont, Kalifornien. „

1) Lieben, 1898 zur Stadt erhoben, wurde 1901 nach Prag eingemeindet (heutiger Stadtteilna- me Libeò). 2) Die unpersönliche Bezeichnung geht auf Ri- chard Strauss zurück. 3) August Schumann-Heink kam im Juni 1918 ums Leben, als ein amerikanischer Zerstörer das U-Boot rammte, auf dem er Dienst tat, sein Bruder Ferdinand Schumann-Heink war in Hollywood als Darsteller und Drehbuchautor Österreicher in Hollywood: Ernestine Schumann-Heink und Erich von Stroheim auf tätig. einer Dinner Party 1936.

it dem Buch „Österreicher in Holly- Mwood“ legte der Zeithistoriker Rudolf Ulrich die lang erwartete Neufassung seines 1993 erstmals veröffentlichten Standardwer- kes vor. Nach über zwölfjährigen Recherchen konnten 2004 die Ergebnisse in Form einer revidierten, wesentlich erweiterten Buchaus- gabe vorgelegt werden. „Diese Hommage ist nicht nur ein Tribut an die Stars, sondern auch an die in der Heimat vielfach Unbe- kannten oder Vergessenen und den darüber- hinaus immensen Kulturleistungen österrei- chischer Filmkünstler im Zentrum der Welt- kinematographie ge- widmet: „Alles, was an etwas erinnert, ist Denkmal“, schließt der Autor. Fotos: Archiv Rudolf Ulrich Star für Schumann-Heink auf Hollywoods »Walk of Fame«. Rudolf Ulrich und der Verlag Filmar- Heink die Wahlheimat, der ihre Loyalität stattung erfolgte im Cathedral Mausoleum chiv Austria bieten Ihnen, sehr geehrte galt, dafür um Verständnis. Sie trat im gan- im Greenwood Memorial Park in San Diego Leserinnen und Leser, die Möglichkeit, im zen Land in vielen Trainingscamps vor unter militärischen Ehren. Bei den Begräb- „Österreich Journal“ einige Persönlichkei- Soldaten auf, betätigte sich im „fundraising“ nisfeierlichkeiten spielte die US-Marine- ten aus dem Buch „Österreicher in Hol- für Liberty Bonds sowie das Rote Kreuz und band, Angehörige der amerikanischen Le- lywood“ kennenzulernen. stieg nach dem Krieg zur „Mother to United gion, der Veteranenverbände und die Army States World War Veterans“ und „Honorary sandten Abordnungen. Rudolf Ulrich Officer of the American Legion“ auf. Die National Broadcasting Corporation „Österreicher in Hollywood“; 622 Seiten, Nach ihrem Tod hatten königliche Fami- (NBC) verfilmte 1955 ihre ungewöhnliche zahlreiche Abb., 2. überarbeitete und erwei- lien, Präsidenten, Militärführer, Künstler Vita. In Anlehnung an die Tradition, wonach terte Auflage, 2004; ISBN 3-901932-29-1; und Fans aus aller Welt kondoliert. Die Be- Ernestine Schumann-Heink an jedem Heili- http://www.filmarchiv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 128 / 27. 02. 2014 124 ÖJ-Reisetip Via Culinaria – sieben Genußwege im SalzburgerLand Auf sieben thematischen Genußwegen führt die Via Culinaria durch Stadt und Land Salzburg und spürt dabei mehr als 200 ausgewählte Kulinarik-Adressen auf.

uf sieben Genußwegen werden die füh- Arenden Gastronomen des Landes und die besten heimischen Produzenten mit deren regionalen, hochwertigen Produkten zusammengeführt. Im Mittelpunkt steht das Bewußtsein für Authentizität, Regionalität und Originalität. Die Salzburger Küchenvir- tuosen interpretieren traditionelle Rezepte kreativ neu und lassen dabei immer den Re- spekt vor dem Produkt erkennen und inten- siv erschmecken. In der neuen, dritten Auflage des Via Culinaria Genußguides sind insgesamt über 200 Genußpunkte, die alle von einer Salz- burger Kulinarikjournalistin sorgfältig aus- gewählt und getestet wurden, enthalten. Der beliebte Guide enthält weiters eine Fülle von Neuigkeiten und Tipps: Neue und bekannte Kulinarikadressen, buchbare Packages für

Genußurlaube, Rezepte von Salzburger Spit- Foto: SalzburgerLand zenköchen, Ausflugstipps sowie Marktfüh- Die Salzburger Küchenvirtuosen interpretieren traditionelle Rezepte kreativ neu rungen. Die Genußroute „Via Culinaria – und lassen dabei immer den Respekt vor dem Produkt erkennen… Auf zur Landpartie“ läßt reisende Genießer gierten Hüttenwirten, Wirtinnen und „Ski- das Restaurant Atelier im Schloß Hellbrunn so manchen kulinarischen Logenplatz und haubenköchen“ entlang der Skipisten im Salzburg, das Restaurant Zinnkrügl in St. Jo- beeindruckendes Ausflugziel im Salzbur- SalzburgerLand. „Gourmet im Schnee – hann, sowie zwei Restaurants in Saalbach gerLand entdecken. Sie ist Anregung zum Gipfel der Genüsse“ lautet das Motto in die- Hinterglemm: Der Schwarzacher und Arte Nachfahren und kann individuell mit weite- sen ausgewählten Hütten. Hüttenwirte und Vinum. ren Genußpunkten angereichert werden. Hüttenköche kreierten zusammen mit Spit- zenköchen spezielle „Via Culinaria Skihüt- Der Genußweg für Fleischtiger Mit Hauben gekrönt tenschmankerl“, die es exklusiv nur auf die- Weltberühmt sind die heimischen Fleisch- Die Gastronomie des SalzburgerLandes ser jeweiligen Hütten zu verkosten gibt. Je spezialitäten aus dem SalzburgerLand. Das kocht auf Spitzenniveau, was ein wahrer nach Lust und Laune genießen Skifans die weltberühmte Pinzgauer Rind ist wegen sei- Haubenregen bestätigt: Mit über 100 Hau- Köstlichkeiten an den 19 Hüttenhocker- ner hervorragenden Fleischqualität heißbeg- ben, die an rund 70 heimische Restaurants Adressen in urig traditionsreichen Hütten oder ehrt. Bei einem klassischen Tafelspitz oder und Gasthäuser verliehen wurden, verfügen in modernen Genuß-Lounges am Berg. Neu: Schulterscherzl schlägt jedes Gourmet-Herz Stadt und Land Salzburg über eine Vielzahl Der 20. Punkt am Genußweg für Hütten- höher. An den 17 Adressen machen einfalls- von Kochtalenten mit der begehrten Aus- hocker liegt in der Skihalle Neuss im Re- reiche Fleischermeister, haubengekrönte zeichnung. Wobei die Brüder Karl und Rudi staurant „Salzburger Hochalm“. Hier lassen Köche und bodenständige Wirte das wahr- Obauer mit ihren 4 Hauben schon seit Jahren sich die Besucher der Skihalle Neuss in uri- haft Beste aus dem Tennengauer Berglamm, zu Österreichs Spitzenköchen gehören und ger Hüttenatmosphäre mit kulinarischen dem Pinzgauer Rind oder den Kitzspezia- im Vorjahr mit dem Titel „Köche des Köstlichkeiten aus dem SalzburgerLand ver- litäten. Jahrzehnts“ geadelt wurden. Neu mit drei wöhnen. Hauben von Gault Millau dekoriert wurde Der Genußweg für Fischfans das Restaurant Mesnerhaus in Mauterndorf. Der Genußweg für Feinspitze Salzburgs Seen genießen Trinkwasser- Die besten Küchen des Landes versam- qualität und auch die kalten Gebirgsbäche Die sieben Genußwege meln sich am Genußweg für Feinspitze – mit ihrem Quellwasser bringen ganz beson- der Via Culinaria vom gutbürgerlichen Landgasthof bis zum dere Fischqualitäten hervor. Das Salzbur- Der Genußweg für Hüttenhocker noblen Stadtrestaurant, vom modernen De- gerLand verfügt über eine stattliche Anzahl Der kulinarische Einkehrschwung am signrestaurant bis zur romantischen Seeter- von Köchen, welche die sorgfältige Zube- Genußweg für Hüttenhocker führt zu enga- rasse. Neu im Reigen aufgenommen wurden reitung regionaler Fische perfekt beherr-

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rienregion Nationalpark Hohe Tauern erin- nert die Tafel „Tauerngipfel“, eine Schoko- ladenserie von der Konditorei Pletzer in Mit- tersill.

Der Genußweg für Käsefreaks Traditionelles Wissen um das Handwerk der Käsekunst wird im SalzburgerLand viel- fältig eingesetzt. Genießt doch Käse höch- stes Ansehen: Vom Tennengauer Almkäse über den Pinzgauer Bierkäse und Flachgauer Heumilchkäse bis hin zu den Ziegenkäsespe- zialitäten des Lungauer Käse-Philosophen Gunther Naynar. 13 Adressen – kreative Käsemacher, Hofkäsereien, Feinkostläden, Almen und Restaurants – widmen sich ganz den heimischen Käsespezialitäten, die von Jahr zu Jahr mehr werden. Auf den Tennen- Mit einem Anteil von mehr als 50 Prozent biologisch bewirtschafteter Fläche ist gauer Käsealmen wird mit einem Käsesom- das Bundesland Salzburg sogar europaweit unangefochten an erster Stelle. melier sogar das „Käsegeheimnis“ gelüftet.

Gaumenfreuden beim Kulinarikfestival »EAT & MEET« in Salzburg Ganz im Zeichen des Genusses steht der Monat März: Das Kulinarik-Festival „eat & meet“ wird von 1. bis 31. März 2014 zum 6. Mal die hohe Qualität von Küche und Keller in Salzburg in den Mittelpunkt rücken. Das Prinzip des Schlemmer-Festivals: Einem ausgewählten Angebot an Speisen, „eat“, wird der Genuß in geselliger Runde, „meet“, zur Seite gestellt. Neben originellen Gaumen- freuden und Gourmet-Menüs stehen in rund 50 Veranstaltungen Verkostungen, kulturelle „Beilagen“, Einblicke in die Küche von Spitzenköchen, kulinarische Stadtrundgän-

Fotos: SalzburgerLand ge, Live-Musik und vieles mehr auf der 13 Adressen des Genußguides – kreative Käsemacher, Hofkäsereien, Feinkostläden, Speisekarte. Highlight ist der Genuß.Markt Almen und Restaurants – widmen sich ganz den heimischen Käsespezialitäten. „GENUSS.PUR“, der die Kavernen 1595 schen. Ob Reinanke, Bluntausaibling oder unzählige Bauerngärten und Streuwiesen mit am 8. und 9. März 2014 in ein Eldorado für Glemmtaler Alpenlachs, ob als Suppe oder Obstbäumen. Hier gedeihen alte Obstsorten alle Kenner des guten Geschmacks verwan- geräucherte Forelle am Ufer des Fuschlsee: wie Salzburger Birne oder Vogelbeere, die delt. Ergänzt wird der Fischgenuß durch ein gutes von den besten Edelbrennern in feinster Form http://www.salzburg-altstadt.at Glas Wein und die perfekte Kulisse aus Ber- in die Flasche gelangen. Besonderheiten wie gen und Seen. Mit dem Gasthof Hohlweg- Zirbenschnaps, Latschenkieferbrand oder Neun ausgezeichnete Genuß- wirt wird der Genußweg für Fischfans um Bockbierbrand ergänzen das klassische Sor- Regionen im SalzburgerLand eine weiteren attraktiven Genußpunkt erwei- timent. In vielerlei Hinsicht hat das Salzbur- tert. gerLand eine Führungsposition in Öster- Der Genußweg für Naschkatzen reich: Mit einem Anteil von mehr als 50 Pro- Der Genußweg für Bierverkoster An den 16 ausgewählten „süßen“ Genuß- zent biologisch bewirtschafteter Fläche ist und Schnapsfreunde Adressen kommt keine Naschkatze vorbei. das Bundesland sogar europaweit unange- In der Stadt Salzburg wird seit über 600 Hier können Feinschmecker der Lust auf fochten an erster Stelle. Neun ausgezeichne- Jahren Bier gebraut. Wer sich dem gehobe- Süßes frönen: Fans von Mehlspeisen, Ku- te Genuß-Regionen gilt es im Salzburger nen Biergenuß hingeben möchte, stößt auf chen und Torten können im SalzburgerLand Land zu entdecken. Sie verknüpfen beson- eine große Vielzahl an Brauereien, Bieren von Konditorei zu Konditorei und von Café dere Schmankerl mit ihrer Herkunftsregion und besonderen Spezialitäten wie etwa das zu Café schlendern. Die Stadt Salzburg und sind dadurch der beste Beweis für die weltweit einzige Bio-Bier, das streng nach beheimatet eine Vielzahl an traditionsrei- herausragenden kulinarischen Köstlich- Demeter-Richtlinien gebraut wird. Das Land- chen Kaffeehäusern, wie das Café Tomaselli keiten. „ schaftsbild des SalzburgerLandes zieren oder das Café Fürst. An die Gipfel der Fe- http://www.genuss-region.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at