MAI.18

Matador Records EINSCHLAUFEN GEHT IMMER Betrifft: Das Genie in der Schachtel Impressum Nº 04.18 Dayton, Ohio - eine trostlose Kleinstadt im Set auch eine DVD bei, die Einblick in Leben DER MUSIKZEITUNG LOOP 21. JAHRGANG Mittelwesten der USA, die durch drei Bege- und Schaffen des Robert Pollard vermittelt: benheiten Einlass in die Geschichte gefunden Man sieht ihn beim Bierholen im Drive- P.S./LOOP Verlag hat. Hier haben die Gebrüder Wright die Through-Laden, bei der ausgelassenen Arbeit Hohlstrasse 216, 8004 Zürich bemannte Luftfahrt verändert, auf der nach im Aufnahmekeller und auf diversen Bühnen. Tel. 044 240 44 25 ihnen benannten Air-Force-Anlage wurde ein Im Zentrum der Werkschau steht jedoch die www.loopzeitung.ch Balkan-Friedensvertrag unterzeichnet, und Musik. Kleine Meisterstücke von mitunter das Gelände gilt als wichtige Versorgungsba- bloss minimaler Laufdauer, die in den See- Verlag, Layout: Thierry Frochaux sis der amerikanischen Luftstreitkräfte. Der len der Zuhörer verschwinden wie die C-17- [email protected] eigentliche Überflieger der Stadt hingegen Transportflugzeuge im verregneten Nacht- heisst Robert Pollard und befasst sich nicht himmel über Dayton. Administration, Inserate: Manfred Müller mit Kerosin oder Kriegserklärungen, sondern «Hardcore UFOs» ist 2003 bei Matador [email protected] mit alkoholischen Gärgetränken und einzig- erschienen, einem Label, das GBV immer artigen, verschrobenen Songs. mal wieder eine Heimat bot – und in den Redaktion: Philippe Amrein (amp), Seit Mitte der Achtzigerjahre manövriert der vergangenen Jahren stets bemüht war, das Benedikt Sartorius (bs), Koni Löpfe ehemalige Grundschullehrer als kreativer Ka- Indie-Musikschaffen zu fördern. Manch- pitän der Band Guided By Voices durch den mal mit kommerziellem Erfolg, immer aber Mitarbeit: Reto Aschwanden (ash), Yves Baer (yba), globalen Pop-Untergrund. Als Pionier der Lo- mit Einsatz und Eifer. Chris Lombardi und Thomas Bohnet (tb), Marcel Elsener, Fi-Bewegung setzte er dabei schon früh auf Gerard Cosloy, die Labelchefs, haben noch Roman Elsener (rom), Chrigel Fisch (fis), billige Aufnahmegeräte und handgedruckte die Ausläufer des goldenen Zeitalters der Matthias Frey, Christian Gasser (cg), Plattencover. Wer sich mit Pollards Werk ver- Platten industrie miterlebt. Zugleich stemm- Michael Gasser (mig), Hanspeter Künzler (hpk), traut machen möchte, besorge sich die 5-CD- ten sie sich aber immer gegen den Ausver- Tony Lauber (tl), Markus Naegele (mn), Box «Hardcore UFOs», auf der die Entwick- kauf, wenngleich sie auch Kooperationen mit Philipp Niederberger, Alfred Preisig (alp), lung der Band mit einer eindrücklichen Fülle Majors eingegangen sind. Linus Ruegge, Fabienne Schmuki, Martin Söhnlein, von Klangmaterial dokumentiert ist. Nun, gegen Ende eines weiteren Jahrzehnts, Miriam Suter, Reto Vogler (tov) Raritäten, B-Seiten und obskure, nie veröf- stehen sie noch immer. Wie auch Robert fentlichte Basteleien finden sich hier neben Pollard, der mit «Space Gun» eben sein Titelbild: Liz Phair sorgfältig kompilierten Livemitschnitten, 25. GBV-Album veröffentlicht hat. Dass wir einer regulären Best-of-Scheibe sowie der ihnen also diese Ausgabe widmen, versteht Druck: Tagblatt Print, St. Gallen längst vergriffenen Debüt-EP «Forever Since sich. Danke, Matador. Das nächste LOOP erscheint am 25.5.2018 Breakfast». Als optische Ergänzung liegt dem Guido By Voices

Ich will ein Abo: (Adresse) 10 mal jährlich direkt im Briefkasten für 33 Franken (in der Schweiz). LOOP Musikzeitung, Hohlstrasse 216, 8004 Zürich, Tel. 044 240 44 25, [email protected] GEHT IMMER EIN DUALES SYSTEM

Die coolste Band der Welt also, und die grosszügigste, aber auch die bescheidenste. Die zugänglichste und gleichzeitig die unfassbarste. Erfolgreich, ja, aber nicht übermässig, sogar die verwandten Sonic Youth und Teenage Fanclub schafften zeitweise höhere Verkaufszahlen. Die Fans kön- nen Ira Kaplan begreifen, wenn er dafür keine Erklärung hat. Er habe nie begriffen, warum die Musik von Yo La Tengo gefalle, aber gleichzeitig auch nie verstanden, wa- rum sie jemandem nicht gefalle, sagte er einmal. Er sehe es von beiden Seiten: dem Eindruck, nie ein grösseres Pu- blikum erreichen zu können, stehe die Verblüffung, ja der Schock gegenüber, dass die Musik überhaupt jemanden erreiche. Dabei geht Yo La Tengo immer: Geht beim Kochen, Essen, Abwaschen, geht beim Velo-, Zug-, Autofahren, geht zu jeder Tages- und Nachtzeit und in jedem erdenklichen Zu- stand, geht in Einsamkeit und Festtrubel, geht sogar zum yo la tengo konzentrierten Arbeiten; Letzteres auch, weil der Gesang meistens instrumental eingebettet ist oder in der ambien- talen Skulptur nur als Gemurmel mitrauscht. Als Zuhörer wähnt man sich eingebunden in die Aktion, die Haltung ist Yo La Tengo mussten sich nie «neu so freundlich wie die Musik letztlich zuversichtlich, auch wenn sie einmal giftiger wird oder düster. Diese ständi- erfinden». Sondern haben sich mit ge Dualität von tröstlicher Beschwingtheit und störender Nervosität, Innehalten und Fortgehen, Ruhe und Lärm, unermüdlicher Neugier ständig sie ist einzigartig. Eigentlich sind Yo La Tengo eine Bewegung, durchfährt es weiterentwickelt. Und sind auch einen, gut geerdete Transformatoren von Luft, Wind und Wasser, beim jüngsten Auftritt kommen einem öfter ihre darum die coolste Band der Welt. Film-Soundtracks in den Sinn, zuvorderst jener für den Un- terwasser-Dokfilm «The Sounds of the Sounds of Silence». Yo La Tengo, Indie-Fixstern und Matador-Säule, die cools- Da sind die Fische nicht weit, die an Land kriechen, un- te Band der Welt, wie kann man das vergessen? Denkt man terschwellig klingt «Millions Now Living Will Never Die» wieder einmal diesen Frühling, als das unzertrennlich ver- an, der epochale Erstling von Tortoise. Prompt läuft dieses wachsene Musik-Ehepaar Ira Kaplan und Georgia Hubley Album wenige Tage später und unweit im Rough-Trade- und der 1991 quasi angeheiratete Bassist James McNew Saal zwischen den beiden Sets der anderen, etwas älteren auf Tournee gehen. «Sonic heaven», schreit einer beim Gralshüter der New Yorker Rock’n’Roll-Geschichte, die Heimspiel in New York in der ausverkauften Konzerthalle ebenfalls aus Hoboken stammen und «ohne die Yo La Brooklyn Steel, aber ansonsten herrscht andächtige Ruhe Tengo undenkbar wären», wie Ira Kaplan mehrfach versi- im bunt durchmischten Publikum dreier Generationen, die chert hat: The Feelies; sie gehörten zur grossen Familie des YLT nun schon ins Boot geholt haben. Gespannte Erwar- legendären New-Jersey-Szeneclubs Maxwell’s, in dem Yo tungshaltung, die über die beiden «An evening with»-Sets La Tengo gross wurden. anhält respektive fortwährend wächst; konzentrierter Re- spekt, erfüllende Liebe, um es pathetisch zu sagen, was al- GRÖSSER ALS DIE BEATLES lerdings so gar nicht passt zu dieser bei allen Umarmungen und Hommagen doch nüchternen Band. Yo La Tengo mussten sich nie «neu erfinden» wie die Mo- Bluffen oder gar Posieren war nie die Sache von Yo La Ten- depuppen, sondern haben sich mit unermüdlicher Neugier go; die Absage an die englische Rockkumpelei liegt schon ständig weiterentwickelt. John Peels berühmter Satz, wo- im Namen, der sich auf einen Ausruf eines venezolanischen nach The Fall «immer anders, immer gleich» seien, gilt Baseballspielers der New York Mets aus den Sixties bezieht selbstverständlich auch für YLT. Was gleichzeitig bedeutet, – ich hab sie, die Kugel! In der nicht rockistischen, allseits dass ein Neu- oder Wiedereinstieg bei dieser Band ständig ausufernden Klangwelt dieser 1984 gegründeten Band sind möglich ist. Und auch wenn man mit Vorteil «Painful» von alle Mitglieder gleichberechtigt. Und wenn Kaplan dann 1993 besitzt, das erste reguläre Album des Dreiergespanns doch noch Faxen macht, sind sie ironisch oder schlicht Kaplan-Hubley-McNew und die erste Platte für Matador, überfreudig: Bei «Ohm» überreicht er im Feedback-Gewit- oder den Kritikerliebling «And Then Nothing Turned Itself ter seine Gitarre dem Publikum, um selber in der Menge zu Inside-Out» von 2000, spielt es keine Rolle, welche und verschwinden; und im Verlauf des episch ravenden «Pass wie viele YLT-Alben man hat. Kein Stress, nirgends, auch the Hatchet I Think I’m Goodkind» singt und soliert er das gehört zur offenen Anlage dieser Band. Und so darf am Boden liegend. Uff, unerschöpflich hat nichts mit er- jener sagenhafte Titel der Television Personalities, der auf schöpft zu tun. Es geht weiter und weiter, am Ende wie die wenigen ganz grossen kleinen Bands zutrifft, hier wie- üblich einige Coverversionen, in Brooklyn zweimal Velvet der einmal zitiert werden: «They could have been bigger Underground und einmal John Cale, das wechselt täglich than the Beatles.» wie grosse Teile des Sets. Das angeeignete und lebhaft be- Marcel Elsener spielte Archiv des einstigen Rockkritikers und der früheren Animationsfilmerin ist scheinbar endlos, aber nie beliebig Yo La Tengo: «There’s a Riot Going On» (Matador/MV) und stets gut begründet. Live: 16.5., Fri-Son, Fribourg Inserat im LOOP vom 27.04.2018 KonzerteSZENE 27.04.2018 bis 25.05.2018

IG Rote Fabrik Seestrasse 395 8038 Zürich [email protected] Sa. 28.04.18 Clubraum 21:00 Tel. 044 485 58 58 JackSoul Fax. 044 Samstag485 58 5928.4. 20Uhr20 JLIN STELLA GLITTER GIIGESTUBETE Oomboi Lauw (Liquorish Records) TRIO & GUESTS PLATTENTAUFFE Sonntag, 13.5. + +MOLEBRUIT 10.6. 18Uhr18 Do. 3.05.18 Clubraum 20:00 Samstag 5.5. + Sonntag 6.5. Woo-Hah! 10. LAUTER FESTIVAL JODLEREI Sonntag, OSHUN Samstag 12.5. 20Uhr20 27.5. 18Uhr18 KT Gorique MOES ANTHILL WITH STRINGS Fr. 04.05.18 Aktionshalle 21:00 Montag 14.5. 20Uhr20 TICKETS: Woo-Hah! Erhältlich direkt CASTELLO BRANCO am el Lokalen LITTLE SIMZ Samstag 19.5. 20Uhr20 Tresen oder über VanJess REBECA LANE FEAT. ticketino.com ZAKI + DJ KUTO QUILLA Mi. 09.05.18 Clubraum 20:00 Samstag 26.5. 20Uhr20 Gessner-Allee 11 A Thousand Leaves CHICKN + 8001 Zurigo Isola U.S. GIRLS www.ellokal.ch PAC I F I C S TA R Shitkid

Do. 10.05.18 Clubraum 20:00 A Thousand Leaves MARTY O`REILLY & THE OLD SOUL ORCHESTRA Linda Vogel

Di. 15.05.18 Ziegel oh Lac 20:30 Zischtigmusig AUTONOMICS HELGA BLOHM DYNASTIE

Di. 22.05.18 Ziegel oh Lac 20:30 Zischtigmusig PERE UBU & Support

Mi. 23.05.18 Clubraum 20:00 Sugarshit Sharp RUSSIAN CIRCLES Brutus sounds Vorverkauf: www.starticket.ch Eintritt frei für Personen des Asylbereichs. Nur better solange verfügbar. Ausweis N/F vorweisen. with you! Freitag 4. Mai TapTab Schaffhausen loopzeitung.ch SPIELRAUSCH 10 Ausgaben kosten 33 Franken. PLATTENTAUFE «ALLES WAHNSINN»

Musik im DJ Revue Briefkasten & Tanz seit 1998 AFTERPARTY MIT SH-WINTI PUNKROCK TOTAL VERDICHTET loopzeitung.ch Türöffnung 20 h Show ab 21.30 h Eintritt 18.– / 15.– 10 Ausgaben kosten 33 Franken. GOLDENE KLÄNGE Seit knapp drei Jahrzehnten kümmert sich Matador um das unabhängige Musikschaffen. So sind Meisterwerke entstanden, die teilweise sogar Edelmetall-Status erreichten.

Manchmal muss einfach ein Österreicher ran, um ein Weltprojekt anzuschieben. Im Fall von Matador hat diese Aufgabe der Innsbrucker Gitarrist Hans Platzgumer über- nommen, dessen Trio H.P. Zinker mit der Mini-LP «… And There Was Light» die erste Veröffentlichung auf dem Label verantwortete. Die Firma selbst wurde ein Jahr zu- vor von Chris Lombardi in dessen winziger Wohnung im New Yorker Stadtteil Tribeca gegründet und nach einem Almodóvar-Film über einen alternden Stierkämpfer be- nannt. Kurze Zeit später stösst der frühere Homestead- Labelmanager Gerard Cosloy als Kompagnon dazu, und in dieser Konstellation – 1994 verstärkt um Patrick Amo- ry, der sich um das Tagesgeschäft kümmert – werkelt die Chefetage bis zum heutigen Tag tapfer weiter. HÜLLEN FÜLLEN UNTER DROGEN

Cosloy und Lombardi können beide eine astreine In- dierock-Biografie vorweisen: abgebrochenes Studium, Gelegenheitsjobs, Bassisten-Jobs in mässig erfolgreichen Bands, jeden Abend unterwegs, um Konzerte zu besuchen. So entsteht bei Lombardi der Wunsch, ein Label zu grün- den. «Mein Hauptanliegen bestand immer darin, die Szene zu dokumentieren. Und wenn man Platten rausbringen, ein paar tausend Stück davon verkaufen, den Betrieb am Laufen halten und dann noch Pizza essen gehen kann, ist das doch grossartig, oder?» Bald schon folgen weitere er- folgreiche Veröffentlichungen: Superchunk, Teenage Fan- club, Thinking Fellers Union Local 282 und schliesslich im Frühling 1992 das Pavement-Debüt «Slanted & Enchan- ted». Letzteres brachte die noch junge Firma erstmals an ihre Grenzen, wie Cosloy rückblickend festhält: «Die Pave- chris lombardi ment-Platte war die Härte. Sie wurde vom ‹Spin›-Magazin zum Album des Monats erkoren, bevor wir sie überhaupt gepresst hatten. Also mussten wir schnell einen Weg fin- von «Nevermind» waren die grossen Plattenfirmen fieber- in den Achtzigerjahren den, 10 000 Exemplare herstellen zu lassen, dabei hatten haft darum bemüht, Indie-Bands zu verpflichten. So kam für das Homestead-Label wir nicht mal eine Lagerhalle, sondern lediglich das kleine es schliesslich zu einer Kollaboration zwischen Atlantic Bands wie Sonic Youth, Büro in New York.» Die Lösung: Cosloy und Lombardi Records und Matador. «Wir haben ein Joint-Venture», er- Dinosaur Jr., Big Black trommelten ein paar Freunde zusammen, versorgten diese klärte Gerard Cosloy einem Interviewer. «Atlantic bezahlt oder Giant Sand entdeckt mit Bier und weichen Drogen und stopften gemeinsam die alles: Miete, Löhne, Aufnahmen, Herstellung. Im Gegen- hat. So konnten sie sich Platten in die Umschläge. zug erhalten sie die Hälfte des Gewinns.» Einen Teil des auch gegen boomende Das Geld war ebenfalls knapp, und als die Platten eintra- Repertoires veröffentlichten sie als Matador/Atlantic, der Kleinfirmen wie Sub Pop fen, war Matador bereits zwei Monate mit der Büromiete Rest erschien ganz normal auf dem eigenen Label. Wirk- behaupten, über die Lom- in Rückstand. Der Hausbesitzer schickte den Sheriff vor- lich glücklich wurde niemand mit dieser Zusammenarbeit. bardi einst sagte: «Wir sind bei. «Der wollte unsere Tür versiegeln», erinnert sich Cos- Die Matador-Männer versuchten es drei Jahre später noch besser dran als Sub Pop, da loy, «während Chris auf der Bank war, um das Geld zu einmal mit EMI/Capitol, denen sie 49 Prozent ihrer Firma wir kein Hippie-Label sind besorgen. Der Sheriff drohte mir mit der Verhaftung und verkauften, bevor sie diesen Anteil Ende der Neunzigerjah- – bei uns arbeiten weniger meinte, dann würde ich es nie aufs College schaffen. Also re wieder zurückkauften. Seit 2002 kooperiert man mit der Leute mit einem Drogen- sagte ich zu ihm: Wenn das alles ist – legen Sie mir die britischen Beggars Group, zu der auch Traditionslabels wie problem.» Und mit ihren Handschellen an.» Just in diesem Moment kehrte Lombar- 4AD, Rough Trade oder XL Recordings gehören. Bands haben sie fast immer di mit dem Check von der Bank zurück. ein gutes Händchen bewie- Im Jahr darauf spitzte sich die Situation noch einmal zu. ENDLICH GANZ OBEN sen – das sogar ausgezeich- Inzwischen hatte man die Zahl der Veröffentlichungen er- net wurde. Im Frühling neut gesteigert, und mit Liz Phairs Debüt «Exile in Guy- Dass sie ihren Weg so souverän beschreiten, hat auch mit 1998 erreichte Liz Phair ville» stand ein weiteres betreuungsintensives Werk an. der Vorgeschichte von Lombardi und Cosloy zu tun. Ers- mit «Exile in Guyville» und Lombardi und Cosloy nutzten die Gunst der Stunde, die terer hat sich als Fan mithilfe der englischen Musikzeitun- sich durch den Erfolg von Nirvana ergeben hatte. Im Zuge gen fundiertes Fachwissen angeeignet, während Letzterer bitte umblättern GOLDENE KLÄNGE

«Whip Smart» Goldstatus, ein paar Jahre später konnten sich auch Interpol für «Antics» und «Turn on the Bright Lights» Edelmetall-Trophäen aushändigen lassen. Der grosse kommerzielle Wurf gelang dann 2013 mit der Veröffentlichung von «…Like Clockwork» von Queens of the Stone Age, die nach ein paar Alben beim Major Univer- sal bei Matador unterschrieben hatten. Die Platte kletterte als erstes (und bislang einziges) Werk des Labels auf Platz 1 der Billboard Charts. «Das war ein ziemlich surrealer Mo- ment», erinnert sich Lombardi, der aus gegebenem Anlass ins Flugzeug gestiegen ist, um mit der Band in New York zu feiern. Als er – natürlich noch nüchtern – dort eintraf, hatten sich die Musiker um Josh Homme bereits mit lusti- gen Getränken in Stimmung gebracht. «Und du musst dich ganz schön ins Zeug legen, um eine Band wie diese noch einzuholen.» Ob er das dann tatsächlich hinbekommen hat, ist leider nicht überliefert. Dass die Matador-Belegschaft allerdings ein Faible fürs Feiern hat, zeigte sich im Herbst 2010. Den 21. Geburts- tag des Labels nahm man zum Anlass, um die – nach US-Zählart – erreichte Volljährigkeit in angemessenem Rahmen zu begehen. Vorab erschien die üppig ausgestat- tete 6-CD-Box «Matador at 21», die einen repräsentativen Querschnitt durch den Katalog bot, einen Mitschnitt des Pavement-Konzerts zum Zehn-Jahr-Jubliäum 1999 enthielt und überdies noch drei Stapel Poker-Chips mit Label-Logo. Im Oktober fanden sich Künstler und Mitarbeiter dann in Las Vegas ein, um zwei Tage lang der eigenen Geschichte zu huldigen. Pavement spielten das letzte Nordamerika- Konzert ihrer Reunion-Tour, Guided By Voices traten noch einmal in der klassischen Besetzung auf, Liz Phair, Cat Po- wer, Jon Spencers Blues Explosion, Superchunk, Belle and chris lombardi und gerard cosloy (1995) Sebastian, Perfume Genius und Yo La Tango standen auf

Pavement Thinking Pizzicato Five Guided By Fuck Slanted & Enchanted Fellers Union Made In USA Voices Pardon My French (1992) Local 282 (1995) Alien Lanes (1997) Mother of All Saints (1995) Pavement eroberten die (1992) Pizzicato Five entpuppten Remember Slacker-Rock? Welt von ihrem Wohnzim- sich als der wohl elegan- Ein Album für die Ewig- Pavement, Palace, Silk- mer aus. Das Debüt aus Gibt es eine Band, die das teste Act im ganzen Easy- keit, dessen Lieder sich worm? Abgehangene Hän- dem Jahr 1992 ist gespickt frei atmende Post-Cold- Listening- und Lounge- inklusive Reihenfolge im gerattitüde mit oft erstaun- mit schmissigen Indie- War-Feeling der 90er Revival. Schamlos bediente Herzen des Zuhörers fest- lichem Humorverständnis. Rock-Songs, die so spon- charmanter beschreibt als sich das japanische Trio in gesetzt haben. 28 Songs, Fuck aus San Francisco tan und unverblümt klin- dieses Kollektiv aus San der Pop-Historie, an allem, einige davon gerade mal trieben 1997 ihre Spässe gen, als wären sie an einem Francisco? Allein schon der was schön und schick war, wenige Sekunden lang, gerne bis zum Äussersten, einzigen Nachmittag ent- Name, zwischen Gewerk- leicht und bunt, groovy und aber geprägt von Robert wechselten von naiven Kin- standen. Die Texte und Ar- schaft, Sekte und bekifftem ohrwurmig, sonnig und Pollards meisterhafter Me- derliedmelodien zu Coun- rangements sind dann aber Literaturseminar. 1994 barock. «Made In USA», lodieführung. Man mun- trywalzern in SloMo bis doch zu raffiniert dafür. wurden die Fellers auf Eu- eine Zusammenstellung kelt, Matador habe dem hin zu verstörenden Noise- «Slanted & Enchanted» ist rotour geschickt, landeten aus ihren früher in Japan Mann aus Ohio einen Vor- Ausbrüchen. Mit Toco- auch in Sachen Produktion bei Vollmond in Basel und erschienenen Platten, war schuss von 100 000 Dollar tronic gingen sie zweimal ein Meilenstein. Denn diese breiteten ihre zauberhafte ein echter Knüller, doch die bezahlt. Kommerziell war auf Tour. Doch während fehlt komplett. So ebneten Vision von Zukunft aus. Methode Pizzicato Five er- das wohl kaum lukrativ, in die später die Hitparaden Pavement mit ihrer Lo-Fi- Ein Haufen Hippie-Punk- schöpfte sich rasch. Macht ästhetischer Hinsicht aber stürmten, versanken Fuck Ästhetik den Weg für viele Musik, die ziemlich glück- nichts. alleweil. in der Versenkung. Schade Bands in den Neunzigern. lich macht. Gerade 2018. eigentlich. cg. amp. tov. fis. mn. der Bühne, wobei sich das Trio aus New Jersey eine Fehde mit Robert Pollard lieferte. Ganz zur Freude von Cosloy. Oder wie Thurston Moore erläuterte: «Ich kenne Gerard, seit er ein Teenager ist. Er hatte dieses Fanzine ‹Conflict› und versuchte Bands dazu zu bringen, gegeneinander zu kämpfen. Weil er halt ein grosser Wrestling-Fan war und die Idee hatte, das auf Indie-Rock anzuwenden.» PRAGMATISCH UND ZUFRIEDEN

Nach knapp drei Jahrzehnten machen die beiden Label- betreiber also noch immer, was ihnen gefällt. Lombardi arbeitet vom Westküsten-Büro in Los Angeles aus, derweil sich Cosloy seinen Arbeitsplatz in Austin, Texas, eingerich- tet hat. Die Zeiten in den Neunzigerjahren, als Matador über eine Belegschaft von knapp drei Dutzend Angestellten verfügte, sind inzwischen ebenso Geschichte wie die Kol- pavement laborationen mit den Majors. Aber das umtriebige Duo hat es geschafft, auch die schwierigen Zeiten, in denen die Internet-Piraterie den kleinen Plattenfirmen zugesetzt hat, einigermassen souverän zu durchschreiten. Früh schon la- gen den Matador-Tonträgern Download-Codes bei, und auch bezüglich Streaming hat Labelgründer Lombardi eine pragmatische Einstellung: «Das ist doch grossartig! Ich treffe Kids, die kennen sich besser aus mit der Musik unserer Bands als ich. Als ich jung war, waren viele der interessanten Platten vergriffen – das war ziemlich nervig. Streaming sorgt zudem dafür, dass viel mehr Leute unsere Musik hören können – und wir verdienen auch noch etwas daran.» Und auf die vergangenen drei Jahrzehnte ange- sprochen, zieht er ein durchaus positives Fazit: «Ich hatte das Glück, nie irgendwelchen Scheiss machen zu müssen, den ich wirklich hasse.» Philippe Amrein interpol matthias frey/komakino.ch Der Katalog von Matador ist hierzulande über den Musikvertrieb erhältlich.

Cornelius Guitar Wolf Spoon Sonic Youth Courtney Fantasma Jet Generation Gimme Fiction The Eternal Barnett & (1997) (1999) (2005) (2009) Kurt Vile Lotta Sea Lice Das Album beginnt mit ei- Ohne Guitar Wolf wäre Spätestens 2005 brachten So gut Songs wie «An- (2017) nem Mikrofon-Check. Und Punk Rock um 1990 ver- Spoon dem Indie-Rock den tenna» oder «Massage dann startet die aberwitzige mutlich ausgestorben. Das Groove bei. Mit Jazz-Piano the History» sind, die LP «A match made in indie- Achterbahnfahrt durch die Trio aus Harajuku/Tokio statt Rhythmusgitarre, ver- «The Eternal» wird kaum rock heaven», schrieb der Popgeschichte, die der Ja- liess das nicht zu, reani- zerrter Kopfstimme und als ewig beste Platte von «Rolling Stone» anlässlich paner Keigo Oyamada alias mierte alle Klischees des lichtdurchfluteter Produk- Sonic Youth in die Band- der Veröffentlichung von Cornelius auf seinem Meis- Genres, klaute massig Riffs tion voller Finessen für Geschichte eingehen. Da «Lotta Sea Lice». Und tat- terwerk inszeniert. Damals bei den Ramones, den Pis- den Kopfhörer-Hörgenuss haben die New Yorker sächlich ist das Album eine war er ein fröhlicher König tols und The Clash. Das spielte sich die Band aus Ende der Achtziger mit grosse Freude für alle, die des eklektischen Shibuya- Resultat: Jet Rock’n’Roll. Austin vom klassischen «Daydream Nation» einen analogen Folkrock mit der kei-Pops. «Fantasma» ist Songs wie «Fujiyama At- Laut-Leise-Rock frei. Re- Meilenstein gesetzt, der Betonung auf Rock lieben. voll mit Cut-Ups, harten tack», «Jet Generation», duktion auf das Nötigste kaum übertroffen werden Lässig wie Velvet Under- Breaks, Noise und auch «Teenage UFO» oder «Ka- zeichnet die Arbeitsweise kann. Das letzte Album ground, lärmend wie Neil sehr süssen Melodien, die wasaki ZII 750 R’n’R» von Brett Daniels bis heu- von Sonic Youth, gleichzei- Young mit seinen Crazy Brian Wilson, Easy-Liste- sind zeitlos knackige Lär- te aus. «I Turn My Came- tig ihr erstes bei Matador Horse und rumpelnd wie ning-Höllen und die Beatles mer einer exzessiven Band, ra On» ist der Überhit der Records, ist aber ein gros- Green on Red in ihren bes- grüssen und doch immer die ihre Idole locker über- Platte, knapp gefolgt von ses Abschiedsgeschenk. ten Zeiten drehen Court- verdreht klingen. Noch im- holte. Jet! «Sister Jack». ney & Kurt entspannt ihre mer ein Abenteuer für sich. rom. Kreise. fis. mn. bs. mn. SZENE DIE NEUE GENERATION

KULTUR STIMME FÜR ALLE Das Monatsmagazin mit Kulturkalender jetzt abonnieren. www.null41.ch

Lehrgang Radiojournalismus Modul Moderation Schreiben, Sprechen, Fahren: Bau dir deine Grundlage als Moderations-Persönlichkeit. 6. Mai – 18. Juni 2018, 4.5 Kurstage CHF 1400/900, Kursort: Bern klippklang.ch [email protected]

NEUES ALGERI

SCHE S KINO

MAI 2018 xenix.ch / Les bienheureux, 2017 DIE NEUE GENERATION Skizzen, die einen «ner- hören ist ein Dokument eines Heranwachsenden, der ge- Matador steht im Kern immer noch vous young man» zeigen trieben ist von den Aufwallungen der unsicheren Liebe – und dann eben auch den und dem es gelingt, diesen rasenden Zustand einzufangen. für Indierock. Wie klingt dieser in Matador-Verantwortlichen Natürlich stellt ein Getriebener wie Toledo das Label auch auffielen, die dieses getrie- immer wieder vor Probleme, beispielsweise dann, als er der Gegenwart? Eine kleine Auswahl bene Wunderkind mit ei- bei seinem letzten Album «Teens of Denial» für ein Cars- nem Vertrag ausstatteten. Sample nicht rechtzeitig die notwendigen Rechte eingeholt an frischen MusikerInnen des Labels. Teil des Vertrags war of- hat. Als Ric Ocasek von den Cars sein Veto einlegte, muss- fenbar auch, dass Toledo te die erste Auflage der lang erwarteten Platte eingestampft Immer weitermachen, gegen alle Widerstände und Busi- «Twin Fantasy» – eines werden. nesskapriolen: Das ist eine der Lektionen, die man von seiner Frühwerke, das von Gerard Cosloy und Chris Lombardi lernen kann. In all einer kleinen Internet- ABSEITS DER GITARREN den Jahren, in denen sie Matador Records betreiben, Community seit der Erst- durchlebte die Gitarrenmusik, die sie lieben und für die veröffentlichung innig ge- Matador Records gelang es aber auch immer wieder, in- ihr Label im Kern steht, Hochzeiten und Krisen. Mal ver- liebt wird – noch einmal dierockfremde Musiker unter Vertrag zu nehmen – bei- diente man mit ihr das grosse Geld, mal stand sie für das neu aufnehmen darf. Doch spielsweise Mike Hadreas. Als Perfume Genius besingt Vergangene, das eigentlich keine Zukunft mehr kennt. Toledo hat das Album aus er seine Dämonen, die in seinem kranken Körper lau- Letzteres wird ja auch heute immer und nicht ohne Recht seiner tumultuösen Vergan- ern (Hadreas leidet unter einer chronisch-entzündlichen behauptet, doch wenn man sich durch den aktuellen Ma- genheit nicht nur für die Darmerkrankung): Erst tat er das in ultrakurzen Piano- tador-Katalog durchhört, scheinen die Zeiten für den In- Gegenwart frisch gemacht, songs, später tanzte er als sensibler Rächer durch recht ka- dierocksong nicht einmal die schlechtesten zu sein. Denn sondern er hat da und dort putte Glamkulissen. Und selbst auf dem aktuellen Album da sind junge Sängerinnen und Sänger zu hören, die auf die labyrinthischen Texte «No Shape» – seinem bislang offensten und ausgelassens- die Kurzlebigkeit pfeifen und lieber die Historie des Labels aktualisiert und so, wie er ten Popentwurf – sind sie noch immer sehr nah. weiterschreiben – mit sehr persönlichen Geschichten. sagt, «Twin Fantasy» erst So, wie die Songs, die Julien Baker singt. Man könnte sich jetzt fertiggeschrieben. Zu Benedikt Sartorius diese auch auf den grössten Bühnen vorstellen, als Emo- Hymnen, die aufwühlen und vom Schmerz des Teenager- lebens durchweht sind. Doch Julien Baker setzt lieber auf den intimen Rahmen, zumal in der Instrumentierung: Die war auf ihrem Debüt «Sprained Ankle», das 2015 erschie- nen ist, noch gänzlich akustisch gehalten. Auf «Turn Out the Lights», ihrer ersten Platte für Matador, elektrifizierte die 22-Jährige aus Memphis im vergangenen Herbst ihre Gitarre und sang mit heller Stimme über ihre inneren Dä- monen. Diese sind in ihrer Biografie zu finden: Baker, die in einer frommen Familie aufgewachsen ist, betäubte sich regelmässig mit Drogen, hatte mit 17 ihr Coming-out und heilt nun mit ihren Songs noch offene Wunden. EXPERTIN DES VERLUSTS

Wie Julien Baker ist auch Lucy Dacus erst 22-jährig, und wie Baker hat die Musikerin aus Richmond, Virginia, einiges zu verarbeiten. Sie, die fast pausenlos Tagebuch- einträge schreibt, hat mit ihrem im März erschienenen Album «Historian» nämlich eine Art Guide geschrieben, wie man Verluste überlebt. Da sind natürlich Liebesbezie- hungen, die in die Brüche gegangen sind, wie in «Night Shift», einem epischen Break-up-Song. Es geht aber auch um Kontrollverlust, um Identitätsverlust, um Heimatver- lust – oder den Tod ihrer Grossmutter, wie sie in einem Interview sagte. Auf «Historian» fügt Dacus all diese ver- schiedenen Verlustarten zu einem berührenden Songzyklus zusammen, der aber auch Mut spendet. Denn die Band, der sie vorsteht, spielt vergleichsweise unbekümmert auf. Lucy Dacus schaltet – anders als Julien Baker – das Licht eher an- als aus. Immer noch in Aufruhr ist Will Toledo, der bleiche Junge aus Leesburg, Virginia, der im Alter von 19 Jahren be- reits im Alleingang fünf Alben eingespielt hat. Zunächst machte er das im Auto seiner Eltern, das er auf einsamen Parkplätzen parkierte. Die Autositze und die Kopfstützen waren das einzige Publikum für seine Melodien, die ihn auch zu seinem herrlich bescheuerten Künstlernamen Car Seat Headrest inspirierten. Dann veröffentlichte Toledo seine Werke auf der Musikplattform Bandcamp. Es waren Alben mit Lo-Fi-Songs und Entwürfe, die an die golde- lucy dacus nen Neunziger des schrummeligen Indie-Rock erinnerten. SPORTLICH, SPORTLICH Doch für Sportsguitar spielte nicht dort die Musik. «Es war Das US-Label Matador war für nach einem Auftritt im Swiss Institute. Das Durchschnitts- alter des Publikums lag bei geschätzten 65. Doch Gerard die Schweizer Band Sportsguitar ein Cosloy war auch dort», erinnert sich Obert. Cosloy, Co- Chef von Matador Records, bekundete Interesse an Sports- paar Jahre lang das Fenster zur Welt. guitar. «Matador war damals ein eher kleines Label, ein Deal mit einem Major-Label hätte uns überfordert. Ich Es ist 25 Jahre her, seit sich die zwei jungen Krienser auf- meine, ich war damals von all dem Trubel ohnehin schon machten, die Schweizer Popgeschichte nicht nur mit-, son- überfordert», gibt Obert zu. Matador hatte Bands wie dern auch umzuschreiben. «Das war keine andere Zeit, das Guided by Voices und Pavement unter Vertrag – vor allem war ein anderes Leben», erinnert sich Oliver Obert und lacht. Letztere waren für Obert und Saum ein prägendes Vorbild. «Aufmachten» ist wohl ohnehin nicht ganz richtig, vielmehr hatte sich Obert zusammen mit seinem Jugendfreund Roli «ES MACHTE KEINEN SPASS MEHR» Saum 1993 in Rolf Schmidts Schweinesound-Studio im Sedel Luzern zurückgezogen, um ein paar Songs aufzunehmen, die Matador lud die beiden Schweizer für fünf Tage nach New so ganz anders klangen als alles, was bis dahin in der Schweiz York ein. «Es ging darum, sich gegenseitig zu beschnup- produziert worden war. pern. Das heisst, ihnen gings darum – wir wollten vor allem In gewisser Hinsicht klangen sie schlechter: Das Schlagzeug Party machen», erzählt Obert. Als «verschroben» habe das rumpelte, der Gesang hangelte sich der Hörschwelle entlang, Label Sportsguitar jedenfalls nicht wahrgenommen. «Die und die Gitarre – ja, die Gitarre: Die fiepste, brutzelte, schrill- waren schon an einer seriösen Band interessiert, nicht an te, brummte und ächzte, als sei sie durch sämtliche in der einer Eintagsfliege.» Das Label entschied sich, das zweite Schweiz verfügbaren elektronischen Geräte gleichzeitig ge- Album «Married, 3 Kids» (1997) neu zu veröffentlichen jagt worden. Ein Sound von epischer Verweigerung, der aller- und das folgende Album «Happy Already» (1998) zu fi- dings vor Zuversicht fast zu platzen schien. Letzteres entging nanzieren. «Matador liess uns sämtliche Freiheiten», sagt den Schweizer Plattenfirmen, denen das Duo die Aufnahmen Obert, «doch das war auch das Problem.» Er hätte sich anbot, offenbar. Da seien gute Ansätze vorhanden, man solle etwas mehr Unterstützung gewünscht. «So aber sassen wir aber noch etwas üben, riet etwa der Zytglogge-Verlag. im Sedel und mussten neue Lieder schreiben.» Obert fühlte sich zunehmend isoliert. Eine grössere Tour in VOM TRUBEL ÜBERFORDERT Amerika musste er nach wenigen Konzerten aus gesund- heitlichen Gründen abbrechen. Matador verlor daraufhin Doch dann schlug das Schicksal zu. Über eine befreundete das Interesse an den Schweizern und verlängerte den Ver- Musikerin gelangten die Aufnahmen in die USA, dort über trag nicht. Roli Saum, der kongeniale musikalische Part- Umwege zum Label Sub Pop, das entschied, den fiebrig- ner von Obert und eigentliche Sportsgitarrist, verliess die hysterischen Opener «Gong Gong» als Single zu veröf- Band. «Es machte keinen Spass mehr zusammen», sagt fentlichen. Das wiederum versetzte die hiesigen Medien in dazu Obert. Aufregung. «Nirvana-Label nimmt unbekannte Schweizer Martin Söhnlein Band unter Vertrag», und plötzlich wollten alle etwas wis- sen über Sportsguitar und deren «verschrobenen» Sound. Oliver Obert produzierte und veröffentlichte mit «Surface» (2000) und «Cica- In den USA öffneten sich derweil viele Türen. Die Band das’ Chirping» (2003) noch zwei weitere Alben, dann war auch für ihn Schluss. trat im New Yorker Brownies-Club vor einer ganzen Meu- Heute lebt der 49-jährige Vater von drei Kindern im Kanton Luzern und führt in te von Labelvertretern auf. seiner Freizeit in der Stadt Luzern den Laden Setpember vin & vinyl. oliver obert linus ruegge LÄRM MIT LYRICS Mit «Exile in Guyville» bescherte Liz Phair ihrem Label 1993 den bislang grössten Erfolg. Wie wirkt das Werk ein Vierteljahrhundert später? Ein Dialog.

F: Liz Phair also. Hast du sie gekannt vor dieser Anfrage? M: Imfall: nein. Dann hab ich sie gegoogelt – schon biss- chen peinlich. Du? F: Das muss dir überhaupt nicht peinlich sein! Sie war ja in den USA tatsächlich viel bekannter als in Europa. Und 1993, als das Album erschienen ist, war ich gerade mal zehn Jahre alt. M: Haha, ich war fünf! Aber das ist ja eigentlich keine Aus- rede. Ich kannte sie echt gar nicht und hab dann einfach mal auf gut Glück einen Song von «Exile in Guyville» – geiler Name übrigens – angehört, «Flower». Und da dachte ich: Ok, weird. Aber cool! liz phair F: Haha, Glückstreffer. M: Ich hab dann reflexartig gedacht: Krass, wenn das ein Typ singen würde. Und dann dachte ich: Ja, gut, machen M: Patti Smith hat in ihrer Biografie geschrieben, dass sie Bühne dann trotzdem das sie ja eigentlich. Aber es fährt mir irgendwie anders ein, als Teenie anfing, Mick Jagger zu imitieren. Und dieses Bild der megaheissen Über- wenn eine Frau singt: «I want to fuck you like a dog.» «männliche» oder eher androgyne total übernahm. frau vorzeigst. Wiederum: F: Ich finde die Texte auf «Exile» stark, allerdings ist der F: Ja, das hab ich auch gelesen. Aber Liz Phair hat die Platte Wenn eine 14-Jährige dann Kontrast von diesem ersten Album und den feministischen/ ja bei Matador rausgebracht. Die hatten vielleicht einfach über sie zum ersten Mal provokativen Texten zur weiteren Entwicklung der Künst- nicht die Möglichkeiten, sie gross zu machen. Und als sie mit dem Wort Feminismus lerin und ihren visuellen Selbstdarstellungen schon sehr dann zum Major gewechselt hat, wurden ihre Alben kacke. in Berührung kommt, finde krass. Sie posierte ja dann später immer mit knapper Klei- M: Haha ja, als ich mir nämlich die anderen Alben ein biss- ich das auch nicht dumm. dung und machte so ein bisschen auf sexy Blondine. Am chen angehört habe, bin ich fast erschrocken. Da klang sie F: Okay, aber welche Hal- Ende ist das wohl auch wieder ein Problem der «Vermark- plötzlich wie Shania Twain. tung hat sie denn wirklich? tung» von Frauen in der Musikindustrie. F: Wie kann man so einen Start hinlegen und sich dann in M: Schwer zu sagen. Ich M: Das stimmt wohl. Aber ich empfinde dieses Album, diese Richtung entwickeln? kann nur sehen, was sie wenn ich es mir jetzt mit knapp 30 anhöre, schon als em- vorlebt und verkörpert. powering. ### Und ähnlich ist es wohl bei Liz Phair. Aber eben: Es ### F: Aber: Ist «Exile» eigentlich wirklich «feministisch»? Ein geht ja darum, inwiefern paar der Texte handeln ja auch einfach davon, dass sie in man diese Haltung in sei- F: Musikalisch ist das schon sehr stark. Ich meine, alle Ty- einen Jungen verliebt ist. ner Musik verarbeitet. Ich pen in der Rockmusik um sie rum machten Lärm. So rich- M: Ich finde schon nicht, dass es nicht feministisch ist, über denke nicht, dass jemand, tig: Lärm. Und sie macht fast gar keinen Lärm, sondern es Liebe und Männer zu singen. Vor allem nicht, wenn man der sich überhaupt nicht ist ja alles unglaublich zurückhaltend instrumentiert. Das es so tut wie sie. Aber es ist mir auch aufgefallen, dass diese für Geschlechterrollen inte- finde ich spannend – wie sie dann auch noch so monoton Themen viel Platz einnehmen auf dem Album. ressiert, ein Lied wie «Flo- und teilnahmslos singt... Songzeilen, die – wenn sie geschri- F: Irgendwie hatte sie schon Haltung. Aber ob das wirklich wer» schreiben und veröf- en worden wären – vermutlich eine ganz andere Wirkung bewusst war? fentlichen würde. hätten. M: Ich denke schon. Sie hat die Songs ja selbst geschrieben F: Ja, du hast recht: «Flow- M: Sie macht eher Lärm mit den Lyrics. Ganz im Gegensatz und sich sehr dafür eingesetzt, dass sie so produziert wur- er» ist schon ein sehr kon- zu den Dudes in dem Genre. den, wie sie es wollte. kreter Hinweis auf Hal- F: Kurt Cobain sang «Rape Me», und sein Erfolg war im- F: Ja, die Songs stammen von ihr, aber es ist natürlich auch tung. mens. Liz sang «I’ll fuck you til your dick is blue», und du einfach, mit solchen Zeilen zu provozieren. Ich will ihr M: Das Album wird ja jetzt hast noch nie von ihr gehört. Obwohl du dich mit Musik ja nichts unterstellen, bloss mit diesem Werdegang fällt es ei- neu aufgelegt. Kann also wahnsinnig gut auskennst. Das ist schon bemerkenswert, nem irgendwie schwer, ihr das abzunehmen. gut sein, dass es im Zuge eigentlich. Viel mehr Lärm mit Texten kann man ja kaum M: Ich habe letzthin mit einer Freundin diskutiert darüber, der Feminismus-ist-hip- machen als das. wie sehr es darauf ankommt, welche Haltung die Musi- Welle auch bei Jüngeren M: Aber eben: Was ist Lärm? Breitbeinig Gitarre spielen? kerin oder der Musiker effektiv hat. Oder ob es auch ein- Anklang findet. Das fände F: Hm. Ich kanns mir nur so erklären, dass das Publikum fach cool ist, wenn die Songs jemanden berühren und zum ich cool. lieber einem Mann zusieht, wie er sich zerstört. Bei Pete Nachdenken bringen. F: Absolut. Doherty war jede noch so kaputte Show ein Riesengig, F: Und? aber bei Amy Winehouse haben sich danach alle den Mund M: Aufhänger der Diskussion war Beyoncé. Ich fand, dass Fabienne Schmucki zerrissen, wie kaputt sie sei und dass sie nicht mehr singen mir ihr Pseudo-Feminism-Getue auf die Nerven geht. Klar, und Miriam Suter könne. Es hat vermutlich schon auch damit zu tun, dass einerseits ist sie eine schwarze Frau, die auch Themen wie die Frau auf der Bühne möglichst attraktiv sein soll, wäh- Rassendiskriminierung in ihren Songs thematisiert. Und Liz Phair: «Girly Sound to Guyville rend es denn Mann attraktiv macht, wenn er den kaputten das ist cool. Aber komm mir nicht mit Feminismus, wenn – The 25th Anniversary Box Set» Loser mimt. du deine Konzerttickets sauteuer verkaufst und auf der (Matador/MV) erscheint am 4. Mai. SZENE

www.garedelion.ch Silostrasse 10 GARELieferschein LS3

Monat Mois 9500 Wil Tag Datum Month Jour Date Day Date

Jahr DE Year Ausschreibung

Zeit Ende Prei s Vorverkauf Heure Fin Prix Location LIONTime End Price Presale Zuger Werkjahr und Gare deFAHRPLAN Lion / www.garedelion.ch / Silostrasse 10 / 9500 Wil FRÜHLING Förderbeiträge 20182017 Der Regierungsrat des Kantons Zug schreibt erneut Zuger Förderbeiträge Lieferung / Livraison / Delivery FR 04.05. WIL ROCKT! und ein Werkjahr für Zuger Kunstschaffende der Sparten bildende und angewandte Kunst, Musik, Literatur, Film, Tanz und Theater aus. & DIVERSE / DER VEREIN SOUNDSOFA WIL UND GARE DE LION PRÄSENTIEREN ZWEI TAGE LIVE-MUSIK DIVERSER GENRES VON SA 05.05. MUSIKSERINNEN UND MUSIKERN AUS DER REGION Anmeldeformulare und Teilnahmebedingungen: www.zg.ch/kultur Direktion für Bildung und Kultur des Kantons Zug SA 12.05. 80ies PARTY – 20 YEARS! Amt für Kultur 80’S / GROSSES JUBILÄUM MIT DJ HOOLI UND SPECIAL GUESTS Baarerstrasse 19, 6300 Zug SA 19.05. GdL BAD TASTE PARTY Auskunft: PARTY / DIE LEGENDÄRSTE ALLER BAD TASTE PARTYS Corinne Wegmüller, 041 728 31 46, [email protected] SO 20.05. LIVE: THE DELTA SAINTS Anmeldeschluss: Montag,Dienstag, 14. 1 6 .Mai Mai 2018 201 7 (Eintreffen (Eintreffen der der Bewerbung) Bewerbung) ROCK / DIE INDIE-PERLE AUS DEN USA ZURÜCK IM GARE DE LION SA 26.05. KLEINaberFEIN w/ COSMJN ELECTRONIC / SUPPORTED BY ALINE & MYKOLA

DOMitteilung / Communication / M31.05.essage GARE.TANGO ID LATIN / GEMÜTLICHER TANZABEND MIT DJ PATRICK FR 01.06. LIVE: LEVITATION ROOM ROCK / SUPPORT: THE SOLAR TEMPLE (CH)

der vollständige Fahrplan: EIN FILM VON www.garedelion.ch KORNÉL MUNDRUCZÓ

LIVE SALZHAUS

Indie-Pop JUPITER’S 01 J. 05 BERNARDT BE MOON AB 3.MAI IM KINO Pop 11 BILDER- SOLD AT OUT 05 BUCH

Garage-Rock 27 TY 05 SEGALL US

Rock 03 MERAB ZSOMBOR MÓNIKA GYÖRGY TRIGGER- NINIDZE JÉGER BALSAI CSERHALMI 12 FINGER BE

Seestrasse 407 - 8038 Zürich - 044 481 62 42 - www.ziegelohlac.ch Musik im Briefkasten – seit 1998 DIE NEUEN PLATTEN

L.A. Salami Sting & Janelle Monáe Simian Mobile Françoise The City of Shaggy Dirty Computer Disco Hardy Bookmakers 44/876 (Wondaland/Warner) Murmurations Personne d’autre (PIAS/MV) (Universal) (Wichita/PIAS) (Parlophone/Warner) Jetzt wird sie konkret. Auf Der Londoner steht auch «Wenn das Album er- «The ArchAndroid» (2010) Das Elektroniker- und Sechs Jahre lang hat sie sich auf dem zweiten Album scheint, scheint die Son- und «The Electric Lady» House-DJ-Duo James Ford Zeit gelassen für ein neu- zu seiner Verehrung für ne», so Shaggy in einem (2013) entwarf Janelle und Jas Shaw ist nun auch es Album nach dem letz- Bob Dylan. Lookman Ade- Interview. In der Tat, am Monáe eine Dystopie zwi- schon ein Dutzend Jahre ten, ebenfalls feinen Werk kunle Salami schweift wie- 20. April wurden in weiten schen «Metropolis» und unterwegs. In dieser Zeit «L’amour Fou». «Personne derum durch die Gefilde Teilen Europas Tempera- Afrofuturismus, in der An- hat es einen mächtigen Weg d’autre» ist das auch schon von Folk und Blues, agiert turen von 28 Grad gemes- droiden sinnbildlich für die zurückgelegt. Derweil man 26ste oder 28ste, je nach dabei aber nicht bloss ek- sen. Sting und Shaggy ist Marginalisierten von heute am Anfang noch relativ Zählart, ihrer über 50-jäh- lektischer, sondern auch seit Paul McCartneys, Ri- standen. Seither gründete konventionelle, beat-orien- rigen Karriere: Françoise politischer als auf seinem hannas und Kanye Wests die Frau im Smoking ihr tierte Musik für den Indie- Hardy, Popikone und für Debüt: Im trotzigen «Ter- «FourFiveSeconds» (2015) eigenes Label Wondaland, Tanzboden machte, war in jüngere französische Mu- rorism! (The Isis Crisis)» die überraschendste Kol- spielte in Filmen («Moon- den letzten Jahren ein im- sikerInnen ebenso einfluss- verbindet er Punk-Riffs laboration im Pop. Aber light», «Hidden Figures») mer stärkerer, durchwegs reich wie vom internationa- mit lieblichen Melodiestü- funktionieren Staggy denn und erhob ihre Stimme im spannender Hang zu psy- len Pop-Adel verehrt. Das cken und besingt «brain auch? Menschlich verste- Umfeld von Black Lives chedelischer Vernebelung war nicht immer so. In den washed holy men», in der hen sie sich gut, und beide Matter und MeToo. «Dirty festzustellen. Nun folgt ein 60ern, als sie mit hübschen Pub-Rock-Ballade «Eng- sind Morgenmenschen. So Computer» kündigt sie mit veritabler Quantensprung. Popsongs angefangen hat, land Is Unwell» kommt er ist der Sonnenaufgang The- expliziten Songs an. «Make Vor noch nicht so langer wurde sie von der hohen zum Schluss, dass Gleich- ma dreier Songs «Morning Me Feel» präsentiert sie Zeit gab Shaw an, er sei Chanson-Kritik noch ab- stellung gut und recht ist, Is Coming», «Waiting for hin- und hergerissen zwi- allergisch auf Stimmen. fällig als sogenannte «Yeh- den Armen aber auch nicht the Break of the Day» und schen Männern und Frau- Nun hat man sich mit dem Yeh»-Sängerin geschmäht. weiterhelfe. L.A. Salami, «Night Shift». Jeder brach- en und klingt derart nach vielköpfigen Ostlondoner Auf «Personne d’autre» einst obdachlos, verfällt te sich ein, Shaggy, der Prince, dass es unverschämt Avant-Garde-Frauenchor arbeitet sie mit ihrem lang- nie in die Rolle des Pro- Dancehall-Rapper, mit dem wäre, hätte der nicht als Deep Throat Choir zusam- jährigen Co-Writer Thierry testsängers, sondern wirft relaxten Beat, und Sting mit Mentor und Kollaborateur mengetan und ein ganzes Stremler zusammen – ein lieber Frage um Frage auf. seiner Musikalität. «Reg- fungiert. «Django Jane» Album lang spukhafte, guter Mann, von dem man Entsprechend dynamisch gae verwendet einen oder ist eine Art Battle Rap, in repetitive, minimalistische gerne auch mal wieder und intensiv zeigt sich die zwei Akkorde, das kannst dem sie den Jungs nahe- Chorgesänge mit Beats un- eigene Sachen hören wür- Musik. In «You’re Better du mit Sting vergessen», so legt, aufs Maul zu hocken, terlegt, die ihre Ursprünge de. Meine Lieblingstracks Off Alone» lässt er dem Shaggy in einem anderen während die Vagina ihren auf dem Tanzboden nicht sind das flottere «Train Blues und seinem Rock Interview, «er spielt seine Monolog hält. Die Vagina immer zu kaschieren ver- special» mit seinen elegan- freien Auslauf, mit eben- Jazzakkorde.» Er meint spielt auch in «Pynk» eine suchen, im grossen Ganzen ten Streichern sowie das so rauem wie ungeschön- hier wohl das wunderbare Hauptrolle, wie im zuge- aber eher die farbenfrohen Cover von Michel Bergers tem Resultat. Qualitäten, «Crooked Soul». Umge- hörigen Video unschwer Welten der frühen Pink «Seras-tu là»: Ein Stück, die auch für die näher am kehrt hat Shaggy in Sting zu erkennen ist. Freude, ja Floyd und die kühneren das der Ex-Mann von Folk liegenden Tracks wie das Feuer erweckt, das Begeisterung lösen die Lie- Momente von The Orb France Gall 1975 unter «A Man; A Man Without auf seinem letzten Album der auch rein musikalisch heraufbeschwören. Dabei dem Trennungschmerz von Warning (certified)» oder «57th & 9th» noch gefehlt aus. Zwischen trockenem reicht die Palette dieser der Sängerin Veronique «Generation L(ost)» gelten. hat. Dennoch konnte er R’n’B, angerocktem 80er- Beats von sambaesker Per- Sanson geschrieben hatte. Was «The City of Book- nicht verhindern, dass sich Pop und Prince-Funk ange- kussion bis hin zu abstrak- Ungewöhnlich ist das in makers» jedoch vor allem Sting auf «Dreaming in the legt, steckt in diesem Mate- tem Sirren und blubbern- schiefem Englisch gesun- auszeichnet, ist die über- U.S.A» selber plagiiert. Das rial massives Hitpotenzial. den Sci-Fi-Klängen. Ein gene «You’re My Home», bordende Direktheit der Album, dessen Titel die Janelle Monáe versteckt kühnes, radikales Album das aus der Feder der israe- Melodien, die sich je länger, Vorwahlen von England sich nicht mehr hinter And- und eine in der Tat freud- lischen Sängerin Yael Naim desto tiefer eingraben. und Jamaika vereint, tut roiden und Smokings. Jetzt volle Überraschung. stammt. Sehr schönes Al- den einzelnen Katalogen schreitet sie offenherzig terswerk der 74-Jährigen. mig. von Staggy keinen Schaden und mit klaren Ansagen zu hpk. an. Ob es sich mehr als ei- Rassismus und LGBTQ- tb. Live: 9.5., Papiersaal, Zürich nen Sommer halten kann, Themen zum Pop-Olymp wird sich weisen. hoch.

yba. ash. DIE NEUEN PLATTEN Sound Surprisen Dem Koreakrieg von 1950 bis 1953 haftet wenig Glamou- röses an, und so kurz nach dem zweiten Weltkrieg hatte er es schwer, eine bleibende Mythologie zu schaffen. Schaut man sich jedenfalls die Liste der Filme über den Korea- krieg an, wird deutlich, dass dieser Krieg die Imagination Hollywoods kaum zu cineastischen Glanztaten inspiriert hat – der einzige memorable Koreafilm, Robert Altmans Juliana Hatfield Örvar Evelinn Trouble «M.A.S.H.» von 1970, ist überdies eine dermassen offen- Sings Olivia Newton- Smárason Hope Music sichtliche Vietnamkrieg-Satire, dass den meisten Zuschau- John Light Is Liquid (Radicalis) ern der tatsächliche historische Hintergrund vermutlich (American Laundromat) (Morr Music) entgeht. Bloss eine EP mit vier Das soll jetzt bitte nicht missverstanden werden als ein Plä- Der allererste von Julia- Der Name Örvar Smára- Songs, die Spieldauer un- doyer für mehr Kriege und Kriegsfilme – diese Feststellung na Hatfield (*1968) an- son mag wohl nur Island- ter einer Viertelstunde. aber macht den kulturellen Stellenwert dieses Bürgerkriegs gehimmelte Popstar war Spezialisten etwas sagen. Aber wenn diese EP von deutlich, in welchen China und die UNO (unter der Füh- Olivia Newton-John. Und Wenn man allerdings die Evelinn Trouble kommt, rung der USA) eingriffen, um die koreanische Halbinsel für obschon Hatfield als Mit- beiden Projekte ins Spiel dann beschäftigen wir uns ihr jeweiliges System zu «retten». Hinlänglich bekannt ist glied der Blake Babies oder bringt, denen der Isländer hier noch so gern damit. indes, dass dieser Krieg zur Teilung des Lands führte, dass der Lemonheads später ein seit Anfang 2000 vorstand, Also: Vor zwei Jahren ar- im südlichen Teil jahrzehntelang korrupte Militärdiktato- Flair für Indie-Rock und dann werden Fans elekt- beitete Trouble mit Stress ren für Freiheit und Demokratie sorgten und im Norden bissige Gitarren entwickel- ronischen Pops hellhörig: zusammen, dessen Musik wahnwitzige Alleinherrscher mit komischen Frisuren dem te, überdauerte ihre Liebe múm und FM Belfast. kommerziell funktionieren Volk Freiheit und Wohlstand versprachen. Und wir alle zur Musik der Australie- Bei beiden Acts ist der muss. Das, sagt sie, habe verfolgen die aktuellen Spannungen zwischen dem «dicken rin. Folgerichtig sieht «Ju- 40-Jährige eine wichtige ihr «die Augen für eine Raketenmann» und dem «Mein-roter-Knopf-ist-grösser- liana Hatfield Sings Olivia Figur. Die experimentellen neue musikalische Sprache als-deiner»-Irren. Newton-John» von jegli- Popper múm hat er 1997 geöffnet, um die ich mich So betrachtet ist «Battleground Korea» von Bear Family chem Anflug von Ironie ab mitgeründet, bei FM Bel- davor nie geschert habe». Records eine 4-CD-Box über einen zwar mehr oder we- und fokussiert stattdessen fast stand er lange im Line- «Hope Music» sei nun ihr niger vergessenen Krieg, führt uns aber zurück zum Ur- auf ein sanftes Update der up. Seit 2013 haben múm Versuch in «neuzeitlichem sprung eines bis heute virulenten Konflikts. Es ist – wie Songs des Jugendidols. Wo leider nichts mehr veröf- Pop». «I was born a survi- schon frühere Bear-Family-Boxen wie «… Next Stop Viet- Hatfield auf ihrer letzten fentlicht, von FM Belfast vor», lautet die erste Zeile nam» und «Atomic Platters» – grossartige Geschichtsver- Platte, «Pussycat (2017), kam zuletzt vor einem Jahr im eröffnenden Titelstück, mittlung durch Pop-Songs. Denn wenn es auch – ähnlich noch eimerweise Galle ge- eine CD heraus. in dem sie mehrstimmig ihr wie beim Film – nicht viele Songs über den Koreakrieg in gen Donald Trump spuck- Nun also das Solo-Debüt- frappierendes Gefühl für den Kanon der Populärmusik geschafft haben, hat dieser te, präsentiert sie sich jetzt album von Smárason. Die Timing und Phrasierungen ideologische Stellvertreterkrieg in weiter Ferne die ameri- geradezu handzahm. Die acht schönen Popsongs auslebt. Es folgt «Mons- kanische Öffentlichkeit doch sehr beschäftigt, und nicht US-Amerikanerin hat den sind in den vergangenen truous», angelegt und wenige Musiker aus allen Stilen – von Country über Blues, Gesang von Newton-John Jahren entstanden, parallel vollzogen als romantische Folk, Pop, Bluegrass bis hin zu Gospel – haben das ferne so verinnerlicht, dass man zu Arbeiten, die der Islän- Pop-Hymne, auch wenn Morden und dessen Auswirkung auf das Leben in der an fast glauben könnte, es sei der mit den KollegInnen die Musikerin selbst findet, sich kriegsmüden und vor allem am wirtschaftlichen Auf- die mittlerweile 69-Jähri- Sin Fang und Sängerin Só- bei genauerem Hinhören bruch interessierten Heimat kommentiert. Zu den Sängern ge, die so süsslich aus den ley gemacht hat. Während sei dieses am Laptop pro- des Koreakriegs gehören grosse Stars wie Lightnin’ Hop- Lautsprechern tropft. Si- Sin Fang «Light Is Liquid» duzierte Stück «nichts wei- kins, John Lee Hooker, Big Boy Crudup, B.B. King, Fats cher, die Gitarren zeigen produziert hat, hören wir ter als ein wackliges Flick- Domino, Merle Travis, Ernest Tubb, Gene Autry, Louvin sich deutlich dreckiger als Sóley gleich auf drei Songs. werk aus Soundfetzen». Brothers, Sister Rosetta Tharpe… bei Newton-John, und Dem vocodverzerrten Im Vergleich sperrig wirkt Der Aufbau der vier CDs ist didaktisch raffiniert: Auf der auf Streicher wird gleich «Hailstorms & Hydrogen «Prison», aber auch hier ersten CD gehts um «Going to War Again», die zweite ganz verzichtet. «Physical» Bombs» und auf dem mä- schwingt sie sich gesang- CD behandelt das Geschehen «In Korea», während die klingt dadurch wie gutmü- andernden Abschlusstrack lich in Sphären, von denen dritte CD untersucht, wie der Krieg «On the Homefront» tiger Power-Pop, und «To- «Cthulu Regio» – ich neh- andere Sängerinnen noch wahrgenommen und diskutiert wurde. Und die vierte CD tally Hot» wagt sogar ein me an, Letzteres hat mit der nicht mal träumen. Dann schliesslich blickt auf «Peace and Its Legacies». Die 121 paar Glam-Grooves. Das kosmischen Figur des Sci- ist es schon Zeit, um Ab- Songs werden ausserdem miteinander verbunden durch ist so gekonnt wie hübsch, Fi-Autoren H.P. Lovecraft schied zu nehmen, und das historische Aufnahmen – patriotische Radiospots, Repor- dennoch wird man nie zu tun. Alle Songs schwin- tut Trouble in «Goodbye» tagen von der Front, Aufrufe zum Blutspenden und Re- wirklich das Gefühl los, gen zwischen Electro-Pop, mit gedämpfter Stimme den von General Douglas MacArthur und der Präsidenten Hatfield habe deutlich zu knarzigem Indie und de- und einer fein verzerrten Truman und Eisenhower. Ein LP-grosses, reich bebildertes viel Respekt vor den Lie- zenten Experimenten. Gitarre. Evelinn Trouble Hardcoverbuch liefert auf 160 Seiten weitere Informatio- dern, um an deren Grund- macht, was sie will, und nen, Erklärungen und Zusammenhänge. Eine Geschichts- festen zu rütteln. Schade tb. weil sie so viel kann, folgen lektion wie gesagt, die die Lektüre von Geschichtsbüchern eigentlich. wir ihr immer wieder gern. überflüssig macht – und zudem mit grosser Musik bestens unterhält. mig. ash.

Christian Gasser DIE NEUEN PLATTEN

Drinks Daphne & Fuck Yeah Bark Psychosis Hippo Lite Celeste 7 Funny Farm ///Codename: (Drag City) Save the World (Bella Union/MV) (Cargo) Dustsucker (Balatonic) (Fire) Es dauerte lange, bis auch Auch auf ihrem siebten Wenn ältere Männer noch ein so stures Label wie Damals, als das neue Jahr- und schlicht «7» betitel- einmal richtig Spass haben Frühe Werke dieser Combo Drag City auf den digitalen tausend gerade angebro- ten Album halten Beach wollen, dann schliessen sie aus der Grafschaft Essex Streamingzug der Gegen- chen war, tauchte in den House an ihrem Konzept sich gerne auch mal zur im Osten von London sol- wart aufgesprungen ist. So, Charts das virtuose Bub- fest. Gitarrist Alex Scally Rockband zusammen. So len den englischen Popu- dass man sich nun den wei- blegumpop-Stück «Ooh und Sängerin Victoria Le- wie die Herren Markus lärmusiktheoretiker Simon ten Katalog des Chicagoer Stick You!» des amerika- grand verfertigen wie ge- Naegele – Verlagschef der Reynolds erstmals zum Labels, der vorab zu Hause nischen Duos Daphne & habt melassenartige Mu- Kultbuchreihe «Heyne Gebrauch der Bezeichnung im Plattengestell allzu oft Celeste auf. Noch immer ist sik, die darauf aus ist, den Hardcore» und zudem «Post-Rock» hingerissen vor sich hingedämmert ist das ganz lustig anzuhören, Hörer zu vereinnahmen. Loop-Autor – und Rainer haben. Immer schon ein (denn Download-Codes wenn sie da mitsamt Heli- Freiraum gibt es in den elf Germann, der mit seiner Geheimtipp, sickerte der gab es bislang keine), nun umstimmen Witze reissen. neuen Songs so gut wie alten Band Cat Sun Flow- Einfluss der Band erst mit auch unterwegs geben Die Folgesingle «U.G.L.Y.» keinen. Stattdessen zeich- er sowie in der Band sei- den Jahren in die Musik kann. Beispielsweise diese war dann weniger lustig, net sich ein dichtes und nes Sohnes Jesper Munk anderer Künstler durch. zweite gemeinsame Platte und sowieso ärgerten sich düsteres Klangnetz ab, das mitspielte. Zusammen mit Dies nicht zuletzt darum, von Cate Le Bon, die das vor allem Rockfans ab dem aus verzerrten Gitarren, zwei jüngeren Musikern weil ihr Kopf, Graham nächste Deerhunter-Album Plastikpop der zwei, die dem verwaschenen Gesang spielte man vor zwei Jah- Sutton, sich auch als Pro- produzieren wird, und dem beim Festival in Reading von Legrand und elektro- ren das schöne selbstbeti- duzent betätigte und unter White-Fence-Kopf Tim mit Flaschen beworfen nischen Flächen gewoben telte Debüt ein, das nicht anderen mit Jarvis Cocker Presley. Für «Hippo Lite» wurden. Es erschien zwar ist. Glaubt man den Presse- nur hier gefeiert wurde. und British Sea Power ar- zogen sie sich in den fran- noch ein Album, doch unterlagen, so hat sich das Loop-Fans kennen das beitete. Inzwischen werden zösischen Ort Saint-Hip- bald darauf verschwanden Duo bei den Aufnahmen Quartett von der grossen die Barks ähnlich geschätzt polyte-du-Fort zurück, Daphne & Celeste von der vom Gedanken an Wie- 20-Jahre-Party Ende ver- wie die geistesverwandten kappten das Internet und Bildfläche. Bis sie vom bri- dergeburt und Verjüngung gangenen Jahres in Bern Talk Talk, mit denen es nahmen diese Songs auf, tischen Produzenten Ben leiten lassen. Passend dazu und Zürich und staunten auch personelle Verbin- die ähnliche Spleens drehen Jacobs gerettet wurden, der summt Legrand Zeilen nicht nur ob der Redselig- dungen gibt. Bark Psycho- wie jene des Vorgängers unter seinem Künstleralias wie «I am loving losing keit des Sängers, sondern sis spielen indes häufiger a «Hermits on Holiday». Max Tundra hyperakti- life» und lässt so wissen, auch der Klasse der vier auch mit Dissonanzen und Wieder dringen Ahnherren ve Poptracks zusammen- dass Beach House nicht Indierocker. Nun lassen Geräuschen, die nicht auf der Verschrobenheit wie schmiedet (sein letztes eige- bloss Form, sondern auch sie es wieder krachen, mit Anhieb als «Musik» zu Syd Barrett oder Captain nes Album erschien 2008). Inhalt bieten. Am Anfang knarzigen, schrabbeligen erkennen sind. Vor einigen Beefheart durch, man hört Gemeinsam haben sie nun von «7» steht der Ope- Indierockern, die in guten Monaten ist das Debütal- auch Garage- und Post- ein herrliches Comeback- ner «Dark Spring», der Momenten an die Vorbil- bum «Hex», erschienen Punk-Sprengsel und für Album veröffentlicht. dunkle Grooves mit lich- der der Band – Dinosaur Jr. 1994, neu aufgelegt wor- einmal auch einen geschlos- Eines, das wunderbar be- ten Harmonien verbindet. und die guten alten Repla- den, jetzt folgt der zweite senen Song wie «Greasing scheuert klingt und den Ein Motiv, das sich durch cements – erinnern. Hinter und letzte Album-Wurf, Up». Was sicher ist: Mit Retortenpop der gegenwär- die Platte zieht und erst einem Song wie «No Fuck- veröffentlicht 2004. Da- einer Platte wie «Hippo tigen Songmachines mit mit dem abschliessenden Up» könnte man auch mals war es bereits keine Lite» bauen Le Bon und Lust am Detail und allerlei «Last Ride» einen Wandel die frühen Go-Betweens Band mehr, Sutton machte Tim Presley weiterhin an Fallen sabotiert. Vielleicht erfährt: Das mit einsamem vermuten, «Bar With No vieles im Alleingang. Weil einem wunderbaren Stück ist es doch so, dass Daph- Klaviergeklimper eingelei- Reprise» erinnert an das die Musik zwar aus ihrer Outsider-Kultur. ne & Celeste im Verbund tete Stück kommt einem Sessionsprojekt Danny & Zeit herauswuchs, jedoch mit Max Tundra die Welt eruptierenden Steigerungs- Dusty. Kurzum: Münchens kaum Verbindungen mit bs. retten können. Und wenn lauf in Richtung Ermattung älteste Boygroup hat wie- irgendwelchen zeitgenös- nicht, dann verbreitet gleich. Womit Beach House der mal alles richtig ge- sischen Trends aufweist, «Save the World» zumin- ihrem Werk ein weiteres macht. könnten die beiden Alben dest fantastische Laune. bewegtes, wenngleich kein auch gestern aufgenommen essenzielles Kapitel hinzu- tb. worden sein. So ziemlich bs. fügen. unverzichtbar.

mig. hpk. SZENE

KONZERTE LIVE 2018 LIVE

1.MAI OUGHT (CA) SUPPORT: FOAMMM (NO)

6.MAI MARIO BATKOVIC (CH)

9.MAI FRATELLI-B (CH) SUPPORT: PEDRO (CH)

10.MAI FOREVER PAVOT (FR) SUPPORT: EMILIE ZOÉ (CH)

WWW.ALBANI.CH

PALACE .SG 9.5. DERYA YILDIRIM & GRUP ŞIMŞEK (DE/TR) 11.5. FLOHIO (UK) 25.5. DANITSA (CH) PA PA LA CE DIE NEUEN PLATTEN

Earthless Laura Veirs Florian Christl Ry Cooder Orchestre Black Heaven The Lookout Inspiration The Prodigal Son Tout Puissant (Nuclear Blast) (Bella Union/MV) (Sony BMG) (Caroline) Marcel Duchamp Wie geht es weiter mit Fünf Jahre sind seit ihrem Die Geschichte des Münch- Als Teenager spielte der Gi- Sauvage Formes diesem Trio aus San Di- letzten Album «Warp & ner Pianisten liest sich mär- tarrist Ry Cooder auf dem (Bongo Joe) ego, dessen Psychedelic- Weft» vergangen, aber chenhaft. Aufgewachsen in ersten Captain-Beefheart- Rock-Jams regelmässig untätig war Laura Veirs einer bayrischen Kleinstadt, Album mit. Wir haben ihm «Blow» heisst der erste die 20-Minuten-Marke in dieser Zeit nicht: Die lernt er schon mit sechs Kla- viel zu verdanken. Grosse Song auf diesem Album, übertroffen haben? Auf Musikerin aus Portland, vierspielen. Nach der Schule Solo-Alben in den 70er- und ja, es kann schon pas- «Black Heaven» über- Oregon, hat 2016 zusam- schliesst sich ein Medien- Jahren zum Beispiel, auf sieren, dass man in diesen raschen Earthless durch men mit k.d. lang und studiengang an. Die Musik denen er den Blueser Slee- fünf Minuten weggeblasen kürzere Stücke (alle unter Neko Case eine Trio-Platte bleibt aber seine Leiden- py John Estes feierte, die wird. Wie hier die Marim- neun Minuten!) und mit eingespielt und unterhält schaft. Jede freie Minute übt Handorgel von Flaco Jime- ba, der Kontrabass und die Gesang. Solcher war auf überdies einen Podcast, in und spielt Florian Christl nez ins Rampenlicht rückte elektrische Gitarre zu einer ihren vorherigen Alben nur dem sie sich mit anderen Klavier. Ab 2013 fängt er oder Bix Beiderbecke neu lauernden Musik zusam- selten zu hören. Ans Mikro Künstlern übers Jonglieren an, seine Musik mit Freun- interpretierte. Lange Zeit menfinden; wie die Sänge- wagt sich Gitarrist Isaiah zwischen Karriere und Fa- den live aufzuführen. Seine konzentrierte er sich dann rin Liz Moscarola und die Mitchell. Das verpasst den milie austauscht. Auf ihrem wunderbar ins Ohr gehen- auf Film-Soundtracks, weil Chörli einsetzen und später Songs stärkere Konturen. zehnten Solowerk «The den Stücke bewegen das ihn die Plattenfirmen nicht dann auch die Bläser und Wer sich auf diese Neue- Lookout» bewegt sich die Publikum ziemlich schnell. mehr die Platten machen die Streicher auftauchen, rung einstellt, schätzt sie 44-Jährige auf gewohntem Gegen Ende des Studiums liessen, die er machen woll- wie alles lauter wird, hin schon bald als Bereiche- Territorium zwischen hall- arbeitet er als Werkstudent te. Von Kollaborationen in den lärmenden Tumult, rung. Der Opener «Gifted freudigem Indie-Pop, Folk bei der Plattenfirma Sony in mit Buena Vista Social Club ist atemraubend. Und man by the Wind» bedient sich und leiser Elektronik. Ein- München. Eine Kollegin be- und Ali Farka Touré ganz hört, dass das Orchest- bei Mötley Crües «Shout at mal mehr zeigt sich Veirs so sucht eines seiner Konzerte zu schweigen. In den letz- re Tout Puissant Marcel the Devil», Mitchells Stim- nachdenklich wie wehmü- und entdeckt das Potenzial ten Jahren ist Cooder zum Duchamp nun nicht mehr me ist irgendwo zwischen tig. Während «Everybody des jungen Pianisten. Sie Strickmuster früher Werke einfach eine grosse Band Ozzy Osbourne und Ethan Needs You» an den sachte verwendet Stücke für ein zurückgekehrt. Sie vermi- ist. Sondern ein 14-köpfi- Miller (Comets On Fire) experimentellen Sound von internes Präsentationsvideo. schen Musikarchäologie ges Orchester. So, wie sich anzusiedeln. «Electric Fla- Suzanne Vegas «99.9 F°»- Die Klassikabteilung des mit neuen Klängen, fremde das Bandleader Vincent me» tendiert zu Blue Cheer Album anknüpft, erweist Labels ist gleichfalls begeis- Lieder und Eigenkomposi- Bertholet seit der Grün- – Metal-Boogie der anste- sich «Lightning Rod» als tert und fängt an, mit Flori- tionen, serviert mit feinem dung 2006 immer erträumt ckenden Sorte. Drummer leicht spaciger Song fürs an Christl zu arbeiten. Ohr für organische Arran- hat. Das vierte Album der Mario Rubalcaba und Bas- Lagerfeuer. In den Lyrics «Inspiration» ist das Resul- gements, zeitgenössischen Genfer, das in England im sist Mike Eginton nageln von «Heavy Petals» ver- tat dieser Zusammenarbeit. Tupfern und unglaublich Studio von John Parish ihren präzisen Seventies- neigt sich Veirs vor David Ein wunderschönes Debüt- eleganten Gitarren-Sounds. aufgenommen wurde, ist Rock-Groove, verankern Bowie, und in «Margaret album mit neoklassischen Diesmal steuert er drei Ei- eine Wohltat, und die Spiel- die Songs und bewegen sie Sands» gedenkt sie einer Stücken voller Wohlklang. genkompositionen bei, an- freude, die die acht Songs gleichzeitig in meist ori- verstorbenen Freundin. Die zugegebenermassen ein dere Songs stammen von durchweht, wirkt anste- ginelle Richtungen. Das Klingt nach Trauerarbeit, wenig arg schlichten Titel James Alexander, Blind ckend. Doch die Musiker, instrumentale Titelstück doch: Die Singer/Songwri- wie «Fly» oder «Geborgen- Roosevelt Graves und die ihren Stil als tropischen erinnert an Led Zeppelin, terin besitzt eine Stimme, heit» machen nicht unbe- Blind Willie Johnson, des- Postpunk bezeichnen, wis- allerdings im Overdrive die so beruhigend wirkt, dingt Lust, da reinzuhören sen «Everybody Ought to sen eben auch, dass Spek- mit ineinander verzahnten dass selbst Katastrophen – das klingt dann doch sehr Treat a Stranger Right» takel rasch auch langweilig Riffs, ehe der Track in die wie Kinkerlitzchen anmu- nach Gebrauchs-New-Age. sich hier zu einem fulmi- werden kann. So, dass die Stratosphäre beschleunigt. ten. Eine Tatsache, welche Wer sich allerdings auf die nanten Rock/Gospel-Gebot zweite Hälfte ruhiger ist, «Sudden End» dagegen die zwölf Lieder sowohl Stücke einlässt, entdeckt ein aufbäumt. Zusammen mit dank Songs wie «Lost and kommt episch daher und temperiert als auch intim sehr schönes Album. Mu- dem ebenso druckvollen Found», die lange weiter- schwelgt in langgezogenen erscheinen lässt und dafür sik, die wohl von Satie und Titelsong ist es das High- drehen. Eines der Alben der Noten. Perfekter Ausklang. sorgt, dass die lebensbeja- Chopin beeinflusst ist, aber light eines weiteren super- Saison. Earthless exponieren sich hende Verträumtheit nie ins auch an zeitgenössische feinen Cooder-Werkes. und verarbeiten neue Wanken gerät. grosse Namen wie Yann bs. Sounds, ohne ihre kosmi- Tiersen oder Ludovico Ein- hpk. schen Roots aufzugeben. mig. audi erinnert. tl. tb. DIE NEUEN PLATTEN London Hotline Wieder einmal neigt sich eine Fussballsaison dem Ende zu. Auf musikalischer Ebene hat sie wenig gebracht. Vorbei die Zeiten, als sich feine Musikanten von feinen Kickern inspi- rieren liessen und umgekehrt. Kein neuer Morrissey hat sich dazu hinreissen lassen, eine subtil kaschierte Ode an einen superbissigen Mittelfeldrottweiler zu komponieren («Roy’s Keen»). New Order fühlten sich nicht versucht, ihrem gran- Dave Evans Alexis Taylor Eels diosen WM-Song «World in Motion» aus dem Jahr 2002 The Words Beautiful Thing Deconstruction ein Dessert nachzuschicken. Keine Band hat heuer einen in Between (Domino/Irascible) (E Works/MV) Fussballhelden – oder eine Heldin – aufs Albumcover getan, (Earth) wie es The Wedding Present einst mit George Best taten. Gemeinsam mit Joe God- Seit 1995 ist Mark Oliver Auch in den Stadien selber war wenig musikalische Krea- In meiner düsteren Vergan- dard bildet Alexis Taylor Everett mit den Eels unter- tivität zu bewundern. Nirgends auf den Tribünen, die ich genheit gibt es Momente, bei Hot Chip eine der lus- wegs, um seiner Psyche im- besuchte, wäre mir aufgefallen, dass die Fans – wie noch die ich bereue. Meistens geht tigsten Popband-Frontlines mer weiter auf den Grund mit «Seven Nation Army» von den White Stripes geschehen es dabei um Platten, die ich der Gegenwart. Ihre Stim- zu gehen. Und es gibt kei- – einen Hit des Tages mit neuen Worten versehen hätten, im Ausverkauf billig erstan- men und ihre verschiede- nerlei Anzeichen, dass sich um ihre Helden anzufeuern. Das mag damit zu tun haben, den hatte, dann aber doch nen Herangehensweisen daran je etwas ändert. «De- dass auf einem modernen Fussballplatz in den oberen Ligen nicht so recht zu schätzen an den Electropop-Song construction», das zwölfte heutzutage während jeder freien Minute ein DJ für Krach wusste und alsbald profita- ergänzen sich derart gut, Studioalbum der häufig sorgt. Es wird auch damit zusammenhängen, dass die Mu- bel verscherbelte, nur um dass bei ihren verschiede- umbesetzten Formation, sei sik, die heutzutage die Hitparaden füllt, kaum mehr den Jahre später meinen kapita- nen Soloarbeiten immer eine Reaktion auf eine vor Geschmack eines Fussballpublikums reflektiert. Ganz zu len Irrtum zu erkennen. Zu etwas gefehlt hat. Taylor, die Hunde gehende Welt, schweigen davon, dass Megaproduktionen aus der Studio- der Liste gehört auch dieses der Mann mit der Vorlie- schreibt Everett zur Platte. retorte von einem Amateurchor nicht so einfach nachzusin- Album. Tagsüber arbeitete be für ausgefallene Brillen- Womit er vorwegnimmt, gen sind. Man stelle sich vor: «One Kiss» von Calvin Harris Dave Evans fürs englische mode, zog sich auf seinen dass sich die 15 sparsam & Dua Lipa, «Nice for What» von Drake oder gar «Freaky Strasseninspektorat, abends früheren Platten ganz vom arrangierten Songs wieder- Friday» von Lil Dicky Ft Chris Brown – die derzeitigen Top gehörte er zur Möblierung Dancefloor zurück, suchte um an der Düsterheit laben. 3 der britischen Charts – nachgesungen zu Ehren von Dele der Folkie-Szene von Bristol. die Stille, die er mit seinem Und das, obschon er in der Alli, Joe Hart oder gar Granit Xhaka! It won’t happen. Das feine Londoner Indie- letzten Klavieralbum auf sinnierenden Pianoballade Da hält man sich doch lieber an die alten Gassenhauer. So Label Fire verlegt auf seinem die Spitze getrieben hat. «There I Said It» zugibt, darf man bei West Ham kurz vor Spielgebinn «I’m Forever Unterlabel Earth verschollen Auf «Beautiful Thing» nun frisch verliebt zu sein. Die Blowing Bubbles» geniessen (komplett mit Seifenblasen- geglaubte Perlen vorwiegend ist der Beat kurzzeitig zu- Worte der Zuneigung klin- pustemaschine am Spielfeldrand), der vor exakt einhundert aus der Folkwelt. rück, beispielsweise im Ti- gen allerdings weniger zärt- Jahren erstmals zu hören war, und zwar im Rahmen eines Von Haus aus ist Evans ein telsong, der wie ein übrig- lich als nach widerwilligem am New Yorker Broadway uraufgeführten Musicals. Im durchaus konventioneller gebliebener Hot-Chip-Song Zugeständnis. «Deconst- krassen Gegensatz dazu traben die glamourösen Stars von Barde mit Akustikgitarre, klingt. Doch Taylor ist auf ruction» enthält reichlich Chelsea zum alten Skinhead-Reggae-Hit «The Liquida- legerem Gesangsstil, lan- diesem Album weiterhin feine Gitarrenarbeit von tor» von den Harry J Allstars auf den Rasen. Die Fans von gem Gesicht und langen ein zärtlicher Melancho- Everett, setzt aber auch auf Crystal Palace wiederum brüllen aus voller Kehle «Glad All Haaren. Aber welch eine liker, der seine herzlichen zahlreiche Samples oder Over», einen Hit der Dave Clark Five aus dem Jahr 1963, Gitarre! Seine Zupftechnik Melodien mit wärmender Synthesizerpassagen, die zu dem sich auch wunderbar mit den Füssen trommeln ist stupend, dabei ständig und doch weltverlorener Tracks wie «In Our Cathe- lässt. Im Emirates-Stadion von Arsenal schliesslich erklingt mit überraschenden Riffs Stimme singt. Schon schön. dral» in ein artifiziell anmu- kurz vor Spielbeginn «London Calling» in der Urfassung und Seitensprüngen aufwar- tendes Klangkleid zwängen. von The Clash. Ich muss gestehen, es ist jedes Mal ein be- tend, jedoch in keiner Weise bs. Das klingt nach Schnell- wegender Moment. Mit dem Song ist den Herren Strum- zu dick aufgetragen. Von schuss und versprüht mit- mer & Co. ein ganz grosser Wurf gelungen, der es auch der Melodik her erinnern unter den Charme eines vierzig Jahre später noch irgendwie schafft, die Energie Evans’ stille Lieder ein biss- Plastiktischtuchs. Bei aller dieser Stadt in Musik zu fassen. Eine Google-Aktion för- chen an Nick Drake. Aber Kritik bleibt Everett ein ex- dert denn auch einen Essay des Strummer-Biografen Chris von der Stimmung her sind zellenter. Die nihilistische Salewicz zu Tage, der davon handelt, wie die Band jeden sie mehrere Spuren heiterer, Liebeserklärung «Sweet Tag vor dem Beginn der Aufnahmen fürs Doppelalbum ja regelrecht abgeklärt. Da Scorched Earth», vermengt «London Calling» vor dem Studio in Pimlico einen Fuss- und dort wird das Gesche- mit wispernden E-Gitarren, ballmatch mit der Lokaljugend veranstaltet hätte. Drum- hen durch eine Sängerin oder das mit Ennio-Morri- mer Topper Headon sei der Beste gewesen, Gitarrist Mick namens Adrienne Webber cone-Grooves aufbereitete Jones – Chelsea- und QPR-Fan – der Bluffigste. Strummer aufgelockert. Eine zweite «Bone Dry» sind so schlau hätte sich redlich, aber meist vergeblich abgemüht. Einen Gitarre und eine Mundhar- wie schneidend. Was ge- «richtigen» Fussballsong hat die Band nie aufgenommen. monika treten auch mal in nügt, um «Deconstruction» Hingegen schuf Strummer zur Euro 96 zusammnen mit Erscheinung. Im grossen zu keinem herausragenden, Black Grape und dem Komiker Keith Allen den Gassen- Ganzen hören wir aber dafür einem mehr als or- hauer «England’s Irie». «My wife’s lactating, I’m spectating Evans solo. Und das ist eine dentlichen Eels-Werk zu – it’s a football thing», singen sie. sehr feine Sache. machen.

Hanspeter Künzler hpk. mig. DIE NEUEN PLATTEN 45 Prince Das monatliche Sackgeld für neue Platten aus den Übungs- kellern der Welt reichte früher nirgends hin, und die Wunschlisten wurden zu Heften und diese zu Büchern zu- sammengetackert. Heutzutage reicht dafür ein Fress-Zettel. Doch die Lücke im Amplitudenspektrum wird geschlossen von Wiederveröffentlichungen, und so bleibt es einem wei- Jack White Banditos Reverend terhin erspart, ins Kino gehen zu müssen. Sich deswegen Boarding House Visionland Beat-Man and aber an einem Record Store Day in eine Schlange zu stellen Reach (Bloodshot Records) The New Wave ist ebenso albern wie diese Platten im Internet zu bestellen (Third Man Records) Blues Trash oder sich über diesen Feiertag zu echauffieren. Klar, man Es gab eine Zeit, da war der (Voodoo Rhythm/Irascible) muss sich durch noch mehr Zivilisationsgeschwüre flippen, Doch, er kann tatsächlich Southern-Rock ein Genre bei denen man sich fragt, ob es nicht doch gesünder ge- etwas kürzer treten. Drei so charakteristisch wie die Wir kennen den Reverend wesen wäre, das gute Erdöl in einem idiotischen Tscheep Jahre liess sich Jack White Mason-Dixon-Line: Die als Garagen-Rocker, und Tscheroki zu verbrennen. Aber als ich letzten Monat an Zeit zwischen «Dodge and erste Welle (Allman Brot- als solcher tritt er uns auch Gene Clark hängen blieb dessen LPs mich durch den Win- Burn» mit Dead Weather hers, Lynyrd Skynyrd) de- hier entgegen. Zwei Songs ter begleitet haben, störte es kaum, dass hinten auf der Hül- und dem neuen «Boar- finierte das Klischee vom lang. Dann schwenkt er in le RSD 2012 vermerkt war. «Echoes» war 1966 die erste ding House Reach». End- haarigen Freak auf der mildere Gefilde. Des Re- Solo-Single nach seiner Trennung von The Byrds. Geigen lich mal ein Album, das Überholspur des Lebens, verends Mitspieler sind und Flöten orchestrieren den Ausflug in die unendliche er nicht in zwei Wochen der ungestüm musizierend die Multiinstrumentalis- Leichtigkeit des Seins. Man folgt willenlos dieser Stimme zusammengestiefelt hat, seinen blues- oder country- ten Resli Burri und Ni- und wünscht sich, nie mehr aus dieser Traumwelt zu er- denn bereits im März 2017 lastigen Sound mit Verheis- cole Izobel Garcia (die mit wachen. Gleiches gilt für «I Found You», wobei hier nur erzählte er im Interview da- sung von Sex, Hitze und Beat-Man auch im Duo die klassische Rockbesetzung eingesetzt wird und dement- von. Grundsätzlich ist auch Gewalt würzte. Seitdem hat auftritt), Mario Batkovic sprechend mehr Chor-Refrain gestreut wird, mit dem die Jack White drin, wenn sein das Genre manche Wand- (Akkordeon) sowie Julian Gedanken unendlich mitsingen. Gene Clark nun verant- Konterfei auf dem Cover lung erfahren. Banditos Sartorius am Schlagzeug. wortlich zu machen für all den Ohrenschmerz, den uns die abgebildet ist. Seine Gi- aus Birmingham, Alabama, Weil diese Leute tenden- Eagles und Konsorten beschert haben, nur weil diese einen tarre schreit, er kreischt, kombinieren die Referenzen ziell überqualifiziert sind, Song von ihm auf ihrer ersten LP gecovert haben, wäre ver- sprechsingt und stampft an Country-Soul der Sieb- spielte ihnen Beat-Man fehlt. Vielmehr müssen wir ihm danken für den Einfluss, dazu ordentlich den Rhyth- ziger und Psychedelia mit seine Songs nur einmal vor, den er auch auf Bands wie Reigning Sound hatte, welche mus. Die Songs reifen zu visionärer Kraft. Auf ihrem dann wurde aufgenommen. ihn auf ihrer ersten Single coverten. Also bevor der nächste lassen, hat sich gelohnt. zweiten Album ist die Band «I Do It For You» pendelt Herbst beginnt, heisst es Ausschau halten nach allem, was Nun ergänzen Synthesizer daran, ihre Komfortzone flott zwischen Rockabilly mit Gene Clark angeschrieben ist, von den Byrds zu Dil- und Electronica-Elemente zu verlassen und sich wei- und Latino-Groove. Durch lard, den Bluegrass ausnahmsweise mal rauszufiltern und die Songstrukturen, die Gi- ter zu entwickeln. «Vision- «The White Wolf Is Back in eine Best-of zu erstellen. Damit nach dem Sommer wieder tarren kommen entweder land» zündet mit «Fine Fine Town» irrlichtert ein Saxo- beruhigt in den Nebel eingetaucht werden kann. pur krachend oder durch Day», einem pumpenden fon wie weiland bei Gallon Effektgeräte verzerrt und Garagerocker. Die Rhyth- Drunk. «Love Is Simply a Philipp Niederberger verfremdet daher. Bei der musgruppe (Drummer Ran- Dream» und «The We All «Ice Station Zebra» klim- dy Wade und Bassist Danny Gonna Die» schreiten auf pert gar ein Jazzklavier. In Vines) schreitet wuchtig vo- den Spuren von David Eu- «Over and Over and Over» ran, die Gitarristen Corey gene Edwards in die Fins- pendelt man geführt von Parsons und Jeffrey Salter ternis, bloss dass der nicht White-typischen Klängen lassen die Funken stieben. «Hail Satan» singt. Neben zwischen Red Hot Chili Auf «Strange Heart» über- Tod und Teufel widmet Peppers und Beck hin und nimmt dann die bebende sich der Reverend auch der her. Bei «Respect Com- Stimme von Mary Beth Brunst und singt in «You mander» kreuzen Pink Richardson, einem der Are On Top» und «Lass Floyd und die frühen Yel- Trümpfe dieser Band. In uns Liebe machen» vom lo mit den White Stripes der Ballade «Healin’ Slow» Vögeln. Passt zur Jahres- die musikalischen Klingen. schmiegt sich ihr Vibrato an zeit mit Amsel, Drossel, Dass Jack White nicht auf die nuancierte Begleitung. Fink und Star. Und es wür- Effekthascherei setzt, son- Daneben wagen sich die de nicht erstaunen, wenn dern die Effekte songdien- Banditos auch mal an Pop man Ende Jahr feststellt, lich einsetzt, war zu erwar- («Lonely Boy») oder Coun- dass «Blues Trash» zu den ten. Und so ist «Boarding try-Rock («Fun All Night»). Alben zählt, die man 2018 House Reach» eines der «Still and Quiet» gedeiht immer wieder gern aufge- besseren Alben in seinem durch das Wechselspiel zwi- legt hat. schon reichen Oeuvre ge- schen Stephen Pierces Ban- worden. jo, Richardsons Gesang und ash. pulsierendem Bass. yba. Live: 11.5., Heitere Fahne, Bern; tl. 12.5., Czar Fest, Kaserne, Basel TONVEREIN BAD BONN DÜDINGEN

JAMES HOLDEN & THE ANIMAL SPIRITS > LIDO PIMIENTA > LA TÈNE & GUESTS > THE MYSTERY OF THE BULGARIAN VOICES FT. LISA GERRARD > ISOLATED LINES > PETER CONRADIN ZUMTHOR > WARMDUSCHER > NICK HAKIM > DEERHUNTER > NIHILOXICA > UUUU > GOLDEN DAWN ARKESTRA > EXPLODED VIEW > TSHEGUE > JOHN MAUS > ESTER POLY > ALOIS > STELLA CHIWESHE > GIBRALTAR VACUUM > AIR LQD > BONAVENTURE > AHMED – NEW JAZZ IMAGINATION > JIMI JULES & KALABRESE > CATERINA BARBIERI > DOWNTOWN BOYS > VAGABON > REVEREND BEATMAN & THE NEW WAVE > KHRUANGBIN > HANRETI > PONY > ZIÚR > FRIENDLY FIRE > SAVAGE GROUNDS > ANDREW WEATHERALL > LAUTSPRECHER ORCHESTER FREIBURG > MELISSA KASSAB > HARVEY RUSHMORE & THE OCTOPUS > MIDNIGHT SISTER > INJURY RESERVE > HORSE LORDS > SCHUBOT / GRADINGER > SEVDALIZA > FLAT WORMS > THE MASTER MUSICIANS OF JAJOUKA LED BY BACHIR ATTAR > PAN DAIJING > GIANT SWAN > EAST SISTER > NADAH EL SHAHZLY > HERE LIES MAN > DEENA ABDELWAHED > FAKA > ORCHESTRE LES MANGELEPA > DJ FETT > DJ MARCELLE badbonn.ch

B-Sides Festival 14.—16. Juni 2018, Sonnenberg Kriens / Luzern B Yasmine F Hamdan 14.– 16.J

2018& many Komplettesmore Line-Up & Karaoke-Player unter: b-sides.ch NACHTSCHICHT

Staunen mit Oshun Grollen mit Little Simz

Der Bandname ist vielschichtig und komplex, doch das Zusammentreffen Es ist immer gut, eine Rückfallposition zu haben. Im Fall von Simbiatu der beiden Musikerinnen, die das Duo Oshun bilden, gestaltete sich äus- Ajikawo ist dies die Schauspielerei. In diesem Genre konnte sie bereits in serst unkompliziert. Niambi Sala und Thandiwe lernten sich an der New Teenagerjahren erste Erfolge vor den Fernsehkameras verbuchen, doch die York University kennen, wo sie sich eines Abends im Keller ihres Student- Liebe zur Musik war stärker. Also legte sich die junge Londonerin den innenheims spontan trafen, um einfach mal eine Stunde lang lauthals zu Bühnennamen Little Simz zu und veröffentlichte erste Mixtapes. Eines da- singen. Danach war den beiden jungen Frauen aus Washington D.C. klar, von fiel Jay-Z in die Hände, und der stellte es umgehend auf seine Website. dass sie fortan gemeinsam musizieren wollten. Zwei Jahre später veröf- 2015 folgte dann das erste reguläre Album «A Curious Tale of Trials + fentlichten sie ihr Album «Asase Yaa», und seither erscheint immer mal Persona», zwei Jahre später legte die Londonerin «Stillness in Wonder- wieder eine neue Single. Insgesamt also ein schwer fassbares Gesamtwerk. land» nach. Darauf entwickelt die Rapperin, die gelegentlich auch unter Nicht zuletzt deshalb empfiehlt sich der Konzertbesuch, um einen abend- dem Pseudonym Bars Simzson in Aktion tritt, ihren smoothen Entwurf füllenden Eindruck von der ätherischen Melange aus R&B, Hip-Hop und von Grime noch einmal weiter, mal mit Jazz-Einschlag, mal mit grollender Reggae zu erhalten, die Oshun präsentieren. Und diese Musik auf sich Elektronik unterlegt. Diese clevere Mischung beeindruckte auch Damon wirken zu lassen, die Nimbi Sala einst als den Klang von «Unterwasser- Albarn, der Little Simz ins Vorprogramm seiner Gorillaz einlud. Ein wei- Räucherstäbchen» bezeichnete. Das Staunen hält an. (amp) terer Erfolg, der darauf hindeutet, dass sie die Schauspielerei wohl noch einige Zeit ruhen lässt. (amp) 1.5., Parterre One, Basel; 3.5., Rote Fabrik, Zürich 4.5., Rote Fabrik, Zürich

Fluchen mit U.S. Girls Einzählen mit Marty O’Reilly Wer mit einer lustigen Truppe junger Frauen gerechnet hat, wird über- rascht. Denn hinter dem vermeintlichen Bandnamen steckt keine Mädel- Und dann – nach einer ganzen Kaskade seltsamer Musikstile, Retro-Fri- Combo aus den USA, sondern eine einzige Künstlerin – und die wohnt erst ckeleien, Elektro-Albernheiten und einer gigantischen Portion Ratlosigkeit noch in Kanada. Seit knapp zehn Jahren veröffentlicht die Sängerin und – steht da ein junger Mann mit seiner altertümlichen Resonator-Gitarre, Songschreiberin Meghan Remy als U.S. Girls Alben, die bisweilen ziem- zählt ein und legt einfach los. Um ihn herum sein Old Soul Orchestra, das lich wild wirken und nahezu sämtliche Stile streifen. Für ihr eben veröf- ihn an Schlagzeug, Violine und Kontrabass unterstützt und umweht. Ge- fentlichtes Werk «In a Poem Unlimited» hat sie die technoide Tanzmusik meinsam machen sich die vier Musiker auf die Suche nach dem alten, zer- der späten Siebziger- und frühen Achtzigerjahre als Schablone beigezogen schrammten Amerika, obwohl sie eigentlich eher der kalifornischen Leich- und baut aus dem nostalgischen, bisweilen herrlich artifiziell anmutenden tigkeit verpflichtet sein sollten (immerhin geben sie das kalifornische Santa Klangmaterial Stücke zusammen, die sie mit pointierten, von zeitgenössi- Cruz als Lebensmittelpunkt an). Depression, Ekstase, Folk, Jazz, Soul und schem Zorn durchwirkten Texten ausfüllt. Das kann dann auch mal ziem- immer mal wieder ein Teufel, der aufrührerisch durch die Texte spaziert. So lich düster und existenziell werden, aber bevor die Stimmung zu kippen präsentiert sich das Setting, durch das Marty O’Reilly wandelt. Er faucht, droht, baut Frau Remy einfach einen irren Schlenker ein und schickt das schreit, jodelt und seufzt sich durch seinen Delta-Blues, verstummt – und Publikum wieder zurück auf die Tanzfläche einer Disco, in der auch herz- setzt dann noch einmal zum grossen Finale an. Oder wie er es ausdrückt: haft geflucht werden darf. (amp) «Wir sind zu hundert Prozent da – kein Scheiss.» (amp)

9.5., Rote Fabrik, Zürich; 10.5., Kaserne, Basel 10.5., Rote Fabrik, Zürich NACHTSCHICHT

Streichen mit Moes Anthill Hingabe mit Bitchin Bajas

Moes Anthill String Quartet (MASQ) nennt sich Moes Spezialformation Der Zauber liegt im Loop. Das wissen die drei US-Musiker, die mit ihren mit Streichertrio und Trompete. MASQ wurde Mitte April als kleinere langen und repetitiven Songs die Zeit anhalten können. Einmal mehr nach- Hälfte des seit zwei Jahren anrollenden Doppelalbums «Quitter» veröffent- zuhören auf «Bajas Fresh», ihrem neuen 80-minütigen Album, das kürzlich licht. Der Mischprozess des Doppelalbums liegt in den letzten Zügen, und auf dem honorigen Label Drag City erschienen ist. Da finden sich herrlich das Resultat sollte im September als LP zu geniessen sein. Mitproduzent entrückte Figuren aus ihren Synths und Keyboards und modularen Instru- Hank Shizzoe und Soundmaster Mario Baumann sorgen sorgfältigst dafür, menten, oder man hört, wie sie das flötende Sun-Ra-Stück «Angels and De- dass das Live-Feeling aus der Konserve voll rüberkommt. Natürlich ist das mons at Play» fein adaptieren. Natürlich kann man dazu wegdriften, aber Live-Erlebnis auf den Weltbedeutungsbrettern an der Sihl unerreicht, aber das Ziel dieser durchaus auch esoterischen Loops ist ja eben die Hingabe in am Zermatt Unplugged Festival versetzte Moe mit seinem Banjo schon den Flow. Wem das dann doch zu meditativ ist oder wer noch genauere An- ganze Berge, im Fall. Kein Witz. Gewagte Arrangements, feinste rhythmi- leitungen von einem Glücksguru benötigt, greift derweil zum Album «Epic sche Überlagerungen sowie eigenwilliges Songwriting: MASQ klingt auf Jammers and Fortunate Little Ditties», das Bitchin Bajas vor zwei Jahren Platte und auf Bühne authentisch roh, zerbrechlich und orchestral zugleich gemeinsam mit ihrem Freund Will Oldham veröffentlichten. Es ersetzt ein – ein wohltuender Kontrapunkt in mainstreamendem Gleichstrom. An der gesamtes Regal an Ratgeberliteratur. Mindestens. (bs) guten ollen Mississihl und anderswo. (alp) 13.5., Le Bourg, Lausanne; 18.5., Bad Bonn, Düdingen; 12.5., El Lokal, Zürich; 24.5., Kulturkoller, Winterthur 19.5., Umbo, Zürich; 20.5., Cave 12, Genf

reklame NACHTSCHICHT

Halt auf Verlangen mit Larry Bang Bang Nachhallen mit Russian Circles

Der Drink seiner Wahl ist der Moscow Mulle, er trägt gerne Cowboyhüte, Erstens: Geräusche. Zweitens: Lärm. Drittens: Das Einzählen des Schlag- zeichnet Cartoonfiguren oder schreibt eigenwillige Liebeslieder. Ein paar zeugers. Dann aber: Wucht. Und hinter der Wucht ein beeindruckender davon hat er vor Monatsfrist auf der EP «7 Exitos Romanticos» veröf- Umgang mit Melodien, Krach, Noise, Rhythmus, Pausen und Wimmern. fentlicht, nun führt Larry Bang Bang seine gutmütige Renegaten-Truppe Jedes Gitarren-Riff erzählt eine kurze, traurige Geschichte, die das Publi- Los Güeros in die Berge. Genauer: Ans Pfingstfestival Halt auf Verlangen. kum erschauern lässt. Die musikalischen Mittel sind knapp bemessen, der Dort platziert er seine countryfizierten Schmachtfetzen in bester Gesell- Effekt ist immens, aber wenn man sich mal den Bandnamen etwas genau- schaft, den auch heuer gastieren wieder herausragende Bands im Gasthaus er anschaut – es handelt sich um eine Eishockey-Übung, in deren Verlauf Grünenwald – aus Luzern, Zürich, Bremen, Italien und den USA. Oder sämtliche Anspielkreise auf dem Rink einmal umkurvt werden müssen –, aus dem Nordosten der Schweiz, von wo die Mundart-Soul-Koryphäen versteht man die Band aus Chicago. Oder auch nicht. Min King anreisen. Davor, danach und dazwischen sind DJs im Einsatz Klar, das aktuelle Konzert-Album «Live at Dunk! Fest» hallt noch immer und sorgen für anhaltende Spitzenbeschallung. Wie sich das in gebirgigem nach, wie eine Bestie durch den Raum, aber womöglich ist nun die Zeit Gebiet gehört. Und natürlich gibt es auch wieder den allseits beliebten gekommen, mal wieder das 2008er-Werk «Geneva» aufzulegen. Also die Globi-Shuttlebus, der die Besucher stilsicher vom Bahnhof Engelberg zum kluge Kombination aus Melodien, Krach, Noise, Rhythmus, Pausen und Festivalgelände befördert. (amp) Wimmern. Sie können – das so nebenbei – auch Hüsker Dü. Das muss man dann aber vor Ort lautstark einfordern. Wir verstehen uns? Right. (amp) 19./20.5., Gasthaus Grünenwald, Engelberg 22.5., Ebullition, Bulle; 23.5., Rote Fabrik, Zürich

Bad Bonn Kilbi mit den Horse Lords B-Sides mit Tomaga

Die Band ist tot, es lebe die Band – dank einer Formation wie den Horse Es klingt nach Noise, nach Dub, nach Ambient, nach Kraut-Rock und Lords. Denn hinter diesem Namen stecken vier linkisch wirkende Typen Industrial, kurz: nach einer ganz eigenen Welt, was Valentina Magaletti aus Baltimore, die sich ihre musikalischen Meriten im Grenzbereich zwi- und Tom Relleen alias Tomaga aus ihrem Instrumentarium hervorzaubern. schen Free-Jazz, modernen Minimal-Kompositionen und freiem Rock und Dieses besteht aus Bass, Xylophon, Drumsets und einer Vielzahl an Gerä- Noise verdienen. Gemeinsam laden sie zu einer Art No-Wave-Karneval ten zum Manipulieren der Soundquellen. Das Wunder dieser surrealen und mitsamt aggressivem Saxofon, Cowbells, neurotischen Gitarrenfiguren bestaunenswerten Musik ist, dass man sie auch durchtanzen kann, dieses und agil tanzendem Schlagzeug. Auf der Bühne verliert die Horse-Lords- Jahr glücklicherweise am B-Sides-Festival auf dem Sonnenberg, wo neben Musik alles Strenge der Aufnahmen, und so kann man schon sagen, dass Tomaga weitere Erscheinungen anstehen. Beispielsweise das Orchestre ein Live-Konzert die beste aller Möglichkeiten ist, sich mit dieser Band an- Tout Puissant Marcel Duchamp aus Genf, Yasmine Hamdan und ihre rei- zufreunden. Zumal sie an einem freigeistigen Ort wie der Bad Bonn Kilbi senden Songs, die Geigen von Sudan Archives oder der gezöpfelte Rapper so gut wie fast nirgends sonst aufgehoben ist. Dort werden die Horse Lords Romano. Und wer behauptet, die Schweizer Popmusik habe ein «Frauen- nämlich flankiert von Acts wie Deerhunter, Vagabon oder dem wahnsinni- problem», wird durch die Auftritte von Pamela Méndez, Ester Poly, Ikan gen Performer John Maus, von Faka aus Südafrika, von Elektronikerinnen Hyu, Jon Hood oder Sissy Fox auch ganz rasch eines viel Besseren belehrt. wie Ziúr oder Caterina Barbieri sowie den Master Musicians of Jajouka. Zu all dem gibts wiederum fantastische Festivalverpflegung, die Jahr für Kurz und einmal mehr: Was für ein Fest. (bs) Jahr die Pilgerfahrt auf den Sonnenberg abrundet. (bs)

31.5. – 2.6., Bad Bonn, Düdingen. Infos: www.badbonn.ch 14. – 16.6., Sonnenberg, Kriens. Infos: www.b-sides.ch SZENE Atlantis_2016_Version_3_Atlantis_2016 26.01.16 18:18 Seite 1

LP’s CD’s

seit 1983

ATLANTIS RECORDS.CH 079 938 99 65 Steinenbachgässlein 34 4051 BASEL An/Verkauf • Bestellungen • Old/New Vinyl

sparen ist so einfach. preiswerte

CDs & LPs

DVDs & Blu-Rays

b B aB b … gibt's bei uns!

www.silverdisc.ch

nnoB

negnibüD

an- & verkauf von CDs, LPs, DVDs, Blu-Rays und Games KIFF AARAU WE KEEP YOU IN THE LOOP WWW.KIFF.CH

cafe-kairo.ch

konzerthaus schüür tribschenstrasse 1 6005 luzern

loud & proud since 1992

since 1998 visit CAFE KAIRO