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DER LANDBOTE 12 l stadtkultur Donnerstag, 23. Juni 2011

wohin am wochenende? Oase mitten in der Stadt Ferienstimmung in Winterthur? Aber sicher: Vor einer Woche wurde die «Salzhaus Sommerbar» eröffnet. Sie bringt allen, die zu Hause bleiben, den Ferienspass direkt vor die Haus- tür. In einer Oase mit Pool, Liegewie- se, Pingpongtisch, Tischfussball und Bocciabahn lässt es sich im nächsten Monat gut aushalten. Sogar an einen Selbstbedienungsgrill hat das Salz- haus-Team gedacht. Auf der Sommer- bühne gibt es jeweils donnerstags ein Gratiskonzert. Diese Woche spielt die Zürcherin Verena von Horsten. Ihr Debütalbum «Mother Tongue» ist im September erschienen. Die tief in den 1960er-Jahren verwurzelte Rock- platte klingt trotzdem sehr zeitgenös- sisch. Die Stimme der 30-Jährigen er- innert übrigens ein wenig an die bri- tische Songwriterin PJ Harvey. Und: Einen Sympathiepunkt gewinnt Vere- na von Horsten zusätzlich, weil «Mo- ther Tongue» im Winterthurer «Dala Studio» aufgenommen wurde, zusam- men mit dem lokalen Musiker Admiral James T. Mit einer Wurst in der Hand und der gemütlichen Stimmung in der kleinsten Grossstadtbadi überhaupt ist das Konzert gewiss das perfekte Donnerstagabendprogramm. (mia) Der Eingang in die Ausstellung führt durch ein grosses Fischmaul. In den Magenfalten werden skurrile Videos sichtbar. Installation von Sabina Speich. Bilder: Marc Dahinden Pure Lust an der Kunst

Vor der Sommerpause präsentieren die Oxyd-Kunsträume Gegenstände und alte Fotos erinnern stranden kitschige Landschaftsdar- in Wülflingen drei frisch-frech-fröhliche Positionen, die beweisen, uns an die zerronnene Zeit. Wir ken- stellungen, deren Wirkung sie durch nen Dalís «Fliessende Uhren»; Ca- künstlerische Eingriffe noch steigert dass gute Kunst nicht immer der strengen Miene bedarf, durisch geht einen Schritt weiter und oder dann geheimnisvoll verfrem- um ernstgenommen zu werden. zeigt die Gegenstände (Minifernseher det. Ihre «Manipulationen» bestehen und Tonkrug) dreidimensional im Mo- meist darin, an der Oberfläche dieser Lucia Angela Cavegn Die Installation von Sabina Speich ment der erstarrten Verflüssigung. schönen Bilder zu kratzen, um sie von fährt durch Mark und Bein. Der Herz- Cadurisch kombiniert unbeküm- hinten zu beleuchten oder durch ein Die zweite Podiumsausstellung mit schlag des Fisches durchdringt den mert Elemente der Werbung, der Ty- kurzes Video-Loop zu animieren. Die Sabina Speich (*1966), Olga Titus höhlenartigen Raum. In den Magen- pografie, der Fotografie und der Pop- landschaftliche Idylle mit weissen Ber- (*1977) und Mike Cadurisch (*1977) falten präsentiert uns die Künstlerin Art. Die Versatzstücke der heilen und gen und blauen Seen wird zum Teil wirkt so erquicklich wie ein Sprung nicht nur strahlende (oder verstrahl- heiteren Welt, wie sie sich unsere Kon- durch eingeschmuggelte Muskelprot- Verena von Horsten (ZH) ins kühle Nass bei sommerlichen Tem- te?) Fimo-Fischskelette unter einer sum- und Freizeitgesellschaft vorstellt, ze ironisch aufgeladen und ausgereizt. Heute, ab 20 Uhr, Salzhaus, Untere Vogelsangstrasse 6 peraturen. Die beiden Künstlerinnen schützenden Glashaube, sondern auch wird subtil unterwandert: Kinder mu- stammen aus Winterthur (noch ohne einige ihrer skurrilen Videos (zum tieren zu «Custom Kings», und der im Selbstironie See), Mike Cadurisch kommt aus Stä- Beispiel «Katze im Aquarium – Im- Stil früher Tourismusplakate gemalte Nun, was ist gute Kunst? Und wie Albanifestfreie Zone fa (mit See). Die drei Kabinetträume mer wenn ich nicht hinsehe, zieht mei- «Pile Wonder» ist eine Schrotthalde ist man als Künstler erfolgreich? Im So gemütlich, wie es heute beginnt, bilden sozusagen das Aquarium für ne Katze ihr Superfischtricot an»). Im der (Auto-)Mobilität. ­Video «Ideal Artist» kommentiert scheint das Wochenende nicht zu be- drei quirlig-bunte Fische, die eine ge- Gegensatz zum biblischen Jona verlas- Mit der Ikonografie der Sehnsucht Titus mit flapsiger Piepsstimme das lieben. Wer kein Freund von undurch- hörige Portion Humor und eine Vor- sen wir den Fisch durch den Hinter- spielt auch Olga Titus. Sie erweitert Kunstkarussell, nimmt alle gut ge- dringlichen Menschenströmen, Fest- liebe für Wasser miteinander teilen. ausgang und werfen noch einen Blick den Begriff der Appropriation Art, meinten Erfolgsrezepte auf die Schip- zeltmusik und Zuckerwatte ist, für Wer das Podium, das eigens als auf seinen orangefarbenen Schwanz, indem Sie Werke anderer Künstler pe und foutiert sich um das perfekte den ist das Wochenende in der Alt- Plattform für Winterthurer Kunst- bevor wir uns per Schiff durch schwim- nicht nur kopiert, sondern materiell Layout. So viel Selbstironie zeugt von stadt kein Zuckerschlecken. Das Al- schaffende ins Leben gerufen wurde, mende Smileys rudern lassen. überarbeitet. Bilder von drittklassigen künstlerischer Souveränität. Wem das banifest, das grösste alljährlich wie- betreten will, muss sich schlucken las- Künstlern, die der Kunstmarkt nicht zu wenig lustvoll ist, der kann immer derkehrende Stadtfest Europas, ist sen. Der Eingang zur Kabinettsaus- Gute alte Zeiten will, landen meist aus Pietätsgründen noch in die Badi gehen. nicht jedermanns Sache. Das Kraft- stellung ist ein grosses Fischmaul. Der Mike Cadurisch nennt das Bild «Ken- nicht im Abfall, sondern im Brocken- feld bietet dazu eine entspannte Al- Besucher landet sofort im unappetitli- nen sie das Lied vom Glück» (2011). haus, wo sie für ein Taschengeld er- Oxyd Kunsträume «Podium» mit Sabina Speich, Olga Titus und Mike ternative: Ein kühles Bier, ein offener chen, da mit Müll verseuchten Bauch Das Glück ist irgendwo in der Ver- worben werden können. Für Olga Ti- Cadurisch. Wieshofstrasse 108. Bis 17. Juli. Grill und Musik von den Haus-DJs – in eines Goldfisches. gangenheit beheimatet. Persönliche tus eine wahre Fundgrube, denn hier Do 14–20, Fr/Sa 14–17, So 11–17 Uhr. der albanifestfreien Zone, kurz AFFZ, lässt es sich aushalten. (mia) AFFZ Freitag, 24. Juni, ab 19 Uhr, Kraftfeld, Lagerplatz 18

Instrumentalrock Samstagabend und immer noch kei- ne Lust auf das Albanifest? Dann nichts wie ins Gaswerk an ein Kon- zert. heisst die Stoner- Rock-Band aus dem amerikanischen Hicksville, eine Truckerfahrerprovinz. Ohne Sänger, ohne Texte und ohne Songtitel starteten Gitarrist William Mecum, Bassist und Drummer Nathan Limbaugh 1993 ihre Karriere. Die Zusammenarbeit mit einem Sänger scheiterte kläg- lich, und deshalb produzieren Kar- ma to Burn auch heute noch reine In­ strumentalalben. Ihr Neuling mit dem klingenden Namen «V» ist Ende Mai erschienen. Sie gibts am Samstag- abend live zu hören. (mia) Karma to Burn (USA) Samstag, 25. Juni, ab 20.30 Uhr, Gaswerk, Untere Schöntalstrasse 19

Mehr Party im Veranstaltungskalender auf

www.landbote.ch Spielen mit der Ikonografie der Sehnsucht: Minifernseher von MikeC adurisch (links); manipulierte Landschaftsidylle mit Bergen, blauem Himmel und See von Olga Titus.