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WIENER G E G ENW ART UND I HR B ESITZ EINE SAMMLUN G KLEINER B ÜCHER HERAUSOEG EB EN VON P A U L S T E F A N

2 H B D . REI E AN P A U L S T E F A N D I E W I E N E R O P E R

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D I E WI E N E R OP E R

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W G e se sc aft m b H P Z G I E N ll h . . . L E I I r ersten fl Öster Autorenhono ar der Au age an die ‚ reichisch e Künstlerhilfe fii r die Hungernden “ in Rußland

E in Teil i eses W erkes i i n um ear ei eter F assun d g bt, g b t g

und mit B ewi i u n d es V er a es Ed . S rac e d e O ern ll g g l g t h , i p “ F estsc rift D as neue Haus vo n emse en V erfasser wi e er h „ d lb d

A b g e s c h l o s s e n i m S o m m e r 1922

A e ec e eson ers d as der Ü er ll R ht , b d b se un or e a en Co ri t 1 922 tz g, v b h lt py gh b W i ener Li erari sc e nsta G eselb y t h A lt, sc aft m H D ru ck : B rü er h . b . . d

Hollinek i en . Stei n asse 25 , W , III , g

THE LI B R A R Y

HA M Y O U ° " NG UNI I E R SI TY P R OVÖ , UTA H

er s-Nr 136 V l ag .

V o r l ä u f e r

er Strom ist reißend, wild, noch heute D vereinsamt, selten lieblich . Alte Grenze war die westöstli ch e Donau ; aber es _ H r r . e ii l blieb selten dabei be , hinüber f uteten

Kelten , römische Provinzialen, Germanen, Sla A i e wen . Lange begann hier s en, endet die ge W lt ns a sittete e . Und an der Stätte Wie erst nd a ein Volk von Angep ßten , Wandelbaren, Volk von Spielern , die um ihr Spiel wußten . Hier vielleicht, auf dem Grund von Kulturen und l l Schicksa en , wurze t der Sinn für das Welt theater und die Begabung dazu . Oder war es u nd das Geheimnis der Landschaft, das singen ? sagen lehrte Genug, man lernte es da zu Z mancher Zeit . Doch in die neue eit der Ge schichte leitete der wiedererstandene Geist d es A llm hli hkeit Altertums, Geist einer ensc c und W elt ii r erwesens eines b g , das im Römischen Reich deutscher Nati on zu Hause war und flamisch es h schon , spanisches , italisc es Land , F abel ebi ete ja selbst die g über See umspannte . Die Politik der Habsburger schien Zweck und . s n ur war solchem Gei t ein Mittel .

Die humanistischen , Poeten der Wiener Universität dichten und agieren unter dem letzten Ritter ihre Tragödien mit Chören, die

h z zur Oper hinüberführen . Wolfgang Sc mael l, der Sch ulfn ei ster des Benediktiner -Schotten l t i i klosters , ersinnt deutsche Einlagen zur a e n schen Poeterei . Den jesuiten wird ihre sorg fälti g gepflegte und in barocke Maße gesteigerte Tragödie wirksamstes In strument der Gegen

reformation . Welche Empfänglichkeit setzt ihr o rau s Spiel y , welch ein Publikum bildet es ; wo ist bald noch die Grenze zwischen heiligem und profanem Stoff "Die gezimmerte Bühne l im Freien, die sich bei sch echtem Wetter in

die Kirche fügt, wird alsbald zum dauernden Vi centiner Bau nach der Anleitung ‚der Pläne

” ll d A n P a a i os ; es ist ein Theater, das den sprüchen höfischen Prunks wie den Wün schen u n d der Phantasie einer zirzensischen Menge S genügen muß . Himmel und Hölle, chlachten s und Aufzüge , Ma chinen und Prospekte lassen

8 ihrer nicht spotten bald sanfte und bald äu di t e lärm ende Musik b g die Sinn . Späterhin hat d i e Natur eines Abraham a Santa Cl ara auch im Schauspiel gewirkt . Von ihr geht der nächste und kürzeste Weg zum Volk, der Weg Lu sti mach ers un d Ste r ifs ielers des g des g e p .

stultu s . Incipit Hans Wurst tritt auf. Der wienerische Hans Wurst ist nicht von

Wien . Die sonderbare Stadt zieht aus den Provinzen und aus der groß en deutschen Welt und noch weiterher Menschen, Wissende,

Künstler an, braucht sie, mißbraucht sie, aber gibt sie nicht los ; das bleibt so . Aber was der Steirer Stranitzky zu Wien aus seiner nach denklich en Narrheit gestaltet, das wird, bei allem Zusammenh ang mit den Bewegungen der "

esu iten stü cke . Zeit, ortseigen wie die J Wie dort fährt, und im Jahrhundert des Rokoko, Leben sverlan en das bedrückte g eines Volkes, das keine Richter und keine Tragödie brauchen kann, in die steifen Zirkel der höfischen und mythologischen Erhabenheit . Alle die Staats

aktionen, jegliche Operei vergißt den Menschen ,

der aus Gemeinem nun einmal gemacht ist .

9 Hans Wurst gibt ihm sein Recht . I n den un l ublich sten Trau erstücken g a spielt er, gemüt licher als Shakespeares Narren, aber nicht minder unermüdlich und bei fanatischer Deut i li chke t in allen Naturalien mit . Auf den emeri tierten Landstreicher und nun tüchtig erwer ben den unstbür er _ K g , Zahnarzt und Theater ranitzk P reh auser direktor St y folgt , ein Wiener “ de D reilauferh aus aus m ; der „ Freiherr von ei neuraler Ste reif di t Kurz tritt auf, ein s g g ko mö an , es bildet sich ein Ensemble mit den Typen ’ e der Commedia dell art , Zensur greift nach den kecken Leuten, aber sie werden mit allem w s fertig, a gegen sie aufgeboten wird , mit deutscher, französischer, spanischer und helmi “ scher „ Regelmäßigkeit , s elbst mit der gottsc h e di sierenden Tugend und Macht des aufge

. Hanswurststreit klärten Sonnenfels Kein , kein klassi sches Spiel u nd k ein Triumph der Musik zerreißt das Band zum Wiener Singspiel, zu d t Raimund u n zu Nes roy, zu allen Bemühungen

e . um die Wi ner komische Oper Leporello, ’ im Figaro , Osmin sind Einverständnis Aber zu seiner Zeit entscheidet der Glanz

1 0 des Kai serhofs und sei ne südlich - welsche

Färbung und Weite über di e Wiener Oper . Wie verhängnisvolle Gestirne die Herrscher

: des Hauses sonst leiten der Musik, den ver schwisterten Musen geben sie auf gutem Boden die beste Stätte . Maximi lian gründet die Hof musikkapelle . Heinrich Isaac, der Niederländer, von Lorenzos florentinisch er Hofhaltung ver i " schr eben, und sein Schül er Ludwig Senf , n der Schweizer, sind Hofkomponiste . Der erste

Ferdinand führt s eine Hofkapelle mit sich . r für Sinn für P acht, Feste und Aufzüge, in

Wien seit jeher lebendig, breitet sich auch bei der Bürgerschaft nur weiter aus . Die

Kapelle am Hof zieht fremde Künstler herbei, aus den Erblanden kommen Jacobus Gallus Haßler n ß und . Dan , nach dem gro en Krieg, öffnet sich in Wien die funkelnde Blüte der

Oper .

Die Op er ist italienisch , aus der wirren Sehn sucht der Renaissance nach der antiken Tragödie römisch er ei n erwachsen . Ein Florentiner , ein , . Venezianer Kreis fesseln mit ihrem gusto indicibile die Aufmerksamkeit der Höfe . Ferdi

1 1 nand der Dritte , Gemahl der mantuanischen t Eleonore, bring die Oper und ihre Sprache an seinen Hof, Leopold und die Seinen sprechen i und dichten italienisch , es gibt ital enische Hof p oeten und Wien wird eine Stadt italienischer s n t Literaten und Komponi te . Bau en werden s W er onnen, eil die Häuser für das spanische i Kom od e e . Ballspi_ el der nicht m hr genügen Häufig genug ist Wiener Musik zu den Ball h ‘ und Reitplätzen geflüc tet, wo sie oft besser klang als in Konzertgebäuden .

Reich ist die Entfaltung unter Leopold . Der

Kaiser musiziert und komponiert, seine Familie, sein Hof sind dem südlichen Opernwesen er

: geben . Feste glänzen Kavaliere, Prinzen, selbst der Kaiser tanzt da m it. Den fr uchtbaren Hof malteo a poeten A , Sbarr , Minato und dem Dichter und Komponisten Draghi gesellten sich u nd H izi te B ertali die Kapellmeister ofm us s n , Ziani 1 666 Sances und ; Cesti, von Leopold gewonnen , überflügelt sie . Er ist der Kompo ’ rn d Oro e o nist des berühmten Po o , der F st per, deren Text zur Vermählung des Kaisers Sbarra verfaßt hat : drei Göttinnen streiten um den

1 2 f ö i goldenen Ap el der Sch nsten , Jupiter spr cht

ihn der Kaiserin zu . Die Aufführung, in einem von B u rn acin i erbauten D reirängeth eater (an der Stelle unserer Hofbibliothek) wird mit ihren szenischen Wundern mehr noch eine

Sensation als ein Ereignis . Fünftausend Zu schauer sollen Platz gefunden haben ; neuere

behaupten freilich, kaum ein Drittel . Ein ganzes das i Jahr wird Sp el, dreimal die Woche, von

ersten Künstlern wiederholt . i oßb ‘ Derselben Feier g lt das „ R allett , nach einem Streit der Elemente auf dem Burgplatz von Kavalieren zu Pf erde geführt (der Kaiser

selbst war darunter) ; bekannt übrigens, wie das auch Spiel vom goldenen Apfel , aus den

selber fast mythologischen Bildern . Jedes Hof P runk elei t fest findet sein Obern und g . Man

spielt in Laxenburg, in der alten und neuen

Favorita, im Park von Schönbrunn, in der n Bildergalerie der Stallburg, in den Gemächer

. n l der Kaiserin Keine Pest, keine Tü rke be age rung dämpft die Leidenschaft ; nur muß das hölzerne Opernhaus B urnaci ni s in der Kriegs

und Feuersgefahr von 1 683 niedergelegt werden . 1 3 Man tellt es i d her b ein s w e er , aut paar Jahre es renn t l b später ein neues ; b a s ald ab . Der nächste Kaiser, Josef I ., läßt dur ch sein en Th eatralarch itekten Galli-Bibbiena ein großes Bühnenhaus errichten (an der Stelle d er edouten säle f R ), dessen Au wand als Sehens t würdigkei gepriesen wird . Es hat zwei Th eaterräum e : für die F estoper und für das

s . 1 708 eroffnet Schau piel wird es . Zugleich begründet, nächst dem Kärntner Tor, die Stadt ihr richtiges Theater .

' H ö f i s c h e s u n d n i c h t m e h r h ö f i s c h e s S p i e l

Es ist die freudigste Bauzeit des B arock . a i h P läste , Schlösser, Klöster, K rc en geben der t Stad das Gepräge . Die Kaisermacht eines Jos ef und Karl leuchtet heller noch als je und Spiel und Prunk sind kostbarer und formen f froher, noch mehr südlich . Die Absicht reilich geh t zur Einfachheit der alten Tragödie ;

französischer Klassizismus tritt hervor. Schon der Hofpoet B ernardoni strebt nach Reinigung ;

und der Venezianer Gelehrte Apostolo Zeno,

14 F d s und P i z n E en reund e Kaisers Karl des r n e ug , läßt sich den Corneille des lyrischen Theaters nennen Er will zu Tränen rühren ; seine Nach

“ folger wollen es noch mehr . Mit Zeno wirkt Heinse Parlati, aber sein gerühmter, noch von , ja von Voltaire gepriesener Nachfol ger wird i 730 Metastas o, seit 1 und von da durch ein t halbes Jahrhundert in Wien, Libre tist wider

. Willen , ‚ in seinen Wünschen Tragödiendichter Komp on isten der Hofoper sin d die Italiener Zian i Bononcini , , Caldara, Maria Theresias l r Musik ehre , Conti , der komische Opern schreibt , die Deutschen Reichard und Reutter und vor Steir r h nn F ux r allem der e j o a Josef , der üb igens auf einen Text von P ari ati Karl dem Sechsten

' 1 723 rönun o er ( ) die K gs p für Prag anfertigt, auf h albeni jene Constanza e Fortezza, die etwa ’ Weg v om Pomo d oro zum Orpheus von

Gluck steht . Der Stil aller dieser Opern hat t ck sich selbs für den allgemeinen Geschma , für die Mode geändert : der beliebte Text eines r m uß D aghi etwa von Caldara, fünfzig Jahre

danach , neu komponiert werden Nach dem unerwarteten Tode Karls hört in es den Kriegs und G eldbedrängn issen seiner

Tochter die Hofoper auf. “ tadtk m edih au s Das „ S o nächst dem Kärntner

Tor war gebaut worden, um die Nöte, Ge fahren und Mängel der verschiedenen Ball h i häuser endlic zu verme den . Das geräumige,

dunkle, nicht eben schöne Haus, von dem B olo nesen g Peduzzi errichtet , wird schon nach zwei Jahren italienischer Komödie dem Stranitzky übergeben und Wien hat sein 1 728 deutsches Theater . übernehmen es von Stranitzkys Witwe der Sänger B oro sini und

der Tänzer Seilliers . Der Kaiser genehmigt

den Vertrag, der der Hofkasse ein Drittel der h Einnahmen sichert , und die beiden nennen sic d . f i Ho befre te . k k. y Direktoren Sie wollen e

Oper einführen, aber der Kaiser erlaubt nur musikalische Zwischenspiele zur gesprochenen n Komödie . So kommt die Oper auf Umwege und die deutschen und auch italienische Ko ri n mödien bleiben . Ma bearbeitet alle mögliche Zu S toffe und Lustspiele. einem Krummen n Teufel, nach Le Sage, schreibt Josef Hayd

die Musik. 16 nach dem Geschmack des Staatskanzlers c S ch au s i l esel fl Kaunitz, eine französis he p e g s schaft . Mit ihr kommt die komi che Oper der

Franzosen . G luck schreibt auch hier die Musik und so findet er über den Schau spieler und F av rt n Literaten a ach Paris . Er nimmt den r g oßen Wiener Triumph seines Orpheus mit, das Ereignis von 1 762 : das war das erste Jahr O ern s iels i n des klassischen Wiener p p . Denn dem Orpheus ist noch mehr als elysische

vi el esu chter . Musik allein . Ein g Stil ist gefunden

Fünf Jahre später folgt die edle Alceste, noch von einem Berlioz umschwärmt . Es sind Calzah i i italienische Texte des Freundes g , in Paris späterhin dem Griechen -Ideal eines prophetisch wissenden Genius noch erhabener nahe gebracht . Erst das Alter führt Gluck wieder nach Wien ; er stirbt im Jahre des Don

Giovanni . Die Wirren der Ho fth eaterdirektionen sind n zu übergehen, in de en dieser Gluck, Ritter a Gluck, einmal f st sein ganzes Vermögen „ zu “ e r g b ockt hatte . Es ist Abenteurern geglaubt worden , die hart in die Nähe Casanovas

1 8 f ei n führen, ein Bankhaus grei t , im Theater darf Hazard gespielt werden und von einem österreichischen Kaffeem on opol als Subvention für die Unternehmer geht die Rede . Wegen zu großer Kosten wird nach zwanzig Jahren,

1 72 . 7 , die französische Komödie aufgelöst

Ihres Geistes Ausstrahlung, ihre Bedeutung für das Weltbürgertum wienerischer Kunst t I n d ie übung läßt sich nicht überschä zen .

Haupt und Weltstadt Wien soll Klopstock,

. 1 76 ro soll Goldoni, soll Lessing kommen 7 p klamiert Josef II . das Theater nächst der Burg zum Hof und Nationaltheater und bietet seinen

Schauspielern eine Republik der Künstler „ mit dem Kaiser an der Spitze “ ; er sendet Künstler auf Reisen und gewinnt die großen seiner

Zeit . Eines Tages, wi e immer in der Hast des

Menschen , der weiß, daß ihm keine Frist ge

gönnt ist, befiehlt er auch das deutsche Singspiel . Die B ergknappen des Orch esterh ratsch isten

Umlauf müssen sogleich gegeben werden . Es geschieht, und damit ist die Zeit des deutschen

Singspiels am Burgtheater eröffnet, während “ alles „ Fremde aus Kärntnertorth eater gehört

1 9 (das als deutsches Theater begonnen hatte) . Gluck und Salieri komponieren solche Sing e a spiele, aber auch Gr try und P esiello werden mitauf efüh rt. Gluck beherrscht die Burg zu g _ dem noch mit ernsten Opern . Und bald kommt

Mozart .

B I S z u B e e t h o v e n s A u s g a n g

Das Kü n tnertorth eater von 1 708 war 1 761 nach dem Don Juan-Ballett von Gluck nieder gebrannt . 1 763 ersteht das Gebäude nach Plänen des Sch önh runner Schloßarch itekten

: Pacassi wieder das alte Haus, zu dem erst

1 869 das heutige n eue kommt . Man gibt nächst dem Kärntn ertor Schauspiel und Ballett (das französische Ballett ist freilich lang auch ein Stolz des Burgtheaters) ; dann, e h seit den achtziger Jahren, itali nisc es und deutsches Singspiel ; erst seit 1810 nur noch

Ballett und Oper. Furs erste ist es uns Neben schauplatz .

Denn Mozart steht im Vordergrund . Nicht seiner Zeit, die ihn doch wohl mit Salieri, D ifl ersdorf und selbst Geringeren zusammen

20 nennt ; in Mozart feiert sie eigentlich nur seinen großen Weltruhm Josef II . , diesem Genius e en ein Schätzer, nicht b Gönner, befiehlt, die Entführung den deutsch en Nationalopern des u i e Burgtheaters anz re h n. Intrigen werden zu E 1 782 nichte, der rfolg ist, , im Juli , stürmisch ,

„ die Leute scheinen recht närrisch auf diese “ Oper . Es geht gut, Mozart kann heiraten . n t ll n Zur Hofa s e u g langt es nicht . S Folgt der Schauspieldirektor, für chönbrunn ä rntnert rth e t und das K o a er. Kaum drei Monate später wird die Hochzeit des Figaro aufge n führt . Mozart ist, durchaus nicht ger , zur italienischen Oper übergegangen . Der Theater dichter da Ponte wagt ihm den Griff nach dem verbotenen Lu stsf3 iel des Beaumarchais ; der Kaiser, Musiker, h ört ein paar Takte der

Musik, erlaubt, befiehlt die Aufführung und das unfaßbare Meisterwerk nimmt seinen Lauf . Aber der muß zwei Jahre danach und nach dem Ruhm der Prager Aufführung dem Burgtheater wiederum befohlen werden . Es wird nicht der Erfolg des Figaro ; vielleicht schauert man zu sehr . Noch zwei Jahre darauf

2 1 t . Cosi fan tut e, vom Kaiser bestellt Hier soll

der Text schuld sein, dieser von Hoffmann “ ' als „ ironisch so wohl verstandene Text

Josef stirbt, die Festoper zur Krönung Leopolds schreibt Mozart für Prag : La clemenza di n Tito . Im gleichen Monat die Aufführu g der

Zauberflöte . Diesmal im alten Freihaustheater an der Wien ; der Direktor und Librettist i Schikaneder hat ihn angest ftet, hat, um mit seinem Zauberstück die Konkurrenz der

Leopoldstädter Bühne zu schlagen, den Maurer

bruder Mozart zu Hilfe gerufen . Der fliegt ü ber die Niederungen des Z aubervolksstü cks

in seine Symbole und Ahnungen und ist, nur

Wochen später , dieser Theaterwelt ent

sch wu nden .

“ Der „ Nebenbuhler Salieri überlebt ihn lang

und wird noch Schuberts Lehrer . An der Burg erlischt das deutsche Nationalsingspiel der

Dittersdorf, Weigl, Schenk. Die Hoftheater denn auch das Kärntnertorh aus zählt jetzt mit r avali ers esell we den verpachtet, eine K g i d i schaft verl ert abe viel Geld, nimmt übrigens

das neue Theater an der Wien hinzu, weil es

22 die große Bühne hat und ernstlich zu fürchten wäre . An der Burg triumphiert Cimarosa mit seiner Heimlichen Ehe, als wäre Mozart nicht e n ä t r be gestorben, und nächst dem K rn nerto ist Cherubini entdeckt . Revolution, Krieg fast in der Vorstadt, Franzosenzeit , Erhebung, Sieg, : A u fre u n rl der Kongreß es sind allzu große g ge , aber die Oper w ill sich kaum für paar - Jahre bescheiden . Dazu ist Wien ein bewegtes Asyl romantischer Geister, der Schlegel, der Ge schwister Brentano, unseres Eichendorff ; sie suchen da „ die Herzlichkeit besserer Zeiten mit jener liebenswürdigen Regsamkeit des n Südens vereinigt, welche oft dem deutsche “ Gei ste versagt ist . In diesem liebenswürdigen W i en leidet _ Beethoven Er leidet an der Kunst und an der Mensch an heit, minder Wien . Viel zeitgenössische Sch wach mut ab r r verkennt ihn hier, e e gehört den Besten und selbst die Menge ahnt ihn .

Die feierliche Messe, die Neunte Symphonie werden sogleich wenigstens als ein Außer ordentliches erfaßt, ja der Geiger Boehm wagt die letzten "uartette bei Morgenkonzerten im

23 i Prater zu sp elen . Schwer freilich ist de; 1 8 Leidensweg des Fidelio, der 05 an der Wien z der Franzosen eit abgetrotzt wird . 1 814 kommt z um dritten m al die Oper, verändert, ans ärntn ertor K , immer noch eine Verkündigung

aus ewigen Sphären, in eine zufällige Kulissen

welt des Scheins gepreßt . In dieser Zeit hört man die Leonore von Paer und das Theater nennt Beethovens Leonoreno er p Fidelio, damit man sie nicht verwechsle Ferner die Schweiz er-Familie h u von Weigl , sehr viel C erubini, etwas Gl ck, h ul Spontinis Vestalin und den Joseph von Mé . Seit dem Kon greß und im Frieden beginnt die Leo oldstadt Operei desto taumeliger . In der p sefstädterth ater 1 822 gibt man Opern, das J o e , mit Beethovens Weihe des Hauses neuerlich n von Me er eröff et, führt selbst große Werke y W allasch ek h eer vor der Hofoper auf . Richard nennt uns 1 4 kleinere Theater und dazu kommt

Schönbrunn, kommen die adeligen und bürger D er lichen Liebhaber . Eroberer des Kärntner torth eaters , nein, ganz Wiens heißt Rossini ; 1 8 16 seit steigt er, von allen leichten Geistern

24

D e r V o r m ä r z

O ernvormärz : s p eine glänzende , elber durch und durch opernhafte Zeit der Oper . An der c der S hwelle; wie aus anderen Tagen , Faust 1 830 von Spohr. Dann, , plötzlich die Sensa tionen des Rossinisch en Tell und der Stummen

Bellini ; Zampa , immer wieder Zampa und Straußi sch e Potpourris daraus : das ist die

r . Musik, die Wagne in Wien hört Beethoven war schon lange tot. Fünf Jahre . 1 833 : Donizetti und die Norm a streiten mit o efs äd Meyerbeer. Halevy tritt auf ; das J s t ter Th eater nimmt die Jüdin wie den Robert (und das Nachtlager) der Hofoper voraus . Es sind die ausgehenden dreißiger Jahre der Lucia und des Postillons . Schumann kommt nach Wien, schwärmt von der Stadt , der Landschaft, von i Schubert, klagt über Cl quen und mangelndes

Zusammenwirken , Loewe beschreibt das Wien der verstorbenen Mei ster und das himmlisch genießerische - Leben der Lebendigen in der

l - 39 Schwind und W a dmüller Zeit . die Huge

n notten im Operntheater, abermals ach der

Josefstadt, von der Zensur als „ Ghibellinen

26 “ in Pisa frisiert, bei einem Andrang, daß die Le ute mit Leitern auf ihre Sitze hinabsteigen müssen . Donizetti darf sich nach der Lucrezia, nach der Linda, nach dem Don Pasquale als erster seit Mozart Hof und Kamm erkompositeu r Z . 42 nennen Zar und immermann, das Jahr darauf der erste Verdi, Nabucco, rasch von t Ernani gefolgt . Die Kritik ist darauf nicht gu Lortzin zu sprechen, übrigens auch auf g nicht, dessen Waffenschmied und Undine, von ihm selbst geleitet, an der Wien keinen besonderen

Erfolg haben . Um so mehr ist der Stradella Ha m on populär, den Ander singt, und die y s kinder des Engländers Balfe, dessen Melodien die Lei ermänn er noch vor der Hofopernauf

‘ führung spi elen z jetzt ist es das Theater an der Wien , das Premieren vorwegnimmt . Es gibt Romeo und Julia von Berlioz als Oper, läßt die Lind gastieren und sie und Meyerbeer werden bei der Vi elka über jedes erdenkbare

Maß gefeiert . Hans Heiling hat die Kritik für l es . erühmt sich , Martha das Publikum Ein vi e g

Ensemble ist erwachsen , aber ich kann nur die Wildauer nennen , die zugleich an Burg

27 “ und Oper auftritt, den poetischen Tenor Ander, u di l den Bassisten Sta g , einen vielfach gebildeten

Künstler von stärkster Natur . Das Ballett hat ß seine große Zeit, die Tage der Fanny B l ler, i der Taglioni . Von den D rigenten ist Hei nrich

Proch beliebt, besonders beim Orchester, dem er nicht viel Proben zumutet Otto Nicolai hat den Fanatismus der großen Sache ; er begründet die Philharmonischen Konzerte l übt seinen großen Einf uß, verläßt aber

Wien . Alljährlich beginnt mit dem Ostermontag eine glänzende italienische Stagione sie dauert

. a drei Monate Das Haus selbst ist nach B rbaja, nach einigen Zwi sch engestaltun gen an Duport verpachtet, dann an die Pächter der Scala, l h in Merelli B a oc o und . Es war ein anbefohlener W erktagsrausch des

Leichten , Seichten, äußerlich Vollendeten in

d . allem, was iese Zeit erleben durfte Von den Dichtern wurde nur Stifter aus seiner Natur ‘ rill arzer fi el damit fertig, G p in Verbitterung,

Lenau in Verzweiflung . Die Arbeit des deutschen Geistes wurde von Wien ferngeh altei r und so wußte man auch von den Taten und Versuchen 28 der deutschen Musik seit Mendelssohn über

Schumann zu Wagn er nur wenig . Die Revo u ti l on fuhr dazwischen, aber sie tötete auch - z l das alte Ö sterreich , und Alt Wien erfie .

B i s z u m A u s k l a n g d e s a l t e n H au s e s

848 a Den März von 1 spürt lsbald die Oper. Ostersta i one Wie sonst , soll die g beginnen, aber die deutsche Lei denschaft und viel mehr noch das Ressentiment gegen die leere Musik

der Hohen und Reichen weiß das zu verhindern . “ Der „ welsche Tand wird abgesagt , statt seiner kli ngt das F u ch senli ed Obe n ist man peinlich

“ berührt, entläßt die Pächter, kündigt die Sub 0 Hofsu b enti on Venti n (Staats und nicht v , zu letzt Gulden) und das Haus darf nur

‘ “

. . Ein noch ‚ Priv Operntheater heißen Komitee t u di l der erwerbslosen Mitglieder, S a g , die Hasselt -Barth und andere gewinnen den Re

i eru n srat . b g g v Hol ein , Laubes Mitdirektor, wäh rt abermals als Verwalter, Franz Joseph ge ti el u n den Hof t für das Theater, d sein Minister

e tützu n Stadion gibt 60 000 Guld n J ah resunters g . r Holbein ist Bürokrat und Kaufmann, abe ein 29 nobler u nd sozial gerichteter Leiter ; sein Chef erstkämm erer ? wird, als Ob , der energisch

un t d Lanckoronski . K s h eun Graf Man spielt, zum erstenmal zensurfrei und also überhaupt erst kenntlich , Tell und die Hugenotten .

Templer und Jüdin, der schwarze Domino, die Zi geunerin von Balfe verblassen neben dem ' Erfolg des Propheten (mit _ rasenden Ander) 1 850 ; Polizei muß d urch Wochen den an Andr g zügeln . Zwei Jahre später die Lustigen n ichtm e erbeeri sch en Weiber, wie fast alle y

Erfolge ohne den Segen der Kritik . Dem Nord stern bleibt er nicht aus ; aber das ist schon 1 855 . Mittlerweile ist Julius Com et, Sänger und Verfasser einer Reformschrift über die

Oper in Deutschland , Direktor geworden

Er inszeniert Spontini von neuem, zensurfreien bringt den Robert und laßt, wie i schon sein Vorgänger, wieder die Stag one walten . Da leuchtet, i mmer noch unter dem u Merelli s nglaublichen , der auf teigende Genius

e : i des großen V rdi R goletto , Trovatore, Tra

a, viat diese letzte von der „ Kritik mit der Sittenpolizei bedroht und übrigens gerade auf

30 zwei P flichtauffu h rungen geschätzt . Das Ge

stirn des, deutschen Himmels, Richard Wagner, ist auch in Wien nicht mehr zu verhängen . 1 848 Sein Besuch im Jahr , sein Gruß an die u Revolution, seine Pläne zur Sozialisier ng der

Wiener Theater haben ihm nicht geschadet . Zwar an der Hofoper darf der sittenlose Tannhäu ser nicht gegeben werden ; aber der Theaterdirektor Hoffmann führt ihn im August 5 1 8 7 auf seiner hölzernen Sommerbühne, dem

- u r nfeld Thalia Theater in Ne le ch e , sehr an ständig auf, im Winter dann an der Josefstadt . Die Sensation findet ihre geniale Paro die durch h och orti er Nestroy . Daraufhin gestattet man g seits der Hofoper den Lohengrin . Er wird 1 858 n , schon unte der Direktion des Kapell meisters Eckert gegeben , von Esser geleitet, — mit der berühmten Besetzung : Ander Lohen D ustmann T elr und grin, Elsa, Beck am . Der

- Hoftheater Tannhäuser folgt erst, seit die Zensur vom Schreck der italienischen Nieder 1 859 lage, , gelähmt ist ; aber dieser Tannhäuse r i o “ darf noch mmer das W rt „ Rom nicht ” 1 860 sprechen . , siebzehn Jahre nach der ersten

3 1 Aufführung , hört Wien den Holländer un d weiß nun, sofern es der Kritik glaubt, ganz genau, daß Wagner einen neuen Stil erfand, weil er im alten nicht komponieren konnte . Das Jahr darauf kommt er selbst aus seinem s Exil, ist tief bewegt von einem Lohengrin, e den er noch niemals hören konnte, und g denkt mit dem Paar D u stmann -A nder den Tristan zu fördern ; nach Jahr und Tag und mehr als

70 Proben zeigt sich , daß es nicht gehen will t oder soll . In Penzing Arbei an den Meister Tausi singern, Cornelius und g kopieren , selbst t Brahms leiht Hilfe ; Konzer e Wagners, Geld ch ldenflu ht spende der Kaiserin , trotzdem S u c , und als Denkmal d er Wiener Jahre die Schrift 1 863 über das Hofoperntheater, , in einer Zeit der tiefsten Depression des Hauses verfaßt . Ver beugu ng vor Raimund und Strauß, vor dem

Wiener Ballett, vor dem Wiener Geschmack an d er Sta io ne selbst noch _ g ; aber auch das d eutsche musikalische Drama soll würdig ge l is wö ch ent pf egt werden , und das t nur bei ei lich halb soviel Vorstellungen , h Aufteilung n der Kompetenze , Fürsorge für Gesangskultur 32 l ns bis E ö f n l angsté zur r f nu g zu b eibenhabe. Aber auch das ist nicht möglich : e r mu ß 1 867 weg, weil sonst noch alles zerfiele . Franz n Dingelstedt ist gewonne Weltmännisch , ge bildet und von Esser gut beraten, voller Tat un d h at kraft Fleiß, er alles ideelle und Sachgut des Theaters neu zu bestellen . Er gibt , mit au li sch e Esser , die Iphigenie in Wagners Be rbeitun e a g, man merkt den anderen Geist, wied r

Geist überhaupt . Gounod führt seine Oper d i e Romeo und Julia zu einem rechten Erfolg, E n n e h ist Julia, Gustav Walt r Romeo, und ein zweiter französis cher Erfolg derselben Wiener

'

Sänger wird Mignon von Ambroise Th olnas . Aber ein wenig Ungeduld spielt in alledem und sehr viel Übergang Jedes Ereignis kommt in das Zeichen des neuen Hauses .

D a s n e u e H a u s Das Jahrhundert dcr erwachenden Masse forderte für ein neues Wien eine neue Oper .

Kaum minder ehrwürdig, aber auch kaum besser zulänglich als das alte Burgtheater war d as Opernhaus von Pacassi , dem zuletzt noch

34 ' ' ein - V6 rbaü etliche Bequemlichkeiten zu bieten

’ ' ro ß r versucht hatte . Die g e 0 pe brauchte eine e ander Bühne, die größere Stadt einen Opern

. M elli t so r palast Schön er . hat e spekulie t und a er hatte ein Theater auf dem B llplatz - bauen

" ' n Lo nh au s i n wolle , ein italienisches ge der ‚ Art

. 1 857 von S Carlo, Scala und Fenice . Als die Zeit e d ' der Wälle und Bast ien ablief, war er Raum für 1 861 Bauten und Straßen frei . wurden auf Grund einer Konkurrenz di e Pläne von Siccardsburg

' u n d van Nüll s _ der zur Ausführung be timmt,

” h m an ans 1 863 noch im gleic en Jahr ging Werk, r e 1 8 war der G undst in gelegt, 69 die Arbeit

- e c e außen und innen vollendet . B ide A r hit kten e s in lebt n nicht mehr . Sie - hatten eit jeher engster Freundsch aft un d A rbeitsgéin einsch aft

' - gewirkt , hatten das Carl Theater, den Palast “

Larisch . d as So ah ié nbad , j errichtet, an der

' ' ' Könku rrenz füi das Arsenal und - für die Ring

' ' ' teil e mm en straße entscheidend g nb , an der i A ltlerch en revolut onären , Ausgestaltung der üt felder Kirche n gesch affen . Trotz soviel

Kunst - und Erfolg erfaßte sie diesmal , beim

Bau der Hofoper, der Neid der Berufsgenossen

3* 35 F un d und der Unverstand der Menge . Die a Stadt mben 1 mente mußten in den g , 20 Meter s tief, versenkt werden ; es hieß al bald, das “ ganze Haus sei „ versenkt . Dann ist behauptet worden, daß man in diesem Wunder der

Akustik nichts höre . Aber die beiden konnten solche Rede selbst schon nicht mehr hören . Van Nüll i der , der Innenarchitekt der geme nsamen s Bauten, natürlicher Sohn eines hohen Offizier , ein schwermütiger Mensch , hatte sich im April 1 866 , von allen Widerständen gebrochen, aus Si ccardsbur dem Leben gebracht ; g, der Kon stru kteur es e , sonst heiter und g llig, konnte den Tod des Freundes nicht lange tragen und ät r D ie starb nur zwei Monate sp e . Verfolgung / dauerte noch über dieses Leben hinaus . Auch im Verfemen seiner B esten hat leid er

Wien seit langem Instinkt bewiesen .

Die beiden waren schenkende Meister, aber sie vermehrten ihre Gabe, indem sie den Aus gang eines schönen Zeitalte rs an der Schwelle

“ eine s nur noch reichen z u fassen wußten . Ihre Freunde und Mitstrebende n waren die Schwind

Laufber er En erth . Rahl , Hähnel , Gasser, g , g 36 Sie schufen den wesenszu geh örigen Schmuck des Hauses : Schwind die Fres ken der Loggia (aus dem Kreis der Zauberflöte) und die Tre enaufbau s W an dgem ald e des pp , Rahl, der P a h etiker t , ein Umstürzler in seiner Zeit, das Deckenbild des Zus chauerraums und den Vor Laufh er er hang der tragischen Oper, g den der beiteren En erth , g die Fresken der Kaiserstiege,

Hähnel die Statuen der Loggia, Gasser die

B runnengestalten zu beiden Seiten des Hauses .

Der Bau ist oft beschrieben , auf eine Wieder

u . hol ng, auf Details kommt es nicht an Sein

Ganzes ist Harmonie, er ist selbst Musik . Daß t er keinen Stil kopier , vielmehr aus Motiven besonders der Frührenaissance gleichsam improvisiert, scheint doch nicht Fehler, sondern

Vorzug zu bleiben . Alle Maße sind rein und klar, das Haus gehört einem jeden, der es i betr tt, man hört überall fast gleich gut, im letzten Parterre vielleicht am besten und nur auf wenigen Sitzen der dritten Galerie nicht sonderlich ; man sieht selbst von Rangplätzen so deutliche Bilder, wie sie das Rangtheater eben noch bietet . Die Bühne entfaltet Wunder

37 “

Sie „ an Tiefe, aber braucht das ; nicht, jwi e s ic h

’ “ sp ä terh in gezeigt hat . In den Logen kann sich h ell esch mückte eine g ‚ Menge schauen lassen

’ “ Hof h at und kann selber , schauen, der seine besonderen Aufgänge und Salons gehabt , im Steh parterre sah man die Friedensuniform der Offiziere, die erst im Krieg in die unauffällige

'

f . F eld ä rbun g der Bluse u bergeh en d urfte . Der _ Offi z ier war hier Gast des kaiserlichen Haus

herrn und zahlte nur . ein paar Kreuzer,weniger als für seine Garderobe . Oben auf der vierten

. w r Galerie war eine Welt für sich Hier , a die Begeisterung der Studenten und Lernenden und der Th eatereifer bescheidener Schwärmer

‘ h ier war eder Sän er verborgen ; . . j _ g , aber auch m jeder in diesem Publiku bekannt . Die vierte

' eben es n et’ Galerie , selber nicht g eg , ließ ärmere Gefährten abendlicher Schwärmerei ausbilden h und ‚ studieren, erschöpfte sic in Förderung u n d eobach tun und a h B g , sah sich; von J hrze nt zu Jahrzehnt abwechselnd, im Parterre arriviert .

Und oben saßen und standen andere„ leh nten

’ ‘ n i n an den Gittern , und Treppe , versanken

h r a Pa tituren und berau schten sich n Wagner .

38 Der gleiche wundersam abgetönte Raum umfing sie alle. ein Haus des frohen romantisch I n r romanischen Glanzes und der Freude, _e ne sanft klingende und man darf es heute wohl sagen in ei ne österrei chische Luft gestellt. Das ist unser Operntheater, ; unser “ „ neues Haus und es geziemt einem Gast und än e aller seiner Platze R g , diesem freund li ch li ebvertrauten Wesen eines béglückenden

Baues für soviel bergende Güte, für soviel

Ebenmaß , Licht und Schatten seinen Dank zu sagen . Das ist weniger und es möchte mehr z sein als nur Beschreibung und Auf ählung . Wer sich aber zu dem Bild ein Gegenbild gewinnen will, der vergleiche mit unserem ein neuen Haus neueres , das Burgtheater . Gleiche Liebe zu Würde und Prunk hat da die Grenzen einer z urückhaltend edlen Über

A llz u d u t i c lieferung nicht mehr geachtet . e l h jenem Ungeist der Epoche opfernd, der von neuen Reichen und ihrem schwankenden Ge wm n bestimmt wird, verliert solche Leiden schaft für den Gl anz um . jeden Preis zuletzt : den Sinn , dem sie dient im Burgtheater hört

39 man oft das gesprochene Wort nicht ; in der : Oper dringt das leiseste Flüstem und erst recht

der zarteste Ton überall hin .

D i e Ä r a D i n g e l s t e d t 25 Das neue Opernhaus wird am . Mai 1 869

eröffnet . Nach einer Festo uvertüre des Kapell meisters Proch spricht die Wolter einen Prolog des Direktors Dingelstedt . Man achtet nicht v auf die Ou ertüre, nicht auf den Prolog ; ja ,

z u . man behauptet, nichts hören Hat sich das P ublikum noch nicht an den Raum gewöhnt ? Hat der Raum erst spater seine herrl ichen Eigenschaften merken lassen ? Die Klage will nicht still werden , die wienerischen Witze flattern auf, es ist ein „ Königgrätz der Bau kunst “ und die P runkgesellsch aft dieses ersten i Abends spottet und m edi s ert. (Die Kaiserin M fehlt . ) Don Juan von ozart . Beck ist der di e D u stm ann spanische Kavalier, Donna Anna,

die Wilt Elvira, Walter Don Ottavio, Roki tan sk Tellh eim y der Leporello , die Zerline, Mayerhofer Masetto ; Schmid als Komtur steht n i c ht auf dem Zettel . Proch dirigiert ein ver 40 kommt auß er Sardan a al das , und p ; _ Ballett Flick

‘ Flock; Reiche fleißige Arbeit des D irektor

Regisseurs , waltende Mühe der Kapellmeister ; u nd ein ‚ schönes Ensemble, dessen Ruhm uns s i schon nahe klingt , wenn wir e nen G lanz _ _

. D u stm n auch noch nicht kosten konnten Die a n, 1 875 die schied, wird als eine romantische

Natur und Künstlerin geschildert, hinreißend O erntra ik in deutscher p g , manchmal vielleicht sogar über die Grenzen des Gesanges und der artistischen Zurückhaltung hingerissen . Bertha Eh nn , die zehn Jahre länger blieb , war, poetisch r di e Mar arete verklä t, wie es die Zeit liebte, g , bald Julia , Mignon, Agathe, und auch das

n Mei stersrn er. Evche der g Beck, den man (sagt Han slick) nach zwei Tönen aus einer B arito nisten Legion von herausgehört hätte, B i n g i o, der lyrische Bariton für Verdi, die

Tenore Labatt und Georg Müller, Gustav r Mu stersän er Walter, der Meiste und g , der zuerst Liederabende geben durfte, die Materna, r r h mth eit spätere W ägné be u , die Wilt, die so s chön sang , daß man ihre Erscheinung übersah

42 ‘ D as Jah r 1 870 ergibt 1 5 neue Opern u nd

“ ‘ ‘ a verschi edé ne on zertauffüh 6 B llette, dazu K

' - rungen . Die Opern seien angeführt, um ein c : Bild des Spielplans zu versu hen Freischütz ,

Lucia, Meistersinger, Norma, Faust, Afrikanerin ,

Maskenball, Josef und seine Brüder, Tannhäuser, M ignon , Robert der Teufel, Lohengrin, Figaro,

Jüdin , Judith (von Soviel Arbeit ist nur möglich , weil Dingelstedt die fleißigen und brauchbaren Dirigenten mitbekommt, die

’ dafür nötig sind : Proch, der dann 1 870 nach dreißig Jahren des Dienstes weggeht, und D essoff 1 860 e ( Auf H inrich Esser, der

1 . 1 869 seit dem September ‚ als „ musikalischer “ m uß Beirat zu wirken hat, er bald verzichten

‘ ‘ ' er n ennt ih n den zu seinem Schmerz , denn _ , Helfer aller organisatorischen Vorarbeiten für

‘ n eue Hau s be tem h t das , mit s Rec ‚ sein musi “ li s d as ka sch e . Gewissen Und ist der ernste , k vi el rf h r n fast nüchtern wir ende Esser , ein e a e er

Dirigent , seit er Ende der vierziger Jahre aus dem Rheinland nach Wien gekommen war,

' om onist sor fälti auch als K p g g und gepflegt, eine Autorität für das Handwerk der Musik,

43 . s des Theaters , der Konzerte Die Hand Kri hubers hat einen Denkenden und Wissenden

von geprägten Zügen festgehalten . Schon im Winter 1 870 treibt ihn Krankheit nach Salz 1 872 burg . Er ist gestorben . Felix Otto D essoff stammt aus Leipzig und

wurde von Eckert aus Kassel geholt . Seit 1 861 1 860 an der Oper, seit Dirigent der Phil er 1 875 Hau s harmonischen Konzerte, ging , als Richter nach Wien berufen wurde und er keine ts Anwar chaft auf die erste Stelle sah , nach u Karlsr he und dann nach Frankfurt, wo er bis z u tn 1 8 2 ei ent Jahre 9 gelebt hat . Aber recht g “ m i l tedt lich ‚ usikalischer Beirat D nge s s und bald n och mehr wird eine der glänzendsten Erscheinungen jener entschwundenen Gene

ration, der wienerische Magier des Männer esan reines r g gve , wird J ohann He beck .

D i e J a h r e - H e r b e c k s

‘ w Es gibt ein verschollenes , sehr merk ürdiges und besonders für Wiener lehrreiches B u ch ein n s n Johann Herbeck, Lebe bild von sei em h i So ne Ludwig . Die ses Buch spricht sehr v el

44 i ße von dem Kompon sten Herbeck, der hier au r Betracht zu bleiben hat ; obwohl ihn einer oder der andere mit Mahler verglichen oder vielmehr Mahler durch Herbeck zu schlagen h n geglaubt hat . Aber auch wer sic so st von a der Torheit der Par llelen fernhält, kann einige fast geheimnisvolle Beziehungen zu Gustav

Mahler nicht übersehen , muß eine Wiederkehr d e s Gleichen glauben . Nur verlaufen sich bei Herbeck viele Versuche in seiner Zeit und in seiner Umwelt . 1 83 1 Johann Herbeck, in Wien geboren , wird nach einer Klei nleu teki ndh eit Sänger knabe in Heiligenkreuz, beginnt das Rechts studium , entsagt ihm bald und wird Chor i meister an der Pi ar stenkir ch e. Seine Dirigenten leistung, die schöpferische Belebung einer fast noch neuen und doch schon wieder vergesse n en

Literatur , besonders der Messen und Chöre von Schubert, führt ihn dem jungen Männer gesangverein zu , der eben begründete Sing verein der Gesellschaft der Musikh eunde ver

t . d raut sich ihm an Immer wie er ist es Schubert , den er in jedem Sinn des Wortes findet,

45 “ ' besonders seit er auch die Orchesterkonzerte "

der Gesellschaft leiten kann . (Man verdankt di h - Herbeck e Kenntnis der Symphonie in moll . )

- Schumanns Manfred , die Faust Musik erscheint so ar L i sztf in den Programmen , ja g Einige

“ Jahre später i st Herbeck Kapellmeister der 1 86 Hofkapelle ; 9 sieht er sich, schon gefeierter Dirigent incomparable nennt ih n ‘ B erli0 2 h h nac einem Wiener Besuch „ zur Teilna me an der Leitung der musikalischen Angelegen “ heiten des k . k . Hof0 pernth eaters berufen er i o e z soll seine Tät gkeit bes nd rs „ dem Kon ert

‘ “ wesen sowie der Si ng und Spieloper zu

e . w nden Es ist ein erreichtes Ziel . Wien be grüßt ihn -überschWeirgli ch ; Speidel mit lauter Han li Hoffnungen, s ck allerdings mit zögernder Klage um den einzig gearteten Konzert 1 869 h e dirig enten . Er übernimmt, im Herbst ginn en d, besonders das Repertoire von Esser ' “ un d leitet n ach „ zwölf Proben, die „ stehende ” S Oper Mignon . Sofort pürt man den anderen

" dVl u sik i . dér Ge st Er schöpft das Melos aus ,

erlebt ‚ die Töne, läßt si ch von ihrer Leiden

' s a m ß : d di h ö h ste . ch ft itrei en un verliert doch e c

46 ‚ .

“ ' i t I n der O v ü e z u F ro Klarhe t nich . u ert r iga

' ‘ nimmt z er - ei n atemloses P resto und befreit in der Ouvertüre so gern

‘ ' v rh u d lt ‘ E ? e e en langsamen Gesang . ine große ' ' l Aufgabe ist i h m gesite lt. Die Meistersi nger müssen zu Beginn des Jahres 1 870 rasch ein studiert werden, um die noch geringe Opern fülle des neuen Hauses zu mehren ; denn schon ‘ si nd die Leute ins alte nicht mehr h ineinzu 2 7 F bringen . Es wird möglich . Am . ebru ar ist die Aufführun g,ein vorbereiteter Skand al greift

' Stän dch enB e km ésers ü n nach dem c e , Beck als s ab r H Sach verliert die Fassung , e erbeck singt e t C von s inem Pul aus weiter und ampe, der r (w Merker, ettet mit . So ird dennoch ein großer

Erfolg entschieden . die Kritik protestiert " Nur —" und Richard Wagner, der von Luzern aus , Änd offensichtlich parteiisch unterrichtet , e

' ru n en Herb f g der Besetzung verlangt . eck be

'

' h wi ti t aber ed sc eh g , Wagner lenkt ein, hält wi er und wieder die Münchner Leistung gegen die Wiener ; er h at die Hofoper noch i mmer in ° Tsich er : wenig guter Erinnerung . Soviel ist die Wiener Meistersi rlger —dauern drei ei rlh älh

47 k der n Stunden und Bec , die Kürzungen verla gt seifié r hat, erklärt nach elf Aufführungen, i Stimme zuliebe paus eren zu müssen .

Herbeck ernennt, ganz nach Wagners An in gab en der Schrift an das Hofoperntheater, f einen che du chant, den Hornisten Richard

Lewy . Er legt die Leitung der Gesellschafts r l konze te zurück und wird, als Dinge stedt an

das Burgtheater geht, Direktor der Hofoper l (Dezem ber Er schafft die C aque ab. ihm a Es gelingt , zweim l in fünf Jahren, eine

Erhöhung der Orch esterbezüge zu erreichen .

Trotzdem hat er im Orchester Feinde . Der Orchester und der Chordirigent verleugnet sich nirgends ; aber er sieht und ordnet klar

auch das Szenische des Theaters . Ein ver 1 zehrender Fleiß erfaßt das Haus . Das Jahr 871

u : bringt an Übertrag ngen Postillon, Holländer,

Rigoletto, Der schwarze Domino, Euryanthe , i Favorita, Heil ng, Lucrezia und Dinorah . Der Holländer wird als ‘ Wunder der Inszenierung H er ecks d n b gepriesen, Euryanthe u n Heili g bieten Raum für die Glorie des beflügelten 1 871 Chores . Rienzi, im Mai , neunundzwanzig 48

r bachs in der Vorstadt . Der Rausch des G ru nder goldes breitet sich aus . Wagner besucht die

Wiener Getreuen, gibt drei Konzerte unter wildem Beifall, findet überall Teilnahme, l äuft beim Rienzi aus der Vorstellung und versagt

Herbeck, der in den Ferien nach Bayreuth — kommt, die Walküre die Aida hat der Direkto r

r . di eser W agner zuvo in Mailand erworben Aber ,

' hat Grund zur Vorsicht : Wien hat ihm d en un n Holländer, den Tannhäuser d den Lohengri zu lächerlichen Bedingungen ein für alle Male abgekauft und die Intendanz weigert sich , ' weitere Tantiemen zu bezahlen . Im Frühling des Ausstellungsjahres 1 873 singt

- nach t Caroline Bettelheim, nur Gast, nich mehr in Mitglied der Hofoper, einer Konzert aufführung des Operntheaters den Orpheus ; Herbecks Leitung läßt die edle Weise des er h abenen Gluck in ihrer tragischen Größe und

Wucht aufleuchten . Als Theatre paré wird der

Sommernachtstraum mit Musik aufgeführt .

Herbeck übernimmt sich an Arbeit, erkrankt, wird im Auftrag des Kai sers besucht, dekoriert,

' ls A u st llun so er geadelt . A s e g p gibt er im Juli

50 T m den Hamlet von ho as mit einem Gast, Frau

. a von Murska , als Ophelia Ein anderer G st des Theaters wird im Herbst die Patti, die als " t Lucia für den Pensionsfonds sing . Im De z m b s e er wird Oberon aufgeführt, zenisch aufs

i Prächt gste und Kostspieligste neu gestaltet .

Herbeck erreicht, noch in der guten Zeit des

u . Jahres , eine Te erungszulage für das Personal

Kaum ist sie bewilligt , verspürt das Theater die allgemeine ökonomische Kri se und Schumanns “ en ofeva Mu stérauffüh ru n Oper G , eine „ g , hat G elderfol nicht den großen g, den sich die

Intendanz erhofft . Da gelin gt dem Direktor

eine Überraschung für das neue Jahr 1 874 . Es a l e ist Aid , von Herbeck ängst erworb n und

assen stück - jetzt als K forciert . Nach allen Vor

bereitungen , die sechzigtausend Gulden ge 2 kostet haben, kommt es am 9 . April zur Auf führung und z u einer Sensation dieser Pracht und dieser Musik : Verdi hat die Wandlung Melodiker vom , vom Meister des Klanges zum i u besch u l dramat schen Ausdr ck erreicht, man

di t wa n eri si ere g ihn folgerecht, daß er g , aber

: das Publikum ist hingerissen , geblendet Aida

51 wird in den anderthalb Mo naten bis zu den Ferien fünfz eh nm al gegeben und die Vor stellungen sind ausverkauft. Dennoch gibt es unaufhörliche Z erwii rfnissé mit dem Grafen n W rb a. Herbeck stellt dem Obersth ofmei ster

Prinzen Hohenlohe die Wahl , und so geht W rbn a l für ; sein Nachfolger al erdings wird ,

Herbeck wenig günstig, ein Hofrat des Obersten fl i Rechnungshofes . Der Kon kt ist nur aufge

s e . s chob n Inzwi chen tut Herbeck alles, um die

E rträgn isse des Theaters zu heben . Er gewinnt die Lucca als Gast ; er führt Schumanns s Manfred diesmal szenisch auf, Lewin ky spricht den Manfred , aber alle anderen Sprechrollen O ernsan ern sind von p g übernommen, die

Eh nn gibt erschütternd d ie wortlose Astarte . (Noch vor wenigen Jahren hat sie die Er sch ein ung eines geheimnisvollen Schmerzes im Konzertsaal nachgestalten können . ) Herbeck l eitet den Abend auswendig, er beherrscht auch

e n die Verse , zu d ne sich die Musik so oft in i melodramat scher Einheit gesellt . Noch zwei Entdeckungen gelingen dem u nermüdlich forschenden und bemühte n Direktor. Eine

52 Musikzeitung berichtet über die A uffuh rung der Widerspenstigen von Hermann Goetz in

Mannheim . Er erwirbt die Oper, verwendet jeden Reiz an sie , den sein Theater damals Eh n n äth eh en hat (Bertha als K ) , dirigiert selbst er hat seit fast zwei Jahren keine Oper geleitet erreicht aber im Gegensatz zu i e Mannhe m nur jene starke Wirkung auf Kenn r , die dem Werk in Wien beschieden war, so oft a es wieder aufgenommen wurde . Einen Mon t 1 875 später , im März , wird die Königin von Saba gespielt : großer und breiter Erfolg des

Komponisten wie der Aufführung, Bedenken

e . der Kritik, die Wagn r zu riechen glaubt Es ist Herbecks letzte größere Arbeit ; sie wird abermals ein Zugstück des Theaters . Aber inzwischen haben sich die Sorgen um den wachsenden F ehlh etrag der Oper nur noch a vermehrt , die Intend nz schulmeistert, im Haus und außerhalb wird gegen Herbeck intrigiert, er geht . (April Speidel gibt die größte Schuld dem bürokratischen Dreinreden der

Intendanz, die keine Verfügung über den Spiel n pla , über Einnahmen und Ausgaben gestattet .

53 n den Intrigen , der geringe Subvention, dem hohen G agen etat und der verminderten Theater lust des Publikums . Herbeck selbst sagt in A ns rach e z einer p scheide ungern , aber i ch scheide mit reinem Gewissen und mit “ reinen Händen . Die Mitglieder d er Oper

danken ihm herzlich , das Orchester am meisten .

Und eine merkwürdige Zeit des Hauses, die Zeit eines berückenden Dirigenten und zu jedem Flug des Gedanken s und d er Tat be

reiten Direktors ist um . Johann Herbeck lebt nur noch zwei Jahre l länger . Er eitet abermals die Gesellschafts ü konzerte, die ihm Brahms sofort bergibt . Sein Leichenbegängnis wird eine Feier rauschender

Liebe und vielleicht auch ein wenig leiser Reue .

F r a n z J a u n e r

Die Hofoper sucht Geld, braucht Geld , aber andere lyrische Theater der nach 1 873 gar bald wieder aufatmenden Hauptstadt sind darum

nicht minder guten Mutes . Es ist die hohe Zeit der älteren Operette : am Carl -Theater

'

Madame Angot, an der Wien ,

54 beide dem Jahre 1874 g es chenkt ; hier die t n d s B l - Geis i ger, dort a Dreiblatt asel Knaack “ Matras . Zudem eine „ Komische Oper , eröffnet

unter Albin Swoboda, die mit der alten Liebe z u einem kleinen Haus für die Spieloper rechnet und mit Werken schöner Erinnerung

die beginnende Operette schlagen will . Aber

man hat sich verrechnet und übernommen . Das 1 878 Theater sickert weiter, spielt seit wieder, “ t als „ Ringtheater , pfleg das Volksstück, hält Mottl einen Kapellmeister Felix , und ist be

stimmt, ein furchtbares Ende zu nehmen . Das Th ali ath eater besteht nicht mehr (seit — das Treum an n -Theater am Franz Josefs Kai ist 8 1 63 nach drei Spieljahren abgebrannt, ein Strampfer-Theater im alten Musikvereins 1 871 1 875 gebäude lebt von bis , Laubes Stadt theater spielt seit 1 872 (durch zwölf Jahre) und t rth eat r 1 7 das Kärntn er o e ist am . April 1 870 ? ganz ohne Abschied zu seinem Ende ge

kommen . Eine Vorstellung des Tell ist die letzte . Das Haus wird auf Abbruch verkauft, der Fundus dem B rünn er Stadttheater über lassen . In einer schönen Mondnacht dringt der

55 Tenor Erl in die Ruine des sinkenden Gebäudes und singt für enthusiastische Freunde von der noch aufrechten Bühne herab Die Poesie ist in das neue Haus hinübergerettet . Nur ist freilich das nächste Jahrzehnt eine “ . Herbecks Z eit des „ Betriebs Nachfolger wird

1 . 1 875 am Mai Franz Jauner, zu Wien 1 832

geboren, Schauspieler am Hofburgtheater, an h — reic sdeutschen Theatern, am Carl Theater, seit 1 872 bei großem Erträgnis Direktor dieser Obersth ofm ei ster Bühne . Der hält ihn für den

Retter aus der Geldnot und bietet ihm , den Wünschen des erfahrenen und selbstbewußte n

Mannes entsprechend , eine höhere Subvention s (dreihunderttau end Gulden), Freiheit in allem , c un d e was Herbe k eingeengt gefesselt hatt ,

die Erlaubnis, Hans Richter gleichsam als Vertrauensmann Wagners und der neuen Kunst zu gewinnen und das damals in der Hofoper n unerhörte Gehalt v o zwölftausend Gulden .

Jauner gefällt sich ein wenig darin, alles besser

oder doch anders zu machen als der Vorgänger.

So wird das Orchester , wohl nach Bayreuther e " Muster, tiefer gelegt , so ( wige Wiederkunft ) 56 daß die Intendanz nun auch für Hollander, Tannhäuser und L oh engrin Tanti em enq u h erbeiläßt z u d zahlen sich , und en W iener Verhandlungen im Herbst kommt Wagner

’ abermals selbst . Man verspricht ihm auch Urlaub für die Bayreuther F é stspi elsänger au s Und e Wien . so gewinnt r wenigstens ein äußerliches Verhaltnis zur Hofop er ; nur mit dem Betrieb kann er sich nie und nimmer nd befreunden . Der Juni sieht Verdi in Wien u er dirigiert sein e Totenmesse für Manzoni viermal im Hoftheater ; wegen seiner u nkirch O ernh afti keit i lichen p g v elfach gescholten, teilt er doch abermals den Rausch seiner ge segneten Melodie und seiner Mu sikerm en sch lichkeit allen Empfänglichen mit . Um diese

Zeit leitet er auch eine italienische Aida . Im m an E s O tobe füh auf. wi d nur k r rt ‚ r ein halber Erfolg beim Publikum uhd ein noch h von geringerer bei der Kritik . Speidel spric t mit Hanslick einer Operette Tanz , von Halb n ur t kunst, der kluge Ambros sieh in seiner B Wiener Zeitung klarer . Carmen ist die hun , i Escamillo Scar a, auch eine von den Sagen

58 gestalten der Hofoper, an die sich Ältere noch wie an J u gen dglück erinnern ; später singt und iel r h spielt die Lucca ihre v ge ü mte Carmen .

Mit dem November kommt wiederum Wagner . Seine Geldsache soll sich entscheiden und er wird auch Tannhäuser und Lohengrin von

Grund auf neu studieren . Nach drei Wochen tren tester anges g Proben, in denen Wagner “ selber alles „ vormachen muß, wird der Tann häuser möglich ; und sofort beginnen die

Proben zum Lohengrin . Wagner hat es eilig, sein Bayreuther Werk ruft und er hat die Hofoperngeschäftigkeit und das Wiener Vielerlei

. ü 1 5 . schon satt Die Auff hrung, am Dezember, hat alle Züge vo n Wagner u nd trägt zudem das Zeichen seiner königlichen Gewissen

“ ft ei B i u uft h a igk t. e der A ku des Schwans muß jeder im Chor singen und nicht schreien, jeder lebendig teilnehmen und nicht mühsam den

Takt zählen . Beim Zweikampf stellen sich die T elram uu d Ritter vor Lohengrin und , so daß man statt üblen Fechtens und Laufens nur die

Helm s itz en . p der beiden sieht Und so fort . Wagner rühmt dankbar den Chor und ver

59 r spricht, den Loheng in zugunsten der viel geplagten Chorsänger demnächst selbst zu rent dirigi eren . Das Versprechen ihn, aber er

2 . 1 876 kommt zum März dennoch nach Wien, n allerdi gs erst einen Tag vor diesem Abend, so daß er keine Probe mehr abhält . Eine festlich gesinnte Hörerschaft erfüllt das Haus ; schon das überirdische Vorspiel unterwirft sie s n ach sch f n d dem Genius , der ich auch öp e auf nu ach ah mli ch ste m u ß das U bewährt . Er zu u r e den Le ten sp echen, muß an inem Mahl bei Jauner im Geist ist er schon u nd weiter er weiß , daß diese Opernwelt nicht

mehr für ihn besteht . Er wird nicht mehr in dieses begeisterte und h albbegeisterte Wien

Die gute Prosa dieses Jah res 1 876 sind nach on soviel Verzückungen zwei Opern, v denen Manches lebendig ist : die h ero iseh en F olkun ger von Kretschmer ihren wirksamen Krönungs marsch spielen noch die Konz ertkapellen B rüll u nd die Volksoper von „ Das goldene r “ Lortzin s K euz , in g und Konradin Kreutzers Art mit liebenswerter Bescheidenheit kompo

60 niert. Die beiden Werke haben Erfolg und Erfolg begleitet auch eine italienische Stagione n im März und April, die von Rossi i über Donizetti u nd Verdi bis zu Meyerbeer un d 1 877 Gounod ausschreitet . Für das Jahr werden

an Neuheiten - die Walküre und Samson und

i v n - öns Dal la o Saint Sa , das Ballett Silvi a von e der D libes , eine Stagione mit Patti und ein Gastsp iel der Lucca den Abonnenten ver

heißen . Dazu findet sich die Kraft zu einem neuen Erfolg des jungen Ignaz B rüll mit der Oper B au rn f ld Der Landfriede (nach e e s Lustspiel) . Daß Jauner zögern d die Tetralogie versucht u nd nicht mit dem Rheingold , sondern , Wagners

Bedenken überwindend , mit der noch am

ehesten opernhaften Walküre beginnt, ist er k lärlich . Die Widerstände , namentli ch die i re z eit s a e n eu . ung p p , sind nicht gering Zugleich m 1t n der Walküre wird der Trista erworben, aber darum nicht etwa aufgeführt ; da wirkt i die Scheu der sechz ger J ahre nach . Für die Walküre verpflichtet Wagner die Hofoper zu den Dekorationen von Josef Hoffmann und schreibt auch die Ausführung der Kostüme

61 u nd E c n T a i die inri htu g der heaterm sch nen vor.

‘ s B eleu ch tu n si Maler, Maschini t und g rrsp ektor

“ bedanken sich denn auch für den großen Er t Z olg, aber es ist kein weifel, daß die Musik der Walküre in Wien gleich von Begi nn a n

' am reinsten und ein dringlich steu für d äs g anze n : Drama des Ri ges gesprochen hat . Besetzung

’ S ari B u Labatt Siegmund, c a Wotan, h n —l B rünhi lde D er Sieglinde, Materna . Kaiser

spricht seinem Hofoperndirektor die „ Aller höchste Zufriedenheit “ mit dieser L eistung aus ; das Publikum ä ußert die seine in neun

"

zehn Auffü hrungen des gleichen Jahres. Nach e dem so gut n Beginn wagt Jauner. Anfang 1 8 8 Man 7 das Rheingold . macht zwischen dem

zweiten und dritten Bild eine Pause . Siegfried v oh ne folgt noch im No ember, ein Ereignis

die gewohnten Aufregungen für und wider, mit dem von Wagner besonders empfohlenen

S änger Jäger als Siegfried, mit Materna B rünh ilde Scari a , Beck Alberich und

Wanderer . D ie. Götterdämmerung vollendet im 1 n Februar 879 den Zyklus ; nur ebe , daß sie h ne ohne Nornenszene, o die Szene der Wal

62 b wird Di e traute und des Alberich gege en j .

—” No rn enszen e ist erst von Mahler aufgeführt wofd eu I m Mai 1 879 werden die vier _

Dramen zur Folge aneinander gefügt . “ au h ern h an Die „ Striche machen selbst J g, wohl Weib er wieder eine Verstimmung des mächtigen Mannes in Bayreuth fürch tet ; aber Wagner findet in einem Antwortbrief die _ Striche für ein Repertoiretheater nur allzu i das begreifl ch , und besonders für Wiener, dessen P arkettbesuch er du liebe Zeit " u m halb elf nach der Op er gut essen wollen n selber habe er Kürzungen angegebe , Richter

wisse sie , aber dafür müsse man es ihm ,

Wagner, zugute halten, wenn er gestrichene

Aufführungen meide . An neuen Werken hört man 1 878 die Makka baer von Rubinstein u nd Philemon u nd Baucis

von Gounod ; beides vergessene Opern . Rubinstein dirigiert selbst und wird gebührend

‘ gefeiert ; aber es kommt zu keiner vierten f Auf ührung . Philemon hat nicht dieses quälende

Versagen , aber wenn die Berichte ein Bild 1 87 geben, die gleiche Belanglosigkeit . 9 bringt

63 i Erneuerungen der Trav ata, des Don Pasquale ,

- des Johann von Paris . Saint Saäns gibt ein — Konzert in der Oper und Brahms dirigiert da sein Deutsches Requiem . Die Silberhochzeit des Kaiserpaares wird durch ein Festspiel von a M k r - S ar, drei Tage vor dem a a t Festzug ge 1880 i m “ feiert . , letzten Jahre seiner Direktion, kann Jauner mit seinen besten Sängern einen M zartz klu s o y bieten, den er dann wiederholt und mit einer Aufführung des Requiems ab schließt . Trotz soviel Arbeit und soviel Glück scheidet Jauner, weil ein neuer Generalintendant, der Freiherr von Hofmann eingesetzt wird und der Direktor nach seinem Vertrag an den Obersth ofm eister ohne Mittelsperson gewiesen 1 0 Nu n zu sein vermeint ; es ist im Sommer 88 . führt sein Weg abwärts : Er wird 1 881 Direktor Sch recken sen de des Ringtheaters, an dessen 1 884 man ihm eine Schuld zumessen will . n arbeitet er als Oberregisseur an der Wie , zieht 1 893 als Schauspieler nach Hamburg und

- kommt 1 895 au s Carl Theater zurück . Er stirbt in einem anderen Wien, fünf Jahre darauf, stirbt von eigener Hand .

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h ä rd f i Baron Hof ihren An ang n mmt, dieser „ mann beruft den Wiesbadner Kapellmeister ah n ö Wilhelm Jahn als Operndirektor . J geh rt au zu der Generation von Dirigenten, die s den Dreißigerjahren hervorging ; er ist zu Hof in _ u d Mähren geboren n wird, als er fünfundvierzig

Jahre alt an der Hofoper beginnen kann, bei

läufig ein ruhiger, tüchtiger, ernster, feiner sei n Musiker gewesen . Den Lehrer von Geduld

und Güte rühmt man hoch , Lehrer auch im s h en er d enn Szem c , wie , bei aller später er K l angten örperfülle, gerade fur die berühmte Aufführung der Mauon dem Paar Renard - Van

“ Dyck alles selbst vorgespielt haben soll ; was

freilich erst sehr spät mitgeteilt wurde . Mit

den zunehmenden Jahren, die ihn nicht ge

sunder werden lassen , mit dem zunehmenden Mißbrauch seiner natürlichen Freundlichkeit vergrößert sich seine Scheu vor den Mitgliedern schließlich verkehrt er mit ihnen nur noch durch

seinen Neffen u nd Chordirektor Wondra . Auch eine fast eigenwillige Scheu vor Helfern hält r m ihn gefangen und selbst vo Ko ponisten, auf

die solche Helfer etwa aufmerksam machen .

66 S are lia So ist es schwer, ihn zu m g und auch zu Smetana zu überreden ; d ie gehören seinem Kapellmeister Hans Richter . Denn die Zeit dieses roman isierenden Direktors und Diri h n dem genten Ja , weichere Anmut besser ge li n t o er n deutsch e ei ent g als p Kraft, ist recht g lich auch die E ntfaltu ngsz eit des begnadeten n u von u end Mensche , als der sich Ha s Richter J g an weist . Ein Vierteljahrhundert darf Richter u n walten, getre ester Jü ger Wagners , aber eben

’ so gewissenhaft gegen andere, seinem Meister vo n fremde Opernwerke , einer schier uner hörten Sicherheit des Ausdr ucks u n d des H aud ein werks , wahrer Leiter ihm vertrauender Künstler und der gute Geist der besten Über lieferung . Die Meistersinger, das Werk, das er S n h i päter oc so oft n Bayreuth dirigiert hat, es ist wohl seine schönste und weseu seigeu ste

’ : wüßt Gabe gewesen was echt und deutsch, v on keiner mehr, hätte es nicht in der Art

Meistern gelebt, wie er einer war . In den Phil n lan e harmonischen Konzerte , die er g leitet, ist er nicht minder der Lehr er einer wunderbar

gezogenen großen Linie , Freund des Orchesters;

67 F reund des Publikums . Diesem kommt er wohl auch entgegen und wird immer mehr; was es ist , beharrend, behaglich , zuletzt behäbig . Noöh sind die Kapellmeister Wilhelm Gericke da 1 874 D essoffs (von bis ein Schüler , der viel Neues aufarbeitet, Johann Nepomuk Fuchs, 1 879 t seit durch zwanzig Jahre ätig, eine Zeit lang Direktor des Konservatoriums, Josef Hell “ m esber er d er Hellm esber er g , Sohn des „ alten g , nekd tiker des berühmten Geigers und A o s . Das h er u ebild et unaus e Orchester hat , a g in der g D ss ff setzten Schulung eines Esser, e o , Herbeck und Richter, die Höhe erreicht, auf der es Mahler bewundert und über die er es noch hinausgehoben hat . Sein berückender Glanz geht von den Streichern aus ; hier führt die

Überlieferung auf Josef Böhm, den Schüler Sch u anz i h von Rode, und auf pp g zurück, sie

Hellm esber er é . leitet zu g , Grün, Ros Bei den Bläsern gerät Holz und Blech zu schönster i e Vollkommenheit, d Pauke ist von jeher be rühmt und das Orchester als Ganzes spürt e jed n Meister, aber es braucht ihn auch . Gern schwelgt es sonst in seiner himmlischen

68 Vollkommenheit, sorglos verschwendend, was doch immer beherrscht und gebändigt werden muß . Die äußere Geschichte der sechzehn ah re ah n u nd J J , dieser langen längsten Direktion , ist beinahe die ihrer Zeit (nur nicht die Ge schichte der deutschen Oper von d amals) : Be m h un n ü g um Richard Wag er, dessen Gewalt a am Ende anerk nnt werden muß, Erneuerung H imt der eigenen Vergangenheit, ein wenig e sches und d an n immer mehr Franzosen und Italiener ; die m u sikdr am ati sch e Wagner - Nach folge wird wenig sichtbar, und das doch wohl zum Glück . Jahn beginnt im November 1 880 mit der b Medea von Cheru ini, in der sich die Materna auszeichnen darf und dringt über einen weiteren Erfolg d es B ildu ngsresp ekts (Schau spieldirektor) zu seiner ersten Premiere vor, der Bianca von rüll n sli k B , die nach dem Zeugnis Ha c s Opern ’ t u n d L A rrou e mit elgut gibt, wie etwa Benedix g Lu sts i elmitt l ut p e g bewähren . Der rechte Erfolg 1 881 kommt erst im neuen Jahr , nach einer m it Aufführung von Mendelssohns Loreley, etlichen Spielopern . Oberon wird als Diri 69 entenlei stuu eru h g g des Direktors g mt. Neu ist D élibes Jean de Nivelle von , eine opéra comi l que, die nicht mehr komische Oper sein wi l ; ein besser trifft es schon, halbes Jahr später, m ’ desselben Ko ponisten „ Der König hat s ge “ — sagt . Es ist übrigens die Zeit, in der man an der Hofoper gesprochene Dramen des Burg theaters goutiert, zuerst , sofern eine Musik dazu von gehörig ausgewiesen ist ; Preciosa Weber, tru en s S ee von Meyerbeer, die Antigone des

Sophokles mit den Ch ören von Mendelssohn . In den folgenden Jahren bis 1 887 werden dann in der Hofoper, als in dem größeren Haus, h i n und wieder auch andere Schauspiele auf so geführt, besonders Dramen von Schiller d h un S akespeare , aber auch Lustspiele und selbst Volksstücke ; erst die Er öffnung des neuen Burgtheaters im Jahre 1 888 bereitet dem

Schauspiel an der Hofoper, dem Gegenbild rns i s sein des früheren Ope p el am Burgtheater, natürliches Ende. Der Sommer von 1 881 hat wieder seine

S tagione . Aber zwei neue italienische Opern , der Mephistopheles von Boito und Simon Boc 70 cau egra von Verdi werden doch erst in der regelrechten deutschen Spielzeit von 1 882 ge Sch äu d er geben . Boito wird als von Goethes Faust nud ’ in Wirklichkeit doch em wenig als übel bekannter Wagnerianer nicht schlecht ver schimpft ; um so günstiger klingen die Zeug nisse für Verdis frühe u nd noch recht ei gent d ie kriti lich italienische Oper, aber schönsten sch en Lob sprüche tun nur wenig zum Erfolg .

Sonst wird, mit mehr Achtung als Liebe, Al fon so und Estrella von Schubert zum ersten

1 u uzä u : Male angehört . 883 sind a fz hl e eine von Oper des Pianisten Lescheti zky, eine Bach v on Z rich , Gounods Tribut amora und das

Schöne Mädchen von Perth, eine vom Erfolg der Carmen herangetragene Jugendoper von

Bizet . Und dann , im Herbst der Tristan . r Es sind zwanzig Jah e, seit sich Wagner um die Aufführung bemüht hat ; aber erst sein

Tod gibt dem Werk seinen Weg für Wien . D u stmann ? Wo ist Ander, wo die Schon ist M der junge Winkelmann Tristan , die aterna Scari a a Isolde, der M rke , Rosa Papier die Brau

än e : g neue Sänger, ja ein neues Ensemble, das

7 1 no ch im gleichen Jahr durch Theodor Reich s den H l mann mit be timmt wird, e deu bariton neben dem heldischen Tenor d es Braun s schweiger Hermann Winkelmann , der als Bayre u ther Parsifal von 1882 seine Weihe fa emp ngen hat . Fortan und fur lange Jahre erwäch st aus den feindlichen Anhängern des einen und des anderen der Hermann -Bund W ider die Theodor-B ü ndler und die Ligen h fti li h kämpfen e g c mit Applaus u nd Zi schen . Reichmann ist der dämoni s che Sänger für den am r u nd Marsch n ers V py den Tempelritter , die e Vam r jetzt wieder auferst hen , der py übrigens

der Wiener Hofoper noch neu . 1 884 kann man die längst verklungene Heimliche Ehe von Cimaros a hören und die Stagione des Jahres di e e bringt Gioconda von Ponchi lli, deren e 1 885 großer Erfolg ab r erst , bei der deutschen n Aufführu g, durch die Lucca entschieden wird . Im gleich en Jahr das neue dramatische Miß

geschick Rubinsteins mit einem endlosen Nero, den Han sli ck als A u sstattuu gsop er zu besehen o — rät, während Hug Wolf, damals Kritiker am ‘ Salonblatt , in seiner nicht sehr höflichen Art

72

o n der Königin v Saba verlassen zu sehen . Danach zieht 1 887 Massenet in die Hofoper

ein ; aber nicht mit , sondern mit der e später komponiert n großen Oper Der Cid . i Es gibt e nen Achtungserfolg ; hätte nur, meint Han sli ck , etwas mehr Achtung und etwas mehr Erfolg dabei sein können M i t der größten Spannung hat man den Othello von 1 888 “ Verdi erwartet, der gegeben wird . (Jahn

dirigiert, Winkelmann ist Othello, Reichmann A uton ie h di : Jago, Sc läger e Desdemona) die a n erstaunliche Kr ft ei er neuen Wandlung, das u hohe Alter des Meisters, der la te Erfolg des ,

Werkes in Italien, es klingt wie Sage . Die Zeit für dieses Kunstwerk war dam als nicht

gekommen und ist heute noch nicht da . Die kaiserlichen Namenstage des Jahres

bringen Stradella und den Wildschütz, beide ” n die vo Jah n dirigiert, dem Geister der Spiel

oper so gut gehorchen . Für den Wildschütz d a ist eine neue Baronin , Marie Renard, eigentl ich P ölzl und aus der Steiermark ge bürti O ernli eblin g, der p g der Wiener, wenn

es je einen gegeben hat . Eine angenehme 74 Sangerin u n d eine wahrhaft liebliche, im Besten österreichische Natur : das ist ihr Rose Friquet im Glöckchen des Eremiten ? spricht sie : "Ich bi n hübsch Das h at mir " noch keiner gesagt . Ein freundliches Summen zieht durch das Haus ; Wien ist in Marie

Renard verliebt . ) Noch ein neuer Freund ist Lortz in da un d belebt den braven g, Fritz

r - n Sch rödter. I n diese klei en Renaissance der komi schen Oper versucht der Direktor eine geschickte und ein we nig mehr als geschickte Bearbeitung der fragmentarischen Drei Pintos von Weber : der Bearbeiter heißt F ester u nd ist Direktor der Oper . Beatrice und i é B Bened kt, die op ra comique eines erlioz, und der kostbare morgenländische Barbier von Peter Cornelius schließen sich an ; ja sogar der alte Schenk und sein Dorfbarbier wird wieder aufgenommen . Abseits steht der Vasall von Szi geth von dem eklektischen I stri au er

m l : S areg i a. Sonst die Heilige Elisabeth von das e Liszt, Oratorium als Op r, hier wohl eine Verbeugung vor der Kaiserin (seit deren Tod " das Werk fast alljährlich am El isabeth - Tag

75 gegeben wird), d as Ballett Sonne und Erde M vi el um sch wärmt und dann anon, die e, viel u " beweinte, ach so süßliche Mano Aber Manon un d n von Massenet nicht die so feine, och so wenig raffinierte von Puccini . Seit dem Novem ber 1 890 beglückt diese Manon alle Goldschnitt ar d Van " Liebenden ; und g die Renar , gar Dyck Massenet ist anwesend und nicht minder be geistert als das Publikum . Die gleiche Besetzung z wei ah re trägt , J sp äter, den Erfolg des , den Massenet in Wien zuerst und früher als in seinem Paris aufführen läßt ; sein deutscher Text zeigt als eine der ersten Proben von

der unscheinbaren und doch so schwierigen, soviel Geschmack erfordernden Kunst der O ernubersetzun albeck p g, die Max K seither

übte . : Ein anderes Zeichen die Cavalleria, im März 1 891 unter Jahn mit der Schläger als auli ch Santuzza, mit Müller als Turiddu, der K und als Lucia, mit Ellen Forster als Lola idl Ne als Alfio gegeben . Es wird die Bestätigung

“ das des Welterfolges, Intermezzo muß, wie d überall , wiederholt werden , in der Raserei es 76 Publikums gehen die neuen Opern der nächsten

Zeit, geht (bis auf den Werther) selbst die Sensation des Ritter Pasman von Johann Strauß

so gut wie verloren . Schon nach einem Jahr O muß eine zweite per von Mascagni folgen , Freun d Fritz ; die E nttau sch u ng ist allen Be

müh ungen zum Trotz unverkennbar . Dem rüh rsam en dritten Werk , der Elsässer Dorf 1 893 geschichte von den Rantzau, geht es wiederum besser ; die Sänger Ritter und

Reichenberg helfen zum Erfolg. In der Musik und Theaterausstellung von 1 892 hat Mascagni selbst den amico Fritz einer italienischen Gesell

schaft dirigiert . Aber es ist an der Hofoper keine von den späteren Opern des dunkel äugigen D am enlieblings jener Zeit jemals ge

spielt worden . Die Musik und Theaterausstellung bietet mit ihren vielen Anregungen aus allerhand

Ländern, in die der Schatten des Stephans

turmes nicht mehr fallen kann , manches, was bleibt . Leider bleibt der Verismo, das wilde r efol Op e ug ge der Cavalleria, deren Santuzza dort übrigens von der B elli ncioni ganz nu 77 Vergeßlich gestaltet wird: Auch die Pagliacci von Leoncavallo nehmen bald ihren Weg vom

Theater der Ausstellung in die Hofoper . Aber reich er sind die Gaben der Prager tsch ech isch én st B Gä e, die die Verkaufte raut von Smetana ezal mit Hesch als Heiratsvermittler K , den ‘ herrlichen D alibor und eine Oper von D voi ak bringen . Jahn, abgebraucht, kränklich , ver c s hlossen , eigenwillig, wehrt sich gegen 1 8 4 Smetana und gibt, erst 9 , nicht die Ver

n . kaufte Braut, sondern de Kuß Der Bajazzo 189 r der hat schon 3 den E folg Cavalleria, aber auch ihr S ch icksal fü r den K omponisten er reicht ; eine glänzende Besetzung fördert das

Werk ach, wie oft hat sie seither ge wechselt "Damals ist Paula Mark die Nedda t (seine bes e Nedda, sagt der Komponist), van

' T ni c Dyck Canio, Ritter o , Dippel Beppo und

Neidl S . ilvio, ist Hans Richter der Dirigent Alle vi er Neuheiten des Jahres 1 893 sind italienisch e Opern ; ein italienisches Gastspiel mit dem berühmten Maurel bietet den be ,

' w undernswerten Fal staff von Verdi . D er Verismo tobt nun auch mit deutscher Me

78 th odik : Ros e von Pontevedra von Förster ; Mara von H umm el ; selbst Massetr‘et sch ließt

“ sich m it dem Mädchen von Navarra an . Heu w hl ebild ete - bergers o g Mirjam , die Maler Oper Cornelius Schutt von Smaregli a sind kein

n . l F Gege gewicht ‚ Welche Lösung, we che reude muß da das Geschenk der Zeit, die Märch en oper sein "Hänsel und Gretel von Humper dinck geht im Dez ember 18 94 über die Hof — bühne, das Paar Renard Hänsel und Mark in r Gretel führt eine ande e Welt, nach Manon n und der Cavalleria wird es der dritte, ga z f d h große Er olg des Direktors Jahn . Und oc i st. er schon fas t ein Direktor Wider Willen. ' daß Es liegt in seinem mißtrauischen Zaudern,

‘ e er, auf Smetana zurückkommend , das G h eimni s und erst Ende 1 896 die Verkaufte M Braut aufführt, die, mit der ark als Marie, mit Sch rödter und * H esch sogleich ungemein gefallt Hesch hat den Übergang von dem mit Theater seiner Heimat an die Hofoper, w dem größten Glück ge agt . Demselben Jahr 1 896 dankt man noch zwei durchaus lebendige von i enzl dem Opern, den Evangelimann K , in 79 neben van Dyck die A ltistin Edith Walker gefeiert wird, und das liebenswürdige Heimchen von Goldmark, darin der Reiz der Renard (als Dot) mit dem Heimchen der unvergessenen

- Ellen Forster wetteifert . Die Schubert Feier von 1 897 wird mit den beiden Singspielen

' D er häusliche Krieg und Der vierjährige Posten (in der Bearbeitung von Robert Hirsch feld) 1 896 1 8 7 bestritten . In dieser Saison von auf 9 u n d * leich sam regt sich , fast wie in alten Zeiten g Müdi keit f u n seres entgegen der g Hoftheaters, ein neuer Ehrgeiz im Theater an der Wien I ali en er mit der B ellincion i geben Mascagni s

Zanetto, deutsche Opern folgen und im Mai 1 897 erregt das Melodram Die Königskinder von Rosmer-Humperdinck schon dadurch Au f u u d sehen, daß Rudolf Christians die Hohen fels die Hauptrollen spielen . Unmittelbar nach dieser Premiere ereignet sich etwas Unsch ei n bares an der Hofoper. Ein neuer Kapellmeister ist angekündigt ; er dirigiert den Lohengrin . Es wird die Sensation der toten Hofopern spielzeit . Der Kapellmeister heißt Gustav

Mahler . 80

Das sind ein paar Worte von Ludwig Speidel

über diesen ersten Lohengrin . Die Oper ist f erobert, Jahn darf jetzt ruhig sein Alter p legen ,

— Mahler wird schon im Oktober Direktor . E s beginnt abermals eine Zeit der rasenden Ar beit, nichts Neues für ihn, ein Neues, Unbe quemes, Unerhörtes für das müde Haus, für ein so gern amüsiertes Publikum . Eine Diktatur des : Echten und Gültigen hebt an keine Claque, u u otgedruu ge e Pünktlichkeit, weil sonst die ü Zu sch auerraüm T ren zum gesperrt bleiben ,

Zwang, genau nach der Partitur zu singen und sinngemäß zu spielen, keine Striche bei Wagner . Lo zi n An Opern die Zauberflöte, rt g, der wun d ervolle D alibor von Smetana in einer klugen u däm o Einrichtung, ja Rett ng für die Bühne ; ri Tsch i nisch wirkend, der Eugen Onegin vo a k k ows y in zartester, bester Arbeit die reizende D jamileh von Bizet ; neue Belebungen und wohl gleichsam Erweckungen aus der älteren

: Zeit Weiße Dame, Freischütz, Apotheker von

ern i robe Lortzin . Haydn , Op j von g Es sind die gröbsten Umrisse d er ersten zwei Jahre . Schon damals , zu einer Zeit , da niemand an eine ver

82 eisti te B F h g g Kunst der ühne dachte, im reisc ütz statt des Kasperltheaters der W olfssch lu ch t ge s ensti ötterdämm e p ge Beleuchtungen , in der G deren Norn nsz ene rung, e endlich gegeben P raterbelusti u n werden kann , statt der g g des Schiffstau-Schleuderns ein bloß andeutendes “ Seilwerfen „ ohne Seil . Dem schönen Ensemble n n e der Winkelmann , Reichman , Reiche b rg, Sch rödter G reu , Hesch , gg, Renard und Mark werden in diesen und den nächsten Jahren : Mild nbur uth eil eingefügt die e g, Marie G ,

Selma Kurz, Hermine Kittel , Berta Foerster Sch m edes F rau sch er t Lauterer, , Slezak, , Demu h ,

- Weidemann, Mayr, der bescheiden tüchtige, zu

. e bald verstorbene Moser, die Altistin P tru ,

W ei dt . dann Frau , Fräulein Forst Es sind nur die Frühesten, Besten ; Mahler hat auch später Hand : hin eine glückliche nur keine leichte, l er rüttelt die Künst er auf, schult sie rück sichtslo s , treibt sie an wie ein Dämon, treibt er sie oft zur Verzweiflung, ab er treibt sie auch i l s h s t . weit über c e bs hinaus Nicht alle wollen , nicht alle vertragen das und besonders Lieb linge oder eigenwillige Naturen verlassen das

83 R Haus , so die enard , Van Dyk und Naval , der i s . lyri sch e Tenor, so elbst eine Ed th Walker Aber ideale Instrumente die s es h offm au n esken Theaterdirektors sind die leidenschaftlich kunst n ergebene , begnadeten und dennoch lernenden ch m edes Mild nbu r Menschen wie S , wie die e g, eil r die G uth ode die getreuen, geduldigen, zuletzt durch ungeahntes Wachs tum belohnten " Schüler wie Weidemann, Maik , Moser, die F o erstel Kittel , späterhin die und die ausge zeichnete Frau Cahier . Jü nger, Adept seiner Art und Auffassung wird der junge Dirigent so ewissen h afte Bruno Walter, der _ g und seit 1 her so wichtige Franz Sch a k betritt das Haus, Brecher und Loewe sind für kürzere Zeit em Kapellmeister, hochbegabter Italiener,

- Spetrino , übernimmt die in Wien seit jeher sond ergestellten Opern seiner Landsleute . Neue

Werke Siegfried Wagners Bärenhäuter, ein größter Erfolg, Donna Diana von Reznicek,

i e s ef u r au e e . vou die K g g g Goldmark, Jolanthe vo n und Pi que Dame Tschaikowsky, von einer

’ t u nd dunklen Dämonie, die Mahler aufspür in nie erreichter I ntensität jeden fast körperlich

84 i fühlen läßt ; Es war einmal von Zeml nsky, Lobetanz Bundschuh von Reiter, von Thuille,

Hoffmanns Erzählungen, eine Tat gegen den

Aberglauben der Theater, der die Oper des

Ringtheaterbrandes scheut, von größter Kost barkeit der Arbeit (die noch auf der Haupt probe von den Geigern sechs Wiederholungen des W alzeranfangs fordert) ; Feuersnot eine sagenhaft schöne Erneuerung der Lustigen th il F lu th Weiber mit der G u e als Frau , Figaro, zweimal in kurzer Frist durchgearbeitet un d

- si so gewonnen und wieder gewonnen, Co fan tutte, als erstes Werk auf der Drehbühne in sz eniert , Rienzi, Meistersinger, Maskenball

u ( nter Walter) , Ernani , Aida mit den neuen

Dekorationen von Lefler, Zaide, nach Mozart e von Robert Hirschfeld bearbeit t, die Huge

n - n notten . Das si d nur die Name , aber nicht i . n u einmal alle Und alles dies ist e , äußerl ch und innerlich erneuert, zur Vollkommenheit s des Mu ikers erhoben, szenisch aufs Sorg f i ält st . flei g e geordnet Aber abends ist, nach ßi sten n g Probe , alle Arbeit verwischt, alles wird durch die Magie des Willens und der 85 Persönlichkeit gleichsam improvisiert und dem Schaffen des Komponisten hellseherisch nach gestaltet . Das ist Gustav Mahlers erstes Jahr unverbrau chteste u fünft, seine , ngestörteste

Arbeitszeit, das Werk eines Mannes, dessen gleichen die Hofoper noch nicht gesehen hat W und wohl auch nicht iedersehen wird .

Dieses Werk schaute nachmals Mahler selbst, ab der sich gern Rechenschaft g , in drei Epochen

in der Zeit der erreichten Vollkommenheit, die sich ihm in diesen ersten fünf j ah ren gab ; dann

auf einer höheren Stufe, die zu einer der Wirk lichkeit der T heaterwelt schon abgewandten

Idealität der Kunstübung aufwärts führt ; und,

unvollendet, ungetan, auf einer imaginären

* Ebene des Traums und der Ahnungen . Was einem Mahler nach diesen fünf Jahren zu

schenken blieb, war ein Schaffen über die Realität des alltä glich spielenden Theaters hin

aus ; Licht, Farbe , Bild mußten ihm helfen , daß

ta . er eine neue Bühne finde, baue , ges lte Der

Meister dazu war. Alfred Roller, ernst , uner h eili en d bittlich , sein Handwerk g , dem großen

Wecker und E rleu chter Mahler willig ergeben .

86 Roller kam aus dem Kreis der jungen Sezession , der Künstler um Klimt, mit aller Leidenschaft dieser Gemeinde und mit dem Eifer der lang Z ü Gehemmten . Aber als auch diese eit erf llt war, als Mahler, abbrechend und unvollendet ging, gehen wollte, gehen mußte, blieb ihm , freilich weit jenseits der Wiener Oper, die

Sehnsucht nach höchster, freiester szenischer

Entfaltung . Ich habe es selbst von ihm gehört,

D öblin er : - in einer stillen g Nachtstunde „ Alles , was ich zeigen konnte , war nur ein Vorspiel ; “ das Eigentliche sollte erst kommen . Die zweite un d für die wirkliche Welt also z let te Zeit Gustav Mahlers, abermals ein Jahr W erkvereiu i u I fünft , be ginnt in der gu g mit A fred Roller, wie sie zuerst , zum zwanzigsten Todestag Rich ard Wagners (Februar der neue Tristan zeigt . Zehn Tage vor dieser Auf

* u zu m ersten führ ng ist, Male, die Neunte Symphonie vo n Bruckner gespielt worden ; einen Tag nach dem Tristan stirbt in verdäm m r e nder G ei stesuach t Hugo Wolf. Zweier Toter unsinnlich -übersinu li ch ste Welt und hier, im neuen Tristan , alles Farbe und Klang,

87 e G esämtku nstw “ alles Drama, all s „ erk in einem schönsten Sinn . Kein Nachahmen einer Realität des Zufal_l_s und der flüchtigen Erscheinung s mehr, sondern Erfas en der Idee durch eine dem Operntheater bishin noch fremde , erst erwachende Kunst . Dieses wilde Rot und Gelb e der Segel und der Z lte, dann , im zweiten das B laulil Aufzug , geheimnisvolle a der Nacht und das kalte Licht des Tages, in Tristans Heimat die heilende Kraft einer Höh enh ellig keit ; dazu die unvergessene Leidenschaft des von Mahler aufgepeitschten Orchesters und das Milde ur Erlebnis der nb g als Isolde, auch sie wie Sch m ed es-Tristan unter Mahlers p ersön lich ster Einwirkung : das ist noch viel mehr

gewesen, als heute der erhaltene Rahmen alles

dessen ahnen läßt . Und für damals w ar es w auch der h öh en ge i sse Beginn eines Fluges . Vereint mit solcher Loslösung die eifrigste : Arbeit im Spiel und im Spielplan die schöne, r ei ch belebte Louise von Charpentier (März eine von allen guten Geistern der Musik ge tra en e und g , in Wort Sinn aufs glücklichste erneute Euryanthe und Hugo Wolfs so edel

88 alle Befreiung in Licht u nd Weite auch sze nisch erschöpft . Zn Begi nn des neuen Jahres 1905 d ann das Rheingold als erstes Stück der nach neuer Er kenntnis nunmehr zu gewinnenden Tetralogie .

Erst nach zwei Jahren folgt, und sch on in den ” d Stürmen des Abschie s, die Walküre mit den

Bildern der ganz anders , gleichsam erst sinn ß H u ndi n s gemä aufgestellten Hütte g , der er h abencn F elsenwildni s der Todesverkündigung (einer idealen D olom iteu landsch aft) u nd mit dem B rünh ildenfelsen über jeder Nähe des etwa noch Menschlichen . Wenn im ersten Akt e das Tor, j tzt links in der Ecke (und nicht wie sonst im Hintergrund) plötzlich aufgeht , n so fällt das Mondlicht den Geschwister , die un d sich rechts aufhalten , ins Gesicht sie er I m i kennen einander . Dunkel leuchtet unan fällig das Schwert auf . Die W alkürenalpe hat keinen Fleck von ebenem Boden : was auf die h Bühne kommt, kann sich nic t bewegen , muß

' n starr in der urweltstarreu Landschaft steh e . Erickas W iddergespan n bleibt weg ; die reiten den Walküren sind durch gespenstische Wolken

90 angedeutet und der Kampf Siegmund -Hunding

Wotan ist nur in Sch atten z ügen sichtbar . O r chester und Gesang des ersten Aktes von w u n derbarster Klarheit u nd Sorgfalt ; die acht Walküren im dritten aufs Vollkommenste zu m en sin end sam g ; richtiges , ruhiges Zeitmaß des Feuerzaubers . Im Frühjahr 1905 die Rose vom Liebesgarten von Pfitzner, gegen alle Widerstände, und auch r Widerstände des O chesters, ertrotzt, auf einer bildhaft schönen Bühne mit aller zartesten Rücksicht für den anwesenden Komponisten szenisch und musikalisch bis zur Vollendung erprobt und seither, zu Mahlers Zeit, ein sicher

uh liku feru es . lich p m Werk, dreißigmal gegeben “ I n a „ ihm war Liebe , s gt Pfitzner von Mahler ; er hat solche Genialität der Arbeit in dem e t Betrieb von heut gar nicht mehr geglaub .

Er sagt es von einem Direktor, der eben damals selber Werk um Werk vollendet , weniges . auf

n d n h . geführt u oc weniger verstanden sieht . Festspiele zu dem Grazer Tonkünstlerfest von 1 905 : a Feuersnot, der F ule Hans, Rose vom

Liebesgarten, Heilige Elisabeth . Die Fremden

9 1 sind entzückt die Einh eimischen nörgeln und i raunzen . (Wo ist in dieser Gesch chte der Wiener Oper der gleiche Satz nur schon ge schrieben worden Im Herbst die Neugierigen

- Frauen von Wolf Ferrari, ein angenehm vene i zian sch es . 1 06 Maskenspiel Das Jahr 9 , ein Mozart ah r j , soll durch einen erneuten Zyklus

f . ge eiert werden Er beginnt schon Ende 1905. i n Cos fan tutte, szenisch belasse , mit dem Ensemble G uth eil Kurz Hilgerm ann -Slezak

- Demuth Hesch ; Mahler am Cembalo, wie fortan bei allen Mozartauffüh ru ngen . Aber so v rs hw bt innig e c e man jetzt in diese Musik, als hätte man sie nie zuvor, nie seither schöner und reiner gehört . Es war der göttliche Mozart, den Mahler gab ; der lösende, heitere, ganz d u n gar verklärte, über alle irdische Schönheit u nd hinaus, die erreicht überwunden sein mußte ; und dann wieder der tragische Mozart, dieser vielleicht fast noch ergreifender, wie in dem Ernst und in der höllischen Ironie des

D o n . D er Giovanni ist, im Dezember, die A f nächste Oper im Zyklus . u der Bühne bilden “ die „ Türme einen festen Rahmen ; vereinfachte,

92 B üh neneiufassfl n sti lisierte g. Die Prospekte dunkelblauer Nachthimmel, gestirnt, Zypressen

(aus Samt geschnitten, nicht gemalt) ; zur Ch ampagn erarie ein B aro ckscbloß mit farben reichem Garten ; Kirchhof mit malerischen Gräbern A ufbah ru ngsgem ach zur B ri efari e ;

: zweites Finale Saal in grellem Rot, Barock

D on . schmuck, Giovanni in weißem Brokat s h Eine ungeheure, wilde Lebendigkeit allein c on Zeitm asse O uver der , vom rasenden Presto der türe bis zu der unheimlichen Steigerung des

Schlusses ; jedoch ohne das Sextett , in dem D o nna sich die Tugend zu Tisch setzt . Anna Mild nb r die e u g, ganz und gar im Sinn der s Novelle Hoffmann , dem Don Giovanni fast bedenkenlos erlegen u nd nur noch mehr er uth eil sanft geben ; Donna Elvira die G , , aber a Dame, zuletzt schicks lhaft als erste dem Ge S n penst begeg end, mit einem entsetzlichen Schrei von außen her über die ganze Bühne ü Die Entf hrung, im Zeichen v erordneter

Sparsamkeit, aber verschwenderisch in der

Musik. Figaros Hochzeit, in einer neuen Über setzung von Kalbeck (wie auch der D on Gio 93 ' uf M h f fls d r vanni), die a a Weisung Worte e rezita Komödie, so die ganze Gerichtsszene , tivisch h i nz ukom oni crt . p , in den Text der Oper mitaufnimmt. Herrliche Gartenbilder aus der Zeit ; sicherste Vollendung des Stils im O r s che ter und auf der Bühne, in dreißig Proben erfaßt und festgehalten . Die Zauberflöte, mit i l den alten Dekorat onen , Mah ers auch in “ zwischen kaum je „ abgegebene Lieblingsoper .

Mitten während des Zyklus der Lohengrin . In 1 6 1 907 der Spielzeit von 90 auf , der letzten e unter Mahl r, die seit sechzehn Jahren nicht t gespielte Widerspenstige von Goe z, mit Weide h l h ' mann und Frau G ut ei , ohne die p iliströse F amili enbeh a ichkeit die gl der letzten Szene, u ‘ dann später, nach Mahler, „ restit iert werden

muß ; die Stumme von Portici unter Walter, mit Grete Wiesenthal als Fenella ; Othello s t enu unter Zemlinsky, der pä g g an die Oper d und verpflichtet wir , aber nicht lange bleibt ; ,

vielleicht der hellste Schein des Abschieds ,

die Iphigenie in Aulis von Gluck , „ völlig wie

“ ‘ B asrcliefen antike vorüberziehend , von aller inszenierten Wirklichkeit gelöst und gegen

94 n ur ß einen Vorhang gespielt, der sich am Schlu teilt und den Hafen der Abreise freigih t : musikalisch vielleicht das Größte, was Mahler gegeben hat und in unserer Erinnerung nu

l lr t . . u c vergänglich So war G , so bleibt Mozar

Aber ach , was bleibt uns nicht so wie er es ? h gezeigt hat Bleibt Sc atten jetzt und Idol , n i e " mehr erreicht, niemals wieder erreichbar Und dennoch Abschied ? Es gibt eben ein zweites Wien ; neben dem sorglich gewonnenen , e festgehaltenen , zu höchst r Begeisterung und

Treue hingerissenen das unterirdische, das mit “ dem „ goldenen Herzen , dem G mü at und der

Hetz . Und dieses beginnt eine Revolte des d Alltags u n der Niedertracht . Unzufri edene Persönchen im Theater un d draußen gekränkte ä i Eitelkeiten, verschm hte oder „ n cht mehr mit “ “ könnende Gefolgsleute , „ gute Gesellschaft , Schilda : alles das gre ift - jahrzehntelang gehegte Traditionen der bösen Instinkte und einer traurigen Lokalgeschichte auf . Denn dieses Wien hat seme Besten immer in die Ver i b tterun . g, wenn nicht zu Schlimmerem gejagt Und solchen Gesinnungen gegenüber denkt

95 an sein e ä Mahler nur noch ertr umte Aufgabe, _f

an seine Feste , geht in seinem Werk für die

Bühne auf und kennt keine Jours, keine Feuille

tons, kennt außerhalb der Oper nur noch seine

Symphonien und Lieder. Er ist, ein Theater

direktor, der Welt abhanden gekommen . Später noch hat man dem Toten von Amerika her

: nachgesagt „ perhaps, if he had gone to after u oon - teas, would be alive to day s Genug, seit dem Beginn des Jahres 1 907 i t “ es ein täglicher Angriff der „ Gegner , mit den elendesten h Waffen geführt . Mahler sie t, daß für seine Feste nichts mehr zu retten ist, Ekel faßt ihn, plötzlich schleudert er, die Bitten einer

Adresse des geistigen Wien nicht mehr achtend , im Sommer die Bürde von sich , Zehn Jahre sind um . Er dirigiert einzelne Werke noch im a ef Spätherbst, nimmt langen, b leisen Abschied nie steh t * damals der Name des Dirigenten auf dem Zettel und ist eines Dezembertags,

e von einigen Hundert der S inen geleitet , die es dennoch erfahren haben und ih n noch 1111

Bahnhof empfangen, ist geschieden, geflohen, nach Amerika abgereist, verschwunden . Sein 96

I m d es Gedränge Kampfes, in der Hitze des Augenblicks blieben Ihnen und mir nicht

Wunden , nicht Irrungen erspart . Aber war ein Werk gelungen, eine Aufgabe gelöst, - so vergaßen wir alle Not und Mühe, fühlten uns alle reichlich belohnt auch oh n e äußere

Zeichen des Erfolges . Wir alle sind weiter gekommen und mit uns das Institut, dem unsere

Bestrebungen galten .

Haben Sie nun herzlichen Dank, die mich n in meiner schwierige , oft nicht dankbaren m it e Aufgabe gefördert, die mitgeholfen, g stritten haben . Nehmen Sie meine aufrichtigen Wünsche für Ihren ferneren Lebensweg und Hof0 ernth eaters für das Gedeihen des p , dessen Schicksale ich auch weiterhin mit regster An “ teilnahme begleiten werde . Gustav Mahler .

G r ö ß e u n d V e r f a l l : D i e D i r e k t i o n s z e i t W e i n g a r t n e r s Mit Mahlers Scheiden hat für die Oper eine

Mißwende angehoben . Ihre schlimmsten Zeichen sind entfernt ; do ch sind manche Neigungen nicht leicht auszurotten .

98 Mit d en größten Hoffnungen begrüßt, auch

° von Mahlers Freunden begrüßt, die diesem endlich Ruhe zum Schaffen wünschten , war Felix von Weingartn er zum Direktor der Hof oper ernannt worden . Er hätte Zeit gehabt . 1 908 Aber er be ginnt , mit dem neuen jahre , “ s s ogleich „ anders zu ein und es anders zu machen . Die seither längst wieder behob ene

Zerstörung des Fidelio ist seine erste Tat . “ Die „ Oper aller Opern wird, angeblich nach “ Beethovens Absichten , „ restituiert , das heißt vero ert ve lan weili t A ß r rd nt p , r g g , all des u e o e lichen der Gestaltung und Inszenierung Mahlers beraubt . Am Anfang die Zweite Leo noren n O u vertüre, ei e bloße Studie zu der großen

Dritten ; diese, wie die Ouvertüre in E , ge

strichen, aus dem guten Zusammenhang bei

Mahler gerisse n, die szenische Fassung auf B i d gelöst, das letzte schöne l in einen gleich e e gültigen Gefängnishof v rl gt, Partien zwecklos

umbesetzt , das Ganze wie als Demonstration und Entdeckung präsentiert und jedenfalls dem s gemäß von dem Klüngel der Feinde Mahler , einer Organisation aller schlechten Wiener

99 Instinkte, mit der Zufriedenheit nicht mehr e u gestörten Behag ns a fgenommen . Minder programmatisch geschieht die Befreiung des

Don Giovanni von der Dekoration Rollers, ele ent die, ohne jeden Ersatz , auf einmal, wie g g lich verschwindet . Skandal bei einer (nach der _ “ Versicherung des Direktors) „ sinngemäß gestrichene Walküre . Spielopern . Ballett . Die

Erfolge : Butterfly, das Wintermärchen von Goldmark und die Rote G red des vi elver heißenden Dichters und Komponisten Julius

Bittner, sie gehören , zudem von anderen Diri genten geleitet , noch in die Zeit Gustav Mahlers ; n nur das Tiefland hat Weingart er angenommen .

' 1 909 nen Siegfried wird, im Herbst , inszeniert, noch von Roller, aber schon ist ein neuer W m etal Oberregisseur da, Wilhelm von y , Fach mann, fleißig, höfisch , elegant, um getreueste t Wirklichkeit besorg , um „ Leben auf der “ Bühne bemüht, und solcher Art die gesamte

Bühnenleitung allmählich übernehmend . Roller geht dann bald und wird für kurze Zeit durch i den Maler Goltz ersetzt . Als neuer Dir gent ist Hugo Reichenberger verpflichtet, die Damen

1 00

Strauß dirigiert und seither wie im Taumel

. 1 910 auf 1 1 aufgenommen Spielzeit von , die letzte dieses Direktors : Susann ens Geheimni s von Wolf Ferrari , dazu der Schneemann, die Pantomime des elfjährigen Erich Wolfgang

Korngold, von Zemlinsky instrumentiert, erste öffentliche Ankündigung einer auß erord ent e lichen B gabung. Dann , während Pfitzners Armer Heinrich abgesetzt oder vielmehr n icht i we ter angesetzt wird, der Zigeunerbaron , den Neigungen des Dire ktors zur Spieloper ent s prechend . Und da sich zul etzt das Ende dieser o n Direktion ergibt, ganz und gar nicht v irgend einer Einsicht i n ihr künstlerisches Miß ver stä ndui s herbeigeführt, sondern so zufällig wie . Hofth eaters häre nur irgend etwas in dieser p , zum Abschied noch der Benvenuto Celli ni v o n s e u nd Berlioz , ein pätes, vereinsamt s den noch ein Ereignis . Weingartner kehrt von einer m r K rstreise zurück, füh t die Oper auf, läßt d es sich zujubeln und scheidet, zu Beginn

1 1 der . jahres 91 , von ; Wiener Oper Das Ab gleiten dieses Lebens und dieser Begabung bleibt em Problem . Aber das Theater Gustav

1 02 Mahlers ist seines außerordentlichen Wesens beraubt, ist nicht erneuert und vielfach zerstört, o ist h ne Führung, arm an Werken und Per l k i n ü er nt sön i ch e te dem Tag, dem Betrieb b a t worte . Tag und Betrieb sind das Ziel der nächsten, bösen Jahre, der Aera Gregor .

D e r U n t e r n e h m e r H a n s G r e g o r

n Die Direktoren Jah , Mahler , Weingartner sind Dirigenten gewesen ; so ist es an der Zeit, daß ein Hofoperntheater nun wieder einmal von einem Fachmann des Theatergeschäftes Null e geleitet werde . a societatis in aeternum coiti o ; aber der V ertrag mit Gregor wird halb und halb für die Ewigkeit abgeschlossen und kann erst nach Jahren, schwer genug, gelöst t werden . Hans Gregor, der Lei er der Berliner Komischen Oper und von dorther berühmt al s Regisseur alle fernen Regisseure werden berühmt Gregor beginnt nach der geniali schen Übung der letzten Monate und Jahre nun

- wieder sachlich , nüchtern , preußisch streng, diszipliniert . In die ersten Anfänge seines Ab wartens fällt die schöne Aufführung des Rosen 103 r G uth eil als kavalie s mit der Rofrano, mit der

Kurz und mit Mayr als Ochs von Lerchenau . n Hofma nsthal hat eine schlechte, Strauß keine gute Presse ; aber die Oper wird Zugstüc k . 1 1 1 Wir sind im April 9 . Um diese Zeit kommt Mahler todkrank aus Amerika über Paris nach

Wien . Das Gewissen dieser Stadt erwacht . Er d stirbt und wir , auch ohne die offiziellen Per sönli chkeiten , als ein Großer begraben . Schalk ä und Gregor wollen an diesem Begr bnistag, da Wien den Atem anhält, die Hofoper feiern s la sen, aber die Intendanz ignoriert den Vor h schlag . Kein Zeichen der E re, des Gedenkens , der Sühne ist damals für Gustav Mahler ge geben und aufgerichtet worden : außer in der

Erinnerung und in den Herzen . ' Zwei Tage nach der Bestattung der Pelleas s von Debus y, von Walter geleitet, mit der Gut dem heil als Melisande, in Rahmen der Maler Lefler und Urban ; von Gregors Inszenierungen

die reinste . Er erneuert, darum noch heute

jedes Dankes gewiß, die Inszenierungen Mahlers l im Figaro, im Fide io, in der Iphigenie ; später

auch im Don Giovanni . Wohl ist es nicht mehr

1 04

Werke entscheidet der Text und Gregors Text regie ; daher Oberst Chabert von Waltershausen , daher manches andere der späteren Jahre . Text i regie, nicht Musikreg e und jedenfalls Regie als Selbstzweck ist die Losung des immer noch “ „ berühmten Regisseurs . Vollkommene Unter ordnung des Dirigenten unter diese Regie oder “ doch „ Disziplin wird gefordert und durchge setzt ; die Musik bleibt sozusagen , und es wird s o gesagt, ein notwendiges Übel in dieser Opern gestaltung . Bei solcher Eigenwilligkeit und W id ermu sikalität des Direktors scheidet Bruno

Walter ; Schalk verliert jede Lust, der neue, Fitelber sehr begabte Kapellmeister g, ein Pole, gerät an ihm wesensfremde Aufgaben wie den r Heiling , der Italiener Guarnieri , der Di igent jener Boheme, ein ernstester Künstler, brennt zuletzt durch . Regie, Inszenierung und Spiel sinken immer mehr in Routine, entfernen sich vo m Wese n der Werke und von ihrem Aus druck, Aufgaben sind unbeq uem , Anstrengungen be Starerfol en überflüssig ; denn , i blühendsten g , geht das Geschäft wie noch nie . Und man gibt 0 8 in einem Jahre 4 mal den Gaukler, mal Mo

106 1 r 120 . zart, mal Webe und Ballette Reprisen des Heimchens, des Fallstaff, später des Werther, z ganz zulet t, vor dem Krieg, des Corregidors Ä sind das ußerste an Mühe, das man noch wagt . Die A riadne von Strauß wird in der n s b erste Fa sung, in der Ver indung mit der ge

s ro ch cn en . p Komödie, als unmöglich erachtet Franz Sch reker ist mit seinen Premieren nach Frankfurt verwiesen (späterhin schließt sich ihm Bittner in die Verbannung an) und statt des Fernen Klangs gi bt die Oper ein vertracktes Bild seines zweiten Werkes Das Spielwerk und di e Prinzessin Ein Jahr darauf, im 191 4 t Frühjahr , wird No re Dame von Franz t Schmidt aufgeführ , der jahrelang Orchester cellist der Oper gewesen war und nun mit seiner großen un verbildeten Musikbegabung über seinen Text hinauswächst ; selten noch hat das Orchester so reich geklungen . Die letzte Spielzeit vor dem Krieg hat eigentlich nur zwei Begebenheiten : das Mädchen aus dem goldenen Westen von Puccini, nach Halbh u ndert einem Proben , seit dem Oktober 1 913 29 in dem einen Theaterjahr mal gegeben ,

1 07 und den Parsifal, der nach der Schutzfri st im 1 91 4 f Januar aufgeführt werden dar , allerdings nach einer erheblich geringeren Anzahl von

-Mild Proben , mit den Bayreuthern Bahr enburg und Mayr . Da ist die letzte Hauptprobe zugleich erste Probe mit vollständiger Dekoration und die Verwandlung zum G ralstempel wird dabei zum erstenmal geprobt und versagt in dieser

Probe "Dennoch , die Bilder Rollers sind von hoher Schönheit, die Führung der Musik ist Schalk anv ertratrt und bei ihm am besten auf gehoben ; auch der neue Kapellmeister Reich

wein bekommt zu tun . Unter den Vielen , die

kommen, gehen und bleiben, fallen Einige auf u nd so gelten als guter, wertvoller Besitz, _ Duhan und die sieghafte Erscheinung der

'

Marie Jeritza . Caruso ist in diesen Jahren e wiederholt Gast der Op r, um seiner Gesangs t kunst willen fanatisch bewunder , aber nicht ff . B aklano minder groß als Schauspieler , der

wunderbare russische Bariton, ein Schauspiel S tani slawski s chüler S , dient der Wiener Oper

sogar ganz regelrecht, ein ernster, vorzüglicher

Künstler von höchsten Gaben, ein herrlicher

1 08

fli eht o c w u nd eu t ), verliert J sef S h arz Hofbauer , s gewinnt den Bassisten Zec, den Kapellmei ter

Tittel , die kapriziöse , leider sehr früh abberufene " örn e Sängerin Heß , den Tenor K y y, Frau n e Dahme , b sonders aber die reizende Lotte

Lehmann , einen neuen Liebling der schwär an menden Opernbesucher ; Slezak, lange i Amer ka verloren, kommt zurück und es wird e ert weiter g op , weiterhin Geld gewonnen und dafür den Verlierern und den Gewinnern des

Krieges gehuldigt . Die Ergebnisse sind im

Verhältnis zu der Zeit, zu der Gelegenheit des nicht mehr täglichen Spiels, zu den Mitteln gering : Kain und Abel von Weingartner dann, jetzt endlich , der Arme Heinrich von Pfitzner (Frühjahr aber ohne den Kompo nisten von einer unvermindert selbstherrlichen Regie einstudiert und nach zwei Au fführungen preisgegeben ; die Mona Lisa von Schillings (Herb st im Frühjahr 1 91 6 die beiden u so ersta nlichen Opern von Korngold, Violanta, durch eine glänzende Gestaltung der Jeritza auch zu ein em Triumph des Spiels und des n u nd Gesanges erhobe , der Ring des Poly

1 1 0 ' krates eine Aufführung der Alceste von Gluck i n einer Bearbeitung Franz Schalks und , im

Herbst des gleichen Jahres , die neue Ariadne in einer schon vielfach nachgespielt en Be arbeituug für das Wiener Operntheater . Die Wiener Oper dankt dem Komponisten durch eine Aufführung von zartestem Klang, durch e das li bliche Können der Lotte Lehmann, die den

Komponisten gibt und durch manches andere . Immer tiefer prägt sich Richard Strauß ens

Meisterschaft dem Publikum ein , man sieht ihn in der Wiener Oper heimisch , wünscht ihn irgendwie zu besitzen , er erscheint als Gast , leitet im Sommer 1 918 eine Strauß - Woche mit der Elektra , dem Rosenkavalier und der Ariadne, u im Herbst kommt sogar die Salome hinz , nachdem die Hofzensurbed en ken beschwichtigt Virtuosen tü k sind , ein s c des Orchesters unter u d er a Schalk, eine Leist ng Jeritz , ein Erlebnis , wenn Frau G uth eil alternierend die Salome s pielt und singt, wie sie ja auch die Elektra zu l etzt doch erkämpft hat (während Klytämn estra Mild enb r t leider nicht mehr der u g gehör ) . Und sonst : eine erste Huldigung wenigstens

1 1 1 e der Oper an Mahler, des M isters Achte Sym

—z phonie mit Chören, weimal im Hause , einst i n seinem Hause, gespielt, die Florentinische

Tragödie von Zemlinsky, zu wenig erkannt, und die bürgerlichen Neuheiten von Brandts Buys (Schneider von Schönau) und Zajicek Blankenau (Ferdinand und Luise) ; Manon neu inszeniert, mit der Lotte Lehmann, Versuche mit den diesmal nicht sehr Lustigen Weibern und mit einer abermals umgearbeiteten Eury anthe Irgend etwas Beiläufiges , irgend ein Nebeneinander von klugem und von nur noch gefälligem Getriebe , reiche Mittel, gute Geschäfte und gar kein Halt : das ist die Zeit eines Gregor. Ihr beredtester Ausdruck ist der Sch ei n lanz g im Krieg . Als man wieder an k Frieden denkt, zu spät fur die, die daran den en e konnt n, faßt der letzte Intendant, Leopold nstl ir Andrian, den Entschluß einer Kü erd ektion für die Hofoper : Richard Strauß soll mit Franz

Schalk zusammen das Theater leiten . N i c h t m e h r H o f o p e r w ar er n ei sii keit Schon es schw , die U g g der

letzten Jahre zu überwinden . Aber es gelang, 1 1 2

' O i m alten per, rief w ederu Roller und gab eine endlich z ensu rbefreite Salome und den a Palestrin , seither eines der Feste dieses Theaters ; und Pfitzner wurde anders emp fangen als beim Armen Heinrich . Richard Strauß kam erst nach diesem schlimmsten

Jahr an sein Amt . Eine nicht geringe Schar von

Aufgescheuchten hatte die übliche „ wienerische “ Hetz gegen ihn versucht, erfolglos, und auch verschiedene Phantasien einer privaten Intendanz von eines Finanz —Gnaden waren h in ihr Nichts zerfallen . Seit er sind Strauß und k Schalk gemeinsam Direktoren , der weltbe annte d er Komponist, der sich an Vollkommenheit der Mittel in diesem versunkenen Wien erquickt, und der bewährte Diener eines noch immer herrlichen Instituts , innerlich schon längst sein Herr Vollkommenheit der Mittel : wo ist heute noch ein gleich schönes und klangvolles Haus, wo das unfehlbar berückende Orchester von der Geige eines Rosé bis zum Paukenwirbel von Hans Sch nellar ? Ich danke Stieglers Horn und der Klarinette von Behrends , dem nirgends

1 1 4 e trei c er lan d r rreichbaren S h k g, den Soli e a x n Ruzitsk , Buxbaum , Sti , ihnen alle , deren

Gesamtheit schöner ist als Namen . Wo ist sonst die gediegene B u h n engestaltung eines W m al Alfred Roller, die gepflegte Regie der y et B enn ier und Breuer, die Arbeit auf der Szene ( ) , B eleu ch tun szau ber der g (Beck) , wo noch sonst das geschulte Personal der Werkstätten, wo die geschmackvollen und tüchtigen Arbeiter ? Der Chor unter Luze kann Unerhörtes er u n d reichen , fast wie das Orchester , eine Schar von jungen Kapellmeistern unter der Stu di enlei tung des Meisters Foll sorgt für die ? Arbeit der Sänger . Und diese selbst Noch Sch m edes aikl sind , Mayr, Slezak, M , Duhan , P i ccaver Steh m an Man oward a , Ziegler, Weil , n, , G uth eil a e W eidt die , eine Kurz, Jeritz , Kitt l, , iurin a P aalen n K , da, aus jü gster Zeit, einer n e O estvi andern Generatio ang hörend, g, - Z ec B etetto Fischer Niemann, Schubert, , , Norbert und die jeden Abend singenden Herren

Gallos und Madin , dann Jerger, Schipper, i n F élici e Mih acsek Hofer, El sabeth Schuman , , a dl -P ilecka R j , Bauer , Schöne, Born , Lorentz

1 1 5 c e A nda un d a Höllis h r ‚ i „ m nche andere, Namen i ch und nicht nur Namen, die aber nannte, wie sie m ir einfielen wohin käme man mit Ordnung oder gar mit Würdigungen Einzelner

Es sind Dirigenten da , wie der ungestüm b dach ti junge Alwin, der solid e ge Reichenberger, für Tittel , das Ballett Lehnert und Klein . Von t diesem Ballet und seiner Lieblichkeit, Kunst und Grazie spreche ich nur mit Worten eines kurz en Lobes, seiner überkommenen Art wohl fremd , aber nie vergessend, daß aus ihm dennoch Grete Wiesenthal kam . Eine Fülle von Kraft und Möglichkeit liegt in diesem allen beschlossen und sie geht oft und oft wunderschön auf . Ja, in der Welt, dahin zu i reisen heute verwehrt ist, g bt es vielleicht manchenorts größere Pracht und Macht . Aber wer einmal der Wiener Oper verfallen ist, sehnt sich aus aller Üppigkeit wieder nach ihr zurück. Er denkt der Loggia mit den bunten i s Romantikerbildem Schw nd , denkt an die festlich erleuchteten Räume der Redouten

Abende, an die weite, tiefe Bühne, an die 1 1 6 sarkastisch witzigen Kritiker, mündet in der Strä uß en unerschütterten Ruhe Richard s, dessen Meisterlichkeit alle Wirrungen eines Opern alltags löst , so dicht sie ihn umschlingen . Die Zweiein igkeit Strauß - Schalk hat sich wohl bewährt . Willig beugt man sich einem schöpferischen Genius und dankt der treuen

Sorge des anderen Mannes, der seit vielen

Jahren mit seinem Hause verwuchs . Aber das schönste Bild in der Erinnerung des Enthusiasten ist der Abend, wenn gute

Sterne leuchten, wenn das Haus erglänzt, ge schmückte Damen aus fernen Ländern ihre

Kleider und Steine ins Licht rücken, die ewige

Vierte Galerie in Seligkeit versinkt, die Clique u nd Claque eines Lieblings zum Kampf wider

einen anderen Liebling bereit ist, und eine minder leicht zufriedene Schar von Saaldienem

und G arderobi ers bedächtig Kritik übt . Das Publikum Ist es auch nur beiläufig die alte Hörerschaft dieses Hauses ? Fehlen

nicht die Komte ssen , bei Manon heimlich _ die

schluchzten, und den Tenor oder einen anderen m en eint , die Würde nträger von Staat und

1 1 8 “ Hof, die „ Gesellschaft der feinen oder doch

wenigstens reichen Leute , durch Ränge, Gitter ,

Brüstungen von jenen Begeisterten geschieden ,

die bloß begeistert waren bald von der Kunst ,

bald von einem Kapellmeister, bald von einem Freibillett ? Aber dafür sind die Gewinner eines verlorenen Krieges und des schlimmen

Friedens da, gierig nach dem vornehmen Haus wie nach anderen Gaben des Reichtums und

lüstern , die Geschichte mit diesem Lohengrin

einmal anzuhören . Es kommen Fremde,

Diplomaten , Verbannte, Handler, schon über

wächst ihre Sprache das geliebte Deutsch , und in der Tat wer kann von den Heimischen noch die geforderten und von Monat zu Monat heimlich - unheimlich erhöhten Preise bezahlen ?

Jeder Abend ist ausverkauft und trägt Millionen ,

freilich in Papier, aber die Sänger nehmen es und bekund eri A nh anglich keit an ihre

Jugend, Vergangenheit, Zucht, an den Glanz

und Ruhm ; vorausgesetzt, daß ihnen genug

Zeit im Jahr frei bleibt , als Gäste anderer

Länder richtiges Geld zu verdienen . Avers und Revers dieser gleißenden Münze : wohl

1 1 9 i ist das Glück dieser herrl chen Oper gewahrt, ja gesteigert, aber es ist Glück im Betrieb , “ - es können nur ganz , sichere Abende gewagt, “ nur ganz gute Geschäfte „ gemacht werden ; für Versuche bleibt kein Raum und das Ensemble ist nichts als eine Gelegenheit für die Mitglieder, hin und wieder zusammen zutreffen . Fast genial sind die Urlaube derart berechnet, daß immer Stern um Sternchen am m n Him el steht ; so st müssen Gäste her, immer

neue Gäste, Probenarbeit vergeht, sie einzu

üben und anzugleichen, Erziehung des Einzelnen

wie ihrer aller ist nicht möglich , es hat

- niemand Zeit, jeder Sänger Besuch , sei es

auch ein Mitglied, sinnt nur auf Erleichterung und Vorteil für das nächste Gastspiel Kein Vorwurf trifft einen Einzelnen und auch das Theater des republika nischen Kapitalismus

hat keine Schuld, die Zeit und nur die Zeit n kann hier heile . Aber es muß doch auch s ausgesprochen ein , was ist, nicht nur Glanz

und Glorie, sondern auch der tiefe Schatten . Wird eine ruhige Arbeit fast unmöglich d was soll man azu sagen , wenn sich das ge

1 20 was vermag selbst eine Frau ohne Sch atten gegen ihren Tenor ? Wie ergeht es da erst i Stim m enkom lex de den unglückseligen p , n

Pfitzners Palestrina nebenbei ergibt . Ein wenig Tiefland und die lebenden deutschen Tonsetzer sind genannt . Der Rest ist sehr viel Wagner ,

Verdi, Puccini, sehr wenig Weber, kein Gluck

vi el . nssen und erfreulich Mozart Franzosen , R ,

Italiener und andere sind undeutlich vertreten . Das diese Oper nie den Boris G o dunow zu geh en versucht hat "Von den zwei dramatischen

Werken Arnold Sc hönbergs zu schweigen, die sie fast allein zu geben vermöchte . Altes wird fast so selten belebt wie Neues gewagt . Es ist eben nicht mehr möglich . Es geht ni cht . t Es geh heute wirklich nicht, und so not wendig es war, einmal auch zu den Grenzen O ern lücks unseres p g vorzudringen , so gewiß wird man die leitenden Männer von jeder

Schuld freisprechen, ihnen vielmehr für alles noch Festgehaltene und wieder Erreichte herz lich danken müssen . Nur ist dieser Dank nicht r genug. Es müßten so großen Künstle n wie

Schalk und Strauß die Mittel geboten werden ,

1 22 nunmehr auch die Oper zu leiten, die sie meinen , nicht die , wie sie einem heute zahlenden t Ö Publikum gefäll . Das neue sterreich dürfte in all seinem Elend nicht ein Land sein, das mit übem omm enem Kunstgut wuchert und den Genießern und Freunden vor der näch t ern3 i l lichen Bar ein wenig Op p e ausschenkt . Man befreie eine sozial wie künstlerisch mit “ Staatsth eaterverwaltu n strebende „ g , befreie den ausgezeichneten Präsidenten Vetter von mancher hemmenden A lltagsverantwortu ng und gebe ihm die Macht, durch seine Erziehungs s pläne ein neue Publikum zu schaffen . Ein Kunstamt und das B ildu ngsam t müßten mit den Mitteln des Operntheaters rechnen können und eine weise oder selbst nur kluge Gesetz gebung hätte diese Mittel nicht minder froh

zu bewilligen als Beamtengehälter . Damit allein , daß man ein paar Arbeiter und Mittelstands

vorstellungen spendet, ist viel zu wenig getan . Auch die Hilfe des entzückenden Redo uten theaters ist nur ein Wegweiser und dieser

Weg verliert sich , wenn auch dort einzig für

hoch Bemittelte bald der Figaro von Mozart,

1 23 bald der von R ossini singt ; auch wenn es noch so vollendete Vorstellungen ergibt . Der

Weg aber ist : mit vorhandenen und zu ver: mehrenden Kräften einige , etwa drei oder vier f Truppen zu schaf en , die im Opernhaus, in der

Redoute und abwechselnd in der V orstadt, ja vielleicht sogar auf dem Land in der Art einer

Wanderbühne , einen ausgewählten Spielplan , b zu a gestuften Preisen, allen, aber auch allen

Hörern bieten müßten . Nur dann könnte w eder ein Zusammenspiel und ein wahres repertorium allen Op ernbesitz erhalten ; und auch nur dann rechtfe rtigt sich eigentlich die Unterstützung des Opern spi els durch den Staat : wenn es eben Opern spiel nicht nur für ganz Wenige ist . Welche Bande könnte da die Musik um

Arm und Reich , Stadt und Vorstadt, Wien und die Länder schlingen "Und nicht nur die “ „ Volksoper hätte in dieser Organisation auf zu eh n g und bekäme so endlich einen Sinn, sondern es müßte auch jedes Kino weit draußen r einmal Operntheate gewesen sein . Daß der gleichen nicht Utopie sein muß, beweist einmal die Kunstpflege radikal -sozialistischer Staats

1 24

f “ “ Schri t für; „ Das Wiener Hofoperntheater vorgezeichnet un d durch ein Jahrzehnt vo n f i Mahler leidenscha tl ch erkämpft, er wird u n s k alle vor tödlicher G enügsarn eit schützen . Fest b h spiele a er sind heute nic t etwas , zu dem h in il rt man in geweihten Zeiten p ge , sondern ein Licht von irgendwo, das in die letzte Hütte ganz sicher dringt . Vielleicht hat auch noch die P ru nkoper von einst ihren Sinn ; in ihrem lieben Hau s einer oft so lieben Vergangenheit werden wir immer und immer zu Hause sein Aber ein Neues drängt ewige Jugend in neue i e . w Fernen Kunst, Menschlichkeit, ist uns

mehr, noch viel mehr schuldig . Nur wenn

Kunst einem jeden sich schenkt, darf sie glühen u nd leuchten in der erhabenen Göttlichkeit ihres erdbefreiten Wesens .

1 26 INHALT

Vorlä ufer 7 Franz Jauner Höfisch es u n d n ich t S ech zeh n Jah re W il m eh r h öfisch es Spiel 1 4 h elm Jah n B is zu Beeth ove ns A us Magie des K ünstlers gan g 20 Gustav Mah ler D er Vormärz 2 6 Größe u n d Verfall B is zum Auskl ang des D ie Direktion szeit alten Hauses 2 9 Wei ngartners D as n eue Haus 34 D er Untern eh mer

' D ie A ra Dingel stedt 40 Hans Gregor 1 0 3 D ie Jah re Herbecks 4 4 Nich t meh r Hofoper 1 1 2

LITERATUR

D ie er e v on B ie D i e ei en Teuh er W k ( „ W l , un d allasch ek D ie Th ea er i s S ern W ( „ t Jul u t “ n i ah re o h ea er ien ia ( „ Fü fz g J H ft t , W Gugl , K ra i -S ch it er Tie e D ie en l k l t tz , „ D k “ l r d n nst i n Oes erreich e iren m ä e er To ku t , M mo ri i sch e di e ah rb ch er der O er die S a i s i K t s, J ü p , t t t k der 25 Jah re Hofoper bi s 1 894 von -W eltner -P rz i - n i r se n bis 1 91 S e ch s staupin sky Graf u d d e Fo t tzu g 9 , p t ch D s iener O ernth eater v on i n e s ed bi s Bu , „ a W p D g l t t “ S ch alk un d S trauß die eigenen Büch er über Mah l er u ei Z i un d die dor an e eben en e en nd s ne e t t g g "u ll , “ i h m ei O rn - e h ri D as ne e a s en dl c ne pe F stsc ft „ u H u

wurden besonders h äufig h erangezogen . B ucher von PA UL STEFAN

Umbrien E i n Wan derbuch 1 907 Gustav Mah l ers E rbe 1 908 h r s a a e 1 91 0 7 A ufl . 1 920 en isch e Gu t v M l ; . ; gl Ausgabe 1 91 3 Oskar Fried 1 91 2 — D as Grabi n Wien I (Ch ron ik 1 903 1 91 I ) 1 9 1 8 D er u ngeh örte R u f (E ssays) 1 91 4 D ie Fein dsch aft gegen Wagner 1 9 1 8 D as neue Haus (Opern -Festsch rift) 1 91 9 Neue Musik u nd Wien 1 920 Frau Doktor 1 922 “ n na h r-Mildenb r D ie ieder abe 6 A Ba u g („ W g I , ) 1 922

Überse n en : Tacit s er an i a de tzu g u , G m a ; D u t , Tartarin von Tarascon (I nsel -Büch erei)

- s b n E . . offm an ns si er Sch ri en Au ga e T. A H Mu k ft K lei nere S ch riften R i ch ard Wagners (I n se l h er i r s h r m en un d Büc e ) ; Oska K oko c ka „ D a i “ B lder usw.

Vorbereite t : Arn old S ch ö n berg “ ah er f r eder nn ieder abe I I 5 M l ü J ma „ W g , ) — D as Grab in Wien I I (Ch ron ik 1 9 1 2 1 920)