Advent Und Weihnachten 2019 „Macht Hoch Die Tür, Die Tor Macht
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Pfarrverband Rott am Inn Rott am Inn St. Peter und Paul, Marinus und Anianus Griesstätt St. Johann Baptist Ramerberg St. Leonhard „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit…“ Advent und Weihnachten 2019 2 Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, auf dem Mantel unseres Weihnachts- Gott ist nicht fern und unbegreiflich pfarrbriefes sehen Sie die älteste Tür geblieben. Im Kind von Betlehem wur- in unserem Pfarrverband. Sie führt in de er nah und greifbar. Unsere alte die Sakristei der Kirche von Berg bei Berger Tür hat einen eindrucksvollen Griesstätt. Türen gehören zu unserem Türklopfer, als Teil eines Gesichtes mit Alltag. Denken Sie nur einmal am En- Augen und Mund. Wer die Tür öffnet, de des Tages zurück, durch welche lässt sich anschauen, von Angesicht Türen sie heute gegangen sind, wel- zu Angesicht und ist bereit zum Hören che Türen sie geöffnet und welche Sie und zum Sprechen. geschlossen oder auch zugeknallt In der Offenbarung des Johannes haben. Eine Tür bedeutet einerseits heißt es: „Ich stehe vor der Tür und Schutz und Sicherheit, andererseits klopfe an.“ (Offb 3, 20) Der Advent ist kann sie auch zur Barrikade werden. ein Anklopfen Gottes an unsere Her- Das Symbol der Tür spielt auch in der zenstür. In der Kindheitsgeschichte Hl. Schrift eine große Rolle. Jesus Jesu ist von Menschen die Rede, die sagt von sich selbst „Ich bin die Tür“ ihm ihre Lebenstür geöffnet haben wie (Joh 10, 9). In Jesus schenkt Gott uns Maria, Josef, Elisabeth, Zacharias, Jo- Zutritt in sein Innerstes. Von daher hannes, die Hirten, die Könige, Sime- versteht sich die adventliche Anrufung on und Hanna. Andere haben ihn be- Jesu als „Schlüssel Davids“, der die wusst ausgesperrt – es war kein Platz verschlossene Himmelstür endgültig für ihn in der Herberge - sein Klopfen öffnet und uns eine göttliche Liebe er- überhört oder verschlafen im Lärm schließt, die uns sonst verborgen ge- oder der Oberflächlichkeit des Alltags. blieben wäre. So beten wir in einer Advent bedeutet, dass Gott wirklich Antiphon in den letzten neun Tagen neu in unser Leben kommen will, dass vor Weihnachten, dem sogenannten er bei uns anklopft. Schauen wir nicht Hochadvent: „O Schlüssel Davids, nur durch einen Spion oder die Ka- Zepter des Hauses Israel – du öffnest, mera des Verstandes aus der Ferne und niemand kann schließen, du zu ihm. Haben wir den Mut, ihm neu schließt und keine Macht vermag zu die Tür des Herzens zu öffnen und öffnen: O komm und öffne den Kerker zwar nicht nur einen kleinen Spalt der Finsternis und die Fessel des sondern ganz. Wir müssen vor ihm Todes!“ nichts verbergen oder ausklammern. Vorwort 3 Wir dürfen ihn einlassen in unsere dass er in Ihnen neu zur Welt kommt. Fragen, Zweifel, Schwierigkeiten, Dann ist Weihnachten nicht Geschich- „Fesseln“, Wunden und Sünden. Ihn te, sondern Gegenwart, nicht gestern einlassen mag sich zunächst anfühlen sondern heute. wie ein Kontrollverlust, aber nur so können wir die beglückende Erfahrung Klaus Vogl, Pfarrer machen, dass er nicht eine abstrakte menschliche Natur angenommen hat, sondern uns mit allem, was uns aus- macht. Unsere Kinder öffnen jeden Tag ein Türchen im Adventskalender. Ich lade Sie ein, im Advent jeden Tag ganz bewusst eine Tür für Gott zu öffnen. Manche Tür wird sich leicht öffnen las- sen, manche, die schon länger ver- rammelt ist, weil sich hinter ihr Bitte- res, Verhasstes oder Verdrängtes ver- birgt, schwerer. Zum Advent gehört, dass wir sein Ankommen zulassen, mit ihm rechnen und ihn mutig ein und an uns heranlassen. Er bricht nicht in uns ein. Er lässt uns Zeit. Er überfällt uns nicht. Er weiß, wo wir am meisten seiner Zuwendung bedürfen. Und dennoch wartet er sehnsüchtig darauf, dass wir ihm aus freien Stücken öff- nen. Jesus steht vor den Türen unse- rer Herzen, bekannt und doch fremd, liebevoll und doch erschreckend, alt und doch jung. Lassen Sie sich neu von ihm überraschen und beschen- ken. Öffnen Sie ihm bisher verschlos- sene Türen und erfahren Sie, 4 „Macht hoch die Tür...“ „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit…“ Betrachtungen 2. Er ist gerecht, ein Helfer wert; Sanft- 4. Macht hoch die Tür, die Tor macht mütigkeit ist sein Gefährt, sein Königs- weit, eu’r Herz zum Tempel zubereit’. kron ist Heiligkeit, sein Zepter ist Die Zweiglein der Gottseligkeit steckt Barmherzigkeit; all unsre Not zum End auf mit Andacht, Lust und Freud; so er bringt, derhalben jauchzt, mit Freu- kommt der König auch zu euch, ja, den singt: Gelobet sei mein Gott, mein Heil und Leben mit zugleich. Gelobet Heiland groß von Tat. sei mein Gott, voll Rat, voll Tat, voll Gnad. 3. O wohl dem Land, o wohl der Stadt, 5. Komm, o mein Heiland Jesu Christ, so diesen König bei sich hat, wohl meins Herzens Tür dir offen ist. Ach allen Herzen insgemein, da dieser zieh mit deiner Gnade ein; dein König ziehet ein. Er ist die rechte Freundlichkeit auch uns erschein. Freudensonn, bringt mit sich lauter Dein Heilger Geist uns führ und leit Freud und Wonn. Gelobet sei mein den Weg zur ewgen Seligkeit. Dem Gott, mein Tröster früh und spat. Namen dein, o Herr, sei ewig Preis T: Pfr. Georg Weissel, Königsberg, 1623 und Ehr. M: Freylinghausensches Gesangbuch, 1704 „Macht hoch die Tür...“ 5 Betrachtungen zum Adventslied „Macht hoch die Tür…“ Der formale Aufbau des kunstvoll Tempel zubereit´. Die letzte Strophe gedichteten Liedes beginnt in allen bringt den Perspektivwechsel: der fünf Strophen mit drei gereimten Paar- Leser/Sänger ist nicht mehr der Ange- versen. Die letzten beiden Verse der sprochene, sondern er bittet selbst, Strophen 1 bis 4 verklammern diese hat sich geöffnet. Und der Aspekt der Strophen durch Vers 7, der immer wie- Ewigkeit (Seligkeit und Lobpreis) lässt derkehrt sowie Vers 8, welcher stro- unser Herz noch höher schlagen. In phenübergreifend gereimt ist. Anbetracht der Melodie, die in der Einfachheit ihres geringen Tonum- Inhaltlich greift das Lied Psalm 24, 7ff fangs doch Festlichkeit und Freude auf, welcher zum Einzug der verbindet – und des kunstvoll wie auch Bundeslade (des „Allerheiligsten“) in freudig gestalteten Liedtextes ist es den Salomonischen Tempel gesungen sehr verständlich, dass wir eines der wurde. Der sanftmütige König (Str. 2) schönsten (wenn nicht sogar belieb- und die Zweiglein (Str. 4) haben eher testen) Adventsliedes des deutschen das Bild vom Einzug Jesu in Jerusa- Sprachraumes vor uns haben. lem (Mt 21, 5ff) vor Augen. Erwäh- nenswert ist auch die Anspielung auf Franz-Matthias Köster, die Drei Göttlichen Personen (Schöp- Kirchenmusiker fer – Heiland - Tröster) in den ersten drei Strophen, welche in Strophe vier zusammen gefasst wird (Rat – Tat - Ich lade Sie ein, mit mir ein wenig den Gnad). Das Lied atmet insgesamt eine wunderbaren Text des Liedes „Macht freudige Erwartung, den Aufruf zur hoch die Tür“ zu betrachten. Er geht Vorbereitung auf das Kommen des zurück auf den evangelischen Pfarrer Herrn der Herrlichkeit – des Königs Georg Weissel. Er schrieb den Text im aller Königreich – des Heilands aller Jahre 1623 zur feierlichen Einweihung Welt: drei Titel für den Kommenden, der neu errichteten Altroßgärtner Kir- dessen wunderbare Eigenschaften che, deren erster Geistlicher er war. und Wirkungen in den Strophen 2 und Die erste Strophe erinnert an eine 3 besungen werden. In Strophe 4 wird Falltür, deren Gitter nach oben gezo- die Aufforderung der ersten Strophe gen werden soll und ein Tor, das weit noch intensiviert: eu´r Herz zum geöffnet werden soll für den Herrn der 6 „Macht hoch die Tür...“ Herrlichkeit. Es ist eine Aufforderung delt. an die Kirche, ja an jeden Einzelnen, Die dritte Strophe ist eine Aufforde- den Weg frei zu machen, Raum und rung an das Land, an den Ort, Jesus Weite zu schaffen für den kommenden als König und Herrn anzuerkennen, ja Herrn. Ich denke bei diesen Worten an zu sagen zu seinem Willen, zu seiner die erste Ansprache des Hl. Papst Ordnung. Diese Unterwerfung ist die Johannes Paul II. der gesagt hat: einzige, die den Menschen frei, groß „Habt keine Angst, die Türen für und glücklich macht. Wo das Miteinan- Christus zu öffnen!“ Der, der da kommt der im Licht des Evangeliums gelebt ist der König aller Königreich, stärker wird, da wird es hell, da kehren Freu- als alle und alles Andere und er hat de und Wonne ein. Wo sehnen Sie die Macht, alle Welt zu heilen. Für ihn sich nach dieser Freudensonne, die ist nichts unmöglich. Er allein stillt das Schwere und Dunkle in ihrer Helle unsere tiefe Sehnsucht nach Heil und und Wärme berührt und verändert. Leben. Wir müssen keine Angst haben Welches Eis soll und darf die rechte vor seiner Nähe. Wir dürfen uns Freudensonn zum Schmelzen bringen, freuen und jubeln, weil der, der uns damit das Leben und die Liebe wieder erschaf-fen hat, reich an Rat ist, Pläne neu fließen? des Heils für und mit uns hat. Wagen Die vierte Strophe spricht vom Herzen wir doch neu den Glauben an diesen des Menschen als Lieblingsort Gottes starken, herrlichen, heilenden und in dieser Welt. Wenn mein Herz Tem- erlösenden Gott, der bei uns einziehen pel Gottes ist, ihm geweiht, dann ist er möchte. nicht nur Gast, sondern Hausherr, Die zweite Strophe spricht davon, dem alles gehört, ja hingegeben ist. dass dieser Gott uns helfen möchte, Viele haben davor Angst, weil sie mei- dass er sanftmütig, ja zärtlich ist, heilig nen, mit Jesus ein Stück Welt, ein und barmherzig. Der Text spricht von Stück Leben zu versäumen, zu kurz zu einem Gott, der unsre Not zum Ende kommen. Doch sie machen trotzdem bringt. Bringen wir ihm die Nöte, die die Erfahrung, dass in ihrer Seele eine uns bedrücken in der Hoffnung, dass Sehnsucht ist, ein tiefes Loch, das er die Macht hat, davon zu befreien. nichts und niemand in dieser Welt Der Heiland groß von Tat ist der, der wirklich füllen kann, schon gar nicht jede menschliche Not bis hinunter in sie selbst.