Archiv Für Naturgeschichte
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© Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Protozoa, mit Ausschluss der Foraininifera, für 1892. Von Dr. Robert Lucas in Rixdoi'f bei Berlin. A. Publikationen mit Referaten. Adamkiewicz, A. (1). Zur Reaktion der Carcinome. Wien, med. Wochenschr. 1898, No. 30, p. 1292. — Ref. Centralbl. f. Bakt. u. Parasitk. 15. Bd. p. 771—772. — (2). Untersuchungen über den Krebs u. das Prinzip seiner Behandlung. Experimentell u. khnisch. gr. 8^^. XIV, 134 p. m. 4 lith. u. 4 Lichtdruck-Tafeln, nebst 7 Bl. Erklär. Wien (Wilhelm Braumüller) 1892. Apäthy, Stefan. Kritische Bemerkungen über das Frenzel'sche Mesozoon Salinella. Biol. Centralbl. 12. Bd. p. 108—123. Salinella hilft nach Apathy die Lücke zwischen Volvox u. Trichoplax auszufüllen. Es lassen sich an S. eine grosse Reihe wichtiger Fragen knüpfen. Zwischen Thieren u. Pflanzen ist die Kluft überbrückt. Die pessimistische Anschauung Frenzel's die Kluft zwischen einzelligen u. vielzelligen Thieren breiter u, tiefer erscheinen zu lassen als sie ist, sei nicht zu theilen. Gerade die Erkenntnis, dass zwischen morpholog. (d. h. anatomisch u. embryo- logisch) nicht zu unterscheidenden, besonders einzelligen Organismen Unterschiede rein physiologischer Natur vorhanden sind, ist eine der wichtigsten biolog. Errungenschaften, — Entstehung neuer ver- schiedener Lebensformen aus scheinbar gleichen Lebensqualitäten. — Wenn sich die Phylogenese in der Ontogenese wirkhch wiederholt, muss sich in der individuellen Entwicklung eines Protozoons auch das Anfangsstadium des kernlosen Protoblasten, das Monerenstadium wiederfinden können. Dieselbe Forderung muss man aber auch gegenüber den Metazoen stellen. Durch die Entdeckung der all- gemeinen Verbreitung der Centrosomen (Attraktionssphären) u. ihrer so zu sagen leitenden Rolle bei der ZeUtheilung ist die Möglichkeit gegeben, auch die Ontogenese der Eizelle u. somit die aller Protozoen auf das Monerenstadium zurückführen zu können, nur wird das Stadium der kernlosen Protoblasten gegenwärtig immer innerhalb © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 144 -Dr- Robert Lucas: Protozoa, der Mutterzelle, noch vor der Abgrenzung der Tochterzeilen passiert. Der ungetheilt übrig gebliebene Kern des Mutterindividuums gehört weder dem einen noch dem anderen Tochterindividuum an; diese befinden sich also auf dem Stadium der kernlosen Protoblasten. Der Zweck der mehr oder weniger komplizirten Formen der Kern- theilung ist nichts weiter als eine ontogenetische Verkürzung des phylogenetischen Vorganges der Kernbildung aus dem materiellen Substrate, an welches die erblichen speziellen Eigenschaften ge- bunden sind u., welches — ohne noch in Form eines später so wichtigen Organs, des Kernes konzentrirt zu sein — gewiss auch dem kernlosen, phylogenetischen Stadium eigen war. Die Eizelle steht auf der höchsten Stufe einzelliger Existenz. Bei den Protozoen kann es Sache momentaner Anpassung sein, ob ein u. dasselbe Thier extra- oder intrazellulär verdaut. Bei den niederen Metazoen ist letzteres so zu sagen vorherrschend. Die Ernährungsweise würde bei dem Versuch einer Ueberbrückung der Kluft keine physiologische Schwierigkeit bieten. Im Gegensatz zu Frenzel u. Metschnikolf bildet dieser Verdauungsmodus einen Ver- bindungsfaden zwischen beiden Gruppen. Die allerersten Metazoen sind aus flagellatenähnlichen Wesen abzuleiten. Nimmt man hierbei holophytische Flagellaten als Ahnenformen der Metazoen an, wobei Volvox einen sehr schönen Uebergang bildet, so wäre die Ent- stehungsweise der Uebergangsform leicht erklärlich. Dass eine extracelluläre Verdauung bei den Protozoen wenig verbreitet ist, wird durch äussere Umstände bedingt. Das Zusammenbleiben in einer Kolonie u. die Unfähigkeit selbständig zu leben ist ein Zeichen der individuellen Entkräftung der einzelnen Protoblasten. Durch weitere Entkräftung büssten die meisten Zellen, allmählich auch die Entodermzellen ihre Fähigkeit selbst, amöboider Gestaltsveränderungen ein u. spezialisirten sich als Ersatz für die ganze Kolonie zu Be- reitern von Verdauungssäften u. Enzymen um. Es geht hieraus hervor, dass gerade die Physiologie beim Ableiten der Metazoen von den Protozoen am wenigsten Schwierigkeiten macht. Auch die andere von Frenzel betonte Kluft, die durch die Mehrschichtigkeit der Metazoen verursacht wird, ist weniger gross. Es fehlt der triftigste Beweis dafür, dass die Urform der Metazoen die Gastraea — ein Thier mit Darmhöhle u. Mundöffnung, aus Ekto- u. Entoderm, ohne Mesoderm — gewesen ist. Wir haben sie aber nur dann als Uebergangsform nötig, wenn wir den nächsten Schritt der phylogenetischen Weiterentwicklung von der Blastulaform (Blastaea) aus in einer Invagination bestehen lassen wollen. Mechanisch ist die Entstehung einer Gastrula durch Einstülpung die einfachste Art der Weiterbildung, physiologisch aber wohl nicht. Wahrscheinlich ist die genealogisch älteste Art der Entodermbildung diejenige durch apolare, multilokulare Einwucherung. Die Ento- dermbildung ist weder Zweck noch Ursache, sondern bloss Folge der Einwanderung. Eigentlich kann solch ein Thier wie die Gastraea weder in der Phylogenese existiert haben, noch heute vorhanden © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at mit Ausschluss der Foramiuifera, für 1892. 145 sein, üeber die wahrscheinliche Entstehungsweise der Coelenteraten aus Thieren wie Salinella. Die Frage, wie die einheitliche Indi- vidualität des Metazoons aus den besonderen Individualitäten der Protozoen entstanden sei, berührt die Frage, welche das Verhältnis der Protozoenseele u. Metazoenzelle, kurz das Thema von der Seele überhaupt betrifft. Es bleibt noch zu erörtern, ob man ein einzelliges Thier, wie es auch gebaut ist, für die Larve eines vielzelligen halten kann? Der Uebergang der intrazellulär verdauenden Zelle in das intrazellulär verdauende reife Thier ist nach Apathy nicht rätsel- hafter als die Thatsache, dass sich aus amöboid verdauenden Eizellen Metazoen entwickeln. Auch die weitere Ontogenie von S. zeigt nichts Absonderliches. Unfähigkeit der Tochterzellen u. Nach- kommen der Metazoeneizellen ein selbständiges Zellenleben zu führen. Nur die Propagationszellen erreichen durch ihre besonders günstigen Lebensbedingungen mehr von der ursprünglichen selb- ständigen Lebensenergie der einzelligen Ahnen. Es kann somit die etwas paradox erscheinende These aufgestellt worden, dass die höhere Organisation des vielzelligen Individuums als die Folge der allmählichen Degeneration der einzelnen Zellindividuen, welche dasselbe zusammen setzen, aufzufassen ist. Salinella ist deshalb ein sehr wertvoller u. interessanter Fund, weil sie im Gegensatz zu Frenzel's Ansicht, erst recht gut in unsere heutige biologische Auffassung über den Ursprung der Metazoen hineinpasst u. so zu sagen, eine Lücke im Thatsachenmaterial für unsere Deduktionen ausfüllt. Arnaud (1). Note sur les resultats fournis par l'examen micro- biologi ;ue du sang dans le paludisme, ä l'hopital militaire de Tunis. Arch. de med. et de pharm, milit. 1892, No. 9, f. '220 —239. — (2). Sur l'hematozoaire du paludisme. Compt. rend. Soc. Biol. Paris 1892. No. 13. p. 289—292. Apstein, E. (1). Ueber das Plankton des Süsswassers. Schrift. Nat. Ver. Schleswig, vol. IX, 2, p. 313—316. — Protozoa p. 316. — (2). Quantitative Plankton-Studien in Süsswasser. Biol. Centralbl. 12. Bd. p. 484—512. — Listen, Tabellen, Kurven etc. Litteratur. 18 Publik, (p. 511—512). — Enthält die Wiedergabe seines Fischereitagebuches etc., des Dobersdorfer Sees etc., auch Protozoen. Neu: Glenodinium acutum (mit Abb.). Ascoli, V. Suir utilitä dell' esame del sangue nella diagnosi di malaria. Bull. d. soc. Lancis. d. osped. di Roma (1891). 1892. p. 103—177. Baccelli, Gr. Sul meccanismo della infezione malarica e sopra un caso di emoglobinuria non parossistica stato pernicioso protratto da infezione malarica. Gazz. d. ospit. 1892. No. 128. Bacelli. Ueber das Wesen der Malariainfektion. Uebers. von Stobwasser. Dtsch. med. Wchschr. 1892. No. 32. p. 721—723. Balbiani, E. (x. (1). Nouvelles recherches experimentales sur la merotomie des Infusoires cilies. Ann. Micrograph. 1892, p. 369 bis 407, 449—489 (79 pp.) 3 pls. — Abstract: Journ. Roy. Micr. Soc. Areli. f.Natuv:r---'1.. 66. Tahv),'. l'.iOO BO. U. H. 3. IQ © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 146 I^r- Bobert Lucas: Protozoa, London 1892, p. 803—805 u. Bibliographie Anatomique I. No. 1. p. 15. Veröffentlicht eine Arbeit über Merotomie bei Ciliaten-Infusorien. Mehr oder weniger grosse abgetrennte Stücke eines Stentor schliessen im allgemeinen ganz schnell die durch den Schnitt ver- ursachte Wunde. Die Wundränder schliessen sich aneinander in Folge der Elastizität der Cuticula und der Contraktilität der Muskel- fibrillen. Die örtlichen Modifikationen der Wunde u. die Kontrak- tionen des Körpers, die zur Schliessung derselben beitragen, sind als Wunderscheinungen zu betrachten. Die Erregungsphänomene können sowohl an Fragmenten wie an Merozoiten (mit oder ohne Kern) beobachtet werden. Nach dieser Reizperiode, die nur kurze Zeit dauert, erlangen die Fragmente die Regelmässigkeit ihrer Be- wegungen u. ihre normale Orientierung wieder, betragen sich also wie gewöhnliche Stentor. Das Bemerkenswerteste bei der Merotomie ist die schleunige u. vollständige Regeneration der Merozoiten, die den ganzen Kern oder einen Theil desselben enthalten. Wenn das Peristom entfernt ist, so wird es von einem Rudiment aus wieder- gebildet, welches, wie bei der Vermehrung durch