Diskursmarker Im Deutschen Reflexionen Und Analysen
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Hardarik Blühdorn / Arnulf Deppermann Henrike Helmer / Thomas Spranz-Fogasy (Herausgeber) Diskursmarker im Deutschen Reflexionen und Analysen 05 OM der is JEdes wochenende da reiten; [so, ] 06 TV [ja s]ei es ihm geGÖN[NT; also)-] 07 OM [ja is ja_ ] in ORDnung. ne? 08 (0.4) 09 OM äh (.) also is ja (.) nichts NEgatives.= 10 =aber ich glaub (0.3) er hat dann AU 11 er hat EH nich mehr so viel motivation. 12 °h ich weiß nIch WÜRD vorher au noch mal mit ihm REden einfach bevor wir[_s fest machen sollten. ne?] 13 KL [ja- (.) klar. ] Verlag für Gesprächsforschung Göttingen: Verlag für Gesprächsforschung 2017 http://www.verlag-gespraechsforschung.de ISBN 978 - 3 - 936656 - 69 - 5 Alle Rechte vorbehalten. © Verlag für Gesprächsforschung, Dr. Martin Hartung, Göttingen 2017 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigung, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Inhalt Zur Einführung 5 Hardarik Blühdorn / Ad Foolen / Óscar Loureda Diskursmarker: Begriffsgeschichte – Theorie – Beschreibung Ein bibliographischer Überblick 7 Wolfgang Imo Diskursmarker im gesprochenen und geschriebenen Deutsch 49 Nadine Proske Zur Funktion und Klassifikation gesprächsorganisatorischer Imperative 73 Susanne Günthner Diskursmarker in der Interaktion – Formen und Funktionen univerbierter guck mal- und weißt du-Konstruktionen 103 Henrike Helmer / Arnulf Deppermann ICH WEIß NICHT zwischen Assertion und Diskursmarker: Verwendungsspektren eines Ausdrucks und Überlegungen zu Kriterien für Diskursmarker 131 Pia Bergmann Gebrauchsprofile von weiß nich und keine Ahnung im Gespräch Ein Blick auf nicht-responsive Vorkommen 157 Emma Betz Diskursmarker aus konversationsanalytischer Sicht: Prosodisch integriertes ja am Beginn von responsiven Turns 183 3 Florence Oloff Genau als redebeitragsinterne, responsive, sequenzschließende oder sequenzstrukturierende Bestätigungspartikel im Gespräch 207 Katharina König Question tags als Diskursmarker? – Ansätze zu einer systematischen Beschreibung von ne im gesprochenen Deutsch 233 Martin Pfeiffer Über die Funktion der Reparaturmarker im Deutschen 259 Swantje Westpfahl Diskursmarker aus korpuslinguistischer Sicht – POS-Annotation von Diskursmarkern in FOLK 285 Hardarik Blühdorn Diskursmarker: Pragmatische Funktion und syntaktischer Status 311 Über die Autoren 337 4 Zur Einführung Der vorliegende Band geht auf die 19. Arbeitstagung zur Gesprächsforschung zu- rück, die unter dem Titel Diskursmarker vom 16. bis 18. März 2016 am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim stattfand. Die Tagung verfolgte theoretische und empirische Ziele im Hinblick auf Formen und Funktionen von Diskursmar- kern im Deutschen, insbesondere in mündlichen Interaktionen. Vor dem Hinter- grund der einzelsprachlichen Verhältnisse im Deutschen wollte sie darüber hinaus Beiträge zur Definition und extensionalen Abgrenzung des Diskursmarkerbegriffs leisten. Im Englischen und in den romanischen Sprachen sind die Termini discourse marker, marqueur de discours, marcador del discurso usw. seit den 1980er Jahren in Umlauf. Dennoch besteht nach wie vor keine Einigkeit darüber, welche konkre- ten Erscheinungen damit erfasst werden, welche ausgeschlossen bleiben und wel- che Kriterien dafür maßgeblich sind. In der deutschsprachigen Linguistik ist der Diskursmarkerbegriff erst um die Jahrtausendwende in Gebrauch gekommen. Wegen der notorischen Uneinheitlichkeit seiner Verwendung begegnen ihm gegenwärtig noch viele Linguisten mit Skepsis. Andererseits lenkt er die Auf- merksamkeit auf eine Reihe sprachlicher Strukturen, die sich als überaus wichtig für die Organisation des sprachlichen Handelns und der Interaktion erwiesen ha- ben, und weist diesen Strukturen einen systematischen Platz in der grammati- schen, pragmatischen und interaktionalen Betrachtung von Sprache zu. So scheint es sinnvoll und geboten, sich kritisch – im Sinne der Erforschung von Möglich- keiten und Grenzen – mit ihm auseinanderzusetzen. Diskursmarker werden heute in unterschiedlichen Fachgebieten – Gesprächs- analyse, Interaktionslinguistik, Diskursforschung, Pragmatik, Semantik, Funk- tionswortforschung u.a. – in unterschiedlich ausgerichteten Schulen und vor dem Hintergrund unterschiedlicher Forschungstraditionen untersucht. Vor allem in der Forschung zur gesprochenen Sprache nimmt der Diskursmarkerbegriff einen pro- minenten Platz ein. Die mit ihm erfassten Phänomene stehen geradezu paradigma- tisch für die Besonderheiten der Sprache in der Interaktion. Sie umfassen ein brei- tes Formen- und Funktionsspektrum. An Diskursmarkern kann studiert werden, dass auch Ausdrücken, die abseits schriftzentrierter Wohlgeformtheitsvorstellun- gen liegen, Usualität und Systematik zukommen können. Wie in allen Bereichen der Sprache besteht die Aufgabe des Linguisten auch hier im Beschreiben und Er- klären formaler und distributioneller Eigenschaften und funktionaler Potenziale. Hinzu kommt die diachrone Dimension, für die die Prozesse der Grammatikalisie- rung und Pragmatikalisierung exemplarisch sind. In formaler Hinsicht gehören Partikelhaftigkeit (Wortförmigkeit, morphologi- sche Einfachheit, Nicht-Flektierbarkeit), Formübereinstimmung mit grammati- schen Funktionswörtern wie Konjunktionen oder Adverbien und syntaktische Pe- ripher- oder Parenthesestellung (Desintegriertheit) zu den auffälligen Charakteris- tika von Diskursmarkern. In funktionaler Hinsicht geben Diskursmarker Verste- hensanweisungen für sprachliche Handlungen, wobei sie auch Auswirkungen auf Wissensmanagement, Informationsfluss, Sprecherwechsel und Interaktionsverlauf haben können. Ferner können sie dem Ausdruck von Sprechereinstellungen und Sprecherkommentaren dienen. Häufig diskutierte Fragen, die sich gleichermaßen 5 Zur Einführung aus der formalen wie aus der funktionalen Charakteristik ergeben, betreffen ihre Abgrenzung von Modalpartikeln, epistemischen Markern, Interjektionen, question tags und Responsiven. Die Arbeitstagung war unter vier Leitfragen gestellt, die auch die Erarbeitung des vorliegenden Bandes geprägt haben: • Steht der Begriff Diskursmarker systematisch für eine Kategorie (Wortart) oder für eine Funktion? • In welchem Verhältnis stehen Ausdrücke, die in der Gegenwartssprache als Diskursmarker verwendet werden, zu anderen Ausdrücken, mit denen sie etymologisch verwandt sind (Homonymie, Heterosemie, gemeinsame Grund- bedeutungen)? • Inwieweit ist der Diskursmarkerbegriff prototypisch angelegt, sind zentrale von peripheren Diskursmarkern zu unterscheiden? • Welche genauen Funktionen übernehmen Diskursmarker im Rahmen der Interaktionskonstitution? Dieser Band ist unseres Wissens der erste, der geschlossen den Diskursmarkern des Deutschen gewidmet ist. Die Themenstellungen der Aufsätze wurden gegen- über den Tagungsvorträgen teilweise verengt, Schwerpunkte anders gesetzt, um Überschneidungen zu reduzieren, die Abdeckung des Gegenstandsbereichs zu vergrößern und die Kohärenz des Bandes zu erhöhen.1 Der zentrale Hauptteil ent- hält deskriptive Studien zu ausgewählten Markern und formal bzw. funktional be- stimmten Markergruppen im Deutschen anhand von Interaktionsdaten (teilweise ergänzt um textuelle Daten). Es entsteht ein repräsentativer Einblick in die Sprachmittel, die das Deutsche in diesem Bereich zur Verfügung stellt, und in den Gebrauch, den Sprecherinnen und Sprecher davon machen. Der Bezug zu defini- torischen und theoretischen Fragestellungen verbindet die Beiträge untereinander. In den Aufsätzen, die den Band rahmen, stehen forschungsgeschichtliche und theoretische Fragestellungen im Vordergrund. Hier zeigt sich, dass der Diskurs- markerbegriff sich trotz gegenwärtig noch bestehender Uneinheitlichkeit in die Richtung einer homogeneren, besser definierten und allgemein akzeptierten Ver- wendung zu entwickeln scheint. Die Herausgeber Mannheim, im Juni 2017 1 Herzlichen Dank an Helen Healey für die Revision der englischen Abstracts! 6 Diskursmarker: Begriffsgeschichte – Theorie – Beschreibung Ein bibliographischer Überblick Hardarik Blühdorn / Ad Foolen / Óscar Loureda1 Abstract Der Aufsatz beschreibt Grundlinien der Diskursmarkerforschung von ihren An- fängen bis in die Mitte der 2010er Jahre. Der Schwerpunkt liegt auf einer fachge- schichtlichen und systematischen Rekonstruktion des Diskursmarkerbegriffs. Im ersten Schritt werden Herausbildung und Entwicklung des Terminus nachge- zeichnet und zu verwandten Termini wie Partikel, Gesprächswort und (pragmati- scher) Operator in Beziehung gesetzt. Dabei werden unterschiedliche For- schungstraditionen in Germanistik, angelsächsischer Linguistik und Romanistik sowie ihre wechselseitigen Verflechtungen berücksichtigt. Im zweiten Schritt werden inhaltliche Bestimmungen des Diskursmarkerbegriffs in morphologischer, prosodischer, syntaktischer, semantischer, pragmatischer und sprachgeschichtli- cher Hinsicht zusammengestellt und gewichtet. Zum Schluss werden unterschied- liche Richtungen der Diskursmarkerforschung in einen systematischen Zusam- menhang gestellt, der die notorischen Unschärfen des Diskursmarkerbegriffs ver- ständlich macht und ihre Überwindung absehbar erscheinen lässt. Keywords: Gesprächswörter, Partikeln, Sprachwissenschaftsgeschichte, linguistische Terminolo- gie, Grammatik vs. Pragmatik, Synchronie vs. Diachronie. English Abstract This paper describes the main lines of development in research on discourse