Leopold-Franzens-Universität Innsbruck Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Masterstudium Medien

Fußball abseits des Rasens

Analyse der Fußballberichterstattung von Bundesligaspielen auf DAZN während der COVID-19-Pandemie

von Nemanja Sever, BA Matrikelnummer: 01417521

Masterarbeit

zur Erlangung des Titels „Master of Arts“ (MA) an der Philologisch- Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck im Zuge des Masterstudiums Medien

Betreut von Univ.-Prof. Dr. Thomas Schröder

Innsbruck, am 13. September 2020

Eidesstattliche Erklärung

Ich erkläre hiermit an Eides statt durch meine eigenhändige Unterschrift, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet habe. Alle Stellen, die wörtlich oder inhaltlich den angegebenen Quellen entnommen wurden, sind als solche kenntlich gemacht. Die vorliegende Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form noch nicht als Magister-/Master-/Diplomarbeit/Dissertation eingereicht.

______Datum Unterschrift

Vorwort und Danksagung

Als Sportenthusiast und langjähriger Fußballfan kam mir im Laufe des Masterstudiums Medien die Idee zu dieser Arbeit. Zwei Leidenschaften und Welten – Medien und Sport – wurden miteinander verbunden, um die Masterarbeit zu gestalten. Im letzten halben Jahr, aber auch im Laufe des Studiums, halfen viele Menschen mit.

Ein Dank geht an meinen Betreuer Herrn Univ.-Prof. Dr. Thomas Schröder, der mich vor allem in der wichtigen Anfangsphase auf den richtigen Weg brachte. Durch Ihre Tipps und Literaturvorschläge war es mir erst möglich, ein Konzept zu erstellen, mit dem ich schlussendlich die Masterarbeit angehen konnte. Die größte Hilfe war aber wohl die kreative Freiheit, mit der ich die Masterarbeit angehen konnte. Vielen Dank für die Betreuung in dieser Ausnahmesituation der Covid-19-Pandemie. Ein weiterer Dank geht an die Korrekturleser dieser Arbeit, allen voran meinen Bruder, der sich immer die Zeit dafür genommen hat, mir bei Problemen auszuhelfen. Durch seine Stütze und die seiner Freundin, war es mir oft einfacher, aus weniger erfreulichen Phasen im Leben rauszukommen und die Masterarbeit mit mehr Motivation anzugehen. Vielen Dank an meine Eltern, die mich durch das ganze Studium in jeglicher Hinsicht unterstützt und während des Schreibens der Masterarbeit freiwillig Einschränkungen in Kauf genommen haben, um mir Ruhephasen zu verschaffen und das Schreiben zu erleichtern. Danke an alle Freunde, die in dieser Zeit wahrscheinlich mehr denn je vernachlässigt wurden, aber dennoch immer an meiner Seite waren, um mich ein wenig abzulenken. Der größte Dank gilt jedoch Laura Barbist, die größte Motivation in meinem Studium und meinem bisherigen Leben. Durch Deine Geduld, Deine Einfühlsamkeit, Dein offenes Ohr, Deine Tipps, Deine Ablenkungen, Deinen Humor und Dein Verständnis war es mir möglich, dieses Studium und die Masterarbeit mit Freude durchzuziehen. Vielen lieben Dank!

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung...... 1 2 Geschichte der Fußball-Berichterstattung ...... 5 2.1 Anfänge in Zeitschriften und Tageszeitungen ...... 6 2.2 Die Dominanz des Radios ...... 8 2.3 Das Fernsehen verdrängt die Konkurrenz ...... 9 2.4 Entwicklung durch Pay-TV-Sender und Streamingdienste ...... 13 3 Fußballberichterstattung in der deutschen Fernsehlandschaft ...... 16 3.1 Free-TV ...... 17 3.1.1 Öffentlich-rechtliches Fernsehen ...... 17 3.1.2 Privatfernsehen ...... 20 3.2 Pay-TV ...... 24 3.2.1 Pay-TV-Sender...... 25 3.2.2 Streamingdienste ...... 29 4 Ausgangslage der Analyse ...... 31 4.1 DAZN ...... 32 4.1.1 Geschichte des Streamingdienstes ...... 32 4.1.2 Art der Berichterstattung auf DAZN ...... 34 4.2 Auswirkungen der Covid-19-Pandemie ...... 37 4.2.1 Einfluss auf den Fußball ...... 38 4.2.2 Vergleich mit dem Zweiten Weltkrieg ...... 40 4.2.3 Umstellung der Berichterstattung auf DAZN...... 42 5 Analysemodell ...... 44 6 Analyse der Berichterstattung auf DAZN ...... 52 6.1 Berichterstattung außerhalb der 90 Minuten ...... 52 6.1.1 Vorberichterstattung ...... 53 6.1.1.1 Fazit ...... 62 6.1.2 Halbzeitanalyse ...... 63 6.1.2.1 Fazit ...... 69 6.1.3 Nachberichterstattung ...... 70 6.1.3.1 Fazit ...... 76 6.2 90 Minuten + Nachspielzeit ...... 76 6.2.1 Erste Halbzeit ...... 77

6.2.1.1 Fazit ...... 85 6.2.2 Zweite Halbzeit ...... 87 6.2.2.1 Fazit ...... 95 7 Zusammenfassung, Fazit und Ausblick ...... 97 Literaturverzeichnis ...... 103 Tabellenverzeichnis ...... 113

1 Einleitung

Die Sportberichterstattung hat eine lange und abwechslungsreiche Geschichte hinter sich. In den Anfängen wurde über wenige ausgewählte Sportarten in vereinzelten Zeitungen und Zeitschriften berichtet. Im Laufe der Jahre gewann Sport immer mehr an Bedeutung und die Inhalte wurden damit gefüllt. Vor allem Fußball etablierte sich mit Hilfe der Medien zur beliebtesten Sportart. Von der Berichterstattung in Zeitungen und Zeitschriften ging es Schritt für Schritt über das Radio bis hin zum Fernsehen. Der Wechsel zwischen den einzelnen Medien führte zu zahlreichen Veränderungen. Für den Fußball bedeutete es, jedes Mal eine noch größere Reichweite generieren zu können. Durch den Beginn der Fußballberichterstattung im Fernsehen erfuhr der Sport die rasanteste Entwicklung. Neben der Zusammenarbeit von Medien und Sport entstand eine dritte wichtige Säule für den Fußball – die Wirtschaft. Über die Jahrzehnte entstand ein Zusammenspiel aus Sport, Medien und Wirtschaft, das den Status als Sportart Nummer eins zementierte. Während der Wechsel zwischen den einzelnen Medien schon zu zahlreichen Veränderungen führte, gab es auch innerhalb des Mediums Fernsehen selbst große Wandel. Konkurrenzkämpfe trugen zur guten Position des Fußballs bei. Für die Sportberichterstattung wurde Fußball immer wichtiger und nach und nach versuchte man, einen noch größeren Gewinn aus dieser Situation zu erzielen. Dazu zählten jahrelange Entwicklungen und Neuerungen in der Fußballberichterstattung.

Öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten hatten jahrzehntelang das Monopol in der Fußballberichterstattung. Sie entwickelten ihre eigene Art und Weise, wie sie die Spiele für ihre Zuschauerinnen und Zuschauer präsentierten. Diese Berichterstattung wurde oft als „nüchtern“ bezeichnet. Einen Wandel gab es erstmals, als private Rundfunkanstalten zur Konkurrenz für die Öffentlich-Rechtlichen wurden. Der Fokus lag bei ihnen nicht mehr darin, ausschließlich Informationen an die Zuschauerinnen und Zuschauer zu bringen, sondern die Komponente des Entertainments zu vergrößern. Neue technische Mittel halfen dabei und erleichterten es bspw. Statistiken einzublenden. Zum einen sollten damit neue Zuschauerinnen und Zuschauer

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gewonnen werden, zum anderen mussten die Anstalten bzw. Sender die erworbenen Rechte für die Fußballspiele refinanzieren. Da private Sender sich u.a. durch Werbung finanzieren, wurde ab diesem Zeitpunkt während den Übertragungen vermehrt auf Werbung gesetzt. Diese Vorgehensweise ist bis heute allgegenwärtig. Zwischen den privaten und öffentlich-rechtlichen Anstalten entstand schnell ein Wettkampf. Beide Seiten wollten die Rechte an den Übertragungen für sich gewinnen und waren bereit, mehr Geld als bisher zu bieten. Vor allem bei den Privatsendern gewann das Budget dafür stark an Volumen. Damit stieg der Wert des Sports. Um den größtmöglichen Gewinn zu erzielen, wurde die Länge der Berichterstattung gestreckt. Anstatt nur das Spiel zu übertragen, gab es mit dem Einstieg der Privatsender vermehrt Inhalte vor und nach den Partien. Interviews, Studiogespräche, Analysen und weitere Elemente fanden Einzug in die Fußballberichterstattung. Außerdem war die Live-Berichterstattung von nun an wichtig, da die Zuschauerinnen und Zuschauer die aktuellsten Inhalte geboten bekommen wollten.

Der Konkurrenzkampf verschärfte sich Anfang der 1990er-Jahre, als mit dem Pay-TV eine dritte Sparte auftauchte. Das Bezahlfernsehen in Form von Premiere bzw. Sky sicherte sich bald umfangreiche Pakete an Rechten und konnte die Vormachtstellung in den darauffolgenden Jahren festigen. Das Angebot wurde wiederum erweitert, indem neben den einzelnen Spielen zusätzlich Konferenzen mehrerer Spiele übertragen wurden. Zudem waren Fußballexperten1 wichtig für die Spielanalysen. Für die Pay-TV-Sender waren die Abonnements von enormer Wichtigkeit, um weiterhin existieren zu können. Diesem System ging in den letzten Jahren auch die vorerst letzte neue Gruppe nach: die Streamingdienste. Mit DAZN stieg 2016 ein Sport-Streamingdienst in die Welt des Fußballs ein. Das Konzept ähnelt dem der Pay-TV-Sender. Durch die Berichterstattung vor und nach den Spielen wird die Übertragung in die Länge gezogen, um den höchstmöglichen Gewinn zu erzielen und die Rechte zu refinanzieren. Die Ausgaben für die Übertragungsrechte bewegen sich mittlerweile weit im dreistelligen Millionenbereich. Diese hohen Summen haben ebenfalls zur Veränderung des Sports an sich geführt. Nicht mehr nur das Spiel allein steht im Vordergrund, sondern das ganze Drumherum. Viele

1 Zwar gibt es Fußballexpertinnen, diese wurden allerdings nicht in der Position eingesetzt, auf die sich diese Arbeit bezieht. Deshalb wird auch hier die männliche Form im Laufe der Arbeit verwendet. 2

Fußballspieler2 und Vereine wurden – besonders ab dem 21. Jahrhundert – zu Stars und Marken. Sie stehen nicht mehr nur für das Fußballspiel. Vertragssituationen, außersportliche Ereignisse und das Privatleben spielen für die Fans eine Rolle. All das wird in die Fußballberichterstattung miteinbezogen.

Auf DAZN gibt es viele kleine Ligen und Pokalwettbewerbe zu sehen. Den größten Nutzen hat man allerdings von den Topligen. Die italienische Serie A, die spanische La Liga und die französische Ligue 1 zählen zum Angebot von DAZN. Nachdem man die englische Premier League nach ein paar Jahren abgeben musste, suchte das Unternehmen nach einer passenden Lösung, um den Zuschauerinnen und Zuschauern weiterhin viel Spitzenfußball zu bieten. Zur Saison 2019/20 sicherte sich der Streamingdienst DAZN eine Sublizenz von Eurosport für die deutsche Fußball-. Die Übertragungen der Bundesligaspiele bekamen eine ganz eigene Art der Berichterstattung im Vergleich zum restlichen Angebot auf der Plattform. Die Spiele waren im Mittelpunkt und ihnen wurde die mit Abstand größte Zeit zugesprochen. Die Übertragung läuft weit über die 90 Minuten der regulären Spielzeit hinaus. Eine Auswahl an Moderatoren, Kommentatoren, Experten und Feldreportern3 führt durch das Programm. Um die Sendezeit zu füllen, bedient man sich verschiedenster Mittel. Vor dem Spiel zählen dazu Analysen der Spieler und vergangener Spiele, Interviews mit Spielern, Trainern und Funktionären oder Werbung. In der Halbzeitpause sollen die Zuschauerinnen und Zuschauer nicht abschalten, weshalb weitere Analysen folgen. Nach der Partie werden ebenfalls ähnliche Vorgehensweisen praktiziert. Besonders auffällig ist dabei die Rolle des Experten, der in dieser Zeit sein Wissen an die Zuschauerinnen und Zuschauer weitergeben kann. Während den 90 Minuten des Spiels dient der Kommentator eher als „Ergänzung“ zum Experten, wenn es um das Hervorheben der Spielphilosophie geht. Sowohl außerhalb des Spiels als auch während des Kommentars im Laufe des Spiels versucht man,

2 In dieser Arbeit geht es nur um die Übertragung der Fußballspiele der Herren, weshalb die männliche Form bei Spielern, Trainern und weiteren Personen verwendet wird, da derzeit keine Frauen diese Positionen besetzen. 3 Da bei den Bundesligaspielen auf DAZN nur männliche Journalisten vorkamen (mit Ausnahme der „Post-Match Show“) wird nur die männliche Form für journalistische Tätigkeiten während eines Spiels verwendet. 3

die Spiele für die Fans attraktiv zu machen und sie an die Partie zu fesseln. Dies geschieht auf einer informativen, sprachlichen und emotionalen Ebene. Doch auch nach dem Ende des Spiels geht es weiter mit Highlight-Videos, die für Menschen gedacht sind, die sich die Spiele nicht live ansehen konnten. Diese Zusammenfassungen sollen das „Produkt Bundesliga“ auf DAZN noch attraktiver machen.

Eine Besonderheit stellt das Jahr 2020 dar. Anfang des Jahres verbreitete sich das Coronavirus. Innerhalb weniger Wochen wurde es zur Covid-19-Pandemie erklärt. Die Pandemie hatte weitreichende Folgen auf die gesamte Bevölkerung. Somit war auch die Sportwelt betroffen. Fast überall auf der Welt wurden alle Sportveranstaltungen abgesagt – dazu zählten ebenso die Fußballligen. Aufgrund der Verstrickung von Fußball, Medien und Wirtschaft und den Millioneninvestitionen über die vergangenen Jahrzehnte drohte der Sport in eine Krise zu stürzen. Um diese abzuwenden, entschlossen sich die Verbände, ihre Ligen fortzusetzen. Damit sollten die Einnahmen durch TV-Gelder gesichert werden. Allerdings durften die strengen Auflagen nicht missachtet werden und so kam es zu Geisterspielen in allen großen Ligen. Für die deutsche Bundesliga bedeutete es, dass erstmals in der Geschichte der Liga vor leeren Zuschauerrängen gespielt wurde. Den Trainern, Spielern und allen weiteren beteiligten Personen standen viele Änderungen aufgrund der Hygienemaßnahmen bevor. Diese Situation betraf gleichermaßen die Medienunternehmen. Die Fußballberichterstattung auf DAZN änderte sich maßgebend. Zwar blieben die Grundzüge der Berichterstattung gleich, jedoch merkte man deutlich den Unterschied im Vergleich zu „normalen“ Spielen mit Zuschauern und ohne Vorsichtsmaßnahmen. In allen Bereichen bekam die Covid-19-Pandemie eine Beachtung. Ob während der Analysen oder im Laufe des Spiels – man versuchte so gut es geht, die Spiele auf herkömmliche Art und Weise zu kommentieren bzw. aufzubereiten. Allerdings gab es durchwegs Erinnerungen, dass es sich um eine besondere Situation handelte. Vor allem die fehlende Atmosphäre durch die Fans wurde von den Zuschauerinnen und Zuschauern vor den Fernsehgeräten beklagt. Diese Situation galt es mit Hilfe aller Beteiligten zu bewältigen und die Bundesliga-Berichterstattung auf DAZN trotz allem für die Zuschauerinnen und Zuschauer attraktiv zu machen. Die

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Kundinnen und Kunden sollten weiterhin einschalten bzw. dranbleiben. Dies bildet die Grundlage dieser Masterarbeit. In der Geschichte wird ein Überblick der Fußballberichterstattung gegeben und erklärt, wie es zur heutigen Art der Berichterstattung kam. Der Fokus wird auf die heutige Berichterstattung gelegt und die Analyse darauf aufgebaut. Der Streamingdienst DAZN rückt in den Mittelpunkt, da die Analyse anhand dessen Bundesliga-Berichterstattung erfolgt. Aufgrund der Situation rund um die Covid-19-Pandemie, werden die externen Faktoren ebenfalls miteinbezogen. Die Frage, die sich stellt, ist, wie die Beteiligten mit dieser Ausnahmesituation umgehen und wie sie diese in ihre Berichterstattung miteinbeziehen. Das stellt den Inhalt der Analyse dar. In dieser sollen sowohl die allgemeine Aufbereitung des „Produkts Bundesliga“ als auch die einzelnen Elemente analysiert werden. Zur Analyse zählen die Vor- und Nachberichterstattung, die Halbzeitanalyse und die 90 Minuten des Spiels. Außerdem werden die Aufgaben der einzelnen Personen, die bei einer Übertragung mitwirken, als Teil der Gesamtübertragung analysiert, da sie ein wesentlicher Teil der Berichterstattung sind. Durch diese Ausgangssituation ergeben sich bestimmte Fragen, die mithilfe dieser Arbeit beantwortet werden sollen. Wie wird aus Sicht von DAZN versucht, in Zeiten der Covid-19- Pandemie das bestmögliche Zuschauerinteresse zu generieren und welche Methoden werden angewendet, um die Berichterstattung attraktiv zu gestalten? Durch die Ausnahmesituation aufgrund der Covid-19-Pandemie und der Geisterspiele stellt sich die Frage, inwiefern man an der üblichen Berichterstattung festhält bzw. wie sehr diese Aspekte die Berichterstattung verändern. Welche Rolle spielen dabei die Moderatoren, Kommentatoren, Experten und Feldreporter? Welche Rolle spielt die Werbung in der Berichterstattung? Damit bestimmte Muster in der Berichterstattung auf DAZN erkannt werden, wurden für die Analyse fünf Fußballspiele aufgezeichnet. Mit einem ausgearbeiteten Analysemodell soll die Bundesliga-Berichterstattung auf DAZN von Beginn bis Ende einer Übertragung analysiert werden, um zu zeigen, wie der Streamingdienst Fußball präsentiert.

2 Geschichte der Fußball-Berichterstattung

Kein anderer Sport profitierte von der Sportberichterstattung in dem Maße, wie es beim Fußball der Fall war. Vor über 200 Jahren waren es Zeitschriften und

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Tageszeitungen, die von Sportveranstaltungen berichteten. Damals war Fußball allerdings noch kein großes Thema. Andere Sportarten schrieben zu dieser Zeit Schlagzeilen. Die Popularität des Fußballs kam erst viel später. Noch während der Zeit der Berichterstattung in Zeitschriften und Zeitungen wurde der Sport zwar größer, allerdings war es die Erfindung des Radios, die Fußball in der Entwicklung nach vorne brachte. Dieses erfolgreiche Zusammenspiel aus Radio und Fußball sollte ein halbes Jahrhundert bestehen. Obwohl das Fernsehen ungefähr zeitgleich auftauchte wie das Radio, hatte lange Zeit letzteres eine größere Präsenz, was vor allem der technischen Entwicklung der Geräte geschuldet war. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts etablierte sich das Fernsehen nach und nach zum Hauptmedium für Fußballübertragungen. Diese Position hat das Medium bis heute nicht abgegeben.

2.1 Anfänge in Zeitschriften und Tageszeitungen

Die Anfänge der Sportberichterstattung gehen bis ins 17. Jahrhundert zurück. Damals handelte es sich lediglich um eine Nachricht über einen Boxkampf, die in der britischen Zeitschrift True Protestant Mercury veröffentlicht wurde (vgl. Weischenberg 1976:121). In Deutschland gab es vereinzelte Sportbeiträge in Zeitungen, in denen es während der Anfangszeit um Pferderennen ging. Ende des 18. Jahrhunderts wurde dann mit The Sporting Magazine die erste Sportzeitschrift in England gegründet. Auch hier war die Hauptsportart das Pferderennen. Schon zu dieser Zeit, fingen die Medien und der Sport an zusammenzuarbeiten. Im Racing Calendar wurde das erste Regelwerk für Pferderennen veröffentlicht, um den Zuschauerinnen und Zuschauern Informationen zum Sport zu bieten. (Vgl. Dimitriou 2010:26) Damit wurde Sport leichter zugänglich für alle und die Medien verhalfen den Sportarten zu größerer Bekanntheit. Anfang des 19. Jahrhunderts gab es wiederum in England den nächsten wichtigen Schritt für die Sportberichterstattung. Die ersten Tageszeitungen führten eigene Sportrubriken ein, was für zusätzliche Aufmerksamkeit sorgte. Von England aus verbreitete sich die Sportberichterstattung schließlich weltweit. Zunächst war es Amerika, ehe weitere Länder in Europa folgten, u.a. der deutschsprachige Raum. In Deutschland rief man Mitte des 19. Jahrhunderts zur „körperlichen

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Ertüchtigung“ (ibid:28) auf. Ballsportarten waren bis ins 20. Jahrhundert allerdings weiterhin nicht Inhalt der Sportrubriken der Zeitungen und Zeitschriften. Während des 19. Jahrhunderts erfreuten sich Sportarten wie Pferderennen, Jagen oder Radfahren großer Beliebtheit. Erst nach 1900 tauchte Fußball auf. Zahlreiche Sportvereine wurden gegründet und immer mehr Sporttageszeitungen erkannten das unheimliche Potenzial hinter der Sportberichterstattung, da die Beliebtheit einzelner Sportarten kontinuierlich stieg. Die Allgemeine Sportzeitung war eine der Zeitungen, die von 1880 bis 1927 dabei half, den Menschen im zentraleuropäischen Raum mehrere Sportarten näherzubringen. (Vgl. ibid:27ff)

Neben altbekannten Sportarten wie dem Pferderennen oder Boxen, fanden nach und nach weitere ihren Platz in den Printmedien, allen voran die Teamsportarten. Eine davon war Fußball. „Betrachtet man ganz generell die Inhalte der Sportberichterstattung während der Zwischenkriegszeit, so zeigt sich, dass sich die Schwerpunkte vom elitären, aristokratischen Herrensport hin zum Massensport verschoben.“ (ibid:31) Zu dieser Zeit gab es bereits „Kommerzialisierungsansätze in der Sportpresse in England“ (ibid:27). Dies kam durch eine Monopolisierung des Marktes zustande. Außerdem gab es schon erste Anzeichen einer Boulevardisierung der Printmedien, da die Texte kürzer und mehr Bilder eingebaut wurden. Durch Sport konnten die Zeitungen und Zeitschriften zunehmend mehr Leserinnen und Leser für sich gewinnen, weshalb er langsam in den Mittelpunkt gerückt wurde. Die Kommerzialisierungsansätze sollten dabei helfen, die Leserinnen und Leser an sich zu binden. Die Tendenzen zur Boulevardisierung verstärkten sich nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Sport wurde sukzessive „zum Verkaufsargument“ (ibid:32). Dieses Hochstilisieren des Sports war zudem durch die neue Konkurrenz bedingt. Neben den Printmedien tauchte in den 1920ern das Radio auf. Um die eigenen Käuferinnen und Käufer nicht zu verlieren, mussten die Zeitungen und Zeitschriften ihre Inhalte so unterhaltsam wie möglich gestalten. Weitere Schritte hin zur Boulevardisierung waren die Folge. Zwar war weiterhin der Sport im Mittelpunkt, allerdings gerieten nach und nach andere Aspekte des Sports in den Fokus. Es war die erste Entwicklung in diese Richtung, die bei den später auftauchenden Medien – Hörfunk und Fernsehen – noch deutlicher wurde, als es bei den Printmedien der Fall war.

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2.2 Die Dominanz des Radios

Die Geburtsstunde des Radios ist in Deutschland auf das Jahr 1923 festgelegt worden (vgl. Glaser/Koch 2005:10). Für die Einbindung des Sports dauerte es diesmal nicht sehr lange und die ersten Veranstaltungen wurden über das Radio übertragen, so auch Fußball. In Österreich war bspw. 1928 das Spiel gegen Ungarn der Start für die Fußballberichterstattung im Radio (vgl. Dimitriou 2010:32). In Deutschland war es der 28.04.1929, als das Fußball- Länderspiel zwischen Italien und Deutschland live aus Turin zu hören war (vgl. Wagner:172). Dabei blieb es aber nicht, denn die Sportinhalte, die zuvor schon in den Printmedien viel Anklang fanden, wurden direkt ins Radio übernommen. Die Menschen waren davon begeistert, was durch Millionen von Zuhörerinnen und Zuhörern während Sportübertragungen bestätigt wurde. Durch das Radio erfuhr der Fußball einen steilen Aufstieg und etablierte sich über die Jahre zur Nummer eins der Sportwelt. Trotz des Aufkommens des Fernsehens erreichte das Radio bis in die 1970er europaweit eine dominierende Stellung unter den Medien. (Vgl. Dimitriou 2010:32f) 1963 fand die erste Saison der deutschen Fußball-Bundesliga statt. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk fing an, Live- Übertragungen der Spiele ins Programm aufzunehmen. Die Fußball- Berichterstattung im Radio wird vor allem mit der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland, kurz ARD, in Verbindung gebracht, da sie schon seit den Anfängen der heimischen Liga eine Konferenzschaltung anbieten.

Lediglich der Samstagnachmittag mit der Liveberichterstattung von der (1963 gestarteten) Fußball-Bundesliga entwickelte sich zum herausragenden Markenzeichen. Und er ist es bis heute geblieben, nicht zuletzt auch deshalb, weil von der Bundesliga am Samstagnachmittag im frei empfangbaren Fernsehen bis heute keine Livebilder gezeigt werden und die berühmte Schlusskonferenz […] weiterhin über ein Alleinstellungsmerkmal verfügt. (Wagner 2009:172)

Aufgrund dieser Umstände schalteten wöchentlich „mehrere Millionen Hörer“ (ibid:171) ein. Die Konferenzschaltung im Radio der ARD bleibt bis heute eine wichtige Quelle der Bundesliga-Berichterstattung, weshalb man sich bei der letzten Rechtevergabe 2020 erneut darum bewarb und letztendlich wieder den

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Zuschlag für alle Bundesliga-Spiele bekam (vgl. Wüstenberg 2020). Nach den Höhepunkten in den 1960ern und 1970ern verdrängte das Fernsehen das Radio, was von nun an als Begleitmedium für die Konkurrenz galt. Auch wenn die Radio-Berichterstattungen bis heute eine große Relevanz haben, so lag man von diesem Zeitpunkt an ständig hinter dem Fernsehen, was Zuhörerinnen und Zuhörer bzw. Zuseherinnen und Zuseher anbelangte. Immer mehr Fans wollten die Live-Bilder der Spiele sehen, erwarteten sich jedoch eine Vorberichterstattung im Radio. Zudem waren umfangreichere Informationen bezüglich der Spieler und Trainer gefragt, weshalb besonders Fußball in den Nachrichtensendungen des Radios immer präsenter wurde. (Vgl. Wagner 2009:174)

2.3 Das Fernsehen verdrängt die Konkurrenz

Die wohl größte Veränderung in der Sport- und somit Fußballberichterstattung brachte das Fernsehen. 1931 wurde das erste elektronische Fernsehgerät vorgestellt (vgl. Beyer 2016:196). Wie schon beim Radio dauerte es nicht lange, ehe Sportereignisse den Weg in das neue Medium fanden. Mitte der 1930er Jahre wurden bereits erste Fernsehübertragungen von Sportveranstaltungen gezeigt. Fußball hatte zwar einen Platz in den Printmedien und im Radio gefunden, doch die Geschichte mit den Sportarten, die einen Vorzug erhielten, wiederholte sich. Anfangs zeigten die Sender nämlich Pferderennen, da diese immer noch von großem Interesse waren. Weitere Großereignisse, mit denen die Zuschauerinnen und Zuschauer vor die Fernsehgeräte gelockt wurden, waren die Olympischen Spiele. Der Startschuss für das erfolgreiche Zusammenspiel zwischen Fußball und Fernsehen, sowohl in Deutschland als auch im restlichen Europa, war die Fußball-Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz (vgl. Penz 2010:40). Von der Fußballberichterstattung profitierten beide Seiten. Für das neue Medium Fernsehen war es eine große Hilfe, Fußball zu übertragen, da die Sportart mittlerweile zu einer der beliebtesten aufgestiegen war. Für die Menschen war es eine Zeit der großen Möglichkeiten. Man konnte sich über Fußball nun in Zeitungen und Zeitschriften informieren, die Spielübertragungen im Radio hören oder die Spiele live im Fernsehen verfolgen. Schnell wurde klar, dass die Übertragung von Fußball im Fernsehen im Vergleich zur Übertragung in

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den anderen Medien Überhand gewinnen würde. Dazu trugen eine Vielzahl an unterschiedlichen Faktoren bei, die sowohl auf den Fußball als auch auf das Fernsehen zurückzuführen sind. Einer der positiven Faktoren umfasst „die kognitive Dimension“, wie es Holger Schramm (2004:124) beschreibt. Beim Fernsehen muss man als Zuseherin oder Zuseher demnach am wenigsten denken und kann ohne große Mühen die Bilder auf dem Bildschirm verfolgen. Was das Fußballspiel selbst anbelangt, ist es ein „einfaches, überschaubares und transparentes Spiel“ mit „wenigen Grundregeln […] sowie einem überschaubaren Set an möglichen Spielsituationen“ (ibid:124). Fußball ist demnach einfacher zu verfolgen als etwa American Football – vor allem für Neueinsteigerinnen und Neueinsteiger, die es zu Beginn des Fußballs und des Fernsehens reichlich gab. Ohne viele Informationen konnten sie so direkt mit der Sportart in Verbindung treten und nach wenigen angesehenen Spielen kannten sie die meisten Abläufe. Diese Abläufe sind laut Schramm (2004:125) „in vielen Aspekten antizipierbar“. Zu Beginn einer Partie fangen die beiden Mannschaften meist mit einem Abtasten an, dann nimmt das Spiel Fahrt auf; Tore fallen in der Regel in bestimmten Abständen zum Tor; die Nachspielzeit beträgt normalerweise ein bis fünf Minuten usw. Außerdem bleibt stets die Spannung aufrecht, wenn das Ergebnis knapp ist, da jederzeit etwas passieren kann. Abseits des eigentlichen Fußballspiels auf dem Rasen trugen weitere Faktoren zum attraktiven Erlebnis der Fernsehübertragungen bei. So gab es Wiederholungen, um wichtige Geschehnisse auf dem Platz nochmals zu zeigen. Damit mussten die Zuschauerinnen und Zuschauer vor dem Fernsehgerät nicht ständig mit voller Konzentration das Spiel verfolgen, sondern konnten sich auf eine Wiederholung verlassen, sollten sie etwas verpasst haben. Jedoch hielten sich diese Wiederholungen und Einblendungen zu Beginn in Grenzen, um keinen „Aufmerksamkeitswechsel“ (ibid:125) von den Zuschauerinnen und Zuschauern abzuverlangen.

Diese Elemente der Schlichtheit führten dazu, dass Fußball die restlichen Sportarten mit einem Mal abhängen konnte. Der Fußball profitierte vom Fernsehen in dem Sinne, dass die Sportart erst mit dem neuen Medium den Aufstieg zur absoluten Spitzensportart schaffte. Begünstigt wurde das durch die erwähnten einfachen Regeln des Spiels, durch die schnell Zuschauerinnen und Zuschauer gewonnen werden konnten, vor allem im Fernsehen. Da im

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Fernsehen lange Zeit am selben Konzept der Schlichtheit festgehalten wurde, positionierte man sich an der Spitze. Anstatt, dass die anderen Sportarten aufschließen konnten, vergrößerte sich der Abstand in Form von Popularität und Geld, das in die Sportart floss. Seit der Übertragung der Fußball- Weltmeisterschaft 1954 galt das Fernsehen als das wichtigste Übertragungsmedium in Europa, auch wenn mit dem Radio immer noch ein weiteres Medium bis in die 1970er sehr präsent war. Mit dem großen Erfolg kam es zu einer Ökonomisierung im Fußball und Sport im Allgemeinen (vgl. Dimitriou 2010:34). Das war gleichbedeutend mit einer zunehmenden Professionalisierung des Sports. Dazu trugen vor allem Fernsehübertragungen bei.

Für den Sport erzeugt die Fernsehpräsenz Popularität, steigert sein Ansehen und eröffnet Finanzquellen. Wirtschaftsunternehmen aller Branchen investieren in den Sport, um Produkt- oder Firmennamen werbewirksam im Umfeld der Sportereignisse zu platzieren. […] In Europa hat sich der Fußball erst im Zusammenhang mit seiner Fernsehübertragung mittels Kommerzialisierung und Professionalisierung vom Arbeitersport hin zu einem Teil der Unterhaltungsbranche entwickelt. (Kühnert 2004:18, mit Verweis auf Großhans 1997:53)

Die Einnahmequellen des Fußballs waren gestiegen und der Sport wurde zu einem wichtigen Programmpunkt bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, „zum einen durch den Verkauf der Übertragungsrechte an die Fernsehanstalten, zum anderen durch die wachsende Publizität, die den Sport für Sponsoren und Werbung (etwa in Form von Bandenwerbung) besonders attraktiv werden ließ.“ (Penz 2010:40) Mit dem Einstieg von Sponsoren und der Möglichkeit, Geld durch Werbung bei Fußballspielen zu verdienen, nahm eine neue Entwicklung ihren Lauf, die bis heute anhält. Nachdem zuvor die Beziehung aus Medien und Sport bestand, fügte sich nun die Wirtschaft mit ein. Ein Dreiecksgefüge aus Sport, Medien und Wirtschaft entstand – die sogenannte „Sport-Medien-Wirtschafts-Allianz“ (Schauerte 2004:39ff). Die Werbung wurde zugleich an die Zielgruppe angepasst, die größtenteils aus männlichen Zuschauern bestand, weshalb der Fußballverein Austria Wien Ende der 1960er schon Werbung für eine Bierbrauerei auf ihrem Trikot platzierte (Penz 2010:40). Sowohl Vereine als auch Sponsoren hatten

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durch die Werbung eine weitere Einnahmequelle. Diese Chance nutzten in den darauffolgenden Jahren mehr und mehr Vereine. Die Einschaltquoten der öffentlich-rechtlichen Sender stiegen durch die Fußballübertragungen und man hatte bis in die 1980er-Jahre keine Konkurrenz. Das bedeutete, dass die Medienunternehmen frei mit den Sportverbänden und -veranstaltern über die Übertragungen verhandeln konnte. Als jedoch Mitte der 1980er das duale Rundfunksystem in Deutschland eingeführt wurde, wandelte sich das Verhältnis zwischen Sport und Medien ein weiteres Mal. (Vgl. Schauerte 2004:41) Private Rundfunkanstalten wurden direkt zur größten Konkurrenz für die Öffentlich-Rechtlichen. Sat.1 und RTL Plus zählten zu den ersten Sendern, die auf Seiten der privaten Anstalten starteten (vgl. Blödorn 1988:106). Während die Öffentlich-Rechtlichen den Großteil ihrer Einnahmen durch Rundfunkgebühren einfuhren, mussten sich die Privaten durch Werbung finanzieren, was zu einer kommerziellen Ausrichtung führte. Bei den öffentlich- rechtlichen Rundfunkanstalten ist zudem gesetzlich verankert, dass die „Grundversorgung der Bevölkerung mit Informationen, Bildung und Unterhaltung im Zusammenhang mit der Sicherung gleichgewichtiger Vielfalt“ (Kühnert 2004:69) im Vordergrund steht. Damit können sie nicht frei entscheiden, wie sie das Programm bestmöglich umstrukturieren, um die Zuschauerinnen und Zuschauer durch Fußballübertragungen an sich zu binden. Ganz anders sieht die Situation bei den privaten Rundfunkanstalten aus, die auf die größtmögliche „Gewinnmaximierung“ (ibid:69) aus sind und sich diesbezüglich nicht an bestimmte Vorgaben halten müssen. Diese Gegebenheiten führten zu einem Konkurrenzkampf der beiden Seiten, der bis in die Gegenwart andauert. Als Nutznießer ging der Fußball hervor.

„Die wachsende Konkurrenz auf dem Fernsehmarkt – durch die Einführung des dualen Rundfunksystems in vielen europäischen Staaten – ließ Fußball in den 1980ern und 1990er Jahren, als Garant für Einschaltquoten, zu einem begehrten Programminhalt werden.“ (Dimitriou 2010:35)

Dadurch, dass der Wettbewerb um die Übertragungen nur noch stärker werden würde, war man gezwungen, neue Wege zu gehen. Die Bedürfnisse der Menschen entwickelten sich gleichzeitig mit dem Fußball und die Medien mussten auf diese eingehen, um den Konkurrenten zu enteilen. Als Folge davon arbeiteten die Fernsehanstalten mit den Funktionären des Fußballs 12

zusammen. Die Folge waren verschobene Zeitpläne und abgewandelte Regelwerke (Schauerte 2004:54) im Fußball, um den Zuschauern das bestmögliche Produkt zu bieten. Außerdem erweiterten neue Techniken wie Farbfernsehen, Zeitlupen oder mobile Kameraführungen die Möglichkeiten der TV-Sender (Penz 2010:40). Diese Änderungen führten zu einem gesteigerten Interesse am Fußball. Schon zu Zeiten des Konkurrenzkampfes zwischen den öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunkanstalten war der Wert der Sportart Fußball enorm gestiegen. Es gab mehrere Anbieter und dadurch eine größere Nachfrage, weshalb die Rechte der Fußballübertragungen immer teurer wurden. Durch das erhaltene Geld konnte der Fußball weiterwachsen und professioneller werden, sowohl als Sportart als auch in der Aufmachung für die TV-Sender. Die immer stärker werdende Verknüpfung von Medien, Sport und Wirtschaft wurde besonders offensichtlich, als weitere Konkurrenten dazustießen.

2.4 Entwicklung durch Pay-TV-Sender und Streamingdienste

In den 1990ern mussten sowohl die öffentlich-rechtlichen als auch die privaten Anstalten einen ersten Rückschlag hinnehmen. Anfang der 1990er starteten Pay-TV-Sender ihren Dienst. Einer der größten und bekanntesten, vor allem in Deutschland, war Premiere. Anfangs war es noch ein Herantasten der Bezahlsender, ohne den Mitbewerbern gefährlich werden zu können. Ende des Jahrzehnts konnte sich aber bspw. Premiere einen Teil der Übertragungsrechte für die deutsche Bundesliga sichern, der sie im Kampf mit der Konkurrenz als Sieger hervorgehen ließ. Die Bezahlsender hatten wiederum neue Ideen, wie sie die Fußballspiele am besten vermarkten konnten. Ab dem Jahrtausendwechsel kam es erstmals zu Konferenzschaltungen der Bundesliga-Spieltage im Fernsehen (Vgl. o.V. 2016). Für die Zuschauerinnen und Zuschauer bedeutete das ein ganz neues Seherlebnis, da es ihnen möglich war, mehrere Partien gleichzeitig zu verfolgen. Außerdem gingen die Sender mit dieser Entwicklung teilweise weg von der Schlichtheit der Übertragungen und versuchten, den Zuschauerinnen und Zuschauern vor den Fernsehgeräten so viel wie möglich zu bieten. Das Ziel war es, die Events als etwas Besonderes und Großes darzustellen, damit in der Folge noch mehr Menschen ins eigene Programm einschalten. Dies war

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nötig, um die Ausgaben für die Übertragungsrechte zu refinanzieren. Schnell folgten weitere Änderungen, die alle darauf abzielten, wirtschaftliche Gewinne zu verbuchen. Der Sport an sich rückte für die Sender nach und nach in den Hintergrund. Die Änderungen beinhalteten z.B. längere Übertragungen. Die Sendezeiten wurden um ein Vielfaches verlängert, um die Zuschauerinnen und Zuschauer länger im Programm zu halten. Es war nicht mehr nur der Fußball auf dem Rasen wichtig, sondern auch die Berichterstattung rund um den Fußball. Die Journalisten berichteten vom Leben der Beteiligten außerhalb des Fußballs, präsentierten zahlreiche Statistiken und führten Live- Interviews bzw. Diskussionen mit Personen aus der Welt des Fußballs. Speziell die Live-Berichterstattung gewann in diesen Jahren an Bedeutung. Je aktueller die Inhalte waren, desto eher schalteten die Zuschauerinnen und Zuschauer ein. Eine ausschließliche Mehrfachverwertung in Form von Highlights und Zusammenfassungen war nicht gefragt (vgl. Kühnert 2004:20). Zwischen den Öffentlich-Rechtlichen, den Privaten und den Pay-TV-Sendern brach ein jahrelanger Wettstreit um die Übertragungsrechte von Fußballereignissen aus. Dabei spielten Ligen und Wettbewerbe aus aller Welt eine Rolle. Auf dem deutschen Markt war verständlicherweise die deutsche Bundesliga sehr gefragt. Sicherte man sich als Fernsehsender die Rechte an der heimischen Liga, konnte man mit hohen Einschaltquoten und somit Einnahmen rechnen. In der Regel schauen die Menschen lieber zu, wenn lokale Teams in Bewerben mitspielen, was vor allem bei Nationalmannschaften der Fall ist (vgl. ibid:116ff). Dennoch kann diese Theorie ebenso auf die Vereinsebene umgemünzt werden. Die deutschen Fernsehzuschauerinnen und -zuschauer fühlen sich deutschen Vereinen und der Bundesliga meist viel eher verbunden als ausländischen Teams und deren Ligen. Dafür gingen einige Fernsehanstalten auch gerne Verluste ein, die sie über die Jahre zu refinanzieren versuchten. Die Preise sind bis heute in die hohen dreistelligen Millionenbereiche gestiegen, was bedeutete, dass sich die Öffentlich-Rechtlichen immer weiter zurückziehen mussten, da es nicht mehr finanzierbar war. Die privaten Rundfunkanstalten konnten noch ein wenig mithalten, aber schlussendlich dominiert das Pay-TV seit Jahren den Fußballmarkt. Am Konzept mit der längeren Berichterstattung wurde festgehalten und Einzelheiten in der Berichterstattung wurden nur noch

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erweitert. Der Sport selbst fügte sich ebenfalls den neuen Entwicklungen, um mehr Fernsehgelder zu erhalten. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) einigte sich darauf, mehrere Anstoßzeiten einzuführen. Am Wochenende gab es dann zu fünf verschiedenen Uhrzeiten Spiele. Doch nicht nur die Zeiten wurden gestreckt, sondern auch die Spieltage. So gab es nicht mehr nur an Samstagen und Sonntagen Fußballspiele, sondern zusätzlich freitags und montags. (Vgl. o.V. 2016) International passte man die Zeiten sogar so an, dass Spiele der Champions League um 20:45 Uhr – der Prime Time im Fernsehen – liefen (Kühnert 2004:16ff). Die Medien passten sich dem Fußball an und der Fußball den Medien. Das zeigte einmal mehr, dass Fußball nun von vielen Variablen beeinflusst wurde. Beteiligte des Sports, der Wirtschaft und der Medien hatten gemeinsam das Sagen und lenkten die Berichterstattung in die für sie profitabelste Richtung. Das Resultat waren noch höhere Einnahmen für beide Seiten. Wirtschaftlich war es für alle Beteiligten, wie Sponsoren, Vereine und Medienunternehmen ein voller Erfolg.

Ab 2016 sollte die neueste Entwicklung in der Fernsehlandschaft stattfinden, als erstmals Streamingdienste in die Welt des Sports eingriffen. Das Medienunternehmen DAZN eroberte den Markt im Sturm. Sie sicherten sich die Rechte für Dutzende Sportarten und unzählige Fußballligen, darunter die englische, französische, italienische und spanische Liga. Einzig die deutsche Bundesliga fehlte anfangs in ihrem Angebot. Das lag daran, dass sich der Pay-TV-Anbieter Sky die Übertragungsrechte langfristig gesichert hatte, weshalb DAZN die Hände gebunden waren. Erst zur Saison 2019/20 konnten sie von Mitstreiter Eurosport eine Sublizenz kaufen, die 45 Spiele beinhaltete, die meisten Freitagabends (vgl. Gerth 2019). Mit dem Eintritt von DAZN, das neben Sky zum größten Fußballanbieter aufstieg, verloren die Free-TV-Sender an Relevanz, da sie nicht das nötige Budget hatten, um sich die Übertragungsrechte zu sichern. Die Pay-TV-Sender und Streamingdienste hingegen fingen an, sich Jahr für Jahr zu überbieten und nahmen, wie schon vor Jahrzehnten die Privatsender, Verluste in Kauf. DAZN stieg 2016 mit einem großen Minus ein und ging damals schon davon aus, dass der Dienst erst ab 2020 profitabel sein würde (vgl. Jauernig 2017). In Bezug auf die Berichterstattung verfolgten sie einen „frischeren“ Ansatz als ihre Konkurrenten. Sie wollten nicht auf bereits bekannte Journalisten –

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Kommentatoren, Interviewer und Experten – setzen, sondern versuchten, neue Gesichter zu etablieren. Das Beispiel DAZN scheint außerdem weitere Streamingdienste auf die Idee gebracht zu haben, sich mit Fußball auseinanderzusetzen. Während DAZN sich vollkommen dem Sport widmet und es daher logisch war, Fußball mitaufzunehmen, beteiligen sich in Zukunft wohl Streamingdienste aus verschiedensten Branchen. Amazon hat mit der Plattform Amazon Prime ein eigenes Video-Angebot zu Filmen und Serien, welches nun durch Sportübertragungen ergänzt werden soll. Wie aus einem Artikel der Nachrichtenseite Spiegel (2020a) hervorgeht, gab es bei der Rechtevergabe der Bundesliga 2020 weitere Gerüchte zu Netflix, Telekom und weiteren Anbietern, die sich nicht bewahrheiteten, jedoch besteht eine klare Tendenz zur Sport- bzw. Fußballberichterstattung bei Streamingdiensten. Das bedeutet für die Zuschauerinnen und Zuschauer, dass sie sich an die neue Art der Berichterstattung gewöhnen müssen, da die oftmals erwähnte nüchterne Berichterstattung aus dem Free-TV immer weniger wird. Außerdem laufen die Übertragungen nun auf zahlreichen Plattformen, was zur Folge hat, dass man mehr Geld ausgeben muss, um sich die gewünschten Spiele anzusehen.

3 Fußballberichterstattung in der deutschen Fernsehlandschaft

Auf dem deutschen Fernsehmarkt beherrschen zwei Sparten die Fußballberichterstattung, wobei sich diese wiederum unterteilen lassen. Zum einen gibt es mit dem öffentlich-rechtlichen und dem privaten Fernsehen zwei Anbieter, die zum Free-TV gehören. In diesem können die Zuschauer die Übertragungen frei ansehen, ohne dafür zahlen zu müssen. Zum anderen gibt es das Pay-TV, bei dem die Zuschauerinnen und Zuschauer für ein Abonnement bezahlen müssen, um sich die Fußballübertragungen ansehen zu können. Es gibt die Pay-TV-Sender, die gleich wie die öffentlich-rechtlichen und die privaten Sender funktionieren, und die neueren Streamingdienste. Im Gegensatz zu den Pay-TV-Sendern benötigt man für die Nutzung dieser Dienste einen Internetzugang und im Falle von DAZN die App auf dem jeweiligen Gerät. Die Rundfunkanstalten, TV-Sender und Streamingdienste stehen untereinander in Konkurrenz. Alle versuchen, ihren Zuschauerinnen und Zuschauern das beste Angebot zu präsentieren. Dafür wird jede Menge 16

Geld in die Hand genommen und die Berichterstattung angepasst. Über die Jahre entstanden so neue Konzepte der Fußballberichterstattung und jedes Medienunternehmen berichtete auf seine Art und Weise.

3.1 Free-TV

Nach dem Aufkommen des Fernsehens gab es zunächst lange Zeit keine Auswahlmöglichkeiten, um Sport zu vertreiben. Alles lief über die Free-TV- Sender. Ganz zu Beginn waren es nur die Öffentlich-Rechtlichen, die alles übertragen haben. Sie blieben über Jahrzehnte ohne Konkurrenz und entwickelten in dieser Zeit ihre eigene Art der Berichterstattung. Aufgrund des fehlenden Wettbewerbs auf dem Fernsehmarkt waren sie nicht gezwungen radikale Änderungen vorzunehmen, um den Zuschauerinnen und Zuschauern ein interessantes Produkt zu bieten, da nur sie für die Übertragung in Frage kamen. Erst in den 1980ern stießen die Privatsender hinzu. Diese gehörten ebenfalls dem Free-TV an, standen aber in Konkurrenz zu den Öffentlich- Rechtlichen. Mit mehr Geld und neuen Ansätzen versuchten sie, die öffentlich- rechtlichen Rundfunkanstalten vom Markt zu drängen. Damit wandelte sich die Sportberichterstattung erstmals von der rein informativen Berichterstattung hin zum Unterhaltungsprogramm. Auffallend in diesen Jahren war, dass vor allem Zusammenfassungen eine große Rolle spielten. Live-Übertragungen waren noch nicht so gefragt, wie zur Zeit der Pay-TV-Sender und Streamingdienste. Daraus ergaben sich viele Formate wie die Sportschau, Das Aktuelle Sportstudio oder Doppelpass, die allesamt nur Zusammenfassungen der deutschen Bundesligaspiele zeigten.

3.1.1 Öffentlich-rechtliches Fernsehen

Nachdem 1931 das Medium Fernsehen erfunden worden war (siehe Kap. 2.3), hatten ausschließlich öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten ihre Sender in Betrieb. In Deutschland zählten damals wie heute die ARD und das Zweite Deutsche Fernsehen, kurz ZDF, zu den größten TV-Sendern. Für sie war es wichtig, eine große Reichweite zu erlangen und mehr Menschen vor die Fernsehgeräte zu locken. Eine der Lösungen war, Sport mit ins Programm aufzunehmen. Zunächst übertrugen sie einzelne Spiele und Wettbewerbe wie Weltmeisterschaften, ehe sich die ARD 1961 ein neues Format einfallen ließ,

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das bis heute erfolgreich durchgezogen wird – die Sportschau (Burk 2009:186). In der Sportschau wird seit Beginn in jeder Sendung über aktuelle Sport-Highlights berichtet. Im Laufe der Zeit wandelte sich die Berichterstattung dahingehend, dass Fußball Überhand gewann und den Großteil der Sendezeit einnahm. Die deutsche Fußball-Bundesliga war der Hauptprogrammpunkt. Die ARD hielt die Sendungen schlicht. „Ein eher biederer Moderator, allein in einem kleinen Studio vor einer dürftigen Dekoration; eine sachliche Darstellung des Fußballs, kaum Gespräche und Gäste.“ (Kühnert 2004:30) Die formelle Kleidung war eine weitere Charakteristik. Anzüge, Hemden und Krawatten sollten zum professionellen Bild der öffentlich-rechtlichen Anstalten beitragen. Das Ziel lag darin, den Zuschauerinnen und Zuschauern die Ereignisse möglichst sachlich und informativ darzustellen. Dazu wurde beim Fußball darüber berichtet, was auf dem Platz geschah. Alles, was sich „hinter den Kulissen“ abspielte, war damals noch nicht von Belang. Berichte über das Privatleben der Fußballspieler, -trainer oder -funktionäre wurden erst später ins Programm aufgenommen. Als kleines Unterhaltungselement zählte lediglich das „Tor des Monats“, das die ARD seit 1971 verleiht (vgl. ibid:30).

Der zweite wichtige öffentlich-rechtliche Sender in Deutschland ist das ZDF. Sie folgten dem Beispiel der ARD und brachten mit Das Aktuelle Sportstudio ab 1963 eine weitere Sportsendung ins öffentlich-rechtliche Fernsehen. Beim ZDF verfolgte man ein etwas anderes Konzept. Die sachliche Berichterstattung blieb zwar weitgehend gleich, jedoch sollten die Sendungen größer wirken. Deswegen wurden die sachlichen Elemente durch kleinere Unterhaltungspunkte erweitert. Das Ergebnis war „die weltweit erste Sendung, die mit Moderator, Studio-Publikum, Talkrunden, Spiel- und Show- Elementen Sport im Fernsehen auch als Teil des Unterhaltungsprogramms“ (vgl. ibid:31 mit Verweis auf Hackforth 1975:155) ausstrahlte. Das Markenzeichen wurde das Torwandschießen, das 1964 erstmals zum Einsatz kam (vgl. Krull 2013). Die beiden Sendungen verbuchten große Erfolge und werden sogar 2020 noch ausgestrahlt. Dennoch „hatten [sie] den Nachteil, dass sie nicht wirklich aktuell waren, auch wenn es der Name implizierte“ (vgl. Sever 2019:7). Beide Formate zeigten lediglich die Highlights des jeweiligen Spieltags in der deutschen Fußball-Bundesliga. Für die Zuschauerinnen und

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Zuschauer wurde aber zunehmend die Live-Übertragung wichtiger. Diese Übertragungsrechte teilten sich die beiden öffentlich-rechtlichen Sender, um die Kosten leichter tragen zu können und weil für das Komplettpaket nicht genügend Budget zur Verfügung stand. Es handelte sich um ein Modell, das zukünftige Medienunternehmen beibehalten sollten (siehe Kap. 3.2). Das Fußball-Angebot wurde breiter und der Sport ein zentraler Programmpunkt, auch wenn Live-Übertragungen noch spärlich blieben. Bis Ende der 1980er bzw. Anfang der 1990er stellten die öffentlich-rechtlichen Sender ein Monopol in der deutschen Fernsehlandschaft dar.

Als sich dann die privaten Rundfunkanstalten Rechte an der deutschen Fußball-Bundesliga sicherten, bekamen die öffentlich-rechtlichen erstmals Druck. Die Privatsender verfolgten einen anderen Ansatz, waren mehr auf Entertainment aus und weniger auf die sachliche Berichterstattung (siehe Kap. 3.1.2). Der bis dahin größte Umbruch in der Fußballberichterstattung erfolgte 1992, als die Sportschau der ARD die Erstverwertungsrechte an der deutschen Fußball-Bundesliga verlor. Es dauerte elf Jahre, bis 2003, ehe sich die ARD die Übertragungsrechte zurückerobern konnte. (Vgl. Landwehr 2012) In dieser Zeit blieb die Sportschau zwar erhalten, sendete aber nur samstags eine halbe Stunde. Der Einstieg nach etwas mehr als einem Jahrzehnt trug weitreichende Veränderungen mit sich. Die rein sachliche Berichterstattung gehörte der Vergangenheit an. Im 21. Jahrhundert setzten die Verantwortlichen der öffentlich-rechtlichen Sender ebenfalls vermehrt auf Unterhaltungselemente (vgl. Sever 2019:7), um dem Interesse der Zuschauerinnen und Zuschauer entgegenzukommen. Bei den Privatsendern waren die Unterhaltungselemente nämlich gern gesehen, weshalb man sich der Konkurrenz anpasste. Die Änderungen gingen sogar so weit, dass beim ZDF Das Aktuelle Sportstudio umbenannt wurde. So ließ man ab 1999 das Wort „aktuell“ weg, womit die Sendung knapp sechs Jahre lang nur Das Sportstudio hieß. Mit dieser erforderlichen Änderung wollte sich das ZDF aufgrund der Umstände einer neuen Art von Berichterstattung zuwenden. Analysen bekamen eine größere Gewichtung, Studiogäste bekamen mehr Auftritte und die Hintergrundberichte waren wichtiger geworden. (Vgl. Kühnert 2004:31) Die Tiefphase mit dem Verlust der Erstverwertungsrechte sollte nicht die einzige bleiben. Nach dem Privatfernsehen schaltete sich auch das Pay-

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TV im Kampf um die Fußball-Übertragungsrechte mit ein. Sie nahmen mehr Geld in die Hand und drängten die Öffentlich-Rechtlichen zurück, die ihrerseits nicht mithalten konnten. Zum einen fehlte das Geld, zum anderen bekamen sie Druck von außen. Die ARD und das ZDF mussten sich an ihre gesetzlichen Vorgaben halten (siehe Kap. 2.3), wollten jedoch aufgrund der Reichweite mehr über Fußball berichten. 2015 waren beide Sender deshalb in die Kritik geraten, da sie für die Fußballweltmeisterschaft 2014 210 Millionen Euro ausgegeben hatten, jedoch keine 150 Millionen Euro für die Olympischen Spiele aufbringen wollten (vgl. Tarnow 2018). Schlussendlich wurden die Olympischen Spiele übertragen. Beim Fußball verlor man in den letzten Jahren den Konkurrenzkampf um Live-Übertragungen. Über die deutsche Fußball-Bundesliga wird weiterhin – wie schon zu Beginn der Sender – in Form von Zusammenfassungen in den Formaten Sportschau und Das Aktuelle Sportstudio berichtet. Die einzigen Live-Übertragungen bei den öffentlich- rechtlichen Rundfunkanstalten blieben bis zur Saison 2019/20 der erste Spieltag, der 17. und gleichzeitig letzte Spieltag der Hinrunde und der 18. und gleichzeitig erste Spieltag der Rückrunde (vgl. o.V. 2019a). Diese drei Partien werden allesamt vom ZDF übertragen.

3.1.2 Privatfernsehen

Das Jahr 1984 markiert einen Meilenstein in der Sportberichterstattung. Es war der Startschuss für die Privatsender, die sich, ohne lange zu zögern, auf die Sportbranche stürzten – mit Erfolg. RTL war einer der ersten Privatsender und sicherte sich noch Mitte der 1980er einen Teil der Übertragungsrechte für die deutsche Fußball-Bundesliga. In der ersten Sendung von Anpfiff – Die Fußballshow stellte der Moderator Uli Postofski die Frage: „Herzlich willkommen bei Anpfiff. Beginnt jetzt eine neue Fußballepoche? Ich weiß es nicht.“ (Hintermeier 2020:129) Diese vermeintlich neue Epoche hatte begonnen, als RTL sich die Rechte für 135 Millionen Deutsche Mark (DM) kaufte. In den Jahren zuvor hatte die ARD nur 18 Millionen DM für dieselben Rechte bezahlt (ibid:129). Die zunehmende Kommerzialisierung hatte mit dem Einstieg der Privatsender neue Dimensionen erhalten. Mit der Kommerzialisierung kam es folglich zu Veränderungen in der Berichterstattung. Anpfiff ähnelte inhaltlich der Sportschau und dem Aktuellen

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Sportstudio, da die Sendung Zusammenfassungen des jeweiligen Bundesliga- Spieltags zeigte. Neu waren die vielen Unterhaltungselemente. Der Zusatz „Die Fußballshow“ traf den Kern deutlich: Es handelte sich von nun an um eine Show. Die Privatsender distanzierten sich von der neutralen Berichterstattung und widmeten sich dem Entertainment-Aspekt. Der Begriff „Infotainment“ verbreitete sich im Sport, eine Mischung aus Information und Entertainment (vgl. Wiske 2017:88). Beide Gebiete bekamen fortan ihre Aufmerksamkeit zugesprochen. Wie beim Aktuellen Sportstudio saß im Studio ein Publikum, das die Show hautnah mitverfolgen konnte. Außerdem wurden Gäste eingeladen und Interviews mit Beteiligten des Fußballs geführt. Jedoch blieb es nicht bei diesen Gästen, denn um möglichst viel Unterhaltung bieten zu können, wurden Personen außerhalb des Fußballs eingeladen. So waren bspw. Erika Berger, eine Sex-Beraterin, und Domenica, eine Prostituierte aus Hamburg in der Sendung, um über Fußball zu diskutieren. Die Diskussionen bewegten sich dadurch weg vom Geschehen auf dem Platz und hin zu Geschichten außerhalb des Platzes, die das Leben der Spieler oder die Situationen rund um die Vereine beleuchteten. (Vgl. Reinke 2008) Die Berichterstattung lockerte sich mit dem Einstieg des Privatfernsehens. „[D]ie Sendung [hat] die Berichterstattung über den Sport aus der allzu nüchtern- nachrichtlichen Ecke herausgeholt und einem deutlich entspannteren Umgang mit Ball-Protagonisten den Weg geebnet.“ (ibid) Beim Auftreten der Moderatoren änderte sich nur wenig. Zwar wurde der Anzug weggelassen, dennoch wollten sich die Sender professionell zeigen, weshalb die Moderatoren bspw. weiterhin Sakkos trugen. Das Auftreten sollte in den darauffolgenden Jahren gleich bleiben und sich erst einige Jahre später ändern.

Neue technische Erfindungen führten zu weiteren Möglichkeiten für die Privatsender. Sie machten sich diese Technologien zunutze und wollten ihren Zuschauerinnen und Zuschauern etwas Aufregendes – noch nie Dagewesenes – bieten. Ziel war es, eine möglichst große Reichweite zu bekommen, da die Werbeeinahmen der privaten Rundfunkanstalten von den Einschaltquoten abhängen (vgl. Kühnert 2004:73). Diese technischen Neuerungen waren von Beginn bis zum Ende erkennbar. Schon beim Vorspann wollte man die Zuschauerinnen und Zuschauer fesseln.

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Darin wurden in einer nie gesehenen Schnittfolge Szenen aus Fußballspielen präsentiert: Tore, Fouls, jubelnde Spieler, gestikulierende Schiedsrichter – unterlegt von einer schmissigen elektronischen Musik. Eine halbe Minute wusste man nicht, wo man hinsehen sollte, dann erschien der plakative Schriftzug mit einem Ball als i-Punkt: „Anpfiff – die Fußballshow“. (Hock 2018, Kap. 6)

Diese modernen Möglichkeiten nutzten die Verantwortlichen der Privatsender, indem sie stark auf Emotionen setzten. „Jubelnde Spieler“ und „gestikulierende Schiedsrichter“ passten zur überarbeiteten Auslegung der Sportsendungen. Damit konnten sich die Zuschauerinnen und Zuschauer besser in die einzelnen Personen hineinversetzen. Die Verbindung zu den Protagonisten auf dem Rasen und die Identifikation mit selbigen wurde immer wichtiger. Die Szenen, die den Vorspann bildeten, fanden sich auch in den Zusammenfassungen wieder. Der Fokus lag immer noch auf den Ballaktionen, jedoch gewann das Präsentieren von Emotionen an Bedeutung. Eine Entwicklung, die bis heute bemerkbar ist, wenn bspw. nach vergebenen Torchancen Wiederholungen der Reaktionen von Spielern und Trainern gezeigt werden.

Bis 1992 lief die deutsche Fußball-Bundesliga auf RTL. Danach kam mit ran die nächste bekannte Fußballsendung ins Fernsehen. Sat.1 hatte sich die Erstverwertungsrechte der kommenden fünf Saisonen für 700 Millionen DM gesichert (vgl. ibid). Das bedeutete einen über fünffachen Anstieg des Werts der Übertragungsrechte innerhalb von vier Jahren. Die Kommerzialisierung nahm weiter ihren Lauf. In Bezug auf die Fußballberichterstattung erreichte man einen weiteren Meilenstein. Die Sendung ran dauerte jeweils 75 Minuten und zeigte die Highlights der Spiele. Die Konstellation aus neuem Sender, neuem Format, neuen technischen Möglichkeiten und mehr Geld entwickelte abermals die Fußballberichterstattung. Das Setting blieb hingegen ähnlich dem der Vorgängerformate – mit Gästen und Publikum im Studio. Lediglich die Moderatoren griffen zu einer etwas legereren Bekleidung. So sah man z.B. Reinhold Beckmann in einer Jeans-Jacke anstatt im Anzug (vgl. Ahrens 2020). Inhaltlich recherchierten die Journalisten mehr nach Details über die Vereine und Spieler, um die Identifikation der Zuschauerinnen und Zuschauer mit

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ihnen zu stärken, da Fußballer langsam zu Stars avancierten. Die wohl größte inhaltliche Änderung waren die Statistiken, die ständig erweitert wurden. Zunächst erwähnte man nach den Spielen den Ballbesitz, dann kamen gespielte Pässe hinzu, erhaltene Eckbälle, begangene Fouls, usw. Die Verantwortlichen der Fernsehanstalten versuchten, die Zuschauerinnen und Zuschauer an sich zu binden, indem sie diese mit dem Spiel vertrauter machten. Die Fans wollten dadurch mehr über ihren Lieblingsverein und - spieler wissen, was sie durch die Statistiken erfahren konnten. Für die Anbieter war es außerdem ein gutes Mittel, die Sendezeiten zu füllen. Um die Bindung der Zuschauerinnen und Zuschauer sowohl an die Sportart als auch an die eigene Sendung zu stärken, bereiteten die Sender zudem regelmäßig Gewinnspiele vor. Sie hatten einerseits einen Unterhaltungswert und andererseits dienten sie als Werbemaßnahme, womit man direkt zwei wichtige Bereiche für die privaten Rundfunkanstalten abhaken konnte. Technisch konnte der Moderator die Statistiken per Touch-Screen hinzuziehen (vgl. Kühnert 2004:33), was in der damaligen Zeit eine beeindruckende Wirkung hatte. Neue Kamerawinkel und das Anbieten weiterer Perspektiven trugen zum spannenden Fußballerlebnis im Fernsehen bei. Zeitlupen und Wiederholungen wurden ebenfalls neu in Szene gesetzt. Das Ergebnis der Neuerungen war ein abwechslungsreiches und emotionales Seherlebnis für die Fußballfans vor den TV-Geräten, das sie bis dahin noch nicht gekannt hatten. Negativ hängen blieben hingegen die vielen Werbeunterbrechungen. Die 700 Millionen DM mussten refinanziert werden, weshalb die Sendezeit von ran erhöht wurde, jedoch mithilfe von Werbeblöcken (vgl. Jonas 2014:117). Auf das Seherlebnis der Zuschauerinnen und Zuschauer wirkte es sich trotz der vielen neuen technischen Einführungen und Informationen negativ aus, da sie jedes Mal aufs Neue aus ihrer Gemütslage gerissen wurden. Werbung war von nun an aber ein wichtiger Teil der Berichterstattung, vor allem für Medienunternehmen. Es war allerdings schwieriger, Werbeunterbrechungen bei einer Sendung mit Zusammenfassungen zu platzieren, da die Zuschauerinnen und Zuschauer zwar wissen, dass eine Werbeunterbrechung ansteht, allerdings nicht genau wann. Bei Live-Übertragungen sieht das anders aus, denn die Unterbrechungen erfolgen zu bestimmten Zeiten. Live- Übertragungen der deutschen Fußball-Bundesliga gab es weiterhin nur selten

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im Vergleich zu späteren Jahren. Privatsender konnten sich diese Rechte nie leisten, da sie sich zunächst mit Fußballsendungen wie Anpfiff und ran auf dem Markt etablierten und der nächste Schritt durch den Einstieg des Pay-TVs nicht erfolgen konnte.

Das Pay-TV war es dann auch, das den privaten Anbietern den Rang ablief. Die Privaten fielen ähnlich wie die Öffentlich-Rechtlichen ein paar Jahre zuvor in ein Tief. 2002 musste die Kirch-Gruppe, die Anteile an Privatsendern wie u.a. Sat.1 und somit der Sendung ran hatte, Insolvenz anmelden (vgl. o.V. 2013). Damit gerieten die Privaten endgültig ins Hintertreffen um die Live- Übertragungen. Die Bundesliga-Highlights auf ran wurden ebenfalls abgestellt, aber zumindest noch beim DSF übertragen. Im DSF blühten die Sendungen Bundesliga Pur und vor allem Doppelpass auf und wurden zum großen Hit der Fußballfans. Die Fußball-Talkshow läuft seit 1995 laufend mit dem großen Thema Fußball-Bundesliga (vgl. Wolff 2020). Darin kommen Fachleute des Fußballsports ebenso zu Wort wie Außenstehende. Die Sendung liefert Informationen rund um das Spiel selbst und abseits des Rasens. Ein Studio mit Live-Publikum, Fußball-Highlights und Gästen aus verschiedenen Bereichen – daran erkennt man, dass sich am Konzept letztendlich nicht mehr viel geändert hat. Die Linie der Unterhaltung halten die Sender bis heute ein. Nachdem die Rechte an der deutschen Fußball- Bundesliga nur noch schwer zu bekommen waren, verlegten die privaten Rundfunkanstalten ihren Fokus auf anderweitige Fußball-Berichterstattungen, darunter z.B. die deutsche Fußballnationalmannschaft. Die privaten und öffentlich-rechtlichen Sender konzentrieren sich gleichermaßen auf Highlight- Sendungen und Talkshows, während die Live-Berichterstattung zum Pay-TV und zu den Streamingdiensten gewandert ist. 2020 feierte Sat.1 allerdings ein Comeback auf der Fußballbühne und sicherte sich die Rechte für ausgewählte Bundesliga-Spiele. Je neun Live-Spiele pro Saison werden ab 2021 für vier Spielzeiten übertragen (vgl. o.V. 2020b).

3.2 Pay-TV

Das Pay-TV startete Anfang der 1990er und sicherte sich im Laufe desselben Jahrzehnts Teile der Übertragungsrechte für die deutsche Fußball-

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Bundesliga. Der große Unterschied zur Berichterstattung des Free-TVs war, dass man im Pay-TV auf Aktualität setzte. Deshalb wurden die Pay-TV-Sender zur Anlaufstelle für Live-Übertragungen. In Deutschland war Premiere der Vorreiter. Während der Jahre, in denen Premiere die deutsche Fußball- Bundesliga übertrug, prägten sie die Berichterstattung wie schon ihre Vorgänger, sodass bis heute an Einzelheiten ihrer Berichterstattung festgehalten wird. Der Nachfolger Sky zählt heute zu den größten Anbietern auf dem Fußball-Markt, sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene. (Vgl. o.V. 2019a) Die öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunkanstalten geraten nach und nach ins Hintertreffen, da sie von den Pay-TV-Sender überboten werden. Das steigende Medien- und Zuschauerinteresse ließ Fußball über die letzten 30 Jahre zu einem der gefragtesten Produkte auf dem Fernsehmarkt werden. Neben der Berichterstattung wandelte sich die Sportart Fußball. Hintergrundgeschichten und das Hintergrundwissen hatten schon mit dem Einstieg der Privatsender an Bedeutung gewonnen und sind über die Jahre noch wichtiger geworden. Die Pay-TV-Sender sind jedoch nicht die einzigen, die den Markt beherrschen. Streamingdienste eroberten den Markt in den letzten Jahren in kurzer Zeit. Vor allem DAZN hat sich als eine wichtige Größe im Fußballgeschäft herauskristallisiert. Der Streamingdienst bietet seit 2016 tausende Live-Übertragungen an, doch die deutsche Fußball-Bundesliga suchte man in den ersten Jahren vergebens. In der Saison 2019/20 nahm man die deutsche Liga mit ins Programm auf (vgl. Ashelm 2019) und präsentierte sie – im Vergleich zu den meisten anderen Sportveranstaltungen – in einem deutlich größeren Rahmen. In Zukunft soll das Angebot noch breiter werden und im Pay-TV bleiben.

3.2.1 Pay-TV-Sender

Der erste Pay-TV-Sender in Deutschland war Premiere. Zunächst versuchten die Verantwortlichen hinter dem Sender durch Filme und Serien Fuß zu fassen, ehe man sich auf die Sportberichterstattung einließ. Das erste Fußballspiel im Pay-TV in Deutschland ( gegen den 1. FC Kaiserslautern) ist auf den 2. März 1991 datiert (vgl. o.V. 2016). Da sie vorerst kein Risiko eingehen wollten, übertrug Premiere nur ein Spiel pro Spieltag. Nachdem sich die Verantwortlichen mit dem Verlauf zufrieden zeigten,

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weiteten sie das Angebot aus. Ab 1998 konnten die zahlenden Kundinnen und Kunden jeweils ein Spiel von Freitag bis Sonntag sehen, also drei Spiele pro Spieltag. Kurz vor der Jahrtausendwende hieß es dann schon „Alle Spiele, alle Tore“. Um alles gleichzeitig zeigen zu können, ließ sich der Bezahlsender eine neue Variante der Berichterstattung einfallen. Erstmals gab es Konferenzschaltungen in der deutschen Fußball-Bundesliga, die bis dahin nur aus dem Radio bekannt waren. (Vgl. o.V. 2016) Das Pay-TV hatte sich innerhalb von zehn Jahren zur Spitze gearbeitet. Die Zuschauerinnen und Zuschauer wurden überhäuft mit Fußball-Angeboten, jedoch um einen gewissen Preis. Um sich die Übertragungen anzusehen, mussten Interessierte ein Abonnement abschließen. Viele Fußballigen und -wettbewerbe waren nicht mehr oder nur mit Einschränkungen frei empfangbar. Trotz des damaligen Höhepunktes der Berichterstattung planten die Verantwortlichen weitere Veränderungen. Zur Refinanzierung der Übertragungsrechte versuchten sie Kundinnen und Kunden von einem Abonnement überzeugen.

Da die Einschaltquoten eine große Rolle dabei spielten, sahen es die Verantwortlichen als besten Weg an, die Sportveranstaltungen bzw. deren Berichterstattung zu verändern, um die Zuschauer während der einzelnen Events länger vor den Bildschirmen zu halten. Als Konsequenz gab es längere Vor- und Nachberichterstattungen bzw. Kommentare während den Halbzeitpausen im Falle von Fußball. (Sever 2019:9)

Aus den 90 Minuten auf dem Rasen entstand eine zweieinhalb bis dreistündige Live-Berichterstattung. Einerseits halfen bekannte Methoden wie Interviews dabei, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer nicht wegschalteten. Andererseits vertieften sich die Sendungen in die Spielphilosophien und Spielideen, womit die Fans sich intensiver mit dem Sport auseinandersetzen konnten. „Aus Berichten zu Mannschaften wurden konkrete Analysen zu einzelnen Spielern, Trainern und Spielsystemen.“ (ibid:9) An dieser Art der Berichterstattung hält man bis heute fest. Lediglich die Umsetzung ist von Anbieter zu Anbieter anders.

Premiere war ebenfalls ein Teil der Kirch-Gruppe, weshalb es mit deren Insolvenz zu turbulenten Zeiten rund um die Bundesliga-Berichterstattung kam. Für kurze Zeit erhielt das Medienunternehmen Arena die

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Übertragungsrechte, ehe sie Premiere für sich zurück beanspruchte. Außerdem löste 2009 Sky die Marke Premiere ab. (Vgl. Feldmer 2010) Nachdem sich die Lage stabilisiert hatte, avancierte der Medienkonzern Sky zu einem der größten und bekanntesten Anbieter auf dem Fußball-Markt. Um das zu erreichen, nahm der Konzern eine Menge Geld in die Hand. Die Rekordsummen wurden mit jeder Rechtevergabe auf Neue geknackt, teilweise um das Doppelte. 2012 betrug die Summe 486 Millionen Euro pro Saison, 2016 dann 876 Millionen Euro für die Übertragungsrechte an der deutschen Fußball-Bundesliga (vgl. Aumüller 2016:2). Mittlerweile liegen die Übertragungsrechte nicht mehr exklusiv bei Sky. Dennoch verfügen sie über das größte Angebot, wenn es um die deutsche Fußball-Bundesliga geht. Bis inklusive der Saison 2019/20 zeigten sie 266 von 306 Bundesliga-Spielen (vgl. Klemm 2019). Neben den Einzelspielen wird weiterhin stark auf die Konferenzschaltungen gesetzt.

Das Bundesliga-Angebot geht weit hinaus über die Live- Übertragungen. Nach den Samstagnachmittag-Spielen und der Live- Konferenz gibt es direkt im Anschluss die Sendung „Alle Spiele, alle Tore“ zu sehen, bei der die bereits absolvierten Spiele des Spieltags in Form von Zusammenfassungen wiederholt werden. Einen Tag darauf gibt es eine weitere Sendung mit Bundesliga kompakt, die alle Spiele zusammenfasst. Diese Sendung kommt jedoch ohne Interviews und Studio aus. Lediglich die Spiele stehen im Vordergrund. Bei Sky90 handelt es sich um eine weitere Sendung, die die deutsche Fußball-Bundesliga als Thema hat. Der Live-Talk knüpft an die Erfolge der jahrelang beliebten Talk-Shows wie Doppelpass an. (Vgl. „sky.at“) Diese Formate werden meist im Studio mit mehreren Gästen gedreht. Der Bezahlsender deckt durch das umfangreiche Angebot alle wichtigen Bereiche der Fußball-Berichterstattung ab. Erstens sendet man die Live-Übertragungen, die wichtig für die Aktualität sind. Zweitens produziert Sky Sendungen mit Zusammenfassungen der Spieltage, die wichtig sind, damit sich Fans über alle Spiele schnell informieren können. Drittens trägt die Talk- Show zu weiterem Inhalt bei, durch den Diskussionen entstehen, die für die Zuschauerbindung wichtig sind. Diese drei Arten der Berichterstattung kamen bereits in der Vergangenheit vor, jedoch nicht gesammelt auf einem Sender. Was die Kleidung betrifft, versuchen die Beteiligten bei Sky, eine Seriosität zu

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erzeugen, wie es schon bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten lange der Fall war. Meist sieht man die Journalisten in weißen Hemden und einem Sakko, vor allem in den Talk-Shows. Ob Hemd, Sakko oder ab und an doch Pullover und Jacke – das Sky-Logo findet sich auf allen Kleidungsstücken wieder, um Werbung für das eigene Produkt zu machen.

Für Sky hat die Bundesliga eine große Bedeutung. Fußball ist weiterhin ein wichtiger Bestandteil des Unternehmens, da somit neue Kundinnen und Kunden gewonnen werden, die sich möglicherweise für weitere Angebote erfreuen lassen, was wiederum Einnahmen durch Abonnements einbringt. Mit Sky Go besitzt man zudem einen On-Demand-Dienst, der die neue, moderne Ausrichtung präsentiert. Das Alltagsleben hat sich dahingehend verändert, dass die Menschen nicht mehr alles live ansehen können, aber dennoch die Möglichkeit dazu haben wollen, das Verpasste nachzuholen. Mit den On- Demand-Angeboten können sie die Spiele immer und überall nachholen. Die zeitliche und räumliche Flexibilität hat sich zu einem entscheidenden Faktor entwickelt und ist für viele Kundinnen und Kunden unentbehrlich. Demselben Konzept gehen Streamingdienste nach, weshalb sie sich u.a. als große Konkurrenz entpuppt haben. Deswegen hat sich der Kampf um die Übertragungsrechte zugespitzt, jedoch erkennt man gleichzeitig eine – nicht ganz unfreiwillige – Zusammenarbeit zwischen den Parteien. In der Champions League teilen sich Sky und DAZN z.B. die Rechte. DAZN zeigt insgesamt mehr Spiele, dafür Sky vorwiegend die Partien mit deutscher Beteiligung (vgl. Kägler 2019). Wenn es allerdings um die deutsche Fußball- Bundesliga geht, herrscht fortlaufend ein zäher Wettkampf, mittlerweile vor allem zwischen DAZN und Sky. Weitere Anbieter können nur noch schwer bis gar nicht mit den beiden mithalten. 2020 wurden die Rechte für die kommenden vier Saisonen vergeben. Sky musste abermals einen Verlust von Teilen der Übertragungsrechte hinnehmen. Nachdem man bis vor ein paar Jahren allein auf dem Markt war und die exklusiven Übertragungsrechte besaß, ist das Angebot durch die letzten beiden Vergabeperioden geschrumpft. Von 2021 bis 2025 werden demnach nur noch 200 Spiele pro Saison live von Sky übertragen (vgl. Busse 2020), was im Vergleich zum bisherigen Angebot 66 Spiele weniger bedeutet. Für Sky bedeutet der Verlust von Teilen der Bundesliga-Übertragungsrechte einen herben Rückschlag,

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sowohl für die eigene Marke als auch in Bezug auf die zukünftigen Gewinne. Der Streamingdienst DAZN, der derzeit größte Konkurrent, stellte sich ein weiteres Mal als Stolperstein für den Pay-TV-Sender dar.

3.2.2 Streamingdienste

Streamingdienste stiegen ursprünglich als Anbieter von Filmen und Serien in den Fernsehmarkt ein. Netflix und Amazon sind zwei der größten Streaming- Plattformen mit solchen Angeboten. Jedoch hatte kein Streamingdienst vollstes Vertrauen in das Geschäft mit dem Fußball. Sky Go kam erst einige Jahre nachdem man im Pay-TV die deutsche Fußball-Bundesliga verfolgen konnte und ansonsten gab es noch den Eurosport Player. Auf diesem fanden sich zwar sportliche Inhalte wieder, aber große Ligen wie die deutsche Fußball-Bundesliga suchten die Fußballfans vergeblich. Die Übertragungsrechte waren zu teuer und die Unsicherheit zu groß, dass das Streaming-Konzept von den Fans nicht angenommen werden würde. Zum Streamen benötigt es zudem eine stabile Internetverbindung, also eine zusätzliche Anforderung an die Zuschauerinnen und Zuschauer. Damit kann es während der Übertragung zu Schwankungen bei der Bildqualität kommen und Verzögerungen nach sich ziehen, was im herkömmlichen Fernsehen nicht der Fall ist. Der Streamingdienst DAZN war der erste Anbieter, der sich 2016 diesen Schritt zutraute. Man präsentierte sich nicht nur als „normalen“ Streamingdienst, wie man ihn bis dahin kannte – mit Film- und Serienangeboten –, sondern als reinen Sport-Streamingdienst. Dutzende von Sportarten prägten das Programm, darunter auch Fußball. Von den fünf größten Ligen waren die Ligue 1, Premier League, Serie A und La Liga mit im Angebot. Lediglich die Bundesliga fehlte noch. Die Rechte dafür sicherte man sich drei Jahre später im Jahr 2019, indem man durch eine Sublizenz die Rechte von Eurosport abwarb, was den direkten Konkurrenzkampf nach Auftauchen auf dem Sportfernsehmarkt zeigt. Zusätzlich zu den ausgewählten Freitagsspielen der deutschen Fußball-Bundesliga zeigt DAZN 40 Minuten nach Abpfiff die Highlights sämtlicher Bundesligaspiele. (Vgl. Ashelm/Peitsmeier 2019) Bei der Rechtevergabe 2020 gelang ein weiterer Coup, indem sich der Streamingdienst neue Rechte schnappte und das Bundesliga-Angebot erweitern konnte. 106 Spiele werden pro Saison über die

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nächsten vier Spielzeiten übertragen. Die deutsche Fußball-Bundesliga auf DAZN gibt es dann nicht mehr nur am Freitag zu sehen, sondern auch am Sonntag. (Vgl. Busse 2020) Bei der letzten Rechtevergabe mischten neben DAZN weitere Medienunternehmen mit, u.a. Amazon und Telekom, die aber beide leer ausgingen. Amazon hatte zuvor schon die Rechte von Eurosport für wenige Fußballspiele der deutschen Bundesliga übernommen, da diese nach der Auszeit aufgrund der Covid-19-Pandemie ausgestiegen waren. (Vgl. Mansholt 2020) Das belegt, dass zukünftig mit dem Einstieg mehrerer Anbieter aus verschiedensten Bereichen zu rechnen ist. Für die Zuschauerinnen und Zuschauer bedeutet das im Umkehrschluss, dass sie mehrere Abonnements besitzen müssen, um alle Spiele verfolgen zu können. Außerdem geht die Tendenz weiter Richtung Streamingdiensten und Pay-TV.

Der Blick auf die Berichterstattung zeigt, dass diese sich mit dem Wandel auf dem Fernsehmarkt weiterentwickelt hat. Vor allem DAZN fährt auf einer anderen Schiene als die Konkurrenz. Sie setzen auf neue, junge Journalisten. Das Angebot auf DAZN ist sehr vielfältig, was bedeutet, dass es zahlreiche Kommentatoren, Moderatoren, Interviewer usw. braucht. Die neuen Stimmen bringen eine gewisse „Frische“ in die Berichterstattung. Bei den großen Fußballereignissen, wie den Bundesligaspielen oder der Champions League, setzt man zwar ebenfalls auf verschiedene Personen, jedoch gibt es dafür eine kleine Gruppe auserwählter Journalisten, die sich ständig untereinander abwechseln. (Vgl. o.V. 2019b) Diese Flexibilität soll verhindern, dass es für die Zuschauerinnen und Zuschauer schnell eintönig wird. Außerdem ergänzen Experten die Kommentatoren, indem sie das Spiel mit ihrem Fachwissen analysieren. Dies war bis zu diesem Zeitpunkt bei den öffentlich-rechtlichen, privaten und Pay-TV-Sendern fast ausschließlich außerhalb der 90 Minuten des Fußballspiels zu sehen bzw. hören. Bei DAZN zählt es zu einer gängigen Praxis, womit sich die Berichterstattung nochmals verändert hat – von einem Kommentator bzw. einem Kommentator und einem Co-Kommentator zu einem Duo aus Kommentator und Experten. Dadurch handelt es sich beim Gehörten nicht mehr nur um das Spiel selbst, sondern es entsteht ein Gespräch, dem die Zuschauerinnen und Zuschauer folgen können. Die Kleidung hat sich vom formellen Anzug zu Beginn der Berichterstattung über mehrere Lockerungen bei privaten Sendern bis hin zur

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Straßenkleidung bei Streamingdiensten gewandelt. Es wird nicht mehr vorrangig auf die Erscheinung geachtet. Zum räumlichen Erscheinungsbild lässt sich nichts sagen, da es dieses bei DAZN schlicht nicht gibt. Der Anbieter verzichtet auf das Studio und als Abonnentin bzw. Abonnent bekommt man viele der beteiligten Personen wie Kommentatoren und Moderatoren nicht zu Gesicht. (Vgl. Gartenschläger 2019)

4 Ausgangslage der Analyse

Die Fußball-Berichterstattung hatte in ihrer langen Geschichte mehrere Meilensteine erreicht, von den Printmedien über das Radio hin zum Fernsehen. Eine der aktuellsten Entwicklungen ist der Trend hin zu Streamingdiensten. DAZN ist einer der jüngsten Anbieter. Trotz seiner kurzen Geschichte zählt der Streamingdienst bereits zu den größten Live-Sport- Anbietern weltweit. Die Zahl der Länder, in denen DAZN genutzt werden kann, soll in den nächsten Jahren deutlich größer werden. Mit der eigenen Art, die Berichterstattung anzugehen, will man sich von der Konkurrenz unterscheiden. Dabei setzt der Streamingdienst auf weniger bekannte Sportjournalistinnen und -journalisten, die meist jünger sind als die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Konkurrenzunternehmen. Die Berichterstattung soll professionell sein, jedoch nicht zu ernst wirken, sondern eine lockerere Note haben. Bisher schien DAZN mit diesem Weg Erfolg gehabt zu haben. 2020 wurden die Medienunternehmen und Sportreporter auf die Probe gestellt. Das Coronavirus breitete sich rasch aus und legte die gesamte Sportwelt lahm. Durch die Covid-19-Pandemie waren fast alle Fußballligen weltweit erstmals dazu gezwungen, die Liga abzubrechen oder zumindest zu unterbrechen. Eine ähnliche Situation hatte es letztmals vor knapp acht Jahrzehnten gegeben – während des Zweiten Weltkriegs. Ein Vergleich zeigt, dass es sowohl Unterschiede als auch Übereinstimmungen zwischen den beiden Ereignissen gibt. Durch den starken Einschnitt in die Fußballwelt war DAZN gezwungen, die Berichterstattung zu ändern. Viele Besonderheiten, die seit Jahren zum Fußball gehören, waren nach dem Wiederbeginn der deutschen Fußball-Bundesliga verschwunden. Die Kommentatoren, Moderatoren, Experten und Interviewer mussten sich an die neue Situation anpassen.

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4.1 DAZN

DAZN hat eine kurze Geschichte mit einem schnellen Einstieg in den Fernsehsport-Markt hinter sich. Innerhalb von vier Jahren sicherte sich der Dienst die Rechte an Dutzenden Sportarten und deren Top-Ligen. Die Aufnahme der deutschen Fußball-Bundesliga wird als einer der größten Erfolge angesehen. In den nächsten Jahren sollen weitere Rechte gekauft und das Angebot damit erweitert werden. Die Fußball-Berichterstattung unterscheidet sich beim Streamingdienst deutlich von der Konkurrenz. Von den Beteiligten, über das Sprachliche bis hin zum fehlenden Studio versucht man, eine für die Fußballfans gänzlich neue Art der Berichterstattung zu präsentieren.

4.1.1 Geschichte des Streamingdienstes

Der Streamingdienst DAZN, dessen Name für „Da Zone“ steht, ging 2016 in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Japan an den Start (vgl. Jauernig 2017). In Deutschland liegt die Zentrale von DAZN in Ismaning, Landkreis München. Hinter der Marke steckt der US-Milliardär Leonard Blavatnik. Blavatnik besitzt die Beteiligungsgesellschaft Access Industries, die wiederum hinter dem Sport-Medien-Unternehmen Perform Group steht. DAZN gehört diesem Unternehmen an. Für den Milliardär war es eine Erweiterung seiner Anteile im Streaming-Geschäft, da er z.B. schon an Warner Music und Spotify beteiligt ist. Er besitzt ein geschätztes Vermögen von 19,6 Milliarden US- Dollar, womit der neue Streamingdienst u.a. finanziert werden soll. Für DAZN wurde ein Zehnjahresplan aufgestellt, mit dem man im Laufe der Jahre schwarze Zahlen schreiben soll. (Vgl. Vetter 2017) Aufgrund der Vielzahl an Rechten, die für zahlreiche Sportarten vor dem eigentlichen Eintritt in den Fernsehmarkt gekauft wurden, stieg DAZN mit einem Minus auf dem Anbieter- Markt ein. Der Plan sah von Beginn an vor, dass der Streamingdienst ab 2020, vier Jahre nach dem Start, mehr Geld einnehmen als ausgeben sollte (vgl. Theobald 2017). Um dieses Ziel zu erreichen, muss DAZN Sportbegeisterte von seinem Angebot überzeugen, denn sie finanzieren sich wie ihr Konkurrent Sky durch Abonnentinnen und Abonnenten. Zu den Abonnentenzahlen hielt sich der Streaming-Anbieter allerdings von Beginn an bedeckt. Der Plan sah

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jedoch vor, innerhalb von fünf Jahren so viele Kundinnen und Kunden wie Sky aufzuweisen, was fünf Millionen Menschen entsprechen würde (vgl. ibid). Das Angebot fiel bereits zum Start im August 2016 groß aus. Der Streamingdienst beschränkte sich nicht auf wenige Sportarten, sondern hatte eine im Vergleich zu anderen Anbietern umfangreiche Palette an bekannten Spitzensportarten und weniger bekannten Randsportarten. Zu den Sportarten zählen heute u.a. Fußball, Basketball, Tennis, Baseball, Darts und American Football. Pro Jahr werden über 8000 Live-Wettbewerbe aus der Sportwelt übertragen. (Vgl. Jauernig 2017) Deshalb bezeichnet DAZN den eigenen Dienst gerne als das „Netflix des Sports“ (Rabe 2020). Es gibt weitere Parallelen der beiden Streaming-Anbieter, die auf der Homepage von DAZN (Rabe 2020) hervorgehoben werden. Demnach können die Inhalte „flexibel, live und auf Abruf“ angesehen werden. Das bedeutet, dass man sich die Sportübertragungen überall ansehen kann und das auf den meisten elektrischen Geräten wie Computern, Fernsehern oder Handys. Bei DAZN spielt die Live-Übertragung eine große Rolle. Sollte diese jedoch nicht möglich sein, wird damit geworben, dass man die Übertragungen „im Nachhinein on Demand“ nachholen kann. Der Preis für ein Monatsabonnement liegt bei 11,99 Euro. Ein Jahresabonnement kostet 119,99 Euro. Jede/r Interessierte kann zudem kostenlos einen Probemonat bei DAZN abschließen. Der größte Zuschauermagnet für DAZN ist Fußball, was deutlich wird, wenn man sich die Liste der Angebote auf der Seite ansieht, die von Fußballwettbewerben dominiert wird. Zum Angebot zählen u.a. internationale Wettbewerbe wie die Champions League oder Europa League und nationale Ligen wie die italienische Serie A, spanische La Liga, französische Ligue 1 und seit der Saison 2019/20 die deutsche Fußball-Bundesliga. Schon zur Saison 2017/18 hatte sich DAZN Teile der Übertragungsrechte für die deutsche Liga gesichert, allerdings waren es damals nur Zweitverwertungsrechte für die Highlights der Spiele. 2019 kamen dann die Rechte für Live-Übertragungen hinzu, die 2020 für die darauffolgenden vier Saisons erweitert werden konnten (siehe Kap. 3.2.2).

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4.1.2 Art der Berichterstattung auf DAZN

„Die Partien werden [.] von DAZN selbst produziert und verbreitet.“ (Hein/Rentz 2019) Bei der Produktion sind insgesamt ca. 90 Menschen beteiligt. „17 Kameras […], sechs Videooperatoren, ein Regisseur, drei Bildtechniker, zwei Toningenieure“ (Spiller 2020:1) kommen u.a. bei einer Übertragung zum Einsatz. Dabei wählt der Streamingdienst einen anderen Ansatz als die Konkurrenten. Eurosport setzte auf Kommentatoren und Experten, die sich in ihrer Karriere schon einen Namen gemacht hatten. Namhafte Kommentatoren bei Eurosport waren bspw. Marco Hagemann oder Matthias Stach, während Ex-Trainer und ehemaliger Bayern-Sportdirektor Matthias Sammer als einer der Experten agierte. (Vgl. Theobald 2017) Mit dieser Auswahl wollte man den Zuschauerinnen und Zuschauern zeigen, dass bei dem Sender professionell gearbeitet wird. Dadurch kann es sein, dass ein Produkt eine größere Aufmerksamkeit bekommt, da Fans eher einschalten, wenn sie bekannte Gesichter sehen bzw. bekannte Stimmen hören. Der andere Konkurrenzsender Sky wählt einen ähnlichen Weg. Etablierte Größen wie Frank Buschmann, Jörg Dahlmann und Hansi Küpper sollen mit ihrer langjährigen Erfahrung als Kommentatoren für einen größeren Bekanntheitsgrad sorgen. Bei den Experten sticht Lothar Matthäus heraus, eine feste Größe in der deutschen Fußballhistorie. Somit werden mitunter Fans dieser Persönlichkeiten als neue Abonnentinnen und Abonnenten angelockt. Bei Sky blieb es aber nicht nur bei der Live-Berichterstattung dabei, sondern man setzt bei den Talkshow-Formaten ebenfalls auf Bekanntheit. Jörg Wontorra, der als Moderator von Doppelpass bekannt wurde, moderierte von 2017 bis 2019 auf Sky die Talkshow Wontorra – Der Fußball-Talk. (Vgl. ibid) Bei DAZN versucht man hingegen, neuen Sportreportern eine Chance zu geben. Die Website Spox, ebenfalls Teil der Perform Group, veröffentlichte 2018 eine Liste der knapp 70 Kommentatoren, die für DAZN arbeiteten. Mit Experten kam man auf 120 Mitarbeiter. Von den Kommentatoren stachen z.B. Marco Hagemann (ehemals Eurosport und Sky), Jan Platte (ehemals Sport1) oder Elmar Paulke (ehemals Sport1) als bekanntere Sportkommentatoren heraus. Auffällig ist aber vor allem, dass viele unbekanntere Namen einen Platz in der Liste fanden. Beim Streamingdienst holt man sich somit nicht nur die bekannten Sportreporter, sondern bildet viel mehr selbst welche aus, die

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erst mit DAZN größere Bekanntheit erlangen. Beispiele für neue Kommentatoren sind Uli Hebel, Lukas Schönmüller oder Tobias Wahnschaffe. Das Konzept bei DAZN sieht vor, dass ein Kommentator und ein Experte als Duo zusammen die Fußballspiele kommentieren. So verfährt man mit der deutschen Fußball-Bundesliga, seit diese mit ins Programm genommen wurde. Hinzu kommen bei diesen Spielen noch ein Moderator und ein Feldreporter, da die Bundesliga-Partien größer aufbereitet werden. Damit vergrößert sich das Team im Vergleich zu Spielübertragungen anderer Ligen. Für die deutsche Fußball-Bundesliga wurde vor der Saison ein Team zusammengestellt, das bei allen Bundesligaspielen auf DAZN zum Einsatz kommen sollte und aus folgenden Sportreportern bestand (vgl. o.V. 2019b):

Kommentatoren

Marco Hagemann, Uli Hebel, Jan Platte, Lukas Schönmüller

Experten

Ralph Gunesch, Jonas Hummels, Sebastian Kneißl

Moderatoren und Feldreporter

Sebastian Benesch, Daniel Herzog, Alexander Schlüter

Diese Aufteilung änderte sich nach dem Re-Start der Bundesliga. Bei den Kommentatoren fiel Lukas Schönmüller weg, der in die Rolle des Moderators schlüpfte. Dafür kam Frederik Harder bei den Kommentatoren hinzu. Die Moderatoren wurden zudem von Tobias Wahnschaffe ergänzt, während Maximilian Siebald als zusätzlicher Feldreporter agierte.

DAZN unterscheidet sich von der Konkurrenz, da sie auf neue Gesichter setzen und somit auf junge Sportreporter, um eine „lockere, aber fachlich fundierte Art“ (Gartenschläger 2019) der Berichterstattung zu erzeugen. Vom Bundesliga-Team sind außer Marco Hagemann und Jan Platte alle unter 40 Jahre alt. Im Vergleich dazu waren bei Sky am letzten Spieltag der Saison 2019/20 ausschließlich über 40-jährige Kommentatoren im Einsatz, die ihren Beruf zu diesem Zeitpunkt bereits jahrelang ausgeübt hatten (vgl. Slotta 2020). Als Experten stehen Sky ehemalige Fußballspieler zur Verfügung, die

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während ihrer Karriere bei international bekannten Vereinen gespielt haben. Dietmar Hamann spielte beim FC Bayern München und dem FC Liverpool, während Lothar Matthäus u.a. ebenfalls beim FC Bayern München und bei Inter Mailand unter Vertrag stand. Die beiden sind seit Jahren in der Fußballwelt vertreten und vielen Fußballfans deshalb bekannt. DAZN geht den entgegengesetzten Weg wie schon mit den Kommentatoren. Die Experten sind alle jung und relativ neu in der Expertenwelt. Ihr Bekanntheitsgrad liegt weit unter dem der Sky-Experten, u.a. deswegen, weil sie zwar alle Fußballspieler waren, allerdings nicht auf dem Niveau gespielt haben wie Hamann und Matthäus. Jonas Hummels, Bruder vom Fußballspieler Mats Hummels, beendete seine Karriere nach mehreren schwerwiegenden Verletzungen und spielte für die SpVgg Unterhaching. Sebastian Kneißl lief u.a. für Fortuna Düsseldorf auf. Zu Ralph Guneschs Stationen zählen u.a. der FC St. Pauli und der 1. FSV Mainz 05. Die Vereine sind in Deutschland bekannt, gehören jedoch nicht zur Spitzenklasse des Fußballs. Die DAZN- Experten standen während ihrer Fußballprofi-Karrieren nicht so sehr im Fokus, wie es bei den Sky-Experten der Fall war. Bei den Moderatoren und Feldreportern gilt ebenfalls das Konzept der neuen Generation. Das Ziel ist es, durch dieses Team eine möglichst professionelle, aber gleichzeitig lockere Art der Berichterstattung zu präsentieren. Dadurch, dass das Team aus zehn Sportreportern besteht, behält der Streamingdienst Woche für Woche dieselbe Dynamik bei. Zwar wechseln sich die Beteiligten ab, jedoch ist ein Wiedererkennungswert gegeben, da immer wieder dieselben Duos kommentieren bzw. dieselben Trios oder Quartetts durch die Spiele führen. Die abgezielte Lockerheit kommt zustande, da sich die Beteiligten mit der Zeit eingespielt haben und untereinander funktionieren, was den Zuschauerinnen und Zuschauern ebenfalls vermittelt wird. Damit sich die Kundinnen und Kunden von DAZN der Marke noch näher fühlen, unterscheidet sich die Präsentation des Streamingdienstes auf weiteren Ebenen. „Keine Krawatten, […] dafür viel Geduze und Fußballromantik. DAZN revolutioniert den Fußballmarkt.“ (Spiller 2020:1) Die Sportreporter, die während der Übertragungen der Bundesligaspiele auf DAZN zu Wort kommen, duzen sich untereinander und teilweise sogar die Interviewpartner vor und nach den Spielen. Angesprochen werden die meisten oft nur mit ihren Spitznamen, unter

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denen sie bekannt geworden sind. Die Namenseinblendungen zeigen z.B. nur „Alex Schlüter“ bei Alexander Schlüter oder „Uli Hebel“ bei Ulrich Hebel. Außerdem werden die Zuschauerinnen und Zuschauer geduzt. Damit entsteht eine weniger distanzierte Atmosphäre. Die Anrede mit „Sie“ wird vor allem bei der Konkurrenz verwendet. Durch diese aufgelockerte Atmosphäre lässt man oftmals den ein oder anderen Witz mit einfließen, „ohne den heiligen Ernst deutscher Mainstreamsportberichterstattung“ (ibid:3). Eine weitere Änderung zur bisherigen Berichterstattung stellt die Kleidung dar. Anzüge und Sakkos haben beim neuen Anbieter keinen Platz. Stattdessen tragen die Reporter „Parka, Pulli und Sneaker“ (ibid:2), um so „[n]ah an der Zielgruppe“ (ibid:2) wie möglich zu sein. Außerdem verzichtet man bei DAZN vollständig auf ein Studio. Vor den Spielen, in der Halbzeitpause und nach den Spielen sieht man die Sportreporter, mit Ausnahme der Kommentatoren, auf dem Spielfeldrand stehen, wo sie auf Monitoren die Wiederholungen und Statistiken eingeblendet bekommen. (Vgl. ibid:2) Die Statistiken und weitere relevante Analysedaten werden vom Sportunternehmen Opta Sports, das ebenfalls zur Perform Group gehört, zur Verfügung gestellt.

4.2 Auswirkungen der Covid-19-Pandemie

Anfang des Jahres 2020 breitete sich, ursprünglich in der Stadt Wuhan in China, ein Virus mit dem Namen SARS-CoV-2 aus, welches allgemein als Coronavirus bekannt ist. Das Coronavirus zählt laut dem Robert Koch Institut (2020c) zu den Erregern von Lungenentzündungen und wird durch Tröpfcheninfektionen übertragen. „Die Krankheitsverläufe sind unspezifisch, vielfältig und variieren in ihrer Symptomatik und Schwere stark, sie reichen von symptomlosen Verläufen bis zu schweren Pneumonien mit Lungenversagen und Tod.“ (ibid) Betroffen sind insbesondere Menschen mit Vorerkrankungen und ältere Menschen. Innerhalb weniger Wochen stieg die Anzahl der infizierten Menschen weltweit stark an. Nach und nach meldeten Länder weltweit zahlreiche Fälle von Infizierten und Toten durch das Coronavirus. Am 11. März 2020 wurde das neuartige Virus schließlich von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Pandemie eingestuft. Direkt im Anschluss nahmen die Regierungen auf der ganzen Welt Maßnahmen vor, die zur Eindämmung des Virus beitragen sollten. Die Schritte zogen u.a.

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Schließungen von Schulen, Absagen von Veranstaltungen und Versammlungsverbote nach sich. Neben vielen weiteren Einschränkungen waren die Abstandsregel von mindestens 1,5 Metern – oft als „social distancing“ bezeichnet – zu anderen Personen und die Maskenpflicht zwei der größten neuen Verhaltensregeln, die sich auf den Alltag der Menschen auswirkten. (Vgl. ibid) Außerdem wurden in vielen Ländern zwischen März und Mai für gewisse Zeiträume Lockdowns ausgerufen, weshalb die Menschen zu Hause in Quarantäne bleiben mussten. Dasselbe galt für Personen, die sich infiziert hatten. Die Vorschriften sahen vor, dass man sich nach einem positiven Test zwei Wochen in häusliche Quarantäne begeben musste. Die Johns-Hopkins-Universität veröffentlicht laufend Zahlen zu den Corona- Infizierten und -Toten. Stand 8. Juli 2020 lag die Zahl der Infizierten bei 11.850.886 und die Zahl der Toten bei 544.722.

4.2.1 Einfluss auf den Fußball

Die Maßnahmen betrafen 2020 alle Bereiche der Gesellschaft. Kulturveranstaltungen, Konzerte, Bildungseinrichtungen – alles wurde abgesagt bzw. geschlossen. Die Sportwelt ist folglich gleichermaßen davon betroffen. Die Tiroler Tageszeitung (2020d) stellte eine Chronologie der Ereignisse und Abläufe in der Sportwelt zusammen. Schon zu Beginn des Jahres handelte China schnell und verschob Sportveranstaltungen wie Olympia-Qualifikationen. Im Februar erreichte das Coronavirus Europa, wo Ende des Monats mehr und mehr Events abgesagt wurden. Was noch am längsten ausgetragen wurde, waren die nationalen Fußballligen. In der deutschen Fußball-Bundesliga wurde der Spielbetrieb erst am 11. März 2020 eingestellt, demselben Tag, als die WHO das Virus für eine Pandemie erklärt hatte. Mit den Beschlüssen zum vorzeitigen Stopp der Fußballligen entstand zeitgleich die Diskussion, wie es in Zukunft weitergehen würde. Aufgrund der zu dieser Zeit noch unklaren Lage waren sich die Offiziellen nicht sicher, ob sie die Liga nur für kurze Zeit unterbrechen oder ein vollständiger Abbruch die Konsequenz sein würde. Ende April entschlossen sich einige Ligen, wie die niederländische Eredivisie oder die französische Ligue 1, die Saison vollständig abzubrechen. Der Abbruch zog allerdings weitreichende Folgen mit sich, denn aufgrund der Sport-Medien-Wirtschafts-Allianz (siehe Kap. 2.3)

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standen die Vereine vor hohen Verlusten, da die Fernsehgelder dadurch nicht mehr ausgezahlt wurden. Als Lösung bot Frankreich den Vereinen eine Staatshilfe an (vgl. o.V. 2020e). Da dies nicht für alle Länder eine Lösung war und die Vereine bzw. Ligen sich diesem Risiko nicht aussetzen wollten, arbeiteten andere Ligen an der Wiederaufnahme des Spielbetriebs. Für die deutsche Fußball-Bundesliga hätte ein Abbruch mögliche Einnahmeverluste von bis zu 750 Millionen Euro bedeutet. „Wegen ausbleibender Fernsehgelder, verpasster Sponsoring- und Werbeeinnahmen und nicht verkaufter Eintrittskarten.“ (Röckenhaus 2020:1) Die Offiziellen wollten deshalb die Saison vor leeren Stadien abschließen, um zumindest den „vertraglichen Pflichten gegenüber Fernsehen und Werbekunden“ (ibid) nachzukommen. Nachdem man die Fortsetzung der Bundesliga beschlossen hatte, war dennoch klar, dass die Auswirkungen der Pandemie in Bezug auf die Fernsehgelder Verluste in Höhe von 150 Millionen Euro nach sich ziehen würden (vgl. Franzke 2020a). Laut Franzke (2020b) hätten sich vier Bundesliga-Vereine mit einer Insolvenz befassen müssen, wäre die Liga nicht fortgesetzt worden. Als Grund gab man die fehlenden Einnahmen aus Fernsehgeldern an, die für die meisten Bundesliga-Vereine einen zweistelligen Millionenbetrag ausmachen (vgl. Joram u.a. 2020). Um all die genannten schwerwiegenden Folgen zu vermeiden, arbeiteten die Fußballverbände zusammen mit Gesundheitsexperten an Konzepten zur Wiederaufnahme der Saison. Diesen Hygienekonzepten wurde schließlich zugestimmt. Allen Beteiligten standen in der Verantwortung die Vorschriften einzuhalten.

All sportspeople, from members of governing bodies to coaches and athletes, need to strike the right balance between contributing to protecting the vulnerable by keeping the transmission of SARS-Cov-2 in the community at bay, while easing discontent and economic damage in the sports community. (Timpka 2020)

Die Saison 2019/20 wurde nach einer ca. zweimonatigen Pause am 16. Mai 2020 fortgesetzt. Beim Re-Start gab es allerdings viele Neuerungen. So fanden erstmals in der Geschichte der deutschen Fußball-Bundesliga Geisterspiele – Spiele ohne Zuschauerinnen und Zuschauer im Stadion – statt (vgl. o.V. 2020f). Das war sowohl für die Spieler und Trainer als auch die Sportjournalisten ungewohnt, da somit die Atmosphäre rund um das Spiel

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wegfiel. Die Trainer wurden anfangs dazu angehalten, Masken zu tragen, was man allerdings kurz nach dem Re-Start wieder aufhob. Andere Beteiligte, wie Co-Trainer oder medizinisches Personal, waren weiterhin dazu verpflichtet, Masken zu tragen. Die Fußballspieler rief die DFL dazu auf, nicht dringend notwendigen Körperkontakt zu vermeiden, z.B. beim Torjubel. Dadurch, dass die Fußballspieler eine längere Pause hatten, ohne trainieren oder spielen zu dürfen, erhöhten die Offiziellen die erlaubte Anzahl an Spielerwechseln von drei auf fünf. (Vgl. ibid) Die Liga spielten die Mannschaften im Schnelldurchlauf zu Ende. Jedes Team hatte alle drei bis vier Tage eine Partie auszutragen. Deshalb war ein weiteres Argument für die höhere Wechselanzahl, dass die Spiele nun im Sommer stattfanden, womit bei größerer Hitze für Entlastung gesorgt wurde (vgl. ibid). Außerdem unterbrach der Schiedsrichter zur Hälfte jeder Halbzeit das Spiel für eine Trinkpause. Steigende Infektionen des Coronavirus innerhalb der Mannschaften hätten einen erneuten Abbruch der Saison bedeutet. Hierfür wurden alle Spieler, Trainer und alle anderen Beteiligten regelmäßig auf das Coronavirus getestet, um Infektionen frühzeitig zu erkennen (vgl. o.V. 2020g). Durch den Re-Start flossen die Mediengelder wieder an die DFL, wodurch die Vereine aufatmen konnten, weil ihre Zukunft durch die Einnahmen gesichert war.

4.2.2 Vergleich mit dem Zweiten Weltkrieg

Eine derartige Situation gab es in der bisherigen Geschichte noch nicht. Zwar ist die Covid-19-Pandemie nicht die erste Pandemie, jedoch ist die Sport- Medien-Wirtschafts-Allianz erst im Laufe des letzten Jahrhunderts entstanden. Deshalb handelt es sich für die Sportwelt um eine neue Herausforderung. Ein Vergleich kann jedoch zum Zweiten Weltkrieg gezogen werden, da gewisse Parallelen und Gegensätze zu erkennen sind. Genau wie das Coronavirus, unterbrach auch der Zweite Weltkrieg das Alltagsleben der Menschen. Obwohl der Zweite Weltkrieg von 1939 bis 1945 dauerte, wurde in dieser Zeit weltweit Fußball gespielt. Unterbrechungen gab es nur in einzelnen Ländern und währenddessen wurde weiterhin in anderen die Liga gespielt. Die Offiziellen versuchten, den Spielbetrieb so lange wie möglich aufrechtzuerhalten, was über Jahre gelang (vgl. Tovar 2020:2ff). Beim Coronavirus hingegen unterbrachen bis auf drei Länder alle die nationalen Ligen schon nach

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kürzester Zeit. Die internationalen Wettbewerbe waren ebenso davon betroffen. Damit konnte man praktisch nirgendwo mehr Fußball verfolgen, was es bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben hatte. Dennoch kam es bei der Pandemie schon nach wenigen Monaten zur Rückkehr der Fußballspiele. Um die finanziellen Verluste im Rahmen der fehlenden Berichterstattung im Fernsehen abzuwenden, mussten alle Beteiligten den Spielbetrieb trotz der drohenden Gefahr der Ansteckung wieder aufnehmen. Dies stellt eine Parallele zu den Ereignissen während des Zweiten Weltkriegs dar.

In some cases, official competitions were opened even when tanks were heard and bullets were flying nearby. Whenever the conditions allowed, not only soccer was played, but an official competition was held. In the worst conditions, even in concentration camps, the ball managed to roll. (ibid:4)

Im Laufe des Zweiten Weltkriegs kam es dazu, dass Spieler ihre Mannschaften verlassen mussten, um an die Front zu gehen. Die Nazis rekrutierten im Jahr 1944 alle Männer zwischen 15 und 60 Jahren, um gegen die anderen Mächte zu kämpfen. Außerdem änderte sich der Spielbetrieb dahingehend, dass Teams nicht mehr spielen wollten. Hajduk Split verweigerte die Teilnahme am Ligabetrieb, da damals Kroatien unter dem Einfluss Benito Mussolinis war. In Norwegen lehnten die Spieler und Trainer es ebenfalls ab unter den neuen Mächten im eigenen Land zu spielen. (Vgl. ibid:2ff) Beim Coronavirus verhält sich die Situation anders. Die Fußballspieler mussten zwar nicht an einem Krieg teilnehmen, sich aber dennoch an die Hygieneregeln halten wie alle anderen Menschen. Jedoch bekamen die Fußballspieler während der Pandemie einen Sonderstatus, da sie im Gegensatz zu den anderen Menschen früher wieder Sport betreiben durften bzw. mussten. Im Weltkrieg verweigerten Mannschaften und Personen ihre Teilnahme, was heute kaum mehr möglich ist, da alle ihren vertraglichen Pflichten nachkommen müssen, weil sonst mit Konsequenzen zu rechnen wäre. Das Fußballgeschäft hat sich über die Jahrzehnte in eine Richtung entwickelt, in der eine Verweigerung der Wiederaufnahme des Spielbetriebs zu einem finanziellen Kollaps führen würde. Durch diesen würden gleich mehrere Bereiche in einen Schuldenberg stürzen, was sich durch die Sport- Medien-Wirtschafts-Allianz erklären lässt. Tovar (2020:4) behauptet, dass der Wert der Fußballspieler in Zeiten der Covid-19-Pandemie bei null liegt. „In fact, 41

their economic value almost shrinks to zero because they cannot play even in some prison equivalent, and their status of idols remains only in social media.“ Diese Argumentation wird allerdings durch die genannten Faktoren widerlegt. Fußballspieler sind Teil eines großen Konstrukts, das Fußballvereine und - verbände, Medien- und Wirtschaftsunternehmen beinhaltet. Geht man einen Schritt weiter, kann man behaupten, dass ohne Fußballspieler keiner dieser Bereiche einen Wert hätte. Verweigern die Fußballspieler, ihre Arbeit auszuführen, gibt es keine Vereine, keine Berichterstattung und keinen Geldfluss in der Wirtschaft, weshalb Fußballer sogar einen der höchsten wirtschaftlichen Werte aufweisen. Der letzte große Unterschied zwischen dem Zweiten Weltkrieg und der Covid-19-Pandemie sind die Zuschauerzahlen. Mitte des 20. Jahrhunderts gingen trotz der Konflikte die Zuschauerzahlen nach oben. In Deutschland spielten die Teams trotz Beginn des Krieges zum Ende der Saison 1939/40 vor knapp 100.000 Zuschauern in einem vollen Stadion in Berlin (vgl. ibid:3). Im Gegensatz dazu sind aufgrund des Ausbruchs des Coronavirus keine Zuschauer mehr in Stadien erlaubt. Es ist nicht abzusehen, wie lange an diesen Vorschriften festgehalten wird, jedoch könnten die Vereine zu Beginn der neuen Saison weiterhin Geisterspiele ausgetragen.

4.2.3 Umstellung der Berichterstattung auf DAZN

Die Sportberichterstattung im Fernsehen war vor 80 Jahren kaum vorhanden und nicht vergleichbar mit der heutigen Berichterstattung, weshalb eine Untersuchung diesbezüglich weggelassen wird. Außerdem gab es damals keine Geisterspiele, wie es heute der Fall ist. Diese bedeuten für die Sportwelt eine Umstellung, von der folglich die Medienunternehmen stark betroffen sind. Die Unternehmen und Sportreporter stehen vor neuen Herausforderungen. DAZN plante ab März mit dem eigenen Streamingdienst in über 200 Ländern zu expandieren, nachdem man bisher nur in neun Ländern aktiv war (vgl. o.V. 2020h). Diese Pläne durchkreuzte das Coronavirus, da es keine Live- Sportveranstaltungen mehr gab und finanzielle Engpässe entstanden. So wollte der Streamingdienst „vorerst Zahlungen an die Sportverbände stoppen“. (ibid) Als Übergang stellte DAZN vergangene Sportevents auf seine Plattform. Vor allem Fußballklassiker sollten die fehlenden Live-Übertragungen

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kompensieren. Bis zum 16. Mai 2020 musste der Streamingdienst auf Live- Übertragungen von Fußballspielen verzichten, ehe mit der deutschen Fußball- Bundesliga die erste Top-Liga wieder startete. Der Re-Start brachte allerdings jede Menge Veränderungen für DAZN bzw. seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit sich.

Aufgrund der fehlenden Atmosphäre in den Stadien, die vor allem durch Fans erzeugt wird, fiel ein entscheidender Faktor bei Fußballspielen weg. Die Emotionen der Fans waren nicht mehr zu sehen oder hören, was sich auf die Sportreporter übertrug. Die Kommentatoren und Experten konnten weniger mitfiebern. Bei Toren oder strittigen Situation hörten die Zuschauerinnen und Zuschauer nicht die Euphorie, die vor der Covid-19-Pandemie üblich war. Die Konzentration lag voll und ganz auf dem Spiel, da es keine Nebenfaktoren mehr gab. Eine Idee, diese fehlende Atmosphäre zu umgehen, war es, eine künstliche Atmosphäre zu erzeugen. Durch Tonbänder wurden Aufnahmen vergangener Spiele abgespielt und je nach Szene dementsprechend eingesetzt, sodass bspw. bei Toren ein Jubel der Fans zu hören war. Außerdem liefen die Fangesänge über die gesamte Dauer der Fußballspiele. (Vgl. Einsiedler 2020). Diese Idee setzten schlussendlich mehrere Fernsehsender durch, darunter auch der Streamingdienst DAZN. Eventagenturen sahen die außergewöhnliche Situation als Chance, neue Ideen einzubringen.

Vorgeschlagen wurde unter anderem, die Zuschauertribünen mit LED- Projektionen oder Werbebannern zu überblenden, richtiggehende Klangteppiche von Fangesängen über das Spiel zu legen bis hin zur Verwendung einer sogenannten Virtual Audience, also der Einblendung von Zuschauern, die in Wirklichkeit gar nicht im Stadion sind. (ibid)

Die Ideen setzten weder Verbände oder Vereine noch Medienunternehmen in dieser Art um. Dennoch spielte man die Fanatmosphäre künstlich ein, baute Leinwände hinter den Toren auf, auf denen die Fans über die Videokonferenz- Software Zoom eingeblendet wurden oder stellte Pappfiguren auf den Zuschauerrängen auf, die wie Fans aussahen (vgl. Schmidt 2020) Daran erkennt man, dass die Bemühungen bei den Beteiligten groß waren, um den Menschen vor den Fernsehgeräten zumindest ansatzweise eine „normale“

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Fußballatmosphäre zu bieten. Ohne die eingespielte Atmosphäre hörte man die Geräusche bei Pässen, Schüssen, Zweikämpfen, etc. sehr deutlich (vgl. Einsiedler 2020). Auch bei der künstlichen Atmosphäre waren diese Geräusche nicht komplett verschwunden. Die Anweisungen von den Trainerbänken und die Ausrufe der Spieler unter sich waren ebenfalls lautstark hörbar, was die Fußballspiele zu einem neuen Seherlebnis werden ließ. Die Interviews mit den Spielern, Trainern und Funktionären erfolgten bei den Fußballübertragungen auf DAZN mit dem vorgeschriebenen Mindestabstand, Schutzmasken und abgedecktem Mikrofon. Alles wirkte ein wenig distanzierter als vor dem Re-Start der deutschen Fußball-Bundesliga. Fehlende Einlaufkinder, keine Maskottchen und der Verzicht auf den Handshake bei der Platzwahl (vgl. Einsiedler 2020) – der Fußball verlor viele weitere typische Merkmale, die über Jahrzehnte Bestand hatten. All diese neuen Aspekte ließen die Sportreporter von DAZN in ihre Berichterstattung mit einfließen. Die Medienunternehmen und alle Beteiligten versuchten, das Beste aus der unüblichen Situation zu machen. Man musste die Kundinnen und Kunden trotz der neuen Umstände dennoch an das eigene Produkt binden.

5 Analysemodell

Die bisherige Arbeit zeigt die Entwicklung der Fußballberichterstattung von ihren Anfängen bis heute. Der Fokus liegt auf der Berichterstattung der deutschen Fußball-Bundesliga auf DAZN, da der Streamingdienst immer stärker auf dem Markt vertreten ist und sich nach und nach mehr Rechte an der Bundesliga sichert. Die Plattform bietet eine neue Art der Berichterstattung, die über die nächsten Jahre fortgeführt wird. Wegen der Covid-19-Pandemie musste DAZN die Berichterstattung nur kurze Zeit nach dem Erwerb der Übertragungsrechte anpassen. In der folgenden Analyse wird die Übertragung auf relevante Merkmale untersucht, um darzustellen, wie DAZN das „Produkt Bundesliga“ in Zeiten des Coronavirus ästhetisch präsentiert. Diese Ästhetisierung im Sport erlangt man laut Schierl (2004:144ff) durch den richtigen Einsatz von Bildbearbeitung, Graphik, Sound und Kommentar. Die Bildbearbeitung ist demnach wichtig, da sie durch viele Kameraeinstellungen und -perspektiven für Abwechslung sorgt bzw. Emotionen hervorrufen kann. Sie trägt zur Dramatisierung des Ereignisses bei.

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Graphiken sind dazu da, um „die Decodierung des Bildes und das Verständnis für das Geschehen zu erleichtern“ (ibid:146). Die Moderatoren und Kommentatoren von DAZN bieten ihren Fans zusätzliche Informationen und erklären Spielsituationen durch Graphiken, die die Experten bis ins Detail analysieren, manchmal mit eigenen digitalen Analysetools. Das kann zu einer Interessenssteigerung seitens der Fußballfans führen.

Während zu Beginn der Datenerfassung in der Sportberichterstattung noch die Anzahl der Torschüsse, Pässe oder Zweikämpfe im Mittelpunkt stand, bieten hochkomplexe Computersysteme heutzutage einen umfassenderen Einblick in die Daten eines Fußballspiels. Die gewonnenen Zahlen und Statistiken führen zu einem großen Volumen an neuartigen Informationen über das Spiel. (Horky/Pelka 2018:215)

Der Sound umfasst die Geräuschkulisse, die Fußballübertragungen mit sich bringen. Zu dieser zählen u.a. „Geräusche des Stadions und seiner Zuschauer, Gesänge der Fans, die Hintergrundmusik, Schreie und Zurufe der Athleten“ (ibid:147). Allerdings fällt diese Komponente fast gänzlich weg, da aufgrund des Coronavirus keine Fans im Stadion zugelassen sind und viele Vereine auf sonstige Soundeffekte wie das Einspielen von Musik beim Einlaufen der Teams verzichten. Diese fehlende Atmosphäre wirkt sich genauso auf den Kommentar aus. „Gute Kommentatoren können emotionale Stimmung erzeugen und so einen Unterhaltungsmehrwert produzieren. Kommentare können auch direkten Einfluss auf die Wahrnehmung eines Spiels und seiner Atmosphäre nehmen.“ (ibid:148) Nach dem Restart der deutschen Fußball-Bundesliga mussten die Sportjournalisten neue Wege finden, um die Übertragungen spannend zu gestalten und das Interesse der Zuschauerinnen und Zuschauer zu wecken. Steinlehner (2005:31) verweist auf den Aufgabenkatalog eines Moderators – der größtenteils auch auf einen Kommentator zutrifft – von Geißner (1993:59f). Zusammenfassend sollen die Journalisten u.a. eine abwechslungsreiche Übertragung garantieren, in der sie für Spannung sorgen, das Verfolgen des Spiels erleichtern und Sachverhalte verbinden bzw. voneinander trennen. All die von Schierl (2009:144ff) aufgezählten Punkte finden sich in der Analyse wieder, da sie auf die Bundesliga-Übertragung von DAZN zutreffen. Allerdings wird die Analyse nicht anhand dieser Kriterien untersucht. Sie sollen nur eine Rahmenbedingung für

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die Übertragung schaffen. Bei der Untersuchung handelt es sich um eine qualitative Inhaltsanalyse, wie sie Vettori (2019) bei der Untersuchung der Übertragung von Skispringen im ORF anwendet. Die folgende Analyse unterliegt einer ähnlichen Vorgehensweise, wobei sich im Wesentlichen nur die Sportart und der Sender unterscheiden. Vettori benutzt in seiner Arbeit die Analysekriterien von Stiehler und Horky (2009:67ff). Diese Kriterien werden ebenfalls für die Analyse der Bundesliga-Berichterstattung auf DAZN übernommen, jedoch um zwei Kriterien erweitert.

Die Kriterien werden in den folgenden Zeilen näher beschrieben. Eines dieser Kriterien bzw. Inszenierungstechniken ist die Dynamisierung. Bei der Dynamisierung geht es um alles, was mit der Kamera bzw. dem Bild zu tun hat. Die „Bildwahl, Schnittfolge, Kameraperspektiven“, aber auch „grafische Elemente mit Zusatzinformationen“ sind ebenso wichtig wie Showelemente, zu welchen bspw. die Musik oder Animationen zählen. Die Verwendung dieser Techniken ist u.a. für die Verbreitung von Informationen, die Aufnahme des Spielgeschehens und für die Unterhaltung der Zuschauerinnen und Zuschauer bedeutend. DAZN wechselt während der Übertragung häufig die Kamera und die Bilder, die die Abonnentinnen und Abonnenten zu sehen bekommen. Außerdem wird mit einer Vielzahl an verschiedenen Statistiken gearbeitet. Die Emotionalisierung wird durch die Zuschreibung einer gewissen Relevanz erreicht, was vor allem bei ergebnistechnisch engen Fußballspielen zum Tragen kommt. Eine weitere Vorgehensweise ist das Einblenden von Reaktionen der Spieler und Trainer, meist in Großaufnahmen. Mit den Großaufnahmen und der Slow-Motion-Technik können vor allem Foulspiele gut hervorheben werden.

Eine besondere Form der Ästhetisierung lässt sich mit spielerischer Aggressivität erreichen. Gewalt im Sport verfügt über ein tendenziell starkes Unterhaltungspotenzial, da durch Gewaltdarstellungen sehr leicht innere Erregungszustände ausgelöst werden können. (Schierl 2004:139)

Die Zuschauerinnen und Zuschauer werden durch solche Szenen automatisch involviert. Eine weitere Methode, die DAZN benutzt, ist das Hervorrufen von Emotionen bei Interviews, vor allem nach dem Spiel. Dann befragt der Feldreporter nämlich die Gewinner und Verlierer zum Spiel. „Emotionen haben

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in der Mediensportrealität die Funktion, das Interesse der Zuschauer zu wecken und zu binden. Emotionen erzeugen Nähe und steigern damit das Spannungserleben der Zuschauer.“ (Scherer 2004:219) Die dritte Technik ist die Narrativisierung. Beim Beispiel der Bundesliga-Übertragung steht die Beschreibung des Spielgeschehens im Vordergrund. Die Sportjournalisten erzählen mit dem Kommentieren, Moderieren oder Befragen über die gesamte Berichterstattung eine Geschichte. Es geht um das Spiel selbst, aber auch um Erzählungen von außerhalb. Im Fokus stehen im engeren Sinne die beiden Mannschaften, ihre Spieler und Trainer. Im weiteren Sinne geht es ebenfalls um die Liga selbst und aktuelle Ereignisse, die den Fußball betreffen. Die Themengestaltung erfolgt ebenfalls durch die Kameraführung, indem das Gesagte mit Bildern untermalt wird. Das vierte Kriterium von Stiehler und Horky (2009:67ff) ist die Relevanzzuschreibung. Indem man den Sportereignissen eine große Bedeutung zuspricht, erhöht es das Interesse der Kundinnen und Kunden. Die „Dramatisierung von Wettkämpfen zu ‚Events‘ und grundlegenden Entscheidungen“ und die „Verknappung auf ‚Duelle‘“ soll die Fans an die Fernseh- bzw. Streaming-Geräte fesseln. Bei Fußballspielen blicken die Journalisten meist auf die Tabelle, um dadurch dem Spiel eine gewisse Relevanz zuzuschreiben. Es geht um Auf- und Abstieg, um die Champions und Europa League oder um die Meisterschaft. Ist eines der beiden Teams in einer dieser Positionen, erhält dieser Punkt große Beachtung während der Übertragungen. Besondere Rivalitäten werden gerne hervorgehoben und zu einem Großereignis hochstilisiert. Natürlich spielt auch das Ergebnis im Laufe der Partie eine große Rolle. Bei den letzten zwei Kriterien handelt es sich um eigene Beobachtungen. Die Eigenwerbung findet in vielen Bereichen der Medienwelt statt, jedoch bekommt sie bei der Übertragung auf DAZN eigene Zeitabschnitte zugesprochen und findet im Vergleich zu anderen Anbietern teilweise auf eine andere Art und Weise statt. Die Eigenwerbung soll die Abonnentinnen und Abonnenten dazu verleiten, sich weitere Inhalte auf der Plattform anzusehen. Der Streamingdienst unterscheidet sich vom traditionellen Fernsehen dadurch, dass die Inhalte durch die „On-Demand-Option“ nachträglich und flexibel angesehen werden können. Die Werbung behandelt nicht nur zukünftige Spiele der deutschen Fußball-Bundesliga, sondern Inhalte zu zahlreichen weiteren Ligen und

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Sportarten, wie Basketball, Darts oder Wrestling. Eine subtilere Art der Eigenwerbung stellen die Einblendungen zu den Twitter-Kanälen der beteiligten Sportjournalisten dar. DAZN versucht die Zuschauerinnen und Zuschauer dazu zu bringen, den Kommentatoren, Moderatoren, Experten und Feldreportern auf dem sozialen Netzwerk zu folgen. Infolgedessen können die Journalisten ihre eigene Bekanntheit vergrößern und das Profil nutzen, um Werbung für die eigene Arbeit zu machen (vgl. Grimmer/Horky 2018:18ff). Dadurch machen sie gleichzeitig Werbung für DAZN, wo die Journalisten ihre Arbeit verrichten. „Journalisten verstehen sich weiterhin als Berichterstatter, wirken in den Sozialen Medien tatsächlich aber eher als meinungsstarke Kommentatoren.“ (Nölleke 2018:195) Das bedeutet, dass die Arbeit der Journalisten zu einem Teil in den sozialen Netzwerken weitergeht. Das letzte Kriterium befasst sich mit dem Coronavirus. In der Arbeit wurde bereits beschrieben, welche Auswirkungen die Covid-19-Pandemie auf den Fußball hat (siehe Kap. 4.3). Diese Auswirkungen sollen nun durch die Analyse der Berichterstattung belegt werden. Es wird untersucht, was sich durch das Coronavirus verändert hat und wie sich die Berichterstattung dadurch gewandelt hat. Die Sportjournalisten müssen auf das leere Stadion aufmerksam machen, auf die fehlende Atmosphäre eingehen und Änderungen am Spielsystem bekanntmachen. Wichtig dabei ist es, die Zuschauerinnen und Zuschauer weiter an die Relevanz des Spiels zu erinnern. Durch bestimmte Bilder kann das Coronavirus ebenfalls beleuchtet werden. In der folgenden Tabelle sind die Kriterien gebündelt aufgelistet:

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Inszenierungstechnik Eigenschaften Beispiele

Dynamisierung Inszenierung von Bildwahl, Perspektive, Tempo, Unerwartetem Schnittfolge, grafische und Ungewohntem Elemente usw.

Emotionalisierung Stimulierung, Großaufnahmen, Verbalisierung und zugespitzte Visualisierung von Formulierungen, Gefühlen „Heldenverehrungen“

Narrativisierung Einbettung des Spezialkameras (bspw. Sportgeschehens in bei Trainern), Geschichten „rahmende“ Themengestaltung

Relevanzzuschreibung Aufwertung von Dramatisierung von Themen Wettkämpfen, Inszenierung von Duellen oder Großereignissen

Eigenwerbung Werbung für eigene Social-Media- Inhalte auf DAZN Informationen, Ankündigung zu Veranstaltungen, Einblendung von Graphiken

Coronavirus Einbinden der Covid- Bildliche Darstellung 19-Pandemie oder sprachlicher Hinweis der Änderungen aufgrund des Virus

Tabelle 1: Analysekriterien entnommen aus Vettori (2009:45), zit. nach: Vgl. Stiehler/Horky (2009:66ff)

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Die Berichterstattung zur deutschen Fußball-Bundesliga auf DAZN hätte auf weitere Punkte untersucht werden können. DAZN unterscheidet sich von den restlichen Anbietern durch eine entspannte und natürliche Art der Berichterstattung und sucht die Nähe zu den Zuschauerinnen und Zuschauern (siehe Kap. 4.1.2), weshalb man auf die Lockerheit, den Humor oder die Personalisierung hätte eingehen können. Jedoch hätte es in diesem Fall Vergleiche zu den Berichterstattungen anderer Anbieter oder im Falle der Personalisierung die Analyse der sprachlichen Ebene gebraucht, was allerdings weggelassen wurde, da es den Rahmen dieser Arbeit gesprengt hätte.

Wie bei Vettori (2019:42) ergeben sich zwei Kernfragen in Bezug auf die Analyse, wobei sich eine fast mit der von Vettori deckt:

Welche Arten von Inszenierungstechniken werden im Rahmen der Übertragungen der deutschen Fußball-Bundesliga auf DAZN verwendet?

Wie ändert sich die Berichterstattung im Zuge der Covid-19-Pandemie?

Um diese Fragen zu beantworten, wurden fünf Spiele der deutschen Fußball- Bundesliga nach dem Re-Start der aufgrund des Coronavirus unterbrochenen Saison 2019/20 untersucht. Die Wahl fiel auf eine Mehrzahl von Spielen, da so Muster erkennbar gemacht werden können und es sich bei der Untersuchung einer einzigen Übertragung um eine Ausnahme hätte handeln können, die den Sachverhalt falsch darstellt. Nachdem aufgrund der Pandemie ein neuer Spielplan für die restliche Bundesliga-Saison erstellt werden musste, handelt es sich bei den untersuchten Spielen nicht mehr nur um Freitags- oder ausgewählte Sonntagsspiele der deutschen Fußball- Bundesliga, die zuvor ausgestrahlt wurden, sondern um Spiele an verschiedenen Tagen. Diese wurden in Bezug auf die Berichterstattung gleichbehandelt wie die vorangegangenen Spieltage der Saison 2019/20 und zogen keine grundlegende Umstrukturierung nach sich. Nachfolgend ein Überblick der analysierten Spiele:

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Match Mannschaften, Datum und Relevanz Tabellenplatz vor dem Spieltag Spiel

Match 1 SV Werder Bremen (Pl. 17) 18. Mai 2020 Abstieg, – Bayer 04 Leverkusen (Pl. 26. Spieltag Champions League 5)

Match 2 Hertha BSC (Pl. 12) – 1. FC 22. Mai 2020 Hauptstadtderby, Union Berlin (Pl. 13) 27. Spieltag entfernter Abstieg

Match 3 FC Schalke 04 (Pl. 8) – FC 24. Mai 2020 Europa League, Augsburg (Pl. 14) 27. Spieltag Abstieg

Match 4 RB Leipzig (Pl. 3) – Hertha 27. Mai 2020 Champions League BSC (Pl. 11) 28. Spieltag

Match 5 SC Freiburg (Pl. 8) – Bayer 29. Mai 2020 Europa und 04 Leverkusen (Pl. 5) 29. Spieltag Champions League

Tabelle 2: Überblick der analysierten Bundesligaspiele auf DAZN

Match Moderator Kommentator Experte Feldreporter

Match 1 Alexander Jan Platte Jonas Sebastian Schlüter Hummels Benesch

Match 2 Lukas Ulrich Hebel Ralph Alexander Schönmüller Gunesch Schlüter

Match 3 Tobias Frederik Sebastian Maximilian Wahnschaffe Harder Kneißl Siebald

Match 4 Lukas Jan Platte Ralph Alexander Schönmüller Gunesch Schlüter

Match 5 Alexander Marco Ralph Daniel Schlüter Hagemann Gunesch Herzog

Tabelle 3: Überblick der Sportjournalisten bei den einzelnen Übertragungen der Bundesligaspiele auf DAZN

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In der folgenden Analyse sind keine Abbildungen vorhanden. DAZN verwies auf Anfrage auf die DFL, von der allerdings keine Antwort bezüglich der Nutzung der Bildrechte geliefert wurde.

6 Analyse der Berichterstattung auf DAZN

Die Analyse umfasst die gesamte Übertragung von der ersten bis zur letzten Sekunde. Somit fließt die Berichterstattung auf und neben dem Platz mit ein. Analysiert werden im ersten Teil die Vorberichterstattung, Halbzeitanalyse und Nachberichterstattung, die einen Teil der Gesamtberichterstattung ausmachen. Der zweite Teil umfasst die 90 Minuten des Spiels selbst. Die beiden Teile bekommen dieselbe Gewichtung. Das Ziel ist es, die Gesamtübertragung der ausgewählten fünf Fußballspiele der deutschen Bundesliga zu analysieren, um darzustellen, wie die Berichterstattung auf DAZN von Anfang bis Ende abläuft. Auf den folgenden Seiten werden alle Teile der Berichterstattung in eigene Kapitel aufgeteilt und darin die jeweiligen Segmente der Berichterstattung mit dem ausgearbeiteten Analysemodell behandelt. Es ergibt sich eine Schritt-für-Schritt-Analyse, die durch die Techniken und Strategien der Berichterstattung auf DAZN führt.

6.1 Berichterstattung außerhalb der 90 Minuten

Die Berichterstattung außerhalb der 90 Minuten wird in drei Bereiche unterteilt: die Vorberichterstattung zu Beginn der Übertragung, die Halbzeitanalyse nach der ersten Halbzeit und die Nachberichterstattung nach Abpfiff des Fußballspiels. In diesen drei Bereichen führen der Moderator, Experte und Feldreporter die Berichterstattung durch. Der Moderator erklärt, worum es im Spiel geht und führt als Hauptverantwortlicher durch die Sendung. Der Experte analysiert die beiden Mannschaften, Spieler und Spielszenen. Der Feldreporter führt Interviews und berichtet von Geschichten neben dem Fußballplatz. Der Kommentator kommt in dieser Zeit nicht zu Wort. Die Vorgehensweise bei der Analyse gleicht der Ausstrahlung der Übertragungen, d.h. die Analyse hält sich an dieselbe Reihenfolge, wie sie in der Berichterstattung zu sehen ist.

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6.1.1 Vorberichterstattung

Die Vorberichterstattung wird in der folgenden Analyse in fünf Sequenzen unterteilt. Die erste ist der Beginn der gesamten Übertragung einer Bundesligapartie. Danach folgen die Interviews, die in der Regel mit den Trainern abgehalten werden. Die Zeit zwischen zwei Interviews muss überbrückt werden, weshalb eine Zwischensequenz benötigt wird. Nach den Interviews schaltet der Streaming-Anbieter den ersten Werbeblock der Übertragung, ehe schließlich die letzten Szenen und Sätze vor dem Spielbeginn zu sehen bzw. hören sind.

Beginn

Die Spielübertragungen beginnen knapp 15 Minuten vor dem Anpfiff. Zunächst wird ein 30-sekündiges Video als Vorspann abgespielt, das je nach verbleibender Zeit bis zum Start der eigentlichen Übertragung wiederholt wird. Im Video sind Ausschnitte von ein bis zwei Sekunden zu sehen, in denen Sportarten gezeigt werden, die auf DAZN zu sehen sind, wie American Football, Tennis oder Fußball. (Eigenwerbung)

Mit dem Einspielen eines Videos zum jeweiligen Spiel und den beiden Mannschaften startet die Übertragung. Das Vorzeigen einiger Highlights baut schon vor Beginn des Spiels Spannung auf. Verstärkt wird es durch das Einblenden von Wörtern wie „Spektakel“ [Match 4], was die Abonnentinnen und Abonnenten zum Zusehen verleiten soll (Relevanzzuschreibung). Der Einstieg erfolgt mit einem Standbild des Stadions, wobei eine Perspektive von oben auf das ganze Stadion die häufigste Wahl ist, gefolgt von der Begrüßung des Moderators (siehe Kap. 4.1.2). Beim Kommentator, Experten und Feldreporter erscheint bei deren ersten Worten eine Social-Media-Anzeige für Twitter, damit die Zuschauerinnen und Zuschauer sich bei Interesse noch näher mit den Sportjournalisten beschäftigen können. Die Anzeige fängt mit dem Logo von DAZN an, ehe es in das Twitter-Logo und den Namen übergeht. (Eigenwerbung)

Die Begrüßung beinhaltet stets einen ersten Satz zum Spiel selbst, ehe die Zuschauerinnen und Zuschauer begrüßt werden. Um eine Nähe zu diesen

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herzustellen, wird auf die Höflichkeitsform verzichtet (siehe Kap. 4.1.2). Außerdem gibt der Experte seine Meinung nicht erst während des Spiels ab, sondern schaltet sich direkt von Beginn an mit in die Übertragung ein. Die Änderungen durch die Pandemie finden meist mit den ersten Worten eine Erwähnung. (Coronavirus)

Match 5: Schlüter: Selbst ohne Zuschauer definitiv ein schöner Anblick – das Schwarzwald Stadion. Einen wunderschönen guten Abend euch zu Hause. Ihr habt’s schon erkannt, wir sind heute am Freitagabend zu Gast in Freiburg. Das Stadion kennt unser Experte übrigens auch. Schönen guten Abend Ralph Gunesch.

Gunesch: Guten Abend Alex, hallo!

Schlüter: Schwarzwald Stadion – gute Erinnerungen, schlechte Erinnerungen?

Mit dieser Frage erinnert der Moderator die Zuschauerinnen und Zuschauer, dass der Experte selbst aktiv war und in dem Stadion gespielt hat. Mit der Frage an den Experten fängt zugleich die erste Analyse zum Spiel an. In der Analyse geht es um die Tabellensituation der beiden Teams. (Narrativisierung) Die Tabelle wird während des Gesprächs eingeblendet und das Duo aus Moderator und Experte versucht, der kommenden Partie Spannung zu verleihen, indem sie – wenn möglich – auf die internationalen Plätze aufmerksam machen [Match 1, 4 und 5] oder den Abstiegskampf erwähnen [Match 1 und 3]. (Dynamisierung, Relevanzzuschreibung)

Im Laufe der Konversation wechseln die Kameras zwischen den beiden Mannschaften, die sich aufwärmen. Des Öfteren werden dabei einzelne Spieler fokussiert, wenn gerade über diese geredet wird. Dabei blendet DAZN regelmäßig Statistiken zu Toren, Assists, Ballbesitz, den letzten direkten Duellen der Teams und weiteren relevanten Aspekten ein. Nach der Analyse der Tabellensituation werden Szenen vergangener Spiele gezeigt und diese wiederum vom Experten analysiert. Meist geht es um die Stärken und Schwächen der Teams, die für die kommende Partie ausschlaggebend sein könnten. Der Experte verwendet dabei bestimmte digitale Werkzeuge – sogenannte Analysetools – mit denen er bei einer Spielszene Spieler eingekreist, Teile des Spielfelds markiert oder Linien zieht. Die Analyse wird

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von Hintergrundmusik begleitet. (Dynamisierung, Narrativisierung) Der Moderator dient in diesen Momenten der Übertragung als „Ergänzung“ zum Experten und stellt nur gelegentlich Fragen, die weitere Analysen bewirken.

Interviews

Nach vier bis fünf Minuten geht es weiter mit den Interviewgästen. Vor den Spielen sind das die Trainer der beiden Mannschaften. Die Interviews werden in den ersten drei Spielen überwiegend komplett gezeigt, während in den letzten beiden Spielen nur Teilausschnitte gezeigt werden. Ein volles Interview dauert ca. 90 – 120 Sekunden, während drei der vier kürzeren Interview- Ausschnitte auf ca. 45 Sekunden gekürzt werden. Bevor das Interview startet sieht man den Feldreporter, während des Interviews selbst nur den Trainer. Gleich wie bei den Kommentatoren blendet DAZN den Namen und die Funktion des Interviewpartners ein. Die ersten Fragen bzw. Aussagen jedes Interviews beziehen sich auf die Veränderung aufgrund des Coronavirus, wie die Beispiele belegen (Coronavirus):

Match 1: Benesch: Florian Kohfeldt, vieles ist anders. Die Masken sind auf, auf den Nasen. Die Tribünen sind leer. Die Anfahrt zum Stadion, die haben Sie herausgearbeitet. Die war auch anders. Wie war sie denn letztendlich?

Match 2: Schlüter: Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass Sie [Labbadia] nicht wie einer Ihrer Vorgänger, gleich noch das Handy-Video machen und die Ränge filmen?

Match 3: Siebald: Ja normalerweise hört man hier fast gar nix, so kurz vor dem Spiel. Jetzt kann man sich in Ruhe aber auf Distanz unterhalten mit Schalke- Trainer . Die Energie der Fans, die fällt heute Weg. In der Bundesliga sind Sie seit acht Spielen sieglos. Warum klappt das heute?

Nach dem Einstieg geht es allerdings um das Sportliche, denn die Trainer werden nach den Taktiken und Strategien gefragt, mit denen sie das Spiel angehen wollen. Häufig werden vergangene Spiele zum Vergleich herangezogen, vor allem, falls ein Negativtrend zu erkennen war wie bspw. beim FC Schalke 04 [Match 3]. (Narrativisierung) Während der Interviews schaltet DAZN immer wieder zum Aufwärmprogramm der Mannschaften. Es ist also nicht ausschließlich der Trainer zu sehen, sondern auch die Teams.

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Zusätzlich werden die Aufstellungen in einem Balken am unteren Rand des Fernsehbildschirms eingeblendet. (Dynamisierung)

Zwischensequenz als Überbrückung der Interviews

Die Interviews stehen beide für sich, weshalb in der Vorberichterstattung kein Bezug auf sie genommen wird. Dies geschieht gelegentlich während des Spiels, wenn der Kommentator und der Experte einige der Aussagen aufnehmen. In der Zwischensequenz nach dem ersten Interview halten der Moderator und der Experte an ihrem Programm fest. Sie knüpfen an dieselbe Art der Berichterstattung wie vor dem ersten Interview an. Der Moderator lenkt die Berichterstattung mit Fragen, während der Experte die Analysen durchführt. Nachdem im ersten Teil die Tabellensituation und die Bedeutung der Partie besprochen wurde, geht das Duo nun näher auf die bereits erwähnten Stärken und Schwächen der Teams ein. (Narrativisierung) Wiederum verwendet der Experte die digitalen Analysetools, um genauer zu zeigen, was die Teams in der bisherigen Saison gut bzw. schlecht gemacht haben. (Dynamisierung) Geschossene oder kassierte Tore stellen beliebte Szenen dar. Der Experte behandelt zunächst ein Team, meist die Heimmannschaft, ehe er dieselbe Analyse bei der Auswärtsmannschaft umsetzt. Es wird nicht zwischen den einen und den anderen abgewechselt. Diese Analysen sind die letzten vor dem Spielbeginn, bei denen es genauer um die Tore, Spielweisen und Besonderheiten der letzten Wochen im Spiel der beiden Mannschaften geht. Durch sie bekommen die Fans einen kleinen Ausblick, auf was sie während des Spiels achten können und was vielleicht sogar passieren könnte. Wird eine dieser Besonderheiten besprochen, zeigt DAZN vor, nach bzw. noch während der Analyse bestimmte Spieler, die im Zusammenhang mit dem Gesagten stehen. (Dynamisierung) Als es bspw. um die Defensiv-Probleme beim FC Schalke 04 geht, wird kurz darauf der Torhüter Markus Schubert gezeigt, der den in der Kritik stehenden Stammtorhüter Alexander Nübel ersetzt. Der umgekehrte Weg wird ebenfalls oft gewählt. Beim Spiel zwischen RB Leipzig und Hertha BSC wird der Stürmer Timo Werner eingeblendet, woraufhin das Duo aus Moderator und Experte die Torgefahr von Timo Werner heraushebt. Die restliche Bildfolge verhält sich wie vor dem ersten Interview. Einige Kamerawechsel zwischen einzelnen Spielern

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und der Aufwärmphase der Mannschaften sowie die Einblendung von Statistiken sorgen für Abwechslung für die Zuschauerinnen und Zuschauer vor den Streaming-Geräten. (Dynamisierung) Wie in jedem Teil der Vorberichterstattung kommt das Coronavirus in der Zwischensequenz ebenfalls zur Sprache. (Coronavirus)

Match 1: Schlüter: Jaja, die neue Normalität. Die heißt auf jeden Fall für den Moment, dass im Weserstadion Musik, aber eben keine Fans zu hören sein werden. Jetzt muss man, Jonas, aber eines bei Werder Bremen, deutlich machen: In Sachen Heimstärke ist Werder Bremen ganz unten anzusiedeln. Oder, wenn man jetzt bedenkt, dass dieser Heimvorteil ja wegfällt: Kann man vielleicht davon sprechen, dass Werder den geringsten wegfallenden Vorteil hat, weil ja keine Heim-Fans da sind?

Match 3: Wahnschaffe: Die Mannschaft wieder auf Kurs bringen soll Heiko Herrlich, der heute sein verspätetes Debut als Augsburg-Coach an der Seitenlinie feiert. Seit 75 Tagen im Amt. Erst hat ihn Corona ausgebremst, dann, ja, seine eigene Schusseligkeit. Er hat vor dem Re-Start mit dem Einkauf von Hygienemitteln gegen die Hygienemaßnahmen der DFL verstoßen. Ihr habt das alles mitgekriegt.

Während der Moderator und der Experte diese zwei Punkte thematisieren, wechselt das Bild beim ersten Beispiel zur Mannschaft von Werder Bremen und beim zweiten Beispiel zum Trainer Heiko Herrlich. (Dynamisierung) Neben dem Kamerawechsel und der Erwähnung des Coronavirus, spricht der Moderator die „Schusseligkeit“ des Trainers an, bei der er davon ausgeht, dass die Abonnentinnen und Abonnenten davon wussten. (Emotionalisierung)

Werbeblock

Jeder Werbeblock besteht aus jeweils vier bis sechs Werbespots, die inhaltlich eine kleine Auswahl an Themen haben. Die Anzahl ändert sich im Laufe der Übertragungen. Außerdem werden bei DAZN manche Werbespots ersetzt. Zunächst kommt eine Info, dass seit Neuestem Shows der Wrestling-Liga WWE (World Wrestling Entertainment) im Programm sind. (Eigenwerbung) Der Schriftzug „Werbung“ erscheint, bevor die eigentlichen Werbespots starten. Folgende acht Inhaltspunkte kommen in den Übertragungen bei den Werbespots vor: 57

1. Fußball: Deutsche Bundesliga

2. Kredite: check24

3. Trinken: Bitburger/Krombacher

4. Essen: Pizza von Dr. Oetker

5. Sportwetten: Tipico/bwin

6. Auto: VW

7. Sportmarke: Nike

8. Parfum: Tabac

Ziel von Werbungen soll es laut Armstrong (2011:254f) sein, „den Zielmarkt früh, deutlich und unmittelbar“ anzusprechen. Dadurch, dass DAZN an erster Stelle eine Werbung mit unmittelbarem Bezug zu Fußball platziert, werden diese Kriterien erfüllt. Die zweite Werbung des Vergleichsportals Check24 fängt mit zwei Männern an, die mit einem Trikot der deutschen Nationalmannschaft bekleidet sind und „Fußball, Fußball“ singen. Damit treffen auch hier die genannten Punkte zu. Die restlichen Werbespots beinhalten für Fußballübertragungen typische Inhalte, die seit Jahren gleich praktiziert bzw. verwendet werden. „Firmen und Organisationen investieren große Summen, um den Zielmarkt darüber zu informieren, wofür sie stehen. Haben sie erst einmal eine gute Beziehung zum Markt aufgebaut, ist es riskant, etwas zu verändern.“ (ibid) Die Analysen von Hackforth (1994:34ff) zeigen, dass die Branchen, die im Sportbereich Werbung schalteten, schon vor 25 Jahren denen der heutigen Zeit ähnelten. So waren die Automobil-, Lebensmittel- oder Sportartikelbranche schon damals allgegenwärtig bei Sportübertragungen. Sowohl die Öffentlich-Rechtlichen als auch die Privaten zeigten bei der Sendung Sportschau respektive Doppelpass Werbungen zur Biermarke Krombacher, zu Sportartikelherstellern wie Puma oder zu Automarken wie Volkswagen (Dierig 2014). Diese Tradition wird im Streaming- Bereich nun fortgesetzt. DAZN übernimmt das Konzept für ihre eigenen Übertragungen der deutschen Fußball-Bundesliga und behält oftmals sogar dieselben Marken, wie es bei Krombacher oder Volkswagen der Fall ist.

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Kontinuität über viele Jahre schafft [.] erstens die Möglichkeit einer hinreichenden Anzahl von Kontaktchancen als auch eine gute Möglichkeit einer vernünftigen Dosierung, da nicht in kürzester Zeit eine maximale Anzahl an Wiederholungen erreicht werden muss. (Castan 2011:60)

Die Anzahl an Wiederholungen hält sich beim Streaming-Anbieter aufgrund der Sportart Fußball in Grenzen. Während bspw. beim Boxen nach jeder Runde ein Werbespot eingeblendet werden kann, geschieht das während der Übertragung eines Fußballspiels nur vor und nach dem Spiel sowie in der Halbzeitpause. DAZN schöpft diese Möglichkeiten aus, wobei während des Spiels lediglich Eigenwerbung gemacht wird. Der Streaming-Anbieter fährt weitestgehend denselben Weg, den jahrzehntelang die Vorgänger gewählt haben. Das liegt vor allem daran, dass die Hauptzielgruppe damals wie heute Männer waren. Deshalb hat sich in der Werbelandschaft beim Fußball nicht viel getan. „Insbesondere Firmen aus Branchen mit der Hauptzielgruppe Mann“ (Dierig 2014) schöpfen das Potential seit Jahren aus, an der Spitze die Automobilindustrie. Im Falle der Bundesliga-Übertragung auf DAZN liegt das auch daran, dass Volkswagen seit Anfang 2019 Sponsor-Partner des DFB ist (vgl. Schneider 2019a). Da die Übertragungsrechte der Bundesliga beim DFB liegen und DAZN diese von diesem bezieht, lässt sich ableiten, wieso die Automobilindustrie bzw. Volkswagen einen Platz im Werbeblock bekommt. Zwar stellen Männer die Hauptzielgruppe dar, jedoch zeigt das Zielgruppen- Analyse-Tool YouGov Profiles (vgl. Schneider 2019b), dass die Unterschiede zwischen Männern und Frauen nicht allzu groß sind. So seien von zehn Fußballfans sechs Männer und vier Frauen, was eine recht ausgeglichene Aufteilung ergibt. Dennoch konzentriere man sich immer auf die Hauptzielgruppe und einen Teil der restlichen Gruppe würde diese Werbung genauso ansprechen (vgl. Dierig 2014).

Kurz vor Spielbeginn

Nach der Werbepause übernimmt erstmals der Kommentator des Spiels die Übertragung. Der Übergang vom Werbeblock in die letzte Phase vor dem Spielbeginn erinnert die Fans direkt wieder an die Covid-19-Pandemie. (Coronavirus)

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Match 2: Hebel: Und dann haben wir sie doch zurück, ein wenig wochenendliche Routine, nach dem von der Vernunft und vom Fiskus verordneten Sehnsucht. Die Bundesliga also zurück zum zweiten Mal in Folge nach Corona und wir haben ein Stadtderby, das Berliner Stadtderby. Also nicht irgendeines, wenn auch im Bolzplatz-Ambiente. […] Aber wir haben, wie immer, die ganz große Möglichkeit, uns zunutze zu machen, dass wir reinhören können. Ralph Gunesch ist neben mir, der hat schon ein bisschen Matchpraxis-Vorsprung, was diese Geisterspiele betrifft. Ich nehme mal an, du bist – Zuschauer hin oder her – genauso heiß auf dieses Stadtderby?

Match 3: Harder: Schon sehr merkwürdig alles. Normalerweise stehen beide Teams hier im Tunnel und draußen grölen etwa 60.000 Zuschauer das Steigerlied. Aber besondere Umstände fordern eben besondere Maßnahmen, auch beim ersten Heimspiel von Schalke 04 nach der Corona- Pause gegen den FC Augsburg.

Allerdings wird die Situation rund um die Pandemie nicht nur sprachlich geschildert, sondern auch noch bildlich untermauert. So wird bei Match 1 z.B. die Desinfektion der Spielbälle während der Berichterstattung von den Kameras eingeblendet. (Coronavirus) Neben der Erwähnung des Coronavirus wird deutlich, dass der Kommentator versucht, kurz vor Spielbeginn Euphorie aufzubauen, indem er dem Spiel eine große Relevanz zuschreibt. Die Zuschauerinnen und Zuschauer sollen das aufgebaute Interesse beibehalten bzw. soll dieses noch verstärkt werden. Dies macht Uli Hebel beim Spiel Hertha BSC gegen den 1. FC Union Berlin [Match 2], indem er hervorhebt, dass es sich um ein Stadtderby handelt. Die letzte Frage an seinen Kollegen impliziert, dass das Spiel verspricht, spannend zu werden. Jan Platte versucht beim Spiel Hertha BSC gegen RB Leipzig [Match 4], die klar verteilten Rollen vor dem Spiel zu verschieben, da Leipzig in der Tabelle weit über dem Gegner steht. Platte stellt die zu diesem Zeitpunkt gut aufspielenden Berliner als Gefahr für RB Leipzig dar, die es seiner Meinung nach seit dem Re-Start mit keinem dermaßen formstarken Gegner zu tun hatten. (Relevanzzuschreibung)

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Match 4: Platte: Diese eigenartige Einsamkeit begleitet uns und die Herren, die gleich in kurzen Hosen rauskommen, natürlich auch an diesem Mittwochabend […]. Jetzt wartet die bislang größte Herausforderung, das weiß auch Michael Preetz, auf das Team von Bruno Labbadia, auf die von ihm und seinem Trainerteam ja schon so geprägte Hertha. Andererseits […] hat sich auch RB nach dem Neustart noch mit keiner Mannschaft messen müssen, die so formstark daherkommt.

Weitere Elemente gegen Ende der Vorberichterstattung ähneln denen der Anfangsminuten. Das Duo aus Kommentator und Experte bespricht Statistiken zur gesamten Mannschaft und zu einzelnen Spieler, während die Mannschaften im Spielertunnel und eingeblendete Statistiken gleichzeitig auf dem Bildschirm zu sehen sind. DAZN präsentiert daraufhin die Aufstellungen, auf die der Kommentator eingeht. Er behandelt sowohl die Startaufstellungen als auch die Wechselbank bzw. Spieler, die aufgrund von Verletzungen nicht mitwirken können. Diese verletzungsbedingten Wechsel erläutert er und gibt seine Meinung dazu ab, wie sich die Wechsel bemerkbar machen könnten. Außerdem hört man Fakten zu vereinzelten Spielern, die für die Zuschauerinnen und Zuschauer interessant sein könnten. Dass Florian Wirtz zum jüngsten Spieler der Bundesliga-Historie für Bayer 04 Leverkusen wird, SV Werder Bremens Philipp Bargfrede zum 200. Mal in einem Bundesligaspiel steht [beides Match 1] oder Matheus Cunha von Hertha BSC seinen Geburtstag [Match 4] feiert, sind nur drei der Beispiele dafür. (Dynamisierung, Narrativisierung) Somit wird es Menschen vor den Streaming-Geräten erleichtert, einen Bezug zum Spiel herzustellen. Durch diese kleinen Details involviert werden sie mehr in das Spielgeschehen involviert. Nachdem die Spieler und Schiedsrichter den Platz betreten haben, kommt es zur Platzwahl, die im Fokus steht. Es fallen ein paar Sätze zu den jeweiligen Schiedsrichtern und ihren Assistenten, bei denen es ebenfalls oft um Statistiken, wie Anzahl der gepfiffenen Spiele, geht. (Narrativisierung) Danach folgt ein kurzer Werbespot zu Tipico-Sportwetten, bei dem der Satz zu hören ist: „Die Bundesliga, live auf DAZN, wird präsentiert von Tipico-Sportwetten.“ Damit deutet der Streamingdienst darauf hin, dass die Übertragung gleich weitergeht. Die Abonnentinnen und Abonnenten können sich somit auf das Spiel einstimmen. Außerdem bekräftigen die Aussagen im Werbespot, dass

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die Bundesliga „live auf DAZN“ zu sehen ist. (Eigenwerbung) Nach dem Werbespot geht es zurück zum Spiel. Bevor das Spiel startet, halten die Beteiligten eine Schweigeminute zum Gedenken an die Opfer der Covid-19- Pandemie. Diese Gelegenheit nutzen die Kommentatoren, um erneut ein wenig auf die außergewöhnliche Situation aufmerksam zu machen. (Coronavirus)

6.1.1.1 Fazit

DAZN hält bei den Übertragungen der deutschen Fußball-Bundesliga an einer Struktur fest, die bei allen Spielen angewendet wird. Der Beginn der Übertragung fängt immer mit einer Relevanzzuschreibung an. Durch die anschließende persönliche Anrede und die vorherige Relevanzzuschreibung wird ein größeres Interesse für die folgende Partie geschaffen und die Menschen werden dazu gebracht, bei der Übertagung dranzubleiben. Die Fans wissen von der Covid-19-Pandemie, werden aber dennoch aufgeklärt und die Änderungen durch das Coronavirus immer wieder in Erinnerung gerufen. Nach dem Start gibt es die ersten Analysen, womit die Narrativisierung bis zu den ersten Interviews im Vordergrund steht. Der Moderator und der Experte versuchen, Spannung zu erzeugen, indem sie auf die Bedeutung der Partie eingehen, womit erneut eine Relevanzzuschreibung erfolgt. Untermalt werden diese Inszenierungstechniken mit der Dynamisierung, die durch Wechsel der Kameraperspektive während der Analysen erfolgt oder durch die Analysen selbst, bei denen der Experte digitale Analysetools verwendet.

Bei den Interviews geht es anfangs ebenfalls um das Coronavirus. Danach handelt es sich bei den Fragen des Feldreporters jedoch um die sportlichen Aspekte der beiden Mannschaften. Diese Narrativisierung wird durch kontinuierliche Dynamisierung aufgelockert. Die Kameras zeigen das Aufwärmprogramm und auf dem Bildschirm werden vereinzelte Graphiken gezeigt.

Den größten Teil der Vorberichterstattung nimmt die Narrativisierung ein. So vertieft das Duo während der Überbrückung der Interviews die Analysen. Begleitet wird das durch die Präsentation einiger Szenen aus

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vergangenen Spielen der beiden Teams. Diese Dynamisierung erfolgt wiederum durch die Analysetools, aber auch durch die Einblendung von Graphiken. Wie in jedem Teil der Berichterstattung kommt das Coronavirus zur Sprache. Das Virus wird allerdings für eine Emotionalisierung genutzt, indem dazu sowohl positive als auch negative Geschichten aus der Fußballwelt erzählt werden.

Der Werbeblock steht für sich und ist nicht direkt mit der eigentlichen Berichterstattung verbunden. Allerdings zielen die Werbespots darauf ab, das Interesse weiter hochzuhalten, denn die Inhalte des Werbeblocks sprechen das Publikum der Fußballübertragung an und sind genau auf diese ausgerichtet.

Der Kommentator erinnert die Abonnentinnen und Abonnenten abermals an die Covid-19-Pandemie. Besonders zu Beginn jedes Segments ist das Coronavirus ein Thema. Anschließend stehen die letzten Minuten vor dem Anpfiff im Zeichen der Relevanzzuschreibung und Narrativisierung. Es geht darum, dass die Fans sich auf die nächsten 45 Minuten freuen und einen Bezug zu den Mannschaften bzw. einzelnen Spielern herstellen.

6.1.2 Halbzeitanalyse

Im Gegensatz zur Vorberichterstattung wird die Halbzeitanalyse in sieben anstatt fünf Sequenzen unterteilt. Die Halbzeitpause startet mit einem Werbeblock. Dann wird eine kurze Zusammenfassung und Analyse gezeigt, ehe ein Interview geführt wird. Auf das Interview folgen weitere Analysen der Tore und Highlights, bevor der Moderator Werbung in eigener Sache für DAZN macht. Von der Eigenwerbung geht es über in den zweiten Werbeblock der Halbzeitpause. Anschließend fehlen nur noch wenige Minuten bis zum Beginn der zweiten Halbzeit.

1. Werbeblock

Nach der Ankündigung des Kommentators zum Ende der ersten Halbzeit, wer bei der Halbzeitanalyse dabei ist und worum es gehen wird, bekommen die Zuschauerinnen und Zuschauer zunächst noch Werbung zu sehen. Der Werbeblock beinhaltet dieselben Themen und Marken wie schon in der

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Vorberichterstattung beschrieben (siehe Kap. 6.1.1). Da die Werbung im vorangegangenen Kapitel bereits behandelt wurde und es sich nur um eine Wiederholung handelt, bedarf es in diesem Teil keiner genaueren Analyse mehr.

Zusammenfassung und Kurz-Analyse

Auf die Werbung folgt eine erste Analyse vonseiten des Moderators und des Experten. Diese fällt sehr kurz aus, denn die beiden reden nur knapp eine Minute lang bis es anschließend zum Interview geht. Zu Beginn werden beim Streamingdienst Szenen zu Torjubeln, schreienden Trainern und Spielern oder härteren Fouls gezeigt. (Emotionalisierung) Über diese Bilder fasst der Moderator das Spiel zusammen, indem er das Ergebnis, die Torschützen sowie weitere bedeutende Spielereignisse heranzieht. (Narrativisierung) Die anschließenden Statistiken, die eingeblendet werden, beinhalten die Torschüsse, den Ballbesitz, die Zweikampfquote, die Laufstrecke und die Sprints. (Dynamisierung) Die genauere Analyse zu diesen Daten überlässt der Moderator immer mit einer Frage, die als Einstieg in die Analyse gilt, dem Experten.

Match 1: Schlüter: Jonas, ich finde sehr interessant, der unterste Wert: deutlich mehr Sprints bei den Leverkusenern. Überinterpretiert von mir, wenn ich sage, sie sind also das spritzigere Team?

Match 5: Schlüter: Das sind die wichtigsten Zahlen dieser ersten Halbzeit. Ralph, fällt uns was auf? Viel Ballbesitz Leverkusen, aber das ist jetzt nicht die Überraschung vor dem Herrn?

Der Experte benutzt die eingeblendeten Statistiken mit Bezug auf das Spielgeschehen der ersten Halbzeit, um seine Meinung über das Spielverhalten der beiden Mannschaften preiszugeben. Meist dienen die Zahlen als Bestätigung für das Gesehene, allerdings kann es vorkommen, dass diese den Spielverlauf nicht widerspiegeln. Schlussendlich zählt bei DAZN die Meinung des Experten, da er das Spiel als einziger in einer ausführlichen Weise als gut oder schlecht bewertet. (Narrativisierung) Nach dem Abschluss der Bewertung leitet der Moderator zum Feldreporter weiter, der zum Interview bereitsteht.

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Interview

Da zur Halbzeitpause keine Trainer und Spieler zur Verfügung stehen, werden die Funktionäre der Teams interviewt, z.B. Aufsichtsratsvorsitzende, Geschäftsführer oder Sportdirektoren. Jedoch kommt nur ein Interviewpartner eines Teams zu Wort, was sich von den Interviews in der Vorberichterstattung unterscheidet. Ein weiterer Unterschied besteht in der Länge. Da der Feldreporter nur noch ein Interview führt, dehnt sich dieses oft ungefähr auf das Doppelte im Vergleich zu den ersten Interviews aus. Ein Gespräch dauert ca. 165 – 210 Sekunden. Das Interview läuft ähnlich ab wie zu Beginn der Übertragung. In der Regel sieht man den Feldreporter und den Interviewpartner vor dem Gespräch. Nach der ersten Frage liegt der Fokus auf dem Interviewpartner. Das Thema Coronavirus findet auch in diesen Interviews einen Platz. Gleich zu Beginn wird die Frage zweimal gestellt, bevor es um das eigentliche Spiel geht. (Coronavirus)

Match 1: Benesch: Marco Bode, unser Moderator Alexander Schlüter hat’s eben gesagt: Sie sind hier früher durchs Weserstadion gesprintet, aber nicht vor leeren Rängen. Jetzt haben Sie’s heute von oben angeguckt vor leeren Rängen. Was sagen Sie zur ersten Halbzeit?

Match 2: Schlüter: Bevor wir gleich natürlich übers Sportliche reden, reden wir übers Drumherum. Ohne Fans, kann da Derbystimmung aufkommen?

Nicht immer erwähnt der Feldreporter das Thema explizit, sondern stellt Fragen, die allerdings nur aufgrund der Situation rund um das Coronavirus so gestellt werden können. (Coronavirus)

Match 4: Schlüter: Weil Sie ihren Trainer logischerweise ja sehr viel häufiger hören als ich. Der redet unglaublich viel da draußen. Ist das jetzt einfach nur uns aufgefallen, weil man eben mehr hört oder nutzt er tatsächlich diese Geisterkulisse, weil all seine Spieler ihn dann endlich auch mal verstehen?

Ein weiterer Teil des Interviews beinhaltet das Spielgeschehen selbst. Der Interviewer fragt dabei, wie der Interviewpartner das Ergebnis aufnimmt. Meist fällt die Frage, ob man „zufrieden“ mit dem Spielverlauf ist. Weitere Fragen zum Spiel, den Taktiken und möglichen Änderungen in der zweiten Halbzeit runden das Interview ab. (Narrativisierung) Während in den

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Interviews der Vorberichterstattung die Spieler beim Aufwärmen gezeigt werden, sind im Interview der Halbzeitpause während des Gesprächs die gefallenen Tore zu sehen und der Feldreporter stellt mitunter Fragen zu diesen. (Coronavirus, Narrativisierung)

Match 1: Schlüter: Wir schauen auf das 1:1 gemeinsam, Gebre Selassie. Es hat lange gedauert, seit 2019 hat Bremen hier im eigenen Stadion nicht mehr getroffen. Mussten die Tribünen erst leer sein, damit’s mal wieder klappt?

Match 4: Schlüter: Wir können uns ja diese beiden Tore mal genau anschauen. […] Das 1:0, wir haben schon gesagt, Ecke für Hertha. Leipzig verteidigt im Raum. 1. Frage: Warum kann er da trotzdem so frei abschließen? Und 2. Frage: Kann man auch über Abseits diskutieren?

Die Kamera wechselt immer zwischen dem Interview und kurzen Ausschnitten aus dem Spiel. (Dynamisierung) Lediglich bei einem torlosen Unentschieden zur Halbzeit werden keine Szenen aus dem Spiel gezeigt, womit das Interview in voller Länge ohne andere Bildschnitte zu sehen ist, wie es bei Match 2 und 5 der Fall ist. Match 3 stellt eine Ausnahme bei den Interviews dar, da hier erstens das Interview erst nach der Analyse der Tore und Highlights gehalten wird. Zweitens geht es weniger um das Spielgeschehen als um die Krise beim FC Schalke 04, bei denen eine Ausgliederung und damit die Öffnung für Investoren ein Thema ist. Bei Match 5 geht es in der letzten Frage um den Umzug des SC Freiburg aus ihrem Stadion. (Narrativisierung) Das Themenspektrum ist also ein großes bei den Interviews des Streaming- Anbieters. Der Fokus liegt zwar auf dem Spielgeschehen, aber andere Geschichten, die die jeweiligen Vereine betreffen, sind ebenso ein Thema. Das zeigt, dass DAZN gelegentlich vom eigentlichen Konzept abweicht, wobei jedoch der Großteil gleichgehalten wird.

Analyse der Tore und Highlights

In der Analyse, die für gewöhnlich ca. 150 bis 190 Sekunden dauert, behandeln der Moderator und der Experte die interessantesten Szenen des Spiels. Die gefallenen Tore in der ersten Halbzeit sind die größten Analysethemen. Bei den Aussagen des Moderators handelt es sich um eine Bildbeschreibung. Er erläutert, was bei den gezeigten Szenen genau passiert

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ist und was die Zuschauerinnen und Zuschauer selbst sehen können. Vereinfacht wird es zudem, da bei jeder neuen Szene immer wieder der Name des Hauptbeteiligten und die Minute, in der die Spielsituation geschehen ist, eingeblendet werden. Mit einer Frage oder Andeutung übergibt der Moderator die genauere Analyse dem Experten, was die übliche Vorgehensweise darstellt.

Match 3: Wahnschaffe: Bitter natürlich der Start aus Schalker Sicht, denn das Gegentor, das fiel richtig früh. 6. Minute, gucken wir uns natürlich an, ein wunderbarer Freistoß von Augsburgs Eduard Löwen. Sepp, da geht dir als Offensivspieler doch das Herz auf?

Match 4: Schönmüller: Lass uns nochmal ein bisschen analysieren. Wir haben’s auch gerade wieder gehört: Die Philosophien bei einer Ecke, das ist ja gerade für einen Verteidiger wie Ralph Gunesch ein Expertenthema, im wahrsten Sinne des Wortes. Das ist die Raumdeckung der Leipziger.

Match 5: Schlüter: Jetzt wollen wir aber natürlich schauen, warum das so gewesen ist. Leverkusen mit viel Ballbesitz, was haben sie gut gemacht, wo hat’s gehapert?

Wie schon in der Vorberichterstattung geschrieben (siehe Kap. 6.1.1), merken die Moderatoren oft an, dass der Experte selbst aktiver Fußballspieler war. Damit wird seine Kompetenz hervorgehoben, da er mit dem Spiel vertraut sein muss. Der Experte geht bei der Analyse ins Detail und illustriert mit den Analysetools, was die beiden Mannschaften bzw. die Spieler in den jeweiligen Szenen gut oder schlecht gemacht haben. Beendet der Experte die Analyse einer Szene, beschreibt der Moderator eine weitere Szene und überlässt dem Experten erneut das Wort, der dann weiterarbeitet. Außerdem ist die sogenannte „realtaktische Aufstellung4“ ein gern genutztes Mittel, um näher auf die Taktik der Mannschaften einzugehen. Abgesehen von der Analyse gibt der Experte seine Meinung dazu ab, was die beiden Mannschaften in der zweiten Halbzeit verändern bzw. wie sie spielen müssen, um nach 90 Minuten als Sieger den Platz zu verlassen. (Dynamisierung, Narrativisierung)

4 Bei der „realtaktischen Aufstellung“ handelt es sich um die Aufstellung nach einer Halbzeit bzw. nach dem Spiel, bei dem sichtbar wird, wo auf dem Feld sich die Spieler im Schnitt am längsten aufhielten. 67

Eigenwerbung

Die restliche verbliebene Zeit in der Halbzeitpause nutzt DAZN für Werbung. Dafür nehmen sie sich im Schnitt knapp 150 Sekunden Zeit. Bei der Eigenwerbung erwähnt der Moderator vor allem weitere Bundesligaspiele, die DAZN in der Folge zeigen wird. Da es aufgrund des Coronavirus nach dem Re-Start der Bundesliga zu mehreren Spielen in einer Woche kommt, bewirbt der Moderator in der Regel auch gleich zwei Spiele. (Coronavirus, Eigenwerbung) Die Werbung erfolgt einerseits durch die Ankündigungen des Moderators und andererseits durch Video-Einspieler zu den jeweiligen Spielen. Die Mitteilung zu den Inhalten auf DAZN enthält zahlreiche weitere Sportarten. So wird Basketball beworben, was in Form von Klassikern der NBA (National Basketball Association) gezeigt wird, also Spielen aus der Vergangenheit, da die Liga aufgrund des Coronavirus nicht weitergeführt wird. Features, wie ein Interview mit Leon Draisaitl, einem deutschen Eishockeyspieler, gehören ebenfalls dazu. Außerdem bewirbt DAZN vor allem Live-Sport, der trotz der Pandemie noch gezeigt werden kann. Dazu zählen Events der UFC, WWE oder PDC (Professional Darts Corporation). Bei späteren Spielen [Match 4 und 5] erweitert DAZN die Berichterstattung nach der Übertragung mit der eigens produzierten Post-Match Show5. Diese bewirbt der Moderator mit der Ankündigung, wer und was zu sehen sein wird. (Eigenwerbung)

2. Werbeblock

Der Werbeblock beinhaltet dieselben Themen und Marken wie schon in der Vorberichterstattung beschrieben (siehe Kap. 6.1.1). Erwähnenswert ist lediglich der letzte Werbespot, bei dem erneut die Werbung zu Tipico- Sportwetten zu sehen ist, durch die die Abonnentinnen und Abonnenten wissen, dass die Halbzeitpause in Kürze zu Ende ist.

5 Es handelt sich um eine Show von DAZN, die nach dem Abpfiff des Spiel auf Facebook und YouTube übertragen wird. Darin geht es um das gesehene Fußballspielen, das mit Gästen aus der Fußballwelt besprochen wird. 68

Kurz vor Beginn der 2. Halbzeit

In den letzten Sekunden vor dem Spiel ist der Kommentator wieder aktiv. Der Einstieg erfolgt mit der Information zum Halbzeitstand und einer Bildbeschreibung. Zu allem, was auf dem Bildschirm zu sehen ist, kommt ein Satz vom Kommentator. Das können entweder Spieler und Trainer sein oder Stadionbilder und Flutlichter. Was gezeigt wird, bekommt sogleich Beachtung. (Dynamisierung, Narrativisierung) Der Kommentator geht kurz auf das Gehörte in der Halbzeitpause ein, nimmt Aussagen aus der Halbzeitanalyse und dem Interview noch einmal auf. Außerdem kommt er auf die erste Halbzeit zu sprechen und erklärt den Zuschauerinnen und Zuschauern kurz, was es bis zu diesem Zeitpunkt zu sehen gab. Anschließend geht er darauf ein, was die Fans von der zweiten Halbzeit erwarten können. Die Spielerwechsel sind ab diesem Zeitpunkt ein regelmäßig erwähntes Thema, weil es in der Halbzeitpause bzw. im Laufe der zweiten Halbzeit üblicherweise zu einigen Änderungen in der Aufstellung kommt. Die Kommentatoren informieren die Fans vor der zweiten Halbzeit – und im Laufe der Partie – mehrmals darüber, dass seit dem Re-Start der Bundesliga fünf Wechsel erlaubt sind. (Narrativisierung)

6.1.2.1 Fazit

Nach dem ersten Werbeblock geht es weiter mit der Emotionalisierung, was nun einfacher ist als bei der Vorberichterstattung, da DAZN Szenen aus dem Spiel benutzen kann, um Emotionen zu erzeugen. Darauf folgt über fast die gesamte Dauer der Halbzeitanalyse die Narrativisierung der ersten Halbzeit, die durch die Dynamisierung in Form von Statistiken ergänzt wird.

Das Interview wird nach demselben Schema wie die ersten Interviews reproduziert. Es geht oft um das Thema Coronavirus. Sind diese Fragen abgeschlossen, wechselt der Feldreporter zu den Ereignissen der ersten Halbzeit bzw. fragt den Interviewpartner nach dessen Ausblick zur zweiten Halbzeit. Die Dynamisierung ergänzt weiterhin diese Art der Narrativisierung, diesmal durch das Abspielen einiger Spielszenen aus der ersten Halbzeit.

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Erstmals dauert die Eigenwerbung etwas länger und der Moderator erwähnt die weiteren Inhalte auf DAZN explizit. Daraufhin bekommt man den zweiten Werbeblock der Halbzeitpause zu sehen.

Vor dem Beginn der zweiten Halbzeit beschreibt der Kommentator alles, was zu sehen ist. Die Narrativisierung erfolgt zuerst durch eine Bildbeschreibung, ehe der Kommentator auf die Halbzeitanalyse und die kommenden 45 Minuten eingeht.

6.1.3 Nachberichterstattung

Die Nachberichterstattung enthält fünf Sequenzen. Direkt nach Abpfiff des Fußballspiels läuft wieder ein Werbeblock. Vom kurzen Einstieg des Moderators und Experten geht es direkt zu den Interviews über, die einen größeren Teil einnehmen als bei der Vorberichterstattung und der Halbzeitanalyse. Es gibt mehrere Interviews, die von Analysen der zweiten Halbzeit ergänzt werden. Abschließend folgt nochmals Eigenwerbung und danach das Ende der Übertragung.

Werbeblock

Der Werbeblock beinhaltet dieselben Themen und Marken wie schon in der Vorberichterstattung beschrieben (siehe Kap. 6.1.1). Erwähnenswert ist erneut der letzte Werbespot, bei dem die Werbung zu Tipico-Sportwetten zu sehen ist. Diesmal ist zu hören: „Die Bundesliga, live auf DAZN, wurde präsentiert von Tipico-Sportwetten.“ (Eigenwerbung) Die Übertragung beinhaltet weitere Analysen und Interviews, jedoch bekommen die Abonnentinnen und Abonnenten die Information, dass das Fußballspiel nun zu Ende ist.

Zusammenfassung und Kurz-Analyse

Die Struktur nach der zweiten Halbzeit unterscheidet sich deutlich von der der ersten Halbzeit. Einzig beim Einstieg wählt DAZN dieselbe Herangehensweise. Szenen zu Torjubeln, schreienden Trainern und Spielern oder härteren Fouls sollen erneut Emotionen bei den Zuschauerinnen und Zuschauern hervorrufen, während der Moderator diese beschreibt und das

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Spielergebnis wiederholt. (Emotionalisierung) Die Länge der Übertragungen schwankt zwischen lediglich 20 Sekunden bis hin zu 120 Sekunden. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Streamingdienstes nicht genau sagen können, wann und welche Interviewpartner Zeit finden, das Gespräch zu führen. Deshalb gibt es je nach Zeit die Statistik zu den Torschüssen, dem Ballbesitz, der Zweikampfquote, der Laufstrecke und den Sprints vor oder erst nach dem ersten Interview bzw. den ersten Interviews. (Dynamisierung) Dementsprechend schaltet sich der Experte schon zu Beginn oder erst später in der Nachberichterstattung ein. In wenigen Sekunden gehen der Experte und der Moderator auf das Ergebnis und die Fehler bzw. Stärken der beiden Mannschaften ein, gleich wie es bei der Halbzeitanalyse der Fall war. (Narrativisierung)

Interviews

Während in der Vorberichterstattung die Trainer und in der Halbzeitpause Funktionäre zu Wort kommen, sind es nach der Partie vor allem die Spieler, die zum Interview gebeten werden. Die Trainer kommen ebenfalls, jedoch seltener vor. Drei bis fünf Interviews werden in den fünf Spielen jeweils geführt. Der Großteil, nämlich 13 von 20 Interviews insgesamt, dauert zwischen 80 und 120 Sekunden. Zwei weitere Interviews liegen nur knapp 20 Sekunden darüber oder darunter. Von den vier Interviews, die ca. 180 Sekunden dauern, sind drei mit den Trainern, was bedeutet, dass die Interviews mit ihnen in der Regel länger dauern als die mit den Spielern. Der Feldreporter spricht zuerst immer mit den Beteiligten der Verlierermannschaft und dann mit den Gewinnern. Somit werden die Zuschauerinnen und Zuschauer zunächst mit traurigeren Gefühlen konfrontiert, ehe die glücklichen Gewinner zu einem positiveren Bild beitragen. (Emotionalisierung) Zu Gast sind Spieler verschiedenster Positionen, jedoch wählt DAZN meist die Kapitäne oder Torschützen der Mannschaften aus. Der Torschütze bekommt sein eigenes Tor nochmal auf einem Monitor zu sehen, weshalb das Bild zwischen dem Interview mit dem Spieler und dem Ausschnitt des Tores wechselt. (Dynamisierung) Die Trainer bekommen ebenfalls entscheidende Spielszenen zu sehen. Steht kein Torschütze beim Interview, wird über die gesamte Dauer der Spieler gezeigt. Der Feldreporter ist wiederum nur zu Beginn der

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Interviews zu sehen. Die graphischen Einblendungen bleiben, wie in den vorherigen Interviewsequenzen, gleich.

Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sind auch in der Nachberichterstattung weiterhin ein Thema. Viele der Interviewfragen beziehen sich direkt auf das Coronavirus oder erwähnen besondere Umstände aufgrund des Virus. (Coronavirus)

Match 1: Benesch: Niklas, was hat am Ende gefehlt, also außer den Fans, heute hier spielerisch? … Wir schauen aufs 1:1 gemeinsam. Leverkusen hat drei Tore per Kopf gemacht und Sie davon zwei. War das das, was Sie zu Hause in der Quarantäne am besten üben konnten, so Kopf an die Wand, also mit dem Ball?

Match 2: Schlüter: Wie wird so ein Sieg dann in der Corona-Zeit gefeiert? … Ja das einzige, was ein bisschen schade ist, aus Ihrer Sicht, da bin ich mir sicher, dass Sie jetzt nicht mit den Fans feiern können. Obwohl ich mir eigentlich sicher bin, da sitzen jetzt vorm Fernseher ‘ne ganze Menge Hertha- Fans, die jubeln. Vielleicht können Sie abschließend noch ein paar Worte an genau die richten?

Bei den Interviewfragen sind weitere Muster erkennbar. Häufig stellt der Feldreporter Fragen zum Ergebnis und verbindet diese mit den Gefühlen der Spieler. Wenn ein Team verloren hat, fragt der Reporter nach den Gründen, hakt nach, wie es dazu kam, ob das Ergebnis in Ordnung geht oder was man hätte besser machen können. (Narrativisierung) Mit einer bestimmten Wortwahl, z.B. der Betonung, dass es eine Niederlage ist, ruft der Reporter absichtlich Emotionen hervor. (Emotionalisierung)

Match 2: Schlüter: Ja bei mir ist Grischa Prömel. Ein 0:4, eine bittere Niederlage. Geht die so in der Höhe auch in Ordnung? … Urs Fischer, eine am Ende deutliche Niederlage. Was hat den Ausschlag gegeben?

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Match 5: Herzog: Christian Günter, Ihr Trainer hat gerade so richtig schön noch ‘ne Wasserflasche weggekickt. Der war richtig geladen nach dieser Niederlage. Wie sieht Ihre Gefühlswelt aus gerade?

Dieselbe Strategie, nur in die andere Richtung, verwendet der Feldreporter bei den Gewinnern. Die Fragen sind positiver formuliert und zielen darauf ab, den Fans die Emotionen des Spielers zu offenbaren. Daher hört man Fragen über den Gemütszustand nach dem Sieg, aber ebenfalls über die Gründe, warum der Sieger am Ende triumphiert hat. (Emotionalisierung, Narrativisierung)

Match 1: Benesch: Kai Havertz, herzlichen Glückwunsch auch an Sie. Zwei Tore heute zum Spiel beigetragen. Wie glücklich, glücklich schauen Sie grad nicht so aus, sind Sie aber?

Match 3: Siebald: Florian Niederlechner, 3:0 auf Schalke. Nach langer Zeit endlich mal wieder ein Sieg. Schmeckt das trotz Geisterspiel besonders gut? … Eduard Löwen, der nächste Sieger auf Schalke. Das war sehr giftig, sehr griffig, ein starker Auftritt. Wurdet ihr vor allem heute für euren Mut belohnt?

Bei den letzten Fragen richtet der Reporter den Blick in die Zukunft. Die Interviewten sollen ihre Meinung zum weiteren Verlauf der Saison sagen. Zu den Themen zählen z.B. die nächsten Gegner, die Tabellensituation oder sonstige Ziele. (Narrativisierung)

Match 3: Siebald: Das vierte sieglose Heimspiel jetzt in Folge als Kapitän dieser Truppe. Woran müssen Sie in den nächsten Wochen besonders arbeiten?

Match 4: Schlüter: Wenn man’s jetzt positiv sehen möchte, dann rückt man zumindest um einen Punkt näher an Borussia Dortmund ran, die ja gegen Bayern verloren haben. Was ist das Ziel für die letzten Spiele?

Analysen als Zwischensequenzen

In den Sekunden und Minuten, die zwischen den Interviews zur Verfügung stehen, besprechen der Moderator und der Experte die Tore und restlichen Highlights des Spiels. Die Strategie hinter der Analyse bleibt gleich, denn der Moderator beschreibt die Situationen und ergänzt etwaige Fragen, während der Experte seine Beobachtungen mit Hilfe der digitalen Analysetools

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sprachlich und bildlich mitteilt. (Dynamisierung, Narrativisierung) Fragen, die bei den Interviews gestellt werden, versucht das Duo zu beantworten. Sie formulieren Antworten zu den Gründen eines Siegs bzw. einer Niederlage, suchen sich taktische Fehler bzw. Feinheiten raus und sprechen über die Rolle einzelner Spieler. Hier taucht die Frage nach dem „Man of the Match“, dem besten Spieler der Partie, auf. (Emotionalisierung)

Insgesamt wirkt die Nachberichterstattung etwas chaotisch. Das liegt daran, dass die Analysen oft durch die Interviews unterbrochen werden und man nicht weiß, ob ein weiteres Interview schnell folgt. Ist bekannt, wer der nächste Interviewgast ist, erwähnt es der Moderator, um die Abonnentinnen und Abonnenten aufzuklären bzw. bei den Fans Interesse zu schaffen, falls sich diese für die Aussagen des Spielers interessieren. Für den Moderatoren und den Experten heißt das, dass sie besonders auf das Zeitmanagement achten müssen und die wichtigen Punkte in kurzer Zeit klar an die Zuschauerinnen und Zuschauer bringen. Nach den Interviews versuchen sie, bestmöglich an die vorherigen Analysen anzuknüpfen. Außerdem gehen die beiden kurz auf das Gesagte ein oder verwenden die Aussagen in ihren Analysen, um sie zu bestätigen oder widerlegen. (Narrativisierung) Wenn gerade keine Spielszenen gezeigt werden, ist ein Bild des leeren Stadions zu sehen, über das immer wieder eine Graphik mit Statistiken eingeblendet wird, wie z.B. einer Liste der Topscorer der Liga in der Rückrunde. (Coronavirus, Dynamisierung) Diese zeigt DAZN u.a. nach einer Verletzung von Kai Havertz, der an der Spitze der Liste ist, im Spiel aber durch ein Foul verletzt wird. Diese Szene wird mit herangezoomter Kameraperspektive gezeigt, da Foulszenen über die gesamte Dauer der Übertragung eine große Rolle spielen (siehe Kap. 6.1.2). Zum Ende der Analyse wird die Tabelle präsentiert, die vom Moderator und Experten analysiert wird. Sie diskutieren über den Tabellenstand der Teams und was in dieser Saison noch passieren könnte, ob es bspw. um einen internationalen Platz oder gegen den Abstieg geht. Außerdem bekommen die Zuschauerinnen und Zuschauer in diesem Zuge noch die Information zu den nächsten Gegnern der beiden Teams. (Dynamisierung, Narrativisierung)

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Eigenwerbung und Abschluss

Die letzten Minuten der Übertragung nutzt der Moderator, um Werbung für DAZN zu machen. Er kündigt die nächsten Bundesligaspiele an, die DAZN überträgt, und informiert die Zuschauerinnen und Zuschauer wieder darüber, dass die Highlights aller Spiele auf der Plattform zu finden sind. Diese Ankündigungen werden von Graphiken zu ebenjenen Inhalten begleitet. Eine weitere Variante zur Ankündigung ist ein Video-Einspieler zum nächsten Bundesligaspiel auf DAZN. Der Moderator und der Experte versuchen, direkt Spannung aufzubauen und das Zuschauerinteresse zu wecken bzw. die Fußballfans zum Einschalten zu bewegen. (Eigenwerbung, Narrativisierung, Relevanzzuschreibung)

Match 2: Schönmüller: Ja und Mittwoch, genau, da geht’s nämlich direkt weiter und dann ist wieder die Hertha dabei in Leipzig, 18:15 Uhr. Da bin ich sehr gespannt! […]

Gunesch: […] So die richtig erste große Prüfung. Das könnte ein interessantes Spiel werden!

Auf die Werbung für die Bundesligaspiele folgen die Informationen zu den restlichen Sportevents, die auf DAZN laufen. Wie schon in der Halbzeitpause, geht es hier u.a. um die WWE, UFC oder PDC. Außerdem ist mit dem vierten Spiel die Post-Match Show ein Thema. (Eigenwerbung) Danach verabschieden sich der Moderator und der Experte, bedanken sich gegenseitig und der Moderator verweist nochmal darauf, was man sich im Anschluss auf DAZN ansehen kann. (Eigenwerbung) Daraufhin bekommen die Fans alle Tore mit dem Originalkommentar aus dem Spiel zu sehen. Den endgültigen Abschluss der Übertragung bildet die Werbung für den neuesten Programmpunkt, nämlich die Sportart Wrestling. (Eigenwerbung) Das DAZN- Logo ist das letzte, was die Zuschauerinnen und Zuschauer zu sehen bekommen. Dieses läuft, bis die Marke von 2h 47min 02sek erreicht ist. Je nach Länge der vorherigen Berichterstattung bleibt unterschiedlich viel Zeit übrig. In den letzten zehn Sekunden wird automatisch der Countdown zum nächsten Video von DAZN gestartet, nach dessen Ablauf die Abonnentinnen und Abonnenten zu weiteren Inhalten geleitet werden. (Eigenwerbung)

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6.1.3.1 Fazit

Es kommt zu einer Kopie des Vorgehens nach der ersten Halbzeit. Nach einem Werbeblock steigt DAZN mit einer Emotionalisierung ein. Daraufhin folgen die Narrativisierung und Dynamisierung, indem der Moderator und der Experte erste Analysen zur zweiten Halbzeit durchführen.

Da es sich diesmal bei den Interviews überwiegend um Fußballspieler handelt und das Spiel positiv oder negativ für diese ausgegangen ist, nutzt der Feldreporter es für die Emotionalisierung. Er stellt die Fragen auf die Weise, dass zwangsläufig Emotionen zum Vorschein kommen. Bei der Nachberichterstattung geschieht das im Vergleich zur vorangehenden Berichterstattung deutlich häufiger. Die Wiederholung der Tore stellt diesmal die Dynamisierung dar. Erstmals spielt die Narrativisierung eine untergeordnete Rolle, da die Emotionalisierung hervorgehoben wird. Weiterhin präsent ist das Coronavirus. Die Narrativisierung bildet den Abschluss der Interviews, da die nächsten Spiele beleuchtet werden.

In den Zwischensequenzen der einzelnen Interviews ist die Narrativisierung die wichtigste Inszenierungstechnik. Das gesamte Spiel, vor allem aber die zweite Halbzeit, wird vom Experten analysiert, während der Moderator die Analysen einleitet. Um es bildlich besser präsentieren zu können, kommt es wieder zur Dynamisierung mit Graphiken und Analysetools.

Der Moderator und der Experte schließen die gesamte Übertragung mit mehreren Inszenierungstechniken ab. Sie verweisen auf die nächsten Spiele, die DAZN live überträgt, womit die Narrativisierung, Relevanzzuschreibung und Eigenwerbung zusammenkommen. Der Moderator fährt schließlich mit der Eigenwerbung fort, die auch nach der Verabschiedung noch kurz an die Zuschauerinnen und Zuschauer gebracht wird.

6.2 90 Minuten + Nachspielzeit

Die Berichterstattung während der 90 Minuten des Spiels wird in die erste und zweite Halbzeit unterteilt, die Halbzeiten wiederum in Abschnitte von 15 Minuten. Während des Fußballspiels sind hauptsächlich der Kommentator und der Experte zu hören. Der Kommentator berichtet über das Spielgeschehen,

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während der Experte allgemein das Spiel, die Strategien und die interessanten Szenen analysiert. Außerdem hört man je Halbzeit wenige Sekunden vom Feldreporter, der sich am Spielfeldrand befindet und Informationen zum Verhalten der Trainer liefert. Auch hier wird die Halbzeit von Abschnitt zu Abschnitt analysiert, um aufzuzeigen, wie das Vorgehen des Kommentators und des Experten bzw. des Streamingdienstes genau aussieht. Mit dem Analysemodell werden die Inszenierungstechniken während der 90 Minuten hervorgehoben.

6.2.1 Erste Halbzeit

Sekunden vor dem Anpfiff stellt der Kommentator die Schiedsrichter und seine Assistenten vor. Außerdem redet er über die Trikotfarben der Mannschaften und sagt, auf welcher Seite sie jeweils starten. (Narrativisierung)

Match 1: Platte: Tobias Stieler, der Unparteiische; Holger Henschel und Jan Neitzel-Petersen assistieren; Tobias Reichel der vierte Offizielle – so viel noch auf die Schnelle zu den Unparteiischen. Und Werder in Grün-Weiß von rechts nach links in Halbzeit eins. Leverkusen ganz in Rot.

Zu Beginn des Spiels erwähnt der Kommentator den Namen jedes Spielers, sobald dieser den Ball berührt. Hinzu kommen meist noch wenige Sätze mit Informationen zum Spieler. Die Informationen beziehen sich allgemein auf die Fähigkeiten des Spielers oder z.B. auf absolvierte Spiele oder geschossene Tore. Letztere Details decken sich oftmals mit vielen Statistiken, die graphisch eingebracht werden. Anstehende Transfers gehören ebenfalls zu den Themen. (Narrativisierung)

Match 2: Hebel: Skjelbred und Marvin Plattenhardt. 200. Bundesligaspiel für Per Skjelbred. Eines seiner letzten, wird Hertha ja verlassen. Seit 2013 im Verein, wird zurück nach Norwegen zu Rosenborg gehen.

Match 5: Hagemann: Florian Wirtz [.], dem 17-Jährigen, der ja in Bremen zum jüngsten Bundesligaspieler aller Zeiten avancierte von Bayer. Aus Köln gekommen Ende Januar, ganz großes Talent.

Die Erwähnung der Spieler umfasst in den ersten Minuten nicht nur die Spieler auf dem Feld, sondern auch auf die Ersatzspieler sowie die Trainer. Sobald

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die Kamera eine dieser Personen einfängt, beginnt der Kommentator über sie zu sprechen und den Zuschauerinnen und Zuschauern Informationen zu bieten, um ihnen wissenswerte Fakten zu vermitteln. Macht der Kommentator eine Pause, steigt er in der Anfangsphase regelmäßig mit dem Spielernamen ein und wiederholt das bei den darauffolgenden Pässen zum nächsten Spieler. (Narrativisierung) Ein weiteres Thema in den ersten 15 Minuten ist die aktuelle Form der beiden Mannschaften und wie sie in den letzten Spielen agieren. Bei diesem Thema steigt meist der Experte erstmals mit ins Fußballspiel ein. (Narrativisierung) Dieser ist also nicht von Anfang an am Gespräch mit dem Kommentator beteiligt, sondern lässt sich noch Zeit bis zu seinem Einstieg. In der Folge äußert der Experte seine Meinung zu den Aufstellungen und klärt auf, wie die beiden Mannschaften taktisch und strategisch spielen könnten. Er gibt erste Einschätzungen ab, wie sich diese Punkte im Laufe der Partie entwickeln könnten. Die Aufgabe des Kommentators ähnelt hingegen der des Moderators. Er beschreibt das Geschehen und kommentiert, was die Fußballfans vor den Streaming-Geräten sehen können. Der Experte schaltet sich bei diskussionswürdigen Szenen ein. Er analysiert diese und erklärt, warum es zu dieser Szene gekommen ist und was überhaupt passiert ist. Außerdem schildert er, was der Spieler oder die Mannschaft in dieser Situation hätten besser machen können. (Narrativisierung) Die Spielideen hinter einer ausgeführten Aktion sind nicht für alle ersichtlich, weshalb die Expertise nützlich für das tiefere Verständnis eines Spiels ist. Der Kommentator hakt bei diesen Analysen mit Fragen nach, wie es beim Gespräch außerhalb der 90 Minuten des Spiels mit dem Moderator und dem Experten der Fall ist.

Match 5: Hagemann: Also für Freiburg, Ralph, da kommt’s drauf an, das ist auch gar nicht so in der DNA verankert des SCF, also hinten sich zu verbarrikadieren gegen Leverkusen, dann wirst du möglicherweise vermöbelt. Sondern sie brauchen dementsprechend auch Entlastung heute.

Gunesch: Ja sie brauchen eine gewisse Entlastung und wir sehen’s ja auch hier. Sie greifen zwar grundsätzlich nicht schon weit im, äh, oder im gegnerischen Sechzehner an, aber schon in der gegnerischen Hälfte. Dann verhinderst du nämlich dieses sich hinten Einigeln. Das Problem ist nur, du musst halt zupacken, denn ansonsten kann’s bei Leverkusen mal sehr schnell gehen.

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Mit den Analysen gehen zeitgleich viele Statistiken einher. Vor allem bei den ersten Ereignissen des Spiels, z.B. beim ersten Eckball oder Freistoß, führen diese Statistiken zum Spannungsaufbau. Das Duo aus Kommentator und Experte redet über die Entstehung der Standardsituationen und die Anzahl an Toren bzw. Gegentoren, die durch diese entstanden sind. Ist eine Mannschaft besonders anfällig für solche Gegentore oder schießt selbst oft Tore nach Standardsituationen, bietet die neue Information gleichzeitig Spannung. Die Menschen vor den Streaming-Geräten können davon ausgehen, dass in der folgenden Szene etwas passieren könnte. (Narrativisierung, Relevanzzuschreibung).

Match 2: Gunesch: Gikiewicz da auch wieder mit gutem Torwartspiel, bleibt stehen, macht sich breit – auf Kosten eines Standards gegen Union.

Hebel: Vier der letzten fünf Treffer kassiert nach ruhendem Ball. Bayern brauchte zwei Tore für den 2:0 Sieg an der alten Försterei. Gerade auf Standardsituation, das hat er mir heute Mittag nochmal versichert, hat Bruno Labbadia [gegnerischer Trainer] ganz großen Wert gelegt.

Match 3: Kneißl: Wieder McKennie mit Spielaufbau, jeder der’s gesehen hat. Es war zu spät, eben das Abspiel. Sané war da, dadurch das er eben drei, vier Schritte länger gebraucht hat, um den Ball zu spielen. Im Mittelfeld war es wieder enger. Dann kommt dieser Ballverlust und du musst wieder, ähm, ja, 30- 40 Meter nach hinten sprinten und hast jetzt auch noch ‘ne Ecke gegen dich. […]

Harder: S04 hat jetzt schon 16 Gegentore nach ruhendem Ball kassiert, inklusive des Freistoß-Gegentores aus der sechsten Minute.

Die Statistiken werden nicht nur sprachlich erwähnt, sondern oftmals über dem Spiel eingeblendet. Die Abonnentinnen und Abonnenten bekommen also die Informationen auf zweierlei Arten. (Dynamisierung) Bei Foulspielen geht man gleichermaßen vor wie bei Eckbällen und Freistößen. Das erste Foul bzw. die ersten Fouls werden explizit erwähnt, was in späterer Folge abnimmt. In den ersten Spielminuten trägt es jedoch dazu bei, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer nach Spielbeginn emotional involviert werden. (Emotionalisierung) Im Vordergrund steht in den ersten 15 Minuten aber die Verbreitung von Informationen zum Spiel. Deshalb geht es in der Konversation des

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Kommentators und Experten auch um die bisherige Bilanz bei Heim- bzw. Auswärtsspielen der beiden Mannschaften. Somit geben sie den Fußballfans weitere Hinweise darüber, in welche Richtung sich das Spiel entwickeln könnte. (Narrativisierung) Um die Zuschauerinnen und Zuschauer bestmöglich am Fußballspiel teilhaben zu lassen, schaltet man einmal pro Halbzeit zum Feldreporter, der sich am Spielfeldrand befindet. Der Reporter wird nicht eingeblendet, weshalb man ihn nur hören kann. Er bietet einen Einblick in die Geschehnisse neben dem Platz, indem er Auskünfte darüber gibt, wie sich die Trainer an den Seitenlinien verhalten. (Dynamisierung, Emotionalisierung) Außerdem berichtet der Feldreporter darüber, was die Trainer ihren Spielern zugerufen haben. Dies kann man aufgrund des leeren Stadions gut hören. Der Kommentator und der Experte besprechen die gelieferten Aussagen des Feldreporters und gehen besonders auf die Zurufe von draußen ein, womit die Covid-19-Pandemie zum Thema wird. (Coronavirus) Über diese redet das Duo zudem, wenn es um die Fitness der Spieler geht. Nach dem Re-Start müssten sich die Mannschaften erst an die neuen Gewohnheiten anpassen. Spielerische oder konditionelle Schwierigkeiten werden auf diese Begebenheiten zurückgeführt, jedoch wird auch über die positiven Entwicklungen geredet. (Coronavirus)

Match 1: Platte: Ohnehin, in Leverkusen ist man sehr, sehr glücklich gewesen mit der kurzen Zeit des gemeinsamen Mannschaftstrainings. […] Und das Trainingsniveau soll exzellent gewesen sein.

Match 3: Kneißl: Natürlich versuchst du eben die Zeit bestmöglich zu nutzen, um deine verletzten Spieler fit zu bekommen, aber dennoch. Es sind grade auch mit ‘ner langen Pause, du kommst dann wieder ins Mannschaftstraining […]

Der Kommentator erwähnt immer wieder die Spielzeit im Laufe der Partie. Zu Beginn halten sich diese Informationen in Grenzen. Die 15-Minuten-Marke – manchmal ein bisschen später oder früher – wird jedoch immer erwähnt. Der Kommentator fasst die ersten 15 Minuten zusammen und der Experte gibt eine erste zusammenfassende Analyse der bisherigen Partie. (Narrativisierung)

Nach der Anfangsphase geht es nicht mehr nur um den Einstieg und die Vorstellung der Mannschaften, Spieler und Trainer, sondern vielmehr um

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das Spiel selbst. Anstatt die Spieler zu beschreiben und Informationen zu diesen zu bieten, spricht der Kommentator mehr über das Spielgeschehen. Er beschreibt die Pässe, Flanken, Zweikämpfe und alles, was sonst auf dem Platz passiert. Den Experten bindet er mit Fragen ein, um seine Meinung zum Spiel einzuholen. Der Experte geht gleich vor, wie während der gesamten Übertragung. Er analysiert nicht nur die Szenen, sondern interpretiert viel in diese hinein und spekuliert, was der eigentliche Plan bei Spielzügen war bzw. gewesen wäre. (Narrativisierung) Mit der Zeit häufen sich die Geschichten zu Ereignissen, die nicht unmittelbar mit dem Spiel zusammenhängen. Das Coronavirus stellt eines der beliebtesten Themen dar, da es sich gut anbietet und man schnell einen Bezug zum Spiel herstellen kann. (Coronavirus) Fallen Tore, dann beschreibt der Kommentator den Ablauf, wie es dazu gekommen ist. Bei den Wiederholungen macht er es noch genauer, ehe der Experte die restlichen Wiederholungen für seine Redezeit beansprucht. Der Experte teilt die Szene in einzelne Abschnitte, auf die er alle eingeht. Er spricht einerseits über die gut ausgeführten Aktionen der Spieler, die zum Tor geführt haben. Andererseits beleuchtet er die fehlerhaften Aktionen der Spieler, die zum Gegentor geführt haben. (Narrativisierung) Die Zuschauerinnen und Zuschauer haben somit einen näheren Einblick in die Sportart Fußball und können mitunter ihr eigenes Wissen erweitern, indem sie Spielzusammenhänge miteinander verbinden. Die für das Tor verantwortlichen bzw. schuldigen Spieler stehen nachträglich im Fokus der Kamera. Tore eignen sich auch, um die Reaktionen weiterer Spieler und besonders der beiden Trainer einzufangen. (Dynamisierung, Emotionalisierung) Den Wiederholungen der Tore wird durch viele Kameraperspektiven, das Heranzoomen an Spieler oder den Ball und der Slow-Motion mehr Wirkung verliehen. (Dynamisierung) Auf den Torjubel gehen der Kommentator und der Experte nur selten ein, obwohl oftmals gegen die auferlegten Hygienemaßnahmen verstoßen wird. Manchmal kommunizieren sie es aber nach außen hin. Vor allem in den ersten Spielen nach dem Re-Start war das der Fall. (Coronavirus, Emotionalisierung)

Match 1: Platte: Jetzt kommen die Leverkusener in den Genuss der Jubel- Verlegenheit. Ja, bisschen viel Kontakt, Nadiem Amiri.

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Auf die Wiederholungen folgen Einblendungen und Statistiken zum Torschützen, z.B. über die Toranzahl in der Saison oder seit dem Re-Start. (Dynamisierung) Neben den Toren zählen weiterhin Foulspiele zu den wichtigsten Szenen, um Emotionen hervorzurufen. Mit Wiederholungen und verschiedenen Perspektiven bekommen die Zuschauerinnen und Zuschauer die Fouls mehrmals zu sehen. Das Einfangen der Reaktionen der Trainer intensiviert den emotionalen Effekt. Außerdem verstärkt oftmals der Kommentator – ab und an der Experte – die Härte eines Fouls mit Adjektiven und Interjektionen. (Emotionalisierung)

Match 1: Hummels: Uiuiui…

Platte: Wuppa! Das scheppert ordentlich. Bender holt sich gelb ab, kann nicht anders sein. Da kommt Tobi Stiehler nicht um die Karte rum. Ziemlich heftiges Einsteigen gegen Bittencourt.

Match 4: Platte: Böses Foul, wirklich ‘n böses Foul von Marcel Halstenberg. Keine Absicht, aber ein fieser Tritt vorne drauf.

Nach einer knappen halben Stunde wird erneut die abgelaufene Zeit erwähnt. Es gibt wieder eine Zusammenfassung, wie das Spiel bis zu diesem Zeitpunkt abgelaufen ist. Der Experte analysiert das Spiel der beiden Mannschaft und bewertet, was ihm im positiven und negativen Sinne aufgefallen ist. Hinzu kommt eine kleine Prognose für die restlichen Minuten der ersten Halbzeit. (Narrativisierung) Zu dieser Zeit kommt es erstmals zu einer Werbung für die Inhalte auf DAZN während des Fußballspiels. Diesen Hinweis bearbeitet ausschließlich der Kommentator, da er für die Rahmengestaltung der Berichterstattung zuständig ist. Es handelt sich um einen kleineren Werbeblock, in dem die Fußballfans die Information bekommen, dass es die Highlights der ersten und zweiten deutschen Fußball-Bundesliga – 40 Minuten nach Abpfiff – auf DAZN zu sehen gibt. Außerdem wird in die Zukunft geblickt und auf die nächsten Bundesligaspiele geschaut, die auf der Streaming- Plattform zu sehen sein werden. Der Ankündigung des Kommentators geht die Einblendung zu den Ereignissen voraus. (Dynamisierung, Eigenwerbung)

Während der letzten Viertelstunde wird langsam merkbar, dass dem Duo langsam die Themen ausgehen. Die Pausen, in denen der Kommentator

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und der Experte nicht mehr reden, häufen sich. Wenn sie allerdings wieder das Kommentieren des Spiels aufnehmen, halten sie am gleichen Konzept fest wie zuvor. Sporadisch bringen sie Informationen zu Spielern, veröffentlichen weitere Statistiken oder sprechen über das Spielgeschehen. (Narrativisierung) Tore, die in dieser Zeit fallen, erleichtern das Füllen der Zeit, da die Analyse einige Minuten in Anspruch nimmt. Als „Füller“ hält zusätzlich die Covid-19- Pandemie während der ganzen Übertragung vielfach her. Es wird weiter auf die Geschichten rund um die Mannschaften und den Fußball im Allgemeinen eingegangen. So sind Mutmaßungen um die Theatralik oder das Training nach dem Re-Start weitere Gesprächsthemen. (Coronavirus) Dadurch, dass das Duo längere Pausen macht, bleibt ihnen mehr Zeit, den Anweisungen an den Seitenlinien zuzuhören. Sie wiederholen das Gehörte für die Zuschauerinnen und Zuschauer und gehen näher darauf ein, indem sie erläutern, was mit den Zurufen der Trainer gemeint ist bzw. was sie damit bewirken wollen. Der Experte geht meist einen Schritt weiter und erklärt, wie die Anweisungen zu bewerten sind und in welche Richtung sich das Spiel nach der Meinung der Trainer entwickeln soll. (Coronavirus, Narrativisierung) Mit den Anweisungen sind zudem die Emotionen der Trainer herauszuhören, die ihre Spieler entweder aufmuntern oder mit dem Spiel unzufrieden sind und ihrem Frust deshalb freien Lauf lassen. Der Kommentator und der Experte nehmen solche Beobachtungen direkt auf, um die Unzufriedenheit des Trainers in den Vordergrund zu rücken. (Emotionalisierung) Ansonsten ist der Experte immer weniger in das Spiel involviert. Die meisten Analysen, über die Mannschaften und einzelne Spieler, hat er durchgeführt. Die Strategien und Spielweisen ändern sich in den letzten Minuten nicht. So bleiben dem Kommentator und dem Experten nur noch die Zusammenfassung bzw. Analyse der ersten Halbzeit. Gegen Ende der ersten Halbzeit werden mit diesen Analysen die letzten Minuten gestaltet. Der Kommentator fasst zusammen, was alles in der ersten Halbzeit passiert ist und gibt einen Überblick, welche Mannschaft die vermeintlich bessere bzw. schlechtere ist. Der Experte unterstützt ihn mit näheren Erklärungen, warum eine Mannschaft der anderen überlegen bzw. unterlegen ist. Es gibt nochmals eine Analyse zur Umsetzung der Spielideen der beiden Mannschaften. Außerdem geht das Duo gelegentlich auf die Aussagen der Trainer vor dem Spiel ein. Sie bewerten, ob die im Interview

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angekündigten taktischen Vorgaben eingehalten wurden, wie vom Trainer gewünscht, oder ob die Mannschaften dieses Ziel verfehlt haben. (Narrativisierung) Der Kommentator erwähnt kurz vor der Halbzeitpause öfters die verbliebene Zeit. Das geschieht vor allem in der Nachspielzeit, die zunächst angekündigt und dann mehrmals runtergezählt wird. (Narrativisierung) Eine der letzten Bemerkungen beinhaltet die Werbung für die anstehende Halbzeitanalyse. Der Kommentator versucht, die Halbzeitanalyse so verlockend wie möglich für die Zuschauerinnen und Zuschauer zu machen. Er kündigt an, was alles analysiert wird, wer diese Analysen durchführt und wer die nächsten Interviewgäste sind. (Eigenwerbung, Narrativisierung) In der Halbzeitpause sind die Verantwortlichen und Funktionäre der Teams im Interview (siehe Kap. 6.1.2). Der Experte kommt ebenfalls noch zu Wort, da er bereits ein wenig etwas dazu sagen kann, um was es in den Analysen gehen wird, da sie in der Pause in sein Aufgabengebiet fallen. Kurz vor bzw. nach dem Abpfiff erhalten die Zuschauerinnen und Zuschauer nochmals eine knappe Bewertung des Spiels in wenigen Sätzen. Das Ergebnis und einige Spieler, meist die Torschützen, werden nach dem Abpfiff direkt eingeblendet. Der Kommentator erwähnt sowohl das Ergebnis als auch die Torschützen, während die Anzeige über dem Bildschirm läuft. (Dynamisierung, Narrativisierung) Er sagt, dass jetzt die Halbzeitpause angebrochen ist und verweist auf die darauffolgenden Analysen und Interviews. (Eigenwerbung)

Match 4: Platte: Sie haben ihre Pflicht erfüllt, beide, was das Kleinhalten des Gegners aus dem Spiel heraus angeht. Eine Ecke hier, Grujic, eine Ecke da, Klostermann, so geht’s mit ‘nem 1:1 in die Pause. Kein schlechtes Spiel, irgendwie wie man vermutet hatte. Viel drin, Spaß gemacht bislang in den ersten 45 Minuten. Und Stichwort Spaß, den werdet ihr jetzt haben. Und zwar mit Lukas Schönmüller und Ralph bei der Halbzeitanalyse.

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Match 5: Hagemann: Es bleibt dabei, Leverkusen findet noch nicht die Durchschlagskraft gegen eine sehr aufmerksam verteidigende Freiburger Mannschaft, die selbst die größte Chance hatte in dieser Partie vor wenigen Augenblicken durch Lukas Höhler. Noch keinen Schuss aufs Tor haben wir gesehen. […] Dann würd‘ ich sagen, ähm, wir haben einiges… Hast du einiges gesehen zur Analyse, ja, ne?

Gunesch: Ein bisschen was war zu erkennen, ja.

Hagemann: Ich würd‘ sagen, dann viel Spaß mit der Halbzeitanalyse. Euch wünsch ich auch viel Spaß jetzt mit Ralle Gunesch und Alex Schlüter.

6.2.1.1 Fazit

Während des Kommentierens des Spiels ändert sich die Bedeutung der Kriterien im Vergleich zur Berichterstattung außerhalb der 90 Minuten. Die Nutzung der Inszenierungstechniken verschiebt sich. Die gesamte erste Halbzeit ist geprägt von der Narrativisierung. Die Dynamisierung kommt ebenfalls des Öfteren zum Einsatz, genauso wie die Themen rund um das Coronavirus. Die Emotionalisierung findet sich nur in bestimmten Szenen wieder, während auf die Relevanzzuschreibung fast gänzlich verzichtet wird. Die Eigenwerbung erfolgt in zwei kurzen Blöcken.

Die ersten 15 Minuten bestehen fast ausschließlich aus der Narrativisierung. Der Kommentator gibt eine Einführung in das Spiel und erklärt alles, was die Zuschauerinnen und Zuschauer sehen können. Er beschreibt das Spielgeschehen und fast jede der Aktionen, die ausgeführt werden. Geschichten und Informationen zu den Spielern fließen mit ein. Der Experte befasst sich während des Spiels mit Analysen zu Spielaktionen, Spielszenen und Strategien. Die Narrativisierung wird in der Anfangsphase durch Statistiken verstärkt, zeitweise mit graphischen Einblendungen. Die Dynamisierung wird ansonsten spärlicher eingesetzt, genauso wie die Emotionalisierung. Diese Inszenierungstechnik gibt es nur beim Hinzuschalten des Feldreporters, der über die Trainer an der Seitenlinie berichtet. Das Coronavirus ist während der gesamten Übertragung allgegenwärtig, so auch während des Spiels. Es geht dabei um verschiedenste Themen, z.B. die Fitness der Spieler nach dem Re-Start oder die Umstellung auf die neuen

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Begebenheiten. Fast gänzlich unbeachtet bleibt die Relevanzzuschreibung, die lediglich bei Szenen zum Einsatz kommt, in denen möglicherweise Tore entstehen könnten.

In der zweiten Phase der ersten Halbzeit steht weiterhin die Narrativisierung im Vordergrund. Der Kommentator und der Experte vertiefen ihre Analysen, da es nun etwas zu bewerten gibt. Außerdem geben sie erste Prognosen ab, wie das Spiel weiter verlaufen könnte. Gefallene Tore helfen besonders beim Kommentieren, weil verschiedene Inszenierungstechniken Verwendung finden. Die Narrativisierung erfolgt durch die genaue Analyse der Tore. Die Dynamisierung kommt zum Einsatz, indem ein Tor mehrmals aus verschiedenen Kamerawinkeln gezeigt wird und weitere Techniken, wie die Slow-Motion, zur Veranschaulichung helfen. Außerdem gehören die eingeblendeten Statistiken nach den Toren ebenfalls zur Dynamisierung. Das Kriterium der Emotionalisierung kommt bei Toren besonders zum Tragen. Die Reaktionen der Spieler und Trainer spielen dabei eine wesentliche Rolle. Doch auch das Coronavirus trägt dazu bei, denn das Missachten der Hygienemaßnahmen ist gelegentlich ein Thema während der Freude der Spieler.

In der Schlussviertelstunde der ersten Halbzeit gibt es weniger zu diskutieren, da das Wichtigste bereits gesagt wurde. Die Narrativisierung folgt demselben Konzept wie davor, indem Informationen und Statistiken zur Unterhaltung beitragen. Um die Zeit zu füllen, werden des Weiteren das Coronavirus und die Auswirkungen auf den Fußball thematisiert. Das Coronavirus spielt auch eine Rolle, wenn es um die Zurufe der Trainer geht. Diese hört man nämlich durch die längeren Pausen des Kommentators und des Experten deutlich, weshalb das Duo darauf eingeht. Sie nutzen diese Expressivität des Trainers, um die Technik der Emotionalisierung miteinzubringen. Den Abschluss bildet die Eigenwerbung, die zuvor nur einmal durch die kurze Ankündigung der Highlights auf DAZN zu sehen bzw. hören war. Vor dem Halbzeitpfiff macht der Kommentator Werbung für die darauffolgende Halbzeitanalyse.

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6.2.2 Zweite Halbzeit

Die zweite Halbzeit beginnt wieder mit dem Kommentator, der die ersten Minuten noch allein kommentiert, da der Experte erst später einsteigt. Er redet anfangs über die Spielerwechsel und spricht abermals die neue Regel an, dass seit dem Re-Start der Bundesliga fünf Wechsel gestattet sind. (Coronavirus, Narativisierung) Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie werden auch zu Beginn dieses Teils der Übertragung in Erinnerung gerufen, ob wegen der Atmosphäre im Stadion oder der Tests, die die Spieler durchführen müssen. Das Thema zieht sich durch die gesamte zweite Halbzeit bzw. durch das gesamte Spiel und wird immer wieder verwendet, wenn es um andere Geschichten als die Geschehnisse auf dem Fußballplatz geht. (Coronavirus)

Match 4: Platte: Wir sehen Halbzeit Nummer Zwei. Möge sie ähnlich oder vielleicht auch noch ‘n bisschen unterhaltsamer werden vor beiden Toren, muss ich dann dazu sagen. Aber bislang war’s, da bleib ich bei, kein schlechtes Fußballspiel, für die weiterhin, auch für die Herren auf dem Rasen, da gewöhnungsbedürftige, nicht vorhandene Atmosphäre.

Match 5: Hagemann: Hat sich auch einiges getan, auch in der Vorbereitung zu diesen Bundesligapartien. Zweimal in der Woche wird getestet. […] Freiburg zum Beispiel, bezieht ja bei Heimspielen ja nie ‘n Hotel. Die kommen, äh, privat gefahren, zuweilen auch mit Fahrrädern. Das ist natürlich, äh, im Moment alles erstmal ad acta gelegt. Man hat heute auch ein Tageshotel bezogen. Etwas veränderte Vorbereitung.

Wenn in keiner der analysierten Partien zur Halbzeitpause Spielerwechsel stattgefunden haben, stellt sich dem Kommentator die Frage, welche Wechsel im Laufe der zweiten Halbzeit Sinn machen würden. Er spekuliert, welcher Ersatzspieler für welchen Feldspieler ersetzt werden könnte und was diese Änderung bewirken würde. Den letzten Punkt überlässt der Kommentator dem Experten. Die Spekulationen nehmen etwas vorweg, was noch nicht passiert ist, aber die Zuschauerinnen und Zuschauer werden dennoch aufgeklärt. Das Duo analysiert somit Spielereignisse der Zukunft. Kommt es tatsächlich zu Spielerwechseln, werden diese sofort diskutiert und jedes Mal die Spielminute erwähnt. Die beiden besprechen, wie der ausgewechselte Spieler in der Partie

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agiert hat und bewerten, ob es alles in allem ein gutes oder schlechtes Auftreten war. Beim eingewechselten Spieler gibt es Einschätzungen, was dieser spielerisch auf den Platz bringen und wie sich die Taktik durch den Wechsel verändern könnte. Der Experte äußert sich erst nachträglich zu den Taktikfragen nach den personellen Änderungen. Da der Einwechselspieler neu in der Partie ist, kann der Kommentator direkt neue Informationen an die Fußballfans bringen. Er präsentiert Details zu den Spielern wie Position, Alter oder Anzahl an Bundesligaspielen. (Narrativisierung)

Match 1: Platte: Sargent kommt und dazu auch noch Woltemade. Bittencourt und Selke raus. Der 18-jährige Nick Woltemade, dazu der junge US- Amerikaner, Joshua Sargent. Zuletzt gegen Hertha getroffen hat, das erste Tor gemacht hat, Werders, das erste eigene in der Rückrunde. […] Nick Woltemade auf der anderen Seite, junger Kerl, drittes Spiel in der Liga, in Bremen geboren. Einmal Startelf beim 1:2 gegen Augsburg, dazu nochmal ‘ne Minute gespielt beim 0:2 zu Hause in der Liga gegen den BVB.

Außerdem reden der Kommentator und der Experte darüber, was sich in der zweiten Halbzeit von der Spielweise her ändern könnte und was passieren müsste, damit die unterlegene Mannschaft das Blatt wendet bzw. was passieren muss, damit die überlegene Mannschaft weiterhin dominiert. (Narrativisierung) Nach wenigen Minuten analysieren sie die abgelaufene Zeit der zweiten Halbzeit und beurteilen, ob sich etwas verändert hat. Ansonsten sieht der Kommentar ähnlich wie zu Beginn der ersten Halbzeit aus. Sobald ein Spieler am Ball ist, wird sein Name erwähnt gefolgt von Statistiken und weiteren Informationen zu ihm. Diese Statistiken werden allerdings weniger, da schon in der ersten Halbzeit vieles besprochen wurde. Deshalb kommen der Kommentator und der Experte schneller zum Geschehen auf dem Platz und behandeln weniger die Hintergrundgeschichten der Spieler, da diese größtenteils erzählt wurden. Die Analysen zum Rest des Spiels häufen sich. (Narrativisierung) Beim Kommentieren des Spiels halten die Journalisten an der gleichen Idee fest. Der Kommentator tätigt Aussagen zum Spiel, während der Experte seine Meinung bzw. Bewertung zu den Aussagen abgibt. Das Muster sieht also ein Zusammenspiel zwischen Aussagen und dazugehörigen Meinungen bzw. Bewertungen vor. Deshalb gleicht die Arbeit des Kommentators weiterhin einer genauen Beschreibung der Szenen, während

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der Experte diese analysiert und darüber spricht, was die Idee dahinter war. (Narrativisierung) Auffällig dabei ist, dass sie immer wieder ihre Aussagen gegenseitig bestätigen, um zu betonen, dass die Analysen richtig sind. Den Zuschauerinnen und Zuschauern dürfte zu dieser Zeit die Relevanz des Spiels bereits bekannt sein, weshalb größtenteils darauf verzichtet wird, diese nochmals hervorzuheben. Dennoch legen die Sportjournalisten gelegentlich Wert darauf, die Abonnentinnen und Abonnenten weiter vom Spiel zu überzeugen. Entweder hat das Spiel einen besonderen Reiz, z.B. wenn es sich um ein Derby handelt [Match 2] oder das Ergebnis wird herangezogen, denn der Kommentator und der Experte besprechen in unregelmäßigen Abständen die aktuelle Tabellensituation, sollte das Spiel mit dem laufenden Ergebnis enden. Vor allem nach Toren, die die erlangte Punktzahl im Spiel beeinflussen, ist das der Fall. Sie diskutieren, was das Ergebnis für die beiden Mannschaften bedeuten würde. Diese Live-Tabelle zeigt DAZN bei ihren Übertragungen. (Dynamisierung, Narrativisierung, Relevanzzuschreibung) Die Emotionen spielen ebenfalls eine untergeordnete Rolle und sind wie in der ersten Halbzeit bei Fouls oder Toren zu finden. Sind entsprechende Szenen zu sehen, verwerten sie die Journalisten sogleich, wie es beim Tor von Matheus Cunha [Match 2 oder 4] der Fall ist. (Emotionalisierung)

Match 2: Hebel: Stunde durch und Hertha BSC kann langsam, aber sicher in Richtung Stadtmeisterschaft planen. Der Jubel, weil seine Frau jeden Moment das Kind erwartet – Nummer Eins. Herzliche Glückwünsche nicht nur zum Treffer also.

Der Feldreporter, der auf der Tribüne die Spielerbänke und Trainerzonen beobachten kann, bekommt auch in der zweiten Halbzeit einen einmaligen Einsatz, wobei er über dasselbe wie beim ersten Bericht redet, nämlich das Verhalten der Trainer oder die Einhaltung der Hygienemaßnahmen. (Coronavirus, Dynamisierung, Emotionalisierung)

Match 2: Schlüter: Also man muss definitiv sagen, dass die Emotionen auf der Bank grade eben ganz, ganz besonders groß gewesen sind. Bruno Labbadia ist glaub ich wirklich jeden einzelnen abgegangen und hat abgeklatscht. Ich, ähm, schweige jetzt mal darüber, wie’s da mit den Corona-Abständen ausgesehen hat.

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Match 3: Siebald: Heiko Herrlich wird nochmal ein paar Dezibel lauter und das überträgt sich sofort auf die Mannschaft auf dem Rasen. […] Sein Pendant an der Linie, David Wagner, viel ruhiger. Der nimmt das ganze stoisch zur Kenntnis.

Die Marke von einer Stunde findet eine Erwähnung, womit die Fans ein Auge auf die Zeit werfen können.

Nachdem die Einführung zu Ende ist, reden der Kommentator und der Experte in den zweiten 15 Minuten der zweiten Halbzeit wiederum mehr über Statistiken und vor allem über Geschichten, die sich nicht auf dem Platz zutragen, z.B. das Abschneiden im Pokal, die Vertragssituation oder Transfergerüchte bei einzelnen Spielern. Frederik Harder spricht in Match 3 bspw. über die Schulden beim FC Schalke 04 und mögliche Investoren, die einsteigen könnten. Diesbezüglich geht er mit Sebastian Kneißl auf die Interviewaussagen des Vorstand Sport der Schalker, Jochen Schneider, in der Halbzeitpause ein. (Narrativisierung)

Match 3: Harder: Im Sommer wird jetzt wahrscheinlich nicht die größte Shoppingtour anstehen können aufgrund der finanziellen Probleme, natürlich. Haben’s in der Halbzeitpause auch thematisiert mit der möglichen Ausgliederung. […] Man muss natürlich auch über andere Sachen nachdenken, die auch Jochen Schneider in der Halbzeitpause gesagt hat.

Kneißl: Man muss ja auch eben bedenken, dass der, dass die Konkurrenz ja auch nicht schläft, sondern dass sie immer wieder schauen, dass sie, ähm, diese Investoren mit ins Boot holen können, aufgrund auch der Rechtsform. […] Bestes Beispiel ist ja Hertha BSC Berlin.

In diesem Beispiel bringt sich auch der Experte mit ein und die beiden diskutieren gemeinsam über die Aussagen. Das ist ein Mittel, das von vielen Duos genutzt wird, um einen Bezug zwischen dem Spiel und der Halbzeitanalyse herzustellen. Die Wechsel nehmen in dieser Phase des Spiels deutlich zu, weswegen diese intensiv behandelt werden. (Narrativisierung) Neben dem Wechselthema dominieren nun die Analysen zum Spiel. Der Kommentator und der Experte sprechen dabei nach knapp 70-75 Minuten teilweise so über das Spiel, als ob es schon gelaufen wäre oder sich nicht mehr viel ändert, wenn die Partie in dieser Art und Weise weiterläuft. 90

(Narrativisierung) Das bedeutet, dass die Sportjournalisten das Spiel nicht nur immer größer darstellen wollen, sondern notfalls den umgekehrten Weg gehen. Das ist vor allem der Fall, wenn das Ergebnis bereits eindeutig ist, wie es bei Match 3 zu sehen ist. Handelt es sich um ein enges Fußballspiel, betonen sie allerdings, dass für die restliche Zeit noch alles möglich ist. (Relevanzzuschreibung) Im Allgemeinen wird es etwas ruhiger, was die Gespräche zwischen den beiden Sportjournalisten angeht. Sie reden weniger miteinander und generell häufen sich die Pausen. Deshalb werden die Einrufe der Trainer zum erneuten Male ein Thema. Zusätzlich ist die Fitness bzw. Kraft der Sportler Gegenstand der Gespräche, weil nach dem Re-Start der Bundesliga englische Wochen6 ausgetragen werden. (Coronavirus)

Match 5: Gunesch: Und dann führ ich nochmal den Kraftaspekt einfach dazu, weil englische Woche für die Freiburger nach dieser Vorbereitung auf, äh, auf den Spielstart nach Corona-Pause. Das ist extrem schwierig.

Die Werbung findet in der zweiten Halbzeit ebenfalls ihren Platz. Der Kommentator verweist auf die Highlights der ersten und zweiten Bundesliga und die nächsten Bundesligaspiele auf DAZN, was durch Graphiken veranschaulicht wird. Bei den angekündigten Fußballspielen sehen bzw. hören die Fußballfans zusätzlich den Tag und die Uhrzeit, wann diese stattfinden. (Dynamisierung, Eigenwerbung) Ungefähr bei Minute 75 wird angemerkt, dass zwei Drittel der zweiten Halbzeit vorbei sind und sich das Spiel langsam in der „heißen Phase“ befindet.

Die Schlussviertelstunde der Partie sieht etwas anders aus als die letzten 15 Minuten der ersten Halbzeit. Es gibt nicht mehr so viele Pausen, denn für das Ende des Spiels bleiben viele Themen. Der Kommentator und der Experte fassen das gesamte Spiel zusammen. Sie gehen auf die wichtigsten Spieler ein und bewerten ihre Leistungen, u.a. suchen sie nach dem „Man of the Match“, also dem besten Spieler der 90 Minuten. Das Duo geht zudem erneut auf die Aussagen in der Halbzeitanalyse oder in der Vorberichterstattung ein, wenn es in den Interviews um die Spielweise der Mannschaften ging. Dann vergleichen sie, ob diese Pläne aufgegangen sind.

6 Bei sogenannten „englischen Wochen“ handelt es sich um Wochen, während denen eine Mannschaft mehrere Spiele austragen muss. 91

Außerdem gehen sie auf ihre eigenen Vorhersagen ein und bewerten, was davon gestimmt hat und was nicht. So analysieren sie das gesamte Spiel nochmals auf mehrere Aspekte, die Spielweisen, Taktiken und Strategien betreffen. Der Kommentator und besonders oft der Experte stellen klar, was die Mannschaften falsch bzw. richtig gemacht haben und was positiv bzw. negativ aufgefallen ist. (Narrativisierung)

Match 2: Gunesch: Jetzt rein von der Tabellenregion her ist es hier heute eigentlich auch ‘n Spiel gewesen, wo Punkte durchaus möglich gewesen wären [für den 1. FC Union Berlin]. Man muss aber ganz klar sagen, durch, ähm, die gewollte Aktivität im zweiten Durchgang, hat man vielleicht Hertha den Platz gegeben, den sie dann wirklich sehr, sehr gut genutzt haben, den sie einfach im ersten Durchgang – bis auf diese zwei Situationen – nicht hatten. Und das hat Hertha, das muss man ganz klar sagen, heute dann auch sehr clever zu Ende gespielt.

Dadurch, dass nur noch wenige Minuten zu spielen sind, gehen der Kommentator und der Experte davon aus, dass das Ergebnis so bleiben könnte und besprechen den Ausgang des Spiels. Der Kommentator fragt den Experten, ob für ihn das Ergebnis so in Ordnung geht, womit dieser seine Analyse abgeben kann. Sie klären die Zuschauerinnen und Zuschauer auf, was dieses Ergebnis für Auswirkungen hätte oder was ein weiteres Tor für beide Mannschaften bedeuten würde. In diesem Zuge versuchen sie, Spannung für die letzten Momente des Spiels aufzubauen. Wenn ein Tor den Ausgang verändern könnte, erwähnen sie, dass noch alles möglich ist in der Partie. Die Erwähnung der verbleidenden Zeit, in der ein Tor fallen kann, häuft sich in den letzten Minuten und Sekunden des Spiels. (Narrativisierung, Relevanzzuschreibung) In den Gesprächen über das Ergebnis und den Spielausgang kommt es zu vielen spekulativen Berechnungen, in denen die Journalisten darstellen, was ein Sieg, eine Niederlage oder ein Unentschieden schlussendlich für Auswirkungen auf den Tabellenplatz hätten. (Narrativisierung) Mit den restlichen Spielen der Saison geht man einen Schritt weiter. DAZN blendet knapp fünf Minuten vor Schluss die anstehenden fünf Spiele des Restprogramms der beiden Mannschaften ein. Der Kommentator und der Experte diskutieren darüber, was gegen die anstehenden Gegner möglich ist, ob es eher schwere oder einfachere Aufgaben sind. Auch hier

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geben sie Prognosen dazu ab, gegen welche Gegner die aktuell spielenden Mannschaften gewinnen bzw. verlieren könnten. Dabei gehen sie auf die Tabellensituation ein und heben die Wichtigkeit hervor, wenn es um die internationalen Plätze oder den Abstieg geht. (Dynamisierung, Narrativisierung, Relevanzzuschreibung) Der Kommentator regt zudem die Abonnentinnen und Abonnenten an, nach dem Spiel weiter dranzubleiben. Nach dem Spiel folgt nämlich die Nachberichterstattung zum Spiel. Er betont, was in der Nachberichterstattung besprochen wird, um was es in den Interviews gehen könnte und wie die Analysen voraussichtlich aussehen werden. Dazu befragt er den Experten, der für diese Analysen zuständig ist, der daraufhin einen kurzen Einblick gibt, was auf dem Plan steht. Dessen Expertise wird in den letzten Minuten noch durch Informationen zu seiner sportlichen Vergangenheit hervorgehoben. Kurz vor der Analyse nach dem Spiel ist das ein Mittel, mit dem der Nachberichterstattung eine professionellere Note verliehen wird. (Narrativisierung)

Match 2: Hebel: Du als ehemaliger Profi und jetzt aktueller Trainer: Fällt dir sowas wie Match-Rost hier auf, also dass man wirklich sieht, dass die jetzt längere Zeit nicht mehr Fußball gespielt haben? Ist das vielleicht ‘ne Erklärung?

Bei den späteren Bundesliga-Übertragungen kommt noch die Ankündigung zur eigens produzierten Post-Match Show hinzu. Mit den Informationen zu den Inhalten und Gästen soll das Interesse geweckt werden, so lange wie möglich das Programm von DAZN anzusehen. (Eigenwerbung) Kurz nach dem Abpfiff fangen die Kameraleute die Reaktionen der Trainer und Spieler ein. (Dynamisierung, Emotionalisierung) Die Zuschauerinnen und Zuschauer bekommen vom Kommentator eine kurze Zusammenfassung des Spiels zu hören, in die sich der Experte manchmal miteinbringt. Es geht um das Ergebnis und die Torschützen, was beides eingeblendet wird, und die Auswirkungen auf die Tabellensituation. (Dynamisierung, Narrativisierung)

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Match 4: Platte: Und das war’s. Leipzig zwei, Hertha zwei, an einem Mittwochabend, an dem wir viel ordentlichen Fußball gesehen haben. Ralph hat’s auch schon gut zusammengefasst, ja, es gab die Fehler auf der ein oder anderen Seite und anderen Seite. Es hab vielleicht ein bisschen wenig Ideen. […] Labbadia pustet durch, nimmt ‘n Punkt mit auf die kurze Rückreise in die Hauptstadt. Hah, und er verpasst, Julian Nagelsmann, mit den seinen den Sprung auf Platz zwei.

Match 5: Hagemann: Und somit wird nach dem 1:4 gegen Wolfsburg ein weiterer Sieg eingefahren. Peter Bosz, mühevoll ja. Er [Christian Streich] weiß, hier war ein bisschen mehr drin, Ralle.

Gunesch: Ja Christian Streich mit, mit einem kleinen Ausbruch. Ich denke, er weiß, mit diesen, diesen Chancen, war halt viel drin. Insgesamt auf beiden Mannschaften, die Offensivbemühungen, Bemühungen passt [.] ganz gut. Kaum zu Ende gebracht, dann hast du zwei solcher Riesenmöglichkeiten, der Gegner hat eine. Die war noch nicht mal so groß, aber Havertz zieht halt durch und stochert ihn rein.

In den letzten Worten findet außerdem das Coronavirus Beachtung, womit es sowohl zu Beginn als auch zum Schluss der zweiten Halbzeit in Erinnerung gerufen wird. (Coronavirus, Narrativisierung)

Match 4: Platte: Es hat Spaß gemacht Ralle, das Spiel mit dir an der Seite, endlich mal wieder. Ja, uns fehlt allen noch was, man kann’s nicht oft genug betonen, aber boah, es gibt einem – in dem Fall mir persönlich – doch schon wieder was, auch mit dir an der Seite wieder ein Fußballspiel zu kommentieren, das die Herren auf dem Platz so ernst nehmen. Gab schon weitaus schlechteren Fußball, auch mit Zuschauern im Stadion.

Match 5: Hagemann: Das war’s von meiner Seite. Ich brauch noch ‘n bisschen, dass ich in Rhythmus komme, aber hat schon viel Freude gemacht nach ‘n paar Wochen endlich mal wieder ‘n Live-Spiel zu kommentieren.

Der Kommentator schließt mit dem Hinweis auf die darauffolgende Nachberichterstattung ab, die er den Fußballfans ans Herz legt und übergibt an seine Kollegen. (Eigenwerbung, Narrativisierung, Relevanzzuschreibung)

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Match 4: Platte: Glückwunsch an Bruno Labbadia zum Punktgewinn. Bin gespannt, was der gleich sagt am Mikrofon von Alex Schlüter, gilt auch für Julian Nagelsmann. Schön, dass ihr dabei wart und bleibt dabei, entweder jetzt hier bei Lukas Schönmüller oder in 90 Sekunden bei Antonia Wisgickl und Sebastian Benesch bei der Post-Match Show bei uns auf DAZN.

Match 5: Hagemann: Danke euch fürs Zusehen, aber es ist noch längst nicht vorbei. Jetzt gibt’s die große Spielanalyse mit Alex Schlüter und Ralph Gunesch und wenn ihr Bock habt, natürlich auch die Post-Match Show mit Sepp Benesch und Antonia Wisgickl und Gästen wie Richard Gold, unter anderem. Macht euch ‘n schönes Wochenende, bis demnächst und jetzt dranbleiben, Analyse folgt.

6.2.2.1 Fazit

Der Ablauf der zweiten Halbzeit ähnelt dem der ersten. Die Inszenierungstechniken decken dieselben Bereiche ab wie in der ersten Halbzeit. Jedoch werden sie in weiteren Bereichen eingesetzt, was in den folgenden Zeilen zu verstehen gegeben wird. Die Narrativisierung steht über die zweiten 45 Minuten weiterhin im Vordergrund. Eine weitere oft eingesetzte Inszenierungstechnik ist die Dynamisierung. Das Coronavirus bleibt Inhalt der Kommentare, womit die Zuschauerinnen und Zuschauer über 90 Minuten an die Covid-19-Pandemie erinnert werden. Die Emotionalisierung wird weiterhin nur in bestimmten Szenen eingesetzt, während die Relevanzzuschreibung in der zweiten Halbzeit – vor allem in den letzten 15 Minuten – zunimmt. Die Eigenwerbung bekommt eigene kurzen Zeitabschnitte und mit ihr beendet man das Spiel.

In den ersten 15 Minuten der zweiten Halbzeit dominiert die Narrativisierung. Das große Thema sind die Spielerwechsel, die im Laufe der Partie geschehen könnten. Nach einzelnen Wechseln nehmen sich der Kommentator und der Experte Zeit, auf diese einzugehen und den Fußballfans Informationen zu bieten. Spekulationen über die Veränderungen im Spiel nehmen den Großteil der Gespräche zwischen ihnen ein. Diese Spekulationen bewertet das Duo meist nach einigen Minuten, wenn man das Spiel erstmals auf die Veränderungen analysiert. Die Auswirkungen des Ergebnisses sind ein weiterer Teil der Narrativisierung, wobei damit in der zweiten Halbzeit erstmals

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die Relevanzzuschreibung zum Tragen kommt. Die Dynamisierung erfolgt durch das Einblenden der Live-Tabelle. Eine weitere Möglichkeit ist die Schaltung zum Feldreporter. Auf diesem Wege bindet man ebenfalls die Emotionalisierung und das Coronavirus mit ein. Letzteres bekommt schon in den ersten Sätzen des Kommentators in der zweiten Halbzeit eine Beachtung.

Geschichten, die nicht unmittelbar mit dem Fußballspiel zu tun haben, kommen in den zweiten 15 Minuten vor. Dazu dienen u.a. die Aussagen der Funktionäre in der Halbzeitpause. Die Narrativisierung geht also mit neuen Methoden weiter. Es kommt wiederum zur Relevanzzuschreibung, allerdings nur, wenn es sich um ein knappes Ergebnis handelt. Da es sich um eine weit fortgeschrittene Phase der Partie handelt, wird die Fitness der Spieler nach dem Re-Start der Bundesliga und somit das Coronavirus zum Thema. Ungefähr in diese Zeit fällt die Eigenwerbung, indem auf die Highlights und nächsten Spiele auf DAZN aufmerksam gemacht wird. Die Dynamisierung durch das Einblenden der Informationen erleichtert das Verständnis.

Die letzten 15 Minuten der Partie sind geprägt von der Narrativisierung, die in Form der Zusammenfassung der 90 Minuten zur Geltung kommt. Der Kommentator und der Experte analysieren die Mannschaften und ihre Spieler. Sie bewerten, was von den Spielweisen, Taktiken und Strategien aufgegangen und was fehlgeschlagen ist. Außerdem geht es um die Auswirkungen des Ergebnisses und die anstehenden Aufgaben der beiden Mannschaften. Das Duo schließt mit dem Spiel schon langsam ab. Handelt es sich um ein knappes Ergebnis, bauen sie nochmals Spannung auf und beleuchten die Tabellensituation. Die Relevanzzuschreibung findet sich somit in allen drei Phasen der zweiten Halbzeit wieder. Die Dynamisierung spielt vor allem nach dem Abpfiff eine große Rolle. Dann werden die Reaktionen der Spieler und Trainer eingefangen. Somit sorgt DAZN auch für das Hervorheben der Inszenierungstechnik der Emotionalisierung. Abgeschlossen wird mit mehreren Techniken und Kriterien: die Narrativisierung durch die kurze Zusammenfassung des Spiels, die Dynamisierung durch die Einblendung der Tabelle und der Reaktionen, das Coronavirus durch das Aufgreifen der neuen Situation und die Kombination aus Relevanzzuschreibung und Eigenwerbung durch die Ankündigung der Nachberichterstattung.

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7 Zusammenfassung, Fazit und Ausblick

Die Sportberichterstattung hat eine Geschichte von mehreren hundert Jahren hinter sich. Die Sportart Fußball wurde mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts relevant. Ungefähr zu dieser Zeit nahm die Verknüpfung zwischen Sport und Medien zu. Mit der Zeit ergänzte die Wirtschaftskomponente die Zusammenarbeit von Sport und Medien. Die daraus resultierende Sport- Medien-Wirtschaftsallianz sorgte dafür, dass Sport eine große Bedeutung zukam, die bis heute größer und größer wurde. Vom Zusammenspiel des Sports, der Medien und der Wirtschaft profitierte Fußball am meisten. Es entwickelte sich zur dominierenden Sportart. Um den Sport bestmöglich in Szene zu setzen, halfen die Medien mit. Die Fußballberichterstattung hatte ihren Start in den Printmedien. Anfang des 20. Jahrhunderts folgte die Berichterstattung im Radio, ehe das Fernsehen die dominierende Stellung in der Medienlandschaft einnahm. Zunächst waren die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten jahrelang ohne Konkurrenz. Sie zeigten eine rein informative Berichterstattung. Erst mit dem Einstieg des Privatfernsehens wurden Unterhaltungselemente eingebaut. Die Entwicklung nahm weiter ihren Lauf, als das Bezahlfernsehen auf den Markt drang. Die Pay-TV-Sender suchten eine Mischung aus Unterhaltung und Information, die in die Fußballberichterstattung einfloss. Diesem Konzept folgten schließlich auch Streamingdienste, die den bisher letzten Entwicklungsschritt in der Medienlandschaft darstellen. DAZN ist ein relativ neuer Anbieter auf dem Sportfernsehmarkt, etablierte sich jedoch innerhalb weniger Jahre und zählt schon jetzt zu den größten Sport- und somit Fußballanbietern. Mit der Sicherung der Übertragungsrechte für die deutsche Fußball-Bundesliga gelang im deutschsprachigen Raum ein echter Coup. Die Plattform setzt auf ein junges Team, das von der förmlichen Berichterstattung abweichen und eine lockerere Atmosphäre bieten will, ohne jedoch die Seriosität zu verlieren. Eine neue Herausforderung stellte sich ihnen schon in der ersten Saison der Bundesligaübertragung, denn die Covid-19-Pandemie breitete sich aus, wodurch letztendlich keine Fans im Stadion erlaubt waren. Deshalb mussten sie einerseits die ihnen übliche Berichterstattung beibehalten, um weiter auf das Konzept zu setzen, an das ihre Abonnentinnen und Abonnenten gewohnt

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sind. Andererseits gab es zahlreiche Veränderungen durch das Coronavirus, die in die Berichterstattung einfließen mussten. Diese Arbeit konnte somit gleich zwei Bereiche abdecken, nämlich die allgemeine Berichterstattung und die Berichterstattung in Krisenzeiten.

Für die Analyse der Fußballberichterstattung wurde DAZN gewählt, da Streamingdienste die traditionellen Rundfunkanstalten vom Sportmarkt verdrängen. Nach der Sicherung noch umfangreicherer Rechte im letzten bzw. in diesem Jahr, kann davon ausgegangen werden, dass sich der Trend fortsetzt. Deshalb zeigt die empirische Untersuchung in dieser Arbeit, wie die zukünftige Berichterstattung in naher und wahrscheinlich ferner Zukunft noch aussehen wird. Die Arbeit soll dabei helfen zu verstehen, wie die Art der Berichterstattung bei DAZN aussieht. Sie kann kommenden Arbeiten als Grundlage dienen, falls weitere Forschungen durchgeführt werden sollen. Eines der Themen, die weiterer Behandlung bedürfen, wäre etwa die sprachliche Ebene beim Streamingdienst, da eine jüngere Zielgruppe angesprochen wird. Außerdem wäre ein Vergleich zwischen den Übertragungen bei Streaming-Plattformen, Bezahlsendern, öffentlich- rechtlichen oder privaten Sendern möglich, um die Unterschiede genau aufzuzeigen. Eine weitere Möglichkeit bestünde darin, andere Sportarten zu analysieren und zu erforschen, ob die Berichterstattung auf DAZN sich zwischen einzelnen Sportarten ebenfalls ähnelt. In der Analyse der vorliegenden Arbeit handelt es sich lediglich um die allgemeine Darstellung der Berichterstattung zur deutschen Fußball-Bundesliga auf DAZN, ohne die erwähnten Punkte. Letztlich handelt es sich bei der Arbeit auch um die erstmalige Erforschung der Berichterstattung in einer noch nie dagewesenen Situation. Dies kann für zukünftige Forschungen dienlich sein, sollte es zu ähnlichen Situationen kommen.

Um die Vorgehensweise darzustellen, wurden die Analysekriterien bzw. Inszenierungstechniken von Stiehler und Horky (2009:66ff) verwendet. Außerdem wurde die Übertragung auf die Berichterstattung außerhalb und während der 90 Minuten des Spiels aufgeteilt. DAZN hielt trotz der Covid-19- Pandemie an der üblichen Berichterstattung fest. Dennoch war über die gesamte Übertragung hinweg erkennbar, dass das Coronavirus ein großes

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Thema ist, das die Berichterstattung veränderte. Um die Zuschauerinnen und Zuschauer direkt in das Spiel zu involvieren, geht es in der Vorberichterstattung hauptsächlich darum, hervorzuheben, wie wichtig das Spiel ist. DAZN baut Spannung für das anstehende Bundesligaspiel auf. Ansonsten soll mit Informationen Interesse bei den Fußballfans geweckt werden. Diese Informationen kommen in Form von Interviews, Analysen oder Fakten zum Spiel. Die Fans sollen eine Verbindung zu den Mannschaften aufbauen. Dasselbe Vorgehen ist in der Halbzeitanalyse erkennbar. In der Halbzeitanalyse geht es um die Zusammenfassung der ersten Halbzeit, die innerhalb weniger Minuten erfolgen muss. Wieder steht die Analyse des Experten im Vordergrund, womit die Zuschauerinnen und Zuschauer Informationen zum Spiel erhalten. Erst in der Nachberichterstattung ändert der Streamingdienst seine Vorgehensweise. Zwar geht es um die Zusammenfassung der zweiten Halbzeit, jedoch vor allem um die emotionale Ebene. Nach einem Sieg oder einer Niederlage werden die Emotionen durch Kameras oder Interviews eingefangen. Die Zuschauerinnen und Zuschauer sollen durch die Emotionen der Fußballspieler und -trainer ebenfalls emotional eingebunden werden. Um diese Interviews, die Informationen bieten und Emotionen hervorrufen, kümmert sich der Feldreporter. Der Moderator ist für die Rahmengestaltung zuständig und führt durch das Programm. Er versorgt die Zuschauerinnen und Zuschauer mit vielen Zahlen und Fakten zu den Mannschaften. Die Informationen, die er dabei bietet, umfassen nicht nur Themen zum Spiel, sondern auch das Coronavirus. Dieses wird über die gesamte Berichterstattung mehrmals erwähnt, um aufzuzeigen, dass es sich um eine besondere Situation handelt. Die fehlende Atmosphäre, die neueingeführten Spielregeln, die Hygienemaßnahmen und das Verhalten der Spieler, Trainer und sonstigen Beteiligten sind einige der Themen rund um die veränderte Situation aufgrund der Pandemie. Allerdings ist der Moderator nicht auf sich allein gestellt, denn der Experte hilft ihm mit den detaillierten Analysen zu den Spielideen, Taktiken und Strategien der Mannschaften. Er spielt bei den Bundesligaübertragungen auf DAZN eine tragende Rolle. Der Experte fungiert als Analyst außerhalb der 90 Minuten des Spiels und als Co- Kommentator während der 90 Minuten. Die erste Annahme war, dass der Experte eine Art „Ergänzung“ zum Moderator bzw. Kommentator darstellt,

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jedoch ist gewissermaßen das Gegenteil der Fall. Der Moderator und der Kommentator gehen auf die Analysen des Experten ein und versuchen, diese mit weiteren Fragen zu vertiefen, um ein noch größeres Verständnis zu schaffen. Das Zusammenspiel der Sportjournalisten ist besonders wichtig, weshalb eine kleine Gruppe den Bundesligaübertragungen zugeteilt wurde.

Die Rolle des Kommentators ähnelt der des Moderators. Er liefert den Zuschauerinnen und Zuschauern Informationen zum Spiel und versucht, Spannung in die Übertragung zu bringen. Die Anfangsphase des Spiels ist geprägt von Informationen und Beschreibungen, die es den Abonnentinnen und Abonnenten erleichtern sollen, einen Bezug zum Spiel herzustellen. Mit den Informationen geht immer wieder das Thema Coronavirus einher, z.B. mit Gesprächen über die Vorbereitung oder die Frage nach der veränderten Motivation bei Geisterspielen. Die leeren Ränge werden nicht verschwiegen, sondern sogar hervorgehoben, um die neue Atmosphäre zu präsentieren. Die Journalisten versuchen dennoch, Spannung aufzubauen und das Interesse der Zuschauerinnen und Zuschauer aufrechtzuerhalten, da es schlussendlich um das Spiel auf dem Rasen geht. Durch die fehlenden Fans sind die Anweisungen der Trainer und die Rufe der Spieler zu hören, was einen Teil der neuen Spielatmosphäre ausmacht. Nahe des Spielfeldrandes befindet sich der Feldreporter, der während des Spiels Informationen liefert, da er alles sehen und hören kann, was bei der Berichterstattung vor der Pandemie nicht möglich war. Der Experte bringt sich in einige der vom Kommentator eingebrachten Themen ein, ist aber hauptsächlich für die Analysen der Spielweise verantwortlich. Der Kommentator unterhält die Fußballfans mit der Beschreibung des Spiels und mit ständig neuen Informationen, die u.a. viele Statistiken beinhalten, mit denen das Duo aus Kommentator und Experte arbeitet. Im Laufe der ersten Halbzeit nimmt die Anzahl an Informationen, Statistiken und Analysen ab und die Gespräche zwischen den beiden Sportjournalisten werden weniger. Für Gesprächsstoff sorgen allerdings Tore, bei denen die Inszenierungstechniken der Emotionalisierung und Dynamisierung ausgenutzt werden. Die Werbung für das eigene Produkt besteht aus Hinweisen zu den Analysen und Interviews nach den Halbzeiten sowie den weiteren Inhalten auf der Plattform. Im Gegensatz dazu gibt es bei der Berichterstattung außerhalb der 90 Minuten noch externe Werbung, die

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hinzukommt, jedoch meist einen Bezug zu Fußball hat. Die zweite Halbzeit ist in großen Teilen eine Kopie der ersten, jedoch gibt es auch größere Unterschiede. Um nach der Halbzeitpause wieder in das Spiel hineinzukommen, werden die Zuschauerinnen und Zuschauer mit Informationen versorgt. Eines der Themen sind die Regeländerungen aufgrund des Coronavirus. Die Regeln wurden in den Fußballspielen vor der Covid-19-Pandemie nur selten erklärt, da sie weitestgehend klar sind und sie viele Menschen schon kennen. Durch die Änderung sind sie allerdings ein Gesprächsthema, was zur veränderten Berichterstattung beiträgt. Ein weiterer Unterschied in der zweiten Halbzeit ist der Spannungsaufbau. Handelt es sich um ein ergebnistechnisch enges Spiel, schreiben der Kommentator und der Experte dem Spiel eine große Relevanz zu, sobald sich das Spiel der Schlussphase nähert. Im Gegensatz zur ersten Halbzeit bleibt in der Schlussphase der Partie viel zu besprechen, was zum einen durch die Relevanzzuschreibung geschieht, zum anderen durch die Analysen bzw. Zusammenfassungen des Spiels. Die Berichterstattung während des Spiels ähnelt der außerhalb des Spiels also dahingehend, dass von den Inszenierungstechniken die Narrativisierung am häufigsten genutzt wird, womit das Coronavirus ebenfalls dazugehört. Die Dynamisierung wird von DAZN kontinuierlich eingebaut und die Techniken der Relevanzzuschreibung und Emotionalisierung werden angewendet, wenn es die Situation zulässt. Die Eigenwerbung verwenden die Sportjournalisten gegen Ende der einzelnen Abschnitte, damit die Informationen eher in den Köpfen der Zuschauerinnen und Zuschauer gespeichert bleiben.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass DAZN in Zeiten der Covid- 19-Pandemie größtenteils auf die ihrerseits übliche Fußballberichterstattung von Bundesligaspielen setzt. An der Präsentation hat sich kaum etwas verändert, nur inhaltlich ist das Coronavirus allgegenwärtig. Jedoch wird das Spiel dadurch nicht vernachlässigt, sondern nur mit weiteren Informationen ergänzt. Da es noch nie solch eine Situation gegeben hat, sieht man Aussagen zum Virus noch als etwas Separates an. Somit ist die veränderte Vorgehensweise der Sportjournalisten deutlich erkennbar, jedoch behandeln sie das Virus im Großen und Ganzen nicht separat, sondern binden es in ihre Berichterstattung mit ein, auch wenn es ein eigenes Thema darstellt. Es ist ein

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Teil der Berichterstattung, der zusätzliche Informationen zu den Mannschaften, Spielern und der Sportart bietet. In Zukunft wird es weitere solcher Übertragungen geben, da nicht absehbar ist, wann die Pandemie endet. Es ist davon auszugehen, dass die Einbindung des Coronavirus ein Teil der Berichterstattung bleibt und mit der Zeit als üblich angesehen oder zumindest nicht mehr in dem Maße wahrgenommen wird, wie es aktuell der Fall ist.

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Nicht näher definierbare Quellen: www.sky.at

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Übertragungen der deutschen Fußball-Bundesliga auf DAZN

SV Werder Bremen – Bayer 04 Leverkusen vom 18. Mai 2020

Hertha BSC – 1. FC Union Berlin vom 22. Mai 2020

FC Schalke 04 – FC Augsburg vom 24. Mai 2020

RB Leipzig – Hertha BSC vom 27. Mai 2020

SC Freiburg – Bayer 04 Leverkusen vom 29. Mai 2020

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Analysekriterien entnommen aus Vettori (2009:45), zit. nach: Vgl. Stiehler/Horky (2009:66ff) ...... 49 Tabelle 2: Überblick der analysierten Bundesligaspiele auf DAZN ...... 51 Tabelle 3: Überblick der Sportjournalisten bei den einzelnen Übertragungen der Bundesligaspiele auf DAZN...... 51

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