Start: 28. April 2005

Die Protagonisten (in der Reihenfolge ihres Auftretens):

Yvonne Hégoburu Winzerin in Jurançon/Frankreich

Battista und Lina Columbu Winzer in Bosa/Sardinien

Michel Rolland Önologe und Inhaber eines Weinberatungsunternehmens, Pomerol / Frankreich

Aimé Guibert Winzer (Mas de Daums-Gassac), Aniane/Frankreich

Michael Mondavi zum Zeitpunkt der Dreharbeiten Geschäftsführer der Robert Mondavi Winery, Oakville/USA. Älterer Sohn von Robert Mondavi, dem Gründer des Unternehmens

Robert Mondavi Gründer und zum Zeitpunkt der Dreharbeiten Besitzer der Robert Mondavi Winery, St. Helena/USA

Margrit Mondavi Robert Mondavis zweite Frau, Oakville/USA

Tim Mondavi zum Zeitpunkt der Dreharbeiten stellvertretender Geschäftsführer und technischer Direktor der Robert Mondavi Winery, Oakville/USA. Jüngster Sohn von Robert Mondavi

Hubert de Montille Winzer, Volnay/Frankreich

Etienne de Montille Winzer und Erbe der Familiendomaine, Volnay/Frankreich

Alix de Montille zum Zeitpunkt der Dreharbeiten verantwortliche Weinmacherin einer Kellerei des Wein- und Spirituosenhauses Boisset, Beaune/Frankreich Bill Harlan Bodenmakler und Besitzer von Harlan Estate, St. Helena/USA

Patrick Léon Co-Geschäftsführer und technischer Direktor von Château Mouton-Rothschild, Pauillac/Frankreich

Xavier de Eizaguirre Co-Geschäftsführer von Château Mouton-Rothschild, Pauillac/Frankreich

Neal Rosenthal Weinimporteur, Brooklyn/USA

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Michael Broadbent ehemaliger Auktionator bei Christie`s und Weinschriftsteller, London/Großbritannien Jean-Luc Thunevin Gründer und Inhaber von Château Valandraud, St- Émilion/ Frankreich

Jean-Charles Boisset Direktor des Wein- und Spirituosenhauses Boisset Nuits-St. Georges/Frankreich

Bernard Magrez Generaldirektor des französischen Hyper Marché- Unternehmens William Pitters, Bordeaux/Frankreich

Marquesa Bona Frescobaldi Miteigentümerin von Marquesi di Frescobaldi, Florenz/ Italien

Marquese Vittorio Frescobaldi Eigentümer von Marquesi di Frescobaldi Florenz/Italien

Marquese Dino Frescobaldi Bruder von Vittorio Frescobaldi und Autor der Familiengeschichte „I Frescobaldi – Una Famiglia Fiorentina“,Florenz/Italien

Piero Antinori Geschäftsführer des Familienunternehmens Antinori, Florenz/Italien

Albiera und Allegra Antinori Töchter von Piero Antinori, Marketingmanagerinnen im Unternehmen ihres Vaters, Florenz/Italien

Lodovico Antinori Gründer des Weinguts Tenuta dell’Ornellaia, Bolgheri/Italien

Salvatore Ferragamo Manager des Modeunternehmens, Il Borro/Italien

James Suckling Weinkritiker der Zeitschrift Wine Spectator, Il Borro/Italien

Massimo und Patrizia Vinci Weinhändler, Volterra/Italien

Isanette Bianchetti & Mauro Tedesco Winzer, Pernambuco/Brasilien

Arnaldo Etchart Gründer und Besitzer des Weingutes San Pedro de Yacochuya, Cafayate/Argentinien

Arnaldo Etchart Winzer und Sohn des Gründers von San Pedro de Yacochuya, Cafayte/Argentinien. Designierter Nachfolger seines Vaters

4 Arnaldo Etchart Enkel des Gründers von San Pedro de Yacochuya, Cafayate/Argentinien

Antonio Cabezas Winzer, Cafayate / Argentinen

Stab

Regie, Kamera, Schnitt: Jonathan Nossiter Associate Producer, Ton, Zweite Kamera: Juan Pittaluga Assistenz: Stephanie Pommerz Associate Producer: Laurent Gorse Eine Produktion von: Goatwork Films, Les Films de la Croisade Produzenten: Emanuel Giraud, Jonathan Nossiter Co-Producers: Sophie Dulac Productions, Ricardo Preve Executive Producer: Tommaso Vergallo Line Producer: Catherine Hannoun Produktionsleiter: Francois Drouot Post Production Studio: Digimage (Angelo Cosimano, Juan Eveno) Tonmischung: Nostradine Benguezzou Licht- und Farbbestimmer: Guillaume Lips

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Die Weinwelt als Schauplatz der Globalisierung: Da ist einerseits die Erfolgs-Saga milliardenschwerer Weinunternehmen aus dem kalifornischen Napa Valley (Robert Mondavi Winery, Harlan Estate, Staglin Family Vineyard) und die Rivalität zweier aristokratischer Wein- Dynastien in Florenz (das Geschlecht der Frescobaldi und der Antinori). Außerdem: eine Familie aus Burgund (Domaine Hubert de Montille), für die die traditionelle Kultivierung ihrer acht Hektar Weinbergbesitz seit Generationen eine Angelegenheit ist, worin sich ihr Leben, ihre Kultur und ihre Geschichte spiegelt. Des Weiteren: ein Sturkopf aus dem Languedoc (Aimé Guibert), der seit Jahren einen konservativen Anti-Globalisierungskampf ficht. Und schließlich: das zufällig erscheinende Zusammenspiel zwischen der ebenso lächelnden wie impertinenten Dynamik eines Jet-Set-Önologen aus Bordeaux () und der ebenso naiven wie raffinierten Macht eines multinational agierenden Weinkritikers aus Maryland/USA (Robert Parker).

Diese Menschen und ein Dutzend weiterer sind die Hauptdarsteller von . Sie erzählen von den Erschütterungen, die den Weinanbau des vergangenen Jahrzehnts gravierender verändert haben, als die Geschichte von sechs voran gegangenen Jahrhunderten zusammen.

Jahrtausende hindurch ist Wein ein Symbol von Zivilisation gewesen. Noch nie ist der Kampf um seine Seele, sowie die Seele derer, die für ihn, mit ihm und durch ihn leben so vehement geführt worden wie derzeit. Noch nie stand so viel Geld – und Stolz – auf dem Spiel. Aber der Frontverlauf schlägt Haken, er ist nie so, wie man es erwartet: Regional gegen Global, einfache Bauern gegen mächtige Industriebosse, Traditionalisten gegen Moderne – das können nur erste Orientierungen auf dem langen Weg durch die Welt des Weins sein. MONDOVINO geht diesen Weg: so investigativ wie genussfreudig, so unterhaltend wie faktenreich, so gründlich wie rasant.

Inhalt

In Pernambuco im Norden Brasiliens schüttelt man Kokosnüsse von den Palmen. Daraus kann man keinen Wein machen, nur Saft. Dennoch könnte die Zukunft des Weins in dieser Gegend liegen, nahe am Äquator, wo man zweieinhalb mal pro Jahr Trauben ernten kann. Von diesem zunächst entlegen scheinenden Anbaugebiet, dessen Produkte vorerst für ca. 2 Dollar pro Flasche nur auf dem nationalen Markt verkauft werden, folgt der Film den diversen Vernetzungen heutiger Weinproduktion um den Globus, erhält Zugang zu den Armen und den Reichen, den Außenseitern und den Mächtigen in der Branche. MONDOVINO gibt der globalisierten Weinwirtschaft ein Gesicht bzw. viele Gesichter.

Yvonne Hégoburu in Béarn (Jurançon) in den Pyrenäen hat nach dem Tod ihres Mannes mit dem Weinanbau auf traditionellem Terrain begonnen. Die jetzt 77-Jährige arbeitet im Weinberg nach biodynamischen Prinzipien, sie verfolgt die Entwicklung des Lebens ihrer Weine mit Hingabe.

6 Auf Sardinien steht der ehemalige Lokalpolitiker Battista Columbu mit seiner Frau in ihrem kleinen Weinberg in Bosa, wo sie den seltenen Malvasia di Bosa kultivieren. Sie sprechen über die Phantome des Fortschritts, die Leiden verursachen und Mensch und Natur zerstören können. Von seinen anderthalb Hektar könnte nicht einmal eine Person leben, doch der Wein aus diesem Boden stellt einen Genuss dar, den man für gute Freunde bereit hält oder für einzigartige Gelegenheiten aufhebt. Columbu kritisiert den Consumismo des globalen Zeitalters, der mit einem Verlust an Würde in seiner Region einhergehe. Wir haben eine Jahrtausende alte Kultur und sollten in Frieden mit dieser Erde leben, lautet sein ethisches Bekenntnis.

In einem Mercedes der S-Klasse lässt sich der weltweit führende Weiningenieur Michel Rolland (Pomerol, Frankreich) zum nächsten seiner über 400 Kunden in der Gegend um Bordeaux fahren. Er ist als Consultant in zwölf Ländern verschiedener Kontinente tätig, er arbeitet für die Größten und natürlich die Besten, wobei er nicht vergisst anzufügen, dass Spitzenqualität nicht zuletzt auch sein Verdienst ist. Rolland, der sich gern als Flying Winemaker , als Arzt des Weins und Psychiater der Winzer, bezeichnet, begleitet seine Elogen auf die Segnungen der Moderne mit ungebändigtem und vitalem Gelächter. Der einflussreiche und hoch dotierte Mann, eine gewinnende Erobererfigur der Branche, gibt offenbar dem globalen Markt, was dieser derzeit braucht. Dazu gehört sein häufiger Rat zur „Mikro-Oxydierung“ eines Weins, d.h. zum ‚Aufpumpen’ der Jungweine in den Fässern, was den Reifungsprozess beschleunigt und den Geschmack schneller rund machen soll.

Rollands direkter Gegenspieler: der Winzer Aimé Guibert. Er ist eine Galionsfigur für die Renaissance der Weine aus dem Languedoc, wo er 1979 in Aniane, nördlich von Montpellier, seine Mas de Daumas-Gassac gegründet hatte. Für ihn ist Wein eine fast religiös zu nennende Beziehung zwischen Mensch und Natur, eine Art spiritueller Kontakt. „Um großen Wein zu machen, braucht es einen Poeten.“ Guibert ist auch Regionalist und begrüßt es, dass Aniane dem Versuch des US-Großunternehmens Mondavi widerstanden hat, sich hier mit einem Großprojekt einzukaufen, für das man die gesamte Bewaldung zweier Hochplateaus hätte roden, d.h. einen gravierenden Eingriff in das Gesicht und die natürliche Funktionalität der Landschaft hätte vornehmen müssen. Für Michel Rolland indessen war das ein Fehler, und aus der Sicht Michael Mondavis, einem der beiden Söhne des kalifornischen Weinpioniers Robert Mondavi waren nur Engstirnigkeit, Angst, Neid und ein kommunistischer Bürgermeister ausschlaggebend für die Ablehnung in der Languedoc. Das an der Börse notierte Wein-Imperium der Pioniere aus dem Napa-Valley verzeichnete 2002 eine halbe Milliarde Dollar Jahresumsatz. In ihren Statements und ihrer Selbstdarstellung geben sich die kalifornischen Weinmagnaten gern als moderne Dynastien, in denen Familiensinn dominiert. Sie repräsentieren eine bessere Lebensqualität, erklärt Garen Staglin auf seinem sonnigen Anwesen, und exportieren sie mit ihren Produkten in alle Welt.

„Wo es Wein gibt, ist Zivilisation. Da ist keine Barbarei.“ - Hubert de Montille ist mit einem Sohn und zwei Töchtern auf acht Hektar Land in Volnay und Pommard in Burgund als Weinbauer tätig. Er ist vielleicht der eigentliche Philosoph unter all den Protagonisten von MONDOVINO. Seine eigenwilligen, vielleicht etwas kantigen Weine brauchen Reifezeit, dann aber gehen sie in die Tiefe und sind nicht nur breite Wonne-Proppen. Weine der letzteren Art sind für ihn Blender, Bluffer oder gar Huren, die einen verführen und schließlich fallen lassen – aber, so sagt er, „die moderne Welt ist daran gewöhnt. Sie will zum Narren gehalten werden.“

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Sein Geschmackstalent, so sagt er selbstbewusst, lebt in seiner Tochter Alix weiter, die als Weinmacherin für die Boisset-Gruppe arbeitet. Boisset ist mit 70 Hektar Anbaufläche eine der größten Domänen in Burgund. Alix hat sich diesen Job bei Boisset nicht ganz freiwillig gesucht: der Familienbesitz wirft einfach nicht genügend Ertrag ab, dass zwei Familien davon leben könnten. Nicht mehr lange aber, und sie wird ihre Stellung bei Boisset aufgeben, weil sie in der Orientierung der Firma in Richtung japanischer und nordamerikanischer Supermärkte eine Qualitätsnivellierung sieht. Weine, die man mag bzw. herstellt, sind für sie ein Reflex der eigenen Persönlichkeit – in dieser Haltung trifft sie sich mit ihrem Vater. Die Meinungsverschiedenheiten zwischen Hubert de Montille und seinem Sohn Etienne, für den die Winzerei vor allem schweißtreibende Arbeit gepaart mit geschäftlichem Kalkül darstellt, sind unübersehbar – trotzdem ist Etienne derjenige, an den der Vater den Betrieb übergeben hat. Was die Montille-Familie aber über alle Differenzen hinweg verbindet, ist ihr unbeirrbares Festhalten an der Ansicht, dass das Gefüge der natürlichen Faktoren (Terroir) für einen Wein zehnmal wichtiger ist als der Name auf dem Etikett.

Mit diesem Zauberwort – Terroir – springt MONDOVINO aus Burgund in den Straßenverkehr von Brooklyn – wo Neal Rosenthal, als Importeur europäischer Weine und eloquenter Diplomat dieses Konzept fortspinnt, eine Sequenz, die verdeutlicht, dass Rosenthal als ‚typisch’ amerikanischer Freak mehr Europa in sich trägt, als der ‚typische’ Franzose Michel Rolland. Die Fronten in der schönen neuen Weinwelt verlaufen alles als geradlinig.

Für Michel Rolland, den globalen Berater, zählt bei der Weinherstellung vor allem der persönliche Stil-Willen. Die Emanzipation von den Launen der Natur, längst ist sie machbar. So machbar wie der Geschmack – letztlich nur eine Marken-Schöpfung des Önologen. Ein Beispiel für diese Art von Konzept- oder Garagenweinen ist das Château Valandraud in St-Émilion, Frankreich. Jean- Luc Thunevin, ein von Rolland beratener Winzer stieg 1991 zum Star aus dem Nichts auf: Weine zu Höchstpreisen, die in geringen Quantitäten mit raffinierten technischen Modifikationen der biochemischen Prozesse bei der Vergärung und Reifung produziert werden. Die traditionell dem Boden verhafteten Winzer, die die Tendenz zum globalen, geschmacklich vorgegebenen Produkt nicht mitmachen wollen, werden hier als „Terroiristes“, die „Ayatollahs von heute“ bezeichnet. Die Mondavis sprechen gern von Tradition, die allerdings ergänzt, modernisiert, an den globalen Trend angekoppelt werden müsse. 1979 schloss sich das Château Mouton-Rothschild (Pauillac) mit der Robert Mondavi Winery (Oakville) zusammen, um den ersten kalifornischen Luxuswein unter dem Titel „Opus One“ auf den Markt zu bringen.

MONDOVINO zeigt die Weingärten von Opus One, auf denen mexikanische Landarbeiter tätig sind. Auch hier bekundet die Unternehmensleitung viel Respekt vor der mexikanischen Tradition, muss auf Nachfrage jedoch einräumen, dass es im gesamten Napa Valley kein einziges Weingut gäbe, das im Besitz von Mexikanern sei.

Monkton, Maryland. Hier ist Robert Parker zuhause. Seit zwanzig Jahren ist er der einflussreichste Weinkritiker der Welt. Seine persönlichen Benotungen sind eine veritable Marktmacht, von Melbourne bis Buenos Aires, von Los Angeles bis Bordeaux. Parkers kometenhafter Aufstieg begann, als er den Bordeaux Jahrgang von 1982 mit seiner enthusiastischen Wertschätzung überschüttete, weil er außergewöhnlich reif, ja kalifornisch anmutete. Dieses Urteil und die

8 Begründung hatten ihn erst zum Maverick, doch zum internationalen Geschmacks-Trendsetter in Sachen Wein gemacht – bei den Produzenten ebenso wie bei den Verbrauchern. Michel Rolland sieht darin eine veritable Revolution. Im Pariser Finanzministerium allerdings sitzt ein Beamter, der in Parkers Werteskalen eine Verleitung zum Betrug sieht: selbst in Burgund, der Heimat der kapriziösen und weniger farbkräftigen Pinot Noir-Traube, gingen manche Weinbauern inzwischen daran, Färbung und Wucht der Weine zu beeinflussen, um den Gefallen des großen Weinverkosters zu finden. Weine, die Parkers Segen haben, sind auf der Höhe des Global Taste .

Im Handelshaus Schröder & Schyler in Bordeaux: Die Familie besteht aus den Nachfahren hanseatischer Einwanderer aus dem 18. Jahrhundert. Schröder & Schyler ist Eigentümer verschiedener Güter in Bordeaux, darunter das als 3ème Cru klassifizierte Château Kirwan (Margaux). Sie konnten, nachdem Kirwan lange Zeit eher gering geschätzt wurde, ihre Preise um ein Mehrfaches erhöhen, nachdem sie mit Hilfe von Michel Rollands Beratertätigkeit den Parker- Taste getroffen hatten. Winzer wie Hubert de Montille sehen in Robert Parker lediglich einen Vertreter der US-Interessen, der weltweit den in Kalifornien favorisierten Vanillegeschmack durch den Ausbau in neuer Eiche durchzusetzen versucht. Für Rolland dagegen bedeuten Parkers Punktvergaben für Weine eine demokratisierende Umwälzung eines ehemals elitären, reaktionären Kastensystems. Parker habe von einem demokratischen Standpunkt aus „das Spielfeld geebnet“. Aimé Guibert aus Aniane spricht indes von einem durch Parker geförderten „Faschismus der Monopoldistribution“ des Weins – das Übel läge darin, dass man Nachfrage für zwei Millionen Flaschen erzeuge, und der Handel so den Winzer bedränge, zwei Millionen Flaschen zu liefern und zwar sofort und auf jeden Fall alle gleich, damit sie sich als Marke etabliert.

Aniane, ein gallisches Widerstandsnest: Der Marktriese Mondavi zog aus dem Widerstand der Region die Konsequenz, sich auf jene Gebiete der Welt zu konzentrieren, wo man willkommen sei – also in Argentinien und Chile zu expandieren, aber auch in der Toskana, wo die ältesten Wein- Aristokratien herkommen. Während in Florenz ein Kongress der Globalisierungsgegner vorbereitet wird und Ladenbesitzer gegen befürchtete Straßenkämpfe ihre Schaufenster sichern, ist man im Haus der Familie Frescobaldis mit anderen Sorgen beschäftigt: ein Besuch von Prince Charles steht an. Die Bankgeschäfte der Dynastie gehen bis ins elfte Jahrhundert zurück und seit 700 Jahren bauen sie in der Toskana Wein an. Frescobaldi ist das zweitgrößte Weinunternehmen der Toskana. Das Familienunternehmen ist in verschiedenen Joint Ventures mit den Mondavis verbunden.

Die Familie Antinori, die traditionellen Kontrahenten der Frescobaldis, sind seit über 800 Jahren prominent in der florentinischen Geschichte aktiv. Für das Unternehmen befasst sich Marchese Piero Antinori mit dem erfolgreichen Imagewechsel italienischen Weins im Ausland. Sein Bruder Lodovico, der zu Beginn der 90er Jahre mit Hilfe von Michel Rolland den Super-Tuscan namens Ornellaia geschaffen hatte, öffnete seine Ländereien hingegen für Investoren, holte Mondavi ins Boot und verkaufte schließlich sein Gut Ornellaia an den amerikanischen Partner. Der ging aber kurz darauf eine Liaison mit der Gegendynastie der Frescobaldi ein, wodurch diese über Umwege in den Besitz einer ‚Perle’ des toskanischen Weinbaus gelangten und darüber hinaus auch ihren größten Konkurrenten, die Antinoris demütigten. Das neue Geld setzt sich über die Traditionen des alten Geldes lächelnd hinweg. Bei einem großen Weinempfang in Amerika stellt Tim Mondavi

9 Ornellaia als neues Mitglied der Mondavi-Familie vor, und er schreibt den Premieren-Gästen seine Philosophie in kulinarische Bücher: Celebrate Life!

Ein Journalist der amerikanischen Zeitschrift Wine Spectator, James Sucklin, der die besten Weine der Toskana küren soll, betont, dass der Life Style des US-Konsumenten ohnehin von Armani, Prada, Ferragamo etc. geprägt sei und man mit Vorliebe nach Florenz, Rom und Venedig reise. Der junge Weinkritiker ist mit einem Vertreter des Unternehmens Ferragamo, das auch die Wein- Marke Il Borro kreiert hat, unterwegs. Es ist nicht auszuschließen, dass die privilegierten Bedingungen des Kritikers als Gast Auswirkungen auf seine Punktvergabe haben könnten. In Volterra betritt das Filmteam den Laden eines jungen Händlers, der ohne Umschweife erklärt, dass die vor über einem Jahrzehnt vom Wine Spectator erfundenen Super-Toskaner eine absolute Finte der internationalen Wein-Schickeria seien. Der Ornellaia zum Beispiel habe einen Geschmack, der um nichts in der Welt mit den in der Toskana gegebenen Bedingungen im Weinberg wachse, sondern allein technisch hergestellt werden könne. Hinzu kommt: als Ornellaia Mondavi-Eigentum wurde, stieg der Wein augenblicklich im Ranking und verdreifachte seinen Preis.

„Ohne Kunst und Kultur ist kein Wein zu machen!“ Das Credo des globalen Weinexperten Michel Rolland wird auch von seinem Kunden Arnaldo Etchart geteilt, dessen baskische Vorfahren Mitte des 19. Jahrhunderts nach Argentinien emigriert waren und in Cafayate im Nordwesten des Landes Weinbau betrieben, wo bereits die Jesuiten in der Folge der spanischen Eroberungen Wein anbauten. In den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts verkauften sie das Gebiet einschließlich ihres Familiennamens an den französischen Multi Pernod-Ricard. Inzwischen hat die Familie mit dem französischen Berater als Partner ein neues Anbaugebiet erschlossen. „Kunst“ und „Kultur“ des Weins bezeichnen für die Etcharts allerdings eine deutlich rassistische Demarkationslinie gegenüber der Urbevölkerung, die durch Antriebslosigkeit und mangelnden Erwerbssinn gekennzeichnet seien. Der Patriarch spricht über die Epoche Perrons und die positiven Einflüsse, die Mussolini und Hitler auf Argentinien ausgeübt hatten.

Fünf Kilometer entfernt, in Tolombón, lebt Antonio Cabezas, ein kleiner Weinbauer indigener Abstammung. Er besitzt einen Hektar Land, das mit weißen und roten Sorten bepflanzt ist. Die sechzig Dollar, die er monatlich mit dem Verkauf seines Weins (ca. 1,50 Dollar pro Flasche) erzielt, reichen zum Leben nicht aus, so dass er gezwungen ist, auf dem Land anderer Weinbauern zu arbeiten. Der Boden sei unprofitabel, aber wenn man hier geboren ist, fühle man sich dem Land zugehörig. Hier schließt sich der Kreis mit der integren Persönlichkeit des Sarden Battista Columbu und seiner 1,5 Hektar kleinen Domäne, aus der er kein Geschäft geschlagen hat.

10 Interview mit Jonathan Nossiter

Bevor Sie Filmemacher wurden, haben Sie im Weinhandel gearbeitet. Wie kamen Sie zum Wein und was bedeutet heute Wein für Sie? Da mein Vater, Bernard Nossiter, Auslandskorrespondent für die Washington Post und die New York Times war, verbrachte ich meine Kindheit in den unterschiedlichsten Ländern und Kulturen: Frankreich, Italien, Griechenland, Indien und die USA – das waren die Einsatzorte meines Vaters. Früh schon bemerkte ich, wie mein Vater ein Gespür für die unterschiedlichen Länder dadurch entwickelte, dass er einfach über einem Glas Wein mit den Leuten ins Gespräch kam. Wein ist für mich immer verbunden gewesen mit Freundschaft und Austausch. Ein explizites Interesse dafür entwickelte ich, als ich mit fünfzehn Jahren in Paris das erste Mal als Kellner arbeitete. Später machte ich eine Ausbildung als Sommelier in New York und habe etliche Jahre die Weinkarten einiger Restaurants zusammengestellt. Nachdem ich nun in den vergangenen zwei Dekaden die unterschiedlichsten Weinbauern rund um den Erdball kennen gelernt habe, bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass sich im kleinen Kosmos des Weins sehr genau die Prozesse und Konflikte spiegeln, die auch die Welt im Großen bewegen. Der Grund dafür ist einfach: Wein ähnelt sehr den Menschen. Als biologische Spezies hat er unendlich viele Facetten, und darin, wo und wie er kultiviert wird, kann sich wunderbar das komplizierte Gemenge aus Geologie, Klima, Tradition – oder sagen wir aus natürlichen und gesellschaftlichen Bedingungen – ausdrücken. Er ist ein Kulturgut und ein klarer Ausdruck sowohl der jüdisch-christlichen als auch der griechisch- römischen Traditionen. Dieses Kulturgut aber wäre belanglos, stellte es nur ein festgeschriebenes Artefakt dar. Vielmehr ähnelt dieses Kulturgut einer großen Umwälzanlage, worin die Traditionen ständig mit modernen, gegenwärtigen Ideen und Konzepten kollidieren oder unter Umständen auch Verbindungen eingehen. Ich strebe eine erweiterte Sicht auf die Weinwelt an, und die eröffnet notwendigerweise den Blick darauf, wie wir über unsere Vergangenheit denken und was wir für die Zukunft planen. Die Neuigkeiten von der Wein-Front sind für mich sowohl erfreulich als auch erschreckend.

Was ist das besondere am Beruf des Weinproduzenten? Ein Weinbauer ist zugleich ein Landwirt, ein Geschäftsmann und ein Künstler. Seine Beziehung zur Natur und den Elementen ist einerseits einfach und von Demut geprägt. Er ist abhängig und den mitunter grausamen Launen der Natur ausgeliefert. Gleichzeitig jedoch verfolgt er mit dem Wein, den er kreiert, größte kulturelle Ambitionen. Wie ein Künstler ist er darauf aus, seinem Publikum Vergnügen zu bereiten und einen Austausch zu bewirken. Der große Unterschied zwischen dem Kunst-Künstler und dem Wein-Künstler besteht darin, dass jene Arbeit, in die der Weinbauer seine Seele hineinlegt, notwendigerweise flüchtig und sehr vergänglich ist. Was ein Wein-Kunstwerk ist, erweist sich nur, in dem man es sich einverleibt. So umgeht der Weinproduzent, ob er es will oder nicht, jene schlimme Falle für den Künstler, vor der Orson Welles einmal mit den Worten warnte: „Das einzige, was vulgärer ist als Arbeit für Geld ist Arbeit für die Nachwelt.“

11 Kann man am Wein auch kulturelle Prozesse bzw. Veränderungen ablesen? Unbedingt. Es war zum Beispiel keine bloße Koinzidenz, dass es in den siebziger Jahren in den USA einen Weinboom gegeben hat. Zu jener Zeit war kalifornischer Wein mitunter sehr ungelenk und trotzdem teuer. Aber es lag Aufbruch in der Luft. Diese Welt war interessant und geheimnisvoll. Wer sich zum Wein bekannte, war zwangsläufig marginal oder gar radikal. Damals waren die Weinbauern in ihrem Bereich vom selben Wunsch nach Entdeckungen und Experimenten beseelt wie Cassavetes, Scorsese oder Coppola in der Welt des Films. Der Beginn der Reagan-Ära in den achtziger Jahren bedeutete einen unmittelbaren Wandel des Weins. Quasi über Nacht wurde dieses vormals raue und unwägbare Getränk gefällig gemacht und als Medienthema aufpoliert: „Easy-Drinking-Wines“ in attraktiver Verpackung. Weine, d.h. das was in der Flasche und auf der Flasche war, resultierte aus den Studien oder Spekulationen von Designern. Sie waren einfach auf Effektivität und Prestige hin gemacht. Ich glaube, es war kein Zufall, dass zur selben Zeit auch Hollywood-Filme selbstzufriedener und unverhohlen kommerziell wurden. Die kleinen kalifornischen Weinbetriebe der siebziger Jahre, die in ihrem ganzen Wesen eher den burgundischen Domänen – allerdings ohne deren Jahrhunderte alte Traditionen – glichen, begannen sich in Richtung Big Business zu orientieren. In den achtziger Jahren erwarb Coca Cola zum Beispiel die Sterling Vineyards, einen der nobelsten Betriebe im Napa-Valley. Ein Jahrzehnt später verkaufte Coca Cola das Weingut an Diageo, eine noch stärker multinationale Gesellschaft, und das zu einem Zeitpunkt, als es absurd zu werden begann, bei einem globalen Unternehmen von der Vorstellung eines Herkunftslandes, einer nationalen oder gar regionalen Identität zu sprechen. Ich denke, das nächste Stadium der Entwicklung, welches wir gerade heute durchleben, ist die freiwillige Integration einer handwerklichen Produktion von geringen Mengen („Organischer Anbau“, „Boden“, „Charakter des Terroir“, „Mikro-Klima“ etc.) in die kulturellen und wirtschaftlichen Erfordernisse der neuen Weltordnung.

Hatten Sie diese thematische Ausrichtung von Anfang an im Sinn – eine Art Inventar der globalen Ordnung? Nein. Die Ursprünge sind viel persönlicher: zusammen mit einem Freund, dem Filmemacher Juan Pittaluga aus Uruguay fing ich an mit einer Liste von Weinbauern aus verschiedenen Regionen, die wir gerne einmal besuchen wollten. Als Juan und ich die Gespräche mit Winzern in Burgund begannen – damals noch ohne Ziel und wohl auch ohne wirklichen Zweck – waren wir beide beeindruckt von den intensiven Beziehungen zwischen den Generationen und davon, wie diese Intensität der Zuneigung aber auch der Konflikte zu einem handwerklichen Produkt führt, was sehr mit dem jeweiligen Lebensraum aber eben auch mit der Persönlichkeit der Macher verbunden war.

Natürlich dachten wir auch an unsere Väter, die beide ziemlich jung gestorben sind, aber in uns starke Eindrücke ihrer Liebe und ihres Engagements für die sie umgebende Welt hinterlassen haben. Die Idee der persönlichen Weitergabe von Generation zu Generation, dessen, was weiter getragen wird und was wegstirbt ... oder verloren ist ... oder auch bewusst zurückgelassen wird, wurde für mich zum Gral dieser Abenteuerreise durch drei Kontinente.

12 Besonders aufregend war die Tatsache, dass mit nahezu jeder Begegnung meine eigenen Vorurteile, oder sagen wir es freundlicher Konzeptionen auf den Kopf gestellt worden sind. Jemand, der sich selbst als einen Konservativen, ja vielleicht sogar als Reaktionär sieht, stellt sich schließlich in einem viel fundamentaleren Sinn als radikal und fortschrittlich heraus als eine Familie, die links wählt und einen ganzen Koffer voller Meinungen vertritt, die mit dem Wort „Résistance“ in Verbindung gebracht werden können.

Das burgundische Gut der Familie Montille in Volnay stellt in Ihrem Film so etwas wie das Herzstück dar, und Burgund ist ja auch, vielleicht neben dem Bordelais lange Zeit wie eine Garantie für die Herkunft großer Weine angesehen worden? Wir haben ja bereits von Kalifornien gesprochen, aber was in Burgund in den siebziger Jahren passierte, war vom politischen und ökonomischen Standpunkt aus ebenso interessant: Die burgundischen Winzer wurschtelten damals sehr isoliert vor sich hin und bekamen wenig mit von den wirtschaftlichen und kulturellen Umwälzungen, die sich um sie herum abspielten und die eben auch, obwohl mit einer gewissen Verzögerung, die Weinwelt erfassen sollten. Buchstäblich über Tausende von Jahren ist Burgunderwein hoch geschätzt worden – spätestens seit die Römer Gallien erobert hatten – , aber man ruhte sich auch auf dieser Tradition aus. Quasi über Nacht gab man in den siebziger Jahren in Burgund allen Trends der Zeit nach, einschließlich des wahllosen Gebrauchs von chemischem Dünger, Herbiziden und Pestiziden. Ebenfalls über Nacht aber stellten zumindest die Besten bald auch fest, dass ihre Bindung zu Land, Kultur und Tradition so stark war, dass sie sich schnell wieder von diesen toxischen Mitteln des Fortschritts lösen und sich stattdessen darauf konzentrieren wollten, eigene, persönliche Wege zu entwickeln – so fanden sich die Weinbauern von Burgund, die einst die Krone und eine der Ur-Zellen des Weinbaus waren, in einer absoluten Nischen-Situation wieder. Sie waren Grüne der ersten Stunde, von denen vermutlich die wenigsten grün gewählt haben oder es heute tun.

Sie haben die Türen zu einem sehr privaten Club geöffnet. Wie sind Sie in der Welt des Weins aufgenommen worden? Sehr gut, sogar bei jenen, die meine Ideen nicht teilten. Es herrscht eine authentische Genuss- und Lebensfreude in der Welt des Weins. Selbst für Leute, die sich nur aus monetären Motiven in der Weinproduktion engagieren, ist es schwierig, der natürlichen Verführung zu widerstehen, die aus der Flasche kommt. Es gibt wirklich eine Art Magie, die bei der Verwandlung von Trauben in Wein entsteht. Und obwohl es wahr ist, dass die Welt des Weines sich viel zu lange hinter einer Art „Omertà“, einem Schweigegelübde verborgen hat, ist ein jeder, der trinkt oder Wein herstellt, von instinktiver Geselligkeit.

Wollen Sie Ihr Publikum in die Weinwelt einführen, sehen Sie sich als Aufklärer oder Fremdenführer? Eher als ein Abenteurer und Entdecker in eigener Sache. Ich habe immer versucht, die snobistische Haltung des Kenners in Sachen Wein zu vermeiden. Dieses lächerliche Geschwätz

13 über die Aromen von Birnenblüte oder den Duft von Großmutters Schnürunterwäsche – das ist alles nur einschüchterndes Getue. Unglücklicherweise wird Wein meist mit Exklusivität und einer gewissen Vornehmheit assoziiert. Besonders an Orten, die nicht zu den traditionellen Weinkulturen gehören, wie die USA oder der Ferne Osten, hat es diese verquere Art von Weinkultur sehr leicht.

Wann immer ich eine Weinkarte für ein Restaurant zusammengestellt und das Personal geschult habe, war es mir wichtig, dass sie den Wein und die Begegnung damit in ihren eigenen Worten beschrieben. Die eigene Reaktion sollte erkennbar werden, nicht irgendein Fachwissen. Man sollte seinen Weg durch eine Flasche Wein genauso wenig vortäuschen, wie ein Schauspieler es mit seinen Gefühlen tun sollte.

Für MONDOVINO hatte ich einen Zuschauer vor Augen, der sich zwar um Wein nicht weiter kümmert, der aber den einfachen, täglichen Vergnügungen gegenüber aufgeschlossen ist. Ohne diese Aufgeschlossenheit kann ich mir Lebensfreude nur schwer vorstellen, und ich glaube, dass das eine vitale Kraft für das Überleben unserer Kultur ist.

Sie stellen uns Michel Rolland vor, den berühmten Önologen aus Bordeaux, der mit einer Vielzahl von großen Weinbetrieben in zwölf Ländern zusammenarbeitet. Wer ist dieser Mann wirklich? Jedenfalls ist er ein Ausdruck unserer Epoche, was sogar sein erklärter Gegner, Aimé Guibert von der Mas de Daums-Gassac im südfranzösischen Aniane, zugesteht. Instinktiv versteht Rolland die Trends und Wünsche seiner Zeit, und er ist in der Lage, sie in einem Produkt zusammenzufassen, das vorwegnimmt, was der Verbraucher akzeptieren wird. Er ist ohne Zweifel der bekannteste Weinmacher der Welt. Als ich für den Schlussteil unseres Films in Argentinien drehte, war es mir zwar durchaus vorstellbar, dass jemand seinen Namen erwähnt, aber ich hätte nie angenommen, dass jemand sagen würde: „Michel Rolland hat die Weinwirtschaft Argentiniens völlig verändert. Bis er kam, befand sich unser Wein auf dem Stand des 17. Jahrhunderts, als die Jesuiten die ersten Reben gepflanzt haben. Dank seiner Hilfe haben wir es innerhalb kürzester Zeit geschafft, ganz vorn in der Weinwelt mitzuspielen.“ Rolland ist wie ein höchst erfolgreicher Geschäfts- oder Politikberater, er ist perfekt eingestellt auf die Bedürfnisse des globalen Marktes.

Wie haben es die kalifornischen Weine geschafft, sich so stark durchzusetzen? Im 15. und 16. Jahrhundert haben große florentinische Handelsfamilien wie die Medici oder die Strozzi Poeten und Maler unterstützt. Das war für sie eine Bekräftigung ihrer eigenen sozialen und politischen Stellung. Heute ist das Kunstmäzenatentum als Symbolisierung des eigenen Status aufgegeben worden zugunsten des Weins. In einer internationalen Gesellschaft ist es offenbar prestigeträchtiger, den eigenen Namen auf einem Weinetikett gedruckt zu finden, als sein Porträt von einem Maler, einem Photographen oder womöglich einem Filmemacher herstellen zu lassen.

14 Seit dem Ende der achtziger Jahre hat sich kalifornischer Wein auf dem globalen Markt durchgesetzt, und zwar nicht nur im Hinblick auf den Absatz, sondern vor allem als die dominante Produktionsweise. Dieser Einfluss ist wirksam bis hinein in die größten und traditionellsten Wein- Nationen Frankreich und Italien.

Ihr Film erscheint wie ein Gesellschaftspanorama, das sich vom traditionellen Weinadel Bordeaux’ bis zu einigen neuzeitlichen Pionieren in der brasilianischen Wildnis erstreckt. Tatsächlich fühlte ich mich während der Dreharbeiten manchmal wie in einem Balzac-Roman. Ich versuchte, mich in der Art, wie ich filmte, darauf einzustellen. Manchmal kam es mir gar vor, die Spannbreite von Menschen, Kulturen und Milieus müsste den Rahmen dieses Projektes sprengen. Zugleich aber war ich auch sehr dankbar, dass mir die Protagonisten mit ihren sozialen, wirtschaftlichen und ideologischen Backgrounds und Motiven eine so reiche und so vielfältige Geschichte boten. Mein Material barg sowohl die Möglichkeit eines Schurkenstückes wie eines Melodrams in sich, sowohl einer Komödie wie eines Dramas. Ich musste den Schatz nur heben und versuchen, dabei nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Im Rückblick erscheint mir dieses gut zwei Jahre währende Abenteuer tatsächlich wie eine Passage durch die post-industrielle Welt, und angesichts der Ausdrucksstärke dieser Leute hatte ich oft den Eindruck, als ob ich es mit einer internationalen Besetzung mit bedeutenden Schauspielern zu tun hätte.

Alix de Montille, die als Tochter von Hubert de Montille eng mit ihrem widerständischen Vater verbunden ist, aber zugleich auch für Boisset, einen der größten französischen Wein- Konzerne, also quasi im Feindesland, arbeitet, sagt in MONDOVINO, dass man einen Wein als Ausdruck dessen machen muss, wer man ist. Indem sie das als Angestellte von Boisset sagt, beweist sie einerseits, dass die Welt nicht in jedem Moment und eindeutig schwarz oder weiß ist, in ihrer Haltung schwingt andererseits aber auch mit, dass sie, wenn sie aufrichtig ist, diesen Job nicht ewig machen kann. Da Alix tatsächlich aufrichtig ist, hat sie kurz nach unseren Dreharbeiten gekündigt und zieht nun gemeinsam mit ihrem Bruder Etienne ein kleines Handelshaus auf: die Maison Deux Montille Soeur et Frère. Sie kaufen die Ernte von gleichgesinnten Kollegen, vinifizieren und vertreiben sie. Ihr Ziel: Weine, die sie beide mögen; Weine, die in die Tiefe gehen – elegant und lang, keine gefälligen Wuchtbrummen.

Wenn Wein eine Widerspiegelung der Persönlichkeit des Produzenten ist, gilt dann das Gleiche auch für Filme? Wahrscheinlich. Unvermeidlich. Vielleicht auch fatalerweise. Ich bin das Thema von MONDOVINO auf gleiche Weise angegangen, wie ich auch meine anderen Filme gemacht habe. Ich sehe keine absolute Trennlinie zwischen Spiel- und Dokumentarfilm. In meinen Spielfilmen habe ich immer versucht, die Darsteller zu einer vitalen Auseinandersetzung mit der Umgebung, in der wir gedreht haben, zu provozieren. Bei MONDOVINO ging es mir darum, diese nicht-professionellen Darsteller zu einem lebendigen Ausdruck ihrer selbst zu bewegen. Eigentlich glaube ich, dass man beim Spiel- und Dokumentarfilm aufs gleiche Ziel zusteuert, nur mit entgegen gesetzten Mitteln.

15 Menschen, Schauplätze, Termini

Yvonne Hégoburu

Nach dem Tod ihres Mannes im Jahre 1986 begann sie, sich dem Weinbau zu widmen. Da war sie gerade 60 Jahre geworden. In Béarn (AOC Jurançon), an den Ausläufern der Pyrénäen, hatten sie und ihr Mann bereits vor langer Zeit einige Parzellen (6,5 Hektar) gekauft, die bereits im 16. Jahrhundert kultiviert wurden, aber seit dem Zweiten Weltkrieg brachlagen. Jeder sagte ihr, dass die Hänge zu steil seien, um sie wirtschaftlich zu betreiben. Yvonne hat diesem Handicap aus eigenen Stücken noch ein weiteres Erschwernis hinzugefügt: sie leistet die Arbeit im Weinberg und im Keller nach biodynamischen Prinzipien. Ihr Betrieb heißt: Domaine de Souch. Ihre Weine sind trocken ausgebaut, eine Cuvée aus den einheimischen weißen Rebsorten Petit Manseng, Gros Manseng und Courbu.

„Ich gebe den Weinbergen sämtliche Liebe, die ich in mir verspüre. Ich spreche mit den Reben. Ich tausche mich mit ihnen aus.“

Battista Columbu

Sein Besitz in Bosa, an der Westküste von Sardinien ist zu klein, um auch nur eine einzige Person anständig zu ernähren. 1,5 Hektar nennt Battista Columbu und seine Frau Lina ihr eigen. Battista war sardischer Lokalpolitiker, und es gibt ein geflügeltes Wort um ihn: „Er ist der einzige Politiker, dessen Haus am Ende seiner Laufbahn noch genauso groß ist, wie zu dem Zeitpunkt als er anfing“. Seine Weinberge sind mit der einheimischen Sorte Malvasia di Bosa bepflanzt, der überwiegend zu Apéritif- oder Dessertweinen verarbeitet wird. Der Ertrag ist zu gering, als dass er außerhalb von Bosa vertrieben würde.

„Wir müssen uns nicht verwirren lassen von den Phantomen des Fortschritts, die uns angreifen, auch die Natur. Allen, die nicht mitziehen, fügen sie Leid zu. Hier in Sardinien haben wir eine tausendjährige Kultur. Wir sollten in Anstand auf unserer Erde leben und in Demut mit ihr. Wir sind nicht allein, es gibt Raum für alle.“

Michel Rolland

Mit seinem Labor in Pomérol, westlich Bordeaux, ist er der weltweit führende Önologe, ein Weinwissenschaftler und Weintechniker. Sein Know-How lässt er sich teuer bezahlen. Den meisten seiner Kunden aber ist das mehr als recht, scheinen seine Dienste doch zu garantieren, dass man die eigenen Weine besser vermarkten und erheblich teurer verkaufen kann. Die Liste von Michel Rollands Kunden in 12 Ländern liest sich wie ein Who’s Who der größten Namen in der Weinwelt, darunter einige, die auch in MONDOVINO vorgestellt werden: die Robert Mondavi Winery, Staglin Vineyard und Harlan Estate im kalifornischen Napa Valley, das Weingut San Pedro de Yacochuya in Cafayate/Argentinien. Er ist auch beratender Önologe vieler Güter von Bernard Magrez, dem französischen ‚Supermarkt-König’, darunter über ein Dutzend neu- oder wieder erschlossene Besitzungen in Marokko, Algerien und Portugal. Auf eigene Rechnung betreibt Michel Rolland die folgenden Châteaux im Bordelais: Château Le Bon Pasteur (Pomerol), Château Bertineau Saint-Vincent (Lalande-de-Pomerol), Château Rolland-Maillet (Saint-Émilion), Château Fontenil (Fronsac) und das Château La Grande Clotte (Lussac-Saint-Émilion).

16 Önologie

Im kostenpflichtigen Internet-Wein-Glossar (http://www.wein-plus.de) findet man zum Stichwort „Önologie“ die folgenden Informationen: „Önologie bedeutet "Lehre vom Wein" (griechisch oinos = Wein), ein Teilbereich ist die Ampelographie (Rebenkunde). Früher wurde manchmal unter dem Begriff Önologie die reine Kellertechnik im Gegensatz zur Weinbergtechnik verstanden. Im Allgemeinen versteht man aber heute darunter eine umfassende Ausbildung und Kenntnis mit allen Schritten und Techniken vom Weingarten bis zur Weinbereitung.“

Aimé Guibert

Er war einer der Pioniere im Zusammenhang der Renaissance des Qualitätsweinbaus im französischen Languedoc. Sein Gut von 40 Hektar in Aniane, 40 km nördlich Montpellier, gründete er 1974 auf Anraten des Önologen Henri Enjalembert. Der Jahrgang 1978 war der erste, der im Handel erhältlich war. Aimé Guibert gehört zu den Legenden des französischen Weins. Die Weine seines Mas de Daumas-Gassac werden in einem Atemzug genannt mit den klassifizierten Gewächsen aus dem Médoc, den Grand Crus der Cote d’ Or oder der nördlichen Rhone.

Als bekannt wurde, dass sich Mondavi in Aniane und zwar als unmittelbarer Nachbar dem Mas de Daumas-Gassac engagieren wollte, schrieb die NZZ (17. Juli 2000): „Als Aimé Guibert den Bauernhof 1971 kaufte, hatte er nichts weiter im Sinn, als eine neue Bleibe für seine Familie zu schaffen. Er war ein Handschuhfabrikant, seine Frau hatte Ethnologie studiert. (…) Michael Mondavi, der Geschäftsführer des kalifornischen Konzerns, sieht in dem Hügel neben dem Mas ein großes Potenzial. Seine zukünftigen Nachbarn sind darüber allerdings nicht erfreut. 38 Prozent der Weingärten in der Gegend lägen brach und stünden zum Kauf, erklärt Benjamin Chassaing, der Pressesprecher von Mas de Daums-Gassac. Doch Mondavi wolle geschützte Wälder zu einem Weinberg machen. ‚Wir respektieren die Landschaft hier, und Geld hat für uns nicht die erste Priorität.’ Diese Haltung könnten Amerikaner einfach nicht verstehen. Mondavi wolle 50 Millionen Francs (ca. 7,6 Mio. Euro) investieren, um aus einem Naturschutzgebiet eine Weinplantage zu machen. Und dies sei erst der Anfang. ‚Wir glauben, dass hier bis zu 200 Hektar Weingärten entstehen sollen. Das werden wir nicht akzeptieren. Wenn er im Languedoc Wein machen will, soll er dabei nicht unsere Landschaft zerstören. Das Languedoc steht nicht zum Verkauf.

Mondavi zeigt sich von solchen Anschuldigungen ebenso überrascht wie erbost. Guibert wolle seine Vorurteile nicht durch Fakten entkräften lassen. Das Unternehmen wolle nichts weiter als zehn Fünf-Hektar-Parzellen, und Mondavi sei berühmt dafür, Natur und Landschaft zu respektieren. Die Firma habe angesehene Umweltfachleute beauftragt, die ökologischen Auswirkungen des Projektes zu untersuchen. Der Hügel neben Daums-Gassac habe ein enormes Potenzial, aber er sei kein geschütztes Waldgebiet. Bis 1950 sei er als Weideland genutzt worden. (…) Für Guibert selbst ist der Kampf gegen Mondavi ein Teil der großen Schlacht gegen die Globalisierung, und er fordert die anderen Weinproduzenten zum Widerstand auf. Mit Mondavi halte das Credo von Marketing und Standardisierung in einer Gegend Einzug, in der noch Weine produziert würden wie vor hundert Jahren. In jedem Dorf bekomme man andere Weine, und sie alle hätten ihren eigenen Charakter. ‚Auch wir haben jedes Jahr zu wenig Wein, um die Nachfrage zu befriedigen, aber wir wollen nicht mehr pflanzen. Wir wollen keine industrielle Massenproduktion, in der Wein gemacht wird, wie man Joghurt herstellt.’

Michael Mondavi ist nicht bereit, seinen Traum von einem Spitzenwein im Languedoc so schnell aufzugeben. Sein Unternehmen sei überall, wo es hinkomme, geschätzt als guter Nachbar, sagt er, und das werde auch in Frankreich so sein. ‚Wir haben uns von Anfang an bemüht, mit den Produzenten in der Gegend zusammenzuarbeiten. Wenn uns die Gemeinschaft dort nicht will, werden wir gehen, aber wir werden uns nicht von einzelnen Personen einschüchtern lassen.’“

Zu den prominentesten Bewunderern von Daumas-Gassac gehört Gérard Depardieu, der auf geschäftlichem Gebiet direkter Konkurrent von Guibert ist, seit er 2002 3 Hektar Weinberge in Aniane erworben hat. 17

Mit seinen Weinen (15% Weiß, 85% Rot) agiert Aimé Guibert bewusst außerhalb der französischen Appellation Controlé-Bestimmungen. Mas de Daumas wird als Vin de Pays de l’ Hérault vermarktet. Seine rote Cuvée besteht überwiegend aus Cabernet-Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc, d.h. dem klassischen Sortenspiegel aus Bordeaux. Darüber hinaus verarbeitet er Tannat, Pinot Noir, Nebbiolo, Barbera und Dolcetto. Seine Weißweine macht er aus Chardonnay, Viognier, Petit Manseng, Marsanne, Roussane, Chenin Blanc, Sercial und Muscat.

Robert Mondavi, Tim Mondavi, Michael Mondavi

Im kostenpflichtigen Internet-Wein-Glossar (http://www.wein-plus.de) findet man zum Stichwort „Mondavi“ die folgenden Informationen: „Die Erfolgs-Geschichte dieser wohl berühmtesten kalifornischen Weinbau-Familie begann, als Cesare Mondavi (1883-1959) im Jahre 1906 und zwei Jahre später seine Frau Rosa aus der mittelitalienischen Region Marken nach Virginia im US- Bundestaat Minnesota auswanderten. Nach einer kurzen Karriere im Eisenbergbau eröffnete Cesare einen Saloon. 1913 wurde ihnen der erste Sohn Robert Gerald und 1915 der zweite Sohn Peter geboren. Im Jahre 1922 zog die Familie nach Kalifornien und begründete in Lodi im Central Valley einen Großhandel mit Weintrauben. Für den eigenen Gebrauch wurde auch Wein produziert. Im Jahre 1943 wurde das 1861 von Charles Krug (1825-1892) gegründete Weingut für 75.000 Dollar erworben. Die beiden Söhne teilten sich die Verantwortung, Robert war für das Marketing und Peter für die Weingärten und die Vinifikation zuständig. (…) Als erste Kellerei in Amerika wurde in der Charles Krug Winery eine temperaturkontrollierte Gärung eingeführt. Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1959 zerstritten sich die Brüder. Der Hauptgrund war, dass sich die beiden über die Richtung und Zukunft des Weinguts nicht einig werden konnten. Daraufhin gründete Robert 1966 mit seinem Sohn Michael sein eigenes Weingut „Robert Mondavi Winery“ in Oakville im Napa Valley. Das war die erste Neugründung einer Kellerei im Napa Valley seit der amerikanischen Prohibition (1920-1933). Die Gebäude wurden im spanischen Missionsstil mit einem Glockenturm gestaltet. Peter Mondavi führte mit seiner Mutter Rosa die Charles Krug Winery alleine weiter.

Der neue Besitz in Oakville wurde in der Folge stark erweitert und umfasst heute den bei der Gründung erworbenen Weinberg To-Kalon (Oakville), den 1969 erworbenen Weinberg Wappo (Stags Leap) und den 1988 erworbenen Weinberg Huichica Hills (Carneros). Der Betrieb wurde in der Folge zum kalifornischen und auch amerikanischen Maßstab hinsichtlich völlig neuer Keller- Techniken. Speziell wurde mit dem Barrique-Ausbau experimentiert, den Robert Mondavi nach einem Besuch in Europa gezielt erforschte. Es wurde der berühmte „Fumé Blanc“ kreiert, ein trockener, in Barrique ausgebauter Weißwein aus der Rebsorte Sauvignon Blanc (das an der Loire gebräuchliche Synonym „Blanc Fumé“ wurde umgedreht). Heute werden zusätzlich Spitzenweine aus Chardonnay, Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Merlot, Petite Verdot, Pinot Noir, Riesling und Sémillon produziert. Ein konsequentes Natural Winegrowing ist schon seit 1970 zur bestimmenden Mondavi-Philosophie geworden. Trotzdem werden modernste Techniken angewendet, zum Beispiel wurden über Satellitenaufnahmen die Wärmewerte verschiedener Weingärten bestimmt, um die optimalen Reifezeiten der Trauben zu ermitteln. In den Weingärten werden Biotope und Waldflecken angepflanzt, nistende Vögel werden nicht nur geduldet, sondern sind ausdrücklich erwünscht.

Das Mondavi-Imperium besteht heute aus einem Dutzend verschiedener Labels und Unternehmen, die auf verwirrende und unterschiedliche Weise miteinander verbunden sind. Das sind das Stammhaus und Stammsitz Robert Mondavi Winery (Oakville, Napa Valley), Robert Mondavi Coastal, La Famiglia di Robert Mondavi and Colmera, die 1979 gekaufte ehemalige Genossenschafts-Kellerei Woodbridge Winery (Lodi, Central Valley), das 1990 gekaufte Weingut Byron Vineyard & Winery (Santa Maria Valley, Santa Barbara County), das 2000 gekaufte Weingut Arrowood Vineyards & Winery mit den zwei Labels Arrowood und Grand Archer (Glen Ellen, Sonoma County) und das 1997 gegründete Weingut Vichon Mediterranean im französischen Languedoc. Dazu kommen noch Beteiligungen in Chile (Joint Venture mit der Familie Chadwick), an den Weingütern Luce della Vita und Ornellaia in Italien (Joint Ventures mit Familie Frescobaldi) 18 und am australischen Weingut Rosemount Estate (Joint Venture mit der Familie Oatley). Gemeinsam mit Baron Philippe de Rothschild (1902–1988) startete Robert Mondavi schon im Jahre 1979 im Napa Valley das 50:50 Joint Venture Opus One mit dem gleichnamigen Spitzenrotwein.

Die Weingärten umfassen heute insgesamt 1.300 Hektar Rebfläche inklusive langjähriger Vertrags-Weinberge, von denen Trauben angeliefert werden. Die Weine werden unter verschiedenen Labels mit unterschiedlichen Qualitäten bzw. Preisklassen erzeugt. Unter dem Namen Woodbridge werden rund 75 Millionen Flaschen jährlich produziert. Diese Marke repräsentiert das unterste Preissegment. Die Serie Twin Oaks ist die gehobenere Klasse. Unter Coastal Wines werden preisgünstige kalifornische Sortenweine vertrieben (8,5 Millionen Flaschen). Unter Io werden Weine im Rhône-Stil (Syrah) vinifiziert. Unter Vichon werden aus dem Languedoc stammende Jungweine in der Kellerei in Oakville ausgebaut (5 Millionen Flaschen). Und unter dem Label La Famiglia di Robert Mondavi werden Weine aus in Kalifornien gewachsenen italienischen Sorten erzeugt. Insgesamt werden vom Mondavi-Imperium jährlich 100 Millionen Flaschen Wein produziert. Im Jahre 2003 wurde vom Unternehmen ein Gesamtumsatz von 468 Millionen Dollar erzielt.

Ab Mitte der 1980er-Jahre zog sich Robert Mondavi nach und nach aus dem Tagesgeschäft zurück, betreibt aber weiterhin bis heute die Funktion eines Brand Ambassador (Marken- Botschafter). Unter anderem vertritt er das Unternehmen in der renommierten Familienweingüter- Vereinigung PFV (Primum Familiae Vini). Seine Lebenserinnerungen sind 1999 unter dem Titel „Harvest of Joy“ (Ernte des Glücks) erschienen. (…) Im Jahre 1994 bestimmte er seinen Sohn Michael zum Chief Executive Officer, Sohn Timothy wurde Managing Director und Tochter Marcia Direktions-Mitglied. Dabei wurde der Betrieb auch in eine börsennotierte Aktiengesellschaft umgewandelt. Ein groß angelegtes Renovierungs-Programm für das Stammgut im Napa Valley wurde 1991 gestartet. Bis 2001 entstand unter Beibehaltung der ursprünglichen Architektur eine zukunftsorientierte Weinkellerei, in der man unter Verzicht von Pumpen das Traubengut nur mittels Schwerkraft bewegt, eine schonende Pressung mittels Korbpressen vornimmt und in handgefertigten Fässern aus französischer Eiche vergärt.

Ende der 1990er-Jahre ergaben sich vor allem bei den hochpreisigen Spitzenmarken Absatzprobleme, was große Veränderungen verursachte. Nachdem sich Timothy Mondavi auf Grund interner Familien-Streitigkeiten 2003 aus der Geschäftsleitung zurückgezogen hatte, wurde im Januar 2004 mit Ted Hall (kam von der Unternehmens-Beratungsfirma McKinsey) erstmals ein Nicht-Familienmitglied zum Chairman ernannt und Michael Mondavi zum zweiten Mann degradiert. Hundert Mitarbeiter wurden gekündigt. Mitte 2004 wurde der Aktienanteil der Mondavis durch Umwandlung von 85 auf 40% reduziert. Kurz darauf trat auch Michael Mondavi als Vice-President aus der Geschäftsleitung aus. In der Folge gab es Gerüchte, dass Mondavi aufgeteilt werden sollte und man sich nur mehr auf die Produktion von Weinen unter 15 Dollar je Flasche konzentrieren werde. Das heißt, es sollten vor allem das Stammhaus, die Weingüter Arrow und Byron, sowie die Beteiligungen in Kalifornien, Italien und Chile abgestoßen werden. Im November 2004 wurde bekannt, dass der weltweit größte Weinkonzern Constellation Brands das Imperium komplett übernehmen möchte. Die kolportierte Kaufsumme ist 1,36 Milliarden Dollar. Die Transaktion ist jedoch noch nicht abgeschlossen. (Stand Ende 2004).“

„Wir stellen uns vor, dass wir den Beginn einer Dynastie darstellen. In zehn, fünfzehn Generationen werden unsere Nachfahren vielleicht imstande sein, Wein auf anderen Planeten anzubauen. Das wäre doch lustig. ‚Beam me up, Scottie’, wird man dann vielleicht sagen. ‚Ich hätte gern Mars-Wein’.“ (Michael Mondavi)

Opus One

Im kostenpflichtigen Internet-Wein-Glossar (http://www.wein-plus.de) findet man zum Stichwort „Opus One“ die folgenden Informationen: „Das trotz relativ kurzem Bestehen bereits berühmte Weingut mit 110 Hektar Rebfläche liegt in Oakville im kalifornischen Napa Valley. Es wurde als 19 50:50 Joint-Venture gemeinsam von den Wein-Legenden Baron Philippe de Rothschild (1902- 1988) und Robert Mondavi (geb. 1913) im Jahre 1979 mit dem Ziel gegründet, in Kalifornien einen Wein nach Art eines Bordeaux herzustellen. Die Idee wurde von den beiden schon im Jahre 1970 bei einem Treffen auf Hawaii geboren. Nach Augenzeugen-Berichten wurde bei einem Treffen in Bordeaux im Jahre 1978 das Konzept innerhalb einer Stunde fixiert. Der Name Opus One wurde aber erst 1983 festgelegt. Die erste versuchsweise Rotwein-Produktion erfolgte im Jahre 1979 durch Lucien Sionneau vom Château Mouton-Rothschild und Timothy Mondavi. Dieser Wein wurde aus Cabernet Sauvignon (80%), Cabernet Franc (16%) und Merlot (4%) gekeltert und 24 Monate in zu 100% neuer Eiche ausgebaut. Im Zeitraum 1979 bis 2001 lag der Anteil von Cabernet Sauvignon in einer Bandbreite von 80 bis 97%, was in etwa einem Bordeaux-Verschnitt vom linken Gironde-Ufer entspricht. Der Ausbau in Eichen-Fässern betrug zwischen 15 und 24 Monaten. Diese Vinikations-Angaben sind auf der Opus-One-Homepage bekannt gegeben. Die Jahrgänge 1979 und 1980 wurden gemeinsam im Jahre 1984 der Öffentlichkeit präsentiert. Im Jahre 1991 wurde eine neue Kellerei fertig gestellt, bis dahin wurde der Wein im über die Straße gegenüberliegenden Weingut „Robert Mondavi Winery“ produziert. Die Rebflächen wurden im Laufe der Jahre durch Zukauf ständig auf den heutigen Umfang vergrößert. Opus One zählt zu den besten und teuersten Weinen Kaliforniens und wird weltweit in 65 Ländern vermarktet. Für eine Flasche des Gründungs-Jahrganges 1979 mussten 1995 bei einer Auktion 2.500 Dollar bezahlt werden. Aktuelle Jahrgänge kosten heute etwa 150 bis 200 Dollar. Im Jahre 2004 übernahm David Pearson, der vorher für die Mondavi-Weingüter Byron und Vichon verantwortlich gewesen war, als CEO die alleinige Leitung von Opus One. Diese war bis dahin in Kooperation von Peter Ventura, dem Sohn von Robert Mondavis Schwester (vertrat Mondavi) und Douglas Morton (vertrat Rothschild) wahrgenommen worden.“

Staglin Family Vineyard

Nach seinem Dienst als Bomberpilot in Vietnam arbeitete Garen Staglin im Stab von Henry Kissinger. Er bereitete die SALT-Verhandlungen zwischen den USA und der Sowjetunion vor. Seitdem baute er mehrere Software-Firmen im Silicon Valley auf, darunter eONE Global, ein Unternehmen, das inzwischen mit 200 Mio. Dollar gehandelt wird. 1985 erwarb er mit seiner Frau Shari ein 18 Hektar großes Weingut in Rutherford im Napa Valley, in unmittelbarer Nachbarschaft von Opus One. Staglin Family Vineyard produziert überwiegend sortenreine Weine: 7.000 Kisten Cabernet Sauvignon, 2.000 Kisten Chardonnay and 350 Kisten Sangiovese. Staglin ist das einzige Weingut im Napa-Valley, das sich in ausschließlichem Familienbesitz befindet. Die Staglin Familie veranstaltet das jährliche Music Festival for Mental Health. Die Gelder, die durch diese Veranstaltungen erzielt werden – in den vergangen zehn Jahren 22 Mio. Dollar – fließen vollständig in die Unterstützung der NARSAD (National Alliance for Research on Schizophrenia and Depression) sowie Forschungseinrichtungen der Stanford University, der UCLA, der University of Southern Florida und der University of Texas.

Chateau Mouton-Rothschild

Im kostenpflichtigen Internet-Wein-Glossar (http://www.wein-plus.de) findet man zum Stichwort „Chateau Mouton-Rothschild“ die folgenden Informationen: „Das Château mit 78 Hektar Rebfläche (davon knapp 90% Cabernet Sauvignon) in der Appellation Pauillac im Médoc wird von vielen als das Bordeaux-Weingut schlechthin und der dort produzierte Rotwein als der bekannteste und beste der Welt bezeichnet. (…) Weltweit gibt es kaum ein Weingut mit einem so umfangreichen Merchandising; angefangen von T-Shirt, Poster, Krawatte bis zum Korkenzieher kann man (natürlich neben Wein) alles kaufen. Das Château Mouton war ursprünglich ein Teil von Château Lafite und gehörte der Adelsfamilie Ségur. Der heutige Mouton-Teil wurde im 18. Jahrhundert vom Baron de Brane gekauft und hieß Château Brane-Mouton. Im Jahre 1830 erwarb es der Bankier Isaac Thuriet. Dieser verkaufte es im Jahre 1853 an Baron Nathaniel Rothschild (1812-1870) vom englischen Zweig dieser Familie, der ihm den heutigen Namen Château Mouton-Rothschild gab. Das Château Lafite-Rothschild (ebenfalls Pauillac) gehört dem französischen Zweig der Familie. 20 Bei der im Jahre 1855 erfolgten und berühmten Bordeaux-Klassifizierung erhielt das Weingut ‚nur’ den zweiten Rang, also ‚2ème Cru Classé’. Auf Nathaniel folgte sein Sohn James (1844-1881) und danach dessen Sohn Henri (1872-1947), der aber weniger an Wein, als an Kunst interessiert war. Dessen jüngster Sohn Philippe de Rothschild (1902–1988) erbte das Weingut 1922, übernahm mit 20 Jahren die Verantwortung über Schloss und Weingut und begann den bewundernswerten Kampf um die Einstufung als ‚Premier Cru Classé’. Er kreierte den berühmten Wahlspruch: ‚Erster darf ich nicht sein, Zweiter mag ich nicht sein; Mouton bin ich.’

Dann kämpfte er mit seinem berühmten Kellermeister Raoul Blondin, der insgesamt 60 Mouton- Jahrgänge kreierte, 51 Jahre lang um die Anerkennung des Weines als Erstes Gewächs. Die Qualität wurde nie bestritten, von offizieller Seite fürchtete man einfach die nicht vorhersehbaren Folgen einer Änderung des unumstößlichen Gesetzes des Jahres 1855. Doch im Jahre 1973 war ihm endlich Erfolg beschieden und der neue Wahlspruch lautete nun: ‚Erster bin ich, Zweiter war ich, Mouton ändert sich nicht’.

Der Rotwein verdankt dem Boden (Schotterschicht mit hohem Eisen- und Silikat-Gehalt) seinen besonderen Charakter. Er wird aus Cabernet Sauvignon (85%), Cabernet Franc (10%) und Merlot (5%) gekeltert und 22 bis 24 Monate in ausschließlich zu 100% neuen Eichen-Fässern ausgebaut. Man sollte ihn bestenfalls nicht vor 10 Jahren öffnen, die Lagerfähigkeit beträgt 60 Jahre und mehr. Das Etikett der Weinflasche wird seit 1946 jährlich von einem anderen berühmten Künstler geschaffen. (…) Zum Familien-Imperium gehören weitere Weingüter wie Château Clerc-Milon und Château d´Armailhac (beide Pauillac), gemeinsam mit Mondavi das berühmte Opus One (Napa Valley, Kalifornien), Quinta do Carmo (Alentejo, Portugal), sowie ein Joint-Venture mit Concha y Toro in Chile.“

Die Vertreter des Chateau Mouton-Rothschild in MONDOVINO sind: Geschäftsführer Patrick Léon (technischer Direktor), Geschäftsführer Xavier de Eizaguirre (Marketing Direktor) und Pierre Guinchard (Business Direktor).

Jean Charles Boisset (La Famille des Grands Vins de Bourgogne)

1961 begann der damals 18-jährige Jean-Claude Boisset, mit dem Weinhandel im Burgund. Kurz darauf legt er den ersten eigenen Weingarten an, die Domaine de la Vougeraie in Vougeot, bis heute die Nobelmarke des Hauses. Boisset ist inzwischen das größte Weinhandelshaus Burgunds und das drittgrößte in Frankreich. Neben Wein vertreibt Boisset auch Apéritifs wie Cassis und Pastis. Seit der Übernahme der Geschäfte durch Jean-Charles Boisset, Jean-Claudes Sohn, expandiert Boisset zunehmend in Übersee. Mit jeweils nationalen Partnern erwerben sie weltweit Weingüter, um in möglichst allen Preissegmenten der nationalen Märkte vertreten zu sein. Zur Chefsache erklärte Jean Charles Boisset im Jahr 2002 die Übernahme der kanadischen Domaine „Le Clos Jordan“ an den Niagarafällen, für die Frank Gehry die umfassende architektonische Ausstattung übernahm.

Jean-Luc Thunevin

Im kostenpflichtigen Internet-Wein-Glossar (http://www.wein-plus.de) findet man zum Stichwort „Chateau Valandraud“, Thunevins Gut in St. Émilion, die folgenden Informationen: „Das Weingut Chateau Valandraud liegt in der französischen Gemarkung Saint-Émilion. (…) Im Jahre 1989 kauften Jean-Luc Thunevin und seine Frau Murielle Andraud eine kleine Parzelle von 0,6 Hektar Größe zwischen Chateau Pavie-Macquin und Chateau La Clotte. Im Jahre 1991 wurde der erste Jahrgang produziert. Der Besitz wurde vergrößert, unter anderem 1998 durch Kauf des ehemaligen Château Bel-Air Ouy in der Gemeinde Saint-Etienne de Lisse. Heute umfasst das Weingut insgesamt 15 Hektar. Es wird von fast allen Spezialisten der Weinwelt, unter anderem von Robert Parker jr. als einer der herausragenden Bordeaux-Weine bezeichnet. Bei der Weinbereitung erfolgt eine Beratung durch den bekannten Önologen Michel Rolland. Hier wird 21 einer der berühmtesten Garagenweine produziert. Thunevin gilt als Erfinder dieser unter extremen Vorgaben und mittels perfektionistischer Methoden hergestellten Weine. Der Rotwein wird (von 8 der 15 Hektar) aus den Rebsorten Merlot (65%), Cabernet Franc (30%), Malbec (2,5%) und Cabernet Sauvignon (2,5%) gekeltert. Das erste Geheimnis der hohen Qualität ist eine extreme Ertrags-Beschränkung, auf einem Rebstock wachsen nur sechs Trauben. Es erfolgt eine systematische Entlaubung, sowie ein rigoroses Ausdünnen (grüne Ernte), jede nicht zu 100% korrekte Beere wird händisch einzeln herausgeschnitten. Eine optimale physiologische Reife wird abgewartet. Nur der Vorlaufmost wird verwendet (kein Pressen), außerdem erfolgt kein Schönen und keine Filtration. Dann wird der Wein 18 bis 22 Monate in zu 100% neuen Eichen-Fässern ausgebaut. Bei den Jahrgängen 1995 und 1996 erfolgte sogar ein Ausbau in 200% neuer Eiche. Zuerst wurde die malolaktische Gärung in zu 100% neuen Fässern durchgeführt, danach erfolgte die Soutirage (Trennen vom Hefesatz) und anschließend ein Umfüllen in wiederum 100% neue Fässer für den Ausbau. Der Jahrzehnte lagerfähige Wein besitzt eine extrem dunkle Farbe, ungeheuer dichte Extrakte und ausgeprägte Tannine. Der Verkauf erfolgt ausschließlich in Subskription (gegen Vorbestellung), eine Flasche ist nicht unter € 300 zu bekommen.“

Garagenwein

Im kostenpflichtigen Internet-Wein-Glossar (http://www.wein-plus.de) findet man zum Stichwort „Garagenwein“ die folgenden Informationen: „Vor allem im französischen Saint-Émilion (Bordeaux) in den 1990er-Jahren kreierte Bezeichnung für spezielle Weine (frz. Vin de garage oder auch Vin de salon ), die in geringsten Mengen von nur einigen hundert Kisten produziert werden. Die Weingüter werden als „Micro-Château“ bezeichnet, obwohl nicht alle unbedingt klein sind. Der Begriff Garagenwein ist nicht wörtlich zu verstehen. Er leitet sich aus der Computer-Branche ab, wo ab den 1970er-Jahren kleine Unternehmen (zum Beispiel Microsoft und INTEL) in einfach ausgestatteten Räumlichkeiten und auch tatsächlich in Garagen hochwertige, innovative Produkte hergestellt wurden. Diese wurden als ‚Garagenfirmen’ bezeichnet und begründeten den Boom im kalifornischen Silicon-Valley. Garagenweine zeichnen geringste Erträge von häufig sehr alten Rebanlagen, strengste manuelle Selektion der hochreifen Trauben, kurze Maische-Standzeiten, Barrique-Ausbau in zu 100% neuer Eiche und keine bzw. nur sanfte Filtration aus. Die Weine sind hochkonzentriert und alkoholreich. Häufig werden sie sortenrein aus Merlot gekeltert. Als Berater dieser Weingüter war sehr oft der Önologe Michel Rolland (geb. 1947) tätig. Die zwei prominentesten Beispiele dafür sind Château Le Pin und Château Valandraud, die als Vorreiter gelten. In der Zwischenzeit hat sich der Begriff aber auch auf spezielle Weine von normalen Châteaux ausgedehnt. Auch in den USA gibt es solche Weingüter, zum Beispiel das ‚Sine qua non’ des gebürtigen Österreichers Manfred Krankl. Hier nehmen Weinbau-Quereinsteiger (Gentleman-Farmer) unter großem finanziellen Aufwand den extrem geringen Ertrag in Kauf. Und in Israel hat sich schon in den 1980er-Jahren eine ähnliche Kultur entwickelt, dort werden diese Produkte ‚Boutiqueweine’ genannt.“

Barrique

Im kostenpflichtigen Internet-Wein-Glossar (http://www.wein-plus.de) findet man zum Stichwort „Barrique“ die folgenden Informationen: „Barrique bezeichnet den im Bordeaux verwendeten Fass- Typ mit dem Volumen von 225 Litern aus ganz speziellem Eichenholz von Bäumen bestimmter Gegenden ab. Dadurch erfolgt ein Aromatisieren des Weines, weil zusätzliche Stoffe in den Wein gelangen. Die Franzosen haben darin schon über 300 Jahre lange Erfahrung. Die teilweise auch auf dem Etikett bezeichneten und deklarierten Barrique-Weine werden in diesen kleinen Fässern längere Zeit ausgebaut, das heißt zur Reife gebracht. Bereits durch einmaliges Verwenden eines Fasses verliert dieses bis zu 85% seiner Aromen. Ein Barrique-Fass kann deshalb nur zwei- bis dreimal belegt werden, was die Weinherstellung stark verteuert. Werden neue Eichenfässer für den Ausbau eines kompletten Jahrganges verwendet, spricht man von ‚100% neuer Eiche’. Bei einem Ausbau in zu ‚50% neuer Eiche’ wird die eine Hälfte in neuen und die andere Hälfte in einmal gebrauchten Fässern gereift. Danach erfolgt ein Egalisieren (Mischen) der Fässer. (…) Die 22 Intensität des „Holzgeschmackes“ ist vom Verbraucher-Geschmack abhängig, es gibt auch Weinfreunde, die das prinzipiell ablehnen. Der Trend geht wieder in Richtung „weniger“. Der französische Önologe Émile Peynaud (1912-2004) meinte dazu: „Man muss das Holz bei den Weinen so einsetzen wie die Gewürzkräuter in der feinen Küche: Es muss die übrigen Aromen noch besser zur Geltung bringen.“

Der Barrique-Ausbau erfolgt vorwiegend bei Rotwein, aber auch zunehmend bei Weißwein, wobei Weißweine auch im Barrique vergoren werden. Für einen solchen Ausbau bestimmte Weine sollten tannin- und extraktreich, alkoholreich (ideal sind zumindest 12,5%), qualitativ hochwertig und lagerfähig sein. Weniger geeignet sind Weine, die nach der Reifung Frische, Fruchtigkeit und Aroma aufweisen sollen. Das bedeutet, dass sich auch nicht alle Rebsorten gleich gut eignen. Bei der Reifung im Fass erfolgt eine Wechselwirkung zwischen den im Wein enthaltenen Gerbstoffen und den aromatischen Substanzen des Eichenholzes wie Furfurol, Tannin, Terpen und Vanillin. Im Wein entsteht dadurch je nach der verwendeten Holzart und der Intensität des Toasting (Fasseinbrand) ein typischer Geschmackston nach Karamell, Kaffee und Toast; der Wein wird dabei sensorisch wesentlich verändert. Mit zunehmendem Alter des Weines nimmt dieser Geschmack bei der Flaschen-Reifung wieder ab. (…) Der aufwändige und kostspielige Ausbau im Eichenfass hat – vor allem in Übersee – dazu geführt, ihn mit verschiedenen, immer wieder diskutierten und umstrittenen Methoden ersetzen zu wollen. Dabei werden dem Wein etwa in Stahltanks so genannte Wood-Chips zugesetzt, das sind geröstete Stückchen oder Späne aus Eichenholz. Seit neuestem wird in der Neuen Welt auch mit der (sehr umstrittenen) Zugabe von Tannin-Essenzen experimentiert.“

Bernard Magrez

Bernard Magrez gründete das Unternehmen William Pitters 1964 als Getränkevertrieb. Er erwies sich schnell als Mann der Stunde, da er Markenweine in die Supermärkte brachte, ja für diese sogar eigene Marken entwickelte. Inzwischen ist William Pitters unter der Geschäftsführung von Bernard Magrez eine multinationale Gruppe, die zahlreiche Weinberge in Bordeaux, Cahors, an der Rhône und in Südfrankreich (Fitou) besitzt, aber auch in Spanien (Rioja, Priorato, Toro), in Marokko und China aktiv ist. Seit Mitte der achtziger Jahre kooperiert Magrez mit Gérard Depardieu. Einige Chateaux besitzen sie gemeinsam. Bei allen Neuerwerbungen Depardieus (u.a. in der Ukraine, Sizilien und im Languedoc) ist Magrez als Investor beteiligt. Umgekehrt gibt Depardieu für einige Magrez Produkte seinen Namen: Perfekte Synergie zwischen Image und Ökonomie.

Hubert de Montille, Etienne de Montille, Alix de Montille

Hubert de Montille betreibt die Familiendomaine seit 1950. Damals war er auch Strafverteidiger in Dijon, da die Einkünfte aus den Weinbergen nicht ausreichten, um ein geregeltes Auskommen zu sichern. Die Weinberge der Domaine de Montille erstrecken sich über 4 Hektar in Volnay, 2,4 Hektar in Pommard und umfassen einige Rebzeilen in Puligny-Montrachet und Rugiens. Hubert de Montille, der in Burgund respektvoll "Maître de Montille" genannt wird, erzeugt Weine, die durch ihre klare Struktur, Ausgewogenheit und Kraft bestimmt werden. Obwohl die Trauben zu einem späten Lesezeitpunkt eingebracht werden, erreichen die Weine selten mehr als 12 Vol. % Alkohol. Einer gegenwärtigen Modeerscheinung steht Hubert de Montille skeptisch gegenüber: Der Kaltmazeration, welche einige Tage vor Beginn der Gärung durchgeführt wird. Er bestreitet nicht, dass daraus tieffarbene und aromareiche Weine resultieren, bezweifelt jedoch deren Langlebigkeit. Günstiger sei eine kurze Mazeration, auf die eine Gärung bei relativ hohen Temperaturen folgt. Dies gewährleiste zusammen mit der anschließenden, zwei bis drei Wochen andauernden Cuvaison die Extraktion dauerhafter Aromen und Farbstoffe.

Seit 1991 hat Hubert de Montille (Diplomönologe) die Domaine nach und nach seinem Sohn Etienne übergeben. Seine Tocher Alix, ebenfalls Önologin, arbeitete zum Zeitpunkt der Dreharbeiten zu MONDOVINO für das in Beaune ansässige Handelshaus Ropiteau, ein 23 Tochterunternehmen von Boisset. 2003 kündigte sie, zuerst um mit ihrem Bruder gemeinsam die Domaine weiterzuführen, die sich aber als zu klein erwies, um beide Familien zu ernähren. 2004 gründeten sie die Maison Deux Montille Soeur et Frère. Sie kaufen die Ernte von gleichgesinnten Kollegen, vinifizieren und vertreiben sie. Ihr Ziel: Weine, die sie beide mögen; Weine, die in die Tiefe gehen – elegant und lang, keine gefälligen Wuchtbrummen.

Rosenthal Wine Merchants

Neal Rosenthal, der Freak aus New York, ist ein Seelenverwandter der Montille Familie, deren Weine er auch in die USA importiert. Er ist ein erklärter ‚Burgundy-Addict’. Wie Hubert de Montille hat er auch eine Vergangenheit als Anwalt. 1978 eröffnete er seinen ersten eigenen Weinshop im Lagerraum der Apotheke seiner Eltern in Manhattan. Daraus wuchs über die Jahre das Importhaus Rosenthal Wine Merchants. Er ist spezialisiert auf kleine ehrgeizige Erzeuger aus Europa. Er versteht und betreibt sein Metier wie ein Verleger, Galerist oder Filmproduzent, der mit einem Autor, Künstler oder Filmemacher arbeitet.

In der Newsweek Web-Ausgabe vom 27. Juni 2003 publizierte Jonathan Nossiter ein ausführliches Porträt von Neal Rosenthal.

„Natürlich lebt Bordeaux vom Terroir, das sie haben. Aber sie sind dabei, es zu zerstören. Sie versuchen, es zu ersetzen, sich darüber zu erheben. So wie man sich hier in den USA über unsere Freiheit erhebt. Die Leute sagen: ‚Lasst uns Patrioten sein, dafür geben wir unsere Freiheit auf. Lasst uns nicht mehr wild herumdiskutieren. Akzeptieren wir.’ Es gibt einen Kampf zwischen Kollaboration und Widerstand. Die Front verläuft nicht zwischen Modernität und Tradition. Es ist doch keine Frage, dass man modern sein kann und dabei trotzdem die Tradition respektiert.“

Terroir

Im kostenpflichtigen Internet-Wein-Glossar (http://www.wein-plus.de) findet man zum Stichwort „Terroir“ die folgenden Informationen: In Frankreich geprägter und dort auch weitgehend verinnerlichter Begriff für den Einfluss von Klima und Bodentyp im Zusammenspiel mit den angepflanzten Rebsorten auf die spezielle und unverwechselbare Charakteristik des Weines, der dort wächst. Das kann nur mangelhaft mit Umwelt übersetzt werden, sondern bedeutet viel mehr. Auch die Kunst des Winzers spielt eine beträchtliche Rolle, indem dieser bei der Wein-Bereitung auf die speziellen Gegebenheiten seines Weingartens Rücksicht nimmt. Eine sehr schöne Interpretation bzw. Definition stammt vom bekannten französischen Winzer Bruno Prats (Besitzer des Château Cos d´Estournel im Médoc): ‚Der ganz und gar französische Begriff Terroir erfasst alle natürlichen Voraussetzungen, die die Biologie des Weinstocks und demzufolge die Zusammensetzung der Traube selbst beeinflussen. Terroir ist das Zusammentreffen von Klima, Boden und Landschaft, das Zusammenwirken einer unendlichen Anzahl von Faktoren: Nacht- und Tages-Temperaturen, Niederschlags-Verteilung, Sonnenschein-Stunden, Hangneigung und Boden-Durchlässigkeit, nur um einige wenige zu nennen. Alle diese Faktoren reagieren miteinander und bilden in jedem einzelnen Teil eines Weinbaugebietes das, was der französische Winzer Terroir nennt.’ Schon im Mittelalter beschäftigte sich der Orden der Zisterzienser in Frankreich experimentell mit dem Zusammenspiel all dieser Komponenten. Der Begriff Terroir ist aber erstmals in den 1920er-Jahren geprägt worden.“

Robert Parker

Im kostenpflichtigen Internet-Wein-Glossar (http://www.wein-plus.de) findet man zum Stichwort „Robert Parker“ die folgenden Informationen: „Der aus Baltimore/USA stammende Anwalt Robert M. Parker jr. (geb. 1947) ist der einflussreichste Weinjournalist und Degustator der Welt. Den Anstoß für die Beschäftigung mit Wein war eine Reise im Alter von 20 Jahren ins Elsass. Im Jahre 1978 erschien die erste Ausgabe der seitdem zweimonatlich erscheinenden Weinzeitschrift Wine 24 Advocate, in der Probiernotizen und Beurteilungen über einzelne Weine enthalten sind. Er führte dafür das in Amerika in den Schulen gebräuchliche 100-Punkte-System ein, was in der Folge zum internationalen Standard wurde. Da sich ja ein Wein weiterentwickelt, belässt es aber Parker nicht bei einer einmaligen Bewertung. Der neueste Jahrgang wird en primeur im April-Heft mit einer Punktespanne (zum Beispiel 92 bis 96 Punkte) bewertet – dies sind Parkers First Thoughts . Ein Jahr später bewertet Parker den Jahrgang erneut Prior To Bottling und dann mit Erscheinen der Weine auf dem Markt noch ein Mal From The Bottle . Darüber hinaus kann es sein, dass er bei der Bewertung eines Weines ältere Jahrgänge des gleichen Weines noch ein Mal erwähnt und bewertet. Eine Zusammenfassung der Wine-Advocate-Bewertungen erfolgt im jährlich erscheinenden Weinführer ‚Parker`s Wine Buyer´s Guide’. In der Ausgabe 2000 wurden rund 8.000 Weine bewertet, allerdings sind darin nur zehn deutsche und als einziger österreichischer Winzer Alois Kracher beschrieben. Sein besonderes Interesse gilt eindeutig französischen Weinen, über die er mehrere Bücher schrieb. Im Jahre 1985 erschien ‚Bordeaux’, im Jahre 1987 ‚Côtes du Rhône’ und im Jahre 1990 ‚Burgund’. Parker verkostete in seiner aktivsten Zeit regelmäßig über 100 Weine per Tag. Im Jahre 1992 erhielt er in Frankreich den Orden Chevalier de l´Ordre du Mérite National . Es ist ein Phänomen, dass von Parker gut bewertete Weine fast unmittelbar nach Bekanntgabe der Bewertung im Preis steigen.“

In einem Porträt von William Langewiesche in „Lettre – Europas Kulturzeitung“ (No. 53) wird Robert Parker kurioserweise als unbestechlicher Individualist beschrieben – eher als anti- hierarchischer Good-Guy denn als Motor der Globalisierung: „Viele Leute glauben inzwischen, dass Robert Parker ganz allein die Geschichte des Weins verändert. (…) Er ist kein Exporteur, kein Importeur, kein Geldmann. Er ist ein selbsternannter Anwalt der Verbraucher, ein Kreuzfahrer in einer besonders amerikanischen Tradition. Eigentlich ist alles sehr einfach; jedenfalls wirkt es so auf den ersten Blick. Parker verkostet im Jahr 10.000 Weine. Er schnüffelt und schlürft sie und schreibt kurze Notizen zu ihnen nieder. Einige der Weine sind gut und manche nicht – laut Parker. Wenn er die Weingeschichte ändert, wie es die Leute behaupten, dann einzig und allein, indem er seinen Geschmack zum Ausdruck bringt. (…) Die Leute im Bordelais macht es rasend, dass selbst in Frankreich die Verbraucher sich zunehmend auf Parker berufen. Sie glauben, dass Parker dunkle und dramatische Weine bevorzugt – Weine, die nach ihrer Behauptung in ihrer Jugend am besten sind, oder besonders gut bei Weinproben bestehen können, und die, noch schlimmer, durchaus eines Stammbaums ermangeln können. Weine wie diese hängen stärker von der Merlot- Traube ab als vom Cabernet Sauvignon . In einem gewissen Ausmaß gab es sie schon lange auf dem rechten Ufer der Gironde, in der Gegend um St.-Émilion und Pomerol, Gebieten, die gegenüber dem Médoc als Neuankömmlinge gelten, die plebejische und einigermaßen einfache Weine herstellen. Die neuen kleinen Weine ähneln diesen Weinen vom rechten Ufer, betonen ihre Charaktereigenschaften jedoch noch stärker – sie sind dunkler, intensiver und für den ungeschulten Gaumen schmackhafter. Dies sind die Boutique-Gewächse, die so genannten Garagenweine, die allmählich die höchsten Preise erzielen, und sie breiten sich in der Region aus wie Fäule. Daran trägt Parker die Schuld. Die alten Familien versuchen, die Ruhe zu bewahren. Als ich im letzten Frühjahr nach Bordeaux kam, um sie über Parker zu befragen, sagte man mir, er verhalte sich voller Respekt, er komme zweimal im Jahr, er unterhalte ein kleines Büro in Bordeaux, von dem aus er die einzige fremdsprachige Ausgabe des Wine Advocate veröffentliche, und er behandle die Region als Bezugspunkt der Welt. Bohrte man jedoch ein bisschen nach, dann gaben sie auch zu, dass er ihnen Angst und Schrecken einjagt. Wenn Parker ihre Weine kritisiert, sehen sie ihre Preise bröckeln. Lobt er ihre Weine, dann können sie der Versuchung nicht widerstehen, dies auszunutzen und der Welt ihre Noten zu verkünden. Privat beklagen sie sich, dass er sie benutze wie Marionetten. Öffentlich, aus Geschäftsgründen, lächeln sie und geben sich als seine Freunde aus. (…) Parker sagte mir, er wolle nicht wie Oliver Stone klingen, auch wenn er manchmal an Verschwörungen zu glauben scheint. Und vielleicht hat er gute Gründe dafür. Natürlich schwebt er nicht in Lebensgefahr, aber immerhin sprachen Leute in Bordeaux offen von der Möglichkeit, seine Festnahme wegen Alkohols am Steuer zu arrangieren.“

25 Michael Broadbent

Michael Broadbent, Jahrgang 1927, durchlief eine Ausbildung zum Weinhändler, die er 1960 mit dem Master of Wine abschloss. Von 1966 bis 2002 war er Direktor der Weinabteilung des Auktionshauses Christie´s. Außerdem ist er ein viel gefragter Gastreferent und Leiter von Verkostungen seltener Weine. Sein berühmtes Weinbuch ”Weine prüfen, kennen und genießen” (erstmals erschienen im Jahre 1960) ist ein Klassiker und Dauer-Bestseller und erlebte bereits über 40 Auflagen in zehn Sprachen. 1979 wurde er zum Chevalier de l´Ordre du Mérite National ernannt, seit 1986 ist er Präsident der International Wine & Foods Society. Er veröffentlich monatlich Degustationsnotizen in der britischen Zeitschrift Decanter. Broadbent hat bis heute über 70.000 Weine verkostet und dies in über 110 Notizbüchern penibel aufgezeichnet. Darin hält er nicht nur Weinnotizen fest, sondern auch den Anlass, die anwesenden Personen, das Essen und zusätzlich auch optische und atmosphärische Eindrücke. Diese Notizbücher sind ein bemerkenswertes Geschichts-Dokument, in dem große Weine dieser Welt bis zurück zum Anfang des 18. Jahrhunderts beschrieben werden. Gerade kam eine 600-seitige ‚Zusammenfassung’ auf Deutsch heraus: „Michael Broadbents Große Weine“. Bei den Verkostungen schluckt er fast nie. Nach eigenen Angaben ist er beim Wein-Genuss sehr mäßig, und er war ganz selten betrunken. Er meint: „Für mich ist jede Degustation eine Offenbarung. Eigentlich ist es der Wein, der redet. Ich besorge bloß die Übersetzung. Ich sehe mich selbst als Chronist und Kommunikator, nicht als Weinkritiker“.

Piero Antinori, Ludovico Antinori

Im kostenpflichtigen Internet-Wein-Glossar (http://www.wein-plus.de) findet man zum Stichwort „Antinori“ die folgenden Informationen: „Die berühmte italienische Adels-Familie in der Toskana widmet sich bereits seit 26 Generationen dem Weinbau und zählt zu den größten und bedeutendsten Wein-Produzenten und Handelshäusern Italiens. Begründer war Giovanni di Piero Antinori im Jahre 1385. Er stammte aus einer Florentiner Händlerfamilie mit langer Weinbautradition. Giovanni wurde erfolgreich und so nahm die Weinproduktion, zusammen mit dem Seidenhandel und dem internationalen Bankgeschäft, eine wichtige Stellung in den Familien- Aktivitäten ein. Über die Jahrhunderte hinweg hat sich eine hochwertige Weinkultur entwickelt, der heutige Hauptsitz ist ein im Jahre 1469 fertig gestelltes Renaissance-Palazzo in Florenz (Palazzo Antinori). Die Firma wird heute von Piero Antinori geleitet, der Leitfigur der önologischen Revolution, der in den letzten 30 Jahren die Qualität der italienischen Weine wesentlich beeinflusst und verbessert hat. Unter anderem begann er als einer der ersten mit Barrique-Ausbau zu experimentieren. Die Töchter Albiera, Allegra und Alessia folgen der Familientradition und sind im Unternehmen in verschiedenen Funktionen tätig. (…) Der Besitz umfasst heute zahlreiche Weingüter und Kellereien in den Weinbau-Regionen Apulien, Piemont, Toskana und Umbrien sowie seit kurzem auch in Kalifornien mit einer Gesamt-Rebfläche von rund 1.200 Hektar. Der Gesamtbesitz ist weit größer, es wird auf einigen dieser Güter auch Olivenöl erzeugt. Zusätzlich zählen noch zum Besitz drei Restaurants "Cantinetta Antinori" in den Städten Florenz, Zürich und Wien.“

Ludovico Antinori gründete das Gut Ornellaia 1981 unabhängig von den restlichen Familienaktivitäten. Ornellaia machte Ludovico Antinori, gemeinsam dem Tignanello seines Bruders Piero, dem Sassicaia von der Tenuta San Guido in Bolgheri und Le Pergole Torte der Fattoria Montevertine in Radda zur Speerspitze „der postmodernen Super-Tuscans “, wie das amerikanische Weinmagazin Wine Spectator die Bewegung qualitätsversessener Toskana-Winzer nannte, die sich Mitte der 1980er Jahre anschickten, außerhalb des Korsetts der italienischen Weingesetze Premiumweine zu produzieren, die heute Kultstatus besitzen. 1998 verbündete sich Ludovico Antinori mit der Familie Mondavi als Minderheitsteilhaber und verkaufte schließlich sogar das gesamte Gut an Mondavi, die sich anschließend mit der Familie Frescobaldi, dem direkten Konkurrenten der Antinori-Dynastie zu einem Joint-Venture zusammenschlossen. Gemeinsam mit seinem Bruder Piero Antinori baut er seit 2003 das Gut Bibbona in der Nähe von Bolgheri auf.

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Vittorio Frescobaldi

Im kostenpflichtigen Internet-Wein-Glossar (http://www.wein-plus.de) findet man zum Stichwort „Frescobaldi“ die folgenden Informationen: „Das große Weingut mit Sitz in Florenz in der italienischen Weinbau-Region Toskana hat eine lange Tradition im Weinbau, der bereits seit 700 Jahren in der 30. Generation betrieben wird. Bereits im 14. Jahrhundert lieferte das Florentiner Adels-Geschlecht Weine an viele europäische Herrscher-Höfe. Heute leitet Marchese Leonardo zusammen mit seinen Brüdern Vittorio und Ferdinando die Geschicke des Hauses. Mit Lamberto Frescobaldi als technischem Verantwortlichen ist bereits die 31. Generation im Geschäft. Ingesamt neun Weingüter mit einer Gesamt-Rebfläche von 850 Hektar gehören zum Imperium der Familie Frescobaldi.“

Seit Mitte der 1990er Jahre baute Frescobaldi eine enge Zusammenarbeit mit Mondavi auf. Sie kooperierten bei mehreren Joint Ventures. Inzwischen repräsentiert der Anteil der gemeinsamen Projekte 30% der gesamten Frescobaldi-Produktion. Im Jahr 2002 übernahm Mondavi den Vertrieb der Frescobaldi-Weine in den USA.

Ornellaia

Im kostenpflichtigen Internet-Wein-Glossar (http://www.wein-plus.de) findet man zum Stichwort „Ornellaia“ die folgenden Informationen: „Großes Weingut bei der Stadt Bolgheri nahe der ligurischen Küste in der italienischen Weinbau-Region Toskana. Die Weingärten mit rund 62 Hektar Rebfläche auf steinigem, kalkhaltigem Boden liegen in Nähe der Küste in unmittelbarer Nachbarschaft des berühmten Bereiches Bolgheri Sassicaia. Es wurde von Ludovico Antinori (ein jüngerer Bruder des berühmten Piero) im Jahre 1981 gegründet. (…) Unterstützung leistete der französische Star-Önologe Michel Rolland, später war der Ungar Tibor Gál einige Jahre Kellermeister. Die ersten Weine waren im Jahre 1988 der Weißwein „Poggio alle Gazze“ aus Sauvignon Blanc und der 15 bis 18 Monate in Barrique ausgebaute Rotwein „Ornellaia“ aus Cabernet Sauvignon (Hauptanteil), Merlot und Cabernet Franc. (…) Im Jahre 2002 wurde das Weingut zu gleichen Teilen von den Multis Mondavi (Kalifornien) und Frescobaldi (Italien) übernommen (Mondavi besaß schon seit 1999 kleine Anteile). Lodovico und Piero Antinori bauten nahe Bolgheri das neue Weingut Bibbona auf.“

Isanette Bianchetti und Mauro Tedesco

Die beiden Önologen zogen Mitte der 1980er Jahre aus dem Süden Brasiliens ins Sao Francisco Tal in der nördlichen Provinz Pernambuco. Sie waren echte Pioniere, als sie ihre Beratertätigkeit für das Botticelli-Weingut aufnahmen und dort die ersten Weingärten im Nordosten Brasiliens anlegten. Wegen der absoluten Besonderheit des dortigen Mikroklimas, äquatorial und dennoch trocken, ist diese wahrscheinlich die einzige Region der Erde, in der man zweieinhalb Lesen pro Jahr durchführen kann. 1997 gründeten sie ihr eigenes Weinlabel namens Bianchetti mit sechs Hektar eigener Parzellen. Mit ihrem Wein erzielen sie durchschnittlich 2 Dollars pro Flasche.

Arnaldo Etchart

Auf der Homepage des Weingutes San Pedro de Yacochuya ist zu lesen: „Die Familie Etchart führt mit der Bodega San Pedro de Yacochuya eine seit dem Jahre 1850 bestehende Weinbautradition fort, die damit eine der ältesten in Argentinien ist. Von den Vorfahren mütterlicherseits, der Familie Flavio Lema Niño, werden noch die alten großen Tonkrüge aufbewahrt, in denen damals der Wein aufbewahrt wurde. Arnaldo Benito Etchart kaufte Finca und Bodega Anfang des 20. Jahrhunderts und sein Sohn Arnaldo machte die Marke Etchart in Argentinien und dem Ausland bekannt. Als die

27 Bodega Etchart im Jahr 1996 von dem Konzern Pernod-Ricard gekauft wurde, hatte Arnaldo Etchart bereits die Weine seiner neuen Kellerei auf dem Markt: San Pedro de Yacochuya.

Die Geschichte dieser neuen Kellerei geht auf das Jahr 1988 zurück, als Arnaldo Etchart den französischen Önologen Michel Rolland und seine Frau Dany einlädt, an der Produkton der Rotweine der Bodega Etchart mitzuwirken. Es begann eine fruchtvolle Arbeitsbeziehung und Freundschaft mit einem der weltbesten Önologen. Es war eines der ersten Engagements von Rolland als externer Berater außerhalb von Frankreich. So entdeckten die Rollands Cafayate, eine bereits damals berühmte Weinregion im Norden Argentiniens. Die beiden französischen Önologen waren überzeugt davon, dass diese bergige, einige hundert Kilometer südlich des Wendekreises auf mehr als 2.000 Metern gelegene Region mit ihrer außergewöhnlichen Pracht und Schönheit, kühlen Nächten und warmen Tagen, überragende Weine hervorbringen kann. Verführt vom außergewöhnlichen Potential eines alten Weinberges mit Malbec-Reben auf 2.035 Metern entschieden sich Dany und Michel Rolland zusammen mit ihren argentinischen Freunden und all ihrem Wissen und großer Leidenschaft die Yacochuya-Weine zu kreieren.

1990 brachten beide mit dem Arnaldo B. Etchart 1989 einen der ersten Premiumweine Argentiniens auf den Markt. 1995 kommt die Produktpalette San Pedro de Yacochuya heraus. Drei Jahre später beginnen die Bauarbeiten für die neue Bodega in Yacochuya, wo 1999 wurde zum ersten Mal gelesen wird.

Mit über 2.000 Meter über dem Meeresspiegel ist San Pedro de Yacochuya eine der am höchsten gelegenen Weinkellereien der Welt. Sie ist mit neuester und modernster Technologie ausgestattet.“

Antonio Cabezas

Der Kleinwinzer indianischer Abstammung besitzt ein Hektar Rebfläche in Tolombón, 5 km entfernt von der Hazienda der Etchart-Familie. Um sein Einkommen aufzubessern – er erzielt etwa 60 Dollar im Monat aus dem Verkauf seines Weins – verdingt er sich in den Weinbergen der umliegenden Nobel-Bodegas von internationalem Zuschnitt.

Jonathan Nossiter

1961 in Washington, D.C., als Sohn eines Journalisten geboren, wuchs Jonathan Nossiter in Frankreich, England, Italien, Griechenland und Indien auf. Er studierte Malerei und Kunstgeschichte an der Ecole des Beaux Arts in Paris, am San Francisco Art Institute und am Dartmouth College in den USA. Seine Filmkarriere begann er als Assistent von Regisseur Adrian Lyne bei dessen Thriller FATAL ATTRACTION (EINE VERHÄNGNISVOLLE AFFÄRE, 1987). Außerdem inszenierte Nossiter an mehreren Bühnen in England (Newcastle's Playhouse und King's Head) und in New York (Soho Repertoire Theater).

Sein erster Spielfilm SUNDAY (1997), bei dem Nossiter Regie führte und gemeinsam mit James Lasdun das Drehbuch schrieb, wurde in Sundance und Deauville als Bester Film ausgezeichnet und 1997 in der Sektion Un Certain Regard in Cannes gezeigt. Davor hatte Nossiter (RESIDENT ALIEN (WOHNSITZ: HEIMATLOS, 1991) gedreht, einen fiktiven Dokumentarfilm mit Quentin Crisp, John Hurt und Holly Woodlawn über die Welt der Bohemians und Exilanten in Manhattan, die u.a. im Panorama der Berlinale und auf dem Toronto Filmfestival lief.

1997 erstellte er für das italienische Fernsehen die halbstündige Dokumentation SEARCHING FOR ARTHUR, einen Porträtfilm über und mit Arthur Penn.

28 SIGNS AND WONDERS, ein psychologischer Thriller mit Charlotte Rampling und Stellan Skarsgard entstand 2000 in Griechenland. Parallel drehte er die Dokumentation MAKING MISCHIEF, ein Video-Tagebuch über die Vorbereitungen seines Spielfilms.

Nossiter ist außerdem diplomierter Sommelier und beriet bis 2001 mehrere New Yorker Restaurants bei der Zusammenstellung ihrer Weinkarten.

MONDOVINO wurde über mehrere Jahre in Zusammenarbeit mit dem argentinischen Filmemacher Juan Pittaluga gedreht. Internationale Premiere hatte MONDOVINO 2004 im Wettbewerb des Filmfestivals von Cannes. Zurzeit erarbeitet der Regisseur eine zehnteilige Fernsehserie aus dem gedrehten Material.

Filmographie:

1991 Resident Alien 1997 Searching for Arthur (Dokumentarfilm) 1997 Sunday 2000 Montreal Trust (Dokumentarfilm) 2000 Signs And Wonders 2000 Sympathy For The Distributor (Kurzfilm) 2001 Making Mischief (Tagebuchfilm) 2002 Losing The Thread (Kurzfilm) 2004 MONDOVINO

Quotes

„Sensationell, diese investigative Reportage über die Globalisierung der Weinkultur.“ (Libération, 15.05.2004)

„Der Regisseur verbindet auf sehr originelle Weise die Neugier und Sensibilität des Dokumentaristen mit einem Interesse fürs Romanhafte, für Familiengeschichte und große Charaktere.“ (Le Figaro, 20.05.2004)

„Ein Film mit tollen Schurken, und wenn das Hitchcock-Diktum richtig ist, dass ein Film umso großartiger ist, desto großartiger die Bösen sind, dann ist MONDOVINO ein großartiger Film.“ (Le Monde, 02.11.2004)

„Verstörend, dramatisch.“ (Le Point, 28.10.2004)

„Jonathan Nossiter ist ein leidenschaftlicher Beobachter bei diesem Kampf um die Seele des Weins.“ (France Inter, Cosmopolitaine, 31.10.2004)

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