SWR2 Tandem - Manuskriptdienst
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2 SWR2 Tandem - Manuskriptdienst Take a look at me now Phil Collins wird 65 Autor: Christiane Rebmann Sprecher: Peter Binder Redaktion: Bettina Stender Sendung: Freitag, 29.01.16 um 19.20 Uhr in SWR2 __________________________________________________________________ Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. SWR2 Tandem können Sie auch als Live-Stream hören im SWR2 Webradio unter www.swr2.de oder als Podcast nachhören: http://www1.swr.de/podcast/xml/swr2/tandem.xml Kennen Sie schon das neue Serviceangebot des Kulturradios SWR2? Mit der SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen Veranstaltungen im SWR2-Kulturpartner-Netz informiert. Jetzt anmelden unter 07221/300 200 oder swr2.de ___________________________________________________________________ MANUSKRIPT Phil Collins begann seine Karriere als Kinderschauspieler. Ab 1970 spielte der britische Künstler bei der Band Genesis, anfangs als Schlagzeuger, später auch als Sänger. 1981 veröffentlichte er sein erstes Soloalbum „Face Value“, das in vielen Ländern Europas auf Platz Eins landete. Seitdem hat er über 250 Millionen Tonträger verkauft. Der mehrfach mit Grammies und Oscars ausgezeichnete Musiker hat unter anderem mit einer Bigband gearbeitet, Soundtracks zu Disney Produktionen wie „Tarzan“ geschrieben und auch immer wieder als Schauspieler gearbeitet. Take a Look at me now – Phil Collins wird 65. Ein Portrait von und mit Christiane Rebmann 1. Song: Against all odds / Take a Look at me now “Against all Odds, Take a look at me now” - Diesen Song schrieb Phil Collins ursprünglich unter dem Arbeitstitel „How can you just sit there“ für sein erstes Soloalbum von 1981, “Face Value”. Doch dann überredeten ihn die Produzenten des Films „Against all odds“, einen Soundtracksong daraus zu machen. Gerade hat er die Demoversion veröffentlicht - in einer Kollektion mit neu abgemischten Versionen seiner 80er Jahre Alben – Ein Schritt, zu dem ihn seine beiden älteren Töchter ermutigten und zu dem ihn auch das Lob von jüngeren Kollegen wie Adèle, Pharell Williams oder Beyonce inspirierte. 2. Song: Against all odds – Demo Phil Collins gehört zu den angenehmsten Interviewpartnern, die ich getroffen habe. Und zu den höflichsten und zuverlässigsten. Ganz egal, ob ich ihn in der Hochphase seines Erfolges oder später in der Phase traf, in der er in einer Krise steckte – er hat nie Starallüren gezeigt. Als ich beispielsweise im damaligen Genesis Studio The Farm mit ihm verabredet war, entschuldigte er sich mehrfach, weil er sich fünf Minuten verspätet hatte. Er zeigt Selbstironie, gibt sich aber auch bescheiden. Auf meine Frage, ob er immer gewusst habe, welcher Song erfolgreich werden würde, antwortete er mit typisch britischem Understatement. O-Ton Ich suche keine Singles aus. Das überlasse ich den Experten, die den Kontakt zu den Leuten auf der Straße haben und die wissen, was da draußen los ist. Ich habe keine Ahnung, was eine Hitsingle ausmacht. Ich habe das nie gewusst. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich meine großen Hits "Another Day In Paradise" und "In The Air Tonight" nicht als Singles rausgebracht. 3. Song: In the air tonight Phil Collins kam am 30. Januar 1951 im Londoner Stadtteil Chiswick zur Welt. Mit fünf bekam er ein Schlagzeug zu Weihnachten und entdeckte die Liebe zu diesem Instrument. Mit 14 nahm er Schauspielunterricht und trat im Musical „Oliver“ als Artful Dodger auf. Er fand schnell einen Weg, die Schauspielerei mit seiner zweiten Passion, der Musik, zu verbinden. So ist er zum Beispiel im Beatles Film „A Hard Days Night“ zu sehen. O-Ton ohne synch Er habe einen kreischenden Fan gespielt, erzählt er. Darauf ist er noch heute stolz, vor allem, weil er sagen kann, dass er damals bei den Dreharbeiten zu „A Hard Days Night“ dabei war. Er habe dafür sogar Geld bekommen, erinnert er sich. O-Ton ohne synch Später durfte er auf George Harrisons erstem Album mitspielen und bekam dafür von George einen Scheck über 15 Pfund in die Hand gedrückt. „Leider habe ich den Scheck eingelöst, weil ich das Geld brauchte“, bedauert er heute. Nicht nur die Beatles waren seine Vorbilder. Während der Zeit, in der er in „Oliver“ auftrat, nahm er Schlagzeugunterricht und spielte in einer Schulband Coverversionen. O-Ton Und abends bin ich mit dem Sänger, der auch Tänzer war, immer in den Marquee Club in London gegangen. Wir haben uns dann Bands wie The Action angesehen. Die spielten auch alle Coverversionen. Wenn uns ein Song gefiel und wir die Platte nicht kaufen konnten, überlegten wir: „Wie ging der Song noch mal?“ Und dann dachten wir uns erst mal einen Fantasietext dazu aus. Bis wir herausfanden, wie der Text wirklich ging. Zu den Songs, die er damals coverte, gehörte das Stück “Heatwave“. Er nahm es 2010 für sein Album „Going Back“ mit eigenen Versionen von Motown-Klassikern aus den sechziger und siebziger Jahren auf. 4. Song: Heat wave Als Phil Collins 1970 als Schlagzeuger bei der Progrockband Genesis einstieg, hatte er die Musik von Howlin Wolf und einige Jahre Schlagzeug studiert und auch Erfahrungen mit Modern Jazz gesammelt. Er sei der lockerste von ihnen gewesen, nicht der typische steife Charterhouse Student, wie die restlichen Genesis Musiker, erinnerten sich seine Kollegen später. Collins Schlagzeugspiel gab der Musik der Band eine präzise, straffe Basis. Und während sich die anderen Mitglieder in Machtspielchen vergaßen, blieb er der neutrale Ruhepol. Nachdem das Genesis Album „The Lamb lies down on Broadway“ erschienen war, verließ Peter Gabriel 1975 die Band, und Phil Collins rückte ans Mikro vor. „Keiner der Bewerber um den Sängerposten war besser als er. Das stellten wir fest, als wir die Castingbänder abhörten, in denen Phil ihnen unsere Songs vorgesungen hatte“, schilderten die anderen Genesis Musiker die Situation. So führte Collins an Schlagzeug und Gesangsmikro die Musiker von Genesis in eine neue Ära, in der sie mit weniger experimenteller, kommerziellerer Musik große Erfolge verzeichnen konnten. 5. Song: Abacab Nachdem seine erste Ehe gescheitert war, fing Collins an, sich den Frust von der Seele zu singen. Die Songs, die dabei entstanden, konnte er unmöglich bei Genesis unterbringen. So baute er sich eher gezwungenermaßen parallel zu Genesis eine Solokarriere auf, die die seiner Band noch überstrahlen sollte. Der Anlass war traurig: Seine Frau Andrea hatte ihn verlassen, weil sie seine Workaholic Tendenzen nicht ertrug. O-Ton Die Leute sagen dauernd: „Du bist jetzt ein richtiger Family Man.“ Und ich antworte dann: „Ich bin immer ein richtiger Familienvater gewesen. Für mich hat die Familie immer an erster Stelle gestanden. Allerdings in typisch britischer Tradition, die im Übrigen auch in Ländern wie Deutschland gilt.“ Mein Vater hat mich nach dem Motto erzogen: „Wenn du dir weh getan hast, jammer nicht. Reiß dich zusammen. Es wird schon wieder werden.“ Also sagte ich, als ich meine erste Frau zuhause zurück ließ: „Ich bin Musiker. Ich muss arbeiten. Ich muss reisen. Ich muss das tun, was zu tun ist. Natürlich kommt meine Familie an erster Stelle. Aber dies hier ist mein Job.“ Ich sah mein Verhalten damals nicht als selbstsüchtig an. Seine damalige Frau sah das wohl zu der Zeit anders, sagt er. O-Ton Ich bin sicher, dass sie mein Verhalten selbstsüchtig fand. Sie war sauer, weil ich sie mit unserer Tochter Joely zurückließ. Sie musste ja in die Schule. Deshalb konnte ich die beiden nicht mitnehmen. Aber ich muss zu meiner Verteidigung sagen, dass ich ja in Sachen Arbeit nicht für mich allein verantwortlich war. Ich war Teil einer fünfköpfigen Band namens Genesis. Es war ein bisschen wie in dieser abgedrehten Filmkomödie „Spinal Tap“ über die Klischees einer Rockband: „Auf geht’s. Egal wohin.“ Erinnern Sie sich an die Szene, wo die Band völlig orientierungslos unter der Bühne herumirrt und den Weg auf die Bühne sucht? „Okay, ich weiß, wo’s lang geht! Hier lang! Nein, da drüben entlang!“ Bei uns lief das auch so: „Okay, lasst uns Amerika aufrollen, auf geht’s!“ Ich war Teil eines Teams. Ich konnte doch meine vier Kollegen nicht in Stich lassen. Ich dachte, meine Frau würde das verstehen. Ich dachte, ihr ist klar: „Phil ist Musiker, und er muss unterwegs sein. Irgendwann werden wir diese Phase überstanden haben. Und dann wird alles gut.“ Aber so ist es natürlich nicht gekommen. 6. Song: Both Sides of the story 7. Song: Mama „Mama“, mit dieser Single konnten Genesis in ihrer Heimat den größten Erfolg verbuchen. Zu der Passage mit dem diabolischen Lachen hatte sich Collins 1983 vom Song „The Message“ von Grandmaster Flash inspirieren lassen. 1996 ließ sich Collins zum zweiten Mal scheiden. Aber auch diese Krise brachte einige schöne Songs hervor, zum Beispiel „Come with me“ von 2003, ein Lied, das er ursprünglich für seine Tochter Lily aus dieser Ehe geschrieben hatte. O-Ton Als Lily noch ein Baby war und wir auf Tournee, da konnte sie manchmal nur sehr schwer einschlafen. Und dann habe ich ihr immer ein Lied vorgesungen. Und eines Tages habe ich ihr dieses Lied vorgesungen, und es funktionierte sehr gut. Es war der Refrain von "Come With Me." Und ich habe ihn ihr später, als sie größer wurde, immer wieder vorgesungen, einfach aus Spaß. Vor einiger Zeit hatte ich mein Patenkind Justine, das Baby unserer Freunde, in den Armen, und Justine konnte nicht einschlafen. Ich sang ihr diese Melodie vor, und sie drückte ihr Ohr ganz fest an meinen Mund. Das hat mich richtig gerührt. 8. Song: Come with me Neben seiner Solokarriere machte Phil Collins sehr erfolgreich Filmmusik. Als er sich an den 99er Soundtrack zum Disney Film „Tarzan“ setzte, tat er das ursprünglich, weil er etwas schaffen wollte, zu dem seine damals noch kleine Tochter Lily eine Verbindung hatte.