S PRACHROHR Mitgliederzeitung d e s Fachbereiches Me d i e n ,  19. Jahrgang Nr. 04 Ku n s t u n d In d u s t r i e Be r l i n -Br a n d e n b u r g  31. August 2009

Foto: Chr. v. Polentz / transitfoto.de Zwei kreuze!

»Wer nicht wählt, verliert«, meint Wladimir Klitschko, Dieter Hildebrand fordert dazu auf, die Ignoranz gegenüber der letz­ten Europawahl am 27. September »wieder gutzumachen« und et- was in die Wahlurne zu werfen – »und wenn’s Ihre Stimme ist«. Oliver Pocher rappt: »Bundes- tagwahl. Ein geiler Akt!« Und Geigerin Anne-Sophie Mutter mahnt: »Stellen sie sich vor, Ihr Nachbar würde bestimmen, in welches Konzert Sie gehen. Und das vier Jahre lang...« – Achtzig Prominente mit insgesamt 160 »Promi-Lockrufen in die Wahl- kabine« hat die Bundeszentrale für politische Bildung gesammelt und schon 540 Hörfunkredaktio­ nen – öffentlich-rechtlichen, pri­ va­ten, aber auch nichtkommer- ziellen Sendern – zur Verfügung gestellt. Dieses sei, so die Initia­ to­ ­ Die Kandidatinnen arbeiten mit allen Mitteln. Wie reagiert das Wahlvolk – sportlich? ren, »die bislang größte bundes­ ­ ­weite Initiative zur Wählermobi- lisierung«, ohne par­tei­politi­sche Färbung, aber inhaltlich bunt. Zum WonAIR-Radio-Kit, das von Spitze beim Hungerlohn den Berliner Journalis­ten Jörg Wenzel und Thomas Röhr erar- Brandenburg: Jeder Vierte bekommt weniger als 7,50 Euro beitet wurde, gehört neben den Promi-Spots auch ein Journa­ Erfolgreicher Warnstreik in Frankfurt/Oder: Mindest­lohn in Höhe von 7,50 Euro. Ab Januar listen-Reader mit Programm­ Die Beschäftigten eines Callcenters setzten einen steigt der Lohn um zehn Cent. Dass sich Be- ideen und Hintergrund. Außer- Tarifvertrag durch und bekommen seit Mai schäftigte in Brandenburg gegen Hungerlöhne dem lobt die Bundeszentrale den statt 5,11 bis 6,64 den von ver.di geforderten wehren, ist leider noch die Ausnahme. Wahl-Award 09 für die beste Vor-Wahlberichterstattung aus. randenburg gehört zu den lern aufgebracht werden müssen. Unter­nehmen, sondern auch die www.bpb.de und bei ver.di: Babsoluten Niedriglohnländern Der DGB berichtet auch von Politik mitverantwortlich: »Mit dem www.klarzurwahl.de der Republik. Laut einer Studie des einem brandenburgischen Solar- Lock­angebot ›Standortfaktor Nie­ DGB -Brandenburg arbeiten unternehmen, das den Produk­ drig­lohn‹ warben unterschiedlich von den insgesamt 730.000 so­ tionsarbeitern in der Höchststufe zusammengesetzte Landesregie­ nicht für eine Verbesserung der zial­versicherungspflichtigen Be- run­gen, damit Firmen hierher zie- eigenen Arbeits- und Einkommens­ schäftigten 250.000 in prekären hen.« Von der nächsten Landesre­ situation.« Als Stellvertreter könn­ Jobs. Gut 100.000 Frauen und 153 Millionen Euro gie­rung erwartet die Gewerkschaf­ ten die Gewerkschaften nicht tä- Männer tun das zu einem Hunger­ für Unternehmer terin, dass zumindest ein Verga- tig sein. »Die Leute müssen selbst lohn von weniger als 700 Euro – begesetz auf den Weg gebracht aktiv werden.« Unterdessen hat das heißt, sie leben unterhalb der wird, in dem Firmen, die den Zu- der Dumpinglohnsektor auch die Armutsdefinition der OECD. Für acht Euro brutto löhnt. »In west- schlag für öffentliche Aufträge be­ Medienin­dustrie erreicht. »Nach die gut 38.000 Brandenburgerin­ deutschen Solarunternehmen wird kommen, zur Zahlung eines Min- unseren Beobachtungen nimmt nen und Brandenburger, die ge­ für die identische Arbeit doppelt destlohns nicht unter 7,50 Euro die Zahl der prekären Arbeitsplät- zwungen sind, ihren kargen Lohn soviel Geld bezahlt«, zitiert der verpflichtet werden müssen. ze vor allem in Bereichen wie mit Hartz IV aufzustocken, werden DGB einen Beschäftigten. Den Handlungsspielraum der Werbe- und Öffentlichkeitsarbeit jährlich 153 Millionen Euro benö­ Doro Zinke, DGB-Vizechefin von Gewerkschaften sieht Zinke eher immer mehr zu«, so Andreas tigt. Lohnsubventionen für Unter- Berlin-Brandenburg, macht für gering. »Das Gros derjenigen, die Köhn, ver.di-Vizechef von Berlin- nehmer, die von allen Steuerzah- sol­che Zustände nicht nur die in Brandenburg bleiben, kämpft Brandenburg. (s. S.7 u.12) fre 3|09 sprachrohr meinung

ann sich noch jemand an nen Zusatzbeitrag zu erheben. dass unsere Lebenserwartung bei gerade auch seiner Schöpfer. Al- KZeiten erinnern, in denen Der zusätzliche Café-Besuch geht einer schweren Erkrankung von len voran der Liberalen. Bereits im nicht eine Gesundheitsreform die nach hinten los. unserer finanziellen Leistungs­ ­ Februar hat die FDP einen Antrag nächste jagte und von der fol- Die finanzielle Schwächung der fähigkeit abhängt! Kurz und bru- eingebracht, der »die Bundesre- genden überrollt wurde? Jüngstes gesetzlichen Krankenversicherung tal: Wer arm ist, muss früher ster- gierung auffordert, das SGB V Produkt der Reformwut ist der scheint dagegen politisch gewollt. ben! Das Gesundheitswesen in auf den Prüfstand zu stellen und Gesundheitsfonds – ein Kompro- Ein seit Jahrzehnten funk­tionie­ den USA beweist, dass das keine komplett neu zu fassen«. Dabei miss, weder Fisch noch Fleisch, ren­des System soll als unbezahl- Übertreibung ist. will die FDP zahlreiche Kriterien eines aber ganz sicher: brandge- berücksichtigt wissen, die sich im fährlich für das System der solida- Detail vielleicht sogar sinnvoll an- rischen Krankenversicherung. Teil hören, etwa wenn von der »Stär- dieses Kompromisses waren der Auf ein Wort kung der Patientenautonomie« Einheitsbetrag und eine Beitrags- die Rede ist. Insgesamt läuft das transitfoto.de satzsenkung zum 1. Juli um 0,6 / Konzept auf eine Minimalversor- Prozentpunkte. Das Ganze wird gung mit der Notwendigkeit hi- von der Bundesregierung als Stüt- naus, selbst Zusatzleistungen ein- zungsmaßnahme für die deut- Krankenkasse zukaufen. sche Konjunktur dargestellt. Bedenklich stimmt das dröh- Foto: Chr. v. Polentz v. Foto: Chr. Rechnen wir nach: Bei einem nende Schweigen der möglichen Bruttoeinkommen von 2.000 Eu- passé oder Koalitionspartner. Die CDU zum ro haben Sie monatlich dadurch Beispiel will die Kopfpauschale 6,00 Euro netto mehr zur Verfü- mit gleichen Beiträgen für alle. Ei- gung. Dafür bekommen Sie im die Reformwut ne Minimalversorgung und Zu- Café eine gute Tasse Kaffee und kauf von notwendigen Leistungen ein Stück Kuchen. Diese 2 mal 6 über private Krankenversiche- Euro (Arbeitgeber- und Arbeit- Horst Kasten betreut die ver.di-Landesfachgruppe rungsanbieter. Ähnlichkeiten? Das nehmeranteil) fehlen jedoch mit- Gesetzliche Krankenversicherung Berlin-Brandenburg alles lässt für die Zeit nach der telfristig »im Kuchen« der gesetz- Bundestagswahl das Schlimmste lichen Krankenversicherung. Da- erwarten: Rot-Grün und Schwarz- bei wissen wir, dass sich die Wirt- bar dargestellt werden, um es an- Wer ungezählte Milliarden in Rot haben bisher besonders Un- schaftskrise negativ auf die Ein- schließend durch eine private einen Rettungsschirm für Banken ternehmen und Vermögende be- nahmesituation der Krankenkas- Krankenversicherung abzulösen. – oder sollte man sagen: Banker? günstigt. sen auswirkt und nach neueren Vergegenwärtigen wir uns: 90 – pumpt und gleichzeitig be- Viele Milliarden fehlen dem Schätzungen ca. 5 Mrd. Euro im Prozent der Bevölkerung sind in hauptet, der Sozialstaat sei nicht Staat jetzt. Entweder gelten wirk- Gesundheitsfonds fehlen. Das, diesem System versichert. Gerade finanzierbar, setzt den sozialen same Steuererhöhungen für Rei- was die Bundesregierung heute in Krisenzeiten wächst der Wert Frieden endgültig aufs Spiel! Ob- che nicht länger als Tabu. Oder als Konjunkturpaket verkauft, des Sozialstaates. Eine Privatisie- wohl der Gesundheitsfonds erst Beschäftigte, Alte, Kranke und wird spätestens 2010 zahlreiche rung der gesetzlichen Kranken- im Januar 2009 eingeführt wur- Arbeitslose werden erneut bela- Krankenkassen dazu zwingen, ei- versicherung würde dazu führen, de, mehren sich die Angriffe – stet. Das müssen wir verhindern!

BUCHTIPP

Mich wundert, dass nicht in den Metropolen, sondern lichen Freiburg trifft. Es scheint, Parolen« sei. Das ist es, auch ich fröhlich bin in Wittenberg und Bayreuth, dass er ein wenig von oben herab wenn es nicht restlos dem Zeit- Hildesheim und Halberstadt... mit dem Jüngeren umgeht. Etwa: geist entgeht. Da die Beiträge für einen be- »Hat Sie Ihr Erfolg wirklich über- Bei aller Vorliebe für Reporta- CH.Links 2009 stimmten Zeitungsplatz geschrie- rascht? ›Der Turm‹ ist doch ein gen – der beste Teil des Buches ben sind, haben sie nahezu glei- Konsensschmöker.« sind die »Vorgeschichten«, 13 Zum Vorzug guter Zeitungen che Längen, rasch zu lesen. Die Dieckmann schreibt in einer Kapitel voller Erinnerungen, Be­ gehört, die große Reportage wei- Themen sind abwechslungsreich: klaren, anschaulichen, bildhaften gegnun­gen, Rückblicken, verfasst terhin zu pflegen. Wie fast zu be- unterhaltend die Reise zu Wil- Sprache, die das Lesen zur Freude Ende 2008, also nahe an der Ge- fürchten, ist es ein aussterbendes helm Busch, tief berührend das macht. Da ist eine gewisse Ma- genwart. Hier legt Dieckmann Genre; denn es kostet zeitauf- Schicksal des unangepassten nieriertheit nicht eigentlich ver- viel Inneres bloß. wendige Recherche und verlangt DDR-Sportlers Wolfgang Lötzsch, ständlich, Wörter zu erfinden, Autor und Rezensent gehören einen sprachgestaltenden Jour- amüsant die Erinnerung an einen wie »arbeiterliches Volk«, «lach- unterschiedlichen Generationen nalisten. »Die Zeit« besitzt dieses Wanderslebener Dichter. Vorur- blond«, »das Beschweigen bre- an mit dem entsprechend ver- Genre. 1991 kam Christoph teilsfrei sachlich das Gespräch mit chen«, »Ensslin behimmelt Baa- schieden geprägten Blick auf die Dieckmann – aufgewachsen in . Viel Unbekanntes er- der« u.a. deutsche Welt mit ihren Gegen- der DDR, studierter Theologe – in fährt man über das winterliche Auf dieses Jahr 2009 passt der sätzen. Aber wenn er fragt: Ent- die Redaktion als Ostreporter: Helgoland. U.a.m. Satz von Seite 106: »Der Gedenk- wickeln wir noch Visionen für un- »Der Ost-Erklärer schrieb nicht Eines scheint Reporter-Prinzip, kalender bestimmt die Zyklen der ser Land? Akzeptieren wir die ohne Eifersucht, denn im Westen stets sind Bürgermeister und Pas­ offiziellen Erinnerung.« Ein Jubi­ ­ perversen Sozialabstände? Gibt kam sein Deutschland selten vor.« tor Gesprächspartner. Mit einer läum jagt das andere und ­verdeckt es eine Zukunft, auf die wir hof- Diese Aufgabe hat sich überholt. Ausnahme: In »Süße Krankheit dabei – politisch gewünscht? – fen? dann stimmt für beide Sei- Nach eigener Aussage sucht er Gestern« befasst er sich mit dem den Blick auf die Hässlichkeiten ten: Mich wundert, dass ich fröh- nun am liebsten die Wirklichkeiten Umfeld des Erfolgsromans »Der der Gegenwart. Dem Verlag liegt lich bin. Annemarie Görne der Provinz. Seine Reportagen im Turm«, befragt Autor Uwe Tell- daran, dass dieses Buch »ein Do- Christoph Dieckmann: Mich wundert, Buch, verfasst in den Jahren 2005 kamp, den er nun nicht mehr in kument der deutschen Einheit daß ich fröhlich bin. Ch.Links Verlag Berlin, 2009. 270 Seiten. 19,90 €. ISBN bis 2008, siedeln in Ost wie West Dresden, sondern im südwest- fernab aller Jubiläumsprosa und 978-3-86153-524-9

2 blickpunkt sprachrohr 3|09 Festsitzung ohne Tagesordnung Gutenberg traf medien.k.ind zum traditionellen Johannisfest

n diesem Jahr fiel das Johannis- storie dieses traditionellen Buch- gleich auf die arbeitsrechtlichen Zoos vor, in dem Nilpferd (für Ifest auf den Siebenschläfertag. druckerfestes, das sich auf den Probleme der freien Tänzer. Auch Drucker), Oktopus (für Theater- Aber der Wettergott zeigte sich Namenstag Johannes Gutenbergs die Hofmusik war originell: Sen­ netzwerk) und Känguru (für Sen- einsichtig, sodass im Hof des bezieht. Ein tänzerisches Solo der hor Alfredo brachte ein groß di- deanstalten) friedlich zusammen- Hauses der Buchdrucker in der besonderen Schwierigkeit – auf mensioniertes Instrument boxend leben (und sich hoffentlich ver- Dudenstraße beste Voraussetzun­ zum Klingen – eine bisher weder mehren). gen für einige freundliche Stun- so gehörte noch gesehene Mu- Das Beste von allem: die Stim- den herrschten. Nicht einfach bei Bei Zwiebelfisch und sikausübung. mung. Man saß einvernehmlich Bier, Zwiebelfisch, Schmalzbröt- Schmalzstulle Außerdem traf der alte Guten- und entspannt beisammen, mal chen und dergleichen. Ohne berg auf medien.k.ind: Zwei Ak- nicht zur Beratung mit Tagesord- Gautschen, aber mit interes- tive aus der Gewerkschaftsjugend nung und Rednerliste, einfach im santem Programm. Hofpflaster! – absolvierte Miriam – Martina Hartung und Lorenz Gespräch mit Kollegen an diesem Holger Menze bot einen Gang Wolff mit Grazie; der doppelsin- Kaminski – stellten die auf Papier freundlichen Johannisfest-Sonn­ durch die fünfhundertjährige Hi- nige Titel »Vogelfrei« wies zu- gebannte Idee ihres Fachbereich- abend. A.G.

Fotos: Chr. v. Polentz / transitfoto.de, Anna Schendel (2)

Festliche Vielfalt im Programm boten ein ungewöhnlicher Zoospaziergang, Boxertöne und Pflastertanz.

lich vortragen. Dabei ist eine Niemand muss allein zum Amt gründliche Vorbereitung sinnvoll. Auch in Berlin hat in den letz- Initiative zu solidarischer Begleitung in Berlin etabliert ten Jahren die Zahl der Sankti- onen beim Arbeitsamt zugenom- men, wie Mitglieder der Berliner ein Sachbearbeiter war und hat schnell Zuspruch gefun- ren Qualifikationen, betont er. Anti-Hartz-Kampagne in der Bro- Mnoch nie so freundlich wie den. Dabei werden im Sozialge- Doch zur Vermittlung der Grund- schüre »Wer nicht spurt, kriegt heute.« Jürgen M. strahlte, als er setzbuch festgeschriebene und in lagen des solidarischen Beglei- kein Geld – Sanktionen gegen aus dem Jobcenter Berlin-Pan- der Vergangenheit in mehreren tens werden in unregelmäßigen Hartz-IV-Beziehende« präzise nach­ kow trat. Ihm wurde gerade ein Urteilen bestätigte Rechte in An- Abständen Schulungsworkshops weisen. Sie kann im Internet kos­ Antrag bewilligt, den er vor mehr spruch genommen. Jetzt hat auch angeboten. Außerdem tauschen tenlos heruntergeladen werden als zwei Monaten gestellt hatte. in Berlin ein Kreis von Erwerbslo- die Begleitpersonen bei monatli- (Link s.u.). »Die solidarische Be- Bisher sei er immer wieder hinge- sen gemeinsam mit Aktivisten gleitung kann die Hartz-IV-Ge- halten worden, erzählt er. Jürgen aus sozialen Bewegungen die setze nicht verändern, aber man- M. brauch­te nicht lange nach der Infra­struktur dafür geschaffen. Stummer Protokollant che Sanktionen und andere Schi- Begründung zu suchen, warum Wer eine Begleitung sucht, kann oder aktiver Fürsprecher kanen im Jobcenter verhindern«, er jetzt Erfolg hatte. Er hatte über die E-Mail-Adresse solida- meint eine der Aktivistinnen. dieses Mal eine Begleitung seiner [email protected] Kon- Auf der Homepage zahltagber- Wahl dabei. takt aufnehmen. Die Anfrage chen Arbeitsfrühstücken ihre Er- lin.blogsport.de sind aktuelle Ter- Jürgen M. ist kein Einzelfall. wird an den Personenkreis wei- fahrungen aus. Die Rolle der Be- mine wie Workshops, Arbeitstref- Nach der Einführung von Hartz IV tergeleitet, der sich als Begleit- gleitpersonen kann je nach Ver- fen und öffentlichkeitswirksame und den damit verbundenen ver- personen zur Verfügung gestellt einbarung denkbar unterschied- Veranstaltungen zur Begleitung stärkten Schwierigkeiten von Er- hat. »Dieser Pool soll natürlich lich sein. Sie können den Termin zu finden. Peter Nowak werbslosen in den Jobcentern wur­ ausgeweitet werden«, betont Jens schweigend protokollieren, aber de die solidarische Begleitung in Neuling von der Begleitinitiative. auch in Absprache mit den Er- http://www.hartzkampagne.de/pdfs/bro- zahlreichen Städten eingerichtet Es brauche dazu keine besonde- werbslosen deren Anliegen münd­ schuere_zu_sanktionen_2008_11_24.pdf

3 3|09 sprachrohr blickpunkt meinung Parforceritt durch die deutsche Kulturpolitik ver.di-Künstler fordern vor der Wahl von Politikern bessere soziale Sicherung

it 14 detaillierten Fragen Fotos: Chr. v. Polentz / transitfoto.de und betonte die Bedeutung kul- Mverlangte die Fachgruppe tureller Einrichtungen für die Bildende Kunst bei ihrer Veran- Wirtschaft. Viele der Fragen und staltung zur Bundestagswahl im Vorwürfe aus dem Publikum wid- Berliner ver.di-Haus PolitikerInnen meten sich der Altersvorsorge, von SPD, den Grünen, der Linken dem DDR-Versprechen nach einer sowie der FDP einen Parforceritt »Intelligenzrente«, das nach der durch die deutsche Kulturpolitik Wende hinfällig war, der unge- ab: Vom Kulturetat des Bundes rechten Behandlung von erwor- über das Staatsziel Kultur im benen DDR-Rentenansprüchen Grundgesetz, der Berücksich­ wie bei den Tänzern. tigung von Kunst in den PISA- Die Grüne Kurth wehrte sich Studien bis hin zum Goethegro- etwas erschöpft mit der Bemer- schen erwartete der Berliner Ma- kung: »Ich habe fast den Ein- ler Gotthard Krupp als Moderator druck, Sie meinen uns vom Wert von ihnen klare Aussagen. Der der Kultur überzeugen zu müs- CDU-Stuhl blieb bei der Diskussi- sen, dabei sind wir es doch, die in on »Wer für die Kunst lebt, soll unseren Parteien dafür kämpfen.« Zu Tempo verpflichtet: das konsequente Podium auch von der Kunst leben kön- Harte Kritik bekam die Linke nen« frei, doch auch so reichte Mühlberg zu hören, da ihre Partei die Zeit kaum für Antworten und konfrontiert mit dem Fraktions- Kunst und Kultur »nicht den rich- auf Bundesebene eine ­Atelier- die Kommentare der rund 80 Teil- beschluss zur Stimmenthaltung tigen Stand in der Werteord- Finanzhilfe auch für Künstler mit nehmer aus der Künstlerschar. wie bei den Grünen oder sind in nung« haben (Kurth). Hartz-IV-Status fordere, dies in Um hohe Geschwindigkeit be- der SPD Koalitionszwängen un- Auch der Fortbestand des Aus- der Berliner Landesregierung aber mühten sich auf dem Podium Pe- terworfen durch einen Regie- schusses »Kultur und Medien« nicht umsetze. Und Groll im Pu- tra Merkel (SPD, Berlin), Chri- rungspartner, der das Staatsziel scheint dem Quartett nicht sicher. blikum erntete der Liberale Waitz, stoph Waitz (FDP, ) und Kultur überwiegend ablehnt. Es fürchtet zudem, dass die Situa- der zwar wie die anderen für den Undine Kurth (Bündnis 90/Die Weitere Hindernisse beschrieb tion für Künstler durch die Wirt- Erhalt der Künstlerso­zialkasse ein- Grünen, Quedlinburg), alle Mit- schaftskrise noch schwieriger tritt, aber zugleich meinte, die glied oder Stellvertretung im Bun- werde, da viele kulturelle Ausga- Entscheidung, Künstler zu wer- destagsausschuss »Kultur und Freiwillig oder ben zu den so genannten freiwil- den, sei ein privates soziales Risi- Medien« sowie der Enquete- Staatsziel ligen Leistungen gehören, die ko und könne nicht von der Ge- Kommission des Bundestags, die sich Länder und Kommunen zu- meinschaft aufgefangen werden. im Dezember 2007 nach vier Jah- nehmend weniger leisten wollen, Hätten die Abgeordneten den ren, zahlreichen Gutachten, Um- das Bundestagsquartett so: »Be- können oder sogar dürfen, wenn ver.di-Saal nicht zur angekündig­ fragen und Expertenrunden eine gehrlichkeiten« von Interessens- die Gemeinden unter Finanzauf- ten Zeit verlassen müssen, wäre Studie zum kulturellen Leben in gruppen, die andere Ziele im sicht stehen. es bei der Diskussion um Kunst Deutschland mit 459 Verbesse- Grundgesetz festschreiben wol- Müller-Morenius wandte sich und Kultur wohl noch lange heiß rungsvorschlägen erarbeitet hat- len (Waitz), Bewahrer des Kultur- gegen Versuche, Kulturförderung her gegangen. te. Für die Linke saß die Kultur- föderalismus der Länder, die auf Sponsoren zu verlagern: »Wir Susanne Stracke-Neumann und Medien-Referentin der Bun- Staatseinmischung fürchten (Mühl­ wollen keine Kultur nur nach destagfraktion Annette Mühlberg berg) und sich »querstellen«, wie Marktgesetzen.« Auch Bleicher- Schlussbericht der Enquete-Kommission »Kultur in Deutschland« http://dip21. in der Expertenrunde, die vom bei der Bundeskulturstiftung Nagelsmann warnte davor, die bundestag.de/dip21/btd/16/070/ Bundesvorsitzenden der Bilden- (Merkel), sowie eine Politik, in der Kultur dem Sparzwang zu opfern 1607000.pdf den Künstler in ver.di Lorenz Mül- ler-Morenius sowie dem Bundes- geschäftsführer des Verbandes Demo deutscher Schriftsteller Heinrich Bleicher-Nagelsmann komplet- Stoppt die Datenkrake! tiert wurde. Für Freiheit statt Angst und ge- Große Einigkeit zeigten die Gä- gen Massenüberwachung richte­ ste beim Staatsziel Kultur im te sich schon mehrfach Protest. Grundgesetz. Auch in der En- Der bundesweite Arbeitskreis quete-Kommission hatten sich Vor­ratsdatenspeicherung, der die die Mitglieder aus allen Parteien Ver­fassungsbeschwerde im Na- dafür ausgesprochen. Großen Un­ men von 34 000 Bürgern koordi- mut äußerte das Publikum, dass nierte, ruft erneut zu einer Demo sich trotz dieser Einigkeit die Be- in Berlin auf. Auch die dju unter­ dingungen für Künstler weder bei stützt das Anliegen und fordert Honoraren noch bei der sozialen ein klares staatliches Bekenntnis Sicherheit verbesserten. Doch ste- zu Informantenschutz und Zeug­ hen Kulturpolitiker bisweilen in nisverweigerungsrecht: 12. Sep- ihrer Fraktion allein, wie es der Nur zeitlich limitiert: Fragen, Vorwürfe, Statements. tember 15 Uhr, Potsdamer Platz. FDP-Mann Waitz erlebte, sind

4 blickpunkt sprachrohr 3|09 Besser verzahnt oder Zentralisierung Viele unbeantwortete lieber mit mehr Biss? Fragen »Die Leute sind unruhig«, so Be- Berliner Verlag: Neueigentümer wollen durch mehr Zentralisierung triebsratschefin Renate Gensch zur gegenwärtigen Situation im und mit Synergieeffekten wieder mal Kosten senken Berliner Verlag. Der neue Eigen- tümer MDS hat ein Dutzend Ar- beitsgruppen eingesetzt, die in »allen Bereichen mächtig aktiv r redet ziemlich viel und sagt Foto: Chr. v. Polentz / transitfoto.de Edoch sehr wenig. Ein Inter- sind«. Nach dem Willen der view mit dem Schriftsteller und MDS-Verlagsmanager sollen Nobelpreisträger Günter Grass war möglichst viele Bereiche und das vermeintliche Glanzstück der Abteilungen zentralisiert wer- Wochenendausgabe der »Frank- den. Der Betriebsrat pocht da- furter Rundschau«. Bietet das rauf, dass er in alle Planungen »Magazin«, die meist erbauliche über die Zukunft des Unterneh- Wochenendbeilage der »Berliner mens miteinbezogen wird. »Es Zeitung«, mehr Kurzweil auf dem wird sich der Standort durchset- sonnigen Balkon? Doch auch hier zen, der das beste Preis-Leis­ findet sich das seitenlange Inter- tungsverhältnis bietet«, so Zei- view mit dem Großdichter. tungsvorstand Konstantin Ne- Es liegt nicht am Sommerloch. ven DuMont. Weiterhin unklar Vielmehr machen sich die vom ist die Honorierung der Freien, ­Eigentümer der beiden Blätter, deren Texte mehrfach genutzt dem Kölner Medienhaus DuMont werden. Vereinzelt haben Freie Schauberg (MDS), und von Uwe bereits Autorenverträge bekom- Vorkötter, Chefredakteur der Ber- men, über deren Inhalt der Be- triebsrat allerdings nicht infor- liner Zeitung, angekündigten Sy- Egal, was draufsteht, überall ist MDS drin: Entscheiden Qualität und nergieeffekte bemerkbar. Quer Inhalt oder die Strategie der Kostensenkung? miert wurde. durch »Frankfurter Rundschau« (FR) und »Berliner Zeitung« fin- den sich seit geraumer Zeit immer triebsräte befürchten, dass durch drastischen Einschnitten den Ver- Bayreuth. Auch bei Buch-, Plat- wieder identische Texte. »inhaltliche Vereinheitlichung« lag auf Rendite trimmen wollte. ten- oder Theaterrezensionen Stel­lenkürzungen nicht ausblei- »So wollen wir da nicht reinge- wird sehr viel Wert auf das Eigene ben sowie die »Kompetenz und hen.« Doch Neven DuMont zufol­ gelegt. Zu Recht. Gleiches gilt für Textaustausche und Glaubwürdigkeit der jeweiligen ge kämen alle Strukturen des nach den Politik-Teil der Zeitung. Jeder Reporterpool Titel vor Ort« Schaden nehmen Auflage drittgrößten deutschen Beobachter der Landes-, Bundes- werden. Zeitungsverlages mit 10.000 Be- oder Europapolitik ordnet das Die Blätter hätten sich in ihrem schäftigten »auf den Prüfstand«. Geschehen unterschiedlich ein. Gerold Büchner, neu gewählter jeweiligen Verbreitungsgebiet ver­ Zur Kostensenkung müssten »alle Nicht nur in den vielen Zeitungsti- Sprecher des Redaktionsaus- schieden entwickelt, schreiben die Bereiche ihren Beitrag leisten«. teln – auch in der Unterschied- schusses der »Berliner Zeitung«, Betriebsräte. »Dieser Unterschied­ Über sogenannte »Syndications- lichkeit der Berichterstattung wi- sieht die Doubletten vorerst ge- lichkeit, die sich bei der Themen- Pools« sollen die MDS-Titel unter­ derspiegelt sich die in Festreden lassen. Noch sei es für eine Mei- findung niederschlägt, muss unbe­ einander Texte austauschen. Einen gerne gepriesene Pressevielfalt. nung zu früh; vom Redaktions- dingt Rechnung getragen werden. Reporterpool einzurichten und Günter Frech ausschuss werde aufmerksam be- Wir sehen keinen Vorteil darin, das Korrespondentennetz zu ver- obachtet, was da an Texten zwi- sich von diesem Erfolgsweg zu einheitlichen sei weiter geplant. schen den Zeitungen hin und her verabschieden.« Der Verlag wird Dass sich mehrere Zeitungen wandere und ob es Auswir- aufgefordert, die Redaktionen mit zum Beispiel Auslandskorrespon- Nachfolger kungen auf die journalistische Personal aufzustocken, damit die­ denten oder Sportreporter teilen, Qualität gebe. »Insgesamt gehen se sich in ihrer Region inhaltlich hat es immer schon gegeben. Neue gewählter wir mit großem Selbstbewußtsein besser profilieren können. Meist taten oder tun das Zei- an den Austausch«, so Büchner. tungen, die sich in ihrem Verbrei- Redaktionsausschuss Was sich für die Abonnement- tungsgebiet nicht in die Quere Alle Bereiche Die bisherigen Mitglieder des zeitungen abzeichnet, soll auch für kommen. Überregionale Blätter Redaktionsausschusses der die Boulevardtitel »Berliner Kurier«, auf dem Prüfstand setzen auf Exklusivität. »Berliner »Berliner Zeitung« Sabine Ren- »Kölner Express« und »Hamburger Zeitung« und »Frankfurter Rund- nefanz, Thomas Rogalla und Morgenpost« gelten. Sie seien schau« haben den Anspruch, Zei- Regine Zylka haben nicht wie- nicht dagegen, dass Synergie- »Die Vision von Montgomery tungen mit überregionaler Be- der kandidiert. Ihre Nachfolger Chancen genutzt würden, schrei- war ja das, was wir jetzt tun«, deutung zu sein. sind: Matthias Rock (Bereich ben Betriebsräte in einem offenen sagte unlängst MDS-Zeitungsvor- Als sei sie in Stein gemeißelt, CvD), Katja Tichomirowa (Politik­ Brief an den MDS-Vorstand. stand Konstantin Neven DuMont. verteidigen die meisten Feuille- redaktion) und Gerold Büchner »Dass Synergien aber vorrangig Dem Finanzinvestor und Vorbesit- tonredakteure ihre Exklusivität, (Bundesbüro), der zum Sprecher zur Kostensenkung genutzt wer- zer des Berliner Verlages sei aller- schicken eigene Leute zu den gewählt wurde. den, das greift zu kurz.« Die Be- dings anzukreiden, dass er mit zu Festspielen nach Salzburg oder

5 3|09 sprachrohr Berichte meinung Erfolgreiche Operation ALEX ALEX ist als Einrichtung der Medienanstalt Berlin-Branden- am offenen Herzen burg (mabb) gebührenfinan- ziert. Das Fernsehprogramm erreicht rund 1,25 Millionen Mit ALEX wird der OKB zeitgemäß und kreativer Berliner Kabelhaushalte unver- schlüsselt und direkt. Im Radio Mit neuem Namen, neuem Logo und Internetauftritt ging ALEX Ende Mai an den Start. Eine ist ALEX über die UKW-Fre- Zäsur im Evaluations- und Reformprozess des seit 1985 bestehenden Offenen Kanals Berlin (OKB). quenz 97,2 und über Kabel Sichtbar sind technische Erneuerungen – in den letzten eineinhalb Jahren wurden digitale HD- 92,6 auf Sendung. Unter fähige Kameras, ein digitaler Bildmischer, Anlagen für die digitale Sendeabwicklung und eine www.alex-berlin.de ist das An- neue kleine digitale mobile Einheit mit audio- und Videomischer für Außendrehs neu angeschafft gebot im Internet ständig er- sowie die Räumlichkeiten umgestaltet. Unverkennbar sind Veränderungen im Programm. Vor reichbar. Nach ihrer Erstaus- allem aber weht ein frischer Wind an der Voltastraße. Was sich nach einigen Wochen ALEX sagen strahlung sind Sendungen lässt und warum die trimediale Plattform für jedermann für den Medienstandort Berlin generell über die Mediathek nutzbar. ein Gewinn sein soll, erläuterte ALEX-Leiter Volker Bach.

Es heißt, mit ALEX werde der ver- gab, lief weiter, Neues kam lau- liches erprobt werden können – getan. ALEX hat sich in allen er- dienstvolle OKB aus der Krise ge- fend hinzu. Die Atmosphäre hat egal ob Radio, Fernsehen oder reichbaren Ausbildungseinrichtun­ holt? sich grundlegend geändert. Wir Web 2.0. gen vorgestellt, wir haben Res- In seinem Zustand vor drei, vier sind offener, transparenter ge- sourcen erläutert und um Mitar- Jahren war der OKB nicht mehr worden, Erscheinungsbild und In- Strahlen diese Bemühungen aus beit geworben. Zugleich wurden zeitgemäß. Die Berliner kannten halte sollen besser zusammen- bis in die Profi-Medien? im Netz gute Sachen ausfindig das Fernsehprogramm – wenn passen. Die Macher sollen sich Die Moderatorin unserer Sen- gemacht. Bestes Beispiel war die überhaupt – nur als das »mit dem wohlfühlen, als Teil einer ALEX- dung »Film gevagued« etwa wur- Musik-Talk-Show »TV Noir« von Krisselbild«. Es gab Nutzerrück- Gemeinschaft. Diesen Gedanken de kürzlich vom rbb angefragt. Enthusiasten in Kreuzberg, die in- gang, 2006 zählte man wohl fördern wir sehr – nicht nur da- Solche »Abwerbung« wäre für un­ zwischen mit unserer Technik auf- noch 266 eingetragene. Die Quali­ mit, dass die Produzenten sich sere Macher im ersten Moment gezeichnet bei uns gesendet wird, tät des ausgestrahlten Programms gegenseitig in ihren Sendungen bitter, entspricht aber genau un- sowohl im Fernsehen als auch im war umstritten. Zudem ging mein ankündigen. serem Konzept als Sprungbrett Netz. Auch »Lotte-TV« entstand Vorgänger in Pension. All das hat für qualitativ Gutes, schließlich so. Anfänglich haben wir richtige die Medienanstalt Berlin-Bran- Mit dem Werkstudio kümmern sind wir gebührenfinanziert. »Content-Scouts« in die junge denburg zum Anlass genommen, Sie sich neuerdings gezielt um Szene losgeschickt. Und wir koo- sich ihren Bürgerkanal genauer Produzentenfortbildung? Foto: ALEX perieren auch, etwa mit Festival- anzusehen. Nach der Evaluation Schon vor ALEX gab es sehr gu- TV oder nach wie vor mit Uni-­ 2006/07 hat der Medienrat dann te Programmbestandteile, For- Radio. Das so entstandene Pro- entschieden: es gibt ein Potenzial, mate und Sendungen. Es wurden gramm – etwa 20 neue Sen- aber es muss reformiert werden. auch immer mal wieder Kurse an- dungen wurden inzwischen eta- Im Abgeordnetenhaus wurde das geboten. Echt neu ist: Wir bün- bliert – muss sich jetzt stabilisie- im Februar 2008 auch offiziell be- deln sie und liefern alles kom- ren. Etwa ab Herbst, denke ich, schlossen. pakt. Künftig wollen wir für die können wir dann auch verstärkt Qualifikation sogar Zertifikate in der Öffentlichkeit werben. Das bedeutete dann eine neue vergeben. Wir organisieren auch Art von Auftrag? spezielle ALEX Lectures, wo ge- Man hat ALEX drei bis fünf Jahre Unser Auftrag ist stärker zwei- standene Profis ihr Wissen wei- Zeit zur Erneuerung gegeben. geteilt. Es geht weiter um die Ver- tergeben und befragt werden Darüber sind wir sehr froh. Und mittlung von Medienkompetenz. können. Generell wird es im ALEX die braucht es auch, um den Wir wollen aber auch Wahrnehm- Werkstudio drei Fortbildungsstu- Imagewandel, einen Produzenten- barkeit in der Öffentlichkeit, ein fen geben. Das Werk­studio klas- wandel und einen neuen Nähr­ Abbild und eine Bündelung von sik ist bereits eingeführt und bie- boden für Kreativität zu schaffen. Kreativität in der Region. Das hat tet das Basiswissen in etwa zehn Erneuerer mit Ehrgeiz: V. Bach Ein etwas weiterer Weg wird es auch intern einen Lernprozess Einführungkur­sen pro Monat. wohl auch sein, sich noch besser und Debatten bedeutet. Wir ha- Man lernt etwas über Hörfunk- Und wie steht es damit, gutes für Gruppen mit Migrationshin- ben jetzt fast doppelt so viele Mit- technik, die Kameras zu bedie- Altes zu bewahren, aber neue In- tergrund zu öffnen. arbeiterinnen und Mitarbeiter – nen, Fertigkeiten im Schneiden halte, neue Macher aufzubieten? 13 Festangestellte, etliche Werk- und Drehen. In der zweiten Jah- Wir haben inzwischen ungefähr Und was soll ALEX 2012 oder studenten, Projektstellen, neuer- reshälfte 2009 gehen wir die 580 eingetragene Produzenten. 2014 sein? dings sogar einen Volontär – und nächsten beiden Stufen an, ge- Da sind Gestandene darunter, de- Der Sender für das attraktive mussten uns über Ziele neu ver- nannt plus und pro. Da werden nen wir jetzt helfen, etwa jahr- Berlin unterhalb der Profi-Ebene. ständigen. Doch Begeisterung für inhaltliche Gestaltung, spezielle zehnte alte Vorspänne oder die Der Slogan könnte sein »Wenn du die Möglichkeiten eint alle. Lichteffekte und ähnliches im Studiodekoration zu modernisie- an Medien in Berlin denkst, sollst Vordergrund stehen, auch Genre- ren. »Pfeiffers Ballhaus« ist so ein du auch an ALEX denken. Wenn Wie ist der eigentliche Reform- fragen etwa beim Hörfunkfea- Beispiel, oder die Kritikerrunde du an Bürgermedien denkst, prozess bisher gelaufen? ture. In Stufe drei wollen wir rich- »Der spitze Kreis«. Erste wesent- musst du nach Berlin gucken.« So Quasi als Operation am offenen tige Kreativkurse anbieten, wo liche Schritte haben wir auf den ehrgeizig sind wir dann schon. Herzen. Alles, was es bisher schon neue Redaktionsmodelle und ähn­ Mediennachwuchs in Berlin zu Fragen: Helma Nehrlich

6 blickpunktBerichte sprachrohr 3|09 Es duftet nicht, es stinkt penetrant Krasses Beispiel für prekäre Beschäftigung im PR-Bereich: Volontär für fast umsonst

erlin ist ein hartes Pflaster für sich der Suchende orientieren len Praktikanten noch einen aus- schulabsolventen top-qualifizierte BBerufseinsteiger. Denn Berlin kann, entwickelt sich dies in der gebildeten Wirtschaftler als Mar- Mitarbeiter suchen, die nahezu ist beliebt. Das zeigt die jüngste PR gerade erst. Die Deutsche Pu- keting-Trainee für 450 Euro im umsonst arbeiten«. Absolventenstudie der Humboldt- blic Relations Gesellschaft (DPRG) Monat. Dass ausgerechnet dieses »MyParfüm« antwortete mit Uni: Nur 35 Prozent der Abgän- Start-Up-Unternehmen vom Busi- einem offenen Brief und einem ger von 2007 haben ein Berliner ness-Plan-Wettbewerb unter der Gesprächsangebot an ver.di, da Abitur, aber 60 Prozent haben Nachholbedarf Schirmherrschaft des branden- die Situation von Unternehmens- nach zwei Jahren hier eine Be- im PR-Bereich burgischen Wirtschaftsministers gründungen nicht berücksichtigt schäftigung gefunden, allerdings und des Berliner Wirtschaftssena- werde. Das PR-Volontariat für nur zu einem Drittel auf einer un- tors, organisiert von den Berliner 400 Euro gehe auf die hartnä- befristeten Stelle. Jeder sechste verweist dafür auf die Prüfungs- und Brandenburger Investitions- ckige Initiativbewerbung einer von ihnen arbeitet als Praktikant, und Zertifizierungskommission der banken IBB und ILB sowie der jungen Frau zurück. »Aus Grün- Trainee oder wissenschaftliche deutschen Kommunikationswirt- Vereinigung der Unternehmer- den der Chancengleichheit« ha- Hilfskraft. Gering bezahlte Tätig- schaft, die 2008 ihre Arbeit für verbände UVB, ausgezeichnet be die Firma die Stelle öffentlich keiten sind bei den geisteswissen- »einheitliche und unabhängige wurde, war für den stellvertre- ausgeschrieben. schaftlichen Absolventen häu- Prüfungen auf hohem Qualitäts- Der Pressesprecher des von ver.di figer als bei anderen. niveau« aufgenommen hat. Die kritisierten Business-Plan-Wettbe- Wie schon 2007 die Studie der DPRG gibt außerdem einen Ho- Erst prüfen, dann werbs, Matthias Haensch, erklär- FU Berlin im Auftrag des DGB norarspiegel heraus, der für 2007 preisen te, die Organisatoren IBB, ILB und zeigte, sind im Berliner Medien- ein durchschnittliches Grundge- UVB seien selbst Tarifverträgen und Kulturbereich un- und unter- halt bei PR-Volontären von 1309 verpflichtet. Dies sei auch Thema bezahlte Praktika nach dem Stu- Euro und bei PR-Praktikanten von tenden ver.di-Landesbezirksleiter der Teilnehmerschulung. Es sei dienabschluss besonders häufig. 431 Euro verzeichnet. Andreas Köhn Grund zu einer aber nicht leistbar, allen zuletzt Dass die große Konkurrenz der Kein Wunder also, dass sich der harten Kritik. In einer Pressemit- 370 Teilnehmerfirmen im Internet Bewerber nicht nur auf Praktika Akademiker erstaunt die Augen teilung, die von mehreren Zei- nachzuspüren, wie die Personal- durchschlägt, sondern auch auf rieb, als er auf »Jobmensa.de« im tungen aufgenommen wurde, politik außerhalb des vorgelegten die Volontariate, zeigte jüngst ein Juli 2009 ein PR-Volontariat bei verlangte er, dass öffentliche In- Konzepts aussehe. Köhn bleibt krasses Beispiel aus dem PR-Be- der Berliner Firma »MyParfüm« stitutionen, wie die Investitions- dabei, dass eine solche Überprü- reich. Während es für journalis­ fand, das als Vollzeitstelle mit 400 banken, die zu kürenden Firmen fung zumindest bei den Firmen, tische Volontariate seit Jahren Ta- Euro im Monat vergütet werden einer genauen Prüfung unterzie- die in die engere Wahl für einen rifverträge oder Sendervereinba- soll. Außerdem suchte die Firma, hen und nicht Unternehmen prei- öffentlichen Preis kommen, gelei- rungen gibt, an deren Ausbil- die Internetbestellern die indivi- sen, die »unter Ausnutzung der stet werden muss. dungsinhalten und Vergütungen duelle Duftnote mixt, neben vie- Arbeitsmarktsituation für Hoch- Susanne Stracke-Neumann

er Zweite Weltkrieg, am 1. DSeptember 1939, vor 70 Nachdenken über den Frieden Jahren, entfesselt, war ein völker- rechtswidriger »Angriffs- und Ver­ nichtungskrieg, ein vom national- Ausstellung ehrt Verweigerer 70 Jahre nach Beginn des 2. Weltkriegs sozialistischen Deutschland ver- schuldetes Verbrechen«. Seit sei- zung auf, erst am 23. Juli 2002 tion«, erst am 26. August 2009 Hitlers Feldzug verweigerten, fühlt nem Ende mussten 52 Jahre ver- die wegen »Feigheit«, »uner- die wegen »Kriegsverrats«. sich eine Ausstellung verpflichtet, gehen, bis der Deutsche Bun­destag laubter Entfernung« und »Deser­ Dem Vermächtnis aller, die sich die am 27. August in der Medien- am 15. Mai 1997 mehrheitlich zu Galerie im Haus der Buchdrucker dieser Erkenntnis kam. Foto:S. Lachmann in der Dudenstraße eröffnet wur- Der gleichen Einsicht folgten de. Eine Autorengruppe mit Hans allerdings schon zwischen 1939 Canjé, Lothar Eberhardt und Ger- und 1945 eine Reihe von Wehr- hard Fischer sowie Gestalter Sieg- pflichtigen und Angehörigen der fried Lachmann sehen die Schau Nazi-Wehrmacht, die sich dem als gewerkschaftlichen Beitrag, mörderischen Waffendienst ent- geschichtliche Zusammenhänge zogen: als Kriegsdienstverweige- zu verdeutlichen und Einzel- rer, »Wehrkraftzersetzer«, Über- schicksale zu dokumentieren. Sie läufer, »Kriegsverräter«. Gegen soll zum Nachdenken über Frie- sie verhängte die NS-Militärjustiz densarbeit heute anregen. über 30 000 Todesurteile, von de- neh nen mehr als 20 000 vollstreckt Die Ausstellung: Sie verweigerten sich. wurden, und Zehntausende von Kriegsdienstverweigerer, Überläufer, »Wehrkraftzersetzer«, »Kriegsverrä- Freiheitsstrafen. Erst am 25. Au- ter« im Zweiten Weltkrieg wird von gust 1998 hob der Bundestag die Diskussionsrunden und Filmveranstal- Urteile wegen Kriegsdienstver- tungen begleitet. Das detaillierte Pro- Gedenkstein für Kriegsdienstverweigerer in Potsdam gramm siehe Terminseite und unter: weigerung und Wehrkraftzerset- www.mediengalerie.org

7 3|09 sprachrohr Berufsverband Bildender Künstler Berlin BBK Rundumdienstleister für Kreative aus aller Welt

Einmalige Einrichtung: Kulturwerk des Berufsverbandes bildender Künstler

Die Einrichtung ist einmalig, bis zu 250 Nutzern aus aller Welt man sowohl Hochschulabsolventen in ihrer Form und Größenord- im Jahr. Auch Brennöfen­ für Ton und in Berlin ansässige Bildhauer nung wohl weltweit ein Uni- oder Glas beherbergt das langge- als auch international bekannte kat: Das Kulturwerk des Berufs- streckte Gebäude. Seine neueste Künstler. Nach Eignung oder Refe- verbandes Bildender Künstler Errungenschaft holt Maruhn dann renzen wird keiner gefragt. Berlin (BBK) bietet Infrastruk- wahrhaftig aus dem Tresor: der turen für die bildende Kunst. Aluminiumkoffer enthält den Wert as unbürokratische, fast basis- Und das nicht nur für Mitglieder eines Kleinwagens – ein 3-D-Scan- Ddemokratische Herangehen des Verbandes, die Einrich- ning-System, mit dem beispielswei- hat im Kulturwerk Tradition. Der äl- tungen stehen vielmehr »allen se Skulpturen per Laser abgetastet teste Bestandteil, die Druckwerk- professionellen Künstlerinnen und digital erfasst werden können. statt, entstand bereits 1955. Sie gerade eine Serie sehr grün domi- und Künstlern aller Nationali- Das Scan-Ergebnis lässt sich dann zog 1973 ins Künstlerhaus Betha- nierter Siebdrucke fertigt, auf de- täten offen«. sogar ausdrucken und eröffnet nien nach Kreuzberg, atmet bis nen sich ein aus dem Zugfenster ganz neue Möglichkeiten künstle- heute den Geist von Kommune fotografierter Baum stückweise aus n der Bildhauerwerkstatt Osloer rischer Weiterverarbeitung. Über- und nennt sich stolz die »umfang- dem Bild schiebt... I Straße ist morgens schon Be- haupt habe sich das Arbeiten in reichste nichtkommerzielle künstle- Im Keller befindet sich eine ein- trieb: Unten in der Halle, wo riesige den vergangenen Jahren sehr ver- rische Druckwerkstatt weltweit«. zigartige Papierwerkstatt, der Gan- steinerne Brunnenelemente eines ändert. »Mixed-media-Projekte« Leiter Mathias Mrowka spricht von glof Ulbricht vorsteht. Man glaubt japanischen Künstlers den 12 Me- seien immer mehr im Kommen, Di- »kreativer Atmosphäre« und da- dem »Schöpfer von Bethanien« so- ter hohen Raum dominieren, wird mensionen vergrößerten sich. von, die Idee einer »lebendigen, of- fort, wenn er erklärt, jede Art von an Marmorskulpturen gehämmert Die Künstler schätzen die Vorzü- fenen Werkstatt täglich mit Leben Papier herstellen zu können, von und gefräst. Weiter hinten schweißt ge der Einrichtung: Sie finden hier zu erfüllen«. Das 1974 angelegte dem ihm, egal aus welchem Ende jemand oder gießt ein Kunstharz- Arbeitsstrukturen vor, in denen sie Archiv zeuge davon. Mit mittler- der Welt, ein Musterstück zuge- gemisch in Formen. Oben auf der einfach kreativ sein können. Es bie- weile 5000 Blättern dürfte es damit sandt wird. Gerade entsteht Bütten Empore sind Gips und Holz die be- tet sich ihnen zudem ein »Sozialge- zugleich eines der gewichtigsten für Urkunden, die die Universität vorzugten Arbeitsmaterialien. Hier füge, das ein Künstler sonst meist für zeitgenössische Druckwerke Hamburg bestellt hat. Auch Buch- im Wedding, in der denkmalge- nicht hat«. Werkstattleiter beraten sein. Das Kulturwerk belegt mit bindearbeiten können in der Druck- schützten ehemaligen Arnheim- – auch auf Englisch –, helfen dabei, 1650 Quadratmetern nur einen werkstatt erledigt werden. Zuneh- schen Tresorfabrik, kann sich für technische Fragen und Probleme zu Bruchteil des einst Mauer-nahen mend kommen neue digitale Tech- günstiges Geld jeder einmieten, der lösen, kennen sich aus mit Materi- ehemaligen evangelischen Kran- niken zum Tragen. Die Computer- die Räumlichkeiten – insgesamt alien und günstigen Bezugsquel- kenhausbaus am Mariannenplatz. arbeitsplätze, von denen aus auch 3600 Quadratmeter – die Infra- len. Doch auf das, was geschaffen Doch können in der Werkstatt alle der Digitaldruck gesteuert wird, struktur, die Werkzeuge und Ma- wird, nimmt niemand Einfluss. Es bekannten drucktechnischen Ver- sind ständig belegt. Drei englisch- schinen in den fünf multifunktio- können moderne Säulen für die In- fahren ausgeübt werden. Es entste- sprechende Mittzwanziger trifft nalen Werkstattbereichen nutzen nenarchitektur ebenso sein wie hen Siebdrucke, Offset-Arbeiten, man dabei, wie sie im neu herge- möchte, um Projekte in Metall, überdimensionale Tennisbälle oder Radierungen, Holzschnitte, Litho- richteten Keller-Aufnahmestudio Stein, Holz, Keramik oder Glas zu glänzende Pop-Art-Skulpturen, In- grafien und großformatige Fotos. ihr Equipment für Musikaufnah- erarbeiten. 20 bis 25 Künstler kön- stallationen mit Jalousien, realis- »Mich interessieren ausschließlich men vor der Screen-Wand für die nen hier gleichzeitig tätig sein, er- tische Akt-Figuren oder ein monu- Einzelobjekte. Ich mache Bewe- Green-Box aufbauen. Zu den Vide- läutert Jan Maruhn, der Leiter. Mit mentales metallenes Trojanisches gungsstudien«, erklärt die nicht oschnittplätzen ist inzwischen auch Blick auf die Statistik spricht er von Pferd. Unter den Nutzern fände mehr ganz junge Graphikerin, die ein HD-fähiger hinzugekommen...

8 Berufsverband Bildender Künstler Berlin BBK sprachrohr 3|09 Rundumdienstleister für Kreative aus aller Welt

Einmalige Einrichtung: Kulturwerk des Berufsverbandes Endlich aus der bildender Künstler Tarifflaute raus

ie Geschichte der Einrichtung lin erhalten. Für den Berliner Dop- Dund die Vielfalt der Aufgaben pelhaushalt 2010/11 sei der tarif- brachten es mit sich, dass die 22 liche Mehrbedarf auch bereits an- festangestellten Beschäftigten und gemeldet. Damit könne man es einige Honorarkräfte zu sehr unter- aber nicht bewenden lassen. Ziel ne Einrichtung als »Klammer für schiedlichen Zeiten und Konditi- eines großen Haustarifvertrages für Synergieeffekte«, vorrangig als onen zum Kulturwerk des BBK stie- die Beschäftigten des Kulturwerkes Dienstleister, der sich um struktu- ßen. Zum Stamm gehören neben sei eine weitgehende Angleichung relle Künstlerförderung kümmert Verwaltungsbeschäftigten auch an die Landestarife des Öffent- und geförderte Arbeitsstrukturen Kunsthistorikerinnen, Soziologen, lichen Dienstes, wie sie auch in Mu- bietet. Vieles greife da »ineinan- Immobilienkaufleute, Künstler mit seen und anderen hauptstädtischen der« und alle Bestandteile des technischer Qualifikation sowie Kultureinrichtungen gezahlt wür- »Rundumangebots« trügen zur Si- Handwerksmeister. Die ursprüng- den, meint Schöneburg. cherung von Arbeitsbedingungen lich nach BAT geregelte oder daran Zwar existiert eine gewerkschaft- bei. Er hebt die »voraussetzungs- orientierte Bezahlung ist längst pas- liche Tarifkommission im Kultur- Von »gemischter internationaler lose Zugänglichkeit« der Dienstlei- sé. Gemessen an den Maßstäben werk. Hilfreich wäre es jedoch, Kundschaft« und etwa 450 Nut- stung hervor und legt Wert auf die des Öffentlichen Dienstes in der wenn die geplante Betriebsrats- zern pro Jahr, die für eine gute Aus- Feststellung, dass der beträchtliche Hauptstadt sei mittlerweile ein Ent- wahl bald erfolgreich vonstatten lastung sorgen, berichtet Mathias Effekt, der schließlich dazu beitra- geltniveau erreicht, mit dem die ginge und eine arbeitsfähige Inte- Mrowka. Um die 40 Prozent seien ge, dass die Bildende Kunst in Ber- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ressenvertretung das vor Monaten ausländische Künstler. Aus Berlin lin zu solcher Blüte kommen konn- »nicht mehr qualifikationsgerecht zurückgetretene Gremium ersetze. und dem Umland kommt vielleicht te, »relativ wenig Geld kostet«. bezahlt« würden. Meint selbst die »Gemeinsam sollten wir dann ein Drittel der Nutzer. Leben muss das Kulturwerk Geschäftsführung. Wenigstens gä- auch tariflich Bedingungen schaf- hauptsächlich von Haushaltsmit- be es, so Kotowski, »keine unbe- fen, wie sie einer solch einzigar- ie beiden Werkstätten sind teln des Senats. In den Werkstät- zahlten Praktikanten und keine tigen Einrichtung und ihren enga- Dwomöglich die bekannteren, ten gehen sie zu etwa 70 Prozent 1-Euro-Jobber«. Doch um wieder gierten Beschäftigten würdig sind«, aber nicht die einzigen Bestandteile in die Finanzierung ein, den Rest si- zu einer einheitlicheren Tarifstruk- so die Gewerkschafterin. des Kulturwerks. Auch das Büro für chern Einnahmen. Das reicht gera- tur zu kommen und mehr Gerech- Text: Helma Nehrlich / Fotos: Kunst im öffentlichen Raum und de für die knapp gehaltenen Perso- tigkeit einziehen zu lassen, so Sabi- Chr. v. Polentz/transitfoto.de das Atelierbüro zählen zu dem, wo- nalkosten und den laufenden Un- ne Schöneburg von ver.di, für die Geschäftsführung in der terhalt. Investitionen sind davon seien Neuregelungen Köthener Straße dem Berufsver- nicht zu tätigen. So gut wie alle überfällig. Man sei mit band Bildender Künstler als allei- Neuerungen in den letzten acht der Geschäftsführung in nigem Gesellschafter der GmbH Jahren wurden durch Mittel der konstruktivem Gespräch. und dem Senat rechenschafts- Stiftung Deutsche Klassenlotterie Ein erster Schritt ist getan: pflichtig ist. Ersteres kümmert sich ermöglicht. Insgesamt erhielt das Im Frühjahr 2009 wurde um künstlerische Projekte im Zu- Kulturwerk von dort 591 000 Euro, ein Tarifvertrag über Ein- sammenhang mit öffentlichen Bau- weiß der für Finanzen zuständige malzahlungen unterzeich- vorhaben, initiiert Wettbewerbe Geschäftsführer Egon Schröder. Al- net. Damit seien die Be- und Ausschreibungen. Im Atelier- lein 260 000 Euro wurden für Aus- schäftigten des Kultur- büro werden geförderte Ateliers stattung mit audiovisuellen Medi- werkes aus einer jahrelan- und Atelierwohnungen vermittelt en ausgegeben, doch auch die gen Tarifflaute geholt und neue erschlossen. Fast wirkt 3-D-Kamera, neue Brennöfen für worden und hätten erst- das Kulturwerk etwas willkürlich die Bildhauer- sowie Neuerungen mals wieder vorsichtigen zusammengewürfelt. Geschäfts- in der Druckwerkstatt wurden da- Anschluss an die Tarifent- führer Bernhard Kotowski sieht sei- mit finanziert. wicklungen im Land Ber-

9 3|091|06 sprachrohr Wirwir Nachrufeüber uns »Noch sind die Farben Nachruf Filmverband trauert frisch, die Hände warm« um Doris Dröge Erst Anfang der 1990er Jahre Marianne Schmidt zum achtzigsten Geburtstag hatte Doris Dröge ihre Liebe zum Film auch zum Beruf ge- macht und wurde Kleindarstel-

Fachgruppe Foto: Hermann Turley überdies weiß ihre Familie, wusste lerin. Seit 1993 war sie auch ge- ihr verstorbener Mann, der werkschaftlich aktiv, hat sich für Literatur Schriftsteller Konrad Schmidt, so die Belange ihrer Kolleginnen einiges über eine Hingabe zu sa- und Kollegen eingesetzt und gen, die sich durchaus nicht auf war immer zur Stelle, wenn sie die Literatur beschränkt. Nun hat gebraucht wurde. Bis zuletzt Bisweilen sagt ihr jemand: Wie sie im Reichtum ihres Schaffens war sie als guter Geist im Vor- schön, dass du in deinem Alter und ihrer sozialen Beziehungen stand des Filmverbandes Berlin- noch Beschäftigung findest. Und den achtzigsten Geburtstag ge- Brandenburg engagiert tätig. kränkt sie damit ungewollt ein feiert. Am 29. Juli 2009 ist Kollegin wenig, denn die Literatur ist für Den Umstand, dass sie in der Doris Dröge im Alter von nur 61 Marianne immer Lebensinhalt, schwärzesten Zeit deutscher Ge- Jahren verstorben. niemals Beschäftigung gewesen. schichte zu jung war, um schuldig Eine Lobpreisung würde auf­listen: zu werden, empfand sie nicht als Studium der Germanistik, Päda- Gnade, sondern stets als Verant- Lesenswert gogik und der Theaterwissen- wortung. Literatur ist Gedächtnis, schaft an der Humboldt-Universi- und wer mit ihr spricht oder et- Marianne Schmidt verkörpert Neuerscheinungen tät zu Berlin, Promotion in Greifs- was von ihr liest, der erhält auch geduldige Kraft wald, Mitarbeit in der Redaktion Antwort. von VS-Mitgliedern der Neuen Deutschen Literatur, Wer ihr während einer Veran- Hochschuldozentin am Leipziger schule Potsdam, tätiges Mitglied staltung zuhört, ist erstaunt über Abraham, Peter »Kuckucks- Institut für Literatur, seit 1979 der Internationalen Wolfgang- ihr warmherziges Temperament, brut«, Kulturmaschinenverlag, Professur dort, seit 1951 zahl- Borchert-Gesellschaft sowie des über ihre geduldige Kraft, kluge Berlin 2009 reiche Veröffentlichungen von Bestimmtheit und die Fähigkeit, Rathenow, Lutz »Der Liebe Gedichten, Nachdichtungen, Lie- dergleichen weiterzugeben. Be- wegen«, edition buntehunde dertexten, Herausgaben, litera- Mit Hingabe und schreiben kann man das kaum, es GdbR, Regensburg 2009 risch-biografischen Monografien, Verantwortung will erlebt sein, wenn sie über das Essays. Dreigestirn spricht, dem sie sich Sukov, Leander »Homo Clau- Das war kein Dasein im elfen- nunmehr zugewandt hat: Rahel sus«, Kulturmaschinenverlag, beinernen Turm: Sie ist zum Bei- Verbandes deutscher Schriftstel- Varnhagen, Bettina von Arnim, Berlin 2009 spiel Ehrenvorsitzende des Litera- ler in der Vereinten Dienstleis­ Maxie Wander. Vermutlich sagt tur-Kollegiums Brandenburg, ei- tungsgewerkschaft. Nebenher solche Wahl nicht allein Einge- ner Gemeinschaft von hundert Li- empfängt sie in ihrer Wohnung in weihten etwas. Und sie schreibt Was für ein Herbst des Lebens! teraturfreunden, zu deren reg- nahezu jeden Monat jene, die ihr weiterhin vorwiegend Essays und Wenn der jemandem vergönnt samsten Gründern sie gehörte, Talent in der Kleinmachnower Gedichte: Die Überschrift ent- ist, dann muss ihm vor dem Win- ist Dozentin an der Volkshoch- Schreibwerkstatt schulen, und stammt einem ihrer Gedichte. ter nicht bange sein. W. Lange

Für Hans Müncheberg

Lieber Hans! lung, als eines/r deiner zahlreichen Fernsehspiele 80 Jahre, man mag es kaum glauben, bist du auf und -filme, und deinen Roman »Gelobt sei, was dieser Erde, wahrlich Anlass, deine lange Zeit, dei- hart macht«, in dem du deine grausamen Kind- ne (zu) kurze Zeit zu würdigen. Denn deine Ver- heitserlebnisse auf einer Napola-Schule schilderst, dienste, speziell die für uns Schriftsteller, sind zahl- die schlimme Folgen für dich hatten, aber auch da- reich. Wir leben ja durchaus nicht nur durch das, zu führten, dass du später stets in einem allgemei- was man Leistungen nennt, aber durch sie werden nen politischen Sinne gehandelt hast. Nicht zuletzt wir stärker wahrgenommen. Manches davon ist in wichtigen VS-Funktionen, in denen du dich be- ›nur‹ deinem Pflichtbewusstsein zu verdanken, sonders fürs Urheberrecht einsetztest, vor allem, was derzeit nicht ›in‹ ist; von den schnöden Ableh- um Nachteile für ehemalige DDR-Autoren zu be- nern wird nicht bedacht, wie viel sie selbst davon seitigen. Und nun noch die Rettung der bereits in profitieren. der DDR unter deiner Leitung entstandene Samm- Deine schriftstellerischen Arbeiten hier auch nur lung ›Geschichte der Fernsehkunst‹, ihre Ergän- mit ihrem Titel zu erwähnen, würde die gebotene zung bis 1990, die, deinem Pflichtbewusstsein sei Zahl der Anschläge beträchtlich überschreiten, Dank, seit 2003 als ›Archiv Müncheberg GbR‹ exis­ deshalb erwähne ich nur zwei von ihnen (vielleicht tiert; allen Interessierten sei es zur Nutzung emp- ist meine Auswahl ungerecht): »Die große Reise fohlen. Danke für alles, lieber Hans! der Agathe Schweigert« nach Anna Seghers Erzäh- Charlotte Worgitzky Foto: Privat

10 wir über uns sprachrohr 3|09 Volksinitiative für Musikschulen 30.000 Unterstützer für mehr Landesförderung und Festanstellung in Brandenburg

Fachgruppe der Landesförderung um 2,6 Mil- Der Landtag wird daher aufge- ell um mehr Festanstellungen: lionen Euro ab dem Jahre 2010. fordert, das Musikschulgesetz in Um eine pädagogisch planmä- Musik Damit beteiligte sich das Land folgenden Punkten neu zu fassen: ßige Arbeit zu sichern, brauchen Brandenburg statt wie jetzt mit Förderung des Ensemblespiels in die Musikschulen hoch qualifi- 9,5 Prozent wieder mit einem An- Orchestern, Kammermusikgrup- zierte Pädagogen, die durch Ver- teil von ca. 15 Prozent an den Ge- pen, Big-bands u.a.; Anspruch besserung ihrer Anstellungsver- or wenigen Wochen startete samtausgaben der Musikschulen. auf zusätzliche und kostenfreie hältnisse und Vergütungen lang- Vder Landesverband der Mu- Dies auch vor dem Hintergrund, Talentförderung für besonders fristig gebunden werden. Die sikschulen (LVdM) Brandenburg dass die Schülerzahlen seit Jahren Vorlage geht davon aus, dass eine Unterschriftensammlung mit kontinuierlich steigen. Obwohl mindestens 40 Prozent der gelei- dem Ziel, dass sich das Landespar- Kommunen und auch Eltern im- Jetzt ist das Parlament steten Unterrichtsstunden von lament in der Novembersitzung mer höher finanziell belastet wer- am Zuge fest angestellten Lehrkräften un- mit dem Musikschulgesetz und den, sind bestimmte Aufgaben terrichtet werden. Der Landesvor- den darin vom LVdM neu formu- nicht mehr zu erfüllen. Dazu ge- stand der Fachgruppe Musik in lierten Inhalten befasst. Bis zu hören die Begabtenförderung, begabte Schüler; Schaffung eines ver.di hält diesen Anteil für zu ge- diesem Zeitpunkt sind 20 000 Un- Orchester- und Ensemblespiel auf Dauer angelegten Programms ring und fordert 60 bis 80 Pro- terschriften erforderlich. Nach und Kooperationen mit Allge- für Brandenburgische Vor-, zent Festanstellungen. Redaktionsschluss kam die er- meinbildenden Schulen. Auch die Grund- und Förderschulen zur Es ist im Interesse aller Betrof- freuliche Meldung, dass bereits Erosion von Festanstellungsver- kostenfreien musikalischen Bil- fenen, der Volksinitiative auch 30 000 vorliegen. Inhaltlich geht hältnissen wirkt sich nachteilig dung aller Kinder. Außerdem parlamentarisch zu einem vollen es um eine deutliche Erhöhung auf die Musikschularbeit aus. geht es um Personalpolitik, spezi- Erfolg zu verhelfen. L.F. Renten angleichen jetzt Tarifrunde Verleger handeln Bündnis fordert Einheit im Rentenrecht nach ver.di-Modell verantwortungslos

Arbeitskreis Foto: Chr. v. Polentz / transitfoto.de Am 18. September sollen bun- Aktive desweite Manteltarifverhand- Senioren lungen für Redakteurinnen und Redakteure an Zeitschriften be- ginnen. Es drohe eine harte icht schweigen, sondern und äußerst schwierige Tarif­ Nkämpfen! Hatten sich auch aus­ein­andersetzung, informiert die Berliner ver.di-SeniorInnen die dju in ver.di. Der Verband vorgenommen, die sich gemein- der Deutschen Zeitschriftenver- sam mit Mitgliedern anderer Ge- leger (VDZ) hatte im Juni den werkschaften, der Volkssolidari- bestehenden Manteltarifver- tät und des Sozialverbandes trag gekündigt und dies mit Deutschland einen Tag vor der Zielen verknüpft, die die Ge- parlamentarischen Sommerpause werkschaftsseite als »Kampf- am Reichstag zu einer Kundge- ansage« wertet. bung versammelten. »Stellen Sie Der Umfang der Verlegerforde- endlich die Einheit im deutschen rungen sei »bedrohlich«. So Rentenrecht her!« forderten die Sie haben die Vertröstungen satt, denn die Zeit läuft. sollen »Urlaubsgeld und Jahres­ Teilnehmer am 2. Juli. Denn 20 leistung nachhaltig« gekürzt Jahre nach der Wiedervereinigung, terin Berlin-Brandenburg Susanne und für den Mindestlohn zu sowie die Arbeitszeit verlängert so fanden sie, sei es endlich an Stumpenhu­sen noch­mals auf der kämpfen«. werden. Das werde »unmittel- der Zeit, einheitliche Lebensver- Kundgebung. Das Modell ist steu- Mit einem gemeinsamen »Auf- bar zu Jobabbau« führen, kriti- hältnisse zu schaffen und die erfinanziert, gewährt einen An- ruf für eine gerechte Rentenan- siert die dju. »Verantwortungs- Rentenangleichung nicht auf den gleichungszuschlag und könnte gleichung in den neuen Bundes- los« agiere der VDZ auch, in- Sankt-Nimmerleins-Tag zu ver­ ohne erhöhte Belastungen sofort ländern« wollen die Initiatoren dem er androhe, die Arbeitge- schie­ben. Dr. Christine Roßberg umgesetzt werden, »wenn der eines Bündnisses – ver.di, GdP, berbeiträge zur Presseversor- von der Volkssolidarität: »Wir for- politische Wille da wäre«, be- Transnet und GEW sowie Sozial- gung zu kürzen. dern eine zügige Rentenanglei- tonte die Gewerkschafterin. Sie verbände – das Anliegen zusätz- Noch sei der Altersversorgungs- chung Ost-West auf der Grundla- ging auch darauf ein, dass das lich befördern. Der Aufruf kann tarifvertrag nicht gekündigt. ge des von der Gewerkschaft ver.di umlagenfinanzierte Rentensys‑­ unterzeichnet werden. neh Käme es dazu, so destabilisier- ausgearbeiteten Zehn-Jahres-Mo- tem vom Einkommensniveau ab- Unterschriftenlisten unter ten die Verleger »eine der wich- http://senioren.berlin.verdi.de/ dells!« Dieses Stufenmodell erläu­ hängt und dass es deshalb uner- Ausführliche Infos zum ver.di-Renten- tigsten Brancheninstitutionen«. tertete die ver.di-Landesbezirkslei- lässlich sei, »für Lohnerhöhungen modell unter www.sopo.verdi.de

11 3|09 sprachrohr wir über uns Gemeinsam gegen Gegen Angst Sicherheitskonferenz einen Käfig der Angst 2009 Zum Thema Gewalt gegen Be- schäftigte am Arbeitsplatz, Diens­ ver.di-Landesbezirksfrauenrat veranstaltet tag, 24. November 2009, Beginn 10.00 Uhr bis ca. 16.30 Uhr. fachbereichsübergreifende Sicherheitskonferenz Ort: ver.di-Haus Köpenicker Straße 30, 10179 Berlin-Mitte, Nähe Ostbahnhof. Veranstalter: Medienfachbereich sieht – ihnen allen ist diese Kon- tigten mit der Problematik alleine ver.di Landesbezirksfrauenrat ferenz gewidmet. Gewalttätige gelassen werden. Berlin-Brandenburg. Anerken- Berlin- Kun­den oder Fahrgäste sind Die Berufsgenossenschaft Handel nung als Bildungsurlaub ist be- Brandenburg längst keine Einzelfälle mehr, be- und Warendistribution (BGHW) antragt, Kostenbeitrag: 15 Euro drohte Beschäftigte keine verein- musste gezwungenermaßen viele zelten Opfer. In unserer Gesell- Erfahrungen mit dem Thema abine K., Busfahrerin aus Ber- schaft hat sich etwas verändert, sammeln. Sie entwickelte ein Kon­ sehen sich die Beschäftigten in Slin und Opfer eines schweren und das müssen wir zur Kenntnis zept zur Prävention gegen Raub- Jobcentern und Ordnungsämtern Übergriffs an ihrem Arbeitsplatz, nehmen. ver.di reagiert und ver- ausgesetzt. Schlimm genug, beschreibt ihre Furcht mit den anstaltet die »Sicherheitskonfe- wenn Beschäftigte Tag für Tag Worten: »Man traut sich kaum renz 2009«. Kampagne den Frust und die vielleicht sogar noch, den Fahrschein zu kontrol- In der Konferenz geht es um gegen Gewalt verständliche Wut von Kunden lieren.« Traumatherapeuten diag­ Maßnahmen, die Beschäftigten aushalten müssen. Aber was ge- nostizieren »Irgendwann sitzt wirksamer zu schützen, und da- schieht, wenn Aggressionen nicht man in einem Käfig aus Angst.« rum, die politischen Parteien auf überfälle im Einzelhandel, das sie nur verbal, sondern tätlich aus- Gewalt gegen Frauen wird die Problemlage aufmerksam zu in einem der vier Workshops der brechen? Ein Bezirksamt in Berlin meist nur im Zusammenhang mit machen. Konferenz vorstellen wird. Auf- hat dazu ein umfangreiches Kon- häuslicher Gewalt oder sexueller grund der zahlreichen Überfälle zept entwickelt. Auch das wird Belästigung wahrgenommen. Kol­ fordern die Beschäftigten im Ein- auf der Konferenz vorgestellt und leginnen aller Fachbereiche be- Betroffene nicht zelhandel einen Sicherheitstarif- diskutiert. Ziel ist es, Erfahrungen richten aber auch über Gewalttä- allein lassen vertrag. ver.di will die Arbeitge- auszutauschen und Netzwerke zu tigkeiten an ihrem Arbeitsplatz. ber verpflichten, mehr zum Und sie beschreiben damit eine Schutz der Beschäftigten zu tun. Problematik, die Frauen wie Män- Im ersten Programmteil wird ei- Auch Berliner Fahrerinnen und Prävention mit ner betrifft: Der Busfahrer, der ne Psychologin erklären, wie sich Fahrer des öffentlichen Nahver- Netzwerken von seinen Fahrgästen beleidigt Gewalterfahrungen auf betrof- kehrs kämpfen mit ver.di für bes- und bespuckt wird, die Drogerie- fene Beschäftigte auswirken kön- seren Schutz. Ein Angriff auf das markt-Verkäuferin, die sich allein nen, denn psychische Verlet- Fahrpersonal soll nach ihrem Wil- initiieren. Der ver.di Landesbe- im Laden befindet und schon zungen werden von Laien häufig len künftig ein gesonderter Straf- zirksfrauenrat Berlin-Branden- zweimal Opfer von Überfällen ge- unterschätzt. Hilflosigkeit bei den tatbestand werden. Die Strafver- burg will Bilanz ziehen und Ge- worden ist, oder die Mitarbeiterin Vorgesetzten und Scham bei den folgungsbehörden müssten ei- genstrategien entwickeln, damit des Bezirksamtes, die sich Be- Betroffenen können dazu führen, genständig tätig werden, und das sich auch Sabine K. wieder beru- schimpfungen und Bedrohungen dass die Auswirkungen herunter Strafmaß für die Täter wäre hö- higter hinters Lenkrad setzen frustrierter Bürger ausgesetzt gespielt werden und die Beschäf- her. Einer ähnlichen Problematik kann. Corinna Bodden

Freie wehren sich erfolgreich

Die freien Autorinnen und Auto- te an, ab Oktober wieder das alte ren des Neuen Deutschlands (ND) Honorar zu zahlen. Haidy Damm, wehrten sich Mitte August er- freie ND-Autorin, sagte: »Wir sind folgreich gegen die Kürzung ihres zufrieden mit dem Ergebnis.« Zeilenhonorars auf 35 Cent. Bis Zu Unmut bei den Freien hatte Februar erhielten sie 39 Cent pro nicht nur das abgesenkte Hono- Zeile. Bei einer Protestaktion vor rar, sondern auch der Umgang dem ND-Haus informierten sie mit ihnen geführt. Sie hatten gemeinsam mit ver.di über ihre Briefe an Geschäftsführer Olaf Situation. Zahlreiche Redakteu- Koppe, Chefredakteur Jürgen rinnen und Redakteure, aber Reents und ND-Herausgeber Lo- auch die Betriebsratsvorsitzende thar Bisky geschrieben, auf die Renate Krüger trugen sich in eine nicht reagiert wurde. »Dass ihr Unterschriftenliste ein und erklär- keine Antwort erhalten habt, da- ten sich solidarisch. für möchte ich mich entschuldi- Kurz vor Schluss der Aktion kam gen«, sagte Geschäftsführer Olaf ND-Geschäftsführer Olaf Koppe Koppe. Weitere Infos: http://dju- zu den Protestierenden. Er kündig­ berlinbb.verdi.de sil Foto: M. Dutta

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Fachgruppe

Medien Polizeiliches Nachspiel einer »langen Nacht« Mitte Juli stellte die Staats- anwaltschaft das Ermittlungs- verfahren wegen »Nichtanzei- Durchsuchung und Beschlagnahme wegen flapsiger Bemerkung gen geplanter Straftaten« ge- gen den Berliner Fotojourna- listen T. ein. Es gebe keine Fotos: Chr. v. Polentz / transitfoto.de durchführen wird. Ziel ist, die Hinweise darauf, dass sich der Sensibilität der Beamten für die Fotograf der Straftat schuldig Arbeit der Medienvertreter und gemacht habe. Er war ins Vi- deren Rechte zu erhöhen, um sier der Ermittler geraten, weil künftig derartige Vorfälle zu ver- er sich am Vorabend eines meiden. Björn Kietzmann Brandanschlages mit einer Floskel von einem ihm be- Der Berliner dju-Vorstand ver- kannten Zivilpolizisten verab- öffentlichte Anfang August in schiedete. seiner Rundmail darüber hinaus Im Juni fanden in Berlin »Auto- Tipps für Journalisten, die vor Ort nome Aktionswochen« statt. Am mit Beamten aneinander gera- Rande einer Kundgebung verab- ten: »Nach Rücksprache mit der schiedete sich der Pressefotograf Polizeipressestelle bitten wir da- T. mit der Bemerkung »Wird ja rum, in solchen Fällen direkt die bestimmt wieder eine lange Polizeipressestelle unter Tel. 030 Nacht« von einem ihm bekannten – 46 64 90 40 90 anzurufen. Die Zivilpolizisten, der die Veranstal- Pressestelle ist immer mindestens tung observiert hatte. Der Beam- bis 22 Uhr besetzt. Danach sollte te arbeitet beim Landeskriminal- man die Telefonzentrale der Poli- Berufsalltag: Auge um Auge – auch Zahn um Zahn? amt mit dem Schwerpunkt poli- zei unter 030 – 4 66 40 anrufen tische Kriminalität. Gemeint habe und sich mit dem Lagezentrum er damit einfach die schlechten nator Ehrhart Körting (SPD) wur- ter der Berliner Polizeipressestelle verbinden lassen ... Wir bitten Arbeitszeiten sowohl von Journa- de aufgefordert, die Vorgänge Thomas Neuendorf statt. Nun ist dringend alle dju-Mitglieder, die listen als auch Polizisten bei sol- aufzuklären »und gegebenenfalls geplant, dass die dju Berlin-Bran- während ihrer Arbeit von der Po- chen Aktionen, erklärte T. dem Maßnahmen, die zur Mäßigung denburg gemeinsam mit der Poli- lizei festgehalten oder behindert Sprachrohr. Nachdem einige Stun­ des Vorgehens der Behörden bei- zeipressestelle für die Einsatzlei- wurden, sich direkt bei Andreas den später auf dem DHL-Firmen- tragen« einzuleiten. Es wurde ge- tungen und Führungskräfte der Köhn zu melden: andreas.ko- gelände ein Feuer ausbrach, erin- fordert, dass der zuständige LKA- Berliner Polizei eine Schulung [email protected] oder Tel. 030 – 88 nerten sich Polizisten an den Satz Abteilungsleiter dem Innenaus- zum Medien- und Presserecht 66 41 06.« von der langen Nacht. schuss des Berliner Abgeordne- Am Folgetag drangen dann drei tenhauses Rede und Antwort ste- Beamte des polizeilichen Staats- he. Mit Verweis auf »laufende Er- Fotos gesucht schutzes in T.s Wohnung ein. mittlungen« wurde die Durchsu- »Nichtanzeigen geplanter Straf- chung jedoch bisher nicht disku- Die Wende vor dem Objektiv taten« lautete der Vorwurf, der tiert. Nachdem die Staatsanwalt- auf dem Durchsuchungsbeschluss schaft das Verfahren nun einge- Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di vom Amtsgericht Tiergarten stellt hat, steht einer Thematisie- plant vom 15.Oktober bis 13. November 2009 ein Fotoausstellung in stand. Dass es sich bei den durch- rung der Vorkommnisse auf der der ver.di-MedienGalerie im Haus der Buchdrucker in der Dudenstra- suchten Räumen auch um Redak- kommenden Sitzung des Aus- ße 10. Fotografinnen und Fotografen, die während der Zeit des po- tionsräume handelte, stand nicht schusses für Inneres, Sicherheit litischen Umbruchs in der DDR und in den ersten Jahren nach der auf dem Beschluss. Beschlag- und Ordnung am 7. September Wiedervereinigung mit Fotos die Veränderungen dokumentiert ha- nahmt wurde ein USB-Stick mit formal nichts mehr im Weg. ben, können sich für die Ausstellung mit Arbeiten bewerben. Bildern, die der Fotograf bei Akti- Der Pressefotograf T. will, so er- Es sollen Fotos gezeigt werden, die den gesellschaftlichen und poli- onen linker Gruppen gemacht klärte er auf Anfrage, die Rechts- tischen Umbruch in der Arbeitswelt, aber auch im Alltag in Berlin hatte. Laut T.s Anwalt Alain widrigkeit der Durchsuchung auf und Brandenburg dokumentieren. Dies können zum Beispiel Ar- Mundt betraf das ausschließlich dem Klageweg prüfen lassen. beiten sein, die neue Waren neben DDR-Produkten in Kaufhallen Fotos, die in keinerlei Zusammen- Außerdem habe er inzwischen zeigen oder veränderte Arbeitsbedingungen in Betrieben. Wir su- hang mit dem DHL-Anschlag ste- Anzeige wegen falscher Verdäch- chen nicht die üblichen Fotos von Mauerstürmern am 9. November hen. tigungen gegen den Zivilpoli- und in den Tagen danach. Besonders interessieren uns auch Ar- Anschließend musste T. mit zisten erstattet. beiten, die den Blick des Fotografen auf den jeweils anderen Teil zum Landeskriminalamt. Dort Polizeiliche Maßnahmen gegen Deutschlands dokumentieren: Fotografen aus der ehemaligen DDR wurden Fingerabdrücke genom- Medienvertreter wie T. sind laut mit Blick auf den Westen und umgekehrt. men und Fotos gefertigt. – Neben dju Berlin-Brandenburg kein Ein- Teilnehmen können alle professionellen Fotografen, die dju/ver.di- Journalistenverbänden kritisier- zelfall. Um der kontinuierlichen Mitglied sind. Interessenten können sich mit Papierabzügen oder di- ten auch Politiker der Grünen Zunahme von Übergriffen auf gitalisierten Fotos bei Andreas Köhn, ver.di-Landesfachbereichsleiter, und der Linkspartei die Durchsu- Pressevertreter wirksam entge- Köpenicker Straße 30, 10179 Berlin, [email protected], bis chung als einen klaren Verstoß gen zu treten, fand am 16. Juli zum 15. September für die Teilnahme bewerben. gegen die Pressefreiheit. Innense- ein Gespräch mit dem stellv. Lei-

13 3|09 sprachrohr wir überBerichte uns Der Deckel wird nicht gelüftet Ungewissheit über Stellenabbau bei der Lausitzer Rundschau

Fachgruppe Foto: Chr. v. Polentz / transitfoto.de Qualitätsverlusten kommt«, sagt die Betriebsrätin. Aber die Ge- Medien schäftsführung sehe das offen- sichtlich anders. Die Situation sei in ihrer Unge- wissheit, geprägt durch massive Etwa 180 bis 200 Stellen sollen Ängste um den Verlust des Ar- konzernweit gestrichen werden, beitsplatzes, sehr schwierig. »Als so hat Dr. Joachim Meinhold, Ge- Betriebsrat sind wir unseren Kol- schäftsführer des Konzerns Saar- leginnen und Kollegen verpflich- brücker Zeitung, der zum Stefan tet. Deshalb suchen wir das Ge- von Holtzbrinck Verlag gehört, im spräch mit der Geschäftsleitung Frühsommer angekündigt. Vom und bereiten uns in Zusammenar- Stellenabbau wären die Saar- beit mit dem Konzernbetriebsrat brücker Zeitung und deren Toch- auch auf Sozialplanverhandlun­ terblätter »Trierischer Volks- gen vor«, sagt Betriebsratsvorsit- freund« und die »Lausitzer Rund- zende Monika Amrell. »In den schau« in Cottbus betroffen. Hier nächsten Monaten«, ist man in soll es auch um Kündigungen in der Interessenvertretung sicher, der Redaktion gehen – wie viele, Wo setzt die Konzernspitze die Schere an? »passiert viel«. ist vage. Im für den Medienverlag Was eigentlich gespielt wird, zuständigen Betriebsrat wüsste Kündigungen auf dem Tisch – rinnen im Bereich Personal/Recht möchte auch Helga Bunke, die man gern Konkreteres. »Es ist von drei Redaktionsassistentinnen abgebaut«, so Kriese. Auch in der Cottbuser­ ver.di-Bezirksgeschäfts- richtig, dass es Umstrukturie- und drei anderen Kollegen aus Redaktion wurden in der Vergan- führerin, gern genauer wissen: rungen geben soll«, sagt Be- dem Verlag. genheit immer wieder Stellen ein- »Offenbar kocht es, aber keiner triebsrätin Maiken Kriese, »aber Die lokale Tageszeitung mit einer gespart, u. a. mit der Einführung kann genau unter den Deckel wir haben noch keine genauen Druckauflage von rund 110.000 des Newsdesks, der jetzt erneut schauen«. Es sei auszuloten, was Auskünfte, wer betroffen sein Exemplaren und das Verlagshaus umstrukturiert werden soll. Die die Gewerkschaft unterstützend könnte«. Bislang lägen sechs mussten in der Vergangenheit Belastbarkeit der Kolleginnen und tun kann, aber auch, wozu die schon kräftig Federn lassen. Die Kollegen im gesamten Medien- Beschäftigten selbst bereit sind. junge Tageszeitung »20cent« verlag ist »aufs letzte ausgereizt.« »Wir wollen die Entwicklungen

Stellenausschreibung Lausitz wurde Ende Februar ein- Viele Kolleginnen und Kollegen nicht verschlafen, bieten Ge- gestellt. »Erst im vergangenen seien am Ende. »Wir können uns spräche mit den Beschäftigten Jahr wurden die Finanzbuchhal- nicht vorstellen, dass weiter aus- und arbeitsrechtliche Beratung tung geschlossen und Mitarbeite- gedünnt wird, ohne dass es zu an.« B.E. Die Katze vorerst wieder im Sack ver.di im RBB erreichte schnelle Aufnahme von Tarifverhandlungen

Statt das nachrichtenarme denden Friedenspflicht, wollte sie ber 2009 ohne das Entstehen von Sommerloch sinnvoll zu nutzen, mit den Verhandlungen begin- Lücken. Für die Angestellten wol- zögerte die RBB-Geschäftsleitung nen. Eine scharfe Intervention der len sie erreichen, dass jedes Ge- fällige Verhandlungen über Ge- gewerkschaftlichen Senderver- halt um 300 Euro zuzüglich drei halts- und Honorarerhöhungen bände verhallte schließlich nicht Prozent angehoben wird, für die weit hinaus. Wiederholt hatten ungehört: Mitte August über- Freien eine wertgleiche Erhöhung die ver.di-Senderverbände im RBB wand die Geschäftsleitung ihre der tatsächlichen Honorare. »Wir darauf gedrungen, die Tarifver- fordern ein Angebot, das unsere handlungen noch vor der Som- Gehälter und Honorare auf ARD- merpause aufzunehmen. Ge- »Terminprobleme« Niveau bringt«, heißt es in einem meinsam mit dem DJV habe man überwunden ver.di-Flugblatt. Man wolle sich auch angeboten, den ursprüng- »politisches Taktieren und Kräfte- lich für die Manteltarifverhand- messen« am liebsten sparen, wer- lungen vorgesehenen Termin An- »Terminschwierigkeiten« und de aber notfalls »die Konfrontati- fang September für die Gehalts- stimmte einem Verhandlungsauf- on nicht scheuen«. und Honorartarifverhandlungen takt für den 20. August in Pots- Laufende Informationen zum zu nutzen. Ende Juli ließ die Ge- dam zu. Verhandlungsstand: www.rund- schäftsleitung die Katze aus dem Die Gewerkschaften beanspru- funkfreiheit.de oder über den Sack: Erst am 9. Oktober, nach chen einen neuen Gehalts- und ver.di- Mailverteiler, anfordern un­ Ablauf der am 30. September en- Honorartarifvertrag ab 1. Okto- ter [email protected] ucb

14 termine sprachrohr 3|09

MedienGalerie Die Homepage des ver.di-Fachbereiches 8 Theater & Bühnen Der Deckel wird nicht gelüftet im Landesbezirk Berlin-Brandenburg ist erreichbar unter: Sitzungen des Geschäftsfüh- Bis zum 9. Oktober läuft die www.medien-kunst-industrie.bb.verdi.de renden Vorstands der FG 10 am Ungewissheit über Stellenabbau bei der Lausitzer Rundschau Ausstellung: »Sie verweiger- 2. Montag des Monats. Infos: ten sich«, Kriegsdienstverwei- Tel. 030-88 66-54 12. gerer, Überläufer, »Wehrkraft- sabethkirchstraße 3 (zwischen S- gründe der Operation Walküre, zersetzer«, »Kriegsverräter« im Bahn Nordbahnhof und U-Bahn Dok.film; 7. Oktober: »Ist es nun Musik Zweiten Weltkrieg. Folgende Rosenthaler Platz) siehe: www. schade um die DDR, Opa?« – Veranstaltungen sind geplant: dju-berlinbb.de Hans Bentzien spricht über sein Vorstandssitzungen finden mo- 9. September 2009: Die un- Buch, jeweils 18 Uhr in der Begeg­ natlich statt. Das Büro gibt über sägliche bundesdeutsche Ge- IOJ-Sprechstunde: Jeden 2. Diens- nungsstätte Kiefholzstraße 275 die Termine Auskunft. Der erste schichte zur Entschädigung der tag des Monats, 13 bis 15 Uhr, Tagesordnungspunkt wird für Opfer der NS-Militärjustiz – Bi- Köpenicker Str. 30. Infos: www.ioj- Aktive Erwerbslose Mitglieder reserviert, die Pro- lanz einer Auseinandersetzung, journalisten-international.de, E- bleme persönlich mit dem Vor- mit Jan Korte, DIE LINKE, MdB mail: ioj_deutschland@ yahoo.de Die Erwerbslosen von ver.di stand beraten wollen. Anmel- 23. September 2009: »Rosen Berlin treffen sich jeden 2. und dungen bitte unter der Rufnum- für den Staatsanwalt«. Film von Senioren 4. Do­nnerstag um 17.30 Uhr in mer: 88 66-54 02. Wolfgang Staudte, 1959, mit der Köpenicker Str. 30. Kontakt: Martin Held, Ingrid van Bergen, ADN-Senioren: Am letzten Mon- Ulla Pingel, Tel. 030-621 24 50, Seminar Walter Giller. Bissige Satire auf tag jedes Monats (außer Dezem- E-Mail: [email protected]. Bernd die Verdrängung der faschisti­ ber) um 14 Uhr in der Begegnungs- Wagner, Tel. 01 60-7 70 59 05, Kommunikation und Modera- schen Vergangenheit stätte der Volkssolidarität, Torstr. E-Mail: bernd.wagner@verdi- tion: Am 7. Oktober 2009, von 30. September 2009: »Besser 203-206, 10115 Berlin. berlin.de 10.00 bis 17.00 Uhr im ver.di- die Hände gefesselt als der Wil- Haus, Köpenicker Str. 30. Es wer­ le«. Das Vermächtnis des Kriegs- »Alte-Barden-Runde«: Jeden Literatur den Techniken der Moderation dienstverweigerers Franz Jäger- zwei­­ten und vierten Mittwoch im und der Gesprächsführung ver- stätter, Autor Klaus Ihlau führt Monat um 15 Uhr im Restaurant VS-Stammtisch: Jeden ersten mittelt. Das Seminar richtet sich seinen Film selbst vor »Alter Krug«. Dahlem, Königin- Donnerstag im Monat im »Terzo speziell an Künstler und Künstle- 8. Oktober 2009: »Was soll ich Luise-Str. 52, 14195 Berlin. Mondo«, ab 19 Uhr, Grolmanstr. rinnen sowie Autorinnen und Au- denn am Hindukusch?«, Kriegs- 28, zwei Minuten vom U-Bhf. Uh- toren. Interessierte aus anderen (dienst)verweigerung heute. Po- Seniorenausschuss FB 8: Vor- landstr. (U 15) oder vom S-Bhf. Branchen sind willkommen. Infos diumsdiskussion standssitzung 14. September, Savignyplatz entfernt. unter 030 / 88 66-54 02 Beginn jeweils 18 Uhr Versammlung 28. September je- weils 11 Uhr im Raum 4.12 ver.di, VS Berlin: Mitgliederversamm- Köpenicker Str. 30. lung am 25. November 2009. Nä- Sprachrohr 5/2009 Medien here Informationen im nächsten erscheint am 26.10.09 Actorstable für Darstellerinnen Rundfunksenioren: Mitglieder- »Sprachrohr« Redaktionsschluss am 28.9.09 und Darsteller der Film- und Fern- versammlung am 16.September, sehbranche an jedem ersten 14.00 Uhr, im Gebäude der ver.di VS Brandenburg: Mitgliederver- Mon­tag im Monat ab 18 Uhr im Bundesverwaltung Paula-Thiede- sammlung am 18. November um Impressum Café Rix, Karl-Marx-Str. 141 (di- Ufer, Saal 7 A: »Gesundheitsbe- 14 Uhr in der HERON-Buchhand- SPRACHROHR – Mitgliederzeitung rekt U-Bhf. Karl-Marx-Str.) Rück- ratung tut not! Aber welche?« lung Cottbus. Ab 16 Uhr schließt des Fachbereiches Medien, Kunst fragen: Tel. 030-8 34 16 01, Eve- Die Unabhängige Patientenbera- sich eine öffentliche Lesung an. und Industrie Berlin-Brandenburg lin Gundlach. tung Deutschlands stellt sich vor. Herausgeber: ver.di-Fachbereich 8 Medien, Kunst und Industrie Jugend Berlin-Brandenburg. Medientreff für dju-Mitglieder Veranstaltungen von PRO/Eis- Redaktion: Andreas Köhn und freie Medienschaffende aus lerkreis: 16. September: Vor 70 medien.k.ind: Netzwerk von JAV (verantwortlich). Anschrift von Pri­vatrundfunk, Film, AV-Produk- Jahren Beginn des II. Weltkrieges und jungen Beschäftigten in der Herausgeber und Redaktion: tion und Neuen Medien. an je- - Vortrag von Prof. Dr. Kurt Pät- Medien- und Kulturbranche. Tref- Köpenicker Str. 30, 10179 Berlin. dem zweiten Dienstag im Monat zold; 30 September: »Der Junker fen: am ersten Mittwoch im Mo- Tel: 030/88 66-6. ab 19 Uhr in Soppy Joe’s Bar, Eli- und der Kommunist« – Hinter- nat, 18 Uhr, Gewerkschaftshaus Redaktionelle Betreuung: Helma Nehrlich, transit berlin. Köpenicker Str. 30, Raum 7.B. pro media, Torstraße 177, 10115 Berlin, Tel.: 030/61 30 96-64, Bundestagswahl 2009 Bildende Kunst Fax: 030/61 30 96-66. [email protected] Der DGB Bezirk Berlin-Brandenburg stimmt mit zwei Kabarettveran- Mitgliederversammlung der Gestaltung / Produktion: staltungen satirisch auf die Bundestagswahl ein. Fachgruppe am 14. Oktober bleifrei Medien + Kommunikation, Prinzessinnenstraße 30, 8. September 2009: Simone Solga »Kanzlersouffleuse« Poli- 2009, ab 17.00 Uhr, in der ver.di tisches Frauenkabarett vom Feinsten. Alle Kolleginnen – Gewerk- 10969 Berlin, Tel: 030 / 61 39 36-0, Bundesverwaltung, Paula-Thiede- [email protected] schaftsfrauen, Betriebs- und Personalrätinnen – sind herzlich zu einem Ufer 10, Raum Nabucco Anzeigenannahme: politischen und zugleich unterhaltsamen Frauenabend in die Alte bleifrei Medien + Kommunikation Pumpe, Lützowstr. 42, 10785 Berlin (Schöneberg) eingeladen. 19 Uhr Fördergelder: Stipendien und Druck: Henke-Druck, Sektempfang, 20 Uhr Programm Projektförderung 2010 für Bil- Plauener Straße 160, 13053 Berlin 17. September 2009: Martin Buchholz »Wer die Qual hat…« Ein dende Künstlerinnen und Künst- Auch unverlangt eingesandte Sonderprogramm zur Bundestagswahl. Alle Kolleginnen und Kolle- ler der Stiftung Kunstfonds. Be- gen – Gewerkschaftsmitglieder, Betriebs- und Personalräte – sind zu Manuskripte werden sorgfältig werbungsschluss: 31. Oktober behandelt. Sprachrohr erscheint einem politischen und zugleich unterhaltsamen Abend in die Berliner 2009. Nähere Informationen, An- sechsmal im Jahr, Bezugspreis URANIA, An der Urania 17, 10787 Berlin (Schöneberg) eingeladen. träge, u.ä. unter www.kunst- 5 Euro pro Jahr, für ver.di-Mitglieder 18 Uhr Empfang, Programm 19 Uhr fonds.de im Beitrag enthalten.

15 Bitte an den /die ZustellerIn: ver.di, Fachbereich 8, Medien, Kunst und Industrie Berlin-Brandenburg, Köpe- nicker Str. 30, 10179 Berlin. Postvertriebsstück, »Entgelt bezahlt«, A 11703 F Wenn neue Anschrift bekannt, bitte senden an: ver.di, Fachbereich 8, Medien, Kunst und Industrie Berlin-Brandenburg, Köpenicker Str. 30, 10179 Berlin Sprachrohr – Vertrauen Sie nicht dem Zufall!

Straße ...... Mitglieder des Fachbereichs 8 in ver.di bekommen in Berlin und Brandenburg das Sprachrohr alle zwei Monate zugeschickt.

Alle anderen können die Medien-Zeitung im Abo beziehen. Sechs Ort ...... Ausgaben im Jahr kosten nur 5,00 €. Bestellung bei ver.di, Fachbe- reich 8 Berlin-Brandenburg, Köpenicker Str. 30, 10179 Berlin.

Bemerkungen ......

3|09 sprachrohr Alles was Recht ist Ein spaltbreit geöffnetes Fenster Bewegung bei Klagen zur Arbeitslosenversicherung langjährig Selbstständiger

o klammheimlich, wie das die Tatsache allerdings, dass man gehe es jetzt darum »eine kleine tische statt verfassungsrechtliche SZeitfenster für den Beitritt nach drei Jahren der Unsicherheit Zahl Betroffener geräuschlos klag­ Baustelle«, Selbstständigen und langjährig Selbstständiger zur Ar- eventuell an einer Versicherung los zu stellen«. Denn mit der Freiberuflern die Möglichkeit ein- beitslosenversicherung in einer nicht mehr interessiert sei und nachträglichen Versicherung ent- zuräumen, sich freiwillig gegen regierungsamtlichen Nacht- und dankend ablehne, weist die BA falle der Klagegrund. Arbeitslosigkeit zu versichern. Ein Nebel-Aktion am 31. Mai 2006 nicht explizit hin. Veronika Mirschel, Referentin »ver­fas­sungsrechtli­cher Zwang« zugeschlagen wurde, wird es jetzt für Selbstständige und Freie beim dazu lasse sich aus dem Grund- wieder einen Spalt geöffnet. ver.di Bundesvorstand, hat erste gesetz wohl nicht ableiten. Trotz- Sp ä t e r Sinneswandel Alle, die gegen das im Bundes- Reaktionen von Kolleginnen und dem hält er »mehr Be­­wegung« tag quasi im Geheimverfahren Was den späten teilweisen Sin- Kollegen auf diese im ver.di- für unbedingt wünschenswert. durch­gezogene Gesetz geklagt neswandel der BA bewirkte, un- Dienst mediafon.net veröffent­ Wie notwendig Umdenken sei hatten – das ihnen die erst kurz terliegt Vermutungen. Klagen von lich­ten Informationen erhalten. und wie wichtig Regelungen für zuvor geschaffene historisch ein- Betroffenen wurden von Sozial- Sie weist auf die Schwierigkeit hin, »die Problematik im Ganzen«, malige Versicherungsmöglichkeit gerichten in Koblenz und Halle dass die spätete Aufnahme in die zeige auch, dass sich der Deut- und die ursprüngliche Bedenkfrist ausgesetzt und dem Bundesver- Versicherung bedeute, alle Bei- sche Juristentag 2010 als Thema bis Jahresende 2006 im Eilgalopp fassungsgericht mit der Frage der träge ab Mai 2006 nachzuzahlen den »Abschied vom Normalar- wieder nahm – werden jetzt von Vereinbarkeit dieser Neuregelung und die Leistung nur bis 2010 in beitsverhältnis« gesetzt habe. der Bundesagentur für Arbeit (BA) mit dem Grundgesetz vorgelegt. Anspruch nehmen zu können. angeschrieben. Wer bis zum von Der Vorsitzende Richter am Wer weiter klage, könne nur Po l i t i s c h e Ba u s t e l l e der BA festgelegten neuen Stich- Bundes­ sozialgericht­ Prof. Dr. Ulrich hoffen, dass der Fall von einem tag 25. Juli 2006 gegen die Neu- Wenner äußert dazu, dass das weiteren Sozialgericht den Ver- Noch liegen keine aussagefä- regelung geklagt hatte, wird nach­ Bundesarbeitsministerium offen- fassungsrichtern vorgelegt wer- higen Statistiken über die Inan- träglich versichert, der Ableh- bar einen »diskreten, aber deut- de. Unklar sei, ob das bis 2010 spruchnahme der Arbeitslosenver­ nungsbescheid zurückgenommen. lichen Hinweis aus Karlsruhe er- geschieht und was danach mit sicherung von Freiberuflern vor, Wer am 26. Juli – dem Tag der halten hat, dass die rückwirkende der bis dahin befristeten Arbeits- doch sieht jeder mit Blick auf die Veröffentlichung des Gesetzes im Beseitigung der freiwilligen Ver­ losenversicherung für Selbststän- Situation von Freien sehr wohl ei- Bundesgesetzblatt – oder danach sicherung ohne jede Überlegens- dige überhaupt passiert. ver.di nen »sozialen Bedarf«. Wie vieles klagte, wird gefragt, ob er die frist verfassungswidrig sein könn­ Rechtsexperte Peter Schmitz hält für die soziale Sicherung Solo- Klage aufrecht erhalten will. Auf te«. Offenbar, folgert Wenner, es derzeit eher für eine »poli- Selbstständiger zu regeln ist und wie viele Defizite bestehen, of- anzeige fenbart ein Forderungspapier der ver.di Bundeskommission Selbst- ständige, das im Mai 2009 der bleifrei Medien + Kommunikation • Prinzessinnenstr. 30 • 10969 Berlin, Politik vorgelegt wurde – darin Tel. 61 39 36-0 • [email protected] • www.bleifrei-berlin.de auch die Problematik der Arbeits- losenversicherung. ver.di vertritt die Position, das Kultur Wir sind versiert in der Umsetzung­ komplexer Gesetz zu ändern und zunächst ­gestalterischer, farb- und bildbetonter Anforderungen, noch mal ein Zeitfenster für alle wie sie Kunst- und Kulturinstitute stellen. Solo-Selbstständigen aufzuma- chen. Dabei gehe es auch um Gewerkschaft Wir sind engagiert in der ­journalistischen Gestaltung Vertrauensschutz. »Aber«, meint von Gewerkschaftspublikationen. Schmitz, »es sollte generell eine unbefristete Arbeitslosenversiche­ rung für Freie und Selbstständige Soziales Wir sind kompetent und ­ideenreich im Konzipieren geben«. Noch ist vieles offen. zielgruppengerechter Printmedien. B. Erdmann Infos unter: http://mediafon.net

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