Große Wolfsspinnenart in England wiederentdeckt

Vermeintlich ausgestorben

Die Dünen-Scheintarantel Alopecosa fabrilis galt in Grossbritannien in ihrem Bestand als extrem gefährdet. Viele hielten sie gar für ausgestorben. Die letzten Exemplare fand man auf der Insel Anfang der 1990er Jahre.

Newlands Corner, eine typische Landschaft im britischen Surrey. (Foto: Albury visual services, CC 4.0)

Nun hat sie der Spinnenenthusiast und Archäologe Mike Waite auf einem Gelände des Verteidigungsministeriums wiederentdeckt. Es war der verdiente Erfolg „nach stundenlanger nächtlicher Suche mit Taschenlampe über die letzten zwei Jahre hinweg“. Doch es hat sich gelohnt.

Alopercosa fabrilis, Weibchen (Foto: Michael Hohner, CC 3.0)

Große Wolfsspinnenart

Die Dünen-Scheintarantel gehört mit 16 (Weibchen) bzw. 12 Millimetern Köpergröße (Quelle: Wikipedia) zu den größeren Wolfsspinnenarten. Wolfsspinnen jagen am Boden, wo sie ihrer Beute mir hoher Geschwindigkeit nachstellen. Die Dünen- Scheintarantel ist in ganz Europa verbreitet – doch in Großbritannien waren die letzten Exemplare in den frühen 1990er Jahren nur noch in Dorset und Surrey nachgewiesen worden.

Die Grafschaft Surrey, südlich von London

„Total aus dem Häuschen“

Bis Oktober 2020. „Ich war total aus dem Häuschen“, so ihr enthusiastischer Entdecker. „Endlich konnte ich die fortdauernde Existenz dieser großen Spinne in Großbritannien nachweisen“.

Herzlichen Glückwunsch.

Im Häuschen: Die Great Fox Spider in ihrer Höhle (Michael Hohner, CC 3.0)

Zum Weiterlesen:

BBC.com am 21.Oktober 2020: https://www.bbc.com/news/uk-england-surrey-54755697

Medienmittwoch: Rendevouz mit einem Oktopus

Oktopusse oder Kraken sind in der Kryptozoologie gut bekannt. Nicht nur die gut erforschten Arten, auch Riesenkraken und Tiefseebewohner sind den meisten kryptozoologisch Interessierten geläufig, Aber wusstet Ihr, dass sie gleichzeitig 1600 Küsse verteilen, mit der Haut schmecken, ihre Farbe 177-mal in der Stunde ändern und sich trotz seiner 45 Kilo durch eine apfelsinengroße Öffnung zwängen können?

Sy Montgomery erzählt von einem wahren Wunderwesen der Meere: dem Oktopus. In ihrem preisgekrönten Buch lässt sie uns ein Wesen entdecken, von dessen erfindungsreicher Schläue und Empfindsamkeit wir nichts ahnten.

»Phantastische Tiere. Phantastisches Buch«, so Donna Leon.

Wer dieses Buch liest und nicht fasziniert ist von diesen krassen Lebewesen, ist wahrscheinlich schon hirntot. Drei Herzen, 1600 Näpfe, ein knallkurzes Leben, extreme Intelligenz und ein paar Fähigkeiten, von denen wir Menschen nur träumen können. Da schafft es auch Ty Montgomerys tantiger Schreibstil nicht, die Begeisterung für diese Tiere zu mindern.

Aus einer Amazon-Rezension

Nein, kein Tintenfisch, aber viel Tinte fürs Geld Wer sich selbst zum Rendezvous mit einem Oktopus einlädt, erhält 384 Seiten voller Saugnäpfe, nichtmenschlicher Intelligenz und erstaunlichen Fähigkeiten. Hier wird die Anzeige Taschenbuch-Ausgabe vorgestellt, es gibt dieses Buch aber auch im Hardcover, als Audio CD und Kindle-Download.

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Die Oregon Walexplosion jährt sich zum 50. Mal

Schließen Sie Ihre Augen und stellen Sie sich folgendes Szenario vor:

Es ist ein milder Herbsttag. Sie befinden sich an einem Strand, sind dem Wetter entsprechend warm eingepackt und genießen die salzige Luft und den leicht rauen Küstenwind. Auf den herrlichen Spaziergang freuen Sie sich – doch irgendetwas trügt die Idylle. Sie schielen nach oben: Eine große Schar Möwen zieht über Ihnen ihre Kreise. Sie wenden den Blick ab und schauen nach vorn: In einiger Entfernung liegt “etwas” Großes am Strand, was Sie nicht klar zuordnen können. Erst jetzt bemerken Sie die Menschen um Sie herum, die angespannt in Richtung der am Boden liegenden Masse blicken – und dann: RUMMS! – eine Explosion, faszinierendes Stöhnen, vereinzelt verängstigte Schreie und in Panik fliehende Vögel. Es regnet kleinere und größere Brocken, die Sie nicht zuordnen können. Es riecht widerlich nach Fisch…

Was ist passiert? Ein Feuerwerk, ein Unfall ..?

Die wilde Pazifikküste Oregons

So oder so ähnlich hätte wohl ein unbeteiligter Spaziergänger das erlebt, was vor ziemlich genau 50 Jahren, am 12. November 1970, an einem Strand im Süden von Florence im US-Bundesstaat Oregon passiert ist. [1]

Lage von Florence/Oregon an der US-Westküste

Die Lösung des Rätsels ist denkbar abstrus: Ein explodierender Wal.

Doch wie ist das möglich?

In Florence wurde zu diesem Zeitpunkt ein acht Tonnen schwerer und über 13 Meter langer Pottwal angespült. Soweit so tragisch – aber bei kein Einzelfall.

Weltweit werden stranden jährlich etwa 2000 Wale und Delfine. [1] Die Kadaver der Wale werden häufig wieder aufs Meer gezogen und so beseitigt. [2]

Zurück zu unserem Wal in Oregon:

1970 hatte die Oregon Highway Division (heute das Verkehrsministerium von Oregon) die Gerichtsbarkeit über die Strände und bisher offenbar wenig Erfahrung mit Walkadavern und deren Beseitigung gemacht. [3]

Sie wogen verschiedene Alternativen ab.

Der Wal könnte einfach im Sand vergraben werden. Doch ob der Gefahr, er könnte halb verwest wieder zum Vorschein kommen, wurde diese Idee ebenso verworfen wie den Kadaver zu verbrennen. Es konnte auch niemand gefunden werden, der sich dazu bereit erklärte den toten Koloss zu zerlegen.

Reporter Paul Linnman berichtete vor Ort von dem Ereignis. Seine zynischen und alliterativen Kommentare brachten die tragische Komik der Szene an den Tag. Screenshot des KATU- Videos.

Die Highway Division ging nun pragmatisch vor: Der Wal sollte auf die gleiche Weise entsorgt werden, wie ein großer Felsbrocken bei einem Autobahnbauprojekt beseitigt würde: Mit altbewährtem Dynamit.

Dieses müsste nur so angebracht werden, dass mögliche Überreste auf die offene See getragen würden und alles andere wollte man den Möwen überlassen. Mit einigem Abstand zum Kadaver versammelten sich schaulustige Anwohner, um das Spektakel mitzuerleben sowie vereinzelt regionale Journalisten.

Und es kam natürlich wie es kommen musste – das Ganze ging gehörig schief.

Fangen wir mit dem Positiven an: der Wal ist explodiert und niemand wurde ernsthaft verletzt. Aber: Die Überreste des Wales flogen bis zu 250 Meter weit, beschädigten ein Auto, trafen die umstehenden Menschen und die Explosion vertrieb jegliche aasfressende Vögel auf deren Unterstützung die Highway Division bei der Beseitigung der Überreste gezählt hatte. Zuletzt war der Wal nur teilweise zersprengt und der sich ausbreitende Gestank muss bestialisch gewesen sein.

Es blieb der Highway Division nichts anderes übrig als den Wal dann doch zu vergraben. [5]

Ist das wirklich passiert???

Das gesamte Ereignis mutet sehr skurril an – vor allem in dem mit einer gehörigen Prise Humor versehenen Fernsehbeitrag, der bereits im November 1970 im regionalen Sender KATU2 ausgestrahlt wurde. Aber sehen Sie selbst:

Größere Bekanntheit erlangte die Walexplosion, als sie durch den humoristischen Autor Dave Barry 1990 in seiner Kolumne des Miami Herold thematisiert wurde. Die dadurch erlangte Aufmerksamkeit war riesig und ein moderner Mythos wurde geboren. Die Stimmen derjenigen, die das Ereignis für einen Fake hielten, verstummten erst als auch der Fernsehbeitrag seinen Weg in die Internetarchive fand.[6]

Im Übrigen ist diese Walexplosion ist nicht die einzige dokumentierte “Walexplosion”, jedoch bei weitem die kurioseste.

Ab und an kommt es zu “Eruptionen” – wenn unter der isolierenden Walspeckschicht des Kadavers sehr hohe Temperaturen herrschen und jemand die Bauchdecke von außen aufschlitzt. Die Innereien des Wals können dann durchaus mit einem Tempo von 60 Kilometer pro Stunde herausschießen. Wirklich gefährlich sind diese Walexplosionen allerdings nicht. Der durch die Fäulnisgase aufgebaute Druck ist zu gering, um wirklich einen Schaden anrichten zu können. Allein den dabei entstehende Geruch könnte man als Körperverletzung werten. [7]

Lebender Pottwal

Verweise

[1] Vgl. The Exploding Whale

[2] Vgl. Freund, A. 2020

[3] Vgl. Frey, A. 2016

[4] Vgl. The Exploding Whale

[5] Vgl. YouTube-Exploding Whale 1970

[6] Vgl. The Exploding Whale

[7] Vgl. Thadeusz, F. 2014

Literaturverzeichnis

Freund, Alexander: Warum stranden Wale und Delfine? in: Deutsche Welle, online 2020. URL: https://www.dw.com/de/warum-stranden-wale-und-delfine/a-550278 53 Aufgerufen am: 23.10.2020

Frey, Andreas: Explosionsgefahr: Wie man gestrandete Wale entsorgt. in: Aargauer Zeitung, online 2016. URL:https://www.aargauerzeitung.ch/leben/forschung-techn ik/explosionsgefahr-wie-man-gestrandete-wale- entsorgt-130017175 Aufgerufen am: 23.10.2020

Thadeusz, Frank: Wumm? Pfft! – Angeblich können Fäulnisgase dazu führen, dass Tierkadaver explodieren. Aber stimmt das auch? in: Der Spiegel 33/2014. URL: https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-128629194.html Abgerufen am: 23.10.2020

The Exploding Whale. URL: https://www.theexplodingwhale.com/home Aufgerufen am 23.10.2020.

YouTube – Exploding Whale 1970: https://www.youtube.com/watch?v=yPuaSY0cMK8 Aufgerufen am 23.10.2020 Mein Wort zum Sonntag – 8. November 2020

Einen schönen Sonntag wünsche ich dir!

Was waren das für zwei Wochen! Die Wahl in den U.S.A., grausame Terroranschläge, steigende Fallzahlen bei Covid-19 und auch die Tatsache, dass wir jetzt den nächsten Lockdown an der Backe haben, all das hat wohl jeden von uns schwer berührt. Man mag gar nicht daran denken, was dieses furchtbare Jahr 2020 noch für uns bereit hält, und ob es im kommenden Jahr endlich wieder besser wird, mag man zwar hoffen, kann man sich aber derzeit kaum vorstellen.

Für mich hatte der zweite Lockdown auch wieder drastische Folgen. Ein Projekt für Jugendliche im Museum „Tor zur Urzeit“, das ich gerade erst begonnen hatte, liegt jetzt zusammen mit vielen anderen Plänen wieder auf Eis. Ich kann es persönlich absolut nicht nachvollziehen, dass die Politik gerade die Einrichtungen dicht macht, die wohl am meisten gegen die Ausbreitung von Corona getan haben. Nicht nur die Museen, auch die gesamte Gastronomie- und Veranstaltungsbranche haben diese Entscheidungen schwer getroffen, die in meinen Augen schlecht durchdachte Kurzschlussreaktionen waren. Jetzt verlagert sich der gesamte Freizeitbereich wieder ins Private, was ein deutlich höheres Risiko birgt, und wo man die Einhaltung von AHA-Regeln nicht kontrollieren kann. Ich blicke den kommenden Entwicklungen deshalb mit großer Sorge entgegen. Dennoch besteht heute Grund zur Freude: immer deutlicher wird die Gewissheit, dass die Herrschaft eines Despoten und Narzissten nun endlich nach vier langen Jahren endlich zu Ende geht. Einem Mann, dem es in seinem Amt nur um sich selbst ging, der die Auswirkungen einer Pandemie herunterspielte, der schwelende Konflikte zu rivalisierenden Staaten anfeuerte und insbesondere sein eigenes Land tief gespalten hat. Natürlich heißt Bidens Wahlsieg nicht, dass ab Januar alles besser wird, es heißt auch nicht, dass es in Amerika nicht noch richtig hässlich werden könnte, weil der Verlierer die Wahl nicht anerkennt. Biden wird wohl seine gesamte Amtszeit dafür hergeben müssen, die Scherben zusammenzukehren, die sein Vorgänger hinterlassen hat. Aber heute, an diesem schönen Sonntag, können wir diese Nachricht einfach mal genießen, wie ich finde. Genauso wie die spannenden Paläo-News!

Bild der Woche

Eine Gruppe Dakotaraptoren hat sich ausgerechnet auf dem Wanderpfad einer -Herde zur Ruhe begeben. Diesen Giganten stellt sich nichts und niemand in den Weg… Bildquelle: Damir G. Martin; in the Wild

Pterosaurs: Natural History, Evolution, Anatomy 150 Millionen Jahre lang gehörte der Himmel nicht den Vögeln, sondern den Flugsauriern. Diese fliegenden Reptilien, zu denen auch die Pterodaktylen gehören, teilten die Welt mit den Nichtvogel-Dinosauriern bis zu ihrem Aussterben vor 65 Millionen Jahren. Einige Flugsaurier, wie die riesigen Azhdarchiden, waren die größten fliegenden Tiere aller Zeiten mit Flügelspannweiten von mehr als zehn Metern und Anzeige Stehhöhen, die mit modernen Giraffen vergleichbar waren. Dieses reich bebilderte Buch wirft einen beispiellosen Blick auf diese erstaunlichen Kreaturen und präsentiert die neuesten Erkenntnisse zu Anatomie, Ökologie und Aussterben.

Pterosaurs ist 2013 bei Princeton Univ. Press erschienen und hat 291 Seiten in englischer Sprache.

Mit dem Kauf über unserem Link unterstützt ihr den Betrieb dieser Website Paläo-News

Das einzig erfreuliche in diesen zwei Wochen: die Nachrichten aus der Urzeit. Haltet euch fest, denn dieses „Wort zum Sonntag“ wird wohl das längste des gesamten Jahres! Und eine Sensation jagte die nächste, sodass ich mit dem Abfassen der einzelnen Meldungen gar nicht mehr hinterher gekommen bin.

Perm-Massenausterben: Neue Studie erkennt Muster einer kaskadenartigen Katastrophe

Forscher des GEOMAR in Kiel haben Proben aus den Schalen fossiler Brachiopoden (muschelähnliche Meeres-Organismen) auf Bor-Isotope untersucht, um dadurch herauszufinden, in wieweit eine Übersäuerung der Ozeane durch Methanwasserstoffe beim Perm-Massenausterben eine Rolle spielten. Dieses Massenaussterben in der Zeit vor 252 Millionen Jahren gilt als das verheerendste der gesamten Erdgeschichte. Etwa 70% aller Arten an Land und weit mehr noch in den Meeren starben damals aus.

Die kaskadenartige Apokalypse im Oberperm. Bildquelle: Dawid Adam Iurin.

Den Anfang dieser Katastrophe verursachten wahrscheinlich schwere Vulkanausbrüche, die den heutigen sibirischen Trapp gebildet haben. Über mehrere Jahrtausende hinweg setzten sie mehr als 105.600 Gigatonnen CO2 frei und sorgten so für einen verheerenden Treibhauseffekt. Die höheren Temperaturen förderten die Ausbreitung der Bakterien so stark, dass dir Meere übersauerten und das Phytoplankton großflächig abstarb.

Durch sauren Regen wurden auch an der Oberfläche giftige Chemikalien ausgewittert und gelangten über die Flüsse in die Meere, was den ökologischen Kollaps dort noch verstärkte. Große Teile der Ozeane waren nun komplett lebensfeindlich.

Link zur Studie Bronzezeitliche Viehhirten lebten im Kaukasus weniger nomadisch als bislang gedacht

Lange Zeit glaubten Forscher, dass in der Frühgeschichte der Nutzviehhaltung, besonders im Osten Europas das Nomadentum eine wichtige Rolle gespielt hat: Hirten zogen mit ihren Herden über große Strecken durch die Bergregionen, die sich an die vorderasiatischen Steppen anschlossen und durch die üppigen Graslandschaften wie geschaffen dafür zu sein scheinen. Doch dieses Bild ist offenbar falsch.

Archäologen von der Universität Basel fanden durch Stickstoff- und Kohlenstoff-Isotopenanalysen von Knochen, die in Grabhügeln aus dem 5. bis 1. Jahrtausend vor Christus stammen heraus, dass das Durchzugsgebiet der Hirten deutlich kleiner war als bislang gedacht. Die Nahrung der Menschen muss folglich aus der gleichen Region gestammt haben, in der sie auch begraben wurden. Offenbar waren die Hirten damals doch nicht so wanderfreudig.

Einer der Grabfunde im Kaukasus. Bildquelle: Anatoliy Kantarovitsch.

Dies wirft die Frage auf, wie sich neue Technologien, aber auch Sprachen und Brauchtum sowie Kunststile damals überhaupt verbreiten konnten. Die Forscher vermuten eine Art „Stille- Post“-Prinzip hinter diesem Austausch, der offenbar auch ohne großartige Migration stattgefunden hat.

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Ferganoceratodus: ein neuer Lungenfisch aus dem Jura

Forscher entdeckten in Thailand einen bislang unbekannten Vertreter der Lungenfisch-Gattung Ferganoceratodus, der dort am Übergang vom Jura zur Kreidezeit lebte. Lungenfische sind eine heute noch lebende Tiergruppe, die noch immer ans Wasser gebunden sind, aber den Landwirbeltieren am nächsten stehen. Während einige sich schon vor über 380 Millionen Jahren zu Landtieren entwickelten, blieben andere dem Wasser treu und haben diese Lebensweise bis heute beibehalten.

Der neuentdeckte Lungenfisch ist deshalb ein wichtiges Puzzleteil im Verständnis dieser interessanten Tiere, die von Oberdevon bis in unsere Zeit überdauert haben, und dabei vier große Massenaussterben nahezu unverändert überstanden. Der neuentdeckte Lungenfisch.

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Furchteinflößender Ur-Delfin entdeckt: Ankylorhiza tiedemani

In der oligozänen Ashley-Formation in South Carolina, wo Forscher kürzlich erst die Kinderstube eines gewaltigen Urzeit-Hais ausmachen konnten, wurden nun die Überreste eines kaum minder gefährlichen Meeresbewohners entdeckt: ein früher Verwandter der heutigen Delfine trieb dort ebenfalls sein Unwesen, und vielleicht war er sogar gelegentlich hinter den jungen Haien her: Ankylorhiza tiedemani.

Der Monster-Delfin erreichte stattliche fünf Meter Länge und war damit der größte Zahnwal seiner Zeit. Es ist gut möglich, dass er im Oligozän die freigewordene Nische besetzte, die ihm die nun ausgestorbenen Basilosaurier (keine „Dinos“, sondern bis zu 18 m lange Urwale aus dem Eozän) hinterlassen hatten.

Ankylorhiza tiedemani wies bereits viele Merkmale auf, wie sie auch heutige Delfine noch teilen. Auch bei ihm kam der Antrieb aus einer verbreiterten Schwanzfluke, die von oben nach unten für Wasserverdrängung und damit für Tempo sorgte. Bis zu 50km/h sollen ihm möglich gewesen sein. Das Fossil wirft demnach neues Licht auf die komplexe Evolution der Delfine und ihre Fortbewegungsweise.

Bildquelle und Link zur Studie Früher Elasmosauride entdeckt:Jucha squalea

Die meisten denken wohl zuerst an Nessie, wenn sie dieses Bild sehen, doch dieses Tier ist nicht nur ein Mythos: Plesiosaurier gehörten zu den erfolgreichsten Meeresreptilien des Erdmittelalters, und die wahrscheinlich bekanntesten sind die Elasmosaurier. Mit einem kurzen Körper, dafür aber mit einem sehr langen Hals ausgestattet, waren diese geschickten Schwimmer perfekt an die Jagd auf kleine Fische angepasst.

Lebendrekonstruktion von Jucha squalea. Bildquelle: Fischer et al.

Noch heute wirft die Entwicklungsgeschichte der Elasmosaurier viele Fragen auf. Neue Einblicke in ihre frühe Entwicklungsphase könnte nun das Fossil einer bislang unbekannten Gattung geben, das vor etwa 130 Millionen Jahren in den Flachmeeren zuhause war, die früher das heutige Russland bedeckten. Jucha squalea, wie das Tier genannt wurde, weißt noch viele sehr basale Merkmale auf, die späterer Elasmosaurier nicht mehr besaßen, und hatte auch noch nicht so enorm viele Halswirbel.

Bildquelle und Link zur Studie

Gigantische Pesudozahnvögel über der Antarktis

Nach dem gewaltigen Massenaussterben am Ende der Kreidezeit wurden viele ökologische Nischen geradezu leergefegt. Doch es dauerte oft nicht lange, bis sie von anderen Tieren wieder neu besetzt wurden. So tauchten nur wenige Jahrmillionen nach dem Verschwinden der großen Flugsaurier neue Giganten am Himmel auf: die Pelagornithiden.

Ein riesiger Pelagornithide im Konkurrenzkampf mit prähistorischen Sturmvögeln. Bildquelle: Brian Choo.

Diese Vögel hatten sich bereits in der Kreidezeit entwickelt und spezialisierten sich nun auf ein küstennahes Leben. Zum Fangen von Fischen entwickelten sie einen gezackten Schnabel – ohne richtige Zähne zwar, aber ideal, um zappelnde Fische aus dem Wasser zu holen. Und einige dieser Vögel wurden so groß, dass sie sich kaum hinter den großen Flugsaurier verstecken konnten. Spannweiten von über sechs Metern waren möglich, also doppelt so groß wie der Wanderalbatros, der heute die größte Spannweite besitzt.

Überreste dieser großen Vögel wurden nun von einer Forschergruppe um Peter A. Kloess erforscht und beschrieben, nachdem sie schon in den 1980ern auf der entlegenen Seymour- Insel vor Antarktika geborgen wurden. Dort herrschte im Paläozän und Eozän noch ein relativ mildes Küstenklima vor, mit starken Aufwinden, die den Vögeln beim Segelflug entgegenkamen. Während der kleinere entdeckte Vogel schon vor ca. 63 Millionen Jahren und damit kurz nach dem Aussterben der Flugsaurier lebte, floh der größere, dessen Fossilien sich durchaus mit den größten jemals entdeckten Vogelfossilien vergleichen lassen, vor rund 40 Millionen Jahren durch die Lüfte.

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Neues triassisches Meeresreptil entdeckt: Brevicaudosaurus jiyangshanensis

In Fuyuan in Südwestchina entdeckten Paläontologen die ausgezeichnet erhaltenen Fossilien eines bislang unbekannten Vertreters aus der Gruppe der Nothosaurier, die zu den ersten marinen Reptilien der Trias zählten. Der neuentdeckte Nothosaurier wurde als Brevicaudosaurus jiyangshanensis beschrieben und lebte vor rund 240 Millionen Jahren.

Das interessante an dem Fund sind einige Merkmale, die eher untypisch für Nothosaurier sind. Zum Beispiel besaß Brevicaudosaurus einen recht kurzen Schwanz (daher auch der Name, der „Kurzschwanzechse“ bedeutet.) Auch die verbreiterten Flossen deuten darauf hin, dass er ein eher gemächlicher Lauerjäger war, der nicht auf lange Verfolgungsjagden im Wasser, sondern auf Überraschungsangriffe setzte.

Lebenrekonstruktion von Brevicaudosaurus von Tyler Stone.

Außerdem besaß das Tier offenbar ein gutes Gehör, was wahrscheinlich auch überlebensnotwendig war: Brevicaudosaurus war zwar ein Jäger, müsste aber selbst auch auf der Hut vor anderen großen marinen Beutegreifern sein, wie etwa den gewaltigen Ichthyosauriern, mit denen er sich diese Gewässer teilte.

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Opalisierte Dinosaurier-Zähne aus Australien belegen: Artenvielfalt der Sauropoden war dort höher als bislang gedacht!

In der Lightning Ridge, einer berühmten Fossillagerstätte in New South Wales in Australien, fanden Forscher schon häufiger die Fossilien von Dinosauriern aus der frühen Oberkreide, die infolge einzigartiger Fossilisationsbedingungen zu Opalen geworden sind. Die im Laufe der Jahrmillionen zu Edelsteinen gewordenen Dinosaurier-Knochen sind ein echter Blickfang in allen Museen, in denen man sie bewundern kann.

Die Sauropoden aus Lightning Ridge: Wunderschön funkelnde Halbedelsteine.

Insgesamt 25 besonders gut erhaltene opalisierte Zahnfossilien waren nun Gegenstand einer neuen Studie, bei der die Zähne mehreren Sauropoden-Typen zugeordnet werden konnten. Aus der frühen Oberkreide Australiens sind bislang vier verschiedene Sauropoden bekannt: Savannasaurus elliotorum, matildae, mckillopi und wattsi.

Rekonstruktionen von Diamantinasaurus (oben) und Austrosaurus von Matt A. White.

Zwar kann man mangels Vergleichsmöglichkeiten die Zähne nicht einer dieser Arten zweifelsfrei zuweisen, die große Diversität der Zähen legt jedoch nahe, dass die Artenvielfalt der Sauropoden in der australischen Oberkreide sogar noch deutlich höher gewesen sein könnte. Australien gehörte also ebenfalls zu den größeren Refugien, in denen Sauropoden auch in der Kreidezeit noch sehr erfolgreich waren.

Link zur Studie Dinosaurier litten unter grausamen „Blutwürmern“!

Forscher der Federal University of Rio Grande do Norte haben eine beängstigende Entdeckung gemacht: in den fossilen Beinknochen eines Titanosauriers aus der 80 Millionen alten Adamantina Formation in Südbrasilien entdeckten sie Strukturen, die einst die Blutgefäße der gewaltigen Sauropoden gewesen wären. Doch diese Gefäße waren voller Löcher und Läsionen, wahrscheinlich verursacht durch gefährliche Endoparasiten, die sich vom Blut ihrer riesigen Wirte ernährten.

Diese Mikrofossilien sind die ersten entdeckten ihrer Art. In einer neuen Studie, bei der zum ersten Mal Forscher sowohl aus den Disziplinen der Paläontologie, Histologie, Pathologie und Parasitologie gemeinsam arbeiteten, konnten neue Aspekte aufgeführt werden, die uns verraten, wie große Dinosaurier einst lebten und unter welchen Gebrechen sie litten – und wahrscheinlich auch starben. Bei dem vorliegenden Fund hatte der parasitäre Befall offenbar zu einer Osteomyelitis geführt: eine schwere Entzündung des Knochenmarks, die das Tier schwächte und möglicherweise auch umbrachte.

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Zwei neue Sauropoden aus Südamerika entdeckt: Punatitan coughlini und Bravasaurus arrierosorum

In der Nähe von Quebrada de Santo Domingo in der argentinischen Provinz La Rioja stießen Paläontologen auf die Überreste von Sauropoden und ihrer Nistplätze. Bei der Ausgrabung wurden die fossilen Knochen zweier bislang unbekannter Rinconsaurier, eine Gruppe von mittelgroßen Titanosauriern gefunden. Wahrscheinlich dürften auch die dort gefundenen Eierfossilien – übrigens mehrere Dutzend! – ebenfalls zu einer der beiden neuen Spezies gehören, die als Punatitan coughlini und Bravasaurus arrierosorum beschrieben wurden. Der Fundort gehört damit zu den größten bekannten Dinosaurier-Nistplätzen überhaupt.

Bravasaurus war für seine Familie relativ klein, seine Fossilien lassen auf ein Tier von knapp 7m Länge schließen. Punatitan war mindestens doppelt so lang und damit ein mittelgroßer Sauropode. Beide lebten am Ende der Kreidezeit, am Übergang vom Campanium zum Maastrichtium vor etwa 72 Millionen Jahren. Der Fund zeigt ein weiteres Mal, wie artenreich die Sauropoden-Fauna auf der Südhalbkugel gewesen sein muss, und das noch bis zum Ende der Kreidezeit, als die riesigen Langhals-Dinosaurier für immer ausstarben.

Bildquelle und Link zur Studie Neue Studien geben Einblick in die räumliche und zeitliche Verbreitung der geheimnisvollen Denisova-Menschen

Forschende des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und der Mongolischen Akademie der Wissenschaften haben das Genom des ältesten menschlichen Fossils, das bis jetzt in der Mongolei gefunden wurde, analysiert. Sie konnten belegen, dass die 34.000 Jahre alte Frau rund 25 Prozent ihrer DNA von Westeurasiern geerbt hat.

Die Vorfahren heute lebender Menschen hatten den eurasischen Kontinent folglich schon kurz nach der ersten Besiedlung erneut durchquert. Die Studie zeigt auch, dass das Erbgut der Frau, sowie auch das eines 40.000 Jahre alten Individuums aus China, DNA-Segmente von Denisovanern enthielt, einer ausgestorbenen Homininenform, die vor der Ankunft des modernen Menschen in Asien lebte.

Bildquellen und Link zur Studie

Anhand von weiterem Material, das in der Baishiya Karsthöhle im Hochland von Tibet gefunden wurde, konnten chinesische Forscher außerdem mitochondriale DNS von Denisova-Menschen nachweisen, die dort zu verschiedenen Zeitpunkten – vor ca. 100.000, 60.000 und 45.000 Jahren anwesend waren. Auch diese Studie gibt neue Einblicke in die zeitliche und räumliche Verbreitung dieser mysteriösen Frühmenschen.

Link zur Studie

Forscher lüften Geheimnisse um kristalline Kalkschalen von Dinosaurier- Eiern

In einer neuen Studie untersuchten mexikanische Wissenschaftler die Schalen von fünf fossiler Eier, die an der Westküste von Baja California gefunden wurden. Drei dieser Eier wurden beim Vergleich mit anderen Fossilien Hadrosauriern (Entenschnabelsaurier) zugeordnet, eines stammte offenbar von einem kleinen Theropoden aus der Gruppe der Troodontiden. Das fünfte Ei war zu beschädigt, um es zweifelsfrei zuzuordnen, aufgrund einiger Ähnlichkeiten in der Schalenstruktur dürfte es aber einem Ornithopoden gehören.

Die Forscher fanden mithilfe hochauflösender Elektronenmikroskope heraus, dass die kristalline Struktur der Ornithopoden-Eier sich deutlich von der des Theropoden-Eis unterschied. Die Studie könnte in Zukunft sehr hilfreich dabei sein, auch schlecht erhaltene Schalenfragmente auf Basis ihrer Mikrostruktur zu identifizieren, und um zu verstehen, wie der Fossilisationsprozess bei Eiern genau abläuft.

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Räuberische Algen überlebten Massenaussterben am Ende der Kreidezeit – Nachweis für lange Impaktnacht

Vor 66 Millionen Jahren traf ein Meteorit die Erde und löste eine zerstörerische Kettenreaktion aus, die das Leben auf unserer Welt auf den Prüfstand stellte. Die wohl verheerendste Folge der Katastrophe war der Impaktwinter – oder auch die lange Impaktnacht, bei der sich der Himmel für lange Zeit verdunkelte, kein Sonnenstrahl mehr den Erdboden erreichte und die Temperaturen überall auf dem Globus weit unter den Gefrierpunkt sanken. Dieses Ereignis konkret nachzuweisen ist schwierig, aber Forschern der University of Southampton haben nun ein wichtiges Indiz gefunden: sie untersuchten die „Skelette“ aus Calciumcarbonat einzelliger Algen aus den Ablagerungsschichten direkt um die Kreide-Paläogen-Grenze.

Dabei stellten die fest, dass die photoautotrophen Algen, die lediglich über die Fotosynthese Nährstoffe herstellen, zu dieser Zeit extrem stark abnahmen und nahezu völlig aus dem Fossilbericht verschwanden. An ihrer Stelle fanden die Forscher aber dafür eine außergewöhnliche Anzahl von mixotrophen Algen, die sich neben der Fotosynthese auch von anderen Mikroorganismen ernähren können. Sie zeichnen sich durch große Löcher in der Skelettstruktur aus: in diesen Löchern saßen sogenannte Flagellen, also Antriebsmechanismen, mit denen die Algen sich aktiv fortbewegen und Bakterien jagen und verschlingen konnten.

Dass die „Raubalgen“ in dieser Zeit so häufig sind, kurz danach aber wieder durch ihre „friedlicheren“ Artgenossen verdrängt wurden, werten die Forscher als ein ziemlich deutliches Anzeichen dafür, dass es zu der Zeit, als diese Ablagerungsschicht entstand, für einen längeren Zeitraum stockfinster war und die lichtabhängigen Algen damals abstarben. Sie erhielten sich erst wieder, als es wieder hell wurde.

Bildquellen und Link zur Studie Hundezucht begann bereits in der Altsteinzeit

Hunde gelten als die „besten Freunde“ des Menschen. Wahrscheinlich wurden sie bereits vor 25.000 bis 40.000 Jahren domestiziert – als erste Tierart überhaupt. Anders als beispielsweise Schweine, die mehrfach unabhängig voneinander in verschiedenen Teilen der Welt domestiziert wurden, gehen dem heutigen Erkenntnisstand zufolge alle Hunde auf eine einzige, heute wahrscheinlich ausgestorbene Linie von Wölfen zurück. Dennoch gab es bereits vor 11.000 Jahren eine erhebliche genetische Vielfalt, wie ein internationales Team um Anders Bergström vom Francis Crick Institute in London nun gezeigt hat.

Die Forscher präsentieren neue Einblicke in die uralte gemeinsame Geschichte von Hund und Mensch: Sie haben das Erbgut aus 27 bis zu 11.000 Jahre alten Hundeskeletten untersucht. Dabei zeigte sich, dass es schon damals mindestens fünf verschiedene Abstammungslinien von Hunden gab, deren Erbe sich in späteren Rassen zu unterschiedlichen Anteilen mischte. Die Verbreitung der Hunde hängt dabei eng mit Wanderungsbewegungen der Menschen zusammen.

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Sauropode aus der Schweiz neu benannt: „ greppini“ heißt jetzt „Amanzia„

Die bereits in den 1860ern gefundenen Fossilien eines Sauropoden aus dem Oberjura, die bei Moutier in der Schweiz entdeckt wurden, haben eine interessante Forschungsgeschichte. Da neben den versteinerten Knochen auch ein Theropoden-Zahn gefunden wurde, hielt man das Fossil zuerst für einen großen Raubsaurier und schrieb es dem Megalosaurus zu. Später wurde der Sauropode als solcher erkannt und zuerst der neuen Gattung „Ornithopsis„, danach auch dem zugeordnet.

In einer neuen Studie wurde das Material, dass sich heute im Naturkundemuseum von Basel befindet, noch einmal genau unter die Lupe genommen und mit den Fossilien der anderen beiden Arten verglichen. Die Forscher fanden dabei genug Unterschiede und Alleinstellungsmerkmale, um eine neue, eigene Dinosauriergattung aufzustellen. Der schweizer Sauropode heißt nun Amanzia greppini und lebte in der Zeit vor etwa 155 Millionen Jahren.

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Erster Entenschnabelsaurier in Nordafrika gefunden: Ajnabia odysseus! Die Hadrosaurier gehören zu einer der erfolgreichsten Tiergruppe der Erdgeschichte. Die friedlichen Pflanzenfresser mit ihrem charakteristischen Entenschnabel entwickelten sich in der Kreidezeit und waren über die gesamte Nordhalbkugel verbreitet. Bis zum Aussterben der Dinosaurier verdrängten sie dort zunächst die mächtigen Sauropoden und dominierten die nördlichen Ökosysteme: sie gehörten dort zu den häufigsten, aber auch größten Dinosauriern ihrer Zeit.

Die Südkontinente waren damals noch durch das weltumspannende Tethys-Meer vom Norden getrennt, also gingen die Forscher bislang auch mangels fossiler Belege davon aus, dass die Entenschnabelsaurier in Afrika fehlen. Diese Annahme muss nun allerdings korrigiert werden: aus Ablagerungen der oberen Kreidezeit Marokkos tauchten Fossilien auf, die zu einem Hadrosaurier aus der Gruppe der Lambeosaurinen gehören.

Nach erster Beschreibung des Fossilmaterials war der afrikanische Entenschnabel wohl am engsten mitArenysaurus (siehe Bild) aus Spanien verwandt, und tatsächlich könnte er einst über nur kurzzeitig vorhandene Landbrücken aus Spanien in Afrika eingewandert sein. Der neue Dinosaurier wurde als Ajnabia odysseus beschrieben – nach dem arabischen Wort für „Fremder“ und dem griechischen Sagenheld, den es im Rahmen seiner vielen Irrfahrten ebenfalls an viele ungewöhnliche Orte verschlug. Ajnabia lebte vor etwa 66 Millionen Jahren, also kurz vor Ende der Kreidezeit an der Seite des gefährlichen Abelisauriers Chenanisaurus und eines großen, aber bislang unbeschriebenen Titanosauriers.

Lebendrekonstruktion von Ajnabia odysseus von Raul Martín.

Bildquellen und Link zur Studie

Filikomys primaevus: Frühes Säugetier lebte sozial mit Artgenossen und in Erdbauten

Der Egg Mountain in Montana ist berühmt für seine hervorragend erhaltenen Eierfossilien, die aus der oberen Kreidezeit erhalten geblieben sind. Doch neben den Dinosauriern, die diese Eier einst gelegt hatten, gab es dort vor etwa 77 Millionen Jahren natürlich auch viele andere Tiere, die diese Gegend einst ihre Heimat nannten.

Darunter waren auch mehrere frühe Säugetiere. Ein neuer Vertreter aus einer heute ausgestorbenen Linie, der Multituberkulaten, wurde jüngst an der Fundstelle entdeckt – zusammen mit mehreren Artgenossen. Wahrscheinlich kamen die Tiere gemeinsam in ihrem selbst gegrabenen Unterschlupf ums Leben. Dies ist der bislang älteste Beleg für soziales Zusammenleben unter Säugetieren. Das neuentdeckte mausähnliche Säugetier (obwohl nicht mit den Mäusen verwandt!) trägt nun den Namen Filikomys primaevus.

Lebendrekonstruktion von Filikomys primaevus von Misaki Ouchida.

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Die verwirrende Phylogenie der Meereskrokodile: Metriorhynchus neu beschrieben

Die Familie der Metriorhynchidae war eine Gruppe ausgestorbener Krokodile, die sich perfekt an ein Leben in den Flachmeeren und Lagunen angepasst hatten, die ihrer Zeit das mesozoische Europa bedeckten. Die Typusgattung „Metriorhynchus“ ist eine der am besten bekannten Krokodil- Gattungen des Erdmittelalters.

Skelettrekonstruktion eines Metriorhynchus.

Tatsächlich wurden zu irgendeinem Zeitpunkt der Forschungsgeschichte beinahe alle Meereskrokodile des Oberjuras einmal der Gattung Metriorhynchus zugeschrieben, meist in Bezugnahme auf die Art M. superciliosus. Es liegt auf der Hand, dass diese Gattung definitiv nicht monophyletisch ist (also nicht nur alle Arten umfasst, die tatsächlich von einem gemeinsamen Vorfahren abstammen). Die TypusartM. geoffroyii ist sogar nur eine Chimäre, zusammengesetzt aus den Fossilien mehrerer verschiedener Meereskrokodile!

Der neubenannte Thalattosuchus. Lebendrekonstruktion von Dimitry Bogdanov.

Grund genug für eine Gruppe Forscher um Mark T. Young von der Universität von Edinburgh, sich der verwirrenden Phylogenie der Meereskrokodile anzunehmen. Die Forscher Sprachen sogar von einem „gordischen Knoten“, den sie nur durch einen „Schwerthieb“ zu lösen imstande sahen: die Gattung Metriorhynchus neu zu beschreiben, ihre diagnostischen Charakteristika neu zu definieren und die aus diesem Raster fallenden Exemplare neu zu benennen. M. superciliosus wurde somit in die neue Gattung „Thalattosuchus“ gestellt.

Link zum Gordischen Knoten

Buriolestes schultzi: ziemlich clever für einen Sauropodomorphen!

Wer an Dinosaurier denkt, dem fallen schnell die Namen schier gewaltiger Riesen ein, unter deren Füße die Erde erzitterte: und , und gehören wohl zu den bekanntesten Dinosauriern überhaupt. Bekannt sind sie aber nicht nur für ihre ungeheure Körpermasse, sondern auch für ihren nur geringen Hirnschmalz: Tiere von der Höhe eines Mehrstöckigen Hauses und der Länge eines Tennisplatzes besaßen Gehirne, die kaum größer waren als eine Mandarine.

Fundort und Fossilbeschreibungvon Buriolestes, Bildquelle: Rodrigo Temp Müller.

Dass dies einmal ganz anders war, und dass die Vorfahren dieser gewaltigen Tiere sogar einmal zu den cleversten ihrer Zeit gehört haben könnten, legt eine neue Studie nahe, die Forscher der Universidade Federal de Santa Maria in Brasilien unlängst veröffentlicht haben. Mit ihrer Analyse des gut erhaltenen Schädels eines Buriolestes schultzi, der 2015 entdeckt wurde, konnten sie belegen, dass frühe Sauropodomorphen einst kleine, agile Allesfresser waren, die außerdem mit einem erstaunlich großen Gehirn ausgestattet waren.

Das Gehirn und die mögliche Lebendrekonstruktion des Buriolestes von Márcio L. Castro.

Mit so viel Grips ausgestattet, war Buriolestes ein flinker Jäger, dessen scharfen Augen nicht viel entging. Sein Geruchssinn war dagegen weniger gut ausgestattet, stattdessen deuten bestimmte Hirnareale aber auf eine schnelle Reizverarbeitung und gute Reflexe hin.

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Schwere Form von Knochenmarkentzündung bei Tyrannosaurus rex nachgewiesen!

Um zu erforschen, an welchen Krankheiten Dinosauriern ihrer Zeit litten, sind Paläontologen allein auf die akribische Untersuchung der fossilen Knochen angewiesen. Mit Voranschreiten der Technik gewinnen sie dabei immer neue Einblicke in die Pathologie der Urzeitriesen.

Skelettrekonstruktion von „Sue“ nach Scott Hartmann.

Besonders das hervorragend erhaltenen Skelett eines Tyrannosaurus rex mit der Katalognummer FMNH PR208, oder auch liebevoll „Sue“ genannt, ist schon seit Jahrzehnten ein wahres Füllhorn für die Paläo-Pathologie. Forscher konnten an diesem Exemplar bereits zahlreiche Rückschlüsse über das Leben dieses großen Beutegreifers gewinnen. Zum Beispiel, dass er immer wieder in Kämpfe mit Artgenossen verwickelt war, sich im Laufe seines Lebens mehrfach Knochen gebrochen hatte und im (für einen Tyrannosaurus!) hohen Alter von 28 Jahren wahrscheinlich verhungern musste, weil Sue aufgrund einer schweren bakteriellen Infektion des Kiefers nicht mehr imstande war, zu fressen und zu schlucken.

„Sue“ im Field Museum von Chicago.

Doch Sue litt vor ihrem Tod auch unter einer schweren Knochenmarksentzündung, wie Forscher der Humboldt-Universität Berlin nun durch CT-Untersuchungen herausfanden. Wirbelknochen und Wadenbein waren durch eine Infektion, auch als Osteomyelitis bezeichnet, stark angegriffen. Die pathologischen Muster ähneln denen, die bei einem Fossil des Labidosaurus, eines frühen Reptils aus dem Perm entdeckt wurden. Diese gelten als ältester Nachweis für so eine Infektion.

Schwere Knochenläsionen an den Schwanzwirbelknochen und am Wadenbein des erkrankten Tyrannosaurus deuten auf eine Infektion und Knochenmarksentzündung in.

Sue muss am Ende ihres Lebens also wohl erhebliche Schmerzen gehabt haben. Der Tod kam für einen Tyrannosaurus wohl erst nach einem langen und bitteren Leidensweg.

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Neandertaler-Mütter stillten ihre Kinder nicht länger als heutige Frauen

Modell einer Neandertaler- Mutter im Krapina Neandertal Museum, Kroatien.

In der Vergangenheit wurde als einer der wesentlichen Nachteile des Neandertalers, der letztlich mit zu seinem Aussterben beitrug, eine deutlich längere Stillzeit der Kleinkinder hypothetisiert. Doch diese Annahme ist nun nicht länger zu halten. Forscher der Universität Frankfurt haben zusammen mit Kollegen aus Italien die Milchzähne von vier Neandertaler-Kindern untersucht, die vor 40.000 bis 70.000 Jahren in norditalienischen Höhlen gelebt hatten. Die Zähne wurden in Harz eingebettet, in Hauchdünne Schichten zerteilt und dann mit einem Laser die Zahnsubstanz abgetragen. Anschließend bestimmten die Wissenschaftler mithilfe eines Massenspektrometers den Gehalt von Strontium und Calcium.

Aus dem Mengenverhältnis beider Elemente ließen sich Rückschlüsse auf die Ernährung der Kinder ziehen: Ein niedriger Strontium-Gehalt deutet auf Muttermilch hin, denn mit dem Wechsel zu pflanzlicher und tierischer Nahrung nimmt der Anteil dieses Elements im Zahnschmelz zu. Auf diese Weise konnten die Forscher ermitteln, dass die Mütter ihre Kinder vier bis sechs Monate nach der Geburt abgestillt hatten. Das ist nicht später, als es heute bei Babys üblich ist.

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Plateosaurus-Kinder sahen ihren Eltern sehr ähnlich

Das Museum nahe der Fossilfundstelle Frick in der Schweiz ist um eine hübsche Attraktion reicher: ausgestellt wird nun das 2015 entdeckte Skelett eines jungen , den die Forscher liebevoll „Fabian“ tauften. Fabian war zum Zeitpunkt seines frühen Todes erst etwas länger als 2m und dürfte ein Gewicht von 40 bis 60 kg erreicht haben. Seine Eltern erreichten allerdings Körperlängen von bis zu 10 m und brachten mehrere Tonnen auf die Waage. Der neuausgestellte Plateosaurus „Fabian“ im Sauriermuseum Frick.

Über den kleinen Fabian ist nun von Forschern der Uni Bonn auch eine wissenschaftliche Studie erschienen, die herausstellte, dass der kleine Sauropodomorph seinen Eltern schon sehr ähnlich war. Dies deutet darauf hin, dass Plateosaurier bereits relativ früh eine weitgehend voll entwickelte Morphologie ausbildeten, was auch wichtige Erkenntnisse für Fortbewegung und Lebensweise dieser Tiere bedeutet.

Rekonstruktionen eines , eines anderen frühen Sauropodomorphen aus Südamerika zeigen, dass diese Tiere zu Beginn ihres Lebens noch Vierbeiner waren, bevor sie sich ihren Elterntieren beim Heranwachsen morphologisch anglichen. Bildquelle: Alejandro Otero et al.

Zu Beginn ihres Lebens waren Plateosaurier ausgehend von früheren Forschungen noch Vierbeiner, die sich wahrscheinlich auch noch ganz anders verhielten als ihre erwachsenen Pendants. Binnen weniger Monate legten die Tiere aber einige Kilos an Gewicht zu und richteten sich dann auf ihre Hinterbeine auf. Auch der zunächst kurze Hals wurde immer länger.

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Kataigidodon venetus: neuer Cynodontier in Arizona entdeckt!

Die Cynodontier waren eine höchst erfolgreiche Tiergruppe des frühen Mesozoikums. Nachdem sie schon im späten Perm erstmalig auftraten, überlebten sie nicht nur das größte Massenaussterben aller Zeiten, sondern gelangten danach sogar zu neuer Blüte. Sie gelten außerdem als wichtiges Bindeglied zwischen Reptilien und Säugern.

In der triassischen Chinle-Formation in Arizona wurden nun die Überreste eines weiteren Cynodontiers gefunden: Kataigidodon venetus hinterließ den Forschern allerdings nur die winzigen Kieferknochen und einige Zähne. Das Tier kann dadurch allerdings auf eine Länge von 9 cm und ein Gewicht von weniger als 100 g geschätzt werden. Es lebte wahrscheinlich als kleiner Waldbewohner und Insektenfresser, der immer auf der Hut vor frühen Dinosauriern und anderen Archosauriern sein musste, die seinen Lebensraum vor rund 220 Millionen Jahren beherrschten.

Lebendrekonstruktion von Kataigidodon venetus von Ben & Hannah Kligman.

Der Fund gibt neue Einblicke in die frühe Evolution der Säugetier-Verwandten, ihre Diversität und Lebensweise.

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Frauenrolle in der Altsteinzeit: Gab es auch Jägerinnen?

Die Jäger- und Sammlergesellschaft: schon in der Grundschule lernen wir, dass die Kulturen eine strikte Geschlechtertrennung bei der Bewältigung ihrer täglichen Aufgaben kannten: während sich die Frauen um die Kinder kümmerten und im Wald auf die Suche nach Beeren, Nüssen und Pilzen gingen, gingen die Männer auf die Jagd. Doch ein neuer Fund aus den peruanischen Anden straft dieses althergebrachte Bild lügen: zumindest dort scheinen auch die Frauen hoch angesehene Jägerinnen gewesen zu sein. In einem Grab aus der Altsteinzeit, rund 9.000 Jahre alt, fanden Forscher das Skelett einer jungen Frau, zusammen mit mehreren Grabbeigaben wie Speerspitzen, Messer und Schaber zum Abziehen von Tierfellen.

Die Beigaben aus dem Jägerinnen-Grab.

Es ist also ab der Zeit für ein drastischer Umdenken: in der Altsteinzeit wurde man Jäger, wenn man jagen konnte – und das unabhängig vom Geschlecht, sondern allein von den individuellen Fertigkeiten.

Eine peruanische Jägerin nach der Vorstellung von Matthew Verdolivo.

Andere Knochenfunde von Frühmenschenfrauen auf der ganzen Welt legen nahe, dass diese ähnlich gut trainiert waren wie heutige Olympia-Ruderinnen. Und das diese Frauen nicht die Kraft oder Ausdauer besaßen, um mit ihren männlichen Zeitgenossen mitzuhalten, ist doch eine höchst gewagte Annahme. Wenigstens die Hälfte der prähistorischen Frauen waren Jägerinnen, vermuten die Forscher, die den aufsehenerregenden Fund nun beschrieben haben.

Link zur Studie Ausstechformen für Dino- Plätzchen Der kommende Advent ist die Zeit zum Plätzchen backen. Warum nicht mal etwas anderes als Sterne und Engel? Weihnachtsplätzchen in Saurier-Form sind nicht nur der neueste Schrei, sondern auch der Knüller bei Kindern. Anzeige Das Plätzchen Ausstecher Dino-Set umfasst 11 unterschiedliche Ausstecher aus Edelstahl. Genug, um einen ganzen -Park der eigenen Art zu backen – und zu verschlingen!

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Artikel der Woche

Im Artikel der Woche habe ich wieder eine Filmdoku auseinandergenommen. Diesmal hat es die Episode „Alphas Ei“ aus der Reihe „Die letzten Jahre der Dinosaurier“ (2003) erwischt. Wer wissen möchte, was aus heutiger Sicht an dieser Doku alles korrigiert werden müsste, darf gerne meinen Artikel lesen:

https://www.facebook.com/DieWeissenSteine/posts/10394643431635 22

Ich wünsche dir nun noch einen schönen Sonntag, bleib gesund und bis zum nächsten Mal!

Liebe Grüße,

Markus Peter Kretschmer

Freitagnacht-Kryptos: Kreaturen der Holzfäller: Der Snoligoster

US-Holzfäller um 1900: Burschen wie sie haben William T. Cox ihre Geschichten erzählt

Die „Kreaturen der Holzfäller“ stammen aus einer Zeit, in der die Wildnis Nordamerikas weitgehend unbekannt war und die Holzfäller sich selbst als harte Kerle darstellten (was sie zweifellos auch waren). Die „Kreaturen der Holzfäller“ entstanden aus diesem selbstgeschaffenen Mythos, einer gefährlichen Umgebung, Lagerfeuerromantik, Eintönigkeit einer harten Arbeit und zu viel Bier. Forstinspektor William T. Cox hat sie alle gesammelt und mit einem Augenzwinkern aufgezeichnet. Wir bringen jeden ersten Freitag im Monat einer dieser Kreaturen kurzfristigen Internet-Ruhm.

Der Snoligoster

(Dorsohastatus caudirotula)

In den Zypressensümpfen des Südens und insbesondere in der Region um den Lake Okechobee in Florida erzählen Holzfäller von einem seltsamen und gefährlichen Tier, das als Snoligoster bekannt ist. Diese Kreatur hat enorme Ausmaße und einen unersättlichen Appetit. Am schlimmsten ist, dass sein Appetit nur durch das Fressen von Menschen gestillt wird.

Überwucherte Zypressen, typisch für den subtropischen Südosten der USA.

In seiner Form ähnelt der Snoligoster einem riesigen Krokodil, ist jedoch mit langem, glänzendem Fell bedeckt und hat keine Beine oder Flossen, außer einem langen Dorn auf dem Rücken. Ein Mensch fragt sich natürlich, wie ein solches Tier es schaffen kann, durch das Wasser und den Schlamm der Sumpfregion zu reisen. Aber die Natur hat ihm die Möglichkeit gegeben, sich selbst voranzutreiben. Am Ende seines Schwanzes befinden sich drei knöcherne Platten, die dem Propeller auf einem Dampfschiff sehr ähnlich sind. Diese drehen sich mit einer enormen Geschwindigkeit und treiben das Tier wie ein Torpedoboot durch den Schlamm. Sie dienen auch anderen Zwecken, denn wenn ein Snoligoster einen unglücklichen Halbstarken oder sogar einen ausgewachsenen Mann fängt, wirft er das Opfer nach oben und hinten. Dort spießt er es auf der Stachelflosse auf, wo sich möglicherweise mehrere Opfer befinden, bis ausreichend für eine Mahlzeit gesammelt wurden. Der Schwanz des Snoligosters wird dann in den Schlamm getrieben und gedreht, bis ein Loch herausgeschöpft ist. Dann schiebt er die Opfer von dem Dorn wirft sie hinein. Daraufhin schlägt der Snoligoster sie mit seinem sich schnell drehenden Propeller zu einem Teig und atmet sie ein. Der Snoligoster

Herr Inman F. Eldredge aus De Funiak Springs, Flordia, hatte auf der Suche nach einem flüchtigen Verbrecher* in den Sümpfen eine äußerst ungewöhnliche Erfahrung. Er erblickte den Mann, tot und aufgespießt auf einem zunächst schlanken Zypressenknie, das sich aber augenblicklich zu entfernen begann. Er sah dann, dass es die Spitze auf dem Rücken eines Snoligosters war. Eldredges erster Impuls war, das seltsame Tier zu erschießen, aber beim zweiten Gedanken kam er zu dem Schluss, dass es eine gute Arbeit leistet und berechtigt ist, weiterzuleben. Der bloße Bericht über eine solche Kreatur, die in den Sümpfen lebt, würde Übeltäter davon abhalten, sich in diese wilden Orte zu wagen, um ihren Verfolgern auszuweichen und der Gerechtigkeit zu entkommen.

Wichtige Anmerkung: Beim Nachdruck der Folklore gehen die zum Zeitpunkt ihrer Entstehung üblichen Ansichten einher. Eldredges Unterstützung des Snoligosters für die Tötung eines mutmaßlichen „Übeltäters“ spiegelt seine Zeitgenossen darin wider, Morde an Afroamerikanern beiläufig zu entschuldigen. Eldredges Opfer erhält kein Detail, das über das eines „Outlaw Negro“ hinausgeht, und er weist seinen Tod als „gute Arbeit“ ab. Um klar zu sein, gehört Schuld durch Assoziation zu den absurdesten Mythen. In der Tat wäre es weitaus besser, an den Snoligoster selbst zu glauben! Denn Menschen werden durch die Zugehörigkeit zu einer Gruppe nicht krimineller, als man zum Helden werden kann, indem man sich mit den Taten eines anderen in Verbindung bringt. Solche Allgemeingültigkeiten, die heute wie gestern üblich sind, bringen keine wirkliche Wahrheit hervor.

Literatur:

Cox, William T.: Fearsome Creatures of the Lumberwoods; Press of Judd & Detweiler Inc.; Washington D.C.; 1910 mit Illustrationen von Coert Du Bois

Der Riesenalk (Pinguinus impennis) nach 1844

Once abundant, but now, alas! I fear extinct, or nearly so

(Henry Reeks 1869)

Freilich ist immer noch die Möglichkeit vorhanden, dass der Brillenalk nicht ausgestorben sei

(William Preyer 1862a)

Einleitung: Der Riesenalk

Neben Moa, Wandertaube und Dodo gehört der zu den Alkenvögel (Alcidae) zählende Riesenalk (Pinguinus impennis) zweifellos zu den bekanntesten ausgestorbenen Vögeln der Neuzeit. Warum dies so ist, darauf lässt sich keine einfache Antwort geben. Es mag wohl zum einen auf die anthropomorphe Gestalt des gänsegroßen Vogels zurückzuführen sein, welche den an Land aufrechtstehenden, aber unbeholfenen Riesenalk, ähnlich wie den Pinguin, wie einen kleinen Herrn mit weißem Frack und Brille aussehen ließ. Auch seine Flugunfähigkeit, eine Einzigartigkeit unter den Vögeln des Nordatlantiks, hat ihn zu einer auffälligen Erscheinung gemacht, besonders, wenn er in den Monaten Mai und Juni z.T. in großen Mengen seine Brutinseln und -felsen aufsuchte, welche zumeist einige Kilometer vor der nächsten Festlandküste lagen.

Abbildung des Riesenalkes in „Birds of America“ von John J. Audubon, ca. 1827 bis 1838

Vor allem aber seine gnadenlose Ausrottung durch den Menschen, welche ein Werk unnachgiebigen Jagens und Eiersammelns war, hat den Riesenalk zu einer tragischen Kreatur werden lassen, die auch gerade deshalb Einzug in Literatur und Kunst gehalten hat. Als ein Beispiel sei die Novelle des Historikers Allan Wesley Eckert erwähnt, welche die Ausrottung der Spezies aus der Perspektive des letzten lebenden Individuums erzählt[1].

Sachkundige Beobachtungsberichte zum Riesenalk sind selten

Auch wenn die dokumentierten Beobachtungen lebender Riesenalken in freier Wildbahn durch sachkundige Forscher und Ornithologen sehr klein an der Zahl sind und somit wenig Sicheres über die Biologie des Riesenalks gesagt werden kann, so ist doch Bengtson zuzustimmen, welcher 1984 feststellt „the total literature dealing with the Great Auk is truly impressive“[2]. Der interessierte Leser sei daher an dieser Stelle auf die wunderbaren Monographien von Grieve (1885), Blasius (1903), Fuller (1999) und Gaskell (2000), ferner auf die ebenfalls bedeutenden Arbeiten von Steenstrup (1856/57) sowie Newton & Wolley (1861) verwiesen, welche die ausführlichsten Bilder seiner Naturgeschichte zeichnen und umfassende Kenntnisse vermitteln, wie es kaum zu einem anderen ausgestorbenen Vogel erfolgt ist. Riesenalk bei John Gould: Birds of Europe. Lithographie von Edward Lear, handcoloriert.

Um der umfangreichen Riesenalk-Literatur nicht noch einen weiteren Artikel der allgemeinen Art hinzuzufügen, soll im vorliegenden Beitrag lediglich die mögliche Existenz des Riesenalks nach 1844 im Vordergrund stehen. Es geht somit um Beobachtungen einzelner oder mehrerer Riesenalken nach dem Jahr seines vermeintlichen Aussterbens.

Das Jahr 1844 wird gemeinhin als das Jahr seines Aussterbens akzeptiert. Es wird als das Jahr angesehen, in dem am 3. Juni der letzte sichere physische Nachweis zweier lebender Riesenalken auf dem isländischen Vogelfelsen Eldey erbracht wurde. Dieses Datum hatte sich schnell als eine feste Größe in der Geschichtsschreibung zum Riesenalk etabliert, so dass der britische Ornithologe und Riesenalk-Forscher Alfred Newton schon 1861 zu den beiden Eldey-Exemplaren bemerkt: „[…] many persons […] regard these birds as the latest survivors of their species”[3]. Und 142 Jahre später stellt Errol Fuller fest: „Tradition has it that these two birds were the very last of their kind, the last great auks”[4]. Kryptozoologisch fokussiert werden sollte somit die Zeit nach 1844.

Verbreitung des Riesenalks

Verbreitungsgebiet des Riesenalkes. Dunkel: Belegte Verbreitung in geschichtlicher Zeit, hell: Vermutete maximale Verbreitung, Gelb: Bekannte Brutkolonien.

Der Riesenalk war ein Bewohner des Nordatlantiks, jedoch erstreckte sich seine Verbreitung nicht über den Polarkreis hinaus in arktische Gebiete, sondern umfasste die borealen und subarktischen Gewässer zwischen etwa dem 41. und 52. Breitengrad auf amerikanischer und etwa dem 52. und 65. Breitengrad auf europäischer Seite[5]. In früheren, prähistorischen Zeiten umfasste seine Verbreitung ein weitaus größeres Gebiet, das im westatlantischen Bereich bis Florida, im ostatlantischen Bereich bis zur Bretagne und sogar ins Mittelmeer hineinreichte, wie u.a. eine paläolithische Riesenalk-Malerei in der Grotte Cosquer, Südfrankreich, belegt[6]. Wie sein allgemeines Auftreten, so hat sich wahrscheinlich auch die Zahl seiner Brutstätten über die Jahrhunderte verringert. So existierten, nach allem was bekannt ist, in den Jahrzehnten vor seiner Ausrottung vermutlich nur etwa 20 mehr oder weniger stark frequentierte Brutplätze. Davon waren die Inseln Geirfuglasker und Eldey vor Kap Reykjanes, Island, St. Kilda vor West-Schottland und Funk Island vor der Ostküste sowie Penguin Island vor der Südküste Neufundlands die Bekanntesten.

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Focus auf Sichtungen nach 1844

Im Folgenden sollen alle Beobachtungen, aber auch Fänge einzelner Riesenalken in chronologischer Reihenfolge aufgeführt werden, welche sich nach dem Zeitpunkt seines vermeintlichen Aussterbens im Jahre 1844 ereignet haben sollen. Damit einher soll die Frage gestellt werden, ob die Summe der dargelegten Fälle nicht eine Revision der späten Riesenalk-Geschichte sinnvoll erscheinen lässt.

Der Riesenalk nach 1844

1844

Am 3. Juni dieses Jahres landen drei Männer, Sigurdr Islefsson, Jon Brandsson und Ketil Ketilsson, auf dem kleinen Vogelfelsen Eldey vor der Südwestspitze Islands und erlegen die nach allgemeiner Ansicht letzten zwei Exemplare des Riesenalks. Es handelt sich um einen weiblichen und einen männlichen Vogel. Auch ein Ei wird gefunden, welches aber angebrochen ist und deshalb liegengelassen wird. Die erlegten und später präparierten Vögel wechseln mehrfach den Besitzer, so dass heute keine sichere Kenntnis über ihren Verbleib besteht. Lediglich ihre in Spiritus eingelegten Augen befinden sich im Bestand des zoologischen Museums in Kopenhagen[7].

Die Insel Eldey. Am Fuße dieses Eilandes starben nach offizieller Meinung 1844 die letzten Riesenalken. (Foto by Ziko van Dijk, CC 4.0)

Johann Friedrich Naumann, der Begründer der modernen Ornithologie in Europa, gibt 1844 in seinem und dem Werk seines Vaters Naturgeschichte der Vögel Deutschlands an, dass der Riesenalk auf der schottischen Inselgruppe St. Kilda „ehedem alle Jahre brütete, jetzt aber nur zuweilen im Mai und Juni erscheint“[8].

In seinen Scandinavian Adventures berichtet Llewelyn Lloyd von zwei Riesenalken und zwei Riesenalk-Eiern, welche im Jahr 1844 nach Kopenhagen gebracht worden seien und von „a skär near to Iceland“ stammen sollen. Da das Ei der beiden Eldey-Exemplare beschädigt zurückgelassen wurde (s.o.), kann es sich wahrscheinlich nicht um jene gehandelt haben. Lloyd erwähnt ferner, dass einige Leute Niels Kjærbölling mitgeteilt haben, dass später einige Riesenalken vor der Küste Islands gesehen worden seien[9]. Nach dem britischen Ornithologen Alfred Newton habe Lloyd diese Angaben dem Buch N. Kjærböllings entnommen, diese aber „very inaccurate“ wiedergegeben[10].

nach 1844

Alfred Newton erwähnt 1865 Gerüchte, wonach Riesenalken noch in den Jahren nach 1844 in den Gewässern um die Insel Geirfugladrángr vor der Küste Islands gesehen worden seien[11].

zwischen 1840 und 1845

1903 teilt Alfred Newton in einem Brief an den deutschen Ornithologen Wilhelm Blasius mit, dass ihm im Juli 1887 auf St. Kilda der alte Insulaner Lauchlan M’Kinnon mitteilte, wie er und zwei weitere Männer einen Riesenalk auf der benachbarten Felseninsel Stack-an-Armin gefangen hatten und diesen bei Ausbruch eines Sturmes töteten, da sie ihn für eine Hexe hielten. Nach Blasius ist der Vorfall wohl in das erste Drittel der 1840er Jahre zu datieren, kurz vor der Ausrottung auf Eldey[12].

1845

Alfred Newton erfährt von Thompson, dass der Jäger und Vogelfänger H. Bell am 23. September dieses Jahres zwei Riesenalken in der Belfast Bay gesehen haben will[13].

1845 oder 1846

Nach William Preyer wurde in einem der beiden Jahre ein alter, wahrscheinlich von der Inselgruppe Reykjaneseyjar verschlagener Riesenalk im Hafen der Westmännerinseln, Island, geschossen[14]. Nach Blasius soll diese Angabe „durch nichts bestätigt und als unrichtig anzusehen“ sein, ohne dass er dafür Gründe angibt[15].

1848

In seinen Materials for a Fauna and Flora of Swansea and the Neighbourhood führt Lewis Weston Dillwyn eine Liste seltenerer Vögel auf und erwähnt in dieser auch den Riesenalk, welcher selten auf den Scilly-Inseln, Cornwall, gesehen werde. Dillwyn erwähnt aber auch, dass er mit dieser Spezies nicht vertraut sei[16].

Riesenalken im Sommer- und im Winterkleid. Der Künstler John G. Keulemans ging zum Zeitpunkt seines Werkes davon aus, dass der Riesenalk ausgestorben war.

Ein junger Jäger schießt Anfang April dieses Jahres einen Riesenalk bei Vardø, Nord-Norwegen, wirft den Vogel aber als ungenießbar ans Ufer. Der Bericht des Jägers sowie die eindeutige Identifizierung des Vogels als Riesenalk wurde von A. G. Nordvi aus Mortensnaes entgegen- bzw. vorgenommen, welcher ihn in einem Brief an den schwedischen Zoologen Sven Nilsson vom 11. Mai 1856 wiedergibt[17].

Ebenfalls im Jahre 1856 teilt A. G. Nordvi auch Japetus S. Steenstrup brieflich mit, dass ein Lorenz Brodtkorb im April dieses Jahres vier Riesenalken auf dem kleinen Sund zwischen Vardø und den Vogel-Inseln Hornø und Renø, nahe dem Varanger- Fjord, östlich vom Nordkap, gesehen habe und einer der Vögel auch erlegt worden sein soll[18].

Ein Jahr zuvor, 1855, erzählt Brodtkorb auch den englischen Ornithologen und Riesenalk-Forschern John Wolley und Alfred Newton von dem Vorfall. Brodtkorb berichtet auch, dass am Ort des Vorfalls stets ein oder zwei Paare des Riesenalks in einer Lummen-Kolonie brüteten. Er ist sich sicher, dass es sich bei dem erlegten Vogel nicht um einen Eistaucher Gavia( immer) gehandelt habe, jedoch vergleicht er den Schnabel des Vogels mit dem einer Lumme (Uria) und nicht mit dem eines Tordalks (Alca), welcher dem Schnabel des Riesenalks eher entspricht. Newton bezweifelt aus diesem Grunde die Identifizierung als Riesenalk[19].

um 1850

Bei einem Spaziergang entlang des Strandes der schottischen Inneren-Hebriden-Insel Skye, schießen ein Mr. Mackenzie und ein Malcom Macleod einen Vogel, den sie zunächst für einen Eistaucher (Gavia immer) halten, der sich dann aber als eine andere, ihnen unbekannte Spezies entpuppt. Einen Tag später erlegt Malcom Macleod einen weiteren Vogel dieser Art. Macleod nimmt beide Vögel mit nachhause und behält den Kopf eines dieser Vögel für längere Zeit als Trophäe. 1880 bestätigen Mackenzie und Macleod R. Scott Skirving, dass es sich bei beiden Vögeln um Riesenalken gehandelt hat[20].

1850er Jahre

Während seiner Zeit als Inspektor von Grönland, 1925 bis 1932, interviewt Knud Oldendow einen alten Jäger in der Siedlung Itivdlek, nördlich von Kap Farvel, welcher angibt, in seiner Kindheit einen Riesenalk gesehen zu haben. Nachdem Oldendow die Sichtung bezweifelt, gibt ihm der Jäger eine exakte Beschreibung des Vogels, welche einem Riesenalk entspricht. Oldendow führt dies auf die starken Traditionen der Gegend zurück[21].

1850

In seinem Tagebuch vermerkt Robert Randolph Carter, erster Offizier der Brigg Rescue während der ersten Grinnel- Expedition auf der Suche nach der verlorenen Franklin Polarexpedition, dass am 16. August dieses Jahres der Bootsmann und zweite Offizier Henry Brooks einen Riesenalk geschossen haben soll. Die Rescue befand sich zu diesem Zeitpunkt vor Cape York am Nordwestende der Melville Bay, Nordwest-Grönland[22].

1851

Ohne nähere Details anzugeben, erwähnt James E. Ducey das Auftauchen eines Riesenalks in der Baffin Bay, Westgrönland, für dieses Jahr[23].

Das sechste Sterben: Wie der Mensch Naturgeschichte schreibt Sie haben noch nie etwas vom Stummelfußfrosch gehört? Oder vom Sumatra-Nashorn? Gut möglich, dass Sie auch nie von ihnen hören werden, denn sie sind dabei auszusterben. Wir erleben derzeit das sechste sogenannte Massenaussterben: In einem relativ kurzen Zeitraum verschwinden ungewöhnlich viele Arten. Experten gehen davon aus, dass es das verheerendste sein wird, seit vor etwa 65 Anzeige Millionen Jahren ein Asteroid unter anderem die Dinosaurier auslöschte. Doch dieses Mal kommt die Bedrohung nicht aus dem All, sondern wir tragen die Verantwortung.

Das sechste Sterben ist 2016 bei Suhrkamp erschienen, hat als Taschenbuch 312 Seiten und ist außerdem als gebundenes Exemplar und für den Kindle erhältlich.

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1852, die letzte „offizielle“ Sichtung eines Riesenalk

Im Dezember dieses Jahres beobachtet der Ornithologe Colonel Drummond-Hay einen Riesenalk, während er die Ausläufer der Newfoundlandbanks überquert. Zunächst hält er den Vogel für einen Eistaucher (Gavia immer), erkennt dann aber den großen Schnabel und den für einen Riesenalk charakteristischen weißen Fleck vor dem Auge. Der Vogel befindet sich in nur 27 bis 36 Metern Entfernung (30 bis 40 Yards) vor dem Dampfschiff, bevor er abtaucht[24].

Colonel Drummond-Hays Bericht wurde von Alfred Newton entgegengenommen. Die Sichtung wird von der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN), welche die Rote Liste gefährdeter Arten erstellt, als die letzte Sichtung eines lebenden Riesenalks anerkannt[25].

Karte wie oben, Rot: Sichtungen 1845 bis 1852 1853

J. MacGregor aus St. Johns, Neufundland, teilt dem Ornithologen Colonel Drummond-Hay 1854 brieflich mit, dass im Jahr zuvor ein toter Riesenalk in der Trinity Bay aufgefunden wurde[26].

1856

Während seines Aufenthalts auf Neufundland im Jahre 1868, erhält der Zoologe Henry Reeks von einigen Siedlern die Nachricht, dass vor zwölf Jahren ein Kapitän Stirling auf einer westlichen Felseninsel vor Neufundland einen Riesenalk gefangen haben soll[27].

1857

Auf der 11. Versammlung der Deutschen Ornithologen- Gesellschaft im Jahr 1857, lässt Dr. Niels Kjärbölling brieflich mitteilen, dass im Sommer dieses Jahres vier Eier des Riesenalks auf den Geyrvogel-Scheeren an der Südwest- Spitze Islands gefunden worden seien[28].

Blasius gibt an, dass die Jahresangabe falsch sei, erläutert jedoch nicht, wieso dies der Fall sein soll[29]. Das Bild „Riesenalke“ als Illustration für eine Karte aus einem Set von 30 Sammelkarten unter dem Titel „Tiere der Urwelt“ angefertigt. Aus der Serie Ia. Das Set wurde 1916 mit Text versehen und vermutlich mit Schokoladentafeln verbreitet. Künstler: Heinrich Harder

1859

Der Gouverneur von Godhavn auf Disko Island, Westgrönland, berichtet 1867 dem Zoologen Robert Brown, dass Johannes Propert, ein Neffe des Dolmetschers Carl Petersen, im Winter 1859 an einer kleinen Insel außerhalb des Hafens von Disko Island zwei unbekannte Vögel gesehen haben will, wovon einer zwischen den Felsen entwischt, der andere aber erlegt und von Propert und seinen Gefährten gegessen worden sein soll. Den Beschreibungen nach konnte es sich nur um einen Riesenalk gehandelt haben. Brown bezweifelt den Vorfall dennoch[30].

1860

Wie Alfred Newton angibt, erreicht in der zweiten Hälfte dieses Jahres ein Bericht Kopenhagen, wonach zwei Riesenalk- Eier auf den bekannten Fuglasker (Vogelinseln) vor Kap Reykjanes, Südwest-Island, gefunden und in England für viel Geld verkauft worden seien. Da Newton von keiner Expedition zu den Fuglasker weiß, hält er den Bericht fürutterly „ false“[31].

1859 oder 1860

In seinem vielbändigen Werk A History of the Birds of Europe berichtet der Ornithologe Henry Eeles Dresser, dass im September 1859 oder 1860 ein Riesenalk zwischen der Fortuna Bay und Engelman’s Harbour in Grönland getötet und verzehrt worden sei. Dresser erwähnt weiterhin Jonas Collin, welcher ihm im Zusammenhang mit diesem Vorfall einige Fehler aufgezeigt haben soll[32].

1862

An einem kalten Februar-Morgen dieses Jahres sieht ein Freund des schottischen Folkloristen John Francis Campbell von Islay einen seltsamen Vogel auf einem Loch in Argyll, Westschottland. Nach Angabe des Augenzeugen ähnelte der Vogel einem Eistaucher (Gavia immer) „with the exception of a white streak on the neck and breast […] The bill […] looked like an eagle’s at the end […] The legs were short, black and powerful […] the feed webbed”. Auffallend ist die vom Augenzeugen angegebene Größe des Vogels. So wird die Länge des Halses mit „two feet eleven inches long“, also knapp 89 cm, und die des Schnabels mit „seventeen inches long“, also 43 cm angegeben, was für einen Vogel nicht nur gewaltig groß, sondern in Anbetracht der Beobachtungsentfernung von knapp 78 Metern überraschend genau erscheint. Der Vogel verschwindet indem er untertaucht. Campbell identifiziert den Vogel als einen Boobrie, einem mythischen Wasservogel des schottischen Hochlands[33].

Der Anthropologe und Kryptozoologe Dale A. Drinnon bringt diese Sichtung in Verbindung mit einem Riesenalk, möglicherweise einer größeren Variante[34].

So zeichnete Thomas Pennant 1776 den Riesenalk. Er schreibt dazu „Die Vögel sind regelmäßig im Winter im Königreich: Glostershire, Mouth of Severn und gelegentlich in den Seen von Shropshire“. Im Folgenden erwähnt er eine Brutkolonie bei Fosdyke in Lincolshire, England.

1863

Der Arzt, Bakteriologe und Ornithologe Rudolf Blasius, Bruder des Braunschweiger Ornithologen und Riesenalk-Forschers Wilhelm Blasius, sieht in der Sammlung Alfred Newtons im Museum zu Cambridge „ein scheinbar ganz frisch präpariertes, ausgezeichnet erhaltenes Skelett“ eines Riesenalks, welches mit einer Etikette „1863 Island“ versehen ist. Wilhelm Blasius vermutet, dass mit der Etikettierung nicht das Jahr der Präparation, sondern das Jahr des Erwerbs angegeben sein könnte, führt jedoch nicht aus, ob er dies allein von der Datierung des Etiketts nach dem offiziellen Aussterbejahr 1844 ableitet[35].

1865

Der Ornithologe Alfred Newton hält es für sehr wahrscheinlich, dass ein Großteil der Riesenalken, welche bei dem vulkanisch verursachten Untergang der Insel Geirfuglaskér vor Kap Reykjanes, Island, 1830 ihre Brutstätte verloren, Zuflucht zur benachbarten Felseninsel Geirfugladrángr suchten und dort bis jetzt existieren. Ferner nimmt er weitere überlebende Riesenalken in den westlich von Island gelegenen Gewässern an[36].

Alfred Newton erwähnt den Bericht eines Freundes, welcher kürzlich Neufundland besuchte, wonach dort nach wie vor der Glaube vorherrsche, dass auf einigen Inseln, bei denen es sich nach Newton nur um die Virgin Rocks in der Mitte der Nordwestseite der Great Bank handeln kann, Riesenalken existieren[37].

1867

Der amerikanische Arzt und Polarforscher Isaac Israel Hayes erfährt während seiner dritten Arktis-Expedition im Jahr 1869 von Frederick Hansen, dem Gouverneur von Godhavn, Disko Island, Westgrönland, dass zwei Jahre zuvor auf einer der Walfisch-Inseln ein Riesenalk von einem Einheimischen gefangen und verzehrt worden sei[38].

um 1868

Der Osteologe Frederic A. Lucas erfährt 1888 von William Sclater aus St. Johns, dass noch vor zwanzig Jahren Riesenalken auf der Pinguin-Insel, in der Mündung der Gros Water Bay, sechzehn Meilen von Grady Harbour entfernt, gesehen worden seien. Lucas hält diese Sichtungen für möglich, wenn auch wenig wahrscheinlich[39].

1868

Während seines Aufenthalts auf Neufundland stellt der Zoologe Henry Reeks fest, dass „the settlers generally believe that the pinwing [Riesenalk] is not extinct“[40].

1869

Am 19. September 1888 erhält der Riesenalk-Forscher Symington Grieve eine Information von T. G. Paterson, wonach diesem während eines Islandaufenthaltes im selben Jahr ein Beamter, „a well-educated and reliable man“, mitteilte, dass er vor 19 Jahren einen Riesenalk gesehen haben will, als er vor der isländischen Felseninsel Mevenklint, 40 Meilen nordnordwestlich von Grimsey, nach Haien fischte[41].

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1870

Im August 1871 erfährt der Ornithologe Ruthven Deane von dem Naturforscher und Sammler Alfred Lechevallier, dass dieser im Besitz eines toten Riesenalks sei, welcher im November 1870 in der Umgebung von St. Augustin an der Küste Labradors von einigen Indianern tot aufgefunden wurde. Es handelte sich um ein männliches Exemplar in schlechtem Zustand, das von Lechevallier konserviert und für 200 Dollar an einen Naturforscher in Frankreich verkauft wurde, welcher es wiederum nach Österreich veräußerte[42].

1871

In seinem Buch The Birds of Canada (1871) gibt der kanadische Naturkundler Alexander Milton Ross an, dass der Riesenalk zwar sehr selten geworden sei, dass aber einige Exemplare gelegentlich noch an den Küsten von Neufundland und Nova Scotia beobachtet wurden[43].

Tordalk (links), Krabbentaucher (rechts). Bild aus Naumann, Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas: Gera, 1903.

1881

Nach einem kräftigen Blizzard im Oktober dieses Jahres findet Charles Phillip Ingalls, Vater der Schriftstellerin Laura Ingalls Wilder, einen seltsamen Vogel in einem Heuhaufen nahe seines Hauses bei De Smet in South Dakota. Nach Laura Ingalls Wilder, zum Zeitpunkt des Vorfalls 14 Jahre alt, war der Vogel “small, but it looked exactly like the picture of the great auk in Pa’s big green book, The Wonders of The World [von G. Hartwig 1871]. It had the same white breast and black back and wings, the same short legs placed far back, and the same large, webbed feet. It stood straight up on its short legs, like a tiny man with black coat and trousers and white shirt front, and its little black wings were like arms […] Its wings were too small to lift it.”

Am nächsten Tag wird der Vogel an einem See ausgesetzt. Die Tatsache aber, dass der Vogel in der Prärie, weit im Inland des nordamerikanischen Kontinents gefunden wurde, recht klein war und zuletzt doch davongeflogen sein soll, lässt einen Riesenalk – selbst einen Jungvogel – ausschließen[44].

1888

Nach Lars Thomas werden auf den Kronprinses Ejlande, südlich von Disko Island, Westgrönland, vier Riesenalken auf einem Felsen gesehen[45]. Eine Quelle gibt Thomas nicht an. Dieses Foto eines Riesenalk-Präparates stammt aus dem 0Jahresbericht des US National Museum 1888. Das Tier lebte 1834 auf Eldey.

1890

Zwei Grönländer sehen im Herbst dieses Jahres in der Nähe der Ingmikertok-Insel im Angmagsalik Fjord an der Südostküste Grönlands einen Riesenalk und versuchen ihn zu fangen, aber der Vogel entkommt in der rauen See. Einer der Männer vergleicht die Größe des Vogels mit der eines Eistauchers (Gavia immer) und erwähnt, dass er nicht fliegen konnte. Der Bericht wurde vom Verwalter der Kolonie Angmagsalik, Johan Petersen, 1896 aufgezeichnet[46].

Am 11. Juli 1891 berichtet die Oban Times, dass im Sommer des Vorjahres Alexander Ferguson, „a very intelligent young man of nineteen years, and extremely fond of watching and taking notes of the habits of wild birds frequenting the island“, zusammen mit mehreren Bewohnern St. Kildas, Schottland, ein Paar Vögel von der Gestalt eines Tordalks (Alca torda), jedoch von doppelter Größe, beobachtet haben will. Die Beschreibungen stimmten mit der Erscheinung zweier Riesenalken überein[47].

Karte wie oben. Blau: lokalisierbare Sichtungsberichte 1853 bis 1890

1920er Jahre

Ein Bewohner von Disko Island, Westgrönland, erzählt dem Ichthyologen Lars Thomas im Jahr 1984, dass sein Großvater in den 1920er Jahren einen Riesenalk gefangen hatte, diesen mit nach Hause nahm und von seiner Frau kochen ließ[48].

1920er und 30er Jahre

Auf den Lofoten, Norwegen, wird von gesichteten Riesenalken berichtet, die sich aber wohl gänzlich als Pinguine herausstellen, welche von Walfängern aus Australien mitgebracht und ausgesetzt wurden[49].

1945

Nach Sarah Hartwell wurde der Riesenalk noch 1945 in einigen britischen Vogelführern als lebend aufgeführt[50].

Portrait eines Riesenalkes, Museum Braunschweig

1986

Mit dem Ziel, einen lebenden Riesenalk zu finden, landen am 4. Mai dieses Jahres fünf Mitglieder des Royal Findhorn Yacht Club of Scotland auf der kleinen, zu den schottischen Orkneys gehörenden Insel Papa Westray, wo die Inselbewohner still„ talk of the great auk“. In einer zuvor herausgegebenen Pressemitteilung der Cartmell Public Relations ist ferner von einigen unbestätigten Sichtungen des Riesenalks in den letzten Jahren die Rede, und einige Inselbewohner spekulieren während der Suchaktion angeblich, dass der Vogel möglicherweise noch existiere. Letztendlich stellt sich die Pressemitteilung als ein Auftrag der Whisky-Marke Canadian Club heraus, welche die „Riesenalk-Jagd“ mit dem Titel „Operation Aukfinder“ als PR- Aktion inszenierte. Über die Seriosität oder gar Tatsächlichkeit der Äußerungen der Inselbewohner kann somit nichts Sicheres ausgesagt werden[51].

2012

Am 1. April teilt der Blogger und Birdwatcher Stuart Winter mit, dass die Faorese Ornithological and Oological League sehr bald den Fang eines lebenden Riesenalks bekanntgeben würde, nachdem Biologen eine Expedition zu einer neuen, 200 Meilen westlich der Färöer-Inseln gelegenen Vulkaninsel unternommen hätten. Die Insel sei auf den Aufnahmen eines Militär- Satelliten aus dem Jahr 2002 entdeckt worden. Bei der Meldung handelt es sich freilich um einen Aprilscherz[52].

Fazit

Was von einer Art übrig bleibt: Dermoplastik eines Riesenalkes, Museum Braunschweig

Auch wenn mit den beiden Exemplaren, welche am 3. Juni 1844 auf Eldey erlegt wurden, der letzte sichere physische Nachweis des Riesenalks erbracht wurde, so spricht doch nichts dafür, dass diese beiden Vögel tatsächlich die letzten Exemplare ihrer Art gewesen sein sollen. Fuller stellt in diesem Zusammenhang fest, dass „the supposition, that the birds killed on Eldey in June of 1844 were actually the very last of their kind is hardly a realistic one”[53].

Aufgrund der Vielzahl der Beobachtungen nach 1844 ist es vielmehr als sicher anzusehen, dass einzelne Individuen, kleine versprengte Trupps oder sogar kleinere unentdeckte Brutkolonien des Riesenalks bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts überlebt haben. In Anbetracht des vermutlich hohen Lebensalters des Riesenalks von 20 bis 25 Jahren[54], ist nicht auszuschließen, dass einzelne Individuen sogar die Schwelle zum 20. Jahrhundert überschritten haben. Ob es die Art jedoch auch in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts oder in versteckten Winkeln des Nordatlantiks sogar bis in die Gegenwart geschafft hat, dafür lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Indizien anführen. So bleibt vorerst immerhin ein weiteres Mal die Feststellung, dass vermeintliche Aussterbedaten mit Vorsicht zu betrachten sind und ausführliche Recherchen zu Revisionen führen können, welche weiter hoffen lassen.

Einige Informationen über die Biologie des Riesenalkes und eine abweichende Version der Ereignisse vor 1844 finden sich in Tobias Möser’s Beitrag „Heute vor 175 Jahren: das letzte Ei eines Riesenalkes wurde – zertreten“

Literatur zum Riesenalk

Aufgrund seines Umfanges bieten wir das Literaturverzeichnis für Riesenalk nach 1844 zum Download an