Zur Geologie Des Hochlantsch (Grazer Paläozoikum, Steiermark)
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Jb. Geol. B.-A. ISSN 0016-7800 Band 128 S.43-73 Wien, Mai 1985 Zur Geologie des Hochlantsch (Grazer Paläozoikum, Steiermark) Von JOHANN GOLLNER & CHRISTIAN ZIER*) Mit 9 Abbildungen, 2 Tabellen und 6 Tafeln Steiermark Grazer Paläozoikum Stratigraphie 6sterreichische Karte1: 50.000 Fazies Blatt 134 Tektonik Inhalt Zusammenfassung, Summary 43 1. 6i;~e~~~~O~~ik~~':::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::: 1.1. Die Hochlantschgruppe 44 1.1.1. Dolomitsandsteinfolge 46 1.1.2. "Gesteine des Breitalmkreuz" 47 1.1.3. Barrandeischichten " 47 1.1.4. Tyrnauer Alm-Formation 48 1.1.5. Zachenspitzformation 50 1.1.6. Steinbergkalk 51 1.1.7. Hochlantschkalk 51 1.1.8. Mixnitzer Karbon 52 1.2. Laufnitzdorfer Gruppe 52 1.3. "Kalkschieferfolge" 53 1.3.1. Tektonische Position der "Kalkschieferfolge" 53 1.3:2. "Gschwendtformation", "Heubergformation" , "Koglerformation", "Höllgrabeneinheit" 53 1.3.3. Größkogelgruppe 54 2. Postpaläozoische Ablagerungen 55 2.1. Gams/Bärenschützkonglomerat 55 2.2. Tertiärkonglomerat 55 2.3. Burgstallbrekzie 55 2.4. Gehängebrekzien und Schuttbildungen 56 2.5. Quartäre Spalten 57 3. Tektonischer Bau 57 ~i~;r~tu'r' : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : ~g Zusammenfassung campan) verglichen wird, tritt in unterschiedlichen Höhenni- Der Hochlantsch als nördlicher Eckpfeiler des Grazer Paläo- veaus im Hangenden des Hochlantschkalks (Hochlantschgrup- zoikums ist gekennzeichnet durch einen Decken- und Schup- pe) auf. Am Hochlantsch sind seit dem höheren Neogen gebil- penbau. Diese können drei verschiedenen lithostratigraphi- dete Hangschuttbrekzien, Schuttfächer, Felssturzmassen etc. schen Einheiten zugeordnet werden: weit verbreitet. Die verschiedenen Möglichkeiten der Genese 1. Hochlantschgruppe (Unterdevon - Oberkarbon), der Burgstallbrekzie (Abb. 1) werden diskutiert. 2. Laufnitzdorfer Gruppe (Obersilur - Oberdevon), 3. "Kalkschieferfolge" (Unterdevon - Oberdevon). Summary Die Hochlantschgruppe als höchstes tektonisches Element ist in ihren stratigraphisch tieferen Anteilen und hinsichtlich ih- The Hochlantsch area is located in the northern part of the rer hohen Position mit der Rannachfazies des näheren Grazer Graz Paleozoic. The tectonic structure is characterised by Raumes vergleichbar. Vom höheren Mitteldevon bis ins Ober- nappes and wedges. These can be assigned to three lithostra- karbon sind jedoch bedeutende lithologische und fazielle Un- tigraphic units: terschiede erkennbar. Die pelagische Laufnitzdorfer Gruppe 1. Hochlantsch Group (Lower Devonian - Upper Carbonife- und die vermutlich flachmarine "Kalkschieferfolge" bilden ein rous), basales Decken- und Schuppenpaket, welches sowohl im Han- 2. Laufnitzdorf Group (Upper Silurian - Upper Devonian), genden (Hochlantschgruppe) wie auch im Liegenden (Glein- 3. "Kalkschiefer-Folge" (sensu Group) (Lower Devonian - almkristallin) diskordant begrenzt wird. Upper Devonian). Das Gams/Bärenschützkonglomerat, welches mit dem Ba- The Hochlantsch Group is comparable to the Rannach-Fa- siskonglomerat der Kainacher Gosau (Obersanton-Unter- zies (sensu Group), because both form the highest nappe in the Graz Paleozoic and consist of the same formations from lower Devonian to Eifelium. However from the Givetian to the *) Anschrift der Verfasser: Dr. JOHANNGOLLNER,Institut für upper Carboniferous there are significant differences. The ba- Geologie und Paläontologie der Universität Graz, Heinrich- sal nappe system with discordant thrust boundaries includes straße 26, A-8010 Graz; Dr. CHRISTIANZIER, Dorfstraße 15, the pelagic Laufnitzdorf Group and the "Kalkschiefer-Folge" A-8592 Salla. (presumably shallow marin). 43 The Hochlantsch Group is locally overlaid by deposits of the Neogen,Quartär (Hangschutt, mesozoic Gams/Bärenschütz-Konglomerat (comparable with Felssturzmassen etc.) the santonian to campanian Basiskonglomerat of the Kainach Gosau). In the Hochlantsch area talus deposits since upper Burgstallbrekzie (?) Neogene are widely distributed. Various possibilities of the ge- nesis of the Burgstall-Brekzie are discussed. Tertiärkonglomerat Gams/Bärenschützkonglomerat Einleitung (Gosau) Vorliegende Darstellung ist eine Zusammenfassung Hochlantschgruppe der stratigraphisch-tektonischen Ergebnisse einer Neu- ~ Mixnitzer Karbon (cu-co) kartierung des Hochlantschgebietes (GOLLNER, 1981, 1983, 1984, 1985; GOLLNER & ZIER, 1982; GOLLNER et Steinbergkalk (do) aI., 1982, 1983; ZIER, 1981, 1982, 1983). Ziele dieser 11IIII waren neben der Erstellung einer geologischen Karte Hochlantschkalk (dm-do) 1 : 10.000 eine biostratigraphische, fazielle und sedi- mentologische Bearbeitung, nachdem die letzte Unter- Zachenspitzformation (dm) suchung mehr als 50 Jahre zurückliegt. Diese von CLAR et al. (1929) vorgelegte geologische Karte mit Erläute- ~ östl. Member rungen sowie deren tektonisches Modell eines "Stock- .. westl. Member werkbaus" am Hochlantsch bildete auch die Basis für darauffolgende geologisch-tektonische Arbeiten (CLAR, ~ Tyrnauer-Alm-Formation (dm) 1935; BOIGK, 1951; FLÜGEL, 1975, u.a.). Während je- doch das höchste "Stockwerk" infolge seines Fossil- ~ Barrandeischichten (du-dm) reichtums seit langem Ziel stratigraphischer Untersu- chungen war (C. CLAR, 1871, 1874; PENECKE, 1889, ~-----IDolomitsandsteinfolge (du) 1894; HERITSCH, 1917, CLAR et aI., 1929; FLÜGEL & SCHIMUNEK, 1961; FLÜGEL, 1971, 1980), fehlen diese in I;:~::::';~~IGesteine des Breitalmkreuz den tieferen, makrofossilarmen "Stockwerken" weitge- (du?) hend. In diesen, aber auch im höchsten "Stockwerk" Laufnitzdorfer Gruppe . konnten v. a. mit Hilfe der Conodontenstratigraphie, we- sentliche Neuergebnisse gewonnen werden, wobei sich IA~ ~ r Harrbergerformation (du-do) die Bestimmung der Conodonten auf folgende Literatur stützt: Hackensteinerformation (so-du) BISCHOFF & ZIEGLER (1957), BULTYNK (1971), CARLS & GANDL (1969), EBNER (1977), GLENISTER & KLAPPER ~ oberes Member (1971), KLAPPER, PHILIP & JACKSON (1970), KLAPPER & ~ unteres Member JOHNSON (1975), KLAPPER, ZIEGLER & MASHKOVA (1978), KREBS (1959), KRYSTYN (1973, 1980), LANE & ORMISTON Kalkschieferfolge (1979), LANE, SANDBERG & ZIEGLER (1980), MORZADEC & WEYANT (1982), MOSHER (1968, 1970), ORCHARD Größkogelgruppe (dm-do) (1978), SCHÖNLAUB (1980), SCHULZE (1968), WALLISER ~ Gk-Fl.,erkalk (1964), WEDDIGE (1977), WIRTH (1967), WITTEKINDT Gk-Kalk (1966), ZIEGLER (1958, 1962, 1966, 1973, 1975, 1977), Gk-Dolomit ZIEGLER, KLAPPER & JOHNSON (1976). ~ Heubergformation (du?,dm) 1. Das Paläozoikum ~ Koglerformation (du,dm) Der Hochlantsch wird von drei paläozoischen Ent- ~ Höllgrabeneinheit (du) wicklungen aufgebaut, die (soweit nachweisbar) einen teilweise übereinstimmenden zeitlichen Umfang besit- ~ Gschwendtformation (du,dm) zen.Es sind dies die Hochlantschgruppe, die Laufnitzdorfer Gruppe und die "Kalkschiefer- r+++1 f 0 Ig e". Hierbei beschränkt sich die erstgenannte ~ Kristallin Gruppe auf die Hochlantschdecke (im Sinne von FLÜ- GEL & NEUBAUER, 1984), während die beiden anderen in -300 0 0 unterschiedlichen tektonischen Positionen auftreten -:-60 - 85 saiga invers ..L ..L (Kap. C, Abb. 1, 8, 9). -'- -+- -+ Störung, Uber- .........--..... ... schiebung 1.1. Die Hochlantschgruppe - (vermutet) Diese südlich des Mixnitzbaches bis zu 2000 m '" mächtige Gruppe umfaßt stratigraphisch Ems bis Na- Bergbau (stillgelegt) 44 GEOLOGISCHE KARTE DES HOCHLANSCH a 500 -= Graz o 5 10km Abb. 1: Verbreitung der lithostratigraphischen Einheiten am Hochlantsch. 45 c: jedoch lokal eine offenmarine Beeinflussung feststellbar 0 c , ';;: <- ::> - ist. Im dm/do Grenzbereich kommt es einerseits zur Cl> B t-- --- -'" E ----"--- 0 0 Entwicklung einer pelagischen, conodonten- und tenta- Z z A Mixni tz e r 0 c: kulitenreichen Stillwasserfazies, andererseits zeigen 0 cu III Karbon CD Cl> <Jl - 100m die zeitgleichen Hochlantschkalke (dol-doll/lll) mit Ko- er cu II <t ~--+ rallen und Stromatolithen Flachwasserbedingungen. 2! 0 c: 'v; '" ::> 'e; Nach einer Heraushebung, Deformation mit einer mög- E cu I licherweise durch Zerrungstektonik bewirkten Kluftbil- ::> ,:? dung, Erosion und Reliefbildung transgrediert im obe- do VI c: ren Tournais das Mixnitzer Karbon über einem Paläore- 0 do V 'e: , c: do IV lief des Hochlantschkalk, wobei infolge rascher Absen- <- Cl> Cl> E do III -'" 0 kung bis ins Namur B reichende pelagische Kalke ab- 0 u... do II Hochlantsch- -x-x- 7 Steinbergkalk gelagert werden (Abb. 3). Frasnian da I kalk max 15 m ca, 800 m -~----- ~~-""Z.... ">--~ ~ Zachenspitzformation NERITISCH PELAGISCH ~ m z c: - - -.2:_ ~3~m __ 0 ~- intertidal subtidal 0 :;: 0 Cl> > > > U Tyrnauer - Alm - Formation , i5 7 u.J 0; ----:- max, 500 m 0 ensensls I c L- 0 i: - Z "'--------- woO -- 00 L- 7 c: '-. .Q "'" Barra nd ei sc h ich t en o~ .~ 45 m W > Schichtlücke """<:-. , - - - - ('Ges,teine? d,- I c <- c: Dolomit 0 - ~reltalmkreuz" L- 0 2! 'v; c: Sandst ein folge mehr~ 10er f!! WoO ::> ...... L- ~ ca, 500 m C d ~ =>..:.:: Abb. 2: Stratigraphie und Mächtigkeit der Schichten in der C Hochlantschgruppe. o > W "0 L- mur B. Das Fehlen älterer Schichtglieder ist wahr- QJ 00 scheinlich auf eine diskordante Überschiebung mit ba- o saler Amputation zurückzuführen. Die stratigraphische Stellung und Mächtigkeit der einzelnen Formationen ist in Abb. 2 dargestellt. Die Hochlantschgruppe läßt sich vor allem aufgrund C Ty d ihrer tektonisch hohen Position und z. T. wegen ihrer Ii- ...... thofaziellen Entwicklung mit der Rannachfazies des nä- QJ > heren