Leseprobe I (PDF)
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
48 Paläste am rechten Seineufer Durchs jüdische Viertel von Paris Tour 3 Marais Mit seinem adeligen Touch ist das Ursprünglich war das Marais eine un- Sehe jüdisch geprägte Marais heute wirtliche Gegend – „Marais“ bedeutet wer eines der beliebtesten und „Sumpf“ – am Rande der Hauptstadt. teuersten Wohnviertel der Stadt. Doch nachdem das Gebiet im Spätmit- Den Reiz machen jedoch nicht nur telalter trockengelegt worden war, stieg die vornehmen Stadtpaläste aus; es schnell zur vornehmsten Wohnge- vielmehr machen es die Kneipen, gend der Stadt auf. Mitglieder der aris- Restaurants, Modeboutiquen und tokratischen Führungsschicht ließen Galerien zu einem der lebendigs- sich hier ihre „Hôtel“ genannten Stadt- ten Quartiere der Stadt. paläste errichten, Madame de Sévigné beispielsweise empfing ihre Besucher im Hôtel Carnavalet, das heute das Stadtmuseum von Paris beherbergt. Auch der schönste Platz von Paris, die Place des Vosges, liegt im Marais. Als die Adeligen dem König nach Versailles folgten, begann der allmähliche, aber stete Niedergang des Viertels. Hand- werker und Tagelöhner zogen in die herrschaftlichen Häuser, die mehr und mehr verfielen. Ende der 1960er-Jahre verfügten zwei Drittel der Wohnungen weder über fließendes Wasser noch über eine eigene Toilette. Doch ein En- de des steten Verfalls nahte: Auf Veran- lassung des damaligen französischen Kultusministers André Malraux wurde die historische Bausubstanz des Marais unter Denkmalschutz gestellt und um- fassend saniert. Zahlreiche adelige Stadtpalais wie das Hôtel de Sully und das Hôtel Salé wurden seither aufwän- dig restauriert und einer musealen Nut- zung zugeführt; das Marais ist dadurch Mémorialal dede lala ShoShoah, Holocaust- zu einem der beliebtesten Viertel der Museum, S. 50 Stadt aufgestiegen, wie ein Blick auf HôtelHôtel dede SullySully, Fotoausstellungen die Immobilienpreise zeigt. Ein Appar- im Stadtpalast, S. 53 tement an der Place des Vosges können sich heute nur noch sehr gut betuchte PPllace desdes VosgesVosges, Symmetrie par Bürger leisten, zu deren erlesenem excellence, S. 54 Kreis auch Jack Lang, Malrauxs Nach- MuséeMusée CarnavaletCarnavalet, Pariser Stadt- folger als Kultusminister, gehört. geschichte, S. 55 Das Marais ist auch bekannt als das jü- Tour MuséeMusée NationalNational PicassoPicasso, auf den dische Viertel von Paris. Zudem hat in Mara Spuren von Picasso, S. 55 den letzten Jahrzehnten eine andere, Bas. du Station Bal du SehenswertesSacré- 49 Pont-Cardinet Moulin Cur Rouge Gare du ebenfalls oft verfolgte Min- Nord derheit ihre Liebe für das Gare Gare St-Lazare de lEst Marais entdeckt: Die Palais de Arc de l'Elysée Opéra Garnier Tour 13 Triomphe S. 170 Pariser Gay-Commu- Grand Palais Palais Royal Musée nity trifft sich vor- Palais de Tour 2 Picasso Chaillot Hôtel des Invalides S. 32 zugsweise in den Musée du Louvre Bars und Knei- Maison de Eiffelturm Radio France Invalidendom Tour 1 Pav. de S. 24 I'Arsenal pen links und École Palais du Militaire Luxembourg Tour 4 rechts der Rue Panthéon S. 62 Marais Sainte-Croix de Musée National Gare dHistoire Naturelle Gare la Bretonnerie. Montparnasse dAusterlitz Wer ein „gay- freundliches“ Café oder Re- staurant sucht, orientiert sich Karte S. 51 am besten an den gut sichtbar an- gebrachten Regenbogenfahnen. Bei so gehört. Lohnend ist auch ein Abstecher viel einvernehmlichem Nebeneinander am Sonntag, denn dann haben die von Schwulen und Juden verwundert meisten Boutiquen und Geschäfte im es auch nicht, dass die jüdische Schwu- Marais geöffnet und die Straßen sind lengruppe „Beit Haverim“ zu den ak- verkehrsberuhigt. tivsten homosexuellen Organisationen Spaziergang Die Tour durch das altertümliche mit ihren einladenden Straßencafés an. Marais beginnt am Hôtel de Ville. Vom Wer will, kann anschließend einen Pariser Rathaus aus führt die Rue Blick in die idyllischen Höfe der Trödler François Miron an der klassizistischen des Village Saint-Paul werfen. In un- Fassade der Kirche St-Gervais-et-St- mittelbarer Nähe befindet sich auch Protais vorbei in Richtung Osten. Auf- das Musée de la Magie. Um sich auf merksamkeit verdienen das spätgoti- das Marais einzustimmen, empfiehlt sche Kircheninnere und einige noch sich ein Abstecher zum repräsentativen aus dem Spätmittelalter stammende Hôtel de Sully, dessen Garten einen Häuser in der Rue François Miron, so direkten Zugang zur Place des Vosges beispielsweise die Fachwerkbauten Nr. besitzt. Der von Häusern aus roten Zie- 11 und 13. Repräsentativ ist auch das geln und weißen Bruchsteinen ge- Hôtel de Beauvais, ein Adelspalast aus säumte Platz strahlt eine faszinierende dem 17. Jahrhundert. In einer Seiten- Atmosphäre aus. Die kleinen, intimen straße befindet sich das Mémorial de la Arkaden ziehen sich wie Logen um das Shoa; an einer von der Rue Saint grüne Geviert, das einst als Turnierfeld Antoine abzweigenden Straße liegt das diente. Viele Schriftsteller wie Alphon- Maison Européenne de la Photogra- se Daudet, Georges Simenon und Victor phie, ein Mekka der Fotokunst. Vorbei Hugo haben an der Place des Vosges an einem spätmittelalterlichen Adels- gewohnt; dem Gedenken an den Autor palais, dem Hôtel de Sens, gelangt man des „Glöckners von Notre-Dame“ wid- zum Pavillon de lArsenal, der über die met sich das Maison de Victor Hugo. aktuellen städtebaulichen Projekte von Das altehrwürdige Marais ist sicherlich Paris informiert. Für einen kurzen er- das richtige Viertel für ein Museum holsamen Zwischenstopp bietet sich über die Pariser Stadtgeschichte die Place du Marché Sainte-Catherine (Musée Carnavalet). Nur einige Häuser 50 Tour 3: Marais Paris im Kasten Jüdisches Paris Zwischen Centre Pompidou und Bastille befindet sich das jüdische Viertel von Paris, dessen Ursprünge bis in das frühe 13. Jahrhundert zurückreichen. Zu den alteingesessenen Familien aus dem Elsass und dem Midi sind im Laufe der Zeit zahlreiche Juden aus Osteuropa und Nordafrika gestoßen. Nur ein kleines Stück abseits der großen Boulevards taucht man in den engen Gassen rund um die ge- wissermaßen als jüdische „Hauptstraße“ fungierende Rue des Rosiers in eine ei- gene Welt mit besonderem Flair ein. Streng orthodoxe Juden mit Hüten, Schläf- chenlocken, langen Bärten und bis zu den Füßen reichenden Kaftanen schlendern zwischen orientalischen Spezialitätengeschäften, koscheren Metzgereien und Lä- den mit hebräischen Kultgegenständen umher. Das Restaurant Jo Goldenberg war bis vor kurzem eine in ganz Paris bekannte Adresse für Liebhaber der jüdischen Küche, erlesene – selbstverständlich koschere – Feinkost findet man bei Florence Kahn. Nur am Samstag, dem Sabbat, ist das jüdische Viertel verwaist und die Ge- schäfte sind meistens geschlossen; die Straßen füllen sich erst wieder nach Ein- bruch der Dunkelheit mit Leben, denn der Sonnenuntergang, und nicht die Uhr- zeit, läutet traditionsgemäß das Ende der Sabbat-Ruhe ein. weiter beherbergt das Musée Cognacq- In der Rue de Temple, deren Name Jay eine erlesene Privatsammlung; noch an den bis 1314 hier ansässigen hochkarätige moderne Kunst wird in Orden der Tempelritter erinnert, befin- dem im Hôtel Salé untergebrachten det sich das Musée dArt et dHistoire Musée National Picasso präsentiert, du Judaisme; es informiert auf sehr an- dessen Besuch auf keinen Fall ver- sprechende Weise über die Geschichte säumt werden sollte. Während man und Kultur der jüdischen Gemeinde durch das Marais schlendert, lohnt es von Paris. sich – falls die Möglichkeit besteht –, Rund um die Rue Sainte-Croix de la einen Blick in die „Hinterhöfe“ der Bretonnerie ist die Pariser Gay-Szene Stadtpaläste zu werfen, die gelegent- zu Hause. Neben einschlägigen Bars, lich fast die Größe eines Parks ein- Restaurants und Sexshops gibt es auch nehmen. Das Musée de la Chasse et de Friseure, Modeboutiquen und Reisebü- la Nature befindet sich ebenso in ei- ros, die ihr Angebot speziell auf ihre nem der typischen Adelspaläste wie schwule Klientel abgestimmt haben. In das Nationalarchiv (Archives nationa- der lang gestreckten Rue de Rosiers, der les). Letzteres liegt an der Rue des Hauptstraße des jüdischen Marais, sind Francs-Bourgeois, die der Beatnik Jack traditionell Feinkosthändler und Juwe- Kerouac als „the street of the out-spo- liere ansässig. ken middle classes“ charakterisierte. Sehenswertes Mémorial de la Shoah als größtes euro- Holocaust-Museum päisches Holocaust-Museum wieder er- Mémorial de la Shoah öffnet worden. Insgesamt wurden 23 Millionen Euro investiert, um das Nach umfangreichen Umbau- und Er- Museum um 4000 Quadratmeter zu er- weiterungsarbeiten ist jetzt in Paris das weitern. Neben einer stimmungsvollen R 1 ue Belleville R 2 5 . M d ic e siehe S. 172/173 he Sehenswertes 51 l L t B B e lo ret C r om a ag d te h . Passagen ne C e s g Rambuteau d MMuséeusée e 3 n iv le St Sébastien o R MMuséeusée d dee lala t e 5 ddArtArt etet d d'Histoire'Histoire le h p n u siehe S. 148/149 c 4 m Froissart p r i s CChassehasse etet d dee e e dduu J Judaismeudaisme m A a T e S R. P T R llaa NatureNature u ont a F u R . dR ux B s C A e h i r e . R . oux R u l a d m u d d e P e D CCentreentre N Nat.at. e d q e R e ll l u . u i es r e e . e d R c ie b R R e h l ddArtArt etet dede CultureCulture V o am u es e e 5 b R l t u CCath.ath. le GG.. P Pompidouompidou te 4 R au F MMuséeusée ym i SStt CroixCroix y e Bd ls n AArchivesrchives PPicassoicasso g ri e Rue St Claude o n h . NNationalesationales n R 6 T R R e 7 e . l . r S S d A a B p e n i u SStt DenysDenys d duu t R s NN.D..D. desdes B Blancslancs P . a nt . m R s e R s e- T ard M 8 . r ta e e e le s SStt SacrementSacrement é P MManteauxanteaux le MMuséeusée d dee e r T l v a ri ât i B p en re h . 9 u R c M m llaa SerrureSerrure R r a e R R e .