GfBS news 18 200 7 Ausblick GfBS inWien ceDAMar DNA Bank Natur &Kunst Museum inBerlin Höhlenschnecken Access andBenefit Taxonomie Initiative newsletter | GfBS news GfBS Seite Inhalt 44 42 32 20 11 7Höhlenschnecken 5 Ei von Titelfoto: S. Hengherr enr el it reerctih geschützt, urheberrechtlich ist Teile seiner aller einschließlich Newsletter gesamte Der Fotos, Manuskripte, Dias, Bücher usw. wird nicht gehaftet. eingesandte unverlangt Für [email protected] luzia schneiderpresentationen Layout/Konzept [email protected] 65096, 685 - 0711 Telefax 69143, 585 - 0711 Telefon Stuttgart, 70569 57, ring Stuttgart, Pfaffenwald- Zoologie, Institut, Biologisches Universität Schill, O. Ralph Dr. Redaktion/Anzeigen www.gfbs-home.de/marketing.html Marketing fürTaxonomen www.gfbs-home.de/kuratoren.html Kuratoren www.gfbs-home.de/ag-jusys.html Junge Systematiker www.gfbs-home.de Landstr.159, 01109 Dresden, Telefon 0351 - 8926 326, Königsbrücker A.-B.- Tierkunde, Meyer-Bau, für Museum Sammlungen Dresden, Naturhistorische Staatliche Geschäftsführer PDDr. UweFritz Gesellschaft fürBiologischeSystematike.V. H trag enthalten.Auflage 1.000 Stück. Mitgliedsbei im ist Zeitschrift Die geliefert. Mitgliedschaft der Rahmen im Mitgliedern allen wird und V.jährlich zweimal erscheint Er e. Systematik Biologische für sellschaft Ge der Mitteilungsorgan offizielle das ist Newsletter Der V. e. GfBS bei – vermerkt anders ausdrücklich nicht falls – Gestaltung und Inhalt für Copyright Systemen. nischen u Einspeicherung und Verarbeitung in elektro Mikroverfilmungen setzungen, Über Vervielfältigungen, für insbesondere gilt Dies unzulässig. GfBS der Zustimmung schriftliche ohne Verwertungist Jede ergibt. anderes nichts Vorschriften sonstigen und Urheberrechtsgesetz dem aus sich soweit 3 erausgeber impressum Macrobiotus sapiens GfBS inWien ceDAMar DNA Bank Natur &Kunst Museum inBerlin Access andBenefit Taxonomie

d die nd - - - - Ralph O. Schill, Stuttgart Ihr Biodiversität isteinGebenund Nehmen. und Verhaltensweisen einhalten, denn die Nutzung der bei national und international festgelegten Vorgehens- hervorheben. Besonders wichtig dabei ist, dass wir da Taxonomieder Bedeutung die uns von Einzelne jeder kann genauso und tun etwas uns von Einzelen jeder kann Klimaschutz Beim tragen. Öffentlichkeit die in mehr noch müssen WirTaxonomie Initiative. neuen der bei auch sich zeigt Das nicht. überhaupt nahezu Politik der in und wahrgenommen Rande am nur turwissenschaften lär? Taxonominnen und Taxonome werden in den Na unspektaku zu Vielleicht leise? zu Vielleicht gemacht. Ausbildung und den Arbeitsmöglichkeiten aufmerksam der Schwierigkeiten die auf wieder immer Jahren seit Taxonomieder wird in Auch nehmen. zu Kenntnis zur dies um hat gebraucht Jahre 15 nun Politik die und war Thema großes ein Janeiro der de Rio von auf Konferenz 1992 schon Klimawandel der man das wenn bedenkt nachdenklich, mich es stimmt Dennoch ist. zahlbar be vorallem machbar und Klimaschutz dass gezeigt, geht, wird jetzt auf dels n a w a m i l K des Folgen zu erwartenden die um Teilen ersten beiden den in es Nachdem vor. Weltklimaberichtes Teildes letzen und dritten den legte UN-Klimarat te gegründe Erderwärmung der angesichts 1988 der Liebe GfBS-Mitglieder,

networking editorial - - - | Foto: privat Ralph O. SchillinElQuseir betreiben und unsere Anliegen unsere und betreiben (Ägypten) - - - - Die Taxonomie Initiative Stand der Dinge Diese gemeinsam mit dem VdBiol und mit Unterstützung zahlreicher Umweltverbände und Fachgesellschaften gegründete Initiative hat zunächst das Ziel, auf den drohenden Zusammenbruch von Forschung und Ausbildung an den Universitäten hinzuweisen.

Da das Problem in Fachkreisen bekannt ist und das Fehlen von Daten und Taxonomen vielerorts Polychaeten aus Jamaika unübersehbar ist, ist es nicht schwierig, die verbale | Foto: Ralph O. Schill Unterstützung von WWF, NaFor, NABU, VdBiol, DZG, DBG und anderen zu bekommen. Klagen allein hilft aber nicht. Deshalb schlagen wir vor, beispielsweise Stiftungsprofessuren einzurichten.

Der Text des dazugehörigen Memorandums ist auf den Webseiten von VdBiol und GfBS abrufbar. Mehrere Universitäten haben das Memorandum wohl missverstanden: Man fragte bei mir nach, ob die Anträge auf Einrichtung einer Professur bei mir zu Rotmeer-Anemonenfisch (Amphibrion bicinctus) | Foto Ralph O. Schill stellen seien, so als sei die Initiative schon finanziert. Immerhin: Das Interesse ist geweckt, die Taxonomie wird zu einem Thema, über das Fakultätsräte oder Politik als Entscheidung- diskutieren. sträger aus Ahnungslosigkeit und Desinteresse Fehlent- Ich hatte kürzlich Gelegenheit, für VdBiol, GfBS scheidungen treffen. Nun und DZG die Initiative im Rahmen einer Anhörung ist das Bundesministerium von Verbänden bei Umweltminister S. Gabriel (BMU) primär nicht zuständig. vorzustellen: Vor dem Hintergrund des globalen Ausbildung ist Ländersache. Klima- und Biodiversitätswandels wird die Taxonomie Ein Wissenschafts- oder In- eine Wissenschaft von strategischer Bedeutung. Ohne novationsministerium eines Artenkenntnis ist das Monitoring der Veränderung von Bundeslandes wird jedoch Lebensräumen und von Maßnahmen zur Erhaltung feststellen: Wir haben die der Biodiversität nicht möglich. Durch den Abbruch Hochschulen in die Autono- der taxonomischen Expertise an den Hochschulen mie entlassen, da greifen wir fällt nicht nur weitgehend Forschung (insbesondere nicht ein. Die Suche nach auch Methodenentwicklung) aus, sondern auch Zuständigen endet also bei die Sensibilisierung von Biologiestudenten im den kleinen Gremien, den Grundstudium, die später in Wissenschaft, Wirtschaft Berufungskommissionen und

3 Kernkraft: Sollen Kraftwerke abgebaut werden, so müssen spezialisierte Ingenieure ein- gesetzt werden. Da diese nicht von den Hochschulen ausgebildet werden, muss zwangsläufig die Regierung eingreifen. Schwimmkrabbe an der Küste Sansibars | Foto: Ralph O. Schill Diese Analogie leuchtet dem Umweltminister sofort ein, da das Problem Ex- pertenmangel tatsächlich existiert. Da das BMU weder die Befugnis noch die finanziellen Mittel hat, Professuren einzurichten, hat der für Naturschutz

Bildunterschrift | Foto zuständige Abteilungsleiter Coenobita sp. auf Chumbe Island (Sansibar) | Foto: Ralph O. Schill J. Flasbarth versprochen, in der 2. Jahreshälfte eine Beratungsrunde mit Fachräten, die natürlich Vertretern des BMBF (das die Mittel bereitstellen nicht im Sinn haben, sich könnte) und Fachverbänden und –gesellschaften für strategische Fragen zu einzuberufen. Ich bin gespannt, wie es weitergeht. engagieren, die zwar von gesamtstaatlicher Bedeutung Sponsoren haben sich übrigens noch nicht gemeldet; sind, aber (so stellt man die Stiftungsprofessuren der VW-Stiftung sind stark es dar) nicht der lokalen nachgefragt und stehen (derzeit ?) nicht für Taxonomie Profilbildung dienen. zur Verfügung.

So steckt die Taxonomie in Wolfgang Wägele, Bonn einer Sackgasse, und das seit mehreren Jahrzehnten. Dieses Problem wird jetzt vom BMU als real akzeptiert. Die Dringlichkeit ist analog zum Personalmangel im Bereich Access to Genetic Resources and Benefit Sharing Zusammenarbeit statt Biopiraterie Wer biologische Ressourcen oder damit zusammen- Die allgemeine Annahme, hängendes, traditionelles Wissen aus anderen dass Hochschulforschung Ländern verwendet, muss international festgelegte keine profitorientierten Ziele Vorgehensweisen einhalten und für die Nutzung verfolgt und folglich kein der Biodiversität eine materielle oder immaterielle Vorteilsausgleich mit den Entschädigung mit dem Geberland vereinbaren. Die Geberländern stattzufinden Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) braucht, trifft nicht zu. Denn hat für die Hochschulforschung einen Leitfaden und auch Hochschulforschenden eine Website publiziert. entstehen Vorteile, beispiels- weise in Form von akademi- Die Publikation «Access and Benefit Sharing sche Erfolg mit Publikationen, (ABS) – Good Practice for Academic Research» Karrieresprüngen und For- und die dazugehörige Webseite richtet sich an alle schungspreisen. Das von Forschenden, welche Organismen oder Teile davon der Hochschulforschung untersuchen, die aus dem Ausland stammen. Der generierte Wissen und die Zugang zu diesen genetischen Ressourcen fällt seit der herangebildeten Nachwuchs- Konvention über die biologische Vielfalt (CBD) unter forschenden sind in Entwick- die eigens verabschiedeten Bonner Richtlinien. Der Staatvertrag legt fest, dass jede Nation Eigentümerin über alle Organismen und deren genetischen Informationen ist, die auf ihrem Territorium existieren – in Analogie zu Mineralölvorkommen. Daraus ergibt sich, dass vor dem Sammeln und Untersuchen von Tieren, Pflanzen und Mikroorganismen eine Erlaubnis eingeholt werden muss, sowie monetäre oder nicht- monetäre Vereinbarungen mit dem Ursprungsland getroffen werden müssen. Die Bestimmungen über den Farbenfrohe Pulmonaten | Foto: scnat.ch Zugang zu genetischen Ressourcen und der gerechte Vorteilsausgleich (ABS) sollen verhindern, dass die meist armen, aber biodiversitätsreichen Länder leer ausgehen, wenn beispielsweise Unternehmen aus Naturstoffen kommerzielle Produkte entwickeln und diese später gewinnbringend verkaufen, ohne das Ursprungsland am Gewinn teilhaben zu lassen. Dieses ausbeuterische Verhalten wird als Biopiraterie bezeichnet und solche Vorkommnisse haben in Entwicklungsländern grosses Misstrauen verursacht. Farbenfrohe Coleopteren | Foto: Hans D. Dossenbach

5 lungsländern sehr begehrt. Bonner Richtlinien legen dar, dass die systematisch- Es ergeben sich verschiedene taxonomische Forschung durch das Access and Möglichkeiten, wie sich Hoch- Benefit-System nicht behindert werden darf. Die schulforschende engagieren Geberländer sind aufgefordert einen erleichterten können, um ihre Partner im Zugang zu ermöglichen und die Forschenden sollen Süden an der entstandenen alle Informationen über das gesammelte Material zur Wissensvermehrung zu be- Verfügung stellen. Den Austausch von genetischem teiligen. Partnerschaftliche Material unter Botanischen Gärten regelt das Forschungszusammenarbeit, International Plant Exchange Network (IPEN). Für den Doktorierendenprogramme, Zugang zu den weltweit bedeutendsten Nutzpflanzen Wissens- und Technologie- existiert das International Treaty on Plant Genetic transfer (z.B. neuer Analyse- Resources for Food and Agriculture IT. methoden) oder Zugang zu wissenschaftlicher Information Die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz sind konkrete Beispiele. befürwortet Forschung in gegenseitigem Vertrauen und möchte mit ihrer Publikation die WissenschaftlerInnen Bevor biologisches Material dazu anregen, die CBD Richtlinien anzuwenden. für Forschungszwecke bezo- Die einfach verständliche Broschüre und Website gen oder gesammelt werden zählt die notwendigen Planungsschritte auf, gibt kann, müssen über den praktische Tipps, verweist auf Fallstudien und erläutert nationalen «Access and spezifische Möglichkeiten des Benefit Sharings, die Benefit Sharing»-Knotenpunkt den Forschenden zur Verfügung stehen. (www.biodiv.org/world/) des Geberlandes das Ein- Access and Benefit Sharing – Good practice for verständnis eingeholt und academic research on genetic resources (2006). Vereinbarungen über das Akademie der Naturwissenschaften Schweiz SCNAT, auszuführende Material sowie Hrsg. 58 Seiten. Die Publikation ist in englischer die gerechte Aufteilung der Sprache erschienen. Vorteile getroffen werden. Die Publikation lässt sich auf der Website herunterlanden: http://abs.scnat.ch, Kontakt: [email protected] Der Verwendungszweck wird genau festgelegt und For- Sylvia Martinez, Basel schende verpflichten sich das gesammelte Material nicht an Dritte weiterzugeben ohne vorher das Einverständnis beim Geberland einzuholen. Spezifische Passagen in den Brunnenschnecken in Karstwasserhöhlen Erste Lebendbeobachtungen Aus Baden-Württemberg sind bis heute 24 Taxa von Brunnenschnecken (Familie Hydrobiidae Troschel, 1857; Gattung Bythiospeum Bourguignat, 1882) in der Literatur erwähnt. Von diesen 24 Taxa haben 18 ihre Typuslokalität in Baden-Württemberg. Ein befriedigendes Artkonzept, das die reelle Diversität dieser Gattung in Baden-Württemberg aufzeigt, konnte bisher für die maximal 5 Millimeter großen

Lebendes Bythiospeum sp. aus dem Blautopf Tiere nicht aufgestellt werden. Eine Arbeitsgruppe | Foto: A. Schultheiss bestehend aus Wissenschaftlern und Tauchern am Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart hat sich die Erforschung der süddeutschen Brunnenschnecken zum Ziel gesetzt.

Die Tiere leben im Grundwasser der Flussschotter und des Karsts. In den Anspülungen der Flüsse und Quellen lassen sich häufig Leerschalen finden, lebende Tiere sind sehr selten, Bilder von Tieren in ihrem Lebensraum waren bisher unbekannt. Bythiospeum sp. im Sediment Zur Ermittlung erster molekulargenetischer Daten | Foto: H. Mezger (s. a. Posterbeitrag von Brümmer et al. auf der 9. Jahrestagung der GfBS in Wien) sammelten Taucher Das Wasser ist ganzjährig der Arbeitsgemeinschaft Blautopf lebende Tiere ca. 9°C kalt. Im Falle der aus der Wulfbachquellhöhle bei Mühlheim a. d. Wulfbachquellhöhle ist die Donau (Kreis Tuttlingen) und aus dem Blautopf bei Eingangspartie kleinräumig Blaubeuren (Kreis Ulm). Der Taucher Henning Mezger und ganzjährig wassererfüllt. konnte die Lebensweise der Brunnenschnecken in situ Die Blauhöhle ist nur über in beiden Höhlen dokumentieren. Dabei wurden zwei ein Abtauchen in den 22 unterschiedliche Lebensweisen der Brunnenschnecken Meter tiefen, trichterförmigen in Karstwasserhöhlen festgestellt. Quelltopf zu erreichen. Um die dauernde Strömung zu Karstwasserquellen zeigen jahreszeitlich stark überwinden, die an den wechselnde Schüttungen (Wulfbachquellhöhle Engstellen der Höhle eine 10 bis 200 Liter pro Sekunde; Blautopf im Mittel beachtliche Geschwindigkeit 2200 Liter pro Sekunde). Ihr Einzugsgebiet ist erreichen kann, wird als groß (Wulfbachquellhöhle 24 km²; Blautopf 160 Fortbewegungsmittel ein km²) und das dahinter befindliche Höhlensystem Unterwasser-Scooter einge- liegt teils über und unter dem Karstwasserspiegel. setzt.

7 Im Labor in Stuttgart konnten Tiere gut gekühlt über zwei Jahre gehalten werden.

Während in der Wulfbach- quellhöhle die Tiere häufig im feinen Kalkschlamm auf Steinen anzutreffen sind

Taucher der ARGE Blautopf beim Tauchgang im Blautopf | Foto: H. Mezger und hier ihre auffälligen Spuren hinterlassen, findet man Brunnenschnecken im Blautopf überwiegend an den mit schwarzen Eisenmangankrusten über- zogenen Höhlenwänden.

Im Labor zeigten die Tiere aus dem Blautopf eine verstärkte Produktion von Mit einer Saugflasche werden in der Blautopfhöhle Brun- nenschnecken eingesammelt | Foto: H. Mezger Schleimfäden. Es wird ange- nommen, dass diese einer zusätzlichen Anheftung an Da es sich bei beiden den Höhlenwänden dienen. Die Tiere aus der Wulf- Quellhöhlen um Natur- bachquellhöhle, die sich in der Höhle als wahre denkmale handelt, sind alle Sedimentfresser zeigten, haben im Labor im Tauchgänge genehmigungs- Originalsediment eine Wegstrecke von 10 bis pflichtig. 20 Zentimeter pro Woche zurückgelegt. Es wird angenommen, dass sich die Tiere von den im Eine zielgerichtete Proben- Sediment enthaltenen Bakterien ernähren. Durch nahme der winzigen Herrn Dr. Jürgen Eberspächer von der Universität Schnecken geschieht mit- Hohenheim wurden im Originalsediment aus der tels Saugflaschen. Der Was- Wulfbachquellhöhle bisher nach dem „api 20NE- serinhalt mit den Tieren Identifizierungssystem“ zwei Bakterien (Pseudomonas wird am Ende eines oft stutzeri und Pseudomonas fluorescens) identifiziert. mehrere Stunden dauernden Hans-Jörg Niederhöfer, Stuttgart Tauchgangs in Probengefäße Rainer Straub, Filderstadt gespült und in Kühltaschen Franz Brümmer, Stuttgart ins Labor transportiert. Aufregende Monoplacophoren Phylogenie der Mollusken Den gemeinsamen Vorfahr- en der heute lebenden Weichtieren () stellte man sich lange Zeit schneckenähnlich mit einer Schale und paari- gen Kiemen, Herzen und Exkretionsorganen vor. 1957 bejubelten die Zoologen H. Lemche’s sensationelle Beschreibung lebender Ver- treter der vorher nur fossil Lebendbilder eines „Urmollusks“ – die 2,5 mm kleine antark- bekannten Monoplaco- tische Laevipilina theresae Schrödl, 2006 | Foto: M. Schrödl phoren in Nature.

Während der dänischen Galathea-Tiefsee-Expedition Jahr 2005 von Frau Prof. 1952 hatten sich einige 3-4 cm große Exemplare von Angelika Brandt (Hamburg) Neopilina gefunden, deren napfschneckenähnliche organisierten Antarktis-Tief- Kalkschale den ca. 400 Millionen Jahre alten fossilen see-Expedition ANDEEP III Schalen von Pilina und Verwandten exakt glich. Auf wurden vom deutschen besonderes Interesse stießen die vormals unbekannten Forschungsschiff „Polarstern“ Weichteile: Neopilina zeigte mehrere serielle Paare aus Probenahmen in der von Kiemen, Exkretionsorganen, Herzatrien und Weddell-See durchgeführt. Schalenmuskeln. Ein „segmentierter Urmollusk“, das ideale Bindeglied („missing link“) zu den segmentierten Zu unserer Freude fand sich Ringelwürmern (z.B. Regenwurm), schien gefunden. ein einzelnes, halbwegs gut erhaltenes, aber mit nur 1,7 In der allgemeinen Begeisterung wurden jedoch mm Länge winziges Exemplar Unstimmigkeiten wie die zueinander asymmetrisch von Laevipilina antarctica versetzten Organsysteme bei Neopilina anfänglich in einer äthanolfixierten übersehen. Genauere histologische und elektronen- Weichbodenprobe des Epi- mikroskopische Untersuchungen kleiner antarktischer benthosschlittens aus über Monoplacophoren-Arten von Prof. Gerhard Haszprunar 3.000 m Tiefe. Die Schale (ZSM) und Kollegen sprachen bereits im letzten und die äußere Morphologie Jahrzehnt gegen jede Art von regenwurmgleicher des abyssalen Tieres wurde Körpersegmentierung. Klärende Gensequenzanalysen dann umgehend analysiert der seltenen Tiefseetiere waren jedoch bisher (Schrödl, Linse & Schwabe, aufgrund Materialmangels nicht möglich. Auf der im 2006). Eine Gewebeprobe

9 schlüssig. Dies wurde er- kannt und herausgestellt (Giribet et al., 2006). Die Monoplacophore grup- pierte jedoch bei hoher statistischer Unterstützung mit den Käferschnecken (Polyplacophora). FS Polarstern auf der ANDEEP III Expedition vor der Antark- tischen Halbinsel | Foto: E. Schwabe Unsere neue Gruppe „Serialia“ widerspricht einer gängigen Lehrmeinung, wurde von Prof. Gonzalo wonach Monoplacophoren zusammen mit anderen Giribet, Harvard University, beschalten Mollusken ein Monophylum „Conchifera“ molekulargenetisch unter- bilden. Das Hauptargument dafür war und ist die sucht. Trotz fortgeschrittenen „einheitliche“ (Bildung der) Schale, die jedoch schon Abbaus der DNS konnten bei Berücksichtigung der Muscheln nicht einheitlich ist. über 1.000 Basenpaare Sähe man dagegen bevorzugt andere Organsysteme, des 28S rRNA Gens in zwei z.B. Detailstrukturen der Buccalorgane, könnte man Teilstücken entschlüsselt mit gutem Grund auch auf die direkte Verwandtschaft werden. Die Sequenz von Monoplacophoren und Chitonen schließen. Löst wurde in den mit Abstand man sich von einzelnen Organen und den (regional größten je für Mollusken durchaus unterschiedlichen) Paradigmen, erscheint zusammengestellten Daten- vielmehr die gesamte frühe Phylogenie der Mollusken satz integriert (d.h. 108 Taxa aus morphologischer Sicht ungeklärt, sie bedarf mit je bis zu 6,5 kb aus bis dringender Analyse (in Vorbereitung). Insbesondere zu 5 Gen(stück)en, insgesamt versuchen wir noch mehr Monoplacophoren für über 450 Gensequenzen be- molekulare Untersuchungen zu erhalten, und hoffen stehend aus noch erheblich auf viele weitere spannende Erkenntnisse. mehr zusammengesetzten Einzelfragmenten) und in Michael Schrödl, München einem „kleinen Cluster“ aus Giribet, G., Okusu, A., Lindgren, A.R., Huff, S.W., Schrödl, M. & 50 Prozessoren an der Harvard M.K. Nishiguchi. 2006. Evidence for a clade composed of Universität verrechnet. In den molluscs with serially repeated structures: Monoplacophorans resultierenden Stammbäumen are related to chitons. PNAS USA 103: 7723-7728. Schrödl, M., Linse, K. & Schwabe, E. 2006. Review on the distribution sind, wie so oft bei kam- and biology of Antarctic Monoplacophora, with first abyssal brischen Gruppen, basale record of Laevipilina antarctica. Polar Biology 29: 721-727. Aufspaltungen kaum unter- stützt und nicht durchgängig Museen in Deutschland Museum für Naturkunde der Humboldt-Universität zu Berlin

Das Museum für Naturkunde der Humboldt-Universität zu Berlin ist Außenstehenden vielleicht insbesondere durch seine Dinosaurier-Superlative bekannt – Brachiosaurus brancai ist und bleibt mit 13 Metern Höhe der größte je in einem Museum aufgestellte Dino, und das noch überwiegend mit Originalskelett. Auch das Berliner Exemplar des Archaeopteryx, von manchen als die Naturkundeversion der Mona Lisa Museum für Naturkunde der Humboldt- bezeichnet, ist eine echte Trademark des Museums. Universität | Foto: Museum f. Naturkunde Berlin Dieses Bild unseres Hauses wird derzeit wieder besonders durch die Erwartungshaltung der Medien und der Berliner Bevölkerung gezeichnet, schließlich werden am 13. Juli 2007, nach zweijähriger Abstinenz von den Dinos, die nun nach der Restaurierung noch prächtigere Saurierhalle sowie weitere restaurierter Räume mit einer neuen Dauerausstellung zur Evolution der Erde und des Lebens wieder eröffnet.

Andere kennen das Museum vielleicht auch als eine Schätze in der Nasssammlung des Museum Bauruine. Tatsächlich sind viele Sammlungs- und | Foto: Museum f. Naturkunde Berlin Mitarbeiterräume nach wie vor in katastrophalem Zustand und über 60 Jahre war der zerbombte Ostflügel andere Gesichtspunkte unse- als Ruine erhalten – inzwischen war sogar ein neues res Hauses. Das Museum Pionierbiotop dort entstanden. Nun, die Ostflügelruine wurde 1810 gemeinsam wird endlich Geschichte. 2009 soll sie mit einer mit der damaligen Berliner Bausumme von 30 Millionen Euro wiederhergestellt Universität auf Verordnung sein, die Bauarbeiten hierzu haben schon begonnen. von König Friedrich Wilhelm Insbesondere die gewaltige Nasssammlung des III gegründet – der Einfluss Museums – über 250.000 Gläser mit Tierobjekten in der beiden Brüder Wilhelm insgesamt 86.000 Liter Alkohol – werden dort nach und Alexander von Humboldt modernsten Gesichtspunkten archiviert werden und ist unverkennbar: die Berliner teilweise sogar der Öffentlichkeit zugänglich sein. Sammlungen gehen bis ins Zusammen mit der Renovierung von knapp 40 Prozent 16. Jahrhundert und weiter unserer Ausstellungssäle also durchaus ermutigende zurück, waren aber, wie auch Zeichen. andernorts üblich, verstreut. Ohne Zusammenfassung Vielleicht weniger bekannt, aber kulturell und dieser Einzelsammlungen, dar- wissenschaftlich natürlich besonders bedeutend sind unter zählten Sammlungen

11 aus der königlicher Kunstkammer, aus Wissenschafts- und Bergakademie sowie privater Sammlungen und ohne deren Eingliederung in die Universität, wäre es nicht zum modernen Ideal eines Humboldt’schen Universitätsverständnisses gekommen, denn die naturwissenschaftlichen Fächer der Berliner Universität (der heutigen Humboldt-Universität) sind Gründungen des Museums.

Das Museum für Naturkunde war vor dem 2. Weltkrieg ein de facto-Nationalmuseum, schließlich nahm es das Material aller großen nationalen Expeditionen auf, darunter etwa das der Schiffsexkursionen Tethis, Pola, Gazelle und Valdivia des 19. Jahrhunderts oder die 250 Tonnen Dinosaurierknochen der Tendaguru-Expedition ins heutige Tansania. Bald war ein Neubau fällig, so Urvogel Archaeopteryx lithographica | Foto: Museum f. Naturkunde Berlin dass Kaiser Wilhelm II und Kaiserin Auguste Viktoria 1889 das heutige Gebäude in der Invalidenstraße einweihen konnten. Über die Kulturgeschichte des Hauses ließen sich ganze Bücher schreiben, spannend ist das Haus etwa als Dokumentationszentrum sowohl der Wissenschaften als auch der Geschichte Deutschlands während unterschiedlicher Staatsformen, während Kriegs- und Friedenszeiten. Faszinierend sind nicht nur die wissenschaftlichen, sondern auch die kulturellen Belegstücke: Beschreibungen neuer Fischarten des ersten wissenschaftlichen Ichthyologen, des Arztes Marcus Élieser Bloch (1723-99) wurden auch besonders geeignete Kochrezepte beigefügt; das Originalstück zur Entdeckung des Urans durch Klaproth ist genauso in den Ausstellungen zu sehen wie auch Schenkungen riesiger Edelsteine des Zaren Alexander II an Alexander von Humboldt. Nur Insidern bekannt sind andere Staatsgeschenke, etwa Fidel Castros Langusten oder die mandeläugige Originalschädel von Brachiosaurus brancai, Seeschildkröte aus Vietnam, die Honnecker zum Tendaguru-Expedition | Foto: Museum f. Naturkunde Staatsgeschenk gemacht wurden. Wissenschaftliches Herzstück des Hauses ist natürlich die 30 Millionen Objekte umfassende zoologische, paläontologische und mineralogische Sammlung, die als wohl zumindest fünftgrößte naturkundliche Sammlung weltweit auf größtmögliche Breite angelegt ist und angelegt bleiben soll. Sie stellt damit eine riesige Forschungsinfrastruktur dar, welche durch Molekularlabore, histologisches Labor, Bioakustiklabor, Isotopenlabor, Mikrosonden, Anzahl der festen Mitarbeiterinnen TEM und REM, Röntgendiffraktometrie, Raman- und Mitarbeiter: 165, davon 56 Spektrometer, und weitere Speziallabors unterstützt Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftler; weitere Mitarbeiter innen wird. Derzeit forschen ca. 90 Wissenschaftlerinnen und Mitarbeiter (Drittmittelprojekte, und Wissenschaftler (davon 51 fest angestellte) Praktika, Ehrenamt): rund 150. forschen mit der Sammlung und stellen sie als Größe der Sammlungen: über Serviceinstitution der wissenschaftlichen Gemeinschaft 30 Millionen; davon 527.276 in digitalen Katalogen erfasst. zur Verfügung. Einbindung in deutschland-, europa- Größe der Ausstellungsflächen des und weltweite Netzwerke ist selbstverständlich, aber öffentlichen Bereichs des Museums: auch die Kooperation mit der Humboldt-Universität ca. 7.000 qm. sowie dem Botanischen Garten und anderen Rahmenthemen bzw. Forschungs- Forschungsinstitutionen im Raum Berlin wird derzeit schwerpunkt: Evolutionsforschung; rasch ausgeweitet. Im Unterschied zur großen Biodiversitätsdynamik in Raum und Breite der Serviceeinheit Sammlung finden sich die Zeit; (Paläo-)Ökologie; Impakt- Forschungsprojekte derzeit zu Themenschwerpunkten forschung; Angewandte Forsch-ung; Wissenschaftsgeschichte; Deut- zusammen (siehe nebenstehend), wobei die Kompetenz scher Projektträger (DE-TAF) von auch hinsichtlich angewandter Themen erweitert wird. SYNTHESYS (gemeinsam mit dem Regionale Forschungsschwerpunkte sind Afrika südlich Botanischen Garten/Botanischen der Sahara, Südostasien und Australien. Museum Berlin-Dahlem). Mitgliedschaften in nationalen Mit demnächst 7.000 qm Ausstellungsfläche, darunter und internationalen Gremien: zwei Sonderausstellungssälen, ist das Berliner Museum Direktorenkonferenz der natur- aber nicht nur ausstellungsmäßig das größte seiner Art wissenschaftlichen Forschungssamm- lungen Deutschlands (DNFS; derzeit in Deutschland, sondern kann wie kaum ein anderes Sprecherschaft), Geo-Union, Con- Haus die eigenen Forschungsthemen in kompetenter sortium of European Taxonomic und zunehmend modernisierter Weise einer breiten Facilities (CETAF), Global Biodiversity Öffentlichkeit vermitteln. Besuchen Sie uns, sei es, um Information Facility (GBIF), Synthesys; Diversitas, International Continental unsere Sammlungen oder unsere Labore zu nutzen, Scientific Drilling Program (ICDP), sei es um sich die neuen Ausstellungen anzusehen, wir Deutscher Museumsbund (DMB) freuen uns auf Sie! Reinhold Leinfelder, Berlin u.a.

13 Die Saurier kommen zurück! Das Museum für Naturkunde Berlin - eine moderne Arche in der Metropole Ausstellungsbereiche und wenden sich an ein breites Publikum von Jung bis Alt. So wird die Ausstellung gestalterisch wie didaktisch höchsten Ansprüchen ge- recht.

Letzte Vorbereitungen für die Ausstellungseröffnung | Foto: Museum für Naturkunde ART+COM ist verantwort- lich für die Generalplanung der Ausstellung und der Am 13. Juli öffnen im neuen Medien. Das Projekt entsteht in Kooperation Museum für Naturkunde mit der Schiel Projektgesellschaft mbH, den Aus- Berlin die fünf neu gestalteten stellungsgestaltern von Bertron & Schwarz, Delux und rekonstruierten Aus- Lichtdesign und dem Ausstellungsbüro Joerges. stellungssäle ihre Türen. Die Finanziert wurde das Vorhaben mit Mitteln der Stiftung Entwicklung des Weltalls, der Deutsche Klassenlotterie Berlin, kofinanziert von der Erde und die Evolution des Europäischen Union, Europäischer Fonds für regionale Lebens werden spannend Entwicklung. dargestellt. Dann lassen sich auch die riesigen Das Berliner Museum für Naturkunde ist eines der Dinosaurier – unter anderem weltweit bedeutendsten naturwissenschaftlichen das größte aufgestellte Museen. Über 30 Millionen Objekte befinden sich Dinosaurierskelett der Welt in seinen Sammlungen. Die Ausstellung präsentiert - von den Besuchern wieder einmalige Schätze wie den Urvogel Archaeopteryx, zum Leben er-wecken: so das schwerste bekannte Stück Bernstein sowie kann man eine mediale Meteoriten vom Planeten Mars: mehr als 4 Milliarden Zeitreise in die Vergangenheit Jahre Entwicklungsgeschichte von Erde, Leben und unternehmen und die Saurier Weltall, versammelt im Herzen Berlins. in ihrer ursprünglichen Umgebung sehen. Millionen Gesine Steiner, Berlin Jahre alte Exponate Jahre alte Exponate werden dabei ergänzt durch neue Formen der Wissensvermittlung: wie ein roter Faden ziehen sich innovative, mediale In- stallationen durch die neuen Saurier - Erfolgsmodelle der Evolution Große Landesuasstellung Baden-Württemberg 2007

Die Saurier sind unter uns! Seit Jahren hat das Staatliche Museum für Naturkunde Stuttgart darauf hingearbeitet, am 31. März war es endlich soweit: Die Große Landesausstellung Baden-Württemberg 2007 im Museum am Löwentor öffnete ihre Pforten – nach dreißig Jahren Landesausstellungen die erste von einem Naturkundemuseum ausgerichtete. Entstanden ist eine Saurierschau, die ihresgleichen sucht.

Jurassic Park mit seinen inzwischen zur Genüge bekannten und allenthalben vermarkteten „Standardsauriern“ ist nicht das Vorbild. Es werden schwäbische Charakterköpfe gezeigt, wie Mastodonsaurus, der „Superfrosch“, Batrachotomus oder Liliensternus - ein Topräuber. Schließlich ist Südwestdeutschland das Fossilienland par excellence; die Sammlungen des Stuttgarter Naturkundemuseums genießen Weltruf.

Die besten Stücke aus diesen Sammlungen sind nun und Meeressaurier. Im Unteren in der Ausstellung zu sehen. Viele davon werden Keuper lauert das größte hier erstmals präsentiert, darunter solche von Amphib der Erdgeschichte einmaligem wissenschaftlichem und ästhetischem unter Wasser, während Wert, Meisterleistungen der Präparationskunst. Diese oberhalb Batrachotomus, Fossilien werden nicht isoliert gezeigt, sondern sind der „Amphibienschlächter“, eingebettet in eine Zeitreise, die die Besucher durch durch die Schachtelhalm- 100 Millionen Jahre Erdmittelalter mitnimmt. Sechs sümpfe trabt. Die obere Stationen gibt es auf dieser Reise, jede Station Keuperzeit bringt uns in die ein naturgetreu gestalteter, großer, teilweise sogar Zeit der ältesten Dinosaurier. begehbarer Lebensraum der Vorzeit, jeder auf eine Hier kann man das Wappen- ganz konkrete Fundsituation in Baden-Württemberg tier des Museums, den zurückgehend: Im Buntsandstein fasziniert das nach „Schwäbische Lindwurm“ über einem Jahrhundert erst kürzlich gelöste Rätsel des Plateosaurus, in völlig neuer „Handtiers“ Chirotherium. Die Muschelkalkzeit versetzt wissenschaftlicher Rekon- uns unter Wasser, zwischen Rifftürme, Seeliliengärten struktion erleben.

15 Im Jurameer beeindrucken zu den nur eidechsengroßen Hasenkrokodilen zunächst die gewaltigen Lagosuchus reicht die Spanne, jedes einzelne Modell Meeresechsen des Schwarzen akribisch recherchiert und unter wissenschaftlicher Juras, dann die dramatische Leitung entworfen. Noch viel größer ist die Zahl der (und, wie Fossilien beweisen, Pflanzen und der Wirbellosen, ob Koralle, Seelilie erfolgreiche) Jagd des oder Ammonit, die die Umwelt der Saurier prägten. Riesenkrokodils Dakosaurus auf seinen kleinen Vetter „Ohne wissenschaftliche Sammlungen und der Geosaurus über der licht- Forschungsleistung unseres Museums wäre die durchfluteten, bunten Lagune Landesausstellung in dieser Art und Weise nicht möglich von Nusplingen (Weißer gewesen“, hebt Prof. Dr. Johanna Eder, die Direktorin Jura). „Wir sind das einzige des Naturkundemuseums in Stuttgart hervor. „Ich Museum, das eine derartig freue mich, dass wir die vielseitige wissenschaftliche umfangreiche Sammlung an Kompetenz und auch die herausragenden Fähigkeiten Fossilfunden und die wissen- unserer Präparatoren, der Museumspädagogik und schaftliche Kompetenz be- Öffentlichkeitsarbeit nutzen konnten, um unser Haus sitzt, um diese urzeitlichen für die Zeit der Ausstellung und darüber hinaus für die Lebensräume fundiert nachzu- Besucher attraktiver zu gestalten.“ bauen, betont Dr. Rainer Schoch, Saurierforscher und Nicht nur die teils weltweit einmaligen Fossilien und Ausstellungsmacher. die Dioramen der Ausstellung sind Highlights. Viele grundsätzliche Fragen werden in unserer Ausstellung Er freut sich besonders, beantwortet: Wie entdeckt man Saurier? Wie „dass die Zeitreise zu einem sieht eine Grabung im Gelände aus, wie wird dort außergewöhnlichen und au- gearbeitet? Wie präpariert man fossile Knochen? thentischen Erlebnis für die Wie kommt man vom ungeordneten und allzu oft nur Besucher geworden ist“ – die bruchstückhaften und zerdrückten „Knochenhaufen“ jahrelange Arbeit hat sich ge- zur Skelettmontage und in einem weiteren Schritt lohnt. zu einem lebensechten Modell? Zur Saurier-Schau gehört auch ein Präparatorium, in dem man den Über 50 Modelle von Sauriern Fachleuten bei der Arbeit über die Schulter schauen und anderen Wirbeltieren hat und alle Fragen stellen kann, die bis dahin noch offen das Museum in den letzten geblieben sind. Im Rahmen verschiedener so genannter Jahren gebaut. In vielen „Workshops“ können die Besucher sich Antworten stecken mehrere Monate aber auch selbst erarbeiten, rätselhafte Spuren Arbeit. Vom acht Meter langen entschlüsseln und Ihre eigenen Saurier rekonstruieren Gresslyosaurier, dem größten – erlebbare Paläontologie und ein Spaß für die ganze Stuttgarter aller Zeiten, bis Familie. Besonders die kleinen Besucher kommen auf ihre Kosten. Für die innovative und gelungene Ausstellungsgestaltung zeichnet das Stuttgarter Atelier Brückner verantwortlich.

Bleibt noch eine abschließende Titelklärung: Saurier – Erfolgsmodelle der Evolution? Mit dem Begriff Saurier verbindet man gemeinhin Aussagen wie „ausgestorben, weil nicht anpassungsfähig“ sowie „großer Körper, kleines Hirn“. Genau hier möchte die Ausstellung ein treffenderes Bild vermitteln, denn: Saurier waren die ersten Tiere, die den aufrechten zweibeinigen Gang perfektioniert haben; Saurier waren die ersten Wirbeltiere, die den Luftraum eroberten; die räuberischen Dinosaurier entwickelten auf dem Wege zu den Vögeln ein Federkleid, um sich vor Wärmeverlust zu schützen; verschiedenste Meeressaurier haben lange vor den Säugetieren bereits lebende Junge zur Welt gebracht. Kurz, Saurier sind ein Paradebeispiel für die Anpassungsfähigkeit des Lebens schlechthin und tatsächlich „Erfolgsmodelle der Evolution“. Immerhin Es ist ein Begleitbuch für 170 Millionen Jahre haben Dino- und andere Saurier 14,90 € erschienen, die Erde besiedelt. Und entgegen landläufiger erhältlich im Museumsshop. Meinung sind sie keineswegs ausgestorben. Sie haben überlebt! Ja, mehr noch, sie stellen auch heute noch Öffnungszeiten: Di - Fr: 9-18 Uhr die artenreichste Gruppe der Landwirbeltiere. Nur Mi: 9-20 Uhr nennen wir sie heute anders, nämlich Vögel. Dieser Sa, So, Feiertags: verblüffenden Abstammungsgeschichte ist ein eigener 10-19 Uhr Ausstellungsbereich gewidmet. Mo: geschlossen Eintrittspreise: Zur Großen Landesausstellung Baden-Württemberg 8 Euro normaler Eintritt 2007 „Saurier – Erfolgsmodelle der Evolution“ bietet 5 Euro ermäßigt das Staatliche Museum für Naturkunde Stuttgart ein 18 Euro Familien umfangreiches Begleitprogramm an, vor allem für Führungsbuchung unter Kinder. Bitte beachten Sie hierfür das regelmäßig Tel. : 0711-8936-134 erscheinende Monatsprogramm. Weitere Informationen unter: Naturkundemuseum Stuttgart, Stuttgart www.saurier2007.de

17 Meine Lieblingspflanze Das Mondbechermoss Funktion, die mich immer wieder überrascht und fasziniert hat.

Das Mondbechermoos gehört schon wegen seiner Größe und der zungenförmigen Gestalt, Lunularia cruciata (L.) Lindb., männliche Pflanzen mit halbkreisför- migen Brutbechern und rundlichen Brutkörpern | Foto: Martin Nebel die nicht in Stängel und Blätter gegliedert ist, zu den auffälligen Lebermoosen. Bei den ersten Gängen in Bei näherem Hinsehen fallen die halbmondförmigen den Wäldern Hohenlohes Brutbecher ins Auge, die dem Moos auch seinen Namen war meine Lieblingspflanze gegeben haben. Hier liegen dicht an dicht die runden, der Türkenbund. Etwas später wie Diskusscheiben abgeflachten Brutkörper, hellgelb stand ich mit klopfendem und glänzend. Über diese ungeschlechtlich gebildeten Herzen vor meinem ersten Abschnürungen des Mooskörpers vermehrt sich das Roten Waldvögelein, das Moos, vergleichbar mit Stecklingen, sehr effektiv. Da in in Ernst Jüngers „Marmor- Mitteleuropa Sporenträger unbekannt sind, erfolgt die klippen“ seine mythische Ausbreitung praktisch nur über solche Brutkörper. Auf Verzauberung erfahren hat. der Oberseite der Pflanzen kann man eine deutliche Später hat die Buche im Felderung erkennen. In der Mitte dieser Felder sieht Wandel der Jahreszeiten, man kleine Erhebungen, so genannte Atemöffnungen, vom zarten Grün des die in Kammern mit chlorophyllhaltigen Zellen führen. Frühlings über das wogende Im Prinzip funktionieren die Atemöffnungen wie die Blättermeer des Sommers, Spaltöffnungen höherer Pflanzen. das Gold des Herbstes mit den raschelnden Schritten im Das Mondbechermoos ist bei uns ursprünglich nicht Laub, den Bucheckern und heimisch. Es stammt aus dem Mittelmeergebiet die silbrige Kahlheit sonniger und wurde über Erde oder Pflanzmaterial Wintertage diesen Platz zunächst in Gewächshäuser eingeschleppt. Mit eingenommen. Gewächshauspflanzen ist die Art dann immer wieder ins Freiland gelangt. Die erste Beobachtung für Im Laufe der Zeit hat mich Deutschland hat Alexander Braun im Botanischen dann das Kleine, das Garten in Karlsruhe im März 1827 gemacht. Im Verborgene angezogen. Bei Tübinger Botanischen Garten hat Friedrich Hegelmaier den Moosen war es die enge die Pflanze am Reformationstag des Jahres 1865 Verbindung von Ästhetik und gesammelt. Im Laufe der Zeit gab es Männliche Pflanzen mit zungenförmigen Antheridien | Foto: Martin Nebel immer wieder Funde der Art. Allerdings konnten sich die Pflanzen nie länger im Freiland halten, weil sie im Winter erfroren. Erst ab 1990 häufen sich die Funde, zuerst an größeren Flüssen, dann auch an kleineren Flüssen und Bächen. Die Ausbreitung geschieht wohl über Wasservögel, in deren Gefieder die Brutkörper weitere Klimaveränderung. hängen bleiben. Besonders reiche Populationen Die Erwärmung führt zu wurden unterhalb von Kläranlagen beobachtet. Hier einer Minderung von Härte kommen den Pflanzen der hohe Nährstoffgehalt und und Länge des Frostes. Im die Wärme des gereinigten Abwassers zu Gute. Dies feucht-schattigen Kleinklima erklärt auch den Beginn der Ausbreitung entlang des Farntälchens hat diese größerer Flüsse. Diese sind durch die Abwärme aus Besonderheit deshalb schon Abwässern sowie durch das Kühlwasser aus Kraftwerken einige Winter überstanden. und Industrieanlagen besonders stark aufgeheizt. Heute kann man die Art in vielen Gebieten unseres Das Mondbechermoos ge- Landes finden. Die Ausbreitung des wärmebedürftigen hört zu den ursprünglich- und frostempfindlichen Mooses ist ein deutliches sten Lebermoosen. Leber- Zeichen für die Klimaerwärmung. moose - wie von der Evolutionsforschung an Hand Normalerweise findet man in Mitteleuropa sterile von Untersuchungen der Pflanzen mit Brutkörpern. Gelegentlich werden Erbsubstanz nachgewiesen auch weibliche Pflanzen gefunden. Männliche - sind die ältesten echten Pflanzen wurden bisher nur im Botanischen Garten Landpflanzen. Reste von Vor- in Tübingen beobachtet. Das Foto zeigt gestreckt fahren unserer Lebermoose scheibenförmige Gebilde, die zahlreiche kleine wurden vor kurzem im Oman Punkte tragen. Hier handelt es sich um die Öffnung entdeckt. Die Ablagerungen der Antheridien, sackförmige Gebilde, in denen die dort sind 460 Mio. Jahre alt. begeißelten Schwärmer gebildet werden, die bei Reife im Wasser zu den Eizellen einer weiblichen Pflanze Martin Nebel, Stuttgart schwimmen. Männliche Pflanzen sind bei vielen Moosen empfindlicher als weibliche. Das Vorkommen von männlichen Pflanzen ist deshalb ein Indiz für eine

19 Biologie in Gold und Silber Edler Schmuck nach Vorbildern der Natur

In jedem Naturwissenschaftler Zieralgen ließen ihn nicht mehr los. Nach seiner steckt auch ein Künstler. Promotion an der TU München (“Ökophysiologie Welcher Biologe ist nicht chilenischer Kakteen”) war Robert Kraus mehrere fasziniert, wenn er zum ersten Jahre als Reiseleiter für Naturstudienreisen in Nord- Mal in den “Kunstformen und Südamerika unterwegs. Ein in Niederkalifornien der Natur” von Ernst gefundener Sanddollar gab den Ausschlag, die lange Haeckel blättert? In den keimende Idee auch in die T Tat umzusetzen. Fußstapfen dieses Meisters bewegt sich auch Robert Die grundlegenden Techniken des Goldschmiede- Kraus, ein promovierter handwerks erwarb er bei einer Goldschmiedemeisterin. Botaniker der sich ebenfalls Seit inzwischen 10 Jahren verfeinern und perfektionieren zum Ziel gesetzt hat, Natur sich seine Arbeiten. Jedes seiner Stücke ist ein Unikat. und Kunst in Einklang zu Es gibt Anhänger, Broschen, Ohrringe, Ringe und bringen. Als Schmuckkünstler Krawattenhalter. Die ersten Stücke waren Sanddollars, fertigt er biologische, meist Kakteen und Süßwasseralgen wie Pediastrum und mikroskopische Motive in Micrasterias, modelliert in Wachs, anschließend in Gold und Silber. Gold oder Silber gegossen und zuletzt mit “Accessoires” wie Zellkernen und Pyrenoiden versehen (dargestellt Die Idee war bereits in seinen durch Goldkügelchen oder Edelsteine). Später kamen ersten Jahren als Student noch anatomische Details wie z. B. Querschnitte von geboren. Mit Begeisterung Pflanzensprossen oder Seeigelstacheln dazu - und mikroskopierte er pflanzen- natürlich auch die makroskopische biologische Welt: anatomische Details und Blätter, Blüten, Früchte, Seepferdchen, etc. vor allem Grün- und Schritt für Schritt wurden die Modelle immer filigraner. Inzwischen finden sich sogar dreidimensionale Kieselalgen- und Radiolarienmodelle in der Kollek- tion, in REM-getreuer Detaillierung. Das letzte “Meisterwerk”: ein Vitrinenmodell des Fetzenfisches Phycodurus eques aus Silber, mit goldenen Flossen und einem Saphir als Auge. Robert Kraus hat ein Feld ohne Grenzen betreten: “Ich habe bereits so viele Ideen, daß mein Leben nie ausreichen wird, um alles zu verwirklichen.”

Im September können Sie ihn und seine Werke bei Das Sonnentierchen Clathrulina sp. | Foto: Robert Kraus der Botanikertagung in Hamburg, bei der Tagung der GfÖ in Marburg, der DZG in Köln und bei der DGL in Münster, sowie auf der nächsten GfBS Jahrestagung persönlich begegnen. Unter www.pretiosae.de sind einige Motive zu sehen.

Ralph O. Schill, Stuttgart

Der Fetzenfisch (Phycodurus eques) | Foto: Robert Kraus

Mikroskopisch kleine Bärtierchen Amöben als Schmuck | Foto: Robert Kraus | Foto: Robert Kraus

21 Kompletter Staumbaum der Säugetiere Datierung der Entstehung der moderner Arten Es war eine der größten zeigen, dass diese bisher gängige Annahme falsch ist. Naturkatastrophen, die Seine Forschungsergebnisse dazu veröffentlicht das unseren Planeten jemals Team um Bininda-Emonds in Nature (2007). erschütterte: ein mehrere Kilometer großer Meteorit Darin präsentieren die Forscher zum ersten Mal stürzte vor etwa 65 Millionen einen fast vollständigen Stammbaum aller heutigen Jahren nahe der Halbinsel Säugetierarten. Dieser „Supertree“ der Säuger Yucatán im Golf von Mexiko umfasst 4.510 Arten - und damit 99 Prozent aller auf die Erde und löschte einen heute bekannten Spezies. Vier Jahre lang haben die großen Teil des Lebens auf ihr Biologen alle verfügbaren Daten gesammelt und aus. Nicht nur die Dinosaurier bereits bestehende Einzelstammbäume, etwa die der - die bis dahin die Erde Raubtiere und der Primaten, zusammengefügt. „Anhand beherrschten - sondern auch des Stammbaums lässt sich die unterschiedliche die meisten anderen Tier- Größe der einzelnen Gruppen von Säugetieren und Pflanzenarten fielen der ablesen, erläutert Bininda-Emonds und weist auf vom Einschlag verursachten das kreisförmige Gebilde des „Supertrees“, das sich Klimaänderung zum Opfer. ausgehend von einem Ring in der Mitte nach außen immer feiner verästelt. „Die größte Gruppe der Säuger Für die überlebenden Arten sind die Nagetiere“, so Bininda-Emonds weiter. „Sie brachten die drastisch stellen fast 2 000 Arten und damit fast die Hälfte aller geänderten Lebensbedingun- Säuger.“ Andere Gruppen, etwa die „Schuppentiere“ gen aber auch neue bestehen aus lediglich sieben Vertretern. Möglichkeiten. „Bislang ging man davon aus, dass der Doch die Vollständigkeit allein macht den Meteoriteneinschlag am wissenschaftlichen Wert des Stammbaums der Ende der Kreidezeit und Säugetiere, den Bininda-Emonds und seine Kollegen zu Beginn des Tertiärs die aus den USA, Großbritannien, Australien und ,Geburtsstunde‘ der heutigen Kanada erstellt haben, noch nicht aus. „Aus einem Säugetiere war“, sagt Olaf herkömmlichen Stammbaum lässt sich nichts darüber Bininda-Emonds von der ablesen, zu welchem Zeitpunkt in der Evolution Friedrich-Schiller-Universität die Verzweigungen - also die einzelnen Gruppen Jena. und Arten entstanden sind“, sagt Bininda-Emonds. Und genau diese Information konnte der Deutsch- Doch der Evolutionsbiologe Kanadier, der mit einem Heisenberg-Stipendium an vom Institut für Spezielle Zoo- der Universität Jena forscht, nun erstmals für alle logie und Evolutionsbiologie Säugetiere bestimmen. konnte gemeinsam mit einem internationalen Forscherteam Anhand genetischer Informa- tion der rezenten Arten kalibriert durch Fossilien mit bekannter Abstammung und Verwandtschaft, konnten die Wissenschaftler die „Divergenzzeiten“, also die Zeiträume nach denen eine Verzweigung entsteht, abschätzen. Auf diese Weise entwickelten sie eine Zeitskala, an der sie nun ablesen können, wann es zu Olaf Bininda-Emonds mit einem Kleinen Panda (Ailurus fulgens) den Verzweigungen in der | Foto: Günther/FSU-Fotozentrum Evolution der Säugetiere gekommen ist.

„Wir wollten herausfinden, wann die Verästelung des Stammbaumes besonders stark war, also wann viele neue Abstammungen und Arten entstanden“, so Bininda-Emonds. Zur Überraschung der Forscher war das aber nicht die Zeit vor rund 65 Millionen Jahren als die Dinosaurier ausstarben. „Alle 18 Ordnungen der heutigen höheren Säugetiere (Plazentatiere) sind bereits viel älter“, so der Jenaer Evolutionsbiologe. Sie entstanden alle in - für evolutionäre Prozesse - kürzester Zeit: vor rund 100 bis 85 Millionen Jahren. Ein zweiter großer Entwicklungsschub der Säugetiere begann dann erst wieder vor etwa 40 bis 35 Millionen Jahren.

Damals entstanden ihre meisten heutigen Vertreter. Was die Entwicklung der heutigen Säugetiere bis zu dieser Zeit aufgehalten hat, ist bislang unklar. „Dass die Dinosaurier von der Erde verschwanden, hat die Entwicklung der Säugetiere jedenfalls nicht, wie bisher angenommen, beflügelt“.

Universität Jena, Jena

23 The conference programme will be very broad, covering biological systematics in the widest sense and providing ample opportunities for oral and poster presentations on new advances in plant, and microbial systematics. Three plenary morning sessions with invited speakers will focus on „Progress in Deep Phylogeny“, „Speciation and Phylogeography“, and „New Trends in Biological Systematics“. Afternoon sessions will feature contributed talks and poster sessions. In addition, there news will be ample room for workshops, business meetings, social gatherings, excursions, etc. SYSTEMATICS 2008 The conference language will be English. It is a pleasure to invite you Deadline for abstract submission and to the 10th annual meeting early registration: 1. December 2007. of the Gesellschaft für For details see the congress homepage, Biologische Systematik, in www.systematics2008.com Göttingen, 7.-11. April 2008. “Systematics 2008” is a first joint meeting of the GfBS and the German Botanical Society (DBG), section Biodiversity and Evolutionary Biology. The conference will take place in the Central Lecture Hall Building (Zentrales Hörsaalgebäude) of the University of Göttingen, which is very conveniently located close to the city centre at 5- 10 minutes walking distance from the train station. Bernhard-Rensch-Preis

Der Bernhard-Rensch-Preis der Gesellschaft für Biologische Systematik (GfBS) wird an eine(n) Nach- wuchswissenschaftler(in) für eine herausragende Arbeit auf dem Gebiet der Biologischen Systematik vergeben. Die Auslobung des Preises geht auf die Initiative des kürzlich verstorbenen GfBS-Ehrenmitgliedes Prof. Dr.

Bernhard Rensch Ernst Mayr zurück, der mit einer großzügigen Spende | Foto: Archiv das Grundkapital für eine alljährliche Vergabe des Preises gelegt hat.

Eingereicht werden können Dissertationsschriften Die GfBS übernimmt für die und/oder andere wissenschaftliche Arbeiten aus allen Tagung, auf der der Preis Fachbereichen, die in der GfBS vertreten sind. Das verliehen wird, Reise- und heißt, botanische, paläontologische und zoologische Übernachtungskosten für die Arbeiten sind gleichermaßen erwünscht. Die Preisträgerin bzw. den Preis- Arbeiten werden hinsichtlich ihrer wissenschaftlichen träger. Exzellenz, Innovation und Kreativität beurteilt. Über die Preisvergabe entscheidet das Bernhard-Rensch- Hier kurz zusammengefasst Gremium, dem Vorstandsmitglieder der GfBS und die wichtigsten Bedingungen ein externes Jurymitglied angehören. Wichtig ist, für eine Bewerbung für den dass Bewerber bei den eingereichten Arbeiten Haupt- Bernhard-Rensch-Preis: oder alleiniger Autor sein müssen. Der Preis ist mit 1.000 € dotiert und wird von der GfBS überwiegend Um den Preis können sich durch die Rendite einer von Ernst Mayr gestifteten GfBS-Mitglieder und Nicht- Summe finanziert. Mit dem Bernhard-Rensch-Preis mitglieder bewerben. Die/ sollen auf Anregung des Preisstifters Ernst Mayr der Antragsteller(in) muss die Leistungen des Namenspatrons Rensch für die alleinige(r) Autor(in) oder Synthetische Evolutionstheorie und die organismische Hauptautor(in) der einge Zoologie im Allgemeinen gewürdigt werden. reichten Arbeit(en) sein. Eingereicht werden können Der Preis wird zusammen mit der Bernhard-Rensch- englisch- oder deutsch- Medaille bei der GfBS-Jahrestagung in einer Feier- sprachige Arbeiten. Arbeiten stunde verliehen. Die Preisträgerin bzw. der Preisträger aus den Bereichen Botanik, stellt dabei die prämierte Arbeit als öffentlichen Vortrag Paläontologie und Zoologie vor. Verbunden mit dem Bernhard-Rensch-Preis ist sind in gleichem Maße eine einjährige kostenlose Mitgliedschaft in der GfBS. erwünscht.

25 Die Dissertation der Bewer- Sonderband Zootaxa ber(in) darf nicht länger als drei Jahre zurückliegen. Die Expeditionen unter der Schirmherrschaft vom Die Bewerbungsunterlagen Census of Abyssal Marine Life “CeDAMar“ resultieren in müssen in zwei (aus)gedruck- große Mengen von Informationen über Tiefseegebiete ten/kopierten Exemplaren in den verschiedensten Teilen dieser Welt. Typisch für eingereicht werden, eine Tiefsee-Proben ist, dass die meisten der gefundenen kurze Schilderung des aka- Arten der Wissenschaft bislang unbekannt sind. demischen Werdegangs und Das Fehlen von Artbeschreibungen ist ein Hindernis weiteres erläuterndes Begleit- für überregionale Vergleiche, wie beispielsweise material ist willkommen. biogeographische Analysen, Berechnungen der Artenumschlagsraten und die Analyse latitudinaler Wenn Sie sich um den Preis Diversitätsgradienten. CeDAMar erkannte dies und bewerben wollen, schicken steckte sich die formelle Beschreibung von 500 Sie mir Ihre Unterlagen bitte neuen Tiefseearten bis zum Jahre 2010 als eines bis spätestens 30. November seiner ehrgeizigsten Ziele. Um dies auch zu erreichen, 2007 zu! planen wir, eine Serie von Monographien über Tiefsee- Taxonomie und Systematik zu veröffentlichen. PD Dr. Uwe Fritz, Ge- schäftsführer der GfBS, Der erste Sonderband soll Anfang 2008 in Zootaxa Museum für Tierkunde, erscheinen. Hierfür rufen wir zum Einreichen von Staatliche Naturhistorische Manuskripten zu den Bereichen Taxonomie, Systematik Sammlungen Dresden, A.-B.- und Biogeographie von Tiefseeorganismen auf. Um Meyer-Bau / Königsbrücker den open access aller Beiträge zu gewährleisten, Landstr. 159, D-01109 wird CeDAMar die Publikationskosten übernehmen. Dresden Interessenten beachten bitte folgende Deadlines:

Bis zum 15. Mai 2007: Vorläufigen Titel des Manuskripts an E-Mail: [email protected] schicken

Bis zum 1. August 2007: Manuskripte schicken an E-Mail: [email protected].

Beim Erstellen des Manuskriptes halten Sie sich bitte streng an die Anweisungen für Zootaxa-Autoren, zu finden unter: http://www.mapress.com/zootaxa/support/author.html

Die Bernhard-Rensch-Medaille | Foto: Archiv Hinweis für die Benutzung von Endnote oder ähnlichen Programmen: Zootaxa stellt im Internet eine Formatierungsvorlage zur Verfügung. Wir bedanken uns für Ihr Interesse und hoffen, zahlreiche Beiträge zu erhalten, die uns helfen werden, unser Wissen über Biodiversität der Tiefsee weiter zu verbessern!

Pedro Martinez Arbizu und Saskia Brix (Gasteditoren) Endlose Weiten in der Masai Mara | Foto: Ralph O. Schill

Taxonomie in Ostafrika

Fabian Haas arbeitet zur Zeit in Nairobi, am ICIPE, dem ‚International Centre for Insect Physiology and Ecology‘. Dort ist er für die Bestimmung von Insekten zuständig. In der praktischen, taxonomischen Arbeit fehlt es jedoch häufig an den Grundlagen, so auch an

Artikeln, die die Bestimmung einzelner Gruppen der Abendstimmung im Amboseli Natio- Insekten ermöglichen. Er sucht taxonomische Literatur nalpark | Foto: Ralph O. Schill (keine Publikationen der angewandten Entomologie oder Physiologie), Bestimmungsschlüssel, Checklisten die geographisch Ostafrika behandeln, aber auch darüber hinausgehen.

Im Mittelpunkt sollen Insekten, Spinnen und Myriapoden stehen. Die Listen sollen dann im Rahmen eines ‚African Insect Toolkit‘, ganz ähnlich dem ‚European GTI-Toolkit‘ (www.gti-kontaktstelle. Lichtspiele in Afrika de) im Internet veröffentlicht werden und somit einem | Foto: Fabina Haas großen Kreis von Nutzern zu Gute kommen.

Dr. Fabian Haas, c/o The International Centre of Insect Physiology and Ecology, Duduville Campus, Kasarani P.O. Box 30772 - 00100, Nairobi, Kenya

E-Mail: [email protected], [email protected] Internet: www.icipe.org

27 Das Virus und der Biotop

Eigentlich sollte ja jeder Und noch ein häufig selbst bei Biologen zu hörender aufmerksame Zuhörer und oder zu lesender Fehler: Griechisch ό τόπος (ho topos) Leser registriert haben, dass ist eindeutig maskulin, und es muss folglich korrekt es bei Fach- und sonst wie „der“ Biotop heißen! halbwegs kompetenten Leuten bei den zahlreichen Selbst wenn es in neueren Duden-Ausgaben heißt: Diskussionsrunden in letzter „auch“ der Virus und das Biotop, so zeugt doch solch Zeit, bei Vorträgen und in eine Verwendung der Artikel meist von wenig Sach- Berichten über Vogelgrippe, und Fachkunde. Aids und sonstige Viruskrank- heiten immer „das“ Virus Dieter Sturhan, Münster hieß. Und dann im letzten Heft der GfBS News gleich zweimal „der“ Virus!

Es ist nun mal nicht jeder Evolution, Ecology, and Systematic lateinische –us-Begriff „auto- Neuer Masterstudiengang an der LMU München matisch“ maskulin, wie auch nicht jeder lateinische oder Die LMU München bietet ab WS 2007/2008 den latinisierte, auf –a endende neuen Masterstudiengang Evolution, Ecology, and Begriff feminin ist. Es heißt Systematics, EESLMU, an. EESLMU ist ein zweijähriger so z.B. korrekt Gracilacus internationaler Studiengang in Kooperation mit peratica, Longidorus vineacola außeruniversitären Forschungsinstituten und den und Xiphinema americanum. bayrischen Staatssammlungen. Die Unterrichtssprache Und für Botaniker ist es ist Englisch. Das Ziel des Programms ist es, Studierenden selbstverständlich, dass z.B. einen umfassenden Einblick in das interdisziplinäre wissenschaftliche Namen Forschungsgebiet der biologischen Evolution zu bieten vieler Bäume feminin sind und sie fuer eine Karriere innerhalb oder außerhalb der (Alnus glutinosa, Fagus Wissenschaft vorzubereiten. Studierende können im sylvatica, Pinus radiata, Rahmen des Studiengangs ein sehr breites Spektrum Populus nigra etc.). wissenschaftlicher Methoden kennen lernen und praktisch anwenden, von modernen Labortechniken Also in Zweifelsfällen ein der Lexikon zu Rate ziehen! Molekularbiologie über die Arbeit im Feld oder in Sammlungen bis hin zu mathematischer Modellbildung und quantitativen Verfahren der Statistik. In intensiv und individuell betreuten Forschungspraktika werden Studierende schon ab dem ersten Semester zu eigenständiger wissenschaftlicher Forschung angeregt und befähigt. Dies wird durch ein gezieltes Training von Schlüsselqualifikationen begleitet, wie z.B. wissenschaftliches Schreiben, mündliche Präsentation, oder statistische Datenauswertung. Ein Mentorenprogramm und ein Programm zur Förderung des inter- nationalen Austauschs runden das Angebot ab.

Gerhard Haszprunar, München

Flyer download: http://www. eeslmu.de/eeswiki/images/ LMU_Flyer_EESMaster.pdf

29

Aufbau eines DNA-Bank-Netzwerkes Serviceeinrichtungen in Deutschland Im Rahmen eines von der technische Personal sowie einen Bioinformatiker für DFG bewilligten Projektes zunächst zwei Jahre. Die beteiligten Trägerinstitutionen wird ab Mai 2007 der Aufbau haben sich bereit erklärt, das DNA-Bank-Netzwerk eines DNA-Bank-Netzwerkes auch langfristig zu unterhalten, eine Förderung als Serviceeinrichtung für unabhängig der begrenzten Haushaltsmittel der die naturwissenschaftliche Forschungssammlungen wird jedoch angestrebt. Forschung in Deutschland gefördert. DNA-Banken sind technisch optimierte Serviceein- richtungen zur dauerhaften Lagerung von DNA gut Projektpartner und Stand- dokumentierter Herkünfte. Die Bedeutung von DNA- orte sind vier deutsche Banken besteht darin, Forschungssammlungen mit sich ergänzender Fachexper- (1) Wissenschaftlern den Zugang zu genetischen tise: Botanischer Garten und Ressourcen zu ermöglichen und zu vereinfachen, Botanisches Museum Berlin- Dahlem (BGBM, Freie Uni- (2) die DNA als Informationsquelle zu Wiederholung, versität Berlin), Zoologische Vergleich, Erweiterung und Verifizierung von wissen- Staatssammlung München schaftlichen Daten verfügbar zu machen und langfristig (ZSM), Zoologisches Forsch- zu erhalten und ungschungsinstitut und Museum Alexander König (3) die DNA von ausgestorbenen oder vom Aussterben in Bonn (ZFMK) sowie die bedrohten Arten zu sichern. Deutsche Sammlung für Mikroorganismen und Zell- Der Erfolg der DNA-Analysemethoden hat die bio- kulturen in Braunschweig logische Forschung in den letzten Jahrzehnten (DSMZ). Die beiden letztge- revolutioniert. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb nannten Einrichtungen sind wurde die wissenschaftliche Sorgfaltspflicht bei der Mitglieder der Leibniz Ge- Hinterlegung der untersuchten Organismen mitunter meinschaft. vernachlässigt.

Das durch den DFG-Förder- Um nachträglich auf Originalbelege zurückgreifen zu bereich LIS (Wissenschaftliche können, um diese zu verifizieren oder weiterführende Literaturversorgungs- und Untersuchungen am gleichen Objekt durchführen Informationssysteme) unter- zu können, muss man sich im Regelfall direkt an stützte Projekt umfasst die den Autor oder Bearbeiter wenden. Je länger die Ausstattung der Infrastruktur Bearbeitung eines Objektes zeitlich und institutionell und die Personalmittel für zurückliegt, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, das wissenschaftliche und dass man dabei erfolgreich ist. Die Möglichkeit bereits erhobene Daten nachzuvollziehen, zu vergleichen und gegebenenfalls bestätigen oder revidieren zu können – also die Falsifizierbarkeit der Ergebnisse als wesentliche Voraussetzung guter wissenschaftlicher Praxis - ist so häufig nicht oder nicht im vollen Umfang gegeben. Dass eine Überprüfung erhobener Daten notwendig ist, ergibt sich auch aus der Tatsache, dass nach Aussagen einiger Veröffentlichungen bis zu 20% der Sequenzen in den öffentlichen Gen-Datenbanken fehlerhaft oder falsch annotiert sind.

Neben dieser Bedeutung für den wissenschaftlichen Das BGBM in Berlin- Arbeitsprozess wurde in den letzten Jahren auch die Dahlem wird aufgrund Bedeutung einer langfristigen Aufbewahrung und seiner Kompetenz im Bereich Erhaltung der DNA von Wildorganismen zunehmend Biodiversitätsinformatik, als erkannt. In einigen Ländern wurden bereits große Koordinator des GBIF- und Anstrengungen unternommen, den Mißtand zu des DNA-Bank-Knotens korrigieren und DNA-Banken zu etablieren (Royal Botanik (Pflanzen, Algen und Botanic Gardens, Kew, Leslie Hill Molecular Protisten) unter der Leitung Systematics Laboratory at Kirstenbosch, Jardin von Dr. B. Gemeinholzer Botanico Rio de Janeiro, San Francisco Zoo, Dallas und Prof. W. Berendsohn Zoo, etc.). Weitere DNA-Banken befinden sich derzeit die Hauptkoordination beim weltweit im Aufbau. Aufbau des Netzwerkes über- nehmen und das Online- Aufgrund der dezentralen Struktur der deutschen Portal entwickeln. Naturhistorischen Forschungsmuseen einerseits und der wegen hoher infrastruktureller Kosten zu Seit Oktober 2004 wird dort bevorzugenden Zentralisierung andererseits wird bereits in einem Pilotprojekt zunächst ein Netzwerk von vier DNA-Banken mit erfolgreich eine DNA-Bank sich ergänzenden Sammlungen und Fachexpertisen betrieben (http://www.bgbm. aufgebaut. Die Organisation des Netzwerks sowie org/bgbm/research/dna/ die Betreuung der Organismengruppen erfolgt in default_d.htm). Anfragen Anlehnung an die bewährte Struktur des deutschen von Wissenschaftlern bzw. “GBIF”-Netzwerkes. Um die Langfristigkeit des der Versand von Proben Projektes zu gewährleisten, wurden Trägerinstitutionen werden seitdem kontinuierlich ausgesucht, deren Aufgabe es ist, Sammlungen bearbeitet. bereitzustellen und dauerhaft zu bewahren.

33 Der DNA-Bank-Knoten für die Zum Aufgabengebiet gehören die DNA-Isolation und Hinterlegung der Belege von qualitativ hochwertige Aufreinigung, die Bestimmung Weichtieren und terrestrischen der DNA-Konzentration und –Qualität, die Lagerung Arthropoden (Wirbellose Teil der Proben sowie der Versand auf Anfrage. Ferner wird 1) sowie von Pilzen wird die darum geworben, DNA-Proben anderer Wissenschaftler Zoologische Staatssammlung nach Beendigung ihrer Projekte bzw. nach Publikation München (ZSM) unter Leitung ihrer Daten im Sinne guter wissenschaftlicher Praxis von Prof. G. Haszprunar sein. in den DNA-Banken einzulagern. Die Eingliederung Das Forschungsmuseum von DNA-Proben der Haussammlungen der König (ZFMK) unter Leitung Forschungsmuseen, von Wissenschaftlern anderer von Prof. Wägele wird die oder angegliederter Universitäten und v.a. von Betreuung von allen übrigen pensionierten Wissenschaftlern wird große Sorgfalt Evertebraten (Wirbellose Teil erfordern und einen bedeutenden Zeitraum in der 2) und von Wirbeltieren or- Etablierungsphase des Netzwerkes einnehmen. ganisieren. Im Bereich Dokumentation werden die Herkünfte Der 4. DNA-Bank-Knoten wird erfasst, digitalisierte Belege (Voucher) angefertigt und an der Deutschen Sammlung Informationen zur Hinterlegung des Originalmaterials von Mikroorganismen und aufgenommen. Die Entwicklung des zentralen Online- Zellkulturen (DSZM) in Netzwerk-Portals wird den physischen Zugang zu Braunschweig unter Leitung den Proben, die verknüpften Informationen und von Prof. E. Stackebrandt die Abwicklung der Bestellung stark vereinfachen. angesiedelt sein, die bereits Europäische und internationale Bemühungen seit vielen Jahren DNA-Proben zur Standardisierung und Vereinheitlichung der auf Anfrage bereitstellt. Das verwendeten Verfahren werden durch das deutsche Projekt hat zum Ziel, eine in DNA-Bank-Netzwerk bereits heute aktiv unterstützt Deutschland bislang fehlende (z.B. SYNTHESYS, NA E “Developing Storage and DNA-Sammlungsinstitution Retrieval Systems for New Types of Collections”). für die biologische Forschung aufzubauen. Weltweit einzig- Trotz der im Vergleich zur verbreiteten Laborpraxis artig ist derzeit das Konzept, hochqualitativen Lagerung und Zugänglichkeit der DNA-Banken mit sich DNA-Proben in den DNA-Banken des Netzwerkes, ergänzendem Sammlungs- sehen wir weiteren Forschungsbedarf im Bereich schwerpunkt zu vernetzen und Optimierung der Lagerung von DNA. DNA- biowissenschaftlichen Nutzern Strangbrüche und die Degradierung hochmolekularer über ein gemeinsames DNA können stark vermindert werden durch Online-Portal zugänglich zu Temperaturen von unter -60°C, eine Lyophilisierung machen. der DNA, die Verwendung geeigneter Kryotubes, den Zusatz bestimmter zuckerartiger Polymere und die oder in Alkohol gelagerte Vermeidung von Einfrier- und Auftauvorgängen. Mit Proben übernehmen und Fokus auf neue und bessere DNA-Protektiva, eine langfristig bewahren. So Lagerung bei höheren Temperaturen, die Rehydrierung können Belege sinnvoll lyophilisierter DNA und einer Miniaturisierung der weiterverwendet werden, die Lagerungsbehälter werden im Rahmen des Netzwerk- in früheren Untersuchungen Projektes Versuchsreihen etabliert, die DNA-Lagerung teilweise ungenutzt blieben. qualitativ zu optimieren, und die spezifischen Lagerungskosten zu verringern. Ferner werden Nach den Schätzungen innovative Methoden zur Markierung der Tubes einer Machbarkeitsstudie untersucht, zur Wiedererkennung, Monitorierung werden in den ersten Jahren und Inventarisierung der DNA Proben über 2-D Investitionskosten für den Barcode oder Rfids (Radio Frequent Identification) für Sammlungsaufbau und die automatische Datenerfassung und kontaktlose Betrieb von ca. 500.000 € Identifizierung, was vor allem für viele Proben mit (ohne Personal) zu rechnen geringem Volumen von Bedeutung ist. Innerhalb der sein. Stimmen Qualität nächsten zwei Jahre wollen die beteiligten Institutionen und Dokumentation der ein Symposium zu diesem Thema unter Beteiligung ausgelieferten DNA, wird von Physikern, Biochemikern und Biobank-Betreibern angestrebt, den Nutzer der durchführen. DNA-Bank bei Anfragen an den anfallenden Kosten in Das Angebot des Netzwerkes ist für die Bezieher als einem zumutbaren Rahmen auch die Spender von DNA-Proben gleichermaßen zu beteiligen, die Einlagerung von Interesse. Kaum eine der uns bekannten wird kostenlos möglich deutschen Institutionen, in denen heute an sein. Vor dem Hintergrund Wildorganismen geforscht wird, dürfte in der Lage alternativ notwendiger For- sein, über einen längeren Zeitraum eine vergleichbar schungsreisen halten wir einen hochqualitative und vor allem langfristige Lagerung Betrag hierfür als zumutbar, und Dokumentation von DNA-Proben zu garantieren. der jedoch in keiner Weise Die wissenschaftliche Attraktivität einer DNA-Bank wird die laufenden Kosten decken wesentlich durch die Anzahl an verfügbaren Proben wird. Selbstverständlich wird bestimmt. Eine wichtige Aufgabe der Netzwerk-Partner seitens der DNA Banken im besteht deshalb darin, externe Wissenschaftler zu Projekt zugesichert, dass ein überzeugen, dass ihre DNA-Proben hier sachgerecht kostenloser Zugang für selbst aufgearbeitet und gelagert werden. Dabei spielt auch eingebrachte DNA-Proben die online-Verfügbarkeit digitalisierter Bilddaten der weiterhin möglich sein wird Belege in hoher Qualität eine große Rolle. Die DNA- (Kulanzregel). Zugangs- Banken werden auch Silica-Gel getrocknetes Material beschränkungen (etwa wie bei

35 EMBL) werden sicherstellen, Die Autoren stehen gerne für weitere Auskünfte dass Proben, an denen noch zur Verfügung. geforscht wird, von anderen Wissenschaftlern zeitlich Holger Zetzsche und Birgit Gemeinholzer, Berlin befristet nicht bestellt werden können.

Es wird im Zusammenhang Biodiversität des Himalaya mit der Etablierung des Neuer Kongressband D N A - B a n k- N e t z w e r k e s Nach der ersten internationalen Tagung zur keine Beschränkung des „Biodiversität und Naturausstattung im Himalaya“ im traditionellen Zugangs zu Dezember 2002 im Erfurter Naturkundemuseum fand den Sammlungen geben. ebenfalls in Erfurt 2005 die zweite Tagung statt, deren Es handelt sich hier um ein Ergebnisse nun in einem Kongressband vorliegen. Durch zusätzliches Angebot zur die Aktivität des dortigen Coleopterologen Matthias Förderung der Forschung. Von Hartmann hat sich am Erfurter Naturkundemuseum in großem Interesse dürfte sein, den letzten Jahren ein Zentrum der Himalayaforschung dass die DFG dieses Projekt entwickelt. Ein Zeichen dafür war auch die Teilnahme ausdrücklich befürwortet. einiger Wissenschaftler aus den Himalaya-Staaten. Neuanträge bei der DFG Die 33 vorliegenden Originalarbeiten von ebenso können also ab sofort den vielen Autoren aus neun Ländern machen wiedermal entsprechenden Kostenblock deutlich, daß wir es beim Himalaya mit einer der enthalten. artenreichsten und sensibelsten Regionen der Erde zu tun haben. Deutlich werden aber ebenso die noch Qualität und Quantität enormen Defizite unserer Kenntnis von Fauna und Flora. des Sortiments sowie seine Das Spektrum der Arbeiten in beiden großformatigen Dokumentation werden lang- Kongressbänden auch mit Farbtafeln umfasst Aspekte fristig über die Akzeptanz, die der Faunistik, kommentierte Artenlisten, ökologische Nutzung und damit den Erfolg Fragen, Themen des Biotop-, Natur- und Ressourcen- des DNA-Bank-Netzwerkes schutzes sowie taxonomische und phylogenetische entscheiden. Wir hoffen, Analysen. Etwa 70 % der Arbeiten behandeln dass dieser Beitrag das Insekten. Projekt transparent gemacht hat und einen ersten Anstoß Nepal gilt als „Hot Spot“ der Evolution, das kleine zur Bereitstellung von nicht Land im zentralen Teil des Himalaya beherbergt auf mehr genutzten DNA-Proben engstem Raum eine vergleichsweise ungewöhnlich oder bislang ungenutzten hohe Zahl von Tier- und Pflanzenarten, die sonst auf DNA-haltigen Materials gibt. unserer Erde nirgendwo vorkommen. Hauptursache für diese jungen, dynamischen Artbildungsprozesse im Himalaya ist die enorme Vertikalerstreckung von fast 9 Kilometern (von denen etwa 6 Kilometer biologisch „besetzt“ sind), die Platz schafft für eine außergewöhnlich hohe Zahl unterschiedlicher ökologischer Nischen, die zudem durch tiefe Zertalungen voneinander isoliert sind. Die Vorfahren der heutigen Flora und Fauna sind aus verschiedensten Regionen (Südchina, Indochina, Tibet) in den erdgeschichtlich relativ jungen Himalaya eingewandert und haben sich während der Auffaltungsphase des Gebirges und den damit einhergehenden ökologischen Veränderungen oftmals vor Ort zu gewaltigen Artenschwärmen entwickelt. Ganz viele dieser jungen Arten, und das gilt insbesondere für die bodenlebende Kleintierfauna des Waldes, haben Holznutzungdruckes auf den deshalb nur ganz kleine Verbreitungsareale in Nepal in Primärwald), aber mit dem vertikaler wie auch in horizontaler Ausdehnung, schon ursprünglich vorhandenen im nächsten Gebirgsstock oder in einer benachbarten Primärwald und dem Schatz Höhenstufe leben meist andere Arten. seiner zahlreichen einmaligen Bewohner ist er nicht ver- Wenn ein solcher ursprünglicher Primärwald abgeholzt gleichbar – der Verlust an wird, haben die zahlreichen sich genau hier im biologischer Diversität, an Verlaufe der Evolution entwickelten und angepassten gen-etischer Vielfalt, ist end- Bewohner keine Möglichkeit, sich in andere Gebiete gültig und daher nicht wieder- zurückzuziehen, denn dort sind die entsprechenden herstellbar. ökologischen Nischen bereits von anderen Arten besetzt, ganz abgesehen von geringen Fähigkeiten der Die ökologische Verletzlichkeit Migration (z.B. Flügellosigkeit) oder von geografischen des nepalischen Himalaya, Barrieren. Auch wenn für das menschliche Auge insbesondere die weitflächige nicht auf den ersten Blick erkennbar – ein größeres Abholzung der ursprünglichen Artensterben und nicht nur eine Artverdrängung ist im Wälder ist wissenschaftlich abgeholzten Gebiet die natürliche Folge. Was jedoch belegbare Tatsache. Auf einmal ausgestorben ist, ist unwideruflich verloren, es die unbestreitbare Dynamik kann auch nicht mehr in einen wiederaufgeforsteten der Berge können Tiere oder durch Wildwuchs entstandenen Sekundärwald und Pflanzen im Verlauf der einwandern. Natürlich hat auch ein solcher Evolution selbstverständlich Sekundärwald seine biologische Bedeutung (z.B. reagieren, sie ist sogar die Erosionsschutz, Wasserspeicher, Verminderung des „Evolutionspumpe“, die ihr

37 Kein Virus in Sicht! Ein Replik auf Wolfgang Wägele Entstehen überhaupt ermög- Im letzten Newsletter (Nr. 17: 26-30) der GfBS kritisiert licht hat. Aber wenn die Wolfgang Wägele eine Reihe molekular-systematischer natürliche Erosion durch den Artikel der vergangenen Jahre und meint eine „Seuche, menschlichen Einfluss ihre die eine andere Qualität hat als die tolerierbaren Geschwindigkeit dermaßen Irrtümer, und die anscheinend um sich greift…“ vergrößert, wie es gerade in zu erkennen. Für diese „Seuche“ bzw. den „Virus“ Nepal leider der Fall ist, ist verwendet Herr Wägele den Begriff „Giribetismus“, die Gebirgsdynamik eher ein benannt nach dem Harvard Professor Gonzalo Giribet. zerstörender Faktor und viele Herr Wägele charakterisiert den „Giribetismus“ wie Tiere und Pflanzen haben folgt: „Ich sehe handwerkliche Fehler, leichtsinnigen dann keine Chance mehr. Umgang mit vorhandenem Hintergrundwissen, und Und vielleicht gilt das auch eine Einstellung zur Wissenschaft, die durchaus un- für den Menschen. ethisch genannt werden kann.“ Ich denke, der Beitrag von Herrn Wägele kann nicht unkommentiert gelassen Wolfgang Schawaller, Stuttgart werden.

Hartmann, M. & Weipert, J. (2006): Zunächst einmal muss ich feststellen, dass die Art und Biodiversität und Naturausstattung im Weise wie Herr Wägele den Begriff „Giribetismus“ Himalaya II. – Verein der Freunde und verwendet, einmalig und gänzlich unpassend ist. Die Förderer des Naturkundemuseums Erfurt e.V., Erfurt, 548 S. – ISBN 3- Personifizierung ist vollkommen überflüssig und ein 00-019541-6. solcher Umgang mit dem wissenschaftlichen Werk eines Kollegen hat mich sehr erschrocken. Ohnehin Bezugsadresse: Verein der sollte es sich von selbst verbieten, vermeintliche „Viren“ Freunde und Förderer des Naturkundemuseums Erfurt e.V., oder „Seuchen“ in dieser Weise mit dem Namen eines Große Arche 14, 99084 Erfurt. – Preis Kollegen zu belegen. 89,- € (plus Versand), Sonderpreis auf Anfrage bei Abnahme auch des Aber abgesehen davon ist Gonzalo Giribet in keiner ersten Bandes. Weise geeignet, das zu repräsentieren, was Wolfgang Wägele kritisiert. Herr Giribet hat ca. 100 Arbeiten publiziert, darunter z.B. Meilensteine zur Phylogenie der Chilopoda, denen „mangelndes Hintergrundwissen“ zu unterstellen, absurd wäre. Gonzalo Giribet hat zu einer Vielzahl von Taxa erste und wichtige molekular-systematische Beiträge geliefert, wie zu Gnathostomulida, Kinorhyncha, Loricifera u.v.a. Auch in diesen Arbeiten kann ich weder Ignoranz gegenüber bestehendem Wissen oder gar ein „un-ethisches“ wissenschaftliches Arbeiten erkennen. G. Giribet hat aber auch taxonomische Arbeiten über Opiliones Form dargestellt werden. publiziert, die einen hohen Standard setzen, was Ob in jeder molekular- Präzision und Qualität der Dokumentation betreffen. systematischen Arbeit aller- Viele andere Arbeiten könnten hier aufgezählt werden, dings eine Diskussion aller die höchsten Ansprüchen gerecht werden. Natürlich morphologischen und palä- gibt es auch in den Arbeiten G. Giribets Kritikwürdiges, ontologischen Befunde ihren aber da Herr Wägele das wissenschaftliche Werk G. Platz hat, möchte ich mit einem Giribets so generell bewertet, ist es nicht akzeptabel, Fragezeichen versehen. die genannten Arbeiten zu verschweigen. Dass Gonzalo Giribet Anfang dieses Jahres an der Harvard Unbestritten ist auch, dass Universität „tenure“, also eine Lebenszeit-Professur an Rohdaten anderen zur Ver- einer der weltweit führenden Universitäten erhalten fügung gestellt werden hat, ist Ausdruck der hohen Wertschätzung, die er müssen. Für die Sequenzen ist an seiner Universität und auch international genießt. das ja auch allgemeine Praxis Aus meiner persönlichen Einschätzung heraus teile (z.B. in GenBank). Inwieweit ich diese hohe Wertschätzung! Ich bedauere daher Alignierungen Rohdaten dar- sehr, dass Gonzalo Giribet aufgrund des Beitrages stellen, ist allerdings nicht von Herrn Wägele aus dem Editorial Board von ODE eindeutig zu beantworten. ausgeschieden ist. G. Giribet z.B. verwendet Natürlich verdient es der Beitrag von Herrn ganz überwiegend „Direct Wägele, sich mit den Details der inhaltlichen Kritik Optimization“ als Analyse- auseinanderzusetzen. Ich finde es sogar sehr bedauerlich, methode, bei der Alignierung dass durch die völlig unnötige Personifizierung eine und phylogenetische Analyse Auseinandersetzung mit den Inhalten der Kritik Wägeles in einem Schritt vollzogen in den Hintergrund gelangen könnte. In einigen werden. Hier gibt es also gar Punkten fällt es leicht, die Kritik von Herrn Wägele kein Alignment im eigent- aufzunehmen. Kontaminationen, falsche Genbank- lichen Sinne (also als Roh- Zugangsdaten und falsche Artnamen sind ärgerlich daten). und sind, zumindest wenn sie gehäuft auftreten, durchaus als Schlampereien zu benennen. Ich denke, Sequenzen und Analysepara- es kann auch vermieden werden, den Eindruck zu meter, die selbstverständlich erwecken, dass der Umfang der analysierten Daten im Methodenteil der größer ist als es tatsächlich der Fall ist. Hier wäre es Publikationen genannt vielleicht sinnvoll, nicht die maximale Länge eines bei werden müssen, sollten also verschiedenen Arten untersuchten Genabschnittes (zumindest theoretisch) anzugeben, sondern einen Mittelwert. Natürlich genügen, um die Ergebnisse sollte auch Hintergrundwissen in angemessener zu reproduzieren.

39 Ein weiterer Aspekt, den Herr Für eine solche Bewertung gibt es jedoch ganz Wägele kritisiert, ist die verschiedene Ansätze. In der genannten Arbeit war es fehlende Diskussion be- eine „sensitivity analysis“, also die Verwendung einer stimmter Analyseergebnisse, Vielzahl von Analyseparametern, die Aussage über die offensichtlich unsinnig die Stabilität verschiedener Ergebnisse geliefert hat. sind. Hier möchte ich nur Die genannten Verwandtschaftsbeziehungen fanden ein Beispiel aufgreifen. sich nicht in anderen Analysen bestätigt und wurden Herr Wägele kritisiert: „ein daher auch nicht diskutiert. Es wäre auch völlig Flohkrebs gesellt sich zu den unsinnig, jede in einem Dendrogramm auftretende Copepoden, Leptostraken Schwestergruppen-Hypothese zu diskutieren. arbeiten sich an die Spitze des Malakostraken-Stammbaums Möglicherweise gibt es hier auch ein Missverständnis, vor (Giribet et al. 2005), welches einer Auflösung bedarf. Die klassische phylo- ohne das diskutiert wird, was genetische Systematik (sehr gut nachzuvollziehen im der Leser davon akzeptieren Lehrbuch von Herrn Ax „Das System der Metazoa“ soll und was nicht“. Da ich 1995-2001) bedient sich ja der Stammbaum- oder selbst an dieser Arbeit als Kladogramm-Darstellungen, um tatsächlich die von Autor beteiligt war, fällt es mir dem Autor vertretenen Verwandtschaftsbeziehungen leicht, darauf einzugehen. zu begründen. Dabei sind diese intersubjektiv Zunächst einmal bestimmen nachvollziehbaren „Argumentationsschemata“ natür- die Rohdaten (= Sequenzen) lich etwas ganz anderes als die intuitiven Darstellungen und die jeweiligen Analyse- aus Vor-Hennigscher Zeit. parameter,welche Ergebnisse ich erhalte und nicht meine Bei computergestützten kladistischen Analysen vorhandenen Vorstellungen morphologischer Merkmale sieht es anders aus. Das über die Verwandtschafts- sparsamste Kladogramm stellt diejenige Verteilung beziehungen. Ich bin durch- vermeintlich homologer Merkmale mit der geringsten aus der Meinung, dass es Anzahl von Widersprüchen dar. Ob das der Ansicht des auch zu einem „ethischen“ Systematikers über die Verwandtschaftsbeziehungen wissenschaftlichen Publizieren entspricht, steht auf einem anderen Blatt. Darüber, ob gehört, diese Probleme nicht das ein Vorteil oder ein Nachteil computergestützter zu unterschlagen (z.B. durch kladistischer Analysen ist, ließe sich sicherlich streiten. Weglassen bestimmter „nicht Erst recht gilt das natürlich für molekular-systematische passender“ Sequenzen, ohne Analysen. Auch hier mag man das als Vorteil oder dass dies in der Publikation Nachteil sehen, es bedarf aber des genauen Lesens benannt wird). Sicherlich des publizierten Textes, um zu beurteilen, ob das müssen aber die so erhaltenen dargestellte Dendrogramm tatsächlich der Ansicht der Ergebnisse bewertet werden. Autoren entspricht. Vielleicht sind aber auch die nackten, unkommentierten dieses Grundprinzip der Ergebnisse interessanter als die Ansichten der Wissenschaft wieder mehr Autoren. Beachtung finden muss, dazu muss sich aber zuallererst Zum Abschluss möchte ich das aufnehmen, was ich etwas in der Einstellung hier für den Kern von Wägeles Kritik halte. Herr Wägele bei uns ändern, denn die unterstellt „Nicht der Fortschritt der Erkenntnis steht im Gutachter für DFG Anträge Vordergrund, sondern die publizistische Wirksamkeit.“ und für Stellenbesetzungen Zuvor war ein Vergleich mit der Sensationspresse sind weiterhin zuallererst in gezogen. Tatsächlich kann man bei manchen Artikeln Deutschland selbst zu finden. (nicht nur molekular-systematischen) den Eindruck Polemische Angriffe gegen gewinnen, dass Herr Wägele recht hat. Durch die erfolgreiche Kollegen aus überflüssige und nicht zutreffende Personalisierung Übersee lenken von diesem verschiebt aber Herr Wägele das Problem nach Problem nur ab! Übersee. Doch auch in Deutschland wird wohl manches Mal die „publizistische Wirksamkeit“ höher Stefan Richter, Rostock als die „Erkenntnis“ eingeschätzt. Dass dies in den USA und anderswo auch nicht viel anders ist, halte ich für zweitrangig. Ich wäre auch vorsichtiger als Herr Wägele, die Welt in die Autoren „publikumswirksamer“ Artikel auf der einen Seite und all jene, „die sich ernsthaft um Erkenntnisgewinn bemühen“ auf der anderen Seite einzuteilen. Jedem ist doch bewusst, dass in der Regel nach dem „Nature“ oder „Science“ Artikel gefragt wird und nicht nach der in diesem Artikel dargelegten Erkenntnis. Manche Mitglieder von Berufungskommissionen sagen doch ganz offen, dass sie die von den Bewerbern beigelegten Artikel nicht lesen, sondern auf Anzahl und Publikationsorgan schauen und sich im Übrigen auf die Gutachter verlassen. Und mir sind diverse Diskussionen in Erinnerung, gerade auch im Kreise der Systematiker, dass man zumindest den „jungen Leuten“ dringend empfehlen muss, in „hochrangigen“ Journals zu publizieren, um bessere Chancen auf eine Stelle zu erhalten. Was soll die ganze Diskussion um einen „Impact Factor für Systematiker“, wenn es doch ausschließlich um den Fortschritt der Erkenntnis geht? Ich stimme ausdrücklich zu, dass

41 Workshop on CeDAMar Isopoda

The main topics covered were standard methods, the use of computer software (DELTA, DEscriptive Language for TAxonomy), different microscopy methods such as scanning electron microscopy (SEM) Das CeDAMar-Isopoden-Team | Foto: Saskia Brix and confocal laser scanning microscopy (CLSM) and molecular genetics, and how these can contribute to accuracy of species descriptions, accessibility and amount of information. A purpose was also to describe more new species out of the CeDAMar material (such as from ANDEEP and DIVA Vortrag von Christoph Held | Foto: Saskia Brix expeditions) contributing to a special volume of Zootaxa dedicated to Deep- Within the framework of Sea Biodiversity, under the CeDAMar objective of the Census of the Diversity describing 500 species by 2010. Talks were given of Abyssal Marine Life covering topics like standard methods of species (CeDAMar) a workshop on descriptions (Olga Golovan, Dr. Marina Malyutina), deep-sea Isopoda was held the use of DELTA in species description (Dr. Gary at the German Centre of Poore) or how genetics can contribute to species Marine Biodiversity Research descriptions (Karen Osborn). (DZMB) in Wilhelmshaven, Germany during the last Working groups were organized due to the different week of March 2007. A techniques, comprising the following methods: group of 23 international standard methods of species description, digital taxonomists exchanged drawing using Adobe Illustrator, CLSM and DELTA. knowledge and ideas about emerging techniques for Standard Methods of species descriptions species descriptions and Even though it is time consuming, illustrations should be systematics. as accurate and complete as possible. This will make it easier for both taxonomists and “para-taxonomists”, to identify species, with an emphasis on sibling species. Accuracy is also needed for phylogenetic analysis and reduces the necessity for future redescriptions. Due to the amount of undescribed deep-sea species, more than 80% of Southern Ocean deep-sea isopods are new to science (Brandt et al. in press), there is a need to make pencil sketches available for other scientists.

CLSM The CLSM has been mainly used in the Cell or Haploniscus sp. nov. Molecular Biology, but it appears to be ideal for | Foto: Saskia Brix viewing small scale structures useful for taxonomy and functional morphology, for example differentiating From what was discussed over sibling species. A major advantage of using the CLSM the workshop week, there are is the view of the object from multiple perspectives. a number of points we can Using the CLSM makes it possible to use the objects conclude: for subsequent line drawings, in contrary to the SEM. The use of the CLSM, however, is limited due to size of - imaging tools like the CLSM object, which needs to be fairly small (< 1.5 mm). 3 D software will rapidly improve in quality and ease of Digital drawing use, and can help to describe This method allows rapid illustrations with a high species in even more detail resolution, which can be arranged with ease for the final publication. An introduction to digital drawing is - a balance between the given by Coleman (2003). amount of detail in species descriptions and the number DELTA of species descriptions must This program is used to create a file which can be be found regarding the used for species descriptions, web-based Interactive extremely high number of new Keys (INTKEY) (e.g. www.biodiversity.uno.edu./delta/, species sampled in deep-sea www.crustacea.net) and nexus files for phylogeny. areas

Gene sequences do not mirror morphological features - it is essential to embrace but display additional characters. Genetic data can future technological advan- be a useful tool. It can provide additional characters ces to make the most to distinguish species or reconstruct phylogenies. effective use of these, e.g.

43 9. Jahrestagung der GfBS Wien von seiner schönsten Seite micro-chromatography, and Die 9. Jahrestagung der Gesellschaft für Biologische combine those to provide a Systematik (GfBS) fand in diesem Jahr zum ersten powerful tool for the use in Mal in Österreich, am Naturhistorischen Museum science in Wien (NHM) statt. Organisiert wurde die Tagung vom NHM in Zusammenarbeit mit den Freunden - the future research on des Naturhistorischen Museums und der Universität abyssal marine life is certain Wien. to yield many species new to science. Thus, embedding Am Dienstag, vor Beginn der eigentlichen Tagung, new methods into species fanden die Sitzung des Vorstandes der GfBS und das descriptions is absolutely Treffen der AG Kuratoren, organisiert und geleitet von necessary, e.g. in INTKEY and Marion Kotrba, statt. Im Vorfeld der Sitzung wurde data bases like molecular für Interessierte eine Führung hinter die Kulissen des data in genbank. NHM angeboten: Verena Stagl gab einen historischen Überblick über Gebäude und Sammlungen, Heiner Saskia Brix, Frankfurt Schönmann führte in die Käfersammlung, Ernst Vitek Brandt, A., Brix, S.1, Brökeland, durch die riesigen Herbarien, Ernst Mikschi durch W., Cedhagen, T., Choudhury, M., die beeindruckende Fischsammlung mit besonderer Cornelius, N., Danis, B., De Mesel, Berücksichtigung der Alkoholsammlung. Heinz I., Diaz, R.J., Gillan, D.C., Hilbig, B., Grillitsch und Franz Tiedemann zeigten die Bestände Howe, J., Janussen, D., Kaiser, S., Linse, K., Malyutina, M., Brandao, der herpetologischen Sammlung mit besonderer S., Pawlowski, J., Raupach, M., Berücksichtigung der Kompaktanlagen und des Gooday, A.J. (in press). The Southern Tiefspeichers. Maria Teschler-Nicola erörterte die Ocean deep sea: first insights into Probleme anthropologischer Sammlungen und biodiversity and biogeography. Nature Barbara Herzig demonstrierte die Säugetiersammlung samt Datenbanken. Coleman, O. 2003. “Digital inking”: How to make perfect line drawings Am Dienstagabend wurde mit dem Icebreaker on computers. ODE 3, Electr. Suppl. 14, 1-14. und Begrüßungsworten von Generaldirektor Bernd Lötsch die 9. Jahrestagung der GfBS mit einer Weinverkostung offiziell eröffnet – eine Jahrestagung, an der insgesamt 262 Personen aus 11 verschiedenen Ländern teilnahmen.

Der Mittwoch begann mit Begrüßungsworten von Wolfgang Wägele (Präsident der GfBS) und Ulrike Aspöck (Tagungspräsidentin, NHM), die gleichzeitig die Gründung von NOBIS Austria (Network of Biological Systematics Austria) bekannt gab. Darauf folgte der erste Block mit Plenarvorträgen: Walter Sudhaus “Artbegriff in der Zoologie – theoretisch und pragmatisch” und Susanne Renner “New developments in the implementation of phylogenetic naming”. Dann mussten parallele Sektionen gestartet werden, um die insgesamt 77 Naturhistorisches Museum Wien Vorträge unterzubringen. | Foto: Ralph O. Schill Weiters wurden 75 Poster präsentiert.

In der Mittagspause tagten die JuSyS (Junge Systematiker) unter der engagierten Leitung von Anna Hundsdörfer.

Am Nachmittag folgten die nächsten Plenarvorträge: Martin Schlegel “The species concept and protist evolution” und Lutz

Hier treffen sich Tradition und Moderne Bachmann “Genetic | Foto: Ralph O. Schill variation in Holocene bowhead whales from Svalbard”. Neben einer „Ancient-DNA“ Sektion war andere Punkte. Danach ging der Tag dem “Naming und Ranking” in Zoologie, es gleich mit eigens für Botanik und Protistologie gewidmet. die Teilnehmer reservierten öffentlichen Bussen nach Am Abend standen anlässlich der Mitglieder- Neustift am Walde, zum versammlung der GfBS (siehe besonderer Bericht) die Empfang des Bürgermeisters Wahlen des Vorstandes auf dem Programm und etliche beim Traditionsheurigen

45 Weitere Sektionen waren „Freie Themen Zoologie“ und „Zoologie – Morphologie“. Am Nachmittag gab es ein weiteres Highlight mit dem Plenarvortrag von Jeff Schwartz “So many hominid fossils but so little

Aufmerksam lauschte das Publikum den Vorträgen | Foto: Ralph O. Schill systematic rigor”, der einen Block „Anthropologie“ und „Organellen DNA“ ein- leitete. Zwei große Vortrags- blöcke zum Thema „Bio- geographie“ rundeten das Programm ab.

Am Abend wurde der Bernhard-Rensch-Preis an Albrecht Manegold verge- Wissenschaftliche Kunstwerke waren bei der Poster- session anzutreffen | Foto: Ralph O. Schill ben; nachdem dieser verhindert war, wurde sein Beitrag stattdessen von „Fuhrgassl-Huber“. Dort Walter Sudhaus vorgestellt. Weiters wurden die besten empfing uns ein über- studentischen Beiträge prämiert. wältigendes Buffet, welches nach kurzer Ansprache von Beste Vorträge: Heinz Hufnagl (Landtagsab- Karen Meusemann: The Atelocerata: a vanishing geordneter) er-öffnet wurde. hypothesis – molecular phylogeny of basal hexapods. und Neela Enke: First insights into speciation Der Donnerstag begann processes in Crepis L. (Compositae) mit den Plenarvorträgen: Jes Rust “Der Beitrag der Beste Poster: Paläontologie zur modernen Barbara Klee: Species boundaries in Limax Systematik” und Horst (Gastropoda: Stylommatophora): extreme colour Aspöck & Julia Walochnik variations in and between species. und Janine M. “The parasites of humans in Ziermann: Identifying sequence heterochronies in the light of co-evolution”. Lissamphibia. Am Freitagvormittag gab es noch einen Block über Datenbanken und abschließend wurde unter der Leitung von Ulrike Aspöck und Wolfgang Wägele die Thematik „Schaustellung versus Bewahrung“ eingehend diskutiert. Währenddessen präsentierte Gerhard Steiner seinen Workshop „Bayessche Methoden in der phylogenetischen Rekonstruktion“ im wegen des großen Interesses überfüllten Kurssaal des Ulrike Aspöck als herzliche Gastgeberin für die NHM. Um 13 Uhr wurde mit den Schlussworten von GfBS-Jahrestagung 2007 | Foto: GfBS Wolfgang Wägele (Präsident der GfBS) die Tagung offiziell beendet. Einige Begeisterte führte Dominique Zimmermann danach noch zu den Insekten, auf das Dach und in die Stadt.

Im Namen der Organisatoren ein herzliches Danke- schön an alle Teilnehmer für Ihre großartigen Beiträge und die tolle Atmosphäre, an alle Helfer und Mitarbeiter, für die Unterstützung der GfBS und zu guter Letzt an die Sponsoren für deren finanzielles Hilfe. Wolfgang Wägele und Tagungspräsidentin Ulrike Aspöck | Foto: GfBS Die äußerst positiven Reaktionen bestätigen unser- en Eindruck einer gelungenen Veranstaltung – exemplarisch ein Kommentar eines Teilnehmers: „der absolute Hammer“!

Christoph Hörweg und Helmut Sattmann für die Organisatoren, Wien

Der neu gewählte GfBS-Vorstand | Foto: GfBS

47 9. Treffen der AG Kuratoren auf der GfBS-Jahrestagung in Wien Das Kuratorentreffen 2007 Berlin). Hier wurde Einblick in die Planungen gegeben fand unter der Leitung von und die Anforderungen erläutert. Markus Thiem (Fa. Marion Kotrba unmittelbar Anton Paar GmbH, Anton-Paar-Str. 20, A-8054 Graz, vor der GfBS Jahrestagung Tel. +43 (0)316 257 180, markus.thiem@anton- am 20. Februar 2007 mit paar.com.) stellte das Dichtemessgerät DMA 35N zur insgesamt 47 Teilnehmern im Messung von Alkoholkonzentrationen vor, das auch in Naturhistorischen Museum einer MEK resistenten Version angeboten wird. Wien statt. Für die Einladung nach Wien möchten wir uns Eindrücklich hat Ernst Vitek (Naturhistorisches herzlich bei den Kollegen Museum Wien) den erfolgreichen Einsatz vieler Ulrike Aspöck und Helmut ehrenamtlicher Kräfte in der Botanischen Abteilung Sattmann bedanken. des Naturhistorischen Museums Wien aus der Praxis geschildert und zur Nachahmung empfohlen. Vorträge wurden von Robert Huxley (Museum of Natural Für die Wahl des neuen Sprechers der AG Kuratoren History, London) zu einem (Marion Kotrba stand für diese Aufgabe nicht mehr Teilprojekt des EU Programms zur Verfügung) kandidierte Peter Giere (Museum SYNTHESYS (www.synthesys. für Naturkunde, Berlin). Seine Wahl erfolgte mit 14 info) gehalten, das sich mit Stimmen bei keiner Gegenstimme und einer Enthaltung. Mindeststandards für Samm- Der Stellvertreter Michael Schmitt (Museum Alexander lungen und Sammlungs- Koenig, Bonn) wurde in seinem Amt bestätigt. Marion management befasst, sowie Kotrba sei an dieser Stelle noch einmal herzlich für von Daniel Burckhardt und ihren großen und vielfältigen Einsatz für die Belange Marion Kotrba (Naturhistor- der Sammlungen und ihrer Betreuer innerhalb der isches Museum Basel bzw. GfBS gedankt. Zoologische Staatssammlung München) mit speziellen Abschließend wurde von Marion Kotrba der Testzugang Ausführungen über die zur Neuen Website von ZEFOD (www.genres.de/CF/ Alkoholkonservierung und zefod/index.cfm) vorgestellt und in einem Vergleich die Alternativen, Vergällung, mit der alten Struktur die Vorzüge des neuen Design geeigneten Gläsern, Etiketten hervorgehoben. etc. Diesem Bericht folgte ein Vortrag über die Planung eines Ein ausführlicher Bericht zu dem Treffen der Kuratoren neuen Alkoholmagazins im findet sich unter www.gfbs-home.de/ag-kuratoren. wiederaufgebauten Ostflügel des Berliner Naturkunde- Peter Giere, Berlin museums von Carsten Lüter (Museum für Naturkunde, 43 Poster und 23 Vorträge Bewertungen der studentischen Beiträge auf der GfBS-Jahrestagung in Wien Aus den Reihen der JuSys kam ja letztes Jahr der Wunsch nach einer objektiven Bewertung der Poster und Vorträge des Nachwuchses, die zusätzlich eine Rückmeldung an die Autoren beinhaltet. Im letzten „Newsletter“ bat ich um erfahrene Systematiker, die als Mitglieder einer Jury diese Beurteilung durchführen würden. Es meldeten sich auch genügend Bewertungswillige, damit die Aktion stattfinden Wolfgang Wägele mit den Preisträger- konnte. Ich danke ganz herzlich Dr. Olaf Bininda- innen | Foto: GfBS Wien Emonds, Dr. Jutta Buschbom, Dr. Birgit Gemeinholzer, Dr. Daniela Guicking, Prof. Dr. G. Haszprunar, Dr. R. Jahn, Jun.-Prof. Dr. Annette Klussmann-Kolb, Prof. Dr. Das gilt auch für die Kriterien A. Preisfeld, Dr. Ira Richling, Dr. Ralph O. Schill, Prof. nach denen die Beiträge Dr. W. Sudhaus, Prof. Dr. W. Westheide und Dr. Martin bewertet wurden. Jana Wiemers für Ihren Einsatz als Mitglieder der Jury zur Hoffmann (Berlin) und ich Bewertung der studentischen Beiträge! haben nach Mohler (1996), Ebel & Bleifert (1994), Insgesamt wurden 43 Poster und 23 Vorträge Will (2006) und Briscoe bewertet. Es wäre für nur jeweils eine einzige Poster- (1996) zahlreiche Fragen bzw. Vortrags-Jury zuviel gewesen, diese Menge herausgearbeitet, die die an Beiträgen zu bewerten. Also wurden je zwei Mitglieder der Jury beant- Jurys gebildet, die jeweils die Hälfte der Poster bzw. worten sollten (siehe Ende Vorträge bewerteten. Aufgrund dieser parallelen des Beitrags). Die Bereiche Begutachtung kam es allerdings dazu, dass je zwei mit Optimierungsbedarf Preise vergeben wurden: Zwei beste studentische stellten sich rasch heraus, Vorträge und zwei beste studentische Poster wurden beispielsweise gab es gar keine ausgezeichnet. Ich danke dem Vorstand der GfBS mündliche Postervorstellung, (darin besonders Herrn Haszprunar für die Anregung) wie Jana und ich erst gedacht sehr, dass die Gesamtsumme des zur Verfügung hatten, und insgesamt hatten stehenden Preisgelds wegen dieser Sondersituation wir wohl den Schwerpunkt ausnahmsweise von 300 € auf 400 € aufgestockt der Bewertung viel zu sehr wurde, so dass jede(r) GewinnerIn mit je 100 € belohnt auf den Stil gesetzt, anstatt wurde. In Zukunft ist es natürlich erstrebenswert, mehr auf den Inhalt und die alle Beiträge miteinander zu vergleichen und die angewandte Methodik. Wir Preisvergabe zu staffeln nach einem 1. und einem dachten die Beurteilung des 2. Platz. In Wien fand 2007 aber zunächst die erste Inhalts sei für Spezialisten Testrunde statt, der Optimierungsbedarf kommt daher anderer Arbeitsgebiete und nicht überraschend. -richtungen zu schwierig,

49 Herzlichen Glückwunsch! Die Preisträgerinnen stellen sich vor aber die erfahrenen Jury- Bester Vortrag 1 mitglieder haben natürlich im Gegensatz zu uns schon Frau Karen Meusemann arbeitet in einem Projekt, das oft in übergreifenden ein Teilprojekt des SPP 1174 “Deep Metazoan Phy- Thematiken geprüft und logeny – Stammesgeschichte der Großgruppen der haben daher bereits viel Tiere” (DFG) ist. Aus diesem Projekt sollen molekulare Übung in der Beurteilung der Merkmale zu den basalen Stammgruppenvertretern Qualität wissenschaftlichen der Hexapoden und Myriapoden beigesteuert werden. Inhalts im allgemeinen. Molekulare Daten sollen helfen, die noch weitestge- Wertvolle Hinweise der Jury hend ungelösten Probleme der Arthropodenevolution von 2007 haben also schon zu rekonstruieren. Zusätzlich zum Beitrag am allge- jetzt dazu geführt, dass der meinen Metazoenstammbaum fokussieren sie sich auf Bewertungsbogen stark drei Detailprobleme der Arthropodensystematik: modifiziert und dadurch verbessert wurde. Ich bin - Rekonstruktion der Verwandtschaftsverhältnisse der zuversichtlich, dass die basalen (apterygoten) Hexapoda Erfahrungen dieser ersten Testrunde im kommenden - Phylogenie der Arthropoden in Koordination mit an- Jahr eine reifere Bewertung deren Projekten innerhalb des Schwerpunktes der studentischen Beiträge ermöglichen werden. - Rekonstruktion eines rRNA basierten Stammbaums der Arthropoda und generell der Metazoa mit neuent- Anna Hundsdörfer, Dresden wickelte Analysemethoden

Dabei werden Sequenzdaten aus den EST(expressed Mohler, A. (1996) Die 100 Gesetze Sequence tags) Projekten und rRNA Daten in einer überzeugender Rhetorik. Verlag phylogenetischen Analyse integriert. Diese Strategie Ullstein, Frankfurt. soll die Position von Schluesselarten in der Evolution Ebel, H.F. & Bleifert, C. (1994) der Hexapoden, etwa die entognathen Hexapoden, Vortragen in Naturwissenschaft, in einem Arthropodenstammbaum zuverlässig identi- Technik und Medizin. VCH, fizieren. Weinheim.

Will, H. (2006) Mini-Handbuch zur Person: Dipl. Biol. Karen Meusemann, seit 2005 im Moleku- Vortrag und Präsentation. Beltz larlabor des Zoologischen Forschungsmuseums Alexander Koenig, Verlag, Weinheim und Basel. Dissertantin in der Arbeitsgruppe B.Misof, Sektion Niedere Arthropo- den. Ihr Studium absolvierte sie an der Uni Bonn, die Diplomarbeit Briscoe, M.H. (1996) Preparing wurde im Jahre 2003 ebenfalls am Museum Koenig abgeschlossen Scientific Illustrations. A Guide to (Karyologische Untersuchungen an Subgenus Agrodiaetus, Lyce- Better Posters, Presentations and nidae, Lepidotera). http://www.zfmk.de/web/ZFMK_Mitarbeiter/ Publications. Springer Verlag, Berlin. MeusemannKaren/Projekte/index.de.html Herzlichen Glückwunsch! Die Preisträgerinnen stellen sich vor

Bester Vortrag 2

In seiner Revision 1947 teilte Babcock die ca. 200 Arten der Gattung Crepis L. (Compositae) in 27 Sektionen aufgrund morphologischer und karyologischer Merkmale. Er formulierte Hypothesen zu Merkmalsevolution und Artbildung, die besagten, dass die Arten der Gattung Crepis hauptsächlich aufgrund

Karen Meusemann von Veränderungen im Karyotyp (Chromosomenzahl | Foto: privat und – morphologie) entstehen und nur sekundär durch Hybridisierung. Diese Hypothesen wurden von Frau Neela Enke durch eine molekulare Phylogenie (ITS) überprüft. Es gibt kaum Übereinstimmung zwischen den molekularen und den taxonomischen Gruppen, wie Babcock sie definierte, und die Chromosomenzahl variiert sehr stark innerhalb und zwischen den molekularen Gruppen. Beide Umstände weisen darauf hin, dass die Karyotypevolution nicht die treibende Kraft der Artbildung sein kann, sondern Neela Enke dass sich Hybridisierung und Introgression vermuten |Foto: privat lassen.

zur Person: Dipl. Biol. Neela Enke hat an der Uni Marburg studiert und dort 2005 eine Diplomarbeit mit dem Titel „Morphologische und anatomische Untersuchungen an Conopholis americana (Orobanchaceae)“ bei Prof. Weber angefertigt. Seit Oktober 2005 ist sie am Botanischen Garten und Botanischen Museum Berlin-Dahlem und promoviert bei Dr. Gemeinholzer über die Merkmalsevolution der Gattung Crepis (Compositae).

Barbara Klee (li.), Isabel Hyman mit Bestes Poster 1 einigen Limax-Schnecken | Foto: privat

Die erstaunlich attraktiven und meist fungivoren Die farbliche Variabilität Kielnacktschnecken (Schnegel) der Gattung Limax lebender Tiere dieser sind in Europa mit ca. 20-40 Arten vertreten, dazu Gattung führte regelmäßig zu kommen nach Recherchen der Limax-Arbeitsgruppe Fehlbestimmungen im Feld an der Zoologischen Staatssammlung München und Unsicherheiten bezüglich (ZSM) sogar eine ganze Reihe weiterer neuer Arten. Artgrenzen. In der aktuellen

51 Studie, die im Poster vorgestellt wicklungssequenzen Veränderungen erkannt, spricht wird, haben wir Farbmorphen man von Sequenzheterochronie. Als Teil einer von zwei mitteleuropäisch laufenden Studie untersucht Frau Dipl. Biol. Janine weit verbreiteten Arten und M. Ziermann das zeitliche Auftreten der Kopfmuskeln einer neuen Art aus den larvaler Lissamphibia aus einer vergleichenden, Zentralalpen verglichen. Erste phylogenetischen Perspektive. Ziel ist es unter anderem molekulare Daten (COI- die potentielle Rolle von Sequenzheterochronien für Sequenzen) bestätigen den die Evolution dieser Gruppe zu untersuchen. Artstatus aller drei Arten und ermöglichen eine eindeutige Zuordnung zweifelhafter Morphen zu einer der Arten. zur Person: Basierend auf der laufenden Doktorarbeit von Barbara Klee (Phylogenie der Gattung Limax) an der Zoologischen Staatssammlung München, eines DFG-Projektes im Janine Ziermann Rahmen des SPP „Radiationen“ und | Foto: privat einer Kooperationen Humboldt- Stiftung und DFG hat sich 2006 unter der Leitung von Prof. Haszprunar eine internationale Limax-Arbeitsgruppe, zur Person: Dipl. Biol. Janine M. Ziermann interessierte sich bereits die „Task-Force Limax“ formiert. während des Studiums für die Embryologie, Entwicklungsbiologie Weitere Informationen über unsere und EvoDevo (evolutionäre Entwicklungsbiologie). Ihre Promotion zur Aktivitäten auf www.tf-limax.org und „Evolutionären Entwicklung der Kopfmuskulatur von Lissamphibia“ http://www.journal-malaco.fr/page- fertigt sie derzeit in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. L. Olsson in 16.html. Jena an.

Die Jungen Systematiker JuSys Bestes Poster 2 Aktuelle Aktivitäten

Bei der Untersuchung von Dieses Jahr fing für die JuSys mit einem Workshop an: Entwicklungssequenzen Im Januar lud Jutta Buschbom nach Großhansdorf stellten unterschiedliche (bei Hamburg) an das Institut für Forstgenetik und Wissenschaftler fest, dass Forstpflanzenzüchtung ein, zu einer Einführung es Ähnlichkeiten in der in DNA-basierte Techniken der systematischen Entwicklung verschiedener Forschung. Über 20 Junge Systematiker kamen dafür Arten gibt, aber auch sehr gerne in die Nähe von Hamburg. Es folgte die Unterschiede. Werden in der Mitgliederversammlung am 21.2.07 auf der GfBS- Reihenfolge von Ent- Tagung in Wien – ein unvergessliches Erlebnis dank der Wiener Organisatoren! Die JuSys trafen sich, die studentischen Autoren wie immer auf den Jahrestagungen, am Mittwoch ermöglichte. Dafür hatten zur Mittagszeit. Sonst gab es dabei normalerweise Jana Hoffmann (Berlin) und (und das darf auch in Zukunft weiter so sein!) belegte ich uns um die Formulierung Brötchen, aber in Wien wurden wir nicht nur mit der entsprechender Kriterien im voraus angekündigten Gulaschsuppe verwöhnt, bemüht, und mit dem im sondern zusätzlich noch mit einem reichen Buffet voller letzten NL zu lesenden Auf- Köstlichkeiten. Das Ganze fand statt bei stimmungsvoll ruf zur freiwilligen Tätig- gedämpftem Licht und sanfter Hintergrundsmusik im keit als Mitglieder der Mikrotheater des Naturhistorischen Museums. Unter bewertenden Jury geworben. der Decke hingen Modelle hübscher Einzeller, so dass Erfreulicherweise hatten der Bezug zur Biologie während dieses Gourmet- sich 12 Beurteilungswillige Erlebnisses nicht ganz in Vergessenheit geriet. Daher gemeldet, mit deren Hilfe möchte ich mich im Namen aller Junger Systematiker auf dieser Tagung die nochmals ganz herzlich bei den Wiener Organisatoren studentischen Poster und für die großzügige Bewirtung bedanken, die uns die (zum ersten Mal) auch die sprichwörtliche österreichische Gastfreundschaft er- studentischen Vorträge also fahren ließ. von erfahrenen Systematikern bewertet wurden. Auf der Mitgliederversammlung wurde ich dann als neue alte Sprecherin der JuSys wiedergewählt – vielen Außerdem erhielten wir Dank für Euer Vertrauen, liebe JuSys! während dieser Tagung erfreulicherweise von Martina Gemeinsam arbeiteten wir danach Interessensgebiete Knapp (Wien) das Angebot für künftige Workshops heraus. Dabei ergaben sich künftig die Webseiten der beispielsweise als mögliche Themen Morphometrie, JuSys aus einer Hand zu REM, 3D-Rekonstruktion, Bildbearbeitung und evtl. betreuen. Bisher war es so, Die Jungen Systematiker JuSys Aktuelle Aktivitäten Taxonomie - sowie Tips für den Weg zum ‚erfolgreichen dass ich die JuSys-internen, Projektantrag’ und zum ‚guten Poster/Vortrag’. Die paßwortgeschützten Seiten zu Bearbeitung der letzt genannten Thematik, pflegen versuchte, während pragmatische Arbeitshilfestellung bei Präsentationen, Andreas Maas sich um die wurde auf der Tagung bereits begonnen, denn es hatte öffentlichen kümmerte. Sehr aus Reihen der JuSys Kritik an dem ‚Publikumspreis’ gerne wurde diese Bereitschaft der letzten Jahrestagungen für das beste studentische zur Mitarbeit angenommen, Poster gegeben – dieser Ansatz wurde als zu wenig so dass wir jetzt auf eine objektiv empfunden. Daher wurde er jetzt ersetzt durch integrierte Webpräsenz hinar- eine fachliche Beurteilung, die eine Rückmeldung beiten. Nochmals vielen über die Vor- und Nachteile der Präsentation an Dank an Andreas Maas, der

53 bisher die Webseiten der Evolutionsbiologie“. Der Einladung folgte ein JuSys von Anfang an gut heterogenes Trüppchen aus gestandenen Doktoren, betreut hat. Doktoranden sowie Diplomanden aus verschiedensten Forschungsdisziplinen und allen Himmelsrichtungen Auf der Tagung in Wien der Republik. bekamen wir als Gruppe der Jungen Systematiker über 30 Der erste Tag des Workshops stand ganz im Zeichen neue Mitglieder. Nochmals der Gensequenzierung und der Konstruktion herzlich willkommen an Euch phylogenetischer Bäume. Während der ersten und ich freue mich auf Euer Tageshälfte wurden mithilfe dreier Vorträge und Mitwirken bei Aktivitäten von einer Laborführung die theoretischen Grundlagen uns für uns! Momentan wird der Gewinnung von Gensequenzen erarbeitet. die Planung der Workshops Holger Steinbrenner aus Düsseldorf begann mit einer in Angriff genommen und wir flotten Einführung in die notwendigen molekularen freuen uns über die Einladung Grundlagen samt historischem Abriss. Regina Jäckel zum Sommertreffen in Olden- aus Hamburg erklärte eingehend das praktische burg. Vorgehen bei einer typischen Gensequenzierung. Wie das dann im Labor realisiert wird, zeigte Frau I. Schulze Anna Hundsdörfer, Dresden vom Insitut für Forstgenetik bei einer hochinteressanten

Laborführung mittels der verschiedenen Stationen, beginnend mit der DNA-Extraktion, Amplifizierung mittels PCR und schließlich dem zuweilen exzentrischen aber eindrucksvollen MegaBace-Sequenzierer, zu dem aufgrund seines hohen Aufmerksamkeitsbedürfnisses offenbar eine besonders emotionale Beziehung zu Molekulare Methoden in der Evolutionsbiologie bestehen scheint. Vor den praktischen Übungen berichtete die Gastgeberin über die Anwendung Zum 27.1-28.1.2007 lud von DNA-Sequenzdaten in der Phylogenetik. Der Jutta Buschbom vom Institut Übungsteil zeigte dann den Weg vom Chromatogramm für Forstgenetik und Forst- zum phylogenetischen Baum. Dabei wurden „echte“ pflanzenzüchtung der Bun- Daten von Flechten mittels verschiedener Programme desforschungsanstalt für aufbereitet (SeqMan), aligniert (Mesquite/Clustal) Forst- und Holzwirtschaft und letztlich eine Phylogenie berechnet (PAUP, Tree- in Großhansdorf bei Puzzle). Bei jedem Schritt hatten die Teilnehmer Hamburg ebendort in ausreichend Zeit, um die verschiedenen Arbeitsschritte die alte Institutsvilla zum auszuprobieren und die zuweilen subtilen aber JuSys-Workshop „Moleku- bedeutenden Probleme samt Lösungsansätze kennen lare Methoden in der zu lernen. Jutta Buschbom und Daniela Guicking aus Kassel gaben jederzeit erfahrene Hilfestellung sowie zahlreiche wertvolle Tipps und Hinweise.

Am zweiten Workshop-Tag befassten wir uns mit Mikrosatelliten, deren Anwendung im Themenkomplex der Populationsgenetik in zwei Vorträgen erläutert wurde. Daniela Guicking gab zunächst eine kurze Einführung

Das Workshop-Team der JuSys zu Mikrosatelliten und zeigte deren Anwendung |Foto: Jutta Buschbom anhand ihrer eigenen Arbeit mit den tropischen Pionierbäumen der Gattung Macaranga. Der Direktor des Instituts für Forstgenetik Bernd Degen Einfluss köstlicher Verpflegung referierte schließlich anhand aktueller Arbeiten am reichlich Zeit für Gespräche gastgebenden Institut über die Elternschaftsanalyse und Ideenaustausch unter bei Bäumen mittels Mikrosatelliten. Die praktische den Workshop-Teilnehmern. Übung, wiederum fachlich vorbildlich begleitet von So kann abschließend Jutta Buschbom und Daniela Guicking, zeigte den resümiert werden, dass dieser Weg vom Chromatogramm bis zur Vaterschaftsanalyse Workshop sein Ziel voll und anhand molekularer Daten von Quercus-Individuen ganz erreicht hat. aus laufenden Forschungsprojekten. Mit dem Fragment Profiler und der Cervus-Software wurden Ben Hell, Alexander Kieneke, Ole Riemann, Oldenburg schließlich potentielle Väter zu einer Auswahl von Eichenbäumen identifiziert. Auch bei dieser Übung zeigten sich zahlreiche Unwägbarkeiten, die jedoch Sommertreffen der JuSys unter fachfraulicher Anleitung problemlos umschifft in Wilhelmshafen werden konnten. Teilweise blieb die genaue Bedeutung einiger Programm-Parameter bei diesen Dieses Jahr, nach Dresden recht komplexen Analysen etwas unscharf, so dass nun zum zweiten Mal im bei deren Einstellung die Expertise und Erfahrung der Sommerhalbjahr, lädt die Gastgeber gefragt war. Oldenburger Arbeitsgruppe Zoosystematik und Morpho- Am frühen Nachmittag waren die Teilnehmer zum logie zum Jahrestreffen der Ende des Workshops um viele Erkenntnisse und Jungen Systematiker am Einsichten reicher. Anhand von zwei sehr interessanten 2. und 3. Juni 2007ein. Themenkomplexen wurde ein guter Einblick in Stattfinden wird das Treffen molekulare Arbeitsweisen in sehr angenehmer in den Räumlichkeiten der Atmosphäre vermittelt, der oftmals neue Impulse für Abteilung DZMB (Deutsches die eigene Arbeit bedeutet. Ebenso gab es unter dem Zentrum für Marine

55 Biodiversitätsforschung) des gleichermaßen Zoologen wie Botaniker, morphologisch Senckenberg Instituts in als auch molekular arbeitende Systematiker und Wilhelmshaven direkt am Ufer Taxonomen wie auch Bioinformatiker anspricht. der südlichen Jadebucht. Der Samstag wird sich vollständig dem Tagungsthema Wenn man journalistisch ein widmen. Neben ausgewählten Vorträgen von solches Treffen ankündigen „Praktikern für Praktiker“ wird ausreichend Raum für wollte, würde man es Diskussionen und gegenseitigen Erfahrungsaustausch vielleicht unter das Motto vorhanden sein. Ein frühsommerliches Grillen mit „Große Datenmatrices Meerblick auf der Deichkrone wird den Tag beschließen – Fluch oder Segen der und den Teilnehmern die Gelegenheit bieten, sich Phylogeneserekonstruktion?“ nicht nur als Fachkollegen kennen zu lernen. stellen. Wir möchten eine Thematik diskutieren, die Sonntags wird zuallererst das traditionelle – auch vor dem Hintergrund gemeinsame Frühstück stattfinden. Anschließend der großen Zahl molekularer treten die Jungsystematiker zur Mitgliederversammlung Marker und immer zusammen. Wer nach Ende des Treffens noch Lust und leistungsfähigerer Rechner Zeit hat, das maritime Flair Wilhelmshavens zu genießen, – die Frage aufwirft: Ist der sei eingeladen, noch ein wenig zu verweilen, am immer mehr auch immer Wasser zu spazieren oder im Seewasseraquarium die besser? Gelingt es uns, Flora und Fauna der Nordsee kennen zu lernen. Wie unter Zuhilfenahme einer jedes Jahr werden auch wir versuchen, einen Teil der immer größeren Zahl Teilnehmer privat unterzubringen. Weiterhin stehen in morphologischer und moleku- Wilhelmshaven und Umgebung Jugendgästehäuser larer Merkmale immer und Hostels zur Verfügung. plausiblere, konsistentere und widerspruchsfreiere Ver- Ein ausführliches Programm des Treffens nebst wandtschaftsverhältnisse zu genaueren Informationen zur Unterkunft wird postulieren oder erleben wir in der nächsten Zeit über den Listenserver der nicht gerade das Gegenteil JuSys verschickt. Anfragen bitte direkt per mail an und eine immer größere E-Mail: [email protected]. Widersprüchlichkeit und Belie- bigkeit in den publizierten Ben Hell, Alexander Kieneke, Ole Riemann Phylogenien?

Wir hoffen, durch die Wahl dieses Themas eine Diskus- sionsplattform zu schaffen, die Ausblick

Liebe KollegInnen, die im Februar 2007 in Wien stattgefundene 9. Jahrestagung der GfBS war mit 262 Teilnehmern bisher die größte unserer Jahrestagungen. Das phantastische Organisationsteam um Ulrike Aspöck, die vielfältigen Themen in Vorträgen und Postern sowie das großartige Ambiente des Wiener Naturhistorischen Museums haben einen unvergesslichen Eindruck hinterlassen! Obendrein konnten wir – wie bereits auf der vorigen Tagung in Basel – Zeuge der Gründung einer nationalen Gesellschaft sein: dem Network of Biological Systematics Austria: NOBIS Austria.

Diese Neugründung unterstützt die Aktivitäten des GfBS-Vorstandes, der sich seit Jahren um eine Europäisierung der Biologischen GfBS-Präsidentin Regine Jahn Systematik bemüht. Diese Initiative, von |Foto: privat unserem „alten“ GfBS-Präsidenten Wolfgang Wägele ins Leben gerufen, hat nun zum einen die Gründung nationaler Gesellschaften zur Schriftleiter, Ralph O. Schill Folge, um nationale Themen und Förderungen im (Universität Stuttgart), einen nationalen Rahmen anzusprechen, und zum anderen neuen Sprecher der Kuratoren, die Kooperation aller europäischen biologisch- Peter Giere (Museum für systematischen Gesellschaften. Ein Resultat dieser Naturkunde, Humboldt europäischen Kooperationswilligkeit ist das geplante Universität zu Berlin), sowie 1st European BioSyst Meeting im August 2009, das einen neuen Beisitzer für auch gleichzeitig unsere 11. GfBS-Jahrestagung, die die Paläontologie, Thomas 7. Zweijahrestagung der Systematics Association, etc. Martin (Universität Bonn). Wir sein wird. Wir haben inzwischen auch eine gemeinsame danken dem scheidenden Website (www.biosyst.eu), die allerdings noch gestaltet Schriftleiter, Dieter Waloßek, und bereichert werden muss. für sein jahrelanges Engage- ment für unseren Newsletter Die Vorstandswahlen in Wien haben einige personelle und ihm sowie Andreas Maas Veränderungen gebracht: So haben wir einen neuen für die weitere Betreuung

57 unserer Website. Auch Marion beitragserhöhung notwendig). Unsere neueste Aktion Kotrba möchten wir unseren gemeinsam mit dem Verband Deutscher Biologen herzlichen Dank aussprechen; ist die „Initiative Taxonomie – Stiftungsprofessuren sie war viele Jahre als für Deutschland“ (www.taxonomie-initiative.de). Bitte Beisitzerin, Sprecherin helfen Sie mit, durch Ihre online-Unterschrift Druck der Kuratoren sowie als auf die Entscheidungsträger auszuüben. Vizepräsidentin im Vorstand tätig. Wolfgang Wägele National wie international sind Taxonomie und und ich haben die Ämter Systematik dabei, endlich wieder salonfähig zu werden: getauscht; ich bin dankbar, EU-Projekte wie SYNTHESYS und EDIT (European dass er unsere Vorstandsarbeit Distributed Institute of Taxonomy), Organisationen wie als Vizepräsident weiterhin GTI (Global Taxonomy Initiative) und GBIF (Global unterstützt. Biodiversity Information Facility) sowie Aktionen wie der GEO-Tag der Artenvielfalt zeigen, wie vielfältig die In den 10 Jahren ihres Kooperationen auf den unterschiedlichsten Ebenen Bestehens hat die GfBS viel inzwischen sind. Das Medieninteresse am neuesten in Gang gebracht: Sie hat UN-Klimabericht deutet darauf hin, dass das Problem nicht nur zur Gründung der des Klimawandels – und damit auch zwangsläufig das schweizerischen und öster- der Biodiversitätsveränderung – im Bewusstsein der reichischen Schwestergesell- Gesellschaft angekommen ist. Obwohl noch sehr viel schaften beigetragen, son- zu erforschen ist, kann unsere facettenreiche Kenntnis dern auch unsere Zeitschrift der Organismen einiges zur Lösung der anstehenden Organisms, Diversity and Probleme beitragen. Machen wir uns die modernen Evolution ins Leben gerufen, Technologien zu Nutze, um Daten schneller zu die in kürzester Zeit einen erheben und zu vernetzen sowie Forschungsergebnisse erfreulich hohen Impact- leichter zugänglich zu machen. Unterstützen Sie uns Factor erreicht hat. Um dabei, Initiativen zu ergreifen und die GfBS in die den Impact-Factor weiter verschiedensten Aktionen einzubringen! zu verbessern und den Manuskript-Stau abzubauen, Mit biologisch-systematischen Grüßen, Regine Jahn, Berlin wurde in diesem Jahr das elektronische Supplement ODES mit ODE vereinigt und sollen ab 2008 fünf Hefte pro Jahr produziert werden (dies und die allgemeine Kostensteigerung machen leider eine Mitglieds-

Spiders: Biology, Ecology, Natural History, and Behaviour

Fred Punzo title

This book covers many aspects of the biology of spiders including morphology, physiology, neurobiology, ecology, evolution, classification, natural history, and behavior. The physiology of all

new major systems are covered (integument, digestion, excretion and osmoregulation, neurophysiology, respiration and metabolism, circulation and hemolymph), as well as the biochemistry of spider silk and venom. Behavioral topics include, but are not limited to, foraging, dispersal, antipredator tactics, nest and web construction, communication, and social interactions. Topics on physiological ecology, habitat selection, diet composition, and community ecology are also addressed. Additional topics include spider systematics and evolution, as well as the role of spiders in mythology and literature. Readership: all those interested in any aspect of the biology, natural history, ecology or behavior of spiders, insects, and other arthropods. The book will be of value not only to professional biologists, undergraduate and graduate students, but also to a general readership interested in spiders.

Fred Punzo, Ph.D. (1975) in Zoology, Iowa State University, is Dana Professor of Biology at the University of Tampa. He has published extensively on the behavior, physiology, ecotoxicology and behavior of arachnids and insects, amphibians, reptiles, and small mammals. Previous books include The Biology of Camel-Spiders (Kluwer Acad. Publ., Norwell, MA; 1998), and Desert Arthropods: Life History Variations (Spinger, 2000).

• March 2007 • Hardback (428 pp.) • ISBN 978 9004156 63 0 • List price EUR 147.- / US$ 198.-

• March 2007 • Paperback (428 pp.) • ISBN 978 9004156 64 7 • List price EUR 72.- / US$ 97.-

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