Originalarbeit 297 6 3 TUTTGART KG,S , Sonnen- LMER U 1 , Carmen , Carmen Büttner 5 6 UGEN Strauzia longipennis Strauzia E ERLAG Wied. in Berlin iegt. Das wiederholte Auf- Das wiederholte iegt. , Minierer, Sonnenblume, schland bereits deutlich frü- schland bereits rbreitet ist, aber deutlichen ist, rbreitet ei; hier war nur ein geringer Berlinim Land Branden- und 84, 15374 Müncheberg, E-Mail: 15374 84, Strauzia longipennis , Margit Naujok 4 K.2013.08.01 K.2013.08.01 V F t. Pflanzenschutzdienst, Referat Ackerbau t. Pflanzenschutzdienst, Referat jedoch mit hoher Abundanz nachgewiesen. hoher jedoch mit ftsbiogeochemie, Müncheberg Fruchtfliege, Wied. in Berlin and in the Federal Land Brandenburg the Federal in and Berlin in Wied. , Birgit Kummer , Birgit 3 und im Bundesland Brandenburg und im Bundesland Investigation of theInvestigation distribution of Strauzia longipennis Strauzia Untersuchungen zum Auftreten von burg territorial bereits weit ve weit bereits burg territorial unterl Abundanzschwankungen in Flächen auf Art der treten Region in der die Art dass sich beweist, im 2012 Jahr burg Ergebnisse, die hat. Zusätzlich etabliert belegen dauerhaft Deut dass die Einschleppung in in Berlin – Registrierung ersten – bei der als 2009/10 her die hinaus zeigten Darüber haben muss. stattgefunden Wirts- ebenfalls zum Topinambur dass Untersuchungen, gehört. in Deutschland Fruchtfliege der pflanzenspektrum im Land Brandenburg und in Berlin Art der Auftreten Das über die an Wissen der Mangel und Jahre mehrere über zu Forschung macht weitere Population eingeschleppte notwendig. dringend Aspekten verschiedenen Stichwörter: positiv bonitierten Orte auf zw Orte positiv bonitierten Befall zu verzeichnen. An zwei Standorten longipennis S. in Berlin wurde dass die belegen, Boniturjahre der beiden Die Ergebnisse in und Berlin im Land Branden- Sonnenblumenfruchtfliege blumenfruchtfliege, Quarantäneschädling gewiesen. Im Jahr 2012 sankdie Zahlder in Brandenburg Jahrgewiesen. Im 2012 Fakultät, Fachgebiet Urbane Pflanzenökophysiologie, Berlin Pflanzenökophysiologie, Urbane Fachgebiet Fakultät, ung (ZALF), Eberswalder Straße ung (ZALF), Eberswalder Straße 2 , Tobias , Tobias Schober als 2 g, Institut für Landscha S. longi- Wied. erst- Wied. H. annuus , 65 (8). S. 297–308, 2013, ISSN 1867-0911, DOI: 10.5073/J DOI: 1867-0911, ISSN 2013, 297–308, S. (8). 65 , wirtschaft (LELF), Ab und Flurneuordnung gsinstitut für Kulturpflanzen, Institut für nationale und internationale Angelegen- , Peter Baufeld , Peter 1 L. und Topinambur ULTURPFLANZEN K rde die dort endemische die rde uchs, von Feldrändern, aus Feldrändern, uchs, von FÜR

flächen und aus dem Bereich t und darüber hinaus hinaus die Art t und darüber it, Außenstelle Kleinmachnowit, Außenstelle äge mit feldmäßigem Anbau mit feldmäßigem äge Strauzia longipennis Strauzia Sandra Lerche 4 5 OURNAL J Helianthus annuus handelte. Nur in den Landkreisen Ober- den Landkreisen in Nur handelte. L. statt. Es wurden Pflanzen sowohl von sowohl Pflanzen wurden Es statt. L. untersucht. Dieses Monitoring wurde 2012 als Über- als 2012 wurde Monitoring Dieses untersucht. H. annuus Julius Kühn-Institut (JKI) – Bundesforschun aktuell: Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschun aktuell: Leibniz-Zentrum Zur Veröffentlichung angenommen 2. Mai 2013 Kontaktanschrift Dr. Sandra Lerche, Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforsch [email protected] Pflanzenschutzamt Berlin Land Entwicklung, Ländliche für Landesamt und Grünland, Wünsdorf Berlin Phytomedizin, Fachgebiet Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät, Berlin, zu Humboldt-Universität Humboldt-Universität zu Berlin, Landwirtschaftlich-Gärtnerische zu Berlin, Humboldt-Universität Institut Berlin Phytomedizin, Fachgebiet Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät, Berlin, zu Humboldt-Universität heiten der Pflanzengesundhe heiten Zusammenfassung sich hauptsächlich um Schl hauptsächlich sich von nicht der Schädling konnte Prignitz und spreewald-Lausitz beobachtet werden. In Berlin wurden Fundorte 16 nach- pennis im Land wurden Im Jahr 2011 weitergeführt. sichtsbonitur es wobei festgestellt, 27 Fundorte insgesamt Brandenburg auch von Feldern mit Durchw mit Feldern von auch Versuchs von Gärtnerei, einer mit auf Befall Haus- und den Kleingärten von Sonnenblumen Sonnenblumen H. tuberosus mit erwerbsmäßigem Anbau von Feldern in unseren Breiten möglich is in unseren Breiten fanden im Jahr 2011 wird, geführt Quarantäneschädling als Verbreitung zur Erhebungen umfangreiche systematische an Bundesland Brandenburg dieser Art in Berlin und im mals 2009/10 durch Sichtungen in Berlin und Fänge doku- mals 2009/10 an gemäßigte Fruchtfliege Da die Adaption dieser mentiert. eine Überwinterung dass nahelegte, den Verdacht Klimate Außerhalb Nordamerikas wu Nordamerikas Außerhalb Sonnenblumenfruchtfliege SANDRA LERCHE et al., Untersuchungen zum Auftreten von Strauzia longipennis …

Abstract auszuschließen, dass sich S. longipennis bereits in Berlin Originalarbeit etabliert hatte. Da es sich bei dieser Art laut Richtlinie The sunflower maggot Strauzia longipennis Wied. is en- 2000/29/EG bzw. Pflanzenbeschauverordnung, Anhang I, demic in North America. First observations on the fruit Teil A, Kapitel I um einen Quarantäneschadorganismus fly in Europe were obtained in Berlin and dates back to handelt, waren Untersuchungen zum Auftreten und 2009/10. Considering the adaption of the species to der Verbreitung von S. longipennis notwendig. Beson- climatic conditions in Central Europe and the status as ders im Bundesland Brandenburg ist der Anbau von quarantine pest an extensive survey on the occurrence of Sonnenblumen von ökonomischer Bedeutung. In den the fruit fly was carried out in Berlin and Federal Land Jahren 2003 bis 2011 befand sich hier mit 16 800 bis Brandenburg in 2011. The infestation with S. longipennis 18 200 ha etwa 60–70% der deutschen Gesamtanbau- was investigated on sunflower H. annuus as well as Jeru- fläche für diese Kultur (ANONYMUS, 2010; ANONYMUS, salem artichoke H. tuberosus L. Therefore, were 2011c). examined growing on fields i.e. sunflower fields and Die Sonnenblumenfruchtfliege wurde erstmals 1830 other crops (plants growing through or growing on the durch WIEDEMANN unter dem Namen Trypeta longipennis edges) as well as plants from a nursery, from experimen- beschrieben. Weitere Beschreibungen der Art fanden un- tal fields, backyards, allotments and roadsides. Further ter verschiedenen Synonymen statt (ANONYMUS, 2011b). monitoring was conducted in 2012 in Land Brandenburg Taxonomisch wird S. longipennis in die Klasse Insecta, to achieve an overview of the situation of infestation, Ordnung Diptera, Unterordnung Brachycera, Familie Te- 298 whereas in Berlin, two sides were closely examined. In phritidae eingruppiert. Die letzte Revision der Art fand 2011 S. longipennis was found in Land Brandenburg and 1999 von NORRBOM et al. statt. Berlin. In Brandenburg, on 27 locations mostly cultivated Die Art S. longipennis ist in Nordamerika weit verbrei- with Helianthus annuus L. were plants registered to be tet und kommt in den meisten Gebieten der USA sowie infested with the fruit fly. Only in districts Oberspree- in vielen Provinzen Kanadas vor. Im englischsprachigen wald-Lausitz and Prigniz, the sunflower maggot could Raum ist die Fliege unter der Bezeichnung ‚sunflower not be detected. In Berlin infested plants were observed maggot‘ bekannt (FOOTE und BLANC, 1963; KNODEL, 2009). at 16 locations. One year later, the number of positively Nach KNODEL (2009) handelt es sich bei S. longipennis um tested fields in Brandenburg declined. The sunflower den einzigen Vertreter der Tephritidae, der in den Stän- maggot could be detected only on two fields. Further- geln von kultivierten Sonnenblumen miniert. Neben more, abundance on these fields was low. Nevertheless, Helianthus annuus L. werden weitere Arten der Gattung relatively high abundance of the species was observed at Helianthus befallen. Dazu zählen Topinambur, H. tubero- two locations in Berlin. The results of both years verify sus L., die Staudensonnenblume H. laetiflorus L., H. maxi- the territorial wide distribution of the sunflower maggot miliani Schrad. und die in Nordamerika beheimatete Wild- within Berlin and the Federal Land Brandenburg. Fur- art H. hirsutus Raf. Darüber hinaus wurden als weitere ther, significant variations of abundance between the Wirtspflanzen uvedalia L., das Gartenson- years were shown. Despite the differences in the years, nenauge Heliophis helianthoides L., Ambrosia sp. und der the repeated presence of S. longipennis in Berlin and Runzelige Wasserdost Ageratina altissima L. beschrieben Land Brandenburg proves the permanent establishment (WESTDAL und BARRETT, 1960; WASBAUER, 1972; STEYSKAL, of the species within the region. Additionally, it can be 1986; CHARLET und GAVLOSKI, 2011). assumed that the introduction of the species in Germany Die Sonnenblumenfruchtfliege wird als sehr variabel must have taken place quite earlier than with the first hinsichtlich morphologischer Merkmale bezeichnet (AXEN detection in Berlin in 2009/10. Furthermore, the study et al., 2010). Von LOEW wurden 1873 noch 7 Varietäten demonstrates the Jerusalem artichoke H. tuberosus as innerhalb der Art unterschieden. Einige dieser Varietä- another host of the fly species within Germany. The ten gelten inzwischen als eigene Arten (STEYSKAL, 1986; occurence of S. longipennis in Berlin and Land Branden- STOLTZFUS, 1988). Die Adulten von S. longipennis der Art burg for several years and the lack of knowledge regard- sind mit ihrer gelben Färbung an Caput, Thorax und ing the introduced population emphasize the need for Abdomen sehr augenfällige Tiere. Am Thorax befinden further research. sich mehr oder weniger stark ausgeprägte schwarze Be- reiche bzw. Streifen mit höchstens leicht dunklen Strei- Key words: Fruit fly, Strauzia longipennis,sunflower fen an den Pleuren. Das letzte Tarsensegment ist in der maggot, Helianthus, mining, sunflower, quarantine pest Regel gleichfarbig im Vergleich zu den anderen Segmen- ten; es kann jedoch auch leicht dunkler ausgebildet sein. Auf der Hüfte befindet sich ein dunkler Bereich. Die Flie- Einleitung gen besitzen grüne Komplexaugen (Abb. 1). Die Länge der Fliegen beträgt zwischen 6 und 8 mm; die Flügel- Seit vier Jahren wird vom Auftreten der bis dahin außer- spannweite wird mit 13 mm angegeben (WESTDAL und halb Nordamerikas unbekannten Sonnenblumenfrucht- BARRETT, 1960; CARROLL et al., 2005; KNODEL, 2009). Das fliege Strauzia longipennis Wied. in Berlin berichtet bräunliche Muster auf dem hinteren Bereich der Flügel (BRUECKNER und KORNEYEV, 2010). Aufgrund der Entfer- läuft an den Flügelspitzen in der Regel f-förmig aus. Das nung der einzelnen Fundstellen zueinander war nicht Flügelmuster kann bei Männchen abweichend ausgebil-

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fliegen. Aus der Literatur lässt sich jedoch nicht herleiten, welche Flugstrecke die Fliegen zurücklegen können. Sie Originalarbeit sind während des Tages, insbesondere an sonnigen und warmen Tagen, sehr aktiv. Bei ungünstiger Witterung wird Schutz in den Spalten im Boden gesucht. Außerdem ist beobachtet worden, dass sich die Fliegen zur Blütezeit häufig am Erbsenstrauch Caragana arborescens LAM. auf- halten, vermutlich findet hier eine Nahrungsaufnahme statt (WESTDAL und BARRETT, 1960). Im kommerziellen Sonnenblumenanbau ist S. longi- pennis erstmals 1948 in Manitoba in Kanada in Erschei- nung getreten. Gegen Larven des Schädlings wurde das Insektizid Demeton eingesetzt, um den Fraß der Maden im Stängel der Wirtspflanze zu unterbinden bzw. zu re- duzieren. Bei einem Auftreten der Fliegen können bis zu 100% der Pflanzen des Bestandes befallen sein (ALLEN et Abb. 1. Adultes Männchen von S. longipennis auf H. annuus. al., 1954; CHARLET und BREWER, 2009). Die ökonomischen Schäden sind – abhängig vom Befallsgebiet und den verschiedenen Jahren – variabel. Ertragsausfälle werden 299 durch Stängelbruch infolge der mangelnden Stabilität det sein (STEYSKAL, 1986; STOLTZFUS, 1988; AXEN et al., der ausgehöhlten Pflanzen bzw. durch Sekundärinfek- 2010). tion durch phytopathogene Pilze wie Sclerotinia sp. her- Die Sonnenblumenfruchtfliege bildet in der Vegeta- vorgerufen (WESTDAL und BARRETT, 1960; STEYSKAL, 1986; tionsperiode eine Generation aus. Die Flugzeit der ca. 2 SMITH und WUKASCH, 1997). In territorialer Nähe zu be- Wochen lebenden Adulten erstreckt sich von Anfang/ grünten Wasserläufen oder sonstigen Wasserflächen ist Mitte Juni bis Ende Juli. Die Geschlechter treten in einem ein deutlich erhöhter Stängelbefall festgestellt worden. Verhältnis von 1:1 auf (WESTDAL und BARRETT, 1960; Hier war – bei Besatzdichten zwischen 8 und 10 Larven CHARLET und BREWER, 2009; KNODEL, 2009). Die Eiablage pro Stängel – bei ca. 30% der Pflanzen Stängelbruch fest- erfolgt bis Mitte Juli in die Stängel der Wirtspflanzen, zustellen (CHARLET und BREWER, 2009). In den USA hat wobei ein Weibchen im Schnitt 68 Eier ablegen kann die Sonnenblumenfruchtfliege bisher keine ökonomische (ALLEN et al., 1954; WESTDAL und BARRETT, 1960; CHARLET Bedeutung (CHARLET et al., 1992; KNODEL, 2009), Ertrags- und BREWER, 2009; KNODEL, 2009). Der Schlupf der Lar- ausfälle durch Stängelbruch oder Reduzierung des Samen- ven erfolgt nach einer Woche (ALLEN et al., 1954). Danach ertrages sind jedoch bekannt (WHITE und ELSON-HARRIS, fressen die Maden im Mark der Pflanzen; es wurden Fraß- 1992). HILL (1987) hingegen stuft diese Art als bedeu- tunnel jedoch auch in den Wurzeln gefunden (WESTDAL tende Fruchtfliegenart, die ökonomische Schäden verur- und BARRETT, 1960; ROGERS, 1988; KNODEL, 2009). Die sacht, ein. Möglicherweise ist das höhere Schadpotential Larven sind typische Fliegenmaden. Sie sind creme-weiß in Kanada auf das Auftreten eines anderen Biotyps zu- bis gelblich, kopf- sowie beinlos und verjüngen sich an rückzuführen, so wie es die Überwinterung in unter- beiden Enden. Zur Verpuppung erreichen sie eine Länge schiedlichen Entwicklungsstadien (Larve bzw. Puppe) von ca. 7 bis 9 mm (WESTDAL und BARRETT, 1960; CHARLET bereits andeutete. Der Anbau von anderen, hochstäng- und BREWER, 2009). Die gesamte Larvalentwicklung dau- ligen Sonnenblumensorten kann eine weitere mögliche ert insgesamt 6 Wochen und bis dahin wurden 3 Larven- Ursache sein. Schäden werden aus diesem Gebiet bei stadien durchlaufen, wobei zum Ende des 3. Stadiums stärkerem Auftreten der Art regelmäßig gemeldet (SMITH die Pflanze verlassen wird. Mit Hilfe der Mundwerkzeuge und WUKASCH, 1997). Die Populationsdichte der Fliege werden dazu Ausbohrlöcher in den Stängel gefressen wird im nearktischen Gebiet durch die dort heimische (WESTDAL und BARRETT, 1960; KNODEL, 2009). Abweichun- Schlupfwespe Coptera strauziae Muesebeck reduziert. gen in der Literatur hinsichtlich der Verpuppung der Tiere Von der Schlupfwespe werden die Puppen der Fliege lassen vermuten, dass zwei Biotypen ausgebildet werden parasitiert (WHARTON und YODER, 2011). Aus der Literatur können. Besonders für Regionen in den USA ist die Über- kann nicht entnommen werden, wie hoch der Parasitie- winterung von Larven im Pflanzenabfall auf oder im Erd- rungsgrad ist. Ob in unseren Breiten heimische Gegen- boden beschrieben. Hier erfolgt die Verpuppung erst kurz spieler die Populationsdichte von S. longipennis reduzie- vor dem Schlupf der Adulten im Juni des Folgejahres ren, ist nicht bekannt. (CHARLET und BREWER, 2009; KNODEL, 2009). In Kanada ist Das Auftreten von S. longipennis in Berlin im Jahr die Verpuppung direkt im Anschluss an das Ausbohren 2009/10 führte zu den nachfolgend vorgestellten Unter- aus der Pflanze bekannt. Die Puppenruhe im Winter fin- suchungen. Diese wurden mit dem Ziel durchgeführt, die det dann im Boden in einer Tiefe von ungefähr 3 cm statt Verbreitung von S. longipennis in Berlin und im Land (ALLEN et al., 1954; WESTDAL und BARRETT, 1960). Brandenburg zu ermitteln. Dabei sollte sich das Ausmaß Die Adulten werden als starke und schnelle Flieger be- des Befalls und die Bewertung der Befallssituation bei zeichnet, die trotzdem üblicherweise nur kurze Strecken erfolgter Etablierung ableiten lassen.

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Material und Methoden Fundorten des vergangenen Jahres befanden, Übersichts- Originalarbeit bonituren zum Befall mit S. longipennis durchgeführt. In Untersuchungen im Jahr 2011 folgenden Landkreisen wurden dazu Pflanzen von 1 bis Land Brandenburg. Anhand einer Übersichtskarte Bran- max. 3 Sonnenblumenschlägen bonitiert: Oberhavel (2), denburgs mit allen behördlich bekannten Schlägen mit Havelland (1), Prignitz (3), Barnim (3), Uckermark (3), Sonnenblumenanbau aus den Jahren 2010 und 2011 Märkisch-Oderland (3), Oder-Spree (3), Teltow-Fläming wurden die Monitoringmaßnahmen in 2011 koordiniert. (3), Potsdam-Mittelmark (3), Oberspreewald-Lausitz (1), Hierzu sind gezielt Gebiete mit intensivem Sonnenblu- Spree-Neiße (1), Elbe-Elster(2) und Dahme-Spreewald menanbau ausgewählt worden. In diesen Gebieten wur- (1). Nach einer stichprobenartigen Sichtkontrolle im Vor- den anschließend Felder untersucht und Pflanzen auf gewände wurden ca. 15–20 m vom Feldrand beginnend den Befall mit S. longipennis bonitiert. Die Untersuchun- insgesamt 50 Pflanzen nach der Linienbonitur (entspricht gen fanden vom 01.07. bis zum 09.09. statt. Insgesamt 2 Boniturlinien) untersucht. Boniturparameter waren das sind auf 133 Flächen Bonituren durchgeführt worden, wo- Vorhandensein von Ausbohrlöchern am Stängel/Blüte von über 95% der Flächen Sonnenblumenfelder waren. sowie das Vorhandensein von Fraßtunneln im Mark der In den ersten zwei Wochen fanden die Bonituren an je Pflanze. Dazu wurden die Pflanzenstängel wie bereits be- 25 Pflanzen vom Feldrand und 25 Pflanzen, 20 m im schrieben aufgeschnitten. Neben diesen Beobachtungs- Bestand, statt. Danach sind je Feld 20 Pflanzen, die sich schlägen sind noch zwei zusätzliche Sonnenblumen- 2 bis 4 m im Bestand befanden, in die Untersuchungen bestände im Land Brandenburg auf den Befall mit 300 einbezogen worden. Im Land Brandenburg wurde das S. longipennis überprüft worden. Auf dem Versuchsfeld Auftreten von S. longipennis anhand der Fraßtunnel der des JKI in Kleinmachnow wurde dazu auf einer Fläche Larven in den Stängeln Pflanzen und/oder der Ausbohr- von ca. 50 m2 H. annuus angebaut und während der ge- löcher, die die verpuppungsreifen Maden an den Stängeln samten Vegetationsperiode auf das Vorhandensein der hinterlassen, ermittelt. Fanden sich am Feld-/Wegrand Fliegenart bonitiert. Eine weitere Versuchsfläche lag in oder an öffentlich zugänglicher Stelle von Haus- sowie Güterfelde. Es handelte sich um einen kommerziellen Kleingärten Topinambur- bzw. Sonnenblumenpflanzen, Sonnenblumenschlag mit einer Fläche von 46 ha. Neben sind diese ebenfalls in die Untersuchungen einbezogen visuellen Bonituren im Zeitraum Anfang Juni bis Ende worden. Allerdings waren dort meist nur nicht-destruktive August betreffend den Flug der Adulten und das Auftre- oberflächliche Bonituren auf die Ausbohrlöcher möglich. ten von Ausbohrlöchern ist hier zusätzlich durch Auf- Als Hilfsmittel wurden verschiedene mechanische und schneiden der Pflanzenstängel der Befall der Pflanzen elektrische Schnittwerkzeuge verwendet, wobei sich die durch Maden anhand von Fraßtunneln ermittelt worden. Verwendung einer Pflanzen- oder ggf. Astschere für Quer- Diese Bonitur fand am 23.08. statt. Dazu wurden 5 und schnitte zur direkten Untersuchung auf dem Feld am 50 m im Bestand jeweils 20 Sonnenblumen untersucht. besten eignete. Dazu sind die Stängel der Pflanzen vom Erdboden bis zur Blüte in einem Abstand von je 5 cm Berlin. Auf zwei Flächen auf dem Versuchsfeld des JKI in durchtrennt worden. Die im Stängelquerschnitt sichtba- Dahlem mit 400 m2 (Feld 1) bzw. 1600 m2 (Feld 2) sind ren Fraßtunnel ließen Rückschlüsse auf den Befall mit Sonnenblumen der Sorte ‚Rigasol‘ in einer Dichte von 8 Larven von S. longipennis zu. Die Anzahl befallener Pflan- keimfähigen Körnern je Quadratmeter ausgesät worden. zen wurde erfasst und photographisch dokumentiert. Als Hier und auf zwei kleinen Sonnenblumenflächen (je 5 m2 weitere Hilfsmittel dienten Lupe und Auflichtmikroskop. mit 30 Pflanzen, Sorten ‚Delfi‘ und ‚Pegasol‘) im urbanen Grün (Berlin-Wartenberg) wurden die Pflanzen regel- Berlin. Das Monitoring erfolgte mit Hilfe von Gelbtafeln mäßig auf Befall mit S. longipennis untersucht. Neben vi- (Adulte) und darüber hinaus durch visuelle Bonituren suellen oberflächlichen Bonituren sind auf den Versuchs- hinsichtlich des Auftretens von Adulten, der Ausbohr- feldern in Dahlem am 23.08. je 40 Pflanzen und in Ber- löcher sowie von Fraßtunneln. Letzteres erforderte das lin-Wartenberg am 03.09. alle Pflanzen aufgeschnitten Aufschneiden der Pflanzen, wie bereits beschrieben. Auf- und auf das Vorhandensein von Fraßtunneln überprüft grund der Unzugänglichkeit von potentiellen Wirtspflan- worden. Wenn möglich wurde in diesem Zusammenhang zen in Klein- und Hausgärten konnten in Berlin jedoch die Anzahl der in der Pflanze minierenden Larven be- keine flächendeckenden Bonituren erfolgen. Die Unter- stimmt. Weitergehende Untersuchungen zum Auftreten suchungen fanden von Mitte Juni bis Mitte September an von S. longipennis im Stadtgebiet sind in diesem Jahr verschiedenen Standorten statt (Tab. 1). nicht erfolgt. Von allen aufgeführten Boniturstellen sind nur die Flä- chen des Julius Kühn-Instituts, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI) in Berlin-Dahlem zu Versuchs- Ergebnisse zwecken angelegt worden. Untersuchungen im Jahr 2011 Untersuchungen im Jahr 2012 Land Brandenburg. Insgesamt wurden Pflanzen auf über Land Brandenburg. Erstmals wurden im Rahmen des 130 Standorten, zumeist Schlägen mit Sonnenblumen, Warndienstes in der 36./37. Kalenderwoche auf 30 untersucht. Darunter befanden sich einige wenige Stand- Schlägen, die sich nach Möglichkeit in der Nähe von orte mit Topinambur bzw. Sonnenblumen (Zierpflanzen).

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Tab. 1. Boniturstellen in Berlin, Zeitpunkt der Bonituren (Monat) und Monitoringverfahren des Bestandes Originalarbeit Boniturstellen (Nr.) (2011) Boniturmonate Bestand

Berlin-Wartenberg, Lindenweg (östlich), 06–09 10 Sonnenblumen auf 100 m2 13059 Berlin (1) Berlin-Wartenberg, Lindenweg (westlich), 06–09 9 Sonnenblumen in Reihe 13059 Berlin (2) Berlin-Wartenberg, Hauptweg, 06–09 6 m2 Topinambur im Schaugarten der 13059 Berlin (3) Kleingartenanlage Falkenhöhe 1932 Berlin-Wartenberg, Birkholzer Weg, 08 2 m2 Topinambur am Eingang zur 13059 Berlin (4) Kleingartenanlage Falkenhöhe Nord Berlin-Wartenberg, Grüne Trift, zwischen 06/07 300 m Sonnenblumen, einreihig, Ahornweg und Lindenberger Straße (5) Pachtfeld von „Meine Ernte“ Berlin-Falkenberg, 300 m nördlich der Dorfstraße, 09 Waldrand, Topinambur 13057 Berlin (6) 20 m2 Berlin-Kausldorf, Falkstätter Straße, 07 Sonnenblume Solitär, Garten 12621 Berlin (7) Berlin-Dahlem, Lentzeallee 55–57, 08 30 Sonnenblumen, einreihig, Versuchsfläche 14195 Berlin (8) 301 Berlin-Dahlem, Königin-Luise-Straße 19, 09 Versuchsfläche mit Lysimetern, 14195 Berlin (9) 5 Sonnenblumen je Lysimeter Garten- und Siedlerfreunde Anlagen Blankenburg, 09 Sonnenblume Solitär am Gartenzaun Bahnhofstraße, 13129 Berlin (10) Topinambur an Feldrand Schillingweg/Buchholzer Straße, 09 Topinambur an Feldrand 13127 Berlin (11) Erholungs- und Gartenanlage Frohsinn, 09 Sonnenblume Solitär am Gartenzaun 13127 Berlin (12) Berlin-Karow, Straße 72 gegenüber Nr. 14, 09 8 Sonnenblumen am Feldrand 13125 Berlin (13)

Boniturstellen (Nr.) (2012) Boniturmonate Bestand

Berlin-Wartenberg, Lindenweg (östlich), 05–09 30 Sonnenblumen auf 5 m2 13059 Berlin (1) Berlin-Wartenberg, Lindenweg (westlich), 05–09 30 Sonnenblumen auf 5 m2 13059 Berlin (2) Berlin-Dahlem, Königin-Luise-Straße 19, 06–09 1 Sonnenblumenbestand (400 m2), 14195 Berlin (9) 1 Bestand (1600 m2)

An 27 verschiedenen Fundstellen konnte bei einzelnen und durch die von den Maden verursachten Fraßtunnel Pflanzen ein Befall durch Maden der Sonnenblumen- im Mark der Stängel festgestellt. In Berlin war die Befalls- fruchtfliege festgestellt werden. Dabei handelte es sich stärke deutlich höher als auf den Feldern im Land Bran- um Pflanzen aus Feldbeständen und um Zierpflanzen in denburg. Dies ist z.B. auf die Mehrfachbelegung der Hausgärten sowie Wildwuchs und Durchwuchs in Mais- Pflanzen durch Maden zurückzuführen, die in Berlin an schlägen (Abb. 2, Tab. 2). jeder befallenen Pflanze festgestellt wurde. Bei starkem Ab dem 15.08. konnte der Befall durch S. longipennis – Befall konnten bis 16 Maden pro Stängel ausgezählt wer- außer durch die Fraßgänge – auch durch das Vorhanden- den, wobei der Besatz noch höher gelegen haben muss, sein von Ausbohrlöchern nachgewiesen werden. Adulte da bereits Ausbohrlöcher (Abb. 3) vorhanden waren. Hier Tiere wurden in diesem Jahr nur auf der Versuchsfläche war häufig das gesamte Mark der Pflanzen gefressen wor- des JKI am Standort Kleinmachnow festgestellt. den. Hingegen wiesen im Land Brandenburg nur Pflanzen in Güterfelde und am Standort des JKI in Kleinmachnow Berlin. Auch in Berlin gelang es 2011 wiederholt S. longi- mehr als einer Made pro Stängel auf. pennis an und in Sonnenblumen sowie an Topinambur Als weitere Wirtspflanze konnte Topinambur mehrfach nachzuweisen (Tab. 3). Hier konnten während der Flug- positiv belegt werden. Am 23.06. wurde ein Weibchen zeit die Adulten beobachtet und mittels Gelbtafeln gefan- bei der Eiablage an Topinambur am Standort Berlin-War- gen werden. Zusätzlich wurde der Befall anhand von Aus- tenberg, Hauptweg, beobachtet. Fraßtunnel und Maden bohrlöchern an den Stängeln der Pflanzen (ab 15.08.) des Schädlings waren zu finden (Abb. 4). Die Befallshäu-

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2011 2012

302

Abb. 2. Fundstellen von S. lon- gipennis in Brandenburg.

figkeit der untersuchten Stängel der Topinamburpflanzen Fläche 2 (1600 m2) 21 der 40 untersuchten Pflanzen (2 Stellen in Berlin-Wartenberg, eine in Berlin-Falken- befallen. Dabei wiesen auf beiden Flächen mehr als die berg) lag zwischen 75% und 100%. Ein wilder Bestand Hälfte dieser befallenen H. annuus mehr als 2 Fraßtunnel Topinambur in Berlin-Buchholz (Schillingweg) zeigte hin- auf (Feld 1: 72,7%, Feld 2: 61,5%). Häufig konnten in gegen keine Anzeichen einer Schädigung durch die Ma- diesen Sonnenblumen mehr als 5 Maden pro Stängel den. Ein weiterer Befall von an Topinambur durch S. lon- gefunden werden. Zwei Fraßgänge wurden auf Feld 1 bei gipennis wurde aus Berlin-Blankenfelde gemeldet. 6,1% und auf Feld 2 bei 11,5% der Pflanzen nachgewie- sen. Hingegen waren Einzelgänge auf Feld 1 bei 21,2% Untersuchungen im Jahr 2012 und auf Feld 2 bei 26,9% aller befallenen H. annuus vor- Land Brandenburg. Bei Übersichtsbonituren in Sonnen- handen. blumen im Rahmen des Warndienstes konnten im Land Aus den Boniturergebnissen von Berlin-Dahlem lässt Brandenburg in diesem Jahr keinerlei Nachweise von sich die für den Befall notwendige minimale Anzahl ab- S. longipennis erbracht werden. Lediglich auf den Ver- gelegter Eier hochrechnen. Die Ausgangsdaten für diese suchsflächen in Güterfelde und Kleinmachnow wurde Berechnung sind der prozentuale Befall der Pflanzen auf die Fliegenart wieder festgestellt. Auffällig waren die beiden Teilflächen. Nach der Hochrechnung befanden recht großen Unterschiede in der Abundanz in den bei- sich insgesamt ca. 5040 Pflanzen ohne Befall in beiden den Jahren. Beständen, ca. 2800 Pflanzen wiesen einen Fraßgang auf (Ablage von 1 Ei), ca. 1120 Pflanzen zeigten 2 Gänge Berlin. In Berlin-Dahlem und Berlin-Wartenberg waren (Ablage von 2 Eiern) und rund 7040 Sonnenblumen sowohl adulte Fliegen als auch Fraßtunnel in den Stän- waren durch mehr als 2 Maden befallen (Ablage von geln nachzuweisen. Ausbohrlöcher wurden in diesem > 2 Eiern). Unter Annahme, dass Pflanzen mit mehr als Jahr aber deutlich später, d.h. ab 28.08. beobachtet. An 2 Gängen im Schnitt mit a) 3 Eiern, b) 3,5 Eiern und c) beiden Standorten konnte an den Sonnenblumen eine 4 Eiern belegt wurden, ergeben sich Gesamtzahlen an ab- relativ hohe Befallshäufigkeit und z.T. auch -stärke fest- gelegten Eiern von a) 26 160, b) 29 680 bzw. c) 33 200 gestellt werden. In Berlin-Dahlem waren auf dem Ver- Stück. Zur weiteren Berechnung wird das Ergebnis von suchsfeld 1 (400 m2) 33 der 40 untersuchten und auf WESTDAL und BARRETT (1960) zur Eiablagetätigkeit von

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Tab. 2. Verbreitung von S. longipennis in Brandenburg (2011) Ort1: Sonnenblumenfeld, Ort2: Durchwuchs auf Maisschlag, Ort3: Zierpflanzen, Ort4: wild am Straßenrand Originalarbeit

Landkreis Σ Flächen davon Orte mit Befall Anzahl Pflanzen mit Befall

Ostprignitz-Ruppin 7 Glambeck1 2 von 20 Pfl. Havelland 4 Ribbeck1 1 von 20 Pfl. Oberhavel 4 Nassenheide1 2 von 20 Pfl. Liebenberg2 2 von 20 Pfl. Uckermark 6 Jamikow1 1 von 20 Pfl. Wartin1 2 von 20 Pfl. Barnim 8 Zerpenschleuse1 1 von 20 Pfl. Märkisch-Oderland 22 Ihlow1 1 von 20 Pfl. Ihlow-Ort3 4 von 20 Pfl. Münchehofe1 2 von 20 Pfl. Zechin1 1 von 20 Pfl. Podelzig1 1 von 20 Pfl. Falkenhagen1 1 von 20 Pfl. Oder-Spreewald 21 Groß-Schonen1 2 von 20 Pfl. Dorf Saarow1 3 von 20 Pfl. Günthersdorf1 1 von 20 Pfl. 303 Diensdorf-Radlow1 2 von 20 Pfl. Spree-Neiße 15 Burg1 3 von 20 Pfl. Auras2 1 von 10 Pfl. Elbe-Elster 14 Kotschka1 1 von 20 Pfl. Proßmarke1 1 von 20 Pfl. Dahme-Spreewald 11 Zieck1 2 von 20 Pfl. Kasel-Golzig1 4 von 20 Pfl. Märkisch-Buchholz1 1 von 20 Pfl. Teltow-Fläming 6 Fahlhorst1 2 von 20 Pfl. Hennickendorf1 1 von 20 Pfl. Potsdam-Mittelmark 9 Güterfelde4 10 v. 10 Pfl. Oberspreewald-Lausitz 5 Brandenburg (Stadt) 1 Prignitz 0

Weibchen der Art, die bei durchschnittlich 68 Stück/ sein, da den Tieren hier regelmäßig geeignete Wirts- Weibchen liegt, herangezogen. Somit hätten sich bei a) pflanzen zur Verfügung stehen. Aus der Tatsache, dass rund 385, bei b) rund 437 und bei c) rund 488 Weibchen in Berlin ein stärkerer Befall der Pflanzen an den in den Sonnenblumenbeständen befinden müssen, um Einzelstandorten festzustellen war, kann aber nicht den festgestellten Befall zu verursachen. Bei einem Ge- der Schluss gezogen werden, dass die Abundanz des schlechterverhältnis von 1:1 (WESTDAL und BARRETT, 1960) Schädlings im Land Brandenburg geringer ist als in muss zusätzlich eine ähnliche Anzahl Männchen vorhan- Berlin. Es ist zu beachten, dass im Land Brandenburg den gewesen sein. Insgesamt sollte es sich daher um eine hauptsächlich Sonnenblumen im Feldanbau bonitiert Anzahl von rund a) 770, b) 874 bzw. c) 976 Adulten ge- wurden. Da auf einem Hektar Feldfläche im Schnitt handelt haben, die 2012 in den Sonnenblumenbestand in 50 000 bis 70 000 Sonnenblumen wachsen (ANONYMUS, Berlin-Dahlem eingeflogen ist. 2011a, 2012a), stehen den Adulten von S. longipennis Die Karte in Abb. 5 zeigt die Verbreitung von S. longi- deutlich mehr Wirtspflanzen zur Verfügung (Verdün- pennis in Berlin mit den Fundstellen von 2009 bis 2012. nungseffekt) als in Berlin. In diesem Zusammenhang wäre es von großem Inte- resse zu eruieren, inwieweit Pflanzen aus Hausgärten Diskussion oder kleineren Ackerflächen im Land Brandenburg durch S. longipennis befallen werden. Hier ist mit einem höheren Die Funde von S. longipennis in Berlin und Brandenburg Befallsdruck je Einzelpflanze zu rechnen, gerade wenn aus den vergangenen Jahren lassen keinen Zweifel daran, Sonnenblumenfelder dort nicht in der Nähe vorhanden dass sich der Schädling in der Region erfolgreich etab- wären. Diese Standorte könnten aufgrund hoher Abun- liert hat. Dies dürfte durch das innerstädtische Grün in danzen den Ausbreitungsdruck von S. longipennis erhö- den Haus- und Kleingärten Berlins begünstigt worden hen.

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Tab. 3. Funde von S. longipennis in Berlin Originalarbeit 2011: Fläche (Nr) Monitoringverfahren Vorhandensein von S. longipennis bewiesen durch:

1 Gelbtafeln Fang Adulter, Larven im Stängel bzw. in der Blüte, Aufschneiden Ausbohrlöcher äußerlich visuell 2 Gelbtafeln Fang Adulter, Larven im Stängel bzw. in der Blüte, Aufschneiden Ausbohrlöcher äußerlich visuell 3 Gelbtafeln Fang Adulter, Larven im Stängel bzw. in der Blüte, Aufschneiden Ausbohrlöcher äußerlich visuell 4 Aufschneiden Larven im Stängel 5 Gelbtafeln Fang Adulter 6 äußerlich visuell und Aufschneiden Ausbohrlöcher, Larven im Stängel, 7Fang Adult 8 äußerlich visuell, Aufschneiden Fang Adulter, Ausbohrlöcher, Larven im Stängel 304 9 Aufschneiden Fraßtunnel, Larven im Stängel, Puppen im Boden 10 äußerlich visuell ohne Befund 11 äußerlich visuell, Aufschneiden ohne Befund 12 äußerlich visuell ohne Befund 13 äußerlich visuell Ausbohrlöcher

2012: Fläche (Nr) Monitoringverfahren Vorhandensein von S. longipennis bewiesen durch:

1 äußerlich visuell Fang Adulter, Larven im Stängel bzw. in der Blüte, Aufschneiden Ausbohrlöcher 2 äußerlich visuell Fang Adulter, Larven im Stängel bzw. in der Blüte, Aufschneiden Ausbohrlöcher 9 Fallenfänge (Gelbtafeln) Fang Adulter, Larven im Stängel bzw. in der Blüte, äußerlich visuell Ausbohrlöcher Aufschneiden

Trotz der geringen Anzahl positiver Befunde des Schäd- Der deutlich geringere Nachweis der Art in Branden- lings im Land Brandenburg im Jahr 2012 ist davon auszu- burg im Jahr 2012 ist vermutlich auf die Witterungsbe- gehen, dass S. longipennis hier ebenfalls etabliert ist. Dies dingungen während der Diapause zurückzuführen. Nach lässt sich aus den Befunden schließen. Es ist unwahr- einem außergewöhnlich warmen Dezember 2011/Januar scheinlich, dass im Jahr 2011 Adulte der Art aus Berlin in 2012 folgte eine Periode starker Barfröste im Februar. In das Land Brandenburg eingeflogen sind und in entgegen- Berlin wurden Tiefsttemperaturen von bis –20°C ermit- gesetzten Himmelsrichtungen in einer Entfernung von telt. Diese Tiefstwerte sind im Land Brandenburg im 120 km (Elsterwerda) bzw. 140 km (Angermünde) zur Februar 2012 gemessen worden. In den Landkreisen Eiablage kamen – auch wenn die Art als starker Flieger Uckermark (Prenzlau), Teltow-Fläming (Luckenwalde) bekannt ist (WESTDAL und BARRETT, 1960). Daher ist da- und Potsdam-Mittelmark (Kleinmachnow) sank die Tiefst- von auszugehen, dass sich S. longipennis bereits 2010 im temperatur sogar auf Werte von –24°C (ANONYMUS, 2012b). nördlichen und südlichen Brandenburg befunden haben Mit diesem Frosteinbruch wird eine starke Reduktion muss. Weiterhin ist von Bedeutung, dass in Güterfelde der Populationsdichte einhergegangen sein. Von anderen und in Kleinmachnow sowohl 2011 als auch 2012 ein Insekten ist bekannt, dass gerade Wechseltemperaturen Befall von H. annuus nachgewiesen wurde. Besonders und starke Abkühlung zu erhöhten Mortalitäten in der wichtig ist hierbei, dass die Sonnenblumenflächen in Überwinterung führen (BALE et al., 1989; SOBEK-SWANT et Kleinmachnow im Jahr 2011 beerntet wurden bevor die al., 2012). Auch die auf Anbauflächen übliche Boden- Puppen in den Boden gelangen konnten, so dass hier kein bearbeitung dürfte sich nachteilig auf die Überwinterung Populationsaufbau aus überwinternden S. longipennis von S. longipennis bei Frosttemperaturen auswirken, da stattgefunden haben kann. das Aufbrechen der Erde die Überlebensrate der boden-

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Abb. 3. Schäden an H. annuus verursacht durch Maden von S. longi- Abb. 4. oben: Bestand von H. tuberosus in Berlin-Wartenberg, pennis: oben: Ausbohrloch der verpuppungsfähigen Maden, unten: Hauptweg unten: Fraßtunnel in den Stängeln im Längsschnitt. Tunnelfraß der Maden im Stängel.

Puppen vollzogen wird oder ob auch diapausierende Lar- 2012 2011 ven ausgebildet werden. Sollten Larven in Deutschland 2010 2009 nicht erfolgreich überwintern, reduziert dies die Popula- 6 Fundstellen tion sehr stark, da noch spät in der Saison regelmäßig Reinickendorf Pankow 2011 eine Vielzahl unverpuppter Larven in den Sonnenblumen- Lichtenberg- stängeln gefunden wurde. Untersuchungen zur Frost- Hohenschönhausen Spandau resistenz bei Entwicklungsstadien von S. longipennis Mitte Marzahn- Hellersdorf sind bisher nirgendwo durchgeführt worden. Daher ist es Friedrichshain- Charlottenburg- Kreuzberg durchaus denkbar, dass Larven der Art in die Diapause Wilmersdorf Tempelhof- eintreten, aber eine andere Frostresistenz als Puppen Schöneberg Steglitz- aufweisen. Da für andere Arten von Tephritiden dazu Zehlendorf Neukölln Köpenick aber konträre Ergebnisse vorliegen, d.h. Puppen mit niedrigerer Frostresistenz (FAN et al., 1994) und Puppen mit höherer Frostresistenz als Larven (HOU und ZHANG, 2007), können hierzu für S. longipennis keine Aussagen getroffen werden. Minustemperaturen können bei Tephri- tiden darüber hinaus zu mangelnder Flugfähigkeit und Abb. 5. Fundstellen von S. longipennis in Berlin von 2009 bis 2012. Paarungsvermögen, Veränderung des Geschlechterver- hältnisses bzw. geringere Lebensdauer der Adulten führen (TAO et al., 1986; SHENATA, 1987), was den Populations- bürtigen Stadien stark senkt, wie am Beispiel von Thrip- aufbau nach dem Winter ebenfalls beeinträchtigt. Ob in sen oder Sägewespen gezeigt (TANSKII, 1958; BARKER und Berlin ebenfalls eine ähnliche Reduktion der Populations- REYNOLDS, 2004). Zusätzlich ist bei der in Berlin/Bran- dichte bei der Überwinterung erfolgte wie im Land Bran- denburg vorkommenden Population von S. longipennis denburg ist unbekannt. Die Tiefsttemperaturen in Berlin noch unklar, ob die Überwinterung ausschließlich über waren ähnlich denen im angrenzenden Land. Allerdings

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befinden sich in Berlin – im Vergleich zum Land Branden- Gegenteil: Der relativ starke Befall der Stängel auf den Originalarbeit burg – nur wenige Wirtspflanzen. Hier sammeln sich beiden Versuchsflächen in Berlin-Dahlem im Jahr 2012 S. longipennis, so dass eine Reduktion der Populations- lässt einen früheren Beginn der Etablierung dieser Art in dichte nicht unmittelbar bemerkt wird, da weiterhin ein der Region Berlin/Brandenburg vermuten: Großteil der Pflanzen befallen ist. Anders im Land Bran- Vor 2012 wurden auf den Versuchsflächen in Dahlem denburg: Bei einer geringeren Abundanz würden die Sonnenblumen in größerem Umfang das letzte Mal im S. longipennis auf den Feldflächen noch weiter verteilt. Jahr 2007 kultiviert. Die Fliegen, die 2012 aus der Über- Positiv für die Überwinterung von S. longipennis in Berlin winterung kamen, können daher nicht von Flächen des könnten sich zudem das vermutlich abweichende Mikro- Versuchsgeländes des JKI stammen, zumal ein Überlie- klima in Haus- und Kleingärten auswirken. Teilweise be- gen der Puppen der Art über 5 Jahre in der Literatur nicht deckte oder mit intakten oder abgestorbenen Pflanzen beschrieben wird. Weiterhin ist anzunehmen, dass auch bestandene Flächen dürften deutlich bessere Überwinte- die Fliegenpopulation in Berlin durch den Winter 2011/12 rungsbedingungen bieten als die weiten, offenen Felder geschwächt wurde; im Herbst 2011 wird eine deutlich im Bundesland. höhere Anzahl Tiere in die Diapause eingetreten sein, als Ein Grund, dass im Jahr 2012 weniger Befallsstellen in 2012 zum Schlupf kam. Diese Indizien zeigen deutlich, Brandenburg nachgewiesen werden konnten als 2011 dass eine Einschleppung der Art in der Region Berlin/ könnte an den Stichprobenumfängen in Relation zur Brandenburg vor 2009 stattgefunden haben wird. End- geringeren Populationsdichte (Anzahl der Felder, Stich- gültige Aussagen können jedoch auch deswegen nicht 306 proben/Feld) begründet liegen. Im Rahmen der Bestands- getroffen werden, da Literaturangaben zur Biologie der überwachung wurden im Jahr 2012 je Feld 50 Pflanzen Art nur beschränkt vorhanden sind und auch dann eine bonitiert. Dies sind je Fläche mehr als doppelt so viel Übertragbarkeit auf die in Deutschland eingeschleppte Pflanzen als 2011. Möglicherweise reichte selbst diese Population unter hiesigen klimatischen Bedingungen deutlich höhere Stichprobe – aufgrund einer sehr viel ge- schwierig ist. Als ausführliche Literaturquelle zur Biolo- ringen Abundanz des Schädlings – nicht aus, die Sonnen- gie von S. longipennis liegt nur die Arbeit von WESTDAL blumenfruchtfliege zu detektieren. Angesichts von Be- und BARRETT von 1960 vor. Dies ist problematisch. Im Jahr standsdichten von bis zu 70 000 Pflanzen/ha (ANONYMUS, 1960 waren taxonomisch noch verschiedene Varietäten in 2011c, 2012a) sind 40 bis 50 bonitierte Pflanzen/Schlag die Art S. longipennis eingruppiert, die später eigenen möglicherweise zu wenig, um S. longipennis unabhängig Arten zugeordnet wurden (STEYSKAL, 1986; STOLTZFUS, von der Populationsdichte sicher im Feldbestand zu er- 1988). Heute ist nicht zu klären, ob die von WESTDAL und mitteln. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass die Bo- BARRETT (1960) untersuchten Tiere tatsächlich S. longi- nituren im Jahr 2011 vornehmlich im Randbereich des pennis oder einer der taxonomisch neu eingeführten Ar- Feldbestandes durchgeführt worden sind. Hingegen wur- ten zugehörten. Da – wie bereits erwähnt – selbst zwi- den im Jahr 2012 im Rahmen der Bestandsüberwachung schen den Biotypen Variabilität in wichtigen biologischen das Verfahren der Linienbonitur verwendet. Hier ist so- Aspekten auftritt, ist es von erheblicher Bedeutung zu mit tiefer im Bestand bonitiert worden. Sollte S. longipen- wissen, mit welcher Art die Untersuchungen vor mehr als nis bevorzugt die Sonnenblumen am Feldrand befallen – 50 Jahren durchgeführt wurden. In diesem Zusammen- was bisher noch ungeklärt ist –, wäre der Schädling mög- hang ist es selbstverständlich von gleicher Wichtigkeit, licherweise nicht erfasst worden. Es gibt jedoch keine den in Deutschland eingeschleppten Biotyp ansprechen Literaturangaben, wie sich die Adulten von S. longipennis zu können. Hinzu kommt, dass Ergebnisse aus dem obi- in Feldschlägen verteilen. gen Artikel häufig aus Laborversuchen stammen; inwie- Ein Punkt, der nach den Untersuchungen ebenfalls weit sich diese Resultate ins Freiland übertragen lassen, unklar bleibt, ist, von wo aus die Verbreitung von S. lon- ist unklar. gipennis ihren Ursprung nahm. Dass die Art zunächst in Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchungen bele- Berlin beobachtet und gefangen wurde, könnte verschie- gen, dass bezüglich der in Deutschland eingeschleppten den gedeutet werden. Zunächst stehen dem Schädling im Art erheblicher Handlungsbedarf besteht. Die zeitnah zu Stadtgebiet weniger geeignete Wirtspflanzen zur Verfü- bearbeitenden Aufgaben liegen darin I. die Verbreitung gung, so dass mit einer höheren Abundanz an den Stellen des Schädlings zu erfassen, II. nach geeigneten praxis- zu rechnen ist, wo Sonnenblumen/Topinambur wachsen. tauglichen Monitoringverfahren zu suchen, III. die Schä- Darüber hinaus befinden sich in der Stadt auf engerem den, die durch die Fruchtfliege verursacht werden kön- Raum mehr fachlich versierte Personen mit entomolo- nen, zu bewerten, IV. taxonomische Untersuchungen gischen Kenntnissen, die das Vorhandensein der Fliege durchzuführen, die die Rasse bzw. den Biotyp der ein- erfassen. Es ist jedoch auch nicht auszuschließen, dass geschleppten Populationen näher determinieren, V. bio- S. longipennis tatsächlich über Berlin in Europa einge- logische Parameter der in Deutschland heimischen Po- schleppt wurde. Der Einschleppungszeitpunkt ist eben- pulation zu ermitteln und VI. Bekämpfungsmaßnahmen falls unklar. Aus dem Jahr 2009 war nur ein Fund bekannt. zu erarbeiten. Zu diesem Zeitpunkt – und auch noch 2010 – wurde nach Die bisherigen Untersuchungen konzentrierten sich auf der Art nicht gesucht. Von daher ist es unzulässig zu die Region Berlin/Brandenburg. Aufgrund der positiven behaupten, dass die Ausbreitung von S. longipennis in Befunde in relativer Nähe zu Mecklenburg-Vorpommern, Berlin mit dem ersten Fundzeitpunkt übereinstimmt. Im Sachsen-Anhalt und Sachsen ist es nicht auszuschließen,

Journal für Kulturpflanzen 65. 2013 SANDRA LERCHE et al., Untersuchungen zum Auftreten von Strauzia longipennis … dass sich die Fruchtfliege auch bereits in diesen Bundes- malen auch vergleichende genetische Untersuchungsme- ländern verbreitet hat. Aufgrund dieser Tatsache und der thoden angewandt werden. Weiterhin fehlen Daten zur Originalarbeit zu postulierenden zunehmenden Verbreitung der Art auf- Biologie des Schädlings in Deutschland, um die weitere grund deren Anpassung an das gemäßigte Klima, sind die- Ausbreitung von S. longipennis als auch das Schadpoten- se Untersuchungen unabdingbar. Bei den Bonituren sollte tial der Art bewerten zu können. Hier ist vor allem die vorrangig auf isolierten Standorten (urbaner Bereich, Gar- Überwinterungsmortalität der im Boden diapausierenden tenland) nach der Art gesucht werden, da hier die größten Entwicklungsstadien, die Eiablagerate und die Frage, ob Chancen bestehen, dass sich Fliegen hier sammeln. sich tatsächlich nur eine Generation pro Jahr unter un- Darüber hinaus ist es notwendig, nach anderen Monito- seren klimatischen Bedingungen entwickelt kann, von ringmethoden zu suchen, um die Verbreitung des Schäd- großem Interesse. lings mit einfachen Mitteln, praxistauglich zu erfassen. Die Bonitur der Pflanzen durch Auswertung von Stängel- längs- bzw. -querschnitten erlaubt zwar die sichere Diag- Danksagung nostik, ist aber aufgrund des hohen Zeitaufwandes, des Verletzungsrisikos für den Bonitierenden und der destruk- Für die Unterstützung bei der Planung und Durchführung tiven Beprobung (Gärten/Gärtnereien) nicht optimal. Zu- der Versuche möchten wir uns recht herzlich bei Frau dem kommt bei dieser Methode das Ergebnis zur Abun- HÄNISCH sowie Herrn KORSING vom LELF Frankfurt/Oder, danz zu spät, um ggf. Maßnahmen gegen die Adulten Referat Pflanzengesundheitskontrolle, Herrn BUCHHORN einzuleiten. Auch das Aushängen der Gelbtafeln zeigte und Herrn BERG vom JKI Berlin-Dahlem, und Herrn 307 Nachteile, so dass nach einer Alternative, die den ein- TEICHERT (Fa. Syngenta) bedanken. fachen, selektiven Fang ermöglicht, gesucht werden muss. Hier bieten Pheromon- oder Kairomonfallen oder mit Nah- rungsköder (z.B. Hefepräparten) ausgestattete McPhail- Literatur Fallen eine Möglichkeit, die untersucht werden sollte. Derzeit gibt es jedoch am Markt keine spezifische Falle ALLEN, W.R., P.H. WESTDAL, C.F. BARRETT, W.L. ASKEW, 1954: Control of the Sunflower Maggot, Strauzia longipennis (Wied.) (Diptera: für S. longipennis. Trypetidae), with Demeton. 85th Annual Report of the Entomo- Bei der Bewertung der Schäden durch S. longipennis logical Society of Ontario, 53-56. an Sonnenblumen sollte beachtet werden, dass 2011 und AXEN, H.-J., J.L. HARRISON, J.R. GAMMONS, I.G. MCNISH, L.D. BLYTHE, M.A. CONDON, 2010: Incipient Speciation in Strauzia longipennis 2012 im Feldbestand noch keine Befallsdichten auftra- (Diptera: Tephritidae): Two Sympatric Mitochondrial DNA Line- ten, die denen im ursprünglichen Verbreitungsgebiet von ages in Eastern Iowa. Annals of the Entomological Society of America 103 (1), 11-19. S. longipennis in Nordamerika entsprechen (ALLEN et al., BALE, J.S., T.N. HANSEN, M. NISHINO, J.G. BAUST, 1989: Effect of cooling 1954; CHARLET und BREWER, 2009). Daher können derzeit rate on the survival of larvae, pupariation, and adult emergence zur Bewertung des Schadpotentials noch keine endgül- of the gallfly Eurosta slidaginis. Cryobiology 26 (3), 285-289. BARKER, A.M., C.J.M. REYNOLDS, 2004: Do host-plant interactions and tigen Aussagen getroffen werden. Zu beachten ist auch, susceptibility to soil cultivation determine the abundance of gra- dass derzeit keine Parasitierung zu vermuten ist. In ge- minivorous sawflies on British farmland? Journal of Agricultural and Urban Entomology 21 (4), 257-269. planten Untersuchungen sollte das Schadpotential in BRUECKNER, C., S.V. KORNEYEV, 2010: Strauzia longipennis (Diptera: einem Gebiet ermittelt werden, in dem starker Befall Tephritidae), an important pest of sunflowers recorded for the first time in the Palaearctic Region. Ukrainska Entomofaunistyka 1 auftritt. Außerdem sollten die Pflanzen auf keinen Fall (1), 55-57. gestäbt werden, um die Sonnenblume zu stützen. Dies CARROLL, L.E., I.M. WHITE, A. FREIDBERG, A.L. NORRBOM, 2005: Pest würde die Symptome verfälschen, da diese nicht ausge- fruit flies of the world. http://delta-intkey.com/ffa/l3/key/ffa/ media/html/str_long.htm. Gesehen am 14.11.2011. prägt werden. Hier ist die Lagerbildung bzw. der Stängel- CHARLET, L.D., G.J. BREWER, 2009: Sunflower Insect Pest Management bruch zu nennen (WESTDAL und BARRETT, 1960; SMITH und in North America. University of Minnesota. http://ipmworld. umn.edu/chapters/charlet2.htm. Gesehen am 10.10.2011. UKASCH W , 1997). CHARLET, L.D., G.J. BREWER, V.H. BEREGOVOY, 1992: Insect Fauna of the Darüber hinaus ist von Bedeutung, den genauen Biotyp Heads and Stems of Native Sunflowers (: ) in von S. longipennis zu bestimmen, der sich in Deutschland Eastern North Dakota. Environmental Entomology 21 (3), 493-500. CHARLET, L.D., J. GAVLOSKI, 2011: Insects of Sunflower in the Northern angesiedelt hat. Dies ist notwendig, da die Art hinsicht- Great Plains of North America. In: FLOATE, K.D. (Hrsg.): Arthro- lich morphologischer Merkmale sehr variabel ist und es pods of Canadian Grasslands: Inhabitants of a Changing Lands- cape. Biological Survey of Canada, 159-178. http://www.biology. 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Cambridge, University Press, Großbritannien, 659 S. HOU, B.-H., R.-J. ZHANG, 2007: Supercooling capacity of the Oriental Biotyp spricht. Dieser Typ zeigt ein höheres Schadpoten- fruit fly, Bactrocera dorsalis (Hendel) (Diptera: Tephritidae). Acta tial im Vergleich zum Typ aus den USA (CHARLET et al., Entomoogica Sinica 50 (6), 638-643. KNODEL, J., 2009: Sunflower maggots in Sunflowers. Entomology. 1992; CHARLET und BREWER, 2009; KNODEL, 2009). Für die http://www.ag.ndsu.edu/archive/entomology/ndsucpr/Years/ Untersuchungen könnten neben morphologischen Merk- 2009/July/16/ent.htm. (Gesehen am 10.10.2011).

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