Messiaen ›Trois petites liturgies de la présence divine‹ Schostakowitsch Symphonie Nr. 13 ›Babi Jar‹ Cédric Tiberghien Klavier Nathalie Forget Ondes Martenot Mikhail Petrenko Bass Rundfunkchor Berlin Sa 02.02. 20 Uhr Philharmonie

Ingo metzmacher

In Zusammenarbeit mit dem Programm 2 3 Introduktion

Sa 02 02 | 20 Uhr — – Leid und Herrlichkeit Uraufführung am 21. April 1945 in Paris (1908–1992) durch das Orchester der Gesellschaft der ›Trois petites liturgies de la présence divine‹ (Drei kleine liturgische Conservatoire-Konzerte unter der Stücke über die Gegenwart Gottes, 1943|44) Das biblische Buch des Propheten Jesaja spricht von der Figur des leidenden ­Leitung von Roger Désormière mit Yvonne Loriod (Klavier), Ginette I. ›Antienne de la conversation intérieure‹ (Dieu présent en nous…) Gottesknechts. Über ihn heißt es in Martin Bubers Verdeutschung: »Unsere ­Martenot (Ondes Martenot) und (Antiphon der inneren Zwiesprache (Gott gegenwärtig in uns…)) Krankheiten hat er getragen, unsere Schmerzen hat er aufgeladen, und wir, den Chor Yvonne Gouverné. Modéré – Modéré, un peu vif – Modéré wir achteten ihn für einen Schadengeplagten, einen von Gott Geschlagenen II. ›Séquence du verbe, cantique divin‹ (Dieu présent en lui-même…) und Niedergebeugten! Er aber, durchbohrt war er für unsere Abtrünnig­ (Sequenz des Wortes, göttliches Lied (Gott gegenwärtig in sich selbst…)) keiten, gemalmt für unsere Verfehlungen.« In der christlichen Tradition Presque vif, avec une grande joie – Plus lourd – Presque vif – Extrême- wurde diese Stelle als Weissagung auf Jesus Christus, nach der Schoa aber ment lent, très soutenu – Presque vif – Plus lent vermehrt auf das zerstreute Volk der Juden bezogen, auf das sich die III. ›Psalmodie de l’ubiquité par amour‹ (Dieu présent en toutes Grau­samkeit der Mitteldekaden im 20. Jahrhundert konzentrierte. Die choses…) literarische Figur aus der Heiligen Schrift strahlte in der Geschichte weit aus, (Psalmodie über die Allgegenwart durch Liebe (Gott gegenwärtig in allen Dingen…)) auch in die weltliche Literatur. Ihr Widerschein findet sich etwa in Friedrich Modéré, presque vif, énergique – Un peu moins vif – Très lent, Hölderlins ›Hyperion‹-Roman in den Abschnitten über die Künstler wieder, intérieur, infiniment tendre – Modéré, presque vif, énergique – sie wird in Jewgeni Jewtuschenkos Gedicht ›Babi Jar‹ zur ausdrücklichen Un peu moins vif – Très lent, intérieur, infiniment tendre ­Solidarität mit dem geschichtlichen Geschick der Juden weitergedacht.

Pause Dmitri Schostakowitsch baute darauf den ersten, gewichtigsten Satz seiner Dreizehnten, der ersten Gesangssymphonie seit seiner Dritten, auf. Uraufführung am 18. Dezember 1962 Dmitri Schostakowitsch (1906–1975) im Großen Saal des Moskauer Symphonie Nr. 13 b-Moll für Bass-Solo, Chor und Orchester op. 113 Olivier Messiaen war zwei Jahre jünger als Schostakowitsch. Er erlebte den Konservatoriums durch das Moskauer ›Babi Jar‹ (1962) Philharmonische Orchester unter der Krieg, der die Schoa umgab, für kurze Zeit an der Front, in Gefangenschaft, Leitung von Kyrill Kondraschin; I. ›Babi Jar‹. Adagio hauptsächlich aber in Paris, wo er neben seiner Organistenstelle an der Solist: Vitali Gromadsky. II. ›Der Witz‹. Allegretto St. Trinité und seiner Komponistentätigkeit auch am Conservatoire lehrte. III. ›Im Laden‹. Adagio IV. ›Ängste‹. Largo Zwischen dem 15. November 1943 und dem 15. März 1944 schrieb er ›Trois V. ›Karriere‹. Allegretto liturgies de la Présence Divine‹. Die drei Stücke für Frauenchor und ein nicht ganz gewöhnliches Orchester wenden sich zumindest nicht unmittelbar der Ingo Metzmacher Not der Zeit zu, sondern suchen mit einer Komposition aus Texten, Melos, Cédric Tiberghien Klavier Klängen und Zeitschichten eine Ahnung von Gottes Gegenwart zu beschwö­ Nathalie Forget Ondes Martenot ren. Die teilweise virtuose Betriebsamkeit instrumentaler Figurationen und Mikhail Petrenko Bass der fordernde Rhythmus gesanglicher Partien öffnen sich einer Langsamkeit, Rundfunkchor Berlin Gijs Leenaars Choreinstudierung die aus der Zeit hinausweist. Klanglich verbindet sie sich mit der süßen Schönheit, auf welche Messiaens farbige Komposition immer wieder hin­ Dauer der Werke Messiaen ca. 35 min | Schostakowitsch ca. 65 min steuert. Im Dreigestirn von Wahrem, Schönem und Gutem betont Schosta­

Das Konzert wird vom Kulturradio des rbb aufgezeichnet und am 23. Februar 2019 ab 20.04 Uhr kowitsch die Wahrhaftigkeit, Messiaen die Suche nach transzendenter gesendet. UKW 92,4 | Kabel 95,35 Schönheit. Zum Humanum gehören beide. Der Deutschlandfunk übernimmt den Mitschnitt und strahlt ihn bereits am 10. Februar 2019 ab 21.05 Uhr als ›Konzertdokument der Woche‹ aus. UKW 97,7 | DAB+ | online | App Der gesungene Text 4 5 Der gesungene Text

—– Olivier Messiaen Substance du père, Wesen des Vaters, ›Trois petites liturgies de la présence divine‹ Empreinte et rejaillissement toujours, Abbild und Ausgießung immerdar, Dans l’amour, verbe d’amour! In der Liebe, Wort der Liebe!

Il est parti le bien-aimé … Er ist von uns gegangen, der Geliebte … I. Antienne de la conversation intérieure I. Antiphon der inneren Zwiesprache (Dieu présent en nous…) (Gott gegenwärtig in uns…) Par lui le père dit: C’est moi, Durch ihn sprach der Vater: Ich bin, Parole de mon sein! Wort meines Innern! Mon Jésus, mon silence, Mein Jesus, mein Schweigen, Par lui le père dit: C’est moi, Durch ihn sprach der Vater: Ich bin, Restez en moi. Bleibe in mir. Le verbe est dans mon sein! Das Wort ist in mir! Mon Jésus, mon royaume de silence, Mein Jesus, mein Reich des Schweigens, Le verbe est la louange, Das Wort ist das Lob, Parlez en moi. Sprich in mir. Modèle en bleu pour anges, Vorbild in Blau für Engel, Mon Jésus, nuit d’arc-en-ciel et de silence, Mein Jesus, Nacht aus Regenbogen und Schweigen, Trompette bleue qui prolonge le jour, Blaue Trompete, die den Tag verlängert, Priez en moi. Bete in mir. Par amour, Aus Liebe, Soleil de sang, d’oiseaux, Blutsonne, Vogelsonne, Chant de l’amour! Gesang der Liebe! Mon arc-en-ciel d’amour, Mein Liebes-Regenbogen, Désert d’amour. Wüste der Liebe, Il est parti le bien-aimé … Er ist von uns gegangen, der Geliebte … Chantez, lancez l’auréole d’amour. Singe, wirf den Strahlenkranz der Liebe, Mon amour, Mon Dieu. Mein Liebster, Mein Gott. Il était riche et bienheureux, Er war reich und glückselig, Il a donné son ciel! Er gab seinen Himmel! Ce oui qui chante comme un écho de lumière, Das Ja, das wie ein Echo des Lichtes singt, Il était riche et bienheureux, Er war reich und glückselig, Mélodie rouge et mauve en louange du père, Rote und malvenfarbene Melodie zum Lob des Vaters, Pour compléter son ciel! Um seinen Himmel zu vervollkommnen! D’un baiser votre main dépasse le tableau, Um einen Kuss ragt deine Hand aus dem Bild hervor, Paysage divin, renverse-toi dans l’eau. Göttliche Landschaft, ergieße dich in das Wasser. Le fils, c’est la présence, Der Sohn ist die Gegenwart, Louange de la gloire à mes ailes de terre, Lob und Preis meinen irdischen Flügeln, L’esprit, c’est la présence! Der Geist ist die Gegenwart! Mon dimanche, ma paix, mon toujours de lumière, Mein Sonntag, mein Friede, mein Immer aus Licht, Les adoptés dans la grâce toujours, Die Erwählten in der immer währenden Gnade, Que le ciel parle en moi, rire, ange nouveau, Auf dass der Himmel in mir rede, Lachen, neuer Pour l’amour, Aus Liebe, Ne me réveillez pas: C’est le temps de l’oiseau! Engel, Weckt mich nicht: Es ist die Zeit des Vogels. Enfants d’amour ! Kinder der Liebe!

Mon Jésus, mon silence… Mein Jesus, mein Schweigen… Il est parti le bien-aimé … Er ist von uns gegangen, der Geliebte …

Il a parlé, il a chanté, Er hat geredet, er hat gesungen, II. Séquence du verbe, cantique divin II. Sequenz des Wortes, göttliches Lied Le verbe était en Dieu ! Das Wort war in Gott! (Dieu présent en lui-même …) (Gott gegenwärtig in sich selbst …) Il a parlé, il a chanté, Er hat geredet, er hat gesungen, Et le verbe était Dieu! Und das Wort war Gott! Il est parti le bien-aimé, Er ist von uns gegangen, der Geliebte, Louange du père, Lob des Vaters, C’est pour nous! Um unseretwillen! Substance du père, Wesen des Vaters, Il est monté le bien-aimé, Er ist aufgefahren, der Geliebte, Empreinte et rejaillissement toujours, Abbild und Ausgießung immerdar, C’est pour nous! Um unseretwillen! Dans l’amour, verbe d’amour! In der Liebe, Wort der Liebe! Il a prié le bien-aimé, Er hat gebetet, der Geliebte, C’est pour nous! Um unseretwillen! Il est parti le bien-aimé … Er ist von uns gegangen, der Geliebte … Il a parlé, il a chanté, Er hat geredet, er hat gesungen, Le verbe était en Dieu! Das Wort war in Gott! Il est vivant, il est présent, Er ist lebendig, er ist gegenwärtig, Il a parlé, il a chanté, Er hat geredet, er hat gesungen, Et lui se dit en lui! Und er begreift sich in sich selbst! Et le verbe était Dieu! Und das Wort war Gott! Il est vivant, il est présent, Er ist lebendig, er ist gegenwärtig, Louange du père, Lob des Vaters, Et lui se voit en lui! Und er sieht sich in sich selbst! Der gesungene Text 6 7 Der gesungene Text

Présent au sang de l’âme, Gegenwärtig im Blut der Seele, Lis en arc-en-ciel du troupeau, Regenbogen-Lilie der Herde, Étoile aspirant l’âme, Stern, der die Seele ansaugt, Vous vous cachez sous votre hostie, Du verbirgst dich unter deiner Hostie, Présent partout, miroir ailé des jours, Gegenwärtig überall, geflügelter Spiegel derT age, Frère silencieux dans la Fleur-Eucharistie, Schweigender Bruder in der Blume Eucharistie, Par amour, Aus Liebe, Pour que je demeure en vous comme une aile Auf dass ich in dir bleibe wie ein Flügel Le Dieu d’amour! Der Gott der Liebe! Dans le soleil, In der Sonne, Vers la résurrection du dernier jour. Zur Auferstehung am Jüngsten Tag. Il est parti le bien-aimé … Er ist von uns gegangen, der Geliebte … Il est plus fort que la mort, votre amour. Sie ist stärker als der Tod, deine Liebe. Mettez votre caresse tout autour. Umhülle mich mit deiner Zärtlichkeit.

III. Psalmodie de l’Ubiquité par amour III. Psalmodie der Allgegenwart in der Liebe Violet-jaune, vision, voileblanc, subtilité, Violett-gelb, Vision, Schleierweiß, Subtilität, (Dieu présent en toutes choses …) (Gott gegenwärtig in allen Dingen …) Orangé-bleu, force et joie, Orange-blau, Kraft und Freude, Flèche-azur, agilité, Pfeil-blau, Beweglichkeit, Tout entier en tous lieux, Ganz und gar an allen Orten, Donnez-moi le rouge et le vert de votre amour, Gib mir das Rot und das Grün deiner Liebe, Tout entier en chaque lieu, Ganz und gar an jedem Ort, Feuille-flamme-or, clarté. Blattgoldflamme, Klarheit, Donnant l’être à chaque lieu, Jedem Ort Sein verleihend, Plus de langage, plus de mots, Keine Sprache, keine Worte mehr, A tout ce qui occupe un lieu, Allem, was einen Platz einnimmt, Plus de prophètes ni de science Weder Propheten noch Weisheit Le successif vous est simultané, Das Nacheinander ist dir Gleichzeitigkeit, (C’est l’amen de l’espérance, (Das ist das Amen der Hoffnung, Silence mélodieux de l’éternité). Melodisches Schweigen der Ewigkeit). Dans ces espaces et ces temps que vous avez In den Räumen und den Zeiten, welche du geschaffen créés, hast, Mais la robe lavée dans le sang de l’agneau, Aber das Kleid reingewaschen im Blut des Lammes, Satellites de votre douceur. Begleiter deiner Milde. Mais la pierre de neige avec un nom nouveau, Aber der Stein von Schnee mit einem neuen Namen, Posez-vous comme un sceau sur mon cœur. Drücke dich wie ein Siegel auf mein Herz. Les éventails, la cloche et l’ordre des clartés, Die Fächer, die Glocke und die Ordnung der Klarheit, Temps de l’homme et de la planète, Zeit des Menschen und des Planeten, Et l’échelle en arc-en-ciel de la vérité, Und die Regenbogenleiter der Wahrheit. Temps de la montagne et de l’insecte, Zeit des Bergs und des Insekts, Mais la porte qui parle et le soleil Aber die Pforte, die redet, und die Sonne, Bouquet de rire pour le merle et l’alouette, Strauß des Lachens für die Amsel und die Lerche, qui s’ouvre, die sich auftut, Éventail de lune au fuchsia, Mondlichtfächer für die Fuchsie, L’auréole tête de rechange qui délivre, Der Strahlenkranz, erneuerndes Haupt, das erlöst, A la balsamine, au bégonia; Die Balsamine, die Begonie; Et l’encre d’or ineffaçable sur le Und die unauslöschliche Schrift aus Gold in dem De la profondeur une ride surgit, Aus der Tiefe tut sich eine Falte auf, livre; Buch; La montagne saute comme une brebis Der Berg hüpft wie ein Lamm Mais le face à face et l’amour. Aber das Von-Angesicht-zu-Angesicht und die Liebe. Et devient un grand océan. Und wird ein großes Meer. Vous qui parlez en nous, Der du redest in uns, Présent, Vous êtes présent. Gegenwärtig, Du bist gegenwärtig. Vous qui vous taisez en nous, Der du schweigst in uns, Imprimez votre nom dans mon sang. Drücke deinen Namen in mein Blut ein. Et gardez le silence dans votre amour, Und Schweigen bewahrst in deiner Liebe, Dans le mouvement d’Arcturus, présent, In der Bewegung des Arcturus gegenwärtig, Vous êtes près, Du bist nah, Dans l’arc-en-ciel d’une aile après l’autre In dem Regenbogen eines Flügels nach dem anderen Vous êtes loin, Du bist fern, (Écharpe aveugle autour de Saturne), (Blinder Schärpe um Saturn), Vous êtes la lumière et les ténèbres, Du bist das Licht und die Finsternis, Dans la race cachée de mes cellules, présent, In dem verborgenen Stamm meiner Zellen gegenwärtig, Vous êtes si compliqué et si simple, Du bist so vielfältig und so einfach, Dans le sang qui répare ses rives, In dem Blut, das seine Ufer wieder aufrichtet, Vous êtes infiniment simple. Du bist unendlich einfach. L’arc-en-ciel de l’amour, c’est vous, Der Regenbogen der Liebe bist du, Dans vos saints par la grâce, présent, In deinen Heiligen durch die Gnade gegenwärtig, L’unique oiseau de l’éternité, c’est vous! Der einzige Vogel der Ewigkeit bist du! (Interprétations de votre verbe, (Ausdeutungen deines Wortes, Elles s’alignent lentement, les cloches de la Sie treten langsam in eine Reihe, die Glocken der Pierres précieuses au mur de la fraîcheur.) Edelsteine an der Mauer der Erfrischung.) profondeur. Tiefe. Posez-vous comme un sceau sur mon cœur. Drücke dich wie ein Siegel auf mein Herz. Posez-vous comme un sceau sur mon cœur. Drücke dich wie ein Siegel auf mein Herz. Un cœur pur est votre repos, Ein reines Herz ist deine Ruhestatt, Vous qui parlez en nous … Der du redest in uns … Enfoncez votre image dans la durée de mes jours. Drücke dein Abbild tief in die Dauer meiner Tage ein. Der gesungene Text 8 9 Der gesungene Text

—– Dmitri Schostakowitsch I. Бабий Яр I. Babi Jar I. Babi Jar Symphonie Nr. 13 Chor Над Бабьим Яром памятников нет. Nad Babim Jarom pamjatnikow njet. Es steht kein Denkmal über Babi Jar. Krutoi obryw, kak gruboje nadgrobje. Die steile Schlucht mahnt selbst als Grabstein. ›Babi Jar‹ Крутой обрыв, как грубое надгробье. Мне страшно. Mne straschno. In mir wächst Angst. Мне сегодня столько лет, Mne sewodnja stolko let, Mir ist heute, als wäre ich so alt как самому еврейскому народу. kak samomu jewreiskomu narodu. wie das ganze jüdische Volk.

Solo Мне кажется сейчас – я иудей. Mne kaschetsja seitschas – ja iudei. Ich fühle mich, als wäre ich selbst ein Jude. Вот я бреду по древнему Египту. Wot ja bredu po drewnemu Egiptu. Ich, auf der Flucht aus Ägypten. А вот я, на кресте распятый, гибну, A wot ja, na kreste raspjatyj, gibnu, Am Kreuz hängend sterbe ich, и до сих пор на мне – следы гвоздей. i do sich por na mne – sledy gwosdei. ich trage die Narben der Nägel.

Мне кажется, что Дрейфус – это я. Mne kaschestja, schto Dreyfus – eto ja. Jetzt bin ich Dreyfus. Мещанство – мой доносчик и судья. Meschtschanstwo – moi donostschik i sudja. Die Spießer klagen mich an. Я за решеткой. Я попал в кольцо. Ja sa reschotkoi. Ja popal w kolzo. Ich sitze hinter Gittern. Ich bin umzingelt. Затравленный, оплеванный, оболганный. Satrawlennyj, oplewannyj, obolgannyj. Ich werde gedemütigt, angeschrien, bespuckt.

И дамочки с брюссельскими оборками, I damotschki s brjusselskimi oborkami, Feine Dämchen mit Brüsseler Spitzenkragen визжа, зонтами тычут мне в лицо. wisscha, sontami tytschut mne w lizo. kreischen, bohren mir ihre Schirme ins Gesicht.

Мне кажется – я мальчик в Белостоке. Mne kaschetsja – ja maltschik w Belostoke. Ich sehe mich als Junge in Białystok.

Chor Кровь льется, растекаясь по полам. Krow ljotsja, rastekajas po polam. Blut fließt und rinnt über den Boden. Бесчинствуют вожди трактирной стойки Bestschinstwujut woschdi traktirnoi stoiki Hysterisch tobt das betrunkene Volk. и пахнут водкой с луком пополам. i pachnut wodkoi s lukom popolam. Es stinkt nach Wodka und nach Zwiebeln.

Solo Я, сапогом отброшенный, бессилен. Ja, sapogom otbroschennyj, bessiljen. Stiefel treten mich nieder. Ich bin hilflos. Напрасно я погромщиков молю. Naprasno ja pogromschtschikow molju. Ohnmächtig liege ich am Boden.

Chor Под гогот: »Бей жидов, спасай Россию!« – Pod gogot: »Bei schidow, spasai Rossiju!« – Sie lachen: »Schlagt die Juden tot! Für Russland!« – Насилует лабазник мать мою. Nasilujet labasnik matj moju. Ein Getreidehändler schändet meine Mutter.

Solo О, русский мой народ! – O, russki moi narod! – O mein russisches Volk! – Я знаю – ты Ja snaju – ty Ich weiß, du По сущности интернационален. Po suschtschnosti internazionalen. bist im Herzen international. Но часто те, чьи руки нечисты, No tschasto te, tschi ruki netschisty, Doch gewissenlose Verbrecher haben твоим чистейшим именем бряцали. twoim tschisteischim imenem brjazali. deinen ehrbaren Namen in den Dreck gezogen. Я знаю доброту твоей земли. Ja snaju dobrotu twojei semli. Ich weiß um das Gute in meinem Land. Как подло, что, и жилочкой не дрогнув, Kak podlo, schto, i schilotschkoi nje drognuw, Doch jüngst wagte es ein Haufen Antisemiten, антисемиты пышно нарекли себя antisemity pyschno narekli sebja und nannte sich schamlos mit Chor »Союзом русского народа!« »Sojusom Russkowo Naroda!« »Union des russischen Volkes!«

Solo Мне кажется – я – это Анна Франк, Mne kaschetsja – ja – eto Anna Frank, Mir scheint, ich wäre Anne Frank, прозрачная, как веточка в апреле. prosratschnaja, kak wetotschka w aprele. zart wie eine Knospe im April. И я люблю. И мне не надо фраз. I ja ljublju. I mnje nje nado fras. Ich bin verliebt. Ich brauche keine Worte. Мне надо, чтоб друг в друга мы смотрели. Mnje nado, schtob drug w druga my smotreli. Es genügt mir, wenn wir uns nur sehen. Der gesungene Text 10 11 Der gesungene Text

Как мало можно видеть, обонять! Kak malo moschno widet, obonjat! Wie wenig Luft und Licht es hier gibt! Нельзя нам листьев и нельзя нам неба. Nelsja nam listjew i nelsja nam neba. Kein Grün, das Himmelsblau ist uns verwehrt. Но можно очень много – это нежно No moschno otschen mnogo – eto neschno Doch wir können viel tun in diesem Raum: друг друга в темной комнате обнять. drug druga w tjomnoi komnate obnjat. einander in der Dunkelheit zärtlich umarmen.

Chor »Сюда идут?« »Sjuda idut?« »Kommt jemand?« Solo »Не бойся – это гулы самой весны – »Ne bojsa – eto guly samoj wesny – »Hab keine Angst, nur der Wind, она сюда идет. Иди ко мне. ona sjuda idjot. Idi ko mne. der Frühling naht. Komm her zu mir. Дай мне скорее губы.« Dai mne skoreje guby.« Schenk mir deine Lippen.«

Chor »Ломают дверь?« »Lomajut dwer?« »Sie brechen die Tür auf?« Solo »Нет – это ледоход ...« »Njet – eto ledochod ...« »Nein, nur das Eis bricht ...«

Chor Над Бабьим Яром шелест диких трав. Nad Babim Jarom schelest dikich traw. Über Babi Jar rauscht still das wilde Gras. Деревья смотрят грозно, по-судейски. Derewja smotrjat grosno, po-sudeiski. Die Bäume blicken streng, verurteilend. Все молча здесь кричит, и, шапку сняв, Wsje moltscha sdjes kritschit, i, schapku snjaw, Die Stille hier, sie schreit so laut; я чувствую, как медленно седею. ja tschuwstwuju, kak medlenno sedeju. den Kopf entblößend fühle ich, wie ich ergraue.

Solo И сам я, как сплошной беззвучный крик, I sam ja, kak sploschnoi besswutschnyj krik, Ich werde zum stummen Widerhall des Schreiens над тысячами тысяч погребенных. nad tysjatschami tysjatsch pogrebjonnych. von vielen Tausend, die hier gefallen sind. Я – каждый здесь расстрелянный старик. Ja – kaschdyj sdes rasstreljannyj starik. Bin selbst jeder hier erschossene alte Mann. Я – каждый здесь расстрелянный ребенок. Ja – kaschdyj sdes rasstreljannyj rebjonok. Bin selbst jedes Kind, das man hier gemordet hat.

Chor Ничто во мне про это не забудет! Nitschto wo mne pro eto ne sabudet! Nichts in mir wird das je vergessen! »Интернационал« пусть прогремит, »Internazional« pustj progremit, Lasst die »Internationale« erschallen, когда навеки похоронен будет kogda naweki pochoronen budet wenn der Antisemitismus auf Erden последний на земле антисемит. poslednij na semle antisemit. endlich ausgerottet ist.

Solo Еврейской крови нет в крови моей. Jewrejskoi krowi njet w krowi mojei. Kein jüdisches Blut fließt in meinen Adern. Но ненавистен злобой заскорузлой No nenawisten sloboi saskorusloi Und doch erlebe ich den tiefen Hass я всем антисемитам, как еврей, ja wsem antisemitam, kak jewrei, aller Antisemiten so, als wäre ich selbst ein Jude, mit Chor и потому – я настоящий русский! i potomu – ja nastojastschtschi russkij! und darum bin ich ein wahrer Russe!

II. Юмор II. Jumor II. Der Witz Solo Цари, короли, императоры, Zari, koroli, imperatory, Zaren, Kaiser, Könige, властители всей земли, wlastiteli wsei semli, die Herrschenden der Welt, командовали парадами, komandowali paradami, sie lassen Heere aufmarschieren, mit Chor но юмором – не могли. no jumorom – ne mogli. aber dem Humor, dem können sie nichts befehlen.

Solo und Chor В дворцы именитых особ, W dworzu imenitych osob, In den Palästen der Mächtigen, все дни возлежащих выхоленно, wse dni wosleschaschtschich wycholena, die ihre Tage nutzlos verbrachten, являлся бродяга – Эзоп, jawljalsja brodjaga – Esop, tauchte wandernd Äsop auf. и нищими они выглядели. i nischtschimi oni wygljadeli. Da wirkten sie alle wie armselige Bettler.

В домах, где ханжа наследил W domach, gde chansa nasledil Dort, wo Heuchler triefenden Auges своими ногами щуплыми, swoimi nogami schtschuplymi, ihre ekelhaften Spuren hinterließen, Der gesungene Text 12 13 Der gesungene Text

всю пошлость Ходжа Насреддин сшибал, wsju poschlost Chodscha Nasreddin schibal, da fegten die Scherze von Nasreddin Hodscha как шахматы, шутками! kak schachmatu, schutkami! sie wie Schachfiguren vom Brett!

Solo Хотели юмор купить – Choteli jumor kupit – Sie wollten den Humor einfach kaufen, Chor да только его не купишь! da tolko ewo ne kupisch! doch der lässt nicht mit sich handeln! Solo Хотели юмор убить, Choteli jumor ubit, Sie wollten den Humor vernichten, Chor а юмор показывал кукиш! a jumor pokasywal kukisch! doch der zeigte ihnen einen langen Finger!

Solo Бороться с ним – дело трудное. Borotsja s nim – delo trudnoje. Den Humor zu bekämpfen, ist nicht einfach. Казнили его без конца. Kasnili ewo bes konza. Soldaten haben ihn oft hingerichtet Chor Его голова отрубленная Ewo golowa otrublennaja und seinen abgehackten Kopf торчала на пике стрельца. tortschala na pike strelza. auf eine Lanze gespießt.

Solo und Chor Но лишь скоморошьи дудочки No lisch skamaroschi dudotschki Doch sobald die Flöte eines Clowns свой начинали сказ, swoi natschinali skas, auf einem Gauklerfest ertönte, он звонко кричал: »Я туточки!« – on swonko kritschal: »Ja tutotschki!« – da rief er laut: »Hier, bin wieder da!« – и лихо пускался в пляс. i licho puskalsja w pljas. und warf seine Beine im Tanz.

Solo В потрепанном куцем пальтишке, W potrjopannom kuzem palitschke, In schäbigem Mantel, umjohlt von Spott, понурясь и вроде каясь, ponurjaz i slowno kajas, bußfertig geschlagen, gerempelt, преступником политическим он, prestupnikom polititscheskim on, er war als politischer Feind abgestempelt, пойманный, шел на казнь. poimannyj, schol na kasn. so ging er geknickt zum Schafott.

Всем видом покорность выказывал, Wsem widom pokornost wykasywal, Alles an ihm ließ auf Reue schließen, готов к неземному житью, gotow k nesemnomu schitiju, kein Sünder hat stärker das Jenseits gepriesen, как вдруг из пальтишка, kak wdrug is paltischka, da warf er plötzlich das Mäntelchen weg, выскальзывал, рукою махал wyskasywal, rukoi machal hob winkend die Hand mit Chor и – тю-тю! i – tju-tju! und – »Adieu!«

Solo Юмор прятали в камеры, Jumor prjatali w kamery, Sie haben den Humor in den Kerker gesteckt, но черта с два удалось. da tschorta s dwa udalos. ein hoffnungsloses Unterfangen. Chor Решётки и стены каменные Reschotki i steny kamennyje Er überwand einfach so das Gitter он проходил насквозь. on prochodil naskwos. und die Mauern aus Stein.

Откашливаясь простуженно, Otkaschliwajas prostuscheno, Sich räuspernd gegen die Kälte как рядовой боец, kak rodowoi bojez, wie jeder einfache Soldat, шагал он частушкой-простушкой schagal on tschastuschkoi-prostuschkoi so wurde er zum Gassenhauer, с винтовкой на Зимний дворец. s wintowkoj na Simnij dworjez. und marschiert bewaffnet zum Winterpalast.

Привык он ко взглядам сумрачным, Priwyk on k wsgljadam sumratschnym, Er ist böse Blicke sehr wohl gewohnt, но это ему не вредит, no eto jemu ne wredit, sie kümmern ihn ganz und gar nicht, и сам на себя с юмором i sam na sebja s jumorom doch ab und an betrachtet sich der Humor юмор порой глядит. jumor poroi gljadit. selbst mit Humor von der Seite.

Solo und Chor Он вечен. On wetschen. Er bleibt für immer. Он, ловок и юрок, On lowok i jurok, Er ist schlau und flink, Der gesungene Text 14 15 Der gesungene Text

пройдет через всё, через всех. projdjom tscheres wsjo, tscheres wsech. er überlistet alles und jeden. Итак – да славится юмор. Itak – da slawitjzja jumor. Drum: ein dreifaches Hurra auf den Humor. Он – мужественный человек. On – muscheswennyj tschelowek. Er ist ein tapferer Mann.

III. В Магазине III. W Magasine III. Im Laden Solo Кто в платке, а кто в платочке, Kto w platke, a kto w platotschke, Bekleidet mit Tüchern, gehüllt in Schals, как на подвиг, как на труд, kak na podwig, kak na trud, bereit zu Arbeit und zu Heldentaten, в магазин поодиночке w magasin poodinotschke so betreten sie schweigend den Laden, молча женщины идут. moltscha schenschtschiny idut. die Frauen, eine nach der anderen. Chor О бидонов их бряцанье, O bidonow ich brjazanije, O, das Klappern ihrer Kannen, звон бутылок и кастрюль! swon butylok i kastrjul! das Klirren von Flaschen und Töpfen! Пахнет луком, огурцами, Pachnet ljukom, ogurzami, Es riecht nach Zwiebeln, nach Gurken, пахнет соусом »Кабуль«. pachnet sosem »Kabul«. es riecht nach »Kabulsoße«.

Solo Зябну, долго в кассу стоя, Sjabnu, dolgo w kassu stoja, Ich fröstle, während ich an der Kasse warte, но покуда движусь к ней, no pokuda dwischus k njei, doch während ich langsam näher rücke, от дыханья женщин стольких ot dychanija schenschtschin stolkich verbreitet der Atem so vieler Frauen в магазине все теплей. w magasine wsjo teplej. im ganzen Laden Wärme. Solo und Chor Они тихо поджидают – Oni ticho podschidajut – Die Frauen warten geduldig, боги добрые семьи, bogi dobryje semej, gute Geister ihrer Familien, и в руках они сжимают i w rukach oni sschimajut und sie halten in den Händen деньги трудные свои. denjgi trudnyje swoi. ihr schwer verdientes Geld.

Solo Это женщины России. Eto schenschtschiny Rossii. Dies sind die Frauen Russlands. Это наша честь и суд. Eto nascha tschestj i sud. Sie ehren uns Männer und richten über uns. И бетон они месили, I beton oni mesili, Sie haben Beton gemischt, и пахали, и косили ... i pachali, i kosili ... gesät, gepflügt und geerntet … Solo und Chor Все они переносили, Wsjo oni perenosili, Sie haben alles ertragen, все они перенесут. wsjo oni perenesut. sie haben alles geschafft. Все на свете им посильно, – Wsjo na swete im posilno, – Nichts auf der Welt wird ihnen zu viel, – столько силы им дано. skolko sily im dano. sie haben so viel Kraft.

Chor Их обсчитывать постыдно. Ich obstschitywat postydno. Mit dem Wechselgeld zu mogeln, Их обвешивать грешно. Ich obstschitywat greschno. sie beim Auswiegen zu betrügen, ist schändlich.

Solo И, в карман пельмени сунув, I, w karman pelmeni sunuw, Während ich Pelmeni einpacke, я смотрю, смущен и тих, ja smotrju, surow i tich, sehe ich schweigend und betroffen на усталые от сумок na ustalyje ot sumok auf ihre frommen Hände. руки праведные их. ruki prawednyje ich. Sie sind erschöpft vom schweren Tragen.

IV. Страхи IV. Strachi IV. Ängste Chor Умирают в России страхи, Umirajut w Rossii strachi, In Russland sterben die Ängste Словно призраки прежних лет, Slowno prisraki preschnich let, wie Gespenster aus alter Zeit, лишь на паперти, как старухи, lisch na paperti, kak staruchi, nur an Kirchenportalen betteln sie noch кое-где ещё просят на хлеб. koje-gde jeschtscho prosjat na chleb. mancherorts wie Alte um ein Stück Brot. Der gesungene Text 16 17 Der gesungene Text

Solo Я их помню во власти и силе Ja ich pomnju wo wlasti i sile Ich erinnere mich, als sie groß waren при дворе торжествующей лжи. pri dwore torschestwujuschtschei lschi. und das Land überzogen mit triumphierender Lüge. Страхи всюду, как тени, скользили, Strachi wsjudu, kak teni, skoljsili, Ängste glitten überall hin wie Schatten, проникали во все этажи. pronikali wo wsje etaschi. drangen in jedes Treppenhaus ein. Потихоньку людей приручали Potichonku ljudei prirutschali Sie unterwanderten die Menschen и на все налгали печать: i na wsjo nalgali petschat: und drückten jedermann ihren Stempel auf. где молчать бы – кричать приручали, gde moltschat by – kritschat prirutschali, Wenn Ruhe zu bewahren war, lehrten sie uns keifen, и молчать – где бы надо кричать. i moltschat – gde by nado kritschat. verordneten Schweigen, wenn wir schreien sollten.

Это стало сегодня далёким. Eto stalo sewodnja daljokim. All das liegt aus heutiger Sicht lange zurück. Даже странно и вспомнить теперь. Dasche stranno i wspomnit teper. Es mutet seltsam an, sich daran zu erinnern, Тайный страх перед чием-то доносом, Tainyj strach pered tschijem-to donosom, an die hilflose Furcht vor anonymer Denunziation тайный страх перед стуком в дверь. tainyj strach pered stukom w dwer. oder an die Angst vor einem Klopfen an der Tür. Ну а страх говорить с иностранцем? Nu a strach goworit s inostranzem? Ja, und die Angst, mit Fremden zu sprechen? С иностранцем – то а с женой? S inostranzem – to a s schenoj? Mit Fremden – sogar mit der eigenen Frau? Ну а страх безотчетный остаться после Nu a strach besottschetnyj ostatsja posle Die grenzenlose Angst, allein gelassen zu werden, маршей вдвоём с тишиной? marschej wdwojom s tischinoj? allein mit der Stille nach einem gemeinsamen Weg?

Chor Не боялись мы Ne bojalis my Keine Angst hinderte uns, строить в метели, stroit w meteli, im Schneesturm auf dem Bau zu arbeiten уходить под снарядами в бой, uchodit pod snarjadami w boj, oder unter Granatenfeuer in die Schlacht zu ziehen, но боялись порою смертельно no bojalis poroju smertelno aber manchmal hatten wir tödliche Angst davor, разговаривать сами с собой. rasgowariwatj sami s soboj. mit uns selbst zu sprechen. Нас не сбили и не растлили, Nas ne sbili i ne rastlili, Wir ließen uns nicht unterkriegen und zerstören, и недаром сейчас во врагах i nedarom sejtschas wo wragach und es ist kein Zufall, dass vor dem Russland, победившая страхи Россия pobediwschaja strachi Rossija das seine eigenen Ängste besiegt hat, ещё больший раздает страх. jeschtscho bolschij rasdajet strach. seine Feinde große Angst übermannt.

Solo Страхи новые вижу светлея: Strachi nowyje wischu swetleja: Ich sehe neue Ängste heraufkommen: страх неискренним быть со страной, strach neiskrennim bytj so stranoj, die Angst, seinem Land untreu zu sein, страх неправдой унизить идеи, strach neprawdoj unisitj idei, die Angst, offenkundig wahrhaftige Ideen zu verleugnen, то являются правдой самой; to jawljajutsja prawdoj samoj; nur weil es nicht die eigenen waren; страх фанфарить до одурения, strach fanfarit do odurenja, die Angst, sich eitel selbst zu rühmen, страх чужие слова повторять, strach tschuschije slowa powtorjat, die Angst, Andere nur nachzuahmen, страх унизить других недоверьем strach unisit drugich nedowerjem die Angst, mit Misstrauen Mutige zu demütigen и чрезмерно себе доверять. i tschresmerno sebe dowerjat. und sich selbst zu überschätzen.

Chor Умирают в России страхи. Umirajut w Rossii strachi. Sterben in Russland die Ängste ...

Solo И когда я пишу эти строки I kogda ja pischu eti stroki Und während ich diese Verse notiere, и парою невольно спешу, i paroju newolno speschu, gelegentlich in flüchtiger Eile, то пишу их в единственном страхе, to pischu ich w jedinstwennom strache, merke ich, wie ich gegen eine Angst opponiere: что не в полную силу пишу. tschto ne w polnuju silu pischu. Steckt all meine Kraft in jeder Zeile? Der gesungene Text 18 19 Der gesungene Text

V. Карьера V. Karjera V. Karriere Solo und Chor Твердили пастыри, что вреден Twerdili pastyri, schto wreden Die Priester sagten immer wieder, и неразумен Галилей, i nerasumen Galilei, dass Galilei töricht und gefährlich sei, но, как показывает время: no, kak pokasywajet wremja: doch die Zeit hat erwiesen, кто неразумен – тот умней. kto nerasumen – tot umnei. dass der Törichte viel klüger war.

Ученый, сверстник Галилея, Utschjonyj, swerstnik Galileja, Ein gewisser Gelehrter, Zeitgenosse von Galilei, был Галилея не глупее. byl Galileja ne glupeje. war nicht dümmer als der selbst. Он знал, что вертится земля, On snal, schto wertitsja semlja, Auch er wusste, dass die Erde sich dreht, но у него была семья. no u newo byla semja. doch er hatte Familie.

И он, садясь с женой в карету, I on, sadjas s schenoi w karetu, Und als er mit seiner Frau eine Kutsche bestieg, свершив предательство свое, swerschiw predatelstwo swojo, nachdem er seinen Verrat begangen, считал, что делает карьеру, stschital, schto delajet karjeru, meinte er, seiner Karriere genutzt zu haben, а между тем губил ее. a meschdu tem gubil jejo. doch in Wahrheit hatte er sie zerstört.

За осознание планеты Sa ososnanije Planety Wegen seines Wissens über unseren Planeten шел Галилей один на риск. schol Galilei odin na risk. nahm Galilei allein das Risiko auf sich. И стал великим он ... Вот это I stal welikim on …Wot eto Das war groß, er wurde ein berühmter Mann. я понимаю – карьерист! ja ponimaju – karjerist! Also, das verstehe ich unter einem Karrieristen!

Итак, да здравствует карьера, Itak, da sdrawstwujet karjera, Nun denn, ein Lob auf die Karriere, когда карьера такова, kogda karjera takowa, wenn es eine Karriere ist как у Шекспира и Пастера, kak u Schekspira i Pastera, wie die von Shakespeare oder Pasteur, Гомера и Толстого ... Njutona i Tolstowa … Newton oder Tolstoi … Льва ? Льва! Lwa? Lwa! Leo? Leo!

Зачем их грязью покрывали? Satschem ich grjasju pokrywali? Warum hat man sie mit Dreck beworfen? Талант – талант, как ни клейми. Talant – talant, kak ne klejmi. Talent bleibt Talent, wie man’s auch dreht. Забыты те, кто проклинали, Sabyty te, kto proklinali, Jene sind vergessen, welche diffamierten, но помнят тех, кого кляли. no pomnjat tech, kowo kljali. lebendig jedoch sind die Diffamierten.

Все те, кто рвались в стратосферу, Wse te, kto rwalis w stratosferu, Alle jene, die in unerforschte Höhen strebten, врачи, что гибли от холер, – wratschi, tschto gibli ot choler, – die Ärzte, die im Kampf gegen Seuchen starben, – вот эти делали карьеру! wot eti delali karjeru! sie haben Karriere gemacht! Я с их карьер беру пример. Ja s ich karjer beru primer. Ich will mir an ihnen ein Beispiel nehmen.

Я верю в их святую веру. Ja weru w ich swjatuju weru. Ich glaube fest an ihre Wahrheit. Их вера – мужество мое. Ich wera – muschestwo mojo. Ihr Vorbild macht mir Mut. Я делаю себе карьеру Ja delaju karjeru tem Ich will meine Karriere vorantreiben, тем, что не делаю ее! tschto, ne delaju jejo! indem ich sie eben nicht vorantreibe!

Gedichte von Jewgeni Jewtuschenko Transliteration: Wolfgang Hübner Freie Interlinearübersetzung

Abdruck mit freundlicher Genehmigung Musikverlag Hans Sikorski GmbH & Co. KG Zu den Werken 20 21 Zu den Werken

mit der musikalischen Komposition. Beides gehörte, wie er betonte, wie eins zusammen; in seinem Sprachgebrauch könnte man sagen: Er kom­ ponierte Texte und dichtete Musik.

Überwältigt sein Was er mit »Liturgien« meinte, verdeutlichen die Titel der einzelnen Stücke: Als Antiphon bezeichnete er das erste, als Sequenz das zweite, von Habakuk Traber als Psalmodie das dritte. Alle entsprechen Formen und Funktionen im gregorianischen Kirchengesang, für ihn die einzig gültige Art liturgi­ scher Musik. Antiphonen sind Wechselgesänge, die den Vortrag eines Psalms oder Canticums rahmen, bisweilen auch wie ein Refrain zwi­ schendurch angestimmt werden. Sequenzen entstanden aus langen ­Jubili am Ende des Halleluja, die als Vokalisen ohne Text gesungen wur­ Olivier Messiaen in Uniform, Metz 1940 den. Bereits im 9. Jahrhundert wurde verlangt, den Arabesken Worte so zu unterlegen, dass jeder Silbe ein Ton entspreche, damit sich die Musik nicht in den Vordergrund spiele. Bis zum 12. Jahrhundert entwi­ ckelte sich daraus ein selbständiges hymnenartiges Genre mit gereim­ ten Dichtungen. Die berühmteste Sequenz blieb, obwohl liturgisch um­ stritten, das ›Dies irae‹ aus der Totenmesse. Aus der Psalmodie, die aus dem jüdischen in den christlichen Gottesdienst kam, entstand der gre­ gorianische Choral mit seinem typischen Aufbau: Anfangsformel – Text auf Rezitationston gesungen – Mittelkadenz – Rezitationston mit viel Text – Schlusskadenz.

Messiaen legte den ersten Satz dreiteilig nach dem Muster A–B–A an. Die Rahmenteile entsprechen der Antiphon, der Mittelabschnitt dem Psalm. Dreimal folgen im Chor- und Streicherpart des A-Teils ein An­ fangsmotiv, seine transponierte Wiederholung und eine Schlussformel aufeinander. Der Menschengesang wird durch eine stilisierte Vogel­ Der gregorianische stimme im Klavier kontrapunktiert, die in jedem der drei Verse anders —–– Rituelle Formen hatten längst Einzug in komponierte Musik und ausfällt. So wird das Kreisende des Vokalparts in Spiralbewegung ver­ ­Choral allein besitzt Olivier Messiaen ­Konzertsäle gehalten, als Olivier Messiaens ›Drei kleine Liturgien‹ am wandelt. Aus dem Nacheinander des Wechselgesangs macht Messiaen ­zugleich die Reinheit, ›Trois petits liturgies‹ 21. April 1945 im Saal des Alten Pariser Konservatoriums uraufgeführt ein Miteinander der Vox humana mit der Stimme derer, die dem Himmel die Freude, die nötige Besetzung wurden. Damals war der Krieg in den Regionen um die französische und damit der Vox caelestis am nächsten sind: der Vögel. Im Mittelteil Leichtigkeit für das Sich- Klavier solo Hauptstadt praktisch zu Ende. Messiaen hatte für kurze Zeit als Soldat mündet das Psalmodieren der Singstimmen auf einem Ton an jedem aufschwingen der Seele Ondes Martenot solo daran teilgenommen. Im Frühherbst 1939 war er einberufen worden, im Versende in eine Kadenz; so wurden Psalmen gregorianisch gesungen. hin zur Wahrheit. Frauenchor (einstimmig) Mai 1940 in deutsche Gefangenschaft geraten und im Straflager VIII a in Die Klangumgebung schafft ein Kanon zwischen akkordisch gesetzten Celesta, Vibraphon, Maracas, Olivier Messiaen, 1977 chinesisches Becken, Tamtam, der Nähe von Görlitz interniert worden. Ein knappes Jahr und einen Partien. Diese bewegen sich in unterschiedlichen Zeitmaßen (Verhältnis Streicher harten Winter lang dauerte die Haft, dann kam er frei. Zuvor aber war 2:3). Das zweite Stück komponierte Messiaen in fünf Strophen; der im Lager eine Komposition entstanden und erklungen, die zum Grund­ ­Refrain, mit dem sie beginnen, kehrt am Ende wieder. Das »eigentlich Wei Lu Violine solo Christina Bischoff Sopran solo legenden aus seiner Feder gehört: das ›Quartett auf das Ende der Zeit‹ Interessante« dieses Satzes, der die Struktur der liturgischen Sequen­ mit seinem apokalyptischen Ideenhintergrund. Zweieinhalb Jahre spä­ zen aufgreift, »liegt in denK lang- und Farbvariationen, die das Orchester Fabienne Jost Sprachberaterin ter – er lehrte inzwischen am Pariser Conservatoire, seine Analysekurse erzeugt. Dabei kommt dem Klavier eine zentrale Rolle zu: In Akkord­ des Rundfunkchors wurden legendär – komponierte er seine ›Trois petites liturgies‹ für ein­ trauben, Glockeneffekten und schweren Schlägen beherrscht es den stimmigen Frauenchor, Klavier-, Ondes Martenot-Solo und Orchester, Orchesterklang« (Messiaen), der seine Färbung jedoch auch stark von Bild oben: ›Rythme. Joie de vivre‹ (Rhythmus. Lebensfreude), Gemälde von für die er auch den Text selbst verfasste – in Anlehnung an heilige, Celesta, Vibraphon und den Ondes Martenot bezieht. Das dritte, wiede­ ­Robert Delaunay, 1930 vornehmlich biblische Schriften, und in unmittelbarem Zusammenhang rum dreiteilige Stück ist so lang wie die anderen zusammen. In Dimen­ Zu den Werken 22 23 Zu den Werken

sion, Stilmitteln und emotionalem Pendel dehnt es den ersten Satz aus. lus vor Damaskus erlebte und was ihn vom Verfolger zum Vorkämpfer Vier Mal geht in den Rahmenteilen rhythmisches Sprechen in Gesang der Christus-Anhänger machte: jenes grelle weiße Licht, das ins Farb­ Olivier Messiaen fügte nicht nur der über und wird mit einer markanten Kadenz abgeschlossen; einer Ka­ spektrum explodieren kann. ­Musik, sondern auch der Theologie denz der Liebe, denn sie knüpft harmonisch an analoge schöne Stellen etwas hinzu: der Musik die Dimension in den Sätzen zuvor an und wird immer mit der Bitte verbunden, Gott Alle drei Arten sakraler Musik sind in den ›Petites liturgies‹ enthalten: des gött­lichen Mysteriums, der Theo- möge sich den Menschen ins Herz einprägen. Am sehr langsamen Mit­ die liturgische in den melodischen und strukturellen Basismodellen, die logie die ­Kategorie des Schönen, wie es telteil sind zunächst nur Chor und Streicher beteiligt, bis die Ondes religiöse durch das Komponieren jenseits gottesdienstlicher Zweckset­ der ­Schweizer Theologe Hans Urs von ­Balthasar ­vertrat, den Messiaen hoch Martenot als instrumentale Singstimme, Vibraphon und Celesta als Zeit­ zung. Doch »die Musik ›Trois petites liturgies‹ ist vor allem eine Musik schätzte. Er wollte die Theologie nicht vergrößerungen hinzutreten. der Farben«, betonte Messiaen. Er erreicht sie durch die Instrumentie­ allein unter den Leitlinien des Guten und Ondes Martenot, Spieltisch und rung, aber auch durch bestimmte Modi; das sind Tonleitern, die anders Wahren, sondern auch unter dem Leitge- Verstärker Messiaen wählte also rituelle Formen. Damit betrat er kein Neuland. aufgebaut sind als Dur und Moll. Sie erzeugen eine andere Harmonik, danken des Schönen ausgearbeitet und Strawinsky hatte sie in seinem ›Sacre du printemps‹ provokant einge­ eine andere Art des Konsonierens und Dissonierens. Die Abfolge und diskutiert wissen. Im Verlust des Schönen als Kategorie der Theologie erkannte er setzt, Erik Satie bediente sie in seiner (Klavier-)Musik bohèmehaft die Überlagerung verschiedener Modi und ihrer Klänge sollen, verbun­ eine gefährliche Verarmung. Unter den frühen elektronischen Instru- ­lässig, manchmal mit religiösem Subtext (›Messe des pauvres‹). Mit den mit bestimmten Zeit- und Rhythmusmodellen, nach Messiaens Nach Sander van Maas menten fanden die Ondes Martenot am Messiaen aber gelangt Neues in die Distanzierung von der klassisch- Willen das Gleiche wie die Rosetten großer Kirchen bewirken: »Viele häufigsten Verwendung in komponierter instrumentalen Formenwelt. »Ich wollte eine sakrale Handlung in den tausend Farbtöne treffen unser Auge, die schließlich in eine sehr einfa­ Musik, vor allem bei Olivier Messiaen, Darius Milhaud, Arthur Honegger, André Konzertsaal bringen, eine Art von Lobpreisung. Meine besondere Bega­ che Farbe verfließen.N ichts anderes habe ich [mit meiner Komposition] Jolivet, Charles Koechlin und Edgard bung ist es, das Wesentliche der katholischen Liturgie aus ihrem stei­ gewollt.« Mit einem Zeitgenossen, der aus ganz anderer geistiger Rich­ ­Varèse. Das Instrument wurde von Maurice nernen Gebäude herauszuholen und in andere Gebäude zu tragen.« tung kam, dem Schriftsteller und Kulturpolitiker André Malraux, teilte Martenot entwickelt und 1928 öffentlich ­Dieses lebenslange Anliegen wurde 1943|44 wohl durch die Einsicht Messiaen die Überzeugung, dass die Zukunft der Menschheit von ihrer vorgestellt. Es wird mit der rechten Hand verstärkt, dass der Krieg nicht nur materielle, sondern auch spirituelle Fähigkeit zur Spiritualität abhänge. auf einer Tastatur oder – für Glissandi – auf einem Metallring gespielt. Mit der Verheerungen anrichtet. Mit der Sakralisierung des Konzertraums linken Hand werden Klangfarbe und hängt die dezidierte Liaison von Musik und Mystik zusammen. Was Bekenntnis: Schostakowitschs Dreizehnte Symphonie —–– ­Lautstärke reguliert. Messiaen im zweiten Teil seines Titels nennt, die »Présence divine«, Spiritualität ist Schostakowitschs Thema nicht. Er setzt direkt an der Dmitri Schostakowitsch Gottes Gegenwart, präzisiert er in den Untertiteln der einzelnen Sätze menschlichen Tragödie an. 1961 zeigte ihm sein Freund Isaak Glikman Symphonie Nr. 13 im Sinne von Grundfiguren des mystischen Denkens: Gottbegegnung ein Gedicht des 28-jährigen Jewgeni Jewtuschenko; es trug den Titel Besetzung als Innewerden (»Gott gegenwärtig in uns«), Rückzug Gottes in sich ›Babi Jar‹. So hieß eine Schlucht im heutigen Stadtgebiet von Kiew, in Bariton solo selbst (eine wichtige Figur der jüdischen Mystik, christianisiert als der zwischen dem 29. September und dem 3. Oktober 1941 mehr als Männerchor (Bässe) Piccoloflöte, 2 Flöten, 3 Oboen Der Mittelteil des dritten Satzes ist ein Himmelfahrt Christi, mit der Gott wieder zu sich kommt) und das 33.000 Juden von einem »Sonderkommando« aus SS, Reichssicher­ (3. auch Englischhorn), 3 Klarinet- Werk der Liebe und der Ehrerbietung. Durchwirken alles Seins, auch der Dingwelt, durch die Emanation Got­ heitsdienst, Polizeikräften und ukrainischen Hilfstruppen hingemordet ten (3. auch Kleine Klarinette Diese Gefühle sind nicht zu erklären – tes: »… dann wird Gott sein alles in allem« (1. Korinther 15,28). wurden. Liest man die Berichte von Tätern, den wenigen Beobachtern und Bassklarinette), 3 Fagotte und ich gebe daher auch keinerlei Erklä- (3. auch Kontrafagott), 4 Hörner, rung. Ich weise nur auf das raumgreifende und den ganz wenigen, die aus dem Massengrab entkamen, so stockt 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Timbre der Ondes Martenot hin, auf die 1977 fasste Messiaen einen Vortrag in der Pariser Kirche Nôtre Dame so einem das Herz über das, was dort geschah, und wie es von den Deut­ Pauken, Schlagwerk (Triangel, Triller und ihre Steigerung im »metalli- zusammen: »Sakrale Musik kann liturgisch, religiös und farbig sein, schen sehenden Auges vollstreckt wurde. Nach Kriegsende wurde schen« Timbre des Instruments, die so in ­Kastagnetten, Holzblock, Tam- und diese Reihenfolge verrät meine Vorliebe. Es ist wahr: Ich stelle die mehrfach ein Denkmal für die Opfer gefordert. Nikita Chruschtschow, burin, Kleine Trommel, Peitsche, ihrer Epoche zum ersten Mal eingesetzt religiöse Musik über die liturgische. Die liturgische Musik hängt aus­ ukrainischer KP-Chef, und Nikolai Podgorny, später Staatspräsident der wurden. […] Im ersten und dritten Teil die Becken, Große Trommel, Tamtam, verschiedenen Zeiten: die sehr lange Zeit schließlich vom Gottesdienst ab, wohingegen die religiöse Musik an alle UdSSR, vereitelten es. Glocken, Glockenspiel, Xylophon), der Sterne, die lange Zeit der Berge, die Zeiten und Orte reicht, an das Materielle ebenso wie an das Spirituelle 2 Harfen, Klavier (auch Celesta), mittlere Zeit des Menschen und die kurze rührt und schließlich Gott überall findet. Es ist auch wahr, dass ich die Den aktuellen Anstoß zu seinem Gedicht gab Jewtuschenko eine Um­ Streicher Zeit der Insekten. Musik der Farben über die liturgische und die religiöse Musik stelle: Die weltkatastrophe: Deutsche Truppen wollten bereits 1943 beim Anrü­ Maria Dribinsky Sprachberaterin Olivier Messiaen, Partiturvorwort liturgische Musik verherrlicht Gott bei ihm selbst, in seiner Kirche, in cken der Roten Armee die Spuren der Gräuel verwischen und die Lei­ des Rundfunkchors seinem eigenen Opfer; die religiöse Musik entdeckt ihn zu aller Zeit und chen aus den Massengräbern verbrennen. Sie schafften es nicht. Nach überall […]; aber die Musik der Farben macht das, was die Glasfenster dem Krieg sollte die Schlucht aufgefüllt und eingeebnet werden. Man und Rosetten des Mittelalters tun: sie beschert uns das Überwältigt­ schüttete einen Damm auf und leitete schlammhaltiges Abwasser aus sein.« Im Französischen steht hier »éblouissement«, was auch Blendung der nahen Ziegelei ein in der Erwartung, das Sediment werde das Tal bedeuten kann, also das, was nach biblischem Bericht der Apostel Pau­ verfüllen. Doch dessen Lehmboden verhinderte das Versickern des Zu den Werken 24 25 Zu den Werken

Der 1933 geborene Jewgeni Jewtu­ Wassers. Nach der Schneeschmelze brach am 13. März 1961 der Damm, schenko fühlte sich zeitlebens als Sibirier, die Drecklawine überflutete Wohngebiete, Industrieanlagen und ein auch wenn er in der sowjetrussischen Straßenbahndepot. Die Schlucht wurde danach auf andere Weise pla­ Hauptstadt aufwuchs. In mitreißender Weise rezitierte er Gedichte, füllte Fuß- niert, der angrenzende jüdische Friedhof von Bulldozern zerstört. Über ballstadien nicht nur in Moskau, Lenin- den Ort des Schreckens baute man Wohnhäuser und eine Durchgangs­ grad, Kiew und Tbilissi, sondern auch im straße. Ein erstes Denkmal für »Opfer des Faschismus« wurde 1976 ver­ westlichen Ausland. Seine Poesie wurde steckt wie eine Grabplatte in den Rasen eingelassen; der ermordeten Massenkunst, war aufrüttelnd, verstörend, Juden wurde erst 1991 zum 50. Jahrestag mit einem Mahnmal gedacht. irritierend. Tausende lauschten ihm, und in mehr als 20 Sprachen las man seine Verse. Die Sowjetunion war damals bereits zerfallen. Von den Oberen argwöhnisch beäugt, von den Kollegen beneidet, hatte er bei der Jewtuschenko, in jungen Jahren als Bob Dylan der Sowjetunion gefei­ Jugend den Status eines Popstars. ert, schuf den Opfern von Babi Jar 20 Jahre nach dem Massaker ein Sigrid Neef poetisches Denkmal. Zum Kern machte er die urmenschliche Regung, das Mit-Leiden. Er stellte den Massenmord von Kiew in die lange Reihe der Judenpogrome, angefangen bei demjenigen, das vor dreieinhalb tausend Jahren in Ägypten zum Exodus des Volkes Israel führte. Anders als die christliche Dogmatik rechnete er die Kreuzigung Jesu, die nach römischem Recht vollstreckt wurde, dieser Historie zu. Er versetzte sich ›Rahel beweint ihre Kinder‹, aquarellierte in den französischen Hauptmann Alfred Dreyfus, der 1894 aufgrund Kohlezeichnung (Ausschnitt) von Ludwig von Fälschungen und Meineiden als Landesverräter verurteilt, gedemü­ Meidner, 1942 tigt, in den französischen Gulag vor Guayana verbannt und erst nach zwölf Jahren rehabilitiert wurde. Er dachte sich in den kleinen Jungen Solist die Anfangsmelodie wieder auf, versetzt sie um eine Oktave nach hinein, der beim Judenpogrom 1906 in Białystok auf dem Boden lie­ oben und intensiviert sie damit. Im musikalischen Ausdruck spannt gend um Gnade flehte und vom Mob daraufhin noch brutaler misshan­ sich ›Babi Jar‹ zwischen zwei Extremen des Schreis auf: dem lauten, delt wurde; er identifizierte sich mit Anne Frank, deren Versteck in gellenden und demjenigen, von dem Jewtuschenko sagt, die Stille sei Amsterdam verraten und die 15-jährig in Bergen-Belsen umgebracht ein Aufschrei ohne Maß. wurde. Mit dem Hinweis darauf, dass den ermordeten Juden von Babi Jar das Gedenken verweigert wurde, erinnerte Jewtuschenko auch da­ Zwischen diesen Refrains arbeitete Schostakowitsch drei Szenen ge­ ran, dass der russische Antisemitismus mit Stalin nicht begraben war, nauer aus: die Dreyfus-, die Białystok- und die Anne-Frank-Szene. In Zu Beginn der 1960er-Jahre trat das sondern weiterwirkte. Noch am Abend nach Lektüre des Gedichts rief der ersten macht er die Stiche, die feine Damen mit ihren Schirmen Schicksal der Juden […] noch einmal in Schostakowitsch bei Glikman an, er wolle daraus »unbedingt ein vokal­ durchs Gefängnisgitter ins Gesicht des Hauptmanns führen, musika­ aller Krassheit und Grausamkeit vor die Augen der internationalen Öffentlichkeit. symphonisches Poem« machen. lisch-gestisch spürbar. – Ein gruselig-fahler Marsch symbolisiert die Es waren die Jahre des Eichmann-Pro- Meute, die 1906 unter dem Slogan »Schlagt die Juden! Rettet Russ­ zesses in Tel Aviv […]. Peter Weiss Schostakowitsch komponierte den ersten Satz bildhaft deutlich wie land!« den Pogrom in Białystok veranstaltete. Es dauerte keine vierzig brachte sein ›Auschwitz-Oratorium‹ eine Folge imaginärer Szenen. Er lagerte diese zwischen drei größere Jahre, bis in der Stadt, in der Juden die größte Bevölkerungsgruppe heraus, Rolf Hochhuth sein Drama ›Der Refrainabschnitte: den Anfang (»Es steht kein Denkmal über Babi Jar«), bildeten, etwa 60.000 in einem Ghetto zusammengepfercht, deportiert, Stellvertreter‹. In Deutschland entstand, angeregt durch Paul Dessau, die ›Jüdische der mit dem Bassthema des Orchesters, dem einstimmigen Bass-Chor ermordet wurden. 300 überlebten die »Aktion Reinhardt« und den Chronik‹ als ­gemeinsame Arbeit von zwei Jewgeni Jewtuschenko, um 1960 und dem Bass-Solisten Klangbild und Zeitmaß vorgibt wie in einer düs­ Ghetto-Aufstand. Auch das schwingt bei Schostakowitsch und Jewtu­ ostdeutschen – Paul Dessau und Rudolf teren Exposition; dann das Orchesterzwischenspiel und das Solo nach schenko mit. Den russischen Chauvinismus kommentierte der Kompo­ Wagner-Régeny – und drei westdeutschen der Białystok-Passage (»O mein russisches Volk!«); schließlich den nist durch das Zitat eines Liedchens, das Strawinsky in ›Petruschka‹ Komponisten – Boris Blacher, Karl Amadeus Schlussteil, in dem der grundierende Cello- und Kontrabass-Part des verwendet hatte; in ›Babi Jar‹ trägt es Trauerflor. – Die Anne-Frank- Hartmann und . Beginns mit schneidend grellen, rasenden Figuren wie mit Höllenwin­ Szene beginnt mit einem durchsichtigen Orchestersatz, der nur tiefe Gerhard Müller den oder Echos eines zerreißenden Schreis im endlosen Raum umgeben und ganz hohe Regionen (Celesta) kennt. Die Schläge, die Anne zum wird – ganz im Gegensatz zur nachfolgenden Chorpassage: »Über Babi Frühlingswind und zum Krachen des Eises umdeutet, steigern sich im Jar rauscht still das wilde Gras«. Dieser letzte Teil entspricht der Durch­ Orchester zu entfesselter Gewalt. Hier ist, nach der feinsten Stelle, der führung und Reprise einer Symphonieform, denn am Ende greift der brutale Höhepunkt des Satzes erreicht. Zu den Werken 26 27 Zu den Werken

Anders als sonst bei seinen Symphonien notierte Schostakowitsch ›Babi stimmen, die sich nicht in Arien, sondern in eindringlichen Rezitatio­ Jar‹ zunächst in einer Klavierfassung, die er dann orchestrierte. So ver­ nen äußern, machen den dritten Satz zu einer Klage in der Tradition der fuhr er manchmal bei Gesangsstücken und -zyklen. Dies deutet darauf Lamenti. An seinem Ende singt der Männerchor zum einzigen Mal in hin, dass er zunächst nur an die Vertonung dieses einen Textes dachte. der ganzen Symphonie mehrstimmig – eine Formel wie ein liturgisches Bis zu seinem Lebensende beging der Ein Gespräch mit Jewtuschenko führte jedoch dazu, dass er aus dessen ›Amen‹. Schostakowitsch, der Strawinskys ›Psalmensymphonie‹ hoch Komponist jedes Jahr zwei sein Schaffen Gedichten drei weitere auswählte und zusätzlich um ein neues bat. Sie schätzte, erwog bei der Konzeption seiner Siebten Symphonie ur­ betreffende Gedenktage: am 12. Mai die Premiere seiner Ersten Symphonie beleuchten Seiten des Sowjetlebens, die jeder kannte, die aber im Kon­ sprünglich die Einbeziehung von Psalmversen. In der Dreizehnten blei­ und am 20. Juli die Beendigung seiner text mit ›Babi Jar‹ gleichsam zur Aussage vor das Gericht der Humanität ben von diesem Plan das Genre und die liturgische Allusion; sie deuten Dreizehnten. gerufen wurden. ›Der Witz‹ als Gegenwehr gegen obrigkeitliche Unter­ die Beziehung zu alten jüdischen Dichtungen an. Der dritte Satz ver­ Sigrid Neef drückung und als Macht der Machtlosen, ›Im Laden‹ als Zeichen der harrt weitgehend in einer einheitlichen Stimmung, nur einmal bricht Misswirtschaft und des Heroismus der Frauen. Im Hintergrund spielte aus dem vorherrschenden Piano die Orchestergewalt heftig aus – nach­ sicher auch der Gedanke an jene Frauen mit, die während des Stalin- dem im Text vom Betrug der Leute untereinander die Rede war. Der Terrors in Schlangen vor den Gefängnissen warteten, um Nachrichten vierte (›Ängste‹) durchläuft dagegen mehrere dramatisch-musikalische über ihre Männer und Söhne zu erhalten. ›Ängste‹, das Gedicht über Stadien. Zum düsteren Beginn trägt die Tuba mit einem beinahe zwölf­ Dmitri Schostakowitsch, undatierte die Grundbefindlichkeit, die jede Gesellschaft zerstört, schrieb Jewtu­ tönigen Thema bei; solche Melodiebildungen wurden zu einem Wahr­ ­Fotografie schenko für Schostakowitsch neu. In ›Karrieren‹ geißelte er den krie­ zeichen in Schostakowitschs Spätstil. Das lastende Tempo wird nach cherischen Opportunismus nicht direkt, sondern stellte ihm die echten, und nach beschleunigt. Eilige Figuren, die aus einem Trompetenfanal aufrichtigen Karrieren gegenüber: diejenigen, welche die Wahrheit abgeleitet sind, lenken zum Wort »Denunziant«. Zu den Zeilen über weder der Macht noch dem Geld opfern. Heldentaten in Krieg und Klassenkampf spielt das Orchester die Paro­ die eines marschartigen Agit-Prop-Lieds; die unruhige Figur, die den Schostakowitschs Dreizehnte war nicht die Das Stück über den Witz komponierte Schostakowitsch wie eine Karne­ »neuen Ängsten« vorangeht, mündet schließlich in die Höllenpassage erste musikalische Auseinandersetzung mit valsszene als bissiges, bisweilen lärmendes, überdrehtes Scherzo. Zwei aus dem ersten Satz. Schostakowitsch schafft so über den Text hinaus dem Genozid von Kiew. Bereits 1945 Themen erhalten darin eine besondere Rolle. Mit dem einen greift er inhaltliche Klammern. schrieb der ukrainisch-jüdische Komponist Dmitri Klebanow (1907–1987) eine ›Babi zur Mitte hin in den Bässen eine Melodie auf, die er für ein Lied über Jar‹-Symphonie, seine Erste. »Ihr gesamtes ›MacPhersons Abschied‹ verwendet hatte; dieses handelt vom Gang des Mit ›Karriere‹ schließt er den Kreis um ›Babi Jar‹ durch ein satirisch- Themenmaterial war durchzogen von aus- schottischen Rebellen zum Richtplatz; der Refrain endet: »So unbeug­ parodistisches Finale, vergleichbar denen aus der Achten Symphonie, Kyrill Kondraschin, der Uraufführungs­ gesprochen jüdischen Intonationen. Zur sam | MacPherson nahm | des Volkes Herzen mit.« In der Symphonie dem Vierten und Sechsten Streichquartett, aus denen er zitiert. Im Ton­ dirigent, 1979 Trauer-Apotheose des Finales sang der lässt Schostakowitsch darauf die Strophe von der Clownsflöte und dem fall knüpft es an den zweiten Satz (›Der Witz‹) an. Allzu nett kommt der Sopran eine Vokalise im Stil der synago­ galen Gesänge, die stark an das jüdische Gauklerfest singen; das Thema krönt schließlich den lauten Schlusswir­ Walzer einher, der den Satz eröffnet. Der Sänger wählt den Moritaten­ Totengebet, das Kaddisch, erinnert.« (Irma bel der Musik. Wenn der Witz im Text, »ein Lied auf den Lippen«, zum ton, als befände er sich im Brecht-Theater, der Chor stimmt in den Ref­ Um Neujahr herum entschloss sich Jewtu- Solowitzky) Klebanow wurde für dieses Winterpalais stürmt, wo die demokratische Revolution von 1905 be­ rain ein wie einst die Studenten bei Mephistos Lied in Auerbachs Kel­ schenko [unter politischem Druck der Werk 1948 beim Allunionskongress der gann, greift Schostakowitsch zum zweiten Zitat: »Brüder zur Sonne, zur ler; danach wird er jedoch zum ernsten Dialogpartner des Solisten. Das KPdSU], eine zweite Version von ›Babi Jar‹ sowjetischen Komponisten scharf gerügt. in der ›Literaturnaja Gazeta‹ zu veröffent- Freiheit« wurde hierzulande auf die Melodie gesungen. Zu jener Volks­ Orchester erhält bedeutend längere Zwischenspiele als in den vorigen »Die ganze Symphonie ist von einem lichen. Man konnte diese zweite Version ­Gefühl der Ausweglosigkeit erfüllt. Kle­ erhebung bekannte sich der Komponist, ein Anhänger der Bolschewiki Sätzen. Schostakowitsch kommt erneut auf ein quasi szenisches Kon­ schwerlich eine Dichtung nennen, sondern banows Musik pervertiert die historische war er nicht. In seine Musik nimmt er drei volkstümliche Traditionen zept zurück. ›Karriere‹ ist wie die Schlussnummer einer Komödie in der lediglich eine Ansammlung von Reimen. Wahrheit über die sowjetischen Menschen, auf: die Figur des »Jurodiwy«, des (Gottes-)Narren, der auch unter­ Tradition Meyerholds und Brechts gestaltet. Für die Symphonie aber Das Gedicht war nun etwa doppelt so die als Kämpfer für die Freiheit und Unab- drückte, schreckliche Nachrichten ans Licht holt, weil er Angst nicht heißt das: Auf den Durchbruch zum Optimismus, auf pathetische Über­ lang, weil er Zeilen über das russische Volk hängigkeit ihres Volkes in den Tod gin- und die Partei eingefügt hatte. Man sollte kennt; das »karnevalistische Weltempfinden« (Michail Bachtin), dem höhung wird verzichtet, die Geschichte ist nicht zu Ende. Die Dreizehn­ gen.« Schostakowitsch stand bei diesem sehen, dass er die Kritik der Autoritäten Kongress im Zentrum der parteioffiziellen autokratische Obrigkeiten nur schwer beikommen, und die Tradition te demaskiert die Verhältnisse unter dem Sowjetregime, beschränkt beherzigte. Schostakowitsch änderte da- Kritik. des jüdischen Witzes, der Salcia Landmann zufolge »identisch ist mit sich aber nicht darauf. Sie setzt den Hebel beim Antijudaismus an, dem nach zähneknirschend einige Textstellen, aber nicht die Musik. H. T. dem Mut, trotz allem weiterzuleben«. Grundübel der Unmenschlichkeit. Eine humane Wende setzte den Wil­ len zu dessen Überwindung voraus: So darf man Schostakowitsch ver­ Kyrill Kondraschin Der dritte und vierte, die zentralen, langsamen Sätze, schließen direkt stehen. Durch seine Musik werden Jewtuschenkos Texte zu Befragun­ aneinander an; sie gehen aus ähnlichem Grundmaterial hervor und gen, die über ihre Zeit hinauswirken. ›Babi Jar‹ ist daher nicht nur ein schlagen von dort aus verschiedene Richtungen ein. Engräumige Figu­ Gedenkstück. Die dreizehnte, drittletzte Symphonie ist Schostako­ ren, die im Laufe der Zeit weiter zusammengedrängt werden, Gesangs­ witschs ›Lied von der Erde‹. Doe Künstler 28 29 Die Künstler —–– Die Künstler

Ingo Metzmacher Mikhail Petrenko war 1997 bis 2005 GMD der Hamburgischen Staatsoper, danach Chef­ studierte in seiner Heimatstadt St. Petersburg und gewann dort meh­ dirigent an der Niederländischen Staatsoper Amsterdam und 2007 bis rere Gesangswettbewerbe. Weltweit genießt er einen besonderen Ruf 2010 Chefdirigent und künstlerischer Leiter des DSO. Seit 2016 ist er als Wagner-Interpret. Sein Opernrepertoire erstreckt sich auf Werke Intendant der KunstFestSpiele Herrenhausen. In den letzten Jahren lei­ von Glinka bis zu Prokofjew. Regelmäßig gastiert er an großen Bühnen tete er international beachtete Aufführungen von Musiktheaterwerken wie der Metropolitan Opera, dem Mariinsky-Theater, der Wiener, Nie­ Luigi Nonos, Bernd Alois Zimmermanns, Harrison Birtwistles und Wolf­ derländischen und Berliner Staatsoper und bei Orchestern wie den gang Rihms bei den Salzburger Festspielen. Er trat an den großen euro­ Berliner Philharmonikern und den Bamberger Symphonikern. Jüngste päischen Opernhäusern auf und dirigierte führende Orchester Europas Engagements sind ›Nabucco‹ und ›Khovanshchina‹ am Teatro alla und der USA. Höhepunkte seiner letzten Opernsaison waren ›Lulu‹ und Scala, Orest in ›Elektra‹ an der Metropolitan Opera, ›Boris Godunov‹ ›Elektra‹ in Wien, ›Das Floß der Medusa‹ in Amsterdam, ›Herzog Blau­ am Grand Théâtre de Genève sowie Konzerte mit dem Symphonie­ barts Burg‹ und ›La Voix Humaine‹ in Paris. Er leitete die Sommertour­ orchester des Bayerischen Rundfunks, dem NDR Elbphilharmonie nee des Gustav Mahler Jugendorchesters, eine Deutschland-Tournee ­O rchester, dem Rotterdams Philharmonisch Orkest sowie dem hr-Sin­ der Jungen Deutschen Philharmonie und gastierte u. a. bei den Peters­ fonieorchester, der Dresdner Philharmonie und am Concertgebouw. burger Philharmonikern und dem SWR Symphonieorchester. Der Rundfunkchor Berlin CÉDRIC Tiberghien zählt als dreifacher Grammy­-Preisträger zu den herausragenden Profi­ erhielt als 17-Jähriger den Ersten Preis des Pariser Konservatoriums. chören weltweit. Sein breit gefächertes Repertoire, ein flexibles, reich Nach weiteren Preisen in Bremen, Dublin, Tel Aviv, Genf und Mailand nuanciertes Klangbild, makellose Präzision und packende Ansprache gewann er 1998 den Long-Thibaud-Wettbewerb. Damit begann eine machen ihn zum begehrten Partner bedeutender Orchester und Karriere, die ihn weltweit in die großen Konzerthäuser führte. Als ­Dirigenten sowie zum gefragten Gast auf allen wichtigen Festivals. ­Solist konzertiert er mit renommierten Orchestern wie dem Cleveland ­Internationales Aufsehen erregt der Rundfunkchor Berlin mit seinen und dem Boston Symphony Orchestra, der Tschechischen Philharmonie, ­interdisziplinären Konzertformaten und Community-Projekten, die Men­ dem Orchestre de Paris, dem Philharmonischen Staatsorchester Ham­ schen aller Altersklassen zum Singen bewegen. Chefdirigent des Spit­ burg, dem BBC Scottish, dem London und dem City of Birmingham zenklangkörpers ist seit 2015 Gijs Leenaars. Der Niederländer wirkte Symphony Orchestra. Eine besonders enge Zusammenarbeitet verbin­ zuvor in gleicher Funktion beim Niederländischen Rundfunkchor. det den Pianisten mit der Geigerin Alina Ibragimova. Seine umfang­ Leenars­ ist regelmäßiger Gastdirigent führender Vokalensembles und reiche Disko­grafie umfasst Klaviermusik von Johann Sebastian Bach, arbeitete mit Orchestern wie dem Rotterdams Philharmonisch Orkest, dem Beethoven, Brahms, Chopin, Debussy und Béla Bartók. Residentie Orkest Den Haag und dem Orchestra Filarmonica di Torino.

Nathalie Forget Das deutsche symphonie-orchester berlin lehrt als Professorin für Ondes Martenot am Conservatoire National hat sich in den über 70 Jahren seines Bestehens durch seine Stilsicher­ ­Supérieur de Paris. Als international gefragte Solistin auf diesem elek­ heit, sein Engagement für Gegenwartsmusik sowie durch seine CD- und tronischen Instrument arbeitet sie mit international renommierten Rundfunkproduktionen einen international exzellenten Ruf erworben. ­Orchestern und Dirigenten zusammen. Neben Kompositionen der klas­ Gegründet 1946 als RIAS-, wurde es 1956 in Radio-Symphonie-Orchester sischen Moderne interpretiert sie häufig zeitgenössische Musik. Biswei­ Berlin umbenannt. Seinen heutigen Namen trägt es seit dem Jahr 1993. len verbindet sie Stücke für die Ondes Martenot mit zeitgenössischer Ferenc Fricsay, Lorin Maazel, Riccardo Chailly und Vladimir ­Ashkenazy Kunst, mit Bildern, Stimmen, Fotografien, Projektionen. Auch die Rock­ definierten als Chefdirigenten in den ersten Jahrzehnten die Maßstäbe. szene (Radiohead, Ulan Bator und Krautrock) zeigt Interesse an der wurde 2000 zum Künstlerischen Leiter berufen. Von 2007 Musikerin und ihrem außergewöhnlichen Instrument. Unter der Lei­ bis 2010 setzte Ingo Metzmacher mit progressiver Programmatik Ak­ tung von Ingo Metzmacher nahm Nathalie Forget 2008 an einer Pro­ zente im hauptstädtischen Konzertleben, folgte ihm von duktion von Olivier Messiaens Oper ›Saint François d’Assise‹ am Mu­ 2012 bis 2016 nach. Seit 2017 hat der Brite Robin Ticciati die Position ziektheater Amsterdam teil, die anschließend auf DVD erschien. als Chefdirigent des Orchesters inne. Das DSO und der Rundfunkchor Berlin sind Ensembles der Rundfunk Orchester und Chöre GmbH. Das Orchester 30

—–– Deutsches Symphonie-Orchester Berlin

Chefdirigent und 1. Violinen Bratschen Flöten Hörner Künstlerischer Wei Lu Igor Budinstein Kornelia Barnabas Kubina die Leiter 1. Konzertmeister 1. Solo Brandkamp Solo Solo Robin Ticciati N. N. Annemarie N.N. 1. Konzertmeister Moorcroft Gergely Bodoky Solo Byol Kang 1. Solo Solo Ozan Çakar kunst Ehemalige Konzertmeisterin N. N. Upama Muckensturm stellv. Solo Chefdirigenten Hande Küden stellv. Solo stellv. Solo Georg Pohle Ferenc Fricsay † stellv. Konzertmeisterin Verena Wehling Frauke Leopold Joseph Miron zu Lorin Maazel † Olga Polonsky Leo Klepper Frauke Ross Antonio Adriani Riccardo Chailly Piccolo Isabel Grünkorn Andreas Reincke N. N. Vladimir Ioana-Silvia Musat Lorna Marie Hartling Ashkenazy Oboen hören Mika Bamba Henry Pieper Trompeten Kent Nagano Thomas Hecker Dagmar Schwalke Birgit Mulch-Gahl Joachim Pliquett Ingo Metzmacher Solo Ilja Sekler Anna Bortolin Solo Tugan Sokhiev Viola Wilmsen Pauliina Quandt- Eve Wickert Solo Falk Maertens Marttila Solo Ehrendirigenten Tha s Coelho Martin Kögel Nari Hong stellv. Solo Heinz Günter Wand † Viktor Bátki Radzischewski Nikolaus Kneser Isabel Maertens Kent Nagano stellv. Solo Michael Mücke Violoncelli Max Werner Raphael Mentzen Englischhorn Elsa Brown Mischa Meyer Matthias Kühnle Ksenija Zečević 1. Solo Klarinetten Lauriane Vernhes Valentin Radutiu Posaunen 1. Solo Stephan Mörth Solo András Fejér 2. Violinen Dávid Adorján Solo Solo Thomas Holzmann Andreas Schumann Solo Andreas Klein Stimmführer Adele Bitter Solo Mathias Donderer Richard Eva-Christina Obermayer Susann Ziegler Schönweiß Thomas Rößeler stellv. Solo Rainer Vogt Stimmführerin Catherine Blaise Bernhard Nusser Tomer Maschkowski Johannes Watzel Claudia Benker- Bassposaune stellv. Stimmführer N. N. Schreiber Bassklarinette Clemens Linder Leslie Riva-Ruppert Tuba Matthias Roither Sara Minemoto Fagotte Johannes Lipp Stephan Obermann Karoline Zurl Eero Lagerstam Kontrabässe Solo Harfe Tarla Grau Peter Pühn Jörg Petersen Elsie Bedleem Solo Jan van Schaik Solo Solo Douglas Bull Uta Fiedler-Reetz Ander Perrino Cabello stellv. Solo Pauken Bertram Hartling Solo Hendrik Schütt Erich Trog Kamila Glass Christine Felsch Markus Kneisel Solo Marija Mücke stellv. Solo Kontrafagott Jens Hilse Elena Rindler Gregor Schaetz Solo Matthias Hendel Schlagzeug Ulrich Schneider 92,4 Roman Lepper Rolf Jansen 1. Schlagzeuger Henrik Magnus Schmidt stellv. 1. Schlagzeuger Thomas Lutz mit mit DSO DES ENSEMBLE Brahms Dvořák Martinů –›Brahms-Perspektiven‹ Kammerkonzert Unter den Linden – Preußischer Kulturbesitz | 20. Feb Mi Nicolas Altstaedt ROBIN TICCIATI Brahms für Violoncello und Orchester Dutilleux für solo Violoncello Dutilleux II ›Brahms-Perspektiven‹ Mo 18. | Mo Feb Kammerchor RIAS Klavier Levit Igor ROBIN TICCIATI Brahms Schumann Schütz I ›Brahms-Perspektiven‹ Sa 16.Sa Feb Schruff Christian POLYPHONIA ENSEMBLE BERLIN Caplet 10.30 Uhr ab House –Open Kulturradio-Kinderkonzert So 17.So | Feb philharmoniejungen norddeutschen STEGREIF.orchesters und der Mitglieder des DSO, des Nr. Brahms 3von Symphonie der Basis auf – Klangperformance #brahms_rotation –›Brahms-Perspektiven‹ Ensemblekonzert So 10. | So Feb mit Lounge Casual Concert Im Anschluss Herren des Rundfunkchors Berlin Mikhail Petrenko INGO METZMACHER für Bass, Männerchor und Orchester Schostakowitsch Casual Concert So 3. Feb | 3. Feb So Konzertvorschau – — Nicolas Altstaedt Pat Appleton ›Suite persane‹ für zehn Blasinstrumente Blasinstrumente zehn für ›Suite persane‹ ›Das ist mir lieb‹ – Psalm 116 –Psalm lieb‹ mir ist ›Das für a Chor cappella Terzett für zwei Violinen und Viola und Violinen zwei für Terzett Streichquintett Nr. 2 Streichquintett SymphonieNr. 2 SymphonieNr. 1 ›Drei Madrigale‹ für Violine und Viola und Violine für Madrigale‹ ›Drei ›Tout un monde lointain …‹ lointain ›Tout monde un Sacher‹ de nom le sur ›Trois strophes Klavierkonzert 20.30 Uhr | Uhr 20.30 | 20.30 Uhr | Uhr 20.30 20 Uhr | 20 Uhr 12 | Uhr 20 Uhr | 20 Uhr 20 Uhr | 20 Uhr Symphonie Nr. Jar‹ 13 ›Babi Symphonie Live Act und Johann Fanger und Act Live Moderation Bass Violoncello Philharmonie Haus des Rundfunks Staatsbibliothek Violoncello Philharmonie Philharmonie Theater im Delphi Theater

DJ DJ Deutschland, LandBerlin, RundfunkBerlin-Brandenburg Gesellschafter Deutschlandradio, Bundesrepublik Geschäftsführer Anselm R der RundfunkOrchester undChöreGmb H Berlin. Das eutscheSymphonie-Orchester BerlinisteinEnsemble T Moritz Brüggemeier, Barbara Winkelmann Künstlerisches Betriebsbüro Chefdirigent R info Masurenallee 16 im rbb-F in derRundfunkOrchester undChöre GmbHBerlin Deutsches S Impressum Fotos MonicaMenez(Titel), FrankEidel ( DSO), Redaktion Benediktvon Bernstorff Texte Shinnosuke Higashida,KaiSteindreischer Orchesterwarte Burkher Notenarchiv Renate Hellwig-Unruh Programmhefte Musikvermittlung LindaStein (Elternzeitvertretung) Presse- undÖffentlichkeitsarbeit BenjaminDries Marketing Orchesterbüro Konstanze Klopsch,MarionHerrscher Orchestermanager SebastianKönig Orchesterdirektor Alexander Steinbeis PreussundG mbH |SatzSusanneN Artdirektion (sonstige) Assier (F mann (Metzmacher),Jean-Baptiste Millot(Tiberghien),Mathilde unter dso-berlin.de/kammermusik unter T tickets Öffnungszeiten MobisFr9 1 Charlottenstraße 56|2. OG Besucherservice desDSO Karten, Abos undBera Ausführliche Programme Kammerk E eine Konzertbeginn vor Minuten 65 jeweils findet – Concerts Casual der Ausnahme –mit monie Z Konzerteinführungen el 030.202987530|F el 030.202987 u allen Symphoniekonzerten in der Philhar­ der in Symphoniekonzerten u allen 0 1 @ 1 dso-berlin.de | |RedaktionHabakuk 7 @ inführung mit H mit inführung

ernsehzentrum ernsehzentrum orget), Alexandra Bodrova (Petrenko), Berlin |amGendarmenmarkt

dso-berlin.de © DeutschesSymphonie-Orchester Berlin2019 Tim Bartholomäus ymphonie-Orchester Berlin obin – | onzerte Einführungen Habakuk 20 |14057Berlin Ticciati 1 1 |F ax 030.202987539 T echel M. ose T abakuk T abakuk ax 030.202987 r aber und Besetzungen Besetzungen und – A., 1

8 Uhr raber statt. raber tung T raber DSO- Harald Hoff­

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Preis: 2,50 ¤