Land Unter Im Pazifik Folgen Der Globalen Klimaerwärmung Und Deren Konsequenzen "
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\ E-Mail: [email protected] • Internet: http://www.pazifik-netzwerk.org Dossier Nr. 71 Land unter im Pazifik Folgen der globalen Klimaerwärmung und deren Konsequenzen " , Dokumentation zur Tagung des Pazifik-Netzwerkes e.V. 4. bis 6. Februar 2005 in Rolandseck bei Bonn Autor/innen: Dr. Susanne Nawrath, Brigitte Paul, Moana Schreckenberg, Turua Peter, Mesualina und Frank Döblitz, Dr. Klaus Schilder, Dr. Manfred Treber, Sabine Zetsche Redaktionelle Bearbeitung: Ingrid Schilsky Datum: Mai 2005 Pazifik-Informationsstelle, Hauptstraße 2, 91564 Neuendettelsau Telefon: (+49) (0) 9874 - 91220 • Telefax: (+49) (0) 9874 - 93120 E-Mail: [email protected] • http://www.Pazifik-lnfostelle.org Inhalt: Dr. Klaus Schilder Land unter im Pazifik - Begrüßung und Einführung S. 1-2 II Dr. Susanne Nawrath Natur außer Kontrolle: Messbare Bedrohung für die pazifischen Inseln S. 3 - 11 III Moana Schreckenberg Stürme kommen, Fische gehen - Neue Realitäten in Samoa S. 12-13 IV Tropische Wirbelstürme im Pazifik - einige Beispiele S.14 V Brigitte Paul Salz zerstört unsere Nahrung Ernährungssicherheit auf Kiribati S.15-18 VI Flüchten oder Widerstehen? Pazifische Antworten auf den drohenden Untergang S.19-22 VII Dr. Manfred Treber Das Kyoto-Protokoll und sein Schlupfloch internationaler Flugverkehr S. 23- 32 VIII Sabine Zetsche Folgen des Flugverkehrs für Klima und Pazifikregion: Wege aus dem Dilemma S. 33 - 36 ******••***.*****.11*******,*************************************11******************************* •• ***********"'.*.****1t**********1r.*.*******,******* Das Pazifik-Netzwerk eV. bedankt sich für die freundliche Unterstützung durch den Evangelischen Entwicklungsdienst (EED). **********•••*********************************** •••*********.**••**********************************************.********************************* Herausgeber: Pazifik-Informationsstelle, Postfach 68, 91561 Neuendettelsau. Die Pazifik-Informationsstelle wird getragen vom Pazifik-Netzwerk eV., dem Missionswerk der Evang.-Luth. Kirche in Bayern, dem Evangelischen Missionswerk, dem Evang.-Luth. Missionswerk Leipzig, dem Nordelbischen Missionszentrum und Missio München. Ausschussvorsitzende: Sabine Plonz (EMW). Land unter im Pazifik Begrüßung und Einführung Dr. Klaus Schilder, Pazifik-Netzwerk e.V., Berlin Begrüßung der Teilnehmerinnen und Referentinnen zum Seminar am 5. Februar 2005 im Haus Humboldtstein in Rolandseck Liebe Gäste aus dem Pazifik, liebe Freunde und Mitglieder des Pazifik-Netzwerk, sehr geehrte Damen und Herren, Die Tragödie der Flutkatastrophe in Südost-Asien hat uns in drastischer Weise vor Augen geführt, wie schutzlos die Menschheit den Naturgewalten ausgeliefert ist. Der Tsunami ist eine humanitäre Katastrophe von ungeahntem Ausmaß und brach unvermittelt über die Menschen um den Indischen Ozean herein. Wir haben uns heute hier versammelt, um uns mit einer schleichenden Tragödie zu beschäftigen, die in ihren Auswirkungen keineswegs weniger katastrophal ist: Die weltweite, durch menschliches Handeln verursachte Klimaveränderung. und ihre Auswirkungen, insbesondere auf die Bewohner der pazifischen Inselstaaten. Wir sprechen vom schwersten Eingriff des Menschen in seine natürliche Umwelt aller Zeiten, und doch erscheint es fast so, als gehen wir hier im Norden nach anfänglicher Empörung wieder zum Tagesgeschäft über. Dabei gibt es keine Zweifel: Die menschliche Fahrlässigkeit im Umgang mit dem globalen Klima hat bereits jetzt schwerwiegende Folgen für die Menschen im Pazifik. Das. wissenschaftliche Beratergremium der internationalen Klimaverhandlungen schätzt, dass die Meeresspiegel in 100 Jahren um bis zu einem Meter ansteigen könnten. Flache Atollinseln werden 'vom Wasser überspült und für immer unbewohnbar. Klimawandel bedeutet damit für die Menschen den Verlust ihrer kulturellen Identität, Entwurzelung und Aufbruch in eine ungewisse Zukunft. Der Klimawandel greift aber sehen jetzt in den gewohnten Lebensablauf ein: Das Aussterben von Korallen- und Fischbeständen, die Versalzung derTrinkwasserlinsen unter den Atollen, andauernde Trockenheiten und heftige Unwetter belasten viele Menschen im Pazifik schon heute. Dabei ist ein funktionierendes Ökosystem für die Ernährung der Menschenvon essentieller Bedeutung. Auch die ökonomischen Kosten für die pazifischen Inselstaaten werden immens sein. Eine Studie des regionalen pazifischen Umweltprogramms (SPREP 2003) beziffert pie bis 2050 jährlich entstehenden Kosten für Viti Levu, die Hauptinsel des Fiji• Archipels, auf 23 bis 52 Mio US-DolI~r, das entspricht etwa 2 bis 4 Prozent des fijianischen BSP; für eine niedrig gelegene Inselgruppe wie Tarawa (Kiribati) könnten der jährliche Schaden 8 bis 16 Mia US-Dollar betragen, und das bei einem der• zeitigen BSP von ca. 47 Mio US-Dollar. Nur internationale Anstrengungen können diesen Herausforderungen gerecht werden, Im ersten Teil unseres Seminars werden wir uns mit den Folgen der außer Kontrolle geratenen Natur im Pazifik beschäftigen, und persönliche Schilderungen der neuen Realitäten in Samoa, Tonga und den Cook-Inseln hören. Am 16. Februar 2005 wird die internationale Staatengemeinschaft das Inkrafttreten des Kioto-Protokolls feiern. Der Beitritt Russlands im Oktober 2004 ebnet nun den Weg zu dessen Umsetzung. Dabei ist der Klotc-Prozess durch die schiere Unüberschaubarkeit der Maßnahmen und die späte Inkraftsetzung sehen jetzt verwässert. Allein im Rahmen des Clean Development Mechanisms (COM), der Investitionen in den Klimaschutz in Entwicklungsländern umfasst, die sich die Verschmutzernationen auf das eigene Konto gutschreiben können, waren mehrere hundert Projekte angemeldet, die sich direkt oder indirekt mit Vermeidungs- und Anpassungsstrategien an den Klimawandel beschäftigen. Doch nicht alle Projekte sind spezifisch auf den 'Khmaschutz ausgerichtet, beteiligen die lokale Bevölkerung oder berücksichtigen die Ansprüche 'von Frauen oder marginalisierten Gruppen in der Gesellschaft. Den strengen Regeln des COM, insbesondere der Zusätzlichkeit der Maßnahme, genügen bislang daher nur wenige Dutzend Projekte. Wir werden uns anschließend mit Antworten auf den drohenden Untergang aus der pazifischen Sicht beschäftigen. Flüchten oder Widerstehen sind Optionen, die das Leben der Menschen' in einschneidender Weise verändern werden. Gibt es Antworten auf diese Herausforderungen? Paani Laupepa, ehemaliger Mitarbeiter des Umweltminlsteriums auf Tuvalu, fasst die Gefühle vieler Bewohner der Pazifikinsel so zusammen: "Wir wollen nicht gehen, denn es ist unser Land, von Gott gegeben, unsere Kultur, wir können nicht einfach gehen. Die Menschen werden dieses Land erst in der allerletzten Sekunde verlassen." (Germanwatch 2004)1..· . Schließen wollen wir die heutige Diskussion mit der Betrachtung unserer Verantwortung als Hauptverursacher globaler Klimaveränderungen im globalen Norden. Wo stehen die internationalen Klimaverhandlungen, was ist in' Zukunft von der Politik zu erwarten? Werden verbindliche Verpflichtungen überwiegen, oder werden unverbindliche Absprachen die internationale Messlatte immer tiefer hängen? Aber was geht uns das alles an? Das veränderte Konsumverhalten im Norden trägt weiter und in zunehmendem Maße zur Klimaveränderung bei. Die Werbung suggeriert uns, dass die Schlussverkaufs-Schnäppchen nun auch in Stockholm, Barcelona oder Riga gekauft werden können, mit dem Flugzeug zum Taxitarif schließlich gleich um die Ecke. Dabei gibt es zahlreiche Wege, unseren Energiekonsum und den damit verbundenen Schadstoff-Ausstoß zu reduzieren und uns klima-fair zu verhalten. Einige dieser Möglichkeiten werden wir kennenlernen. Klimawandel ist ein globales Phänomen, dem wir nur mit globalem .und gemeinsamem Handeln entgegentreten können. Ich wünsche Ihnen und Euch heute eine interessante und stimulierende Diskussion! Bonn,5. Februar2005 I Germanwatch: Klimawandel. Eine Herausforderung für Tuvalu. Bonn 2004. www.germanwatch.org 2 Natur außer Kontrolle Messbare Bedrohung für die pazifischen Inseln Dr. Susanne Nawrath . Potsdam Institut für Klimafolgenforschung . Klima und Temperaturveränderungen Als Klima bezeichnet man den über einen Zeitraum von etwa 30 Jahren gemittelten Witterungsablauf an einem bestimmten Ort. Witterung bezeichnet dabei den allgemeinen Charakter des Wetters zu einer Jahreszeit, und Wetter den augenblicklichen Zustand der Atmosphäre (Temperatur, Niederschlag, Luftdruck, Wind). Obwohl der Begriff 'Klima' (gr. 'neigen') sehen von . Hippokrates verwendet wurde, hat man das Klima .Iange Zeit hauptsächlich als Eigenschaft der Atmosphäre und deren Wirkung auf die Vegetation (Klimazonen nach Köppen),· vor allem aber als unyeränderlich betrachtet. Heutzutage wissen wir, dass es ein Klimasystem gibt, das aus verschiedenen Komponenten, hauptsächlich Atmosphäre, Ozeane, Meereis, Landeis und Vegetation besteht, die sich gegenseitig beeinflussen. Dieses System wird vor allem durch die Sonneneinstrahlung angetrieben und ist nicht unveränderlich. Es hat sich in der Vergangenheit dadurch verändert, dass entweder die Sonneneinstrahlung veränderlich war, oder indem sich die Zusammensetzung der Atmosphäre ·geändert hat. Kleine Veränderungen können dabei durch Rückkopplungseffekte verstärkt werden, In den letzten Jahren gibt es immer deutlichere Hinweise darauf, dass auch wir Menschen, insbesondere in den Industrienationen, durch unser Verhalten das Klima beeinflussen. In den letzten 100 Jahren, also einem Zeitraum, für den kontinuierliche Messungen in vielen Gebieten der Erde vorhanden sind, ist die Temperatur im globalen Mittel bereits um etwa O.GoC angestiegen.