Die Rothschild Bank
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Ludwig-Maximilians-Universität Seminar für Wirtschaftsgeschichte Die Rothschild Bank Kaspar Klippgen Seminar für Wirtschaftsgeschichte Ludwig-Maximilians-Universität München 16. Mai 2008 Ludwig-Maximilians-Universität Seminar für Wirtschaftsgeschichte Agenda 1. Der Mythos Rothschild 2. Geschichte der Familie 3. Der Ausbau der Macht 4. Machtsicherungsmechanismen 5. Die Rothschilds im Industriezeitalter 6. Die Rothschilds im 20. Jahrhundert 7. Die heutige Rothschild-Bank 8. Literatur 2| 25.06.2008 Kaspar Klippgen - Die Rothschild Bank - 16.05.2008 Ludwig-Maximilians-Universität Seminar für Wirtschaftsgeschichte 1. Der Mythos Rothschild Eine legendäre Familie Wofür stehen sie? Was haben sie bewirkt? Sind sie wirklich so mächtig? Ì Der Name Rothschild ist Synonym für Reichtum: Ì In Frankreich steht der Satz "le goût Rothschild," für einen glamourösen Lebensstil. Ì Die israelische Sprache kennt den gängigen Satz “lu ha'yiti Rothschild” der “Wenn ich ein reicher Mann wäre” bedeutet. Ì Mystifizierung und Diffamierung: Ì Ihre jüdische Herkunft gab Antisemiten Anlaß für Verschwörungstheorien und diente der Instrumentalisierung in Propagandafilmen wie “Der ewige Jude”. Ì Die Rothschilds sind bzw. galten als so mächtig, dass der Schriftsteller Ezra Pound im II. Weltkrieg die Theorie aufstellte, dass die Rothschild gemeinsam mit einer Clique von mächtigen Bankhäusern den Weltkrieg verursacht haben, um davon finanziell und somit politisch zu profitieren. Ì Nachdem sie ein beträchtliches Vermögen angehäuft haben, wurde der Name weltweit zum Inbegriff für das Bankwesen und großen Reichtum. Die Familie ist darüber hinaus bekannt für ihre Kunstsammlungen und ihre Philanthropie. 3| 25.06.2008 Kaspar Klippgen - Die Rothschild Bank - 16.05.2008 Ludwig-Maximilians-Universität Seminar für Wirtschaftsgeschichte 1. Der Mythos Rothschild Eine legendäre Wirtschaftsgeschichte Ì Die Rothschilds gelten als Pioniere der internationalen Hochfinanz während der Napoleonischen Zeit und der darauf folgenden Industrialisierung Europas. Ì Sie waren wesentlich an der Finanzierung des weltweiten Eisenbahnbaus beteiligt und organisierten komplexe Regierungsfinanzierungen. Ì Eine große Zahl noch heute erfolgreicher Unternehmungen geht auf Rothschild-Kapital zurück: Ì De Beers Ì Alliance Assurance (1824) (heute: Royal & SunAlliance) Ì Chemin de Fer du Nord (1845) Ì Rio Tinto Group (1873) Ì Société Le Nickel (1880) (heute: Eramet) Ì Imétal (1962) (heute: Imerys) 4| 25.06.2008 Kaspar Klippgen - Die Rothschild Bank - 16.05.2008 Ludwig-Maximilians-Universität Seminar für Wirtschaftsgeschichte 2. Geschichte der Rothschild-Familie Ì Mayer Amschel Bauer (*23.2.1744 - + 19.9.1812) ist Begründer der Rothschilddynastie. Sein Vater Moses Amschel Bauer begann bereits im Jahr 1750 einen Münzhandel in der Frankfurter Judengasse zu betreiben. Ì Mayer Amschel Bauer lernte als Bankgehilfe bei Oppenheimer in Hannover. Ì Zurück in Frankfurt änderte er seinen Namen in Mayer Amschel Rothschild und betrieb das Geschäft des Vaters weiter. Ì Der Name Rothschild rührt vermutlich von einem roten Schild, welches vor dem Geschäft hing. Ì Über den gemeinsamen Bekannten General von Estorff begann Rothschild im Jahr 1760 Geschäfte mit dem Hof zu Hanau. 5| 25.06.2008 Kaspar Klippgen - Die Rothschild Bank - 16.05.2008 Ludwig-Maximilians-Universität Seminar für Wirtschaftsgeschichte 2. Geschichte der Rothschild-Familie (II) Ì Ab 1769 durfte er die Plakette (mit Wappen von Hessen-Hanau) und die Inschrift „M.A. Rothschild, Hoflieferant Seiner Erlauchten Hoheit, Erbprinz Wilhelm von Hessen, Graf von Hanau“ führen. Ì Seit 1783 verwaltete er das Vermögen Wilhelms I. von Hessen Kassel und dessen Vaters, womit dieser zum reichsten Fürsten im Heiligen römischen Reich deutscher Nation wurde. Ì 1798 geht Nathan Rothschild (der dritte Sohn) nach England und handelt erfolgreich in Manchester mit Textil-Rohstoffen. 1803 geht er nach London und steigt 1804 ins Bankgeschäft ein Ì 1801 wurde Mayer Amschel zum Hoffaktor benannt (höchste, denkbare Würde für einen Juden im absolutistischen Zeitalter) Ì 1802-1804 Zeichnung von Staatsanleihen (Schuldverschreibungen) am Dänischen Hof Ì Enger Kontakt zum wichtigsten Finanzberater des Fürsten, Carl Buderus. Alleinige Verantwortung über die Wertpapiere und Schuldwechsel des Kurfürsten. Rothschild trieb Zinsen in ganz Europa ein und konnte mit dem ihm überantworteten Geld spekulieren. Ì 1810 macht Mayer Amschel seine fünf Söhne zu Teilhabern (von nun an „M.A. Rothschild & Söhne“) und sendet sie in die Welt 6| 25.06.2008 Kaspar Klippgen - Die Rothschild Bank - 16.05.2008 Ludwig-Maximilians-Universität Seminar für Wirtschaftsgeschichte 1. Der Mythos Rothschild Das erste große multinationale Unternehmen wird gegründet WORMS/ Schönche Jeanette Rothschild (1771-1859) FRANKFURT Benedikt Moses Worms (1772-1824) Mayer Amschel Begründer des Zweigs „von Worms“ (keine Träger des Rothschild Namens „Rothschild“) WIEN Salomon Rothschild (1774-1855), Bankier Begründer des Wiener Zweigs LONDON Nathan Mayer Rothschild (1777-1836), Bankier Begründer des Londoner Zweigs NEAPEL Kalmann Mayer Rothschild (1788-1855), Bankier Begründer des neapolitanischen Zweigs PARIS James de Rothschild (1792-1868), Bankier Begründer des Pariser Zweigs LONDON PARIS NEAPEL WIEN LONDON PARIS NEAPEL WIEN FRANKFURTFRANKFURT 7| 25.06.2008 Kaspar Klippgen - Die Rothschild Bank - 16.05.2008 Ludwig-Maximilians-Universität Seminar für Wirtschaftsgeschichte 2. Geschichte der Rothschild-Familie (III) Ì 1812 stirbt Mayer Amschel Ì Nach der Widerherstellung des europäischen Staatensystems auf dem Wiener Kongress restrukturierten die fünf Rothschild-Söhne im Jahr 1815 die geschäftliche Organisation des Hauses Ì Die fünf Söhne flechten ein Europa umspannendes Firmenkonglomerat Ì In der Zeit von 1815 bis 1818 wächst das Kapital der Familie von 3,3 Mio. auf sagenhafte 42,5 Mio. Franc (die Forschung konnte bis heute nicht klären, wie es zu diesem exorbitanten Wachstum kam) Ì Vier Brüder wurden 1816 durch den österreichischen Kaiser Franz I. geadelt. Nathan, der fünfte Bruder, wird 1818 ebenfalls geadelt. Alle erhielten den österreichischen Titel „Freiherr“ bzw. „Baron“ am 29. September 1822. 8| 25.06.2008 Kaspar Klippgen - Die Rothschild Bank - 16.05.2008 Ludwig-Maximilians-Universität Seminar für Wirtschaftsgeschichte 3. Der Ausbau der Macht Kriegsfinanzierung in London Ì Die Grundlage für den unbeschreiblichen, finanziellen Erfolg der Rothschild Familie wurde in den letzten Wochen der Napoleonischen Kriege gelegt. Der Londoner Familiensprössling Nathan Mayer Rothschild hatte wesentlichen Anteil an der Kriegsfinanzierung der britischen Kriegsleistungen in den Jahren 1813 bis 1815. Ì Zu Beginn beteiligte sich Nathan an Schmuggelgeschäften mit Textilien, um die von Napoleon auferlegte Kontinentalsperre zu durchbrechen. Ì Die Warenverknappung machte Schmuggelgeschäfte trotz ihrer Gefahr hoch lukrativ. Ì Durch das Netzwerk seines Vaters gelangte er bald an die richtigen Kontakte Ì 1805 eröffnete er ein Büro in Londoner, betrieb aber nach wie vor den Textilienhandel in Manchester 9| 25.06.2008 Kaspar Klippgen - Die Rothschild Bank - 16.05.2008 Ludwig-Maximilians-Universität Seminar für Wirtschaftsgeschichte 3. Der Ausbau der Macht Kriegsfinanzierung in London (II) Ì Die Bank N. M. Rothschild and Sons wurde 1811 in der St Swithin's Lane in London gegründet (und besteht noch heute). Ì Nathan Rothschild übernahm die Gold- und Silberbarrenlieferungen an den Grafen Wellington, der in Portugal und Spanien stationiert war und gegen Napoleon kämpfte. Ì Außerdem arrangierte er die Subventionszahlungen an die Kontinentalalliierten. Allein durch die Kommissionsgebühren für diese Transaktionen machte Rothschild ein Vermögen. Ì Alle vier anderen Rothschild-Brüder unterstützten die Aktivitäten über den europäischen Kontinent. Ì Die Familie entwickelte ein hochgradig effektives Netzwerk von Agenten, Kurieren, Informanten und Lieferanten, um ihren Goldtransport und ihren – fast genauso wichtigen – Informationsaustausch transeuropäisch zu organisieren. 10| 25.06.2008 Kaspar Klippgen - Die Rothschild Bank - 16.05.2008 Ludwig-Maximilians-Universität Seminar für Wirtschaftsgeschichte 3. Der Ausbau der Macht Kriegsfinanzierung in London (III) Ì Sie waren durch ihren Nachrichtendienst immer als Erste über geplante Anleihen, Kurse, Regierungskrisen und Kriegsgefahren informiert und konnten diese Informationen an den Finanzmärkten gezielt und sehr gewinnbringend einsetzen Ì Die Intelligenz der Rothschilds zeigte sich hier in aller Deutlichkeit. Sie machten sich Kursdifferenzen verschiedener Börsen und die Möglichkeit schneller Geldtransaktionen zu nutze Ì Besonders 1815: Der Nachrichtendienst ermöglichte es Nathan Rothschild in London einen Tag vor dem offiziellen Regierungs-Boten von Wellingtons Triumpf in Waterloo zu erfahren. Ì Sofort reagierte er und verkaufte seine Börsenpapiere. Viele folgten ihm, im Glauben, England hätte verloren. Die Kurse fielen und Nathan kaufte schnell die billigen Wertpapiere wieder auf. 11| 25.06.2008 Kaspar Klippgen - Die Rothschild Bank - 16.05.2008 Ludwig-Maximilians-Universität Seminar für Wirtschaftsgeschichte 3. Der Ausbau der Macht Kriegsfinanzierung in London (IV) Ì Schon bald kristallisierte sich das Geschäft der Zukunft heraus: Im Jahr 1818 arrangierte Nathan Rothschild einen Bankkredit über 5 Mio. Pfund an die Preussische Regierung. Die Ausgabe von Wertpapieren auf Regierungskredite bildete ab da an die Haupteinkommensstütze der Bank. Ì Rothschild wurde so mächtig in London, das er der Bank von England im Jahr