Todd Solondz
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Storytelling :Todd Solondz Autor(en): Niederer, Rolf Objekttyp: Article Zeitschrift: Filmbulletin : Zeitschrift für Film und Kino Band (Jahr): 44 (2002) Heft 236 PDF erstellt am: 02.10.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-865451 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. 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Meine Kritiker nennen statischen zu einer dynamischen Ordnung der die in einem Punkt auch ihre Gemeinsamkeit mich auch einen Misanthropen. Ich sehe Geschlechter lassen sich für den Einzelnen haben: sowohl Thelma wie Vincent laufen von mich eher als das Gegenteil. Doch um die dramatische Konflikte schlecht vermeiden. Bloss den Konflikten weg. Sie ist einen Schritt weiter Menschen zu umarmen, müsste man sie erst verstehen.» wird die Titelheldin von thelma nicht etwa gegangen und vor ihrer ursprünglichen von einer Schauspielperson markiert, die aus Bestimmung geflohen, die darin bestand, das der einen oder aus der andern von den beiden Leben eines Mannes (und Vaters) führen zu müssen. Solondz hat, was storytelling betrifft, traditionellen Zugehörigkeiten stammte. Er ergreift die Gelegenheit zum Abhauen, durchaus Recht: Sein Film, eine bissige Satire, Sondern Thelma ist von einem Realzwitter dargestellt, die sie ihm bietet, nur zu gern. ist weder menschenfeindlich noch grausam, das heisst direkt dem Alltag entnommen. aber er zeigt tatsächlich Formen der Grausamkeit, Pascale Ourbih ist eine Frau mit Penis, da der seelischen vor allem, weniger der braucht nichts Anatomisches mehr eigens Unentschiedene Hand körperlichen. Von ironisch-witzigen Darstellungen vorgekehrt zu werden und vermutlich auch nichts Pierre-Alain Meier hat sich bisher vor menschlicher Schwächen ausgehend, die Seelisches. Sie agiert als ihr eigenes Ich, sofern allem als initiativer und risikofreudiger Produzent unbeschwert zum Lachen reizen, erreicht sein nicht von mehr als einem solchen in derselben einen Namen gemacht, zuvorderst bei den Spott auch nachdenklicher stimmende Person zu reden wäre: eine Abenteurerin (vietnamesischen) Filmen von Rithy Pan. Mit Themen, die in bisweilen verstörenden Szenen zwischen den maskulin und den feminin formatierten thelma inszeniert der Jurassier jetzt ein bösartig Ausdruck finden. Das beste Gelächter, Welten, von denen sie je das Beste Drehbuch, das kompliziert und raffiniert genug ist, meint Solondz dennoch menschenfreundlich, erhofft und öfter je das Übelste bekommt. Sie hat um seine Regie-Künste deutlich zu überfordern. ist das Gelächter der Erkenntnis. die ineinander versetzten Eigenarten von Mann Wohl entfaltet sich die beziehungsreiche und Frau gleichzeitig darzustellen und sicher Geschichte vom Boxer und vom Zwitter mit storytelling setzt sich mit dem schon hinter der Kamera alle Mühe, der eigenen bestechender Logik, und sie überzeugt durch die Medium selbst, seinen Eigenschaften, seiner mehrfach gelagerten Rolle zu genügen. Unter Charakterisierung der Figuren und die Wirkung und letztlich auch seinen Wurzeln diesen schwierigen Umständen darf sie sich Feinfühligkeit, mit der die heikein Intim-Szenen auseinander, damit die Gegenwart und speziell die getrost als eine noch etwas unfertige, suchende realisiert sind. Leider lahmen Schnitt und amerikanische Gesellschaft kritisch anvisierend. Mimin erweisen. Rhythmus, und die Führung der Schauspieler Sex, Rassismus, Ausbeutung und verrät eine allzu vorsichtige, etwas unentschiedene Demütigung sind die Themen dieser Satire, in der Hand. Immer wieder gerät so eine Erzählung, Solondz dem kleinbürgerlichen amerikanischen Mit der Lüge auf du und du die auf steten, zügigen Fluss angewiesen Alptraum zwei bissige Lektionen erteilt. Fraglos gelingt ihr und dem Regisseur wäre, ins Stocken. Trotzdem überwiegt die Pierre-Alain Meier das, was unerlässlich ist, Originalität des Themas und macht thelma, Die erste widmet sich der «Fiction» und damit die Fabel überhaupt erst in Gang kommen auch wenn er nur in Teilen reüssiert, zu einem zeigt voller Sarkasmus, wie solche Dichtung an kann. Mit der Lüge naheliegenderweise auf du beachtlichen Versuch. Hochschulen aus der Verbindung von creative und du, hat Thelma glaubhaft zu machen, dass writing, hierzulande schlicht Schriftstellerei, sie imstand ist, ihr Gegenüber, einen verkrachten Pierre Lachat mit political correctness entsteht. Die zweite, Boxer, tagelang über ihre tatsächliche diesmal «Nonfiction», beschäftigt sich mit körperliche Beschaffenheit hinweg zu täuschen. R: Pierre-Alain Meier; B: Jacques Akchoti, P.-A. Meier, Wunschträumen innerhalb einer vermeintlichen Praktikabel wird die Irreführung, indem dabei Loulnglebert, Barbara Sobeck; K: Thomas Hardmeier; S: Familienidylle und führt einen Dokumentaristen auch das Publikum gleich mit hinters Licht Loredana Cristelli; T:Eric Vaucherjürg von Allmen; M: ein, der das Geschehen filmen will. Celexico.D Laurent Pascale geführt wird. (R): Schilling (Vincent Fleury), Dichtung und Wahrheit also, wobei Fiction und Ourbih (Thelma), Nathalia Capo d'Istria (Fenia Ein ausgesuchtes Prachtsexemplar von Nonfiction sich gegenseitig durchdringen. Was Gaitanides). P: Thelma Film, Cine' Manufacture, Ideefixe; Hetero Laurent erfunden ist, beruht in auf namens Schilling (deutlich Produzenten: Robert Boner, P.-A. Meier. Schweiz zooi. storytelling seinem Vincent manipulierter Wirklichkeit, was Wahrheit ist, geübter in Beruf) gibt Fleury, 35mm, Format: 1:1.95, Dolby SRD; Dauer: 95 Min. CH- den männlichen Protagonisten. Unter dem Verleih: Frenetic Films, Zürich erfährt in der Dokumentation demütigende sprunghaften, verwirrenden Einfluss Thelmas Verzerrung anstelle anvisierter Anteilnahme. geraten seine Klischees, was für ein Verhalten FILMBULLETIN 2.02 NEU IM KINO IRIS Richard Eyre In «Fiction» verbringt eine Studentin aus Die Verbindung zwischen den beiden Teilen Dass Richard Eyre bislang fast mittelständischem Milieu, die an ihrer Universität des Films besteht somit nicht aus erzählerischen ausschliesslich Fernsehfilme gedreht hat, kann einen Autorenkurs besucht, nach einem Elementen; die Gemeinsamkeit ergibt man ihm nicht zum Vorwurf machen. Wohl Streit mit ihrem cerebralgelähmten Freund sich vielmehr aus dem Prinzip des aber, dass er auch mit iris nicht über das die darauffolgende Nacht mit ihrem Professor, Geschichtenerzählens selbst als Quelle von Ausbeutung. Niveau eines biederen TV-Biopics hinausgekommen einem mit dem Pulitzerpreis ausgezeichneten In der ersten Hälfte stellt sich die Frage, wer ist. Die Vorlage bietet auf den ersten Blick Afroamerikaner. Doch das Liebesabenteuer mit eigentlich wen beim Verfassen und Erzählen der alles, was die grosse Leinwand braucht: die Liebe dem Dozenten wird zur Enttäuschung. Sie selbstverfassten Geschichten ausbeutet. Eine zwischen zwei ungleichen Menschen, die schreibt ihre Geschichte über die Vorfälle jener deutliche Antwort erfolgt in «Nonfiction» im schrankenlose Bewunderung eines Mannes für Nacht und liest sie im Seminar als Schreibübung Vorgehen des Dokumentarfilmers, der seine seine ihm in fast jeder Beziehung überlegene vor. Ihre Geschichte gibt jedoch nicht die Karriere rettet, indem er sein Subjekt ausbeutet. Gattin und schliesslich den schmerzlichen Verlust Ereignisse wieder, die das Publikum soeben auf Sein Erfolg beruht auf einer Demütigung. dieser geliebten Frau durch Alzheimer. der Leinwand gesehen hat: Die Autorin fühlt Damit wird generell die Frage nach der Achtung In den neunziger Jahren war Iris sich erniedrigt und gibt ihrer Erzählung wohl vor den Menschen gestellt, die man geneigt ist, Murdoch, Jahrgang 1919, in England längst als wichtigste