Vorwort Er Den Wiener Verleger Joseph Eder in Tel in Leipzig in Seinem Brief Vom 18
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V Vorwort er den Wiener Verleger Joseph Eder in tel in Leipzig in seinem Brief vom 18. Ok- die Arbeiten ein, wofür er ihm offenbar tober 1802 die beiden Kompositionen das Recht zu eigenen Titelauflagen über- op. 34 und op. 35 an: „beyde sind auf ließ. eine wircklich ganz neue Manier bear- Nachdem Hoffmeister 1801 mit Am- beitet, jedes auf eine andre verschiedene Die Beschäftigung mit Variationen für brosius Kühnel in Leipzig das Bureau Art. […] jedes thema ist darin für sich Klavier umspannt im Leben Ludwig de Musique gegründet hatte, unternahm auf eine selbst vom andern Verschiede- van Beethovens (1770 – 1827) einen Hoffmeister eine Neuausgabe von WoO ne Art behandelt“ (Ludwig van Beet Zeitraum von mehr als 40 Jahren und 76, die im Reichsanzeiger am 8. und in hoven, Briefwechsel Gesamtausgabe, somit beinahe sein gesamtes Wirken als der Wiener Zeitung am 15. Dezember hrsg. von Sieghard Brandenburg, 7 Bde., Komponist. Sie beginnt bei ihm im Al- 1802 angezeigt wurde. Eine Neuauflage München 1996 – 98, Nr. 108; undatiert ter von etwa 12 Jahren mit seinem ers- mit angepasstem Titel erschien nach der beigelegt dem Brief Nr. 107 von Kas- ten veröffentlichten Werk überhaupt 1814 erfolgten Übernahme des Verlags par Karl Beethoven, datiert 18. Okto- (WoO 63, 1782), reicht über Gelegen- durch C. F. Peters. In der Allgemeinen ber 1802). Die Besonderheit der beiden heitswerke seiner frühen Jahre und die musikalischen Zeitung fand sich am Werke wollte Beethoven sogar in einer in „ganz neuer Manier“ geschriebenen 12. März 1800 eine lapidare Kurzrezen- eigenen, von ihm „Vorbericht“ genann- Variationen op. 34 und 35 bis zu den sion: „Leicht und gefällig, ohne sonst ten Erklärung zur Originalausgabe her- „Diabelli-Variationen“ op. 120 aus dem eben Hervorstechendes zu haben. Nr. 8 vorgehoben wissen, was jedoch nicht Jahr 1823. Insgesamt sind 20 gesicher- […] hat einen angenehm imitirten Satz. verwirklicht wurde. Den gewünschten te Variationenwerke für Klavier zu zwei Dies lässt sich von diesen Variationen Wortlaut dieses Vorberichts entwarf Händen bekannt, die wir hier in einer sagen, und – mehr nicht, wenn man un- Beethoven zunächst auf der Titelseite zweibändigen Edition vorlegen (Bd. I partheyisch seyn will. Ein Komponist, des Autographs von Opus 35. Mit der HN 1267, Bd. II HN 1269). wie Beethoven, hat zu grossen Forderun- Betonung des Neuen im Entwurf seines Die Basis für unsere Edition bildet gen verwöhnt“ (Sp. 426). „Vorberichts“ zielte Beethoven vermut- der Text der ebenfalls im G. Henle Ver- lich nicht nur auf die – für ihn bei je- lag erschienenen Neuen Beethoven-Ge- Sechs leichte Variationen WoO 77 dem seiner Werke selbstverständliche – samtausgabe (Beethoven Werke, Abtei- Beethoven skizzierte das Thema und Neuartigkeit der beiden Variationen- lung VII, Bd. 5: Variationen für Klavier, die Variationen im Sommer 1800. Den werke ab, sondern auf Anton Reichas hrsg. von Joseph Schmidt-Görg, Mün- Beginn des Themas verwendete er auch 36 Fugues pour le PianoForte (erschie- chen/Duisburg 1961), wobei die Er- in der Klaviersonate op. 22 (Satz IV, nen 1804 bei S. A. Steiner in Wien), die kenntnisse des nachträglichen Kritischen T. 18 ff.), die er zur selben Zeit entwarf. Reicha mit dem Titelzusatz „composées Berichts (hrsg. von Felix Loy, München Wie zeitnah Beethoven die vollständige d’après un nouveau Système“ versehen 2019) und der dort enthaltenen Adden- Komposition ausschrieb, ist nicht be- hatte und die Beethoven bereits vor ih- da- und Corrigenda-Einträge berück- kannt. rer Veröffentlichung kannte; mit seinem sichtigt werden. Am 12. August und nochmals am 15. „Vorbericht“ wollte sich Beethoven of- und 19. August 1801 wurde die bei Jo- fensichtlich von dieser aus seiner Sicht Acht Variationen WoO 76 hann Traeg erschienene Originalausga- nur scheinbaren Neuigkeit deutlich ab- Die Uraufführung des Singspiels Soli be in der Wiener Zeitung als „ganz neu“ grenzen. man II oder Die drei Sultaninnen von angekündigt. Im Rahmen der Auflösung Erste Entwürfe entstanden im Früh- Franz Xaver Süßmayr (1766 – 1803) des Verlags übernahm Cappi & Diabelli jahr und Sommer des Jahres 1800, aus- fand am 1. Oktober 1799 im Wiener um 1820 eine Anzahl Ausgaben, darun- gearbeitet wurden die Variationen op. 34 Kärntnertortheater statt. Bald danach, ter WoO 77, und brachte unter Verwen- im Sommer und Herbst 1802. Beetho- im Oktober oder November, muss Beet- dung der alten Stichplatten, aber mit vens Korrespondenz gibt keine Auskunft hoven mit der Arbeit an den Variationen neuer Verlags- und Plattennummer eine zur Entstehung des Werks. Erst der Be- begonnen haben; ob er dies auf einen Neuauflage heraus. Die Rechte und Stich- gleitbrief zur Übersendung seiner auto- Kompositionsauftrag hin oder aus eige- platten gingen ab 1824 an den Verlag graphen Niederschriften von Opus 34 nem Antrieb tat, ist nicht ersichtlich. Diabelli & Comp. über, der von WoO 77 und 35 an Breitkopf & Härtel im De- Autographe Quellen sind, wie zu den eine weitere Auflage herausbrachte. Die zember 1802 liefert ein gesichertes End- meisten anderen Werken der vorliegen- 2. Auflage muss daher zwischen 1820 datum. Zuvor, im September, wurden den Edition, nicht erhalten. Die Original- und 1824, die 3. Auflage danach erschie- beide Werke von Beethovens Bruder ausgabe des Verlags Hoffmeister wurde in nen sein. Kaspar Karl bereits Franz Anton Hoff- der Wiener Zeitung vom 18. Dezember meister in Leipzig angeboten (vgl. Beet 1799 angezeigt. Da Franz Anton Hoff- Sechs Variationen op. 34 hoven Briefwechsel Nr. 103, vor dem meister sich zur Zeit der Herstellung Als eine neue Art von Variationen bot 25. September 1802), sodann am 18. Ok- der Ausgabe auf Reisen befand, bezog Beethoven dem Verlag Breitkopf & Här- tober dem Verlag Breitkopf & Härtel, der HN_1269_Vorwort_SRZ.indd 5 07.12.2018 14:33:18 VI das Angebot mit Brief vom 3. November ber 1803). Auch ein anderweitiger Ein- Nr. 127); Anfang April bat er den Ver- annahm (vgl. Beethoven Briefwechsel fluss Beethovens auf den Entstehungs- lag um Änderung: „dedièes etc A Mon- Nr. 109). Ob die Komposition zu diesem prozess der Ausgabe – etwa in Form ei- sieur le Comte Maurice Lichnowski, Zeitpunkt bereits fertig war, ist nicht zu nes Korrekturverzeichnisses – ist nicht Er […] hat mir erst kürzlich eine un- ermitteln. Das Autograph ist eine über- belegt und auch unwahrscheinlich, wie erwartete Gefälligkeit erzeigt, und an- wiegend gut lesbare Reinschrift. Sowohl ein Quellenvergleich von Autograph und ders habe ich keine Gelegenheit jezt ihm die im Autograph enthaltenen Hinweise Originalausgabe zeigt (siehe die Bemer etwas angenehmes zu erzeigen“ (Brief für den Stecher als auch seine Proveni- kungen am Ende der vorliegenden Edi- vom 8. April 1803; Beethoven Briefwech enz weisen diese Quelle als Stichvorlage tion). sel Nr. 133). Graf Moritz Lichnowsky aus. (1771 – 1837) war der jüngere Bruder Anfang März 1803 lagen Opus 34 15 Variationen mit einer Fuge op. 35 von Beethovens Mäzen Fürst Karl Lich- und 35 im Verlag „schon einige Zeit zum Die Variationen op. 35 entstanden etwa nowsky (1761 – 1814). Der Änderungs- Abdruck bereit“ (Brief von Breitkopf & gleichzeitig mit dem kleineren Schwes- wunsch wurde in der Originalausgabe Härtel an Kaspar Karl van Beethoven, terwerk Opus 34 im Sommer bis Herbst berücksichtigt. Dies spricht dafür, dass 3. März 1803; Beethoven Briefwechsel 1802; Skizzen aus dieser Zeit befinden mit der zitierten Feststellung, die Werke Nr. 128). Das könnte bedeuten, dass die sich im „Keßler“- und insbesondere im seien Anfang März „zum Abdruck be- Ausgaben bereits gestochen waren, viel- „Wielhorsky“-Skizzenbuch. Das Auto- reit“, nicht schon die fertigen Druck- leicht aber auch lediglich, dass die Stich- graph erweist sich trotz zahlreicher Kor- platten gemeint waren, sondern ledig- vorlagen sich schon seit einiger Zeit im rekturen als überwiegend gut lesbare lich die im Verlag befindlichen Stich- Verlag befanden und jederzeit mit dem Reinschrift. Wie im Fall von Opus 34 ist vorlagen. Stich begonnen werden konnte. Den es daher denkbar, dass Beethoven zuvor Ein weiterer Wunsch Beethovens nicht mehr erhaltenen Druckbüchern eine Erstniederschrift erstellt hat, jedoch wurde nicht mehr erfüllt, obwohl er an- des Verlags Breitkopf & Härtel zufolge gibt es auch bei Opus 35 keine konkre- bot, die Mehrkosten gegebenenfalls zu ist die Ausgabe von Opus 34 im April ten Indizien dafür. Das Autograph von übernehmen: Auf dem Titelblatt soll- 1803 erschienen (vgl. Ludwig van Beet Opus 35 enthält Hinweise für den Stich, te auf die Herkunft des Themas aus hoven. Thematischbibliographisches jedoch keine Vermerke des Stechers. seiner Ballettmusik Die Geschöpfe des Werkverzeichnis, hrsg. von Georg Kinsky/ Zur folgenden Historie der Entste- Prometheus op. 43 (komponiert Ende Hans Halm, Neuausgabe bearbeitet von hung, Übersendung und Veröffentli- 1800 / Anfang 1801; Thema des Fina- Kurt Dorfmüller/Norbert Gertsch/Julia chung des Werks siehe auch Opus 34. les, Nr. 16) hingewiesen werden. Beet- Ronge, München 2014, Bd. 1, S. 200; Beide Werke wurden zusammen zu- hoven griff das Thema außerdem im im Folgenden abgekürzt mit LvBWV). nächst im September 1802 Franz An- Contretanz WoO 14 Nr. 7 (Ende 1801 / Einige der ersten Exemplare verschick- ton Hoffmeister und dann im Oktober Anfang 1802) auf und schließlich im te der Verlag im Juni (vgl. Briefe von Breitkopf & Härtel angeboten. Mögli- Finale der 3. Symphonie Es-dur op. 55 Breitkopf & Härtel an Beethoven vom cherweise waren beide Werke (oder ei- („Eroica“, 1803; daher auch der Bei- 2. und 30. Juni 1803; Beethoven Brief nes von ihnen) zum Zeitpunkt der An- name „Eroica-Variationen“). wechsel Nr. 141 und 146). Im Intelli gebote bereits fertig, jedoch ist auch Die in demselben Brief geäußerte genzblatt der Allgemeinen LiteraturZei im Fall von Opus 35 die Fertigstellung Bitte Beethovens um Zusendung von tung wurde ihr Erscheinen am 23. Juli erst für den Zeitpunkt der gemeinsa- Korrekturfahnen hatte ebenfalls kei- 1803 angezeigt (Sp. 1214 f.). Kurz da- men Übersendung der autographen Nie- nen Erfolg: Im September wiederholte vor, am 11. Mai 1803, hatte die Allge derschriften an den Verlag Breitkopf er seinen Wunsch, eine Korrektur von meine musikalische Zeitung (Nr. 33, & Härtel (ca. 18.