1

LIVE CUTS (2007) -

Ruhiges und langsames inneres Weben. Paul Gurk, Tuzub 37

Glücklicherweise haben wir in Deutschland so manch hervorragenden, gestandenen Bassisten, der sein Instrument emanzipiert und perfekt beherrscht, und dem zuzuhören eine wahre Freude und Bereicherung ist. Sowohl im Rock, als auch im Jazz und im Independent (jaja!). Wie immer : keine Namen. Kein Wort über Eberhard Weber, keins über Alex Hacke.

Einer von ihnen, der nicht nur äußerst versierter Handwerker, sondern auch inspirierter Komponist & Texter ist, Hellmut Hattler, ist unter diesen allen sicher in der ersten Reihe zu finden.

Gerade erst hat er, abseits des Fachhandels, sein neues Doppelalbum LIVE CUTS mit insgesamt 22 Titeln im eigenen Label „bassball“ – vorab – vorgestellt.

Auf der ersten CD ist der Mitschnitt eines einzigen Konzertes (Roxy : ) der 06’er Herbsttour zu hören, auf der Hattler mit seiner neuen „Kapelle“ aus Fola Dada, , Oli Rubow angetreten war.

(C) by u.eberl/swp

live cuts © by udo meyer hamm, 2007 nachdruck + bearbeitung honorarpflichtig 2

Allein der Auftakt mit meinem geliebten ENIMO MINE, das hier unscheinbar INTRO MINE heißt und seit den Zeiten des längst vergriffenen BERLINER RING (2002) von fast verschollen war und auf youtube überlebt hatte und die bezaubernde Liveversion von SUNNY JAY rauben schon beim ersten Hören den Atem und lassen einen starr sitzen vor Staunen & Entzücken. INTRO MINE ist dabei die verblüffend komplexe Weiterentwicklung des alten Traumstücks und völlig ohne Begleitung meisterhaft vorgetragen.

Die zweite CD hält eine wohlsortierte, wunderbar arrangierte Auswahl der schönsten Titel mit Hattlers Besetzung aus den Jahren 2001 - 2005 bereit. In ungerecht subjektiver Wahl nenne ich nur DEHLI NEWS, SILENT SURVEYOR und NO EATS YES und übergehe, was mir fehlt, was ich vermisse. Je nun, man kann nicht alles haben. Und wozu gibt’s denn wohl sonst all die Klassealben zu kaufen!

Hellmut Hattler zeigt sich auf LIVE CUTS erneut als absoluter Ausnahmemusiker, der trotz seiner offenkundigen, führenden Position als „primus inter pares“ zurückhaltende Bescheidenheit wahrt.

Es ist müßig, ihn einem Genre, einer Richtung zuweisen zu wollen. Das liefe auf dummes, törichtes „Abstempeln“ und „schubladisieren“ hinaus. Beides hat er nicht verdient. Relaxt und mühelos, fast heiter bewegt er sich, der Beherrschung seines Instrumentes immer traumhaft gewiß, in seiner „musikalischen Welt“, die nicht „klein“ ist, wie er im Intro sagt, sondern groß und umfassend. Spannend und betörend. Die, ohne den abgenutzten Begriff „Weltmusik“ weiter abnutzen zu wollen, große, verständnisvoll- wissende Bögen zwischen den Kulturen spannt, musikalische Welten eröffnet und schafft.

Hattler ist moderner Komponist ersten Ranges und zugleich sein bester Interpret. Aber auch zu seinen Musikern muß man nicht viel Worte machen! : sie sind allesamt erstklassig und verstehen es perfekt, den Hörer vom ersten Ton an in die magisch dichte Atmosphäre eines jeden Stücks zu bannen. Wie gesagt : inter pares.

------

Und?, gibts was zu mäkeln? – Klar, wenn man will, gibts immer was zu mäkeln, aber ich mag nicht. Allenfalls äußere ich einen Wunsch : ich wünschte mir für die nächste CD eine handvoll lesbarer Informationen über die Bandzusammensetzung etc. auf dem Cover oder im Booklet.

*

live cuts © by udo meyer hamm, 2007 nachdruck + bearbeitung honorarpflichtig 3

PS: Mein Lieblingsneffe L. funkte mich letzt anlässlich seines Volljährigkeitsgeburtstages an und wünschte sich eine Liste der „100 wichtigsten“ Alben der letzten 40 Jahre (+ die Alben gleich mit!, er kennt meine Sammlung). Ich schickte mich in diese nicht einfache Aufgabe, reduzierte die bitterwenigen 100 auf noch bitterwenigere 50. Doch nach dem Erscheinen von LIVE CUTS musste ich noch mal umdenken. Denn dieses Album gehört unbedingt dazu. um

LIVE CUTS erscheint Mitte Oktober und kann nur bei den Konzerten und über das Label erworben werden.

live cuts © by udo meyer hamm, 2007 nachdruck + bearbeitung honorarpflichtig