Relief- Und Talgeschichte Des Randen-Berglandes (Kt. Schaffhausen Und Badische Grenzgebiete Zwischen Schwarzwald Und Hegau)
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47—56 Eiszeitalter u. Gegenwart 37 Hannover 1987 5 Abb. Relief- und Talgeschichte des Randen-Berglandes (Kt. Schaffhausen und badische Grenzgebiete zwischen Schwarzwald und Hegau) RENE HANTKE *) Neogene, Pleistocene, glaciation, glacial motphology, valleys, drainage patterns, glacigenic sediment, paleoclimate, alpine vegetation Notthern Switzerland, Schaffhausen, Randen Mountains Kurzfassung: Seit dem Miozän hat die Enrwässerung im sur les pentes NW, N et NE du plateau du Randen. A Randen-Gebiet mehrfach gewechselr. Die Talungen von A l'epoque rissienne, de petites langues s'avancaienr jusqu'ä Wutach und Aitrach sind Zeugen einer früheren Aare, die Bargen, village le plus septenttional de la Suisse. Les eaux de noch zur Donau entwässerten. fönte s'ecoulaient avec celles de lobes du glacier du Rhin sous celui-ci penetrant de Schaffhouse dans les vallees du In Kaltzeiten haben die Stirnlappen des Rhein-Glerschers Randen, baitant des lacs et bloquant de l'ait froid. die Bildung von Firnflächen auf den NW-, N- und NE- Abhängen der Randen-Hochfläche begünstigt. Zut Riß-Eis Au bord du plateau du Randen la limite atteinte pat la zeit stießen kleine Zungen bis gegen Bargen, das nördlichsce glace thenane et celle de la Fotet Noire est prouvee par des Schweizer Dorf, vor. Schmelzwässer flössen mit denen des galets errariques, des roches moutonnees et des chenaux von Schaffhausen in die Randentälet eingedrungenen d'eaux de fönte. Rhein-Gletschetlappen untet diesen ab, während sie zuvor kleine Seen stauten und die Kaltluft meist am Abströmen Pendant le maximum tissien le plateau du Randen s'eleva de hinderten. 100 ä plus de 200 m au-dessus de la glace. Sut les pentes Am Rand det Randen-Hochfläche sind die Gtenzen des exposees au S une flore alpine pouvair persistet gtäce ä des Rhein- und des Schwarzwald-Eises durch erratische Geschie tempetatute beaucoup plus elevees que dans les coutents be, Rundhöcker und Schmelzwasserrinnen belegt. Im Riß- d'air ftoid des fronts glaciaites. Maximum ethob sich die Randen-Hochfläche 100 bis übet 200 m übet die Eisoberfläche empor. An den S-Hängen konnte, dank weit höherer Temperaturen als in den Kalt [On the History of the Relief and the Valley Formation luftströmen vor den Gierscherzungen, eine alpine Flora in the Mountain Area of the Randen überdauern. (Ct. Schaffhausen and Radian Border area between the Black Foresr and the Hegau)] [A l'histoire du relief et de la formation des vallees Abstract: The dtainage in the Randen atea has changed dans le Jura tabulaire du Randen several times since the Miocene. The Wutach and Aittach (Cr. de Schaffhouse et des regions limitrophes badoises valleys are wirnesses of a former Aar river flowing into the enrre la Foret Noire et le Hegau)] Danube. Resume: L'ecoulement dans la region du Randen a change During cold periods, the neighbouthood of Rhine and Black plusieurs fois depuis le Miocene. Les vallees de la Wurach et Forest ice supported the formation of ice caps of the Randen de l'Aitrach representent des temoins d'un ancien Aar plateau and on slopes exposed to the NW, N and NE. In the s'ecoulant vers le Danube. Rissian, small tongues reached Bargen, rhe northernmost vil lage of Switzetland. Their meltwatets, togethet with those of Pendant les periodes froides, les fronts des lobes des glaciers the Rhine glaciet tongues, and finally enteted the Randen rhenan et de la Forer Noire favorisaienr la formation de neves valleys from Schaffhouse, produced dammed lakes and cold ait masses, flowed beneath the Rhine ice. *) Anschrift des Autots: Prof. Dt. R. HANTKE, Geolo On the Randen botdet, the highest ice level of the Rhine and gisches Institut Eidg. Techn. Hochschule, Sonneggsttaße 5, Black Forest glaciets is indicated by ettatic material, roches CH — 8092 Zürich. moutonnees and meltwater channels. 48 RENE HANTKE During the Rissian maximum the Randen plateau leached Blumberg, durch das Aitrach-Tal gegen ENE (MANZ heights of 100 to ovet 200 m above the Rhine ice, on the 1934, 1935; LINIGER 1966). Im oberen Donau-Tal southern slopes an alpine flota could persist because the weisen seit DIETRICH (1904) als alten Donau-Lauf temperatures wete much highet than in the cold ait currents gedeutete Höhenschottet zwischen Immendingen of the glacier fronrs. und Ulm — aufgrund ihrer aus der südlichen Napf- Molasse aufgearbeiteten Quarzit-Getölle — auf alpine Herkunft. Die Höhenschotter werden ohne Fossilbele Die Entwässerungsrichtungen ge ins Pliozän gestellt. Ob sie in det selben Kaltzeit in der jüngeren Molassezeit geschüttet wotden sind wie die „Wanderblöcke", Schwarzwald-Erratiker in braunrotet durchgewitter In der N-Schweiz währte seit dem Miozän, seit 20 Mil ten Tonen, S und SE von Basel? Die spätere, ebenfalls lionenjahren, ein stetet Kampf um die Wasserscheide vorwiegend kaltzeitlich erfolgte Eintiefung bewegt zwischen Rhein und Donau. Zwischen dem Schwarz sich im Aitiach- und Donau-Tal zwischen 180 und wald-Massiv und seiner südöstlichen Sedimenthülle, 200 m. Als Eintiefungstate in die Jura-Kalke ergäben dem Tafeljuta, und den sich bildenden Alpen änder sich seither 0,08 bzw. 0,05 mm/Jahr. Schon zur ten sich neben den Einzugsgebieten auch die Abfluß „Wanderblock"-Kaltzeit lag wohl der Konfluenzbe- richtungen der austretenden Flüsse mehrfach. Dies reich von Aare und Rhein sowie das untetste Wutach- zeichnet sich im mitgeführten Schutt, in den Molasse- Gebiet untet frontalem alpinem Eis; die Schmelz- Schuttfächern, ab, welche die miozänen Flüsse im wässer flössen noch „wutachaufwärts" zur Donau ab. Schweizer Mittelland zurückließen. Von SW und NE nickte ein flaches Randmeer ein letztesmal vot. Dies Erst mit dem Einbtuch des Hochrhein-Tales und einer ist zunächst auf eine Absenkung des Alpen-Vorlandes Hebung des südöstlichen Schwatzwald-Randes — um zurückzuführen. Dann wurde das Klima nochmals Fützen—Blumbetg um 100—150 m — zwischen det wärmer, was fossile Floren belegen. Polares Eis „Wanderblock"-Kaltzeit und der nächsten, in der schmolz ab und ließ den Welrmeerspiegel etwas an alpines Eis erneut bis Koblenz votstieß, vermochten steigen (HANTKE 1982a, 1985a, b). Vor der letzten die Schmelzwässet nicht meht zur Donau abzuflie marinen Überflutung erfolgte die Entwässerung ge ßen. Damit wandte sich die nordalpine Entwässerung gen ENE, nach dem Zurückweichen und einer fortan durch das eben eingebrochene Hochrhein-Tal Schwellenbildung in W-Bayern gegen WSW (HOF- zunächst durch die Burgundische Pforte. Dabei wur MANN 1959). Die alpinen Flüsse entwässerten das den W von Basel die Sundgau-Schottet geschüttet. Schweizer Mittelland; vor dem sich bildenden Ketten Der nut in den größten Eiszeiten von bewegungs- jura flössen sie zur Saöne und zur Rhone ins Mittel- atmen alpinem und Schwatzwald-Eis auf den Mu meer, das mit einem Golf noch Lyon etteichte. Mit schelkalk-Hochflächen erfolgte Abttag war recht be dem jüngsten Hochstau der Jura-Falten wutde die scheiden. Die chemische Lösung hat während des Entwässerung gegen SW unterbunden. Nach kurzer Eiszeitalters, in 1,7 Millionen Jahren, kaum 30 m Seenphase im Basler Jura kippte die Abflußtichtung erreicht. Auf Karst-Hochflächen der Schwyzer Alpen im jüngeten Miozän um: der nordalpine Sammel- bewegte sie sich in den letzten 10000 Jahten auf sttang wandte sich etneut gegen ENE (HANTKE 1983, 2000 m Höhe gat nut um 15—20 cm (HANTKE 1985 a, b). 1982 b). Durch Abschleifen und splitterndes Weg- Während die molassezeitliche Entwässerung von jün räumen sind maximal weitere 50 m abgettagen geten tektonischen Eteignissen überprägt und dutch worden. eiszeitliche Votgänge verwischt wotden ist, lassen sich Da schon dem Eis der ersten Kaltzeiten eine Reich die jüngeten Abflußwege zunehmend sicherer nach weite zugekommen sein muß, die übet jener der zeichnen. Würm-Eiszeit lag (HANTKE 1984a), ist damals auch im Schweizet Mittelland ausgeräumt worden. Damit Die pliozäne Aare-Donau würde auch die auffällige Breite des untersten Aare- und ihr eiszeitliches Erbe: das Aitrach-Tal Tales und des Klettgaus als glaziär ausgeräumte Wan nen vetständlich. Das untete Wutach-Tal hat wohl Auf dem Eichberg N von Blumberg bekunden auf schon in den ältesten Kaltzeiten bis zur Schüttung des 880 m gelegene Restschottet — aufgearbeitete Bunt- Höheren Deckenschottets als Schmelzwasserrinne ge sandstein-Konglometate mit wenig Kristallin dient. Längs tektonischet Vorzeichnung hat sich — (SCHALCH 1908K; HANTKE 1978) — eine alte, pliozä entgegen dem pliozänen Entwässerungssinn — ein ne Talung aus dem Schwarzwald. Diese bildete einen von der oberen Wutach unabhängiges fand- bis sub- Zufluß zur Aare-Donau. Sie floß von der heuti glaziäres Abflußsystem entwickelt. Seit det Riß-Eiszeit gen Aare-Mündung in den Rhein weiter dutch das scheint sich das Donau-Quellgebiet — aufgrund der Wutach-Tal übet den Sattel deitWamne (722 m) SE Gefälle — kaum mehr gehoben zu haben. Relief- und Talgeschichte des Randen-Berglandes 49 Das Gebiet zwischen Wutach, Randen Lindenbühl (752 m) und den Sattel det Wanne ins Tal und Donau im Eiszeitalter von Fützen und stieß bis an den Unterdogger-Fund höcker von Epfenhofen (664 m) vor. Dort wurde es Im rißzeitlichen Maximalstand stieß Schwarzwald-Eis vom Randen-Eis gebremst, was am NE-Fuß liegende im Donau-Tal bis an den Wannenberg W von Geisin Buntsandstein- und Lias-Sandkalk-Ettatiker belegen. gen vor (HANTKE 1978). Noch in Neudingen liegen Weiter im SE finden sich nur noch Randen-Geschiebe Erratiket in einem Hofplatz begraben. In der Untet- und Frostschutt, die durch Lokaleis und Bodenfließen dogger-Tongrube N des Wartenbergs