Ausstellung Ptolemaios
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Ptolemaios, der Astronom und Geograph Himmel und Erde | downloaded: 13.3.2017 http://boris.unibe.ch/59390/ source: Ptolemaios: Leben und Werke Mittelmeer Dämme, Leuchtturm abgesunkene Hafenbauten Tempel der Isis Palast/Tempel der Isis Lochias Pharia Insel Pharos Grosser Hafen Königl. Villa und Poseidontempel Antirhodos Königl. Hafen Timonion Heptastadion Theater Königspalast Nekropole Museion Jüdische Stadtteile Bibliothek al Kan Nekropole Ka n Stadion Binnenhafen a l 012km Mareotis-See Ptolemaios mit Armillarsphäre und Zirkel. Büste im 1474 vollendeten Chorgestühl des Ulmer Die 332 v. Chr. von Alexander dem Grossen gegründete Stadt Alexandria war auch noch in römischer Zeit Ptolemaios mit Quadrant und Armillarsphäre (vorne links). Holzschnitt in der Münsters von Jörg Syrlin d. A. (um 1425–1491). dank ihrer umfangreichen Bibliothek das bedeutendste wissenschaftliche Zentrum der antiken Welt. Margarita philosophica von Gregor Reisch, 1504. Leben Erhaltene Werke – Procheiroi kanones (= Handtafeln; Zusammen- Vom Leben des Klaudios Ptolemaios ist wenig bekannt. Ptolemaios ist vor allem dank seiner zwei Hauptwerke stellung wichtiger Daten) Er dürfte um 100 n. Chr. geboren und nach 170 n. Chr. berühmt geworden: – De planisphaerio (Anleitung zur Konstruktion eines gestorben sein. Er ist griechischer Muttersprache, – Syntaxis Mathematica (= Almagest), 13 Bücher, astro- Planisphäriums; nur in lateinischer Übersetzung aus sein lateinischer Vorname Klaudios/Claudius lässt aber nomisches Hauptwerk, kurz vor 150 n. Chr. entstanden dem Arabischen erhalten) erkennen, dass er das römische Bürgerrecht besass. – Geographike Hyphegesis (= Handbuch der Geo Durch zahlreiche Angaben in seinen Werken ist graphie), 8 Bücher, geographisches Hauptwerk, kurz Bildnisse gesichert, dass er in Alexandria lebte und wirkte. Die nach 150 n. Chr. entstanden Von Ptolemaios sind keine Bildnisse aus der Antike Stadt war auch in der mittleren Kaiserzeit noch erhalten. Daher waren im Mittelalter und in der immer das wissenschaftliche Zentrum des römischen Daneben verfasste Ptolemaios eine Reihe kleinerer frühen Neuzeit der Phantasie keine Grenzen gesetzt, Reiches und verfügte als Provinzhauptstadt von Traktate vor allem astronomischen Inhalts: ein Bild des hochgeachteten Gelehrten zu entwerfen. Ägypten über einen effizienten Verwaltungsapparat. – Tetrabiblos (eine astrologische Schrift) Er wird gerne mit Gelehrtenhut dargestellt, ab und In Alexandria befand sich die berühmte Bibliothek, – Phaseis aplanon asteron (Über die Sichtbarkeit zu – wegen Verwechslung mit den ptolemäischen deren Bestände nach dem Brand von 48 v. Chr. wieder der Fixsterne) Königen von Ägypten – mit einer Krone. Fast immer ergänzt worden waren; dort standen den Gelehrten – Hypothesis ton planomenon (Planetentheorie) ist er mit einem Sternglobus oder einer Armillar- verschiedene Geräte und Dokumente zur Verfügung – Analemma (Anleitung zur Konstruktion sphäre (= ein Kosmos-Modell) als Astronom gekenn- wie Globen, Astrolabe und Karten. einer Sonnenuhr) zeichnet. Das astronomische Werk des Ptolemaios he Fixst egliche Fixsternsph eweglic ernsphä nbew äre Unb re 1. U 1. n atur aturn 2. S 2. S upiter upiter 3. J 3. J ars ars 4. M 4. M onne rde m it M ond 5. S 5. E enus enus 6. V 6. V erkur M erkur 7. M 7. M ond 8 onne S Erde Sol Geozentrisches Weltbild nach Ptolemaios. Heliozentrisches Weltbild nach Kopernikus (und Aristarch von Samos). Der Almagest (= Syntaxis Mathematica) Es sind vor allem drei Schwerpunkte von grundlegender Die Verteidigung des geozentrischen Weltbildes Das astronomische Hauptwerk des Ptolemaios, das Bedeutung, welche dem Werk seine breite Nachwirkung Aristarch von Samos, ein Vorläufer des Kopernikus später von den Arabern als Al-Megiste (= Die Grösste) verliehen haben: In der Antike war die Vorstellung verbreitet, dass die bzw. Almagest bezeichnet wurde, fasst in 13 Büchern 1. Die Verteidigung des geozentrischen Weltbildes Erde im Zentrum des Kosmos steht. Allerdings das ganze astronomische Wissen der Antike zusammen. 2. Die Beschreibung der Planetenbahnen traten bei der Erklärung der Planetenbewegungen, die Neben Schriften früherer Gelehrter verarbeitet 3. Der Fixsternkatalog gelegentlich Schleifen bilden bzw. rückläufig sind, Ptolemaios auch zahlreiche eigene Berechnungen unter dieser Voraussetzung Schwierigkeiten auf. Daher und Beobachtungen, nachweislich aus den Jahren hat Aristarch von Samos (um 250 v. Chr.) nach dem 127–147 n. Chr. Zeugnis des Archimedes die These aufgestellt, dass nicht Das umfangreiche, in vorbildlicher Systematik die Erde, sondern die Sonne im Zentrum des Kosmos handbuchartig aufgebaute Werk fand in arabischer, stehe und die Erde mit den anderen Planeten um die später in lateinischer Übersetzung eine riesige Sonne kreise: Verbreitung und bestimmte bis zu Kopernikus im «Aristarch von Samos dagegen hat in seinen Schriften die Lehre 16. Jahrhundert das astronomische Weltbild. aufgestellt,... dass die Fixsterne und die Sonne unbeweglich bleiben (´ ’´), die Erde sich aber auf einer Kreisbahn um die Sonne bewegt, die sich im Mittelpunkt befindet. (␣` ` ␥␣˜ ´ ` ` ‘‘ ` ´ ´␣). Die Fixsternsphäre, die denselben Mittelpunkt umwölbt, sei so gross, dass die Erdbahn zur Fixsternsphäre dasselbe Verhältnis habe wie der Mittelpunkt einer Kugel zu deren Oberfläche.» (Archimedes, Sandrechner 1,4f.). Fixstern Sonne Sommer Winter Umlaufbahn der Erde F1 F2 α β Sonne Sommer Winter Umlaufbahn der Erde Parallaxe der Fixsterne: Beim Umlauf der Erde um die Sonne ergeben sich – freilich ganz winzige – Textstelle aus dem Manuskript des Kopernikus De revolutionibus orbium caelestium, an welcher er sich Verschiebungen (Parallaxen) der Fixsterne, d. h. ein bestimmter Fixstern (F) wird im Frühling auf Aristarch von Samos beruft (Pfeil): «Aristarchum Samium ferunt eadem fuisse sententia». Man unter einem anderen Winkel gesehen als im Herbst (obere Skizze) oder der Winkel zwischen zwei berichtet, Aristarch von Samos habe die gleiche Ansicht vertreten, nämlich, dass die Erde um die Sonne Fixsternen (F1, F2) verändert sich (untere Skizze). kreise. Die Stelle ist bei der Drucklegung einer Kürzung zum Opfer gefallen. (Autograph, fol. 11v). Kritik des Ptolemaios Galilei kommt im Dialogo sopra i due massimi sistemi Kopernikus am heliozentrischen Weltbild del mondo, Tolemaico e Copernicano (1632) auf und das heliozentrische Weltbild Ptolemaios kennt diese Theorie des Aristarch, verteidigt das Argument des Ptolemaios zu sprechen und kann In seinem revolutionären, 1543 in Nürnberg gedruckten aber das herkömmliche geozentrische System, das es nicht widerlegen: Er gibt allerdings der Hoffnung Werk De revolutionibus orbium caelestium verwirft damit unter dem Namen «Ptolemäisches Weltsystem» Ausdruck, dass man später einmal so genaue Instru- Kopernikus das allgemein akzeptierte ptolemäische für anderthalb Jahrtausende, bis zu Kopernikus und mente werde bauen können, um eine solche Parallaxe Weltbild und propagiert bekanntlich das heliozentrische Galilei, Gültigkeit haben sollte. feststellen zu können. Weltbild. Wie sehr diese Theorie auf Widerspruch Allerdings führt Ptolemaios ein mathematisch absolut Erst Friedrich Wilhelm Bessel gelang es 1838, erstmals stossen sollte, erhellt der Galilei-Prozess von 1633. korrektes Argument zugunsten des geozentrischen eine solche Fixsternparallaxe nachzuweisen: Sie be- Wenig bekannt ist, dass sich Kopernikus im Vorwort Weltbildes an, das selbst Kopernikus und Galilei nicht trägt bei 61 Cygni, einem der nächsten Fixsterne, den zu seinem epochemachenden Werk, das bis ins 1 widerlegen konnten: Ptolemaios folgert, dass – wenn verschwindenden Betrag von ca. ⁄3 Bogensekunde, 18. Jahrhundert auf dem Index der verbotenen Bücher sich die Erde in einer riesigen Umlaufbahn um die d. h. eine Zündholzbreite auf eine Distanz von 1 km. stand, ausdrücklich auf seinen Vorläufer, Aristarch Sonne bewegte – sich Veränderungen (Parallaxen) Bis dahin blieb das Argument des Ptolemaios un- von Samos, beruft (vgl. obige Textstelle). an den Fixsternkonstellationen zeigen müssten. Einfach widerlegt. gesagt: ein bestimmter Fixstern müsste im Frühling unter einem anderen Winkel gesehen werden als im Herbst (Almagest 1,5f.). Eine solche Parallaxe war zur Zeit des Ptolemaios schlicht nicht auszumachen. Skizze der Epizyklus-Hypothese: Unter der Annahme, dass Himmelskörper sich nur auf Kreisen bewegen können, versuchte man, solche Schleifenbahnen der Planeten durch so genannte Epizyklen zu erklären, d.h. man dachte sich den Planeten auf einem «Aufkreis» (= Epizyklus) rotierend, dessen Zentrum sich auf einer geozentrischen Kreisbahn befindet. LÖWE Pollux ZWILLINGE 7 9 8 Merkur Regulus KREBS Planetenschleife: Von der Erde aus gesehen bilden die Planeten vor dem Fixsternhimmel Das Berner Planisphärium: Darstellung des Sternenhimmels in einer nordpolzentrierten Fixsternkatalog des Ptolemaios (Sternbild Schütze) scheinbar Schleifen, hier die Merkurschleife im Gebiet der Sternbilder Krebs/Löwe im Herbst Planprojektion, in welcher die 48 Sternbilder positionsgerecht eingetragen sind. Aus der Arat-/ im Codex Vaticanus graecus 1594, fol. 160v (9. Jh.). 2005. Germanicus-Handschrift Cod. Bernensis 88, fol. 11v (10. Jh.). Die Beschreibung der Planetenbahnen Mit Hilfe der Epizyklen-Theorie gelingt es Ptolemaios, Der Fixsternkatalog Die zweite hervorzuhebende Leistung des Astronomen die von ihm recht genau ermittelten Bahndaten der Eine weitere besondere Leistung des Ptolemaios besteht Ptolemaios besteht darin, dass er im Almagest die erste Planeten, d. h. die Abstandverhältnisse und Elongatio-