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Patrick Steinwidder

Jenseits der Unschuld, diesseits der Politik „Die Simpsons“ als (kritische) Medien-Lernwelt

Was eine populäre TV-Zeichentrickserie wie „Die aber gewitzten Sohn Bart (konstant 10 Jahre alt), der Simpsons“ uns Lehrenden/Lernenden über brisante intelligenten und musikalischen Tochter Lisa (8 Jahre) bildungs- und gesellschaftspolitische Probleme sagen und Maggie, dem schnullernuckelnden Baby. kann und wie sie uns aktuelle Bildungstheoretiker wie Eine derart kurze Charakterisierung wird der dramati- Henry Giroux näher bringen kann. schen und narrativen Spanne, die die Figuren über die Jahre aufweisen, selbstverständlich wenig gerecht und „Die Simpsons“ als popularkulturelles Phänomen würde eingefleischte Simpson-Fans wahrscheinlich Ende der 1980er Jahre schuf der US-amerikanische gehörig verärgern. Jede dieser im Grunde sehr sympa- Comiczeichner und Karikaturist seine thischen Figuren entwickelt bei all der typischen Komik Comedy-Zeichentrickserie „Die Simpsons“, die zunächst und Klischeehaftigkeit im Laufe der vielen Episoden in Form von Kurzclips in der Tracey Ullman Show zu sehen durchaus eine charakterliche Tiefe und deutliche Kon- war, bis sie 1989 ihre ersten eigenständigen 25-Minuten- turen, die an dieser Stelle auch nur anzudeuten definitiv Episoden auf dem FOX-Kanal bekam. zu weit führen würde. Um sie herum scharen sich an die 30 illustre Nebenfiguren, die mal öfter, mal weniger oft in Mittlerweile in ihrer 15. Staffel angekommen, ist die Serie Erscheinung treten und in einzelnen Episoden sogar zu seit Beginn der 1990er Jahre weltweit und auch im Haupthandlungssträngen gerieren können. Zudem gibt deutschsprachigen Raum ein beträchtlicher Erfolg. Noch es noch Charaktere, die nur kurz oder in einer einzigen bis zum Frühjahr dieses Jahres waren täglich insgesamt Folge auftauchen. nicht weniger als 6 (!) Folgen auf ORF1, Pro7 und im Schweizer Fernsehen zu sehen, zumeist in ihren x-ten Neben der Familie als häuslichem und verschiedenen Wiederholungen. Ein ganzes Imperium an Merchandising nachbarschaftlichen Szenarien zählen der Arbeitsplatz und Marketinginstrumenten labt sich am kulturell be- des Vaters im Atomkraftwerk, seine Stammkneipe, das deutungsvollen Nährboden der Serie, und nicht weniger Altenheim, in dem Großvater Simpson wohnt – und vor als 15 „Emmys“, die US-Fernsehpreise, den „Peabody allem die Schule zu den wichtigsten „physischen“ Schau- Award“ und zahlreiche weitere Auszeichnungen heimste plätzen der Inhalte. die Sendung ein. Sowohl der Bekanntheitsgrad der Serie Zu den abstrakten Settings gehört auf der anderen Seite als auch ihre Fangemeinde sind enorm. Unzählige Web- die Medienwelt selbst: Sie spielt in den „Simpsons“ eine sites,Webzines und Foren im Internet beschäftigen sich permanent wichtige Rolle,2 und das nicht selten in direk- mit der Zeichentrick-Familie (vgl. Czogalla, 2004, 27; 43;). tem oder indirektem Zusammenhang mit den Themen Sie wird von Kindern und Jugendlichen, jungen und Schule und Lernen. älteren Erwachsenen gesehen, geliebt und diskutiert und stellt ein herrliches Beispiel für einen „produzierbaren“ Diese Verbindung mit einer medienkritischen Haltung Text nach Fiske dar.1 tritt nicht nur relativ häufig auf, sondern auch in einer Intensität und (hintergründigen) Komplexität, die in „Die Simpsons“ – wer oder was ist das eigentlich? diesem Genre der Nachmittags/Primetime-Zeichentrick- Comedy ihresgleichen sucht. Dabei ist diese scheinbare Die von der Kulturindustrie produzierten und verbreiteten „Meta-Ebene“, wie ich glaube, nicht notwendigerweise Erzeugnisse, die zu einem Teil der Populärkultur werden, auf verschlungenen Pfaden zu erreichen, sondern stellt sind diejenigen, die „außer Kontrolle“ geraten, die nicht zu meist schon die Handlung an sich dar. disziplinieren sind. Ihre Disziplinlosigkeit ist die Immer wieder thematisiert wird in den mittlerweile mehr Disziplinlosigkeit des Alltagslebens, sie ist vertraut. als 360 Episoden der brisante Zusammenhang zwischen John Fiske (Schul-/Medien-)Pädagogik und (Schul-/Medien-)Politik, Die zentralen Hauptfiguren der Serie sind die Mitglieder manchmal subversiv, oftmals aber auch auf eine ziemlich der titelgebenden Familie Simpson mit dem Vater Homer, direkte Art und Weise. Diesen Umstand will ich nun in einem einfältigen, übergewichtigen Kernkraftsicherheits- diesem Aufsatz für meine Zwecke nutzen und zeigen, beauftragten, der geplagten, aber liebevollen Mutter und dass die quer durch alle Altersstufen sehr beliebte Serie Hausfrau Marge, sowie deren gemeinsamem lernfaulen, zur Erhellung einiger zentraler Probleme beitragen kann,

1 „Produzierbare“ Texte sind nach John FISKE (1997) populäre Medien- 2 Viele intertextuelle Referenzen der Serie auf andere mediale produkte, die von den sie konsumierenden Menschen („the people“) Sinnwelten können entdeckt werden. Die Internet-Seite erfolgreich angenommen werden, Relevanz für deren Alltagskultur etwa listet akribisch und auf über 70 A4-Seiten aufweisen, potenziell vieldeutig (polysem) sind und widerständig Verweise auf Kinofilme,TV-Serien, Bücher etc., die in den in einem mikropolitischen Sinne. „Simpsons“ zitiert und zum Teil parodiert werden.

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denen sich das Feld Schule/Politik/Pädagogik in unserer danach, die akademische Kritik mit dem „öffentlichen heutigen Gesellschaft stellen muss. Wissen“ (public knowledge) und mit politischen Inter- Um eine oberflächliche, banale Analyse zu vermeiden, ventionsstrategien zu verknüpfen. Ich versuche hier, die verlangt es nach dem „Umweg über die Theorie“, wie ihn „Simpsons“ als solches öffentliches Wissen und als beispielsweise das politisch-intellektuelle Projekt der so Intervention gleichermaßen zu etablieren, denn wie genannten „Cultural Studies“ vorschlägt, die mit ihrem Giroux verdeutlicht, müssen den Lernenden Texte, inzwischen sehr populären interdisziplinären Zugang Ressourcen und Strategien geboten werden, die eine Kultur als ganze Lebensweisen („a whole way of life“) komplexe Bandbreite an Subjektpositionen bieten, die sie begreifen. ansprechen, aushandeln und mit denen sie experi- mentieren können (Giroux, 2000, 63). Bildungsarbeit Ich möchte demgemäß darlegen, warum und in welcher muss demzufolge sowohl inner- als auch außerhalb der Form sich die „Simpsons“ für eine kritische Auseinander- Schule(n) mit dem verknüpft werden, was das demo- setzung mit dem Themenbereich Lehren/Lernen eignen, kratische Ziel und die demokratischen Einrichtungen indem ich einzelne Elemente ausgewählter Episoden in erweitern hilft, und sie muss sich andererseits damit Beziehung zu den Gedanken zeitgenössischer Theoretiker befassen, wie und wodurch die Bedingungen für wie Henry A. Giroux und Douglas Kellner setze. Beide Demokratie unterlaufen werden. zählen zu wichtigen Vertretern der Cultural Studies, in deren Werk der (Medien-)Pädagogik eine entscheidende In seinem Buch „Stealing Innocence“ (2000) behandelt Rolle zukommt. Giroux drei gesellschaftspolitische „Mythen“, die er ein- drucksvoll vorführt und brillant dekonstruiert. Zwei dieser Ich werde also die Serie als eine Art „Spiegel“ benutzen, Mythen, die sich um das Bild von Kindheit, die Kommer- um einige Grundideen dieser Autoren zu illustrieren – ein zialisierung der Bildung und der Frage nach dem Triumph Kniff, der selbstredend (m)eine Konstruktion ist, obwohl des Marktes über die Demokratie drehen, möchte ich hier die Serie ihren RezipientInnen durchaus ähnliche kriti- aufgreifen und anhand der „Simpsons“ illustrieren, weil sche Sichtweisen anbietet, wenn auch nicht aufdrängt. ich glaube, dass sie uns wertvolle Einblicke in brennende Fragen der (Medien-)Pädagogik bieten. „Die Simpsons“ als Diagnostische Kritik Problem vs. Unschuld: Es ist an der Zeit zu begreifen, dass die wahren Lehrer Zwei Konstruktionen von Kindheit unserer Kinder nicht die Schullehrer oder Universitäts- professoren sind, sondern die Filmemacher,Werbefachleute In dem ersten Mythos geht es um die Konstruktion von und Vertreter der Populärkultur. Disney erledigt die Duke Kindheit und die Rollen, die Kindern und Jugendlichen in University, Spielberg läuft Stanford den Rang ab und MTV unserer Gesellschaft gewaltsam zugewiesen werden. übertrumpft das MIT. Benjamin Barber Giroux identifiziert hier zwei problematische vorherr- Mit Douglas Kellner eignen sich Produkte der Medien- schende Sichtweisen, die er beide ablehnt: Einerseits ist und Populärkultur nicht nur als Gegenstand der Analyse – es das Phänomen der „Unschuld“, das Kinder als apoliti- sie können auch selbst kritische Analysen der gegen- sche Wesen außerhalb der eigentlichen Gesellschaft wärtigen Gesellschaft und Kultur liefern. Kellner nennt postuliert; zum anderen der vermehrt zu beobachtende diese Zugangsweise eine „Diagnostische Kritik“ und „Angriff auf Kinder“, der diese als schwierige Problem- erklärt, dass sie wichtige Einsichten in die politische faktoren und verdorbene Aggressoren darstellt, die es mit Situation und „in die Stärken und wunden Punkte der einer reaktionären, neokonservativen Form der Bildung zu kämpfenden politischen Kräfte und in die Hoffnungen und disziplinieren gelte. Ängste der Bevölkerung“ bieten kann (Kellner in Winter, Zur näheren Beschreibung beider Aspekte habe ich die 3 2005, 49). Medienkultur diagnostisch zu lesen bedeutet, „Simpsons“-Episode „Allgemeine Ausgangssperre“ die Gesellschaft und ihre Zeitgeschichte(n) durch jene ausgesucht, weil sie zu diesen Fragen Stellung bezieht: medialen Texte zu lesen, die sie hervorbringt – und Sie beginnt damit, dass der Vater Homer und ein paar umgekehrt. Dabei stoßen wir sowohl auf dominante seiner Freunde nach einer Sportveranstaltung in ange- Ideologien der vorherrschenden Machtkonstellationen als trunkenem Zustand ausgerechnet das Schulgelände auch auf widerständige Elemente, die diese Ideologien zerstören. Sie dringen mit dem Auto sogar in das Gebäude herausfordern und ihnen widersprechen. ein, hinterlassen eine Spur der Gewalt und verfügen Der Kritische Pädagoge Henry A. Giroux4 verlangt nun später über keinerlei Erinnerungen an ihren vandalis-

3 Sein Konzept der „Diagnostischen Kritik“, das sich hervorragend für 4 Der US-Amerikaner Henry A. Giroux lehrt inzwischen in Kanada einen kritischen Medienunterricht eignet, legt Kellner genauer dar und hat zahlreiche anerkannte Bücher geschrieben, die sich auf in KELLNER/RYAN 1988 und KELLNER 1995 (engl.). Für die deutsch- Pädagogik, Medien, Multikulturalismus und andere brennende sprachigen Leserinnen finden sich auch zwei durchexerzierte Themen konzentrieren; Für deutschsprachige LeserInnen führen Beispiele in WINTER 2005, Kapitel 1 (über den Film „Platoon“) und neben GIROUX selbst (1998) z.B. NEUBAUER (1998), WINTER (2004) und Kapitel 6 (über die Fernsehserie „Akte X“). STEINWIDDER (2004) in Giroux’Werk ein.

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tischen Akt. Am nächsten Tag berichtet das lokale Fern- aufhält, wird erschossen“, erklärt er im Fernsehen. Eine sehen unter dem Aufmacher „Rowdytum, Respektlosigkeit ähnliche Art Kriegserklärung ortet Giroux in vielen zeit- und Unverantwortlichkeit“ vom Tatort. Als der Polizeichef genössischen Äußerungen und medialen Phänomenen; in einem Interview nach Verdächtigen gefragt wird, gibt schrecklichen realen Beigeschmack erhält diese militante dieser zu, keine konkreten Hinweise zu haben und fügt Aussage auch durch die Dämonisierung von Kindern von hinzu: „Daher haben wir beschlossen, dass dies das Werk Seiten reaktionärer Politiker wie beispielsweise Jim Pittis, undankbarer Punk-Kinder war.“ der im US-Bundesstaat Texas versuchte, die Todesstrafe für Kinder ab 11 Jahren einzuführen (vgl. a .a. O., 14). Nun beschreibt Giroux auf eindrucksvolle Weise, wie Kinder in unserer Gesellschaft vermehrt als unhöflich, Die Darstellung von Kindern als drohende Gefahr für die unverantwortlich und wild dargestellt werden, und das Gesellschaft und ihre Werte, die es mit möglichst harten nicht nur in den Medien, sondern auch von ihren eigenen Mitteln zu bekämpfen gilt, erfährt besondere Verbreitung Eltern, Familien und den Sprechern von Institutionen wie durch eine Serie von medialen Repräsentationen. Sehr Lehrern, Erziehern, Direktoren. Jugendliche werden als erfolgreiche Spielfilme wie „Kids“ (1995) und „Eiskalte eine Ansammlung von Problemen präsentiert, die die Engel“ (1998) stellen ihre Forderungen nach einer Gesellschaft in den Griff bekommen muss: Jugend- Zwangsdisziplinierung von aggressiven, gefährlichen kriminalität, minderjährige Schwangere, Drogengebrauch Kindern und Jugendlichen, die hier dämonisiert werden.7 sind nur einige der ständig bemühten Schlagwörter, obwohl Soziologen wie Mike Males nachweisen konnten, Giroux sieht darin einen Ausdruck der Krise, in der sich dass z.B. der Drogenmissbrauch seit 1995 zurückgeht (vgl. die Demokratie bzw. die Bildung selbst zunehmend Males, 1998, 9). Viele öffentliche Meinungen verurteilen befinden: Kinder können in solch einem feindlichen Kinder und Jugendliche gar kollektiv, wie jener zynisch- Umfeld weder wachsen noch überleben. Er fordert einen populistische Newsweek-Artikel im Jahr 1998, der ihnen Diskurs der Hoffnung statt dieser Rhetorik des Zynismus eine inhärente „dunkle Seite“5 zuschrieb (vgl. Giroux, (vgl. a. a. O., 20):Wenn sich etwas an der alarmierenden 2000, 20). Durch derartige Darstellungen, so Giroux, wird Situation ändern soll, dann ist keine Verdammung der nicht nur die Komplexität von Kindheit verschleiert, Kinder die Lösung, sondern im Gegenteil ein Begreifen sondern auch jeglicher Blick auf die Machtstrukturen von Kindheit als historischer Konstruktion, die immer in vernebelt, die gegen Kinder arbeiten. Außerdem ent- Verbindung mit Machtverhältnissen zustande kommt. schuldigen sie die eigentlich verantwortlichen Erwach- Zudem ortet Giroux ein Hauptproblem in der falschen senen – so wie in der erwähnten „Simpsons“-Episode die Auffassung der Beziehung zwischen Kindern und Erwach- Anklage gegen die Kinder die Erwachsenen automatisch senen, denn was seiner Ansicht zufolge vom Verschwin- von ihrer Verantwortung entlastet. den bedroht ist, sind die sozialen Bindungen zwischen ihnen, und es fehlt ein Verständnis dafür, wie Kinder In Wirklichkeit sind die Erwachsenen bzw. die Gesell- Beziehungen zueinander und zu den Erwachsenen tat- schaft die wahren Aggressoren, die Kindern und Jugend- sächlich erfahren und aushandeln (vgl. a. a. O., 19f). lichen die Chancen auf eine gute Ausbildung nehmen (die Erwachsenen zerstören die Schule im wahrsten Wort- Als Bart und von der Ausgangssperre hören sinne) und diskursiv Gewalt auf Kinder ausüben, vor und mutig an ihre Rechte erinnern, antworten ihnen die allem auf dem Bereich der Kultur, und dies sowohl ideo- Eltern lachend: „Natürlich, ihr habt das Recht, zu schwei- logisch als auch institutionell (vgl. a.a.O., 4): Polizeichef gen.“ – Lisa protestiert: „Aber das ist nicht fair. Erwach- Wiggum verhängt in den „Simpsons“ als Strafe für die sene geben immer den Kindern die Schuld für alles.“ Verwüstung der Schule eine Ausgangssperre:6 „Jedes Vater Homer antwortet ihr mit den Worten: „Naja, wenn Kind, das sich nach Einbruch der Dunkelheit auf der Straße Kinder wirklich so unschuldig sind, warum ist dann alles Böse nach ihnen benannt? ,Sich kindisch aufführen‘, 5 In dieser Zuschreibung kann auch ein starker rassistischer Unterton ,Kidnapping‘, ,Kindesmissbrauch‘…“ Diese Art des auf der semantischen Ebene aufgespürt werden. – Ein Aspekt, der höhnenden Zynismus (der hier selbstverständlich auf die sowohl in den „Simpsons“ als auch in diesem Aufsatz zu kurz Spitze getrieben wird) und der Lächerlichpreisgebung von kommt, ist die Frage der Rasse, der im Zusammenhang mit der Dämonisierung von Jugendlichen eine wichtige und fatale Rolle Kindern ist es, die Giroux in den Gedanken der Erwach- spielt. Giroux befasst sich ausführlicher damit und weist auch darauf hin, dass Kindheit nicht nur rassisch kodiert wird, sondern 7 Die Aufzählung ließe sich auch um scheinbar harmlosere auch die Kategorie des Gender berücksichtigt werden muss (vgl. Komödientitel wie „Der Kindergarten-Daddy“ (2003) u.Ä. erweitern. GIROUX, 2000). – Dass sich hier tatsächlich ein gesellschaftlicher Wandel vollzieht, 6 Im Originalton evoziert das englische Wort für Ausgangssperre lässt sich an dem erwähnten Film „Eiskalte Engel“ (Originaltitel: („curfew“) sogar noch deutlicher den „Kriegscharakter“ der „Cruel Intentions“) insofern besonders gut festmachen, als dass es Situation. Diesen Aufruf zum „Krieg gegen Kinder“ sieht Giroux in sich dabei im ein Remake von „Gefährliche Liebschaften“ handelt, vielen aktuellen medialen und gesellschaftspolitischen Statements in dem erwachsene Adelige im Frankreich des 18. Jahrhunderts ein und verurteilt ihn aufs Heftigste, ohne jedoch einem eher konser- grausames Spiel der Zerstörung menschlicher Existenzen treiben. vativen Kinderbild zu erliegen, wie das beispielsweise Neil POSTMAN In der neuen Version spielt die Handlung jedoch im heutigen in seinem das Fernsehen verurteilende Buch „Das Verschwinden amerikanischen Highschool-Milieu, und hier sind die skrupellosen der Kindheit“ (1994) tut (vgl. GIROUX, 2000, 11ff bzw. 40). Ungeheuer fast schon psychotisch anmutende Teenager.

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senen ortet, und er prangert diese Sichtweise auf Kinder Bedeutungen“ stehen. Damit, so Giroux, werden Kinder als kontraproduktiv an, wenn es um die Demokrati- unsichtbar und treten nur noch in den Projektionen der sierung der Bildung geht. Fantasien der Erwachsenen auf, denn das Konzept der In der „Simpsons“-Folge „Allgemeine Ausgangssperre“ „Unschuld“ erhält seine Bedeutung durch ein komplexes wissen wir nun aber als Publikum, dass den Kindern Zusammenspiel von semiotischen, medialen und sozialen unrecht getan wird, und zu ihrem und unserem Glück Registern (vgl. Giroux, 2000, 61). wissen das in der Episode auch die Kinder selbst. Eine solche Auffassung von Kindheit, die diese nicht als Sie schleichen sich trotz des ausgesprochenen Verbots historische, soziale und vor allem politische Konstruktion abends heimlich aus den Häusern und ins Autokino, wo erkennt, erlaubt es den Erwachsenen erneut, keine sie einen Horrorfilm sehen, in dem Kinder die Macht über Verantwortung für die Rolle zu sehen oder zu über- Erwachsene haben, weil sie ihre Gedanken lesen können. nehmen, die sie selber im Scheitern von Kindheit haben Die Rezeption dieses „Films im Film“ bringt die (vgl. a.a.O., 2). Kindheit ist im Gegenteil kein natürliches „Simpsons“-Kinder auf die Idee, sich gegen die Erwach- Stadium von Unschuld, sondern vielmehr eine kulturelle senen, die sie zu Unrecht abgeurteilt haben, zu wehren. und politische Kategorie, die mit sehr praktischen Nun wird der mächtigen Medien- und Populärkultur Konsequenzen verbunden ist, wie Erwachsene über ständig vorgeworfen, sie habe einen schlechten Einfluss Kinder denken und wie Kinder sich selbst sehen. auf Kinder und Jugendliche; In dieser „Simpsons“-Folge In welchem Bildungsumfeld können nun Kinder statt wird dieses Urteil nicht nur in Frage gestellt, sondern zynischen Darstellungen von Kindheit Erzählungen auch gezeigt, welche wesentliche Rolle Medien im Leben („narratives“) der Hoffnung und halbautonome Kultur- der jungen Leute spielen und somit den Kindern das räume finden, die ihnen helfen, mündige demokratische zugestanden, was ihnen von neokonservativen Anti-Pop- Identitäten zu entwickeln? kulturhaltungen verwehrt wird: ein produktiver Hand- lungsspielraum. Ich habe diese „Simpsons“-Episode „Allgemeine Aus- gangssperre“ gewählt, weil sie im Stile einer diagnos- In diesem Zusammenhang fordert Giroux auch, Medien tischen Kritik auch so gelesen werden kann, dass Kinder in die Bildungsarbeit mit einzubeziehen. Medien müssen a priori weder gefährliche Aggressoren noch unschuldige ernsthafte Objekte der bildungswissenschaftlichen Wesen im Sinne unpolitischer Objekte sind. Analyse und des Lernens selbst werden, ebenso wie Schulen Medienkompetenz und Medienproduktion zum Sie werden hier im Gegenteil zu mündigen Subjekten, zentralen Bestandteil des Lernprozesses und der Jugend indem sie die Macht der Medien für sich selbst nutzen: machen müssen (a. a. O., 30). Nachdem sie nämlich aus dem Autokino kommen, werden sie von der Polizei aufgegriffen und wie Schwer- Kinder als nicht unschuldige, verbrecher in orangefarbene Sträflingskleidung gesteckt sondern politische Wesen und zur Zwangsarbeit genötigt (!). Der Polizeichef, Stim- me des autoritär-disziplinierenden Systems, triumphiert Die andere fatale Kategorie, die das Bild von Kindheit höhnisch: „Hört zu, ihr Punks. Die Moral von der prägt, ist jene der Unschuld. Geschichte ist, dass die Erwachsenen immer gewinnen!“ – Diese scheinbare Antithese zur oben erklärten Vor- Als sie bedauern, nicht dieselben Fähigkeiten wie die stellung, Kinder wären eine gefährliche Bedrohung, Gedanken lesenden Kinder in dem eben gesehenen entpuppt sich bei genauerem Hinsehen gleichsam als Horrorfilm zu besitzen, kommen Lisa und deren Grundbedingung: Dieser vorherrschenden Logik auf die Idee, mit den elektronischen Geräten der Erwach- zufolge werden Kinder in ihrer ihnen eigenen, ursprüng- senen einen kleinen Piratenradiosender zusammen- lichen Unschuld verdorben und deshalb zu einer Gefahr zubasteln. Bald darauf enthüllen sie jeden Abend die für die Gesellschaft und deren Werte, welche wiederum kleinen Geheimnisse ihrer Eltern und Lehrer über den Kinder als unschuldige Wesen etablieren will.„Unschuld“ Äther von Springfield, ihrer Heimatstadt. Sie trans- wird in dieser Zuschreibung derart begriffen, dass Kinder formieren damit das zerstörerische „Monster“-Wesen der vorgeschichtliche, vorsoziale, primitive Wesen ohne Kinder im Horrorfilm in ein produktives, aktives Handeln. Vernunft darstellen, die instinktiv und unbehelligt Auch wenn diese sehr praktische Umsetzung auf den außerhalb der Gesellschaft leben (vgl.Warner, 1995, 56). ersten Blick utopisch anmutet, kommt sie im bildhaften Die Gefahren, die in dieser Konzeption der Unschuld Sinne doch Giroux’ medienpädagogischer Forderung nahe, liegen, sehen Theoretiker wie Giroux darin, dass den dass es für Kinder möglich gemacht werden muss, alter- Kindern damit das Recht auf Handlung und Autonomie native öffentliche Sphären produzieren zu können. Er von vornherein abgesprochen wird. Zugleich werden sie verlangt wie Ann Powers (1998) danach, dass die Stimmen als „passiv“ und „rein“, also frei von jeglicher Eigenstän- der Jugendlichen gehört werden müssen, und wenn sie digkeit und politischen Fragen konstruiert, wo sie doch (wie in dieser „Simpsons“-Folge) von der breiteren Gesell- aber augenscheinlich im Brennpunkt des „Kampfes um schaft ausgeschlossen werden, ihre eigenen Websites,

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eigene Musik, Mode, ja sogar ihre eigenen alternativen Culture“ orientiert, also einer „Unternehmenskultur“, die Radioprogramme (!) kreieren sollen (vgl. Giroux, 2000, 29). dem Profit und dem Absatz von Produkten dient, Ähnlich wie die Simpsons-Kinder dies auf eine eher plaka- entwickelt Kinder nicht zu kritischen, demokratischen 8 tive Weise tun, sollen Menschen strategischer handeln, Bürgerinnen, sondern zu willfährigen Konsumenten. Der um ihre Lebensumstände zum Besseren zu wenden. wirtschaftliche Griff nach der Schule ist in den USA bereits Giroux unterstreicht, dass ein erster Schritt dorthin darin seit Beginn der 1990er Jahre in vollem Gange (vgl. z.B. besteht, die Medien als ernsthafte Objekte der bildungs- Lowe & Miner, 1996; Manning, 1999a und 1999b; Tabor, wissenschaftlichen Analyse und des Lernens an sich 1999), und auch in Europa vermehrt zu beobachten. wahrzunehmen, ebenso wie Schulen Medienkompe- Wie eingangs erwähnt, spielt nun die Schule als „um- tenz(en) und Medienprodukte zu einem zentralen kämpftes Territorium“ auch in den „Simpsons“ immer Bestandteil des Lernprozesses von Kindern und Jugend- wieder eine wesentliche Rolle in einzelnen Episoden. lichen machen müssen. Betroffene Lehrende, Eltern und Gerade die Schule, die ein wichtiger Indikator für das Aktivisten müssen Giroux zufolge diese Pop-Kultur in Wohlbefinden einer demokratischen Gesellschaft ist, soll beide Richtungen ernst nehmen und genau hinschauen, dazu da sein, junge Menschen zum kritischen Denken, wie sie durch ihre Darstellungen,Werte und ihre Sprache aktiver Partizipation an den Machtverhältnissen und bei die Kindern lehren, wie sie über sich selbst denken sollen, politischen Entscheidungen zu ermutigen und ethnische, was ihre Identität als Kind ausmacht. Ich schätze dieses soziale und ökonomische Ungleichheiten, die demo- Identifikationsangebot in den „Simpsons“ als wertvoll kratisch-soziale Beziehungen verhindern, transformieren. und positiv ein. Diese Form der Schule sehen Giroux u. a. nun im Mittel- In Anlehnung an Antonio Gramscis berühmte Forderung, punkt eines kulturellen und politischen Kampfes. Eine pädagogische Mündigkeit bestünde darin, nicht nur Hauptbedrohung stellen die Übergriffe durch die Befür- regiert zu werden, sondern selbst regieren zu lernen, worter der Marktideologie dar, welche die Expansion der betont Giroux auch, Kinder müssten lernen, wie sie selbst „Corporate Culture“ fordern. Leiter von Schulen, Uni- kulturelle Produzentinnen werden und die Technologien versitäten und anderen Bildungseinrichtungen werden benutzen, um Texte zu schaffen, die ihnen gerecht von oberster Instanz angewiesen, ihre Institutionen wie werden und ihre Traditionen und Erfahrungen kritisch Unternehmen zu führen und „Marktlücken“ zu finden, beleuchten. Es geht dabei auch um die Entwicklung um ihr eigenes Fortbestehen zu sichern. Diese Auffas- kritischer und demokratischer Fähigkeiten, die die Grund- sung von Schulleitung sieht Lehrerinnen als Manager, lage einer florierenden Demokratie und einer aktiven Schüler als Kundinnen und Lernen als messbares Produkt „citizenship“ (Bürgerschaft) bilden und in denen Giroux bzw.„Output“. den Zweck der Bildung überhaupt sieht. Ich habe nun eine „Simpsons“-Folge ausgesucht, die sich In der Simpsons-Episode „Allgemeine Ausgangssperre“ sehr gut zur Beschreibung dieses zweiten Phänomens der könnte frau dies nachvollziehen, weil man sieht, wie aus Kommerzialisierung von Bildung eignet und kritisch dämonisierten Kindern, die weder unschuldig noch a priori damit umgeht: „Die böse Puppe Lustikus“, so der schlecht sind, politische Wesen werden, die soziale deutsche Titel, beginnt mit dem Bankrott der Schule von Bewegungen organisieren, welche jene Praktiken in An- Springfield, die alle Kinder besuchen, also auch Bart und griff nehmen, die den Kindern nicht nur schaden, sondern Lisa Simpson, nachdem betrügerische (Mafia-)Unter- eine zerstörerische, missbräuchliche Macht auf sie aus- nehmer den Schuldirektor mit kostspieligen, aber üben. Die Kinder lernen, die Integrität eines (ihres) öffent- instabilen Rollstuhlrampen über den Tisch ziehen. Die lichen Lebens zu erhalten, eine Kondition, die zu erlernen Schule muss geschlossen werden, und da auch der für alle Kinder und Jugendlichen wesentlich ist, um kriti- Versuch scheitert, den reichen Besitzer des Atomkraft- sche Teilnehmer in der Gestaltung ihrer eigenen Leben und werks als Sponsor zu gewinnen, sitzen Bart und Lisa einer größeren sozialen Ordnung zu sein (vgl. a.a.O., 63). Simpson vormittags vor dem Fernseher statt die Schul- „Kids for sale“/„Kinder zu verkaufen“: 8 Es ist eine ganz andere, wenngleich ungemein interessante und Kommerzialisierung von Kindern und Bildung wichtige Frage, ob dies der „Corporate Culture“ auch tatsächlich und im vollen Ausmaß gelingt; In jedem Falle muss Giroux insofern Kinder sind jedoch nicht nur Subjekt, sondern auch recht gegeben werden, dass es zumindest mit allen möglichen und unmöglichen Mitteln versucht wird, Kinder (und ihre Eltern!) auch Objekt der Begierden, Ideologien und der Macht von durch bildungspolitische „Maßnahmen“ noch stärker unter die Erwachsenen. Kontrolle des Marktes zu bekommen. 9 Lustigerweise sehen sie sich die beiden Kinder spanischsprachige Der zweite essentielle Mythos, den Giroux aufzudecken Telenovelas an, und obwohl der lernfaule Bart genervt den Kanal sucht, dreht sich um die Kommerzialisierung der Bildung wechselt, sagt er „Tagsüber fernzusehen es muy stupido!“ – er hat und den (Irr-)Glauben, dass marktwirtschaftliche Einflüsse also so ganz nebenbei Spanisch aufgeschnappt;„Can television teach? – Kann Fernsehen lehrreich sein? fragte in den 1970er Jahren einen Triumph der Demokratie zur Folge hätten. Er stellt schon Umberto Eco (1979) und es scheint, als würden auch die klar: Eine Bildungspolitik, die sich an der sog.„Corporate Autoren der „Simpsons“ diese Auffassung propagieren.

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bank zu drücken.9 Was dann passiert, ist ebenso über- anpasst – ein gefährliches Tauschgeschäft, bei dem die raschend wie schockierend: Eine Firma namens „Kid First Zeit der Lernenden gegen Industrieressourcen einge- Industries“ („Kind zuerst“) hat die Volksschule aufgekauft tauscht werden und Schulen Partnerschaften mit Unter- und mit dem Schild „Unter neuem Management“ wieder nehmen eingehen. Dieses Phänomen ist in den USA seit eröffnet. Als neuer „pädagogischer Leiter“ wird der Ende des 20. Jahrhunderts in mittlerweile erschreckenden Marketing-Manager Jim Hope eingesetzt, der in einem Ausmaßen zu beobachten:10 Unternehmen bieten ersten Interview erklärt: „Wenn die öffentliche Bildung Schulen Geld, Ausstattung und Lehrplan-Elemente an, um scheitert, ist der private Sektor am Zug.“ mit Kindern Produkttests, Experimente und Meinungs- Hier wird uns narrativ vor Augen geführt, was Giroux die umfragen durchzuführen. Dabei wird völlig außer Acht „Vermarktwirtschaftlichung“ (corporization) oder auch gelassen, welche ethischen Dilemmas diese Art von Kommerzialisierung der Bildung nennt: Unterricht aufwirft, bei der Unternehmen bestimmen, Die Schule, die sich der Meinung der breiten Öffentlich- was Kinder zu lernen haben, wo diese doch eigentlich keit zufolge in der Krise befindet, soll privatisiert und an kritisches Wissen und Fähigkeiten vermittelt bekommen die Bedürfnisse des Marktes angepasst werden. Der sollten, die sie im Ernstfall dazu ermächtigen, sich gegen private Sektor, so Giroux, will die öffentlichen Schulen à la einen solchen ausbeuterischen Missbrauch zur Wehr zu longue besitzen und kontrollieren, um in und durch sie in setzen.Wie ich von befreundeten österreichischen Lehrern umfassender Weise die Interessen der Corporate Culture höre, erhalten auch sie Zuschriften mit „Kooperations- widerzuspiegeln. Statt Pädagogen oder „cultural workers“ angeboten“ von großen Untenehmen, es entzieht sich werden in leitenden und entscheidenden Funktionen jedoch meiner Kenntnis, ob und wie weit es auch bei uns Wirtschaftsexperten eingesetzt, die autokratisch Macht Situationen gibt, wie wir sie in „Die böse Puppe Lustikus“ ausüben, Lehrpläne auf Standards und Testen reduzieren vorgeführt bekommen: Indem Firmen Schulen in Ver- und sicherstellen, dass das Lehrpersonal wenig Einfluss kaufsstellen umwandeln, verschieben sie die Prioritäten auf die Lehr- und Lernbedingungen hat. zu Gunsten des Konsums und zu Ungunsten der Bildung (vgl. Manning, 1999b). Schüler und Studentinnen werden Vertreter dieser marktwirtschaftlichen Ideologie als den Praktiken der Marketingabteilungen unterworfen, Allheilmittel für die Bildung stellen an diesem Punkt die deren Ziele nichts mit kritischem Lernen zu tun haben. Gretchenfrage, was daran falsch oder gar schlecht sei. Neben dieser realen Bedrohung, die in den USA bereits Nun, die Simpsons-Episode „Die böse Puppe Lustikus“ hält Wirklichkeit ist, können aber auch wir hierzulande auf hierfür eine schlagkräftige Antwort parat, denn es kommt einer anderen Ebene begreifen, welchen zensurhaften sogar noch schlimmer: Der neue Lehrer Jim erklärt in Einfluss das wirtschaftliche Denken auf den Bildungs- seinem polemischen Unterricht, es wäre völlig einleuch- bereich hat, und auch dabei hilft uns diese „Simpsons“- tend, dass die „alte“ Schule gescheitert sei, denn sie war Episode. schließlich „todlangweilig“. Er fordert die begeisterten Kinder auf, ihre Bücher im wahrsten Wortsinn mit Füßen Unter dem Einfluss des unternehmerischen Gedankens zu treten, und der neue Lehrplan sieht vor, stattdessen einer „Marktlogik“, die vorschreibt, wie Bildung zu ihre Lieblingsspielzeuge in den Unterricht mitzubringen. funktionieren hat, und zum Heil der wirtschaftlichen Während Barts Klasse nach den Eigenschaften des „per- Propaganda, die das Gleichgewicht zwischen Öffent- fekten Spielzeugs“ befragt wird, lautet zeitgleich die Auf- lichkeit und Privatsektor zerstört, wird Schule behandelt gabe in Lisas, lustige Namen für ein Spielzeug zu finden. wie „any other business“ (vgl. Giroux, 2000, 98), werden Lisa, die von ihrer neuen Lehrerin zurechtgewiesen wird, Kinder nicht zu kritischen Bürgerinnen ausgebildet, weil sie ihre Nase lieber in mittlerweile verbotene Mathe- sondern zu Konsumenten. matikaufgaben steckt, nennt schnell ein paar Namen, Kurz nach Lisas Entdeckung wird im Fernsehen die Multi- darunter die Verballhornung „Lustikus“. Als die Kamera in funktionspuppe „Lustikus“ beworben, die ein Konglo- den Raum hinter dem Klassenzimmer zurückfährt, sehen merat aus Lisas Namensidee und jenen Eigenschaften wir, dass die große Tafel an der Wand als eine Art ein- darstellt, die die Kinder im Unterricht angegeben haben. seitiges Durchsichtsfenster fungiert. Dahinter und von den Alle Kinder wollen das Spielzeug haben, und als Lisa und Kindern ungesehen, stehen eine Marktforscherin und ihr Bart die Marketingchefin zur Rede stellen, antwortet diese Kollege und zeichnen die Ideen der Kinder heimlich auf. wie selbstverständlich und im typischen Jargon:11 „Ver- Die Businessfrau ruft begeistert: „Das ist effizienteste Markforschung! Und die lukrativste!“ Durch einen Zufall 10 Giroux nennt einige reale Beispiele (vgl. a.a.O., 97ff), die beängsti- entdeckt Lisa die Machenschaften der neuen Schul- gende Parallelen mit der in den „Simpsons“ dargestellten Firma betreiber und ist erschüttert: „Die haben uns belogen! „Kid First Industries“ aufweisen. 11 Der breite öffentliche Diskurs, es müsse vermehrt „wirtschaftlich Anstatt uns eine Bildung zukommen zu lassen, haben sie gedacht werden“, hat in unserer Gesellschaft großes Gewicht, uns reingelegt, damit wir ein Spielzeug kreieren!“ kommt wie selbstverständlich daher und durchdringt auch auf sprachlicher Ebene sämtliche Lebensbereiche. Dass dies gerade für Die Kinder werden hier zu Marketingzwecken miss- die Bildung und Erziehung verheerende Folgen hat, wird weit- braucht, indem man ihren Unterricht an Absatzinteressen gehend ausgeklammert.

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sucht das mal vom Standpunkt der Produktplatzierung stellten Lerneinheiten-Pakets: „Wie soll ein McDonald’s- zu sehen…“ Ihr Kollege Jim steht ihr zur Seite: „Dank Restaurant aussehen?“, „Wie funktioniert ein McDonald’s- euch ist ,Lustikus‘ die erste Puppe, die von Kindern für Lokal?“, „Wie bewerbe ich mich bei McDonald’s?“, hießen Kinder geschaffen wurde, und der Gewinn kommt auch die Unterrichtsstunden, die die Kinder über die Arbeits- Kindern zugute!“ Als Lisa skeptisch nachhakt, setzt er welt aufklären sollten (vgl. Giroux, 2000, 9f). hinzu: „Naja, wir sind doch alle Kinder von irgendwem…“ In einer anderen „Simpsons“-Episode mit dem Titel „Lisas Es geht also um den Profit, und der britische Bildungs- Hochzeit“, die großteils im Jahr 2010 spielt, wird ein wissenschaftler Gerald Grace weist darauf hin, dass interessantes Szenario der „Schule der Zukunft“ gezeigt: Bildung von ihrer Verantwortung Abstand nimmt, eine Der Mathematikunterricht wird von einem virtuellen „Demokratie der Bürger“ zu schaffen, wenn sie ein Ort für Lehrer auf einem überdimensionalen Bildschirm abge- Profitmache und Konsumgüter wird und so eine „Demo- halten. Zwischendurch gibt es Werbeeinblendungen eines kratie der Konsumenten“ produziert (vgl. Grace, 1997, 314). Colaherstellers mit den Worten „Die folgende Schulstunde widmet euch Pepsi!“, und auch die einzelnen Rechen- Wirtschaft und Schule, Markt und Demokratie: aufgaben drehen sich um einfache Additionen von Bürger oder Konsumenten? Coladosen. Diese überspitzte Metapher für den wirtschaftlichen Die Schule ist die ideale Zeit, um Kaufverhalten zu beein- Einfluss auf die Schul-Lern-Situation ist jedoch keines- flussen, langzeitliche Kundenloyalität aufzubauen, neue wegs mehr Zukunftsmusik und zeigt, dass solche Lehr- Produkte einzuführen, Märkte zu testen, Produktproben ziele wenig mit kritischem Lernen zu tun haben, sondern und Promotionsmaterial zu verbreiten und – das ist das vielmehr abgewertete Darstellungen von „Bürgerschaft“ Wichtigste – sofortige Absätze zu generieren. produzieren und den Lernenden nahe legen, dass die aus einem amerikanischen Verbrauchermagazin12 einzigen Rollen, die ihnen im Leben offen stehen, durch Ein Schlüsselbegriff ist in diesem Kontext auch die so das Ethos eines Konsumerismus bestimmt werden. Die genannte „commodification“, das Zur-Ware-Machen der Auslegung von Citizenship, die dieses kommerzielle Bil- lehrenden und lernenden Individuen. Diese am Markt dungssystem verbreitet, so Giroux, vermindert das öffent- orientierten Sichtweisen von Schule und Unterricht teilen liche Leben und drängt Lehren und Lernen in einen engen allesamt den blinden Glauben an eine Corporate Culture, privaten Raum, indem nichtkommerzielle Wertvor- die die Verteidigung von öffentlicher Bildung als eine stellungen und Überlegungen vom Lernprozess losgelöst marktfreie öffentliche Sphäre, als Speicher für die Pflege werden (vgl. a.a.O., 96). von zivilen vor unternehmerischen Werten und als öffent- liches Anrecht zunichte macht (vgl. Giroux, 2000, 86). Ausblick und Schluss: Medienpädagogisches Potenzial in Ansätzen Dieser bedrohte „Raum“ ist durchaus auch geografisch zu verstehen:Wie Giroux beschreibt, vermieten Schulen aus „I’m not gonna teach you forever…!“13 Edna Krabappel Geldnot ihre Gänge, Aulen, Busse, Aufenthaltsräume und Medienkompetenz bedeutet nach Douglas Kellner auch, Buffets und machen diese Räume zu bunten Werbe- die Medien für demokratische Visionen zu nutzen, um flächen für die höchstbietenden Firmen. Plakate für widerständige Elemente ebenso wie ideologisch Süßigkeiten, Getränkehersteller, Sportartikelproduzenten, dominante zu isolieren und zu diskutieren. Hollywoodfilme und andere Konsumgüter zieren die Wände dieser öffentlichen Einrichtungen, und es wird Eine kurze, derart fokussierte Analyse der „Simpsons“, wie geschätzt, dass in den USA täglich mehr als 80.000 sie hier vorgestellt wurde, kann den vollen Umfang Schüler sich unmittelbar vor Werbeplakaten befinden, solcher widerständigen oder kritischen Elemente nicht während sie ihre Notdurft verrichten. In den USA längst erfassen. Dennoch möchte ich zum Ausblick noch einige ein Milliardengeschäft (vgl. Slides, 1996; Manning 1999a, interessante weitere Folgen anreißen und kurz Beispiele 1999b), machen die Firmen auch nicht Halt vor den für kritische perspektivische Ansätze erwähnen, die sich 14 eigentlichen Lernmaterialien wie Schulbüchern o. Ä. Viele um das Thema Lernen/Schule/Medien drehen: Schulen bieten gegen bare Münze oder im Austausch für In der medien- und in diesem Falle selbstkritischen Ausrüstungsgegenstände nicht nur Werbeflächen in den Episode „Das Fernsehen ist an allem schuld“ etwa wird Büchern an, sie schließen auch Kooperationsabkommen ein fast schon abgedroschenes, aber nach wie vor mit Unternehmen, was die Inhalte der Lernunterlagen bemühtes Medienwirkungs-Konzept zur Beziehung von angeht. Unterrichtseinheiten und ganze Lehrpläne werden angepasst, um Markentreue und Marktanteile 13 …singt die Figur Edna Krabappel, Bart Simpsons Lehrerin, in einer bei Kindern und deren Eltern zu gewährleisten, wie in Schulaufführung und in Anlehnung an das Titellied des Film- musicals „Fame – I’m gonna live forever“ (Staffel 10/Episode 218). jenem Beispiel eines von McDonald’s zusammenge- 14 Für Interessierte findet sich z.B. auf der Internetseite ein Episodenführer, der die hier genannten 12 vgl. Giroux, 2000, 83. Folgen in den dazugehörigen Staffeln mit Nummern etc. lokalisiert.

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Schlagwort(e) Beschreibung interessanter Szenen/Sequenzen „Simpsons“-Episode (Staffel/Folge Nr.) Schule, Kinder, s. oben (Kampf gegen Kinder, Kinder als Aggressoren, „Allgemeine Ausgangssperre“ Lernen, Medien Kinder nutzen Medien für sich) (Staffel 10/Folge 214) Schule, Kinder, s. oben (Die Schule wird von einer Marketingfirma „Die böse Puppe Lustikus“ Lernen, betrieben, die Kinder zur Marktforschung missbraucht.) (Staffel 11/Folge 235) Wirtschaft/Markt Schule, Kinder, s. oben (In der Schule der Zukunft werden „Lisas Hochzeit“ Lernen,Wirtschaft Unterrichtsstunden von einem Cola-Hersteller gesponsert.) (Staffel 6/Folge 122) Schule, Kinder, s. oben (Meerschweinchen-Experiment) „Ist alles hin, nimm Focusin“ Lernen (Staffel 11/Folge 228) Schule, Schulsystem, s. oben (Kritik am leistungsorientierten Schulsystem, „Die große Betrügerin“ Kinder, Lernen schulpolitischer Doppelzüngigkeit und Ehrgeiz.) (Staffel 10/Folge 210) Medien, Kinder, s. oben (Wirkungsweise von Medien, mediaphobe „Das Fernsehen Zensur Einstellungen…) ist an allem schuld“ (Staffel 2/Folge 22) Sexualität, Identität Die Familie lernt John kennen. Vater Homer versteht erst „Homer und gewisse Ängste“ spät, dass dieser homosexuell ist und befürchtet (Staffel 8/Folge 168) Auswirkungen auf seinen Sohn Bart. (Die Folge baut Ängste und Vorurteile ab, befasst sich kritisch mit den Vorstellungen von männlicher Hetero- und Homosexualität.) Emanzipation, Mutter Marge kämpft um Autonomie als Frau/Mutter und „Springfield Connection“ Gender, Familie arbeitet als Polizistin (besser als ihre männlichen Kollegen). (Staffel 6/Folge 126)

Gewalt und Medien zitiert, parodiert und lächerlich Benotung einer-, und als Beschneidungs-/Verstum- gemacht: Das Baby sieht im Fernsehen mungsinstrument experimentiert werden. einen Zeichentrickfilm, der die Brutalität der bekannten ● In „Ist alles hin, nimm Focusin“ bekommt Bart Simpson „Tom und Jerry“-Sendungen persifliert, indem er diese auf ein Medikament, das zuvor an Meerschweinchen die Spitze treibt. Nach dem visuellen „Konsum“ einer getestet wird: Kaum mit der Wunderdroge besprüht, Gewalttirade zwischen Zeichentrick-Katze und -Maus setzen sich die Tiere von allein auf kleine Schulbänke attackiert das Baby ihren Vater Homer mit einem Hammer. und verfolgen aufmerksam eine Handpuppe, die als Daraufhin versucht die Mutter Marge die zuständige Lehrer kostümiert ist. Das Mittel zeigt tatsächlich Fernsehanstalt mit Protestbriefen und Demonstrationen Wirkung und macht Bart zum „perfekten Schüler“, hat dazu zu bringen, die vermeintlich gefährliche Sendung zu aber dramaturgische Nebenwirkungen. Die Folge stellt verbieten. Eine wertvolle Analyse dieser interessanten die Frage, wie ein perfekter Schüler nach Meinung der Episode, die sich für die Diskussion im Unterricht Autorität und der Pharmaindustrie auszusehen hat anbietet, findet sich z.B. in Savage (2004, 201ff). und auf wessen Kosten ein übertriebenes ● In „Die große Betrügerin“ werden Leistungssystem Leistungssystem geht. und -druck, auf dem die meisten herkömmlichen Diese Aufzählung erhebt selbstverständlich keinerlei westlichen Schulsysteme basieren, in Frage gestellt: Anspruch auf Vollständigkeit; Es finden sich darüber Lisa Simpson – sonst Vorzeigeschülerin – erschummelt hinaus in vielen Folgen kritische und zugleich nahezu sich mittels unlauterer Methoden eine außergewöhn- erfrischend „zeigefingerfreie“ Haltungen zu Gender- und lich hohe Note. Als sie von Gewissensbissen geplagt Identitätsfragen, Rassismus, Sexualität, zur problemati- versucht, ihr Vergehen publik zu machen, wird dieses schen Waffenpolitik in den USA, zu Emanzipation und vom Schuldirektor und der Schulleitung unter Mithilfe anderen gesellschaftlichen Herausforderungen und der Familie vertuscht, um der Schule eine Sonder- Ungleichheiten – und dies alles in einer augenzwinkern- prämie und ein externes Sponsoring (sic!) zu gewähr- den, sympathisch-parodistischen Herangehensweise, die leisten bzw. zu erhalten. mir mehr als pädagogisch wertvoll erscheint, wenn sie Anm.: Anhand dieser Episode kann auch mit den mit informierten kritisch-theoretischen Ansätzen ver- Bedeutungen des deutschen Wortes „Zensur“ als knüpft wird. Und Douglas Rushkoffs (2004, 292) Ein-

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schätzung zufolge sind die „Simpsons“ von allen weltweit erfolgreichen amerikanischen Fernsehserien, die das Literatur: Interesse unserer Kinder genießen, einem Medienbil- ALBERTI, John (Hrsg.): Leaving Springfield. and the dungsprogramm am nächsten. Possibility of Oppositional Culture. Detroit:Wayne State University Press, 2004. 292–301. Die abschließende Tabelle gibt einige „Empfehlungen“ für CZOGALLA, Michael: Behind the Laughter.„Die Simpsons“ im Kontext kritisch-wertvolle Episoden, die sich besonders für die der amerikanischen Populärkultur. Marburg:Tectum, 2004. pädagogische Arbeit eignen, weil sie konkrete Bezüge ECO, Umberto: Can Television Teach? Screen Education, (Nr. 31, 1979): zum Alltag der Jugendlichen und Erwachsenen auf- 95–107. weisen FISKE, John: Populäre Texte, Sprache und Alltagskultur. In Hepp, A. & Winter, R., Kultur–Medien–Macht. Cultural Studies und Medienanlyse. Opladen:Westdt. Verlag, 1997, S. 65–84. GIROUX, Henry: Border Crossings. Cultural Workers and the Politics of Education. New York: Routledge, 1992. GIROUX, Henry A: Pädagogik und Widerstand in der Medienkultur. Filmografie: Pädagogik als Diskursintervention. Das Argument (1998): 619–630. „Die Simpsons“ [„The Simpsons“] (Fox Network, USA GIROUX, Henry A: The Mouse That Roared. Disney and the End of seit 1987),TV-Zeichentrickserie von Matt Groening, Innocence. New York u.a.: Rowman & Littlefield, 1999. James L. Brooks und . Diverse Autorinnen, GIROUX, Henry: Education Incorporated? Educational Leadership. (Nr. 56, 1998): 12–17. Regisseure, Produzentinnen. GIROUX, Henry A: Stealing Innocence. Youth, Corporate Power and Derzeit auf DVD erhältlich: Staffel 1–7 (in Boxen), the Politics of Culture. New York: St. Martin’s Press, 2000. sowie 16 thematische Einzel-DVDs mit jeweils 4 bis 5 GRACE, Gerald: Politics, Markets and Democratic Schools: On the Folgen. Alle DVDs mit deutscher Synchronspur und Transformation of School Leadership. in Halsey, A.H., Lauder Hugh, Philip Brown & Amy Stuart Wells (Hrsg.) Education: Culture, englischem Originalton, Audio-Kommentar der Economy, Society . New York: Oxford, 1997: 314ff. Produzenten und anderem Zusatzmaterial. LOWE, Robert und MINER, Barbara: Selling Out Our Schools: Vouchers, Markets and the Future of Public Education. Milwaukee: Rethinking In diesem Aufsatz ausführlich besprochene bzw. her- Schools Publication, 1996. vorgehobene Episoden: MALES, Mike: Five Myths And Why Adults Believe They Are True. New ● „Das Fernsehen ist an allem schuld“ [„Itchy York Times (29. April 1998): 9. & Scratchy & Marge“] (Staffel 2/Folge 22), MANNING, Steven: Classrooms for Sale. New York Times erhältlich auf DVD-Box „Staffel 2“; (4. März 1999): 1, 8. (=Manning, 1999a) MANNING, Steven: How Corporations Are Buying Their Way into ● „Lisas Hochzeit“ [„Lisa’s Wedding“] (Staffel 6/ America’s Classroom. The Nation (27. September 1999): Folge 122), erhältlich auf DVD-Box „Staffel 6“; 12. (=Manning, 1999b) MITTAG, Martina: 1001 uses for The Simpsons. Interkulturelles Lernen ● „Springfield Connection“ (Staffel 6/Folge 126), mit Bart und Homer. Praxis Fremdsprachenunterricht (2004): 418–20. erhältlich auf DVD-Box „Staffel 6“; NEUBAUER, Jürgen: Henry Giroux: Pädagogik und Utopie. Das Argument (1998): 615–618. ● „Die große Betrügerin“ [„Lisa Gets An ’A’“] POWERS, Ann: Who Are These People, Anyway? New York Times (Staffel 10/Folge 210); (29. April 1998): 1, 8. ● „Allgemeine Ausgangssperre“ [„Wild Barts Can’t RUSHKOFF, Douglas: Bart Simpson: Prince of Irreverence in Alberti, J. Be Broken“] (Staffel 10/Folge 214); (Hrsg.) Leaving Springfield, 2004, 292–301. SAVAGE,William J. Jr: So Television’s Responsible!: Oppositionality and ● „Die böse Puppe Lustikus“ [„Grift of the Magi“] the Interpretive Logic of Satire and Censorship in „The Simpsons“ and (Staffel 11/Folge 235), erhältlich auf Special-DVD „South Park“. in Alberti, J. (Hrsg.) Leaving Springfield, 2004, 197–224. „Weihnachten mit den Simpsons“; SLIDES, Phyllis: Teaching Students to be Consumers. in Lowe & Miner, Selling Out Our Schools, 1996, 36ff. STEINWIDDER, Patrick: In and outside the academy…, Online-Magazin Medienpädagogik auf (2004): Der Beitrag der Cultural Studies zur Medienpädagogik. TABOR, Mary B.W: Schools Profit From Offering Pupils for Market Mag.phil. Patrick Steinwidder, geb. 1978, studierte Publi- Research. New York Times (5. April 1999): A1, A16. zistik und Kommunikationswissenschaft mit Schwer- WARNER, Marina: Six Myths of Our Time. New York:Vintage, 1995. punkt Medienpädagogik und Kommunikationskultur in WINTER, Rainer: Cultural Studies und kritische Pädagogik. Online- Klagenfurt und Bologna. Er schreibt an seiner Disser- Magazin Medienpädagogik auf (2004): tation und arbeitet als freier wissenschaftlicher Autor Der Beitrag der Cultural Studies zur Medienpädagogik. und Übersetzer. Zuletzt erschienen seine deutschen Über- WINTER, Rainer (Hrsg.): Medienkultur, Kritik und Demokratie: Der tragungen von Douglas Kellner in „Medienkultur, Kritik Douglas Kellner Reader. Aus dem Engl. von Patrick Steinwidder u.a. und Demokratie“ im Halem Verlag, hg. v. Rainer Winter Köln: Halem, 2005.

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