Hymenoptera Aculeata: Apidae)
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PHILIPPIA 11/4 S. 259-280 7 Abb. / 6 Tab. Kassel 2004 Hans-Joachim Flügel Wildbienenfunde am Lebendigen Bienenmuseum Knüllwald (Hymenoptera Aculeata: Apidae) Abstract Einleitung Between 1989 and 2003 we found about 123 Nach der Veröffentlichung der bisher erfass- bee species in the area of the living bee muse- ten höheren Wespen und der Schwebfliegen um Knüllwald. This are 56 % from the bee spe- (FLÜGEL 2003, 2004a) soll nun jene Gruppe cies known till today from the Schwalm-Eder- unter den Insekten folgen, mit der sich der District in North Hesse, from which the Autor am längsten und intensivsten beschäf- municipality Knüllwald is a part. The biology of tigt hat: die Wildbienen. Diese bilden folgerich- the proved bee species were evaluated and tig einen weiteren Schwerpunkt unseres compared with the biotic and abiotic factors Museums, das sich ja aufgrund der engen Be- from the area. Reflections are made about the ziehung des Menschen zur Honigbiene, Apis further development and composition of bee mellifera, vor allem um die Darstellung dieser species in connection with recognizable influ- Beziehung dreht. Daneben steht insbeson- ences in the surrounding of the museum. dere im Freigelände gleichrangig die Blüten- ökologie, in der die Wildbienen einen wesent- lichen Anteil haben. Durch entsprechende Zusammenfassung Angebote von Nisthilfen und Nahrungspflan- Im Bereich des Lebendigen Bienenmuseums zen werden die Wildbienen in besonderer Knüllwald konnten im Zeitraum von 1989 bis Weise auf dem Gelände des Lebendigen Bie- 2003 insgesamt 123 Bienenarten nachgewie- nenmuseums gefördert. Mit der Darstellung sen werden; das sind 56 % der aus dem des Wildbienenbestandes sind nun drei Gebiet des Schwalm-Eder-Kreises in Nord- wichtige blütenbesuchende Insektengruppen hessen bisher bekannten Wildbienenarten. regionalfaunistisch erfasst. Die Biologie der nachgewiesenen Wildbienen- arten wird ausgewertet und mit dem Gelände Ansporn zu diesen regionalfaunistischen in Beziehung gesetzt. Gedanken zur Entwick- Erhebungen kommt immer wieder aus den lung des Arteninventars werden angestellt Kontakten zu Klaus Cölln, der 1987 mit der und Probleme bei der weiteren regionalfaunis- systematischen Erfassung der Fauna seines tischen Erfassung im Umfeld des Museums Gartens, später dann des gesamten Dorfes aufgezeigt. Gönnersdorf in der Eifel begann. Bis 1997 konnte er aus Gönnersdorf und Umgebung bereits 1.647 Tierarten nachweisen, darunter mehrere Erstnachweise für Deutschland und eine für die Wissenschaft neue Art (CÖLLN & 260 Hans-Joachim Flügel JACOBI 1997). Aufgrund seiner Tätigkeit an mit tierischem Eiweiß, meist anderen Insek- der Universität Köln gelang es ihm, seine Ar- ten, versorgen. Durch ihre teils ziemlich enge beiten in die Forschungsvorhaben der Univer- Bindung an bestimmte Blütenpflanzen tragen sität mehr oder weniger gut einzubinden, und Bienen weltweit erheblich zur Bestäubung von die Naturschutzbehörden unterstützen seine Blüten bei mit der Folge der Sicherung von Arbeit vorbehaltlos. Diese Möglichkeit steht Früchten und allen davon abhängigen Pro- uns hier bedauerlicherweise noch nicht offen; zessen. Damit haben sie eine kleine, aber erste Kontakte mit der Universität in Kassel wichtige Schlüsselfunktion innerhalb der Öko- blieben ohne Resonanz, und die zuständigen systeme inne. Naturschutzbehörden waren bisher leider recht kontraproduktiv in unser Vorhaben invol- Die meisten Bienen leben solitär, d. h., dass viert. jedes Weibchen für sich ein Nest gründet und die Brut darin versorgt. In Mitteleuropa bilden Hinzu kamen finanzielle Probleme sowie die diese Solitärbienen überwiegend nur eine zeitliche Belastung für die notwendigen Reno- oder zwei Generationen pro Jahr. Die jungen vierungs- und Umbauarbeiten am Fachwerk- Bienen lernen dabei ihre Mutter nicht kennen, hof und dessen Freigelände in Knüllwald- sondern schlüpfen erst nach dem Tod der- Niederbeisheim. Trotzdem konnten in relativ selben. Das Leben der erwachsenen Bienen- kurzer Zeit mit Hilfe befreundeter Faunisten in weibchen dauert meist nur ein bis zwei Mona- ehrenamtlicher Betätigung bemerkenswerte te. In dieser Zeit muss die Paarung stattfinden, Ergebnisse bei der Erfassung der Fauna sodann folgt die Suche nach geeigneten Nist- erzielt werden. Erste Aufbereitungen der ento- plätzen, der Nestbau, die Verproviantierung mologischen Regionalfaunistik aus dem Be- der Zellen mit Pollen und Nektar, zuletzt ge- reich des Bienenmuseums wurden veröffent- folgt von der Eiablage und dem Verschluss licht in ANGERSBACH & FLÜGEL (2002), der Zelle. Nach der Anlage von circa zehn bis FLÜGEL (2001, 2003, 2004a-c), FLÜGEL & zwanzig Zellen in einem oder mehreren ANGERSBACH (2003). Die naturräumlichen Nestern folgt der Tod. Die Männchen leben Grundlagen des Untersuchungsgebietes so- noch kürzer. Die jungen Bienen überdauern wie die Entstehungsgeschichte und die Per- die Zeit bis zum Schlupf, meist erst im folgen- spektiven des Lebendigen Bienenmuseums den Jahr, in den Zellen als Ruhelarve, Puppe Knüllwald sind in FLÜGEL & GEISELER (2003) oder fertiges Insekt. beschrieben. Weitere, laufend aktualisierte Artenlisten können im Internet unter Ungefähr ein Drittel aller heimischen Wild- www.lebendiges-bienenmuseum.de/ bienen zählen zu den Kuckucksbienen. Wie fauna.htm eingesehen werden. der gleichnamige Vogel legen sie ihre Eier in fremde Nester, wobei meist eine enge Wirts- bindung besteht. Dabei sind die meisten Allgemeine Biologie der Wildbienen Kuckucksbienen leuchtend bunt gefärbt, wäh- Wildbienen sind eine weltweit verbreitete rend die Wirtsbienen in der Regel unauffällig Gruppe von Insekten, die sich in Koevolution graubraun oder schwarz gezeichnet sind. Die mit den Blütenpflanzen entwickelt haben. Sie zu den Kuckucksbienen zählenden Wespen- haben eine gemeinsame Wurzel mit den bienen (Nomada) sind leuchtend schwarz- Grabwespen und mit diesen noch viele Ge- gelb und/oder rot gefärbt und ähneln teilweise meinsamkeiten wie intensive Brutpflege und kleinen Wespen, während die ebenfalls brut- Nistplatzwahl. Beide Insektengruppen ernäh- parasitischen Blutbienen (Sphecodes) einen ren sich im erwachsenen Stadium überwie- leuchtend dunkelroten Hinterleib besitzen. Die gend von Nektar. Im Gegensatz zu den Grab- Weibchen der Kuckucksbienen sieht man wespen füttern die Bienen ihre Brut jedoch häufig vor den Nesteingängen ihrer Wirts- ausschließlich mit Blütenprodukten, das sind bienen fliegen und in die Neströhren hinein- Nektar als Kohlehydrat- und Pollen als Eiweiß- kriechen, um zu prüfen, ob die Brutzellen für quelle, während die Grabwespen ihre Larven die Eiablage bereit sind. Wildbienenfunde am Lebendigen Bienenmuseum Knüllwald 261 Daneben haben sich bei den Bienen, wie DATHE et al. (2001). Die Kuckuckshummeln, bei den Faltenwespen und den Ameisen, die die neuerdings von verschiedenen Autoren beide mit den Bienen zur Gruppe der Stechim- als Teil der Gattung Bombus geführt werden, men zählen, soziale Lebensweisen entwickelt. bleiben in vorliegender Arbeit aus verschie- Dabei gründet sich ein Staat der Stechimmen denen Gründen weiter getrennt in der eigen- stets auf ein oder wenige fertile Weibchen, ständigen Gattung Psithyrus. Die Angaben denen mehrere mehr oder weniger sterile zur Biologie der Bienen stammen aus Arbeiterinnen bei der Aufzucht des Nach- WESTRICH (1989); die Lebensraumtypisierung wuchses helfen. Honigbienen und Ameisen wurde stark vereinfacht. Die Belegtiere befin- haben dabei die volkreichsten Staaten mit oft den sich überwiegend in der Sammlung des mehreren 10.000 Arbeiterinnen herausgebil- Lebendigen Bienenmuseums Knüllwald. det. Bei den Wildbienen gibt es bei verschie- denen Arten interessante Übergänge von der solitären zur sozialen Lebensweise. Auch fin- Ergebnisse den sich schon voll entwickelte Sozialstaaten Insgesamt konnten bisher 123 Bienenarten im mit morphologisch deutlich zu unterscheiden- Bereich des Lebendigen Bienenmuseums den Arbeiterinnen. Allerdings sind diese Staa- Knüllwald nachgewiesen werden. Aus dem ten nur Sommerstaaten, die sich – im Gegen- Schwalm-Eder-Kreis, zu dem die Gemeinde satz zur Honigbiene und den Ameisen – im Knüllwald zählt, sind bisher 219 Bienenarten Herbst wieder auflösen und jedes Frühjahr bekannt (FLÜGEL, unveröffentlicht). Damit jeweils von einer befruchtet überwinterten finden sich 56 % der aus dem Kreisgebiet Königin neu gegründet werden müssen. nachgewiesenen Wildbienenarten im Unter- suchungsgebiet. Eine Aussage zum prozen- tualen Anteil an der Landesfauna ist derzeit Material und Methode nicht möglich, da eine Checkliste der Bienen Zur Erfassung der Bienenfauna wurden über- Hessens noch nicht existiert. Eine erste infor- wiegend blütenökologische Beobachtungen melle Zusammenstellung durch die Arbeits- durchgeführt. Dabei wurde eine Gruppe von gemeinschaft Hessischer Hymenopterologen Blütenpflanzen einer Art über eine halbe Stun- erbrachte etwas über 400 Arten für Hessen. de beobachtet. Seltener wurden Aufnahmen an den Nistplätzen der Wildbienen vorgenom- Die Bearbeitung der Wildbienenfauna in Hes- men, und daneben erfolgten auch Einzelfänge sen lag seit Mitte der 60er Jahre des vergan- besonders auffälliger Tiere oder an beson- genen Jahrhunderts weitestgehend brach. deren Blütenständen ohne zeitliche Ausdeh- Erst seit Mitte der 90er Jahre intensivierten nung. Bei den blütenökologischen Aufnahmen sich die Bemühungen um die Apiden Hessens wurde jede vermutlich neue Art, die sich an wieder und führten zu mehreren Teilbearbei- dieser Blütengruppe bzw. dem Nistplatz ein- tungen einzelner Arten oder Gattungen bzw. fand, registriert