Bericht aus der Zukunft: Bargeldlose Gesellschaft

Während man Cashless hierzulande schlicht und ergreifend als geldlos versteht (Bild:Cashless- München), googlet man aus der Schweiz unter demselben Stichwort ein Zahlungssystem ohne Bargeld und ohne physikalischen Kontakt (Karte statt Cash). Man kennt das vom Skifahren und von fortschrittlichen Zahlsystemen im Öffentlichen Personennahverkehr außerhalb von Deutschland. Natürlich hat es damit noch nicht sein Bewenden.

Das Bargeld wird letzendlich komplett durch moderne Technik abgelöst; dazu ein Eigenzitat ausGesichtserkennung und andere Informationsbegehrlichkeiten: Diese Entwicklung wird Schlüssel, PINs, Karten und Codes obsolet machen, weil die eigene Identität der Code ist, das Gesicht, die Haltung, die Biometrie.

Auf dem Weg dahin sind Zwischenstufen zu überwinden, die z.B. Wallet heißen können, ein System, das mit einem Google-Konto und einer Kreditkarte funktioniert. Oder es setzt sich Apple Pay durch, das direkt vom Smartphone oder der Apple Watch funktioniert, siehe auch Apfelbeobachtung.

Ein Redakteur der New York Times hat ausprobiert, wie sich das bargeldlose Leben anfühlt. Der Bericht heißt Thumbprint Revolution – Cashless Society? It’s Already Coming (am 28.11.).

Damon Darlin hat in den letzten Wochen statt Bargeld so weit als möglich Apple Pay verwendet. So heißt das ganze Bezahlsystem und speziell die Apps, die auf dem iPhone 6 und 6 Plus laufen. Damon sagt in dem Artikel, er habe jede Gelegenheit genutzt, seinen Daumen auf den Bildschirm des Smartphones zu drücken, was als Bestätigung für den Zahlungsvorgang in den entsprechend ausgerüsteten Läden gilt.

Das System sei revolutionär, heißt es, aber nicht aus den Gründen, die den meisten Leuten dazu einfallen. Es werde nicht die Kreditkarte ersetzen, weil diese Karte in Apples Konzept enthalten ist, was wiederum der Grund sei, warum Apple Pay gute Chancen auf allgemeine Akzeptanz habe.

Der wahre Grund für die Durchsetzungsfähigkeit des Systems liege woanders. Apple Pay könne nämlich die ganze Brieftasche ersetzen, die ganzen Karten, das Bargeld, die Fotos, die Papiere. Solche Ersetzungen seien schließlich Bestandteil der Smartphone-Geschichte. Die smarten Phones haben alle möglichen Abschüsse erzielt, Treffer und Versenkt: Kameras, Kassettenspieler, MP3-Spieler, Navis, Armbanduhren, Organisationskalender, Weckeruhren, Taschenrechner, Taschenlampen und Kompasse.

Wenn man heute zum Einkaufen geht, ist die Brieftasche die Bremse an der Kasse, wie früher die Kreditkarte und noch früher das Ausschreiben von Schecks. Das Herumfummeln mit Bargeld hat lauter Nachteile, die jetzt richtig bewusst werden. Es passt nicht gleich, es kann verloren und vergessen werden, und es trägt auf (sofern man so gut bestückt ist wie der Autor). In der cashless-pay- Generation kommt man aktuell mit drei Gegenständen zusätzlich zum Phone aus, sagt der Autor:

einer einzigen Kreditkarte für Orte, die noch nicht am neuen System teilnehmen einem Führerschein zur Identifikation, der sich hierzulande auf Personalausweis übersetzen würde. Der Autor wagt die Prognose, dass in 5 Jahren das Smartphone zur Identifikation reicht, weil die Obrigkeit dann Zugang zu allen Daten darauf habe. (Das fordert die Gegenprognose heraus, dass die Gesichtserkennung es bis dann überflüssig macht.) ein 20-Dollar-Schein als Notreserve. Das mag Älteren merkwürdig wenig erscheinen, aber Jüngere könnten 40 Dollar merkwürdig viel finden

Dazu wird eine Umfrage der Citibank zitiert, nach der die 50-Jährigen fast zur Hälfte kleinere Einkäufe mit Bargeld bezahlen, während es bei den 30-ern nur noch 30% sind. Die Millennials (zu deutsch Generation Y, wer die Zeit zwischen 1990 und 2110 als Teenager erlebt hat), nutzen zu 40% Kreditkarten, im Gegensatz zu den Über-60-Jährigen, wo es nur 25% sind.

Und das wird sich wohl weiter ändern. Der Anteil der mobilen computertechnischen Bezahlung von 1% steigt um den Faktor 1,56 jährlich und macht das Segment zu dem, das am schnellsten wächst. Die Vorbehalte dürften schwinden, nach denen nur 19% der Amerikaner dem neuen Bezahlsystem positiv gegenüberstehen. Im Zug der Verbesserung der Kreditkartensicherheit werden wohl nicht nur die Chips auf den Karten kommen wie bei uns, sondern gleich eine allgemeine Modernisierung der Ladenkassen, wobei die Smartphone-Bezahlung gleich eingeschlossen sein kann. Der Autor wagt als weitere Prognose die Aussage, in 10 Jahren werde die Zahlung per Daumenabdruck die gebräuchlichste für kleinere Zahlungen sein, zumindest was junge Käufer angeht. Und man werde ein Schulterzucken ernten auf die Frage, was eine Brieftasche ist.

Man kann nur hoffen, dass das Schulterzucken nicht auch kommt, wenn man fragt, was Geld haben überhaupt ist. Das Bestreben von moderner Politik & Finanzwirtschaft macht viele Jugendliche nicht nur bargeldlos, sondern völlig geldlos. Dann ist nicht nur das Bargeld weg, sondern alles Geld. Am Ende nutzen die schönen neuen Bezahlmöglichkeiten nichts mehr, wenn auf dem Konto nur noch Miese sind. Bei der unmöglich hohen Jugendarbeitslosigkeit im Euro-Raum sind das leider völlig reale Aussichten.

Hindu-Schlachtfest in Nepal

The Independent berichtet am 28.11. über ein Ereignis in Nepal,Gadhimai Hindu festival: Over 5,000 buffaloes slaughtered in Nepal. Millionen von gläubigen Fans haben sich in Bariyarpur zu dem zweitägigen Kashmira-Gander-Fest versammelt und dort das weltgrößte Tieropferungsritual veranstaltet – ein riesiges Schlachtfest.. Bisher mussten 5000 Büffel dran glauben, und viele weitere erwartet dasselbe Schicksal (Bild: Nemo, pixabay).

Auch werden Ziegen und Vögel geopfert, die in großer Zahl zu dem Ort 160 km südlich der Landeshauptstadt Kathmandu, nahe der indischen Grenze, mitgebracht werden. Das Ereignis findet traditionell alle 5 Jahre statt. Beim vorigen Opferritual 2009 wurden es 200.000 Tiere geopfert, darunter 50.000 Büffel, aber auch Ratten, Hühner, Tauben, Ziegen und Schweine. Die Tiere werden von besonders ausgesuchten Männern mit dem Kukri enthauptet, einem nepalesischen gekrümmten Dolch.

Das Schlachtritual geht vor dem Morgengrauen los, und die Priester kleckern das Blut herum, darunter auch ihr eigenes. Das bringt dem hinduistischen Glauben gemäß Glück, und bewiegt Gadhimai, die Hindugöttin der Macht, den Wünschen der Gläubigen zu willfahren.

Darüber berichtet auch web.de in Tausende Tieropfer für Hindu-Göttin (27.11.): Religiöses Ritual oder barbarisches Blutbad? Tausende Tiere werden ab Freitag in einer nepalesischen Kleinstadt geschlachtet.Tierschützer kritisieren laut web.de die Massenschlachtung, sie sprechen von einem barbarischen Blutbad. Aus Sicht von web.de wurden die Opfer von 2009 auf 250.000 Büffel, Schafe, Ziegen und Hühner geschätzt, die mit Schwerthieben den Tod fanden.

Der Protest der Tierschützer hat schon Wirkung, es sind weniger Devotees (Fans), die Zahl der Schlachtopfer ist laut Independent halbiert, und es gibt Aufklärungskampagnen und Grenzkontrollen. Bei n-tv heißt der Artikel Tausende Opfer für Hindu-Göttin – Das große Schlachten in Nepal beginnt(28.11.). Darin wird erwähnt, dass Kathmandu betone, die Tieropfer gehörten zum Recht eines jeden auf freie Religionsausübung.

Also wenn einer wünscht, sein Geschäft möge Erfolg haben, opfert er Gadhimai eine Ziege, und wenn er ein großes Geschäft erledigt, vielleicht einen Büffel. Das Tier kann gern gegessen werden, und beim nächsten Mal in 5 Jahren ist das Verspeisen vielleicht schon der Hauptzweck.

Die indischen und nepalesischen Devtotees können hart im Nehmen sein, wie die Bilder bei dem Link zeigen. Besonders Devote lassen sich Haken ins Fleisch treiben oder quer durch Mund und Zunge, und sie laufen barfuß durch glühende Kohlen. So zum Beispiel beimArroggara – Hindufest in Sri Lanka, wo die Gläubigen mit Haken durchbohrt werden, daran schaukeln, hängen und umherwandern. Am Ende laufen sie über glühende Kohlen. Das scheint ziemlich verbreitet zu sein, bis zur indischen Bevölkerung in Singapur (vom Schreiber dieses selber gesehen).

Gegen diese Art der Religionsausübung gibt es anscheinend keinen organisierten Protest, aber bei Vegan maniac gibt es einePetition gegen das Gadhimai Massaker (vom 28.9.).

Suchmaschinenoptimierung

Das Kürzel seo steht fürsearch engine optimization. Genau das ist es, was Google tut (außer Steuern zu hinterziehen), es optimiert das Suchmaschinentum (Bild: geralt, pixabay). Ein paar Außenstehende möchten jetzt mitoptimieren.

Als da wäre die Federal Trade Commission (eine Art Kartellwächter, der gegen unfaire und täuschende Praktiken vorgeht) und das Europäische Parlament, siehe EU-Abgeordnete nehmen Suchmaschinen und Clouds ins Visier: Am Donnerstag hat das Europäische Parlament über eine Entschließung abgestimmt, in der die EU-Mitgliedstaaten und die Kommission aufgefordert werden, Hürden für das Wachstum des digitalen EU-Binnenmarktes abzubauen. Parlamentarier betonten, dass der Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung durch eine Verstärkung der Wettbewerbsregeln und eine Entflechtung von Suchmaschinen und kommerziellen Angeboten verhindert werden müsse(Europäisches Parlemant, 27.11.).

Die Süddeutsche Zeitung schreibt darüber Macht von Internetkonzernen – EU- Parlament schlägt Aufspaltung von Google vor (27.11.): Das Europäische Parlament schlägt demnach die Zerschlagung von Google vor, dahinter stecke die Frage, ob Google zu mächtig geworden ist, das Parlament selbst besitze aber keine Handhabe, um die Zerschlagung von Google zu veranlassen. Seit 2010 untersuche die EU-Wettbewerbskommission, ob Google seine Marktmacht missbraucht. Dafür wird u.a. geprüft, ob Google die Angebote der Konkurrenz schlechter stellt und eigene Dienste bevorzugt.

Die SZ kommentiert das auch gleich inMacht der Internet-Konzerne – Google regulieren statt zerschlagen! (28.11.): Google wird gerne als Monster beschrieben – und sicher, das Unternehmen macht Fehler. Aber die jetzt vom EU-Parlament geforderte Zerschlagung wäre überzogen und unsinnig. Das Europäische Parlament habe zwar dafür gestimmt, Google zu zerschlagen, die von den Parlamentariern gewollte "Entflechtung" sei das härteste Votum, das einen Konzern treffen könne. Das Ergebnis könnte sein, dass Google seine Produkte nicht mehr miteinander verbinden darf, z.B. die Google-Suche darf keine Google- Karten mehr anzeigen darf.

Ob die Zerschlagung die Firma wirklich in die Funktionsuntüchtigkeit treiben muss, ist eine andere Frage. Es soll ja nicht Google nach A…M suchen, Bing nach N..Q, Yahoo nach R…X und Ixquick nach Y…Z. Gemeint sind vielmehr die Akquisitionen, die der Google-Konzern betreibt, das Diversifizieren in immer abseitigere Gebiete hinein. Die steuerflüchtige Suchmaschinenfirma mischt sich in alle möglichen Geschäftsfelder ein, wo ein Reibach winkt. Das sollte Google untersagt werden, so die Idee der Kartellwächter.

Lobby

DIE WELT berichtete am 13.2. über Firmenübernahmen, in Google ist jetzt der hungrigste Konzern der Welt: Der Suchmaschinenkonzern aus den USA ist inzwischen der größte Käufer und Verkäufer von Unternehmensbeteiligungen. Und bei den Akquisitionen geht es längst nicht mehr nur um Internetwerbung. Demnach habe Google in den letzten drei Jahren mehr Transaktionen durchgeführt als irgendein anderes Unternehmen weltweit.

Dabei ist die Firma gar nicht so ein Gigant. 2004 hatte Google 2300 Angestellte und schaffte 962 Mio.Dollar Umsatz (wiki nennt diese Zahl für 2003). Die Zahlen von 2013 sind 52000 Angestellte und 59,8 Mrd. Umsatz. Andere Zahlen sind wohl noch wichtiger: Von April bis Juni 2011 gab Google für Lobbying allein in den USA 2,1 Millionen US-Dollar aus, im selben Zeitraum von 2010 kostete die Einflussnahme nur 1,34 Millionen US-Dollar. Man nimmt an, das richtet sich gegen die Aktivitäten der Federal Trade Commission, die eine Untersuchung von Vormachtstellung im Internet ins Auge gefasst hat.

Über Lobbygelder in Europa ist Folgendes zu googlen: Google hat innerhalb der IT-Branche in diesem Jahr (2012) das meiste Geld für Lobbying ausgegeben, berichtet die New York Times. Die Ausgaben übersteigen dabei die Summe, die von den großen Konkurrenten Apple, Microsoft und Facebook zusammen investiert wurde. (Computer Base 25.4.12) Hier geht es um 5 Mio. Dollar im ersten Quartal von 2012.

Bestandsaufnahme

Bei wiki listet der Google-Link die folgenden Überhahmen und Akquisitionen:

2004: Where2 LLC. daraus wurde . 2004: ahme von , LLC, später wurde daraus Google Picasa 2004: Keyhole Corp. , der Grundstein für 2005: Software Corp. , daraus wurde 2005: , die Urfassung vom Dienst 2005: Android Inc. , der Entwickler vom späteren Google Android 2005: 5 % der Aktien von AOL Time Warner 2006: dMarc Broadcasting, Inc., eine Radio-Werbeplattform 2006: Upstartle, LLC mit deren Produkt Writely, später , noch später 2006: @Last Software, daraus wurde Google SketchUp 2006: Neven Vision, biometrische Gesichtserkennung und Objekterkennung 2006: Internet-Videoportal YouTube 2006: JotSpot Inc..später 2006: Teile des Schweizer Kartografiedienstleisters Endoxon 2007: (früher Gapminder) daraus wurde die Google Visualization Programmierschnittstelle 2007: Online-Werbenetzwerk DoubleClick, Inc., in AdWords integriert (Google dominiert damit den Markt für Onlinewerbung mit 80 % Marktanteil, die Konkurrenzunternehmen Microsoft und AT&T appellierten deshalb an die Kartellbehörden) 2007: Videokonferenz-Spezialist Marratech 2007: , für die Verbreitung geolokaler Digitalfotos (nun in Google Earth und Google Maps) 2007: Telefondienstleister GrandCentral Communications, daraus wurde das VoIP-Produkt 2007: IT-Sicherheitsdienstleisters Postini 2007: Tonic Systems und Zenter für Google Docs (heute Google Drive) 2009: für mobile Werbung 2009: Bannerwerbung-Optimierer Teracent (Yahoo ausgebootet) 2011: zynamics GmbH, ein Unternehmen aus der IT Security 2011: SageTV, eine Media Center Software für Windows, MacOS und Linux 2011: Pittsburgh Pattern Recognition, Gesichtserkennungssoftware für Fotos und Videos 2011: Mobilfunksparte von Motorola, später wurde die Marke Motorola an Lenovo verkauft 2011: Couponing-Portal DailyDeal und von Survey (Restaurantführer) für das Angebot Google Places 2012: Messengerdienst zur Integration in Google-Produkte 2012: App-Entwickler , wird Bestandteil von Google Apps 2012: Sparrow (für Google Mail) 2012: Nik Software (iOS-App bekannt, die Instagram ähnelt), ein Angriff auf Facebook, das Instagram 2012 kaufte 2013: Boston Dynamics (Robotiksysteme für das US-Militär) 2014: Deep Mind (Spezialist für Künstliche Intelligenz) 2014: Thermostat- und Feuermelderhersteller Nest Labs 2014: Slicklogin für Authentifizierung per Ultraschall mit Mobiltelefonen 2014: Titan Aerospace zur Produktion von Drohnen 2014: Skybox Imaging, ein Raumfahrtunternehmen, das hochauflösende Satellitenfotographie anbietet 2014: Musik-Streamingdienst

Nicht erwähnt ist der Anteil Googles an dem Taxi-Ersatz-Unternehmen Uber. Das läuft wohl über Google Ventures (die Google-eigene Beteiligungsgesellschaft).

Die Liste der Produkte liest sich jetzt schon beeindruckend: , Search, , (Bezahlsystem), Search, Google Fusion (Datenverwaltung), Google Translator, Google Art Project, Connect, Google Fiber (Internetanschlüsse), Google Tag Manager, Google Shortlists (Shopping), Google Ingress (Spielprogramm), (Hardware), (Datenverwaltung).

Aus den Akquisitionen kann man unschwer die zukünftigen Produkte ableiten: Google Face Recognition, Google Drones, Google Artifical Intelligence, Google Lobby Control …

Das ist reichlich viel Optimierung. Es wäre höchst angebracht, Google zu bremsen, sowohl bei der Steuerflucht, als auch dabei, alles an sich zu reißen.

Weitere Links dazu:

Übernimm 2! Liberalisierung ist (k)ein Segen Uber & Co. Thriumph des Kommerz’ Kritik an Apple & Co. ausgeweitet Steuerflucht auch von Google Digitale Machtergreifung Abzocke mit neuen Aspekten

Fußball vor der Fifa retten

Bei wissenbloggt wird nur über Fußball berichtet, wenn's gar nicht anders geht. Die Fédération Internationale de Football Association oder kurz Fifa macht allerdings so viele Schlagzeilen, dass wieder mal eine Ausnahme fällig wird. Laut Eigenauskunft des Generalsekretärs ist das Image des Fußball-Weltverbandes durch den WM-Skandal auf lange Zeit beschädigt, es werde Jahre dauern, um den Ruf wieder herzustellen, das Ansehen der Fifa habe einen Level erreicht, der definitiv ein Level sei, der nicht mehr unterschritten würde SZ( 25.11., Bild: Nemo, pixabay).

In Thriumph des Kommerz’ wurde der Schweizer Verein (!) Fifa schon abgehandelt, anderweitig wurde Schadensbegrenzung getrieben: Die Fifa würde den größten Teil des eingenommenen Geldes brav an Verbände und Vereine auszahen, er ginge doch regulär zu. Andere reden von Korruption ohne Grenzen und Großmannssucht des Funktionärsmaterials. Zumindest erreicht der Hickhack um die Offenlegung des Untersuchungsberichts Spitzenwerte auf der nach oben offenen Fifa-Skala (SZ 16.11.).

Sehr intelligent geht ZEIT ONLINE vor. In dem ArtikelFifa – Wer kann den Fußball retten? (27.11.) wird gesagt: Die Fifa ist durch. Sie macht den Fußball bald kaputt. Das mündet in die Frage, wer da helfen kann? Verbände, Fans, Sponsoren? Oder gar das FBI? DerZeit -Schreiber Christian Spiller hat alles durchgecheckt. Es kommt sogar eine Prozentwertung der Revolutionswahrscheinlichkeit raus.

Nach der Posse um den Bericht der Ethikkommission der Fifa drohen Verbände laut Zeit mit einem WM-Boykott, Sponsoren steigen aus, die Stakeholder machen Druck. Aber wer kann die Fifa revolutionieren? fragt die Zeit. Wir bringen nur die Ergebnisse des interessanten Tests, die Details kann man in dem schmissigen Artikel nachlesen (Teil 2):

1. Die Fifa selbst? Unwahrscheinlich. Revolutionswahrscheinlichkeit: 1-2% 2. Die Mitgliedsverbände? Eher möglich, Revolutionswahrscheinlichkeit: 15% 3. Die Sponsoren? Noch eher, Revolutionswahrscheinlichkeit: 30% 4. Die TV-Anstalten? Die doch nicht, Revolutionswahrscheinlichkeit: 0% 5. Die Fans? Vielleicht eventuell, Revolutionswahrscheinlichkeit: 5% 6. Staatliche Ermittlungsbehörden wie FBI? Am ehesten, Revolutionswahrscheinlichkeit: 50%

Zusammen kommt der Artikel auf 101-102% Revolutionswahrscheinlichkeit, wow, das wird die Fifa durchrütteln.

Standortnachteil Bundesgerichte Ja, es gibt auch noch den Bundesfinanzhof, den Bundesgerichtshof und das Bundessozialgericht. Die bleiben bei diesem Artikel außen vor, damit man bis zu den religiös verstrahlten Schadensbringern vordringt: Dem Bundesarbeitsgericht, dem Bundesverfassungsgericht und dem Bundesverwaltungsgericht (Bild: geralt, pixabay).

Bei wissenbloggt konnte man lesen, wie sich das Bundesarbeitsgericht den religiösen Wünschen unterordnet, die in der feindlichen Übernahme von staatlich alimentierten "kirchlichen Einrichtungen" gipfelt – in dem Sinn, dass die Gesetze des Eigentümers Staat dem kirchlichen Arbeitsrecht untergeordnet werden und damit die Verpflichtung zur Trennung von Staat und Kirche unterlaufen wird, siehe Grundgesetzänderung zur Beschränkung des Kirchenrechts nötig.

Die Forderung nach Korrektur von Art. 140 GG wird von humanistischer Seite schon zu einer Abschaffung erweitert, dazu eine Stimme von der IH: Art. 140 GG muss nicht nur geändert werden, sondern vollkommen heraus. Wenn die Kirche/die Religionsgemeinschaften endlich den Vereinsstatus haben, dürften sich die Privilegien des Art. 140 GG sowieso erledigt haben.

Interessant ist, wie penibel sich das Bundesarbeitsgericht bei der Eroberung vom Staatsgeld durch krichliche Konquistadoren auf Gesetzestreue herauszureden versteht. Für das Bundesverfassungsgericht galt komischerweise das genaue Gegenteil, als es um die Aushebelung der Euro-Stabilitätskriterien ging. Offiziell ist die Währungsunion nur als Stabilitätsunion mit dem deutschen Grundgesetz vereinbar. De facto summieren sich die Verfassungsbrüche und Vertragsbrüche zu langen Listen.

Es wird mit zweierlei Maß gemessen

Einerseits ist Gesetzestreue angesagt, wo es demrichterlichen Seelenheil und ihrem sicheren Platz im Paradies entgegenkommt. Andererseits spielen Recht und Gesetz keine Rolle, wo sie den Übergriffen der Euro-Politik im Wege stehen – wobei die Euro-Dogmen durchaus den Rang einer Religion beanspruchen dürfen. Bezeichnend für die Motivationslage ist eine Nachricht der Süddeutschen Zeitung vom 26.11., Arbeitsrecht – Bundesverwaltungsgericht dämmt Sonntagsarbeit ein. Diesmal geht es um das Bundesverwaltungsgericht. Das hat sein Scherflein beigetragen, um die Trennung von Staat und Kircheweiter ad absurdum zu führen. Es hat entschieden, dass Callcenter, öffentliche Bibliotheken, Videotheken sowie Lotto- und Totogesellschaften kein besonderes Bedürfnis haben, am Sonntag geöffnet zu sein.

Ausnahmeregelungen gibt es bei Krankenhäusern, bei Feuerwehr und Polizei, bei Energieversorgern, bei Medien und Eisverkäufern, und bei Betrieben, die technisch oder durch Kapazitätsengpässe bedingt durcharbeiten müssen. Aber nun hat die Gewerkschaft Verdi zusammen mit zwei evangelischen Gemeindeverbänden gegen die Sonntagsarbeit in den sonstigen Branchen geklagt.

Mit Erfolg: die deutsche Servicewüste lebt

Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts steht in einer langen Tradition von Behinderungen der Sonntagsarbeit, und nun kujoniert die Obrigkeit uns noch weiter. Der das schreibt, ist seit vielen Jahren Sonntagsarbeiter und mag sich nicht dreinreden lassen, wann er arbeiten darf und wann nicht. Das geht die Obrigkeit überhaupt nichts an. Übel ist, dass die Gewerkschaft Verdi bei diesen Übergriffen mittut.

Die Wirkung ist kontraproduktiv und rückwärtsgerichtet. Arbeitsplätze in Versandhandel, Reisebüros und Onlinebanking werden ins Ausland vertrieben, die Lebensqualität der Allgemeinheit wird auf dem Altar einer kirchenfrequentierenden Minderheit geopfert. Der Gleichheitsgrundsatz wird verletzt, denn wenn den Pfarrern und Pastoren die Sonntagsarbeit gestattet ist, wieso nicht den Telefon-Arbeitern?

Dieser Missbrauch muss beendet werden. Das Bundesverwaltungsgericht hat gefälligst nicht über "besondere Bedürfnissse" für den Betrieb von Callcentern, Bibliotheken, Videotheken, Lotto- und Totogesellschaften usw. zu befinden. Jeder muss arbeiten dürfen, wann er will. Die Serviceleister sollen dann im Dienst sein dürfen, wenn die Nachfrage da ist.

Es heißt, die Betriebe hätten keinen "erheblichen Schaden" durch ein Sonntagsarbeitsverbot, weil ihre Leistung auch an den Werktagen erbracht werden könnte. Der erhebliche Schaden ist aber längst angerichtet, weil ein religiös kontaminiertes Arbeitszeitgesetz die Sonntagsarbeit grundsätzlich verbietet, statt dass dieser Unfug endlich abgeschafft wird.

In der Konsequenz werden womöglich die anderen Bundesländer den hessischen Rückwärtsbestrebungen folgen müssen, um die weitreichende Aufweichung des Sonntagsarbeitsverbots zurückzudrängen. Der Kommentar von Verdi:Der Sonntag würde als gemeinsamer freier Tag aufgewertet, wenn er für Familie und Freunde reserviert sei. Und dies wohlgemerkt nicht in Saudi-Arabien (wo sich der Sonntag auf Freitag übersetzt), sondern im Deutschland des 21. Jahrhunderts.

Wer so denkt, ist in diesem Jahrhundert noch nicht angekommen. Das Sonntagsarbeitsverbot gehört komplett abgeschafft. Der "Familientag" in der alten Form kann keinen Bestand haben. Das sind Relikte von früher, wie die unscheidbare Ehe und der garantierte Arbeitsplatz fürs Leben.

Vieles liegt im argen, was Arbeit und Arbeitseinkommen betrifft. Realistischerweise kann man die Globalisierungsschäden aber nicht lösen, indem man den Kopf in den Sand steckt und so tut als ob's noch 1950 wäre. Das ist kontraproduktiv und schafft neue Standortnachteile in Deutschland. Viel sinnvoller ist eine Verteilungsdebatte, um den Privilegierten den unverdienten Reichtum zu nehmen und den armgemachten Arbeitenden endlich einen gerechten Anteil vom Wohlstand zu verschaffen (siehe auchDer unverdiente Reichtum).

Nachrichten aus Straßburg Das Europaparlament in Straßburg hat sich tatsächlich bieten lassen, dass der Papst in die Bütt ging und die Europäer kritisierte. Die Abgeordneten haben das sogar beklatscht, obwohl von Selbstkritik keine Rede war. Dass beim stinkreichen Vatikan die Nächstenliebe ausbrechen könnte und er seinen Reichtum an die Bedürftigen verteilt, ist kein Thema. Man nennt so jemanden einen Gutmenschen, der andere zum Gutsein auffordert und selber nix tut. Die Jugend hat für solche Besserwisser das WortSenfautomat geprägt (Bild: geralt, pixabay).

Aber es geht hier nicht um päpstliche Senfautomatik und EU-parlamentarische Liebedienerei. Die konkrete Kritik richtet sich gegen die Generierung von unverdientem Reichtum und die "Hydra der Steuervermeidung". Auch wenn wir sein Urteil über den Präsidenten der EU-Kommission Juncker nicht teilen ("Glücksfall"), bringen wir dazu einen Artikel von Sven Giegold (25.11.), der fordert:

Luxemburg-Leaks muss Geburtsstunde einer europäischen Steuerpolitik werden

Die Geschichte dazu: Vor gut zwei Wochen begann die konzertierte Aktion: 80 Journalisten internationaler Medien lieferten erdrückende Beweise für Luxemburgs organisierte Steuerdrückerei: http://www.sueddeutsche.de/thema/Luxemburg-Leaks

Die Schlagzeilen u.a. der Süddeutschen Zeitung und des Guardian zur Aufdeckung dieser Praktiken überraschten mich zuerst gar nicht. Seit vielen Jahren kämpfen das Tax Justice Network, Attac, die Grünen und ich gegen die wohl bekannte aggressiven Steuervermeidung – nicht nur in Luxemburg. Erst beim Formulieren der ersten Reaktionen wurde uns wirklich die Bedeutung der Luxemburg-Leaks klar: Die neue Aufmerksamkeit für das Problem des Steuerdumping könnte die Geburtsstunde einer europäischen Steuerpolitik werden. Für ein Ende des Europäischen Steuerdumpings haben wir eine Aktionswebseite gestartet. Unterstützt dort unsere 10 Forderungen an Jucker und die EU- Finanzministerinnen und Finanzminister. Sie geht in Kürze online, hier: http://act-or-go.eu

Der französische Ökonom und Buchautor Thomas Piketty hat das Problem zuletzt am eindringlichsten formuliert: Europa ist ein reicher Kontinent, in dem viele Menschen völlig unnötig arm, viele Staaten unnötig überschuldet sind. Der globalisierte Kapitalismus verteilt die Vorteile immer ungleicher. Nur eine gerechte Besteuerung vor allem größter Vermögen und Einkommen würde Investitionen in die Zukunft unserer Gesellschaft ermöglichen. Der maßlos gewordene Steuerwettbewerb verhindert aber genau das. Indem multinationale Großkonzerne die Staaten gegeneinander ausspielen, zahlen sie fast keine Steuern. Einfache Bürgerinnen und Bürger sowie der lokal verwurzelte Unternehmen zahlen drauf.

Was soll jetzt aus Jean-Claude Juncker werden, der vom Problemverursacher in Luxemburg zum neuen Präsidenten der EU-Kommission wurde? Präsident der Hüterin der Verträge und des fairen Wettbewerbs. Auch ich und etwa 20 andere Grüne haben ihm unsere Stimmen gegeben, obwohl wir schon damals wussten, was er in Luxemburg getan hat: http://www.sven-giegold.de/2014/warum-wir-juncker-als-kommissionspraesidente n-unterstuetzen/

Denn Europa braucht eine starke EU-Kommission, die dem Drängen vieler Mitgliedsländer zur Renationalisierung und Stillstand mit starken Initiativen die Stirn bietet. Außerdem hat Juncker für unsere Stimmen bei der Transparenz bei Lobbykontakten und eine starke ökologische Orientierung seines Investitionsprojekts versprochen. Natürlich komme ich jetzt trotzdem ins Grübeln, ob das ein so schlauer Deal war.

Doch wenn man nüchtern darüber nachdenkt, wird klar: Juncker ist eigentlich ein Glücksfall für den Kampf gegen Steuerdumping und Steuerhinterziehung. Denn er steht unter Druck, gegen Steuerdumping liefern zu müssen. Es ist besser, wenn er bleibt und wir ihn fünf Jahre lang unter Druck setzen können. Es spricht Bände, dass die Gegner der europäischen Einigung Misstrauensanträge gegen Juncker gestellt haben. Denn besonders den rechtspopulistischen Europa- Gegnern geht es um die Personalisierung des europäischen Steuerdumpings statt einer Europäischen Politik gegen Steuerflucht. In der Parlamentsdebatte bzw. in der Begründung zum Misstrauensantrag gegen Juncker haben die rechtskonservative ECR-Fraktion (der auch die AfD angehört) wie auch die antieuropäische EFDD-Fraktion eine europäische Steuerpolitik als Reaktion auf LuxLeaks sogar ausdrücklich abgelehnt.

Wenn wir stattdessen den Druck aufrecht erhalten können, ist Juncker mehr eine Chance als ein Problem für mehr Steuergerechtigkeit. Das ist auch deshalb gerechter, weil Juncker und Luxemburg nur die Spitze des Eisbergs sind. Die Sonderabsprachen zwischen Großkonzernen und Steuerbehörden gibt es viel zahlreicher in den Niederlanden als in Luxemburg. Und ausgerechnet der niederländische Finanzminister und Sozialdemokrat Dijsselbloem ist Junckers Nachfolger als Chef der Gruppe der Euroländer. Auch Staaten wie Deutschland und Frankreich, die unter dem unfairen Wettbewerb durch Steuerverluste leiden, haben dem Treiben weitgehend widerspruchslos zugesehen.

Juncker sagte nun gut bei seinen Auftritten zwei Dinge konkret zu: Einzelabsprachen zwischen Großkonzernen und Steuerverwaltungen sollen unter den Ländern automatisch ausgetauscht werden. Das ist in der Wirkung begrenzt aber gut. Zweitens will er an einer gemeinsamen europäischen Unternehmensteuerbasis arbeiten. Der größte konkrete Fortschritt zu einer gemeinsamen Unternehmensteuerbasis stammt aus einem Arbeitsprozess der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G-20). Bei ihrem letzten Gipfel in Australien wurde ein Aktionsplan der OECD zur Bekämpfung der Gewinnver- kürzung und Gewinnverlagerung ("BEPS" – "Base Erosion and Profit Shifting") beschlossen. Damit wollen die G-20 erreichen, dass Firmen künftig dort Steuern bezahlen, wo sie wirklich aktiv sind und nicht dort, wo nur ihre Briefkastenfirmen installiert sind.

Junckers Vorschläge sind ein Schritt in die richtige Richtung, lösen aber die Probleme nicht. Die aggressive Steuervermeidung wird weitergehen, wenn auch erschwert. Im Rahmen des BEPS-Aktionsplan konnten sich die G-20-Staaten nicht auf eine gemeinsame Grundlage für die Besteuerung von multinationalen Konzernen einigen. Nach wie vor wird ein multinationaler Konzern nicht als eine Einheit besteuert, sondern in hunderte von steuerpflichtige Einzelfirmen in unterschiedlichen Staaten zerlegt, deren Abgrenzung jetzt durch strengere Regeln bestimmt wird. Das Ergebnis ist somit Stückwerk aus komplizierten Regeln mit zahlreichen Schlupflöchern. Die G-20-Vorschläge werden daher sicher ein Arbeitsbeschaffungsprogramm für Steuerberater. Wirkungsvoll wären eine wirklich gemeinsame Steuerbemessungsgrundlage, darauf basierende Mindeststeuersätze sowie verpflichtende länderbezogene Transparenz für multinationale Großunternehmen.

Es nutzt nichts der Hydra der Steuervermeidung nur einen Kopf abzuschlagen. Nur ein konsequentes und umfassendes Programm kann die Welt von den aggressiven Steuertricks multinationaler Konzerne befreien. Ideen für ein solch konsequentes Programm gibt es genug. Schon am Tag nach der Enthüllung der Luxemburg-Leaks habe ich hierzu einen Grünen Plan vorgelegt. Juncker kann und muss jetzt handeln. So kann seinen massiven Interessenskonflikt als Geburtsstunde einer wirklich europäischen Steuerpolitik nutzen und zeigen, dass er jetzt die Interessen aller Europäer vertritt. Wenn er nicht ernsthaft handelt, verspielt er den Rest seiner Glaubwürdigkeit. Juncker muss handeln, oder gehen.

Den notwendigen Druck auf Juncker und anderer Blockierer muss das Europaparlament mit der Einrichtung eines Untersuchungsausschusses erreichen. Dafür haben wir Grünen im Europaparlament ein Mandat vorgelegt. Für die Einsetzung des Ausschusses brauchen wir 188 Europaabgeordnete, die uns unterstützen. Wir Grünen sind 50 Abgeordnete, die Linken 52, die Liberalen 67, die Sozialdemokraten 191.

Für den Untersuchungsausschuss genauso wie für andere nächste Schritte gilt: Es wird vor allem von den Sozialdemokraten abhängen, ob wir vorankommen oder nicht. Denn sie haben im neuen Parlament in vielen progressiven Anliegen eine zentrale Rolle. Doch bisher sind Martin Schulz, seine Fraktion genauso wie Sigmar Gabriel und die Genossen im Bundestag im Angesicht der Steilvorlage für mehr Steuergerechtigkeit in Europa erstaunlich schmallippig. Auch die Große Koalition in Berlin blockiert in Brüssel beim Kampf aggressive Steuervermeidung. Der Koalitionsvertrag in Berlin schließt Transparenz über Konzerngewinne Land- für-Land explizit aus. Genauso ist es bei der Geldwäsche-Richtlinie: Das Europaparlament will, dass künftig bekannt ist, welche Eigentümer sich hinter welchem Briefkasten verbirgt – da blockiert in Berlin die Große Koalition, im Europaparlament ist die SPD gemeinsam mit der Union dafür. Dazu kommt das Thema Mindeststeuersätze. Natürlich muss es in einem gemeinsamen Markt keine Einheitssteuern geben, aber zumindest ein Mindestniveau. Auch dazu ist von Martin Schulz und den Europäischen Sozialdemokraten nichts zu hören. Würden die Christdemokraten und Sozialdemokraten sich stärker für Steuergerechtigkeit einsetzen, käme auch ein anderes Schlüsselprojekt in Reichweite. Als erste große Initiative hat Juncker versprochen, mit einem 300 Milliarden Euro Investitionsprogramm die Konjunktur in Europa in Schwung zu bringen und so die unerträglich hohe Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Alle Welt wundert sich, wie er das finanzieren will. Spätestens seit dem Lux-Leaks-Skandal ist klar, wie wir das machen könnten: Wenn die EU die Steueroasen austrocken würde, ließen sich mit Mitteln aus Luxemburg aber auch aus den Niederlanden und Irland noch höhere Investitionspakete finanzieren.

Bei der europäischen Fraktionsklausur in den letzten Tagen im belgischen Oostende haben wir Steuergerechtigkeit zu einer unserer sechs Prioritäten für die nächsten 5 Jahre gewählt. Das gibt mir die Möglichkeit mein Leib- und Magenthema mit Nachdruck zu verfolgen.

Ich würde mich sehr freuen, wenn auch Ihr unsere 10 Forderungen an Jucker und die EU-Finanzministerinnen und Finanzminister unterstützt auf http://act-or-go.eu

Mit europäischen Grünen Grüßen

Sven Giegold

Grüner 10-Punkte Plan gegen aggressiven Steuerwettbewerb in Europa: http://www.sven-giegold.de/2014/plan-steuervermeidung-grossunternehmen/

10 Punkte auf Englisch: http://www.sven-giegold.de/2014/green-8-point-plan-against-tax-avoidance-by-larg e-companies-in-europe/

Spiegel-Interview zur Untätigkeit der SPD: http://www.spiegel.de/politik/ausland/juncker-und-steuer-dumping-gruenen-politik er-giegold-attackiert-spd-a-1003409.html

In der Anlage bringt wissenbloggt den Grünen 10 Punkte Plan zur konsequenten Bekämpfung von aggressiver Steuervermeidung durch Großkonzerne in Europa, in der Hoffnung, die PdH möge auch bald etwas in der Richtung vorlegen:

A. Durchsetzung bestehender Steuer-Gesetze 1. Luxemburg, die Niederlande und Irland haben mit Großkonzernen spezielle Deals geschlossen, damit diese sich dort ansiedeln. Viele davon dürften illegale Beihilfen sein. Diese müssen von den Unternehmen konsequent zurückgefordert werden. Dafür muss auch das nötige Personal abgeordnet werden. Bisher prüfen nur 8 MitarbeiterInnen in der EU-Kommission die tausenden Deals.

2. Betrug bei EU-Haushaltsbeiträgen unterbinden. Sollte sich der Verdacht erhärten, dass die Steuerdeals messbare Auswirkungen auf die Beiträge der Mitgliedsstaaten zum EU-Haushalt gehabt haben, sollte das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung OLAF eingeschaltet werden.

3. Durchgreifen gegen Steuertricks auch in Mitgliedstaaten. Viele Unternehmen haben allein zum Zweck der Steuervermeidung Gesellschaften in verschiedenen Mitgliedsstaaten gegründet. Sollte eine Prüfung dieser Praxis ergeben, dass dies illegal ist, müssen auch die nationalen Behörden einschreiten.

B. Mehr Steuertransparenz

4. Volle Transparenz für Unternehmensgewinne. Modelle zur aggressiven Steuergestaltung verschleiern, wo Gewinne erwirtschaftet werden. Ein wichtiges Gegenmittel ist deshalb die Transparenz Land für Land ("country by country- reporting") über Gewinn, Steuern, Umsätze, Zahl der Arbeitnehmer, etc. Das kann im Mehrheitsverfahren beschlossen werden.

5. Transparenz über Steuerdeals per Gesetz statt Leaks. Alle Sonderabsprachen zwischen Konzernen und den Finanzämtern der Mitgliedstaaten, sogenannten Steuerdeals, müssen künftig veröffentlicht werden, damit keine ungerechte Bevorzugung mehr stattfindet. Dafür muss nur die bestehende EU-Richtlinie zur Rechnungslegung von Unternehmen angepasst werden.

6. Klarheit bei Unternehmensanteilen: Was gehört wem? Einkommen wird zu oft in Stiftungen und komplizierten Besitz-Strukturen versteckt. Wir brauchen endlich das öffentliche Register aller wirtschaftlichen Eigentümer aller Gesellschaften. Das Europaparlament hat das als Teil der Anti-Geldwäsche- Richtlinie bereits beschlossen. Wir warten auf die Zustimmung der EU- Finanzministerinnen und Finanzminister.

C. Steuerharmonisierung statt unfairem Steuerwettbewerb 7. Gesetzeslücken bei der Körperschaftsteuer schließen. Die Mutter-Tochter- Richtlinie, die Richtlinie über Zinsen und Lizenzgebühren und die Fusionskontrollrichtlinie müssen überarbeitet werden, um alle bestehenden Lücken zu schließen. Die Entlastung von der doppelten Gewinnbesteuerung soll nur zugestanden werden, wenn ein Mindeststeuersatz entrichtet wurde.

8. Steuerumgehung über außereuropäische Steueroasen verhindern. Sind innerhalb der EU erst einmal alle Lücken gestopft, müssen Wege über Drittstaaten ebenfalls geschlossen werden. Dafür sollten der automatische Austausch von Steuerdaten zwischen Regierungen der Mitgliedsstaaten wasserdicht gemacht und Doppelbesteuerungsabkommen zwischen EU-Ländern und Drittstaaten auf gemeinsamen Standards gebracht werden. Abkommen mit Steueroasen darf es nicht geben.

9. Einheitliche Bemessungsgrundlage für die Unternehmensteuer. Bisher unterscheidet sich von Land zu Land, worauf Unternehmen Steuern zu entrichten haben. Eine gemeinsame konsolidierte Körperschaftssteuer-Bemessungs- grundlage (GKKB) verhindert, dass Unternehmen Gewinne in Steueroasen verschieben. Für grenzüberschreitend aktive Großunternehmen muss sie verpflichtend eingeführt werden.

10. Mindeststeuersätze für die EU-Unternehmenbesteuerung. Wie bereits bei der Mehrwertsteuer erfordert der EU-Binnenmarkt Mindestregeln, um den Wettbewerb nicht unfair werden zu lassen. Diese Steuersätze können sich nach Wohlstand der Mitgliedsländer unterscheiden, sollten aber durch einen Mindestsatz weiteres Steuerdumping verhindern.

Links dazu: Aktuelle Luxemburg-Kritik trifft Juncker

MANIFESTO OF THE INITIATIVE HUMANISM

Die Übersetzung unseres Manifests der Initiative Humanismus verdanken wir dem "native speaker" und Übersetzer Ringo Caderousse, seit langer Zeit Mitglied der Initiative Humanismus.

FOR PEOPLE – AGAINST DOGMAS

Preliminary Remarks:

This manifesto is in no case to be understood as a manual in the sense of a to do list, because this may be felt as being coercion. A Humanist would never submit to authoritative commandments, because he, as an individual, decides what is important and right for him. Therefore, this manifesto is a short description and display of what the humanistic view of life contains, so that outsiders who, more often than not, have wrong impressions of humanism, are able to inform themselves and, if need be, can wholly or partly adapt these basic perceptions for their own lives.

1. Being human for mankind

Humanists are constantly in search of answers to the question 'How can a human being be human to mankind?' They thereby put their trust in the natural, through evolution developed ethic, which is to be found in all cultures in a more or less large extent, and reject referring to dogmatic religious directives or political ideologies. Their guideposts are more so reason and science. 2. Human rights apply without exception to all people.

Humanists respect their opposite as an equally sentient and rights-demanding human being, independent of their ideological conviction. They assume that dissenters show the same tolerance and do not try, with missionary zeal, or even by violence, to dissuade them from their stance. There can, however, be no tolerance for intolerance. Humanists respect all their fellow men, regardless of their biological features or sexual orientation.

3. Animals are sensitive fellow creatures

Humanists also accept the non-human creatures of surrounding nature that are equipped just the same with sensitivity for pain and joy in well-being, so that humanists feel obliged to treat them as gently as possible. The human being is neither the "Image of God", nor "The Crown of Creation", but rather one evolutionarily originated species amongst many. Because of its intelligence, it has more power than the other types of animal. Wherefrom, however, it does not follow that their well-being and suffering should account for less, because physical and mental weaknesses are no reason for debasement.

4. Social skills make us human

Humanists know that the basic social skills of mankind – like helpfulness, sense of responsibility, ability to co-operate and altruism – have as much a genetic, as well as beyond that, a hormonal basis. They are therefore scientifically researchable in their material foundation, justifiable and culturally further developable. This goes also for those least social attributes of mankind, like the ability to lie, to defraud, commit malice and felonies.

5. „Good“ and „Bad“ have no metaphysical reference points

Humanists reject the claim by religions of a monopoly on morals. Humanists represent a secular, meaning ethics based on reason. The assumption "Without God everything is permitted" is just as much a fallacy as the assumption "With God, everything is moral". The former is refuted the by science and the everyday life of millions of people, the latter is so obviously belied through the history of religion and recent past that examples can be dispensed with here. Remarkable is: Predominantly non-religious societies like for instance Sweden are conspicuously often considerably more philanthropic in their social systems than more religious societies like for instance the USA.

6. Mankind is the measure of all things

For Humanists, mankind is a self-determined and at the same time social being, which frees itself of metaphysical representations of moral values of a merely alleged authority above it and which orientates itself in its moral-ethical decisions directly on the interests and needs of their fellow human beings. Conflicts of interest between people are solved under the criteria "fair" and "unfair", in the evaluation of scientific and technical developments, the only relevant question is, whether they serve the long-term improvement in the quality of life of people and not, however, whether a religious law is violated therewith.

7. Religion and ideology are a private matter

Humanists essentially base their ideologies upon a scientific image of the world and therefore consequently reject the following of self-proclaimed priest or shaman castes with their metaphysical orientations. This kind of attitude demands a religiously neutral state that largely sees the ideological views of its citizens as a private matter and which does not prefer, nor even financially support any religious community.

8. No religious indoctrination in schools

Humanists live their humanistic world image as model, but without missionary zeal. For this reason, they also reject indoctrinating lessons in schools, as is presently offered as religious instruction at childhood age and partly as biology lessons interpreted as religious, because such lessons divide, rather than unite. By this method, aversion, and in the worst case, hate towards people of a different faith is caused, where actually a peaceful co-existence in a culturally increasingly varied world would be called for. Some humanists therefore advocate the widespread establishment of a teaching subject, in which values and norms should be conveyed. Others reject this form of conveyance and prefer the use of expanding history and philosophy lessons, for comparison of different ideological positions.

9. Science-oriented thinking is open-ended

Humanists feel committed to reason and science, which they see as pillars of their ideology. New facts based on scientific perception continually change our understanding of the world and of human beings and therefore our image of the world. Because humanists do not represent any absolute truths, adjustments to the continually changing circumstances are to be made. Outdated religious and rigid ideological theorems and doctrines have no place in this view of the world.

10. The human being determines the meaning of life

Humanists assume that they are more than likely given only this one life in which they can realise their visions and desires. Characteristic of humanistic way of life is therefore a strict here and now orientation for the realisation of their own visions and desires. Humanists aim to lead a fulfilled and possibly happy life and to campaign so that as many fellow human beings as possible succeed in this. It is a matter for the individual to give his life a personally chosen meaning. Prefabricated religious or worldly ideological interpretations are rejected.

11. Self-determination is the central principle of life

Humanists accept limitations of freedom of the individual only insofar as they serve the upholding of a peaceful co-existence in society. They emphatically reject societal or political currents that counteract this target. The idea of the liberal and religion-neutral constitutional state comes closest to the humanistic perception. This means granting each human being as much opportunity for personal development as is possible without limitations on their fellow man.

12. Without freedom of opinion, human rights wither

In the framework of general human rights, humanists rate the right to freedom of expression as a high value (socially viewed, even as the highest). Is the freedom of free expression of opinion damaged, all other human rights soon suffer under emaciation or distortion. They therefore broadly reject limits to the freedom of opinion. Statements detrimental to human co-existance beyond the aim of informance or expressions of opinion – like for instance calls to violence – are, however, not affected.

Epilogue:

Humanists do not immunize themselves against criticism. On the contrary: honest and constructive criticism is seen as a gift, which quite generally may serve to improve the life situation of mankind. Therefore, we are thankful for suggestions that could, at a later stage, serve to further specify and, if need be, supplement our concept.

Approved by the Facebook-Group Initiative Humanismus on 15. March 2012.

This manifesto (in German) as Pdf-File for downloading:Humanismus- Manifest-01.pdf

Note: This manifesto may also be distributed without express permission, but quoting the source. This is in our interest and supports a better knowledge of humanistic principles in society.

Discussions about this manifesto (in whatever language) can be held here.

We owe the English Translation of the original „Manifest der Initiative Humanismus“ to Ringo Caderousse, member of he Initiative. Many thanks for the excellent work.

Menschenverachtender Homöopathieversuch abgewehrt Um die Ebola-Epedemie wird es immer stiller, obwohl sie noch nicht zuende ist. Bei wiki kann man eine sehr gute Zustandsbeschreibung dazu lesen, in Ebolafieber-Epidemie 2014 (Bild: bycfotografem, pixabay).

Schlagzeilen macht nun ein kaum glaublicher Vorgang, über den SPIEGEL ONLINE am 24.11. berichtet, in Homöopathie: Liberia verhindert Tests an Ebola- Patienten: Die Behörden in Liberia haben ein Team homöopathischer Ärzte daran gehindert, Ebola-Patienten zu behandeln.

Die vier deutschen Mediziner vom Ärzteverband "Liga Medicorum Homoeopathica Internationalis" (LMHI) wurden von dieser obskuren Vereinigung und ihren Unterstützern ins Katastrophengebiet nach Liberia geschickt, um dort Infizierte mit ihren homöopathischen "Globuli" zu behandeln, Eigenaussage dazu: "Wir sind gesegnet mit 110 Mitteln in drei- bis vierfacher Potenz." Bei diesem Segensbringern handelt es sich nicht um ein paar durchgedrehte Einzelgänger, sondern dahinter steckt eine ganze Gruppe. Unterstützer sind u.a. die Vorsitzende des Deutschen Zentralvereins Homöopathischer Ärzte (DZVhÄ), und ihr Vorgänger. Ziel nach dessen Worten: Sie wollen testen, ob Ebola- Patienten mit homöopathischen Präparaten geholfen werden kann. Weil es keine wirksame konventionelle Therapie gebe, wäre das die perfekte Situation, um die Wirksamkeit der Homöopathie zu beweisen.

Dahinter steckt pure Menschenverachtung. Die meisten Wissenschaftler halten Homöopathie für faulen Zauber, und Placebos wirken nun mal nicht gegen Infektionen. Sie verschlimmern die Situation nur, wenn sie die echte Hilfe ersetzen. Diese Tatsache kann das Sendungsbewusstsein der Segensbringer nicht schmälern, ihre Aussage laut Spiegel: "Wir sind dazu bestimmt, dem Volk Liberias zu helfen im Kampf gegen Ebola mit homöopathischen Mitteln."

Dazu gab es zunächst sogar eine Genehmigung incl. Visa-Erteilung, denn, so der zuständige liberische Konsul, gerade die afrikanische Bevölkerung sei offen für alternative, sanfte Heilmethoden, und insofern passe die Homöopathie eigentlich ganz gut nach Afrika. Anmerkung vom Spiegel dazu: Der Honorarkonsul ist mit der Schatzmeisterin des DZVhÄ verheiratet. er steckt selber in der Homöopathenszene um den Leipziger Verein "Freunde Liberias" drin.

Diese Unterstützergruppe trieb die Verarschung auf die Spitze, indem sie über eine Homepage Geld für die Ärztemission sammelte – ohne dabei zu erwähnen, dass es sich um Homöopathie handelt! Die Spenden, von denen die Afrikaflüge der Segensspender bezahlt wurden, kamen unter Vortäuschung falscher Tatsachen zustande, wie aus dem Spiegel-Bericht hervorgeht.

Im Zielgebiet angekommen, flog die Sache aber auf. Im Ganta United Methodist Hospital im Osten des Liberias angekommen, untersagten Regierungsmitarbeiter den Segensbringern, Ebola-Patienten homöopathisch zu behandeln. Das sei unvereinbar mit den WHO-Vorgaben. Nicht dass dieser Stop die Segensstifter zur Einsicht brachte: Sie klagten über die Offiziellen, die ihre Umtriebe ausbremsten, und sie jammerten der verpassten Chance nach, weil sie doch so viel Hilfe bringen könnten und schon zahlreiche andere Patienten erfolgreich behandelt hätten.

Und sie geben nicht auf. Die Rede ist von einem zweiten Team, das nach Liberia geschickt werden solle. Die betrügerisch eingeworbenen Spenden erlauben anscheinend noch mehr Unsinnsstiftung. Weiteres Beispiel: Die segensstiftenden Arzte sind wieder zuhause, und dort handeln und behandeln sie weiter. Allerdings hätten sie die Auflage, 21 Tage lang ihre Temperatur zu überwachen und auffällige Symptome zu notieren, im Falle dass sie selber infiziert sind.

Wenn ja, behandeln die sich dann mit homöopathischen Mitteln? Und ihre Patienten, die sie anstecken, auch? Das würde den kriminellen Umtrieben die Krone aufsetzen. Auch ohne heimgebrachte Infektion ist diese Segens-Tour ein strafwürdiges Unterfangen, schon wegen des Betrugs beim Spenden-Erbetteln.

Weitere Info bietet der Spiegel in Kampf gegen die Epidemie: Ebola-Impfungen könnten im Januar starten: Im Kampf gegen die Ebola-Epidemie setzen Experten auch auf Impfstoffe. Noch ist keines der Präparate für den breiten Einsatz am Menschen zugelassen. Doch es gibt einige aussichtsreiche Kandidaten. Der Überblick. Grundgesetzänderung zur Beschränkung des Kirchenrechts nötig

Worauf sich dieser Artikel bezieht, darüber schreibt die Süddeutsche Zeitung am 20.11. in Bundesverfassungsgericht – Kirche darf Wiederverheirateten kündigen: Einem Chefarzt wurde gekündigt, als er nach seiner Scheidung nochmal heiratete, einer muslimischen Krankenschwester wurde das Tragen eines Kopftuchs untersagt, und ein Sonderpädagoge wurde entlassen, als er aus der Kirche austrat.

Jedesmal wurde gegen die kirchlichen Arbeitgeber geklagt, und alle drei Prozesse wurden verloren. Der Chefarzt gewann zunächst vor dem Bundesarbeitsgericht, bis das Bundesverfassungsgericht dann gegen ihn entschied. Die Kirchen dürfen ihren Mitarbeitern aus sittlich-moralischen Gründen kündigen, schreibt die SZ, das Bundesverfassungsgericht stärkt die Sonderrechte der Kirche.

Der Geldgeber ist aber nicht die Kirche, sondern der Staat, der die Kirchen finanziert. Mit Staatsgeld sollen also grundgesetzwidrige Praktiken unterstützt werden – das macht das Urteil vom Bundesverfassungsgericht zu einem klaren Fehlurteil. Dazu passt das Bild mit dem Holzkopf (Bild: Hans, pixabay).

Mit erstaunlicher Toleranz würdigtDennis Riehle von der Humanistischen Alternative Bodensee das Geschehen. Er sieht den Fehler nicht bei den Verfassungsrichtern, sondern beim Gesetzgeber. Die Parteipolitik in der Bundesrepublik vernachlässige das Thema. Seine Pressemitteilung trägt den Titel

Humanistische Alternative: „Verfassungsgerichtsentscheidung kommt nicht überraschend“

Grundgesetzänderung wäre der einzige Weg, das Kirchenrecht zu beschränken

Die Humanistische Alternative Bodensee (HABO) sieht das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Stärkung des Kirchenrechts als nicht überraschend an. Nachdem zwar das Bundesarbeitsgericht in der Vergangenheit anders geurteilt hatte, sei die Entscheidung der Karlsruher Richter zu erwarten gewesen. Diese Meinung vertritt zumindest der Sprecher der HABO, Dennis Riehle, in einer ersten Reaktion: „Wem dieser Beschluss jetzt unverständlich erscheint, der muss nur in die Geschichte der Grundgesetzentscheidungen blicken, die nicht selten zugunsten der Kirchen ausgingen“.

Während das Bundesarbeitsgericht vorrangig die Rechte des Arbeitnehmers im Blick gehabt hat, habe sich das Verfassungsgericht letztlich „nur“ an der für die obersten Gesetzeshüter gültigen Fassung des Grundgesetzes orientiert – was man ihnen nicht verdenken könne, meint Riehle. Das Problem liege nicht darin, dass die Richter „falsch“ oder „ungerecht“ entschieden hätten, wie es in ersten Kommentaren im Anschluss heißt: „Sie haben ihre Arbeit getan – und sich an Artikel 140 und anderen Passagen des deutschen Grundgesetztes abgearbeitet. Das ist ihre Pflicht. Dass die deutsche Politik offenbar seit der Weimarer Reichsverfassung keinen Anlass mehr sah, das Kirchenrecht in irgendeiner Form einzuschränken, das ist nicht die Schuld Karlsruhes“, so der HABO-Sprecher.

„Dass bei weiten Teilen der Gesellschaft eine Rechtsprechung auf Verwunderung und Empörung stößt, die der Kirche als Arbeitgeber die Befähigung zuerkennt, Neuverheirateten aufgrund höchstpersönlicher Lebensentscheidungen und –entwürfe zu kündigen, ist in unserem Zeitalter normal. Normal ist aber eben nicht, dass sich die Parteipolitik in der Bundesrepublik bis heute nicht durchringen kann, hier entsprechend initiativ zu werden. Solange das kirchliche Sonderrecht in der Verfassung verankert bleibt, wird auch eine Güterabwägung verschiedenster Grundrechte durch die obersten Richter im Zweifel wohl stets pro Kirche ausfallen. Entsprechend ist deren verfassungsrechtliche Stellung noch zu manifest“, denkt Riehle.

Das Urteil muss deshalb nach Ansicht der Humanistischen Alternative ein Weckruf für die Politik sein: „Gerade Parteien, die sich für eine weitere Säkularisierung, eine Trennung von Staat und Kirche in Deutschland einsetzen, haben es bisher nicht für nötig gehalten, dieses Thema voranzubringen. Besondere Kritik ist daher an SPD, Grüne und Linke zu richten. Seit Jahren vertrösten sie damit, dass diese Angelegenheit nicht von vordringlicher Wichtigkeit wäre und andere Projekte vorgezogen werden müssten. Wie lebensnah und einschneidend aber die Auswirkungen der bestehenden Regelung sind, hat man am aktuellen Urteil gesehen. Eine Grundgesetzänderung wäre bei Willenskraft und wirklichem Interesse denkbar. Aber offenkundig will es sich niemand mit der mächtigen und heiligen Kirche verscherzen“, so die HABO abschließend.

Dennis Riehle, Sprecher Humanistische Alternative Bodensee (HABO) Säkular-humanistischer Zusammenschluss

Diamanten als vergängliche Werte

Diamonds Are a Girl's Best Friend hauchte Marylin Monroe, undDiamonds Are Forever sang Shirley Bassey. Beide Damen waren mit viel Überzeugungskraft ausgestattet. Doch darf man ihnen glauben? (Bild: Ungeschliffener Diamant mit typischer Oktaederform, Rob Lavinsky / iRocks.com, Wikimedia Commons)

Am 5.11. schrieb Andreas Wenleder in der Süddeutschen Zeitung das Gegenteil (nicht online). Denn man braucht keine urzeitlichen Tektonikereignisse mehr, um den Kohlenstoff in seiner schönsten Form zusammenzupappen. Hochdruckpressen mit Wolframstempeln tun's auch. Bei 1500 Grad verdichten sie schwarzen Graphit zu weißen Diamanten. Das Material ist sogar besonders rein, mit weniger Metalleinschlüssen und geringeren Fehlern im Kristallaufbau als in der Natur.

Der technische Fortschritt macht's möglich. Bei ChemgaPedia gibt es Details zum Verfahren, siehe Diamant-Synthese – Erzeugung höchster Drücke. Dort ist noch von extrem hohen Drücken und Temperaturen die Rede, von Bedingungen, bei denen Probleme mit der Apparatur entstehen es( sei denn, wie der Artikel vermerkt, man arbeitet in einem Vulkan).

Das Vulkanisieren gibt's also nicht nur beim Gummi, sondern auch in der Diamantensynthese, mit Über- und Unterdruck, mit Schockwellen und Funkenentladungen und sonstigen Produktionsgeheimnissen. Schon am 11.8.12 befasste sich die Frankfurter Allgemeine Zeitung in schöner Ausführlichkeit mit dem Glitzerthema, Produktionsverfahren – Diamanten aus der Retorte.

Der Artikel spricht von dem komplexen Computerprogramm, das 1000 Parameter der Synthese steuert, und es beschreibt die mannshohen schwarzen Zylinder in der Produktionsanlage. Man könnte sie für Destillationsapparate zur Branntweinproduktion halten, schreibt die FAZ. Allerdings ist das Zeug innendrin erheblich explosiver als Schnaps. In ein paar Tagen wird dort synthetisiert, wofür die Natur Jahrtausende braucht. Die einzelnen Diamantschichten müssen vollkommen gleichmäßig aufkristallisiert werden, um ein Endprodukt zu erhalten, das von einem natürlichen Stein kaum mehr zu unterscheiden ist – ein hochkomplexer Prozess. Man startet mit Graphit in einer Keramikkapsel, unterlegt mit einer dünnen Diamantschicht. Dazu kommen Lösungsmittel für Metalle sowie etwas Nickel und Eisen, und dann wird eingeheizt. 1600 Grad, sagt die FAZ 2012, 100 mehr als die SZ 2014. Das dürfte den technischen Fortschritt von 2 Jahren widerspiegeln.

Der extreme Druck löst die Atombindungen des Kohlenstoffs und lässt die herausgebrochenen Kohlenstoffatome in der Keramikkapsel zur Diamantschicht wandern, wo sie eine stabile Verbindung mit der Diamantstruktur eingehen. Die Steuerung muss die Prozessparameter ständig variieren, um die Pfade der Atome gängig zu halten, wobei die Pfade durch Lösungsmittel für Metalle definiert werden, die in unterschiedlichen Konzentrationen vorliegen.

Die FAZ nennt Zahlen: 80 Stunden Kristallisationsprozess für gelbe Diamanten, mehr als 100 für blaue Diamanten – der Stickstoffgehalt entscheidet über die Farbe. Weiße Diamanten sind besonders schwierig herzustellen, sowohl als Schmuck wie als Bohr- und Schleif- und Schneidemittel. Das Verfahren ist aber effizient genug, um auch die Industriediamanten wirtschaftlich herzustellen, obwohl die Natur sie relativ preiswert hergibt.

Auch andere Farben sind möglich, die Größe ist auf den Bereich von 1-2 Zentimeter beschränkt, immerhin bis zum zweistelligen Karatbereich. Das gilt auch für konkurrierende Verfahren, wo Diamanten aus Kohlenstoff- Nanostrukturen synthetisiert werden. Dabei kommt Unterdruck zum Einsatz. In der Unterdruckkammer werden kleine diamantene Plättchen durch Mikrowellen auf 1200 Grad Celsius erhitzt und einem Wasserstoff-Gas-Gemisch ausgesetzt. Dabei entsteht eine Plasmawolke, aus der sich die Graphitteilchen auf den Plättchen ablagern. Das Verfahren ist aus der Siliziumtechnologie bekannt, so dass man die komplizierte Steuerung schon gut genug beherrscht, um Brüche und Risse zu vermeiden.

Man lässt die Diamanten also auch aus einem Plasma heraus wachsen, 1/2 Millimeter pro Tag. Insgesamt dauert es dann ein paar Tage, bis die diamantenen Körner fertig gezüchtet sind. Laut FAZ haben 97% genug Qualität für Schmucksteine, gegenüber 95% Ausschuss anfangs.

Heute ist die Qualität so gut, dass die synthetischen Steine als natürliche Diamanten klassifiziert werden, mit erstklassigen Noten für die vier C – colour, clarity, cut, carat. Auch der Diamanten-Tester (eigens entwickeltes Spektralfotometer von De Beers, "Diamond View"-System) piepst zum Zeichen der Echtheit. Aber haben die Juweliere wirklich keine Chance mehr, die synthetischen Steine von natürlichen Diamanten zu unterscheiden? Ist eine Panik in der Schmuckbranche angesagt?

Solange die synthetisch hergestellten Diamanten gekennzeichnet werden, nicht unbedingt, wird abgewiegelt. In dem SZ-Artikel ist auch die Rede davon, dass sie unter dem Mikroskop zu erkennen seien, und zwar an der besonderen Reinheit. Natürliche Diamanten haben mehr Einschlüsse und Verunreinigungen. Die Frage ist, ob die Gemmologen das den Käufern als preissteigernden Vorteil verkaufen können? Denn bisher haben Verunreinigungen den Preis herabgesetzt.

Der Markt entwickelt sich jedenfalls zu den synthetische Diamanten hin, in Amerika mehr als in Europa. Die Produktionsgüte spricht dafür, und die Möglichkeit, Steine auf Bestellung herzustellen, in makelloser Reinheit und herrlichen Farben, und billiger als das geschürfte Material. Wird der Diamant zur Billigware?

Diese Frage stellte DER SPIEGEL schon im Jahr 2000, EDELSTEINE – Dompteure des Kohlenstoffs. Damals ging es noch um russische Labors, die den Westen mit "verblüffend hochwertigen" Synthese-Diamanten beliefern, so dass nur Spezialisten die Steine aus der Retorte von natürlichen Edelsteinen unterscheiden können. Außerdem hatte die Firma General Electric ein Verfahren entwickelt, um drittklassige bräunliche Natur-Diamanten mit Einschlüssen in erstklassige farblose Prachtstücke upzugraden. Da fühlte sich laut Spiegel fühle der Weltkonzern De Beers zweifach herausgefordert.

Ein Ausschnitt aus der Spiegel-Prosa: Zweihundert Kilometer tief im Leib der Erde wächst eine Kostbarkeit. Wo es heiß ist wie in der Hölle, wo sich ein Druck aufbäumt wie in "20 000 Meilen unter dem Meer", da gedeiht ein magischer Kristall. Nur Spuren davon werden laut Spiegel vulkanisch an die Erdoberfläche gebracht, und nur winzige Mengen erreichen das Tageslicht. Dort ist die Kristallform des Kohlenstoffs als Diamant begehrt. In geschliffener Form beginnt er als Brillant zu funkeln. Doch die Minenarbeiter müssen hunderte von Tonnen Erde durchwühlen, um einen einzigen Diamanten zu finden, der größer ist als ein Getreidekorn.

Weiter unten könnte der kristalline Kohlenstoff in rauhen Mengen vorkommen, und hier oben wohl bald auch. Der Glitzermythos ist ernsthaft in Gefahr. Der Slogan Ein Diamant ist unvergänglich gerät dann genauso in Gefahr wie die Liedchen vom Anfang. Der Wert der Diamanten dürfe nämlich sehr vergänglich werden, zumal wenn die Synthese noch weiter rationalisiert wird. Und der Diamantenmarkt ist ein Milliardengeschäft.De Beers: Umsatzeinbruch 2009 schreibt FMAG, die Rede ist von 40% weniger als im Vorjahr.

Geht es De Beers endlich an den Kragen? Die Firma wird von Luxemburg (!) aus gelenkt und ist ein Syndikat mit einem Monopol auf den Diamantenhandel. Dieses Monopol wird seit 15 Jahren stark bedrängt. Da helfen keine Songs mehr und auch keine Werbepropaganda, wie etwa das Ideelle gebe es nur bei natürlichen Steinen. Und angesichts der minimalen Qualitätsunterschiede ist kaum mehr zu sagen, worin das Vertrauen eigentlich bestehen soll, auf dem das ganze Geschäft beruht.

Das Vertrauen, einen "echten" Stein zu bekommen, der nicht so gut ist wie ein synthetischer? Der Unterschied liegt bei der Absorption von Licht mit der Wellenlänge 415 Nanometern – noch. Bald wird er noch geringer, und der apparative Aufwand zur Unterscheidung wächst weiter.

Der Spruch zur Edelsteinbörse ist wohl wahr, dass die Branche mehr als andere auf Vertrauen beruhe. Logo, das De-Beers-Kartell hat den Preis mit rabiaten Methoden über zig Jahre hinweg künstlich hochgehalten. Es gab schon immer viele Diamanten, die aus dem Markt herausgehalten wurden, um überhöhte Preise zu kassieren. Und die Händler machten alle mit. Sie unterwarfen sich dem rigiden Diktat De Beers, um selber zu profitieren. Am meisten profitierte natürlich De Beers selber. Ein Wunder, wieso nie ein Kartellamt eingegriffen hat.

Die Kartellämter haben viele Jahre lang zugeschaut, wie das Diamantenkartell sich bereicherte. Deshalb ist es eine gute Entwicklung, dass De Beers jetzt von der Technik Grenzen aufgezeigt bekommt. Der Konzern unterhält zwar ein eigenes Großlabor mit Millionenetat und nennt das "Gem Defence Programme". Dabei werden doch nicht die Diamanten angegriffen, sondern die Schmarotzer, die sich daran bereichern.

Man darf davon ausgehen, dass die Marktmacht und die zusammengerafften Reserven des Konzerns irgendwann nicht mehr reichen, um noch weiter zu manipulieren. Dann nutzt auch das geplante Markenzeichen nichts, das De Beers per Laser-Hologramm in die Steine prägen will, um seine "Echtheit" zu zertifizieren. Alle Diamanten sind echt, auch wenn sie synthetisiert sind. Und das Unwesen des Diamantenkartells steht vor dem Zusammenbruch, genauso wie die künstlich hochgehaltenen Preise.

Wenn die Preise purzeln, werden alle Leute abgestraft, die auf die Werbung des Kartells vertraut haben, Diamanten seien eine gute Geldanlage. Waren sie nicht, weil der Preis künstlich überhöht war. Und sind sie weniger denn je, weil die Technik es möglich macht. Eine gute Entwicklung. Diamanten sind hübsche Schmucksteine und wertvolle industrielle Rohstoffe. Vor allem wegen des letzteren ist es gut, wenn sie nicht so teurer sind.

Neuer Ansatz zum 3D-Sehen

Die Frankfiurter Allgemeine Zeitung berichtet von der Photokina in Köln in Diovision – So werden aus flachen Bildern plastische (22.11.): Es gibt Dinge, die muss man einfach mit eigenen Augen gesehen haben (Bild: Diovision).

Es geht um "Kopfkino", denn was man sieht, findet im Kopf statt, und nicht da draußen, wo das Bild ist. Dieses Kopfkino heißt Diovision und ist eine Erfindung des Tüftlers Oliver Heine.

Aus der schönen FAZ-Prosa: Weil wir in drei Dimensionen leben, haben wir zwei Ohren und zwei Augen. So richtig klar ist das nicht, zumal uns Einstein gesagt hat, dass wir in einer vierdimensionalen Ramzeit leben. Zwei Augen und zwei Ohren für vier Dimensionen teilt sich leichter – aber es ist natürlich ganz anders.

Ein Auge sieht zweidimensional, und zwei Augen sehen quasi in Stereo. Aus den geringfügig verschiedenen Bildern, die jedes Auge sieht, berechnet das Hirn einen Raumeindruck. Und die vierte Dimension, die Zeit, wird durch die Bildfolge repräsentiert. Soweit also alles im grünen Bereich.

Was nun, wenn man einen einzigen Bildschirm hat und trotzdem Stereo sehen möchte? Beim Hören wurde das durch mehrere Lautsprecher gelöst, und vergleichbare Ansätze kennt auch die Videotechnik. Man kann's durch Farbfilter machen; ein urtümlicher Ansatz bei Comics bestand aus einem Gemisch von roten und blauen Zeichnungen, die man durch eine Brille mit einem roten und einem blauen Glas anschaute. So wurde jedem Auge ein etwas anderer Bildinhalt gezeigt, was tatsächlich einen Raumeindruck schuf.

In verfeinerter Form gibt es das mit Polarisationsbrillen. Der TV-Bilschirm zeigt zwei Bilder, die mit 90 Grad zueinender polarisiert sind. Eine passende Brille lässt beim einen Auge die eine Polarisationsrichtung durch und beim anderen die andere, und schon hat man den 3D-Eindruck. Dasselbe geht auch intermittierend, wenn der Bildschirm abwechselnd das eine und das andere Bild abstrahlt. Das Manko dabei ist die Brille, die man tragen muss, um abwechselnd das eine und das andere Auge zu bedienen, und ohne die sich die dritte Dimension verflüchtigt.

Noch mehr Aufwand kann man mit noch dickeren Brillen treiben, die jedem Auge ein anderes Bild zeigen. Man kannte das von Diabetrachtern, die aber aus der Mode geraten sind. Zeitweilig waren dafür Trickbilder modern, die im Augenabstand verschiedene Perspektiven enthielten. Wer es schaffte, seine Blicke genau parallel auszurichten, sah dreidimensionale Muster. So richtig brillenlos war das aber nicht. Wer die anstrengende Schielgymnastik zu lange trieb, brauchte hinterher eine Brille.

Die neue Erfindung tut's nun ohne Brille. Endlich eine Methode, die mit minimalen Mitteln auskommt. Der Erfinder nennt sie auch „Ein-Bild- Stereoskopie.“ Er kommt mit einem Bild aus, und damit den Augen mehr Unterschiede gezeigt werden können als sich aus dem Augenabstand ergeben, wird eine Sichtblende über das Bild gelegt. Das ist das, was der Erfider patentiert bekam, eine Maske, die nicht zu dicht vor dem flachen Bild plaziert wird, und die den Augen zwei „gesteigert ungleiche Bildinformationen" aufnötigt.

In der Rabulistik der Patentschrift bietet die Maske eine „beabstandete Überdeckung der Bildrandbereiche“. Das Ding ist etwas hohl gewölbt und etwas kleiner als der Bildschirm. Hört sich nicht sehr innovativ an, aber die FAZ schwärmt von der Wirkung. Es kommt anscheinend auf die Anpassung von Abstand, Form und Größe an, die das Fachwissen des Erfinders optimiert hat.

Bei der Größe gibt es kaum Grenzen, es geht vom Smartfone-Bildschirm-Aufsatz (in Acryl 100 Euro) bis zum Riesen-TV-Bildschirm (Preis nicht genannt). Auch stehende Bilder lassen sich damit plastifizieren, selbstleuchtende wie passiv beleuchtete. Die Augen werden immer in die plastische Sicht hineingetäuscht. Durch die Randeffekte entsteht eine Tiefenwirkung, die auf das ganze Bild übertragen wird.

Die FAZ lobt die Sichtblende sehr, manche Bilder wirkten „echter“, andere gewännen „dramatisch an Plastizität". Dabei spielt es eine Rolle, wie tief gestaffelt die Bildinformation ist, also welche Menge von perspektivischen Informationen es enthält, und größere Bilder wirken eh besser. Das alles „sanft und natürlich", ohne Risiko von Kopfschmerzen wie bei den polarisierenden Hi- Tec-Brillen.

Als nächstes kommt dann wohl die 3D-Wirkung für Schriften, die dann aussehen wie Runenschrift? Die FAZ in 3D? Schaun mer mal.

Sie sind verhaftet!

Wie die Süddeutsche Zeitung vor ein paar Minuten berichtete, ist der ehemalige portugiesische Ministerpräsident José Socrates festgenommen worden. Ihm wird Steuerhinterziehung, Geldwäsche und Korruption vorgeworfen: Verdacht der Steuerhinterziehung Staatsanwaltschaft verhaftet Portugals Ex-Premier (22.11., Bild: OpenClips, pixabay).

Tags zuvor berichtete dieselbe SZ über dieselben Anstrengungen in den USA: Umstrittene Gesundheitsreform – Republikaner verklagen Obama-Regierung (21.11.). Eine Verfassungsklage gegen Präsident Barack Obama wurde eingereicht, mit dem Argument, Obama habe seine Amtsbefugnisse überschritten, indem er "verfassungswidrige und ungesetzliche" Änderungen an seiner umstrittenen Gesundheitsreform "Obamacare" vornahm. Von einer Verhaftung des Präsidenten Obama ist bis jetzt aber nichts zu hören.

Dafür ist der Ex-Manager Thomas Middelhoff schon in Untersuchungshaft, und da bleibt er auch: Ex-Manager Middelhoff bleibt in Haft (SZ 20.11.), Ex-Arcandor- Chef Middelhoff muss in Untersuchungshaft (SZ 14.11.).

Wenn es nach so manchen Wünschen ginge, müsste auch der russische Staatschef Putin in Haft (ehe er den Rest Europas erobert) und der türkische selbige Erdogan, ehe er sich als Entdecker von Afrika outet. Ob das die Lösung ist? Einfach alle wegsperren, die missliebig sind? Power to the Gefängnismauer? Siehe auch Mauer-Power von der Power-Mauer

Was soll dann erst mit Gott passieren? s.u.

Rücktrittsforderung an Baden- Württembergs Justizminister Was haben Minister mit Fahrradnaben gemeinsam? Den Rücktritt. Einen solchen fordert Dennis Riehle von der Humanistischen Alternative Bodensee in einer Pressemitteiliung vom baden- württembergischen Justizminister (Bild: OpenClips, pixabay). Der Vorwurf: blankes Chaos im Amt, Zwischenfälle in den Justizvollzugsanstalten.

Humanistische Alternative fordert Rücktritt von Baden-Württembergs Justizminister

HABO-Sprecher: „Es braucht zudem eine langfristige Reform des Strafvollzuges“

Zum wiederholten Mal innerhalb nur weniger Wochen und Monate ist es in einer Justizvollzugsanstalt in Baden-Württemberg zu einem schweren Zwischenfall gekommen. Erneut ist die Einrichtung in Bruchsal betroffen, die bereits durch den Tod eines Häftlings bekannt geworden war. Im aktuellen Geschehen handelten Mitarbeiter offenkundig ohne Genehmigung, als sie mindestens eine Maßnahme der Einzelhaft vornahmen, ohne sich dafür die entsprechende Weisung des Dienstherrn einzuholen. In solch einer Haftsituation war auch der verstorbene Insasse untergebracht gewesen.

Die Humanistische Alternative Bodensee (HABO) fordert nach der Häufung der Vorkommnisse nun den Rücktritt des baden-württembergischen Justizministers. Der Sprecher der HABO, Dennis Riehle, formuliert: „Anfänglich waren Stickelbergers Ausreden offenbar noch ausreichend genug, um ihn in seinem Amt zu belassen. Doch nun muss die Landesregierung erkennen, dass in seinem Ministerium offenbar das blanke Chaos herrscht. Die Vorsprache vor dem ‚Ständigen Ausschuss‘ des Landtages reicht hier nicht mehr aus. Der Minister muss jetzt persönliche Konsequenzen aus dem scheinbar systematischen Versagen in mehreren Haftanstalten ziehen“.

Kritik war auch daran aufgekommen, dass die medizinische Versorgung in den baden-württembergischen Gefängnissen offenkundig dramatisch unterbesetzt ist: „Abseits des Haftkrankenhauses sind gerade Psychiater und Psychotherapeuten in den Justizvollzugsanstalten selbst absolute Mangelware. Dabei wissen wir seit langem, welche dramatischen Auswirkungen Haftbedingungen gerade auf die Seele der Gefangenen haben können. Hier haben alle Vorgängerregierungen, aber nun auch die grün-rote Landesregierung nichts unternommen – wohl, weil man mit diesem Thema in der breiten Öffentlichkeit kaum Anerkennung gewinnen kann. Aber wer die Menschenrechte in den Gefängnissen vernachlässigt, der hat das Prädikat einer humanen Gesellschaft nicht verdient“, so Riehle.

Der HABO-Sprecher fordert aber nicht nur kurzfristige Maßnahmen: „Neben einer lückenlosen Aufklärung der aktuellen Geschehnisse bedarf es dringend einer Debatte über den Strafvollzug in seiner Gesamtheit. Die rückläufige Bereitschaft, finanzielle Mittel in die Haftanstalten, ihre personelle Ausrichtung und die therapeutischen Angebote fließen zu lassen, haben die Gefängnisse zu Verwahrungsstätten verkommen lassen. Der Grundgedanke unseres Rechtsstaates, wonach die Resozialisierung obersten Rang haben muss, wird somit seit langem ausgeblendet. Nahezu alle Straftäter sind in der Lage, durch eine gelungene Betreuung und Wiedereingliederung den Weg zurück ins Leben zu schaffen. Sie wären nicht nur der Beweis, wonach der dumpfe Spruch ‚einmal Knacki – immer Knacki‘ eben nur Populismus ist; sie würden auch Kosten sparen, weil die Rückfälligkeitsquote geringer wäre“.

Im Augenblick müssten die Strukturen in den baden-württembergischen Gefängnissen umgekrempelt und durchleuchtet werden, so Riehle. „Wir werden eine entsprechende Petition ins Parlament einbringen, die die Überprüfung möglicher personeller Fehlbesetzungen in den Leitungsgremien der Justizvollzugsanstalten fordert und ermahnt, sowohl die geltenden Einzelhaft- Bestimmungen, als auch das Gesundheitswesen im Gefängnis kritisch zu betrachten und zu überarbeiten. Dass mit Häftlingen nur noch über die Türfenster kommuniziert und somit der nahende Tod von Beamten ‚übersehen‘ wird, ist ein Skandal. Zudem brauchen die Insassen eine unabhängige und verlässliche Ansprechperson, um ihre Grundrechte jederzeit an die zuständigen Entscheidungsträger übermitteln zu können. Häufigere unangekündigte Kontrollbesuche über die Zustände in den Gefängnissen müssen überdies obligatorisch werden“, fasst der HABO-Sprecher die Eingabe an den Landtag abschließend zusammen.

Dennis Riehle, Sprecher Humanistische Alternative Bodensee (HABO) Säkular-humanistischer Zusammenschluss

Richard David Precht – Wer bin ich?

Nun, Richard David Precht ist ein deutscher Philosoph und Publizist, der vor allem durch populärwissenschaftliche Bücher und Fernsehsendungen zu philosophischen Themen bekannt wurde – so schreibt wiki. Über sein Buch vom Nov. 2013 mit dem vollen TitelWer bin ich und wenn ja, wie viele? Eine philosophische Reise schreibt der Goldmann-Verlag:

Bücher über Philosophie gibt es viele. Aber Richard David Prechts Buch ist anders als alle anderen. Denn es gibt bisher keines, das den Leser so umfassend und kompetent – und unter Berücksichtigung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse – an die großen philosophischen Fragen des Lebens heran geführt hätte:Was ist Wahrheit? Woher weiß ich, wer ich bin? Was darf die Hirnforschung?Prechts Buch schlägt einen weiten Bogen über die verschiedenen Disziplinen und ist eine beispiellose Orientierungshilfe in der schier unüberschaubaren Fülle unseres Wissens vom Menschen: Eine Einladung, lustvoll und spielerisch nachzudenken – über das Abenteuer Leben und seine Möglichkeiten!

Vorab sei gesagt, dass der Rezensent dieses Urteil bis zum letzten Ausrufezeichen unterstützt. Precht ist ein Wissenschaftler, der viel weiß, der klug denkt, und der sein Wissen gut ausdrücken kann. Aus dem multidimensionalen Riesenknäuel der philosophischen Gedankengänge hat er einen roten Faden destilliert, der die Themen geradlinig und bestens nachvollziehbar durchläuft.

Das Buch wendet sich an denkende Menschen, denen die Fakten dargelegt und die Alternativen erläutert werden, ohne sie mit festen Ergebnissen zu bevormunden. Kurz gesagt, der Autor hat ein richtiges Kunststück abgeliefert.

Das Werk kommt in der heute gängigen Form wie ein Ziegelstein daher, lang und breit und dick, und das bei nicht ganz 400 Seiten. Der Titel ist ein bisschen flapsig und viel lockerer als das Format. Der Spruch Wer bin ich und wenn ja, wie viele? wird auf den ersten Seiten als Produkt einer Bewusstseinserweiterung per Promille erklärt. Der Inhalt ist generell nicht so plump wie das Äußere, sondern er wird leichtgängig vermittelt. Die philosophische Reise geht über drei Haupstationen

Was kann ich wissen? (Erkenntnistheorie) Was soll ich tun? (Ethik und Moral) Was darf ich hoffen? (Zentrale Fragen von Glück bis Sinn)

Es rumpelt fast nie auf dem Pfad, den das Buch beschreitet. Kenntnisreiche Details zu den Forschenden und einige Eigenauskünfte wecken das Interesse auf den Inhalt, und schon hat man sich in die Themen eingelesen. Die Neugierde auf das Kommende wird immer wachgehalten, und man rennt sich nirgends so fest, dass Langeweile aufkommt. Dabei sind die Themen keineswegs einfach.

Es beginnt mit den Fragen Woher kommen wir? Wie funktioniert mein Gehirn? Woher weiß ich, wer ich bin? Wer ist ich?Es wird geklärt, was Gefühle und Unterbewusstsein sind, Gedächtnis und Sprache. Das alles so prägnant und doch eingehend, dass man sich hinterher wie ein Experte fühlt.

Wer so ungeduldig ist wie der Rezensent, wird schon mal die eine oder andere schlaue Bemerkung an den Rand schreiben, nur um auf der nächsten Seite zu lesen, wie der Autor das Argument aufnimmt und kompetent diskutiert – manchmal schon im nächsten Absatz. Das spricht für die Fülle der Information, die das Buch bei aller Leichtigkeit enthält.

Der mittlere Teil über Ethik und Moral befasst sich mit den Menschen, die man braucht, und den Fragen Warum helfen wir anderen? Warum soll ich gut sein? Kann ich wollen, was ich will? Gibt es Moral im Gehirn? Lohnt es sich, gut zu sein? Ist Moral angeboren? Dann geht es um Mord, Abtreibung, Sterbehilfe, Vegetarismus. Und um den Schutz von Menschenaffen und Natur, um Klonen und Reproduktionsmedizin, um die Frage Was darf die Hirnforschung?

Wenn man die Themen so hinschreibt, sieht man, was da alles bedacht und diskutiert wird, mit einer Auswahl der maßgebenden Denker zu dem Thema und völlig ohne irgendwelche verquaste Elfenbeintürmlerei. Nix da, alles ist in klaren Worten geschildert, und die Darstellungsweise ist immer gut fassbar.

Dahinter steckt eine riesengroße Entstrubbelungsleistung des Autors, der jenem Servicegedanken zu seinem Recht verhilft, der bei der Philosophie so oft vernachlässigt wurde (siehe auch die wissenbloggt-PhilosophieschelteVersagen der Philosophie).

Dabei fällt kaum ein böses Wort über die Kollegen, sondern es gibt viel Lob für deren kluge Erkenntnisse. Das lässt den Exkurs in einem positiven Licht erscheinen, der das ganze Gefilde überstrahlt. Precht wertet sein Genre auf – endlich, muss man sagen. So wie er es vermittelt, ist es voll strahlender Ideen und nicht geprägt von Reviermarkierung oder Denkmalspflege, von krausen Vorstellungen und Komplikation um der Komplikation willen.

Der dritte Teil geht dann in die Endrunde, mit Gibt es Gott? Hat die Natur einen Sinn? Was ist Liebe? (mit Oxytocin!) Was ist Freiheit? (mit To be is to do – Sokrates / To do is to be – Sartre / Do be do be do – Sinatra – und Sinatra gewinnt!) Dann kommt Brauchen wir Eigentum? Was ist gerecht? Was ist ein glückliches Leben? Ist Glück lernbar? Und Hat das Leben einen Sinn? Es ist der Sinn, den man ihm selber gibt, versteht sich. Precht versteht es bestens, einen auf die richtigen Schlussfolgerungen hinzuweisen, auch wenn man am Ende etwas schlichter sagen könnte, der Sinn ist, glücklich zu sein und Nachkommen & Mitmenschen auch dazuzuhelfen.

Selbst in einem sehr guten Buch gibt es weniger gute Punkte. Ein paar seien genannt, um einer kritiklosen Lobhudelei vorzubeugen: Im KapitelWer ist ich? wird von 'I' und 'Me' gesprochen (das 'I' handelt, das 'Me' beurteilt). Das liest sich wie ein Übersetzungsfehler in einem nicht übersetzten Buch, bis man darauf kommt, es soll 'Ich' und 'Mich' heißen. Überhaupt gibt's beim Ich das beliebte Anschauungsproblem aus der Makrosicht, dass "Ich" und "mein Cortex" usw nicht als Einheit gesehen werden. Aus der Mikro-Sicht muss das aber so sein, da gibt's kein "Ich" unabhängig von Gehirnteilen.

Das führt dann zu Problemen in der Abteilung Was ist Freiheit? Mit Do be do be do ist nicht alles erklärt (die stete Mischung Do und Be). Es geht auch um die Freiheit des Willens, und das ist so eine Sache (Precht). Für die meisten Forscher sei der Mensch unfrei: Nicht ich verfüge über meine Bedürfnisse, sondern sie verfügen über mich. Hier wird also ein Keil zwischen Ich und meine Bedürfnisse getrieben, obwohl beides zum Ich gehört.

Das führt dann zu dem Paradox, wenn meine Sehnsucht ist, frei zu sein, bin ich unfrei, weil meine Sehnsucht über mich bestimmt (Überspitzung wb). In der Folge ist auch die Definition des Freien Willens problematisch, er könne nicht frei sein, weil die Hirnströme einer Entscheidung schon gemessen werden können, ehe sie im Bewusstsein ankommt.

Das ist auch ein beliebter Fehler, der an der Makro-Sicht hängt. Aus der Mikro- Sicht wird klar, dass es sorum sein muss, erst kommt die Willensentscheidung, dann gelangt sie in den Focus des Bewusstseins (falls sie wichtig genug ist, die meisten Entscheidungen sind's nicht, die gehen dran vorbei). Da vermisst man die explizite Angabe der Logik

Emotion – Wertung – Entscheidung – Wille

Also keine Wertung ohne Emotionen, keine Entscheidung ohne Wertung (nur mit Logik geht's nicht), und bewusstgewordene Entscheidungen werden als Wille interpretiert. Als letztes sei angemerkt, dass die Argumentation im Abschnitt Sterbehilfe ein bissel ins Schwurbeln gerät, wo man leichter der klaren Abtreibungs-Logik Mein Bauch gehört mir folgen könnte. Also die Mutter bestimmt, und höchstens noch diejenigen, auf die sie hören mag. Mein Leben gehört mir, und über meinen Tod verfüge ich, und höchstens noch diejenigen, auf die ich hören mag. Das wird zu sehr durch die Wenns und Abers bei den möglichen Einflüssen am Lebensende verdeckt.

Dieser Punkt ist kein Highlight, aber dafür merkt man erst, was hinter den anderen Punkten für eine Leistung steckt. Dem Leser bleibt das allermeiste Geschwurbel erspart. Deshalb enden wir hier hier mit dem Vorschlag, das Werk mit dem Prädikat besonders wertvoll auszuzeichnen.

Neue Warnung vor Internet- Kriminalität

Die Süddeutsche Zeitung vom 19.11. brachte die Meldung Neue Phishing-Welle – Bloß nicht öffnen. Ein Beispiel für das, was damit gemeint ist, zeigt das Bild (Spam-E-Mail mit gefährlichem Link "Form ausfüllen", Wikimedia Commons, zum Vergrößern auf das Bild draufklicken ).

Wer mahnende Post von der Deutschen Telekom, von einer Sparkasse oder von Paypal erhält, kann laut SZ leicht das Opfer von Internet-Kriminellen sein. Die verschicken schon längere Zeit unzählige mit Viren verseuchte Emails. In der SZ berichtet Berrit Gräber sehr verdienstvoll über den aktuellen Boom von Internetkriminalität und was die Opfer dagegen tun können. Laut SZ werden die E-Mail-Postfächer derzeit millionenfach von gefälschten Rechnungen bombardiert. Als Absender stehen Anwälte, Banken und Firmen wie Paypal, Amazon, Ebay oder Vodafone drauf. Die neue Masche verbirgt sich gern hinter dem Logo der Deutschen Telekom. Der Trick ist, dem Empfänger weiszumachen, er hätte irgendwas zu bezahlen und gleich eine Rechnung bereitzustellen – als pdf.

Die Probleme fangen an, wenn man das pdf anklickt (oder auch einen Link "Form ausfüllen" wie auf dem Bild). Im selben Moment wird der Computer mit einem Virus infiziert, meist einem Trojaner. So übernehmen Kriminelle die Kontrolle über den Rechner, mit dem Ziel, Geld abzusaugen. Man sollte sofort misstrauisch werden, wenn man angebliche Rechnungen von unbekannten Firmen, Anwälten oder Banken bekommt.

Abhilfe: Sofort ungelesen löschen.

Es ist schwierig zu erkennen, wo gephisht wird, denn die Palette der Tricks ist groß. Betroffen sind alle Bereiche, z.B. "offene Forderungen" von Inkassobüros für Waren, die man nicht bestellt hat, für Verträge oder Kreditkarten, die nicht existieren. Die Fiesheit geht bis dahin, nicht einmal einen konkreten Betrag einzufordern – mit dem Kalkül, dann schaut der Empfänger erst recht nach und öffnet den mitgeschickten Anhang. Selbst echte Kunden von z.B. 1&1, Amazon oder Sparkassen sollten bei ungewohnter Post aufpassen. Besser telefonisch nachfragen als blindlings ein pdf öffnen. Die Telekom berichtet denn auch von Nachfragen im Minutentakt, was denn das für ungewöhnliche Rechnungen seien.

Ungewöhnliches deutet auf Betrug hin. Man sollte sich den Betreff anschauen. Wenn da steht, Ihre Rechnung 797000162228 vom 17.11.2014 (SZ-Beispiele) oder noch plumper Rechnung noch offen, ist die Infektion des Computers nicht mehr fern. Besonders perfid ist es, wenn die Betrüger in ihrer Betrugsmail vor Betrug warnen: Paypal hat auf Ihrem Konto Betrug festgestellt.

Betrugswarnungen kommen wahrscheinlich vom Betrüger.

Bei seriösen Absendern erfolgt die Anrede immer per Name und nie mit einem bloßen Gruß wie Guten Tag oder Sehr geehrter Kunde. Banken, Anwälte und Inkassofirmen verschicken ihre Mahnungen oder Rechnungen per Post und nicht per Email. Niemals würden seriöse Mails das Offenlegen von persönlichen Daten oder PINs und TANs verlangen. Auch ist das Email-Druckmachen unseriös, also die Aufforderung, dringend und schnell dies oder das zu tun – erst recht, wenn mit Sperrungen gedroht wird, von Kreditkarte oder Online-Zugang usw.

Was auch wieder en vogue ist, ist dasGeschäft mit der Peinlichkeit, gefakte Abmahnungen wegen Nutzung von Pornoseiten und angeblichen Urheberrechtsverletzungen, garniert mit Schadensersatz-Forderungen. Solche Emails sollte man nicht beantworten und erst recht keine angehängten Links öffnen. Unseriöse Geldforderungen müssen auf keinen Fall bezahlt werden.

Also die Email anschauen, ohne irgendwas anzuklicken (pdf oder Link), und dann löschen und ignorieren. Keine Anhänge öffnen, keine .pdf, .zip, .cab oder Sonstwas-Dateien. Die Aktivierung dieser Anhänge bringt die Schadsoftware auf den Computer. Ein einziger unbedachter Mausklick reicht, um den Rechner zu infizieren. Das geht sogar an vielen Antiviren-Programmen vorbei. Als Hilfe bietet der Verband der deutschen Internetwirtschaft unter www.botfrei.de einen Online- Scanner an, mit dem der PC auf Infektionen überprüft werden kann (Link von der SZ).

Im Ernstfall Codewörter austauschen, Konten und Kreditkarten sperren.

Man kann nicht einheitlich sagen, was mit dem verseuchten Rechner geschieht. Die SZ zitiert die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, die Meldungen von Betrugsattacken unter [email protected] sammeln (Link von der SZ). Was im wissenbloggt-Artikel Internet-Abzocke upgedated angesprochen wird, ist schon Realität: Der Bildschirm wird gesperrt und nur gegen Erpressungsgeld freigegeben – und nachdem der düpierte Verbraucher Geld ins Ausland überwiesen hat, wird er nochmal düpiert. Der Screen bleibt schwarz, der PC bleibt infiziert.

In dem Fall hilft der botfrei-Link, oder ein angeheuerter Experte muss eingesetzt werden. Bis das passiert, soll man den Rechner tunlichst abgeschaltet lassen. Außerdem muss man einkalkulieren, dass die Kriminellen PINs, Passwörter, Namen und Adressen abgephisht haben. Es gibt regelrechte Verteiler, die von den Kriminellen genutzt werden. Zurückhaltung ist angebracht bei "Gewinnspielen" und wahlloser Online-Registrierung. Wer da seine Adresse preisgibt, kann davon ausgehen, dass sie weiterverkauft wird – sogar ganz legal. Besser keine freiwillige Datenverteilung. Notfalls kann man seine Email-Adresse ganz löschen und eine neue anlegen. Und dann bitte aufpassen. Weitere wb-Links zum Thema:

Internetkriminalität floriert Die “Impersonatoren” sind da

Ora et lava

Mit beachtlicher Wortschöpfungskraft erklärt Georg Korfmacher uns für verdummscheissert, weil jetzt das ora et labora zum ora et lava würde (Bild: PublicDomainPictures, pixabay). Dass eine Hand die andere wäscht, ist laut Korfmacher eine Binsenweisheit. Dass sich aber Geld in der Abgschiedenheit eines scheinbar ehrwürdigen Klosters wundersam vermehrt, verwundert dann doch, oder eben in unserer Rebublik nicht. Das kommentiert Korfmacher mit:

Ora et lava

Kaum hatte der neue Primat von Passau einen modernen Arbeitskreis mit dem forscchen Titel b&p (believe and pray – glaube und bete) ins Leben gerufen, treten ihm seine Mitbrüder aus der Fakultät der Benediktiner mit einem schlimmen Querschläger gegen das Schienbein. In moderner Variante des uralten Wahlspruches „ora et labora“ (bete und arbeite) scheinen sich seine Mitbrüder jetzt in „ora et lava“ (bete und wasche) zu gefallen.

Wie so oft, brachte es ein fataler Zufall an den Tag. Beim Großreinemachen nach dem Tod eines hochverehrten Abtes eines zwar bekannten aber unverdächtigen Klosters tauchten in einem trödelverdächtigen Schreibtisch Sparbücher über 5 Mio. € auf. Und wie immer will keiner davon gewusst haben, zumal darüber natürlich keinerlei Aufzeichnungen bestanden.

Die systemische Unwissenheit hätte sich in Wohlgefallen aufgelöst, gäbe es da nicht einen Anwalt, der Ansprüche auf das zufällig gefundene Geld anmeldete. Da kann die Staatsanwaltschaft sich nicht mehr zurückhalten und ermittelt prompt wegen Geldwäsche…… gegen den Anwalt. Nun ist aber der einzige Zeuge tot und vielleicht schon im Himmel, hatte er doch 33 Jahre lang sein Kloster als beeindruckende Persönlichkeit fromm geleitet.

Nachdem es kaum möglich erscheint, durch „ora et labora“ soviel Geld zu verdienen, sonst wäre das schon längst ein erfolgreiches Geschäftsmodell, ist Geldwäsche wohl das wahrscheinliche Modell der wundersamen Geldvermehrung. Und wieder einmal stellt sich die Frage nach den undurchsichtigen Steuerprivilegien, die solche Geldgeschäfte in der Catholica überhaupt erst möglich machen. Der fordernde Anwalt spricht von einem Steuersparmodell mit dem pikanten Namen „Weinberg“, in dem bundesweit Geld eingesammelt worden sei, um sich dann mit dem Segen eines erfinderischen Abtes vor den Zugriff der Steuer zu sublimieren.

Nun ist aber „Ruhe in Frieden“ nicht unbedingt das Ziel von Geldanlagen, zumal der „shareholder value“ zur Triebfeder unseres modernen Kapitalismus geworden ist. Die Gier nach mehr kann sicherlich durch Weihwasser nicht gekühlt werden, wie schon beim vorerst letzten grossen Skandal an der Lahn widerlich vorgeführt. Also, was will uns die Spitze dieses Eisbergs wirklich sagen?

Wenn unser Staat nicht endlich dafür sorgt, dass alle vor dem Gesetz gleich zu behandeln sind, und gleichzeitig Kirchen Privilegien bei Recht (Arbeitsrecht) und Steuern eingeräumt werden, die jedem guten Menschenverstand widersprechen, werden die Kirchen Geschäfte mit heiligem Schein betreiben, für die jeder Normalbürger bestraft würde. Dabei verliert nicht nur der Staat sein Gesicht und seine Glaubwürdigkeit gegenüber all seinen Bürgern. Auch die Kirchen, und allen voran die Catholica, liefern ein jammervolles Zerrbild von Redlichkeit und Vorbild im Namen ihrer über alles hochgehaltenen Dreifaltigkeit. Vom 7. Gebot ganz zu schweigen.

An was soll da der Mensch noch glauben, wenn die Primaten der Catholica mit satten Gehältern vom Staat ausgehalten werden und gleichzeitig den Staat nach Strich und Faden verdummscheissern. Da hilft nicht glauben und beten, sondern nur klares Recht und Regeln mit gleichen Chancen und Strafen für alle.

Weitere Artikel von Georg Korfmacher

Ist Religion eher gefährlich als nützlich?

Aktuell scheinen die Briten ketzerische Gedanken zu hegen. Der Telegraph vom 4.11. berichtet über eine Studie, die das Marktforschungsinstitut Survation im Oktober für dieHuffington Post durchgeführt hat. Half of Britons think religion does more harm than good – die Hälfte der Briten denkt, Religion stiftet mehr Schaden als Nutzen (Bild: geralt, pixabay).

Diese Frage steht in einer gewissen Tradition, sie wurde nämlich schon einmal gestellt, und zwar von irReligion.org am 16.9.11: Half of Canadians think religion more harmful than good, poll finds – die Hälfte der Kanadier hält Religion für eher schädlich als gut. Diese Studie wurde anlässlich der globalen TV-Show namens Context von der Agentur Ipsos Reid durchgeführt.

In den USA gibt es die gleiche Frage bei einem Blog namens DEBATE.ORG:Is religion more harmful to a society than it is beneficial? (ohne direkte Angaben, aber es scheint dass die Betreiber in San Francisco sitzen und die Frage 2013 gestellt haben). Antwort: Yes 74%, No 26%.

Die letzten Zahlen lassen sich schwerlich mit den ersten vergleichen, die den Anspruch des Repräsentativen haben, und das kann man bei den Antworten in einem Blog nicht unterstellen. Immerhin befasst man sich dort mit der Frage und erhebt Zahlen. Das steht im Kontrast zur Situation in Deutschland, wo viele Leute mit unbelegten Zahlen operieren und vieles daraus ablesen. Merkwürdig, wie wenig Deutsches die Recherche zum Thema Glaube schädlich oder nützlich ergibt.

Die britischen Zahlen der Religionszugehörigkeit (56% erklären sich als Christen, 2,5% Muslime, 1% Juden und der Rest anders- oder nichtgläubig) passen ganz gut zu den deutschen Zahlen. Ob man daraus ableiten darf, dass auch die anderen Ergebnisse der Studie für Deutschland gelten, ist fraglich. Trotzdem sollen sie hier kurz aufgeführt werden, in der Version von Addicting Info (süchtigmachende Info) vom 8.11.: Poll: Brits View Atheists As More Moral Than Believers, Religion More Harmful Than Good.

Dieser Artikel bezieht die Zahlen auf die USA und hält sie für shocking fürs Land der unbegrenzten Möglichkeiten. 12,5% der Briten halten Atheisten für moralischer, und nur 6% glauben das Gegenteil. Weniger als 25% halten Religion für eine Kraft des Guten, mehr als 50% halten sie für schädlich. Das gilt sogar für 20% der Briten, die sich selbst als gläubig bezeichnen.

Die Studie erforscht keine Gründe, sie stellt nur den Verfall des Glaubens fest. Dasselbe Phänomen gilt laut Artikel auch für die USA, als spekulative Gründe werden genannt: Sex-Skandale, Finanzskandale, Islamterrorismus, übermäßiges Einfordern der sogenannten christlichen Rechte, wegdriften von den Werten der Liberalität, Toleranz und Menschenrechte.

Religion ist demnach eine "vergiftete Marke" geworden, ein Produkt, das keiner mehr kaufen mag. Nicht so sehr weil die Religion als solche abgelehnt würde, die Spiritualität, der Glaube als Göttliche, sondern in ihrer konkreten althergebrachten Ausprägung als Marktprodukt. Das sei der common sense in Großbritannien, dass Religion und Moral kaum etwas miteinender zu tun hätten. Soziales Verhalten sei nicht an Religiosität geknüpft, schließlich gebe es auch Tiere, die soziales Verhalten zeigen ohne zu beten.

Und religiöse Überzeugungen enthalten das Potential zur Gefahr. Sie können Intoleranz verursachen und das Schädigen anderer im Namen eines Gottes. Mehr dazu in einem YOU-TUBE-Video, das schon seit 30.11.13 drinsteht: Sam Harris – Morality and the Christian God – Atheism-is-Unstoppable. Der amerikanische Philosoph und Neurospezialist erklärt darin, warum Moral nicht auf dem christlichen Glauben basieren kann. Als Dreingabe noch die Diskussion zur FrageIs religion more harmful than politics? mit der von uns hervorgehobenen Antwort Many similarities …lots of lies involved to get attention. (Viele Gemeinsamkeiten … ne Menge Lügen dabei, um Aufmerksamkeit zu gewinnen – vor 2 Jahren reingestellt).

Zur Ehrenrettung der deutschen Szene sei noch ein Beitrag von ZEIT ONLINE genannt, Glaube – Gott ist gefährlich. In diesem Essay von 2007 geht es nicht um zahlenmäßige Erfassung, sondern um das Abchecken unserer Frage, Ist Religion eher gefährlich oder nützlich? Der Autor Ulrich Beck meint dazu, die Religion mag noch so human scheinen, sie birgt aber stets einen totalitären Kern.

Das macht er an den Thesen fest, die Religion setze ein Merkmal absolut – das Glauben, und schon die Frage: »Was ist Religion?« weise eine "eurozentristische Schlagseite" auf, weil sie auf ein Entweder/oder hinauslaufe und kein Sowohl/als auch erlaube. Zudem stehen die Religionen für denclash of universalisms, die allgegenwärtigen Zusammenstöße der Offenbarungswahrheiten inclusive der Tendenzen zur wechselseitigen Verteufelung von Fremdgläubigen; und die nationale Vereinnahmung eines Gottes führe zur Naturalisierung von Intoleranz und Gewalt. Es stelle sich die Frage nach einer zivilisierten Koexistenz der feindseligen Weltreligionen mit erneuter Dringlichkeit. Wie wird ein Typus von interreligiöser Toleranz möglich, wo Nächstenliebe nicht Todfeindschaft bedeutet?

Die Nächstenliebe ist nicht besonders stark ausgeprägt, aber dafür muss man nicht nach Syrien oder Irak schauen. Interessanter wäre eine Bestandaufnahme im deutschen Sprachraum, ob die Zahlen hier auch so liegen. Das wäre hilfreich gegen die Verteufelung des Atheismus'.

Ein paar verstörende Glaubensimplikationen? Klarsicht tut der Religion viel Ehre an, indem er religiöse Argumente hernimmt, um sie mit Logik verfremdet gegen andere religiöse Argumente anzuschieben. Logik ist der IQ-Bremse Religion aber wesensfremd und wird höchstens im Allmachtsparadox und anderen selbstaufgeworfenen Paradoxa strapaziert. Die Erbsünde kann man als Humanist ohne weitere Bedenken und Diskussionen vergessen, war das nicht ein Erbsen-Produkt wie die Erbswurst (Bild: PublicDomainPictures, pixabay)? Aber bitte, wenn Klarsicht spaßeshalber die religiösen Argumente herleiten möchte:

Ein paar verstörende Glaubensimplikationen ?

Ich hatte spaßeshalber versucht, mich in einem Teil der realitätsfernen „Glaubens- und Fantasiewelt“ der Mitglieder der „Klerikerzunft“ der beiden „Glaubenskonzerne“ und deren devoten „Glaubensgefolgschaften“ gedanklich zu bewegen und das „irrationale Spiel“ von ihnen für die Dauer der Abfassung dieses „Elaborates“ (?) mitzuspielen. Dabei ging es mir auch darum, ein paar der Denkprobleme, von denen viele kritisch denkende Menschen wissen, dass sie natürlicherweise in der „Glaubens- und Fantasiewelt“ enthalten sein müssen, aufzuspüren und mich mit ihnen kritisch zu befassen.

Schon in den ersten Textpassagen der Bibel trifft der kritische Leser ständig auf durch nichts belegte Behauptungen ihres unbekannten Autors (oder waren es mehrere ?), die, wie insbesondere von den Mitgliedern der „Klerikerzunft“ gefordert wird, geglaubt werden und beim Lebensvollzug der Menschen eine möglichst große Relevanz haben sollten, obwohl sich in ihnen viele intellektuelle Zumutungen befinden. Zu dieser Ansammlung von Glaubensprämissen mit Märchencharakter gehört u. a. die Behauptung, dass am Anfang der biblischen Menschheitsgeschichte das Menschenpaar Adam und Eva existierte. Es soll das „Produkt“ derjenigen „Macht“ gewesen sein, von der behauptet wird, dass Sie schon vorher das Universum mit seinem gesamten Inhalt einschließlich der Erde „aus dem Nichts erschaffen“ (1a) hatte.

Gleichzeitig mit Adam und Eva soll diese „Macht“ ein „besonderes Produkt“ hergestellt haben, welches zu benutzen Sie dem Menschenpaar angeblich verbot, wobei Sie das Verbot mit der brutalen Drohung verknüpft haben soll, dass beide zur Strafe sterben müssten, sollten sie das Verbot missachten. Da dass Menschenpaar zum Zeitpunkt des Verbotes und der Strafandrohung geistig noch völlig verblödet bzw. unwissend gewesen sein muss, konnte es sich sicher nichts darunter vorstellen, sterben zu müssen. Und sicher war ihm auch nicht bekannt, was das Verbot und die Strafandrohung semantisch zu bedeuten hatten. Somit konnte die Strafandrohung nicht den Zweck erfüllen, den sie offensichtlich haben sollte, nämlich das Menschenpaar davor abzuschrecken, das „besondere Produkt“ für sich zu verwenden. Die „Macht“ war offensichtlich auch gar nicht gewillt und daran interessiert, dem Menschenpaar irgendwelches Wissen zu vermitteln.

Die „Macht“, die angeblich in eisgrauer Vorzeit auf bestimmte Art und Weise tätig gewesen sein soll, hat zumindest damals die miese Seite Ihres Charakters wirksam werden lassen, als Sie das „besondere Produkt“ erschuf und absichtlich in das Blickfeld des von Ihr erschaffenen Menschenpaares rückte. Denn dieses „Produkt“ diente der „Macht“ ausschließlich dazu, dem noch im geistig blöden Zustand befindlichen Menschenpaar eine Falle zu stellen, in die es tappen sollte. Ein anderer Zweck ist nicht ersichtlich.

Vordergründig vermittelte die „Macht“ den Eindruck, als ob Sie gutmütig und wegen der von Ihr angenommenen abschreckenden Wirkung der Strafandrohung darauf vertraute, dass das Menschenpaar die Willensfreiheit, mit der es angeblich von der „Macht“ ausgestattet worden war, nicht dazu nutzen wird, das ihm erteilte Verbot zu übertreten. Da die „Macht“ aber angeblich zumindest damals allmächtig war, wusste Sie natürlich, dass das Menschenpaar das „besondere Produkt“ nicht unangetastet lassen würde. Angeblich ließ es dann das „Produkt“ auch „tatsächlich“ nicht unangetastet.

Der Sinn der miesen Verhaltensweise der „Macht“ kann nur der gewesen sein, dass Sie sich durch die von Ihr vorausgesehene Übertretung des Verbotes durch das Menschenpaar eine formale Rechtfertigung dafür schaffen wollte, Ihre Strafandrohung wahrmachen zu können. Auf eine ähnlich hinterhältige Art und Weise handelte der „Bibeldämon“ später auch in einem anderen Kontext, nämlich als Er den ägyptischen Pharao angeblich absichtlich siebzehn Mal manipuliert und widerspenstig gemacht haben soll, damit er die Israeliten nicht aus seinem Land ziehen ließ, wodurch Er die formale Rechtfertigung erhielt, den Pharao und sein Volk mit einem breiten Spektrum einfallsreicher Strafen überziehen zu können, die euphemistisch als die 10 Plagen bezeichnet werden und mit dieser Bezeichnung in das Menschheitsgedächtnis eingegangen sind.

An dieser Stelle möchte ich eine Vermutung, die man haben könnte, ins Spiel bringen, die, wenn sie denn stimmen sollte, Adam und Eva von ihrer „Sünde“, die sie angeblich begangen haben sollen, und dann auch alle Menschen von der „Erbsünde“, in der sie angeblich alle geboren werden (1b), entlasten würde.

Die Vermutung besteht darin, dass in der Märchengeschichte um Adam und Eva die sogenannten „gefallenen Engel“ (1c) eine größere Rolle gespielt haben könnten, als sie ihnen von der katholischen Amtskirche in ihrem Katechismus zugestanden wird (1d). Ich komme später darauf zurück.

Unter Nr. 74 (391-395) wird im Katechismus gefragt: „Was ist der Fall der Engel ?“ Die Antwort lautet: „Mit dieser Bezeichnung wird ausgedrückt, dass Satan und die anderen Dämonen, von denen die Heilige Schrift und die Überlieferung der Kirche sprechen, von Gott erschaffene gute Engel waren, die aber böse wurden, weil sie in freier und unwiderruflicher Wahl Gott und sein Reich zurückgewiesen und damit die Hölle verursacht haben. Sie suchen den Menschen in ihren Aufstand gegen Gott hineinzuziehen.“ Als Atheist ist man immer erneut darüber verblüfft, mit welcher Unverfrorenheit nicht bewiesene und nicht beweisbare Behauptungen von Klerikern aufgestellt und verbreitet werden dürfen, ohne dass sie befürchten müssen, deswegen kritisiert zu werden. Das sähe aber ganz anders aus, wenn sich Wissenschaftler ähnlich unverfroren verhalten würden.

Die von der „Macht“ angeblich geschaffenen Engel „sind rein geistige, körperlose, unsichtbare und unsterbliche Geschöpfe, sie sind mit Verstand und Willen begabte personale Wesen“ (1e)), wie auch hier wieder im Katechismus mit typischer „Klerikermanier“ unverfroren behauptet wird. Diese Fantasiewesen konnten/können mit ihrem Verstand und Willen aber nur die Möglichkeiten verwirklichen, die die „Macht“ ihnen zur Auswahl zur Verfügung gestellt hat(te). Wenn also gute Engel böse werden konnten, dann muss diese böse Charaktereigenschaft von der „Macht“ stammen, denn sie allein soll ja alles erschaffen haben. Verstand und Wille der Engel wären sicher nicht weniger frei gewesen, wenn keine böse Charaktereigenschaft zur Auswahl zur Verfügung gestanden hätte, zumal diese Eigenschaft dann ja auch nicht bekannt gewesen wäre.

Scheinbar ist es der katholischen Amtskirche nicht bekannt, wie viele gute Engel erschaffen wurden und wie viele von ihnen sich die böse Charaktereigenschaft zugelegt hatten und dann wohl in ihrer Gesamtheit den „Satan“ und die „anderen Dämonen“ verkörpern.

Schon vor Erschaffung der guten Engel wird/muss die angeblich „allmächtige Macht“ gewusst haben, dass eine Ihr bekannte Anzahl der guten Engel Ihr gegenüber illoyal werden und zur bösen Charaktereigenschaft hinüber wechseln würde. Diese Engel hätte Sie daher sicher nicht erschaffen, wenn Sie nicht damit einverstanden gewesen wäre, dass sie böse werden würden. Wenn also böse Engel (Satan und andere Dämonen) „existieren“ sollten und „tatsächlich“ ihr Unwesen in der Welt und in den Biographien der Menschen trieben/treiben, dann ist es ein „Sachverhalt“, der von der „Macht“ gebilligt wird. Gläubige müssen sich dann mit der „Tatsache“ anfreunden, dass ihr „Held“ zusammen mit der „dunklen Macht“ gemeinsame Sache gegen sie macht.

Zurück zur oben angesprochenen Vermutung. Die katholische Amtskirche behauptet in ihrem Katechismus: „Sie suchen den Menschen in ihren Aufstand gegen Gott hineinzuziehen.“ (1c). „Vom Teufel versucht, ließ der Mensch in seinem Herzen das Vertrauen zu seinem Schöpfer sterben. Im Ungehorsam gegen ihn wollte er ,wie Gott' sein (Gen 3, 5), aber ohne Gott und nicht Gott gemäß. Damit verloren Adam und Eva sogleich für sich und für alle ihre Nachkommen die ursprüngliche Gnade der Heiligkeit und Gerechtigkeit (1d).

Die katholische Amtskirche versucht mit diesen Texten zu suggerieren, dass es Adam und Eva und alle Menschen nach ihnen jeweils bemerken mussten/müssen, dass und wann sie von den bösen Engeln dazu gebracht werden soll(t)en, „sündig“ zu denken und sich ebenso zu verhalten, und dass ihr freier Wille es ihnen aber immer gestattet hätte und gestattet, dem zu widerstehen, was die „dunkle Macht“ von ihnen wollte/will. Hier übersieht die katholische Amtskirche evtl. unbewusst oder eher bewusst die „Tatsache“, dass die bösen Engel mit denselben übernatürlichen Fähigkeiten ausgestattet sein müssten, wie es die guten Engel angeblich sind, wobei zwischen ihnen nur der eine Unterschied gegeben ist, dass die bösen Engel eben böse und die guten Engel gut sind. Beide „Engeltypen“ sind durch ihre übernatürlichen Fähigkeiten aber in der Lage, unbemerkt auf das Denken und Verhalten der Menschen (böse oder gut) einzuwirken, deren freien Willen also nach Belieben einzuschränken oder vollständig zu beseitigen und dafür zu sorgen, dass der Mensch ohne es zu bemerken nur das denkt und macht, was die guten Engel im Auftrag ihres Herrn gutes wollen oder die bösen und autonomen Engel böses wollen.

Wer also daran glaubt, dass es Adam und Eva gegeben hat und dass auch schon damals die beiden „Engeltypen“ existierten, der sollte auch intellektuell so redlich sein und zusätzlich glauben, dass die bösen Engel das damalige Menschenpaar, ohne dass es das bemerken konnte, dazu gezwungen hat, dass ihnen erteile Verbot, was sie ohnehin semantisch nicht verstanden haben konnten, zu übertreten. Es hat gewissermaßen in einem Zustand der Unzurechnungsfähigkeit gehandelt. Somit waren Adam und Eva völlig unschuldig ! Sie waren der „Macht“ gegenüber nicht willentlich ungehorsam geworden ! Der „dunklen Macht“ waren sie chancen- und hilflos ausgeliefert ! Und damit entfällt auch eine „Erbsünde“, in der alle Menschen angeblich geboren werden !

Die katholische Amtskirche behauptet: „Jeder einzelne Sünder, das heißt jeder Mensch, ist Urheber und Vollstrecker der Leiden des Erlösers“ (1f). Und: „Er gibt sein Leben hin ,als Lösegeld für viele' (Mk 10, 45), und so versöhnt er die ganze Menschheit mit Gott“ (1g). Das bedeutet dann aber auch, dass der Ratschlag von Jesus an seinen Vater – also der Ratschlag des Vaters in Gestalt des Sohnes an sich selbst – für alle Menschen, für die ganze Menschheit einschließlich Adam und Eva gilt: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ (Lukas, K. 23, V. 34). Der Ratschlag gilt also nicht nur zeit- und situationsbegrenzt. Jesus' Ratschlag gilt ihnen, den Menschen. Und sein Befund bezieht sich auf sie, ebenfalls wieder die Menschen. Wenn nach der doch wohl verlässlichen Diagnose von Jesus die Menschen nicht wissen, was sie tun, dann müssen sie krank sein. Vielleicht werden sie ja kontinuierlich von den bösen Engeln krank gemacht und krank gehalten. Sie wissen es nur nicht, oder wollen es nicht wissen. Da somit auch Adam und Eva krank gewesen sein müssen, liegt ein weiterer Grund dafür vor, dass sie unschuldig waren.

Wer krank ist bedarf des Zuspruches, einer Heilpflege und sonstiger Hilfe aber keiner Strafe.

Die „Erbsünde“ kann man also vergessen !

Verweise: (1)Katechismus der katholischen Kirche: http://www.vatican.va/archive/compendium_ccc/documents/archive_2005_compen dium-ccc_ge.html a) 50. Was bedeutet es, dass Gott allmächtig ist ? 268-278. b) 76. Was ist die Erbsünde ? 404, 419. c) 74. Was ist der Fall der Engel ? 391-395. d) 75. Worin besteht die erste Sünde des Menschen ? 396-403. e) 60. Wer sind die Engel ? 328-333. f) 117. Wer ist für den Tod Jesu verantwortlich ? 595-598. g) 119. In welcher Weise hat Christus sich selbst dem Vater dargebracht ? 606-609.

Autor: Klarsicht.

Weiterleitung zum Irrsinn

Die site atheisten.info.at ist bekannt für ihre Ausflüge in die Metawelten. Zwischendurch gibt's auch mal einen Abstecher direkt in den Irrsinn, worin kein Urteil enthalten sein soll, ob er inner- oder außerhalb der Metawelten zu verorten ist (das irre Raucherbild ist von 15299, pixabay).

Heute sind sogar zweieinhalb Abstecher zu melden, zwei davon bei atheisten.info.at, wo Egbert Scheunemann zwei schöne Irrsinns-Akkumulierungen anbietet, und ein halber bei einer ungeschickten gbs-Persiflage.

Hier kommen die Links dazu:

CHRONIK DES (NICHT NUR) NEOLIBERALEN IRRSINNS und seiner ökonomisch, politisch, sozial und ökologisch verheerenden Folgen zusammengestellt und kommentiert von Egbert Scheunemann, Teil X² CHRONIK DES RELIGIÖSEN IRRSINNS zusammengestellt und aus Gründen des Selbstschutzes nicht kommentiert (was Kommentar genug ist) von Egbert Scheunemann dazu die Vertiefung des Themas Rauchen in der Version gbs, wo sie sich selber quasi als Religionsmarke darstellt, vor der der Bundesqualmminister uns warnen muss

Islamgesetz zwischen Taktieren, Wirbel und Revolte

In Österreich sorgt der Entwurf zu einem neuen Islam-Gesetz für Debatten. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb am 6.10. dazu, Österreich – Es gilt das Gesetz, nicht die Scharia: Muslime in Österreich haben viele Rechte, aber auch Pflichten. Welche das sind, soll ein neues Islamgesetz regeln. Die FAZ meint, der Entwurf dürfte auch in Deutschland aufmerksame Leser finden, und da dürfte sie recht haben (Bild: geralt, pixabay).

Der neue Entwurf wird von den konservativen und fundamentalistischen Islamvertretern als Angriff auf den muslimischen Glauben gewertet, es mache die Muslime zu Bürgern zweiter Klasse. Die Gegenseite fragt,Wozu brauchen einzelne Religionsgesellschaften überhaupt eigene Gesetze? (Der Entwurf zum Islamgesetz,18.9. bei Nico Alm). Demnach entält der Entwurf eine enerelleg Skepsis gegenüber dem Islam, und trotzdem will er dieBeschneidung legalisieren, wobei anscheinend noch nicht mal zwischen Jungen und Mädchen differenziert wird. Eine krause Gemengelage.

Wir entlehnen die Links zum Text des Entwurfes und die Erläuterungen dazu bei atheisten-info.at. Wer das alte Islamgesetz nachlesen möchte findet es bei Misawa.de.

Amer Albayati schreibt pro Gesetz, wenn auch mit Einschränkungen. Bei wissenbloggt kann die Vorstellung allerdings nicht unterstützt werden, dass Religionslehrer an öffentlichen wissenschaftlichen Hochschulen ein Theologiestudium absolvieren dürfen, genausowenig wie die Vorstellung, dass Beschneidung legal sein darf. Auch dass einzelne Religionsgesellschaften eigene Gesetze bräuchten, widerstrebt den humanistischen Vorstellungen, die hier vertreten werden.

Islamgesetz zwischen Taktieren, Wirbel und Revolte

Kommentar von Islam- und Terrorexperte Amer Albayati

Die Politiker versuchen, berechnend nicht die ganze Wahrheit zu sagen; das verursacht Spekulationen und Wirbel im Rahmen der Diskussionen rund um das Islamgesetz. Vielleicht haben sie keine Ahnung von Islam und Muslimen, oder sind falsch beraten. Egal, wissend oder unwissend: sie müssen dringend beruhigen, was sie angerichtet haben, was sie seit Jahren zusammen mit der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich- IGGiÖ ausgeheckt haben.

Warum die IGGiÖ im Nachhinein dagegen ist? Ist der Einfluss aus der Türkei und Saudi-Arabien in Österreich wichtiger? Könnten sie dort in Freiheit und Sicherheit leben? Das ist wiederum ein Defizit, weil ihre Integration in Österreich völlig versagt hat.

Wem nützt am Ende, dass eine kleine Minderheit unter den Muslimen mit ihrer Ablehnung hetzt und revoltiert. Sie versuchten eine negative Kampagne im Inland und Ausland; behaupteten sogar mit scharfen Worten, das Gesetz sei rassistisch, diskriminierend, ungerecht, würde Muslime als zweitklassig behandeln. Das entspricht nicht der Realität und schadet Österreichs Image und dem Ruf der Muslime.

Demgegenüber begrüßt die Initiative Liberaler Österreich- ILMÖ den Entwurf des neuen Islamgesetzes, die Islamisch-Alevitische Glaubensgemeinschaft in Österreich sowie die Islamisch-Schiitische Glaubensgemeinschaft in Österreich gaben ihre Zustimmung.

Das Islamgesetz ist ein österreichisches Gesetz, das unter Einbindung aller Muslime und deren Vertretungen (also auch der IGGiÖ) durch die Regierung erarbeitet wurde und demokratisch im Nationalrat beschlossen werden wird. Die darin klar beschriebenen Rechte und Pflichten müssen grundsätzlich, wie alle anderen Gesetze auch, durch alle Muslime beachtet werden.

Gerade für die Muslime in Österreich bedeutet das Gesetz Rechtssicherheit, Klarheit und bietet Voraussetzungen, wie sie in keinem anderen europäischen Land oder den Herkunftsländern von Muslimen zu finden sind.

Diese inszenierte Propaganda und Kampagne gegen ein demokratisch zustande gekommenes Gesetz gefährdet die Sicherheit und den sozialen Frieden für alle. Die Muslime müssen endlich begreifen dass sie in Österreich und Europa leben und sollen nicht die Probleme von ihre Herkunftsländer nach Österreich mit schleppen weil dort geteilte Fronten sind z.B. Pro oder Kontra Erdogan, Sissi oder Assad usw. Sie sind hier gleichberechtigt mit alle Rechte und Pflichten auch für die Frauen was sie in ihre Herkunftsländer mit Sicherheit vermissen.

Trotzdem Kritikpunkte:

Wir halten es für gefährlich, den Muslimen in Österreich das Recht einer anerkannten Religionsgesellschaft zu entziehen und stattdessen nur mehr Religionsgemeinschaften vorzusehen. Nicht jeder Muslim will seine Religion in einer geregelten Gemeinschaft ausüben. Der Islam ist eine persönliche Religion und sollte es bleiben. Es ist nicht in Ordnung, die IGGiÖ durch ein Gesetz von allen Voraussetzungen für die Anerkennung als Religionsgesellschaft zu befreien. Die IGGiÖ hat diese Nachweise nie erbracht und kann sie auch jetzt nicht erbringen weil bis heute kaum zahlende Mitglieder hat und daher in Wirklichkeit existiert rechtlich nicht.

Wie verstehen auch nicht, weshalb die Anerkennung der Islamisch-Alevitischen Glaubensgemeinschaft aufgehoben und die Anerkennung einer Sunnitischen und einer Schiitischen Gemeinschaft nicht vorgesehen wird. Diese einseitige Behandlung ist ein Nachteil für alle Muslime in Österreich.

Die Bestattung von Muslimen auf Friedhöfen nur nach Genehmigung zuzulassen lehnen wir auf jeden Fall ab. Jeder Mensch hat das Recht auf Bestattung, niemand darf dafür eine Erlaubnis geben.

Schließlich fordern wir dringend eine Regelung, wonach alle Religionslehrer eine pädagogische Hochschul-Ausbildung haben müssen. Eine solche Regelung ist in dem umfassenden Gesetzentwurf vergessen worden.

Amer Albayati, Integrierter Österreichischer Staatsbürger, geboren 1942 in Bagdad, ist Journalist und Islam- sowie Terrorexperte. Er ist Mitbegründer und Präsident der Initiative Liberaler Muslime Österreich (ILMÖ).

Auch bei atheisten-info.at, siehe auchZum Gesetzesentwurf für das österreichische Islamgesetz

Jena: Darwin als Inspirationsquelle für Informatiker In der "Lichtstadt" Jena (Thüringen / Metropolregion Mitteldeutschland) findet eininterdisziplinäres Symposium zur Evolution statt (18.-20.11.). Die Veranstalter heben hervor, dass kein Tagungsbeitrag anfällt, und dass die Veranstaltung sich auch an ein fachfremdes Publikum richtet. Als Schirmherr fungiert der Jenaer Oberbürgermeister Albrecht Schröter.

Hintergrund: Im Mai 2014 durften an der Universität Jena Kreationisten Vorträge halten. Auch für deren sog. "Hochschultage" hatte der Oberbürgermeister die Schirmherrschaft übernommen. Die Hochschulgruppe der Giordano-Bruno- Stiftung wandte sich in einem öffentlichen Brief hiergegen. Aus diesem Anlass heraus beteiligt sich die gbs-Hochschulgruppe an der Organisation dieses Symposiums um ein "Gegengewicht" zu den Kreationisten zu schaffen.

Die dreitägige Veranstaltung widmet sich auch philosophischen Aspekten – aus dem Programm:

Der moralische Status „Künstlichen Lebens“ Zur Spielstruktur des Seins. Grundlegende Prinzipien und Strategien der Evolution philosophisch betrachtet Der wissenschaftstheoretische Status der Konstruktion als wissenschaftliche Annäherung an das Leben Schwarm-Intelligenz „… dass an die niedrigsten Instinkte appelliert wird“ – Populärkultur und Evolution

Pressemitteilung zu der Veranstaltung:

Interdisziplinäres Symposium zu Evolutionstechniken vom 18.-20. November an der Uni Jena

Darwin als Inspirationsquelle für Informatiker

Jena (11/14) Mutation, Zufall, Auslese: Solche Begriffe sind vor allem aus der Evolutionsbiologie bekannt. Zunehmend lassen sich jedoch auch Informatiker und Ingenieure bei der Entwicklung von Algorithmen von der Natur inspirieren. Eine wichtige Grundlage hierfür legte im Herbst 1964 der damalige Student Ingo Rechenberg: Bei einem Experiment im Windkanal bestimmten er und sein Kommilitone Hans-Paul Schwefel mithilfe des Evolutionsprinzips die ideale Form von Flügeltragflächen mit geringstem Widerstand. „Hätten sie die verschiedenen Einstellungen des Flugzeugflügels systematisch getestet, hätte es Jahre gedauert. Doch durch das Spiel von Zufall und Auslese benötigten sie nur wenige Stunden“, erklärt Wissenschaftshistoriker PD Dr. Rudolf Seising vom Ernst-Haeckel-Haus der Universität Jena. Am 18. November 1964 berichtete schließlich auch der SPIEGEL in dem Artikel „Zickzack nach Darwin“ darüber.

Genau 50 Jahre später erinnert ein interdisziplinäres Symposium an der Uni- versität Jena an das Windkanal-Experiment und beleuchtet Evolution, Technik und Informatik in Geschichte, Gegenwart und Zukunft. Die Tagung „Ein halbes Jahrhundert Zickzack mit Darwin. Evolution – Evolutionäre Algorithmen – Artifical Life“ vom 18. bis 20. November richtet sich an Fachwissenschaftler und Studierende aus den Bereichen Biologie, Informatik, Technik und Philosophie sowie an die interessierte Öffentlichkeit.

Veranstalter des Symposiums sind das Institut für Informatik und das Institut für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik – Ernst-Haeckel-Haus der Universität Jena. Wissenschaftler vor allem deutscher Hochschulen sowie aus Sheffield und Brüssel berichten über Evolutionstheorien in der Biologie, An- wendungen des Evolutionsprinzips in der Informatik und über aktuelle Entwick- lungen im Bereich „Artificial Life“. Darüber hinaus beschäftigt sich das Sympo- sium mit philosophischen und ethischen Fragen, beispielsweise zum moralischen Status künstlichen Lebens und zum Thema Schwarmintelligenz.

Auch Ingo Rechenberg und Hans-Paul Schwefel – inzwischen emeritierte Professoren in Berlin und Dortmund – sind zu Gast: Rechenbergs Vortrag über die „Sternstunden der Theorie der Evolutionstheorie“ beginnt am 18. November um 17 Uhr, anschließend findet eine Podiumsdiskussion mit ihm und Hans-Paul Schwefel statt. „Die beiden gelten als Pioniere der Evolutionstechnik und es ist eine absolute Besonderheit, sie gemeinsam bei einer Tagung zu erleben“, betont Rudolf Seising.

Der Wissenschaftshistoriker hat das Symposium initiiert und gemeinsam mit seinem Kollegen aus dem Ernst-Haeckel-Haus, Dr. Thomas Bach, und dem Lehr- stuhlinhaber für Theoretische Informatik, Prof. Dr. Tobias Friedrich, organisiert. „Unser Ziel ist es, die einzelnen Fachwissenschaften auch einmal historisch zu betrachten und so die Forscher der verschiedenen Disziplinen zu- sammenzubringen“, erläutert Bach, der kommissarischer Leiter des Ernst- Haeckel-Hauses ist. Tobias Friedrich ergänzt: „Sich mit der Geschichte des eigenen Forschungsgebietes zu beschäftigen, ist nicht nur unglaublich spannend, sondern es erweitert auch den eigenen Horizont.“

Das Symposium beginnt am 18. November um 15 Uhr und ist gleichzeitig als Workshop im Rahmen des EU-Projektes „SAGE (Speed of Adaption in Population Genetics and Evolutionary Computation)“ konzipiert, an dem Tobias Friedrich beteiligt ist. Ein internationales Forscherteam untersucht darin, wie sich der Erfolg der Evolution auf die Informatik übertragen lässt.

Die Vorträge und die Podiumsdiskussion am 18. November finden im Großen Tagungsraum im JenTower (29. OG, Leutragraben 1) statt, die Veranstaltungen an den beiden anderen Tagen im Großen Saal im Haus auf der Mauer (Johannisplatz 26). Der Eintritt ist frei.

Mehr Informationen sind zu finden unter: http://evolutionsstrategien.tumblr.com

Kontakt: Prof. Dr. Tobias Friedrich, E-Mail: [email protected]

Zusätzliche Infos auf dem Flyer

Carsten Frerk: Die Kirchen schaffen Werte – Beiseite

Veranstaltung am 13.11.14 in Düsseldorf, Zakk.

Bericht unserer Sympathie-Botschafterin Janine Passauer, Beirätin der Partei der Humanisten:

Der Düsseldorfer Aufklärungsdienst und die Rosa Luxemburg Stiftung haben am Donnerstagabend zu einer Lesung und Diskussion mit Carsten Frerk ins Zakk geladen. Nicht ganz so viele Gäste wie am Vortag bei Mina Ahadi folgten dieser Einladung und wurden Zeuge einer perfekt durchorganisierten Veranstaltung. Carsten Frerk schilderte auf seine bekannte, humoristische Art die finanzielle Situation der Kirchen in Deutschland. Mit anschaulichen Folien stellte er die Dreistigkeit ua der Katholiken des Erzbistums Köln dar, wie sie die Massen täuschen und wo sich die Milliarden und aber Milliarden Euros aus Steuergeldern wieder finden. Die von ihm angeführten Zahlen führten bei den Anwesenden zu einer Mischung aus Empörung und Belustigung. Auch war einigen der Interessierten anscheinend nicht bewusst mit welchen Mitteln in Deutschland frühkindliche Indoktrination betrieben wird. Eine Veranstaltung die mE nicht von Menschen besucht werden sollte die bereits an Hypertonie leiden, die kalten Fakten sind nur schwer zu begreifen und verursachten bei mir eine regelrechte Wut auf die aktuelle Gesetzeslage.

Bei der anschließenden Fragerunde entstand eine interessante Diskussion in der Carsten Frerk Hoffnung äußerte, dass die Kirche „implodiere“ und auch wenn Religionen vermutlich nicht in naher Zukunft aussterben werden, ist die Prognose positiv. Der Abend endete natürlich nicht mit der Veranstaltung sondern wurde in einer nahe gelegenen Kneipe in gemütlicher Runde fortgesetzt. Schluss mit Glauben

RIP ist ein englisches Kürzel, das nichts mitJack the ripper (berühmter Londoner Serienmörder) zu tun hat. Vielmehr steht es für rest in peace, ruhe in Frieden, und schmückt gern die Grabsteine (Bild: OpenClips, pixabay).

Gewissen Entitäten kann man nur wünschen, dass sie in Frieden ruhen mögen, wobei die Betonung durchaus auf Ruhe geben liegen darf. So jemand ist der vielstrapazierte Jesus, dessen Tod viele Leute nicht wahrhaben wollen – sofern er überhaupt jemals gelebt hat.

Die Religion tradiert Ansichten von gestern für Leute von gestern. Es nimmt es nicht wunder, wenn sie das RIP missachtet und ihre vermoderten Protagonisten dem Grab zu entreißen versucht. Aber nicht alle lassen sich das auf alle Zeit bieten. Es gibt immer mehr Menschen, dievom Glauben zum Wissen konvertieren.

Den Entglaubungsprozess von Neil Carter kann man in dem Artikel Why I Broke Up with Jesus (10.11. bei patheos.com) nachvollziehen. Es liest sich wie das Ende einer Liebesgeschichte voll unbeantworteter Anrufe (Carter spricht von "calls", "letters" und "pictures"). Wir referieren frei in der modernen Sprache, die Carter schreibt:

Vor 5 Jahren machte ich Schluss mit Jesus. Als ich gefragt wurde, warum, da gab es viele Antworten. Die wichtigste war, dass er auf meine Anrufe nicht reagierte. Ich fragte meine Freunde, warum ich nie was von ihm hörte, und da kam jeder mit einer anderen Erklärung an. Keine davon machte mich so recht glücklich:

Die einen sagten, er hörte meine Anrufe, aber er reagierte nicht drauf, weil ich etwas anderes wollte als er. Er antwortet aber nur auf Sachen, denen er zustimmt. Huh. Okay. Andere schätzten, ihm hätte meine Tonlage nicht gefallen. Vielleicht hab ich ihn nicht gefragt, ob ich ihn auf die richtige Art anrufe? Keine Ahnung. Ein Typ sagte, er würde mir nur antworten, solange ich keine Zweifel hätte, dass er antworte. Das hörte sich recht grenzwertig an. Wieder andere sagten, es war so, weil er gerade nicht antworten konnte, irgendwie stimmte das Timing nicht. Fragt sich, wieviel Jahre man warten soll, bevor man annehmen darf, dass die Connection tot ist? Dann sagten welche, er antwortet manchmal nicht, weil er sehen will, wie lange die Leute trotzdem dranbleiben. Hört sich, naja, irgendwie pervers an, wenn ihr mich fragt. Schließlich informierte mich ein Typ, ich sollte überhaupt nie eine Reaktion erwarten. Vielleicht hatte ich ja keinen Anspruch auf Kommunikation mit ihm. Oder er kommunizierte telepathisch durch andere Leute, die nichts davon ahnten, dass sie sein Werk taten. Dazu fehlen mir die Worte.

Ich erklärte ihnen, je mehr ich drüber nachgedacht hatte, desto weniger glaubte ich, dass Jesus jemals meine Anrufe gehört hatte, und was meint ihr, was sie darauf entgegneten? Sie sagten, in Wahrheit hörte er meine Anrufe, aber er achtete darauf, dass man nicht erkennen konnte, dass er es tat. Er antwortete auf dieselbe Art, dass es nämlich genauso wie keine Antwort aussah. Das ist … huh. Okay. Das ist irre. Hört sich richtig plemplem an.

Wo ich schon am Zweifeln war, hörten sich die Erklärungen verdächtig an. Schaut her, er antwortete ja auch nicht auf deren Anrufe. Stattdessen holten sie sich ihre Antworten aus den Briefen, die er ihnen schrieb – nun ja, nicht ganz. Er schrieb ihnen nicht wirklich. Seine Freunde schrieben Briefe über ihn, und sie schrieben an ganz andere Leute. Das erklärt ganz gut, warum die Auslegungen meiner Freunde über seine Funkstille so sehr über Kreuz lagen, finde ich.

Also ging ich hin und schaute meine Tagebücher an, um mich an die besseren Zeiten zu erinnern, die ich mit Jesus hatte. Dabei bemerkte ich etwas Überraschendes. Er tauchte auf den Bildern gar nicht auf. Überhaupt nicht. Erst meinte ich, das war, weil er die Bilder selber aufgenommen hatte. Vielleicht war er auch bloß auf der Seite oder sonstwie außer Sicht, als all die Bilder gemacht wurden? Das ist einfach bizarr.

Je mehr ich über meine Zeit mit Jesus nachdachte, desto mehr löste sich das alles auf. Es wirkte wie ein Traum, an den man sich kaum erinnern kann, wenn man aufwacht. Dabei war es doch alles wahr, oder nicht? Ich war doch wohl nicht ganz bei Trost, so zu denken?

Nachdenklich führte ich mir die ganzen unbeantworteten Anrufe vor Augen, die ganzen ungeschriebenen Antwortbriefe, weder direkt an mich, noch indirekt, und ich vergegenwärtigte mir all die Bilder, auf denen ich nur mich selber sehen konnte – da begann sich das anzufühlen wie eine Beziehung zu jemandem, der gar nicht da war.

Dann dämmerte es mir. Wenn meine Beziehung zu dieser Person so fadenscheinig war, so jenseits der Wahrnehmbarkeit, welchen praktischen Unterschied machte es dann, wenn ich die Sache einfach sausen ließ?

Und das tat ich dann. Ich ließ es sausen. Und wißt ihr was? Ich hab's nicht vermisst, ganz einfach, weil da nichts zu vermissen war. Ich hatte erkannt, dass das Leben ohne ihn exakt dasselbe war wie das Leben mit ihm.

Deshalb hab ich mit Jesus Schluss gemacht. Siehe auch Religion beweist: Es gibt ein Leben nach dem Hirntode

Energiewende mit Geschick Das Klimaschutz-Getöse zeigt, wie schwer der Weg

von bleifrei nach CO2-frei ist. Zwanzig globale Klimaschutzkonferenzen der Vereinten Nationen, nationale Aktionsprogramme, Energiespar-Appelle und Ökostrom-Subventionen im Multi- Milliardenbereich, das alles verpuffte weitgehend und zeigt, mit welchem Beharrungsvermögen die Industrie an den alten Produkten/Pfründen klebt, und wie liebevoll sie dabei von der Politik gehätschelt wird. In Deutschland soll das wohl der Ausgleich für den rabiaten Atomausstieg sein.

Dass die Kohlekraftwerke indirekt gefördert werden sollen, ist aber nur noch schwer zu vermitteln. Doch das ist es, worauf die CCS-Technik (Carbon Capture and Storage) hinausläuft (Bild: geralt, pixabay).

Im Klartext: das Kohlendioxid wird den Abgasen der Kohleverbrennung unter hohem Energieaufwand entzogen und unter noch mehr Energieaufwand in den Boden verpresst. Dort hofft man, möge es lange verbaggert bleiben. Für die Süddeutsche Zeitung berichtete Christopher Schrader am 12.11. über Abgase in den Boden (nicht online) anhand der letzten deutsche Versuchsanlage im Havelland. Man hat 70.000 Tonnen verbaggert und 240 Tonnen zur Probe freigelassen.

Es ist nämlich so eine Sache mit dem CO2.Wo es hoch kommt, sammelt es sich in Senken oder an Orten, wo der Wind es nicht wegweht, denn es ist schwerer als Luft. Schlimm genug, wenn es entweicht – und das tut es irgendwann, wir leben schließlich in einer Zeit der Leaks. Mehr noch, sobald die Konzentration hoch genug ist, ersticken dort alle atmenden Lebewesen, und nicht mal die (per Verbrennungsmotor betriebenen) Autos fahren noch. Aber man weiß sowieso nicht, wohin man fahren sollte, denn das Gas ist unsichtbar und auch nicht zu riechen.

Das Horrorszenario ist real, ein See in Ruanda emittiert zuweilen CO2 und tötet die Anwohner. Das hat sich rumgesprochen, und deshalb wird die CCS- Verbuddelung gemeinhin als Todesfalle für zukünftige Generationen gesehen. Daran können die erfolgreich freigelassenen 240 Tonnen vom Havelland nichts ändern, obwohl es sich prima verflüchtigt hat und man es obendrein mit Instrumenten verfolgen konnte. 240 Tonnen sind eben nicht 240 Megatonnen; um den Dreh liegt nämlich das Bagger-Ziel.

Also nix mit wer baggert so spät im Baggerloch, das ist der Bagger, der baggert noch. Statt die alten Methoden mit List und Tücke über die Jahre zu retten, ist mehr Geschick angesagt (weise Worte fürwahr, denn das gilt auch beim benachbarten Kirchenprivilegien-Artikel und sogar für die Religion insgesamt).

Fortschritt

DIE WELT hat am selben Tag (12.11.) einen passenden Anlauf unternommen, in Klimaschutz – Aus CO2 und Wasser macht diese Anlage Benzin. Hier droht wieder das Alte-Hüte-Problem vom ebenfalls benachbarten Artikel über Jesus als Familiengründer. Die Methoden sind nämlich nicht neu. Es wird schon lange daran geforscht, und noch viel länger haben es die Bakterien gekonnt.

Bestimmte Archaeen erwarben nämlich die Fähigkeit, Methan aus im Meerwasser gelöstem CO2 zu produzieren, auch wenn sie die chemische Formel CO2+2H2O ->

CH4+2O2 noch nicht kannten. Das Verfahren ist immer noch en vogue, aber derzeit machen zwei Schlagworte das Rennen. Power-to-Liquid und Power-to-Gas heißt das ganz modisch. Im Slang von wiki ist das die Wasserelektrolyse mit teilweise nachgeschalteter Methanisierung, wo unter dem Einsatz von Strom aus erneuerbaren Energien (EE) ein Brenngas oder -Flüssigkeit hergestellt wird (EE- Gas/Flüssigkeit), nach den Formeln

Das CO2 kommt aus der Luft, der Strom von Solarzellen oder Windmühlen, das Wasser aus dem Brunnen. Schon die Methanerzeugung ist ein großer Schritt für die Nachhaltige Versorgung mit erneuerbaren Energien denn mit dem Erdgasnetz steht ein Speicher- und Transportmedium für solche erneuerbare Energie zur Verfügung. Die großindustrielle Energiespeicherung wäre der nächste Schritt, um die Potentiale der Wind- und Sonnenenergie zu nutzen und die Differenzen zwischen Verfügbarkeit und Bedarf auszugeichen. Die Gas-Infrastruktur ist flächendeckend vorhanden, es fehlt nur noch an den Werken, wo die Formeln umgesetzt werden.

Die Umwandlung vom Gas in flüssige Treibstoffe ist großindustriell gelöst, Gas kann man als Synthesegas verflüssigen, und es gibt sogar passende Mikroben, die das leisten können. Geforscht wird viel, um die fehlenden Glieder in der Kette zu realisieren, und nun soll der entscheidende Durchbruch gelungen sein, so die Welt.

Konkurrenz

Demnach soll der Liter Benzin aus lauer Luft für einen Euro pro Liter herstellbar sein. Das wäre wirklich die geschickte Lösung, wo's die Wissenschaftler und Ingenieure richten und die Politiker und Lobbyisten mit ihren unendlichen Verhandlungen abhängen.

So können die vomUN-Forschergremium IPCC verheißenen unermesslichen Folgeschäden der Erderwärmung elegant vermieden werden. Die Welt nennt das einenTrick: Die Forscher definieren das als Klimagift verschriene CO2 vom Sondermüll zum Rohstoff um. Mit dabei ist dieFirma "Sunfire", die als Gemeinschaftsunternehmen von zehn Partnern aus Industrie und Wissenschaft firmiert und an der industriellen Wiederverwertung von Kohlendioxid in großem Stil arbeitet. Die Firma hat eine Pilotanlage in Dresden, in der Kohlendioxyd zu Kraftstoff verarbeitet wird.

Die Power-to-Liquid-Anlage geht auch über die Gas-Stufe, und das Synthesegas wird dann im Synthesereaktor zu flüssigen Kohlenwasserstoffen zusammengesetzt, Benzin, Diesel und Kerosin (alles Alkane, von der Fischer- Tropsch-Synthese erzeugt). Es ist sogar die Rede davon, die Syntheseprodukte für Kosmetika, Wachse und andere Chemikalien zu nutzen. Sämtliche Produkte ersetzen das fossile Rohöl.

Interessanterweise wurde die Methode im Zweiten Weltkrieg schon eingesetzt, da servierte man deutschen U-Boot-Besatzungen und Soldaten des Afrikakorps synthetisches Speisefett, das nach dem Fischer-Tropsch-Verfahren hergestellt wurde. Laut Welt schmeckte es fast wie Butter und blieb lange haltbar, ohne ranzig zu werden. Effizienz

Das Verfahren ist also auch für den Margarinemarkt tauglich, nur war es bisher nicht wirtschaftlich. Zuviel Energie für zuwenig Ertrag – aber das soll jetzt vorbei sein. Dafür hat man bei der Sunfire GmbH sogenannte Hochtemperatur- Wasserstoff-Elektrolyse entwickelt. Die Hoffnung ist, das könnte die Energieeffizienz auf 70% steigern.

Diese Effizienzsteigerung würde den Power-to-Liquids-Prozess wirtschaftlich machen, und bis 2016 soll sie im industriellen Maßstab verfügbar sein. Die Vorteile liegen auch in der Reinheit der Produkte, sie sind nicht nur erneuerbar, sondern auch schwefelfrei und belifrei und für alle Motoren kompatibel. Sie könnten mit den Biosprit aufräumen, der sehr uneffizient und unökologisch produziert wird (siehe Energie her, oder wir fallen um).

Die Welt sieht enorme Folgen für Wirtschaft und Klimaschutz in den neuen oder neu aktivierten Methoden. Die Seriosität spiegelt sich den renommierten Teilnehmern der Sunfire GmbH, der Ingenieurs-Konzern Bilfinger, die Universitäten Bayreuth und Stuttgart, das Forschungszentrum Jülich, die Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung, der Energiekonzern Vattenfall und die Deutsche Lufthansa.

Anmerkung wissenbloggt: Bei Desertec war auch die Elite versammelt. Die Teilnahme vom Bundesforschungsministerium spricht eher für satte Subventionen als für Speerspitzen-Technik, siehe auch die Etat-Aufteilung 4 Mio. privat, 6 Mio. staatlich. Bedenklich auch die vom Welt-Artikel zitierte BFM-Rabulistik, nach der für 1 Tonne CHN 3,2 Tonnen CO2 verwertet und damit auch unschädlich gemacht würden, und darüber hinaus würde der CO2-Ausstoß durch Substitution der entsprechenden Menge Erdöl reduziert. Das ist Augenwischerei, weil der

Sauerstoff im CO2-Molekül mitgezählt wird, um beeindruckende Zahlen zu bekommen. Die CO2-Bilanz ist natürlich (nahe) 0. Was der Luft entnommen wird, wird ihr wieder zugeführt, abzüglich bleibende Stoffe, zuzüglich Produktions+Verteilungs-Verluste.

Heute wird 1 Barrel (159 Liter = 1/7 Tonne) Kraftstoff pro Tag produziert, es sollen 500 Tonnen werden. Dann soll der Preis auf den erwähnten 1 Euro pro Liter runtergehen. Es ist nicht nötig, den Stoff mit umweltpolitisch motivierten

Steuern und Abgaben zu belegen, wo er doch der Atmosphäre kein CO2 zufügt und klinisch sauber ist.

Fazit der Welt: Das könnte dem Klimaschutz mehr helfen als alle UN- Klimakonferenzen der vergangenen zwanzig Jahre zusammen. Geschätzt wird, dass das Verfahren bei flächendeckender Einführung bis zu 10% vom menschengemachten CO2-Ausstoß sparen könnte, das 2-3-fache von dem, was Deutschland jährlich in die Luft bläst.

Na bitte, das sollte doch klappen, und es braucht nicht mal ernsthafte Subventionen. Dann braucht man sich auch nicht mehr über die Klimaskeptiker zu ärgern, siehe SZ vom 4.11.,Strategien der Klimaskeptiker "Wissenschaft wurde als Nebelwand missbraucht". Und den Fusionsreaktor kann man auch gleich mit beerdigen, siehe Kernfusion – Milliarden für das Sonnenfeuer, (SZ 6.11.). Statt Grab für Milliarden ein Grab für ITER, und ein Ende der Blamage für die Vereinigung Europäische Atomgemeinschaft plus die Staaten Japan, Russland, Volksrepublik China, Südkorea, Indien und USA. Und Dank an die Chemiker Franz Fischer und Hans Tropsch, die all das möglich machten.

Mina Ahadi: Islamkritik zwischen Aufklärung und Rassismus

Mittwoch, 12.11.2014 in Düsseldorf, V6.

Red.: Ohne Pause setzt sich unsere Jeanny Passauer dafür ein, die Gründung der Partei der Humanisten im humanistischen Umfeld bekannt zu machen. Nach der Präsentation beim gbs-Jubiläum am Freitag war sie am Mittwoch bereits wieder „auf Achse“. Sympathiewerbung vom Feinsten. Hier ihr Bericht: Nachdem die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf am Vortag den Veranstaltungsort, ohne nachvollziehbare Begründung, gecancelt hat, traf sich das interessierte Publikum im V6 um dem Beitrag von Mina Ahadi zu lauschen. Trotz Improvisation und einem daraus resultierenden Platzmangel, haben es die Veranstalter Düsseldorfer Aufklärungsdienst DA! und Der Zentralrat der Exmuslime geschafft einen informativen Abend auszurichten. Leider verlief der Abend mit einer lautstarken Störung durch einen ungebetenen Gast aus der rechten Szene, dieser konnte aber, ohne größeren Schaden anzurichten, der Örtlichkeit verwiesen werden.

Frau Ahadi begann Ihren Vortrag mit einer kurzen Zusammenfassung ihrer Lebensgeschichte, ergreifend berichtete sie über das Todesurteil, das über sie verhängt wurde und machte deutlich dass sie auch hier in Deutschland nicht die Sicherheit genießt die jedem Menschen zusteht. Sie thematisierte die Menschenrechtsverletzung der islamisch geprägten Länder und führte an, dass ein Dialog mit fundamentalistischen Muslimen schier unmöglich ist, diese aber im Grunde nur eine Minderheit stellen. Um genauere Zahlen festzustellen forderte Mina Ahadi ein Referendum zum Thema.

Im Verlauf der Veranstaltung wiederholte sie mehrfach dass Islamkritik, sowie Kritik an allen Religionen nicht nur berechtigt, sondern notwendig ist. Die Angst als Rassist dargestellt zu werden ist leider allgegenwärtig, aber völlig unbegründet. Sie verwies auf die Tatsache dass der Islam keine Rasse, sondern eine Ideologie ist und demnach keine Rechte besitzt. Mit „Nicht Muslime sondern Menschen besitzen Rechte“ verdeutlichte sie ihren Standpunkt. „Wenn es heißt Gott will dass ich dich töte oder dich vergewaltige, dann brauche ich keinen Gott!“ so ihre Aussage bei der man all die Enttäuschung über diese absurde Rechtfertigungshaltung förmlich spüren konnte. Eine bewundernswerte Frau die alle Anwesenden mit ihrer Erzählung über junge Frauen in Todeszellen tief berührte, mit ihrer Ratio überzeugte und mit ihrem Kampfgeist beeindruckte.

Die anschließende Fragerunde brachte eine spannende Diskussion zu aktuellen Geschehnissen rund um das Thema Islam in Gang, wobei auch die politischen Aspekte in Deutschland thematisiert wurden. Auch nach Ende der Veranstaltung ergaben sich einige interessante Gespräche in denen ich feststellen durfte, dass viele der Anwesenden von der Parteigründung wussten, sich aber noch nicht die Zeit genommen hatten sich näher zu informieren. Ich habe ein paar Fragen zur Partei und unseren Standpunkten beantwortet und konnte neben ausschließlich positiver Resonanz auch einige Visitenkarten und Einladungen mit nach Hause nehmen.