Voortrekking Utopia
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Voortrekking Utopia Geistesgeschichtliche Bezüge Soziokulturelle Phänomene Pädagogische Aspekte der Fernsehserie STAR TREK Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Philosophie im Fachbereich Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg vorgelegt von: Sven Merzbach Hamburg, im Mai 2005 Universität Hamburg Fachbereich Erziehungswissenschaft Annahme der Arbeit: 11. Mai 2005 1. Gutachter: Prof. Dr. Stefan Aufenanger 2. Gutachter: Prof. Dr. Bodo Lecke Hamburg, im Mai 2005 „I give you a toast: »The undiscovered country« the future.“ Klingonenkanzler Gorkon in: Star Trek VI „Infinite Diversity in Infinite Combinations“ Motto der Vulkanischen Philosophie Bedeutung für das auf dem Titelblatt abgebildete Akronym IDIC erstmals so gezeigt in der TOS-Ep. Is there in Truth no Beauty? Dedico este trabajo a Paulina G. que tal vez nunca le va a leer, pero para mi ella es la más impresionante y esperanzadora representante de la "Generation Copy-Paste" Inhaltsverzeichnis Voortreker in Utopia – ein Vorwort 5 I. Das klassische Utopia und das moderne Science-fiction-Genre 11 I.1. Begriffsdefinitionen 11 I.2. Paradiesvorstellungen der Antike: Der Garten Eden und die Insel Atlantis 14 I.3. Das Utopia der Neuzeit 17 I.4. Utopie und Aufklärung 21 I.5. Utopie und Naturwissenschaften 26 I.6. Die „Schöne neue Welt“ des 20. Jahrhunderts 28 I.7. Utopisches Denken in Zeiten der Postdemokratie 34 II. Science-fiction-Filme im Spiegel der Zeitgeschichte 43 II.1. Zukunftsvisionen der Leinwand: Die Entstehung des Science-fiction-Films 43 II.2. Der „Mad Scientist“, die „Space Opera“ und die Invasionsbedrohung aus dem Weltall: Science-fiction-Filme in den 1930er, 1940er und 1950er Jahren 46 II.3. Der Wagentrek zu den Sternen: Das erste Raumschiff Enterprise 52 II.4. Die „Geschlossene Gesellschaft“ und das Ende der Welt: Die Science-fiction-Filme der 1960er, 1970er und 1980er Jahre 56 II.5. Star Trek: Die nächste Generation und das zweite Raumschiff Enterprise 61 II.6. Der Mensch nach der Apokalypse: Die Science-fiction-Filme der 1990er Jahre 64 II.7. In den Tiefen und Untiefen des Weltenraumes: Die Reise geht weiter 67 II.8. Dekadenz und Mythologie: Science-fiction-Filme zu Beginn des 21. Jahrhunderts 70 II.9. Die neue alte Enterprise – Die Rückkehr in die Vergangenheit der Zukunft 78 III. Geistesgeschichtliche Interpretationen der Fernsehserie Star Trek 84 III.1. Eine Illias im Weltraum 84 III.2. Star Trek im Spiegel der Aufklärung 89 III.3. Die United Federation of Planets und ihre Prinzipien 94 III.3.1. Die Institutionen der Föderation 94 III.3.2. Die Oberste Direktive 95 III.3.3. Das Menschenbild der Föderation 100 III.4. Star Trek und die Phänomenologie des Fremden 105 III.4.1. Der Auftritt des Fremden 105 III.4.2. Zwischen Ratio und Sentiment: Vulkanier und Klingonen 110 III.4.3. Zwischen Individuum und Gesellschaft: Q und die Borg 114 III.4.4. An den Grenzen des Eigenen und Fremd unter Fremden: DS9 und Voyager 119 III.5. Im Fadenkreuz zwischen Utopie und Realismus: Die mythologische Hintertreppe 124 III.5.1. Fremdbestimmung und Eigenverantwortung im Weltenraum 124 III.5.2. „Homo futuris“ und „edler Wilder“ – eine Verhandlungsethik ohne jede Regel 129 III.5.3. Der lächelnde Vulkanier oder die Rückkehr des „Mad Scientist“ 132 III.5.4. Die neue „Mission“ oder: Sind auf der Enterprise alle verrückt geworden? 135 III.5.5. Politischer Naturalismus oder die Demontage einer Utopie 138 IV. Eine Science-Fiction-Serie als Lehrstück und Leitbild 144 IV.1. Die Dramaturgie von Star Trek 144 IV.1.1. Mythen und Geschichten in Star Trek 145 IV.1.2. Über eine aristotelische Dramatik 151 IV.1.3. Plädoyer für eine „epische“ Filmdramaturgie 156 IV.1.4. Die Sprache von Star Trek 161 IV.1.5. Star Trek als modernes Märchen 164 IV.2. Die Gesellschaftsstrukturen von Starfleet und ihre Leitfiguren 169 IV.2.1. Normative Gesellschaftsbilder in Star Trek 169 IV.2.2. Die Identifkationsfiguren in Star Trek 177 IV.3. Autorität und Motivation – Führungsmanagement in Star Trek 183 IV.3.1. „Packen wir’s an!“ – Pragmatismus und Loyalität 184 IV.3.2. „Machen Sie es so!“ – Vertrauen und Diplomatie 188 IV.3.3. „Dies ist keine Diskussionsrunde!“ – Krisenmanagement in Zeiten des Krieges 192 IV.3.4. „Dismissed!“ – Weibliche Führung in einer Männerwelt 195 IV.3.5. „Acknowledged. Go ahead!“ – Der Kumpel auf dem Chefsessel 197 IV.4. Identitäts- und Charakterbildung im Star-Trek-Universum: Aspekte aus erziehungstheoretischer Sicht 200 IV.4.1. Das Dilemma der Sozialisation – Erziehungsmethoden in der Originalserie 201 IV.4.2. Ein fliegendes Klassenzimmer und der Projektunterricht in der nächsten Generation 205 IV.4.3. Erziehung im „Melting Pot“ – eine Raumstation als Exkursionszentrale 209 IV.4.4. Identität und Persönlichkeitsbildung – ein intergallaktisches Curriculum 211 IV.4.5. Star Trek als Vorbild für die Alltagsbewältigung 213 IV.4.6. „Die Vergessenen“ – der Umgang mit Tod und Verlust in einer futuristischen Welt 217 IV.4.7. Star Trek – ein normatives Modell für die moderne multikulturelle Gesellschaft? 219 „... wo noch kein Mensch zuvor gewesen ist ...“ – Retrospektive und Perspektive 226 Anhang Anhang I: Tafeln und Bilder I Chronologie der Star-Trek-Ereignisse I Schriftarten verschiedener Völker des Star-Trek-Universums IV Die Protagonisten der Vereinigten Föderation der Planeten V Die Gesichter der außerirdischen Spezies im Wandel der Star-Trek-Zeiten X Das Wirtschaftsunternehmen Star Trek XII Bildnachweise XV Die 24 Direktiven der Sternenflotte XVIII Anhang II: Glossar und Namenregister XXII Lexikon der Fachbegriffe und Abkürzungen XXII Index der wichtigsten im Text erwähnten Autoren und Filmregisseure XXXIII Anhang III: Filmographie XXXVI Verzeichnis der Star-Trek-Serien und Filme XXXVI Verzeichnis der im Text zitierten Star Trek Episoden XXXVII Verzeichnis der sonstigen im Text zitierten Filme XLI Anhang IV: Bibliographie XLIV Star-Trek-Enzyklopädien und Themenbereiche XLIV Star Trek im Internet XLV Verzeichnis der im Text verwendeten Sekundärliteratur XLVII Verzeichnis weiterer im Text erwähnter Werke LIV Lexika und sonstige allgemeine Nachschlagewerke LVI Eidesstattliche Erklärung, Danksagung LVII Voortreker in Utopia – ein Vorwort „... dann sei die Geschichte der Botokuden, der Zulukaffern oder jedes beliebigen anderen Volkes so interessant, genauso wichtig, genau so unmittelbar zu Gott wie die abendländische Geschichte.“ 1 Als die weißen Siedler an der südlichen Küste Afrikas landeten, die in der Tradition der abendländi- schen Seefahrer das „Kap der Guten Hoffnung“ genannt wird, waren sie voller Pioniergeist, religiöser Überzeugung und Ignoranz für die dort bereits ansässigen Ureinwohner. Eine Anekdote besagt, daß sie keinerlei Landkarten besaßen; so verstanden sie die Bibel als Wegweiser ins ferne Jerusalem, wan- derten mit ihrer Hilfe nach Norden und benannten ihre erste Siedlung an einer Flußmündung „Nil- strom“. Zur gleichen Zeit setzte eine Völkerwanderung verschiedener afrikanischer Stämme aus dem Norden (aus der Gegend des heutigen Zimbabwe) ein. Die Leidtragenden waren wie immer diejenigen Menschen, die das Land zuerst für sich beanspruchten (die sog. „Ureinwohner“) und in der Folge fast vollständig ausgerottet wurden. Aber auch auf Seiten der weißen Eindringlinge forderte die Zeit ihren Tribut. Die „Urbarmachung“ der afrikanischen Savanne verlief nicht unproblematisch und forderte viele Opfer – vor allem durch Krankheiten und die mühsame Gewöhnung an das für Europäer nur schwer zu ertragende Klima. Auf der anderen Seite standen die afrikanischen Volksstämme, deren Lebensräume durch die abendländische Mentalität systematisch vernichtet wurden – bis hin zur gesell- schaftspolitischen Ausgrenzung, die in die sog. Apartheids-Politik des 20. Jahrhunderts mündete. Die weißen Siedler werden von ihren Nachfahren, den Afrikaandern, bis heute als Voortreker verehrt. Diese Geschichte ist kaum einmalig. Betrachtet man das Vorgehen der Spanier in Südamerika, der Portugiesen und Briten in Asien oder bereits der Mazedonier in Persien, so wird deutlich, wie zwei- deutig der Entdeckungs- und Missionarseifer der abendländischen Welt gesehen werden kann. Einer- seits haben wir es mit furchtlosen Helden zu tun, visionären Pionieren der Aufklärung, welche die Errungenschaften der westlichen Zivilisation in die entferntesten Winkel der Erde tragen. Andererseits handelte es sich bei deren Protagonisten oft um skrupellose Eroberer, Vertreter einer monotheistischen Welt, deren Vorgehen meistens zur Versklavung oder Auslöschung der solcherart „beglückten“ Zivili- sationen führte. Nicht zuletzt waren diese „Entdeckungsreisen“ von dem Wunsch beseelt, ein „unbe- rührtes Paradies“ zu finden, das sagenhafte „Utopia“ der griechischen Antike, wo angeblich alles im Überfluß existierte. Doch mit jeder „Entdeckung“ wurde der Trek in die „unendlichen Weiten“ zu einem Mythos, der sich selbst diffamierte. Doch was hat nun die o.g. Anekdote der historisch verbürgten burischen Voortreker mit einer ameri- kanischen Fernsehserie zu tun, die noch dazu in einer virtuellen Zukunft spielt? Beide behandeln den unermüdlichen Eifer von Forscherpionieren, welche die „unendlichen Weiten“ exotischer fremder Welten aufsuchen. Beide illustrieren die Suche nach einer „besseren“ Welt: hier in der realen Topo- graphie der Erde, dort in einem virtuell verstandenen, auch zeitlichen Utopia. Beide symbolisieren jedoch auch die oftmals als zwiespältig empfundene Entdeckergeschichte einer Zivilisation, die sich in einem rückhaltlosen Expansionstrieb manifestiert und deren kulturell bedingtes lineares Verständnis von