Amt

Energy Cloud

Regionales Mikromanagement Energie - Kommunen - Wirtschaft Stand: Februar 2016

Redaktionelle Vorbemerkungen: 1. Das Amt -Berge hat im zeitlichen Verlauf der Projektar- beit seine Mitgliedschaft im Wachstumskern Autobahndreieck -Dosse e. V. beendet. Da alle Analysen zum Projekt- start auch das Amt Putlitz-Berge einschlossen, wurde in Ab- stimmung mit dem Auftraggeber auch im weiteren Projektver- lauf daran festgehalten. 2. Die im Kapitel 6.1 wiedergegebenen Daten und Fakten zu den projektbeteiligten Daten unterliegen dem Datenschutz und sind entsprechend vertraulich zu behandeln.

Das Projekt wird gefördert vom Land nach Maßgabe der RENplus-Richtlinie vom 7. Juli 2010 mit Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE)

Projektteam Gerald Zahn Tobias Schmeja Roman Soike

Ernst Basler + Partner GmbH Tuchmacherstraße 47 14482 Potsdam Deutschland Telefon +49 331 74 75 90 [email protected] www.ebp.de

Stand: Februar 2016

Vorwort

Am 11. August 2005 mit 4 Kommunen und 7 Unternehmen gegründet, sind aktuell 4 Kommunen und 36 Unternehmen Mitglied im Wachstums- kern Autobahndreieck Wittstock-Dosse e. V. [WADWD]. Die wichtigste Aufgabe in Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Politik besteht darin, die Vorteile der Region professionell aufzuarbeiten und zu kommunizieren. Viel konnte in den vergangenen Jahren schon erreicht werden. Eine Reihe grö- ßerer Industriebetriebe siedelte sich an, expandierte und beliefert heute Märkte auf der ganzen Welt. Die Region verfügt über eine hervorragende infrastrukturelle Anbindung, sehr gut erschlossene Gewerbegebiete, inno- vative Schulen und Bildungseinrichtungen, kreative Künstler und Kulturstät- ten sowie einen hohen Erholungswert. Neben der guten Straßenanbindung wurde insbesondere durch die Unternehmen ein weiterer Standortvorteil herausgearbeitet: „Wir haben die kürzeste Entfernung der Region - Brandenburg zu den großen Seehäfen an der Ostsee und der Nordsee und verfügen über eine Schieneninfrastruktur, deren Potential bisher nicht ge- nügend berücksichtigt wurde. Genauso wichtig ist nach innen, quasi im Binnenmarketing, die erfolgreiche Entwicklung der letzten Jahre darzustel- len. Unter dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“, haben wir das Selbstbewusstsein der Region gestärkt. Die Sicherung des Fachkräftebe- darfs hat eine existenzielle Bedeutung für unsere Unternehmen. Verschie- dene Projekte geben uns die Möglichkeit, die Talente der Region zu för- dern und an unsere Unternehmen zu binden. Entscheidend für die wirt- schaftliche Entwicklung ist der Zugang zu Wissenschaft und Forschung. Mit der Errichtung der Präsenzstelle der FH Brandenburg [heute TH Branden- burg] im Juli 2005 haben wir den Zugang geschaffen. Darin sieht man eine äußerst bedeutende Voraussetzung für die Stabilisierung und strukturelle Weiterentwicklung der ländlich geprägten Region.“ Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die Entscheidung, die Kräfte der Region zu bündeln, die richtige war. Der Verein WADWD sorgt mit seiner unersetzlichen Arbeit für eine gesteigerte Wahrnehmung der Region auf Landes- und Bundesebene. Durch den einmaligen Zusammenschluss von Unternehmen und Kommunen hat sich die Region rund um das Auto- bahndreieck zum wirtschaftlichen Zentrum im Nordwesten entwickelt. Die Mischung aus erfolgreichen kleinen, mittleren und großen, weltweit agierenden Unternehmen verleiht der Region ihre wirtschaftliche Stärke. Als eines der zentralen Themen tritt zunehmend hervor, dass der Region die bundesweite Spitzenposition bei der Erzeugung Erneuerbarer Energien mehr als bisher zu Gute kommen muss. Aktuell ist es so, dass weit mehr Energie in der Region erzeugt als verbraucht wird. Ein großer Teil der er- zeugten Energie muss über das Höchstspannungsnetz aus der Region ab-

geleitet werden. Dies wiederum erfordert Netzausbaumaßnahmen, deren Kosten regional umgelegt werden. Die Folge ist, dass in der Region weit höhere Energiepreise gezahlt werden, als in anderen Teilen Deutschlands. Dies ist nicht nur für die Bürgerinnen und Bürger ärgerlich. Insbesondere auch für die regionale Wirtschaft erweist sich dies in zunehmendem Maße als Standortnachteil. Die erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung der Regi- on in den letzten Jahren wird gefährdet. Ein gemeinsames Gegensteuern durch das Umkehren der bestehenden Belastungen zu Synergien ist daher Ziel und Gegenstand des Gemeinschaftsprojektes »Energy Cloud«, mit dem die Grundlagen eines regionalen Managementsystems Wirtschaft – Energie – Kommunen geschaffen und Lösungswege für die erforderlichen Transformationsprozesse bezüglich technologischer Lösungen und dazuge- höriger Regularien aufgezeigt werden. Die im November 2015 fertiggestellte Trendanalyse 2030 Potenzialregi- on bescheinigt der Region, dass sie „sich die epochale Herausfor- derung der Energiewende nicht nur hat überstülpen lassen, sondern früh- zeitig als Innovationspionier in diesem Zukunftsmarkt in Erscheinung getreten ist“1. Dabei nehmen die Autoren der Studie ausdrücklich auch Bezug auf das Projekt »Energy Cloud«.

1 Trendanalyse 2030 Potenzialregion Prignitz, Institut für Trend- und Zukunftsforschung [ITZ], November 2015 [Seite 5]

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Zusammenfassung

Die Auswertung der Datenanalysen zu Energieverbrauch und –erzeugung in der Region des WADWD ergab, dass in der Region doppelt so viel Er- neuerbarer Strom erzeugt wie Strom insgesamt verbraucht wird.

Stromverbrauch vs. erzeugte Strommenge EE Abbildung 1: Stromverbrauch versus Stromerzeugung 1.200,0 GWh 1.081,3 GWh

1.000,0 GWh

817,1 GWh 800,0 GWh

600,0 GWh 516,7 GWh Stromverbrauch [GWh] 522,6 GWh erzeugte Strommenge EE [GWh] 400,0 GWh

200,0 GWh

0,0 GWh 2010 2013

Den größten Anteil am Endenergieverbrauch wie auch an den energiebe- dingten CO2-Emissionen hat die regionale Industrie.

Wärmepumpen Bandlastkunden Abbildung 2: 0% 0% Wärmespeicher Straßenbeleuchtung 1% Stromabsatz WADWD 2013 1% Landwirtschaft nach LP-Verfahren in Prozent 0% Haushalte Haushalte 12% GHD 5% Landwirtschaft GHD Industrie Straßenbeleuchtung Bandlastkunden Wärmepumpen Wärmespeicher

Industrie 81% Die Ergebnisse der Datenanalysen verdeutlichten eindrucksvoll, wo die Be- mühungen um eine Reduzierung des Endenergieverbrauchs bzw. um eine

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effizientere Energienutzung ansetzen müssen und bestätigten damit den Grundgedanken des Projektes »Energy Cloud«: 1. Reduzierung des Energieverbrauchs insbesondere bei den Indust- riebetrieben der Region Da diese in der Regel ihre unternehmensinternen Möglichkeiten zur Optimierung von Betriebsabläufen und Produktionsprozessen ausgeschöpft haben, bieten sich hier – bezogen auf die einzelnen Unternehmen – kaum Einsparpotenziale. 2. Reduzierung des Endenergieverbrauchs durch regionale Energie- kreisläufe Insbesondere die mittels Erdgas erzeugte Wärmeenergie wird in den Produktionsprozessen nicht restlos genutzt bzw. z. T. unge- nutzt in die Umgebung abgegeben. Hier sind Möglichkeiten zu prüfen, in welchem Umfang diese Wärme zur Bedarfsdeckung Dritter nutzbar gemacht werden kann, z. B. in anderen Industrie- und Gewerbebetrieben und bei der Wärmevesorgung von Haus- halten und kommunalen Einrichtungen. 3. Eigenerzeugung von Energie und anteilige Substitution des Ener- giebezugs durch Erneuerbare Energien In der Region wird heute weitaus mehr Energie erzeugt als ver- braucht. Durch eigene Energieerzeugungsanlagen [z. B. Photovol- taik; Windkraft] und eine – zumindest bilanzielle – Nutzung der in der Region erzeugten Erneuerbaren Energie [Substitution des Energiebezugs durch in der Region erzeugte Erneuerbare Ener- gien] können Industrieunternehmen und Gewerbetriebe wie auch Kommunen dazu beitragen, Einspeisung und Ableitung nicht be- nötigter Erneuerbarer Energie – und damit letztlich auch Netzaus- bauerfordernisse und netz- bzw. witterungsbedingte Abschaltun- gen von EE-Anlagen – zu reduzieren. Es fehlt derzeit an entsprechenden Regularien und Anreizen, die eine intensivere und erzeugernahe Nutzung Erneuerbarer Ener- gien für die Unternehmen auf Erzeuger- und Verbraucherseite wirtschaftlich attraktiv machen. 4. Speicherung Erneuerbarer Energien in der Region Speichertechnologien werden zur sektorübergreifenden Integrati- on der Erneuerbaren Energien benötigt. Verschiedene Speicher- technologien liefern unterschiedliche Dienstleistungen. Energie- speichertechnologien können die Märkte für Strom, Wärme, Gas und Mobilität verbinden. Energiespeicherung reduziert ebenfalls Netzausbauerfordernisse und netz- bzw. witterungsbedingte Ab- schaltungen von EE-Anlagen. 5. Reduzierung des Verbrauchs fossiler Kraftstoffe und nachhaltige Organisation der Mobilität

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Der Verbrauch von Kraftstoffen steht an dritter Stelle im Endener- gieverbrauch, wobei dieser nahezu zur Hälfte durch gewerblich genutzte Kfz und Nutzfahrzeuge bewirkt wird. Demzufolge steht hier die Frage nach alternativen Antriebsformen unter Nutzung des Potenzials der Erneuerbaren Energien im Fokus. Vor diesem Hintergrund fokussierte sich die weitere Projektarbeit zunächst auf eine intensive Zusammenarbeit mit den großen Industriebetrieben der Region. Im Ergebnis einer Befragung mittels Fragebogen wurden insgesamt fünf unternehmensspezifische Workshops und ein zusammenfassender Workshop mit allen beteiligten Unternehmen durchgeführt. Mit den Vertretern der Unternehmen kam man überein, die weitere Fort- setzung unter die folgenden Prämissen zu stellen und dann auf dieser Basis die nachstehenden Handlungsansätze weiterzuverfolgen: Prämissen Die Anstrengungen sollen auf eine systemische und integrierte, d. h. sek- toral übergreifende Nutzung der in der Region erzeugten Erneuerbaren Energien ausgerichtet werden. Der Uniper Power-to-Gas [PtG] Demonstra- tor WindGas Falkenhagen soll dabei eine zentrale Rolle spielen und nach Ablauf der Pilotphase sukzessive in die Wirtschaftlichkeit geführt werden. Handlungsansätze Die herausgearbeiteten Handlungsansätze sind in nachstehender Abbil- dung schematisch dargestellt:

Regionale Verbundlösungen Sektoral übergreifende Nutzung von Weitere Ansätze zur Energiespeicherung WindGas der PtG-Anlage Falkenhagen

Errichtung eines Systems dezentraler Einspeisung ins Erdgasnetz CO2 aus Biogasanlagen Speicher an Unternehmensstand- _ Einspeisung von H2 _ für Methanisierung orten _ Einspeisung von Methan _ für Methanolherstellung nach erfolgter Methanisierung Vernetzung der dezentralen Speicher Nutzung industrieller Abwärme über ein Energiemanage-mentsystem _ Wärmeverbund Nutzung H2 für Mobilitätszwecke und Betrieb als VPP _ Nahwärmeversorgung für _ H2-Tankstelle auf Autohof Kommunen [z. B. Heiligen- _ H2-Pipeline zum Autohof _ Brennstoffzellen-Werksmobilität | Logistik | grabe – Schule] Landwirtschaft _ Nutzung für gewerbliche _ Betankung von Fuel-Cell-Fernbussen Zwecke [Gewächshäuser] _ Erwerb von Brennstoffzellen-Bussen für den regionalen ÖPNV _ Bereitstellung H2 für brennstoffzellen- betriebenen SPNV _ für sonstigen MIV

Nutzung H2 zur Methanolherstellung _ German Biofuels benötigt Methanol zur Biodieselherstellung _ „Grünes“ Methanol als Alternative

Brennstoffzellen für hocheffiziente KWK- Anlagen oder auch Heizungsanlagen

Vermarktung der Region als Erneuerbare-Energien-Region | Zero-Emission-Region _ Zero-Emission-Gewerbegebiet Falkenhagen _ Regional- und Standortmarketing des Wirtschaftsstandortes | der Unternehmen mehr auf Erneuerbare Energien fokussieren

Abbildung 3: Schematische Darstellung der Handlungsansätze

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In den drei Handlungsfeldern „Energie und Wirtschaft“, „Energie und Kommunen“ und „Rahmenbedingungen | Regularien“ wurden die Hand- lungsansätze reflektiert und im weiteren Projektverlauf zunächst für das Handlungsfeld „Energie und Wirtschaft“ in folgenden zwei Handlungs- schwerpunkten verdichtet und weiter konkretisiert: 1. Handlungsfeld „Energie und Wirtschaft“ Handlungsschwerpunkt »Virtual Power Plant« An den Standorten der Unternehmen Glatfelter Falkenhagen GmbH, Meyenburger Möbel GmbH und Nordgetreide GmbH & Co. KG sowie an der Power-to-Gas [PtG]-Anlage WindGas Falkenhagen sollen Batteriespei- cher errichtet werden, die als Virtual Power Plant [VPP] über ein Energie- Management-System [EMS] untereinander vernetzt werden. An einem, ggf. auch mehreren Unternehmensstandorten wird das System der Batte- riespeicher um Power-to-Heat-Anlagen [vorerst bei der Nordgetreide GmbH & Co. KG] ergänzt. Darüber hinaus werden auch das BHKW bei Nordgetreide GmbH & Co. KG und die beiden Biomassekraftwerke bei der Kronoply GmbH in das VPP eingebunden. Die PtG-Anlage erfüllt heute bereits die Voraussetzungen für eine Teilnahme am Regelenergiemarkt. In das VPP sollen perspektivisch auch weitere Kapazitäten und Flexibilitäten eingebunden werden.

Abbildung 4: Prinzipskizze Virtual Power Plant WADWD [Quelle: eigene Bearbeitung auf Basis GoogleMaps; Kartendaten © 2016 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google]

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Handlungsschwerpunkt »Wasserstoff-Erzeugung und Wasserstoff-Nutzung

[H2 3M]« „Power-to-Gas verbindet Märkte“ soll am Standort Falkenhagen noch stär- ker als bisher Realität werden. Dies bedeutet, dass der in der Anlage er- zeugte zertifizierte Wasserstoff nicht nur als Wasserstoff und später auch als Methan in die Ontras-Erdgasleitung eingespeist wird. Das „WindGas“ soll perspektivisch auch für Mobilitätszwecke und – als Methanol – für die Biodieselproduktion bei der German Biofuels GmbH [GBF] sowie für weite- re Brennstoffzellenanwendungen genutzt werden. Damit wird das erzeug- te „WindGas“ dreifach weiterverarbeitet: 1. Methanherstellung aus Windgas 2. Mobilität aus WindGas 3. Methanol aus WindGas

Zusammengefasst: »H2 3M« Die Methanherstellung am Standort Falkenhagen ist Gegenstand eines bereits bewilligten EU-Projektes, an dem Uniper mit insgesamt 27 Partnern an drei europäischen Standorten beteiligt ist. Das Vorhaben mit einem Pro- jektvolumen von 28 Mio. EUR startet im März 2016. Für die Herstellung von Methanol wäre am Standort der PtG-Anlage eine entsprechende Produktionsstrecke zu errichten. Das „grüne“ Metha- nol kann durch die German Biofuels GmbH [GBF] zur Biodieselproduktion genutzt werden. Die konkreten technischen und wirtschaftlichen Details werden derzeit zwischen Uniper und GBF abgestimmt. Im Bereich der Wasserstoff-Mobilität richten sich die geplanten Aktivitä- ten auf folgende Vorhaben:

1. Errichtung einer H2-Tankstelle auf einem nahe der BAB-Anschlussstelle Meyenburg geplanten Autohof

2. Errichtung einer H2-Pipeline zwischen Autohof und PtG-Anlage Wind- Gas Falkenhagen 3. Anschaffung von Brennstoffzellen-Bussen für den regionalen ÖPNV

4. Errichtung von Verdichter und Abfüllstation für H2-Flaschen inkl. Fla- schenbündel am Standort der PtG-Anlage - insbesondere für die Reali- sierung eines Projektes »Brennstoffzellen-Werksmobilität« 5. Im Rahmen eines Projektes »Brennstoffzellen-Werksmobilität« sollen Brennstoffzellen-Gabelstapler bei Glatfelter, Kronoply und bei Meyen- burger Möbel in der Praxis erprobt werden. 6. Nutzung des in der PtG-Anlage erzeugten Wasserstoffs für brennstoff- zellenbetriebene Nahverkehrszüge

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2. Handlungsfeld „Energie und Kommunen“ Für das Handlungsfeld „Energie und Kommunen“ wurden eine Reihe kon- kreter Handlungsansätze in folgenden Bereichen abgeleitet: Kombi-/Verbund- bzw. virtuelle Kraftwerke Hier geht es im Wesentlichen um eine Erweiterung des zunächst für die Wirtschaftsstandorte geplanten Virtual Power Plants und des in Freyenstein durch die Parabel GmbH geplanten Verbundkraftwerkes um weitere Ele- mente aus dem kommunalen Bereich – z. B. Speicher für öffentlichen Ein- richtungen. Möglich ist auch die Errichtung weiterer VPP bzw. Verbund- kraftwerke. Mobilität im ländlichen Raum Hier wird ein Spektrum von Maßnahmen angeregt, das vom sukzessiven Umstieg öffentlicher Verwaltungen auf alternative Mobilitätsformen unter Nutzung der Erneuerbaren Energien über Brennstoffzellen-Busse bis hin zur Förderung von Elektro- und Wasserstoffmobilität reicht. Nutzung industrieller Abwärme für bzw. in Kommunen Die Abwärme aus industriellen Produktionsprozessen wird z. T. in den In- dustriebetrieben selbst genutzt, zu einem größeren Teil jedoch ungenutzt an die Umgebung abgegeben. Hier bieten sich Ansatzmöglichkeiten einer Nutzung für die Wärmeversorgung einzelner Gebäude oder Siedlungsbe- reiche angrenzender Kommunen. Eine gewerbliche Nutzung der Abwärme – z. B. für die Wärmeversorgung von Gewächshäusern – kommt ebenso in Betracht. Brennstoffzellen-Anwendungen Neben der Brennstoffzellen- oder Wasserstoff-Mobilität kommen auch Brennstoffzellenheizungen in Privat-Haushalten und öffentlichen Einrich- tungen, wie Kitas und Schulen, in Betracht. Zero-Emission-Gewerbeflächenentwicklung Der systemische und integrierte Ansatz der Nutzung Erneuerbarer Energien bietet Möglichkeiten, z. B. das Gewerbegebiet Falkenhagen zu einem kli- maneutralen bzw. Zero-Emission-Gewerbepark zu entwickeln. Gezieltes Marketing: Vorsprung durch Erneuerbare Energien Die bundesweite Spitzenposition bei der Erzeugung Erneuerbarer Energien zusammen mit der Vorreiterrolle bei der Nutzung der Erneuerbaren Ener- gien soll verstärkt in das Regional- und Standortmarketing einfließen. An- satzpunkte werden wie folgt formuliert: Die bundesweite Spitzenposition bei der Erzeugung Erneuerbarer Energien zusammen mit der Vorreiterrolle bei der Nutzung der Erneuerbaren Energien soll verstärkt in das Regional- und Standortmarketing einfließen. Ansatzpunkte werden wie folgt formu- liert:  Vorreiter bei der Energiewende,

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 Region mit nachhaltigem Tourismus,  Region mit nachhaltiger Mobilität,  Region mit klimaneutraler | Zero-Emission-Siedlungs- und Gewer- beflächenentwicklung,  Region mit beispielhaften – durch den WADWD verkörperten – Zusammenarbeitsstrukturen. Akzeptanz-Kampagnen | Akzeptanz-Management Auf Basis vorhandener vielfältiger Erfahrungen können mit gezielter Auf- klärungsarbeit, Unterstützerkampagnen und Akzeptanzmanagement Bei- träge dazu geleistet werden, Bürgerinnen und Bürger zu aktivieren, sich vor Ort für ein Projekt einzusetzen und die Akzeptanz der Erneuerbaren Ener- gien wie auch neuer Technologien – wie z. B. der Brennstoffzellen- Technologie – zu erhöhen. 3. Handlungsfeld „Rahmenbedingungen | Regularien“ In Auswertung der Unternehmensworkshops und eigener Literaturrecher- chen wird eine Reihe von Handlungserfordernissen formuliert, die aus Sicht der regionalen Akteure und Verfasser dieses Berichtes dazu beitragen kön- nen, die Systemintegration der Erneuerbaren Energien zu erleichtern. Kostengestaltung Das Spektrum der Vorschläge reicht von einem einheitlichen Übertra- gungsnetzentgelt über Streichung der vermiedenen Netznutzungsentgelte [vNNE] und Befreiung von Umlagen für Innovationen bis hin zu Hinweisen zu fehlenden Anreizen beim Strombezug über die Strombörse und darauf, dass sich die Nutzung Erneuerbarer Energien für Unternehmen lohnen bzw. wirtschaftlich darstellen lassen muss. Ergänzt wird dies noch um den Hinweis auf steuerliche Regelungen, die dazu führen, dass die Kommunen von den Windparkbetreibern keine nennenswerten Gewerbesteuern ein- nehmen. Systemintegration fördern Hier wird zum einen eine Reihe von Hinweisen formuliert, die auf eine stär- kere Berücksichtigung der Möglichkeiten einer Nutzung der Erneuerbaren Energien in den Bereichen Mobilität und Wärme abzielen. Zum anderen sollen Energiespeicher und Sektorkopplungsanlagen künftig nicht mehr als Energieendverbraucher sondern als Transformationstechnologie in den Regularien eingestuft werden, um so die Systemintegration zu fördern. Weiteres Vorgehen | Die nächsten Schritte Die nächsten Vorgehensschritte sind in nachstehender Abbildung schema- tisch dargestellt.

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Abbildung 5: Schematische Darstellung der nächsten Vorgehensschritte VPP [rot] und H2-Mobilität [blau]

Die zehn dringendsten nächsten Schritte [10-Punkte-Programm] Grundsätzlich bedarf es zunächst einer Klärung der Frage, unter wessen Klärung der Gesamtkoordination zur Umsetzung der nächsten Regie und durch wen die „Abarbeitung“ der nächsten dringenden Vorge- Schritte hensschritte koordiniert und umgesetzt wird. 1. Im Rahmen eines Abstimmungstermins mit den Staatssekretären Katrin Abstimmung MWE zu Fördermöglichkeiten Engineering Lange und Hendryk Fischer am 19. Januar 2016 im Brandenburger und VPP-Konzipierung Wirtschaftsministerium wurde eine erneute Abstimmungsrunde verein- bart, sobald die neue RENplus-Richtlinie unterzeichnet ist. 2. Im Ergebnis dieses Gesprächs sind entsprechende Förderantragsunter- Vorbereitung Fördermittelbeantragung lagen für die VPP-Vorbereitung [Engineering und VPP-Konzipierung] Engineering und VPP- vorzubereiten. Diese umfassen konkrete unternehmensbezogene Ana- Konzipierung lysen, entsprechende Schlussfolgerungen für die Dimensionierung de- zentraler Speicherlösungen sowie die Zusammenführung der Ergebnis- se in einer Konzipierung eines Virtual Power Plant. 3. Durch den Landkreis Prignitz sind die erforderlichen Schritte für die Planungs- / genehmigungsrechtliche planungs- und genehmigungsrechtliche Vorbereitung des Autohofes an Vorbereitung Autohof der Anschlussstelle Meyenburg sowie ggf. Grunderwerbsmaßnahmen einzuleiten.

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4. Parallel dazu ist die Abstimmung mit der H2 MOBILITY Deutschland Abstimmung H2 MOBILITY GmbH & Co.KG zur Berücksichtigung der am Autohof geplanten H2- Tankstelle für Busse und PKW in der Netzplanung, Genehmigung, Be- schaffung, Errichtung und Betrieb der bis 2023 geplanten insgesamt 400 Wasserstoffstationen, inkl. Bezahlsystem und Wissensmanagement

sowie H2-Sourcing. Integration in das NIP II-Programm. 5. Für die geplante H -Pipeline zwischen Autohof und PtG WindGas Fal- 2 Planungsrechtliche Vorbereitung kenhagen sind durch den Landkreis in Abstimmung mit Uniper Tras- H2-Pipeline senverlauf und erforderliche Maßnahmen zur planungs- und genehmi- gungsrechtlichen Vorbereitung zu ergreifen. 6. Eruierung möglicher Kooperationspartner [Staplerhersteller; Brennstoff- Eruierung von Partnern und zellenhersteller] zur Umsetzung des Pilotvorhabens „Brennstoffzellen- Abstimmung zur Vorbereitung Werksmobilität“, Abstimmung von Konditionen und Vorbereitung ent- von Förderanträgen sprechender Förderanträge im Rahmen NIP II. 7. Eruierung und Ansprache von Verkehrsunternehmen, die an einem Eruierung interessierter Erwerb von Brennstoffzellenbussen interessiert sind; Klärung einer er- Verkehrsunternehmen und forderlichen landesseitigen Flankierung und Abstimmung mit der zent- Koordination eines Erwerbs von ralen Koordinationsstelle bei der Energieagentur NRW [Dr. Frank Koch], Brennstoffzellenbussen im EU- um ggf. einen gemeinsamen Erwerb von Brennstoffzellenbussen durch Call 2017 + NIP II-Förderung mehrere Verkehrsunternehmen in dem für 2017 geplanten erneuten EU-Call und eine ergänzende Förderung im Rahmen NIP II zu erreichen [Minimum: Erwerb von 10 Bussen] – Einbindung bzw. Abstimmung mit der Regionalen Energiemanagerin Heiderose Ernst 8. Es sind Eisenbahnunternehmen zu eruieren, die an einem Betrieb von Eruierung interessierter brennstoffzellenbetriebenen Schienenpersonennahverkehrszügen inte- Eisenbahnunternehmen für ressiert sind [auch hier ggf. unter Einbezug der Regionalen Energiema- Brennstoffzellen-Züge und nagerin Heiderose Ernst]. Nach einer Klärung von technischen und wirt- Abstimmung erforderlicher schaftlichen Detailfragen [Uniper und Bahnunternehmen] ist mit dem Maßnahmen Land [MIL und VBB] zu klären, wie die Anstrengungen der Verkehrsun- ternehmen landesseitig flankiert werden und ggf. ein Letter of Intent mit Alstom zu initiieren. 9. Im Ergebnis der vorab genannten Punkte ist durch Uniper zu prüfen, ob Prüfung H2- und in welchem Umfang die H2-Erzeugungskapazitäten erweitert wer- Erzeugungskapazitäten den sollten und können. 10. Am Standort Uniper WindGas Falkenhagen sind konzeptionelle Vorbe- Konzeptionelle Vorbereitung reitungen für eine Erweiterung der Anlageninfrastruktur vorzunehmen: Anlagenerweiterung am PtG- Standort  HD-Verdichter und einer Abfüllstation für H2-Flaschen [inkl. Fla- schenbündel]  In Abstimmung mit GBF German Biofuels GmbH Konzipierung von Anlagen zur Methanolherstellung

 Konzeptionelle Vorbereitung H2-Transport mittels Kesselwagen zur

H2-Versorgung von brennstoffzellenbetriebenen Nahverkehrszügen Brandenburgischer SPNV-Unternehmen

Inhaltsverzeichnis

1 Anlass – Ziele – Vorgehensweise ...... 1 1.1 Anlass und Ziele ...... 1 1.1.1 Anlass ...... 1 1.1.2 Ziele ...... 3 1.1.3 Laufende Pilotvorhaben im Energiesektor ...... 3 1.2 Vorgehensweise und Beteiligte ...... 4 2 Grundlagen ...... 7 2.1 Gutachten – Konzepte – Planungen ...... 7 2.2 Laufende Pilotvorhaben ...... 10 2.2.1 Power to Gas – Uniper WindGas Falkenhagen ...... 10 2.2.2 Smart Grid der E.DIS AG ...... 12 2.2.3 Batteriespeicher der BELECTRIC GmbH ...... 15 2.2.4 Verbundkraftwerk der Parabel GmbH ...... 16 2.3 Zuarbeiten Dritter ...... 17 2.3.1 Unterstützung durch die Regionale Planungsstelle Prignitz-Oberhavel ...... 17 2.3.2 Unterstützung durch die Netzbetreiber ...... 18 3 Sozioökonomische Situation ...... 19 3.1 Lage und Struktur der Region ...... 19 3.1.1 Lage im Raum ...... 19 3.1.2 Administrative und funktionale Gliederung ...... 20 3.1.3 Flächennutzung...... 21 3.1.4 Wichtige Raumbezüge...... 22 3.1.5 Fazit Regionalentwicklung ...... 23 3.2 Bevölkerung ...... 24 3.2.1 Bevölkerungsstatistik ...... 24 3.2.2 Bevölkerungsprognose ...... 24 3.2.3 Fazit Bevölkerung ...... 26 3.3 Wirtschaft und Arbeitsmarkt ...... 27 3.3.1 Wirtschaftsstruktur ...... 27 3.3.2 Kenndaten zur regionalen Wertschöpfung ...... 28 3.3.3 Arbeitsmarkt ...... 30 3.3.4 Wirtschaftspolitische Rahmensetzungen ...... 32 3.3.5 Fazit Wirtschaft und Arbeitsmarkt ...... 32 4 Energieversorgung und -erzeugung ...... 35 4.1 Netzinfrastruktur und Betreiber ...... 35 4.1.1 Strom ...... 35 4.1.2 Erdgas ...... 37 4.1.3 Wärme ...... 38

4.1.4 Auslastung und Effizienzreserven ...... 39 4.1.5 Fazit Netzinfrastruktur und Betreiber ...... 41 4.2 Energieerzeugungsanlagen und Energieerzeugung ...... 43 4.2.1 Windkraftanlagen und Windstrom ...... 45 4.2.2 Photovoltaikanlagen und Solarstrom ...... 47 4.2.3 Biomasseanlagen und erzeugter Strom ...... 48 4.2.4 Sonstige regenerative Energieerzeugungsanlagen .... 49 4.2.5 Konventionelle Energieerzeugungsanlagen ...... 49 4.2.6 Fazit Energieerzeugungsanlagen und Energieerzeugung ...... 50 4.3 Energiekosten ...... 51 4.3.1 Erdgas- /Wärmekosten ...... 51 4.3.2 Kraftstoffkosten ...... 52 4.3.3 Stromkosten ...... 52 4.3.4 Fazit Energiekosten ...... 58

5 Energie- und CO2-Bilanz ...... 59 5.1 Energieverbrauch ...... 59 5.1.1 Strom ...... 59 5.1.2 Erdgas ...... 61 5.1.3 Fernwärme ...... 63 5.1.4 Verkehr ...... 64

5.2 Energiebedingte CO2-Emissionen ...... 66

5.2.1 Verursacherbezogene CO2-Emissionen nach Verbrauchergruppen ...... 66

5.2.2 Gebiets- und einwohnerbezogene CO2-Emissionen im WADWD ...... 66

5.3 Vermiedene CO2-Emissionen ...... 67

5.4 Fazit Energieverbrauch und CO2-Emissionen ...... 68 6 Energie und Wirtschaft ...... 73 6.1 Situation Industrie und Großgewerbe ...... 73 6.1.1 Vorstellung der beteiligten Unternehmen ...... 73 6.1.2 Auswertung des Fragebogenrücklaufs ...... 79 6.1.3 Unternehmensworkshops ...... 81 6.2 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse ...... 82 6.3 Herausgearbeitete Handlungsansätze ...... 84 7 Energie und Kommunen ...... 88 7.1 Situation der Kommunen, Haushalte und Kleinverbraucher ... 88 7.2 Ziele für Kommunen, Haushalte und Kleinverbraucher...... 89 8 Regionales Mikromanagement »Energy Cloud« ...... 92 8.1 Einführung ...... 92 8.2 Handlungsfeld Energie und Wirtschaft ...... 93 8.2.1 Handlungsschwerpunkt »Virtual Power Plant« ...... 93

8.2.2 Handlungsschwerpunkt »H2-Erzeugung und H2-

Nutzung [H2 3M]« ...... 97 8.2.3 Weiteres Vorgehen | Die nächsten Schritte ...... 110 8.3 Handlungsfeld Energie und Kommunen ...... 112 8.3.1 Kombi- / Verbund- bzw. virtuelle Kraftwerke ...... 112 8.3.2 Mobilität im ländlichen Raum ...... 112 8.3.3 Brennstoffzellen -Anwendungen ...... 115 8.3.4 Zero-Emission-Gewerbeflächenentwicklung ...... 115 8.3.5 Gezieltes Marketing: Vorsprung durch Erneuerbare Energien ...... 116 8.3.6 Akzeptanz-Kampagnen | Akzeptanz-Management 117 8.4 Handlungsfeld Rahmenbedingungen und Regularien ...... 117 8.4.1 Kostengestaltung ...... 117 8.4.2 Systemintegration fördern ...... 124 9 Schlussbetrachtung ...... 128

Anhang A1 Die Region A2 Erneuerbare Energien - Gesamt A3 Erneuerbare Energien - Windenergie A4 Erneuerbare Energien – Photovoltaik A5 Erneuerbare Energien – Biogasanlagen A6 Energieversorgungsinfrastruktur A7 Wirtschaftsstruktur A8 Energieerzeugung und -verbrauch A9 Fragebogen A10 Übersicht Kostenkalkulation A11 Letters Of Intent A12 Schreiben des WADWD e. V. an Wirtschaftsminister Albrecht Gerber

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1 Anlass – Ziele – Vorgehensweise

1.1 Anlass und Ziele

1.1.1 Anlass „Der Begriff ‘Energiewende‘ steht für den Aufbruch in das Zeitalter der Energiewende 2050 erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz. Die Bundesregierung hat beschlossen, dass die Energieversorgung Deutschlands bis zum Jahr 2050 überwiegend durch erneuerbare Energien gewährleistet werden soll. Dies erfordert einen grundlegenden Umbau der Energieversorgungssysteme, der Deutschland vor ökonomische und technologische Herausforderungen stellt. Mit der Novelle des EEG im Jahr 2014 wurden die Ziele der Bundesregie- rung zum weiteren Ausbau der erneuerbare Energien am Bruttostromver- brauch in festgelegten Zeitkorridoren gesetzlich verankert. Demnach soll der Anteil des aus erneuerbaren Energien erzeugten Stroms auf mindestens  40 – 45 % bis zum Jahr 2025,  55 – 60 % bis zum Jahr 2035 sowie  80 % bis zum Jahr 2050 erhöht werden. [EEG (2014), §1 Abs. 2] Das Ziel für den Zeitkorridor bis 2025 dient auch dazu, den Anteil der er- neuerbaren Energien am gesamten Bruttoendenergieverbrauch bis zum Jahr 2020 auf mindestens 18 Prozent zu erhöhen [EEG (2014), §1 Abs. 3]. Der Wachstumskern Autobahndreieck Wittstock-Dosse [WADWD] ist in EEG-Spitzenposition der Region den Landkreisen Prignitz und Ostprignitz-Ruppin gelegen, einer Region, die auf Grund der geringen Besiedlung und der natürlichen Gegebenheiten prädestiniert ist für die Erzeugung Erneuerbarer Energien und den weiteren Ausbau von Erzeugungsanlagen. Bereits heute nehmen die Landkreise Prignitz und Ostprignitz-Ruppin laut EnergyMap.info2 mit 271 % EEG- Strom bzw. 125 % EEG-Strom [Erzeugung EEG-Strom im Verhältnis zu Stromverbrauch insgesamt] deutschlandweit Spitzenpositionen in der Er- zeugung erneuerbarer Energien ein [im WADWD 207 %3]. Zum Vergleich: Das Land Brandenburg führt mit rechnerisch 77 % Anteil EEG-Strom am Stromverbrauch das Ranking der Bundesländer an, die Bundesrepublik ins- gesamt weist einen Anteil von 26 % EEG-Strom auf4.

2 http://www.energymap.info/energieregionen/ [Stand: 24.08.2015] 3 Eigene Berechnungen Ernst Basler + Partner 4 http://www.energymap.info/energieregionen/ [Stand: 24.08.2015]

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Trotz dieser Spitzenstellung bei der Erzeugung der Erneuerbaren Energien Spitzenposition EEG ist Standortnachteil dominieren beim Verbrauch die fossilen Energieträger, die bei den größten für die Wirtschaft Versorgern in der Region über 70 % ausmachen. Somit wird der in den Regionen erzeugte Strom aus Erneuerbaren Energien zum größten Teil nicht verbraucht, sondern ins Hochspannungsnetz eingespeist. Der Ausbau Erneuerbarer Energien verursacht nicht nur höhere Aufwen- dungen durch die Vergütung des eingespeisten Stromes, sondern auch durch den Netzanschluss, die Aufnahme des Stroms, die sogenannten ver- miedenen Netznutzungsentgelte [vNNe] und vor allem durch den EEG- bedingten Netzausbau. Diese Aufwendungen werden durch den jeweiligen Netzbetreiber aufgebracht und anders als bei der Stromvergütung nicht bundesweit solidarisiert. So entsteht die paradoxe Situation, dass die Region zwar Spitzenreiter in der Erzeugung von Strom aus regenerativen Energien ist, diesen Strom selbst jedoch kaum nutzen und für dessen Ableitung im Hochspannungs- netz und den damit verbundene Netzausbau die Kosten tragen muss. Von diesen Kosten sind in erster Linie die Bevölkerung und die regionale Wirt- schaft betroffen, der daraus z. T. eklatante Standort- und Wettbewerbs- nachteile entstehen. Industrielle Großbetriebe profitieren zwar z. T. von Umlagebefreiungen und –entlastungen, haben aber im Vergleich zu ande- ren Standorten immer noch höhere Energiekosten zu tragen. Die Wirtschaftskraft der im WADWD ansässigen Unternehmen ist ein wich- Gefährdung der stabilisierenden und Ankerfunktion der tiger Stabilitäts- und Zukunftsfaktor für den ländlich geprägten Nordwes- Wirtschaft für die demografische ten des Landes Brandenburg. Die Arbeitsmarktverflechtungen und die Ar- Entwicklung beitsmarktbedeutung reichen dabei z. T. weit über die Grenzen des WADWD hinaus. Starke Unternehmen und attraktive Arbeitsplätze sind eine wichtige Voraussetzung dafür, die Menschen in der Region zu halten und den prognostizierten Rückgang der Einwohnerzahlen nicht weiter zu verstärken. Werden die Wirtschaftsunternehmen durch die o. g. Standortnachteile in ihrem Bestand und in ihrer perspektivischen Entwicklung gefährdet, kön- nen negative Standortentscheidungen und der Wegfall von Arbeitsplätzen die Folge sein. Dadurch wiederum würde sich die prognostizierte demogra- fische Entwicklung der Region weiter verschärfen.

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1.1.2 Ziele Die im Wachstumskern Autobahndreieck Wittstock-Dosse e. V. [WADWD] organisierten Gebietskörperschaften, Unternehmen und Institutionen su- chen gemeinsam nach Lösungen und setzen sich vor allem für die Errei- chung folgender Ziele ein:  Sicherung und Stärkung der Region als attraktiven, innovativen und Sicherung Wirtschaftsstandort wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort. Hierzu müssen u. a. die Energiepreise - als wichtiger Kostenfaktor – auch zukünftig auf ei- nem wirtschaftlich vertretbaren Niveau gehalten werden.  Stärkung der Kommunen durch Stärkung der Einnahmeseite – hier durch Sicherung der Steuereinnahmen [hohe Stromkosten wirken sich sowohl auf das Betriebsergebnis der Unternehmen und damit auch auf die Steuereinnahmen der Kommunen aus.].  Schaffung entsprechender rechtlicher, wirtschaftlicher und techni- Beitrag zur Erreichung von scher Rahmenbedingungen, die es den Regionen, die überproporti- Klimaschutz- und onal zum Erreichen der Klima- und Umweltziele beitragen, ermögli- energiepolitischen Zielen muss chen, von Ihren Anstrengungen zu profitieren. So soll der Netzaus- Regionen zu Gute kommen bau bundesweit auch auf der 110-kV-Hochspannungs- übertragungsebene solidarisiert und alle Länder gleichermaßen an den Kosten des EEG-bedingten Netzausbaus beteiligt werden.  Entwicklung von technologischen und regulativen Lösungsansätzen Entwicklung technologischer und für ein integriertes Managementsystem zur intensiveren und sys- regulativer Lösungsansätze mit temübergreifenden Nutzung der Erneuerbaren Energien in der Re- Modellcharakter gion und zum Wohle der Region [innovative + zukunftsweisende Ansätze | Vorhaben mit Modellcharakter – ggf. auch für andere Regionen]. Die Industrieunternehmen tragen überproportional zum Endenergiever- Zunächst Konzentration auf brauch in der Region bei. Folglich werden Maßnahmen zur Reduzierung energieintensive des Energieverbrauchs durch höhere Effizienz und/oder durch intensivere Wirtschaftsunternehmen Nutzung der in der Region erzeugten Erneuerbaren Energien dort die größ- ten Effekte für die regionale Energie- und CO2-Bilanz haben. Zudem wir- ken sich hohe Energiekosten negativ auf das Betriebsergebnis der Unter- nehmen und damit auf die Steuereinnahmen der Kommunen aus. Das Pro- jekt »Energy Cloud« konzentriert sich daher in einer ersten Phase schwer- punktmäßig auf eine Zusammenarbeit mit den ansässigen – vor allem den energieintensiven – Unternehmen.

1.1.3 Laufende Pilotvorhaben im Energiesektor Dem Projekt »Energy Cloud« kommt zu Gute, dass sich in der Region – bedingt durch die EE-Spitzenposition – neben den EE-Anlagenbetreibern bereits zahlreiche Akteure mit Projekten zur intelligenten Nutzung, Ver-

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brauchssteuerung, Speicherung und Netzoptimierung befassen. Von her- ausragender Bedeutung sind hierbei: 1. Die Power-To-Gas-Anlage der Uniper Energy Storage GmbH im Pritzwalker Ortsteil Falkenhagen5 2. Das Smard-Grid-Projekt der E.DIS AG Sowie im Weiteren auch: 3. Der Batteriespeicher der BELECTRIC GmbH im bestehenden Solar- kraftwerk Alt Daber bei Wittstock [Kapazität: ca. 2.000 kWh]6 4. Die Anstrengungen der Parabel GmbH zur Errichtung eines Ver- bundkraftwerks in der Prignitz7 Konkreter wird auf die bereits laufenden Pilotvorhaben im Kapitel 2.2 ein- gegangen.

1.2 Vorgehensweise und Beteiligte

WADWD = Initiator Initiator des Projektes »Energy Cloud« ist der Wachstumskern - dreieck Wittstock/Dosse e. V. (WADWD). Bereits im Jahr 2012 wurde eine erste Phase des Projektes in Angriff genommen, die zunächst die Erstellung einer Projektskizze zum Gegenstand hatte. Ausgehend von einer Situati- onsbeschreibung, die die Besonderheiten der Region und den Widerspruch zwischen Spitzenposition bei Erneuerbaren Energien und daraus erwach- senden Nachteilen für die regionale Wirtschaft herausarbeitete, wurden seinerzeit erste Lösungsansätze definiert. Das ragt mit der im Amtsgebiet erzeugten Menge an Er- Amt Meyenburg = Träger, Zuwendungsempfänger und neuerbaren Energien noch über alle anderen Kommunen des WADWD Auftraggeber hinaus [z. B. Marienfließ]. Gleichzeitig zeigt sich in keiner anderen Kom- mune die Abhängigkeit der Zusammenhang zwischen Energiekosten und Gewerbesteuereinnahmen so deutlich wie in Meyenburg. Steigen die Ener- giekosten, hat dies Auswirkungen auf das Betriebsergebnis der Industriebe- triebe und damit auf die Gewerbesteuereinnahmen. Auch tritt hier ein wei- terer Widerspruch besonders deutlich zu Tage – und zwar die Diskrepanz zwischen Gemeinden mit eigenen EEG-Anlagen und hohen Rücklagen im Haushalt [Halenbeck, Marienfließ] gegenüber Kommunen mit Industriebe- trieben [Meyenburg] und keinen Rücklagen. Vor diesem Hintergrund fiel die Wahl auf das Amt Meyenburg, welches die Projektträgerschaft über- nommen und eine Förderung der Fortsetzung des Projektes im Rahmen des Förderprogrammes RENplus beantragt hat, die durch die Investitionsbank des Landes Brandenburg [ILB] schließlich auch bewilligt wurde.

5 http://www.powertogas.info/roadmap/pilotprojekte-im-ueberblick/windgas-falkenhagen/ 6 https://www.wittstock.de/seite/152230/aktuelle-informationen.html 7 http://www.parabel-solar.de/presse/pressespiegel-parabel-gmbh

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Die Ernst Basler + Partner GmbH Potsdam wurde mit der Umsetzung des Ernst Basler + Partner = Projektes beauftragt. Auftragnehmer Mit dem Start der Projektbearbeitung wurde eine Steuerungsgruppe gebil- Steuerungsgruppe det, der zunächst die Amtsdirektorin Katrin Lange, später der Amtsdirektor Matthias Habermann, der Vorsitzende des Vereins WADWD, Mike Blech- schmidt und Gerald Zahn als Projektleiter beim Auftragnehmer Ernst Basler + Partner angehörte. Die Arbeit der Steuerungsgruppe erfolgte im Rahmen von Abstimmungsrunden in Meyenburg oder beim Auftragnehmer in Pots- dam sowie in Telefonkonferenzen. In der Steuerungsgruppe verständigte man sich darauf, die Projektbearbei- Strukturierung der Projektarbeit tung strukturell in drei Handlungsfelder zu untergliedern, die dann auch in und Vorgehensweise einer größeren Auftaktrunde am 11. Juni 2014 in Meyenburg den eingela- denen Hauptakteuren vorgestellt und mit diesen diskutiert wurde.

Abbildung 6: Strukturierung der Projektarbeit

Handlungsfeld Wirtschaft Im Fokus der Projektarbeit zum Handlungsfeld Wirtschaft standen die Da- tenerhebungen und –auswertungen zu Energieerzeugung und –verbrauch in der Region und die Zusammenarbeit mit den regionalen Unternehmen Die Arbeit wurde hier intensiv durch René Schoof und Julian Oebel von der Uniper Energy Storage GmbH unterstützt. Die Arbeit im Handlungsfeld wurde im Wesentlichen durch folgende Aktivitäten geprägt:  Abfrage der Absatzdaten bei Netzbetreibern und Versorgungsun- ternehmen  Verarbeitung der Daten – sektoral und gebietsbezogen  Verarbeitung der durch die Regionale Planungsgemeinschaft bereit gestellten Daten zu den Erneuerbaren Energien und Ergänzung um eigene Erhebungen

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 Entwurf eines Fragebogens für eine Unternehmensanalyse, Durch- führung der Interviews und Auswertung des Fragebogenrücklaufs  Durchführung von insgesamt 5 unternehmensbezogenen Work- shops  Durchführung eines zusammenfassenden Ergebnisworkshops mit allen Unternehmen [siehe Kapitel 6.1]  Abstimmungstermine mit unmittelbar und mittelbar Projektbeteilig- ten [insbesondere: Regionale Planungsstelle Prignitz-Oberhavel und Regionale Energiemanagerin, FH Brandenburg, NOW Berlin, ZAB, E.DIS AG, EnergieAgentur.NRW sowie im Rahmen der Vorberei- tungsaktivitäten zum Projekt WindNODE8, an dem sich der WADWD mit „Energy Cloud« nicht beteiligen konnte, weil der Pro- jektfortschritt die konkrete Definition eines Demonstrators zum er- forderlichen Zeitpunkt nicht zuließ] Handlungsfeld Regularien Die Arbeit in diesem Handlungsfeld konzentrierte sich auf die Verarbeitung von Erkenntnissen, Hinweisen und Anregungen aus den Workshops und Gesprächsterminen, ergänzt um Literatur-Recherchen des Auftragnehmers. Eine Synopse der Erkenntnisse wurde in den vorliegenden Bericht eingear- beitet. Handlungsfeld Kommunen Die bei den Netzbetreibern, Energieversorgern und bei der Regionalen Pla- nungsstelle abgefragten Energieverbrauchs- und Erzeugungsdaten wurden gebietsbezogen und sektoral erfasst und bezogen auf die Situation der Kommunen, Haushalte und Kleinverbraucher aufbereitet [siehe Kapitel 7]. Zudem wurden konkrete Handlungsansätze herausgearbeitet, die zum ei- nen auf Erkenntnissen aus den Unternehmensworkshops basieren bzw. an diese andocken und zum anderen auf Recherchen des Auftragnehmers basieren [siehe Kapitel 8.3].

8 Siehe http://www.windnode.de/

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2 Grundlagen

2.1 Gutachten – Konzepte – Planungen

Bundesebene Weißbuch „Ein Strommarkt für die Energiewen- de“ [Juli 2015] Enthält: - Ergebnisse der Konsultation des Grünbuchs - Grundsatzentscheidung: Strommarkt 2.0 mit Gründen für den Strommarkt 2.0 und Bau- steinen des Strommarktes 2.0 - Strommarkt 2.0: Die Umsetzung mit Konkre- ten Maßnahmen und Zukünftigen Hand- lungsfeldern - Aussagen zum weiteren Verfahren Gesetz für den Ausbau Erneuerbarer Energien [EEG, in der Neufassung vom 24. Juli 2014] Rechtliche Grundlage u.a. für: - Ausbau Erneuerbarer Energien [EE] - Steigerung der Kosteneffizienz im Bereich EE - Anschluss und Abnahmebestimmungen - Markt- und Netzintegration der EE - Kostenumlagen und Vergütung Energiekonzept für eine umweltschonende, zu- verlässige und bezahlbare Energieversorgung [2010] Konzept zur Umsetzung der Europäischen Energie- und Klimaschutzpolitik auf nationaler Ebene Ziele: - Bis zum Jahr 2020 Reduzierung klimaschädli- cher Treibhausgasemissionen um 40 % ge- genüber 1990, bis 2050 Minderung um 80 – 95 % - Deutlicher Ausbau Erneuerbarer Energien: langfristig soll deren Anteil an der gesamten Energieerzeugung mind. 60 % betragen. - Schrittweiser Ausstieg aus der Atomkraft bis 2022 - Senkung des Energieverbrauchs durch Steige-

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rung der Energieeffizienz in allen Wirt- schaftsbereichen: Reduzierung von 20 % bis 2020 gegenüber 2008, 50 % bis 2050 - Nutzung wirtschaftlicher Chancen und Be- schäftigungseffekte durch Energiewende und Klimaschutz Landesebene Energiestrategie 2030 des Landes Brandenburg [2012] Politisches Leitbild der Landesregierung. Definiert Perspektiven, Leitszenarien und Ziele. Handlungskon- zept mit strategischen Maßnahmenbereichen für den Ausbau Erneuerbarer Energien, der Steigerung der

Energieeffizienz und der Senkung von CO2- Emissionen im Land Brandenburg. Setzt damit den Rahmen für die Umsetzung nationaler und internati- onaler Beschlüsse auf regionaler und kommunaler Ebene Maßnahmenkatalog zum Klimaschutz und zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels [2008] Landespolitische Maßnahmen und Initiativen zum Klimaschutz und zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels

Regionale Regionalplan Prignitz-Oberhavel | Teilregional- Ebene planung Windenergienutzung [2003] Die Regionale Planungsgemeinschaft verfügt seit 2003 über den wirksamen Regionalplan Prignitz- Oberhavel sachlichen Teilregionalplan "Windener- gienutzung". In der Regel sind nach zehn Jahren die Regionalpläne, gegebenenfalls auch in Teilen, der weiteren Entwicklung anzupassen [vgl. § 2 Absatz 2 RegBkPlG] Regionales Energiekonzept [REK] der Regiona- len Planungsgemeinschaft Prignitz-Oberhavel [2013] Regionale Reflektion der Energiestrategie des Landes Brandenburg und Umsetzungsprozess der Energie- wende auf regionaler Ebene. Ziele:  Einsparung von klimaschädlichen Emissionen durch weiteren Ausbau Erneuerbarer Ener-

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gien und Steigerung der Energieeffizienz  Neben den ökologischen auch ökonomische und gesellschaftliche Chancen der Energie- wende nutzen  Die Region als führende Bioenergieregion profilieren  Förderung pilothafter Technologien zur Ener- giegewinnung und weitere Potenzialerschlie- ßung  Energie-„Erzeugerregion“, Kostenvorteile für die Nutzer  Stärkung der regionalen Wertschöpfung und gesellschaftliche Akzeptanz Regionalplan „Freiraum und Windenergie“ Prig- nitz-Oberhavel [2015] Der Bedarf für die Fortschreibung wurde bereits im Jahr 2006 festgestellt. In Folge hat die Regionalver- sammlung am 18. Januar 2006 den Aufstellungsbe- schluss für den sachlichen Teilplan "Rohstoffsiche- rung und Windenergienutzung" gefasst. Die durch die Regionalversammlung beschlossene Satzung des Regionalplans sachlicher Teilplan "Rohstoffsiche- rung/Windenergienutzung" vom 24. November 2010 wurde jedoch nur teilweise genehmigt bzw. wurde das Kapitel Windenergienutzung von der Genehmi- gung ausgenommen. Die Regionalversammlung beschloss in ihrer Sitzung am 16. April 2012 das Thema Windenergienutzung mit dem Instrument Eignungsgebiet erneut zum Pla- nungsinhalt für den Regionalplan. Am 21. April 2015 hat die Regionalversammlung die Entwürfe des Regionalplans "Freiraum und Wind- energie" sowie des Umweltberichts gebilligt. Gleich- zeitig wurde der Beschluss zur Beteiligung von Öf- fentlichkeit und Behörden gefasst. Das Beteiligungsverfahren fand vom 1. Juni bis zum 31. August 2015 statt.

Aufgaben: Steuerung der Planung und Errichtung raumbedeutsamer Windenergieanlagen durch Ausweisung von Eignungsgebieten. Somit wichti- ges Planwerk für den Ausbau Erneuerbarer Ener- gien in der Region.

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Weiterhin: Ausweisung von Vorranggebieten zum Schutz ökologisch wertvoller Freiraumbereiche. Festsetzung von Vorbehaltsgebieten zum Schutz vor technischer Überprägung und zur behutsamen Entwicklung von historisch bedeutsamen Kultur- landschaften.

Interkommunale Wachstumskern Autobahndreieck Wittstock- Ebene Dosse e.V. Seit 2005 bestehende Arbeitsgemeinschaft aus aktu- ell 36 Unternehmen und 4 Kommunen rund um das Autobahndreieck Wittstock/Dosse in Nordwestbran- denburg; Ziel: Stärkung der regionalen Wirtschaft, der kulturellen Vielfalt sowie der Entwicklung touris- tischer Potenziale

Kommunale Kommunale Energieprofile aus dem REK [2013] Ebene Aussagen zu Struktur, Energieverbrauch und Ener-

gieerzeugung sowie CO2-Emissionen der einzelnen Kommunen der Planungsregion, somit auch für die Kommunen des WADWD

Das hier vorliegende Energiekonzept für die im WADWD zusammengefass- »Energy Cloud« bedient institutionellen Rahmen te Region ist in hervorragender Weise auf die durch Bund und Land formu- lierten Ziele ausgerichtet, bedient die strategischen Vorgaben zur Umset- zung der Energiewende in Deutschland und erarbeitet Lösungsvorschläge zu den aktuell auf Landes- und Bundesebene drängenden Fragen der nachhaltigen Nutzung und Integration Erneuerbarer Energien. Es werden modellhafte Projektansätze verfolgt, die für das Land wie für den Bund wichtige Erkenntnisse für die praktische Zielerreichung generieren, die in der Region zur Umsetzung des Regionalen Energiekonzeptes beitragen und die auch für vergleichbare Regionen in Europa von Interesse sein dürften.

2.2 Laufende Pilotvorhaben

2.2.1 Power to Gas – Uniper WindGas Falkenhagen „Im Pritzwalker Ortsteil Falkenhagen (Landkreis Prignitz) wurde 2013 durch Uniper die international erste Demonstrationsanlage zur Speicherung von Windstrom im Erdgasnetz in Betrieb genommen. Die Anlage nimmt durch Windkraftanlagen erzeugten elektrischen Strom auf [Anlagenleistung max. 2 MW] und wandelt diesen mittels Elektrolyseprozess in rund 360 Nm³/h Wasserstoff. Dieser wird dann über eine 1,6 Kilometer lange Wasserstoff- leitung in das Ferngasnetz der ONTRAS Gastransport GmbH eingespeist.

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Somit steht die Energie wie Erdgas dem Strom-, Wärme-, Mobilitäts- und Industriemarkt flexibel zur Verfügung. Mit der alkalischen Elektrolyse ist eine bewährte Technologie im Einsatz und im ersten Betriebsjahr wurden bis Juli 2014 mehr als 2 Millionen kWh Wasserstoff [„WindGas“] einge- speist. Der Pilotbetrieb umfasst die Gewinnung technischer, ökonomischer und administrativer Erfahrungen für die kommerzielle Anwendung. Für private Haushalte ist es bereits heute möglich das Produkt „WindGas“ als Mix aus 90 % Erdgas und 10 % regenerativem Wasserstoff aus der Pilotan- lage zu beziehen. Das Projekt erfolgt in Kooperation mit dem Schweizer Partner Swissgas AG. Neben der Projektpartnerschaft bezieht die Swissgas hier etwa ein Drittel der WindGas-Produktion, ergänzt damit ihr Gasportfolio um einen ersten regenerativen Anteil und zeigt damit auf, dass die großräumige Erdgasinf- rastruktur einen wichtigen Beitrag zur Integration Erneuerbarer Energien leisten kann.“9

Abbildung 7: Uniper - Power to Gas Falkenhagen [Foto: Uniper]

Der Wirkungsgrad der Anlage in Falkenhagen liegt bei ca. 60 % bis 65 % PtG Falkenhagen [brennwertbezogen], bei Rückverstromung immer noch [rein theoretisch, Wirkungsgrad = 60 % da vor Ort keine Rückverstromung erfolgt] bei 35 % [im Vergleich: Kohle- kraftwerk ca. 37 %]. Allerdings muss Uniper für die Anlage ebenfalls EE- Umlage zahlen, da die Anlage als Letztverbraucher für elektrischen Strom eingestuft ist. Es fehlen gesetzliche Regelungen für Energiespeicher, die dem systemi- schen Mehrwert Rechnung tragen.

9 http://www.eon-gas-storage.de/cps/rde/xchg/egs/hs.xsl/3310.htm?rdeCOQ=SID-07B6B7D9-C9BA209A [Abruf: November 2015]

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Durch Uniper ist beabsichtigt, die Anlage um eine Methanisierungsstrecke Methanisierung geplant zu erweitern. Entsprechende Förderanträge wurden bereits bewilligt10. Während der elektrolytisch erzeugte Wasserstoff nur bis zu max. 2 Vol.-% dem konventionellen Erdgas der Ontras-Leitungen beigemischt wird, ist Methan, als Hauptbestandteil natürlichen Erdgases, praktisch ohne Ein- schränkungen ins Erdgasnetz einspeisbar. Das für die Methanisierung er-

forderliche CO2 soll auch aus benachbarten Biogasanlagen zugeführt wer- den.

PtG auf PEM-Basis mit höherem Exkurs: Wirkungsgrad [bis zu 90%], reinerem Wasserstoff und Uniper hat gemeinsam mit Hydrogenics und SolviCore unter wissenschaft- deutlich geringerem Platzbedarf licher Begleitung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und des Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) eine weitere Power-to-Gas-Anlage in errichtet11. Bei dieser Anlage am Stand- ort Hamburg-Reitbrook wird mittels der sogenannten PEM (Proton Exchange Membrane)-Elektrolyse die Energie aus regenerativ erzeugtem Strom in Wasserstoff umgewandelt und ins Erdgasnetz eingespeist (PEM- Elektrolyseur mit einem Leistungsbereich von 1 MW). Im Vergleich zu her- kömmlichen alkalischen Elektrolyseuren sind die Energieverluste geringer und der Wasserstoff ist reiner. Es wird ein Wirkungsgrad von bis zu 80 % erreicht. Zudem ist die Anlage wesentlich kompakter und mit einem deut- lich (vielfach) geringeren Platzbedarf verbunden.

2.2.2 Smart Grid der E.DIS AG Smart Grids sind intelligente Netze, weil sie über innovative Informations- und Kommunikationstechnologien verfügen. Bei den Übertragungsnetzen im Hochspannungsbereich ist das bei E.DIS bereits gängige Praxis. Ihr Ma- nagement läuft automatisiert, und das ferngelenkte Steuern großer Kraft- werke ist mittlerweile Routine. Hier werden parallel zum Strom große Da- tenmengen übertragen und verarbeitet, die zur Steuerung notwendig sind. Es gilt nun, diese Konzepte auch für die Mittel- und Niederspannungsnetze (Verteilnetze) nutzbar zu machen, durch neue Elemente zu ergänzen und dann alle Netzebenen systematisch miteinander zu kombinieren. In vielen Einzelprojekten untersucht der Konzern bereits heute unterschied- liche Aspekte rund um den Einsatz intelligenter Netztechnik. Der Fokus liegt dabei auf Erkenntnissen zum Lastfluss und dessen Abhängigkeit von Wind, Sonne, Verbraucherverhalten, Stromspeichern (zum Beispiel E- Autos), der Integration in die bestehende Systemlandschaft (Netzleitsyste-

10 Im März 2016 startet ein EU-weites Projekt mit insgesamt 27 Partnern an drei europäischen Standor- ten. Das Projekt mit einem Projektvolumen von insgesamt 28 Mio. EUR wird am Standort Falken- hagen von der Uniper AG [vormals E.ON] umgesetzt. 11 http://www.powertogas.info/roadmap/pilotprojekte-im-ueberblick/windgas-hamburg/

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me) und dem Identifizieren von geeigneten Bauteilen für die Kommunika- tionstechnik in Trafostationen, Umspannwerken und Netzleitstellen. Ein solches Bauteil, das mittlerweile bereits Einzug in die deutschen Verteil- netze von E.DIS gefunden hat, ist der regelbare Ortsnetztransformator (RONT). Bei den E.DIS-Netzgesellschaften in Deutschland sind bis Ende 2014 bundesweit 180 neue regelbare Ortsnetztransformatoren (RONTs) ans Netz gegangen. Mit der Installation in den Verteilnetzen ist der RONT die erste Smart-Grid-Technologie, die Serienreife erlangt hat.12 Das Smart-Grid-Projekt der E.DIS wurde 2014 abgeschlossen und im Er- gebnis eine Reihe von Maßnahmen zur Netzoptimierung und -stabilisierung ergriffen. Dabei wurde auch bereits berücksichtigt, dass sich der Umfang der installierten Leistung bei den Erneuerbaren Energien im gesamten E.DIS-Versorgungsgebiet bei Umsetzung der beantragten Vorhaben noch- mals nahezu verdoppeln wird (von 6.816 MW auf 13.553 MW; Stand: 01.02.2014).

Abbildung 8: Erneuerbare Energien bei E.DIS13

Im Jahr 2015 haben sich die Angaben zur installierten und zur beantragten Leistung gegenüber nochmals erhöht, wobei sich die Situation für das Land Brandenburg wie folgt darstellt [Stand: 1. September 2015]:

12 http://www.eon.com/de/geschaeftsfelder/verteilung/zukunftstechnologien/intelligente-netze.html [Hinweis: im Web-Text ist von e.on die Rede; durch Umstrukturierungen heute e.dis; im Text oben wurde dies entsprechend angepasst] 13 „Spannungs(regelungs)konzepte in Verteilnetzen, ein Ergebnis des Smart Grid Projektes“; Vortrag Karl Dittmer, E.DIS AG, Bereich Netztechnik [Meyenburg, 11. Juni 2014]

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Tabelle 1: Installierte Leistung + Anteil BBG Beantragte Leistung + Anteil BBG Installierte und beantragte Leistung E.DIS gesamt und für Brandenburg14

Auf die Prignitz allein entfallen davon 498,5 MW installierte Leistung und 975 MW beantragte Leistung. Das hat zur Folge, dass das Thema Spannungshaltung nochmals deutlich komplexer geworden ist. Zu den im Ergebnis des Smart-Grid-Projektes ergriffenen respektive noch zu ergreifenden Maßnahmen zählen u. a.:  der Einbau von Mess-, Fernwirk- und Übertragungstechnik in Bestands- anlagen  Maßnahmen zur Spannungsbandoptimierung (Sicherstellung der Span- nungsqualität bei Minimierung Netzausbau ) – u. a. mit Vorgabe cos phi (P)-Kennlinie für alle neuen EEG-Anlagen (gemäß BDEW-RL, SDL- WindV)  erweiterte Netzführungsfunktionen (Weiterentwicklung Netzführung) – u. a. mit Einführung der erweiterten Netzführungsfunktionen (bspw. Mitnahmeschaltung) und Nutzung des Testsystems für Spannungsrege- lung MS-Netz Falkenhagen  Die Einführung von regelbaren Ortsnetztransformator [rONT]; Erster rONT im Okt. 2013; 2014 waren 4 im Einsatz; 12 weitere für Einsatz vorgesehen  Pilotvorhaben zur Einführung neuer Längsregler [Zusätzliche Regler im Leitungsstrang - z.B. Thyrobox]  Neubau eines Umspannwerks neben der PtG-Anlage in Falkenhagen und auf dem Gelände an der Kyritzer Chaussee in [Fertigstel- lung in 2016]15

14 5. Energiestammtisch Heiligengrabe; Vortrag Andreas Gaber, Geschäftsbereich Netzdienste [Blu- menthal, 20.10. 2015] 15 Märkische Allgemeine vom 02.11.2015 „Edis baut neues Umspannwerk in Pritzwalk“

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Abbildung 9: Spannungshaltung in MS- und NS-Netzen16

2.2.3 Batteriespeicher der BELECTRIC GmbH „Die BELECTRIC GmbH hat eine neue Speicherlösung im Megawatt-Bereich speziell für konventionelle Kraftwerke und Solarkraftwerke entwickelt. Im Rahmen der Speicher-Initiative des brandenburgischen Wirtschaftsministe- riums wurde das moderne und kostengünstige Speichersystem erstmalig unter realen Bedingungen getestet. Der Batteriespeicher wurde in das be- stehende Solarkraftwerk Alt Daber bei Wittstock integriert und verfügt über eine Kapazität von knapp 2.000 kWh. Mit diesem Speichervermögen ließen sich ca. 550 Haushalte über Nacht mit Strom versorgen. …. … Dank der standardisierten Containerlösung stellt die BELECTRIC Energy Buffer Unit (EBU) eine leicht zu transportierende Fertiglösung dar, die ohne aufwendige Fertigungsarbeiten vor Ort sofort einsatzbereit ist. Die Batterie- technologie wurde von der Firma Exide in Zusammenarbeit mit BELECTRIC auf Basis einer Blei-Säure-Batterie entwickelt und im Werk Bad Lauterberg gefertigt. Die Batterie wurde für den Kraftwerkseinsatz optimiert und zeichnet sich durch eine lange Lebensdauer, geringe Zyklenkosten sowie eine hohe Leistungsfähigkeit aus. Zusätzlich verfügt die EBU über ein inno- vatives Lade- und Reaktivierungsverfahren, welches die Lebensdauer von Blei-Säure-Batterien in stationären Anwendungen deutlich erhöhen kann. In Verbindung mit dem von BELECTRIC selbst entwickelten Lüftungs- und

16 „Spannungs(regelungs)konzepte in Verteilnetzen, ein Ergebnis des Smart Grid Projektes“; Vortrag Karl Dittmer, E.DIS AG, Bereich Netztechnik [Meyenburg, 11. Juni 2014]

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Kühlungssystem wird auch der Betrieb bei Extrembedingungen gewährleis- tet.“17

Abbildung 10: Stromspeicher am Solarpark Alt Daber18 [Foto: © Heiko Schwarzburger]

2.2.4 Verbundkraftwerk der Parabel GmbH „Kern des Verbundkraftwerks soll das Umspannwerk Freyenstein sein, das zwischen Buddenhagen [Stadt Meyenburg] und Freyenstein [Stadt Wittstock] errichtet werden soll. „Das Umspannwerk soll … Ende 2015 in Betrieb gehen, weil sich die ersten großen Projekte direkt anschließen las- sen“ [sagt Holger Ruletzki]. In der ersten Baustufe soll ein 400-Megavolt- Ampere-Trafo angeschlossen werden. Langfristig sind vier solcher Trafos geplant, die den Strom aus Windparks, Solarflächen und Biogasanlagen im Norden der Prignitz, in Ostprignitz-Ruppin und in Westmecklenburg über die 380-Kilovolt-Leitung des ostdeutschen Netzbetreibers „50 Hertz“ ein- speisen.“19

Abbildung 11: Anzeige „Neubau des 380/110 kV Umspannwerkes Freyenstein20

17 https://www.wittstock.de/seite/152230/aktuelle-informationen.html [Abruf: November 2015] 18 http://www.photovoltaik.eu/Archiv/Meldungsarchiv/Belectric-startet-Stromspeicher-am-Solarpark-Alt-Daber [Abruf: November 2015] 19 Märkische Allgemeine vom 26.08.2014 „Strom vom Windrad vor der Tür“ 20 „Sprung in die Systemverantwortung“, Klaus Oberzig | joule 4. 2015

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Abbildung 12: Prinzip-Skizze Verbundkraftwerk21

2.3 Zuarbeiten Dritter Die Erarbeitung des Projektes »Energy Cloud« erfolgte mit Unterstützung Dritter, die mit der Bereitstellung von Informationen und Daten wie auch durch aktive Mitarbeit in Projektsitzungen zum erreichten Stand beigetra- gen haben. Zu nennen sind hier vor allem:  Die Unterstützung durch die Regionale Planungsstelle Prignitz- Oberhavel  Die Unterstützung durch die Energieversorger der Region  Die Unterstützung durch die Unternehmen der Region

2.3.1 Unterstützung durch die Regionale Planungsstelle Prignitz- Oberhavel

Die Regionale Planungsstelle unterstützte die Projektarbeit vor allem durch Bereitstellung konzeptioneller Grundlagen und Daten durch die  Bereitstellung des „Regionalen Energiekonzeptes für die Region RPG Prignitz-Oberhavel“ sowie ergänzend hierzu Daten für den Raum WADWD  Bereitstellung von GIS-Daten für den Raum des WADWD  Bereitstellung von aktualisierten Monitoringdaten zur Situation der Erneuerbaren Energien im Raum WADWD

Die Energiemanagerin der EnergieRegion Prignitz-Oberhavel, Heiderose Zusammenarbeit mit der Ernst, war informell in die Projektarbeit eingebunden. Zudem war Frau Regionalen Energiemanagerin Ernst an mehreren Projektsitzungen aktiv beteiligt.

21 „Verbundkraftwerk Prignitz - Die Stromversorgung der Zukunft“; UW Freyenstein GmbH Holländerstraße 34, 13407 Berlin

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2.3.2 Unterstützung durch die Netzbetreiber Die wichtigsten Netzbetreiber E.DIS und EMB für den Raum WADWD wur- den bereits zur Projektauftaktsitzung im Juni 2014 eingeladen und über das Projekt informiert. In der Folge wurden sie und weitere Netzbetreiber und Versorger um Be- Abfrage von Verbrauchsdaten bei Netzbetreibern reitstellung von Verbrauchsdaten nach dem Lastprofilverfahren gebeten, wobei durch die beiden Letztgenannten [kursiv] keine Daten zur Verfügung gestellt wurden:  E.DIS AG  WEMAG  Stadtwerke Pritzwalk GmbH  EMB GmbH  KTG Agrar SE bzw. die Biogasproduktion PAL GmbH  energicos Nord GmbH Zudem wurde die Möglichkeit des Downloads der „EEG Jahresabrech- Download 50Hertz-EEG- 22 Jahresabrechnung nung“ von der 50Hertz-Homepage genutzt . Seitens der E.DIS AG wurden darüber hinaus Informationen zu den Ergeb- nissen des Smart-Grid-Projektes sowie zu Stand und prognostizierter Ent- wicklung der Erneuerbaren Energien zur Verfügung gestellt.

22 http://www.50hertz.com/de/EEG/Veroeffentlichung-EEG-Daten/EEG-Jahresabrechnung

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3 Sozioökonomische Situation

3.1 Lage und Struktur der Region

3.1.1 Lage im Raum Die durch den Wachstumskern Autobahndreieck Wittstock/Dosse e. V. Periphere Lage in [nachfolgend: WADWD] umfasste Region liegt im Nordwesten des Landes Nordwestbrandenburg Brandenburg in der Planungsregion Prignitz-Oberhavel an der Grenze zum Land Mecklenburg-Vorpommern. Die am WADWD beteiligten Ämter und Gemeinden umfassen eine Fläche von rd. 1.250 km². Diese erstreckt sich in östlicher Richtung etwa zur Hälfte in den Landkreis Ostprignitz-Ruppin so- wie westlich in den Landkreis Prignitz. Im Norden grenzt der WADWD an die Landkreise Mecklenburgische Seenplatte und -.

Abbildung 13: Lage des WADWDl23 [eigene Abbildung mit BKG Open Data und Daten der RPG Prignitz-Oberhavel]

Die Region des WADWD wird durch die Bundesautobahn 24 Berlin – Ham- auf halbem Weg zwischen Berlin burg und die Bundesautobahn 19, welche am namensgebenden Auto- und Hamburg; bahndreieck Wittstock/Dosse nach Rostock führt, erschlossen. Beide Auto- gute verkehrliche Erschließung bahnen sind Bestandteil des Trans European Transport Network. Sie bedie- durch Autobahnen; nen die europäischen Güterverkehrskorridore „North Sea – Baltic“, „Scandinavia – Mediterranean“, sowie „Orient / East-Med“. Der WADWD ist somit gut in das nationale und internationale (Güter-) Fernverkehrsnetz eingebunden – er liegt auf „auf halbem Wege“ zwischen der Bundes- hauptstadt Berlin und den Hansestädten Hamburg bzw. Rostock mit den Seehäfen der Nord- und Ostsee, was den Standort aus logistischer Sicht interessant für Unternehmen macht. Ein weiterer bedeutender Verkehrs- weg der Region ist die Bundesstraße B 103 Kyritz – Rostock. Darüber hin-

23 Siehe „Redaktionelle Hinweise“ auf der 2. Umschlagseite

20

aus existiert eine Bahninfrastruktur für den Güterverkehr, welche einige der im WADWD ansässigen Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe – mit Umweg über die Stadt – an transeuropäische Schienen- korridore anschließt.

3.1.2 Administrative und funktionale Gliederung

Zum WADWD zählen die Ämter Meyenburg und Putlitz-Berge25, die Ge- WADWD erstreckt sich über 5 Kommunen24 meinde Heiligengrabe sowie die Städte Pritzwalk und Wittstock/Dosse. Die Ämter Meyenburg und Putlitz-Berge bestehen ihrerseits aus jeweils 5 Ge- meinden, welche zusammen mit Pritzwalk im Landkreis Prignitz liegen, während die Gemeindegebiete von Heiligengrabe und Wittstock/Dosse zum Landkreis Ostprignitz-Ruppin zählen [siehe Tabelle 2]. Die Gemeinde Wittstock/Dosse ist mit einer Fläche von 420 km² die größte Gemeinde des Landes Brandenburg und die sechstgrößte der Bundesre- publik.

Tabelle 2: Amt Gemeinde Landkreis Ämter, Gemeinden und Amt Meyenburg Gerdshagen Prignitz Landkreise des WADWD Amt Meyenburg Halenbeck-Rohlsdorf Prignitz Amt Meyenburg Kümmernitztal Prignitz Amt Meyenburg Marienfließ Prignitz Amt Meyenburg Meyenburg Prignitz Amt Putlitz-Berge Berge Prignitz Amt Putlitz-Berge Gülitz-Reetz Prignitz Amt Putlitz-Berge Pirow Prignitz Amt Putlitz-Berge Putlitz Prignitz Amt Putlitz-Berge Prignitz Pritzwalk Prignitz Heiligengrabe Ostprignitz-Ruppin Wittstock/Dosse Ostprignitz-Ruppin

Wittstock/Dosse und Pritzwalk Wittstock/Dosse und Pritzwalk bilden gemäß Landesentwicklungsplan Ber- bilden ein Mittelzentrum lin-Brandenburg [LEP B-B] ein „Mittelzentrum in Funktionsteilung“. Der dem Mittelzentrum zugeordnete Mittelbereich ist nahezu identisch mit der räumlichen Abgrenzung der dem WADWD angehörenden Gebietskörper- schaften. Lediglich die Gemeinde Groß Pankow [Prignitz] gehört nicht dem WADWD an [Das Amt Putlitz-Berge hat im zeitlichen Verlauf der Projektar- beit seine Mitgliedschaft im Wachstumskern Autobahndreieck Wittstock- Dosse e. V. beendet, wurde aber in Abstimmung mit dem Auftraggeber auch weiterhin in die analytischen Betrachtungen einbezogen].

24 Siehe „Redaktionelle Hinweise“ auf der 2. Umschlagseite 25 Siehe „Redaktionelle Hinweise“ auf der 2. Umschlagseite

21

Im Osten grenzt der Mittelbereich Wittstock/Dosse-Pritzwalk an den Mit- telbereich mit dem gleichnamigen Regionalen Wachstumskern [RWK], südöstlich an den Mittelbereich Kyritz sowie südlich bis westlich an den Mittelbereich -Wittenberge mit dem RWK Prignitz, bestehend aus den Städten Wittenberge, Perleberg und .

3.1.3 Flächennutzung Das Gebiet der Prignitz gehört zu den am dünnsten besiedelten Regionen geringe Bevölkerungsdichte der Bundesrepublik Deutschland. Dies trifft insbesondere für den WADWD zu, die Bevölkerungsdichte liegt hier bei nur 32 EW/km². Dabei konzentriert sich der größte Teil der rd. 40.400 Einwohner der WADWD-Region allein auf die beiden Kleinstädte Wittstock/Dosse und Pritzwalk.

Abbildung 14: Bundesrepublik Deutschland 227 Bevölkerungsdichten (in EW/km²) im Vergleich, Stand 12/2014

Land Brandenburg 83

Landkreis OPR 39

Landkreis PR 36

WADWD 32

0 50 100 150 200 250

Aufgrund der geringen und tendenziell weiter sinkenden Bevölkerungs- Vorhalt von Infrastrukturen in dichte stehen die Ämter und Gemeinden zunehmend vor Herausforderun- der dünn besiedelten Region gen, Infrastrukturen und die Daseinsvorsorge der Bevölkerung in der ge- herausfordernd samten Fläche vorzuhalten, instand zu halten oder zu modernisieren. Das Angebot in den Bereichen Bildung, Kultur, Freizeit, Gesundheit und Pflege sowie Arbeitsvermittlung ist qualitativ und quantitativ allerdings durchaus

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als positiv zu bewerten und mit anderen Mittelbereichen der Region ver- gleichbar. Aufgrund der geringen Siedlungsdichte – Siedlungs- und Verkehrsflächen geringer Anteil an Siedlungsfläche, daher große machen mit rd. 83 km² nur 6,7 % der Gesamtfläche des WADWD aus – Flächenpotenziale für ergeben sich auf dem Gebiet des WADWD große, zusammenhängende Erneuerbare Energien Landwirtschafts- und Waldflächen [67 bzw. 25 % der Gesamtfläche]. Dies bietet beste Voraussetzung für die Nutzung flächenintensiver Anlagen für die Erzeugung Erneuerbarer Energien, etwa aus Wind- und Solarkraft. Dementsprechend finden sich laut Regionalplan Prignitz-Oberhavel viele der ausgewiesenen Windeignungsgebiete in der Region in und um den WADWD. Die Konzentration an Windenergie-, aber auch Photovoltaikan- lagen ist hier folglich vergleichsweise hoch.

3.1.4 Wichtige Raumbezüge

Abbildung 15: Prognos Zukunftsatlas 201326

Die zum WADWD gehörenden Kommunen liegen zu großen Teilen im Landkreis Prignitz in der Gesamtbewertung auf Platz 402 Landkreis Prignitz, der in der Gesamtbewertung des Prognos Zukunftsatlas - dem letzten Platz in 2013 den letzten Platz in der Gesamtbewertung belegt. Der benachbarte Landkreis Ostprignitz-Ruppin, zu dem die Stadt Wittstock/Dosse und die Gemeinde Heiligengrabe des WADWD gehören, belegt den Platz 385. Die zu Mecklenburg-Vorpommern zählenden Nachbarlandkreise Ludwigslust-

26 Quelle: http://www.prognos.com/zukunftsatlas/13/ [Abruf: Dezember 2015]

23

Parchim und Mecklenburgische Seenplatte belegen Platz 379 und Platz 391. Der Nachbarlandkreis Lüchow-Dannenberg [östlichster Landreis Nie- dersachsens] liegt auf Platz 389 und der Landkreis Stendal [Sachsen-Anhalt] liegt nur einen Platz vor der Prignitz auf Platz 401. Alle diese Landkreise sind durch eine periphere Lage in den jeweiligen Bundesländern gekenn- zeichnet und besonders stark von einer negativen demographischen Ent- wicklung betroffen. Zusammenschlüsse, wie die des WADWD, sind ein wichtiges Instrument, WADWD Teil einer um vorhandene Ressourcen vor Ort zu bündeln und den Herausforderun- strukturschwachen Region – gen in interkommunaler Kooperation und unter Einbeziehung lokaler Ak- interkommunale Kooperationen teure zu begegnen. Im Falle des WADWD, dessen Mittelzentrum in Funkti- sind wichtiges Element zur onsteilung nicht von den RWK-Fördermitteln des Landes Brandenburg pro- Profilierung fitieren kann, ist dies ganz besonders zutreffend und im Speziellen die un- ternehmerische Beteiligung landesweit einzigartig. Kooperationen bestehen allerdings nicht nur innerhalb des Zusammen- Beteiligung am „HUB 53/12°“ – schlusses des WADWD, sondern auch darüber hinaus: So ist der WADWD Logistik zwischen Häfen und beteiligt am Netzwerk „HUB 53/12° - Das Logistiknetzwerk Güstrow / Prig- Binnenland nitz / Ruppin“, welches sich zum Ziel gesetzt hat, die Region Nordwest- brandenburg mit Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern zu verknüpfen und als Logistikdrehscheibe für den Güterverkehr zwischen Hinterland und den Seehäfen zu etablieren und zu stärken. Über die Stadt Wittstock/Dosse ist der WADWD in die Regionalentwick- Einbindung in die regionale lungsgesellschaft [REG] Nordwestbrandenburg eingebunden, welche Auf- Wirtschaftsförderung gaben der regionalen Wirtschaftsförderung wahrnimmt. Weitere kommu- Nordwestbrandenburg nale Gesellschaftspartner sind die Städte Neuruppin und Kyritz sowie der Landkreis Ostprignitz-Ruppin. Die REG bündelt so unter anderem die Inte- ressen des WADWD mit denen der weiteren wirtschaftlichen Kooperations- räume der Region Nordwestbrandenburg: der Kommunalen Arbeitsge- meinschaft [KAG] Freiraum Ruppiner Land [Neuruppin, Rheinsberg, Fehr- bellin, Temnitz und Lindow] sowie der KAG „Kleeblattregion“ [Kyritz, , Wusterhausen und Neustadt/Dosse].

3.1.5 Fazit Regionalentwicklung Der WADWD liegt in einer der am dünnsten besiedelten Regionen Deutschlands, die durch die Lage nahe dem Autobahnkreuz Wittstock/Dosse [A24 und A19] verkehrlich besonders gut erschlossen ist und die Region zwischen Bundeshauptstadt und Seehäfen aus logistischer Sicht sehr attraktiv macht. Letztlich ist dies wohl auch einer der Gründe für die Ansiedlung der großen und leistungsstarken Industrieunternehmen in der Region. Um die Standortvorzüge und das Wirtschaftspotenzial der Re- gion noch konzentrierter und besser bewerben und nutzen zu können, haben Kommunen und Unternehmen den WADWD gegründet, der sowohl innerhalb als auch außerhalb des WADWD Lobbyarbeit für den Standort leistet und sich dabei auch mit anderen Kooperativen vernetzt. Ziel ist es,

24

die gesamte – vergleichsweise strukturschwache - Region mit den ansässi- gen Unternehmen als Ausbildungs- und Arbeitsplatz noch attraktiver zu machen, neue Unternehmen anzulocken und die Abwanderung von Fach- kräften zu verhindern. Neben der Unternehmensstruktur rund um das Autobahndreieck profiliert sich die Region in den letzten Jahren verstärkt als ein deutschlandweiter Spitzenreiter bei der Erzeugung Erneuerbarer Energien. So wird im WADWD z. B. doppelt so viel Strom erzeugt, als verbraucht wird. Das Projekt »Energy Cloud« führt diese beiden regional relevanten Aspekte zusammen. Über den wirtschaftlich orientierten Zusammenschluss des WADWD sollen Maßnahmenvorschläge erarbeitet werden, wie mit den Vor- aber auch Nachteilen der Erneuerbaren Energien durch Zusammenar- beit und Nutzung bzw. Einführung neuartiger Technologien im Rahmen eines regionalen Mikromanagements umgegangen werden kann.

3.2 Bevölkerung

3.2.1 Bevölkerungsstatistik In den 5 Kommunen bzw. 13 Gemeinden des WADWD leben zum Stichtag Rd. 40.000 Einwohner leben im WADWD 31.12.2014 laut amtlicher Statistik 40.041 Einwohner. Davon leben rund zwei Drittel in den Städten Pritzwalk und Wittstock/Dosse. Im gesamten Mittelbereich Wittstock/Dosse-Pritzwalk – das heißt inklusive der Gemeinde Groß Pankow, die nicht zum WADWD zählt – leben 43.995 Einwohner. Die Einwohner der im WADWD beteiligten Kommunen verteilen sich wie folgt auf die Ämter, Städte und Gemeinden:

Amt/Gemeinde Einwohnerzahl (31.12.2014) Amt Meyenburg 4.304 Amt Putlitz-Berge 4.921 Pritzwalk 11.909 Heiligengrabe 4.480 Wittstock/Dosse 14.427 WADWD gesamt 40.041

3.2.2 Bevölkerungsprognose Der WADWD ist stark vom landes- und bundesweiten Trend sinkender Bevölkerungsrückgang… Einwohnerzahlen betroffen. Dabei verläuft die Bevölkerungsentwicklung im Land Brandenburg regional sehr unterschiedlich: während die Kommunen rund um die Bundeshauptstadt Berlin mitunter deutlich wachsen, sinken die Einwohnerzahlen in den peripheren Landesteilen zum Teil dramatisch.

25

Insgesamt verzeichnet Brandenburg trotz der Zuwächse im Metropolraum somit seit Jahren einen Bevölkerungsrückgang. Dieser Trend wird sich nach den aktuellen Bevölkerungsprognosen des Landes weiter fortsetzen. Bewegt sich der Bevölkerungsverlust in der Planungsregion Prignitz- …im WADWD Oberhavel in etwa auf dem Niveau des Landesdurchschnitts, liegt dieser in überdurchschnittlich stark der WADWD-Region noch einmal deutlich darüber: Wählt man als Bezugs- jahr das Jahr 2000 [= 100 %], so hat sich die Bevölkerung bis 2010 im Land auf 96,2 %, in der Planungsregion auf 96,8 % und im WADWD auf 85,8 % reduziert. Bis zum Jahr 2020 wird sich die Bevölkerungszahl nach aktueller Prognose des LBV im Land auf 92,6 %, in der Planungsregion auf 91,4 % und im WADWD auf 75,9 % gegenüber 2000 verringert haben. Danach leben im WADWD im Jahr 2020 noch 37.290 Einwohner – in Rela- tion zum Bezugsjahr 2000 wäre damit jeder vierte Einwohner verloren ge- gangen. Prognosen bis 2030 gehen von einer weiteren Beschleunigung des Bevölkerungsverlustes aus, demnach wird die Region im Jahr 2030 nur noch rd. 32.850 Einwohner zählen. Sollte diese Prognose eintreten, hätten die Kommunen des WADWD in den 30 Jahren zwischen 2000 und 2030 ein Drittel ihrer Bevölkerung verloren.

Abbildung 16: Bevölkerungsentwicklung des WADWD im Vergleich zum Land und zu Planungsregion [Quelle: eigene Darstellung auf Basis der Bevölkerungsvoraus- schätzung 2014 – 2030, LBV]

Ein Blick auf die Bevölkerungszahlen verdeutlichen diese Entwicklung und Bevölkerungsverlust von bestätigen die Prognosen: Die amtliche Einwohnerzahl der Kommunen des durchschnittlich rd. 650 EW pro WADWD betrug im Jahr 2000 noch 49.190 – das waren rd. 9.150 Ein- Jahr wohner mehr, als Ende 2014 [40.041 EW]. Die Region hat demnach in einem Zeitraum von 14 Jahren nach der Jahrtausendwende bereits einen Bevölkerungsrückgang von nahezu 18,6 % zu verzeichnen.

26

Abbildung 17: Bevölkerungsentwicklung im WADWD in absoluten Zahlen

Wie auch andere Landesteile ist der WADWD stark vom demografischen durchschnittliches Alter der Bevölkerung steigt deutlich Wandel geprägt. Das durchschnittliche Alter der Bevölkerung steigt und die prozentualen Anteile der Altersgruppen verschieben sich. Bei einer insge- samt rückläufigen Bevölkerungsentwicklung hat sich die Anzahl der unter 15-jährigen im WADWD seit 2000 [bis 2014] um mehr als ein Drittel und das Erwerbspersonenpotenzial der über 15- bis unter 65-jährigen um rund ein Fünftel reduziert. Die Altersklasse der über 65-jährigen hingegen erfuhr mit etwa 17 % deutlichen Zuwachs. Der natürliche Saldo ist dementsprechend deutlich negativ [rd. -250 Ein- Gründe: Abwanderung und negatives natürliches Saldo wohner im Jahr 2011 im Mittelbereich); es gibt in der Region jährlich etwa nur halb so viele Geburten, wie Sterbefälle. Ein weiterer, schwerwiegender Grund für sinkende Einwohnerzahlen ist zudem die Abwanderung junger Menschen, Familien und potenzieller Fachkräfte aus der Region. Der nega- tive Wanderungssaldo trägt somit noch weitaus stärker zum Bevölkerungs- rückgang bei, als der natürliche Saldo.

3.2.3 Fazit Bevölkerung Die Auswirkungen des demografischen Wandels stellen sich landes- und Demografischer Wandel und Abwanderung betrifft Region bundesweit als große Herausforderung dar. In den Landkreisen Ostprignitz- besonders stark Ruppin und vor allem auch Prignitz – zu denen der WADWD – zählt - zeigt sich die Entwicklung dabei noch deutlich stärker, als in anderen Landestei- len. Die bereits sehr dünn besiedelte Region des WADWD wird nochmals überdurchschnittlich stark an Einwohnern verlieren, die fortschreitende Alterung der Bevölkerung verschärft diesen Trend in Bezug auf den Ar- beitsmarkt. Die Sicherung der Daseinsvorsorge wird schwieriger, da der Unterhalt der Infrastrukturen in der Fläche zunehmend unrentabler wird. Die Gefahr einer zunehmenden Abwanderung von Fachkräften und jungen Menschen wächst und würde die regionale Wirtschaft und die gesamte Region schwächen.

27

Die im WADWD organisierten Kommunen und Unternehmen stellen sich WADWD-Zusammenschluss eine diesen Problemen gemeinsam, um gemeinsam die Potenziale der Region Reaktion auf die noch besser in Szene zu setzten und zu nutzen, innovative Wege zu be- Herausforderungen GEMEINSAMES GEGENSTEUERN schreiten und das regionale Profil weiter zu stärken und Standortnachteile auszugleichen. Zahlreiche Aktivitäten stehen für diese gemeinsame Arbeit - z. B.:  Im Jahr 2015 feierte die Jobstart-Messe ihr 10-jähriges Jubiläum. Sie kehrt dazu an ihren ersten Austragungsort, die Stadthalle Wittstock/Dosse, zurück.  MoFa, die mobile Fabrik, bringt die Werkbank an die Grundschulen  Rückkehreraktion: „Mach Mutti glücklich – komm zurück“ [FreiRaum Ruppiner Land] Aktivitäten von Unternehmen ergänzen dieses Angebot – z. B. mit:  Einer im Auftrag der Kronoply GmbH entwickelten Website mit http://www.willkommen-mittendrin.de/start/ Das Projekt »Energy Cloud« ist in besonderer Weise exemplarisch für das konzertierte Zusammenwirken von Kommunen, Wirtschaft und weiteren regionalen Institutionen. Mit ihm soll ein Beitrag dazu geleistet werden, ein ganz besonderes Potenzial der Region - die bundesweite Spitzenposition bei der Erzeugung Erneuerbarer Energien – als Markenzeichen und Wirt- schaftsimpuls FÜR die Region nutzbar zu machen und weiter zu qualifizie- ren.

3.3 Wirtschaft und Arbeitsmarkt

3.3.1 Wirtschaftsstruktur Auch wenn die Region des WADWD nach den Kennzahlen zu Bevölkerung Hohe Unternehmensdichte und Fläche als „leerer Raum“ betrachtet werden könnte, so trifft dies auf die Wirtschaftsstruktur keinesfalls zu. Insbesondere aufgrund der verkehrli- chen Erschließung sowie vorhandener Gewerbeflächenpotenziale sind hier namhafte und zum Teil international agierende Unternehmen ansässig, von denen der größte Teil im WADWD eingebunden ist. Schwerpunkt ist das produzierende Gewerbe. Zu den größten Unternehmen vor Ort zählen: Glatfelter Falkenhagen Schwerpunkte in der Holz- und GmbH [Herstellung von Airlaid-Produkten], Kronoply GmbH und Kronotex Metallverarbeitung, in der GmbH & Co KG [Holzverarbeitung], Meyenburger Möbel GmbH [Sys- Papier- und Nahrungsmittelindustrie sowie in temmöbelproduktion], GBF German Biofuels GmbH [Herstellung von Bio- der Energiewirtschaft dieselkraftstoffen], Nordgetreide GmbH & Co KG [Nahrungsmittelproduk- tion], Ayanda GmbH & Co KG [Herstellung von Nahrungsergänzungsmit- teln], WDM Wolfshagener Draht- und Metallverarbeitung GmbH, KERRY

28

Ingredients GmbH [Nahrungsmittelproduktion], und das Zahnradwerk Pritzwalk GmbH [Produktion von Antriebstechnik]. Dem WADWD gehören neben den genannten auch noch weitere Unter- WADWD hat wirtschaftliche Bedeutung für die ganze Region nehmen KMU der Region an, ebenso wie einige überregionale Unterneh- Nordwestbrandenburg men, z. B. aus dem Bereich Energieversorgung [E.DIS AG, EMB Energie Mark Brandenburg] oder aus dem Bereich Logistik [EGP Eisenbahngesell- schaft Potsdam mbH]. Die Arbeitsmarktverflechtungen und die Arbeits- marktbedeutung reichen dabei z. T. weit über die Grenzen des WADWD hinaus. Spitzenposition bei Erneuerbaren Energien ist Standortnachteil für die Wirtschaft Neben den Vorteilen der verkehrlichen Erschließung, der Lage zwischen Durch EEG-Ausbau verursachte Kosten werden auf regionale den Metropolen und der Flächenbereitstellung hat der WADWD aus öko- Kunden umgelegt nomischer Sicht allerdings auch einen bedeutenden Makel: Der Ausbau Erneuerbarer Energien verursacht hier nicht nur höhere Aufwendungen durch die Vergütung des eingespeisten Stromes, den Netzanschluss, die Aufnahme des Stroms und die sogenannten vermiedenen Netznutzungs- entgelte [vNNE] sondern insbesondere auch durch den EEG-bedingten Netzausbau. Diese Aufwendungen werden durch den jeweiligen Netzbe- treiber aufgebracht und anders als bei der Stromvergütung nicht bundes- weit solidarisiert. So entsteht die paradoxe Situation, dass die Region zwar Spitzenreiter in Hohe Stromkosten vor Ort insbesondere für der Erzeugung von Strom aus regenerativen Energien ist, diesen Strom energieintensive Unternehmen selbst jedoch kaum nutzt und für dessen Ableitung im Hochspannungsnetz ein Nachteil sowie dessen Ausbau die Kosten tragen muss. Von diesen Kosten sind in erster Linie die Bevölkerung und die regionale Wirtschaft betroffen, der daraus z. T. eklatante Standort- und Wettbewerbsnachteile entstehen.

3.3.2 Kenndaten zur regionalen Wertschöpfung In der Region des WADWD sind laut Bundesagentur für Arbeit 1.281 Be- Gemeldete gewerbliche Betriebe triebe27 gewerblich gemeldet [Datenstand: Juni 2014]. Bei den Gewerbesteuereinnahmen [GewStEin] zeigt sich das erfreuliche Entwicklung der 28 Gewerbesteuereinnahmen Bild, dass diese seit Jahren kontinuierlich steigen . Im Vergleich des WADWD mit den Landkreisen Prignitz und Ostprignitz wird deutlich, dass mehr als 30 % der Gewerbesteuereinnahmen beider Landkreise zusammen im Bereich des WADWD realisiert werden.

27 Exkl. Kleinunternehmer (Jahresumsatz von <17.500 EUR) 28 Quelle: PLIS [Abruf: Januar 2016]

29

Abbildung 18: GewStEin in TEUR Gewerbesteuereinnahmen im WADWD im Vergleich zu den Landkreisen PR und OPR

20.000

15.000 WADWD 10.000 Lkr. Prignitz 5.000 Lkr. Ostprignitz-Ruppin

0

2010 2012 2013 2014

Der Vergleich des WADWD mit den benachbarten Regionalen Wachstums- kernen [RWK] fällt noch eklatanter aus, wie Abbildung 19 zeigt:  Die Gewerbesteuereinnahmen im Bereich des WADWD sind nahezu doppelt so hoch wie im RWK Prignitz und um 1/3 höher als im RWK Neuruppin.  Die Gewerbesteuereinnahmen im Bereich des WADWD sind in 2014 gegenüber 2013 um 1,3 Mio. EUR gestiegen, im RWK Prig- nitz und im RWK Neuruppin um je 0,5 Mio. EUR gesunken.

Abbildung 19: GewStEin in TEUR Gewerbesteuereinnahmen im WADWD im Vergleich zu den RWK Prignitz und Neuruppin

12.000 10.000 8.000 RWK Prignitz 6.000 RWK Neuruppin 4.000 2.000 WADWD 0 2010 2012 2013 2014

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3.3.3 Arbeitsmarkt Ein Blick in die Beschäftigtenstatistik der Bundesagentur für Arbeit verdeut- Wachsende Beschäftigung im WADWD licht die Bedeutung des WADWD als Wirtschaftsstandort in der Region Nordwestbrandenburg. Das Kooperationsgebiet verzeichnet für das Jahr 2014 13.586 sv-pflichtig Beschäftigte am Arbeitsort sowie 15.542 sv- pflichtig Beschäftigte am Wohnort [Datenstand: Juni 2014]29. Der Arbeits- markt vor Ort wächst in den letzten Jahren an. So lag die Anzahl sv- pflichtig Beschäftigter 2009 – d. h. fünf Jahre vorher – noch bei 13.242 und damit um 344 sv-pflichtig Beschäftigte bzw. rd. 3 % niedriger. Die Beschäftigtendichte liegt im WADWD bei 336 sv-pflichtig Beschäftigten Beschäftigtendichte über Landesdurchschnitt [am Arbeitsort] je 1.000 Einwohner. Damit liegt die Beschäftigtendichte des Kooperationsgebietes deutlich über dem Durchschnitt der Planungsregion Prignitz – Oberhavel sowie über dem Schnitt des Landes Brandenburg. Die benachbarten Mittelbereiche Perleberg – Wittenberge mit dem RWK Prig- nitz und insbesondere der Mittelbereich Neuruppin mit gleichnamigem RWK höhere Beschäftigtendichten auf.

Abbildung 20: 400 Beschäftigtendichte im Vergleich 350 384 [sv-pflichtig Beschäftigte am 361 Arbeitsort je 1.000 Einwohner] 336 300 323 325 [Quelle: eigene Berechnung, AfS 303 BB, Bundesagentur für Arbeit 250 Stand: Juni 2014] 200

150

100

50

0

Der Anteil der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe liegt mit 38 % größter Beschäftigungssektor: produzierendes Gewerbe deutlich über dem Landesdurchschnitt von 26 %. Dieser Sektor ist im WADWD dominierend. Der Anteil öffentlicher und privater Dienstleister liegt mit 20 % hingegen weit unter dem Brandenburger Durchschnitt von 31 %.

29 Quelle: Bundesagentur für Arbeit

31

Land- und Land- und Forstwirtschaft, Forstwirtschaft Fischerei Fischerei 5% 2,8%

Öffentliche und private Dienstleister 20% Öffentliche Produzieren- und private des Gewerbe Dienstleister 26,4% Produzierendes 30,7% Unternehmens- Gewerbe dienstleister 38% 14,1%

Handel, Verkehr Handel, und Unternehmens Verkehr und Gastgewerbe -dienstleister Gastgewerbe 21% 14,1% 23,9%

Tabelle 3: Gegenüberstellung der Beschäftigungssituation sv-pflichtig Beschäftigter im WADWD [links] und im Land Brandenburg nach Wirtschaftsbereichen Etwa 46 % der sv-pflichtig Beschäftigten arbeiten an ihrem Wohnort, pen- deutlich negativer Pendlersaldo deln also nicht über die Grenzen ihrer Heimatkommune hinaus. Insgesamt stehen in den Kommunen 7.310 Einpendler 9.330 Auspendlern gegen- über, der Pendlersaldo beträgt für die Region zusammen -2.064 Beschäf- tigte [Stand: Juni 2014]. Bis auf die Städte Pritzwalk und Meyenburg mit jeweils einem leichten Plus, weisen alle Kommunen teils deutlich negative Pendlersaldi auf. Rund 40 % der Auspendlerbewegungen der einzelnen Kommunen entfallen allerdings auf Binnenpendler, bei denen sich Wohn- und Arbeitsort in zwei verschiedenen Kommunen innerhalb des WADWD befinden. Die restlichen rd. 60 % der Auspendlerbewegungen entfallen auf Arbeitswege aus dem WADWD hinaus, zumeist in die Landkreise Ostp- rignitz-Ruppin und Prignitz [hier vor allem in die Städte Perleberg und Wit- tenberge] sowie über die Landesgrenzen hinaus nach Mecklenburg- Vorpommern, zu kleineren Teilen auch nach Berlin und anderen Bundes- ländern. Mit Stand Juni 2014 sind im Gebiet des WADWD 2.449 Menschen arbeits- sinkende Arbeitslosenzahlen los gemeldet. Der landes- und bundesweite Trend sinkender Arbeitslosen- zahlen zeigt sich auch hier, so waren 2009 im WADWD noch 3.575 Men- schen arbeitslos gemeldet. Das heißt, analog zur Zunahme der Beschäftig- tenzahlen sank innerhalb von 5 Jahren die Zahl gemeldeter Arbeitsloser um 1.126 Personen.

32

3.3.4 Wirtschaftspolitische Rahmensetzungen Mit der wirtschaftspolitischen Strategie „Stark für die Zukunft – Kräfte bündeln“ des Landes Brandenburg30 und hier vor allem mit dem Leitbild und dem Aktionsplan „ProIndustrie“ - Ausbau und Weiterentwicklung der industriellen Basis unterstützen“ werden wichtige Rahmenbedingungen für die weitere Entwicklung der industriellen Basis im WADWD formuliert. Die Industriepolitik des Landes findet vor allem auch in der Perspektive „In- dustrie 4.0“ ihren Niederschlag: Hier geht es weiterhin um neuartige Ge- schäftsmodelle und erhebliche Optimierungspotenziale in Produktion und Logistik sowie um neue Dienstleistungen für wichtige Anwendungsberei- che, wie die in der Hightech-Strategie identifizierten Bedarfsfelder Mobili- tät, Gesundheit sowie Klima und Energie.31 Der Bezug zum Projekt »Energy Cloud« wird vor allem in den Bedarfsfel- dern Mobilität und Klima und Energie gesehen. Konkret stehen bei „Industrie 4.0“ folgende Aspekte im Fokus, die auch für die »Energy Cloud« von Bedeutung sein werden: intelligente, digital vernetzte Systeme, mit deren Hilfe eine weitestgehend selbstorganisierte Produktion möglich wird: Menschen, Maschinen, Anlagen, Logistik und Produkte kommunizieren und kooperieren in der Industrie 4.0 direkt mitei- nander. Produktions- und Logistikprozesse zwischen Unternehmen im sel- ben Produktionsprozess werden intelligent miteinander verzahnt, um die Produktion noch effizienter und flexibler zu gestalten.32

3.3.5 Fazit Wirtschaft und Arbeitsmarkt Während sich für die reale und prognostizierte Bevölkerungsentwicklung ein für die peripheren Lagen des Landes Brandenburg typisches und eher negatives Bild zeigt, weist die wirtschaftliche und Arbeitsmarkt- Entwicklung einen weiterhin positiven Entwicklungstrend auf. Die Beschäf- tigtenzahlen steigen und die Beschäftigtendichte liegt – trotz geringer Ein- wohnerdichte – deutlich über dem Landesdurchschnitt. Von besonderer Bedeutung für den WADWD ist der große prozentuale Anteil des produzierenden Gewerbes, der sich in mehreren großen Indust- riebetrieben manifestiert und ebenfalls deutlich über dem Landesdurch- schnitt liegt. Die Stabilisierung und der weitere Ausbau dieser wirtschaftlichen Stärke sind von größter Bedeutung für die perspektivische Entwicklung der Regi- on. Gelingt dies, kann auch die Bevölkerungsentwicklung stabilisiert und

30 Quelle: http://www.mwe.brandenburg.de/sixcms/detail.php/bb1.c.175274.de [Abruf: Oktober 2015] 31 Quelle: http://industrie.brandenburg.de/sixcms/detail.php/bb1.c.357698.de [Abruf: Oktober 2015 32 Quelle: http://www.plattform-i40.de/I40/Navigation/DE/Industrie40/WasIndustrie40/was-ist-industrie- 40.html [Abruf Oktober 2015]

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ggf. durch Zuzug von Fachkräften positiv beeinflusst werden. Gelingt dies nicht, werden sich die negativen demografischen Entwicklungstrends wei- ter verschärfen. Der Verlust von Arbeitsplätzen bedeutet gleichzeitig auch die Zunahme der Abwanderung, die wiederum die negative natürliche Be- völkerungsentwicklung verstärkt. Der Zusammenschluss von Unternehmen, Kommunen und weiteren Institu- tionen im Verein WADWD unterstreicht in einzigartiger und beispielhafter Weise, dass sich die Region – quer durch alle gesellschaftlichen Bereiche – einig darin ist, dass man es besser oder auch nur gemeinsam und mit ver- einten Kräften schaffen kann, die Region in ihrer Entwicklung zu stabilisie- ren und weiterzubringen. Der enge Zusammenhang zwischen attraktiven Arbeitsplätzen, interessan- ten beruflichen Entwicklungsperspektiven und einer hohen Lebensqualität in einem attraktiven Lebensumfeld einerseits und guten wirtschaftlichen und wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen andererseits ist hier er- kannt und zur Triebfeder des gemeinsamen Handelns gemacht worden. Die wirtschaftspolitischen Rahmensetzungen seitens des Landes sind – wenn man von der nicht erfolgten Zuweisung der Funktion eines „Regio- nalen Wachstumskernes [RWK] einmal absieht - zunächst einmal eine gute Basis für eine positive Entwicklung der Wirtschaft. Defizite gibt es im Be- reich der Energiekosten und in der Tatsache, dass die bundesweite Spit- zenposition bei der Erzeugung Erneuerbarer Energien der Region eher zum Nach- als zum Vorteil gereicht.

Den Akteuren des WADWD geht es daher vor allem auch darum, die Rah- menbedingungen dort, wo sie nicht optimal sind, nach Möglichkeit ge- meinsam zu verbessern. Dies gilt im Fall des Projektes „Energy Cloud“ in besonderer Weise für folgende Aspekte:  Formulierung von Botschaften an politische Entscheidungsträger der unterschiedlichen Handlungsebenen zum Zweck einer Anpas- sung von für die Wirtschaft nachteiligen Regularien im Bereich der Energiepolitik  Entwicklung eigener Ideen, Konzepte und Projekte zur Nutzung der Erneuerbaren Energien in der Region Prinzipiell verfolgen die Akteure des WADWD folgende Ziele:  Unternehmen halten und stärken --> stabilisierende Wirkung auf Einwohnerentwicklung  Gemeinsam für bessere Standortbedingungen  Gemeinsam für ein besseres Standortmarketing unter Berücksichti- gung insbesondere folgender Aspekte:

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o Attraktive Arbeitsplätze + sehr gute berufliche Entwick- lungsperspektiven o Lage genau in der Mitte zwischen Berlin und Hamburg o Das attraktive naturräumliche Umfeld ist ein wichtiger Fak- tor der Lebensqualität und für die Verwirklichung individuel- ler Lebensmodelle o Die Region kann auf vergleichbar niedrige Lebenshaltungs- kosten verweisen, die eine erhöhte Kaufkraft und auch Ren- tenkaufkraft zur Folge haben.

Abbildung 21: „So viel Rente können Sie 2040 erwarten“33

33 Märkische Allgemeine Zeitung vom 13. November 2015

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4 Energieversorgung und -erzeugung

4.1 Netzinfrastruktur und Betreiber

4.1.1 Strom Übertragungsnetzbetreiber [ÜNB] ist die 50 Hertz Transmission GmbH, die durch den Raum WADWD eine 380 kV-Leitung führt. Die in Abbildung 22 grün dargestellt 220 kV-Leitung durchquert das WADWD-Gebiet im äu- ßersten Westen des Amts Putlitz-Berge.

Abbildung 22: Auszug aus 50Hertz-Netzkarte34

Als Verteilnetzbetreiber [VNB] sichern folgende Versorgungsunternehmen die Stromversorgung im WADWD:

34 Quelle: http://www.50hertz.com/de/50Hertz/Netzueberblick [Abruf: Dezember 2015]

36

 E.DIS AG  WEMAG Netz GmbH  Stadtwerke Pritzwalk GmbH Sie unterhalten ein weitverzweigtes Verteil-, Mittel- und Niederspannungs- netz in der Region [Abbildung 23].

Abbildung 23: Stromnetz im WADWD35:

Abbildung 24: Stromversorger im WADWD36

35 Eigene Darstellung auf Basis von GIS-Daten der Regionalen Planungsgemeinschaft Prignitz-Oberhavel [Stand: 2014] 36 Eigene Darstellung auf Basis von GIS-Daten der Regionalen Planungsgemeinschaft Prignitz-Oberhavel [Stand: 2014]

37

Umspannwerke Abbildung 25 zeigt die aktuelle Situation bezüglich der im Raum WADWD vorhandenen Umspannwerke [UW]. Bis auf das in Pritzwalk-Kemnitz gele- gene UW [Betreiber: Reinecke & Partner Objektplanung GbR] werden alle 110 kV-UW von der E.DIS AG betrieben. Das 380 kV-UW in Putlitz wird von der Energiequelle GmbH betrieben.

Abbildung 25: Umspannwerke im WADWD37

4.1.2 Erdgas Fernleitungsnetzbetreiber [FNB] ist die ONTRAS Gastransport GmbH.

Abbildung 26: Auszug ONTRAS-Netzkarte38

Auf der Verteilnetzebene sind folgende Versorger aktiv:

37 Energie- und Klimaschutzatlas Brandenburg [http://eks.brandenburg.de/]; Stand: 31.12.2013 38 Quelle: https://www.ontras.com/de/downloads/publikationen/ [Abruf: Oktober 2015]

38

 NBB Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg mbH & Co. KG bzw. EMB Energie Mark Brandenburg GmbH im Teilnetz Brandenburg  E.DIS AG  Stadtwerke Pritzwalk GmbH

Abbildung 27: Gasnetz und Betreiber im WADWD39

4.1.3 Wärme Im Raum WADWD gibt es nur vereinzelt eine Fernwärmeversorgung, konk- ret in Wittstock/Dosse, Pritzwalk und Putlitz. Die Wärmeversorgung wird hierbei sowohl konventionell als auch über Nutzung der Abwärme aus der Biogasverstromung gesichert. Als Wärmeversorger sind im Raum WADWD folgende Unternehmen tätig:  energicos Nord GmbH in Wittstock/Dosse  KTG Agrar SE in Putlitz  Stadtwerke Pritzwalk GmbH in Pritzwalk

39 Eigene Darstellung auf Basis von GIS-Daten der Regionalen Planungsgemeinschaft Prignitz-Oberhavel [Stand: 2014]

39

Abbildung 28: Fernwärmeversorgung in der Region Prignitz-Oberhavel40

4.1.4 Auslastung und Effizienzreserven

Die Netzauslastung im E.DIS-Versorgungsbereich [VNB] hat durch den Aus- Netzkapazitäten überlastet: von bau Erneuerbarer Energien in den letzten Jahren stark zugenommen. Das 3-5 Eingriffen jährlich zu 3-5 heißt, dass die vorhandenen Netzkapazitäten oftmals nicht mehr ausrei- Eingriffen täglich chen, den erzeugten Strom abzuleiten. Die Zahl erforderlicher Eingriffe des Versorgers hat in besorgniserregender Weise zugenommen [siehe Abbil- dung 29]. Waren es vor ein paar Jahren noch 3 bis 5 Eingriffe im Jahr, sind es heute 3 bis 5 Eingriffe am Tag. Jüngste Erhebungen der E.DIS AG haben gezeigt, dass in 45 % der Stun- den im Saldo eine Rückspeisung in das Netz der 50 HzT erfolgt.

40 Regionales Energiekonzept für die Region Prignitz-Oberhavel, Ernst Basler + Partner, 2012

40

Abbildung 29: Netz ist durch die Erneuerbaren Energien stark gefordert41

Produktionsausfälle und Dies hat in zunehmendem Maße auch Folgen und Konsequenzen für die netzausfallbedingte Wirtschaftsunternehmen der Region, die eine Häufung von Netzproblemen Anlagenschäden in den beklagen. So kam es in den zurückliegenden Monaten bedingt durch Unternehmen verursachen hohe Kosten Spannungsschwankungen zu z. T. mehrstündigen Produktionsausfällen – u. a. bei der Meyenburger Möbel GmbH und der Nordgetreide GmbH & Co. KG. Nordgetreide gab an, dass allein das Wiederhochfahren der Anla- ge nach einem derartigen Zwischenfall 5 bis 6 Stunden dauert. Die Ausfall- kosten werden mit 5 bis 10 TEUR je Betriebsstunde beziffert. Nicht einge- rechnet sind hier die Schäden, die durch die Unterbrechung der Produkti- onsabläufe entstehen und mögliche Schäden an den Anlagen, wie sie bei- spielsweise die Meyenburger Möbel GmbH bereits zu beklagen hatte.

Netzprobleme auch bei ÜNB Aber selbst im Übertragungsnetz bleibt der Ausbau der erneuerbaren Energien nicht ohne Folgen, wie nachstehender Exkurs verdeutlicht.

ÜNB rufen erstmals Exkurs: Winterreserve ab42 „Übertragungsnetzbetreiber rufen erstmals Winterreserve ab“ lautet die Überschrift einer Pressemitteilung von 50Hertz und weiteren ÜNB, die am 19. November 2015 veröffentlicht wurde. Darin heißt es u. a.: „Die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, Amprion, TenneT und TransnetBW rufen seit dem 9. November die für diesen Winter gesi- cherte Reservekapazität ab, um die Stabilität des Stromnetzes zu gewähr- leisten. …. … hat sich das Gefahrenpotenzial für Stromnetze und Versorgung im

41 Quelle: Netzleitsystem in der EDIS Netzleitstelle Fürstenwalde [bereitgestellt im Dezember 2015] 42 Pressemitteilung 50Hertz: „Übertragungsnetzbetreiber rufen erstmals Winterreserve ab“ [19.11.2015] – Quelle: http://www.50hertz.com/de/Medien/Pressemitteilungen

41

Vergleich zu vergangenen Jahren aufgrund der zunehmenden schwan- kenden Einspeisung erneuerbarer Energien und des Wegfalls konventio- neller Kraftwerksleistung deutlich erhöht: Durch den Ausbau der erneuer- baren Energien vor allem im Norden Deutschlands und durch den Ausstieg aus der Kernkraft sowie die Stilllegung weiterer konventioneller Kraftwer- ke im Süden entsteht ein zunehmendes Nord-Süd-Gefälle zwischen Stromerzeugung und Stromverbrauch in Deutschland. Dies führt, solange das Netz nicht entsprechend ausgebaut ist, zu extrem starken Belastungen des Höchstspannungsnetzes, die besonders in den Wintermonaten bei starker Windeinspeisung in Verbindung mit hoher Last kritisch werden können. …“

Betrachtet man die Situation bezüglich installierter Leistung und bereits Einspeisung Erneuerbarer steigt beantragter Leistung, ist eine nochmals deutliche Steigerung bei der Ein- weiter stark an speisung Erneuerbarer Energien absehbar. So wird im Versorgungsgebiet der E.DIS AG im Landkreis OPR auf 164 % der heute installierten Leistung und im Landkreis Prignitz gar auf 235 % gegenüber heute ansteigen.

Tabelle 4: installierte und beantragte Leistung EE bei der E.DIS AG in den Landkreisen PR und OPR [Stand 12/2015]

4.1.5 Fazit Netzinfrastruktur und Betreiber Die angespannte Netzsituation führt einerseits dazu, dass die E.DIS AG Laufender und geplanter Ausbau neben dem bereits erwähnten Smart-Grid-Projekt [siehe Seiten 4 bzw. 12] der E.DIS-Netzinfrastruktur in ihrem Versorgungsbereich umfangreiche Ausbaumaßnahmen in der Netzinfrastruktur umsetzen wird. Hierzu zählen:  Realisierung des 110-kV-Kabelnetzes inkl. des neuen Netzverknüp- fungspunktes Putlitz Süd und des Schaltpunktes Falkenhagen Damm; daran folgend Anbindung der Umspannwerke Kuhsdorf Süd, Kuhsdorf, Kemnitz, Sadenbeck, Falkenhagen Nord und Fal- kenhagen Windtrafo an das Kabelnetz [derzeit in Umsetzung]  aktuell und perspektivisch Erneuerungs- und Erweiterungsmaß- nahmen der Umspannwerke Pritzwalk, Wittstock, Heiligengrabe  aktuell Neubau des Umspannwerkes Falkenhagen Süd

42

 Nach Inbetriebnahme des Kabelnetzes Ersatzneubau der 110-kV- Freileitung Perleberg-Wittstock als Hochstromleitung

Abbildung 30: Übersicht 110-kV-Netz inkl. UW - Region WADWD43

Andererseits führt dies zu einer weiteren Verstärkung der Anstrengungen, möglichst viel der erzeugten Erneuerbaren Energien – z. B. mit dem Projekt »Energy Cloud« - direkt in der Region über systemische und integrierte Ansätze zu nutzen bzw. zu speichern, um so die Menge abzuführender Erneuerbarer Energien und damit Netzausbauerfordernisse zu senken.

Abbildung 31: Die Baustelle des UW Putlitz Süd [in Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden. als „geplant“ argestellt]44

43 Wachstumskern Autobahndreieck Wittstock/Dosse; Informationen zum Stromnetz der E.DIS AG [Stand: 15. Dezember 2015] 44 Foto: Induka Service GmbH

43

4.2 Energieerzeugungsanlagen und Energieerzeu- gung Die Zahl der Anlagen zur Erzeugung Erneuerbarer Energien steigt seit Jah- ren kontinuierlich an.

Abbildung 32: Ausbau der EE in den zurückliegenden Jahren45

Ausbau der Erneuerbaren Energien [kWh] im Ausbau der Erneuerbaren Energien [kWh] im Landkreis Prignitz Landkreis Ostprignitz-Ruppin

Die Grafiken zeigen, dass die Windkraftanlagen beim Ausbau der Erneuer- baren Energien die größte Rolle spielen. Seit 2010 nehmen auch die Solar- stromanlagen kontinuierlich zu. Der Anteil der Biomasseanlagen an den Erneuerbaren Energien ist im Landkreis Ostprignitz-Ruppin deutlich größer als im Landkreis Prignitz. Für den Bereich des WADWD stellt sich die Gesamtsituation im Hinblick auf den Bestand an EEG-Anlagen wie folgt dar: Die Gesamtzahl der Anlagen wurde bis 2013 gegenüber 2011 um 297 auf 991 gesteigert. Die installierte Leistung stieg im gleichen Zeitraum um 132.267 kW auf 649.094 kW.

Abbildung 33: Entwicklung der EE-Anlagenzahl Abbildung 34: Entwicklung der installierten 2011-2013 Leistung 2011-2013 Mit dem Anlagenbestand wurden 2013 insgesamt 1.081 GWh Strom er- zeugt. Das sind 410,5 GWh mehr als 2011, was einer Steigerung um rd. 60% entspricht. Bis zum August 2015 wurde die aus Erneuerbaren Ener- gien erzeugte Strommenge auf 1.165,2 GWh46 erhöht, was einer nochma- ligen Steigerung um nahezu 10 % gegenüber 2013 bedeutet.

45 Quelle: http://www.energymap.info/energieregionen/DE/105/108.html [Abruf: Dezember 2015] 46 eigene Berechnungen auf Basis der Angaben in http://www.energymap.info/energieregionen/DE/105/108.html [Abruf: Januar 2016]

44

Abbildung 35: Entwicklung der EEG-Strom-Erzeugung 2011-2013 Bezogen auf die einzelnen Kommunen des WADWD stellt sich das Bild wie folgt dar:

Abbildung 36: Anzahl der EEG-Anlagen in den WADWD- Abbildung 37: installierte Leistung der EEG-Anlagen in den Kommunen 2013 WADWD-K Die meisten EEG-Anlagen finden sich in Pritzwalk, Wittstock/Dosse und Heiligengrabe. Bei der installierten Leistung liegt Marienfließ vorn, gefolgt von Wittstock/Dosse, Pritzwalk und Heiligengrabe.

Abbildung 38: mit EEG-Anlagen erzeugter Strom in den WADWD-Kommunen 2013

Abbildung 39: prozentuale Verteilung des mit EEG-Anlagen erzeugten Stroms auf die WADWD-Kommunen In Heiligengrabe wird mit ca. 235 GWh die größte Strommenge erzeugt, wozu die beiden Biomassekraftwerke der Kronoply GmbH mit 180 GWh einen erheblichen Beitrag leisten. In Marienfließ finden sich große Photo-

45

voltaik-Freiflächenanlagen und vor allem auch leistungsstarke Windparks. Hier werden mit vergleichsweise wenigen – aber leistungsstarken – EEG- Anlagen große Strommengen erzeugt. Die EE-Stromerzeugung verteilt sich prozentual auf die erneuerbaren Ener- gieträger wie folgt:

Abbildung 40: prozentuale Anteile der EE an der Stromerzeugung im WADWD

4.2.1 Windkraftanlagen und Windstrom Im Bereich des WADWD wurden 2013 insgesamt 329 Windkraftanlagen betrieben, die mit einer installierten Leistung von insgesamt rd. 425.000 kW nahezu 638 GWh Strom erzeugten. Die größten Windparks des WADWD finden sich von West nach Ost [siehe Anhänge A2 und A3]:  in Kleeste + 1 genehmigte Anlage  zwischen Berge und Pirow  zwischen Neu Redlin [Marienfließ] und Porep [Putlitz] an der Lan- desgrenze zu Mecklenburg-Vorpommern  westlich von Giesendorf [Pritzwalk] + 4 genehmigte Anlagen + 1 Anlage im Verfahren  zwischen Steffenshagen und Schönhagen [Pritwalk]  zwischen Silmersdorf und Mertensdorf [Triglitz] + 2 genehmigte Anlagen + 3 Anlagen im Verfahren  bei Frehne [Marienfließ] + 1 genehmigte Anlage  zwischen Buchholz und Kemnitz [Pritzwalk] + 5 genehmigte Anla- gen  zwischen Falkenhagen [Pritzwalk] und Gerdshagen  bei Warnsdorf [Halenbeck-Rohlsdorf]  bei Bergsoll [Meyenburg]  zwischen Sadenbeck und Neu Krüssow [Pritzwalk] + 2 genehmigte Anlagen  in Freyenstein [Wittstock/Dosse]  in Heiligengrabe bei Wernikow

46

 zwischen Heiligengrabe und Wittstock/Dosse  zwischen Klein Haßlow und Randow [Wittstock/Dosse] Auf die einzelnen Kommunen des WADWD bezogen verteilen sich die Windkraftanlagen wie folgt:

Abbildung 41: Anzahl der Windkraftanlagen in den WADWD- Abbildung 42: installierte Leistung der Windkraftanlagen in den Kommunen 2013 WADWD-Kommunen Die meisten Einzelanlagen [68] mit einer installierten Leistung von insge- samt 84.000 kW standen 2013 in den Gemarkungsgrenzen der Stadt Pritzwalk. Dennoch wird mit den Windkraftanlagen in Marienfließ deutlich mehr Strom erzeugt, wie nachstehende Abbildung 43 und Abbildung 44 verdeutlichen [rd. 140 GWh bzw. 22 % des im WADWD erzeugten Wind- stroms]. Die bestehenden Windkraftanlagen befinden sich fast vollständig in aus- Ausbaupotenziale Windkraft gewiesenen Windeignungsgebieten, in denen z. T. auch noch weitere Aus- baupotenziale vorhanden sind [u. a. westlich von Pritzwalk, zwischen Stef- fenshagen und Schönhagen zwischen Heiligengrabe und Wittstock/Dosse nahe der AS Wittstock/Dosse, zwischen Klein Haßlow und Randow, in Hei- ligengrabe bei Wernikow Auf dem Gemeindegebiet von Heiligengrabe sind zudem noch weitere Windeignungsgebiete ausgewiesen, auf denen bislang noch gar keine Windkraftanlagen errichtet wurden – konkret in Heiligengrabe selbst und in Herzsprung.

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Abbildung 43: mit Windkraftanlagen erzeugter Strom in den WADWD-Kommunen 2013

Abbildung 44: prozentuale Verteilung des 2013 in den WADWD-Kommunen erzeugten Windstroms

4.2.2 Photovoltaikanlagen und Solarstrom Die Anzahl der Photovoltaikanlagen ist in den letzten Jahren stark ange- Anzahl gegenüber 2010 stiegen [siehe Anhang A4]. Sie hat sich mit 626 Anlagen in 2013 seit 2010 verdreifacht; [237] fast verdreifacht, die installierte Leistung sogar mehr als verzwanzig- installierte Leistung mehr als facht [8.864 kW in 2010 und 181.552 kW in 2013]. Mit den Anlagen wur- verzwanzigfacht; de in 2013 eine Strommenge von rd. 142,5 GWh erzeugt, das nahezu dreißigfache Strommenge dreißigfache gegenüber 2010 [rd. 4,8 GWh]. Die meisten Anlagen [172] mit einer installierten Leistung von insgesamt 76.200 kW befinden sich in Wittstock/Dosse, wobei der Freiflächen- Solarpark Alt Daber [Wittstock/Dosse] eine große Rolle spielt [siehe Anhang A4]. 163 Anlagen finden sich in Pritzwalk, die jedoch in der Summe nur eine installierte Leistung von insgesamt 10.400 kW aufweisen. Die 19 An- lagen in Marienfließ hingegen haben eine installierte Leistung von insge- samt 66.000 kW.

Abbildung 45: Anzahl der Photovoltaikanlagen in den Abbildung 46: installierte Leistung der Photovoltaikanlagen in WADWD-Kommunen 2013 den WADWD-Kommunen Bei der Stromerzeugung mit Photovoltaikanlagen im WADWD liegt dann ebenfalls Wittstock/Dosse an der Spitze, dicht gefolgt von Marienfließ. In

48

den beiden Kommunen werden zusammen nahezu 80 % des Solarstroms im WADWD erzeugt.

Abbildung 47: mit Photovoltaikanlagen erzeugter Strom in den WADWD-Kommunen 2013

Abbildung 48: prozentuale Verteilung des 2013 in den WADWD-Kommunen erzeugten Solarstroms

4.2.3 Biomasseanlagen und erzeugter Strom Auch bei den Biomasseanlagen lässt sich gegenüber 2010 ein deutlicher Zuwachs darstellen [siehe Anhang A5]. Die Zahl der Anlagen hat sich nahe- zu verdoppelt [von 18 Anlagen in 2010 auf 32 in 2013]. Die installierte Leistung wurde von rd. 36.000 kW auf rd. 42.500 kW gesteigert. Mit den Biomasseanlagen wird eine Strommenge von insgesamt rd. 300,8 GWh erzeugt. Das sind rd. 30 % mehr als 2010 [231,1 GWh].

Abbildung 49: Anzahl der Biomasseanlagen in den WADWD- Abbildung 50: installierte Leistung der Biomasseanlagen in Kommunen 2013 den WADWD-Kommunen Aus Abbildung 49 und Abbildung 50 ist ersichtlich, dass die meisten Anla- gen in Putlitz, Gerdshagen und Pritzwalk gelegen sind. Bei der installierten Leistung liegt allerdings Heiligengrabe vorn, was im Wesentlichen auf die beiden Biomassekraftwerke der Kronoply GmbH zurückzuführen ist. 62 % des mit Biomasseanlagen erzeugten Stroms werden in Heiligengrabe produziert.

49

Abbildung 51: mit Biomasseanlagen erzeugter Strom in den WADWD-Kommunen 2013 Abbildung 52: prozentuale Verteilung des mit Biomasse- anlagen in den WADWD-Kommunen erzeugten Stroms

4.2.4 Sonstige regenerative Energieerzeugungsanlagen In der WADWD Region wurden 2013 in kleineren Anteilen auch Strom aus Wasser Wasserkraft gewonnen. Drei Anlagen – eine in der Gemeinde Berge [Amt Putlitz-Berge] und zwei in Pritzwalk – sorgten für eine erzeugte elektrische Leistung von 74.100 kWh. Weiterhin sind in den Gemeinden des WADWD 159 geothermische Anla- Geothermie gen verbaut. Zusammen hatten diese einen jährlichen Wärmeertrag von 2.004.000 kWh [Datenstand REK 2010].

4.2.5 Konventionelle Energieerzeugungsanlagen Standorte und Kennziffern von Heizwerken, HKW und KWK-Anlagen Situation und Potenziale auch hier: Auslastung und Effizienzreserven notwendig? 1. BHKW der energicos Wittstock GmbH in Wittstock/Dosse  BHKW, FW  Seit 01.07.1997

 1,56 MWel und 2,016 MWth

2. Drei KWK-Anlagen der Stadtwerke Pritzwalk mit insgesamt 28 KWel. 52

KWth 3. Drei KWK-Anlagen der E.DIS AG in Wittstock/Dosse, Putlitz und Heili- gengrabe mit insgesamt 4. BHKW in Unternehmen (unvollständig):  Nordgetreide GmbH & Co. KG  Zahnradwerk Pritzwalk GmbH

50

4.2.6 Fazit Energieerzeugungsanlagen und Energieerzeugung Die Anzahl der Anlagen zur Erzeugung Erneuerbarer Energien ist in den letzten Jahren weiter stark gestiegen. Dies führt im Ergebnis dazu, dass die im Jahr 2013 erzeugte Strommenge nahezu doppelt so groß ist, wie der Stromverbrauch im WADWD. Gegenüber 2010 wurde die erzeugte Strommenge um mehr als 1/3 gesteigert.

Abbildung 53: Stromverbrauch versus erzeugte Strommenge EE

Exkurs: Anforderungen an Exkurs: künftige Regionale Energiekonzepte „Anforderungen an künftige Regionale Energiekonzepte“47 „Im Hinblick auf Anforderungen an künftige Regionale Energiekonzepte bilden fluktuierende erneuerbare Energien [FEE] voraussichtlich den Kern des künftigen Stromversorgungssystems. FEE übernehmen derzeit bereits zeitweilig die gesamte Stromversorgung; bis zum Jahr 2030 wird mit ei- nem Deckungsanteil von erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung von 50 % gerechnet, mit einem Anteil von ca. 72 % FEE. Für die Integrati- on von FEE in das Energiesystem ist eine Flexibilisierung der bestehenden Strukturen erforderlich. Es sind einerseits selbstorganisierende, teilau- tonome, dezentrale Regelkreise erforderlich, da eine ausschließlich zentrale Steuerung wahrscheinlich zukünftig nicht mehr beherrschbar sein wird. Als kostengünstigste Möglichkeit der Flexibilisierung gilt aber den- noch die Schaffung eines räumlichen Ausgleichs durch großräumige Ver-

47 „Regionale Energiekonzepte als strategisches Instrument der Landes- und Regionalplanung“; Ergeb- nisbericht; BMVI-Online-Publikation, Nr. 09/2015

51

netzung. Mittel- bis langfristig wird zusätzlich die Schaffung eines zeitli- chen Ausgleichs durch Speicherung erforderlich. Ergänzend stehen Flexibilisierungsoptionen wie Lastmanagement und Einspeisemanage- ment, Redispatch, Kraftwerks-Retrofit sowie Neubau und Flexibilisierung der Kraft-Wärme-Kopplung [KWK] zur Verfügung. Eine künftige Aufgabe von Regionalen Energiekonzepten könnte darin liegen, die unterschiedli- chen Optionen der Flexibilisierung zu bewerten, zu priorisieren und eine regionale Gesamtstrategie zu entwickeln. Eine künftige Aufgabe der Regi- on könnte darin liegen, auch auf lokaler Ebene einen Ausgleich zwischen Energieerzeugung und -verbrauch herzustellen.“

4.3 Energiekosten Es werden die drei Sektoren Erdgas/Wärme, Kraftstoffe und Strom betrach- tet. Da es im Projekt vorrangig um die Zusammenhänge und Wechselwir- kungen zwischen Spitzenposition bei den Erneuerbaren Energien und regi- onaler Wirtschaftsentwicklung geht und angesichts der Tatsache, dass Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien in der Region eine weit größe- re Bedeutung hat als Wärme- und Kraftstofferzeugung aus Erneuerbaren Energien, konzentrieren sich die nachfolgenden Betrachtungen auf das Thema „Stromkosten“.

4.3.1 Erdgas- /Wärmekosten Aus dem Ende November 2015 erschienenen Bericht des Statistischen Bundesamtes zur Energiepreisentwicklung 2000 – 2015 geht hervor, dass die Erdgas- und Wärmekosten in den Jahren seit 2013 eine rückläufige Entwicklung aufweisen48.

Abbildung 54: Preisentwicklung Erdgas und Heizöl

48 „Preise - Daten zur Energiepreisentwicklung; - Lange Reihen von Januar 2000 bis Oktober 2015 -“; Statistisches Bundesamt; 30. November 2015

52

4.3.2 Kraftstoffkosten Ein ähnliches Bild wie bei den Erdgas-/Wärmekosten zeigt sich bei der Ent- wicklung der Kraftstoffkosten49:

Abbildung 55: Entwicklung der Kraftstoffpreise

Weitere Ausführungen zur konkreten Situation im WADWD finden sich in Kapitel 5.1.4.

4.3.3 Stromkosten Die Strompreise in Deutschland sind im europäischen Vergleich fast am Deutschland hat fast die höchsten Strompreise; höchsten, wie nachstehende Abbildung 56 eindrucksvoll verdeutlicht. gleichzeitig stagnieren Dabei ist die Entwicklung der eigentlichen Erzeugerpreise in den letzten Erzeugerpreise Jahren stagnierend und zuletzt sogar leicht rückläufig. „Aufgrund des wachsenden Anteils der Erneuerbaren Energien am Strom- Wachsender Anteil EE am Strommix lässt mix sind die Börsenstrompreise am Spotmarkt in Deutschland stark gefallen Börsenstrompreise am Spotmarkt [IWR]. 2014 sank der Preis für die Kilowattstunde auf ein Rekordtief von stark fallen durchschnittlich 3,3 Cent und macht damit kaum mehr als ein Zehntel des Verbraucherpreises aus.“50

49 „Preise - Daten zur Energiepreisentwicklung; - Lange Reihen von Januar 2000 bis Oktober 2015 -“; Statistisches Bundesamt; 30. November 2015 50 Quelle: http://strom-report.de/strom-vergleich/#strompreise-stromerzeugung [Abruf: November 2015]

53

Abbildung 56: Strompreise in Europa 201451 Abbildung 57: Strompreise & Erzeugerpreise 2006-201452 Mitverantwortlich hierfür sind die steigenden Kosten bei den Netzentgelten und bei der EEG-Umlage.

Abbildung 58: Abbildung 59: Entwicklung der Netzentgelte 2010 - 201553 Entwicklung der EEG-Umlage 2010 - 201654 Wird die Verteilung der EEG-Kosten nach Verbrauchergruppen betrachtet, zeigt sich, dass die privaten Haushalte die Hauptlast zu tragen haben.

51 Quelle: http://strom-report.de/strompreise/#strompreise-europa [Abruf: November 2015] 52 Quelle: http://strom-report.de/strom-vergleich/#strompreise-stromerzeugung [Abruf: November 2015] 53 Quelle: http://strom-report.de/strompreise/#netzentgelte [Abruf: November 2015] 54 Quelle: http://strom-report.de/eeg-umlage/#eeg-umlage [Abruf: November 2015]

54

Abbildung 60: Verteilung der EEG-Kosten nach Verbrauchergruppen55

Dies resultiert u. a. daraus, dass eine Reihe privilegierter Verbraucher ganz oder teilweise von der Umlage befreit sind. Dadurch wiederum steigt die EEG-Umlage für die verbleibenden, nicht privilegierten Letztverbraucher [siehe nachstehender Exkurs]

Exkurs: EEG-Umlage56 Exkurs „Seit dem Jahr 2000 zahlen private und gewerbliche Verbraucher mit der Stromrechnung die mit dem Erneuerbare Energien Gesetz beschlossene EEG-Umlage. 2014 flossen pro Kilowattstunde 6,24 Cent auf das Umlage- konto. Aber nicht jeder Verbraucher zahlt den gleichen Anteil. Es gibt privilegierte Verbraucher, die ganz oder teilweise von der Umlage befreit sind. Das sind Unternehmen in sogenannten energieintensiven Industrien. 2014 profitierten 2.098 Unternehmen von dieser Sonderrege- lung, 22 % mehr als im Vorjahr [1.716]. Um den dadurch entstehenden Fehlbetrag auf dem Umlagekonto auszugleichen, steigt die EEG-Umlage für die verbleibenden, nicht privilegierten Letztverbraucher, was einer Um- verteilung der Förderkosten zulasten kleiner und mittlerer Unternehmen sowie der Privathaushalte bedeutet. Dieses durch die Umverteilung entstandene Defizit stieg innerhalb eines Jahres [2013 auf 2014] um 1,1 Milliarden und betrug zum Zeitpunkt der Veröffentlichung 5,1 Milliarden Euro. [Bundesamt für Wirtschaft und Aus- fuhrkontrolle, BAFA]“

55 Quelle: http://strom-report.de/strompreise/#eeg-umlage-2014 [Abruf: November 2015] 56 Quelle: http://strom-report.de/strompreise/#eeg-umlage-2014 [Abruf: Dezember 2015]

55

Für viele Industriekunden sind die im EU-Vergleich hohen Stromkosten – selbst bei vollständiger oder teilweiser Befreiung von der EEG-Umlage – problematisch.

Abbildung 61: Durchschnittliche Zusammensetzung der Endkundenpreise für elektrischen Strom 201457

Verstärkt werden diese Effekte noch durch eine regionale Ungleichvertei- lung der Netzausbaukosten.

Abbildung 62: Durchschnittliche Strompreise in den Bundesländern über alle Tarife58

57 Kurzgutachten zur regionalen Ungleichverteilung der Netznutzungsentgelte - Bestandsaufnahme und pragmatische Lösungsansätze Im Auftrag der 50Hertz Transmission GmbH, Technische Universität Dresden, Oktober 2015 [Seite 8] 58 Quelle: https://www.stromauskunft.de/strompreise/stromkosten-vergleich/stromkosten-nach- bundeslaendern/ [Abruf: 19.11.2015 09:30 Uhr]

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Ein im Auftrag der 50Hertz Transmission GmbH durch die TU Dresden er- stelltes „Kurzgutachten zur regionalen Ungleichverteilung der Netznut- zungsentgelte“ vom Oktober 2015 kommt zu dem Ergebnis, dass die Brandenburger Verbraucher in den kommenden Jahren überproportional belastet werden: „Wenn sich an dem Verteilungssystem nichts ändert, werden sich die Netzkosten für Industriekunden in Brandenburg bis 2024 auf knapp 5 Cent pro Kilowattstunde fast verdoppeln.“59

Abbildung 63: Abbildung 64: Entwicklung der Netznutzungsentgelte für Haushalts- und Entwicklung der Netznutzungsentgelte für Industriekunden, in Gewerbekunden, in ct/kWh60 ct/kWh61 Im Kapitel 1 „Zusammenfassung und Schlussfolgerungen“ des Kurzgutach- tens wird die Situation wie folgt beschrieben bzw. erläutert: „Im Durchschnitt wird für Haushalts- und Gewerbekunden ein Anstieg der Netznutzungsentgelte von 6,27 ct/kWh in 2014 auf 7,71 ct/kWh1 im Jahr 2024 ermittelt, was einer jährlichen Steigerungsrate von ca. 2,1 % ent- spricht. Allerdings nimmt die regionale Ungleichverteilung stark zu. So liegen zwar im Jahr 2014 die neuen Bundesländer Brandenburg, Meck- lenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bereits deutlich über dem durchschnittlichen Netznutzungsentgelt, aber diese wei- sen bis 2024 teilweise auch die höchsten Steigerungsraten auf, wie bspw. Mecklenburg-Vorpommern mit der höchsten [3,6 % p. a.]. […] Dabei ist anzumerken, dass mit dem Vergleich von Bundesländern bereits „nur“ Durchschnittswerte [von Netzgebieten] betrachtet werden und die regio- nalen Unterschiede innerhalb eines Bundeslandes teilweise deutlich extremer sind. So liegen beispielsweise in Brandenburg in der Stadt Pots- dam die Entgelte mit etwa 6,6 ct/kWh nahe dem Durchschnitt während in

59 „Wucher beim Strompreis trifft Brandenburg“; Märkische Allgemeine Zeitung vom 16.11.2015 60 „Kurzgutachten zur regionalen Ungleichverteilung der Netznutzungsentgelte“; TU Dresden; Oktober 2015 - http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa-184452 [Abruf: Dezember 2015] 61 „Kurzgutachten zur regionalen Ungleichverteilung der Netznutzungsentgelte“; TU Dresden; Oktober 2015 - http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa-184452 [Abruf: Dezember 2015]

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ländlichen Regionen, wie im Landkreis Märkisch Oderland die Entgelte fast 10 ct/kWh betragen. Zudem nimmt die Bandbreite der Netzentgelte für die verschiedenen Bundesländer in den Berechnungen stark zu. Während im Jahr 2014 der Unterschied zwischen den Bundesländerdurchschnitten ma- ximal 2,9 ct/kWh beträgt, steigt die Differenz im Jahr 2024 auf 5,4 ct/kWh. Für Industriekunden fällt der relative Anstieg der Netznutzungsent- gelte bis zum Jahr 2024 mit einer jährlichen Steigerungsrate von ca. 4,5 % p. a. noch deutlich höher aus. Auch hier nimmt die regionale Un- gleichverteilung zu. Netzentgelte von Industriekunden in Mecklenburg- Vorpommern weisen den höchsten jährlichen Anstieg mit ca. 8,0 % p. a. auf [gefolgt von Brandenburg]. […] Die Unterschiede zwischen dem niedrigsten und dem höchsten durchschnittlichen Netznutzungsentgelt auf Landesebene nehmen auch für Industriekunden von 2014 [0,9 ct/kWh] bis zum Jahr 2024 [2,9 ct/kWh] deutlich zu. Die Höhe der Netznutzungs- entgelte ist mittlerweile für die Industriekunden ein nicht zu ver- nachlässigender wirtschaftlicher [Standort-]Aspekt. Aufgrund der zu zahlenden Netznutzungsentgelte ergeben sich bspw. für die Bundeslän- der Niedersachsen, Bayern, Schleswig-Holstein, Thüringen, Sachsen, Bran- denburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern mit überdurch- schnittlich hohen Kosten wirtschaftliche Nachteile. Allerdings bietet die Ausgleichsregelung nach §19 Abs.2 StromNEV für Industriekunden mit einem hohen Stromverbrauch deutliche Entlastungen bei den Netz- nutzungsentgelten, sodass die im Rahmen dieser Studie ermittelten Mehr- bzw. Minderbelastungen insbesondere für große Industriekunden deutlich geringer ausfallen können.“62 Eine Befragung von Industriekunden im WADWD bestätigt die Feststellun- gen des vorab zitierten Gutachtens in eindrucksvoller Weise:

Industrie mit hohen Stromverbräuchen Abbildung 65: Glatfelter Falkenhagen KERRY Ingredients Meyenburger Möbel Stromkosten als Standortnachteil GmbH GmbH GmbH für die Industrie . Stromkosten (Arbeits- . Strompreis am Standort . In vier Jahren [Daten aus Erstbefragung 2011] preis) 225 % bis 265 % in Brandenburg nahezu Preissteigerung „reine“ höher als in Baden- doppelt so hoch wie am Stromkosten von +12,8 % Württemberg Standort in Frankreich . Bezogen auf (488 T€/Jahr ) . Bei gleicher Produktion „Stromnebenkosten“ . Gesamt-Stromkosten in Brandenburg jährliche Preissteigerung +71 % gegenüber Glatfelter Mehrkosten für den . Stromverbrauch um 43 % Ltee. Canada 330 % Energiebezug von über teurer = Mehrkosten von höher 240 T€ 600 T€ (ca. 2.285 T€/Jahr ) . Reduzierung GewSt- einnahmen um 60 T€

 hohe bzw. höhere Energiepreise als Risiko für Wirtschaftsentwicklung  Standortentscheidungen zum Nachteil der Region  „zweite Deindustrialisierung“  Demografische Auswirkungen

62 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen zum „Kurzgutachten zur regionalen Ungleichverteilung der Netznutzungsentgelte“; TU Dresden; Oktober 2015 - http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa-184452 [Abruf: Dezember 2015]

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4.3.4 Fazit Energiekosten Während die Energiekosten für Erdgas/Wärme und Kraftstoffe aktuell fal- Hohe Stromkosten sind Standortnachteil für die len, steigen die Stromkosten weiterhin. Zurückzuführen ist dies auf die Wirtschaft Umlage des Ausbaus der Erneuerbaren Energien, ohne den die Energie- wende nicht zu bewältigen ist. Zum Ausgleich damit verbundener Wett- bewerbsnachteile für die Wirtschaft wurde ein System von Kostenentlas- tungen und Vergünstigungen entwickelt, welches zwar Effekte zeigt, aber in der Gesamtwirkung immer noch unzureichend ist. Zu beklagen ist hier vor allem die regionale Ungleichbehandlung bzw. die fehlende Solidarisie- rung bei der Umlage der Netzausbaukosten. Dies führt dazu, dass die Stromkosten in den Bundesländern Brandenburg und Mecklenburg- Vorpommern im Bundesvergleich mit Abstand am höchsten sind. Selbst innerhalb des Landes Brandenburg differieren die Stromkosten nochmals und sind dort am höchsten, wo am meisten Erneuerbare Energie erzeugt wird. Dieser Widerspruch trifft die privaten und öffentlichen Haushalte in noch Private und öffentliche Haushalte noch stärker von regionalen stärkerem Maße als die Wirtschaft, da diese Verbrauchergruppen nicht von Unterschieden im Strompreis Kostenentlastungen etc. profitieren. Letztlich verschärft dies auch nochmals betroffen das Akzeptanzproblem der Erneuerbaren Energien bei der Bevölkerung der betreffenden Regionen. Sie haben die mit den EE-Anlagen verbundenen Beeinträchtigungen zu ertragen, profitieren wirtschaftlich kaum von den EE-Anlagen [geringe Beschäftigungswirkung; kaum Gewerbesteuerein- nahmen] und zahlen letztlich auch noch die höchsten Strompreise. Während einige Industriebetriebe der Region mit eigenen Erneuerbare- Kontraproduktive bzw. unzureichende Regularien und Energien-Anlagen [Biomassekraftwerke, Photovoltaikanlagen] und KWK-

fehlende wirtschaftliche Anreize Anlagen ihre Energiekosten senken und auch CO2-Bilanzen verbessern können, gelingt dies anderen nicht. Dies liegt zum einen daran, dass sich die Regularien zur Strompreisentlastung hier z. T. als kontraproduktiv er- weisen [So würde die Nutzung eigener EE-Anlagen z. B. in einem Fall dazu führen, dass die reduzierten Netzentgelte gemäß § 19 StromNEV nicht mehr in Anspruch genommen werden können. In einem anderen Fall, in dem die rechnerisch ermittelte Treibhausgas-[THG-]Quote den Preis des Produktes bestimmt, hat die Nutzung von „grünem“ Strom keine Auswir- kungen auf die Preisbildung und ist daher wirtschaftlich uninteressant.]. Zum anderen fehlt es generell an Anreizen und fördernden Regularien, die eine direkte Nutzung der Vorort erzeugten Erneuerbaren Energie möglich und für die Unternehmen wirtschaftlich interessant machen.

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5 Energie- und CO2-Bilanz

5.1 Energieverbrauch Zur Darstellung des Energieverbrauchs wurden die Netzbetreiber um Be- reitstellung von Verbrauchsdaten nach herkömmlicher [Abgabemengen nach Konzessionsabgabe] und neuer Methode [Abgabemengen nach Last- profilverfahren] gebeten. Mit dem Lastprofilverfahren [LP-Verfahren] lässt sich die Zuordnung der Verbräuche zu Verbrauchergruppen eindeutiger und differenzierter und somit aussagekräftiger darstellen. Für die Betrachtungen zum Thema Verkehr wurden die Statistiken des Kraftfahrt-Bundesamtes [KBA]63, des Umweltbundesamtes [UBA]64 und des ADAC65 zu Rate gezogen und eigenen Berechnungen zu Grunde gelegt. Für das Fazit zum Energieverbrauch wurden der Vollständigkeit halber für die Energieträger Kohle und Heizöl Daten des Regionalen Energiekonzeptes aus 2010 einbezogen.

5.1.1 Strom Wie bereits aus dem Regionalen Energiekonzept zu erwarten war, entfällt der größte Teil des Stromabsatzes im WADWD auf die Industrie.

Für das Gesamtgebiet des WADWD entfallen mehr als 80 % des Stromab- mehr als 80 % des satzes auf die Industrie, 5 % auf Gewerbe, Handwerk, Dienstleistungen Stromverbrauchs im WADWD [GHD] und 12 % auf Haushalte. entfällt auf die Industrie

Abbildung 66: Stromabsatz WADWD 2013 nach LP-Verfahren in Prozent

In absoluten Zahlen stellt sich die Situation dann so dar: der Anteil der von der Industrie im Jahr 2013 im WADWD insgesamt verbrauchten Strom

63 Kraftfahrt-Bundesamt: Fahrzeugzulassungen [FZ] Bestand an Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeugan- hängern nach Gemeinden 1. Januar 2015 64 Umweltbundesamt: TREMOD 5.41 [TREMOD = Transport Emission Model] 65 ADAC: https://www.adac.de/infotestrat/tanken-kraftstoffe-und-antrieb/kraftstoffpreise/kraftstoff- durchschnittspreise/default.aspx [Abruf: 07.12.2015]

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[522,6 GWh] belief sich auf 421,6 GWh. Auf die Haushalte entfielen 63,2 GWh und auf GHD 23,4 GWh. Alle übrigen Verbrauchergruppen ha- ben bezüglich Stromabsatz eine eher marginale Bedeutung.

Abbildung 67: Stromabsatz WADWD 2013 nach LP-Verfahren in absoluten Zahlen

Betrachtet man den Stromabsatz auf kommunaler Ebene, so stellt sich das Bild wie folgt dar:

Abbildung 68: Stromabsatz absolut nach Kommunen

Den höchsten Stromverbrauch weist Heiligengrabe auf, gefolgt von den Städten Pritzwalk und Wittstock/Dosse. Den größten Anteil am Stromver- brauch haben die Industrie- und Gewerbebetriebe. Dies gilt vor allem für Heiligengrabe, Pritzwalk, Meyenburg und Gerdshagen, wie nachstehende Abbildung 69 verdeutlicht.

61

Abbildung 69: prozentuale Verteilung der Stromverbräuche in den Kommunen

5.1.2 Erdgas Erdgas wird in der Regel zur Wärmeerzeugung eingesetzt – z. B. für die Heizung privater Haushalte. Der Erdgasverbrauch der Industrie resultiert zum einen auch aus Heizungsanlagen, zum anderen aber – und dies in besonderem Maße - aus der Wärmeerzeugung für industrielle Prozesse [z. B. Trocknungsanlagen].

Beim Erdgas-Absatz zeigt sich folglich ähnliches Bild wie beim Stromabsatz. Etwa 80 % des Erdgasver- Auch hier entfiel mit fast 80 % der größte Anteil auf die Industrie und nur brauchs entfällt auf die Industrie 16 % auf die Haushalte und 5 % auf GHD.

Abbildung 70: Gasabsatz WADWD 2013 nach LP-Verfahren in Prozent

Von dem insgesamt 2013 im WADWD verbrauchten 879,7 GWh Erdgas entfielen 695,7 GWh auf die Industrie, 144,3 GWh auf die Haushalte und 39,7 GWh auf GHD.

62

Abbildung 71: Gasabsatz WADWD 2013 nach LP-Verfahren in absoluten Zahlen

In Heiligengrabe, Pritzwalk und Wittstock/Dosse ist der Verbrauch an Erd- gas am höchsten, was – wie beim Stromverbrauch - auf die dort ansässi- gen Industrieunternehmen zurückzuführen ist.

Abbildung 72: Gasabsatz WADWD nach Kommunen

In den übrigen Kommunen überwiegt in der Regel der prozentuale Anteil des Erdgasverbrauch durch die privaten Haushalte [Abbildung 73].

63

Abbildung 73: prozentuale Verteilung der Erdgasverbräuche in den Kommunen

5.1.3 Fernwärme Die Städte Wittstock/Dosse, Pritzwalk und Putlitz verfügen über Netze zur Fernwärmeversorgung. Allerdings standen für die Auswertung nur Daten für die Stadt Pritzwalk zur Verfügung, die durch die Stadtwerke Pritzwalk GmbH bereitgestellt wurden. Von den insgesamt fast 20 GWh Wärmeabsatz 2013 in der Stadt Pritzwalk wurde der überwiegende Teil für die Wärmeversorgung von Haushalten aufgewandt [nahezu 70%]. Nahezu 20 % wurden für die Wärmeversor- gung von kommunalen Einrichtungen eingesetzt und nur ein geringer Teil für Industrie und gewerbliche Einrichtungen [insgesamt 12 %].

Abbildung 74: Wärmeabsatz 2013 in der Stadt Pritzwalk

64

5.1.4 Verkehr Die Zahl der Kfz-Zulassungen und mit ihr die verkehrsbedingten Energie- verbräuche und Emissionen sind im Jahr 2014 gegenüber den Vorjahren nochmals gestiegen. Abbildung 75 zeigt die Situation im Jahr 2014 und stellt diese dem Jahr 2010 gegenüber.

Kfz-Verkehr WADWD 2010 2014 Veränderung in % Abbildung 75: Vergleich Kfz-Verkehr WADWD Bestand Kfz in Stck. 29.307 29.903 2,0% 2010 - 2014 Jahresfahrleistung in km 420.996.364 424.288.588 0,8% Energieverbrauch in MWh 387.149 403.788 4,3% Kraftstoffäquivalent in Liter 41.161.509 41.972.754 2,0% Kraftstoffäquivalent in EUR 52.951.504 58.735.390 10,9% CO2-Emission in t 101.868 106.252 4,3% CO2-Emission in t/EW 2,4 2,7 9,9% Während die Bestandszahlen um 2 % zugenommen haben, ist die Jahres- fahrleistung nur um 0,8 % gestiegen. Die wesentlich größere Steigerung des Kraftstoffäquivalents in EUR ist auf die höheren Rohölpreise in den Jahren 2011 bis 2014 zurückzuführen [in 2013 noch 63 Mio. EUR]. Aktuell [in 2015] liegen die Preise deutlich tiefer, was sich jedoch in der obigen Statistik noch nicht widerspiegelt.

Abbildung 76: Ölpreisentwicklung auf dem Weltmarkt66

Ungeachtet dessen bindet der Kraftstoffverbrauch jährlich beachtliche Mit- tel in einer Größenordnung von mehr als 50 Mio. EUR. Der Verbrauch fossiler Energieträger in Form von Kraftstoffen ist gegen- über 2010 um 4,3 % auf 403,8 GWh gestiegen.

Abbildung 77: verkehrsbedingter Energieverbrauch und Kraftstoffäquivalent in Mio. EUR

66 Quelle: http://www.tecson.de/historische-oelpreise.html [Abruf: 02.12.2015]

65

Betrachtet man die Situation im Hinblick auf privat und gewerblich genutz- te Kraftfahrzeuge stellt sich die Situation wie folgt dar: Nahezu 80 % des Fahrzeugbestandes sind privat genutzte Kfz, auf die aber nur 70 % der Jahresfahrleistung entfallen. Die etwas über 20 % gewerblich genutzten Kraftfahrzeuge bewirken etwa die Hälfte des verkehrsbedingten Energie- verbrauchs und auch der CO2-Emissionen. Dabei weisen die WADWD- Kommunen im Vergleich zu anderen Kommunen einen überdurchschnitt- lich hohen Lkw-Bestand auf.

Abbildung 78: statistischer Überblick zu Kennziffern privat und gewerblich genutzter KFZ

Die ebenfalls auf privat und gewerblich genutzte Kfz etwa gleich verteilten Energieverbräuche resultieren zu 66,4 % aus Dieselantrieben und zu 32,5 % aus Benzinantrieben. Die verbleibenden 1,1 % verteilen sich auf Flüssiggas [LPG = 0,9 %] und Erdgas [CNG = 0,2 %].

Abbildung 79: Verteilung des Energieverbrauchs auf Kraftstoffarten

66

5.2 Energiebedingte CO2-Emissionen

5.2.1 Verursacherbezogene CO2-Emissionen nach Verbraucher- gruppen Anhand der ermittelten Energieverbräuche wurde eine Bewertung der CO - Berechnung auf Grundlage der 2 Emissionsfaktoren des Landes Emissionen für die Energieträger in den Bereichen Strom, Wärme, Kraft- Brandenburg stoffe als verursacherbezogene Bilanz vorgenommen. Dazu wurden die durch das Landesamt für Umwelt [LfU] auch für die Landesenergiebilanz verwendeten Emissionsfaktoren verwendet.

Für das Jahr 2013 wurden für den WADWD CO2-Emissionen in Höhe von insgesamt 630.616 t ermittelt. Davon entfallen 46 % auf den Strombe- reich, 37 % auf den Wärmebereich sowie 17 % auf Kraftstoffe.

Abbildung 80:

CO2-Emissionen nach Verbrauchergruppen

5.2.2 Gebiets- und einwohnerbezogene CO2-Emissionen im WADWD

Nachstehende Grafiken zeigen, wie sich die sektoralen CO2-Emissionen bezogen auf die Gebietskörperschaften bzw. auf die Gebietskörperschaf- ten und je Einwohner und Jahr darstellen. Bei den absoluten wie auch einwohnerbezogenen Emissionsdaten wird deutlich, dass in Relation zum Endenergieverbrauch auch die Emissionen in Heiligengrabe, Wittstock/Dosse und Pritzwalk am höchsten liegen.

67

Abbildung 81:

sektorale CO2-Emissionen nach Gebietskörperschaften

Abbildung 82:

sektorale CO2-Eminssionen nach Gebietskörperschaften und je Einwohner und Jahr

5.3 Vermiedene CO2-Emissionen

Durch ihre Spitzenposition bei der Energieerzeugung aus erneuerbaren deutlicher Beitrag zur Quellen kann die WADWD-Region einen deutlichen Beitrag zur Substituti- Substitution on fossiler Energieträger und somit zur Vermeidung von CO2-Emissionen leisten. Auf der Grundlage erzeugter Energiemengen und anhand spezifischer Berechnung auf Grundlage Vermeidungsfaktoren, die die Einspeisecharakteristika der einzelnen erneu- spezifischer erbaren Energieträger berücksichtigen [UBA 2014], können vermiedene Vermeidungsfaktoren

CO2-Emissionen berechnet werden. Dabei werden grundsätzlich alle vorge- lagerten Prozessketten zur Gewinnung und Bereitstellung der Energieträger sowie zur Herstellung der Anlagen berücksichtigt. Insgesamt belief sich die erzeugte Energiemenge aus erneuerbaren Quellen Erneuerbare Quellen liefern im WADWD auf 1.081 GWh im Jahr 2013. Wäre die Energiebereitstellung Energie, die nicht auf Basis auf Basis fossiler Brennstoffe im herkömmlichen Kraftwerksmix erfolgt, fossiler Brennstoffe erzeugt werden muss hätte dies die Freisetzung von rd. 750.000 t CO2 verursacht. Durch den Einsatz erneuerbarer Energieträger wurden diese Emissionen gar nicht erst verursacht. Die Energieerzeugung aus Windkraftanlagen trägt dabei mit 431.000 ver- größter Beitrag durch Windkraft miedenen t CO2 bzw. 58 % den größten Anteil der insgesamt vermiede- nen Emissionen bei. Etwa 30 % [228.000 t] entfallen auf die Energieerzeu- gung aus Biomasse, rd. 12 % [91.000 t] auf Photovoltaik. Mit 56 t CO2

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trägt auch die Wasserkraft einen – wenn auch sehr kleinen Anteil – zur Emissionsvermeidung bei.

Abbildung 83:

vermiedene CO2-Emissionen im Jahr 2013 nach erneuerbaren Energieträgern in t

Somit wird in der Region nicht nur deutlich mehr Strom aus Erneuerbaren Mehr Emissionen werden vermieden, als emittiert Energien produziert, als insgesamt vor Ort verbraucht. Es werden auch rd.

120.000 t mehr CO2-Emissionen vermieden, als im Gesamtenergiever- brauch – d.h. Strom, Wärme, Kraftstoffe – emittiert [rd. 630.000 t, siehe 5.2.1]. In der Berechnung ist allerdings zu berücksichtigen, dass sich die Emissi- Energieerzeugung lokal, Vermeidungseffekte bundesweit onsvermeidung nur bedingt regional auswirkt. Die Energiebereitstellung [Strom] aus erneuerbaren Quellen geht zu großen Teilen direkt in den bun- desdeutschen Verbrauch ein, wird also nicht ausschließlich regional kon- sumiert. Dazu entstehen Emissionen für die Energiebereitstellung auf Basis fossiler Energieträger und Kraftwerkskapazitäten überregional bzw. bun- desweit – somit trifft dies im Umkehrschluss auch auf die Emissionsvermei- dung zu.

5.4 Fazit Energieverbrauch und CO2-Emissionen In der Gesamtschau der Energieverbräuche bezogen auf die Energieträger zeigt sich das folgende Bild:

Abbildung 84: Endenergieverbrauch im WADWD nach Energieträgern

Gesamtenergieverbrauch 2013: Der Gesamtenergieverbrauch der Region WADWD belief sich im Jahr 2013 2.004 GWh/a auf 2.004 GWh bzw. 2 Mrd. kWh. Auf Strom und Erdgas entfallen in der Summe nahezu ¾ des Energieverbrauchs im WADWD, wobei Erdgas mit 44 % den größten Anteil hat. Die Kraftstoffe schlagen mit 20 % zu Buche und landen damit auf dem dritten Platz.

69

Exkurs: Es wird darauf hingewiesen, dass in Abbildung 84 sowohl die Daten zur erneuerbaren Wärmebereitstellung [Biomasse 100,1 GWh, Umgebungs- wärme 2,5 GWh, Solarthermie 1,6 GWh] als auch die Anteile des Stroms aus erneuerbaren Quellen nicht berücksichtigt wurden. Die o. g. Daten zur erneuerbaren Wärmebereitstellung stammen aus dem Jahr 2010 und sind aus dem Regionalen Energiekonzept Prignitz-Oberhavel bekannt. Dabei heißt Wärmebereitstellung nicht zwingend Wärmeversorgung. Es kann sich dabei auch um Wärme handeln, die – z. B. in Biomassekraftwerken – bei der Stromerzeugung entsteht und teilweise oder vollständig ungenutzt an die Umgebung abgegeben wird.

Da die Rückmeldungen der Energieversorger zur Fernwärmeversorgung im Rahmen dieses Projektes nur lückenhaft erfolgten [nur Stadtwerke Pritz- walk GmbH], ließ sich die reale Situation bezüglich Wärmeversorgung nicht vollständig abbilden. Es wird davon ausgegangen, dass der Energie- verbrauch durch Wärmeversorgung insgesamt deutlich höher liegt und ein Teil der hier berücksichtigten ca. 20 GWh Fernwärme auch über erneuer- bare Wärmebereitstellung erfolgt. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromversorgung lässt sich nicht konkret ausweisen, da der Strom immer als Strommix abgesetzt wird. Es wird aber davon ausgegangen, dass der Anteil fossiler Energieträ- ger an diesem Strommix immer noch bei über 70 % liegt. An den Relationen der oben dargestellten Endenergieverbräuche wird dies jedoch keine substanziellen Änderungen bewirken. Bezogen auf die Kommunen zeigt sich im Hinblick auf den Endenergiever- brauch folgendes Bild:

Abbildung 85: anteilige Verteilung des Endenergieverbrauchs auf die Kommunen des WADWD

Ein etwas anderes Bild als beim Energieverbrauch zeigt sich bei den „Verur- sacherbezogenen CO2-Emissionen nach Verbrauchergruppen“. Hier ver- bucht der Stromverbrauch mit nahezu der Hälfte den höchsten Anteil an

CO2-Emissionen, gefolgt von Wärme- und Kraftstoffverbrauch. Zu erklären ist dies damit, dass die konventionelle Erzeugung von Strom – die hier trotz

70

Erneuerbarer Stromerzeugung in der Region beim Strombezug immer noch

mehr als 70 % ausmacht - sehr CO2-intensiv ist [Umwandlung fossiler Energieträger in Kraftwerken, Umwandlungs- und Transportverluste, …]. Heiligengrabe, Pritzwalk und Wittstock/Dosse liegen auch bei den absolu-

ten wie bei den einwohnerbezogenen CO2-Emissionen höher als die übri- gen Kommunen, was insbesondere auf die dort ansässigen, energieintensi- ven Industriebetriebe zurückzuführen ist. Dies verdeutlicht nochmals eindrucksvoll, wo die Bemühungen um eine Reduzierung des Endenergieverbrauchs bzw. um eine effizientere Energie- nutzung ansetzen müssen und bestätigt damit den Grundgedanken des Projektes »Energy Cloud«: 1. Reduzierung des Energieverbrauchs insbesondere bei den Indust- riebetrieben der Region Da diese in der Regel ihre unternehmensinternen Möglichkeiten zur Optimierung von Betriebsabläufen und Produktionsprozessen ausgeschöpft haben, bieten sich hier – bezogen auf die einzelnen Unternehmen – kaum Einsparpotenziale. 2. Reduzierung des Endenergieverbrauchs durch regionale Energie- kreisläufe Insbesondere die mittels Erdgas erzeugte Wärmeenergie wird in den Produktionsprozessen nicht restlos genutzt bzw. z. T. unge- nutzt in die Umgebung abgegeben. Hier sind Möglichkeiten zu prüfen, ob und in welchem Umfang diese Abwärme zur Bedarfs- deckung Dritter nutzbar gemacht werden kann [andere Industrie- und/oder Gewerbetriebe; Wärmeversorgung von Haushalten; …] 3. Eigenerzeugung von Energie bzw. anteilige Substitution des Ener- giebezugs durch erneuerbare Energien In der Region wird heute weitaus mehr Energie erzeugt als ver- braucht. Durch eigene Energieerzeugungsanlagen [z. B. Photovol- taik; Windkraft] und eine – zumindest bilanzielle – Nutzung der in der Region erzeugten Erneuerbaren Energie [Substitution des Energiebezugs durch in der Region erzeugte Erneuerbare Ener- gien] können Industrieunternehmen und Gewerbetriebe wie auch Kommunen dazu beitragen, Einspeisung und Ableitung nicht be- nötigter Erneuerbarer Energie – und damit letztlich auch Netzaus- bauerfordernisse und netz- bzw. witterungsbedingte Abschaltun- gen von EE-Anlagen – zu reduzieren. Es fehlt derzeit an entsprechenden Regularien und Anreizen, die eine intensivere und erzeugernahe Nutzung Erneuerbarer Ener- gien für die Unternehmen auf Erzeuger- und Verbraucherseite wirtschaftlich attraktiv machen.

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4. Speicherung Erneuerbarer Energien in der Region Speichertechnologien werden zur Integration der Erneuerbaren Energien benötigt. Verschiedene Speichertechnologien liefern un- terschiedliche Dienstleistungen. Energiespeichertechnologien kön- nen die Märkte für Strom, Wärme, Gas und Mobilität verbinden. Energiespeicherung reduziert ebenfalls Netzausbauerfordernisse und netz- bzw. witterungsbedingte Abschaltungen von EE- Anlagen. 5. Reduzierung des Verbrauchs fossiler Kraftstoffe und nachhaltige Organisation der Mobilität Der Verbrauch von Kraftstoffen steht an dritter Stelle im Endener- gieverbrauch, wobei dieser nahezu zur Hälfte durch gewerblich genutzte Kfz bewirkt wird. Demzufolge steht hier die Frage nach alternativen Antriebsformen unter Nutzung des Potenzials der Er- neuerbaren Energien im Fokus.

Exkurs: Exkurs: Anteile Erneuerbarer Energien an der Prinzipiell muss festgestellt werden, dass der Verkehrssektor bis- Endenergiebereitstellung in lang nur wenig zur Erreichung der Klimaziele der Bundesregierung Deutschland beiträgt.

Abbildung 86: Anteile Erneuerbarer Energien an der Endenergiebereitstellung in Deutschland67

Hier besteht dringender Handlungsbedarf, wie nachstehende Ab- bildung illustriert.

67 Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/erneuerbare-energien/erneuerbare- energien-in-zahlen [Abruf: Februar 2016]

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Abbildung 87: Handlungsbedarf im Verkehrsbereich68

68 Quelle: „Schienenverkehr im Rahmen des NIP: die nationale Perspektive“, Vortrag Thorsten Herbert | Bereichsleiter Verkehr und Infrastruktur, NOW GmbH im Rahmen des Symposiums „Brennstoffzel- len-Elektromobilität im Schienenverkehr“, Berlin | 10. Februar 2016

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6 Energie und Wirtschaft

6.1 Situation Industrie und Großgewerbe Mit Blick auf die Energieverbrauchssituation [ca. 80 % des Energiever- brauchs in der Region durch Industrie und Großgewerbe] konzentrierte sich das Projekt zunächst auf Industriebetriebe der Region.

In der Arbeitsgruppe „Technik“ wurde gemeinsam mit Mitarbeitern der Fragebogenversand: Uniper [vormals E.ON] ein »Fragebogen zur Identifizierung von Projektan- an zehn Unternehmen sätzen« entwickelt, der an insgesamt 10 größere bzw. Großunternehmen der Region versandt wurde. Dabei wurde davon ausgegangen, dass es sich bei diesen Unternehmen um diejenigen handelt, deren Energieverbräuche am höchsten sind. Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz bzw. zum schonenden und intelligenten Umgang mit Energie sollten hier die größten Effekte bringen. Durch 7 Unternehmen wurde der ausgefüllte Fra- gebogen zurückgesandt.

Ziel der Fragebogen-Aktion war es, Ansatzpunkte für Pilotvorhaben zum Ziel: Identifikation von Abbau EE-bedingter Standortnachteile bzw. zur Nutzung der EE- Ansatzpunkten für Pilotvorhaben Spitzenposition zum Vorteil der Region zu identifizieren.

Der Fragebogen beinhaltete einen umfangreichen Fragenkatalog zu den Umfangreicher Fragenkatalog Energieverbräuchen, zu den Möglichkeiten einer Senkung der Energiever- bräuche, diesbezüglich bereits erfolgten, betrieblichen Maßnahmen bzw. Maßnahmenvorschlägen [siehe Anhang A9]. Im Ergebnis der Auswertung des Fragebogenrücklaufs wurde mit 5 Unter- nehmen die Durchführung von unternehmensspezifischen Workshops ver- einbart, die im Zeitraum April bis September 2015 stattfanden.

6.1.1 Vorstellung der beteiligten Unternehmen Folgende Unternehmen haben sich aktiv am Projekt beteiligt, von denen die ersten drei Unternehmen im Jahr 2015 von den Besonderen Ausgleichs- regelungen nach § 64 ff EEG 2014 profitierten. Die an den Workshops beteiligten Unternehmen werden im Anschluss an die tabellarische Übersicht eingehender vorgestellt.

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Unternehmen Branche Mitarbeiter Umsatz

Beschäftigte -

Frage bogen Workshop

Glatfelter Falkenhagen Herstellung und Verede- 410 123 Mio. € GmbH lung von Spezialpapieren  und zellulosen Vliesstof- fen

Kronoply GmbH Herstellung von innovati- 772 + 40 385 Mio. € ven und wohngesunden Azubis   Holzwerkstoffen

GBF German Biofuels Hersteller von Biodiesel- 55 + 1 Azubi 122 Mio. € GmbH Kraftstoffen aus Pflan-   zenölen

Meyenburger Möbel Herstellung von Wohn- 430 + 8 Azubis 110. Mio. € GmbH raummöbeln  

Nordgetreide GmbH & Verarbeitung von Mais, 124 + 7 Azubis --- Co. KG Weizen, Gerste und Reis   zu Lebensmitteln

Ayanda GmbH & Co. KG Herstellung von Weich- gelatinekapseln für Nah-  rungsergänzungs- und Arzneimittel Zahnradwerk Pritzwalk Zahnradhersteller für GmbH zylindrische Verzahnung  in Europa

Tabelle 5: Übersicht über projektbeteiligte Unternehmen

Glatfelter Falkenhagen GmbH „Glatfelter ist ein international tätiger US-amerikanischer Konzern mit über 4.300 Mitarbeitern und einem konsolidierten Umsatz von ca. 1,6 Mrd. USD. Als Marktführer in der Herstellung und Veredelung von Spezialpapie- ren und zellulosen Vliesstoffen genießt Glatfelter einen ausgezeichneten Ruf.“ 410 Mitarbeiter „Am Standort Pritzwalk-Falkenhagen produzieren mehr als 400 Mitarbeiter am Standort Falkenhagen an drei hochmodernen Anlagen […] Airlaid-Produkte, die täglich von Milli- onen von Menschen zur Hygiene und Körperpflege, bei der Hausarbeit, in Medizin und Gastronomie und für vieles andere mehr genutzt werden. Ziel: der weltweit bevorzugte Lieferant für „best made airlaid“ sein.“ 69

69 Quelle: http://www.glatfelter-azubi.de/unternehmen.html [Abruf: Oktober 2015]

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Der Unternehmensstandort ist von der Power-to-Gas-Pilotanlage der Lage und räumliche Bezüge Uniper in Falkenhagen nur ca. 1.200 m entfernt gelegen. Die Anschluss- Glatfelter Falkenhagen GmbH: stelle Meyenburg der A 24 erreicht man nach ca. 3.700 m. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich die ebenfalls am Projekt beteiligte Nordgetrei- de GmbH & Co. KG und ebenfalls nicht weit entfernt (ca. 1.500 m) die German Biofuels GmbH sowie die Ayanda GmbH & Co. KG. Knapp 900 m entfernt ist die Furnierwerk Prignitz GmbH & Co. KG gelegen, ein weiterer potenzieller Partner für eine Zusammenarbeit im Energiesektor.

Abbildung 88: A24 B-HH Lage und räumliche Bezüge AS Meyenburg Glatfelter, German Biofuels, Nordgetreide, Ayanda und Uniper-PtG-Anlage [Quelle: eigene Bearbeitung auf Basis GoogleMaps; Kartendaten German Biofuels Ayanda © 2016 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google]

Glatfelter

Nordgetreide Uniper-PtG-Anlage

Furnierwerk

GBF German Biofuels GmbH „Die gbf german biofuels gmbh ist ein deutscher Hersteller von Biodiesel- Kraftstoffen aus Pflanzenölen für den deutschen Beimischungsmarkt. Die

Herstellung und Vermarktung von Biodiesel erfolgt gemäß den Anforde- rungen der DIN EN 14214 für den Vertrieb an die Mineralölindustrie. Die gbf liefert hochqualitativen Biodiesel, der die Vorgaben der Normen deut- lich übertrifft, was gbf von den Kunden immer wieder bestätigt wird. Das macht gbf zu einem zuverlässigen Lieferanten der deutschen Mineralölin-

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dustrie für nachhaltig zertifizierten Biodiesel. Jährlich werden 130.000 Tonnen Biodiesel als Hauptprodukt hergestellt.“70 Neben Biodiesel zählen Rapskuchen, Technisches Glycerin und Kaliumsulfat zu den Produkten des Unternehmens.

Lage GBF im Gewerbegebiet GBF ist – wie die Glatfelter Falkenhagen GmbH und die Nordgetreide Falkenhagen GmbH & Co. KG – im Gewerbegebiet Pritzwalk-Falkenhagen ansässig. Der Standort ist unmittelbar an der A24 gelegen und verfügt über einen eige- nen Gleisanschluss, über den der produzierte Biodiesel in Tankwagen auf dem Schienenweg an die Kunden geliefert wird [siehe Abbildung 88].

Nordgetreide GmbH & Co. KG „Nordgetreide hat sich als europaweit präsentes Unternehmen auf die schonende Verarbeitung von Mais, Weizen, Gerste und Reis zu Lebensmit- teln spezialisiert. Es werden hochwertige Frühstückscerealien und erstklas- sige Mühlenprodukte für führende Unternehmen im Lebensmitteleinzel- handel und in der Lebensmittelindustrie produziert. Als einziger deutscher Cerealienhersteller mit eigener Mais- und Schälmüh- le steuert Nordgetreide den gesamten Produktionsprozess. Den Kunden wird ein hoher Qualitätsstandard, sowie beste Technologie- und Produkti- onsexpertise geboten. Nordgetreide Falkenhagen ist einer von bundesweit drei Standorten mit insgesamt 400 qualifizierten und engagierten Mitarbeitern.

Lage Nordgetreide im Die Nordgetreide GmbH & Co. KG ist in unmittelbarer Nachbarschaft zur Gewerbegebiet Falkenhagen Glatfelter Falkenhagen GmbH ebenfalls im Gewerbegebiet Pritzwalk- Falkenhagen ansässig [siehe Abbildung 88].

Kronoply GmbH „Mit der KRONOPLY GmbH und der KRONOTEX GmbH & Co. KG produ- ziert die weltweit agierende SWISS KRONO GROUP am Standort Heiligen- grabe innovative und wohngesunde Holzwerkstoffe für ein zeitgemäßes ökologisches Bauen und Wohnen: Die im Jahr 2000 gegründete KRONOPLY GmbH ist einer der erfolgreichs- ten Hersteller von OSB-Platten in Europa. Weitere Kernkompetenzen des Unternehmens sind die MDF- und HDF-Produktion sowie die Herstellung hochwertiger Dämmstoffe aus Holzfasern. Die 1992 gegründete KRONO- TEX GmbH & Co. KG zählt zu den führenden Laminatherstellern Euro- pas.“71

70 Quelle: http://gbf-bio.de/de/ sowie Schreiben des Unternehmens vom 11.11.2015 mit Angaben 71 Quelle: http://www.kronoply.com/ [Abruf: November 2015]

77

Abbildung 89: „KRONO Jubiläums- Imagefächer“ - Auszug [Stand 05/2013]

Produkte72: Kronoply- und Kronotex-  KRONOTEX: 168 Produktvarianten moderner Laminatfußböden Produkte  KRONOPLY: Holzwerkstoffplatten in diversen Formaten  KRONOTHERM: natürlich-flexible Holzfaserdämmstoffe  ENERGIE aus Biomasse: 150.000 MWh pro Jahr Die Produkte werden in über 80 Länder der Erde exportiert73

Der Kronoply-Unternehmensstandort ist innerhalb der Gemarkung der Lage und räumliche Bezüge Gemeinde Heiligengrabe und unmittelbar an der A24-Anschlussstelle Kronoply GmbH: Pritzwalk gelegen. Das Autobahndreieck Wittstock/Dosse [A24 und A19] wie auch das Stadtzentrum von Wittstock/Dosse erreicht man in wenigen Minuten. Die Uniper Power-to-Gas-Pilotanlage in Falkenhagen ist ca. 10,5 km und das Gewerbegebiet Pritzwalk-Falkenhagen mit den in Abbildung 88 dargestellten Unternehmen ca. 12 km entfernt.

A24 B-HH Abbildung 90: AS Pritzwalk Lage und räumliche Bezüge KRONOPLY Kronoply GmbH [Quelle: eigene Bearbeitung auf Wittstock/Dosse Basis GoogleMaps; Kartendaten © 2016 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google]

AD A19 | A24 Wittstock/Dosse Heiligengrabe

Meyenburger Möbel GmbH

„Die Produktion von Wohnraummöbeln von höchster Qualität hat in der Stadt Meyenburg eine lange Tradition. Bereits 1946 gründete Heinz Schulz seine Tischlerei mit zwei Mitarbeitern und begann die Fertigung. Nach der Neustrukturierung als Meyenburger Möbel GmbH im Jahr 1990 wurden ca. 38 Mio. Euro in die Modernisierung und den Neubau der Produktionshallen und in modernste Produktionstechnik am Standort in der Freyensteiner Straße investiert.

72 Quelle: http://www.kronoply.com/ [Abruf: November 2015] 73 Quelle: http://www.kronoply.com/ [Abruf: November 2015]

78

Im Jahr 2000 begann der Aufbau eines 2. kompletten Produktionsberei- ches. Insgesamt beträgt die Produktionsfläche derzeit 67.000 m². Kontinu- ierliche Investitionen in modernste Fertigungstechnik schaffen die Voraus- setzung für die hohe Qualität [der] Produkte. Als holzverarbeitendes Unternehmen hat [sich die Meyenburger Möbel GmbH] zum bewussten Umgang mit natürlichen Ressourcen verpflichtet und betreibt ein zertifiziertes, nachhaltiges Energiemanagementsystem zum Schutze der Umwelt. Rund 430 qualifizierte Mitarbeiter fertigen echtholzfurnierte sowie weißla- ckierte Wohnraummöbel für den nationalen und internationalen Markt. Dazu zählen u. a. Bücherregale, Kommoden, Sideboards, Heimbüros und TV-Möbel. Wichtigster Kunde ist das bekannte schwedische Möbelhausunternehmen IKEA. Möbel made in Meyenburg werden nach Europa, Nordamerika, Asi- en und Australien geliefert.“74 Die Meyenburger Möbel GmbH ist am Rand der Kleinstadt Meyenburg Lage und räumliche Bezüge der Meyenburger Möbel GmbH [Amt Meyenburg] gelegen. Die Autobahn A24 erreicht man über die B 103 nach ca. 10 km. Das Gewerbegebiet Pritzwalk-Falkenhagen mit den in Ab- bildung 88 dargestellten Unternehmen ist ca. 12 Kilometer entfernt.

Abbildung 91: Lage und räumliche Bezüge Meyenburger Möbel GmbH [Quelle: eigene Bearbeitung auf Meyenburger Möbel Basis GoogleMaps; Kartendaten © 2016 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google]

Meyenburg

74 Quelle: http://www.meyenburger-moebel.de/unternehmen.php [Aufruf: Januar 2016]

79

6.1.2 Auswertung des Fragebogenrücklaufs75

Der Fragebogenrücklauf umfasste 7 ausgefüllte Fragebögen. Die Ergebnis- Fragebogenrücklauf: se bezüglich der Verbrauchsangaben und der Angaben zu eigenen Ener- von sieben Unternehmen gieerzeugungsanlagen sind in nachstehender Übersicht zusammengestellt.

Tabelle 6: Energieverbrauch und –erzeugung in projektbeteiligten Unternehmen

Unternehmen EEG- Strom Gas Wärme Beson- begün- der- Ver- Erzeu- Ver- Erzeu- Ver- Erzeu- stigt heiten brauch gung brauch gung brauch gung [GWh/a] [GWh/a] [GWh/a] [GWh/a] [GWh/a] [GWh/a]

Glatfelter Falken- X 64,0 60,0 hagen GmbH

Kronoply GmbH X 250,0 180,0 400,0 600,0 600,0 Zwei Aus datenschutzrechtlichen Gründen Biomas- ausgeblendet se- kraft- werke

GBF German Bio- X 13,5 45,0 fuels GmbH

Meyenburger 15,0 0,3 Möbel GmbH

Nordgetreide 8,1 5,0 36,0 BHKW GmbH & Co. KG

Zahnradwerk 13,0 3,0 18,0 3,9 3,3 BHKW Pritzwalk GmbH

Ayanda GmbH & 2,6 3,6 Co. KG

SUMMEN: 366,2 EE 180,0 562,9 600,0 600,0 Fossil 8,0

% Anteil WADWD: 70 % EE: 17 % 64 % und V: 34 %

Allein auf die sieben befragten Unternehmen entfallen 70 % des gesamten Stromverbrauchs und 64 % des Gasverbrauchs im Gebiet des WADWD. Dabei entfällt allein auf die Kronoply GmbH ein Stromverbrauch, der nahe- zu die Hälfte des gesamten Stromverbrauchs im WADWD ausmacht. Dies entspricht etwa dem 1,6-fachen des Stromverbrauchs der Stadt Pritzwalk und dem 5-fachen des Stromverbrauchs der Stadt Wittstock/Dosse.

75 Die erhobenen Daten und Angaben zu den Unternehmen unterliegen dem Datenschutz und sind vertraulich zu behandeln!

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Einige der befragten Unternehmen haben zur Senkung der Energiekosten eigene Energieerzeugungsanlagen errichtet. Mit den bei Kronoply, Nordge- treide und dem Zahnradwerk installierten Energieerzeugungsanlagen [Bio- massekraftwerke und BHKW] werden – bilanziell - insgesamt mehr als 34 % des Stromverbrauchs im WADWD gedeckt. Mit den beiden Bio- massekraftwerken bei Kronoply wird mehr als 17 % des insgesamt im WADWD aus Erneuerbaren Energien erzeugten Stroms erzeugt. Die Biomassekraftwerke bei Kronoply erzeugen deutlich mehr Strom, als die Stadt Pritzwalk verbraucht. Die Stadt Wittstock/Dosse könnte mit dem erzeugten Strom weit mehr als 3-fach versorgt werden. Die Unternehmen gaben an, dass sie bereits eine Reihe von Maßnahmen selbst ergriffen haben und ergreifen werden, die auf eine Steigerung der Energieeffizienz bzw. auch auf die Untersuchung von Möglichkeiten zur Nutzung Erneuerbarer Energien abzielen. Hier eine Zusammenstellung

Tabelle 7: Untersuchungen | Maßnahmen Vorschläge Angaben der Unternehmen76 untersuchte Aspekte

Glatfelter Falkenhagen GmbH

 zur Anschaffung Diesel-  Anschaffung Spitzenlastag-  Auflösen des folgenden Spitzenlastaggregat gregat in 2015 Konflikts: Einbindung Eigen-  zur Eigenstromerzeugung,  Eigenstromerzeugung durch erzeugungsanlagen oder  zur Einführung Ener- PV-Anlagen Fremdstrombezug von giemanagementsystemAus datenschutzrechtlichen ca. 20 Gabelstapler werden GründenNachbarn gefährdet redu- [Software, ISO 500001]ausgeblendet von Gas- au f Batterieantrieb zierte Netzentgelte gemäß §  zur Einsparung von Druck- umgestellt 19 Abs. 2 Satz 2 StromNEV luftverbrauchern  Gern Nutzung von „grü-  zur Wärmerückgewinnung nem“ Strom - Verfügbarkeit Druckluft und Preis müssen stimmen  Abwärme für Dritte

Kronoply GmbH

 Batteriespeicher  Es existieren bereits zwei  Pooling Verbräuche mit  Fuel Cells Biomassekraftwerke anderen Unternehmen  Elektrodenkessel  Elektrostapler  Nutzung überschüssigen  Mikrogasturbine  Sonst bislang keine Umset- Windstroms möglich ma-  Dampfturbine zung der untersuchten As- chen   Nutzung alternativer pekte Bereitstellung von Abwär- Brennstoffe [z. B. Staub] me/Restwärme [ca. 40°C] für Dritte  Biogaskraftwerk  Regelenergie steuern  Elektrostapler  Pooling von Strom  Speichertechnologien wirt- schaftlich umsetzen

76 Die erhobenen Daten und Angaben zu den Unternehmen unterliegen dem Datenschutz und sind vertraulich zu behandeln!

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Untersuchungen | Maßnahmen Vorschläge untersuchte Aspekte

GBF German Biofuels GmbH

 Produktionsprozesse  Keine der untersuchten  Strommix und Gasmix soll-  Alternative Energieerzeu- Maßnahmen war wirt- ten noch mehr an Einfluss gung schaftlich umsetzbar auf die THG-Berechnung  Alternative Dampferzeu- gewinnen gung Aus datenschutzrechtlichen Gründen

ausgeblendet Meyenburger Möbel GmbH

 Effizienz  Untersuchungen noch nicht  Abgabe von Energieträgern  Einkauf abgeschlossen zur Wärmeerzeugung [Holz-  Zentrale Vakuumsteue- abfälle werden verkauft] rung Lastabwurfsystem

Nordgetreide GmbH & Co. KG

 BHKW  BHKW  Energiemanagement  Energiemanagement  Optimierung Energiever-  Elektro- und Gasstapler brauch Trockner im Rah- men Energiemanagement Zahnradwerk Pritzwalk GmbH

 BHKW  BHKW [2013]  Abgabe von Wärme | Ab-  Alternative Deckenbe-  Deckenbeleuchtungskon- wärmenutzung firmenintern leuchtung zept und Austausch Decken- oder durch Dritte  Kühlturmaltnerativen leuchten durch LED  Qualität des Erdgases opti-  Energiemanagementsys-  Austausch Kühlturm mieren tem EMS 50.001  EMS-Einführung ab 2015  Eigene Dieseltankstelle  Elektrostapler  Eigene Dieseltankstelle Drei der befragten Unternehmen haben Energiemanagementsysteme ein- geführt, zwei Unternehmen beschäftigen extra für diese Aufgaben einge- stellte Energiemanager.

6.1.3 Unternehmensworkshops Mit folgenden fünf Unternehmen wurden im Zeitraum April bis Juni 2015 unternehmensspezifische Workshops durchgeführt, bei denen offene Fra- gen zu den Fragebögen und konkrete Ansatzpunkte für Pilotvorhaben er- örtert wurden: 1.) Glatfelter Falkenhagen GmbH: am 21. April 2015 2.) GBF German Biofuels GmbH: am 17. Juni 2015 3.) Kronoply GmbH: am 17. Juni 2015 4.) Meyenburger Möbel GmbH: am 26. Juni 2015 5.) Nordgetreide GmbH & Co. KG: am 26. Juni 2015 ------

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Die Ergebnisse wurden dann nochmals in einen zusammenfassenden Ergebnisworkshop vorgestellt und diskutiert: 6.) Ergebnisworkshop mit allen Unternehmen: am 23. September 2015

6.2 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse Nachstehend werden die wichtigsten Ergebnisse bzw. zusätzlichen Er- kenntnisse aus den Workshops nochmals zusammengefasst vorgestellt.  Unternehmensbezogene Optimierungsansätze in Hinblick auf Ener- gieeffizienz und Produktionsabläufe sind in der Regel weitgehend ausgeschöpft.  Energiekosten werden bereits z. T. durch Nutzung eigener Energie- erzeugungsanlagen gesenkt. Hierzu zählen neben den beiden Bio- massekraftwerken bei der Kronoply GmbH und Photovoltaikanla- gen auch BHKW, die mit Erdgas – also fossilen Energieträgern – ge- speist werden. Dies ist in der Sache paradox, da hier neue zusätzli- che Energieerzeugungsanlagen auf fossiler Basis in einer Region er- richtet werden, in der doppelt so viel Erneuerbare Energie erzeugt wie Energie verbraucht wird.  Überlegungen zur Nutzung Erneuerbarer Energien und/oder Eigen- erzeugung von Erneuerbarer Energie scheitern bislang häufig an der fehlenden Wirtschaftlichkeit und an Regularien, wie folgende Beispiele zeigen: o Nutzung von Fremdstrom aus dem unmittelbaren Umfeld ist weder für Erzeuger noch Verbraucher wirtschaftlich interes- sant und führt, wie nachstehendes Beispiel zeigt, u. U. zu weiteren Nachteilen o energieintensive Unternehmen profitieren z. B. von redu- zierten Netzentgelten gemäß § 19 StromNEV; Eine Senkung des Verbrauchs durch Nutzung selbst erzeugter oder direkt aus dem Umland bezogener Erneuerbarer Energie führt zwar zur Netzentlastung aber auch dazu, dass o. g. Ver- günstigungen nicht mehr in Anspruch genommen werden können; Netzentlastung wird de facto bestraft  Energiebilanzen werden durch die Unternehmen u. a. auch durch Anstrengungen im Bereich der Werksmobilität verbessert --- z. B. durch Elektroantriebe bei Gabelstaplern  Trotz günstigerer Strom- und Gaskosten erhöhen sich die Umlagen jedes Jahr, sodass die Kostensituation ungefähr gleich bleibt. Gleichzeitig erhöht sich jedoch der innerbetriebliche Aufwand [v. a.

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personell, juristisch, organisatorisch etc.] stetig, um den Anforde- rung an den Status als ein energieintensives Unternehmen weiter gerecht zu werden. Dies gilt in der Sache auch für die übrigen Unternehmen: Der per- sonelle Aufwand der Energiemanager bzw. mit diesen Aufgaben betrauten Angestellten ist sehr hoch. Dabei spielt nicht nur die pro- duktionsbezogene Steuerung und Regelung von Energieflüssen ei- ne Rolle sondern vor allem auch die Befassung mit den Märkten und Preisen, den komplizierten Vorgaben des Gesetzgebers und die Auseinandersetzung mit anderen relevanten Regularien eine Rolle. Die hierfür eingesetzte Manpower wird in Teilen als unproduktiver Personalaufwand angesehen, der z. T. auch immer wieder zur Dis- position steht. Eine Vereinfachung gesetzlicher und regulatorischer Vorgaben würde folglich auch zur Einsparung von Personalauf- wand und zur Entlastung der Unternehmen führen.  Die Unternehmen beklagen zunehmende Probleme mit Spannungs- schwankungen im E.DIS-Netz, Produktionsausfälle und Anlagen- schäden. Diesbezügliche Rücksprachen mit E.DIS haben ergeben, dass bedingt durch die hohe Netzauslastung keine Backup- Kapazitäten verfügbar sind und kleinste Störungen umfangreiche Eingriffe nach sich ziehen, deren Zahl dramatisch angestiegen ist und weiter ansteigt.  Für einige Unternehmen stellen Lastspitzen ein Problem dar, die durch Lastverschiebungen im Produktionsprozess nicht zu kompen- sieren sind. Dadurch steigen die Kosten deutlich. Speicher könnten Abhilfe schaffen.  Während die innerbetrieblichen Potenziale weitgehend ausge- schöpft sind, sehen die Unternehmen Reserven im Bereich der In- teraktion über Werksgrenzen hinaus: o Deckung des Wärmebedarfs und Abwärmenutzung durch Dritte o gebietsbezogene Gemeinschaftslösungen: Pooling Energie- einkauf; zentraler Zähler z. B. für Gewerbegebiet Falkenha- gen mit nachgeschalteten Teilabnehmern; gebietsbezogene Speicherlösungen; Abstimmung von Spitzen / Senken [z. B. durch wartungsbedingte Abschaltungen]  NACHHALTIGKEIT ist für alle Unternehmen ein zentrales / wichtiges Thema. Nachhaltigkeitsaudits sind für alle Unternehmen in unter- schiedlichen Zusammenhängen / Ausrichtungen von großer Bedeu- tung für das Image, die Marktpositionierung und den wirtschaftli- chen Erfolg. Das Interesse an »Energy Cloud« hat daher nicht nur wirtschaftliche Gründe [Energiekosten]; auch Imagegründe bzw. mittelbar wirkende wirtschaftliche Hintergründe

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 Es besteht eine große UNSICHERHEIT bei den Unternehmen mit Blick auf den Zeithorizont 2020+ [Wie wird sich der Spot- und Re- gelenergiemarkt entwickeln? Wie werden Vergünstigungen und Er- stattungen geregelt? usw. …]

6.3 Herausgearbeitete Handlungsansätze Mit den Vertretern der Unternehmen kam man überein, die weitere Fort- setzung unter folgenden Prämissen zu stellen und dann auf dieser Basis die nachstehenden Handlungsansätze weiterzuverfolgen: Prämissen: Die Anstrengungen sollen auf eine systemische und integrierte, d. h. sek- toral übergreifende Nutzung der in der Region erzeugten Erneuerbaren Energien ausgerichtet werden. Der PtG-Demonstrator WindGas Falkenha- gen soll dabei eine zentrale Rolle spielen und nach Ablauf der Pilotphase sukzessive in die Wirtschaftlichkeit geführt werden.

Exkurs: Der Wirkungsgrad des PtG-Demonstrators der Uniper [vormals E.ON] in Falkenhagen beträgt ca. 60 bis 65 % [in Hamburg sogar bis zu 90%]; bei Rückverstromung 35 %; im Vergleich Kohle: 37 %. Der erzeugte Wasser- stoff ist als DENA-Biogas zertifiziert. Im März 2016 startet ein EU-Projekt zur Erweiterung der Anlage um eine Methanisierungsstrecke [ca. 1 MW]. An dem EU-Vorhaben sind insgesamt 27 Partner an 3 Standorten beteiligt.

Herausgearbeitete Handlungsansätze: (1) Einspeisung EE in Erdgasnetz

 Einspeisung von Wasserstoff [H2] der PtG-Anlage Falkenhagen ins Erdgasnetz der ONTRAS AG  Nutzung für alle Erdgasanwendun- gen [Wärme, Strom, Mobilität, Industrie/Chemie]

 H2  Methanisierung  Einspeisung von SNG ins Erdgasnetz  Nutzung für alle Erdgasanwendungen [s. o.]  Speicherung und Transport der Erneuerbaren Energien als

H2 oder SNG führen zur Entlastung E.DIS-Netzes und zur Vermeidung weiteren Stromnetzausbaus (2) Entwicklung regionaler Verbundlösungen zur Energie- Speicherung  Errichtung eines Systems dezentraler Speicher – u. a. an Unterneh- mensstandorten

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 Vernetzung der dezentralen Speicher über ein Energie- Management-System und Betrieb als Virtual Power Plant [VPP] mit Teilnahme am Regelenergiemarkt  Ausgleich von Spannungsschwankungen im Netz | Not- strombackup bzw. Spannungspuffer  Vermeidung Stromnetzausbau  Lastspitzen über Speicher | Zeitliche Verschiebungen | Fle- xibilisierung  Teilnahme am Regelenergiemarkt

(3) Nutzung H2 der PtG-Pilotanlage in Falkenhagen für Mobilitäts- zwecke

 Errichtung einer H2-Tankstelle auf einem an der Anschlussstelle Meyenburg geplanten Autohof

 Belieferung der H2-Tankstelle über eine Pipeline von der PtG-Anlage  „Betankung“ Fernbusse  Brennstoffzellen-Busse für regionalen ÖPNV [Schulbus- Pilotvorhaben? | Erwerb Busse + Infrastruktur]  Werksmobilität | Logistik | Landwirtschaft

 Bereitstellung von H2 für einen brennstoffzellenbetriebe- nen Schienenpersonennahverkehr [SPNV]  Sonstiger Motorisierter Individualverkehr [MIV]

(4) Nutzung H2 der PtG-Pilotanlage in Falkenhagen zur Methanol- herstellung  GBF benötigt ca. 14.000 t Methanol im Jahr für die Biodieselpro- duktion  Dieses könnte auch über eine an der PtG-Anlage errichtete Anlage produziert werden.  „Grünes“ Methanol kann sich positiv auf die THG-Quote bei der Biodieselproduktion auswirken  Mit der Methanolproduktion findet der grüne Wasser- stoff einen weiteren Einsatzzweck und es kann über das Windgas noch mehr Erneuerbare Energie direkt in der Region nutzbar gemacht werden. (5) Weitere Ansätze

 CO2 aus Biogasanlage[n] der Region kann für Methanolherstellung und Methanisierung in der PtG-Anlage genutzt werden.

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 Durch die Unternehmen wurde der Vorschlag einer Nutzung der in den Produktionsprozessen entstehenden Abwärme unterbreitet. Diese Ansätze sind im Zuge weiterführender Untersuchungen zu konkretisieren, wobei Wärmeverbünde zwischen einzelnen Indust- riebetrieben als auch die Nutzung der Abwärme einzelner Unter- nehmen zur Nahwärmeversorgung umliegender Verbraucher, für gewerbliche Zwecke [Gewächshäuser wurden als Beispiel genannt] oder durch sonstige Dritte in Betracht kommen.  Brennstoffzellen für hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen [hierzu auch: Förderrichtlinie "Brennstoffzellen für hocheffiziente Kraft- Wärme- Kopplungsanlagen"77]  Brennstoffzellen-KWK-Anlagen erbringen im Vergleich zur getrennten Erzeugung von Strom und Wärme erheb- liche Primärenergieeinsparungen.  Gefördert werden große KWK-Anlagen zur Energiever- sorgung größerer Liegenschaften bzw. von Industriean- lagen sowie Anlagen zur Hausenergieversorgung bis 20 kW elektrischer Leistung. (6) Marketing – Vermarktung der Region als EE-Region | Zero- Emission-Region  Zero-Emission-Gewerbegebiet Falkenhagen  Regionalmarketing sowie Standortmarketing Wirtschafts- standort und Unternehmen

77 Quelle: http://www.brennstoffzellen-kwk.de/files/brennstoffzellen-kwk/Download- Dokumente/foerderrichtlinie-brennstoffzellen-fuer-kraft-waerme-kopplungsanlagen.pdf [Abruf: Januar 2016]

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Regionale Verbundlösungen Sektoral übergreifende Nutzung von Weitere Ansätze zur Energiespeicherung WindGas der PtG-Anlage Falkenhagen

Errichtung eines Systems dezentraler Einspeisung ins Erdgasnetz CO2 aus Biogasanlagen Speicher an Unternehmensstand- _ Einspeisung von H2 _ für Methanisierung orten _ Einspeisung von Methan _ für Methanolherstellung nach erfolgter Methanisierung Vernetzung der dezentralen Speicher Nutzung industrieller Abwärme über ein Energiemanage-mentsystem _ Wärmeverbund Nutzung H2 für Mobilitätszwecke und Betrieb als VPP _ Nahwärmeversorgung für _ H2-Tankstelle auf Autohof Kommunen [z. B. Heiligen- _ H2-Pipeline zum Autohof _ Brennstoffzellen-Werksmobilität | Logistik | grabe – Schule] Landwirtschaft _ Nutzung für gewerbliche _ Betankung von Fuel-Cell-Fernbussen Zwecke [Gewächshäuser] _ Erwerb von Brennstoffzellen-Bussen für den regionalen ÖPNV _ Bereitstellung H2 für brennstoffzellen- betriebenen SPNV _ für sonstigen MIV

Nutzung H2 zur Methanolherstellung _ German Biofuels benötigt Methanol zur Biodieselherstellung _ „Grünes“ Methanol als Alternative

Brennstoffzellen für hocheffiziente KWK- Anlagen oder auch Heizungsanlagen

Vermarktung der Region als Erneuerbare-Energien-Region | Zero-Emission-Region _ Zero-Emission-Gewerbegebiet Falkenhagen _ Regional- und Standortmarketing des Wirtschaftsstandortes | der Unternehmen mehr auf Erneuerbare Energien fokussieren

Abbildung 92: Schematische Darstellung der Handlungsansätze

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7 Energie und Kommunen

7.1 Situation der Kommunen, Haushalte und Kleinverbraucher Im Rahmen der Erarbeitung des Regionalen Energiekonzeptes für die Regi- on Prignitz-Oberhavel wurden zahlreiche Daten auf kommunaler Ebene erfasst, verarbeitet und in kommunalen „Energieprofilen“ aufbereitet, die den Kommunen durch die Regionale Planungsstelle als Grundlage für die Erarbeitung kommunaler Energie- und Klimaschutzkonzepte zur Verfügung gestellt werden78. Die auf der Internetseite der Regionalen Planungsstelle eingestellten Energieprofile weisen den Stand von 2010 auf. Im Rahmen der Projektbearbeitung »Energy Cloud« wurden diese Daten verarbeitet und in Teilen fortgeschrieben. Dies betrifft die Daten zum Strom- und Gas- absatz, die Daten zur Erzeugung Erneuerbarer Energien sowie die Daten zur Kfz-Mobilität. Die Auswertung der Daten im Hinblick auf die Energieverbräuche hat – wie Energieverbrauch auf kommunaler Ebene bereits vorab vermutet – bestätigt, dass die „Industrie“ mit ca. 80 % zum

Endenergieverbrauch und damit auch zu den CO2-Emissionen in der Region beiträgt. Sie dominiert damit sehr deutlich die Verbrauchergruppen „Kommunen“, „Private Haushalte“ und „Gewerbe, Handel, Dienstleistun- gen [GHD]“, auf die in der Summe ca. 20 % des Endenergieverbrauchs

und der CO2-Emissionen entfallen [siehe Abbildung 66 und Abbildung 70]. Wie sich die Situation dabei bezogen auf die einzelnen Kommunen dar- stellt, ist in den Kapiteln 5.1und 5.2 nachzulesen. Bedingt durch den Sitz der großen Industrieunternehmen liegen Heiligen- grabe, Pritzwalk und Wittstock/Dosse jeweils an der Spitze bei Strom- und Gasverbräuchen. Die Situation bezüglich Erzeugung Erneuerbarer Energien wurde in Kapitel Erzeugung Erneuerbarer Energien 4.2 erläutert. Insgesamt zeigt sich hier ein räumlich relativ ausgewogenes Bild, wobei Heiligengrabe und Marienfließ mit 22 % bzw. 18 % die größ- ten Anteile beitragen [Abbildung 39]. Die kommunale Situation bezüglich Endenergieverbrauch und CO2-Bilanz Energie- und CO2-Bilanzen wird in den Kapiteln 5.1und 5.2 beschrieben und im Kapitel 5.3 ein ent- sprechendes Fazit daraus gezogen [siehe auch Abbildung 85, Abbildung 81 und Abbildung 82]. Zusammenfassend müssen - bezogen auf die Kommunen - nochmals fol- gende Aspekte besonders herausgestellt werden:

78 Quelle: http://www.prignitz-oberhavel.de/energiekonzept/kommunalservice/kommunale-energieprofile.html [Abruf: November 2015]

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Die Region ist bei der Erzeugung Erneuerbarer Energien zwar bundesweit Kommunen und Region Spitze. Sie profitiert aber nicht von der Situation: profitieren nicht von den EE-  Die EE-Anlagen beeinträchtigen das Landschaftsbild und mitunter Anlagen auch das Ortsbild und die Lebensqualität nahe gelegener Sied- lungsgebiete.  Bisweilen sind sie mit den Anforderungen des Landschafts-, Natur- und Artenschutzes nicht oder nur unzureichend in Einklang zu bringen.  Tourismus und auf Naturerlebnis ausgerichtete Naherholung wer- den empfindlich beeinträchtigt.  Für Kommunen, private Haushalte und Gewerbe, Handel, Dienst- leistungen [GHD] der Region fallen die finanziellen Belastungen durch Umlage der Kosten für den Ausbau der Erneuerbaren Ener- gien am höchsten aus. Diese Verbrauchergruppen müssen nicht nur die ohnehin bereits höhere Belastung durch die regionale Umlage der Netzausbaukosten tragen. Durch sie müssen auch die Entlas- tungen für Teile der Wirtschaft mitgetragen werden [EEG- Entlastungen energieintensiver Unternehmen führen im Umkehr- schluss zu Mehrbelastungen der übrigen Verbrauchergruppen.].  EE-Anlagenbetreiber entrichten seit 2014 gemäß § 29 [1] Gewerbe- steuergesetz [GewStG] Gewerbesteuern zu 7/10 am Standort der Anlage und zu 3/10 an ihren Firmenstammsitzen, die in der Regel nicht in der Region liegen. Da die Unternehmen die ersten 10 Jahre keine Gewerbesteuern entrichten [Abschreibungszeitraum] und auch bei Verkäufen der Anlagen in den Folgejahren Steuerbefrei- ungen greifen, können die Kommunen hier keine nennenswerten Steuereinnahmen generieren. Geringe Akzeptanz und großer bzw. zunehmender Widerstand gegen ei- Geringe Akzeptanz und großer nen weiteren EE-Ausbau sind die Folge. bzw. zunehmender Widerstand

7.2 Ziele für Kommunen, Haushalte und Kleinver- braucher Aus Kapitel 7.1 lassen sich folgende Ziele ableiten:  Die Vorreiterrolle und Spitzenposition bei den Erneuerbaren Ener- gien müssen den Einwohnern mehr als bisher und spürbarer zum Vorteil gereichen.  Die Vorreiterrolle und Spitzenposition bei den Erneuerbaren Ener- gien sollten proaktiv und noch intensiver für das Regional- und Standortmarketing genutzt werden [z. B. Energieerlebnistour als touristisches und/oder Bildungs-Angebot zur gezielten Inszenierung

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und Vermarktung der EE-Anlageninfrastruktur; Förderung von Elektro- und Wasserstoffmobilität im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes zur Nutzung der EE in der Region und im Sinne einer nachhaltigen Daseinsvorsorge im dünn besiedelten ländlichen Raum]  Die regulativen Rahmenbedingungen müssen so angepasst werden, dass die direkte Nutzung regional erzeugter Erneuerbarer Energien für Erzeuger wie Verbraucher wirtschaftlich interessant wird.  Die noch stärkere Vernetzung auf Erzeuger- und Verbraucher- seite soll nicht nur für große Wirtschaftsunternehmen sondern auch für gewerbliche Kleinverbraucher [GHD], Kommunen und pri- vate Haushalte zunehmend interessanter gemacht werden. Dabei zielen die Überlegungen u. a. in folgende Richtungen: o Zunehmende Vernetzung von EE-Anlagen in virtuellen bzw. Kombikraftwerken zur Regelung + Steuerung vola- tiler Erneuerbarer Stromerzeugung sowie zur Vermarktung der Flexibilitäten am Regelenergiemarkt o Zunehmender Einsatz und Nutzung von Speichertechno- logien [z. B. Batteriespeicher; PtH-Anlagen u. a. m.] und Vernetzung der Speicher über Energiemanagementsysteme als sog. Virtual Power Plant bzw. virtuelle Kraftwerke o Förderung der Elektromobilität und weiterer alternati- ver Mobilitätsformen und -modelle [u. a. Wasserstoff- /Brennstoffzellenmobilität] unter Nutzung der in der Region erzeugten Erneuerbaren Energien o Nutzbarmachung der Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem PtG-Pilotvorhaben »WindGas Falkenhagen« der Uniper auch für Kommunen und Gewerbetreibende o Wärmeerzeugung unter Nutzung Erneuerbarer Ener- gien [PtH - z. B. Biogasanlagen; Biomassekraftwerke; Brennstoffzellenheizungen] o Wenn KWK bzw. BHKW, dann möglichst über Nutzung Erneuerbarer Energien aus der Region o Gewerbeflächenentwicklung in Richtung »Zero-Emission- Gewerbepark« o Nutzung industrieller Abwärme für kommunale, gewerbli- che oder private Wärmeversorgung [Wärmeverbünde] o Förderung des Klima- und Umweltbewusstseins bei Kindern und Jugendlichen durch spezifische schulische

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Bildungsangebote, die Spitzenposition bei den Erneuerba- ren Energien proaktiv aufgreifen o Förderung des Klima- und Umweltbewusstseins bei den Bürgerinnen und Bürgern durch den bereits o. g. „spürbaren Nutzen“ und durch ansprechend gestaltete In- formationsangebote

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8 Regionales Mikromanagement »Energy Cloud«

8.1 Einführung Die Überlegungen zur Einführung eines Regionalen Mikromanagements Energie – Wirtschaft – Kommune [»Energy Cloud«] basieren im Wesentli- chen auf folgenden Grundgedanken:  Effiziente Lösungen lassen sich besser im regionalen Kontext fin- „regional statt lokal“ systemische / integrierte den, insbesondere wenn diese mit einer sektoralen, integrierten Herangehensweise bzw. systemübergreifenden Betrachtung der Verbrauchergruppen / Märkte [Strom; Wärme / Gas; Mobilität; Industrie] einhergeht.  Tatsächliche Effekte im Hinblick auf Ausfallarbeit [nicht- Erneuerbare Energie möglichst in der Region verbrauchen integrierbare elektrische Energie], Netzstabilität und Vermeidung von Netzausbau lassen sich nur erreichen, wenn so wenig wie mög- lich Erneuerbare Energie abgeleitet werden muss bzw. so viel wie möglich Erneuerbare Energie in der Region genutzt werden kann  Der fluktuierende und intermittierende Charakter von Windenergie Speicher versus fluktuierende Energieerzeugung und Photovoltaik rückt Speichertechnologien ins Zentrum der Be- trachtung  Das regionale Mikromanagement integriert bereits bestehende Pi- Einbindung bestehender Pilotvorhaben lotvorhaben im Bereich der Erneuerbaren Energien wie z. B. die PtG-Anlage in Pritzwalk-Falkenhagen Die herausgearbeiteten Handlungsansätze wurden wie folgt in Handlungs- Weiterverfolgung der Handlungsansätze in drei felder für eine Weiterführung des Projektes »Energy Cloud« zusammenge- Handlungsfeldern fasst: 1. Handlungsfeld Energie und Wirtschaft mit den folgenden beiden Handlungsschwerpunkten o Virtual Power Plant [VPP] mit dezentralen Batteriespei- chern – zunächst bei interessierten Industrieunternehmen – und der PtG-Anlage in Falkenhagen; punktuell Einbindung weiterer Speichertechnologien wie z. B. Power to Heat [PtH]. 79 o H2-Erzeugung und H2-Mobilität [»H2 3M«] ; Nutzung des in der PtG-Anlage erzeugten „grünen“ Wasserstoffs auf un- terschiedlichen Wegen 2. Handlungsfeld Energie und Kommunen 3. Handlungsfeld Rahmenbedingungen und Regularien

79 „3M“ steht für Mobilität, Methanisierung, Methanol

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8.2 Handlungsfeld Energie und Wirtschaft

8.2.1 Handlungsschwerpunkt »Virtual Power Plant«

Situation + Ziele Die am Projekt beteiligten Unternehmen haben mit Letters of Intent [LoI] ihr Interesse an einer weiteren Projektbeteiligung in den o. g. Vertiefungs- richtungen bekannt. Dabei verfolgen die einzelnen Unternehmen mitunter ganz individuelle Ziele [z. B. „Abfangen“ von Lastspitzen]. Allen gemein ist der Wunsch, mit der Speichertechnologie bestehenden und zunehmenden Problemen mit der Spannungsqualität entgegenzuwirken und diese zu kompensieren. Ein gemeinsames Ziel ist es zudem, so viel wie möglich von der in der Region erzeugten Energie auch in der Region zu nutzen / zu ver- brauchen, um so einen Beitrag zur Netzentlastung, zur Reduzierung erfor- derlicher Netzausbaumaßnahmen und damit schließlich zur Vermeidung weiterer netzausbaubedingter Kostenumlagen zu leisten.

Beschreibung An den Standorten der Unternehmen Glatfelter, Meyenburger Möbel und Nordgetreide sowie an der PtG-Anlage WindGas Falkenhagen sollen Batte- riespeicher errichtet werden, die als Virtual Power Plant [VPP] über ein Energie-Management-System [EMS] untereinander vernetzt werden. Ge- speist bzw. geladen werden die Batteriespeicher aus dem regionalen Ver- teilnetz, wobei dies jeweils zu Zeiten kostengünstiger Stromangebote er- folgt. An einem, ggf. auch mehreren Unternehmensstandorten wird das System der Batteriespeicher um Power-to-Heat-Anlagen [vorerst bei der Nordgetreide GmbH & Co. KG] ergänzt. Darüber hinaus werden auch das BHKW bei Nordgetreide und die beiden Biomassekraftwerke bei der Kro- noply GmbH in das VPP eingebunden. Die PtG-Anlage erfüllt heute bereits die entsprechenden Voraussetzungen für eine Teilnahme am Regelener- giemarkt [PRL/SRL]. Über das VPP sollen dann künftig auch alle übrigen Kapazitäten und Flexibilitäten als Regelleistung vermarktet werden können. Perspektivisch ist darauf hin zu arbeiten, nicht nur die Erzeugungsanlagen mit Speichern zusammenzuschließen und mit dem Übertragungsnetz zu koppeln, sondern auch Großverbraucher mit einzubinden. Diese können dann bspw. als „Senken“ für zeitweise Überschüsse fungieren und somit zur Entlastung des Netzes beitragen.

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Abbildung 93: Prinzipskizze Virtual Power Plant WADWD [Quelle: eigene Bearbeitung auf Basis GoogleMaps; Kartendaten © 2016 GeoBasis- DE/BKG (© 2009), Google]

Exkurs: Regelleistung - Verschiedene Arten von Regelleistung In einem Stromnetz müssen sich Erzeugung [Netzeinspeisung] und Verbrauch [Netzlast] zu jedem Zeit- punkt decken. Daher besteht seit Beginn der ersten Stromnetze der Bedarf, nachfragebedingte Schwan- kungen [„Lastrauschen“] auszuglei- chen. Neu ist durch die Energiewen- de, dass auch die Stromerzeugung gewissen Prognoseunsicherheiten unterliegt und daher Regelleistungsbe- darf verursacht. Neben Bedarfszunahme hat der massive Zubau dezentra- ler, fluktuierender Erzeugungsanlagen [insb. Photovoltaik und Wind] auch Einfluss auf das Angebot von Regelleistung. Durch die niedrigen Strom- preise in Zeiten hoher EE-Einspeisung ist es besonders für die teureren und flexiblen Gaskraftwerke unwirtschaftlich überhaupt zu produzieren. Daher

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steht in diesen Zeiten weniger Regelleistung zur Verfügung. Bei der Er- bringung von Regelleistung unterscheidet man zwischen der Minuten-, der Sekundär- und die Primärreserve [MRL, SRL, PRL]: Diese unterscheiden sich v.a. in dem geforderten Mindestgradienten. Während der Dienstleis- ter zur Erbringung von MRL 15 Minuten Zeit hat, muss er bei der SRL un- ter 5 Minuten und bei PRL sogar unter 30 Sekunden reagieren und die angemeldete Maximallast erreichen können. Je nach Schwankung der Frequenz im Netz werden die verschiedenen Produkte automatisiert abge- rufen.80

Engineering und VPP-Konzipierung Gegenstand der folgenden Projektphase III81 wird es sein, in unterneh- Projektphase III: Engineering und mensbezogenen Arbeitsgruppen und mit Unterstützung durch externe VPP-Konzipierung Dienstleister spezifische Prozess- und Datenanalysen [Verbräuche, Lastgän- ge, Produktionsspezifika u. -anforderungen, …] vorzunehmen, um die be- nötigten Speicheranlagen zu dimensionieren, ihre Eintaktung in die Pro- duktionsabläufe und Energieversorgungssysteme technologisch vorzuberei- ten, Wirtschaftlichkeitsberechnungen durchzuführen [Simulation bzw. Mo- dellierung und Konzipierung Speicherlösung] und das VPP als Ganzes zu konzipieren. Dabei wird es auch darum gehen, die Möglichkeiten zur Teil- nahme am Regelenergiemarkt eingehend zu analysieren und ebenfalls ent- sprechend konzeptionell vorzubereiten. Erwerb und Installation Speichermedien und Vernetzung zu VPP Erwerb und Installation der Speichermedien und praktische Realisierung Phase IV: Erwerb und Installation des VPP, d. h. die Vernetzung der einzelnen Elemente zur VPP, werden + Vernetzung VPP dann Gegenstand der Projektphase IV sein.

Kosten

Für die analytischen und konzeptionellen Vorarbeiten bzw. für die techni- Kosten Engineering sche Detailbetrachtung der Unternehmen wird von einem Arbeitsaufwand [Machbarkeit] bzw. Kostenbudget in Höhe von 250.000 EUR ausgegangen. Es wird davon ausgegangen, dass die Batteriespeicher auf Basis der Lithi- Kosten Batteriespeicher um-Ionen-Technologie zunächst auf 500 kW / 1.000 kWh ausgelegt wer- den. Die Kosten der in Frage kommenden Batteriespeicher werden derzeit mit jeweils 1 Mio. EUR angenommen. In Abhängigkeit von Ergebnissen der Wirtschaftlichkeitsberechnungen treffen die Unternehmen dann – auch unter Berücksichtigung einschlägiger Fördermöglichkeiten – ihre Investiti- onsentscheidungen.

80 Quelle: http://enerstorage.de/wissen/regelleistung/ [Abruf: Dezember 2015] PRL = Primärregelleistung; SRL = Sekundärregelleistung. MRL = Minutenreserve 81 Die Erarbeitung einer ersten Projektskizze wird als Phase I und der vorliegende Bericht als Phase II definiert.

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Am Standort der Nordgetreide GmbH & Co. KG soll zudem eine PtH- Kosten Power-to-Heat Anlage errichtet werden, die in erster Näherung auf 1,5 MW ausgelegt wird. Die Kosten werden mit ca. 500.000 EUR angenommen. Die Vernetzung der einzelnen Speicherstandorte zuzüglich des bestehen- Kosten Energie-Management- System den BHKW bei der Nordgetreide GmbH & Co. KG und der bestehenden Biomassekraftwerke bei der Kronoply GmbH erfolgt über ein Energie- Management-System [EMS], welches dann als Virtual-Power-Plant [VPP] wirkt. Die Flexibilitäten und Kapazitäten an allen beteiligten Standorten sollen eingebunden und am Regelenergiemarkt vermarktet werden. Es wird von Kosten in Höhe von 1 Mio. EUR ausgegangen.

Finanzierungsmöglichkeiten

Förderung Engineering und Im Ergebnis einer Rücksprache mit den zuständigen Stellen auf Landesebe- Konzipierung VPP über RENplus ne wird davon ausgegangen, dass eine Förderung der Projektphase III mit den aufeinander aufbauenden Leistungsbestandteilen „Engineering“ und „VPP-Konzipierung“ im Rahmen der für das Frühjahr 2016 erwarteten neuen RENplus-Richtlinie möglich sein wird. Eine Speicher-Richtlinie ist in Vorbereitung und wird derzeit noch mit den Förderung Speichermedien über „Speicher-Richtlinie“ zuständigen Stellen der EU in Brüssel abgestimmt. Mit einer Veröffentli- chung der Richtlinie wird erst in 2017 gerechnet. Im Rahmen dieser Richtli- nie soll dann die Förderung des Erwerbs und der Installation von Batterie- Speichern und PtH-Anlage beantragt werden.

Umsetzung Die Gesamtkoordination der Arbeiten im Handlungsfeld »Virtual Power Plant« [VPP], die inhaltliche Strukturierung, Moderation und Auswertung der Arbeiten in den Arbeitsgruppen sowie die konzeptionelle Vorbereitung eines VPP sollte an einen oder mehrere externe Dienstleister übertragen werden.

Abbildung 94: Handlungsfeld VPP Handlungsfeld VPP | Gesamtkoordination Schaubild Umsetzung [externer Dienstleister]

Unternehmens-Arbeitsgruppen VPP-Konzipierung [externe Dienstleister und Fachleute der Firmen] [externer Dienstleister] • Prozess- und Datenanalysen • Betreiberform • Simulationsrechnungen • Bestandteile – Vernetzung – Steuerung

WindGas Falkenhagen ext. DL Experten Firma

Glatfelter ext. DL Experten Firma

Nordgetreide ext. DL Experten Firma

Meyenburger Möbel ext. DL Experten Firma

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8.2.2 Handlungsschwerpunkt »Wasserstoff-Erzeugung und Was- serstoff-Nutzung [H2 3M]«

Situation + Ziele In der 2013 in Betrieb genommenen Power-to-Gas-Pilotanlage WindGas Falkenhagen wird mittels Elektrolyse regenerativ erzeugter Strom in Was- serstoff umgewandelt und in das regionale Ferngasnetz eingespeist. Die gespeicherte Energie steht dann dem Erdgasmarkt zur Verfügung und fin- det damit Anwendung im Wärmemarkt, in der Industrie, in der Mobilität und bei der Stromerzeugung. Die Anlageleistung beträgt zwei Megawatt – dies entspricht einer Produktion von 360 Kubikmetern Wasserstoff pro Stunde.

Abbildung 95: Power-to-Gas verbindet Märkte82

Nach erfolgreicher Pilotphase wird die Anlage um eine Methanisierungs- strecke erweitert. Entsprechende Förderanträge wurden bereits bewilligt. Der Projektstart des EU-Projektes mit 27 Partnern an drei europäischen Standorten und einem Projektvolumen von 28 Mio. EUR startet im März 2016.

Beschreibung „Power-to-Gas verbindet Märkte“ soll am Standort Falkenhagen noch stär- ker als bisher Realität werden. Dies bedeutet, dass der in der Anlage er- zeugte zertifizierte Wasserstoff nicht nur als Wasserstoff und später auch als Methan in die Ontras-Erdgasleitung eingespeist wird. Das „WindGas“ soll perspektivisch auch für Mobilitätszwecke und – als Methanol – für die Biodieselproduktion bei der German Biofuels GmbH sowie für weitere

82 Quelle: Vortrag René Schoof, E.ON Gas Storage GmbH, Meyenburg, 12. Juni 2014 [SNG = Synthetic Natural Gas]

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Brennstoffzellenanwendungen genutzt werden. Damit wird das erzeugte „WindGas“ dreifach weiterverarbeitet: 1. Methanherstellung aus Windgas 2. Mobilität aus WindGas 3. Methanol aus WindGas

Zusammengefasst: »H2 3M«

Wasserstoff-Mobilität Im Zentrum der Überlegungen zur Förderung der Wasserstoffmobilität in der Region steht zunächst die Errichtung eines Autohofes nahe der A 24, auf dem auch eine Wasserstoff-Tankstelle eingerichtet wird. Diese soll

dann elementarer Bestandteil der H2 Mobility–Mission werden, die u. a. die Errichtung von „Wasserstoff-Korridoren“ entlang der Autobahnen vorsieht [siehe nachstehender Exkurs] und folgende Bestandteile umfassen:

. Gasförmige H2-Speicherung in einem 45-bar-Hochtank . Verdichtung auf 900 bar . anschließende Druckspeicherung in Hochdrucktanks

. Tankstelle mit zwei H2-Zapfsäulen, eine für Pkw und eine für Busse Erste Gespräche mit der NOW GmbH Nationale Organisation Wasserstoff- Abstimmung mit der NOW GmbH und Brennstoffzellentechnologie haben hierzu bereits stattgefunden [Ab- stimmungstermine am 29.08.2014 in Meyenburg und am 21.08.2015 so- wie am 02.02.2016 in Berlin].

Exkurs: NIP und H2 MOBILITY Exkurs:

NIP I und NIP II Innerhalb der Laufzeit des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP I), das in seiner jetzigen Form 2016 endet, werden 50 Wasserstofftankstellen in den Metropolregionen Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart und München sowie entlang der verbindenden Autobahnen gebaut. Diese Grundversorgung ist zur Flankie- rung des Markteintritts der ersten Brennstoffzellenfahrzeuge notwendig. Die NOW koordiniert das Programm 50 Wasserstofftankstellen für Deutschland und begleitet die Realisierung aller Tankstellen im Rahmen eines engmaschigen Monitorings.83 Das Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellen- technologie (NIP II) wird fortgesetzt und es stehen für die Jahre 2016 bis 2019 insgesamt rd. 247 Mio. Euro hierfür bereit. Zusammen mit der Ausfi- nanzierung des NIP I bis 2017 stehen in der Finanzplanung bis 2019 für beide Programme insgesamt 336 Mio. Euro zur Verfügung.84

83 Quelle: https://www.now-gmbh.de/de/nationales-innovationsprogramm/aufbau-wasserstoff-tankstellennetz [Abruf: Oktober 2015] 84 Quelle: „Der Haushalt 2016 und die Finanzplanung bis 2019 des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur: Voraussetzung für ein umfassendes Upgrade unserer Netze“; Schreiben

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85 H2 MOBILITY Deutschland GmbH & Co.KG 6 Partner, ein Ziel: 400 Wasserstoffstationen Sechs Unternehmen sowie fünf assoziierte Partner aus der Automobil-,

Gase- und Mineralölindustrie haben sich zur H2 MOBILITY Deutschland GmbH & Co.KG zusammengeschlossen. Das gemeinsame Ziel: eine flä- chendeckende Infrastruktur für die Wasserstoffmobilität in Deutschland.

Dabei übernimmt H2 MOBILITY alle operativen Aufgaben, darunter Netz- planung, Genehmigung, Beschaffung, Errichtung und Betrieb von bis zu 400 Wasserstoffstationen, inkl. Bezahlsystem und Wissensmanagement sowie H2-Sourcing – für Wasserstoff, der zu einem möglichst hohen Anteil aus regenerativen Ressourcen stammen soll.

Mission: Wasserstoffinfrastruktur . Ausbau auf 100 Wasserstoffstationen erfolgt in der ersten Pro- jektphase . bis zu 10 Stationen in den sechs deutschen Ballungszentren (Ham- burg, Berlin, Rhein-Ruhr, Frankfurt, Stuttgart und München) . Wasserstoff-Korridore entlang von Autobahnen . Die zweite Projektphase orientiert sich an den Neuzulassungen von Brennstoffzellenfahrzeugen . bis 2023 ein flächendeckendes Netz von 400 Wasserstofftankstel- len Das BMVI wird die Entwicklung der Wasserstoff- und Brennstoff- zellentechnologie bis 2018 mit 161 Millionen Euro fördern.86

von Bundesminister A. Dobrindt an die Mitglieder der Fraktionen von CDU/CSU und SPD im Deut- schen Bundestag 85 Quelle: http://h2-mobility.de/# [Abruf: Oktober 2015] 86 Quelle: http://h2-mobility.de/#news [Abruf: Dezember 2015]

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AS Meyenburg

Potenzialfläche

GBF

H2-Korridor Berlin-Hamburg Glatfelter

Nordgetreide

PtG-Anlage Potenzialfläche Autohof A24 [nahe AS Meyenburg]

Die Nutzung von regionalem Das Besondere an der für den Autohof geplanten H2-Tankstelle ist, dass der WindGas für Mobilitätszwecke Wasserstoff in der PtG-Anlage Falkenhagen aus in der Region erzeugter vermeidet EE-Ableitung + Erneuerbarer Energie gewonnen und über eine Pipeline zur Tankstelle Netzausbau und mindert CO - 2 transportiert wird. Damit entfallen lange Transportwege für industriell er- Emissionen zeugten Wasserstoff [je vermiedener Fahrt eines Lastzugs zwischen Pritz- walk-Falkenhagen und beispielsweise einem Linde-Vertriebszentrum in

Berlin werden rd. 230 kg CO2-Emission vermieden.]. Zudem wird durch die

H2-Produktion die Notwendigkeit einer Ableitung von Erneuerbarer Energie und damit der Umfang von erforderlichen Netzausbaumaßnahmen redu- ziert.

Mit der Errichtung einer H2-Tankstelle auf dem geplanten Autohof wird die

wichtigste infrastrukturelle Voraussetzung für eine Förderung der H2- Mobilität und damit ein weiterer Baustein zur Förderung klimaneutraler Mobilität geschaffen. Konkret umfasst das Vorhaben folgende Bausteine: 1. Errichtung einer H -Tankstelle auf einem nahe der BAB- Wasserstofftankstelle auf dem 2 Autohof – u. a. zur Betankung Anschlussstelle Meyenburg geplanten Autohof; Die Tankstelle ver- von Brennstoffzellen-Fernbussen fügt über zwei H2-Zapfsäulen, eine für Pkw und eine für Busse [700 und 350 bar]. Die Tankstelle kann damit sowohl zur Betankung von auf der A 24 verkehrenden Brennstoffzellen-Fernbussen wie auch zur Betankung von im ÖPNV verkehrenden Brennstoffzellen-Bussen dienen. Exkurs: Auf der Autobahn A 24 verkehren täglich allein ca. 80 Busse als Direktverbindung zwischen Berlin und Hamburg [3 je Richtung und Stunde]. Hinzu kommen nochmals mehr als 70 Busse, die täglich zu anderen Start- und Zielorten die A 24 nutzen. Es wird angestrebt, dass ein Teil dieser Busverbindungen perspekti- visch als Fuel-Cell-Busse verkehren wird, die dann den Autohof an

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der Anschlussstelle Meyenburg zum Betanken der Busse nutzen können.

2. Errichtung einer H2-Pipeline zwischen Autohof und PtG-Anlage H2-Pipeline WindGas Falkenhagen zur Ermöglichung einer direkten Versorgung zwischen PtG und Autohof

der H2-Tankstelle mit „grünem“ Wasserstoff. 3. Anschaffung von Brennstoffzellen-Bussen für den regionalen ÖPNV, Fuel-Cell-Busse für den ÖPNV die dann auch an der H2-Tankstelle auf dem Autohof betankt wer- den können. Mit diesen Bussen können ausgewählte Streckenrela- tionen im Öffentlichen Personennahverkehr [ÖPNV] – ggf. auch als Modellprojekt im Schulbusverkehr - bedient werden, wodurch so- wohl Beiträge zur klimaneutralen Mobilität im ländlichen Raum als auch zur Sicherung der Daseinsvorsorge geleistet werden. 4. An der PtG-Anlage WindGas Falkenhagen selbst werden ein HD- HD-Verdichter, Abfüllstation für Verdichter und eine Abfüllstation für H -Flaschen [inkl. Flaschen- 2 H2-Flaschen und Flaschenbündel bündel] errichtet, mit denen eine wichtige Voraussetzung für die Umsetzung des Pilotprojektes »Brennstoffzellen-Werksmobilität« geschaffen. 5. Im Rahmen des Pilotprojektes »Brennstoffzellen-Werksmobilität« Brennstoffzellen-Gabelstapler sollen Brennstoffzellen-Gabelstapler bei Glatfelter Falkenhagen GmbH, Kronoply GmbH und bei der Meyenburger Möbel GmbH in der Praxis erprobt werden, um perspektivisch einen weiteren Schritt in Richtung klimaneutrale Werksmobilität gehen zu können. Hierzu wird zunächst ein interessierter Hersteller gesucht und eine ent- sprechende Förderung im Rahmen von NIP II beantragt. 6. Eine weitere Einsatzmöglichkeit des in der PtG-Anlage erzeugten Brennstoffzellen-Elektromobilität Wasserstoffs ist im Schienenpersonennahverkehr – vor allem für im Schienenpersonennahverkehr das nichtelektrifizierte Nebenstreckennetz in Brandenburg - zu se- [SPNV] hen. Die Alstom Transport Deutschland GmbH entwickelt derzeit eine neue Triebfahrzeuggeneration mit Brennstoffzellenantrieb, de- ren Prototypen bereits ab Ende 2016 den Probebetrieb aufnehmen werden. Der in der PtG-Anlage erzeugte Wasserstoff kann über ei- nen nahegelegenen Gleisanschluss mittels H -Kesselwagen zu den 2 potenziellen Verbrauchern transportiert werden.

Exkurs:87 „Das deutsche Schienennetz ist nur zu rund 50 Prozent elektrifi- ziert. Darum fahren Züge insbesondere auf Nebenstrecken mit Die- seltriebwagen. Die Brennstoffzellen-Elektromobilität stellt für Eisen- bahnverkehrsunternehmen eine emissionsfreie und perspektivisch

87 Quelle: https://www.now-gmbh.de/de/aktuelles/presse/brennstoffzellen-elektromobilitaet-auf-der- schiene [Abruf: Februar 2016]

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energieeffizientere und kostengünstigere Alternative dar. Gefördert mit acht Millionen Euro seitens des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur [BMVI] durch das Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnolo- gie [NIP] baut die Alstom Transport Deutschland GmbH derzeit eine Triebfahrzeuggeneration mit Brennstoffzellenantrieb auf. Auf der Anwenderseite haben bereits 2014 die Bundesländer Niedersach- sen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Hessen eine Absichtserklärung über den Einsatz der neuen Züge mit emissions- freiem Brennstoffzellenantrieb unterschrieben. Dr. Klaus Bonhoff [NOW]: „Strombasierte Kraftstoffe aus Erneuer- baren Energien sind der Schlüssel zur nachhaltigen Mobilität sowie zum Aufbau neuer Wertschöpfungsketten und Arbeitsplätze in Deutschland. Wasserstoff und Brennstoffzelle gilt es in allen Ver- kehrsmodi einzusetzen – auch auf der Schiene. Darum unterstützen wir die Marktvorbereitung der Technologie im Rahmen des NIP.“ In der Ergänzung der Projektaktivitäten wurde über die NIP- koordinierende Nationale Organisation Wasserstoff- und Brenn- stoffzellentechnologie [NOW] 2015 die wissenschaftliche Begleit- forschung „Wasserstoff-Infrastruktur für die Schiene“ gestartet. Zu den Zielen der Begleitforschung zählt die Untersuchung techni- scher, rechtlicher und ökonomischer Voraussetzungen für die be- triebsgerechte Wasserstoffversorgung. Das von Ernst & Young er- stellte Gutachten berücksichtigt auch die in Falkenhagen bereits vorhandene PtG-Anlage. Mit einem Symposium „Brennstoffzellen-Elektromobilität im Schie- nenverkehr“ am 10. Februar 2016 wurde der Grundstein gelegt, das Thema vor dem Hintergrund der Marktvorbereitung der Mobili- tät mit Wasserstoff bei zentralen Akteuren aus Politik und Industrie stärker zu etablieren. In einer ersten Phase sollen insgesamt 50 bis 60 Nahverkehrszüge vom Typ Coradia auf Brennstoffzellenantrieb umgerüstet und in den Bundesländern Baden Württemberg, Hessen, Niedersachsen und Nordrhein Westfalen ab 2019 [bis etwa 2021] zum Einsatz gelangen.

7. Die perspektivisch vorhandene H -Infrastruktur bietet die Voraus- Perspektivisch auf für 2 Landwirtschaft und weitere setzung dafür, auch weitere potenzielle Nutzergruppen – z. B. gewerbliche und private Nutzer landwirtschaftliche Fahrzeuge; Lieferlogistik der Unternehmen; pri- vate PKW – für diese Technologie zu interessieren.

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Abbildung 96:

H2-Mobiliät im WADWD

Eine weitere praktische Einsatzmöglichkeit des in der PtG-Anlage produ- zierten „grünen“ Wasserstoffs hat sich aus dem Unternehmens-Workshop bei der German Biofuels GmbH ergeben: Methanol-Herstellung für die Biodieselproduktion „In der Biodieselherstellung wird Methanol zur Umesterung von pflanzli- chen Ölen eingesetzt. Dazu wird zum Beispiel Rapsöl mit Methanol unter Basenkatalyse umgeestert. Das Methanol wird über das stöchiometrische Verhältnis von Glycerinester zu Alkohol hinaus zugegeben, um die Reakti- on auf die Seite des Methylesters zu verschieben. Als Nebenprodukt fällt Glycerin an. Nach der Beendigung der Reaktion werden die Phasen ge- trennt und der Biodiesel zur Aufarbeitung gewaschen und destilliert.“88 Der jährliche Bedarf der German Biofuels GmbH an Methanol [CH OH] 3 Methanol-Herstellung für GBF wird auf 14.000 t beziffert. Dieser könnte – zumindest anteilig – auch un- ter Nutzung des in der PtG-Anlage Falkenhagen erzeugten Wasserstoffs erzeugt werden, wodurch sich die Treibhausgas-[THG-]Quote89 verbessern ließe. Das für die Herstellung ebenfalls benötigte CO2 wiederum könnte beispielsweise auch aus einer der nahe gelegenen Biogasanlagen bezogen werden.

88 Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Methanol#Biodiesel [Abruf: Dezember 2015] 89 Erläuterung: Der Preis für Biodiesel wird unter Zugrundelegung einer Berechnungsformel über THG- Reduktion gegenüber konventionellem Diesel in Prozent ermittelt

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Bildung von Methanol oder

Produktionsstädte Für eine Methanol-Herstellung am Standort der PtG-Anlage in Falkenhagen an der PtG-Anlage würde die Uniper eine entsprechende Produktionsanlage errichten.

Kosten und Finanzierung Wasserstoff-Mobilität Im Handlungsfeld „Wasserstoff-Mobilität“ sollen in der nächsten Pro- jektphase folgende kostenwirksame Vorhaben in Angriff genommen wer- den: 1. Errichtung einer Wasserstoff-Tankstelle auf dem Areal eines nahe der BAB-Anschlussstelle [AS] Meyenburg geplanten Autohofs. Während für Herrichtung, Erschließung und Entwicklung des ei- gentlichen Autohofs mittels einschlägiger Förderprogramme [ins- bes. „GRW - Ausbau der wirtschaftsnahen kommunalen Infrastruk- tur“] angestrebt wird, soll für die Errichtung der Wasserstoff- Tankstelle eine Aufnahme in das Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie" (NIP) – hier: NIP II – beantragt werden.

Die Kosten für eine gasförmige H2-Speicherung in einem 45-bar- Kosten H2-Tankstelle Hochtank, die Verdichtung auf 900 bar, die anschließende Druck-

speicherung in Hochdrucktanks sowie zwei H2-Zapfsäulen - eine für Pkw und eine für Busse – werden in Anlehnung an bereits in

Deutschland durchgeführte H2-Erweiterungen bestehender Tank-

stellen um H2 auf insgesamt 2 Mio. EUR geschätzt.

2. Für die Errichtung einer ca. 4 km langen H2-Pipeline zwischen Au- Kosten H2-Pipeline zwischen PtG und Autohof tohof und PtG-Anlage WindGas Falkenhagen werden Kosten in Höhe von 1 Mio. EUR angenommen. Hier wird ebenfalls eine För- derung im Rahmen von NIP II angestrebt. 3. Vorerst wird von der Anschaffung von drei Fuel-Cell-Bussen für den Kosten der Beschaffung von drei Fuel-Cell-Bussen für den ÖPNV regionalen ÖPNV ausgegangen, für deren Erwerb und ergänzende Infrastrukturen [inkl. Modifizierter Werkstattkapazitäten] insgesamt ca. 2,1 Mio. EUR veranschlagt werden. Eine Förderung soll unter

Berücksichtigung der aktuellen EU-Calls für Brennstoffzellenbusse [Fuel Cells and Hydrogen – Joint Undertaking] und den ergänzen- den Fördermöglichkeiten im Rahmen von NIP II beantragt werden. Finanzierungsbeispiel: o Kosten konventioneller Dieselbus: ca. 200 TEUR o Kosten Brennstoffzellenbus: ca. 600 TEUR o EU-Förderung: 200 TEUR

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o Ergänzende nationale Förderung NIP II: 160 TEUR o Kosten beim Beschaffer [Verkehrsbetrieb]: 240 TEUR, d. h. 40 TEUR Mehrkosten gegenüber konventionellem Dieselbus 4. An der PtG-Anlage WindGas Falkenhagen selbst wird die Uniper in Kosten HD-Verdichter, die Errichtung eines HD-Verdichters und einer Abfüllstation für H - 2 Abfüllstation für H2-Flaschen und Flaschen [inkl. Flaschenbündel] investieren. Hier wird von Kosten in Flaschenbündel Höhe von 1,4 Mio. EUR ausgegangen. 5. Für die Realisierung des Pilotprojektes »Fuel-Cell-Werksmobilität« Kosten Brennstoffzellen- sollen wasserstoffbetriebene Flurförderzeuge [Fuel-Cell- Gabelstapler Gabelstapler] für die Unternehmen Glatfelter Falkenhagen GmbH, Kronoply GmbH und Meyenburger Möbel GmbH angeschafft wer- den, die über die Unternehmen selbst vorgenommen wird. Das ge- schätzte Kostenvolumen beläuft sich – in Anlehnung an ein Daim- ler-Projekt in Düsseldorf - auf ca. 1,13 Mio. EUR. Es ist beabsich- tigt, auch hierfür eine Förderung im Rahmen von NIP II zu beantra- gen. 6. Bereitstellung von Wasserstoff der PtG-Anlage WindGas Falkenha- Bereitstellung von H2 für gen für brennstoffzellenbetriebene Nahverkehrszüge. Hierfür sind brennstoffzellenbetriebene in Falkenhagen entsprechende Einrichtungen für die Befüllung von Nahverkehrszüge

H2-Kesselwagen zu errichten. Mit den Kesselwagen wird der Was- serstoff zu den Eisenbahnverkehrsgesellschaften transportiert, die perspektivisch brennstoffzellenbetriebene Nahverkehrszüge auf ih- rem Streckennetz zum Einsatz bringen. Zur Ermittlung der Kosten für die Errichtung der entsprechenden Infrastruktur am Standort

Falkenhagen [Erweiterung der H2-Produktionskapazität; Anlagen zur Befüllung von Kesselwagen und ggf. weitere] bedarf es weite- rer Untersuchungen. Methanol-Herstellung für die Biodieselproduktion Für die Errichtung einer Anlage zur Methanol-Herstellung am Standort der Kosten Methanol-Herstellung PtG-Anlage in Falkenhagen, die ebenfalls durch die Uniper realisiert würde, werden Kosten in Höhe von 4,2 Mio. EUR angenommen. Die Kosten der geplanten Maßnahmen sind nochmals in Anhang A10 zu- Kostenzusammenstellung in sammengefasst dargestellt. Anhang A10

Umsetzung Wasserstoff-Mobilität 1. Absolute Priorität hat die planungs- und genehmigungsrechtliche Vor- Planungsrechtliche Vorbereitung bereitung des an der Anschlussstelle Meyenburg geplanten Autohofes Autohof und Abstimmung H2 mit H2-Tankstelle. Hierzu müssen zum einen durch den Landkreis Prig- MOBILITY nitz die entsprechenden Schritte für einen ggf. erforderlichen Grund- erwerb und Planungen zum Autohof eingeleitet werden. Zum anderen

bedarf es dringend einer Abstimmung mit der H2 MOBILITY Deutsch- land GmbH & Co.KG, die bundesweit den Ausbau der Wasserstoffsta-

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tionen koordiniert [H2-Tankstelle im geplanten „Wasserstoff-Korridor“ entlang der Autobahn A 24].

Abbildung 97: Potenzialfläche Autohof an der AS Meyenburg [Quelle: eigene Bearbeitung auf Basis GoogleMaps; Kartendaten © 2016 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google]

2. Durch Uniper sind in Abstimmung mit dem Landkreis Prignitz als Eigen- Planerische Vorbereitung der tümer und Betreiber des Gewerbegebietes Falkenhagen die Arbeiten H2-Pipeline zur planerischen Vorbereitung einer H2-Pipeline von der PtG-Anlage WindGas Falkenhagen zum geplanten Autohof auf den Weg zu brin- gen. Zudem ist zu prüfen, ob zur Umsetzung des Vorhabens ergänzen- der Grunderwerb erforderlich ist und dann entsprechend umzusetzen. 3. Nachdem durch die Ostprignitz-Ruppiner-Personennahverkehrs- Koordinierte Vorbereitung eines Erwerbs von gesellschaft mbH [OPR] bereits Interesse signalisiert wurde, ist der Kon- Brennstoffzellenbussen für die takt zur Verkehrsgesellschaft Prignitz mbH [VGP] zu suchen und das In- Region teresse abzufragen. Es ist bekannt, dass im Land Brandenburg darüber hinaus die ViP Ver- kehrsbetrieb Potsdam GmbH [Kontakt: Oliver Glaser] und die Barnimer Energiegesellschaft mbH [Kontakt: Thomas Simon] Interesse an Brenn- stoffzellenbussen bekundet haben. Mit den zuständigen Stellen im Brandenburgischen Ministerium für Inf- rastruktur und Landesplanung ist abzustimmen, wie die Brandenburger Interessen koordiniert in das EU-Programm FCH eingebracht und Be- stellungen – z. B. zum 2017er Call – auf den Weg gebracht werden können. Die Koordination auf Bundesebene obliegt Dr. Frank Koch, Energie- Agentur.NRW - Netzwerk Brennstoffzelle und Wasserstoff [Kontakt: [email protected]].

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Abbildung 98: Brennstoffzellenbusse der Hamburger Hochbahn90

4. Uniper wird in eigener Regie die Arbeiten zur Errichtung eines HD- Uniper bereitet HD-Verdichter Verdichters und einer Abfüllstation für H -Flaschen [inkl. Flaschenbün- 2 und H2-Abfüllung in del] vorantreiben. Falkenhagen vor 5. Nachdem die projektbeteiligten Unternehmen der Region in Letters of Industriepartner Gabelstapler + Intent ihr Interesse und ihre Bereitschaft für eine Beteiligung an einem Brennstoffzellen suchen und Pilotvorhaben „Wasserstoff-Mobilität“ bekundet haben, müssen für ei- Abstimmung mit der NOW ne weitere Vertiefung der Projektaktivitäten zunächst noch weitere GmbH zur Aufnahme des Partner gewonnen werden. Konkret sind ein oder mehrere Hersteller Pilotvorhabens von Gabelstaplern und Brennstoffzellen als Partner zu gewinnen, mit „Brennstoffzellen- Werksmobilität“ in das NIP II denen die interessierten Unternehmen Art, Anzahl, Kosten und Rah- menkonditionen von Probeläufen | Fahrzeugtests abstimmen. Für eine Aufnahme Verbundprojektes „Brennstoffzellen-Werksmobilität“ in das Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellen- technologie (NIP II) sind die Gespräche mit der NOW GmbH fortzufüh- ren, um entsprechende Antragsunterlagen einzureichen. Die Anträge sind dann durch die projektbeteiligten Unternehmen einzureichen.

90 „Nachhaltige Mobilität mit Wasserstoff“, Vortrag Dr. Klaus Bonhoff | Geschäftsführer [Sprecher] NOW Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie GmbH im Rahmen des Symposiums „Brennstoffzellen-Elektromobilität im Schienenverkehr“, Landesvertretung Nieder- sachsen, Berlin | 10.02.2016

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Abbildung 99: Landkreis PR + Verbundprojekt Werksmobilität Schaubild Verbundprojekt Werksmobilität

Hersteller von Brennstoffzellen | Staplern

Uniper - PtG

6. Die Bereitstellung von grünem Wasserstoff für brennstoffzellenbetrie- bene Schienenfahrzeuge stellt eine große Chance für eine regionale Nutzung der Erneuerbaren Energien in der Region dar [Beispiel: ca. 2 t

H2/Tag bei Einsatz von 10 Zügen und insgesamt 600 km/Tag]. Im Land Brandenburg hat die Niederbarnimer Eisenbahn AG Interesse bereits Interesse an Brennstoffzellen-Zügen bekundet [Kontakt: Detlef Bröcker, Vorstand] und steht diesbezüglich im Kontakt mit dem VBB Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg [Kontakt: Thomas Dill, Bereichslei- ter im Center für Nahverkehrs- und Qualitätsmanagement].  Es ist zu prüfen, ob ggf. auch weitere Eisenbahngesellschaften im Weitere Interessenten gewinnen Land Brandenburg – insbes. die Prignitzer Eisenbahn GmbH – Inte- resse an einem Einsatz von Brennstoffzellen-Zügen haben.  Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eines Betriebes von Kosten, Finanzierungsmöglich- keiten und Wirtschaftlichkeit brennstoffzellenbetriebenen Nahverkehrszügen sind zu prüfen und prüfen mit den zuständigen Stellen im Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung und beim VBB abzustimmen [Beschaffungskosten,

Bezugsmöglichkeiten und Kosten H2, Finanzierung und Förderung].  Durch das Land Brandenburg ist analog zur Verfahrensweise der Letter of Intent zwischen Land Brandenburg und Alstom Länder Baden Württemberg, Hessen, Niedersachsen und Nordrhein- Westfalen ein Letter of Intent mit der Alstom Transport Deutsch- land GmbH zu unterzeichnen, um in einer nächsten Projektphase „zum Zuge“ zu kommen [voraussichtlich nach 2021]. Ansprech- partner bei Alstom ist Dr. Jens Sprotte, Leiter Geschäftsbereich Stadtverkehr und Systeme Deutschland & Österreich.

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Abbildung 100: Alstom-Elektrofahrzeug mit Brennstoffzellenantrieb91

Methanol-Herstellung Für das Vorhaben der Methanol-Herstellung am Standort der Uniper PtG- Methanol für Anlage WindGas Falkenhagen sind die Abstimmungen zwischen Uniper und der GBF German Biofuels GmbH weiter voranzutreiben. Dabei geht es im Wesentlichen um die Klärung von technischen Detail-Fragen, Fragen der Wirtschaftlichkeit [Kosten und Finanzierung] und der Auswirkungen einer Nutzung von „grünem“ Methanol auf die Treibhausgas [THG-]-Quote. In Abhängigkeit von den Antworten auf die zu klärenden Fragen wird durch Uniper am Standort eine Anlage zur Methanol-Herstellung errichtet.

91 „Technische Entwicklung der neuen H2 Fahrzeugkategorie“, Vortrag Wolfram Schwab, Alstom, VP Regional Trains im Rahmen des Symposiums „Brennstoffzellen-Elektromobilität im Schienenver- kehr“, Landesvertretung Niedersachsen, Berlin | 10.02.2016

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8.2.3 Weiteres Vorgehen | Die nächsten Schritte Die nächsten Vorgehensschritte sind in nachstehender Abbildung schema- tisch dargestellt.

Abbildung 101: Schematische Darstellung der nächsten Vorgehensschritte VPP [rot] und H2-Mobilität [blau]

Die zehn dringendsten nächsten Schritte [10-Punkte-Programm] Grundsätzlich bedarf es zunächst einer Klärung der Frage, unter wessen Klärung der Gesamtkoordination zur Umsetzung der nächsten Regie und durch wen die „Abarbeitung“ der nächsten dringenden Vorge- Schritte hensschritte koordiniert und umgesetzt wird. 1. Im Rahmen eines Abstimmungstermins mit den Staatssekretären Katrin Abstimmung MWE zu Fördermöglichkeiten Engineering Lange und Hendryk Fischer am 19. Januar 2016 im Brandenburger und VPP-Konzipierung Wirtschaftsministerium wurde eine erneute Abstimmungsrunde verein- bart, sobald die neue RENplus-Richtlinie unterzeichnet ist. 2. Im Ergebnis dieses Gesprächs sind entsprechende Förderantragsunter- Vorbereitung Fördermittelbeantragung lagen für die VPP-Vorbereitung [Engineering und VPP-Konzipierung] Engineering und VPP- vorzubereiten. Diese umfassen konkrete unternehmensbezogene Ana- Konzipierung lysen, entsprechende Schlussfolgerungen für die Dimensionierung de- zentraler Speicherlösungen sowie die Zusammenführung der Ergebnis- se in einer Konzipierung eines Virtual Power Plant.

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3. Durch den Landkreis Prignitz sind die erforderlichen Schritte für die Planungs- / planungs- und genehmigungsrechtliche Vorbereitung des Autohofes an genehmigungsrechtliche der Anschlussstelle Meyenburg sowie ggf. Grunderwerbsmaßnahmen Vorbereitung Autohof einzuleiten.

4. Parallel dazu ist die Abstimmung mit der H2 MOBILITY Deutschland Abstimmung H2 MOBILITY GmbH & Co.KG zur Berücksichtigung der am Autohof geplanten H2- Tankstelle für Busse und PKW in der Netzplanung, Genehmigung, Be- schaffung, Errichtung und Betrieb der bis 2023 geplanten insgesamt 400 Wasserstoffstationen, inkl. Bezahlsystem und Wissensmanagement

sowie H2-Sourcing. Integration in das NIP II-Programm. 5. Für die geplante H -Pipeline zwischen Autohof und PtG WindGas Fal- 2 Planungsrechtliche Vorbereitung kenhagen sind durch den Landkreis in Abstimmung mit Uniper Tras- H2-Pipeline senverlauf und erforderliche Maßnahmen zur planungs- und genehmi- gungsrechtlichen Vorbereitung zu ergreifen. 6. Eruierung möglicher Kooperationspartner [Staplerhersteller; Brennstoff- Eruierung von Partnern und zellenhersteller] zur Umsetzung des Pilotvorhabens „Brennstoffzellen- Abstimmung zur Vorbereitung Werksmobilität“, Abstimmung von Konditionen und Vorbereitung ent- von Förderanträgen sprechender Förderanträge im Rahmen NIP II. 7. Eruierung und Ansprache von Verkehrsunternehmen, die an einem Eruierung interessierter Erwerb von Brennstoffzellenbussen interessiert sind; Klärung einer er- Verkehrsunternehmen und forderlichen landesseitigen Flankierung und Abstimmung mit der zent- Koordination eines Erwerbs von ralen Koordinationsstelle bei der Energieagentur NRW [Dr. Frank Koch], Brennstoffzellenbussen im EU- um ggf. einen gemeinsamen Erwerb von Brennstoffzellenbussen durch Call 2017 + NIP II-Förderung mehrere Verkehrsunternehmen in dem für 2017 geplanten erneuten EU-Call und eine ergänzende Förderung im Rahmen NIP II zu erreichen [Minimum: Erwerb von 10 Bussen] – Einbindung bzw. Abstimmung mit der Regionalen Energiemanagerin Heiderose Ernst 8. Es sind Eisenbahnunternehmen zu eruieren, die an einem Betrieb von Eruierung interessierter brennstoffzellenbetriebenen Schienenpersonennahverkehrszügen inte- Eisenbahnunternehmen für ressiert sind [auch hier ggf. unter Einbezug der Regionalen Energiema- Brennstoffzellen-Züge und nagerin Heiderose Ernst]. Nach einer Klärung von technischen und wirt- Abstimmung erforderlicher schaftlichen Detailfragen [Uniper und Bahnunternehmen] ist mit dem Maßnahmen Land [MIL und VBB] zu klären, wie die Anstrengungen der Verkehrsun- ternehmen landesseitig flankiert werden und ggf. ein Letter of Intent mit Alstom zu initiieren. 9. Im Ergebnis der vorab genannten Punkte ist durch Uniper zu prüfen, ob Prüfung H2- und in welchem Umfang die H2-Erzeugungskapazitäten erweitert wer- Erzeugungskapazitäten den sollten und können. 10. Am Standort Uniper WindGas Falkenhagen sind konzeptionelle Vorbe- Konzeptionelle Vorbereitung reitungen für eine Erweiterung der Anlageninfrastruktur vorzunehmen: Anlagenerweiterung am PtG- Standort  HD-Verdichter und einer Abfüllstation für H2-Flaschen [inkl. Fla- schenbündel]

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 In Abstimmung mit GBF German Biofuels GmbH Konzipierung von Anlagen zur Methanolherstellung

 Konzeptionelle Vorbereitung H2-Transport mittels Kesselwagen zur

H2-Versorgung von brennstoffzellenbetriebenen Nahverkehrszügen Brandenburgischer SPNV-Unternehmen

8.3 Handlungsfeld Energie und Kommunen Für das Handlungsfeld Energie und Kommunen werden vor allem nachste- hend aufgeführte konkrete Handlungsansätze gesehen und erläutert.

8.3.1 Kombi- / Verbund- bzw. virtuelle Kraftwerke  Im Rahmen von »Energy Cloud« ist die Errichtung eines virtuellen Kraftwerks [VPP - Virtual Power Plant] geplant, mit dem verschiede- ne Speicheranlagen im WADWD über ein Energie-Management- System [EMS] miteinander vernetzt und die Flexibilitäten am Re- gelenergiemarkt vermarktet werden sollen.  Auch die Parabel GmbH plant in Freyenstein die Errichtung eines Verbundkraftwerks, in welches die umliegenden EE-Anlagen mit dem Ziel einspeisen, die Flexibilitäten auf den Märkten für Strom- handel und Regelleistung zu vermarkten.  Beide Vorhaben markieren den Start in ein neues Zeitalter virtueller bzw. Verbundkraftwerke, die jedes für sich um weitere Elemente erweitert, die aber auch um weitere Verbundkraftwerke ergänzt werden können.  In die EMS der Verbundkraftwerke können sukzessive weitere be- stehende und geplante EE-Anlagen zur Stromerzeugung eingebun- den werden.  Vorstellbar sind beispielsweise die Errichtung von Speichern [Batte- riespeicher, PtH-Anlagen] für öffentliche Einrichtungen – z. B. Ver- waltungsstandorte und Schulen – die Speisung der Speicher mit Er- neuerbaren Energien und die Einbindung in das o. g. EMS bzw. VPP.

8.3.2 Mobilität im ländlichen Raum Die Sicherung der Mobilität in dünn besiedelten ländlichen Räumen stellt als wichtige Aufgabe der Daseinsvorsorge eine große Herausfor- derung dar. Die Nutzung der in der Region erzeugten Erneuerbaren Energien für Mobilitätszwecke wird als ein nachhaltiger Ansatz bei der Bewältigung der Herausforderung angesehen. Es werden folgende konkrete Vorschläge unterbreitet:

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 Sukzessiver Umstieg der öffentlichen Verwaltungen auf Elektromo- bilität und andere alternative Mobilitätsformen unter Nutzung der Erneuerbaren Energien der Region [Erwerb von Pedelecs, E-Bikes, E- Lastenräder und Elektroautos für die öffentlichen Fuhrparks --> mit entsprechender Vorbild-/Beispielwirkung für die Wirtschaft und Bürgerschaft  »Business auf Rädern«92: Gewinnung von Unternehmen für den Erwerb von Elektro- und/oder brennstoffzellenbetriebenen Fahr- zeugen mit dem Ziel einer sukzessiven Substitution der Fuhrparks bzw. für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter z. B. für den Weg zur Arbeit oder zur Bewältigung der sog. „letzten Meile“ zwischen ÖPNV-Zugang und Firmenstandort. Exkurs:

Seit 2012 gilt das „Dienstwagen-Privileg“ auch für Pedelecs und . Fahrräder. Danach können Firmen die Kosten auch für Dienst- Pedelecs und -räder steuerlich absetzen und den Nutzern 1 % des Anschaffungspreises pro Monat als geldwerten Vorteil anrechnen. Man hat also das „Privileg“ Pedelecs oder Fahrräder quasi gratis nutzen zu können.

 Erwerb von Brennstoffzellen-Bussen und Einsatz im ÖPNV [als Schulbus; als besondere Attraktion zur LAGA 2019 in Wittstock/Dosse] --> siehe hierzu auch Kapitel 8.2.2 und Kapitel 8.2.3]

Abbildung 102: Beispiele für Fuel-Cell-Busse93

92 Quelle: http://www.business-auf-raedern.de/ [Abruf im Januar 2016] 93 Quellen: Fuel Cell Electric Buses – Potential for Sustainable Public Transport in Europe - A Study for the Fuel Cells and Hydrogen Joint Undertaking; Roland Berger GmbH, September 2015 sowie: “Der SSB-Brennstoffzellenbus”; Stuttgarter Straßenbahnen AG, 2004

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Exkurs: Nachstehende Übersicht vermittelt einen Eindruck von den jährli- chen Linienkilometern bei der Verkehrsgesellschaft Prignitz mbH [VGP]:

 Förderung der Elektromobilität in der Region und Schaffung der inf- rastrukturellen Voraussetzungen [E-Bikes/Pedelecs; Elektroautos mit der jeweiligen – durch EE der Region gespeisten – Ladeinfrastruk- tur] für den Tourismus94, zur besseren Erreichbarkeit zentraler Orte und zentralörtlicher Einrichtungen, zur Verbesserung der Alltags- mobilität der Bevölkerung im ländlichen Raum [Ausleihmöglichkei- ten für Pedelecs an Knoten-/Umsteigepunkten des ÖPNV; Ausstat- tung von Pflege- und Betreuungsdiensten; mobile Versorgungs- und Dienstleistungsangebote]

 Förderung der Wasserstoff-Mobilität in der Region: Nutzung der im Rahmen des in Kapitel 8.2.2 beschriebenen Modellvorhabens er-

richteten H2-Infrastruktur [insbes.: PtG-Anlage WindGas Falkenha-

gen und H2-Tankstelle] für gewerbliche und private Brennstoffzel- len-Fahrzeuge [Werksmobilität, Landwirtschaft, gewerbliche und private PKW]

94 Beispiel: Das Netzwerk E-Bike im Seenland Oder-Spree „Sonne auf Rädern“ ist ein Kooperationspro- jekt der LAG Märkische Seen mit der LAG Oderland in Umsetzung durch die Jugendwerkstatt Hönow e. V. in Kooperation mit dem Tourismusverband Seenland Oder-Spree [http://www.sonne- auf-raedern.de/]

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Abbildung 103: Dieser BMW stößt nichts als Wasserdampf aus95

8.3.3 Nutzung industrieller Abwärme Die Abwärme aus industriellen Produktionsprozessen wird z. T. in den In- dustriebetrieben selbst genutzt, zu einem größeren Teil jedoch ungenutzt abgeleitet. Hier bieten sich Ansatzmöglichkeiten einer Nutzung für die Wärmeversorgung einzelner Gebäude oder Siedlungsbereiche angrenzen- der Kommunen [Die Nutzung industrieller Abwärme von Kronoply für die Wärmeversorgung einer nahe gelegenen Schule wird bereits geprüft]. Eine gewerbliche Nutzung der Abwärme – z. B. für die Wärmeversorgung von Gewächshäusern – kommt ebenso in Betracht.

8.3.4 Brennstoffzellen -Anwendungen Mit der vorhandenen Wasserstoffinfrastruktur [Erzeugung von „grünem“ Wasserstoff in der PtG-Anlage WindGas Falkenhagen, Transport des Was- serstoffs über eine Pipeline zur H2-Tankstelle am geplanten Autohof an der BAB-Anschlussstelle Meyenburg] und der sich rasch weiter entwickelnden Technologie bieten sich Möglichkeiten zur Nutzung des „grünen“ Wasser- stoffs für Brennstoffzellen-Anwendungen. Neben der Brennstoffzellen- Mobilität bieten sich hier z. B. auch Ansatzpunkte für Brennstoffzellen- Heizungen in Privathaushalten aber auch öffentlichen Einrichtungen, wie z. B. Kitas und Schulen.

8.3.5 Zero-Emission-Gewerbeflächenentwicklung Die Tatsache, dass in der Region sehr viel mehr Erneuerbare Energie er- zeugt als Energie verbraucht wird, bietet vielfältige Ansatzpunkte und Möglichkeiten einer systemischen und integrierten Nutzung dieser Energie- potenziale mit dem Ziel einer deutlichen Verbesserung der CO2-Bilanzen. Einer dieser Ansätze besteht darin, das Gewerbegebiet Falkenhagen u. a. durch die Realisierung der geplanten Pilotvorhaben zu einem klimaneutra- len bzw. Zero-Emission-Gewerbepark zu entwickeln.

95 Quelle: DIE WELT, „Was BMW mit dem Wasserstoffauto vorhat“, 03.07.2015

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8.3.6 Gezieltes Marketing: Vorsprung durch Erneuerbare Ener- gien Die bundesweite Spitzenposition bei der Erzeugung Erneuerbarer Energien wie auch die Vorreiterrolle durch bereits laufende und geplante Vorhaben einer systemischen und sektoral übergreifenden Nutzung der Erneuerbaren Energien sollen im Regional- und Standortmarketing ihren Niederschlag finden. Dabei stehen – aus derzeitiger Sicht – folgende Aspekte besonders im Fokus, die im Regional- und Standortmarketing zusammenfließen [ER- NEUERBAR: In Brandenburg ganz oben].  Die Region als Vorreiter bei der Energiewende o als bundesweiter Spitzenreiter bei Erzeugung Erneuerbarer Energien o als Region mit vielfältigen und innovativen Projekten und Ideen zur zukunftsorientierten Nutzung Erneuerbarer Ener-

gien [u. a. PtG-Anlage WindGas Falkenhagen und H2- Infrastruktur, Belectric Alt Daber, Parabel Freyenstein und Vernetzung von Erzeugern und Speichern in virtuellen bzw. Verbundkraftwerken]  Die Region mit nachhaltigem Tourismus o Ausbau der Infrastrukturen und buchbare Angebote zur Förderung der Elektro- und perspektivisch auch Wasser- stoff-Mobilität o „Energietouren“ mit Informationsangeboten zur Erzeugung und Nutzung Erneuerbarer Energien in der Region o Nutzung zur LAGA 2019 in Wittstock/Dosse [Thematisie- rung der Erneuerbaren Energien und ihrer Nutzung in der Region]  Die Region mit nachhaltiger Mobilität o Erwerb von Brennstoffzellenbussen für den regionalen ÖPNV; Nutzung dieser Busse auch für eine Präsentation der Region als Vorreiter bei den Erneuerbaren Energien o Sukzessive Umrüstung der öffentlichen und gewerblichen Fuhrparks auf Elektro- und perspektivisch Brennstoffzellen- mobilität und entsprechende Verarbeitung im Regionalmar- keting [„Eine Region steigt um“]  Die Region mit klimaneutraler | Zero-Emission Siedlungs- und Ge- werbeflächenentwicklung o Zero-Emission-Gewerbepark Falkenhagen o z. B. Zero-Energy-Straßenbeleuchtung mit Solarenergie und Energiespeichern

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 Die Region mit beispielhaften – im WADWD verkörperten – Zu- sammenarbeitsstrukturen [Wirtschaft, Kommunen und öffentliche Institutionen ziehen an einem Strang]

8.3.7 Akzeptanz-Kampagnen | Akzeptanz-Management Studien wie z. B. HyTrustPlus - einer sozialwissenschaftlichen Begleitstudie zum Nationalen Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellen- technologie [NIP] der Bundesregierung – sind dazu geeignet, einerseits bei der Bevölkerung allgemein den Kenntnisstand zu verbessern und anderer- seits spezifische Zielgruppen wie regionale Stakeholder, Umwelt- und Ver- braucherverbände und Schüler aktiv in die Entwicklung einzubeziehen.96 Zudem gibt es bereits vielfältige Erfahrungen dazu, wie auf der Basis sozia- ler Standortanalysen [Erkundung des Meinungsbildes vor Ort bezogen auf Befürworter und Gegner; Einschätzung von Mehrheitsverhältnissen] trag- fähige und passgenaue Strategien entwickelt werden, um das lokale Ak- zeptanzklima erfolgreich im Sinne eines Projektes zu verändern. Mit geziel- ter Aufklärungsarbeit, Unterstützerkampagnen und Akzeptanzmanage- ment kann es gelingen, Bürgerinnen und Bürger zu aktivieren, sich vor Ort für ein Projekt einzusetzen. Dies gilt auch oder vielleicht auch insbesondere für das mitunter heikle Thema des Ausbaus der Erneuerbaren Energien wie auch für das Thema Wasserstoffmobilität, welches zunächst erfahrungs- gemäß auf Vorbehalte oder gar Ängste trifft.

8.4 Handlungsfeld Rahmenbedingungen und Re- gularien Die nachstehenden Ausführungen greifen die Hinweise und Anregungen aus den Unternehmens-Workshops auf, die wiederum durch die Autoren um Erkenntnisse aus der Sichtung einschlägiger Quellen ergänzt wurden.

8.4.1 Kostengestaltung

Vorbemerkung

Diesem Kapitel voranzustellen ist, dass einige der projektbeteiligten Unter- EEG-Begünstigungen für nehmen derzeit als energieintensive Unternehmen von einer Reduzierung Unternehmen der EEG-Umlage auf die verbrauchten Strommengen und z. T. auch von Netznutzungsentgelt [NNE-]-Befreiungen profitieren.

96 Quelle: http://www.hytrustplus.de/ [Abruf: Februar 2016]

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Bei angestrebten Veränderungen der NNE-Systematik sollte darauf geach- Solidarprinzip und Verursachergerechtigkeit bei tet werden, dass einerseits das Solidarprinzip der Energiewende [z. B. über Energiewende beachten bundesweites Wälzen] und andererseits die Verursachergerechtigkeit [z. B. Neuerung des §19 StromNEV] verstärkt werden. Der vorliegende Bericht hat zunächst die Industrie in den Fokus genommen, betrachtet aber auch die Ebene der Kommunen, Haushalte und Kleinverbraucher. Daher wird hier auch nochmals explizit der Hinweis formuliert, dass bei Veränderungen der NNE-Systematik auch darauf geachtet werden sollte, dass die nicht- privilegierten Verbraucher nicht in besonderer Weise belastet werden. Bereits in Kapitel 4.3.3 wurde das im Auftrag der 50Hertz Transmission GmbH durch die TU Dresden erstellte „Kurzgutachten zur regionalen Un- gleichverteilung der Netznutzungsentgelte“ vom Oktober 2015 zitiert. Die- ses regt eine Reihe von Maßnahmen an, die im Folgenden auszugsweise wiedergegeben bzw. zitiert werden.

Einheitliches Übertragungsnetzentgelt

Einheitliches Die Ausführungen starten mit einer nochmaligen Wiedergabe eines Zitates Übertragungsnetzentgelt aus der Märkischen Allgemeinen Zeitung [MAZ], die unter Bezug auf das erwähnte Gutachten feststellte: „Wenn sich an dem Verteilungssystem nichts ändert, würden sich die Netz- kosten für Industriekunden in Brandenburg bis 2024 auf knapp 5 Cent pro Kilowattstunde fast verdoppeln.“ Weiter ausgeführt wird in der MAZ dann aber auch: Bei einer fairen Verteilung der Gebühren würde ein mittelgroßer Branden- burger Industriebetrieb [mit 24 GWh p. a.] dagegen im Jahr 2014 gut 53.130 Euro Stromkosten sparen.“97 Bis zum Jahr 2024 würde sich die Situation zugunsten vor allem der nord- deutschen Länder Bremen und Schleswig-Holstein verschieben. Sie würden dann am stärksten von einem einheitlichen Übertragungsnetzentgelt profi- tieren. Lägen die Einsparungen bei einem „großen Brandenburger Indust- riebetrieb“ [150 GWh p. a.] im Jahr 2014 bei 332.065 Euro Stromkosten, würden sie im Jahr 2024 dann immerhin noch bei 162.625 Euro liegen. 98

97 „Wucher beim Strompreis trifft Brandenburg“; Märkische Allgemeine Zeitung vom 16.11.2015 98 „Kurzgutachten zur regionalen Ungleichverteilung der Netznutzungsentgelte“; TU Dresden; Oktober 2015 [Seite 30]

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Abbildung 104: Abbildung 105: Auswirkungen eines einheitlichen Übertragungsnetzentgelts auf Auswirkungen eines einheitlichen Übertragungsnetzentgelts auf Netznutzungsentgelte für Haushalts- und Gewerbekunden Netznutzungsentgelte für Industriekunden in ct/kWh100 in ct/kWh99

Streichung der vermiedenen Netznutzungsentgelte (vNNE) „Bezogen auf Haushalts- und Gewerbekunden wird durch die Streichung Streichung vNNE der vNNE im Bezugsjahr eine bundesweit durchschnittliche Verringerung der Netznutzungsentgelte um etwa -0,12 ct/kWh erzielt. Vom Wegfall der vermiedenen Netznutzungsentgelte profitieren dabei vor allem die last- schwachen ostdeutschen Bundesländer. […] Für das Jahr 2024 ergibt sich ein ähnliches Entlastungsbild, wobei sich die Auswirkungen aber verstärken und die Bundesländer stärker von der entfallenen Entgeltkomponente pro- fitieren. Im Durchschnitt gehen die bundesweiten Netznutzungsentgelte im Fall einer Streichung der vNNE für dargebotsabhängige Erzeuger um -0,16 ct/kWh zurück. Hierbei reduzieren sich die Netzentgelte analog zum Be- zugsjahr in den Bundesländern mit den höchsten Beträgen Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern am stärksten. Auf Industrieebene geht aus der Modellrechnung wie aus Abbildung 107 ersichtlich eine ähnliche Tendenz hinsichtlich der Größenordnung und Ver- teilung des Entlastungseffekts hervor. Im Bezugsjahr 2014 beträgt die Ent- geltminderung durchschnittlich -0,06 ct/kWh. Auffallend bei der Verteilung der Entlastungen sind die vergleichsweise starken Rückgänge bei Mecklen- burg-Vorpommern und Brandenburg [-0,4 ct/kWh]. […]Nach dem prog- nostizierten Anstieg der vNNE bis 2024 vergrößert sich der Entlastungsef- fekt für die Industriekunden. Im Bundesdurchschnitt verringert sich das mittlere Entgelt um -0,09 ct/kWh auf 2,86 ct/kWh. Auf die Industriekunden der jeweiligen Bundesländer übertragen, verzeichnen wie im Bezugsjahr 2014 Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg die höchsten Minde-

99 „Kurzgutachten zur regionalen Ungleichverteilung der Netznutzungsentgelte“; TU Dresden; Oktober 2015 100 „Kurzgutachten zur regionalen Ungleichverteilung der Netznutzungsentgelte“; TU Dresden; Oktober 2015

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rungsbeträge. Die Netznutzungsentgelte reduzieren sich in beiden Bundes- ländern um etwa -0,7 ct/kWh, wobei im Vergleich zum Jahr 2014 die rela- tive Auswirkung der Abschaffung des vermiedenen Entgeltbestands auf die Endkundenentgelte geringer ausfällt.“101

Abbildung 106: Abbildung 107: Auswirkungen der Streichung der vNNE für Wind und Auswirkungen der Streichung der vNNE für Wind und Photovoltaik auf Netznutzungsentgelte für Haushalts- und Photovoltaik auf Netznutzungsentgelte für Industriekunden, in Gewerbekunden, in ct/kWh für die Jahre 2014 und 2024102 ct/kWh für die Jahre 2014 und 2024103

Nachteile für Betreiber Es bleibt hier anzumerken, dass sich eine Streichung der vNNE für Betreiber dezentraler Energieerzeugungsanlagen dezentraler Energieerzeugungsanlagen negativ auswirken kann. „Für Ener- gieerzeugungsanlagen, die nach dem EEG vergütet werden, sind die vNNE bereits in der Grundvergütung des EEG berücksichtigt und können nicht zusätzlich geltend gemacht werden. Anlagen die nach KWKG vergütet werden, erhalten hingegen zusätzlich zum gewährten KWK-Zuschlag die vermiedenen Netznutzungsentgelte für jede eingespeiste Kilowattstunde Strom. Die vermiedenen Netznutzungsentgelte werden für jede Anlage individuell entsprechend der Netzanschlussebene berechnet.“104 Wichtig ist aus Sicht der Verfasser vor allem eine dauerhaft verlässliche Verlässliche Gesetzgebung erforderlich Gesetzgebung.

101 „Kurzgutachten zur regionalen Ungleichverteilung der Netznutzungsentgelte“; TU Dresden; Oktober 2015 102 „Kurzgutachten zur regionalen Ungleichverteilung der Netznutzungsentgelte“; TU Dresden; Oktober 2015 103 „Kurzgutachten zur regionalen Ungleichverteilung der Netznutzungsentgelte“; TU Dresden; Oktober 2015 104 Quelle [Abruf Februar 2016]: http://www.effiziente-energiesysteme.de/beispiele/kwk/kraft-waerme- kopplung/foerderinstrumente/langtexte/vermiedene-netznutzungsentgelte.html

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Befreiung von Umlagen Derzeit muss auch durch Uniper für die PtG-Anlage WindGas Falkenhagen Keine EEG-Umlage für die EEG-Umlage entrichtet werden, da diese als Letztverbraucher für Innovationen elektrischen Strom gilt. Tatsächlich handelt es sich aber um eine Versuchs- und Demonstrationsanlage, mit dem folgende Ziele verfolgt werden105:  Demonstration eines innovativen Energiespeicherkonzepts unter Verwendung bewährter Technologien,  Marktintegration von Anlagen zur Erzeugung von Strom aus Er- neuerbaren Energien,  Angebot eines TÜV-geprüften Endkundenprodukts [„E.ON- WindGas“] Aus Sicht der Betreiber ist die PtG-Anlage nicht als Verbraucher anzusehen. Die PtG-Energie [Strom] wird hier nicht zum direkten Nutzen eingesetzt, sondern lediglich in eine andere Energieform [chemische Bindungsenergie] umgewandelt bzw. zu auf einen anderen Energieträger [Gas] übertragen. Zur Förderung derartiger Innovationen sollte generell auf eine Umlagebe- lastung im Vorfeld der Wirtschaftlichkeit verzichtet werden – insbesondere wenn dies durch eine etwaige netzdienliche Betriebsweise begründet wer- den kann. Bei einer Reform der Netznutzungsentgelte wäre in jedem Fall die Situation von Speichern und Sektorkopplungsanlagen diesbezüglich auf den Prüfstand zu stellen. Im konkreten Fall geht es bei der Umlagebefreiung auch nicht um eine indirekte Innovationsförderung, sondern um eine Anerkennung von Ener- giespeicher- bzw. Transformationstechnologien als NICHTLetztverbraucher! Dies sollte bei einer Reform der rechtlichen Regelungen sachgerecht be- handelt werden. Strombezug über Strombörse Die Industrieunternehmen der Region beziehen ihren Strom über die Keine Anreize zum Bezug von 106 Strombörse in Leipzig, wo ausschließlich Graustrom , d. h. nicht gekenn- Grünstrom bei Einkauf über zeichneter Strom verkauft wird. Es gibt keine wirklichen Anreize für Unter- Strombörse Leipzig nehmen, Grünstrom zu beziehen. Hier könnte die Energy Exchange Austria [EXAA], die als österreichische Strombörse fungiert, als Beispiel dienen. Sie bietet unter dem Label GreenPower@EXAA eine Strom-Auktion an, bei der zusätzlich zum physischen Strom Herkunftsnachweise für TÜV-Süd- zertifizierten Grünstrom geliefert werden.107 Deutsche Industrieunterneh- men können zwar auch Herkunftsnachweise über das Herkunftsnachweis-

105 Quelle: http://www.powertogas.info/roadmap/pilotprojekte-im-ueberblick/windgas-falkenhagen/ [Abruf: Januar 2016] 106 Wikipedia: „Der Begriff Graustrom, teilweise auch als Egalstrom bezeichnet, bezeichnet im Strom- handel gehandelte elektrische Energie unbekannter Herkunft. Graustrom kann sowohl Energie aus fossilen Energieträgern oder Atomkraftwerken, als auch Strom aus regenerativen Energiequellen enthalten.“ [Abruf: Januar 2016] 107 Wikipedia [Abruf: Januar 2016]

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register [https://www.hknr.de/Uba] erhalten, aber eben nicht über die Strombörse. Nutzung Erneuerbarer Energien muss sich für Unternehmen lohnen Die Nutzung von EE bzw. auch die Errichtung eigener EE-Anlagen muss für Die Nutzung von EE ist für die Unternehmen wirtschaftlich Unternehmen wirtschaftlich darstellbar sein. Hier stoßen die Unternehmen nicht attraktiv genug noch auf eine Reihe von Hemmnissen bzw. fehlt es an entsprechenden Anreizen. Z. T. wirken sich hier auch Regularien, die die Unternehmen ent- lasten oder auch den Klimaschutz befördern sollen, hemmend aus. Folgen- de Beispiele aus dem WADWD sollen dies illustrieren: 1. Die Glatfelter Falkenhagen GmbH profitiert von verminderten Netz- entgelten gemäß § 19 StromNEV. Der Bezug von Strom aus eige- nen EE-Anlagen kann u. U. zu einem Verlust des Anspruchs auf verminderte Netznutzungsentgelte führen. Aus unternehmerischer Sicht fällt die Entscheidung daher gegen die direkte Nutzung von Strom aus EE-Anlagen aus. 2. Der Preisbildung für den durch die GBF GmbH produzierten Biodie- sel wird die sog. Treibhausgas[THG]-Quote – d. h. die prozentuale THG-Reduktion gegenüber konventionellem Diesel – zugrunde ge- legt. Dabei gelangt eine standardisierte Rechenregel zum Einsatz, die bei Einkauf von Fremdenergie nur den gängigen europäischen Strommix anerkennt. Eine Nutzung von Grünstrom wirkt sich daher paradoxerweise nicht auf die THG-Quote aus. 3. Die Nordgetreide GmbH & Co. KG hat in 2014 ein eigenes, erdgas- betriebenes BHKW in Betrieb genommen und die Energiekosten damit um 30% senken können. Derzeit wird daher die Errichtung eines zweiten BHKW in Betracht gezogen. Angesichts der Tatsache, dass in der Region doppelt so viel Erneuerbare Energie erzeugt als Energie verbraucht und die überschüssige Energie abgeführt wird, mutet dies absurd an. Es würde eine weitere Energieerzeugungsan-

lage mit fossiler Energie betrieben und damit zusätzlich CO2 emit- tiert, was durch attraktive Nutzungskonditionen für die regional er- zeugte Erneuerbare Energie vermieden werden könnte. Kaum Steuereinnahmen für Kommunen durch EE-Anlagen Seit 2014 entrichten die Windparkbetreiber gemäß GewStG § 29 [1] Ge- Bislang kaum Vorteile aber viele Nachteile für Kommunen und werbesteuern zu 7/10 am Standort der Anlage und zu 3/10 an ihren Fir- Region menstammsitzen, die in der Regel nicht in der Region liegen. Da die Unter- nehmen die ersten 10 Jahre keine Gewerbesteuern entrichten [Abschrei- bungszeitraum] und auch bei Verkäufen der Anlagen in den Folgejahren Steuerbefreiungen greifen, können die Kommunen hier keine nennenswer- ten Steuereinnahmen generieren. Dies führt letztlich zu der unbefriedigen- den Situation, dass die Region zwar die mit den EE-Anlagen verbundenen Beeinträchtigungen [Beeinträchtigung Landschaftsbild, Schlagschatten, Auswirkungen auf die Vogelwelt, …] und die höheren Energiekosten be-

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wältigen muss, aber wirtschaftlich [abgesehen von den geringen Steuer- einnahmen, vergleichsweise wenigen Arbeitsplätzen und den Erlösen aus Verkauf und Verpachtung von Grund und Boden] kaum Nutzen aus den Erneuerbaren Energien zieht. Dies alles beeinträchtigt und erschwert die von der Landesregierung ange- Akzeptanzprobleme strebte öffentliche Akzeptanz der Erneuerbaren Energien. vorprogrammiert Nachstehende tabellarische Übersicht enthält eine auszugsweise Auflistung von regionalen Windpark-Standorten mit den jeweiligen Anlagenbetreibern und ihren Unternehmenssitzen. Die Übersicht ist nicht vollständig.

Standort Windpark Anlagenbetreiber Unternehmenssitz Tabelle 8: Windparks, Anlagenbetreiber Marienfließ / Putlitz Windpark Putlitz Putlitz und Unternehmenssitze – Ein Auszug GmbH & Co. KG Marienfließ EPURON Energy Park Leisnig 117 GmbH & Co. KG Windenergie Frehne Markkleeberg GmbH & Co. KG Gerdshagen Siebte Volkswind Egeln GmbH & Co. KG ZNL Egeln Halenbeck-Rohlsdorf Windpark Halenbeck II Edemissen GmbH & Co. KG WKN Windkraft Nord Husum GmbH & Co. Windpark Halenbeck KG Pirow / Berge Breeze Two Energy Leinfelden- GmbH & Co. KG Echterdingen Berge Arndt & Päplow Wind- Kallinchen energie Berge GmbH RHB GmbH Berlin Triglitz GJS PrignitzWind Nordkirchen GmbH & Co. KG Märkische Windkraft Berlin 80 GmbH & Co. KG Windmüllerei Mallnow Jürgenshagen GmbH Pritzwalk Norderland Projekt- Hamburg entwicklungs- und Vertriebs GmbH e.n.o. Windpark GmbH Ostseebad Rerik

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Standort Windpark Anlagenbetreiber Unternehmenssitz & Co. Wilmersdorf KG EBV Windpark Kemnitz Bremen GmbH & Co. Betriebs KG Heiligengrabe / EBV Windpark Jabel Oldenburg Wittstock/Dosse GmbH & Co. Betriebs- KG EWF Fünf Vier GmbH Breklum & Co. KG Denker & Wulf AG Sehestedt

8.4.2 Systemintegration fördern Ein zentraler Ansatz des Projektes »Energy Cloud« besteht darin, die Po- tenziale der Erneuerbaren Energien einer sektoral übergreifenden Betrach- tung zu unterziehen. Damit folgt das Projekt der grundlegenden These, dass die Energiewende ohne integrierte Betrachtung auch der Sektoren Mobilität, Wärme und Industrie nicht zu stemmen ist. Die daraus erwachsenden Möglichkeiten und Anforderungen finden in den regulatorischen Grundlagen und Vorgaben bislang nur unzureichend Wi- derhall.

Generelle Weichenstellungen Im Weißbuch »Ein Strommarkt für die Energiewende« findet sich im »Teil III: Strommarkt 2.0: Die Umsetzung« ein insgesamt 20 Maßnahmen umfassendes Maßnahmenportfolio. Dieses kann bzw. sollte durch Modifizierung und Ergänzung im Sinne einer Förderung der Systemintegration fortgeschrieben werden, z. B. . Maßnahme 11: Verbreitung der Elektromobilität unterstützen In der Begründung der Maßnahme wird festgestellt: „Elektromobili- tät ist ein Schlüssel für nachhaltige Mobilität und kann zukünftig verstärkt Flexibilität im Strommarkt bereitstellen.“ Die Feststellung ist ohne Frage richtig, sollte aber um weitere Po- tenziale – z. B. Wasserstoffmobilität auf Basis Erneuerbarer Ener- gien – ergänzt werden. . Maßnahme 12: Vermarktung von Netzersatzanlagen ermöglichen Hier ist in der Begründung unter anderem von Notstromaggregaten mit Dieselmotor die Rede. Die zunehmende Bedeutung von Spei- chern als potenzielle Netzersatzanlagen und ihre Vernetzung in vir- tuellen Kraftwerken findet keine Erwähnung.

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. Maßnahme 14: Netzausbaubedarf durch „Spitzenkappung“ von Erneuerbare-Energien-Anlagen reduzieren Besser wäre es, wenn der Netzausbaubedarf durch Speicherung und erzeugernahe Nutzung der EE reduziert und eine Abregelung von Windkraft- und Solaranlagen – oft auch „Spitzenkappung“ genannt – auf diese Weise vermieden werden könnte.

Aus verschiedenen Stellungnahmen zum Eckpunktepapier des BMWi zur EEG-Novelle 2016 wird deutlich, dass die Potenziale der Erneuerbaren Energien für die Bereiche Wärme und Mobilität offenbar noch nicht hinrei- chend erkannt und somit nur unzureichend in den gesetzlichen Rahmen- bedingungen verankert werden [sollen]: . So kritisierte Dr. Hermann Falk, Geschäftsführer des Bundesver- bands Erneuerbare Energie [BEE], in einer Pressemitteilung zum ak- tuell überarbeiteten Eckpunktepapier des BMWi zur EEG-Novelle 2016 zum Eckpunktepapier, dass Deutschland wesentlich mehr zum Klimaschutz beitragen könnte, wenn die Bundesregierung den von der Bevölkerung gewünschten schnellen Ausbau der Erneuer- baren Energien zulassen würde. Sowohl im Stromsektor als auch in den Bereichen Wärme und Mobilität könnten mit einer ambitionier-

teren Energiepolitik wesentlich mehr CO2-Einsparungen erreicht werden. „Die Technologien und die Modelle für einen raschen Ausbau der Erneuerbaren Energien sind vorhanden – und sie wer- den immer günstiger. Erneuerbare Energien sind der einzige Weg für Klimaschutz bei gleichzeitigem Wirtschaftswachstum.“ 108 . Auch der Bundesverband WindEnergie BWE kritisiert in einer Pres- semitteilung109, dass „Ausschreibungsvolumen und entsprechend EE-Zielmarke Windenergie für 2025 zu niedrig [seien], um [die] Energiewende in Sektoren Mobilität und Wärme zu tragen“.

Verschiedene Speichertechnologien liefern unterschiedliche Dienstleistun- gen. Energiespeichertechnologien können die Märkte für Strom, Wärme | Gas, Industrie und Mobilität verbinden. Hierfür ist die Schaffung der Vo- raussetzungen für Energiespeicherung als Möglichkeit und Mittel bzw. wesentliches Element der Systemintegration erforderlich. Speicherlösungen werden zur Integration der Erneuerbaren Energien benö- tigt – sie werden in den Markt kommen, wenn der regulatorische Rahmen auch Flexibilitätsoptionen berücksichtigt.

108 Pressemitteilung des Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) vom 9. Dezember 2015 [Quelle: https://www.wind-energie.de/presse/meldungen/2015/eeg-wird-zum-erneubare-energien- begrenzungsgesetz] 109 Pressemitteilung des BWE Bundesverbandes WindEnergie vom 26. November 2015: „Ausschrei- bungsvolumen anheben und Durchdringung der Sektoren Strom, Mobilität, Wärme erleichtern“ [Quelle: https://www.wind-energie.de/presse/pressemitteilungen/2015/ausschreibungsvolumen- anheben-und-durchdringung-der-sektoren-strom]

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Folgende Aspekte sind dabei von besonderer Bedeutung: . Grundsätzliche Anerkennung der Energiespeicherung als neues 4. Element der Energiewirtschaft [Energiespeicher nicht als Endver- braucher sondern als Transformationstechnologie definieren]

Exkurs: Vorschlag einer Exkurs: Speicher-Definition Vorschlag einer Speicher-Definition110: (1) Energiespeicher sind Anlagen, die Strom aufnehmen und in Form von Strom, Gas oder Wärme einem Netz der öffentli- chen Versorgung zum Zwecke des nachgelagerten Ver- brauchs wieder zur Verfügung stellen. Energiespeicher müs- sen in der Lage sein, sich am Energiemarkt zu optimieren. (2) Anlagen, die im Ganzen oder in Teilen nicht in ein Netz der öffentlichen Versorgung ausspeisen, werden nur insoweit als Energiespeicher im Sinne von Absatz 1 behandelt, wie sie eine systemdienliche Funktion erfüllen. Dies gilt auch für Anlagen, die zusätzliche Produkte erzeugen. (3) Eine systemdienliche Funktion ist insbesondere gegeben, wenn die Anlage zum Zwecke des Ausgleichs von Angebot und Nachfrage, der Erhöhung der Systemstabilität oder der Erbringung von Systemdienstleistungen für Netzbetreiber betrieben wird.

. Schaffung eines technologieoffenen Rechtsrahmens, in dem Tech- nologien wie Power-to-Power, Power-to-Gas, Power-to-Heat usw. gleichberechtigt im Wettbewerb stehen. . Weitere Reduktion der Investitionskosten zur Erhöhung der wirt- schaftlichen Attraktivität für potenzielle Kunden . Innovationen sollen im Vorfeld der Wirtschaftlichkeit nicht durch Umlagen belastet werden [neg. Beispiel: Uniper zahlt für die PtG- Anlage WindGas Falkenhagen ebenfalls EE-Umlage] . Direktvermarktung so gestalten, dass sie für potenzielle Kunden in- teressanter wird

H2-Mobilität . Neben der Elektromobilität bieten Brennstoffzellen [Fuel Cells] eine weitere attraktive Möglichkeit nachhaltiger Mobilität.

. Wie auch bei der Elektromobilität stellt sich ein tatsächlicher Nach- haltigkeitseffekt erst dann ein, wenn Erneuerbare Energien als Ba- sisenergie genutzt werden.

110 Quelle: Arbeitspapier E.ON Gas Storage, September 2015

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Wird der in der PtG-Anlage WindGas Falkenhagen erzeugte Was- serstoff genutzt, wäre dies der Fall. Hierbei handelt es sich um zerti- fizierten „grünen“ Wasserstoff. [Grüner Wasserstoff als Advanced Biofuel im Mobilitätssektor (z. B. FQD Fuel Quality Directive oder RED Renewable Energy Directive) ]

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9 Schlussbetrachtung Die mit diesem Abschlussbericht dokumentierten Arbeitsergebnisse der Phase II des Projektes »Energy Cloud« [die Erstellung der Projektskizze gilt als Phase I] illustrieren einmal mehr die Richtigkeit einer Feststellung der im November 2015 fertiggestellten Trendanalyse 2030 - Potenzialregion Prignitz. Darin wird der Region attestiert, dass sie „sich die epochale Her- ausforderung der Energiewende nicht nur hat überstülpen lassen, sondern frühzeitig als Innovationspionier in diesem Zukunftsmarkt in Erscheinung getreten ist“111. Unterstützt wird dies durch die Tatsache, dass alle bislang am Projekt betei- ligten Unternehmen mit der Unterzeichnung von Letters of Intent ihre weitere Unterstützung und Mitarbeit am Projekt zusichern [siehe Anhang A11] Neben einer Reihe ganz konkreter und im Ergebnis vielversprechender Pro- jektansätze zur weiteren Vertiefung und praxisorientieren Konkretisierung des Projektes »Energy Cloud« wird hier auch der Modellcharakter und die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Regionen in vergleichbarer Situ- ation herausgestellt. Der WADWD e. V. hat sich vor diesem Hintergrund mit einem Schreiben an den Brandenburger Wirtschaftsminister Albrecht Gerber mit der Bitte gewandt, das Modellvorhaben im Zuge der Fortschrei- bung der »Energiestrategie 2030« des Landes Brandenburg als integrier- tes regionales Leitprojekt »Energy Cloud Prignitz« aufzunehmen [sie- he Anhang A12].

111 Trendanalyse 2030 Potenzialregion Prignitz, Institut für Trend- und Zukunftsforschung [ITZ], Novem- ber 2015 [Seite 5]

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A1 Die Region

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A2 Erneuerbare Energien - Gesamt

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A3 Erneuerbare Energien - Windenergie

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A4 Erneuerbare Energien – Photovoltaik

Quelle: Eigene Bearbeitung auf Basis GoogleMaps; Kartendaten © 2016 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google; Verwaltungsgrenzen: © Bundesamt für Kartographie und Geodäsie; GIS-Daten zu EE- Standorten: © Regionale Planungsstelle Prignitz-Oberhavel

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A5 Erneuerbare Energien – Biogasanlagen

Quelle: Eigene Bearbeitung auf Basis GoogleMaps; Kartendaten © 2016 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google; Verwaltungsgrenzen: © Bundesamt für Kartographie und Geodäsie; GIS-Daten zu EE- Standorten: © Regionale Planungsstelle Prignitz-Oberhavel

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A6 Energieversorgungsinfrastruktur

Quelle: Eigene Bearbeitung auf Basis GIS-Daten zu Verwaltungsgrenzen: © Bundesamt für Kartographie und Geodäsie; GIS-Daten zu EE-Standorten: © Regionale Planungsstelle Prignitz-Oberhavel

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A7 Wirtschaftsstruktur

Quelle: Eigene Bearbeitung auf Basis GoogleMaps; Kartendaten © 2016 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google; GIS-Daten zu Verwaltungsgrenzen: © Bundesamt für Kartographie und Geodäsie

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A8 Energieerzeugung und -verbrauch

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A9 Fragebogen

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A10 Übersicht Kostenkalkulation Standort Art der Investition Auslegung Kostenschätzung Gesamt Bemerkungen PHASE III Engineering Technische Detailbetrachtung Engineering 0,25 Mio. EUR 0,25 Mio. EUR Weitere Konkretisierung unternehmensspezifi- der Unternehmen [Machbarkeit] scher Anforderungen  Datenerfassung und –aufbereitung [Verbräuche, Lastgänge, Produktionsspezifi- ka u. -anforderungen, …]  Modellierung und Konzipierung Speicherlö- sung Gesamtkosten 0,25 Mio. EUR Grobe Abschätzung PHASE IV Virtual Power Plant

Glatfelter Batteriespeicher 500 kW / 1000 kWh Je 1,00 Mio. EUR 4,00 Mio. EUR Meyenburger Möbel WindGas Falkenhagen Nordgetreide Nordgetreide Power to Heat 1,5 MW 0,50 Mio. EUR 0,50 Mio. EUR [E-Boiler] Zentral, alle Standorte EMS 1,00 Mio. EUR 1,00 Mio. EUR [Energie-Management-System], Einbindung aller Flexibilitäten

H2 Methan Uniper | WindGas Falkenhagen Methanisierung 1 MW ohne ohne Projektstart am 01.03.2016; Finanzierung gesi- chert

H2 Mobil

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Standort Art der Investition Auslegung Kostenschätzung Gesamt Bemerkungen

Zwischen Autohof und Wasserstoffpipeline 4 km 1,00 Mio. EUR 1,00 Mio. EUR WindGas Falkenhagen Autohof Wasserstofftankstelle 2,00 Mio. EUR In Anlehnung an bereits in Deutschland durch- geführte Erweiterungen bestehender Tankstel- len um H2 Glatfelter Flurförderzeuge, wasserstoffbe- 350 bar 1,13 Mio. EUR In Anlehnung an Daimler-Projekt Düsseldorf Kronotex trieben Meyenburger Möbel Uniper | WindGas Falkenhagen HD-Verdichter 500 bar 0,40 Mio. EUR Flaschenbündel transportabel Abfüllstation 1,00 Mio. EUR HD-Verdichter inkl. Einbindung Flaschenbündel Uniper | WindGas Falkenhagen H2 für brennstoffzellenbetriebe- Ist noch offen ohne Ist als weitere Option zu betrachten; nen SPNV weitere Klärungen + Abstimmungen sind in Vor- Anlagen zum Befüllen von H2- bereitung Kesselwagen Aktivierung Schienenanschluss Kommunen Wasserstoffbus 3 Stück Je 0,70 Mio. EUR 2,10 Mio. EUR Unter Berücksichtigung der kommenden EU- Calls für H2-Busse und der Förderung im Rah- men NIP II; Modifizierte Werkstattkapazitäten

H2 Methanol Uniper | WindGas Falkenhagen Methanolproduktion 550 kW_el, 400 t/a 4,20 Mio. EUR 4,20 Mio. EUR Methanol für Biodieselproduktion bei GBF Gesamtkosten 17,33 Mio. EUR Grobe Abschätzung

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A11 Letters Of Intent 1. German Biofuels GmbH

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2. Glatfelter Falkenhagen GmbH

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3. Kronoply GmbH

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4. Meyenburger Möbel GmbH

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5. Nordgetreide GmbH & Co. KG

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A12 Schreiben des WADWD e. V. an Wirtschaftsminis- ter Albrecht Gerber