AGAINST ME! 15.11.2010 Stuttgart-Wangen Longhorn/LKA

Manchmal muss man abhauen, um wieder zuruckkommen zu können - zumindest ist das so fur AGAINST ME!-Frontmann Tom Gabel. In den letzten 12 Jahren wurde Gabel von einem Akustik-Folkpunk-Raubein aus Gainesville, Florida, zum ikonenhaften Helden einer rauflustigen und leicht blutverschmierten Punkszene. Das jungste der vier AGAINST ME!-Alben, das zugleich das Major- Debut der Band war, hieß New Wave (2007) und wurde vom Spin-Magazin zum „Album of the Year“ erklärt. Als Tom nach der „New Wave“-Tour wieder nach Hause kam, spurte er allerdings, wie die Enge der Provinzstadt ihm zunehmend die Luft abschnurte. Also haute er ab. Zusammen mit seiner Frau verließ er die „Hastu schön gehört“-Insel Gainesville und zog in das verschlafene Strandnest St. Augustine, in dem er endlos die Straßen auf- und abwanderte und durch verstaubte Straßen im Hinterland fuhr - auf der hoffnungsvollen Suche nach Inspiration. Er fand sie. Das Ergebnis heißt „White Crosses“ und ist ein kraftvolles und direktes Rockalbum, wie man es sich nur wunschen kann. Die Band - Gabel, Gitarrist , Bassmann Andrew Seward und der neue Drummer George Rebelo – röhren im hymnischen Titelsong wie Jagdflugzeuge uber ein Stadion, während Gabel einen aggressiven Mitsing-Chorus uber die Zerstörung von 4000 Kreuzen auf dem örtlichen Friedhof ablässt, mit denen die Zahl der jährlich in den USA vorgenommenen Abtreibungen symbolisiert wird. Oder das voller eskapistischer Wut steckende „Spanish Moss“. Oder die kurze Stange Dynamit Rapid Decompression, die in einem Videoclip mit Live-Anmutung ihre perfekte bildliche Entsprechung findet. Wo „New Wave“ im Vergleich zu den vorhergehenden Alben einiges an Rauheit dazugewonnen hatte, geht „White Crosses“ noch einen großen Schritt weiter, indem es zusätzlich das musikalische Spektrum erweitert. Etwa mit „Because Of The Shame“, das mit seinem Piano und seinem Whoa-oa glatt aus Springsteens „Born To Run“ stammen könnte, oder mit „Ache With Me“, eine Slow-Jam, die selbst Paul Westerberg zum Erröten bringen wurde, während „High Pressure Low“ wie eine gelungene Kreuzung aus Billy Idol und Tom Petty klingt - der ja ebenfalls auf Gainesville stammt. „Dies ist mein Florida-Album“, so Gabel. „Ich habe viel Zeit mit dem Songwriting fur dieses Album verbracht, während ich ziellos uber die vergessenen Landstraßen Floridas gekurvt bin - voller Koffein und mit Alben wie Pettys „Full Moon Fever“ im Player.“ Produzent Butch Vig, der auch New Wave schon unser seine Fittiche genommen hatte, forderte die Band heraus, „White Crosses“ wesentlich dynamischer anzugehen und dabei die ursprungliche Kraft, die AGAINST ME! seit ihrem Debut „Reinventing Axl Rose“ (2001) an den Tag legten, zu erhalten. Ruckblickend stellt Gabel fest: „Ich glaube heute, Butch war ein bißchen zu konservativ bei „New Wave“. Er wollte uns wohl nicht erschrecken. Ich denke, es war eine unausgesprochene Übereinstimmung, dass wir uns diesmal weiter hinauswagen als je zuvor. Keine Richtung war außerhalb des Denkbaren. Ich habe keine Angst vor Melodien. Ich habe vielmehr die Vorstellung davon, dass wir diese Songs auch im Stadion spielen können, rausgucken und einen Ozean

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von Menschen sehen, die mitsingen.“ Nun sagt jede Band von ihrem neuesten Album, dass es einen großen Schritt nach vorn bedeute, das ist eines der abgedroschenen Klischees im Rock’n’Roll. Aber nur wenige Bands haben auch das Zeug, so ein Statement zu untermauern, und Gabel kann das mit Verweis auf seine gehobene Reife als . Bislang zeichneten sich seine Texte durch ein deutliches Maß an Screed’n’Splatter aus, vollkommen in Einklang mit den damaligen Emotionen der Band und seiner selbst, die sie in aller Schärfe ausdrucken wollten. Aber ein guter Songwriter zeichnet sich dadurch aus, dass er etwas Spezifisches zu etwas Universellem macht, ohne auf mude Tricks zuruckzugreifen. Über „White Crosses“ sagt Gabel: „Auf „New Wave“ ging es hauptsächlich um meine Band und die Musikindustrie. Aber sobald ich etwas Abstand bekommen hatte, spurte ich, dass es zu vielen Leuten nicht durchdrang. Bei „White Crosses“ hatte ich ein echtes Bedurfnis, mich davon zu lösen. Ich wollte den Tisch komplett freiräumen und an nichts von all dem mehr denken.“ Gabels neues Songwriting wird am deutlichsten auf dem zentralen Song von „White Crosses“, „We’re Breaking Up“. Inspiriert von den zeitweiligen Auflösungserscheinungen von AGAINST ME! ist der Text vage genug gehalten, dass er auch das tränenreiche Zerbrechen einer romantischen Beziehung beschreiben könnte. „Der Song ist ziemlich stark davon geprägt, was wir im vergangenen Jahr als Band durchgemacht haben“, erklärt Gabel. „Ich zog meine Ideen aus dieser Situation, wollte aber auf keinen Fall, dass der Song nur auf uns zu beziehen ist. Ich wollte den emotionalen Gehalt so weit öffnen, dass es auch auf etwas Universelles hinweisen könnte.“ Aber Verve und Leidenschaft sind Dinge, die bei AGAINST ME! nie ins Wanken geraten, und Gabel zieht diese Linie nicht nur fur sich selbst, sondern auch fur seine Frau und seine kleine Tochter (auch Seward erwartet im August ubrigens sein erstes Baby). „So etwas gibt Dir eine neue Perspektive“, so Gabel. „Es war immer wichtig fur mich, Autoritäten zu hinterfragen. Aber ich muss es auf eine smarte und ehrliche Art tun. Soll ich das funfte Album machen und dabei schreien: „Fuck the system! Diesmal wirklich!“? Ich hätte das Gefuhl, ich wurde damit eine Szene ansprechen, zu der ichmich nicht mehr länger zugehörig fuhle. Ich will Songs schreiben, ohne mich selbst beschränken zu mussen. Ich will jeden Gedanken in meinem Kopf auch zu Papier bringen können. Einen Schritt Abstand nehmen und herausbekommen, was ich eigentlich sagen will.“ www.againstme.net

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