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DAV Panorama 3/2009

Meisterschaft: Nur starke Alpinisten können den Prachtfels von und Weißhorn (hinten) genießen.

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Große Grate im Wallis

Bei den

Das Hochtouren-Erleben voll ausschöpfen, das kann man an den großen Gipfeln des Wallis. Die namhaften Hörner bieten Touren, die zu den Traumzielen jedes ambitionierten Bergsteigers zählen – und zur Hohen Schule.

Von Robert Bösch (Fotos) und Andi Dick (Text)

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Götterdämmerung: Die Sonne verjagt die Nacht vom Colle Gnifetti, die Monte-Rosa- Überschreitung kann beginnen.

s gibt mindestens zwei Arten dafür vorbereiten, akklimatisieren und der Gipfelstation der Klein-Matter- von Hochtouren – und so tren- trainieren. Aber da solches Verhalten ja horn-Seilbahn nur knapp vierhundert nen sich im Wallis die Berg- dem Hochgebirge unangemessen wäre, Höhenmeter Vierzig-Grad-Firn zum steiger in zwei Klassen. Die wollen wir nicht an diese Mär glauben. Gipfel sind. Die aber bei Blankeis auch Normalweg-4000er-Samm- Wahrhafte Hörner-Jäger kommen top- zur Rutschbahn oder Steigeisen-Test- ler, die hier die „leichtesten“ Viertau- fit ins Wallis und steigern sich langsam, strecke werden können. Und auf dem Esender der Alpen finden – was auch beginnend mit angemessenen Zielen. langlauftauglichen Plateau Rosa sind immer das heißen mag angesichts 1991 vier Bergsteiger bei klarer Sicht, dünner Luft, Kälte, Wettergefahr und aber starkem Sturm erfroren, die nicht Gletscherspalten. Man trifft sie an Ankommen: bedacht hatten, dass „leicht“ auf 4000 Breithorn, , Allalin, Weißmies und Metern immer ein sehr relativer Be- und auf der „Spaghettirunde“, wie die Zum Beispiel mit dem Breithorn, griff ist. berühmte Zwölf-Viertausender-in-ei- dem „leichtesten Viertausender der Wer der Akklimatisationstour al- ner-Woche-Tour auf der italienischen Alpen“. Kunststück, wenn es von pine Würze geben will, quert das Pla- Südseite des Monte Rosa im Bergfüh- rerjargon heißt. Und es gibt die Hörner-Jäger. Die Freudensprünge: Power-Alpinisten mit den S-Klasse- luftiges Spiel für Könner an der Zielen. Täschhorn, Zinalrothorn, Weißhorn, … – 3000 Meter über dem Tal aufgetürmte Gneis-Obelisken, scharf wie Haizähne, unnahbar wie Burgmauern. Himmelstürmende Firn- grate und eisüberkrusteter Fels, teils eisenfest, teils unglaublich mürbe, for- dern echte Könner. Bieten aber Lini- en, die sich direkt in die Seele schrei- ben, Grate und Überschreitungen für die Ruhmeshalle. Wer sich gründlich vorbereitet hat, in Form ist und mit Pe- trus im Reinen, der darf antreten zum großen Tanz. Angeblich soll es auch noch eine dritte Art von Hochtouristen geben: die -Bergsteiger. Das sol- len die sein, die unbedingt aufs Matter- horn wollen, sich aber nicht gründlich

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teau Rosa bis hinüber zur Roccia Nera In ein bis zwei Tagen kann man und überschreitet die fünf Gipfel des vom Breithorn über ein Teilstück der Breithorns, die wie ein kariöser Mam- Weltverloren: „Spaghettirunde“ Viertausender sam- mut-Backenzahn über aufra- melnd hinüberschlendern zur Capan- gen. Dabei kann man sich ans Balan- Keuchen, Kämp- na Margherita, der höchsten Hütte cieren auf eleganten Firngraten und Europas in 4554 Meter Höhe auf der ans weiträumige Umgehen von Wäch- fen, Klettern – und Signalkuppe des Monte Rosa. Wobei ten gewöhnen, darf aber auch schon aus dem Schlendern konzentriertes besten Fels anpacken: rotbraun, grif- abends mit einem Balancieren wird, wenn man die Vari- fig und gar nicht flach. Fels im Wallis ante über den schneidigen Wächten- kann grausam brüchig sein, vor allem Herzen voll Glück grat des Liskamms wählt. Nach die- in den Wänden – auf manchen Graten sem Anmarsch dürfte man jedenfalls aber ist er einwandfrei bis begeisternd. ins Lager sinken so akklimatisiert sein, dass man die Etwa auf dem Young-Grat, der aus medizinische Forschungsstation auf dem Halbtagsziel Breithorn eine ve- der Hütte nur interessiert besucht und ritable Bergtour macht. Vom legen- nicht konsultieren muss, wie es man- dären Erschließerduo Geoffrey Win- Lichtblicke: gut chen geht, die vom Tal aus direkt hier throp Young und ent- gesichert am herauf zum Übernachten kommen. Monte-Rosa- deckt, zieht die Himmelslinie durch Grat, hinten der Direkt-Zusteiger können dafür – vo- die wilde Nordwand: zuerst span- Liskamm raussichtlich ab September dieses Jah- nendes Lavieren zwischen Gletscher- res – die nagelneue, futuristisch sil- spalten, dann ein elegant geschwun- berbeschlagene Monte-Rosa-Hütte gener Firngrat an der Licht-Schat- als Zwischenquartier nutzen, die von ten-Grenze und als Finale ausgesetzte Studenten der ETH Zürich als Mus- Kletterei am rostbraunen Gneis. „Eine terbeispiel für zeitgemäßes Bauen im der schönsten klassischen Touren der Hochgebirge konstruiert wurde: 90 Walliser Alpen in einzigartiger Um- Prozent ihrer Energie bezieht sie von gebung“, schwärmt Maurice Brandt der Sonne. im SAC-Führer, und das wird bei aller Wer auf der Regina-Margherita- welschen Begeisterung schon stim- Hütte trotzdem unter Höhenproble- men. Nicht schlecht für den Anfang men leidet, darf sich getrost fragen, jedenfalls – und wer sich aus Respekt ob wohl auch die italienische Köni- vor dem Tourenziel bei den Speziali- gin („regina“) Margherita Schädelweh täten und der wohlsortierten Wein- hatte, als sie zur Einweihung des karte der Gandegghütte zurückgehal- höchsten Hauses in ihrem Land 1893 ten hat, kann ja später noch mal dort hier heraufmarschiert ist. Nach ihr ist einkehren … die Unterkunft benannt, wenn auch,

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Riesen-Eiswelt: Durch mächtige Gletscherbrüche geht es hinauf zum , dem höchsten Schweizer Gipfel.

wie Maurice Brandt anmerkt, ihr „fi- im Nehmen und haben noch Spaß da- chend heikel trotz eingerichteter Ab- nanzieller Zustupf zum Bau sehr be- bei. Die zweite Etappe im Hörner-Rei- seilstellen; dafür wachsen einem beim scheiden“ war: knapp ein Zehntel der gen beginnt mit der , deren -Anstieg die Griffe gerade- Baukosten. Heute ist die Hütte sicher Nordwand als Musterbild einer klas- zu in die Hände. Wer dort oben noch kein Zuschussgeschäft, wie man an sischen Eisflanke taugt: Bis hinüber nicht genug hat, der kann auf dem Na- den Übernachtungs- und Menüprei- sen bald merkt. Auch das italienische Grenzland darf vom Schweizer Ni- veau profitieren. Erdverbunden: Dafür hat man von hier aus einen ideal hohen Startpunkt für den höchs- Eis, Schnee und ten Gipfel im Revier, die Dufourspit- ze des Monte Rosa, mit 4634 Metern Fels – der Stoff, der zweithöchste Alpengipfel. In einer knappen Stunde ist die Zumsteinspit- aus dem die Hoch- ze erreicht, dann geht es einen Vor- mittag lang auf der Gratkante dahin, touren-Traumziele Tagespensum: gefüllt mal auf Firnschneiden, mal kurz am mit Erlebnis, von Fels, nie schwierig, aber immer anre- gemauert sind Lenzspitze-Nordwand gend. Zur Rechten stürzt die Monte- bis zum Nadelhorn Rosa-Ostwand zweieinhalbtausend Meter in die Tiefe, manchmal gnädig ins Berner Oberland ist ihr schräg ge- verborgen von einem Wolkenmeer, stellter, quadratischer Firnspiegel un- das das tausendköpfige Gipfelgewu- verkennbar. Bei griffigem Firn im ers- sel der Südalpen bis zur Poebene über- ten Morgenschimmer angepackt, ist deckt. Vom Gipfel, der nach dem Er- sie der naturgegebene Weg zum Gip- finder der Schweizer Landeskarte be- fel, auch nicht schwieriger als die Firn- nannt ist, überblickt man das Land der stücke an den Normalwegen der gro- Hörner zur Gänze und kann das nächs- ßen Hörner. te angemessene Ziel wählen. Bei Blankeis oder Eiswandphobie wartet links daneben eine Grat-Al- ternative, die allerdings schon echtes Durchstarten: Nadelhorn Klettern erfordert. Genauso wie der und Dom Übergang zum Nadelhorn, ein zwei- Nadelgrat und Nadel-Horn (doppelt teiliges Erlebnis: Beim Abstieg von der ist spitzer), das klingt alles andere als Lenzspitze sind die Felsen liegend ge- gemütlich – doch Bergsteiger sind hart schichtet, oft verschneit und entspre-

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delgrat noch ein paar Viertausender- hütte; will man noch den Dom an- Der Festigrat auf den Dom ist viel- chengipfel ernten und hat dann die hängen, muss man etwas früher vom leicht die am wenigsten anspruchs- Wahl der Qual: Geht man bis zum Dir- Grat abzweigen und durch auch nicht volle der hier vorgestellten Touren. Sie ruhorn, führt eine echt unangenehme ganz banales Gelände zur Domhütte verlangt lediglich gelegentliches Fels- Schotterflanke zurück zur Mischabel- absteigen. greifen der Hände, sicheres Gehen im 45-Grad-Gelände und schlappe 1600 Höhenmeter. Vom nächtlichen Morä- Balanceübung: nengestolper über das Aufflammen der elegante Firnschneide am Nadelgrat, rechts gegenüberliegenden Eispyramide des hinten der Dom Weißhorns bei Sonnenaufgang bis zu den keuchenden letzten Schritten zum Gipfel und einem 3100-Höhenmeter- Knieschnackler-Abstieg nachmittags ist hier alles geboten, was eine große Hochtour ausmacht. Drei Warnungen zum Dom, dessen theatralisch-sakraler Bau dem klerikalen Namen Recht gibt: Erstens: Mit der Gipfelwächte sind vor zwanzig Jahren ein halbes Dut- zend Soldaten in den Tod gestürzt, al- so Jausenplatz sorgfältig wählen. Zwei- tens: Wer am 1. August auf den Dom steigen will, darf sich nicht wundern, dass er erdrückt wird von Eidgenossen, die am Nationalfeiertag den höchs- ten komplett auf helvetischem Bo- den stehenden Gipfel erstürmen wol- len. Drittens: Die berühmt-berüchtigte Überschreitung vom Täschhorn zum Dom ist ganz großes Kino. Gilt schon das Täschhorn als vielleicht schwerster Viertausender der Schweiz, so ist der Verbindungsgrat ausgesetzt und durch und durch mürbe, eine schwer verdau- liche Kombination. Patrick Berhault, einer der stärksten Alpinisten der Mo- derne, ist hier 2004 zu Tode gestürzt.

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Weitere Details siehe eingeheftete Infokarte

Anreise Touren Ins Rhonetal gelangt man von Basel über Breithorn (4164 m), Überschreitung (ZS+, IV, 1 1 Kandersteg und den Lötschberg-Tunnel, von ca. 500 HM), 3 /2 -4 /2 Std. ab Ostgipfel, Lindau über Gotthardstrecke – Furka, jeweils 7 Std. ab Roccia Nera, Zustieg jeweils 2 Std. auch per Bahn. Bahnverbindung nach Zer- ab Seilbahnstation (3820 matt von , nach Saas-Fee Bus von Visp, m) oberhalb Zermatt. Abstieg L, 1 Std. nach Bus von Sierre. Breithorn (4164 m), Young-Grat (S, III, ca. 1300 HM): 7-10 Std. ab Gandegghütte. Beste Zeit Abstieg L, 1 Std. Hoch empor: Gemütliche Zumsteinspitze (4563 m) – Dufourspitze Refugien wie die Tracuithütte Juli und August; die meisten Hütten haben (l.) sind die Basis für die Ex- von Juni bis September geöffnet. (4634 m), Überschreitung (ZS, III, ca. 300 kursionen über die Wolken. HM): 3-4 Std. von der Capanna Margherita. Karte Schweizer Landeskarte 1:50.000, Zusammen- setzung 5006, Matterhorn-Mischabel

Führer Michael Waeber: Walliser Alpen. Bergverlag Rother, München 2003 Hermann Biner: Hochtouren im Wallis. SAC- Verlag, Bern 2002

Talorte Saas-Fee (1803 m) im ; Randa (1407 m), Täsch (1450 m) und Zermatt (1614 m) im ; Zinal (1650 m) im Val d´Anniviers.

Hütten 1 Gandegghütte (3029 m): /2 Std. von Seil- Abstieg WS, 3 Std. zur Monte-Rosa-Hütte. bahnstation (2939 m), ober- Lenzspitze (4294 m), Nordwand (S, 50°, halb Zermatt. 3 Std., ca. 1000 HM) oder Ostnordost-Grat 1 Monte-Rosa-Hütte (2795 m, Neubau 2883 (ZS, IV-, 3 Std.), Zustieg 1 /2 Std. von Mischa- 1 m): 2 /2 Std. von Station Rotenboden (2815 belhütte. Abstieg durch Überschreitung zum m) der Gornergratbahn oberhalb Zermatt Nadelhorn. Capanna Regina Margherita (4554 m): Nadelhorn (4327 m), Überschreitung von 6-7 Std. von Monte-Rosa-Hütte. der Lenzspitze (ZS, III+, ca. 200 HM): 2-3 Std. Mischabelhütte (3329 m): 3 Std. von Seil- von der Lenzspitze. Abstieg WS, II, 2 Std. bahnstation Hannigalp (2340 m), oberhalb zur Mischabelhütte oder zur Domhütte über Saas-Fee. Nadelgrat, Hohbergjoch und Festijoch (ZS, 1 Mischabeljochbiwak (3851 m): 5 /2 Std. von III, 4-5 Std.). der Täschalp (2214 m, Fahrstraße von Täsch). Dom (4545 m), Festigrat (WS+, II): 5-6 Std. 1 Domhütte (2940 m): 4 /2 Std. ab Randa. ab Domhütte. Abstieg WS, 3 Std. Rothornhütte (3198 m): 4 Std. von Zermatt. Täschhorn (4490 m) – Dom (4545 m) über Südostgrat (ZS, III, 2-3 Std.) zur Rot- Mountethütte (2886 m): 5 Std. von Zinal. Überschreitung (S, III+, ca. 800 HM): vom hornhütte. 1 Cabane de Tracuit (3256 m): 4 /2 Std. von Mischabeljochbiwak 4 Std. zum Täschhorn Weißhorn (4505 m), Nordgrat (ZS+, III+, 45°, Zinal. (ZS, III+) und weitere 5 Std. zum Dom ca. 1300 HM): 7-9 Std. ab Cabane de Tracuit. Weißhornhütte (2932 m): 4-5 Std. von (S, III+). Abstieg WS, 3 Std. Abstieg über Ostgrat (ZS, III) in 4-5 Std. zur Randa. Zinalrothorn (4221 m), Rothorngrat (ZS+, IV, Weißhornhütte. Hörnlihütte (3260 m): 2 Std. von Seilbahn- ca. 1000/1300 HM): 5-7 Std. ab Rothorn- Matterhorn (4478 m), Zmuttgrat (S, III+, ca. station , 2583 m, oberhalb hütte oder Mountethütte. Abstieg über Nord- 1200 HM): 6-8 Std. ab Hörnlihütte. Abstieg Zermatt. grat (ZS, III, 2-3 Std.) zur Mountethütte oder über Hörnligrat ZS+, III, 4-5 Std.

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Angreifen: Weißhorn ne Erholungseinheit für Hörner-Berg- Zentrum der Walliser Hochalpen. Beim und Rothorn steiger. Auf die tags drauf der nächste Nachsichern hat man stets den Blick frei Gleich gegenüber, vom Dom nur Höhepunkt wartet: der Rothorngrat, nach Süden, wo über dem in der Tiefe durch das tiefste Tal der Alpen getrennt der gelegentlich als schönste Kletterei abtauchenden Obergabelhorn (noch so (3100 Höhenmeter liegen zwischen dieser Schwierigkeitsklasse an einem ein Prachtkerl!) das einzige Ziel aufragt, Randa und den Gipfeln), steht eine wei- Viertausender überhaupt bezeichnet das jetzt noch eine Steigerung bringen tere Firnkathedrale: das Weißhorn. Ein wird. Ernsthafte Konkurrenz macht kann: das Matterhorn. Dreikant, der nur schöne Grate anbietet. ihm allerdings der Nordgrat, über den Und daneben spitzt das Zinalrothorn in der Abstieg zur Mountethütte und zu- die Luft, das unter den Viertausendern rück nach Zinal verläuft. Der Gneis ist Ganz oben stehen: Matterhorn das Image des wohl lohnendsten Klet- über jeden Zweifel erhaben, die Klette- „Alles spricht dafür, diesen wun- tergipfels genießt. Wer beide auf einen rei über Platten, Zacken und Gendarme derschönen Steinhaufen von Zermatt Schlag verbinden will, startet am bes- nie langweilig, und der Gipfel steht im aus zu bestaunen, aber auf keinen Fall ten von Zinal im Val d'Anniviers. Von der Tracuithütte aus ist man anfangs noch gemeinsam mit „Sammlern“ un- terwegs, die sich mit dem Bishorn be- gnügen, einem weiteren dieser Walli- ser „Damenviertausender“, wie man zu ungegenderten Zeiten noch abfäl- lig meinend sagte. Dann trennen sich die Jäger vom Rest der Welt und ma- chen sich am Gendarm zu schaffen. Der große Gratturm mit nicht banaler Klet- terei versperrt den Zugang zum obe- ren Teil des Weißhorn-Nordgrats, wo reines Firnvergnügen mit gründlichem Tiefblick über die haltlose Nordflan- ke wartet. Die gleiche Qualität von Bil- derbuch-Firngrat bietet dann der Ost- grat abwärts, bevor eher „alpiner“ Fels vollends zur Weißhornhütte über dem Abgrundschau: 2000 Mattertal leitet. Meter unter dem Der nächste Tag ist mit 1500 Höhen- Zmuttgrat fließt der metern Abstieg, einer Zugfahrt nach Zmuttgletscher. Zermatt und wieder 1500 Metern Auf- stieg zur Rothornhütte fast schon ei-

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Spitzentanz: am Ostgrat, dem Normalweg zum Weißhorn; hinten Nadelgrat, Dom (l.) und (r.)

zu besteigen: Massenandrang, Hek- der Negativpunkte um die angeblich rechtigung haben dürfe. Doch man tik, Stau. Wenn da nicht dieser Zwang real existierenden Matterhorn-Berg- kann Röbi Bösch nur zustimmen: wäre, mindestens einmal auf diesem steiger (siehe oben) und die provozie- Auch wenn das Matterhorn für Tau- Gipfel gestanden zu haben“, schreibt rende Aussage, dass diese wahnwit- send Schokoladen-, Kaugummi- und unser Fotograf Robert Bösch in sei- zig in die Höhe geschraubte Pyramide, Zigarettenpackungen als Incentive nem grandiosen Buch „Schweiz Al- die aus purem Schutt bestehe, physi- herhalten musste – es kann nur eines pin“ – und Insider ergänzen die Liste kalisch überhaupt keine Daseinsbe- geben. Und es muss sein. Wie also hi- nauf auf den Capo dei Corni, den Chef der Hörner?

Das Traumtouren-Buch Schleichweg zum Traumziel Mit seinem Buch „Schweiz Alpin“ hat sich der Bergfotograf Robert Bösch einen Lebens- Wer dem Chaos am Hörnligrat ent- traum erfüllt – und den Bergsteigern und Kletterern Stoff zum Träumen geschenkt. Der gehen will – mit Stau beim Hütten- großzügige Bildband präsentiert eine hochkarätige Auswahl der schönsten Hochtou- frühstück, beim Schuhebinden und ren und Felsklettereien der Schweizer Alpen, von Alpstein bis Zinalrothorn, mit Kurz- an den Steilstufen, mit Steinschlag charakteristiken, Basis-Informationen und dramatisch guten Bildern, die den Gedan- und Irrwegen – der hat zwei Mög- ken Flügel verleihen. lichkeiten. Entweder er geht im Früh- Robert Bösch: Schweiz Alpin. AS-Verlag, Zürich 2008. herbst, wenn der Urlauberandrang 272 S., Euro 59,80, ISBN 978-3-909111-55-8. nachgelassen hat; der Hörnligrat ist und bleibt eine lange, anregende Su- pertour. Oder er wählt den vielleicht Gewinnen Sie ein schönsten Anstieg aufs „Horu“: den Traumtouren-Buch! Zmuttgrat, ein Vermächtnis der He- roen Albert Mummery und . Beide Möglichkeiten haben Der AS-Verlag verlost unter den Lesern von eines gemeinsam: Man muss mehr DAV Panorama zehn Exemplare von Robert Böschs Können mitbringen als für den Hörnli- Buch „Schweiz Alpin“. Beantworten Sie dazu die Frage: grat bei besten Sommerverhältnissen. Aber etwas Reserve ist im Hochgebir- Wie hoch liegt die höchste Hütte der Alpen und wie heißt sie? ge nie verkehrt – und wer alle anderen Hörner beim Schopf gepackt hat, wird Schicken Sie Ihre Antwort bis zum 19. Juni 2009 an DAV, Redaktion Panorama, mit dem Chef auch unter verschärften Stichwort „Schweiz Alpin“, Von-Kahr-Str. 2-4, 80997 München oder an dav-panorama@ Bedingungen fertig werden. alpenverein.de. Rechts-, Links- und Höhenwege sind ausgeschlossen. Das Lonzabiwak, das Zmuttgrat- Aspiranten eine ruhige Nächtigung nahe dem Einstieg ermöglichen sollte,

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wurde vor einigen Jahren von einer Die bleibt mit all ihrem Ernst für ei- der Tiefblick ist so direkt, dass man je- Lawine zerstört. So startet man heu- nen vollen Arbeitstag aktuell, denn am den, der das Matterhorn einen Schutt- te am besten von der Hörnlihütte mit Zmuttgrat gibt es außer ein paar Stiften haufen nennt, in dieses Gelände wün- ihrem Trubel – doch sobald man ums und Haken keine Hanfseile, dafür viel schen möchte. Die Bewährung eben. Eck gebogen ist und unter der dunk- steilen, oft verschneiten Fels, der nur Wer über den Zmuttgrat aufs Matter- len Nordwand entlangquert, gehört dort mit dem vierten Grad hergeht, wo horn gestiegen ist und oben wieder im man der Einsamkeit des Hochgebirges. man die optimale Route findet, und Pulk der tauziehenden Matterhorn- Bergsteiger eintaucht, der weiß, dass er ein echter Hörner-Jäger ist. Und fühlt Gipfelglück: Auf sich, entgegen Reinhard Karls Diktum: dem Matterhorn einmal wirklich oben. o ist der Handschlag Robert Bösch (54) ist Bergführer und einer der verdient. renommiertesten Bergfotografen; in seinem Buch „Schweiz Alpin“ hat er die schönsten Touren seines Heimatlandes fotografisch meisterhaft dargestellt. Bei der Bildauswahl hat Andi Dick (44), Redakteur bei DAV-Panorama, mal wieder schmerzlich bemerkt, dass er viel zu selten in die Walliser Alpen kommt.

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