Beiträge Zur Geschichte Der Arbeiterbewegung Trafo Verlag Dr
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BzG 4/98 1 Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung trafo verlag dr. wolfgang weist, Berlin 4 40. Jahrgang 1998 Fritz Zimmermann: 40 Jahre BzG 3 Manfred Behrend: “Der Wandschirm, hinter dem nichts geschieht”. Bildung, Tätigkeit und Ende der ersten deutschen Sozialisierungskommission 18 Wladislaw Hedeler: “Alte Garde” oder Schurkengalerie? Die Berichterstattung über den Moskauer Schauprozeß gegen den “Block der Rechten und Trotzkisten” im “Völkischer Beobachter” und in der “Rundschau” 36 Diskussion Ulla Plener: Lenin über Parteidisziplin. Ein Exkurs 56 Dokumente und Materialien Ruth Stoljarowa: Vor 80 Jahren wurde Leo Jogiches ermordet. Vier unbekannte oder vergessene Dokumente aus den Jahren 1917-1919 65 Wolfgang Buschfort: Munition für Herbert Wehner. Schreiben an Wehner in den Unterlagen der Staatssicherheit entdeckt 83 Wissenschaftliche Mitteilungen Wladlen Loginow: Die ausgebliebene Sensation. Zu einem Lenin-Ergänzungsband 94 Heinrich Gemkow: Karl Marx’ Taschenuhr – ihr Weg durch 130 Jahre 106 Rezensionen August Bebel, Ausgewählte Reden und Schriften. (Wolfgang Schröder) 111 2 BzG 4/98 Heinrich August Winkler: Streitfragen der deutschen Geschichte. Essays zum 19. und 20. Jahrhundert. (Manfred Behrend) 114 Kurt Faller/Bernd Wittich: Abschied vom Antifaschismus (Karl Heinz Jahnke) 116 Hans Modrow: Ich wollte ein neues Deutschland Mit Hans-Dieter Schütt. (Manfred Behrend) 118 Arthur L. Smith jr.: Kampf um Deutschlands Zukunft. Die Umerziehung von Hitlers Soldaten. (Paul Heider) 121 Heike Bungert: Das Nationalkomitee und der Westen Die Reaktion der Westalliierten auf das NKFD und die Freien Deutschen Bewegungen 1943-1948. (Paul Heider) 123 Martin Schnackenberg: “Ich wollte keine Heldentaten mehr vollbringen” Wehrmachtsdeserteure im II. Weltkrieg. (Paul Heider) 124 Ilona Schleicher/Hans-Georg Schleicher: Die DDR im südlichen Afrika Solidarität und Kalter Krieg. (Elfriede Lewerenz) 126 Marianne Brentzel: Die Machtfrau. Hilde Benjamin 1902-1989 (Manfred Behrend) 127 Der letzte Schliff. 150 Jahre Arbeit und Alltag bei Carl Zeiss (Fredi Sumpf) 130 “Ciu, Ciu, Ciu, Coo, Schweinsohr’n gibt es im HO...”/ “Weest de noch, wie mer stoppeln war’n?” (Gerhard Fuchs) 132 Leo Trotzki: Die Balkankriege 1912-13 / Leo Trotzki: Europa im Krieg. Hrsg. von Christel Panzig und Klaus-Alexander Panzig.(Manfred Behrend) 133 Annotationen Wladyslaw Szpilman: Das wunderbare Überleben. (G. Kaiser) 137 Gerhard Lehmann: Politik und Justiz / Horst Schneider: Todesurteile am Münchener Platz. (H. Maur) 137 Ulrich Schneider: Zukunftsentwurf Antifaschismus. (J. Stroech) 138 Holger Hübner: Das Gedächtnis der Stadt. Gedenktafeln in Berlin. (H. Maur) 139 Hermann Bogdal: “Was ist wichtig?” Leben, Kampf und Schicksal des Kommunisten Paul Langer. Mit einem Geleitwort von Werner Boldt. (J. Stroech) 140 Jahresinhaltsverzeichnis 1998 141 Ausblick auf 1999 145 Nachtrag 146 Eingegangene Bücher 147 Redaktionelles und Impressum 148 BzG 4/98 3 40 Jahre BzG* FRITZ ZIMMERMANN Die Zeitschrift “Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung” erfuhr in ihrer vier- zigjährigen Existenz 1989/90 eine einschneidende Zäsur, die es fast als notwendig erscheinen läßt, von einer dreißig- plus zehnjährigen Geschichte zu sprechen, obwohl ihr Titel über diese Zäsur hinweg derselbe und auch eine – wenn auch stark reduzierte – personelle Kontinuität ihrer Redaktion erhalten blieb. In der ersten Periode ihrer Existenz war die Zeitschrift ein Organ der Partei. Sie wurde vom Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED heraus- gegeben und hatte mit ihren spezifischen Mitteln zur Legitimierung der herrschen- den Verhältnisse in der DDR beizutragen. Die DDR war als die Erfüllung des jahr- hundertelangen Kampfes der revolutionären Arbeiterbewegung gegen Ausbeutung, für Frieden und Sozialismus darzustellen. Gleichzeitig war ihr die Aufgabe gestellt, den geschichtlichen Nachweis zu erbringen, daß die Arbeiterklasse und die Volks- massen nur unter Führung einer Partei neuen Typus ihre revolutionären Ziele errei- chen können und daß die SED das gesetzmäßige Ergebnis und die Krönung der Ent- wicklung der revolutionären Partei der deutschen Arbeiterklasse ist. In der zweiten Periode erfolgte ein radikaler Bruch mit dieser Zielstellung. Die Zeitschrift befindet sich seit 1989/90 auf dem Weg zu einem linken, pluralistischen Organ von Historikern und historische Interessierten unterschiedlicher Provenienz zur Geschichte der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung, wozu auch gehört, marxistischer Geschichtsbetrachtung Raum zu bieten. Inwieweit das bisher gelungen ist, muß der Leser beurteilen. Wenden wir uns zuerst aber der Gründung der Zeitschrift vor vierzig Jahren zu. Im August 1958 war ich als Absolvent der Karl-Marx-Universität Leipzig an das Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED vermittelt worden. Im Einstellungsgespräch erfuhr ich, daß das Institut die Herausgabe einer Zeitschrift für Geschichte der Arbeiterbewegung plant und ich in der Redaktion dieser Zeitschrift arbeiten soll. Für die Leitung der Redaktion sei Heinrich Gemkow vorgesehen. Da er sich gerade in Urlaub befand, sollte ich mich in den nächsten vier Wochen in den verschiedenen Bereichen des Instituts umsehen und wissenschaftliche Hilfsarbeiten machen. * Mit diesem Beitrag verabschiede ich mich aus der Redaktion der BzG, der ich vierzig Jahre angehört habe. Ich bedanke mich bei Lesern und Autoren für die langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit und wünsche der Zeitschrift und ihrer Redaktion für die Zukunft ein Heer von freundlichen und kritischen Lesern sowie einen stets wachsenden Stamm zuverlässiger und streitbarer Autoren. 4 BzG 4/98 Zimmermann: 40 Jahre BzG Die Atmosphäre am Institut verwirrte mich anfangs etwas. Zum einen duzten sich alle untereinander – vom Direktor bis zum Portier, was den akademischen Umgangs- formen, die ich als Student gewohnt war, doch sehr widersprach. Zum anderen – und das stand eigentlich im Widerspruch zum kameradschaftlichen Umgangston – fehl- te die freie, ungezwungene und kritische Diskussion über politische Fragen, auch über die Politik der SED, die an der Universität üblich gewesen war. Nach dem XX. Parteitag der KPdSU Anfang 1956 mit Chruschtschows berühmter Geheimrede hatte sich an der Universität ein reges politisch-wissenschaftliches Le- ben entwickelt. Ich erinnere mich an einem Vortrag von Professor Ernst Bloch im bre- chend vollen Saal der Anatomie, in dem er sich gegen das obligatorische Studium des Marxismus-Leninismus für alle Studenten wandte mit der Begründung, der Marxismus sei so interessant, daß er bei richtiger Vermittlung nicht die Peitsche der Pflicht be- nötige. Seine Zwangsemeritierung ein Jahr später löste heftige Diskussionen auch unter uns Studenten aus. Professor Hans Mayer kritisierte in seinen stets überfüllten Vor- lesungen über Literaturgeschichte geistreich und überzeugend dogmatische Kriterien für den sozialistischen Realismus in der Literatur. Der Theologe Professor Emil Fuchs lud für das Wintersemester 1956/57 zu einem fakultativen Kolloquium über große Männer und die Religion ein, bei dem ich zum ersten Mal die richtige Version des in der atheistischen Propaganda so oft mißbrauchten Marx-Zitats über die Religion als Opium des Volkes und nicht als Opium für das Volk hörte und den wesentlichen Unterschied zwischen beiden Versionen begriff. Hier am Institut war an kritische Äußerungen zur Parteipolitik nicht zu denken. Eine wichtige, wenn nicht die Hauptaufgabe bestand darin, die Parteibeschlüsse zu studieren, zu interpretieren und Schlußfolgerungen für die wissenschaftliche Arbeit daraus zu ziehen. Das “Wie” des Studiums lernte ich bald. Man mußte ständig die aktuellen mit früheren Beschlüssen, wozu auch die seitenlangen Reden und Berichte der Parteiführung gehörten, vergleichen, um “neue” Einschätzungen wahrzunehmen. Es galt, sich die Frage zu stellen, warum wohl diese oder jene Formulierung nicht mehr auftauchte bzw. verändert war, und man mußte vor allem verstehen, zwischen den Zeilen zu lesen. Die “Auswertung” der Parteibeschlüsse stellte auch den Hauptinhalt der Parteiver- sammlungen dar. Ungewohnt für mich war auch die Schärfe der Diskussion parteierziehe- rischer Fragen. Im Mittelpunkt stand stets die Frage nach den ideologischen Ursachen, egal ob es sich um Verletzungen der Parteidisziplin oder der “sozialistischen Moral”, aber auch um wissenschaftliche Irrtümer oder Unvollkommenheiten handelte. Immer ging es um die Erziehung zum Parteiarbeiter, erst in zweiter Linie um wissenschaftli- che Qualifikation. Die Handschrift der zahlreichen älteren Mitarbeiter, vor allem in den Leitungen, die die Schule der KPD bzw. der Kommunistischen Internationale und die Moskauer “Säuberungen” durchlaufen hatten, war deutlich zu spüren. Ich muß gestehen, daß es mir nicht sonderlich schwer fiel, mich in die diszipli- nierte Atmosphäre einzuordnen. Die drei Jahre als Lehrer an einer Pionierleiterschule Zimmermann: 40 Jahre BzG BzG 4/98 5 der FDJ vor Aufnahme des Studiums mit ihrer fast militärischen Disziplin hatten mich wohl schon so geformt, daß ich die studentischen freieren Gewohnheiten relativ rasch überwand. Hinzu kam, daß das letzte Studienjahr in Leipzig, als der Kampf gegen den “Revisionismus” zunehmend die Atmosphäre bestimmte, schon eine gewisse Einstim- mung auf die Anforderungen am Institut war. Mit Heinrich Gemkow lernte ich Anfang September 1958 den Mann kennen, der alle bisherigen Vorbereitungsarbeiten zur Herausgabe der Zeitschrift geleistet hatte und als Leiter der Redaktion vorgesehen war. Obwohl nur wenig