Heiliges Land

3 2018 • 113. Jahrgang

Inhalt Editorial

3 Projekt Built to stay – bâtir Liebe Leserin, lieber Leser pour rester Kriegsende: davon sprechen wieder mehr Menschen 8 Bericht Die ROACO in Rom in Syrien. Es wäre ihnen von Herzen zu gönnen, mehr 10 Generalversammlung als siebeneinhalb Jahre nach dem Ausbruch dieses so Unser GV-Gast verheerenden und verstörenden Krieges. Doch was heisst Metropolit Nicolas Antiba das? Wann ist ein Krieg zu Ende? Wenn die Waffen 14 Nachricht Bait Anya zieht um schweigen? Wenn ein Gefühl, einigermassen sicher zu sein, sich einstellt? Wenn die Infrastruktur wieder einigermassen leidlich funktioniert? … Fortsetzung S. 2

Aleppo in Syrien

Aufbauen um zu bleiben Fortsetzung Editorial

Wenn die körperlichen Wunden des Krieges bei den Menschen verheilt sind? Oder erst wenn die psychischen Wunden verheilt sind? Auch der griechisch-katholische Erzbischof Jean-­ Clément Jeanbart, ein «alter Bekannter» des SHLV spricht vom bevorstehenden Kriegsende. Und berichtet von seinem grossen Aufbauprojekt Ludwig Spirig-Huber «Built to stay», «Aufbauen zum Bleiben», für Co-Präsident SHLV das er sich mit vielen Menschen in vielen konkre- ten Projekten engagiert. Es sei Zeit geworden, «der Situation mit Mut und Stärke zu begegnen». Co-Präsident Andreas Baumeister berichtet von seiner Teilnahme an der ROACO in Rom. «Ein Vatikan­beobachter zitierte die Schweizer Kriegs­ anklägerin Carla del Ponte, die den Syrienkrieg unter den Kriegen, die sie untersucht hatte, als den grausamsten bezeichnete», schreibt er. Impressum Zeitschrift des Schwei­ An der diesjährigen GV des Schweizerischen zerischen Heiligland-Vereins (SHLV) – Solidarität mit den Brüdern und Heiligland-Vereins im Pfarreiheim Aesch BL Schwestern in den Ursprungsländern werden wir dann direkt mit einem syrischen des Christentums + Erscheint viermal jährlich + Co-Präsidenten Andreas Bischof reden können. Bischof Nicolas Antiba Baumeister, Tiergartenstrasse 24, aus dem südsyrischen Hauran-Gebiet wird uns 4410 Liestal und Ludwig Spirig-Huber, Burgunderstrasse 91, 3018 Bern seine Sicht der Dinge live schildern können. + Redaktion Ludwig Spirig-Huber, Doch nicht nur nach Syrien richten wir unseren Burgunderstrasse 91, 3018 Bern, [email protected] + Konzept Blick in diesem Heft. Wir blicken auch nach und Layout atelierrichner.ch + Fotos Ägypten, dem Ziel unserer nächstjährigen Reise Titel: Screenshot aus einem Video von SOS Chrétiens d’Orient; SHLV (S. 3, 5–9, «Wir besuchen unsere Partner!». Wir laden Sie 12, 14 und 16); Fotolia (S. 4); Christoph ganz herzlich ein, mit uns auf diese Reise zu von Siebenthal (S. 10) + Druck Brunner Medien AG, 6011 Kriens + Papier Plano- kommen. Art 100 gm2 + Abonnement ist im Ich freue mich, Sie am 17. September in Aesch Mitgliederbeitrag von jährlich CHF 40.– inbegriffen, nur Zeitschrift CHF 20.– zu treffen. + Geschäfts­stelle Schweizerischer Heiligland-­Verein, Winkelriedstrasse 36, Postfach 3141, CH-6002 Luzern | T +41 41 429 00 03 | F +41 41 429 00 01 www.heiligland.ch | [email protected] + Adressänderungen­ Bitte an Ludwig Spirig-Huber Geschäftsstelle melden + Postkonto 90-393-0 + IBAN CH78 0900 0000 9000 0393 0 Projekt

Built to stay – bâtir pour rester «Es war notwendig, der Situation mit Mut und Stärke zu begegnen»

Der Name ist Programm: Bauen, um zu bleiben. , die einst so lebendige Millionenstadt im Norden Syriens mit ihrer illustren Geschichte und ihrem traumhaft schönen Bazar – sie wurde grossflächig in den ver­ gangenen Jahren zerstört. Nun wird vieles wiederaufgebaut. Mit dabei ist auch das Bistum Aleppo unter Erzbischof Jeanbart. «Built to stay», «Auf­ bauen um zu bleiben» ist der treffende Name für dieses grosse Projekt.

Was stimmt nun? «Die Lage in Syrien immer mehr Christinnen und Chris- ist verheerend», heisst es im Artikel von ten das Land, in dem Paulus seine Be- SHLV-Präsident Andreas Baumeister auf kehrung erlebte, in dem (sehr wahr- Seite 8. Oder stimmt das, was der Erz­ scheinlich) das Matthäus-Evangelium bischof von Aleppo, Msgr. Jeanbart, den geschrieben wurde, das Land, in dem die Situation in seiner Stadt an das Menschen, die an Christus glaubten, Gleichnis vom Senfkorn denken lässt? zum ersten Mal als «Christen» bezeich- Wohl beides. In einer solchen Situa- net worden waren. tion, wie sie die Menschen in Syrien leben müssen, kann trotzdem vieles Leider nicht möglich: ein Spaziergang wachsen. Solche Initiativen unterstützt durch Aleppo der Schweizerische Heiligland-Verein. Es wäre schön, wenn wir mit Erzbischof Doch das soll unseren Blick nicht trü- Jeanbart durch Aleppo streifen und ben. Weiterhin ist die Lage im Land all das besichtigen könnten, das im «verheerend». Zudem verlassen auch Rahmen von «Built to stay» erarbeitet und aufgebaut wird. Es wäre spannend, könnten wir all die Menschen treffen, die sich im Rahmen dieser Projekte en- gagieren, und es wäre beeindruckend, Frauen und Männer und Kinder zu be- gegnen, denen so geholfen werden kann. Und sicher würde Erzbischof Jeanbart uns auch noch die eine oder andere

+ Erzbischof Jeanbart zu Besuch in einer aleppinischen Kirche

HeiligesLand 3 2018 3 Der Situation mit Mut und Stärke begegnen Sehenswürdigkeit dieser wunderbaren Stadt Aleppo zeigen … doch das meiste ist zerstört: neben den vielen Woh­ nungen auch zum Beispiel die uralte Omajadenmoschee mit ihrem markan- Und Jean-Clément Jeanbart ist zuver- ten Minarett oder der weltberühmte sichtlich. «Built to stay», «Aufbauen Suk … Ein solcher Gang durch die Stadt um zu bleiben» will Zeichen setzen. ist nicht möglich. Und tut dies auch. Denn, so Erzbischof Ja, in dieser verheerenden Lage bauen Jeanbart selbstkritisch, «bisher haben Menschen vieles auf, um zu bleiben, wir Priester und Seelsorger uns darauf nicht um wegzugehen. Dank dem Mut beschränkt zu reden, dass Christinnen und dem Vertrauen von Menschen wie und Christen und ihr Land Syrien nicht Erzbischof Jeanbart und seiner Helfe- verlassen sollten». Aber nun sei der Zeit- rinnen und Helfer. punkt gekommen zu handeln, damit die Menschen und insbesondere die Chris- Begonnen im Jahre 2015 … tinnen und Christen in diesem Land «Built to stay» begann im Jahre 2015, eine Zukunft hätten, die es ihnen er- also mitten in der Zeit des Krieges. Zwei laubt zu bleiben. «Seit Beginn des Krie- Jahre später zog Erzbischof Jeanbart ges im Jahre 2011 haben wir ihnen beim eine erste Bilanz. Überleben zu helfen versucht.» Doch all ihr Engagement hätte es nicht ver-

4 Projekt mocht, die Gefahr für Leib und Leben Breit abgestützt und sorgfältig aufge- zu bannen. «Es war notwendig, etwas gleist: das ist die Aktion «Built to stay» anderes zu tun und der Situation mit von Aleppo. Mut und Stärke zu begegnen.» Drei Phasen, die dritte nach dem Krieg Klare Ziele genannt Drei Phasen kenne der Plan, so der Erz- Die Gruppe von Priestern und Laien bischof. Begonnen hätten sie mit einem rund um den Erzbischof einigte sich zu Berufsausbildungsprojekt im Bauge- Beginn ihrer Arbeit auf unter anderem werbe. Der Bereich des Wiederaufbaus folgende Ziele: sei der einzige, der Arbeitsplätze schaf- – Sammlung von möglichst vielen fen konnte. Schreiner, Hüttenarbeiter, Mitarbeitenden Elektriker, Klempner und Aluminium- – Durchführung einer Informations- arbeiter: diese fünf Kurse werden mo- und Sensiblisierungskampagne mentan mit grossem Erfolg geführt. – Mithilfe von Think Tanks und Auch das zweite Projekt kommt Hand- Forschung die tatsächlichen Bedürf- werkern zu Gute: sie erhalten kleine, nisse zu ermitteln zinslose Kredite. So können sie wieder – Sofortiger Start der dringendsten zu Arbeit kommen und sind nicht mehr Projekte wie dem Wiederaufbau von Almosen anderer abhängig. Erzbi- von Häusern, aber auch das Wieder­ eröffnen von Betrieben und Werk- stätten – Baldige Errichtung eines Notfonds und Schaffung eines Solidaritätfonds – Erstellung eines Plans für mittelfris- tig bedeutende Entwicklungsprojekte: Wohnungen. Bildungseinrichtungen, Kooperativen und soziokulturelle Zentren, medizinische Kliniken und Unser Gesprächspartner Jean-Clément Apotheken. Jeanbart wurde am 15. April 1968 zum Ordenspriester der Aleppinischen Basi­ lianer (BA) geweiht. Der Patriarch von Antiochien Erzbischof Maximos V. Hakim weihte ihn am 16. September 1995 zum Bischof, 1999 wurde er zum Aposto­ lischen Visitator für die Melkitische Griechisch-Katholische Kirche in West- europa ernannt. Nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien wurde im August 2012 die Residenz Jeanbarts in Aleppo geplündert.

HeiligesLand 3 2018 5 Projekt

schof Jeanbart schreibt: «Diese erste Phase wurde dank der Unterstützung verschiedener Hilfsorganisationen in der Schweiz und den USA weitgehend realisiert.» In einer zweiten Phase, die momentan läuft, soll eine Art Day Medicare Center, also eine Tagesklinik, eröffnet werden. «Ein medizinisches Versorgungspro- gramm», so Erzbischof Jeanbart, «wird heute dringend benötigt.» Daneben wird auch der Aufbau eines Kommunika­ tions­zentrums vorangetrieben werden, + «Built to stay» – Menschen werden ermutigt, der die Christinnen und Christen mit in Aleppo zu bleiben ihrem Hintergrund verbinden will, sie somit ermutigen will, in diesem reli- giös (früher) sehr vielfältigen Land zu Einblick in eine Realität, die verhee- bleiben. rend und doch hoffnungsvoll ist Und in einer dritten und letzten Phase, Wir konnten nicht durch Aleppo laufen, die aber erst nach dem Ende des Kriegs konnten keine Menschen, die sich mit beginnen kann, sollen verschiedene «Built to stay» vielfältig für den Wie- Wohnhäuser für junge Famlien gebaut deraufbau der Stadt einsetzen treffen. werden und es sollen Schulen wieder- Aber wir konnten dank Jean-Clément hergestellt werden. Jeanbart doch einen Einblick erhalten in eine Realität in Syrien, die der SHLV – und damit Sie als Spenderinnen und Spender – mittragen, durch Beten, Be- « Ich schlage (angesichts der Emigration gegnen und Spenden als die drei Säulen von Christen) vor, Optimismus unter der Solidarität, wie es die Schweizer Bi- unseren Gläubigen zu verbreiten, was schöfe in ihrem Brief zum Karwochen- ihre Zukunft im Land betrifft. Unsere opfer 2018 geschrieben haben. Länder sind doch auch nicht ganz ohne Ressourcen und Werte! Lernen wir doch, + Ludwig Spirig-Huber, Bern Freunde unserer muslimischen Brüder + Weitere Informationen zum «Built to stay» zu sein; helfen wir ihnen, sich uns gegen- finden Sie auf unserer Homepage über zu öffnen! » heiligland.ch/alle-aktualitaeten Erzbischof Jean-Clément Jeanbart, Aleppo

6 Kommentar

«Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!»

Diese Redewendung wird dem russischen Politiker Lenin zuge­schrieben. Sie will besagen, man soll sich nur auf das verlassen, was man nachgeprüft hat.

Hilfswerke wie der Schweizerische Hei- Menschen, die Sie bestimmt haben, ein- ligland-Verein müssen sich oft mit die- gesetzt werden können. Darum müssen sem Sprichwort herumschlagen. Infor- wir – neben all dem Vertrauen – auch mationen von unseren Partnerorga- kontrollieren, prüfen. Müssen nachfra- nisationen: darf man ihnen vertrauen? gen in Aleppo, in Bethlehem, in , Oder sprechen wir erst dann Geld, in Bagdad oder in . Überall dort, wenn wir wirklich nachgeprüft haben wo der SHLV mit Ihrem Geld Projekte (sofern wir das auch konnten), ob die unterstützt. Zuwendungen gerechtfertigt sind, ob Und: wir haben unsere Kriterien, wem sie auch wirklich an den richtigen Ort wir wie viel Geld geben. Im Gespräch kommen. mit unseren Partnern, aber auch in der Die Antwort ist nicht einfach: zum ei- Arbeit auf Geschäftsstelle und im Vor- nen gehört Vertrauen zu den wichtigs- stand sind wir ständig bemüht, diese ten christlichen Tugenden und ist für Kriterien zu verfeinern, alles mit dei- eine Partnerschaft gerade im Dienste nem einen Ziel: dass Ihr Geld zu den von bedürftigen Menschen enorm wich- Menschen kommt, die es nötig haben. tig. Wir können von hier aus nicht an- Und dass mit Ihrem Geld Aufbauar- nähernd nachvollziehen, was es heisst beit geleistet werden kann – so wie in in einer Situation der Gewalt, des Krie- Aleppo von all den Menschen rund um ges, der wirtschaftlichen Unsicherheit, Jean-Clément Jeanbart. der Existenzangst zu leben und auf die Doch: Kontrolle ist in Syrien in diesen Unterstützung und den Goodwill von dunklen Jahren schwierig. Da ist es gut, Unbekannten aus anderen Gegenden dass Vertrauen, viel Vertrauen aufge- der Welt angewiesen zu sein. Darum baut werden konnte in all den Jahren müssen und dürfen wir Vertrauen in der Zusammenarbeit vor dem Krieg. die sozialen und anderen Kompetenzen So müsste mal Lenin wohl korrigieren: unserer Partner haben. ja, Kontrolle ist sinnvoll, aber Vertrauen Doch nur Vertrauen wäre wohl fahrläs- hilft ungemein! In der Entwicklungszu- sig. Als SHLV sind wir, wie jede andere sammenarbeit braucht es beides, und Hilfsorganisation auch, für die Gelder, beides in richtigem Masse: Vertrauen die Sie, geschätzte Spenderinnen und und Kontrolle. Spender uns anvertrauen, verantwort- lich. Sie haben das Recht zu über­prüfen, + Ludwig Spirig-Huber, Bern ob Ihre Gelder für den Zweck und die

HeiligesLand 3 2018 7 Bericht

Die Lage in Syrien ist verheerend

An der diesjährigen Versammlung der katholischen Hilfswerke für die christlichen Ostkirchen (ROACO) im Juni in Rom stand die politische und humanitäre Lage in den Ländern des Nahen Ostens im Mittel­punkt. Co-Präsident Andreas Baumeister vertrat den Vorstand des Schweize­ rischen Heiligland-Vereins in diesem Jahr.

Insbesondere die Lage in Syrien kam Menschen sind vertrieben, zwei Drittel in den Fokus der Berichterstattung der der Ärzte haben das Land verlassen, Kuriendiplomaten im Nahen Osten. Ein ein Drittel der Schulen sind zerstört. Vatikanbeobachter zitierte die Schwei- 2,8 Mio. Kinder können keine Schulen zer Kriegsanklägerin Carla del Ponte, besuchen. die den Syrienkrieg unter den Kriegen, die sie untersucht hatte, als den grau- samsten bezeichnete. Er legte erschüt- ternde Zahlen auf den Tisch: 13,1 Mio. Menschen von 21 Mio., die noch in Sy- rien leben, sind heute auf humanitäre Hilfe angewiesen, darunter 6 Mio. Kin- der. 5,6 Mio. Menschen hungern. 70 Pro- zent der Be­völ­kerung lebt in extremer Armut. 2 Mio. Menschen leben in schwer zugänglichen Gebieten und können sich nicht im Land bewegen. Weitere 5,6 Mio. leben als Flüchtlinge in den Nachbar- + Grosse Betroffenheit der Teilnehmenden ländern Türkei, Libanon, Jordanien und auf dem internationalen Treffen in Irak, darunter 2,6 Mio. Kinder. 12 Mio. Rom angesichts verstörender Fotos aus dem Syrien­krieg

2018 hat sich die humanitäre Krise in Syrien weiter zugespitzt, 700 000 Menschen wurden allein in diesem Jahr in die Flucht getrieben, in Idlib und Ost-Gouta ist die humanitäre Situation katastrophal. Der Exodus der Christinnen und Christen schreitet voran, weil sie keine Zukunft sehen, keine Bewegungsfreiheit haben und unter der schweren ökonomischen Krise leiden. Im achten Jahr des Syrienkriegs sind die Folgen verheerend. Fazit eines Vatikanbeobachters

8 mit Hilfe finanzieller Unterstützung von Gläubigen aus aller Welt die Kirchen im Nahen Osten am Leben gehalten.

Ökumenischer Einsatz Franziskus würdigte auch den Einsatz für die Ökumene. Die Unterstützung der + Papst Franziskus legte den vorbereiteten Ostkirchen helfe dem Papst, Wege zur Text auf die Seite und sprach frei über «sichtbaren Einheit aller Christinnen die Situation der Christinnen und Christen und Christen» zu suchen. im Nahen Osten Die Hilfswerke hatten drei Tage im Juni in Rom über die Lage im Nahen Osten Papst Franziskus sieht «Risiko beraten. Die «Riunione delle Opere di einer Auslöschung» der Christinnen Aiuto per le Chiese Orientali» (ROACO) und Christen im Nahen Osten wurde 1968 mit dem Ziel gegründet, die Am letzten Tag der Versammlung der Hilfe für die katholischen Ostkirchen Hilfswerke für christliche Ostkirchen zu bündeln und zu koordinieren. zeigte sich Papst Franziskus sehr be- sorgt über die Lage der Christinnen und + Andreas Baumeister, Liestal Christen im Nahen Osten. «Es gibt das Risiko, ich will nicht sagen die Absicht, aber das Risiko, die Christen auszulö- schen», sagte er am Freitag im Vatikan vor der Vereinigung der Hilfswerke für die katholischen Ostkirchen. Franziskus sprach frei; seinen vorbe- reiteten Redetext händigte er aus. Die Leiden der Menschen im Nahen Osten interessierten die Mächtigen der Welt nicht, sagte der Papst; es gehe ihnen nur um die Vorherrschaft. Für die Kriegs­ flüchtlinge in der Region machte er die «Sünde eines Widerspruchs zwischen Glauben und Leben» verantwortlich. Im vorbereiteten Text verlangte der + Co-Präsident Andreas Baumeister Papst erneut die Wahrung des Son­ bei der offiziellen Audienz des Papstes derstatus von «jenseits ver- für die Teilnehmenden der Roaco schiedener Spannungen und politischer Streitigkeiten». Die Mitgliederorganisa- tionen der ROACO, darunter auch der Schweizerische Heiligland-Verein, habe

HeiligesLand 3 2018 9 Generalversammlung

Unser Gast am 17. September in Aesch BL

Metropolit Nicolas Antiba: 1945 geboren in Aleppo, Priester und Mönch des Basilianerordens, 2012 – 2018 Erzbischof von Bosra und Hauran, seit März 2018 Patriarchalvikar der griechisch-katholisch melkitischen Kirche mit Sitz in Damaskus. Seit Juli 2017 heisst der Patriarch .

Vortrag an unserer GV und haben vor kurzem mit der Rückerobe- Herbstaktion 2018 rung der Provinz Daraa begonnen, was Metropolit Nicolas Antiba wird an un- zu grossen Fluchtbewegungen geführt serer Generalversammlung in Aesch BL hat. Die Provinzhauptstadt Daraa liegt einen Vortrag über die Lage der Chris- in seiner ehemaligen Diözese. Die Be- tinnen und Christen in Syrien, insbe- völkerung lebt in ständiger Angst; so sondere in der Diözese Hauran in Süd- liegt Suweida – eine drusische Stadt, wo syrien halten. Die politische Situation in im Juli 2018 ein Massaker der IS statt- seinem ehemaligen Bistum ist seit eini- fand, bei dem über 200 Menschen ihr gen Wochen sehr unruhig und wechselt Leben verloren und 150 Menschen ver- von Tag zu Tag. Die Regierungstruppen letzt wurden – gleich neben einem christ­lichen Dorf des Bistums Hauran.

+ Monsignore Nicolas Antiba bei einem Vortrag in Villars-sur-Glâne im Oktober 2016

10 Viele Menschen sind nach Damaskus oder an die jordanische Grenze geflo- hen. Mon­signore Antiba wird für die Herbstaktion 2018 ein Projekt vorschla- gen, das auf die aktuelle Notsituation in seiner ehemaligen Diözese reagiert.

Ordentliche Generalversammlung 2018

Montag, 17. September 2018 Kath. Pfarrei St. Josef, Pfarreiheim. In den Saalbünten 1, 4147 Aesch BL Programm 14:00 Gottesdienst in der Kapelle 14:45 Begrüssungskaffee

15:15 Traktanden Generalversammlung 1. Begrüssung 6. Jahresrechnung 2017 2. Wahl der Stimmenzähler/innen 7. Rücktritte/Wahlen 3. Traktanden GV 2018 8. Mitgliederbeitrag 4. Protokoll GV 2017 9. Anträge (falls vorhanden) 5. Jahresbericht 2017 10. Mitteilungen und Varia

17:00 Nachtessen im Restaurant Harfe Alterszentrum «Im Brüel», Pfeffingerstrasse 10, 4147 Aesch BL

18:30 Referat und Austausch Gast Metropolit Nicolas Antiba Patriarchalvikar der Griechisch-katholisch melkitischen Kirche, Damaskus, Syrien Thema Die Christinnen und Christen in Syrien und im Besonderen in der Diözese Hauran (Südsyrien) Simultanübersetzung auf Deutsch

20:00 Ende

Anfahrt / Verkehrsverbindungen S-Bahn Linie 3 Ab Basel SBB Richtung Laufen-Delémont-Porrentruy, Haltestelle Aesch. Fahrzeit 15 Min., anschliessend Fussweg 15 Min. Tram Linie 11 Ab Basel SBB Richtung Aesch Dorf, Haltestelle Aesch Dorf (Endstation). Fahrzeit 34 Min., anschliessend Fussweg 8 Min. Bitte benutzen Sie die öffentlichen Verkehrsmittel, da keine Parkplätze zur Verfügung stehen.

11 Nachricht

Ein Therapieraum für alle Sinne

In Jerusalem besuchen 90 000 Kinder und Jugendliche die Schule, mehr als 15 000 von ihnen christliche Schulen. Sie leben in dieser Stadt, in der sich die Situation ständig verschlechtert, und sehen sich seit einigen Jahren zunehmend mit Problemen wie Gewalt, Drogenabhängigkeit­ und der Zunahme von Schulabbrüchen konfrontiert.

Heilpädagogik in Ost-Jerusalem eine Sozialabteilung mit sechs Sozial- Bei einigen Schulen liegen die Abbruch- arbeitern. Bedürftige Familien werden quoten bei den Gymnasiasten bei 35 Pro- begleitet und erhalten eine finanzielle zent; bei den christlichen Schulen sind Unterstützung, damit ihre Kinder die sie bei 2 bis 4 Prozent. Schule auch abschliessen. Das Collège des Frères (CDF) besteht 2007 wurde eine heilpädagogische Ab- seit 1876 und hat Generationen von Je- teilung geschaffen, die sich mit den rusalemiten geprägt. Derzeit besuchen Gründen der Lernschwierigkeiten und 1650 Schülerinnen und Schüler diese der vielen Schulabbrüche befasst. Das Schule, davon sind 50 Prozent Christen. CDF erfasste erstmalig Schülerinnen Von den 160 Lehrerinnen, Lehrern und und Schüler mit Dyslexia, Dyscalculia, Angestellten sind 80 Prozent Christen. Dysgraphia, ADHD, DHD und Autismus; Der Anteil Christen in Jerusalem ist auf gemäss Statistiken leiden rund 20 Pro- 1,2 Prozent geschrumpft. Das CDF führt zent der Schüler in Jerusalem unter ei- ner Lernschwäche, 80 bis 90 Prozent der Schulabbrecher sind zwischen 12 und 13 Jahre alt. Das CDF beschäftigt inzwi- schen zehn Heilpädagogen. Im vergan- genen Jahr haben sie mit 200 Schülern gearbeitet.

Schulen suchen Unterstützung beim CDF Das CDF ist mit den in den letzten Jahren gewonnenen Erfahrungen, dem internen Erfassungssystem, den Wei- terbildungen und dem Arbeiten mit den + Das Lehrerinnen- und Lehrerkollegium am Kindern wegweisend. Zahlreiche Schu- Collège des Frères in Jerusalem len suchen inzwischen Unterstützung beim CDF, ist sie doch die einzige Schule, die systematisch und professionell mit Kindern mit Lernschwächen arbeitet.

12 Das «Al-Farah Center for Supporting and empowering of students with learn- ing difficulties» wurde gegründet, um Kontinuität und Nachhaltigkeit zu ge- währleisten. In den letzten vier Jahren konnten Zusammenarbeiten mit den zwei eigenen Schulen in Beit-­Hanina und New Gate, der Terra Santa school, St. Jo- seph school, Rosary school, St. Geor­ges Auszug school, Pillar school, Mar Mitri school sowie Kooperationen mit den Universi- täten in Bethlehem und Jerusalem ver- Kassensturz einbart werden. Das Zentrum hat be- April bis Juni 2018 reits über 100 Lehrerinnen und Lehrer Den vollständigen Kassensturz weitergebildet, hunderte von Schülern des 2. Quartals 2018 finden Sie auf beurteilt und den Lehrpersonen syste- unserer Website www.heiligland.ch matische Pläne zur Verfügung gestellt, damit sie an ihren Schulen professio- Projekte CHF nell arbeiten können. Ägypten Hilfe für Frauen in Minia Ein neuer «Sensory room» Zeitschrift 2/2018 2 191.80 Heute sind im Zentrum 20 Lehrperso- Israel Haus Gnade, Haifa 1 513.35 nen und zwei Koordinatoren tätig, die Christian Family über 220 Schüler mit Lernschwierigkei- Center, Haifa ten in den Partnerschulen betreuen. Herbstaktion 2017 895.25 Ende des Schuljahres 2016/2017 trafen Libanon Schule in Jabboulé 1 578.00 sich Lehrer, Eltern, Berater und die Ad- Palästina Handwerkerschule ministration zu einem Workshop. Dabei der Salesianer, wurde erkannt, dass ein «sensory room», Bethlehem Zeitschrift 1/2018 3 614.25 ein «Therapieraum für alle Sinne» hilf- reich wäre. Der Kostenvoranschlag liegt Holy Child Program, Beit Sahour 2 169.60 bei rund USD 30 000. Wir unterstützen die Installation dieses Therapieraums Syrien Centre Al-Mukhales, Homs mit CHF 6000 aus dem Notfallkonto des Zeitschrift 3/2017 8 050.00 Karwochenopfers. Krankenschwestern für Aleppo 3 000.00 Vermerk für Ihre Spende: Heilpädagogik am CDF Freie Spenden 4 340.70 Messstipendien 7 005.00

HeiligesLand 3 2018 13 Nachricht

Bait Anya zieht um

In der Ausgabe 4/2017 unserer Zeitschrift haben wir das Projekt «Bait Anya» in Bagdad näher vorgestellt. Seither hat sich dort einiges getan. Bait Anya kann bald umziehen. Ihr neues Zuhause wird grösser sein und mehr Platz haben, auch für neue Bewohnerinnen.

sammen kommt gemäss Kostenvoran- schlag auf rund USD 10 000 zu stehen. Wir schicken Bait Anya CHF 6000 aus dem Notfallkonto des Karwochenop- fers, damit sie das Haus fertig einrich- ten können. Dann findet der Umzug statt und im neuen Haus wird endlich Leben einkeh- ren. Und zu den bisherigen Bewohne- rinnen können ein paar glückliche Neu- zuzügerinnen stossen. Die Warteliste wird dann für einen Moment lang et- 2010, also zu jener Zeit, als Bait Anya was kürzer. Bait Anya aber strahlt noch eine neue Unterkunft suchen musste, stärker. bot ihnen der irakische Staat ein Haus an, für die behinderten und kranken Vermerk für Ihre Spende: Menschen. Wegen der damals herr- Einrichtung für Bait Anya schenden Situation im Lande konnten sie die Liegenschaft aber nicht her­ richten. Inzwischen ist das aktuell bewohnte Haus aber viel zu klein und + Bait Anya, Bagdad die Warteliste viel zu lang. Zahlreiche freiwillige Helfer haben die Liegenschaft von 2010 inzwischen ins- tand gestellt und bewohnbar gemacht. Jetzt ist sie fast fertig, es fehlen noch einige Haushaltgeräte und technische Installationen. Da im neuen Heim ei- nige Personen mehr aufgenommen werden können, braucht es zusätzliche Zimmereinrichtungen. Aber auch Kühl- schränke und Kühltanks für Wasser, Ventilatoren, Heizöfen usw. Alles zu-

14 Reise

«Wir besuchen unsere Partner!»

Nach Israel/Palästina 2016 und Libanon 2017 Prospekte und weitere führt uns unsere kommende Reise zu Partnern Informationen des Schweizerischen Heiligland-Vereins nach Geschäftsstelle des SHLV Ägypten vom 3. bis 9. März 2019. Winkelriedstrasse 36 6002 Luzern Wer sind die Menschen, die Geld vom SHLV T 041 429 00 03 für ihr Engagement bekommen? Was tun sie [email protected] damit? Wie sehen sie ihre Zukunft? Und: Was www.heiligland.ch wünschen sie sich von uns?» All diese Fragen oder beim verantwort- stehen im Hintergrund der Begegnungsreisen lichen Reisebüro von Vorstandsmitgliedern des SHLV gemeinsam TERRA SANCTA TOURS AG mit Ihnen, den Spenderinnen und Spendern. Burgunderstrasse 91, 3018 Bern Es sind wertvolle Begegnungen und gemein­ T 031 991 76 89 same Gespräche, die während unserer Reise [email protected] möglich werden. Wir werden einen tiefen Ein­ www.terra-sancta-tours.ch blick in die Lebenswelt und die Lebenserfah­ Auch an der GV des SHLV vom 17. September rungen der Menschen bekommen, mit denen 2018 in Aesch BL werden wir Ihnen diese Reise der SHLV zusammen­arbeitet. Und nicht nur vorstellen. das: wir selber werden reich beschenkt von diesen Männern und Frauen – ihre Gastfreund­ schaft kann uns tief berühren und wiederum Ausblick neu motivieren, uns für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einzusetzen. «HeiligesLand» 4, Dezember 2018 Nicht nur das: auf unserer Reise werden wir Wir führen ein Interview mit Schwester Jocelyne auch einige Sehenswürdigkeiten in diesem über die Fortschritte an ihrer Schule in Jabboulé nordafrikanischen Land besuchen, um so den dank Ihrer Spenden, besuchen unsere Projekt­ kulturellen und geschichtlichen Hintergrund partner «Solidarité Liban-Suisse» in Stans NW, des Landes und der Menschen, die dort leben, stellen den libanesischen Landesheiligen, den zu erfahren. Heiligen Charbel, vor und präsentieren aktuelle Begleitet werden wir auf dieser Reise von Projekte, die wir im Libanon unterstützen. Hans Rahm, Vorstandsmitglied SHLV, der selber mehr als zehn Jahre in Ägypten gelebt hat, und www.heiligland.ch Mohammed Abdul Wahed, einem einheimi­ Aktuelle Nachrichten aus den Ländern des Nahen schen deutschsprechenden Guide. Ostens finden Sie auf unserer Website. Kommen Sie mit – vom 3. bis 9. März 2019. Wir werden jeweils in Kairo, nahe den Pyramiden,­ übernachten und von dort zu den Sehens­ Unser Konto für Ihre Spende würdigkeiten und zu unseren Partnerprojekten PK 90-393-0 hinausfahren, in die Region der ägyptischen IBAN CH78 0900 0000 9000 0393 0 Hauptstadt Kairo oder in das christlich BIC POFICHBEXXX geprägte Gebiet rund um die Stadt Minia. Mehr dazu auf www.heiligland.ch/hier-spenden Danke für Ihre Spende! Danke! HeiligesLand 3 2018 15 P. P. CH-6002 Luzern Post CH AG

«Ich schlage vor, Optimismus unter unseren Gläubigen zu verbreiten, was ihre Zukunft im Land betrifft.»

Erzbischof Jean-Clément Jeanbart, Aleppo