Heiligesland

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Land Heiliges 3 2018 • 113. Jahrgang Inhalt Editorial 3 Projekt Built to stay – bâtir Liebe Leserin, lieber Leser pour rester Kriegsende: davon sprechen wieder mehr Menschen 8 Bericht Die ROACO in Rom in Syrien. Es wäre ihnen von Herzen zu gönnen, mehr 10 Generalversammlung als siebeneinhalb Jahre nach dem Ausbruch dieses so Unser GV-Gast verheerenden und verstörenden Krieges. Doch was heisst Metropolit Nicolas Antiba das? Wann ist ein Krieg zu Ende? Wenn die Waffen 14 Nachricht Bait Anya zieht um schweigen? Wenn ein Gefühl, einigermassen sicher zu sein, sich einstellt? Wenn die Infrastruktur wieder einigermassen leidlich funktioniert? … Fortsetzung S. 2 Aleppo in Syrien Aufbauen um zu bleiben Fortsetzung Editorial Wenn die körperlichen Wunden des Krieges bei den Menschen verheilt sind? Oder erst wenn die psychischen Wunden verheilt sind? Auch der griechisch-katholische Erzbischof Jean- Clément Jeanbart, ein «alter Bekannter» des SHLV spricht vom bevorstehenden Kriegsende. Und berichtet von seinem grossen Aufbauprojekt Ludwig Spirig-Huber «Built to stay», «Aufbauen zum Bleiben», für Co-Präsident SHLV das er sich mit vielen Menschen in vielen konkre- ten Projekten engagiert. Es sei Zeit geworden, «der Situation mit Mut und Stärke zu begegnen». Co-Präsident Andreas Baumeister berichtet von seiner Teilnahme an der ROACO in Rom. «Ein Vatikan beobachter zitierte die Schweizer Kriegs- anklägerin Carla del Ponte, die den Syrienkrieg unter den Kriegen, die sie untersucht hatte, als den grausamsten bezeichnete», schreibt er. Impressum Zeitschrift des Schwei- An der diesjährigen GV des Schweizerischen zerischen Heiligland-Vereins (SHLV) – Solidarität mit den Brüdern und Heiligland-Vereins im Pfarreiheim Aesch BL Schwestern in den Ursprungsländern werden wir dann direkt mit einem syrischen des Christentums + Erscheint viermal jährlich + Co-Präsidenten Andreas Bischof reden können. Bischof Nicolas Antiba Baumeister, Tiergartenstrasse 24, aus dem südsyrischen Hauran-Gebiet wird uns 4410 Liestal und Ludwig Spirig-Huber, Burgunderstrasse 91, 3018 Bern seine Sicht der Dinge live schildern können. + Redaktion Ludwig Spirig-Huber, Doch nicht nur nach Syrien richten wir unseren Burgunderstrasse 91, 3018 Bern, [email protected] + Konzept Blick in diesem Heft. Wir blicken auch nach und Layout atelierrichner.ch + Fotos Ägypten, dem Ziel unserer nächstjährigen Reise Titel: Screenshot aus einem Video von SOS Chrétiens d’Orient; SHLV (S. 3, 5–9, «Wir besuchen unsere Partner!». Wir laden Sie 12, 14 und 16); Fotolia (S. 4); Christoph ganz herzlich ein, mit uns auf diese Reise zu von Siebenthal (S. 10) + Druck Brunner Medien AG, 6011 Kriens + Papier Plano- kommen. Art 100 gm2 + Abonnement ist im Ich freue mich, Sie am 17. September in Aesch Mitgliederbeitrag von jährlich CHF 40.– inbegriffen, nur Zeitschrift CHF 20.– ­ zu treffen. + Geschäfts stelle Schweizerischer Heiligland-­Verein, Winkelriedstrasse 36, Postfach 3141, CH-6002 Luzern | T +41 41 429 00 03 | F +41 41 429 00 01 www.heiligland.ch | [email protected] + Adressände rungen Bitte an Ludwig Spirig-Huber Geschäftsstelle melden + Postkonto 90-393-0 + IBAN CH78 0900 0000 9000 0393 0 Projekt Built to stay – bâtir pour rester «Es war notwendig, der Situation mit Mut und Stärke zu begegnen» Der Name ist Programm: Bauen, um zu bleiben. Aleppo, die einst so lebendige Millionenstadt im Norden Syriens mit ihrer illustren Geschichte und ihrem traumhaft schönen Bazar – sie wurde grossflächig in den ver- gangenen Jahren zerstört. Nun wird vieles wiederaufgebaut. Mit dabei ist auch das Bistum Aleppo unter Erzbischof Jeanbart. «Built to stay», «Auf- bauen um zu bleiben» ist der treffende Name für dieses grosse Projekt. Was stimmt nun? «Die Lage in Syrien immer mehr Christinnen und Chris- ist verheerend», heisst es im Artikel von ten das Land, in dem Paulus seine Be- SHLV-Präsident Andreas Baumeister auf kehrung erlebte, in dem (sehr wahr- Seite 8. Oder stimmt das, was der Erz- scheinlich) das Matthäus-Evangelium bischof von Aleppo, Msgr. Jeanbart, den geschrieben wurde, das Land, in dem die Situation in seiner Stadt an das Menschen, die an Christus glaubten, Gleichnis vom Senfkorn denken lässt? zum ersten Mal als «Christen» bezeich- Wohl beides. In einer solchen Situa- net worden waren. tion, wie sie die Menschen in Syrien leben müssen, kann trotzdem vieles Leider nicht möglich: ein Spaziergang wachsen. Solche Initiativen unterstützt durch Aleppo der Schweizerische Heiligland-Verein. Es wäre schön, wenn wir mit Erzbischof Doch das soll unseren Blick nicht trü- Jeanbart durch Aleppo streifen und ben. Weiterhin ist die Lage im Land all das besichtigen könnten, das im «verheerend». Zudem verlassen auch Rahmen von «Built to stay» erarbeitet und aufgebaut wird. Es wäre spannend, könnten wir all die Menschen treffen, die sich im Rahmen dieser Projekte en- gagieren, und es wäre beeindruckend, Frauen und Männer und Kinder zu be- gegnen, denen so geholfen werden kann. Und sicher würde Erzbischof Jeanbart uns auch noch die eine oder andere + Erzbischof Jeanbart zu Besuch in einer aleppinischen Kirche HeiligesLand 3 2018 3 Der Situation mit Mut und Stärke begegnen Sehenswürdigkeit dieser wunderbaren Stadt Aleppo zeigen … doch das meiste ist zerstört: neben den vielen Woh- nungen auch zum Beispiel die uralte Omajadenmoschee mit ihrem markan- Und Jean-Clément Jeanbart ist zuver- ten Minarett oder der weltberühmte sichtlich. «Built to stay», «Aufbauen Suk … Ein solcher Gang durch die Stadt um zu bleiben» will Zeichen setzen. ist nicht möglich. Und tut dies auch. Denn, so Erzbischof Ja, in dieser verheerenden Lage bauen Jeanbart selbstkritisch, «bisher haben Menschen vieles auf, um zu bleiben, wir Priester und Seelsorger uns darauf nicht um wegzugehen. Dank dem Mut beschränkt zu reden, dass Christinnen und dem Vertrauen von Menschen wie und Christen und ihr Land Syrien nicht Erzbischof Jeanbart und seiner Helfe- verlassen sollten». Aber nun sei der Zeit- rinnen und Helfer. punkt gekommen zu handeln, damit die Menschen und insbesondere die Chris- Begonnen im Jahre 2015 … tinnen und Christen in diesem Land «Built to stay» begann im Jahre 2015, eine Zukunft hätten, die es ihnen er- also mitten in der Zeit des Krieges. Zwei laubt zu bleiben. «Seit Beginn des Krie- Jahre später zog Erzbischof Jeanbart ges im Jahre 2011 haben wir ihnen beim eine erste Bilanz. Überleben zu helfen versucht.» Doch all ihr Engagement hätte es nicht ver- 4 Projekt mocht, die Gefahr für Leib und Leben Breit abgestützt und sorgfältig aufge- zu bannen. «Es war notwendig, etwas gleist: das ist die Aktion «Built to stay» anderes zu tun und der Situation mit von Aleppo. Mut und Stärke zu begegnen.» Drei Phasen, die dritte nach dem Krieg Klare Ziele genannt Drei Phasen kenne der Plan, so der Erz- Die Gruppe von Priestern und Laien bischof. Begonnen hätten sie mit einem rund um den Erzbischof einigte sich zu Berufsausbildungsprojekt im Bauge- Beginn ihrer Arbeit auf unter anderem werbe. Der Bereich des Wiederaufbaus folgende Ziele: sei der einzige, der Arbeitsplätze schaf- – Sammlung von möglichst vielen fen konnte. Schreiner, Hüttenarbeiter, Mitarbeitenden Elektriker, Klempner und Aluminium- – Durchführung einer Informations- arbeiter: diese fünf Kurse werden mo- und Sensiblisierungskampagne mentan mit grossem Erfolg geführt. – Mithilfe von Think Tanks und Auch das zweite Projekt kommt Hand- Forschung die tatsächlichen Bedürf- werkern zu Gute: sie erhalten kleine, nisse zu ermitteln zinslose Kredite. So können sie wieder – Sofortiger Start der dringendsten zu Arbeit kommen und sind nicht mehr Projekte wie dem Wiederaufbau von Almosen anderer abhängig. Erzbi- von Häusern, aber auch das Wieder- eröffnen von Betrieben und Werk- stätten – Baldige Errichtung eines Notfonds und Schaffung eines Solidaritätfonds – Erstellung eines Plans für mittelfris- tig bedeutende Entwicklungsprojekte: Wohnungen. Bildungseinrichtungen, Kooperativen und soziokulturelle Zentren, medizinische Kliniken und Unser Gesprächspartner Jean-Clément Apotheken. Jeanbart wurde am 15. April 1968 zum Ordenspriester der Aleppinischen Basi- lianer (BA) geweiht. Der Patriarch von Antiochien Erzbischof Maximos V. Hakim weihte ihn am 16. September 1995 zum Bischof, 1999 wurde er zum Aposto- lischen Visitator für die Melkitische Griechisch-Katholische Kirche in West- europa ernannt. Nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien wurde im August 2012 die Residenz Jeanbarts in Aleppo geplündert. HeiligesLand 3 2018 5 Projekt schof Jeanbart schreibt: «Diese erste Phase wurde dank der Unterstützung verschiedener Hilfsorganisationen in der Schweiz und den USA weitgehend realisiert.» In einer zweiten Phase, die momentan läuft, soll eine Art Day Medicare Center, also eine Tagesklinik, eröffnet werden. «Ein medizinisches Versorgungspro- gramm», so Erzbischof Jeanbart, «wird heute dringend benötigt.» Daneben wird auch der Aufbau eines Kommunika- tions zentrums vorangetrieben werden, + «Built to stay» – Menschen werden ermutigt, der die Christinnen und Christen mit in Aleppo zu bleiben ihrem Hintergrund verbinden will, sie somit ermutigen will, in diesem reli- giös (früher) sehr vielfältigen Land zu Einblick in eine Realität, die verhee- bleiben. rend und doch hoffnungsvoll ist Und in einer dritten und letzten Phase, Wir konnten nicht durch Aleppo laufen, die aber erst nach dem Ende des Kriegs konnten keine Menschen, die sich mit beginnen kann, sollen verschiedene «Built to stay» vielfältig für den Wie- Wohnhäuser für junge Famlien gebaut deraufbau der Stadt einsetzen treffen. werden und es sollen

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