Gericht Entscheidungsdatum Geschäftszahl Spruch Text
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05.02.2018 Gericht BVwG Entscheidungsdatum 05.02.2018 Geschäftszahl W247 2148686-1 Spruch W247 2148686-1/10E IM NAMEN DER REPUBLIK! Das Bundesverwaltungsgericht erkennt durch den Richter Mag. Robert-Peter HOFER als Einzelrichter über die Beschwerde von XXXX, geb. XXXX, StA. Afghanistan, vertreten durch die XXXX, gegen den Bescheid des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl vom 27.01.2017, Zl. XXXX, nach Durchführung einer mündlichen Verhandlung am 25.08.2017, zu Recht: A) Die Beschwerde wird gemäß § 28 Abs. 2 VwGVG als unbegründet abgewiesen. B) Die Revision ist gemäß Art 133 Abs. 4 B-VG nicht zulässig. Text ENTSCHEIDUNGSGRÜNDE: Der Beschwerdeführer (BF) ist afghanischer Staatsbürger, muslimischer Sunnit und der Volksgruppe der Paschtunen angehörig. I. Verfahrensgang: 1. Der Beschwerdeführer reiste spätestens am 25.06.2015 unrechtmäßig und schlepperunterstützt in das österreichische Bundesgebiet ein und stellte am selben Tag den gegenständlichen Antrag auf internationalen Schutz, zu welchem der Beschwerdeführer am 26.06.2015 vor der PI-Spielfeld AGM erstbefragt wurde. Nach Zulassung seiner Verfahrens wurde die beschwerdeführende Partei am 19.07.2016 von einem Organwalter des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl (BFA) im Beisein eines dem Beschwerdeführer einwandfrei verständlichen Dolmetschers für die Sprache DARI niederschriftlich einvernommen (siehe Niederschrift, AS 43). 2. Im Rahmen seiner Erstbefragung am 26.06.2017 gab der Beschwerdeführer zu seinem Fluchtgrund an, dass er in Afghanistan bei einer Baufirma als Maler gearbeitet habe. Die Firma habe Wohnungen für Polizisten modernisiert. Aus diesem Grund habe er Probleme mit den Taliban bekommen, er sei mit seinem Leben bedroht worden, falls er diese Tätigkeit weiter ausüben sollte. 3. Im Rahmen seiner Einvernahme vor dem Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl am 19.07.2016 gab der Beschwerdeführer zu seinen Fluchtgründen befragt an, dass seine Probleme bereits begonnen haben, als er noch zur Schule gegangen sei. Es habe einen Taliban-Anführer namens XXXX gegeben, der sehr radikal gewesen sei. Auf dem Weg zur Schule habe dieser ihn mehrmals belästigt. Er habe den Beschwerdeführer gefragt, warum er keine afghanische Kleidung trage und westlich gekleidet sei. Er habe seine Englischbücher zerrissen und sei der www.ris.bka.gv.at Seite 1 von 34 Bundesverwaltungsgericht 05.02.2018 Meinung gewesen, der Beschwerdeführer solle mit ihnen kämpfen statt zur Schule zu gehen. Als der Beschwerdeführer für die ausländische Baufirma gearbeitet habe, habe er für einen Monat Urlaub bekommen. Als er zurück nach Hause gegangen sei, sei er von Mitarbeitern von XXXX festgenommen worden. Diese hätten ihn gefoltert, ihn ausgepeitscht und heiße Metallreifen auf seinen Körper gelegt. Sie hätten ihm gesagt, ihn unter einer Voraussetzung freizulassen, indem der Beschwerdeführer entweder eine Bombe in diese Firma bringen oder ihnen Informationen über diese Firma beschaffen würde. Der BF habe sich aus Angst bereit erklärt. Außerdem hätten sie ihm gedroht, dass er eine alte Mutter habe und er lieber mit ihnen zusammenarbeiten solle. Nachdem der Beschwerdeführer wieder freigelassen worden sei, habe er wieder angefangen bei dieser Firma zu arbeiten und er habe jeden Kontakt zu den Taliban abgebrochen. Die Taliban hätten jedoch die Mutter des Beschwerdeführers aufgesucht und sie gefragt, wo sich der Beschwerdeführer aufhalte. Die Baufirma, für die er gearbeitet habe, habe Polizeistationen gebaut. Diese Baufirma sei finanziell vom Ausland, z.B. Amerika und Spanien, unterstützt worden. Danach habe der Beschwerdeführer für eine Organisation zur Unterstützung von behinderten und notbedürftigen Frauen gearbeitet. Diese Organisation sei finanziell von den Amerikanern und von der Botschaft unterstützt worden. Er habe als Fahrer für diese Organisation und eine weitere Organisation, die XXXX, gearbeitet. Als er einmal einen Mitarbeiter der einen Organisation in die andere Organisation gebracht habe, seien sie von den Taliban mit dem Auto verfolgt worden. Die Taliban hätten geschossen, aber das seien Warnschüsse gewesen. Sie hätten nur gewollt, dass sie anhalten. Der Beschwerdeführer aber habe nicht angehalten. Nachdem sie eine Brücke überquert haben, sei es ihnen gelungen, sich zu verstecken und die Polizei zu benachrichtigen. So wären sie davongekommen. Nach diesem Vorfall habe er gewusst, dass er nicht mehr in Sicherheit sei. Dies vor allem auch aus dem Grund, weil XXXXb der Mutter des Beschwerdeführers gesagt hätte, dass er einmal ihrem Sohn geholfen und ihn freigelassen habe, dieser aber sein Versprechen nicht gehalten habe. Ganz egal, wo er sich in Afghanistan verstecken sollte, werde er den Beschwerdeführer finden und ihm den Kopf abschneiden. Aus diesen Gründen sei er – so der Beschwerdeführer – gezwungen gewesen, aus Afghanistan zu flüchten. 4. Mit dem angefochtenen Bescheid des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl vom 27.01.2017, Zl. XXXX, wurde der Antrag des Beschwerdeführers auf internationalen Schutz hinsichtlich der Zuerkennung des Status des Asylberechtigten gemäß § 3 Abs. 1 iVm § 2 Abs. 1 Z 13 AsylG 2005 abgewiesen (Spruchpunkt I.) und ihm gleichzeitig gemäß § 8 Abs. 1 AsylG der Status des subsidiär Schutzberechtigten zuerkannt (Spruchpunkt II.) sowie gemäß § 8 Abs. 4 AsylG eine befristete Aufenthaltsberechtigung bis zum 27.01.2018 erteilt (Spruchpunkt III.). Das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl legte das Vorbringen des BF zu seinem Fluchtgrund seiner Beweiswürdigung zugrunde und hielt fest, dass sich aus dem Vorbringen des Beschwerdeführers keine Anhaltspunkte zu den in der Genfer Flüchtlingskonvention genannten und zu einer Asylgewährung führenden Gründen ergäben. Bei Übergriffen durch die Taliban und anderen fremden Personen handle es sich um Übergriffe durch kriminelle Dritte und es sei nicht davon auszugehen dass der afghanische Staat nicht gewillt oder nicht fähig sei, vor solchen Übergriffen zu schützen. Dies allein schon deswegen, da der Kampf gegen die Taliban ein zentrales Element der afghanischen Innen- und Sicherheitspolitik darstelle. Der Beschwerdeführer habe keine asylrelevante Komponente vorbringen können. Weiters habe der Beschwerdeführer keine Bedrohung, welche in einem kausalen Zusammenhang mit seiner Tätigkeit bei der XXXX, der XXXX sowie der XXXX stehe, glaubhaft vorbringen können. Die vom Beschwerdeführer vorgelegte Bestätigung des Dorfältesten, wonach er von den Taliban verfolgt werde, könne von jeder beliebigen Person ausgestellt worden sein. Zusammenfassend sei die belangte Behörde daher im Rahmen der von ihr vorzunehmenden Beweiswürdigung zu einem den Denkgesetzen und den Erfahrungen des Lebens entsprechenden Ergebnis gelangt, indem sie aufgrund des Vorbringen zu den Fluchtgründen zum Schluss gekommen, dass der Beschwerdeführer keine asylrelevante Verfolgung glaubhaft machen konnte. Das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl traf jedoch die Feststellung, dass die Heimatprovinz Herat zu den relativ volatilen Provinzen Afghanistans zähle und die allgemeine Sicherheitslage in Herat weiterhin volatil sei, weshalb die Behörde davon ausgegangen sei, dass die Zurückweisung, Zurückschiebung oder Abschiebung des Beschwerdeführers in sein Herkunftsland eine reale Gefahr einer Verletzung von Art. 2 EMRK, Art. 3 EMRK oder der Protokolle Nr. 6 und Nr. 13 zur Konvention bedeutend würde oder für den Beschwerdeführer als Zivilperson eine ernsthafte Bedrohung des Lebens oder der Unversehrtheit infolge willkürlicher Gewalt im Rahmen eines internationalen oder innerstaatlichen Konfliktes mit sich bringen würde. Aus diesem Grund sei dem Beschwerdeführer der Status der subsidiär Schutzberechtigten zuzuerkennen und eine befristete Aufenthaltsberechtigung zu erteilen gewesen. 5. Mit Verfahrensanordnung vom 27.01.2017 wurde dem Beschwerdeführer gemäß § 52 Abs. 1 BFA-VG von Amts wegen die ARGE Rechtsberatung als Rechtsberater für das Beschwerdeverfahren zur Verfügung gestellt. 6. Gegen Spruchpunkt I. dieses Bescheides erhob der Beschwerdeführer mit Schriftsatz vom 20.02.2017 die gegenständliche, rechtzeitige Beschwerde wegen inhaltlicher Rechtswidrigkeit infolge unrichtiger, rechtlicher www.ris.bka.gv.at Seite 2 von 34 Bundesverwaltungsgericht 05.02.2018 Beurteilung sowie wegen Verletzung von Verfahrensvorschriften. In der Beschwerde wurde vorgebracht, dass das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl seine Ermittlungspflicht dahingehend verletzt habe, dass es die vom Beschwerdeführer vorgelegten Beweismittel nicht untersuchen bzw. nicht übersetzen habe lassen und insbesondere nicht zur Entscheidungsfindung herangezogen habe, obwohl diese als entscheidungserheblich zu qualifizieren seien. Sämtliche vorgelegten Beweismittel würden zwar in den Feststellungen aufgelistet, fänden jedoch im Rahmen der Beweiswürdigung keinerlei Erwähnung oder Berücksichtigung. Es sei auch nicht nachvollziehbar, ob das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl dem Beschwerdeführer hinsichtlich seiner beruflichen Tätigkeit Glauben schenke. Bejahendenfalls hätte es Ermittlungen hinsichtlich der Gefährdungssituation von Angestellten internationaler Firmen und NGOs tätigen müssen. Weiters wurde in der Beschwerde ausgeführt, dass die im angefochtenen Bescheid getroffenen Länderfeststellungen unvollständig seien und sich nicht mit dem konkreten Fluchtvorbringen des Beschwerdeführers auseinandersetzten würden. Sie würden zwar allgemeine Aussagen über Afghanistan beinhalten, sich aber nicht mit den individuellen Problemen des Beschwerdeführers befassen und seien daher als Begründung zur Abweisung seines Antrags auf internationalen Schutz